Bianca Exklusiv Band 182

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DADDY IST ZURÜCK von WOODS, SHERRYL
Cody kennt kein Pardon, als er Melissa nach ihrer Trennung wieder sieht: Noch immer glaubt er, dass sie ihn betrogen hat! Als er erfährt, dass sie eine Tochter von ihm hat, ist er trotzdem bereit sie zu heiraten. Das Kind soll einen Vater haben. Und Melissa einen Mann?

FAST EIN ENGEL von WILDING, KAY
Die verführerische Laurel geht ihren Weg - und fällt dem charmanten Garrett sofort auf. Von dem Tag an, als er sie mit ihrem Baby vor zwei Männern rettet, weiß er, dass er immer ihr Beschützer sein möchte. Dabei ahnt er: Laurel verbirgt ein dunkles Geheimnis vor ihm …

LIEBLING, WIR BEKOMMEN EIN BABY von THACKER, CATHY GILLAN
Für die Journalistin Abby und ihren Kollegen Tad ist es Liebe auf den ersten Blick! Doch schon kurz nach der überstürzten Hochzeit ziehen dunkle Wolken auf: Tad kauft einen Verlag auf dem Land, wo Abby auf keinen Fall hinziehen will …


  • Erscheinungstag 06.01.2009
  • Bandnummer 182
  • ISBN / Artikelnummer 9783863498269
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

CATHY GILLEN THACKER

Liebling, wir bekommen ein Baby

Die große Liebe zwischen Abby und Tad steht vor einer Zerreißprobe: Ohne Abby zu fragen kauft Tad kurz nach der Hochzeit einen Verlag in der Kleinstadt Blossom. Wie selbstverständlich geht er davon aus, dass sie ihm aufs Land folgt. Doch Abby denkt nicht daran! Ihre Trennung scheint unausweichlich, bis sich plötzlich alles ändert: Abby erwartet ein Baby …

SHERRYL WOODS

Daddy ist zurück

Als Cody zärtlich die Arme um seine kleine Tochter legt, erinnert nichts mehr an den rauen Cowboy, der er geworden ist. Übermütig hebt er Sharon Lynn in die Luft. Und die belohnt ihn dafür mit einem Kuss. Melissa könnte bei dem Anblick weinen – vor Glück und vor Enttäuschung. Denn Cody hat sie vor anderthalb Jahren verlassen. Wegen eines Missverständnisses …

KAY WILDING

Fast ein Engel

In der Kleinstadt Fort Viner sieht sich die zauberhafte Laurel Branson mit dem bösartigsten Klatsch konfrontiert: Angeblich soll ein Jugendfreund der Vater ihres Babys sein. Und hinter vorgehaltener Hand wird getuschelt, Laurel habe ihn ermordet! Wie gut, dass sie den wunderbaren Garrett an ihrer Seite hat. Doch auch dem sagt sie lieber nicht die ganze Wahrheit …

PROLOG

Mondlicht fiel durch die großen Fenster und tauchte das luxuriöse Hotelzimmer in einen matten Schimmer, als Tad McFarlane noch einmal, zum letzten Mal, Abby Kildaires Lippen mit einem leidenschaftlichen Kuss verschloss. Und als er schließlich den Kopf hob, hatte er noch immer das Gefühl, sie niemals loslassen zu können. „Ich kann es nicht glauben, dass wir schon morgen von hier wegmüssen.“

„Mir geht es genauso.“ Abby seufzte. Eine leichte, von Blütenduft erfüllte Frühjahrsbrise kühlte ihre erhitzten Körper. Nichts erschien Abby in diesem Moment so fern wie die Rückkehr in den Alltag.

Tad küsste ihre Augenbraue und berührte mit der Fingerspitze ihre Lippen. Er zog Abby noch einmal fest an sich. „Es war das beste Wochenende meines Lebens“, flüsterte er rau an ihrem Ohr.

Und das am wenigsten erwartete, dachte Abby, während sie mit den Händen über seine breiten Schultern fuhr. Als sie ihr Sparkonto für einen Trip nach Paris geleert hatte, hätte sie – die niemals etwas impulsiv tat – sich nicht einmal im Traum einfallen lassen, dass sie dort einem gut aussehenden Weltenbummler begegnen und mit ihm eine Wochenendaffäre haben würde. Diese kurze Affäre hatte ihr ganzes Leben unwiderruflich verändert. Tad hatte ihr Leben verändert. Durch ihn hatte sie entdeckt, dass sie zu einer wilden Leidenschaft fähig war. Und dass sie einen Mann auf eine sehr romantische Weise lieben konnte.

„Auch für mich war es das beste Wochenende“, gestand Abby versonnen und wünschte sich, dass ihre ungestüme Liebesaffäre für immer andauern könnte.

Tad umschmiegte mit den Händen ihr Gesicht und blickte ihr in die Augen. „Was ich dir gesagt habe, bevor wir miteinander schliefen, habe ich auch wirklich so gemeint, Abby. Dass ich dich bei mir haben möchte – nicht nur jetzt, an diesem Wochenende, sondern für mein ganzes Leben.“

Wie sehr ich mir das wünschte, dachte Abby und atmete den frischen Zitrusduft seines Aftershaves ein. Aber ob sie es nun wollten oder auch nicht, sie mussten praktisch denken. Sie hatten ihre jeweiligen Verantwortungen zu berücksichtigen. „Ich habe einen Job …“ Einen guten. Und das hatte auch er.

„Wir könnten das aushandeln“, versicherte ihr Tad aus voller Überzeugung. „Ich würde niemals von dir verlangen, dass du deinen Beruf aufgibst, nur um bei mir zu sein, genauso wenig wie jemand es von mir verlangen könnte, dass ich mein Leben als Journalist aufgebe.“

Abby fing an sich zu entspannen. Ihre Karriere als verantwortliche Redakteurin für das Ressort Heim und Garten bei der Zeitschrift Trend war ihr sehr wichtig. Sie hatte zehn harte Jahre gebraucht, um eine so begehrenswerte Stellung zu erringen. Was noch wichtiger war, ihre Arbeit hatte sie durch eine äußerst schwierige Zeit getragen. Tad wusste das. Er akzeptierte es. Genauso wie er es akzeptierte, dass Abby seit über zehn Jahren in New York City lebte und nicht vorhatte, die Stadt zu verlassen.

Abby ließ den Blick über die faszinierenden Konturen seines Gesichts schweifen und über die ständig zerzausten lockigen schwarzen Haare. Mit sechsunddreißig war er fünf Jahre älter als sie. Und zweifellos der aufregendste Mann, dem sie jemals begegnet war. Alles an ihm – von den Grübchen im Kinn und in den Wangen, wenn er lachte, bis zu den tiefblauen Augen – zog sie an.

„Was wäre mit deiner Arbeit?“, fragte sie neugierig. Sie wusste, dass er kein reguläres Zuhause hatte. Zuhause für Tad war jede Stadt, in der er sich gerade aufhielt, jedes Hotel, in dem er gerade untergebracht war. Für ihn unterschieden sie sich nicht voneinander. Ein Hotelzimmer war für Abby kein Zuhause. Ihr Apartment in New York City war ihr Heim.

Tad zuckte die Schultern. „Das ständige Reisen fängt an, mich auszuhöhlen. Ich habe mich schon seit einiger Zeit mit dem Gedanken getragen, mich wieder in den Staaten anzusiedeln. Und jetzt, wo ich dich getroffen habe …“ Er unterbrach sich und schaute sie nachdenklich an. „… scheint mir, dass die Zeit für alles richtig ist. Irgendwie ist unsere Begegnung vorherbestimmt.“

Abby wusste genau, was Tad meinte. Auch sie hatte niemals an Liebe auf den ersten Blick geglaubt, aber in dem Moment, wo sie Tad auf dem Pariser Flughafen begegnet war, hatte sie gewusst, dass er jemand ganz Besonderer war. „Das würdest du meinetwegen tun?“, fragte sie leise, und ihr wurde klar, wie großzügig und liebevoll er war. Ihr Herz wurde vor Glück weit, als sie ihn betrachtete. „Du würdest dich von der internationalen Medienwelt trennen?“

Tad nickte. Sein Gesichtsausdruck war ernst. „Und noch viel mehr …“, gestand er mit einer Ehrlichkeit, die Abby tief berührte. „… wenn es bedeutet, dass ich mit dir zusammenbleiben kann.“ Seine Augen verdunkelten sich vor Leidenschaft, aber auch vor Mutwillen. „Nicht, dass ich keine Träume für mich selbst hätte. Der Unterschied liegt nur darin, dass ich dich jetzt bei mir haben möchte, um mit dir meine Träume zu erfüllen.“ Er hielt kurz inne, ehe er hinzufügte: „Ich möchte mein Leben mit dir teilen, Abby. Ich möchte alles mit dir teilen.“

Hoffnung für die Zukunft erfüllte sie. „Oh Tad …“ „Sag mir, dass du das auch möchtest, Abby“, verlangte Tad rau. „Das möchte ich“, sagte Abby mit angehaltenem Atem. So sehr … dachte sie. „Dann heirate mich, Abby.“ Tad fuhr mit den Händen durch ihr Haar. „Sobald wir wieder in den Staaten sind.“

Abby schloss die Augen. Die Sehnsucht, die sie empfand, kämpfte gegen den gesunden Menschenverstand an. Wie sehr sie sich wünschte, dass sie die Probleme ihres wirklichen Lebens von sich fernhalten und diesen Moment so lange hinauszögern könnte, bis sie von Tad und Tad von ihr genug hätten. Doch sie wusste es besser. „Es ist nicht leicht“, murmelte sie abgelenkt. Sie blickte ihm tief in die Augen. „Ich muss am Montagmorgen wieder arbeiten.“ Und du auch, fügte sie in Gedanken hinzu.

