Baccara Herzensbrecher Band 1

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DIE NACHT MIT DEM WÜSTENPRINZEN von TESSA RADLEY
Auf keinen Fall will Tiffany die glutvollen Blicke des attraktiven Gastes erwidern. Schließlich kellnert sie nur in dieser Bar, weil ihre Handtasche mitsamt Flugticket gestohlen wurde. Doch Scheich Rafiq erweist sich als Retter in der Not. Er schenkt ihr nicht nur den Heimflug, sondern auch eine wundervolle Liebesnacht. Die in jeder Hinsicht unvergesslich ist …

AUS PURER LIEBE? von KRISTI GOLD
Prinzessin Raina und Scheich Dharr ibn Halim sind einander schon lange versprochen, verschwenden aber keinen Gedanken mehr an diese Pflichtehe. Als sie sich nach Jahren wiedersehen, ist da eine unbekannte erotische Spannung zwischen ihnen. Ungehemmt geben sie sich ihrem Vergnügen hin, das auch die Pflicht wieder in Erinnerung bringt …

GEHEIMNISVOLL WIE DER ORIENT von KIM LAWRENCE
Die Wüste übt eine magische Faszination auf Molly aus - genau wie Tair Al Sharif. Wenn er sie anschaut, verspürt Molly wohlige Schauer. Dabei scheint er sie nicht einmal zu mögen. Was sie nicht weiß: Tair glaubt, dass sie eine Affäre mit seinem verheirateten Cousin hat. Und um die zu beenden, will er Molly selbst verführen …


  • Erscheinungstag 07.07.2017
  • Bandnummer 1
  • ISBN / Artikelnummer 9783733724399
  • Seitenanzahl 448
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Tessa Radley, Kristi Gold, Gabriele Braun

BACCARA HERZENSBRECHER BAND 1

1. KAPITEL

Künstliche Nebelschwaden durchzogen die Bar, laute Musik mit wummernden Bässen drang aus den Boxen. Tiffany Smith blinzelte und sah, dass ein Mann ihr zuwinkte. Er stand mit Renate und einem anderen Mann am Tresen. Erleichtert nahm sie zwei Cocktailkarten und schob sich zwischen den übrigen Gästen hindurch. Le Club, einer der angesagtesten Clubs in Hongkong, war gut besucht das Stimmengewirr, die hämmernde Musik und der Kunstnebel bewirkten, dass Tiffany sich fremd und unbehaglich fühlte. Seit man ihr am Vortag die Handtasche mit Geld, Kreditkarte, Pass und Travellerschecks geklaut hatte, kam sie sich ähnlich hilflos vor wie ein ausgesetzter Hund.

Am Tresen angelangt, fiel ihr auf, dass sie den älteren der beiden Männer schon einmal irgendwo gesehen haben musste. Doch es war der Jüngere, der sie mit kühlem dunklem Blick eindringlich, ja fast kritisch musterte. Er trug einen dunklen Anzug und wirkte distanziert. Hohe Wangenknochen und eine markante Nase verliehen ihm eine arrogante Ausstrahlung. Tiffany ließ sich nicht einschüchtern, hob das Kinn und erwiderte den Blick.

„Ich weiß nicht, was Rafiq möchte, aber Sir Julian will einen Gin Tonic“, sagte Renate und gönnte ihrem Begleiter, der mindestens einen Kopf kleiner war als sie, ein charmantes Lächeln. „Und mir bringst du einen Champagnercocktail, Hot Sex natürlich.“

Sir Julian. Sofort begriff Tiffany, wer der ältere der beiden Männer war. Sir Julian Carling, ein Hotelmagnat. Wenn Le Club von Leuten wie ihm besucht wurde, dann brauchte sie sich um ein großzügiges Trinkgeld keine Sorgen zu machen.

„Möchten Sie nicht lieber etwas Aufregenderes?“, fragte sie Sir Julian lächelnd, während sie den beiden Männern die Cocktailkarten reichte, und fügte im Stillen hinzu: etwas Teureres.

Sie hatte Glück gehabt, dass sie in der billigen Touristenunterkunft, die sie tags zuvor nach ihrer Odyssee zwischen Polizeistation und Konsulat gefunden hatte, auf Renate gestoßen war. Denn billig oder nicht – die Übernachtung hatte ihre letzten zwanzig Hongkongdollars aufgezehrt.

Renate hatte ihr Frühstück mit Tiffany geteilt und ihr einen Job als Hostess im Le Club verschafft, damit sie sich als Bedienung ein wenig Geld verdienen konnte.

Von Renate wusste sie auch, wo die Tabletts mit den „Champagnercocktails“ standen – das Einzige, was den Hostessen zu trinken erlaubt war. Sie bestanden aus Limonade. Aus billiger Limonade. Damit die Mädchen nüchtern blieben und die Gäste dazu animierten, teure Cocktails zu bestellen. Cocktails mit sexy Namen, für die Le Club offenbar berühmt war. Natürlich wurde erwartet, dass die Kunden auch für die völlig überteuerten Drinks der Hostessen aufkamen. Aber Tiffany konnte sich keine Skrupel leisten. Sie musste Renate dankbar sein, dass sie hier bedienen durfte. Sir Julian schien ohnehin nur zu gern bereit, Renates falsche Champagnercocktails zu bezahlen.

Es geht mich nichts an, dachte Tiffany. Mund halten und die Drinks servieren. Später dann die Trinkgelder einstreichen. Dafür war sie hier und würde lächeln, bis ihr das Gesicht wehtat. Sie warf dem jüngeren der beiden Männer einen Blick zu, doch ihr Lächeln erstarb, als sie sah, wie abweisend er wirkte. Selbst hier, in diesem überfüllten Club, schien er um sich herum einen magischen Ring gezogen zu haben, den niemand übertreten durfte.

Unsinn. Tiffany ärgerte sich über ihre melodramatischen Gedanken und setzte erneut ihr Lächeln auf. „Was kann ich Ihnen zu trinken bringen?“

Es war Sir Julian, der zuerst antwortete. „Ich bleibe bei meinem Gin Tonic.“ Er gab ihr die Cocktailkarte zurück.

„Für mich eine Cola. Kalt, bitte, und mit Eis, falls es hier welches gibt, das noch nicht geschmolzen ist.“ Der Mann, den Renate Rafiq genannt hatte, gönnte Tiffany die Andeutung eines Lächelns. Der harte Ausdruck seines markanten Gesichts wich purem Charme, und Tiffany stockte der Atem, als sie sah, wie unglaublich anziehend dieser Fremde war.

„Na…natürlich“, stammelte sie. „Ich bin gleich wieder bei Ihnen.“

„Du findest uns in einem der Separees dort drüben“, sagte Renate und wies auf die abgeschirmten Nischen im hinteren Bereich des Clubs.

Es war nicht schwer, die drei zu finden, als Tiffany ein paar Minuten später mit den Drinks zurückkehrte. Zuerst bediente sie Renate und Sir Julian, die nebeneinandersaßen, dann wandte sie sich Rafiq zu.

Ein interessanter Name, dachte sie. Er passt zu ihm. Sehr männlich. Exotisch. Wortlos reichte Tiffany ihm den Softdrink. Dabei klirrte das Eis im Glas.

„Danke.“ Er neigte den Kopf.

Sekundenlang verspürte Tiffany den verrückten Impuls, vor diesem Mann zu knicksen.

Renate beugte sich vor. „Hier.“

Tiffany nahm das Handy, das Renate ihr in die Hand drückte, und schaute die Kollegin verwundert an. Renate bedeutete ihr mit einer Geste, sie solle ein paar Fotos machen. Also versuchte Tiffany rasch, sich mit dem Fotomodus vertraut zu machen. Sobald sie fertig war, entdeckte sie, dass Renate mittlerweile auf Sir Julians Schoß saß und die Arme um seinen Hals geschlungen hatte. Tiffany machte ein paar Schnappschüsse.

Doch als der Blitz aufflammte, reagierte Sir Julian scharf und abwehrend. „Keine Fotos.“

„Tut mir leid.“ Tiffany errötete und bemühte sich, die Löschfunktion zu finden.

„Sind die Fotos gelöscht?“, fragte Rafiq, und seine Stimme klang eiskalt.

„Ja, ja …“ Tiffany schob das Handy in den breiten Ledergürtel und schwor sich, die Bilder zu vernichten, sobald sie ein paar Minuten Zeit fand.

„Braves Mädchen.“ Sir Julian lächelte, und Tiffany entspannte sich ein wenig. Das wäre es noch gewesen: Gefeuert zu werden, ehe sie Gelegenheit gehabt hatte, ihren Lohn einzustreichen.

„Setz dich neben Rafiq!“, forderte Renate sie jetzt auf.

Er saß Sir Julian gegenüber, und neben ihm war Platz, aber es schien nicht so, als wolle er diesen mit jemandem teilen.

„Hm, ich glaube, ich schaue lieber, ob noch jemand was trinken will.“

„Setz dich, Tiffany.“ Diesmal war klar, dass Renate keinen Widerspruch duldete.

Tiffany schaute sich um. Die meisten der Hostessen saßen in Nischen, tranken falsche Champagnercocktails und unterhielten sich mit den Gästen. Niemand schien zurzeit Nachschub zu brauchen.

Also schob sich Tiffany auf den gepolsterten Sitz neben Rafiq und hoffte, dass es bloß das schummrige Licht war, das ihn so unnahbar, fast grimmig wirken ließ. Was fiel diesem Mann ein, sie so abfällig zu betrachten?

„Wäre es nicht besser, mehr Licht zu haben?“, bemerkte sie.

Erstaunt zog Rafiq die Augenbrauen hoch. „Mehr Licht? Das wäre sicher nicht im Sinne des Erfinders.“

„Wieso?“, fragte sie verwundert.

„Man unterhält sich besser bei gedämpfter Beleuchtung, finden Sie nicht?“

„Die Musik ist doch viel zu laut, um sich wirklich unterhalten zu können.“ Tiffany verstummte. Hier in den abgeschirmten Nischen war es eigentlich gar nicht so laut.

Rafiq betrachtete sie, und Tiffany fühlte sich unbehaglich. „Ich hole mir was zu trinken“, verkündete sie.

„Nimm einen Champagnercocktail, die sind großartig“, rief Renate, prostete ihr zu und trank ihr Glas auf einen Zug aus. „Bring mir auch einen. Sir Julian möchte sicher noch einen Gin Tonic.“

Rafiq verzog seinen Mund zu einem sarkastischen Lächeln, und Tiffany begriff, dass er wusste, wie dieser Laden hier funktionierte. Wusste er auch, dass der Champagnercocktail aus billiger Limonade bestand? Sie riss sich zusammen. Wenn sie hier Geld verdienen wollte, dann durfte sie sich nichts von ihrer Unsicherheit anmerken lassen.

Sie straffte die Schultern, verließ die Nische und ging davon, um die Drinks zu holen. Dabei war sie sich bewusst, dass Rafiqs Blick ihr folgte.

Erst zehn Minuten später brachte Tiffany es über sich, mit einem Tablett voller Drinks zurückzukehren.

„Wieso hast du so lange gebraucht?“, wollte Renate wissen. Sie kuschelte sich noch enger an Sir Julian. „Jules ist halb verdurstet.“

Jules?

Tiffany musste zwei Mal hinschauen, ehe sie begriff, dass Renate Sir Julian in den vergangenen zehn Minuten offenbar nah genug gekommen war, um ihn beim Kosenamen zu nennen. Renate hing an dem älteren Mann wie eine Klette, kicherte albern und tätschelte seine Hand. Tiffany setzte sich neben Rafiq und war dankbar für den Eispanzer, der ihn zu umgeben schien. Keine Frau der Welt würde es schaffen, sich an ihn zu kuscheln.

„Das kann kein Champagnercocktail sein“, bemerkte Rafiq.

„Es ist Wasser.“

„Und wo ist die Flasche Perrier?“

„Das Wasser kommt aus der Leitung“, erwiderte sie schnell. Dann erst fiel ihr ein, dass es vielleicht besser gewesen wäre, in Hongkong ausschließlich Mineralwasser zu trinken. „Ich bin durstig.“

„Und da trinken Sie Leitungswasser?“ Anscheinend nahm dieser Mann alles, was in seiner Umgebung passierte, sehr genau wahr. „Warum trinken Sie keinen Champagner?“, wollte er jetzt wissen.

Da sie ihm nicht sagen konnte, dass sie keine Lust hatte, sich auf den Betrug des Lokals mit den „Champagnercocktails“ einzulassen, antwortete sie ausweichend: „Ich mag keinen Champagner.“

„Wirklich nicht?“ Es hörte sich an, als glaube er ihr nicht.

„Ich bin nie auf den Geschmack gekommen.“

Was nicht ganz stimmte. In Wirklichkeit hatte sie den Geschmack dafür verloren. Champagner floss auf den häufigen Partys im Haus ihrer Eltern in Strömen. Und die Kopfschmerzen, die sie davon bekommen hatte, stammten nicht vom Alkohol, sondern von den familiären Spannungen, die aus diesen feuchtfröhlichen Nächten resultierten.

Plötzlich fühlte sie sich entsetzlich einsam und verlassen.

Die Partys waren Vergangenheit …

Wut stieg in ihr auf, als sie an das Telefonat mit ihrer Mutter dachte, das sie am Vortag von der Botschaft aus geführt hatte. Diesmal hatte Taylor Smith seiner Frau endgültig das Herz gebrochen. Die Affären von Tiffanys Vater füllten schon seit Langem die Klatschspalten, aber nun war er mit Imogen einfach auf und davon gelaufen. Tiffany hatte versucht, ihn zu erreichen. Es war ihr verdammt unangenehm gewesen, ihn um Geld bitten zu müssen, doch in ihrer momentanen Situation war ihr keine andere Wahl geblieben. Außerdem wollte sie ihm sagen, was sie von ihm hielt. Imogen war kein Filmsternchen, sondern die langjährige Managerin ihres Vaters. Tiffany hatte sie immer gemocht. Ihr vertraut. Nun war auch dieses Band zerschnitten. Und Taylor Smith war nirgendwo zu erreichen. Kein Mensch wusste, wohin er mit Imogen abgehauen war. Wahrscheinlich genoss er in irgendeinem teuren Ferienresort so etwas wie Flitterwochen mit ihr. Tiffany hatte es schließlich aufgegeben, ihrem Vater hinterherzutelefonieren.

„Gibt es sonst noch etwas, das Sie nicht mögen?“, riss Rafiqs Stimme sie aus ihren unerfreulichen Gedanken. Zum ersten Mal wirkte er etwas offener. Irgendetwas schien ihn zu amüsieren.

Am liebsten hätte sie ihm gesagt, was sie von Männern hielt, die glaubten, nur weil sie gut aussahen, müssten die Frauen ihnen scharenweise zu Füßen liegen. Stattdessen lächelte sie zuckersüß und erwiderte: „Es gibt nur wenige Dinge, die ich nicht mag.“

„Das habe ich mir schon gedacht.“ Seine Miene wurde ausdruckslos, und er wirkte, als habe er sich auf einen anderen Planeten zurückgezogen.

Tiffany nippte verlegen an ihrem Wasser und überlegte, was, in aller Welt, er aus ihren Worten herausgelesen haben mochte.

Gegenüber flüsterte Renate Sir Julian etwas ins Ohr, worauf dieser laut auflachte und sie auf seinen Schoß zog.

Errötend warf Tiffany einen Blick auf Rafiq. Er beobachtete das andere Paar fast ohne jede Regung. Nur sein Mund war eine harte Linie.

Die schwüle Atmosphäre wurde zu viel für Tiffany. Sie trank ihr Glas Leitungswasser aus und sprang auf. „Ich muss mir die Hände waschen.“

Hinten im Club, wo die Toiletten waren, fühlte Tiffany sich halbwegs sicher. Sie beugte sich übers Waschbecken, drehte den Wasserhahn auf, ließ kühles Wasser in ihre Handflächen rinnen und wusch sich das erhitzte Gesicht. Dabei hörte sie, wie die Tür geöffnet wurde.

„Nicht“, rief Renate und hielt ihre Hände fest. „Du ruinierst dein Make-up.“

„Mir ist heiß“, entgegnete Tiffany panisch.

„Jetzt müssen wir dich komplett neu schminken“, erwiderte Renate ungehalten.

Tiffany hielt die Kollegin mit einer Handbewegung zurück. Sie hatte keine Lust auf eine neue Lage Schminke. „Es ist so heiß da drinnen. Wie ich aussehe, ist mir egal. Ich bin ja nicht hier, um zu flirten.“

„Aber du brauchst Geld“, gab Renate zurück und stellte ihre Schminktasche auf den Waschtresen. „Jules sagt, Rafiq sei sein Geschäftspartner. Bestimmt hat er eine fette Geldbörse.“

„Fette Geldbörse? Meinst du damit, dass ich sie ihm klauen soll?“ Tiffany starrte Renate ungläubig an. War die Kollegin verrückt geworden? Sie konnte sich nur zu gut vorstellen, wie gnadenlos Rafiq sein würde, wenn er sie erwischte. „So etwas würde ich nie tun.“

Renate verdrehte die Augen. „Stell dich nicht so dumm an. Wir sind doch keine Diebinnen. Da wären wir ja schnell im Knast. Und das ist hier in Hongkong kein Vergnügen, das kannst du mir glauben.“

„Oh ja, das glaube ich gern“, erwiderte Tiffany. Ihr wurde schon beim Gedanken daran schlecht. „Das, was ich gestern auf dem Polizeirevier erlebt habe, hat mir gereicht.“

Erst Unmengen von Formularen, dann das Verhör wegen des Diebstahls ihrer Handtasche. Danach stundenlang in der Schlange vor der Botschaft stehen, um einen vorläufigen Pass und ein paar Dollars zu kriegen, damit sie irgendwie übers Wochenende kam. Als der Sachbearbeiter jedoch erfahren hatte, wer ihr Vater war, hatte er ihr knallhart gesagt, dass die Botschaft ihr kein Geld geben würde. Sie solle sich etwas von ihrem Vater anweisen lassen. Dass Taylor Smith zurzeit nicht auffindbar war, interessierte niemanden.

Am Montag würde sie per Kurier eine neue Kreditkarte von ihrer Bank erhalten. Bis dahin waren auch ihre neuen Dokumente in der Botschaft abholbereit. Zum ersten Mal, seit sie auf Weltreise gegangen war, wünschte Tiffany, sie hätte noch Zugriff auf die monatliche Zuwendung, die ihr Vater früher regelmäßig auf ihr Konto überwiesen hatte. Doch da sie gegen seinen Willen mit einer Freundin auf diesen Trip gegangen war, hatte er ihr den Geldhahn zugedreht. Was als aufregendes Abenteuer begonnen hatte, war bald zu einem Albtraum geworden, der sie teuer zu stehen kam.

Montag würde sie sich ein Flugticket zurück nach Neuseeland kaufen können. Aber zuerst musste sie das Wochenende überstehen.

Renate sei Dank, hatte sie jetzt eine Chance, sich ein paar Dollars zu verdienen. Sie schuldete der Kollegin etwas. „Renate, bist du sicher, dass dein Flirt mit Sir Julian dich nicht in Teufels Küche bringt? Er ist alt genug, um dein Vater zu sein.“

„Und reich wie Krösus.“

„Ist das alles, was du willst? Einen reichen Mann? Glaubst du, er wird dich heiraten?“ Dann fiel ihr etwas ein. „Oh, vielleicht ist er ja längst verheiratet.“

Renate holte einen Lippenstift aus ihrer Schminktasche und zog sich die Lippen nach. Dann trat sie zurück und bewunderte den Effekt. Knallroter Mund gegen helle Haut und blondiertes Haar. „Natürlich ist er verheiratet.“

Schockiert über die Lässigkeit, mit der Renate das sagte, platzte Tiffany heraus: „Warum verschwendest du dann deine Zeit an ihn?“

„Er ist Milliardär. Ich habe ihn sofort erkannt, als er vorhin den Club betrat. Er war schon ein paarmal hier, aber ich hatte bisher nie Gelegenheit, ihn …“ Renate brach ab und warf Tiffany einen Seitenblick zu. „Ich hatte bisher nie Gelegenheit, ihn kennenzulernen. Und jetzt hat er versprochen, mich mit zum Pferderennen zu nehmen.“

„Und was ist mit seiner Frau? Wie wird sie sich dabei fühlen?“

Renate zuckte die Achseln. „Sie ist vermutlich damit beschäftigt, sich mit ihren Freundinnen im Countryclub zu treffen. Champagnerfrühstück. Wohltätigkeitsgala. Weshalb sollte es ihr etwas ausmachen?“

Tiffany dachte an ihre Mutter und hätte schwören können, dass es Sir Julians Frau etwas ausmachte, wenn ihr Mann fremdging.

„Neulich hat eine Kollegin erzählt, Sir Julian habe sie auf einen Trip mit nach Phuket genommen und ihr einen Schrank voll neuer Kleider geschenkt“, berichtete Renate. „Das würde mir auch gefallen.“ Sie begegnete Tiffanys entsetztem Blick im Spiegel. „Hey, hör mal, vielleicht ist Rafiq ja auch ein Multimillionär. Du solltest ein bisschen netter zu ihm sein.“

Netter zu ihm sein? Zu einem Mann, der sie ständig missbilligend betrachtete? Tiffany wusste genau, dass Rafiq nicht ihr Typ war. Zu abweisend. Zu arrogant. Und viel zu überzeugt von seiner Wichtigkeit. Sie brauchte keinen reichen Fuzzi und schon gar keinen, der daheim in der Wüste eine Ehefrau hatte, die auf ihn wartete.

Alles, wonach sie sich sehnte, war ein ganz normaler Mann. Einer, der sie so nahm, wie sie war. Einer, der weder Szenen brauchte noch hysterische Auftritte in der Öffentlichkeit. Einer, der im Gegensatz zu ihr aus einer intakten Familie kam.

„Du brauchst Geld, Tiff.“ Renate warf ihr einen verschlagenen Blick über die Schulter zu, während sie sich die Hände abtrocknete. „Was ist so schlimm daran, Rafiq ein wenig näher kennenzulernen?“

Tiffany schluckte. Hatte Renate es so gemeint, wie es sich angehört hatte?

„Hier.“ Renate drückte ihr etwas in die Hand.

Tiffany schaute hin, und ein kalter Schauer überlief sie – trotz der Hitze. „Wofür, in aller Welt, brauche ich ein Kondom?“

Doch sie wusste Bescheid, noch ehe Renate ihren Kopf in den Nacken warf und schallend lachte. „So unschuldig kannst du nicht sein, Tiffany. Schau dich doch an. Große dunkle Augen, Pfirsichhaut, lange Beine. Die Verführung in Person. Ich wette, Rafiq würde nicht Nein sagen.“

„Aber ich könnte das nicht …“

Renate nahm ihre Hände und zwang Tiffany, ihr ins Gesicht zu schauen. „Hör zu, Honey, wenn du schnell viel Geld verdienen willst, dann solltest du zu Rafiq so nett wie möglich sein. Er wird sich erkenntlich zeigen. Sein Maßanzug hat mindestens tausend Dollar gekostet. Bestimmt ist er reich. Und er ist heute Abend nicht in den Club gekommen, um allein wieder nach Hause zu gehen. Er weiß, was hier läuft.“

„Was meinst du damit?“, fragte Tiffany entsetzt.