„Dann heiraten wir am Samstagabend – in Tennessee“, verkündete Tad zuversichtlich. „Dort gibt es keine Wartezeit.“

Abby musste lächeln. Sie war nicht gerade überrascht, dass Tad sich die Mühe gemacht hatte, das herauszufinden. Er war ein durch und durch entschlossener Mann. Vor allem dann, wenn er etwas wirklich wollte.„Du hast tatsächlich gründliche Vorarbeit geleistet“, zog sie ihn auf.

Tad grinste. „Das tue ich immer.“

Viele Küsse und eine ausgiebige Liebesrunde später fragte er sie erneut.

Abby wusste, dass er eine ehrliche Antwort verdiente. Sie wusste auch, dass sie nicht nackt und ihm so nahe sein dürfte, um sie ihm zu geben. Sie wusste, was sie wollte, aber sie musste zuerst darüber nachdenken.

„Ich weiß nicht. Es ist so spontan.“ Abby schlug die Decke zurück und sprang aus dem Bett. Ihr Körper prickelte noch von all den Liebkosungen.

Sie nahm ihren Morgenmantel aus Satin und Spitze von der Couch, zog ihn über und trat ans Fenster. Der Mond überzog die Stadt mit seinem silbernen Licht. Paris im April. Gibt es einen schöneren, romantischeren Ort im Frühling, fragte sie sich, als sie den Gürtel zur Schleife band.

„Ich bin kein impulsiver Mensch, Tad“, erklärte sie ihm, als er sich neben sie stellte. Und doch war sie hier, mit ihm. Sagte das nichts aus? Über den magischen Zauber ihres Zusammenseins? Und dass sie etwas sehr Besonderes miteinander geteilt hatten?

Tad legte die Hände auf ihre Schultern. Er drehte Abby zu sich herum und lächelte sie an. „Ich weiß, dass du nicht impulsiv bist. Das bin ich auch nicht.“

„Tad …“ Sie vergaß zu atmen, als er den Gürtel öffnete und mit den Händen unter ihren seidenen Morgenmantel glitt und ihre Taille umfasste.

„Was?“, flüsterte er und liebkoste sie zart.

„Ich kann nicht nachdenken, wenn du das tust“, protestierte Abby, als er seine Hände weiter nach unten gleiten ließ und dann gleich wieder nach oben bis hinauf zu den Schultern.

„Ich will nicht, dass du nachdenkst“, entgegnete Tad rau und beugte den Kopf. „Ich möchte, dass du mich küsst.“

Und der Himmel helfe ihr, sie tat genau das.

Am Sonntagmorgen saß sie neben Tad in einem Jet nach Memphis. Um die Mittagszeit hatten sie nicht nur einen Friedensrichter gefunden, sondern auch alles, was sie brauchten, von den Zeugen über den Blumenstrauß bis zu den Eheringen. Eine Stunde später waren sie in ihrem Hotel, um sich wieder zu lieben.

Wenn die Dinge nur immer so einfach blieben, dachte Abby, während sie sich in Tads Arme schmiegte.

Aber natürlich, wie das Pech – oder auch das Glück – es nun einmal wollte, blieben die Dinge nicht so einfach.

1. KAPITEL

Tad betrat die Redaktionsräume der Zeitschrift Trend in der Gewissheit, dass der Moment der Abrechnung endgültig gekommen war. Er fand seine ihm davongelaufene Frau genau dort, wo er es erwartet hatte – hinter ihrem Schreibtisch, mit offenem, schulterlangem goldbraunem Haar, ihre gleichfarbigen Augen mit den langen Wimpern auf das Layout der Zeitschrift vor sich gerichtet.

Abby drehte sich um, als er sich mit Riesenschritten dem Schreibtisch näherte.

Tad widerstand dem Drang, Abby in die Arme zu nehmen und einigen Verstand in sie hineinzuküssen. Genau das war es gewesen, was sie in diesen Schlamassel gebracht hatte … der Leidenschaft zu erliegen, statt miteinander zu reden.

„Was soll das bedeuten?“ Tad gab sich nicht die Mühe, zu verbergen, wie unglücklich ihn Abbys Verhalten machte, als er ihr das Bündel juristischer Papiere übergab, die ihn endlich per Einschreiben erreicht hatten.

Abby zog eine fein geformte Augenbraue hoch, während sie Tad ansah, und wollte ihm die Papiere zurückgeben. „Ich möchte meinen, dass das ganz offensichtlich ist.“

Tad nahm die Unterlagen nicht entgegen. Er schob einiges auf dem Schreibtisch beiseite, ehe er sich darauf setzte. „Nun, das ist es nicht.“

Abby legte die Papiere achtlos vor sich und blickte ihm herausfordernd ins Gesicht. „Ich möchte eine Annullierung.“

Nein, dachte Tad, das möchtest du nicht. Du bist im Moment nur böse mit mir, was nur allzu verständlich ist bei dem riesigen Missverständnis, das wir gehabt haben.

Tad verschränkte die Arme. Er war entschlossen, sich die Zeit zu nehmen, die sie brauchten, um die Sache ins Reine zu bringen und die Ehe zu retten, die nur knapp einen Tag gehalten hatte. „Mit welcher Begründung?“, wollte er wissen und blickte ihr forschend in die Augen. „Wie ich mich erinnere, haben wir die Ehe auf eine überaus gründliche Weise vollzogen.“

Abby wurde rot. Das konnte sie nicht leugnen. Und mit gutem Grund, dachte Tad. Sie hatten sich wiederholt geliebt, und zwar das ganze Wochenende, vor und nach der Zeremonie.

„Genug davon, Tad“,fauchte Abby irritiert, sprang vom Stuhl auf und fing an, auf und ab zu laufen. Ihre gertenschlanke Figur wurde durch ein buttergelbes Jerseykleid noch hervorgehoben. Die hellen Strümpfe und passenden Schuhe brachten ihre aufregend langen Beine zur Geltung. Sie nur anzuschauen genügte, um Tad in Erregung zu versetzen. „Wir haben uns von unseren Hormonen leiten lassen. Wir waren nicht bei klarem Verstand.“

Sprich für dich selbst, dachte Tad gereizt. Er war bei sehr klarem Verstand gewesen, vorher und jetzt. In dem Moment, wo er Abby erblickt hatte, hatte er gewusst, dass er sie haben musste. Und diese Sehnsucht, sie zu besitzen – voll und ganz – war während der vergangenen zwei Wochen nur noch größer geworden.

„Du bist noch immer sauer auf mich, weil ich die Zeitung gekauft habe“, vermutete Tad und versuchte nicht daran zu denken, wie gut und richtig ihre weichen Lippen sich unter seinen angefühlt hatten.

Abby warf wütend den Kopf zurück. Der berauschende Vanilleduft ihres Parfüms füllte ihr kleines elegantes Büro. „Du hättest mich in deine Pläne einweihen können, bevor wir geheiratet haben!“

„Das habe ich!“, entgegnete Tad. Und das hatte er tatsächlich. Sie hatten darüber gesprochen am Morgen nach ihrer Heirat … dem Morgen, wo sie ihn verlassen hatte.

„Komisch, ich kann mich nicht entsinnen, dass du auch nur ein verdammtes Wort über unseren Umzug nach North Carolina gesagt hast.“

Tad blickte sie finster an. „Ich habe dir erzählt, dass ich die Sommermonate dort als Kind verbracht habe.“

„Um deine Tante Sadie zu besuchen, ja, das hast du“, gab Abby ungeduldig zu. Sie war deutlich aufgebracht, dass sie das Ganze noch einmal durchgehen musste.

„Ich habe dir auch erzählt, dass ich meine eigene Zeitung besitzen wollte“, fuhr Tad ergeben fort.

„Richtig!“ Abby stieß anklagend mit dem Finger in seine Richtung. „Irgendwann einmal!“

Tad zog eine Braue hoch. Der Anflug eines Lächelns spielte um seine Mundwinkel, als er bemerkte, dass Abby immer noch den 14-karätigen goldenen Ring mit dem Jadestein trug, den sie sich als Ehering ausgewählt hatte. Das konnte nur das eine bedeuteten: Ihre ungestüme Verbindung war bei Weitem noch nicht vorbei, wie Abby es ihn glauben machen wollte. „Du hast es mir nicht abgenommen, dass ich es ernst meinte?“ Er würde es nicht zulassen, dass sie sich auch nur für eine Sekunde aus der Schlinge zog.