„Die Männer, die in den Le Club kommen, suchen eine Gefährtin für die Nacht. Die ganze Nacht.“

„Oh, mein Gott.“ Entsetzt entzog Tiffany Renate ihre Hände. Wie hatte sie nur so dumm und ahnungslos sein können? Es war doch alles so offensichtlich gewesen. „Hier, du kannst mein Minikleid borgen“, hatte Renate gesagt. „Es bringt deine langen Beine zur Geltung. Und dein Mund ist so sexy, betone ihn noch ein bisschen mit diesem roten Lippenstift. Sei nett zu den Kunden, Tiff, dann kriegst du mehr Trinkgeld.“ Ihr hätte von Anfang an ein Licht aufgehen müssen. Aber sie war Renate so dankbar gewesen für ihre Freundlichkeit.

Renate lächelte und sagte sanft: „Das erste Mal ist immer scheußlich, aber beim nächsten Mal ist alles viel leichter.“

„Beim nächsten Mal?“ Tiffany wurde eiskalt, als ihr bewusst wurde, dass Renate sie ganz gezielt manipulierte. „Es wird kein nächstes Mal geben.“ Sie hatte nicht vor, noch einmal einen Fuß in dieses Etablissement zu setzen.

Renate nahm Tiffanys kleine, perlenbesetzte Handtasche vom Waschtresen und steckte das Kondom hinein. „Das kann man nie wissen“, meinte sie nüchtern.

Tiffany schnappte sich ihre Tasche. „Ich gehe.“

„Die erste Schicht endet um zehn“, erwiderte Renate knapp. „Wenn du vorher gehst, bekommst du kein Geld. Aber wenn du noch eine Schicht machst, verdienst du das Doppelte.“

Tiffany schaute auf ihre Armbanduhr. Es war halb zehn. Also musste sie noch eine halbe Stunde gute Miene zum bösen Spiel machen. Sie brauchte den Lohn, um die Jugendherberge bezahlen zu können. An eine zweite Schicht war überhaupt nicht zu denken. Sie blickte Renate in die Augen. „Gut, ich stehe es durch.“

„Denk doch mal nach. Es ist wirklich keine große Sache, wenn man das erste Mal hinter sich hat“, probierte Renate es erneut. „Das machen doch alle hier. Es gibt eine große Nachfrage nach jungen Touristinnen.“ Renate zuckte die Achseln. „Rafiq sieht gut aus. Es ist bestimmt angenehm mit ihm. Willst du lieber abgebrannt und verzweifelt in Hongkong rumsitzen?“

„Ja.“ Tiffany fröstelte, als sie an Rafiqs abschätzigen Blick dachte. „Rafiq hat kein Interesse daran, mit mir zu schlafen.“

Renate lachte. „Und ob er das hat. Allerdings wirst du dabei nicht zum Schlafen kommen“, bemerkte sie anzüglich. „Und hinterher kriegst du eine Menge Geld.“

„Lieber verhungere ich!“

„Unsinn. Nicht wenn du tust, was er von dir verlangt.“

„Nein!“ Entschlossen fügte Tiffany hinzu: „Und verhungern werde ich auch nicht. Ich wurde hier als Bedienung angeheuert, und wenn ich meine Schicht beendet habe, steht mir mein Lohn zu. Außerdem schuldet mir Rafiq noch mein Trinkgeld.“

Lohn und Trinkgeld würden sie übers Wochenende bringen. Und dieser Gedanke gab ihr neuen Mut.

Sir Julians überlaute Stimme dröhnte in sein Ohr, aber Rafiq konzentrierte sich auf den runden Durchgang, in dem Tiffany und Renate jetzt erschienen. Tiffany war nicht die Sorte Frau, die er in einem solchen Club erwartet hätte. Ihr Gesicht besaß etwas Frisches, fast Unschuldiges, und passte überhaupt nicht zu dem knallroten Lippenstift und dem lächerlichen schwarzen Fetzen, den sie trug. Aber vermutlich war alles bloß Show, das eine wie das andere. Tiffany, die perfekte Schauspielerin.

Und trotzdem – als sie zurück an den Tisch kam, hätte er schwören können, dass sie sich hier in dieser Umgebung nicht wohlfühlte.

Sie reichte ihm einen großen Softdrink mit viel Eis und sah unsicher zu ihm auf.

„Danke.“ Seltsam, wie diese Frau ihn irritierte. Er war es gewohnt, dass Frauen ihn anhimmelten und versuchten, ihn zu umgarnen. Doch Tiffany verhielt sich völlig anders. Der Blick ihrer großen dunklen Augen war fast ängstlich, als habe ihr jemand erzählt, er sei ein Mädchenhändler oder Schlimmeres.

Renate? Aber was konnte die große Blondine wohl über ihn gesagt haben? Sie hielt sich an Sir Julian. Offenbar versprach sie sich von dem Hotelmagnaten mehr als von einem Scheich aus königlicher Familie. Eigentlich hatte Rafiq sofort gehen wollen, nachdem er erkannt hatte, um was für ein Lokal es sich beim Le Club handelte. Aus Höflichkeit und um den Vertragsabschluss mit Sir Julian zu begießen, der ein Hotel in Dhahara, Rafiqs Heimat, bauen wollte, war er auf einen Drink geblieben.

Doch dann hatte Tiffany Leitungswasser getrunken statt eines falschen Champagnercocktails, und er war neugierig geworden, was für ein Spiel sie spielte.

„Setzen Sie sich“, forderte er sie auf. „Ich beiße nicht.“

Sie reagierte nicht, sondern starrte entsetzt zu Sir Julian und Renate hinüber. Rafiq folgte ihrem Blick.

Renate strich lasziv mit ihrem Daumen über Sir Julians fleischige Lippen und kicherte, als der Hotelier begann, an ihrer Fingerspitze zu knabbern, ehe er sie in den Mund nahm, um lustvoll daran zu saugen.

Rafiq presste die Lippen aufeinander. Tags zuvor noch war er bei Sir Julian zu Hause eingeladen gewesen. Stolz hatte der Baulöwe ihm seine Frau vorgestellt, mit der er fast dreißig Jahre verheiratet war. Seine erwachsene Tochter war ebenfalls anwesend gewesen. Sir Julian hatte sofort versucht, sie mit Rafiq zu verkuppeln.

„Ich verschlinge auch keine Daumen“, fügte er an Tiffany gewandt hinzu und nahm erstaunt wahr, dass sie sich ein wenig entspannte.

Zum ersten Mal bemerkte er, dass ihre braunen Augen goldgesprenkelt waren. Bisher war ihm nur aufgefallen, wie schön ihr Haar und ihre pfirsichzarte Haut waren. Nicht, dass er sich wirklich für eine Frau interessiert hätte, die in einem solchen Club ihr Geld verdiente …

Abrupt fragte er: „Warum arbeiten Sie hier?“

„Ich bin heute das erste Mal hier“, erwiderte Tiffany leise. „Renate meinte, es sei ein guter Ort, um Geld zu verdienen.“

„Haben Sie Geld denn so nötig?“ Als sie nicht antwortete, stieg so etwas wie Enttäuschung in ihm auf. „Sie sollten gehen.“

Tiffany errötete und starrte blicklos auf die Tischplatte.

Rafiq wandte sich ab und sah, wie Sir Julian seine Hand in Renates Ausschnitt gleiten ließ. Renate kicherte.

Erneut suchte Rafiq Tiffanys Blick. „Ist es das wert?“

Sie antwortete nicht, sondern beobachtete das Paar, das ihnen gegenübersaß. Dabei wirkte sie, als sei ihr übel.

„Sie würden sich für Geld von einem Mann betatschen lassen?“, fragte er härter als beabsichtigt. „In aller Öffentlichkeit?“

„Ich glaube, mir wird schlecht.“

Sie sprang auf und rannte Richtung Toilette. Rafiq lehnte sich zufrieden zurück. Heute war ihr erster Abend im Club. Vielleicht würde es ihm gelingen, sie zur Vernunft zu bringen, ehe es zu spät war. Eine junge Frau wie Tiffany durfte sich nicht auf diese Weise das Leben ruinieren.

Mit einem verächtlichen letzten Blick auf Sir Julian und Renate warf Rafiq eine Hundertdollarnote auf den Tisch, stand auf und folgte Tiffany.

2. KAPITEL

Rafiq lehnte im Korridor an der Wand, als Tiffany den Waschraum verließ. Nun kam er geschmeidig wie ein Panther auf sie zu, und Tiffany konnte bloß hoffen, dass er sie nicht als Beute betrachtete. Dieser attraktive Mann besaß finstere Eigenschaften, von denen sie lieber nichts wissen wollte.

„Ich rufe Ihnen ein Taxi.“

„Jetzt?“, rief sie entgeistert. „Ich kann jetzt nicht weg. Meine Schicht ist noch nicht zu Ende.“

„Ich sage dem Verantwortlichen Bescheid, dass Sie das Lokal mit mir verlassen. Niemand wird sich deswegen mit mir anlegen.“

Sie musterte ihn. Unbeugsamer Blick, markante Züge, durchtrainierter Körper. Rafiq war ein Mann, der sich Raum nahm, und diesen Raum machte ihm niemand streitig. Stimmt, dachte sie. Kein Mensch wird sich mit ihm anlegen wollen.

Außer ihr selbst. „Ich gehe nirgendwo mit Ihnen hin.“

„Ich hatte nicht vor, Sie irgendwo mit hinzunehmen. Ich wollte Ihnen nur ein Taxi rufen.“

„Ich kann mir kein Taxi leisten“, sagte sie schlicht.

„Dann bezahle ich eben dafür.“

Zuerst wollte Tiffany protestieren, doch dann zögerte sie. Weshalb sollte er nicht für das Taxi aufkommen? Er schuldete ihr schließlich immer noch das Trinkgeld für den Service. Wenn auch in diesem Club unter „Service“ mehr verstanden wurde, als ein paar Drinks zu servieren. Renate würde die Nacht sicherlich im Bett von Sir Julian verbringen. Und wofür? Damit er sie mit zum Pferderennen nahm und ihr ein paar Klamotten kaufte?

Tiffany hatte nicht vor, es ihr gleichzutun. Sie wollte ihre Selbstachtung behalten.

Andererseits konnte sie es sich nicht leisten, zu stolz zu sein, denn sie brauchte jeden Cent. Für etwas Essen und für die Unterkunft. Wenn Rafiq ihr das Geld fürs Taxi gab, konnte sie den Hinterausgang benutzen, während er telefonierte. In der Zwischenzeit würde sie zu Fuß nach Hause gehen. Das wäre doch kein Betrug, oder? Immerhin hatte sie sich ein bisschen Trinkgeld redlich verdient.

Also gab sie nach. „Danke.“

Plötzlich stand er ganz dicht vor ihr. Viel zu dicht. Tiffany trat einen Schritt zurück und hätte ihm beinahe gesagt, er solle sein Geld behalten. Dann riss sie sich zusammen. Das bisschen Lohn, das sie für ihre Arbeit hier im Club bekommen würde, konnte zusammen mit dem Geld fürs Taxi reichen, um bis zum Montag über die Runden zu kommen.

Erleichtert atmete sie auf. Ihre Probleme waren gelöst. Zumindest bis Montag.

Am Wochenende würde sie weiter versuchen, ihren Vater zu erreichen. Bestimmt las er irgendwann seine E-Mails, hörte seine Mailbox ab. Seine Standpauke würde sie über sich ergehen lassen. Doch dann würde er ihr Geld aufs Konto überweisen, sodass sie ihren Rückflug buchen konnte. Zu Hause warteten ihre Mutter und ganz andere Probleme auf sie.

„Das wäre sehr nett“, fügte sie deshalb noch hinzu und erwartete, dass er nun seine Geldbörse zücken würde.

„Dann gehen wir.“

Rafiq legte ihr eine Hand auf den Rücken, und Tiffany überlief ein heißer Schauer. Es musste an der Hitze im Club liegen und nicht an der Berührung von Rafiq. Trotzdem konnte sie einen Moment lang keinen klaren Gedanken fassen. Als sie es tat, war es bereits zu spät.

„Warten Sie“, rief sie und fügte im Stillen hinzu: „Mein Lohn!“

Doch er hatte sie schon an der Bar vorbei in die verspiegelte Lobby geschoben. Gleich darauf standen sie draußen auf der Straße. Es war drückend heiß, und natürlich warteten vor dem Club Taxis. Für Männer wie Rafiq gab es immer ein Transportmittel.

„Halt“, protestierte Tiffany, doch Rafiq hatte schon die Wagentür geöffnet und sie ins Taxi gedrängt. Gleich darauf saß er neben ihr auf dem Rücksitz, und sie spürte seine überwältigende körperliche Präsenz.

„Wohin?“, fragte er.

Panik stieg in Tiffany auf. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er sie so überrumpeln würde. „Ich habe meinen Lohn nicht abgeholt“, jammerte sie. „Und außerdem haben Sie gesagt, dass Sie nicht mit mir kommen würden.“

„Ich habe es mir anders überlegt.“ Er schlug die Wagentür zu, und das Licht im Taxi ging aus. Tiffany wusste nicht, ob die Dunkelheit ein Vorteil oder ein Nachteil war. Jedenfalls rutschte sie in die äußerste Ecke des Taxis und versuchte, die sinnliche Nähe des fremden Mannes an ihrer Seite zu ignorieren. Stattdessen konzentrierte sie sich auf den erlittenen Verlust. Bis Montag würde sie ohne Nahrung überleben können. Sie würde in der Botschaft um ein paar Dollar betteln müssen. Aber sie brauchte ein Dach über dem Kopf, sonst war sie in dieser Stadt verloren.

„Ich kann den Lohn nur jetzt abholen“, informierte sie Rafiq, und ihre Stimme zitterte. „Und auch nur, wenn ich die Schicht beende. Morgen ist es zu spät.“ Es war Pflicht, dem Manager zu sagen, wann man das Lokal verließ – und mit wem. Tiffany hatte ursprünglich gedacht, das geschehe, um die Hostessen zu schützen.

„Sie wollen doch gar nicht dort arbeiten. Suchen Sie sich was anderes.“ Rafiq murmelte dem Taxifahrer eine kurze Anweisung zu, dann fuhren sie los.

Tiffany ersparte sich die Mühe, darauf hinzuweisen, dass sie für Hongkong keine Arbeitserlaubnis besaß. „Ich brauche aber unbedingt das Geld, für das ich heute Abend im Club gearbeitet habe.“

„Die paar Cent.“

„Das ist doch völlig egal!“, fuhr sie auf. „Ich brauche das Geld!“

„Und wofür? Ist Ihr Dispo überzogen, weil Sie zu viele Klamotten in den teuren Boutiquen gekauft haben?“

Sein Zynismus brachte sie noch mehr auf, aber anstatt heftig zu reagieren, zog sie sich noch mehr in ihre Wagenecke zurück. Was für ein Macho. Der glaubte, er und nur er allein habe immer recht. Die Frau, die ihn heiratete, bekam einen Diktator. Aber vielleicht war er ja längst verheiratet?

Und weshalb mache ich mir darüber Gedanken? fragte sich Tiffany verblüfft.

„Ich warte.“ Sein Blick durchdrang die Dunkelheit.

„Auf was?“

„Darauf, dass Sie mir erklären, weshalb Sie so scharf auf Geld sind.“

Tiffany zögerte. „Es … es würde sich dumm anhören.“

„Dümmer, als im Le Club zu arbeiten, kann gar nichts sein.“

Wahrscheinlich hatte er sogar recht. Also atmete sie tief durch und erklärte leise: „Ich … ich bin gestern Morgen ausgeraubt worden. Meine Handtasche und alles, was darin war, sind weg. Mein Pass, meine Kreditkarten und mein Bargeld.“

Es war ihr peinlich. Wie oft hatte man ihr eingeschärft, immer Kopien ihrer Dokumente an einem sicheren Ort aufzubewahren, um für den Fall der Fälle vorbereitet zu sein. Den Rat zu beherzigen hätte ihr jetzt viel Ärger erspart.

„Alles, was ich noch besaß, waren zwanzig Hongkongdollars in meiner Jeanstasche. Die habe ich für die Unterkunft ausgegeben.“

„Sie Ärmste.“

Sein Tonfall verriet ihr, dass er sich über sie lustig machte. Mr. Allwissend dachte, sie würde ihn anlügen. „Sie glauben mir nicht?“

„Was Sie da erzählen, ist keine besonders originelle Story. Allerdings gefällt sie mir besser als die Geschichte von dem blinden, gebrechlichen Großvater oder dem Bruder, der an Leukämie erkrankt ist.“

Rafiq glaubte also, sie wäre eine Betrügerin und wollte ihn ausnehmen? Tiffany war empört. „Du meine Güte, sind Sie zynisch. Ich hoffe nur, dass ich niemals so werde wie Sie.“

Immer wieder erhellten die Lichter der Großstadt das Wageninnere für einen kurzen Moment. Tiffany begegnete Rafiqs Blick und sah darin sekundenlang eine bisher unbekannte Emotion. Dann hüllte die Dunkelheit sie wieder ein.

„Um Ihretwillen hoffe ich, dass Sie nicht so naiv sind, wie Sie mich glauben machen wollen“, bemerkte er.

„Ich bin nicht naiv“, widersprach sie heftig. Er klang genauso wie ihr Vater.

„Dann erzählen Sie mir eine bessere Geschichte.“

„Aber es ist wahr. Glauben Sie etwa, ich hätte Spaß daran, vor Ihnen wie ein naives Dummchen dazustehen?“

„Die hilflose, abgebrannte Touristin wirkt bestimmt auf einige Männer.“

Sie warf ihm einen wütenden Blick zu, aber er konnte es im Dunkeln nicht sehen.

„Vielleicht bin ich der Dummkopf von uns beiden“, flüsterte er plötzlich. „Denn ich ertappe mich dabei, dass ich Ihnen die Geschichte glaube, obwohl ich genau weiß, dass Sie lügen.“

„Na toll.“

Die Bemerkung ließ ihn laut auflachen. „Finde ich auch.“

Seine Stimme klang warm und sinnlich. Neonlicht von einer Straßenreklame flutete das Innere des Taxis, und Tiffany sah, wie unglaublich anziehend Rafiq wirkte, wenn er so lächelte wie jetzt. Beinahe hätte sie sein Lächeln erwidert.

Doch dann kam sie zur Besinnung.

„Das ist überhaupt nicht lustig“, wies sie ihn zurecht.

„Ich fände es auch nicht lustig – falls Ihre Geschichte wahr wäre.“

Das Taxi hielt an einer Ampel. Rafiq fixierte die junge Frau, die am äußersten Ende der Rückbank kauerte. Noch ein paar Zentimeter weiter, und sie würde aus dem Wagen fallen. Er fragte sich, ob sie ihn anlog oder ob die platte Story tatsächlich stimmte.

Die Ampel sprang auf Grün, und der Wagen fuhr wieder an. „Haben Sie niemanden, der Ihnen Geld leihen kann?“, fragte Rafiq.

Sie starrte hinaus in die Nacht. „Nein.“

Eine Weile betrachtete Rafiq nur ihr schönes Profil und ihren zarten Hals, denn mehr war von ihr im vorbeihuschenden Licht der Straßenbeleuchtung und Neonreklamen nicht zu sehen.

„Was ist mit Ihrer Freundin Renate? Kann sie Ihnen nicht was leihen?“

Tiffany lachte kurz gepresst auf. „Sie ist keine Freundin. Ich habe sie heute zum ersten Mal getroffen. Sie wohnt ebenfalls in der Jugendherberge.“

Aha. Jetzt wurde ihm einiges klar. „Und sonst gibt es niemanden?“

Sie schüttelte den Kopf. „Niemanden, der mir Geld geben könnte.“

Rafiq wartete einen Moment. Dann noch einen. Doch die Bitte, mit der er gerechnet hatte, kam nicht.

„Sie reisen also allein.“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Rafiq war hin- und hergerissen. Er wollte ihr glauben, wusste aber, dass das völlig verrückt gewesen wäre.

Tiffany kauerte sich noch tiefer in ihre Ecke. Es war klar, dass die Situation ihr alles andere als angenehm war.

Sie wäre dumm, wenn sie mir sagen würde, dass sie ganz allein ist, dachte Rafiq. Andererseits gehört es vielleicht zu ihrem Spiel. Als einsame, abgebrannte junge Frau kann sie noch besser an mein Mitgefühl appellieren.

Ob sie wohl ein Profi war? Rafiq war sich nicht sicher. Ein ganz neues Gefühl für ihn, und daran war eine Frau schuld. Eine junge attraktive Frau.

Normalerweise konnte man ihn nicht so leicht beeindrucken.

Drei Mal hatte er sich bisher verliebt. Und jedes Mal hatte er kurz davor gestanden, der betreffenden Frau einen Heiratsantrag zu machen. Doch als es so weit gewesen war, hatte er Schluss gemacht und lieber den Zorn seines Vaters ertragen, als einen Fehler zu begehen. Denn Rafiq hatte festgestellt, dass der Druck, den seine Familie auf ihn ausübte, immer dazu führte, dass das Feuer in seinen Beziehungen erlosch.

Er hatte nie ganz begriffen, wie etwas, das so frisch und prickelnd begonnen hatte, bald darauf schon so lästig hatte werden können. Es musste daran liegen, dass sein Vater jedes Mal sofort angefangen hatte, von Heirat zu sprechen.

„Wie viel Geld brauchen Sie?“, wandte er sich erneut an Tiffany, von der er nur die zart modellierte Wange sehen konnte.

Falls sie ihn um ein paar Dollar bat, damit sie ihre Unterkunft bezahlen und etwas zu essen kaufen konnte, bis sie am Montag wieder Zugang zu ihrem Konto hatte, würde er ihre Lüge akzeptieren.

„Nicht viel. Bloß genug, um bis Montag über die Runden zu kommen“, antwortete sie.

Er atmete auf.

Als Chef der Royal Bank of Dhahara kannte er sämtliche Tricks, die Betrüger anwandten, um an große Summen Geld zu kommen: von der Masche, sich bei alten Leuten als bedürftiger Verwandter auszugeben, bis zur groß angelegten Internetabzocke. Da Tiffany ihn nie wiedersehen würde, war dieser Abend ihre einzige Chance, ihn auszunehmen. Doch sie hatte es nicht einmal versucht. Alles, was sie wollte, waren ein Bett und etwas zu essen. Eine Summe war bisher überhaupt nicht genannt worden, aber es war klar, dass sie höchstens ein paar Dollar erwartete.

Also war sie tatsächlich in Not.

Zum ersten Mal, seit er Tiffany getroffen hatte, meldete sich sein Verantwortungsgefühl. Er hatte eine junge Cousine, die für ihn wie eine Schwester war. Schrecklich, sich vorzustellen, dass Zara sich in der gleichen Situation befinden könnte wie Tiffany. Kein Geld und niemand, den man um Hilfe bitten konnte. In diesem Moment beschloss Rafiq, sich um Tiffany zu kümmern. „Erzählen Sie mir mehr.“

„Da … da gibt es noch etwas“, flüsterte sie.

Sofort wurde er wieder misstrauisch. Ging das Spiel etwa noch weiter?

„Was denn?“

Nervös zerrte sie am Saum ihres Minikleides. „Ich weiß nicht, ob ich genug Geld auf meinem Konto habe, um den Rückflug zu bezahlen.“

„Wie viel wollen Sie?“ Seine Stimme klang hart. Da war sie, die große Summe. Für ihn höchstens Peanuts, aber für Tiffany … Er war enttäuscht und wütend, weil er sich einen Augenblick von der unschuldigen, hübschen Maske, die sie trug, hatte täuschen lassen. Normalerweise gelang es niemandem, ihn aufs Glatteis zu führen.