Abby verdrehte die Augen. „Natürlich habe ich es dir abgenommen. Dein Plan, eine vor sich hin kränkelnde Kleinstadtzeitung zu kaufen und aufzupäppeln, hört sich genauso an wie einer dieser unsinnigen, verrückten Rentnerträume, die jeder Mann, den ich kenne, hat. Ich habe angenommen, dass du damit beginnen wirst, wenn du die sechzig überschritten hast. Und ich in fünfundzwanzig Jahren oder so mitmachen würde, wenn ich selbst im Ruhestand bin!“

Abby hätte sich nicht träumen lassen, dass ein Journalist von Tads Kaliber und Ansehen den Versuch starten würde, sich im Alter von fünfunddreißig Jahren aus dem Hauptverkehr zurückzuziehen! Und das auch noch buchstäblich am Tag nach ihrer Heirat. Aber genau das war geschehen.

Da es ihr nicht möglich gewesen war, ihm sein Vorhaben auszureden, und sie ihr bisheriges geruhsames, wenn auch mit Arbeit beladenes Leben nicht aufgeben wollte, hatte sie einen Rückzieher gemacht. Sie hatte Tad gesagt, dass sie beide Zeit brauchten – mindestens drei Wochen! – um abzukühlen und noch einmal zu überdenken, was sie getan hatten.

Anfangs war Tad eisern gegen eine solche Abmachung gewesen. Als Abby aber nicht nachgegeben hatte, willigte er schließlich in ihren Vorschlag ein. Außerdem hatte er noch einige Artikel abfassen und noch einige eigene offene Probleme lösen müssen, bevor er sich wieder auf Abby und ihre Ehe konzentrieren konnte.

Abby bemühte sich sehr, nicht daran zu denken, was seine Nähe ihr antat, oder auf ihren Herzschlag zu achten, der sich beschleunigt hatte. „Hör mal, ich bin sicher, dass das, was du in Blossom tust, lobenswert ist“, sagte sie höflich.

„Aber?“, hakte Tad nach.

Abby schluckte, um die unübliche Trockenheit ihrer Kehle loszuwerden. „Wenn du mir zuvor erzählt hättest, dass du bereits ein Angebot für die Blossom Weekly News abgegeben und vorhattest, nach North Carolina zu ziehen, sobald das Angebot angenommen wird …“

Falls das Angebot angenommen worden wäre“, verbesserte Tad, um deutlich zu machen, dass ein abgeschlossener Handel zu diesem Zeitpunkt noch nicht sicher gewesen war.

„Dann hätte ich dich niemals geheiratet“, fuhr Abby unbeirrt fort. Das hätte nämlich bedeutet, dass sie ihren Job bei Trend aufgeben müsste, und das wäre niemals infrage gekommen.

Tad glitt von ihrem Schreibtisch. „Also ist es vorbei … einfach so?“

„Es muss sein.“

„Nein“, entgegnete Tad, der sehr sexy aussah. Die Jeans saß wie eine zweite Haut, das weiße Oxfordhemd stand am Hals ein wenig offen, und sein Tweedsakko und die handgearbeiteten Lederstiefel vervollständigten den männlichen Eindruck. „Es muss nicht sein.“

Zum Kuckuck mit allem, dachte Abby und kehrte zu ihrem Schreibtisch zurück. Sie hätte wissen sollen, dass ein Mann wie Tad, der es gewohnt war, alles und jedes zu bekommen, was er sich in den Kopf gesetzt hatte, schwierig sein würde! Sie setzte sich wieder in den Schreibtischsessel, ließ die Arme auf den Armlehnen ruhen und schlug die Beine übereinander, wobei ihr Rock ein ganzes Stück hoch rutschte.

„Wie soll ich das, was du hier sagst, verstehen? Dass du die Annullierung anfechten willst?“, fragte sie mit angespannter Stimme und wünschte sich, sie würde sich nicht so zu ihm hingezogen fühlen. Wünschte sich, dass sie sich nicht an die köstlichen Einzelheiten erinnern würde, wie es gewesen war, sich mit ihm auf eine so wunderbare Weise zu lieben.

Er lehnte sich über den Schreibtisch zu ihr herüber. „Ich möchte, dass du einsiehst, was du aufgibst, bevor du es tatsächlich aufgibst.“ Er zog zwei Flugtickets aus der Sakkotasche und legte sie vor Abby auf den Tisch.

„Ich werde nicht nach North Carolina fliegen!“, rief Abby aus.

„Warum nicht?“, meldete sich Abbys beste Freundin, Yvonne Kirschner, die unangemeldet hereinkam. „Morgen ist Samstag.“

Es war ein Wochenende mit Tad, das mich überhaupt erst in Schwierigkeiten gebracht hat, dachte Abby böse.

Yvonne spürte, dass hier etwas ablief, was nicht unter normal eingestuft werden konnte. Sie musterte Tad, dann kehrte ihr Blick zu Abby zurück. „Wer ist der Mann?“, fragte sie mit einem neugierigen Lächeln.

Abby wusste nicht, was sie darauf antworten sollte, und schaute die einundvierzigjährige Redakteurin für Sonderbeiträge bei Trend unsicher an. Ihr Kostüm und ihre hochhackigen Schuhe waren eine Wucht. Mit ihrem tadellos frisierten roten Haar war Yvonne nicht nur die Verkörperung einer Karrierefrau aus New York City, sondern sie war auch Abbys Vorbild und treue Ratgeberin in der Pressewelt. Sie war Abby fast eine Freundin. Doch welche Antwort konnte sie Yvonne geben? Yvonne war – und würde es immer sein – mit ihrer Karriere verheiratet. Sie würde niemals einer Laune nachgeben und einem Mann verfallen, wie sie selbst es getan hatte.

Tad ging auf Yvonne zu und streckte ihr die Hand zum Gruß hin. „Hallo. Ich bin Tad McFarlane, Abbys Ehemann.“

Yvonne stutzte.

„Wir haben Ende April geheiratet“, erklärte Tad.

Yvonne schoss einen Blick auf Abbys linke Hand, blieb auf dem Goldring mit dem Jadestein haften, den Abby seit ihrem Trip nach Europa trug, blickte zurück auf Tad, der einen einfachen Goldreif als Ehering trug. „Du hast das erste und einzige Mal in deinen Leben geheiratet und hast es nicht einmal erwähnt?“, fragte Yvonne entgeistert.

Abby hob die Hände. „Jeder war so verstimmt wegen der Zeitschrift, so durcheinander wegen der finanziellen Probleme, die wir haben, dass ich …“ Abby brach ab und wurde rot.

„Trotzdem hätte ich es erwähnt“, tadelte Yvonne.

Ganz sicher nicht, wenn du dich um eine Annullierung bemühst, dachte Abby. „Hör mal, sag es keinem weiter“, warf Abby rasch ein. Sie wollte, dass ihre Bedrängnis jetzt und hier endete.

„Okay“, stimmte Yvonne gutmütig zu wie eine treue Freundin, die sie ja auch war. „Aber …“ Yvonne warf Tad einen bewundernden Blick zu. Was für ein Mann! „Vielleicht solltest du jetzt Feierabend machen, Abby, dich entspannen und nicht weiter drüber nachdenken …“

„Guter Vorschlag“, unterbrach Abby sie, um Tad ja nicht wissen zu lassen, dass ihr Arbeitsplatz – wie der der gesamten Belegschaft – gefährdet war dank einer drohenden Übernahme des Verlages durch einen Konzern in Übersee. „Vielleicht sollte ich ausspannen. Ich hab es nötig“, sagte Abby offen und sprang auf die Füße. Noch nötiger war, Tad hier herauszubekommen. Sie nahm hastig die zwei Flugtickets an sich, die noch immer auf dem Schreibtisch lagen, dann griff sie nach seinem Arm und gleichzeitig nach ihrer Aktentasche. „Lass uns von hier verschwinden.“

„Würde mich freuen, Sie wiederzusehen“, rief Yvonne Tad nach, der von Abby zum Lift gezogen wurde.

Tad nickte. „Das werden Sie“, versprach er mehr an Abby gerichtet, damit sie auch wusste, dass er nicht vorhatte aufzugeben, ganz gleich wie viele Schwierigkeiten sie ihm machen würde. „Ich werde wieder hier sein.“

„Nun, wie denkst du darüber?“, fragte Tad Abby am nächsten Nachmittag, nachdem sie die Besichtigungstour des Gebäudes aus roten Ziegelsteinen, in dem sich die Blossom Weekly News befand, beendet hatten.

„Worüber? Über den Westen von North Carolina?“ Über den Staat, der unglaublich schön war mit seinen dichten Wäldern? Über die hübsche kleine Stadt in den Great Smoky Mountains, mit ihren etwa zehntausend Einwohnern? Die Grenze zu Tennessee lag nur sechzig Meilen entfernt.

„Über die Zeitung“, antwortete Tad geduldig.

Abby hatte das Gefühl, dass er eine Menge mehr meinte als nur das. Wollte er von ihr auch hören, wie es mit ihrer Ehe weitergehen sollte? Doch dickköpfig wie sie nun einmal war, wollte sie sich im Moment nur auf das festlegen, worauf sie sich vorbereitet hatte – das Geschäft, das er gerade erworben hatte. „Es ist ein gut erhaltenes Gebäude. Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Großraum-Atmosphäre mag. Ich ziehe es vor, in Einzelbüros zu arbeiten – finde es leichter, mich zu konzentrieren.“

Tad nahm eine Ausgabe der Zeitung in die Hand. „Und was ist hiermit?“

Abby suchte nach etwas Nettem, das sie sagen könnte. „Sie ist … nun ja, recht kompakt.“

„Und schlecht geschrieben und entworfen und im Umfang begrenzt“, stimmte Tad ihr zu.