Jetzt wandte Tiffany sich ihm direkt zu, und wenn er es nicht besser gewusst hätte, dann hätte er schwören können, dass sie wirklich verzweifelt war. Diese Frau war eine verdammt gute Schauspielerin. Jemand wie Renate mit ihrem billigen Charme hätte ihn nie gereizt. Aber Tiffanys zarte helle Haut, die großen dunklen Augen, das zögernde Lächeln … Sie sollte nach Hollywood gehen, dachte er zornig.

Nur gut, dass er noch rechtzeitig gemerkt hatte, worauf das Ganze hinauslief. Er würde nicht in die Falle tappen, die Tiffany so geschickt für ihn aufgestellt hatte.

„Wo sind wir?“, fragte sie.

Das Taxi fuhr jetzt langsamer und hielt vor einem großen, marmorverkleideten und elegant beleuchteten Gebäude.

Rafiq warf einen Blick aus dem Wagenfenster. „Das ist mein Hotel.“

„Ich … ich habe aber nicht zugestimmt, mit hierherzukommen“, wandte sie stockend ein.

Alles nur Show, dachte Rafiq grimmig. „Als ich Sie vorhin fragte, haben Sie mir keine Adresse genannt“, erwiderte er, stieg aus und verbarg seinen Ärger hinter einem charmanten Lächeln. „Kommen Sie, wir reden über Ihre Probleme, trinken etwas zusammen, und vielleicht findet sich ein Weg, wie ich Ihnen helfen kann.“

Das war der letzte Test.

Wenn sie ihm die Wahrheit gesagt hatte, musste sie seinen Vorschlag ablehnen. Wenn sie jedoch auf sein Geld aus war, würde sie sein Lächeln falsch interpretieren und die Einladung annehmen.

Rafiq hatte keine Ahnung, weshalb es ihm plötzlich so wichtig war, Tiffany noch eine Chance zu geben. Schließlich wusste er längst, dass sie eine Betrügerin war.

Jetzt lächelte sie scheu zu ihm auf, und sekundenlang war Rafiq bereit, all seinen Zynismus über Bord zu werfen. Doch dann stieg sie aus dem Taxi.

Er hatte einen bitteren Geschmack im Mund, als er wortlos voraus in die Hotellobby ging. Tiffany folgte ihm. Vor dem Lift blieb er stehen. „Oben gibt es eine Dachterrasse mit Pool und Blick über Hongkong“, sagte er.

Im Fahrstuhl zog er seine Chipkarte durch und drückte den Knopf für die Präsidentensuite. Missmutig starrte er auf die vorbeihuschenden Lichter der einzelnen Stockwerke, als der Lift nach oben raste. Ein verführerischer Duft hing im Raum, eine Mischung aus frischen Noten und süßen Gardenien. Es ärgerte ihn, dass Tiffanys Parfüm ihn anmachte.

Rafiq hatte nicht vor, Tiffanys Spiel bis zum Ende mitzuspielen. Er wollte bloß sehen, wie weit sie gehen würde, um an ihr Ziel zu gelangen. Als der Lift hielt, legte er Tiffany eine Hand auf den Rücken und betrat gemeinsam mit ihr die Terrasse.

Am klaren Nachthimmel stand hell und leuchtend die Mondsichel, während in der Ferne im Hafen die Lichter der Luxusjachten glitzerten.

Tiffany ging hinüber zu der Sitzgruppe am Pool, der ihr recht klein vorkam, und ließ sich auf einem der weich gepolsterten Sessel nieder. Sanftes Licht kam von runden weißen Lampen, die sich wie Monde im Wasser spiegelten. Nervös schaute sie hinüber zu Rafiq, der mit dem Rücken zu ihr an der Brüstung stand und auf die Metropole hinunterblickte. Was er wohl dachte?

Als er sich abrupt umdrehte und sein Jackett auszog, machte ihr Herz einen Sprung. Rafiq setzte sich in den Sessel neben Tiffany, und mit einem Mal fiel es ihr schwerer zu atmen.

„Was möchten Sie trinken?“, fragte er sie, als ein Kellner erschien.

Tiffany, die einen klaren Kopf behalten wollte, zögerte. Doch dann gewann ihr Wagemut die Oberhand. Sie wollte diesem Mann beweisen, dass er sie nicht einschüchtern konnte. „Wodka Orange mit viel Eis.“ Daran konnte sie sich eine Weile festhalten.

Mit einem amüsierten Lächeln bestellte Rafiq für sich selbst Perrier-Mineralwasser. Tiffany wünschte, sie hätte dasselbe getan.

Auf magische Weise erschien der Kellner nur einen Wimpernschlag später mit den Drinks, und auf einen Wink Rafiqs verschwand er wieder.

Schweigend saßen sie nebeneinander, doch Tiffany spürte nur zu deutlich die Energie, die von dem Mann an ihrer Seite ausging. Er schüchterte sie ein und zog sie gleichzeitig auf seltsame Weise an. Was würde geschehen? Eigentlich hatte Tiffany erwartet, dass er sich mit ihr an die Hotelbar setzen würde, um herauszufinden, wie er ihr helfen konnte. Nun waren sie allein.

Als er ihr den Kopf zuwandte, begann ihr Herz schneller zu schlagen. Sie konnte den Blick nicht von seinen dunklen Augen wenden.

Gleich darauf atmete sie tief durch. Rafiq ist auch nur ein Mann, sagte sie sich. Hatte sie nicht im Haus ihrer Eltern einige der berühmtesten und begehrtesten Schauspieler getroffen? Ihr Vater war ein bekannter Filmregisseur, und in seiner Welt der Reichen und Schönen war sie aufgewachsen. Wieso also gelang es jetzt einem völlig Unbekannten, sie so aus der Fassung zu bringen?

Die einzige Erklärung dafür war der Verlust ihrer Handtasche, ihrer Papiere, ihres Geldes und damit ihrer Identität. Das Mädchen aus gutem Hause, Papas Liebling, war plötzlich ganz auf sich allein gestellt, und das brachte Tiffany völlig aus dem Gleichgewicht.

Nein, mit Rafiq hatte das gar nichts zu tun. Obwohl sie Lust gehabt hätte, den Eispanzer, mit dem er sich umgab, zu knacken.

Überzeugt, noch immer Herrin ihrer Gefühle zu sein, lächelte sie und fragte in gewinnendem Tonfall: „Es tut mir leid. Wir reden dauernd nur von mir. Was bringt Sie nach Hongkong?“

„Geschäfte“, war alles, was er erwiderte.

„Mit Sir Julian?“

Er nickte, und es war klar, dass er keine weiteren Fragen wünschte.

Tiffany ließ sich nicht einschüchtern. „Geht es um ein Hotel?“

„Was bringt Sie auf diese Idee?“

Sie trank einen Schluck von ihrem Wodka Orange. Er war süß und kühl. „Weil er berühmt ist für seine Hotelanlagen. Wollen Sie ein Luxusresort bauen?“

„Sehe ich aus wie ein Bauunternehmer?“

Einen Moment lang musterte sie ihn unverhohlen, sah seine hohen Wangenknochen, modelliert vom Licht der Lampen am Pool. Er hatte sein Glas so fest im Griff, dass Tiffany merkte, wie angespannt er tatsächlich war.

„Ich habe keine Ahnung, wie Bauunternehmer auszusehen haben“, bemerkte sie. „Menschen sind verschieden. Keiner ist wie der andere.“

Rafiq ließ sich davon nicht beeindrucken. „Was tun Sie in Hongkong, Tiffany?“

„Hm …“ Sie hatte nicht die geringste Lust, ihm von sich zu erzählen. Von ihrem Examen in Englisch und Französisch. Von ihrer Unentschlossenheit, was ihre Berufswahl anging. Von ihrer Weltreise mit einer Freundin, die so unglücklich verlaufen war. Unterwegs hatte sich Sally in einen Typen verliebt, mit dem sie dann die meiste Zeit verbracht hatte, sodass Tiffany sich wie das dritte Rad am Wagen vorgekommen war. Dann war Tiffany allein weitergereist. Bis Hongkong war sie gekommen. Aber sie hatte keine Lust, zuzugeben, wie naiv und unvorbereitet sie auf die große weite Welt gewesen war. „Hongkong ist ein Zwischenstopp. Ich bin mal hier, mal da.“

„Und Ihre Eltern finden es gut, dass Sie in der Weltgeschichte herumreisen?“

Kampflustig reckte sie das Kinn. „Meine Eltern wissen, dass ich für mich selbst sorgen kann.“

Doch das stand nach den jüngsten Ereignissen durchaus infrage. Wenn ihr Vater davon erfuhr, würde er ihr die Hölle heißmachen. Allerdings durfte sie Rafiq gegenüber nicht zugeben, wie verloren sie sich in Wirklichkeit vorkam.

„Ich melde mich regelmäßig bei ihnen“, fügte sie hinzu.

„Per Handy?“

So, wie er das sagte, war es mehr eine Feststellung als eine Frage, und sie leugnete nicht. Sie sagte Rafiq auch nicht, dass ihr Handy in ihrer gestohlenen Handtasche gewesen war. Oder dass sie keine Ahnung hatte, wo sich ihr Vater gerade aufhielt. Von dem Chaos, in das er ihre Mutter gestürzt hatte, verriet sie ebenfalls nichts.

„Weshalb bitten Sie Ihre Eltern nicht um Geld für das Flugticket?“, wollte Rafiq wissen.

„Sie können es sich nicht leisten.“

Das war zumindest, was ihre Mutter betraf, die Wahrheit. Tiffany dachte an das Telefonat vom Vortag und ihre zögerliche Bitte um Geld. Ihre Mutter hatte geweint und ihr mitgeteilt, dass sie absolut nicht flüssig war. Linda Smith, geborene Canning, war eine zweitklassige Filmschauspielerin gewesen, ehe sie Taylor Smith geheiratet hatte. Sie hatte seit zwanzig Jahren nicht mehr gearbeitet. Im Ehevertrag war festgelegt, dass sie die Villa in Auckland erbte. Aber die musste erst mal zu Geld gemacht werden. In der Zwischenzeit gab es laufende Kosten für die Lebenshaltung, die Angestellten, das gemietete Haus in Los Angeles. Dazu kam, dass Taylor Smith unauffindbar war. Tiffany hatte genau gespürt, wie verzweifelt ihre Mutter war.

Also konnte sie Hilfe von dieser Seite vergessen. Ihre Mutter brauchte einen Scheidungsanwalt, und wenn Tiffany wieder zu Hause war, würde sie sich darum kümmern. Doch das ging Rafiq nichts an.

„Wie kommt es nur, dass wir schon wieder von mir reden?“, fragte sie. „Ich bin nicht so interessant.“

„Da bin ich anderer Meinung“, bemerkte er, und seine Stimme klang samtweich.

Sie erschauerte und lenkte schnell ab. „Sir Julian ist Neuseeländer. Er besitzt ein historisches Anwesen in Auckland, das man oft in Lifestyle-Magazinen sehen kann.“

Rafiq ging nicht auf ihren Themenwechsel ein. „Sie stammen also aus Neuseeland? Ich konnte Ihren Akzent nicht ganz einordnen.“

„Ich habe ein paar Schuljahre in Amerika verbracht, weil mein Vater dort arbeitete“, erklärte sie. Es war eine schwierige Zeit gewesen, und schließlich war ihre Mutter mit ihr nach Auckland zurückgekehrt. Ab und zu war sie nach Los Angeles geflogen, um Partys für ihren berühmten Mann zu geben – und dabei ein Auge auf ihn zu haben. Mit siebzehn hatte Tiffany zum ersten Mal in einem Boulevardblatt über die Affären ihres Vaters gelesen.