Beinahe hoffnungslos. „Und doch hast du sie gekauft“, bemerkte Abby. Tad wurde ihr ein immer größeres Rätsel.

„Genau deswegen habe ich es getan, weil sie so viel Arbeit verlangt“, bestätigte Tad. Er blickte glücklich in die Runde, wo vier Schreibtische eng zusammengerückt in dem teppichlosen Raum standen. „Kannst du die Möglichkeiten nicht sehen, Abby, die sich hier anbieten?“

Nein, die konnte sie nicht sehen. Sie konnte nur sehen, dass Tad übergeschnappt war. Ein Journalist von Tads Kaliber und Ruf würde auf lange Sicht hier niemals glücklich sein. Aber das muss er selbst herausfinden, sagte Abby sich entschlossen. Es lag nicht an ihr, ihn darauf hinzuweisen.

„Es gibt keine Computer hier“, bemerkte Abby zerstreut, als ihr auf einmal Schweißperlen auf Nacken und Brust traten. Ist es so heiß hier, fragte sie sich und zupfte am Kragen ihrer Baumwolljacke, oder bilde ich mir das nur ein?

„Dem ist leicht abzuhelfen“, versicherte Tad ihr mit jugendlichem Enthusiasmus. Er nahm einen Briefbeschwerer vom Tisch und wog ihn in der Hand. „Nächste Woche werden sie geliefert.“

Abby marschierte rastlos auf und ab und fühlte, wie ihr die Knie weich wurden. Warum, das wusste sie nicht.

Diese plötzliche Benommenheit machte sie ratlos, und sie rieb sich den Nacken. „Und es gibt nur zwei Teile der Zeitung, den lokalen und den begrenzt politischen“, fuhr sie verdrossen fort.

Tad grinste selbstsicher, legte den Briefbeschwerer auf den Tisch zurück und schaute sich im Raum um. „Ich habe vor zu expandieren. Tatsache ist, dass ich bereits nach einem Redakteur suche, der die Heim-und-Garten-Ausgabe des Blattes machen kann.“

Abby wandte sich von Tad ab und atmete tief ein. Vielleicht würde das helfen. „Ich lasse es dich wissen, wenn mir jemand einfällt“, sagte sie trocken.

Tad wartete, bis sie sich ihm wieder zugewandt hatte. Dann sagte er mit dem Blick fest auf ihrem Gesicht: „Eigentlich habe ich schon jemanden im Sinn.“

Abby setzte sich auf die Ecke des Schreibtisches und hoffte, dass sie sich so vielleicht ein wenig besser fühlen würde. „Ach?“ Sie schlug die Füße an den Knöcheln übereinander. „Und wer ist es?“

Tad lächelte. „Du.“

„Sehr komisch, Tad“, sagte Abby spöttisch und kämpfte darum, Tad nicht merken zu lassen, wie benommen sie sich fühlte.

Sie hatte versucht, es nicht zu beachten, aber jetzt musste sie es sich eingestehen: Seitdem Tad sie von ihrem Apartment in New York City abgeholt hatte, um sie zum Flughafen zu bringen, fühlte sie sich nicht richtig wohl.

„Du denkst, dass ich Spaß mache?“, fragte Tad in einem leisen sexy Tonfall.

Abbys Herz machte einen extra Schlag, als sie ihm in die Augen schaute. Vom Telefon gerettet, dachte sie, als es auf dem Schreibtisch hinter ihr klingelte. Ohne den Blick von ihr zu lösen, nahm Tad den Hörer ab. „Blossom Weekly News“ meldete er sich. „Ja. Eine Sekunde, Yvonne.“ Er reichte Abby den Hörer. „Für dich.“

Abby wusste vom ersten Moment an, dass etwas geschehen war, sonst hätte Yvonne sie nicht hier angerufen. Sie drückte den Hörer an das Ohr. „Was ist los?“, fragte sie.

„Du hast die falsche Zeit gewählt, um die Stadt zu verlassen, Süße“, teilte ihr Yvonne mit bekümmerter Stimme mit.

Beklemmende Angst traf Abby wie ein Holzhammer. Ihre Hände zitterten auf einmal und sie schluckte schwer. „Was ist geschehen?“, fragte sie bestürzt.

Yvonne hörte sich grimmig an, als sie ihr eröffnete: „Trend wurde soeben von der Samuelson-Gruppe in Großbritannien übernommen. Die Zeitschrift wird von nun an in Übersee gemacht.“

„Und was geschieht mit uns?“, fragte Abby mit bangem Herzen. „Mit all den Mitarbeitern?“

„Wir wurden alle gefeuert.“

„Was ist?“, fragte Tad, sobald Abby Yvonne für die Information gedankt und den Hörer aufgelegt hatte.

Abby fuhr sich mit der Zungenspitze über die trockenen Lippen und versuchte herauszufinden, was los war mit ihr, als sich Tads attraktives Gesicht vor ihren Augen wie hinter einem Nebelschleier aufzulösen begann. Zwischen ihren Brüsten rann der Schweiß und in ihren Ohren dröhnte es. Etwas stimmte nicht mit ihr. War es, weil North Carolina höher über dem Meeresspiegel lag als New York? Oder hing es einfach mit Tad zusammen, der ihre überstürzt geschlossene Ehe unbedingt fortsetzen wollte? Das allein wäre Grund genug, ihr Übelkeit zu bereiten. Was immer es auch war, Abby war entschlossen, es in den Griff zu bekommen.

„Ich habe soeben meinen Job verloren, wie jeder andere auch bei Trend“, antwortete Abby ruhig.

„Das tut mir leid.“ Tad nahm ihre Hände in seine und rieb mit den Daumen über die Innenseite der Gelenke. „Aber vielleicht ist es gar nicht so schlimm.“

Abby war wie vor den Kopf geschlagen, dass Tad nicht sehen konnte, welch eine Katastrophe diese Entwicklung wirklich für sie bedeute. Ihre Karriere war das Einzige, worauf sie ihr Leben gebaut hatte. Sie hatte ihr Herz und ihre Seele ihrem Job bei Trend verschrieben.

„Wenn es uns eine Chance bietet, zusammenzubleiben, dann ist es vielleicht so am besten“, fuhr er besänftigend fort und legte einen Arm um ihre Schultern.

Seine Worte waren so hoffnungslos optimistisch und fehl am Platz, dass Abby nicht wusste, ob sie weinen oder lachen sollte. Das Einzige, was sie wusste, war, dass der Raum bedenklich an Schieflage zunahm und ihre Welt um sie herum zusammenkrachte, und dass sie nicht mehr länger in der Lage war, sich dagegen zu stemmen.

Sie hörte auf, dagegen anzukämpfen, kippte nach vorn in Tads wartende Arme und ließ es zu, dass der Schwindelanfall sie überwältigte.

2. KAPITEL

„Was haben Sie ihr gesagt, dass sie in Ohnmacht fiel?“, fragte Doc Harlan, als Tad seine ihm kürzlich angetraute Frau in das Sprechzimmer des Arztes trug, das nicht weit von den Redaktionsräumen entfernt die Straße hinunter lag.

„Wie kommen Sie darauf, dass ich es mit etwas, was ich gesagt habe, verursacht haben könnte?“, fragte Tad aufgebracht, während er Abby sachte auf den Untersuchungstisch niederließ. „Es könnte auch durch das, was ich getan habe, geschehen sein. Oder durch das, was sonst jemand gesagt hat.“

Doc Harlan grinste, als er ihren Herzschlag abhörte und ihren Puls prüfte. „Sie müssen wohl immer alle Aspekte abklopfen, nicht wahr, mein Sohn?“

Tad versuchte, seine Angst nicht zu zeigen. Es hatte ihn zu Tode erschreckt, als Abby in seinen Armen zusammenklappte. „Darauf wurde ich trainiert – wie alle Journalisten.“

Glücklicherweise hatte er Doc Harlan in seiner Sprechstunde angetroffen. Der sechzigjährige Arzt behandelte seit dreißig Jahren die Leute von Blossom. Seine freundlichen Augen und sein beruhigendes Lächeln war den Bewohnern so gut bekannt wie sein kariertes Hemd, die Khakihosen und Mokassins aus Wildleder, die unter dem gestärkten weißen Ärztekittel hervorlugten. Tads Blick suchte besorgt in Doc Harlans Gesicht nach einem Zeichen und fand ein wenig Trost darin, dass der Doc ein fähiger Arzt war. „Kommt Abby wieder in Ordnung?“, fragte er, als Abby zu stöhnen anfing.