„Ist Ihr Vater beim Militär?“

„Nein, aber er ist viel unterwegs.“

„Ein Geschäftsmann?“

„So etwas Ähnliches.“ Sie trank einen Schluck Wodka Orange. „Und Sie? Woher stammen Sie?“

„Ich komme aus Dhahara. Das ist ein kleines arabisches Königreich an der Grenze zum Oman.“

„Das ist ja faszinierend!“

„Aha, Sie finden mich also faszinierend?“

Tiffany warf ihm einen verblüfften Blick zu und entdeckte das ironische Funkeln in seinen Augen. „Nicht Sie!“ Sie lachte und entspannte sich ein wenig. „Das Land, in dem Sie leben, fasziniert mich.“

„Jetzt haben Sie mir das Herz gebrochen.“

„Flirten Sie etwa mit mir?“

„Scheint, als hätte ich meine Fähigkeiten eingebüßt. Normalerweise muss eine Frau mich das nicht fragen.“ Er streckte seine langen Beine aus und lockerte seine Krawatte.

Unwillkürlich schaute Tiffany auf seine Hände. Rafiq hatte lange, schlanke Finger. Ein Siegelring funkelte im Lampenschein. Wie es sich wohl anfühlen würde, von diesen Händen gestreichelt zu werden? Sofort verdrängte sie den Gedanken.

„Vielleicht finden Sie mich nicht faszinierend“, fuhr er fort. „Aber die meisten Frauen finden mich charmant.“

„Wirklich? Diese Frauen müssen verrückt sein.“

„Sie glauben nicht, dass ich charmant sein kann?“ Er lächelte und gewährte einen Blick auf seine ebenmäßigen weißen Zähne.

„Genau“, entgegnete sie betont gelassen. Dabei schlug ihr das Herz bis zum Hals.

„Dann muss ich Sie eben davon überzeugen.“

Er beugte sich zu ihr und senkte langsam, ganz langsam den Kopf. Sie hätte Zeit genug gehabt, um auszuweichen oder ihm eine Ohrfeige zu verpassen. Doch sie tat es nicht. Stattdessen wartete sie mit angehaltenem Atem und sah, wie er näher und näher kam. Ein letzter Gedanke schoss ihr durch den Kopf – Wie schön sein Mund ist! –, dann küsste er sie auch schon.

Tiffany seufzte leise.

Rafiq küsste meisterlich. Zart und werbend presste er die Lippen auf ihren Mund und forderte nicht mehr, als sie zu geben bereit war. Nach einer Weile öffnete Tiffany sich ihm, doch er ging nicht darauf ein, sondern küsste sie leicht und spielerisch, bis sie verlangend aufstöhnte.

Das war die Einladung, auf die er gewartet zu haben schien. Sein Kuss wurde hart und fordernd. Lust flammte in Tiffany auf, als er sie mit der Zunge küsste. Mit einer Hand umfasste er Tiffanys Nacken, und der Druck seiner warmen Finger sandte heiße Schauer durch ihren Körper. Die Augen geschlossen, gab sie sich ihrer Leidenschaft hin.

Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit, bis er sich schließlich von ihr löste und mit einem merkwürdigen Ausdruck in den Augen auf sie niedersah.

„So“, sagte er zufrieden und streichelte ihren Hals. „Jetzt werden Sie mir zustimmen, dass die anderen Frauen nicht gelogen haben. Sie sind meinem Charme erlegen.“

Also hatte er sie nur aus kühler Berechnung geküsst. Tiffany schämte sich, weil sie darauf eingegangen war.

„Sie sind der arroganteste und eingebildetste Playboy, den ich je getroffen habe“, fuhr sie ihn an.

Sein Blick war undurchdringlich, doch plötzlich lachte er laut.

„Danke“, erwiderte Rafiq und deutete eine Verbeugung an, während seine Augen immer noch vor Erheiterung funkelten. „Ich fühle mich geehrt.“

Tiffany wünschte, sie hätte ihm eine geknallt, statt sich zu diesem Kuss verführen zu lassen. Obwohl ihr die Lippen immer noch brannten, erwiderte sie kühl: „Ich bin Ihrem Charme keineswegs erlegen.“

3. KAPITEL

Rafiqs gute Laune erlosch schlagartig. Nur mühsam gelang es ihm, seine Verärgerung zu unterdrücken. Aus leicht zusammengekniffenen Augen betrachtete er Tiffany. Ihre Feindseligkeit überraschte ihn, denn er hatte angenommen, dass sie die Gelegenheit, ihn zu verführen, umgehend wahrnehmen würde. Spürte sie etwa, dass er kein Wild war, das man so leicht erlegen konnte? Vielleicht zierte sie sich, weil sie ihn dadurch noch mehr an sich fesseln wollte? Wusste sie, wer er war? Hatte sie sich über ihn informiert?

Nein, dachte er, das kann es nicht sein.

Wahrscheinlich war sie einfach gerissen. Eine unbedeutende kleine Ausländerin, die illegal in einem Sexclub in Hongkong arbeitete.

„Schauen Sie mich nicht so an, Sie arroganter Flegel!“

Niemand hatte das Recht, so mit ihm zu reden. Schon gar nicht eine Frau wie sie. Mit einer einzigen, schwungvollen Bewegung ergriff er ihre Hand und zog Tiffany zu sich herüber. Sie stieß einen erschrockenen Schrei aus, als sie auf seinem Schoß landete. Sofort lockerte Rafiq seinen Griff und begann, ihren Rücken zu streicheln. Er küsste sie sanft auf den Nacken und murmelte zärtliche Worte. Tiffany stöhnte leise, als Rafiq sämtliche Tricks anwandte, um sie zu erregen. Mit jedem Kuss, mit jeder Berührung öffnete sie sich ihm mehr und bezauberte ihn mit ihrer Hingabe.

Ihre Haut war so zart, ihre Lippen schmeckten so süß. Rafiq brannte vor Verlangen, aber er redete sich ein, dass er immer noch die Kontrolle über das Geschehen hatte. Es war ja nur ein Test, und so, wie er es sah, hatte Tiffany ihn nicht bestanden. Denn sie erwiderte seine Küsse mit einer Leidenschaft, die ihm den Atem raubte. Er hätte zufrieden sein müssen, dass sein Verdacht sich bestätigt hatte.

Stattdessen ließ er sich von ihren Zärtlichkeiten gefangen nehmen.

Bis zu jenem Moment, in dem sie begann, sich aus seiner Umarmung zu lösen. „Was ist?“, fragte er verwundert.

Tiffany sprang auf. Ihr Atem ging stoßweise, ihre Augen funkelten. „Sie haben mich angelogen. Ich bin nicht mit Ihnen gekommen, um mit Ihnen ins Bett zu gehen. So nötig bin ich dann doch nicht auf einen Schlafplatz angewiesen.“

Sie wollte sich umdrehen, doch er hielt sie am Handgelenk fest.

„Warten Sie, Tiffany! Sie tun mir Unrecht. Halten Sie mich ruhig für einen Flegel, aber ich habe nie angenommen, dass Sie mit mir gegangen sind, weil Sie ein Bett für die Nacht suchten.“ Seltsam, dabei wäre es doch eine nahe liegende Vermutung gewesen.

Irgendetwas hatte diese junge Frau an sich, dass er ihr glauben wollte. Vielleicht lag es an ihren großen braunen Augen. Ihr Blick war so aufrichtig. Und in seinen Armen hatte sich ihr Körper so gut angefühlt …

Er verdrängte diesen Gedanken. Sie war nur eine Frau, und es gab Millionen schöner Frauen auf dieser Welt. Es war Zeit, sie loszuwerden, ehe er komplett blind und taub für ihren Betrug wurde. Langsam ließ er ihren Arm los und holte seine Geldbörse aus der Hosentasche, um eine Fünfhundertdollarnote herauszuholen. „Hier, das ist das Trinkgeld für Ihren Service in der Bar. Damit sollten Sie eine Weile auskommen.“

Tiffany ließ den Kopf sinken. „Das kann ich nicht annehmen.“

„Warum nicht?“ Diese Frau machte ihn wahnsinnig. Wusste sie überhaupt, was sie wollte? „Ich hatte sowieso vor, Ihnen Geld zu geben, damit Sie das Wochenende über nicht komplett blank sind.“

Er konnte sich einfach keinen Reim auf das Verhalten dieser Frau machen. Sie hatte Haltung und behauptete, sie habe Prinzipien. Andererseits ließ sie sich gehen, sobald er sie in seinen Armen hielt. Er hatte ihr die Geschichte mit der gestohlenen Handtasche fast geglaubt – bis zu dem Moment, in dem sie ihn um Geld für das Flugticket gebeten hatte. Entweder war sie vollkommen unschuldig oder eine Expertin darin, andere zu täuschen.

Falls sie tatsächlich Opfer eines Diebstahls geworden war, konnte er sie unmöglich auf der Straße sitzen lassen. Das würde er nicht mit seinem Gewissen vereinbaren können. Er dachte an seine Cousine Zara und an Megan, die Frau seines Bruders. Was wäre, wenn eine seiner Verwandten in eine solche Situation geraten wäre? Es musste Menschen geben, die in einem solchen Fall halfen.

„Bitte nehmen Sie das Geld!“

Sie schaute auf die Banknote in seiner Hand. „Es ist zu viel. Jetzt, nachdem wir uns … geküsst haben, fühlt es sich falsch an, Geld von Ihnen zu nehmen“, murmelte sie hinter ihrem langen braunen Haar, das wie ein Schleier vor ihrem Gesicht hing. Ihre Stimme klang gepresst.

„Na gut“, sagte er ungeduldig, weil ihm das, was sie zu fühlen schien, auf unerklärliche Weise naheging. Erneut öffnete er seine Geldbörse, steckte den Fünfhunderter ein und zog eine Zehndollarnote sowie eine Zwanzigdollarnote hervor. „Nehmen Sie das hier. Als Trinkgeld ist es eigentlich zu wenig, aber vielleicht unterstellen Sie mir dann keine finsteren Absichten mehr.“

Sie hob den Kopf, strich sich das Haar aus dem Gesicht und sah Rafiq einen Moment lang forschend an. „Danke für Ihr Verständnis.“

Tränen schimmerten in ihren Augen.

„Oh, bitte nicht weinen“, sagte er, und seine Stimme klang rau.

„Ich kann nicht anders.“ Sie schniefte und wischte sich die Tränen ab. „Es tut mir leid, dass ich Sie einen Flegel genannt habe.“

Wider Willen musste Rafiq lächeln. Diese Frau war offenbar etwas ganz Besonderes. Sie bezauberte ihn mit ihrer Unschuld, verwirrte und ärgerte ihn, wenn sie Dinge sagte, die sie als Betrügerin auswiesen, und entfachte seine Leidenschaft, wenn sie ihn küsste.

Nun kam sie auf ihn zu und legte ihm eine Hand auf die Brust. Wieder nahm er den Gardenienduft wahr und spürte ihre Finger warm durch sein blütenweißes Hemd. Als sie sich auf die Zehenspitzen stellte und ihn zart auf die Wange küsste, stieg erneut heißes Verlangen in ihm auf.

„Danke, Sie haben mir das Leben gerettet“, flüsterte sie.

Sie duftete so süß, und ihr Körper war so verführerisch, dass er nicht widerstehen konnte und sie in die Arme nahm. Er presste sie an sich und flüsterte: „Oh, Tiffany, was soll ich nur von Ihnen halten?“

„Ich bin nicht kompliziert“, erwiderte sie lächelnd. „Was Sie sehen, ist das, was Sie bekommen.“

Und plötzlich wusste er, dass er alles von ihr wollte, was er bekommen konnte. Stöhnend senkte er den Kopf und küsste sie tief und leidenschaftlich.