„Ja. Aber ich möchte gern herausfinden, warum sie ohnmächtig wurde. Ist das schon öfter passiert?“

Tad zuckte die Schultern und sah in Abbys blasses Gesicht. Sie war in Paris nicht ohnmächtig geworden. Oder bei der Trauung in Memphis. „Nicht dass ich wüsste“, antwortete er. „Aber wir haben erst vor knapp drei Wochen geheiratet.“

Doc Harlan nickte und brach eine Ammoniak-Kapsel auf. „Hatte sie gerade einen Schock bekommen?“

Tad nickte. Der Anruf ihrer Freundin war deutlich ein Schock gewesen. „Sie hat vorhin herausgefunden, dass sie den Job verloren hat.“

Der Doc warf Tad einen mitleidsvollen Blick zu und wedelte mit der Kapsel unter Abbys Nase. „Das ist es wahrscheinlich gewesen. Aber um ganz sicher zu sein, sollte ich sie lieber untersuchen.“

Als das Ammoniak Abby in die Nase stieg, fing sie an zu husten. Ihre Lider flatterten, und dann öffnete sie die goldbraunen Augen. Völlig verdutzt, sich hingestreckt auf einem Untersuchungstisch wiederzufinden, blickte sie Tad an, dann Doc Harlan, dann wieder Tad. Ihre Wangen röteten sich, und mit der Zungenspitze fuhr sie sich über ihre weichen rosa Lippen. Sie war merklich verlegen. „Was …?“ Sie stützte sich auf die Ellenbogen, um sich zu erheben, verlor aber sofort alle Farbe und legte sich schnell zurück.

„Du bist ohnmächtig geworden“, teilte Tad ihr mit und nahm ihre Hand zwischen seine Hände.

Die Erinnerung kam zurück, und Abby stöhnte.

„Ich hab dich aufgefangen“, sagte Tad.

Abby stöhnte lauter und bedeckte ihr Gesicht mit beiden Händen.

Doc Harlan grinste. „Das wäre genau meine Reaktion, wenn ich mit ihm verheiratet wäre.“ Doc Harlan wies mit dem Daumen auf Tad.

Abby spähte zwischen den gespreizten Fingern zu Tad hoch, so als ob sie sagen wollte: Du hast ihm erzählt, dass wir verheiratet sind?

Tad zuckte die Schultern. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er es in die ganze Welt hinausposaunt.

„Du bist nicht in der Lage gewesen, ihm die Genehmigung zur Behandlung zu geben, also habe ich es getan“, erklärte er Abby. Und an den Arzt gewandt, setzte er hinzu: „Sie hat sich noch nicht richtig daran gewöhnt, meine Frau zu sein.“

„Das habe ich mir gedacht“, sagte Doc Harlan.

Seine Sprechstundenhilfe kam mit einem Patientenhemd in der Hand herein.

Doc Harlan drängte Tad zur Tür hinaus. „Im Wartezimmer finden Sie eine ganze Auswahl an Zeitschriften. Machen Sie es sich gemütlich.“

„Aber …“, protestierte Tad.

„Ich hole Sie herein, wenn es so weit ist“, versprach der Arzt.

„Das kann nicht sein“, flüsterte Abby mit rauer Stimme, und Tränen glitzerten in ihren Augen, während sie immer noch in dem blassblauen Patientenhemd auf dem Untersuchungstisch saß.

„Schätzchen, es ist aber so“, sagte Doc Harlan zartfühlend.

Schweigen erfüllte den kleinen Raum, während Abby versuchte all das, was der Arzt ihr soeben mitgeteilt hatte, in sich aufzunehmen.

„Ich hole Ihren Mann. Sie können das miteinander bereden, und wenn Sie irgendwelche Fragen haben, können Sie sie mir ja zusammen stellen.“

„Was ist es?“, fragte Tad wenige Sekunden später besorgt, als er in den Raum hereingeeilt kam.

Abby atmete tief ein und warf ihm einen anklagenden Blick zu. Das war alles seine Schuld! „Ich bin schwanger.“

Tad starrte sie an. „Das kann nicht sein.“

Was auch wortwörtlich genau das war, was sie gesagt hatte.

„Wir haben uns doch …“

„Geschützt, ich weiß“, unterbrach Abby ihn grimmig. „Aber, wie Doc Harlan sagte, jede Art von Verhütung kann mal versagen. Wir haben genau eines dieser kann mal getroffen.“

Abby erinnerte sich, wie überglücklich und hemmungslos sie sich geliebt hatten, nachdem sie Hals über Kopf geheiratet hatten. „Wie auch immer, in ungefähr acht Monaten ist es so weit.“

„Ein Baby“, flüsterte Tad total verblüfft und setzte sich wie betäubt neben Abby auf den Untersuchungstisch, während seine Hand die ihre suchte. Freude stieg in ihm auf. „Wir werden ein Baby haben.“

„Sieht ganz so aus“, sagte Abby und war sich immer noch nicht völlig im Klaren, ob sie das Ganze nicht vielleicht doch träumte.

Sie hatte sich immer geschworen, nicht eher schwanger zu werden, bis der Mann und der Moment richtig wären, bis sie ihr Kind mit der Art von liebevoll geborgenem Heim versorgen konnte, das ihre oft verheirateten und wieder geschiedenen Eltern ihr niemals hatten geben können.

Und doch war es eingetroffen. Genau zu der Zeit, wo sie ihre Ehe annullieren lassen wollte, musste sie herausfinden, dass sie das Kind ihres Mannes trug. Könnte es noch schlimmer werden?

„Das verändert die Dinge“, sagte Tad entschlossen.

„Ja“, stimmte Abby ihm zu. „Das tut es wirklich.“ Es machte die Dinge noch viel komplizierter.

Tad lächelte sie an. „Sieht ganz danach aus, dass wir eine Menge zu bereden haben.“

„Ja, das würde ich auch so sehen.“ Wie zum Beispiel, was sie als Nächstes tun sollten. Sie wollte dieses Baby – Tads Baby – sehr. Aber sie fürchtete auch, dass weder sie selbst noch Tad fähig wären, für das Kind das Richtige zu tun und ihm das friedliche liebevolle Heim mit beiden Elternteilen zu geben, das jedes Kind verdiente. Sie wollte dem Kind nicht auf die Weise wehtun, wie ihre Eltern ihr wehgetan hatten, als sie sich trennten.

„Kann ich dir beim Anziehen helfen?“

Allein bei dem Gedanken, dass Tad ihr das Untersuchungshemd auszog, kribbelte ihre Haut. Abby atmete tief ein. „Ich kann es selbst.“ Sie begegnete seinem Blick. „Ich fühle mich gut. Ehrlich.“

„Gut. Dann …“ Tad erhob sich zögernd. „Ich warte draußen auf dich.“

Abby nickte.

„Und, Abby?“ Tad kam zurück, umfasste liebevoll ihre Schulter und küsste sie auf die Stirn. „Das ist eine gute Nachricht.“

„Bist du fertig?“ Tad sprang auf die Füße, als eine zart gerötete Abby in den Warteraum kam. In der Hand hielt sie mehrere Probepackungen mit Vitaminen für Schwangere sowie ein Rezept.

Und wie!, dachte Abby und nickte.

„Gut.“ Tad zeigte ihr ein sexy Lächeln, das seine Grübchen hervorhob. „Ich habe nämlich eine Überraschung für dich.“

Abby stellte sich stur, während sie die Klinik verließen und auf den Jeep zusteuerten. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich weitere Überraschungen vertragen kann.“

„Diese wirst du mögen. Das ist ein Versprechen.“ Tad half ihr auf den Beifahrersitz, kletterte selbst hinter das Lenkrad und fuhr mitten durch das Zentrum der Kleinstadt zu einer schattigen Wohngegend mit alten Häusern im viktorianischen Stil. Er parkte am Straßenrand vor einem Haus, in dessen Vorgarten ein Schild Zu verkaufen stand. Mit einem scheußlichen Gefühl blickte Abby auf das große Haus mit zweifellos vielen Räumen, auf die grauweiße, abblätternde Wandfarbe, die von jahrelangem Schmutz verschmierten Fenster, die seit Ewigkeiten nicht getrimmten Sträucher und Büsche und den von Unkraut überwachsenen Hof.

„Sag mir nur nicht …“, fing Abby an.

„Ich habe es mit der Zeitung zusammen gekauft“, erklärte Tad stolz. Er war bereits aus dem Jeep gestiegen und umrundete ihn eilig, um Abby beim Aussteigen zu helfen. „Du wirst es mögen.“

Irgendwie bezweifelte Abby das.

„Es ist ein perfekter Platz, um Kinder aufzuziehen. Natürlich muss es erst renoviert werden.“

Abby blickte auf die sich senkenden Stufen, die zur Vorderveranda hinaufführten. „Für so etwas braucht man Jahre.“

Tad blieb ungerührt. Er stemmte die Hände in die Hüften und blickte sehr zufrieden in die Runde. „Nicht, wenn jemand wie du es in die Hand nimmt.“

Abby hatte keine Hemmungen zuzugeben, dass sie eine Menge Talent besaß. Sie könnte eine Idee genau ausmachen, die die Leser reizte und sie dazu verführte, die Zeitschrift sofort zu kaufen. Aber dies hier? Allein der Gedanke, hier anzupacken, erschütterte sie. „Tad, ich bin Redakteurin, keine …“

„Redakteurin für das Ressort Haus und Garten.“ Tad schloss die Tür auf und öffnete sie weit.

„Ich habe niemals persönlich die Renovierung eines Hauses beaufsichtigt. Ich gebe nur mein Okay für die Ideen der verschiedenen Projekte und bearbeite die Artikel, die über solche Vorhaben geschrieben werden.“

Ohne ein Wort zu sagen, nahm Tad Abby auf die Arme und trug sie über die Schwelle. Er stieß mit dem Absatz die Tür hinter sich zu und marschierte zu dem Sofa mit dem hässlichsten olivgrünen Bezug, den Abby jemals in ihrem Leben gesehen hatte. Tad ließ sie sanft auf dieses Sofa herunter und setzte sich neben sie. „Unser gemeinsames Leben wird voll von Anfängen sein, Abby“, teilte er ihr mit leiser Stimme mit und nahm ihre beiden Hände in seine. „Die erste Ehe, das erste Kind, das erste Zuhause, die erste Zeitung mit dem ersten Heim-und-Garten-Teil …“

Sein Enthusiasmus brachte Abby fast zum Lächeln. Aber nur fast. Mit einiger Mühe hielt sie an der grimmigen Realität der Situation fest. „Und wir sind wieder dort gelandet, wo wir vorhin aufgehört hatten, nicht wahr?“, entgegnete sie brüsk.

Tad hob ihre Hand an die Lippen, küsste sie zärtlich und schmiegte dann seine Wange hinein. „Ich brauche dich, Abby“, flüsterte er. „Zusammen können wir all unsere Träume verwirklichen.“

Abby wollte gerne daran glauben, aber sie konnte es nicht.

Sie erhob sich, um aus seiner Nähe zu kommen. „Ich habe nur einen Traum gehabt … in meinem Beruf an die Spitze zu klettern“, erinnerte sie Tad.

Zusammen besichtigten sie die Räume im unteren Stockwerk, die große, imposante Eingangshalle, das Wohnzimmer, das Arbeitszimmer, das Esszimmer und die Küche. Sie alle sahen aus, als ob sie von einem farbenblinden Dreijährigen dekoriert und mit Flohmarktbeständen eingerichtet worden wären.

„Du kannst noch immer die Spitze in deinem Beruf erreichen, wenn du für mich arbeitest“, meinte Tad, als sie die Treppe hinaufgingen und die vier Schlafzimmer und zwei Badezimmer inspizierten. „Es wäre nur eine andere Ausrichtung.“

Der Dachboden war genauso vollgestellt mit Gerümpel wie der Rest des Hauses. Abby fand, dass sie genug gesehen hatte, drehte sich um und ging die Treppe hinunter.

„Zwischen Zeitschrift und Zeitung gibt es einen großen Unterschied. Und genau einen solch großen Unterschied gibt es auch zwischen deinen Träumen von Karriere und meinen Träumen von Karriere, Tad.“

„Das gebe ich zu.“ Tad blieb ihr dicht auf den Fersen. „Aber das Schicksal hat eine Wendung genommen, die wir beide nicht erwartet haben und die wir nicht ändern können.“ Er legte von hinten die Hände auf Abbys Schultern und drehte sie zu sich herum. „Und bis du einen anderen Job bei einer Zeitschrift gefunden hast, kannst du doch hier mit mir zusammenarbeiten, oder?“

Unter seiner Berührung wärmte sich ihre Haut. Abby seufzte.

„Es könnte Monate dauern, bis du eine Position findest, die deiner bei Trend gleichkommt“, fuhr er fort.

„Das weiß ich!“ Dass sie gefeuert worden war, nagte noch immer an ihr.

„Du wirst dich in der Zwischenzeit beschäftigen müssen. Du wirst einen Platz brauchen, der gut ist für das Baby. Und ich möchte dich in der Nähe haben, damit ich auf dich und das Baby Acht geben kann.“

Man musste kein Genie sein, um zu sehen, wohin das führen würde. Abby verschränkte die Arme und machte einen Schritt zurück, weg von ihm. „Du willst, dass unsere Ehe fortbesteht“, stellte sie mit eigensinnig angehobenem Kinn fest.

Tad betrachtete sie mit einem so wild entschlossenen Blick, dass ihr Puls schneller schlug. „Ja.“

Verzweiflung überkam Abby. „Tad …“ So höchst romantisch, so optimistisch Tads Angebot auch war, sie wollte nicht die Qual des Misserfolgs hinauszögern, und sie hatte sich selbst gegenüber bereits zugegeben, dass die Ehe mit Tad ein Fehlschlag war.

Er hingegen hatte andere Vorstellungen.

„Unser Baby verdient es, legitim geboren zu werden, Eltern zu haben, die es lieben. Unser Baby verdient den allerbesten Start, den wir ihm geben können.“ Tad zog Abby in die Arme und hielt sie dicht an sich gedrückt. „Ich weiß, dass das alles so plötzlich und unerwartet kommt …“, besänftigte er sie.

Tränen brannten in Abbys Augen. „Wie recht du damit hast!“

„Aber so ungewöhnlich ist es nun auch wieder nicht“, tröstete Tad zartfühlend. „Du weißt ja, dass ich dich liebe und du mich liebst.“

Dagegen konnte Abby nichts einwenden. Nur das, was nach der Liebe kam, machte ihr Sorge. Wie viele Male hatte sie mit ansehen müssen, wie ihre Eltern sich hoffnungslos leidenschaftlich verliebten, heirateten, nur um sich kurze Zeit später wieder scheiden zu lassen.

Abby legte die Handflächen auf Tads Brust und schob ihn von sich. „Man braucht mehr als eine glühende Liebe auf den ersten Blick, um eine harmonische Ehe zu führen, Tad.“ Sie ging rastlos auf und ab, wollte nur von seiner Nähe wegkommen.

„Aber Liebe ist das Fundament für alle guten Ehen“, sagte Tad eindringlich. Wieder kam er zu ihr und nahm sie in die Arme. „Ich hab dir in Paris bereits gesagt, dass ich alles mit dir teilen möchte, einschließlich meiner Träume.“

Abby erinnerte sich an die Nacht. Es war so romantisch. Sie war wie verzaubert gewesen. Das Problem war nur, dass sein Angebot nicht praktikabel war.

„Ein Baby zu haben, gehört zu meinen Träumen. Und zu deinen“, führte Tad an.

„Aber nicht jetzt“, protestierte Abby gequält. „Nicht wenn alles so durcheinander ist.“ Nicht, wenn sie nicht einmal einen Job hatte!

„Es muss nicht so durcheinander bleiben.“ Tad massierte zart ihre verspannten Rückenmuskeln. „Bleib hier bei mir. Hilf mir, dieses Haus in Ordnung zu bringen und bringe der Zeitung neue Impulse. Warte die Geburt unseres Babys ab – mit mir an deiner Seite.“

Nur zögernd gab Abby zu, dass sie während der Schwangerschaft nicht allein sein wollte. Und Tad verdiente es auch, bei dem Ereignis dabei zu sein. Bis auf die Tatsache, dass sie von ihrem Leben sehr verschiedene Dinge haben wollten – Tad die Chance, eine Kleinstadtzeitung wieder aufleben zu lassen und ein Haus in den Bergen von North Carolina zu besitzen, sie dagegen eine Karriere als Redakteurin bei einer Zeitschrift in einer Großstadt – kamen sie sehr gut miteinander aus. Jedes Kind wäre glücklich dran mit einem Vater wie Tad.

„Du weißt doch, dass ich es nicht aufgeben kann – und es auch nicht will –, nach einer Arbeit in meinem Fach Ausschau zu halten“, sagte Abby offen heraus. Sie wollte keine Missverständnisse zwischen ihnen, jedenfalls nicht, was das anging.

Tad nickte.

„Nach der Geburt des Babys“, fuhr Abby fort, „werde ich sofort meine Arbeit wieder aufnehmen.“ Arbeit war eine treibende Kraft in ihrem Leben. Sie hatte sie durch gute und schlechte Zeiten gebracht. Es war das Einzige in ihrem Leben, von dem sie wusste, dass sie sich darauf verlassen konnte. Ja, entlassen zu werden war ein Rückschlag, aber es war nicht ihre Schuld gewesen, und sie würde sich davon nicht unterkriegen lassen.

Tad hörte auf, ihre Rückenmuskeln zu massieren, und zog seine Hände zurück. „In Ordnung“, sagte er schließlich. „Ich verspreche dir, dass ich dich bei deinem Bemühen, in das Zeitschriftengeschäft zurückzukehren, unterstützen werde, ganz gleich, was das zur Folge haben könnte. Bedingung ist, dass du so lange hier in Blossom bleibst, bis das Baby geboren ist. Und dass du damit einverstanden bist, jeden Moment der Entwicklung des Babys während der Schwangerschaft mit mir zu teilen. Außerdem bitte ich dich darum …“, fuhr er mit leiser intensiver Stimme fort, „… mir einen Gefallen zu tun.“

Abbys Herz machte einen Sprung, als sie den Blick hob und seinem Blick begegnete. In diesem Moment hatte sie das Gefühl, in seinen blauen Augen zu ertrinken. „Und der wäre …?“, fragte sie mit angehaltenem Atem.