Erst lange Zeit später löste sich Rafiq von Tiffany. Etwas war geschehen. Sein Vorsatz, ihr zu beweisen, dass sie seinem Charme erliegen musste, sobald er es darauf anlegte, war vergessen. Als sie jetzt seine Brust streichelte und neckend an seiner gelockerten Krawatte zog, wusste er, dass sich alles verändert hatte. Er war nicht mehr Herr der Lage. Alles, was er wollte, war, Tiffany noch einmal zu küssen. Und dann wieder und wieder …

Sie hielt inne. „Was tun wir hier eigentlich?“, fragte sie verwirrt. „Jeden Moment kann jemand durch diese Tür dort kommen.“

„Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Die Terrasse und der Pool gehören zu meiner Suite. Der private Lift wird mit einer Chipkarte bedient, und die besitze nur ich.“

Ihr stockte der Atem. „Ihre Suite? Aber … Aber Sie sagten doch, wir würden einen Drink … Nie im Leben hätte ich Ihre Suite betreten.“

Sie zog sich von ihm zurück und schaute misstrauisch zu ihm auf. Offenbar warf sie ihm vor, sie aus unlauteren Motiven hierher gelockt zu haben. Ganz falsch lag sie da nicht. „An der Bar unten war es mir zu voll“, erklärte er. „Zu viele betrunkene Männer.“

„Oh …“

Er streckte die Hand aus und zeichnete sanft die Linie ihres Kinns nach. Ihre dunklen Locken kitzelten seinen Handrücken. „Sie sind wunderschön, wissen Sie das eigentlich?“

„Ich bin nicht schön“, widersprach sie.

Rafiq legte ihr einen Finger unters Kinn und sah in ihre weit geöffneten Augen. „Wunderschön“, beharrte er.

Sie schüttelte den Kopf. „Ich doch nicht. Vielleicht könnte man mich hübsch nennen. Aber bei diesem Licht können Sie das sowieso nicht beurteilen.“

Eitel war sie anscheinend nicht. Rafiq lächelte. „Ich brauche kein aufdringlich helles Licht, um zu wissen, dass Ihre Augen dieselbe Farbe haben wie der warme braune Sand meiner Heimat, wenn das letzte goldene Licht des Tages darauf schimmert. Ich brauche auch kein Licht, um zu fühlen.“ Sanft strich er ihr mit dem Daumen über die Unterlippe. „Ihr Mund ist rot wie die Blüten der Rosen im Garten von Qasr Al-Ward.“ Zärtlich liebkoste er ihre Wange. „Ihre Haut ist weicher als eine Mandelblüte. Ihre Wangenknochen scheinen von Meisterhand modelliert. All das beweist mir, dass Ihre Schönheit mit den Jahren noch zunehmen wird.“

Tiffany spürte, wie sie errötete. Ihre Verärgerung darüber, dass er sie ohne ihre Zustimmung mit in seine Suite genommen hatte, war verflogen. Sie war überwältigt von Rafiqs Nähe, seinem Duft, der Wärme seines schlanken, durchtrainierten Körpers. Ihr fehlten die Worte, denn nie zuvor war sie jemandem wie ihm begegnet.

Sie wollte auch gar nicht verstehen, was mit ihr passierte. Stattdessen schlang sie die Arme um seinen Hals und küsste ihn, schob ihre Hände in sein dichtes, seidiges Haar und spürte, wie er seine Hüften gegen ihre presste. Als der Kuss endete, schlug ihr das Herz bis zum Hals.

Sie hob den Blick und schaute in Rafiqs Augen. Er schien sich verändert zu haben, wirkte nicht mehr so unnahbar wie vorher. Plötzlich hatte sie Schmetterlinge im Bauch.

Ehe sie etwas sagen konnte, nahm Rafiq ihre Hand. „Komm.“

Sie betraten die dunkle Suite durch die weit geöffnete weiße Sprossentür. Rafiq drehte einen Lichtschalter, und sofort erfüllte weiches, gedimmtes Licht den Raum. Es war ein luxuriös eingerichtetes Schlafzimmer mit einem riesigen Bett.

Tiffany zögerte eine Sekunde, als Rafiq sein Hemd auszog. Doch dann nahm er sie in seine Arme, und ihr Verstand setzte aus.

In Sekundenschnelle hatte er sie von ihrem breiten Ledergürtel befreit und den Reißverschluss ihres geliehenen Kleides geöffnet. Ohne zu zögern, streifte er es ihr ab und ließ es achtlos zu Boden fallen. Tiffany blieb keine Zeit, sich nackt oder ausgeliefert zu fühlen, denn sofort zog Rafiq sie an seine breite Brust. Sie spürte seine Haut warm und fest durch den dünnen Stoff ihres schlichten schwarzen BHs.

Sanft streichelte er ihren Rücken und umfasste schließlich ihren Po, bis sie vor Verlangen aufstöhnte. Gleich darauf ließ er seine Hände wieder nach oben wandern, öffnete den Verschluss ihres BHs, streifte ihr die Träger über die Schultern und warf den BH beiseite. Sie wusste kaum, wie ihr geschah, als er auch schon vor ihr kniete, ihr die Pumps abstreifte und ihr dann mit geschickten Fingern den schwarzen Slip auszog. Überall, wo er sie berührte, schien ihre Haut zu glühen, und sie begann erwartungsvoll zu zittern.

Solche Gefühle waren neu und aufregend für sie. Was sie empfand, war so unglaublich machtvoll. Rafiq verteilte kleine Küsse auf ihrem Bauch, und Tiffany seufzte, als sie ein ums andere Mal erschauerte. Sie schob ihre Hände in sein dichtes schwarzes Haar und hörte ihn murmeln: „Ich werde dir Lust verschaffen, aber wir werden nicht miteinander schlafen.“

Sekundenlang war sie fast erleichtert, doch dann stieg Enttäuschung in ihr auf. „Wieso nicht?“, flüsterte sie.

„Ich habe keinen Schutz dabei.“

„Dabei?“ Dann begriff sie, was er meinte. „Oh.“

Bedeutete das, dass er normalerweise keine One-Night-Stands hatte? Der Gedanke war zu schön, um wahr zu sein. Seltsamerweise wollte sie jedoch unbedingt mit ihm schlafen.

Tiffany bückte sich und suchte nach ihrer kleinen Handtasche, die sie zuvor achtlos auf den Boden hatte fallen lassen. Als sie sie gefunden hatte, holte sie das Kondom heraus, das Renate ihr gegeben hatte. „Ich habe nur das hier.“

„Besser als nichts“, erwiderte er rau.

Tiffany wusste nicht, wie sie auf dem Bett gelandet waren, aber es war ihr auch egal. Mit geschlossenen Augen gab sie sich den neuen, unbekannten Gefühlen hin, die Rafiq mit seinen Zärtlichkeiten in ihr auslöste. Mit Lippen und Zunge reizte er ihre Brustspitzen, bis sie hart wurden, und sandte mit seinen kundigen Liebkosungen Wellen der Lust durch ihren Körper. Er schien genau zu wissen, wie er ihr Verlangen anfachen konnte, und Tiffany lieferte sich seiner Verführung bereitwillig aus, weil das, was er tat, so unendlich erregend war.

Als er sich schließlich auf sie legte, spreizte sie erwartungsvoll die Beine. Sekundenlang schaute sie Rafiq ins Gesicht, sah, dass auch er vor Leidenschaft glühte. Es war ungewohnt für sie, das Gewicht eines männlichen Körpers auf sich zu spüren, und doch unglaublich erregend. Für einen kurzen Moment verspannte sie sich, nervös ob der Dinge, die nun unweigerlich folgen würden. Rafiq schien ihre Unsicherheit zu bemerken und nahm sich Zeit.

Bald löste sich Tiffanys Anspannung, und er drang langsam in sie ein. Es war so wunderschön, ihn zu spüren. Sie streichelte seinen Rücken und passte sich dem Rhythmus seiner Bewegungen an. Es dauerte nicht lange, bis sie sich lustvoll stöhnend dem Liebesspiel hingab. Elektrisierende Wellen der Begierde durchfluteten ihren Körper, und Rafiq steigerte ihre Lust, indem er seinen Rhythmus immer wieder änderte. Haltlos klammerte Tiffany sich an ihn, als die Leidenschaft sie mit sich fortriss und sie sich in ihr zu verlieren drohte. Ihre Gefühle waren so stark, dass sie sich einen Moment lang dagegen zu wehren versuchte.

Als Rafiq das bemerkte, flüsterte er: „Lass es einfach geschehen.“

Sie hatte keine Ahnung, was er meinte, doch seine Worte fachten ihre Leidenschaft noch mehr an. Heiße Wellen durchrauschten ihren Körper, und diesmal kämpfte sie nicht mehr gegen die starken Gefühle an.

Laut stöhnte sie auf, als sie kurz vor dem Höhepunkt war. Rafiq drang nun immer schneller in sie ein und trieb sie beide mit unfehlbarer Sicherheit auf den Gipfel der Lust. Erschöpft lagen sie danach eng umschlungen da, ohne sich voneinander zu lösen.

Tiffany öffnete die Augen und blinzelte ins helle Morgenlicht.

Zuerst wusste sie nicht, wo sie war, doch dann fiel es ihr wieder ein. Alles fiel ihr wieder ein, und ein nagendes Gefühl der Angst beschlich sie. Was habe ich bloß getan, dachte sie entsetzt und wandte langsam den Kopf, bis ihr Blick auf die andere Betthälfte fiel.

Diese jedoch war leer.

Ich muss sofort verschwinden, war das Nächste, was sie dachte. Abrupt richtete sie sich auf, und dann sah sie ihn.

Rafiq stand am Fenster und blickte nach draußen. Als er das Rascheln der Bettdecke hörte, drehte er sich um. „Bist du wach?“

An Flucht war nicht mehr zu denken. „Ja“, erwiderte sie und lächelte mit zitternden Lippen.

„Gut.“ Er kam näher und schien wieder völlig kalt und unnahbar.

„Du bist ja schon angezogen“, bemerkte sie.

Er zuckte die Schultern. „Vor mir liegt ein arbeitsreicher Tag.“

Das war ein Rausschmiss.

Tiffany hatte allerdings keine Lust, aufzustehen, während er sich im Zimmer befand. Schließlich war sie nackt unter der Bettdecke, und sie hatte nicht vor, Rafiq auch nur einen einzigen Blick auf ihren Körper zu gestatten. Was sie in der vergangenen Nacht getan hatten, erfüllte sie mit tiefer Scham.

„Warum bist du dann noch hier?“, fragte sie bissig.

„Ich wollte warten, bis du aufwachst.“

„Weshalb?“

Er griff in seine Jacketttasche und zog ein Handy heraus.

Tiffany musste einen Augenblick überlegen, bis sie das Handy zuordnen konnte. „Das gehört Renate. Ich habe es gestern Abend in meinen Gürtel gesteckt …“

„Du hast damit fotografiert.“

Mist. Das hatte sie vollkommen vergessen. „Ich wollte die Fotos heute löschen.“

„Tatsächlich?“ Er lächelte zynisch. „Du hast Sir Julian gestern in der Bar glauben lassen, das wäre längst geschehen.“

Jetzt saß sie richtig in der Tinte. Da sie nicht wusste, was sie auf seine Anschuldigung erwidern sollte, schwieg Tiffany.

„Hast du nichts dazu zu sagen?“

„Was geht dich das eigentlich an?“

„Oh, sehr viel. Eines dieser Fotos zeigt mich und Sir Julian gemeinsam mit Renate. Jeder würde sofort erkennen, um was für eine Situation es sich handelt.“

„Aber ich wollte doch nicht …“

„Wirklich nicht? Gestern Abend wolltest du unbedingt über Sir Julian Carling plaudern.“

„Eben. Plaudern. Es war ein Versuch, sich mit dir zu unterhalten.“ Tiffany war nervös. „Was soll das alles?“

„Das weißt du doch ganz genau.“

Tiffany zog die Bettdecke hoch bis zum Kinn. Wie hatte sie sich bloß mit diesem völlig fremden Menschen einlassen können?