„Hier in Blossom darf keiner erfahren, dass unsere Ehe nur wegen des Babys zusammengehalten wird“, bat Tad sie. „Die Leute reden, vor allem über Menschen, die ihnen Stoff zum Reden geben.“ Ein Ausdruck von Mitleid glitt über sein Gesicht. „Ich möchte nicht, dass später etwas auf unser Kind zurückfällt, was für ihn oder sie schmerzhaft sein könnte.“

„Wie die Tatsache, dass seine Eltern kurz davor standen, sich scheiden zu lassen und seinetwegen an der Ehe festhielten“, vermutete Abby. Sie erinnerte sich, welchem Klatsch sie als Kind ausgesetzt war wegen des wechselhaften Liebeslebens ihrer Eltern. Da gab es kein Herausreden … es hatte wehgetan.

„Richtig.“ Tad küsste die Innenseite ihres Handgelenks. „Lass die Leute nur das eine wissen, dass wir in Memphis geheiratet haben, nachdem wir ein Wochenende in Paris zusammen verbracht hatten. Wir sagen den Leuten die Wahrheit … dass wir beide uns sehr darauf freuen, ein Baby zu bekommen. Und für die Zeit wirst du mir sowieso dabei helfen, mit der Blossom Weekly News voranzukommen, auch wenn du natürlich beabsichtigst, eines Tages zu deinem Zeitschriftenjob zurückzukehren.“

Abby hatte an dem, was Tad sagte, nichts auszusetzen. Ihr schien, dass er alles erfasst hatte. „Hört sich fair an.“

„Gut.“ Er entspannte sich sichtlich.

„Dafür, dass ich dir so entgegengekommen bin, möchte ich dich um etwas bitten.“

„Um was?“

„Wir müssen vereinbaren, wie wir schlafen.“

Tads Grübchen vertieften sich bei seinem breiten Lächeln, und seine Augen funkelten sexy. „Wie ich mich richtig erinnere, brauchen wir nicht viel Schlaf.“

„Das ist genau das, worauf ich hinauswill“, sagte Abby und wurde rot bei dem Gedanken, dass es die ungezügelte Leidenschaft gewesen war, die sie beide in diesen Schlamassel gebracht hatte. Sie mussten beide in Zukunft viel vorsichtiger sein. Und das wäre auf keinen Fall möglich, wenn sie ihre Leidenschaft auf eine Weise auslebten, als ob es kein Morgen gäbe. „Ich glaube, wir sollten nicht im selben Bett schlafen. Außerdem …“, fuhr sie überhastet fort, weil sie sich bewusst war, wie idiotisch sie sich anhörte, auch wenn sie kein Wort davon zurücknehmen wollte, „… ich bin schwanger. Ich brauche meinen Schlaf.“

Tad stimmte nicht mit ihr überein. Die Art, wie er die Braue hochzog, drückte das klar aus. „Du brauchst es auch, geliebt zu werden.“

Abby verdrängte die Erinnerung an die heiße Liebe, die sie mit ihm geteilt hatte. Sie schluckte und versuchte, nicht an seine Lippen auf ihrer Haut zu denken. „Die Dinge sind kompliziert genug auch ohne Sex, Tad“, teilte sie ihm streng mit.

Er betrachtete sie, aber der hitzige Einwand, den Abby erwartet hatte, dass er da auf keinen Fall mitmache, blieb aus.

„Du möchtest, dass wir uns stattdessen darauf konzentrieren, einander besser kennenzulernen“, vermutete er, trat von ihr zurück und überdachte ihr Ansinnen.

Abby nickte und verschränkte die Arme. Sie wusste nicht warum – der Tag war recht warm –, aber auf einmal fröstelte sie. Und fühlte sich seltsam beraubt. „Ich meine, dass es nur von Vorteil wäre, da wir zusammen ein Kind aufziehen werden. Meinst du nicht auch?“

Tad fuhr fort, sie mit unbewegtem Gesicht zu mustern. Schließlich atmete er tief ein und sagte: „Ich muss zugeben, dass es noch eine ganze Menge an dir gibt, was ich kennenlernen möchte.“

„Das möchte ich auch bei dir.“

„Ja, es gibt wohl tatsächlich auch eine Menge von mir, was du wissen solltest“, räumte Tad ein, gerade als das Telefon klingelte. Mit einem letzten langen Blick auf Abby ging er, um den Hörer abzuheben. Er hörte gespannt zu, dann zog er die Stirn kraus und versprach: „Ich bin sofort da.“

„Schwierigkeiten?“, fragte Abby, nachdem er aufgelegt hatte.

Tad nickte. „Das war meine Tante Sadie.“

„Ist Tante Sadie einer der Gründe, warum du hierher zurückgekommen bist?“, erkundigte sich Abby wenig später, nachdem sie in seinen Jeep geklettert waren.

„Sie ist meine einzige lebende Verwandte und …“

„Ist sie krank?“

„Nicht gerade krank.“

„Nicht gerade krank? Wie meinst du das?“

„Es war eine ihrer Nachbarinnen, die angerufen hat. Sie sagte, dass sie sich um Tante Sadie Sorgen mache. Seit Tante Sadie voriges Jahr in den Ruhestand gegangen ist, verhält sie sich seltsam.“

Abby zog die Brauen zusammen. Das hörte sich nicht gut an. „Und du nimmst an, dass sie senil wird?“

Tad schüttelte den Kopf. „Ihr Verstand war schon immer hellwach.“

Abby hörte seine Vorbehalte aus seiner Stimme heraus und wusste, dass es ein ungewöhnliches Problem gab, auch wenn er damit nicht herauskam.

Als sie in die nächste Straße einbogen, drang ihnen laute Musik entgegen. Ohne ein Wort zu sagen, parkte Tad den Jeep vor dem kleinen schmucken Backsteinhaus, das entfernt an ein Pfefferkuchenhäuschen erinnerte.

Beide blickten in die Richtung, woher der ganze Tumult kam. Abby blinzelte und guckte noch einmal hin. „Ach du meine Güte“, murmelte sie.

3. KAPITEL

„Lass mich raten … Tante Sadie“, sagte Abby, als sie beide auf die muntere, ganz nach der Mode der zwanziger Jahre gekleidete ältere Dame zugingen, die auf ihrer Vorderveranda den Charleston tanzte, während ihr Basset ausgestreckt neben ihr lag und sie dabei beobachtete.

„Es kann nur sie sein“, bestätigte Tad mit einem Grinsen.

„Kommt herauf und tanzt mit!“ Tante Sadie winkte sie zu sich herauf, dann klapperte sie wieder mit den Absätzen und kreuzte die Hände über den Knien.

Noch ehe Abby Tads Absicht erahnen konnte, hatte er ihre Hand ergriffen und Abby zu sich herumgewirbelt. Und ehe sie sich’s versah, legten sie eine kesse Sohle aufs Parkett. Tante Sadie lachte aus vollem Halse mit zurückgeworfenem Kopf, und dann tanzten sie alle drei in der warmen Mailuft, bis schließlich die Musik auf dem alten Grammophon aufhörte.

„Meine Güte!“ Tante Sadie legte die Hand auf ihre schwitzende Stirn unter dem silbergrauen Pony und zupfte das leuchtend blaue Band zurecht, das ihren Pagenkopf schmückte. Dann blickte sie Tad und Abby aus blitzenden Augen an. „Dabei fließt das alte Blut wieder frisch durch die Adern!“

„Mindestens“, sagte Tad lachend.

Er umgriff Abbys Schultern und führte sie zu einem der weißen Korbsessel auf der Veranda. Sie ließ sich dankbar in die Kissen fallen, während Sadie zum Tisch ging und drei Gläser mit Eislimonade füllte.

Tad tätschelte Buster, den Hund, und setzte sich dann. „Hast du den Arzttermin an diesem Nachmittag vergessen?“, fragte Tad seine Tante.

„Nein, überhaupt nicht“, antwortete Sadie noch immer atemlos, als sie sich ihnen gegenüber auf die Verandaschaukel niederließ. „Ich habe nur Wichtigeres zu tun gehabt.“

Was konnte wichtiger sein als ein Termin bei Doc Harlan, dem einzigen Arzt am Ort, wunderte Abby sich.

„Tanzen“, vermutete Tad. Sein Gesichtsausdruck verriet nichts von seinen Gedanken, obwohl Abby spürte, dass er über den versäumten Termin ein wenig pikiert war.

„Nicht tanzen, Buster fröhlich stimmen“, verbesserte Sadie ihn. Sie zeigte auf den Hund, der immer noch auf der Veranda lag mit dem Kopf zwischen seinen Vorderpfoten.„Er ist sehr deprimiert“, erklärte sie.

Tad warf einen prüfenden Blick auf Buster, dann wandte er sich Sadie zu. „Wie willst du das wissen?“

Sadie seufzte aufgebracht. „Guck ihn dir richtig an!“

Tad lachte und schüttelte den Kopf. „Tante Sadie, Buster hatte schon immer diesen Trauerblick.“

„Das stimmt, aber sonst lag er nicht nur den ganzen Tag lang da. Das ist alles, was er in letzter Zeit tut“, klagte Sadie und fächelte sich Luft zu.