„Freut mich, dass du nervös bist“, sagte er.

„Ich bin überhaupt nicht nervös. Nur verwirrt.“ Sie musste ihn fragen, warum er plötzlich so abweisend und kalt zu ihr war. „Was macht dich so wütend?“

„Sag nicht, dass du das nicht weißt. Komm schon, spiel nicht wieder die Naive!“

Tiffany wollte ihn nicht noch mehr verärgern und schwieg abwartend.

„Deine Freundin hat dir eine SMS auf ihr Handy geschickt. Sie will wissen, wie deine Nacht gelaufen ist“, berichtete er.

Verdammt, dachte Tiffany. Jetzt glaubt er natürlich, das Ganze wäre geplant gewesen. „Du missverstehst das alles.“

„Unsinn. Wie viel willst du?“

„Wie bitte?“

„Wie viel Geld willst du, um zu vergessen, dass du mich jemals mit Sir Julian gesehen hast?“

Sie starrte ihn mit offenem Mund an. Litt er unter Verfolgungswahn? War er vielleicht verrückt? Hastig sagte sie: „Lösch die Bilder doch einfach. Ich hätte es längst tun sollen, aber ich habe es vergessen. Genau wie ich vergessen hatte, Renate das Handy zurückzugeben.“

„Wie außerordentlich praktisch.“

Tiffany mochte die Art, wie er das sagte, ganz und gar nicht.

„Da du nicht geantwortet hast, hat dir deine Freundin noch eine SMS geschickt, in der sie dir vorwirft, das Handy gestohlen zu haben.“ Er lächelte kalt. „Sie meint, du würdest die Bilder jetzt allein verkaufen wollen.“

„Unsinn. So was würde ich niemals tun!“

Er lachte spöttisch. „Was würdest du niemals tun? Die Bilder verkaufen oder das Handy klauen? Diebe haben keine Ehre.“

Sie hatte nur eine vage Ahnung, worauf er hinauswollte. Unsicher blickte sie zu ihm auf. „Sag einfach, was du denkst.“

„Du und deine Freundin – ihr wolltet Sir Julian und mich erpressen. Jetzt geht Renate davon aus, dass du den Job allein machen willst. Und ich glaube, sie hat recht.“

„Erpressung?“

Rafiq musste wirklich verrückt geworden sein. Tiffany maß die Entfernung bis zur Tür. Vielleicht war jetzt der Moment gekommen, zu fliehen. Wenn sie sich in die dünne Decke wickelte, wäre sie zumindest nicht mehr nackt.

„Du gehst nirgendwo hin“, sagte er bestimmt, setzte sich neben Tiffany aufs Bett und stützte beide Arme links und rechts von ihr auf. Sie war gefangen.

„Ich weiß“, erwiderte sie kleinlaut und schaute Hilfe suchend zu ihm auf.

„Das zieht nicht mehr“, entgegnete er knapp. „Ich weiß, dass du kein Unschuldslämmchen bist.“

Wenn der wüsste, dachte Tiffany bitter.

Als sie schwieg, fuhr er fort: „Was hattet ihr mit den Fotos vor?“

„Nichts.“

Er schüttelte den Kopf. „Verkauf mich nicht für dumm. Deine Freundin war so begierig darauf, zu erfahren, ob du das Handy und die Fotos noch hast, weil sie einen Käufer für die Bilder hat. Du hast mit ihr gemeinsame Sache gemacht.“

Tiffany bekam es mit der Angst zu tun. Sie fühlte sich völlig wehrlos, nackt unter der dünnen Decke. Rafiqs körperliche Präsenz wirkte bedrohlich. „Geh weg!“, rief sie unsicher.

Er rührte sich nicht. „Ich werde die Fotos jetzt vernichten. Dann kaufe ich dir das Flugticket, das du mir gestern abschwatzen wolltest. Und dann will ich dich nie wiedersehen, verstanden?“

Tiffany nickte.

Rafiq richtete sich auf, und endlich konnte sie wieder durchatmen.

„Allerdings werde ich dir kein Geld geben. Ich fahre mit dir zum Flughafen und bezahle das Ticket am Schalter. Daher hoffe ich, dass du wirklich vorhattest, nach Auckland zu fliegen.“

„Hatte ich“, sagte sie leise.

Rafiq stand auf. „Ich warte unten in der Lobby auf dich. Mach dich fertig.“

Als er ihr nicht mehr so nah war, gelang es ihr wieder, einen klaren Gedanken zu fassen. „Ich kann aber noch nicht fliegen. Mein vorläufiger Pass ist erst am Montag abholbereit. Solange bleibe ich noch in der Jugendherberge. Ruf mir ein Taxi.“

„Ich will aber, dass du Hongkong sofort verlässt.“

„Glaub mir, ich bleibe keine Minute länger, als ich muss. Und du kannst sicher sein, dass ich dir keinen Ärger mache. Ich verspreche es.“

„Gnade dir Gott, wenn es anders kommt“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

„Ich bin der harmloseste Mensch unter Gottes Sonne. Außerdem werde ich dir das Geld zurückzahlen“, fügte sie entschlossen hinzu.

Er winkte ab. „Bitte, nicht noch mehr Lügen.“

„Das ist keine Lüge. Ich werde es dir zurückzahlen. Dafür brauche ich deine Kontoverbindung.“

„Um mich dann richtig abzuzocken?“ Er lachte laut und sah sie durchdringend an, doch sie wich seinem Blick nicht aus. Sofort änderte sich die Stimmung. Das bekannte Prickeln war wieder da, jene elektrisierende Spannung zwischen ihnen, die heiß durch ihre Körper flutete.

Ohne seinen Blick von Tiffany zu lösen, holte Rafiq eine kleine weiße Karte aus seiner Geldbörse. „Hier sind meine Daten. Schick mir einen Scheck, aber komm mir nie wieder unter die Augen.“

Das tat weh. Tiffany verspürte das Bedürfnis, sich zu rächen. „Ich habe auch nicht vor, dich jemals wiederzusehen. Das, was ich erlebt habe, hat mir fürs Leben gereicht.“

Als er auf dem Absatz kehrtmachte und mit langen Schritten zur Tür ging, sah sie ihm nach, Tränen in den Augen. Um sich abzulenken, blickte sie auf die Visitenkarte, die er ihr gegeben hatte.

Rafiq Al Dhahara. Präsident. Royal Bank of Dhahara.

Ich hätte es wissen müssen, dachte sie zerknirscht. Rafiq ist kein kleiner Banker, sondern der oberste Boss.

Und er war der Mann, der ihr ein kleines Stück vom Paradies gezeigt hatte.

4. KAPITEL

Nervös lief Rafiq im Konferenzraum der Royal Bank of Dhahara auf und ab.

Schon seit Wochen war er rastlos, aber bisher hatte er sich eingeredet, das läge an der brütenden Hitze, die über Dhahara lag. Nachts konnte er kaum schlafen. Und nun trug nicht einmal die arktische Kälte der Klimaanlage dazu bei, dass er sich wohler fühlte.

„Hör auf, die ganze Zeit rumzulaufen“, forderte Shafir ihn auf. „Du hast uns gebeten, hierherzukommen, um über die geplante Hotelanlage zu reden, die du finanzieren willst, aber wie sollen wir miteinander sprechen, wenn du einen Trampelpfad in diesen Kelim läufst. Setz dich, damit wir anfangen können.“ Mit seinem goldenen Füllfederhalter tippte er auf die Aktenmappe, die vor ihm auf dem Konferenztisch lag. „Ich hab’s eilig.“

Rafiq wandte sich um, stützte die Hände in die Hüften und schaute missmutig zu seinem Bruder, dessen traditionelles weißes Gewand scharf mit dem schwarzen Lederstuhl kontrastierte, auf dem er saß. „Du kannst warten, Shafir.“

„Ich vielleicht schon, aber Megan nicht. Meine Frau möchte, dass wir so viel Zeit wie möglich in Qasr Al-Ward verbringen.“ Shafir grinste zufrieden. „Komm uns am Wochenende besuchen. Dann können wir den Vertrag für das neue Carling-Hotel begießen, und du kannst deinen schwarzen Anzug mal ablegen.“

Doch Rafiq schüttelte den Kopf. „Ich habe zu viel zu tun. Obwohl ich zugeben muss, dass die Wüste mich lockt.“ Er beneidete seinen Bruder darum, dass dieser so an dem Familiensitz hing. Seit Shafir mit Megan verheiratet war, lebten sie meistens in Qasr Al-Ward.

„Warte nicht zu lange mit einem Besuch, sonst vergisst du noch den Weg dorthin.“

„Nimm doch Vater mit“, schlug Rafiq vor, um von sich selbst abzulenken. Sein Bruder hatte eine Art, ihn anzuschauen, als könne er bis auf den Grund seiner Seele blicken. Rafiq nickte zu König Selim hinüber, der neben dem ältesten der drei Brüder, Khalid, saß und offenbar wieder einmal das Thema Heiraten aufs Tapet gebracht hatte. Die Worte Pflicht und Schuldigkeit fielen, und Rafiq flüsterte Shafir zu: „Auf diesem Weg könntest du Khalid ein wenig Luft verschaffen.“

Shafir lachte. „Scheint, als ob Vater keine Zeit verschwendet.“

„Seit du geheiratet hast, ist der Druck auf Khalid noch mehr gestiegen.“

„Auf dich aber auch“, bemerkte Shafir grinsend. „Alle hoffen, dass du der Nächste bist, der heiratet, denn von dir erwartet Vater nicht, dass du die Braut seiner Wahl zur Frau nimmst. Außerdem hast du gute Chancen bei den Frauen, denn anders als ich bist du ein Mann von Welt und lebst nicht draußen in der Wüste. Wie kommt es eigentlich, dass du noch nicht verheiratet bist? Du musst doch Unmengen von attraktiven Frauen begegnet sein, die sich sofort in dich verliebt haben.“

„So einfach ist das nicht“, entgegnete Rafiq. „Dich hat niemand zu verkuppeln versucht. Auf dir lastete kein Druck. Du hast immer nur getan, was du wolltest.“

Sein Bruder hatte die meiste Zeit seines Lebens draußen in der Wüste verbracht. Es war ein raues, ursprüngliches Leben, das seinen Charakter geprägt hatte. Rafiq dagegen war in Eton, einem englischen Eliteinternat, aufgewachsen und hatte danach in Cambridge und Harvard studiert. Es war vorgesehen, dass er eine passende Ehefrau wählte. Aus bester Familie, studiert, vermögend, einflussreich.

Doch jedes Mal, wenn er eine solche Frau kennengelernt hatte, hatte sein Vater sich eingemischt. Und jedes Mal war sein Interesse an dieser Frau danach erloschen. Doch wie sollte er das seinem Bruder erklären?

„Tu es.“ Die laute Stimme seines Vaters unterbrach Rafiqs Gedanken.

Rafiq wandte ihm seine Aufmerksamkeit zu und sah, wie er versuchte, Khalid ein Blatt Papier in die Hand zu drücken.

„Alle drei Frauen sind absolut passend“, fuhr König Selim fort. „Yasmin ist jung und reich und weiß genau, was von ihr erwartet wird, wenn sie dich heiratet.“

„Nein!“ Khalid presste die Lippen aufeinander.

Autor

Tessa Radley
Tessa Radley liebt das Lesen seit sie denken kann. Schon als Kind hatte sie immer einen ganzen Stapel an Büchern in Reichweite, die sie als nächstes lesen wollte. Dass sie sich irgendwann dazu entschloss, selbst Geschichten zu schreiben, war eigentlich eine logische Konsequenz. Bis heute hat die USA TODAY Bestsellerautorin...
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