„Bist du mit ihm beim Tierarzt gewesen?“ Tad stellte seine Limonade ab, dann hockte er sich vor Buster und kraulte ihn hinter den Ohren.

„Ja.“ Sadie schnaubte ungehalten. „Der kann nichts finden.“

„Dann ist Buster vielleicht nur müde“, vermutete Tad und erhob sich. „Wahrscheinlich hat er auch nicht viel geschlafen, wenn du nachts keinen Schlaf finden kannst.“

Sadie seufzte wieder und nagte an ihrer Unterlippe. „Daran habe ich nicht gedacht.“

„Deswegen hast du ja den Termin bei Doc Harlan …“ Tad sah auf seine Uhr, „… vor zwanzig Minuten gehabt.“

Abby merkte es Sadie an, dass sie alles andere als bestrebt war, den Arzt zu sehen. „Ich denke, ich sollte jemand anderem den Vortritt lassen“, sagte Sadie. „Jemandem, der wirklich krank ist.“

„Oh nein.“ Tad baute sich vor seiner Tante auf. „Du redest dich hier nicht so leicht heraus.“ Er hielt ihr die Hand hin und half ihr aus der Schaukel. „Lass uns gehen.“

„Oh, nun gut. Aber ich muss mich zuerst ein wenig in Ordnung bringen“, schmollte Sadie und rauschte ins Haus.

„Du bringst sie zum Arzt?“, fragte Abby Tad.

Tad nickte. Er wirkte beunruhigt. „Nur so kann ich sicher sein, dass sie auch hingeht.“

Sadie kam wieder herausgerauscht. Abby fand es lustig, dass sie noch immer ihre irre Kleidung trug. „Und nun hör mir einmal gut zu, Tad McFarlane“, schimpfte Sadie, als sie mit ihm die Verandatreppe hinunterstieg und zu Tads Jeep ging. „Das ist der allerletzte Arzttermin, den du für mich festgesetzt hast. Auf keinen Fall lasse ich es zu, dass du oder irgendjemand aus mir einen Hypochonder macht, nur weil ich letztes Jahr in den Ruhestand gegangen bin.“

Tad öffnete die Tür für seine Tante. „Tante Sadie, keiner nennt dich einen Hypochonder“, entgegnete er verdrossen.

„Das hoffe ich“, schnaubte sie und ließ sich von Tad hinauf in den Jeep helfen. „Schlaflosigkeit! Wer hat schon gehört, dass man wegen so was zum Doktor geht?“

Wie es sich herausstellte, konnte Doc Harlan zu Tads Enttäuschung nicht viel für Sadie tun.

„Ich möchte Ihnen keine Schlaftabletten verschreiben, wenn es sich vermeiden lässt“, teilte der Arzt Sadie mit. „Ich möchte lieber, dass Sie tagsüber aktiver werden und auf all die Nickerchen verzichten, gleichgültig wie müde Sie sind. Wir wollen sehen, ob Sie das nicht wieder zu einer normalen Schlafgewohnheit zurückbringt. In der Zwischenzeit können Sie einige von diesen hier versuchen.“

Während Abby mit Sadie zum Jeep ging, blieb Tad noch zurück, um mit dem Arzt zu sprechen. „Ist sie wirklich okay?“, fragte er besorgt.

Der Arzt nickte und lächelte Tad beruhigend an. „Kerngesund.“ Er machte eine letzte Eintragung in Sadies Patientenblatt und übergab es seiner Sprechstundenhilfe für die Ablage. „Es könnte sein, dass ihr etwas im Kopf herumgeht.“

So viel hatte Tad auch mitbekommen. „Haben Sie eine Idee, was es sein könnte?“ Wenn es keine Krankheit war oder die Möglichkeit einer Krankheit, die Sadie nachts wach hielt, was könnte es dann sein?

Der Arzt schüttelte den Kopf. Offensichtlich stand er selbst vor einem Rätsel. „Sie stehen ihr nahe, Tad. Sie müssen herausfinden, was es sein könnte. Wahrscheinlich braucht Ihre Tante tagsüber mehr Beschäftigung. Ich tippe darauf, dass sie nicht sehr aktiv gewesen ist, seit sie von ihrer letzten Kreuzfahrt zurückkam.“

„Das stimmt.“ Tad schüttelte dem grauhaarigen Arzt die Hand zum Abschied. „Danke, Doc.“

„Gern geschehen.“

Schnell ging Tad zum Jeep, wo Tante Sadie und Abby bereits auf ihn warteten. Er half den Damen in die Sitze, nahm hinter dem Steuer Platz und fuhr los.

„Ich möchte, dass ihr beide zu Mittag dableibt“, sagte Sadie bestimmt. „Abby und ich haben noch viel nachzuholen.“

Als sie zu Sadies Haus zurückkamen, lag Buster noch immer auf der Veranda. Sein Ausdruck blieb melancholisch, und er hob kaum den Schwanz, als er ihnen ins Haus folgte.

„Armer Bursche“, murmelte Sadie mitleidsvoll. „Ich glaube, er mag es nicht, dass ich den ganzen Tag zu Hause bin.“

Buster mochte das nicht? Oder Sadie selbst? „Also wurde er trübsinnig, nachdem du in Pension gingst?“, fragte Tad, als Sadie ihnen in die pfirsichfarbene Küche vorausging.

Sadie holte einen Netzbeutel mit Ofenkartoffeln und brachte sie zur Spüle. Sie überlegte sich Tads Frage, während sie nach Schürzen für sich selbst und für Abby herumstöberte. „Eigentlich fing es nicht sofort an. Anfangs war er glücklich, dass ich zu Hause blieb.“

„Seit wann genau benimmt er sich so apathisch?“, wollte Tad wissen.

Abby fing an, die Kartoffeln, die Sadie ausgewählt hatte, zu waschen. Sadie kehrte zum Kühlschrank zurück und holte Tomaten und Grünzeug für den Salat heraus. „Es setzte nicht über Nacht ein. Es geschah allmählich, so nach und nach, und fing so um … den März herum an.“

Tad schaute ihr dabei zu, wie sie mehrere Töpfe und eine große gusseiserne Pfanne hervorholte. „Könnte es sein, dass deine Stimmung sich auf ihn überträgt?“

Sadie hielt überrumpelt inne. Sie blickte zu Tad auf. „Du meinst, er weiß, dass ich ein wenig niedergeschlagen bin?“

Tad zuckte die Schultern und wechselte mit Abby über Sadies Kopf hinweg einen besorgten Blick. „Nun, Buster ist seit beinahe acht Jahren bei dir, Tante Sadie“, sagte er behutsam. „Er kennt dich besser als irgendjemand sonst. Falls er herausfühlt, dass du unglücklich bist …“ Tad beugte sich zu ihr herunter und blickte ihr in die Augen. „Bist du unglücklich?“

Sadie drückte ihre schmalen Schultern durch, verschränkte die Arme und hob das Kinn. „Nun, sosehr ich es auch hasse, ich muss zugeben … ja, dass ich nicht glücklich bin.“

Abby blickte mitfühlend drein. Sie legte die Arme um Sadies Schultern und sagte: „Dein Ruhestand war wie ein Absturz, nicht wahr?“

Sadie nickte traurig. Sie löste sich aus Abbys Umarmung, machte ein paar Schritte weg von beiden. „Ich gebe es nicht gerne zu, aber ich bin darin nicht sehr gut“, sagte sie aufgebracht und enttäuscht. „All die Jahre habe ich gespart und geknausert, nur um herauszufinden, dass ich der Reisen nach Übersee überdrüssig bin, und ich habe keine Hobbys. Und nun, da ich wieder zu Hause bin, sind die Tage zu lang, und ich bin alleine hier in diesem Haus. Ich habe mich in ehrenamtlichen Arbeiten versucht, aber hier am Ort ist jeder so gut versorgt, dass es nur wenig zu tun gibt. Fazit ist, dass ich mich nicht mehr länger nützlich fühle. Und das macht mich bitter, und mich ödet alles an“, setzte sie heftig hinzu.

Buster spitzte die Ohren. Er hörte die Erregung aus der Stimme seines Frauchens heraus. Aus den herunterhängenden Augen schaute der Basset von Sadie zu Abby zu Tad und wieder zurück zu Sadie. Dann sank er wieder in sich zusammen und blickte noch melancholischer drein als sonst.

„Dann muss dem schnell abgeholfen werden“, teilte Tad seiner Tante entschlossen mit.

„Wie?“, entgegnete Sadie verdrossen. Ganz sicher sah sie keine Lösung.

„Indem deine Talente eingesetzt werden“, verkündete Tad. „Ich erweitere die Zeitung. Ich werde jemanden brauchen, der Korrektur liest, und ich könnte mir niemand Besseren vorstellen als dich.“

Tad fing Abbys verdutzten Blick auf und erklärte: „Tante Sadie hat neununddreißig Jahre lang englische Literatur an der High School unterrichtet.“

Abby war beeindruckt. „Meine Güte. Wenn das keine lange Laufbahn war!“

„Und eine rühmliche dazu“, fügte Tad hinzu.

„Bist du auch sicher, dass ich dir nicht im Wege wäre?“, fragte Sadie sehr besorgt.

Tad schüttelte den Kopf. „Das einzige Problem ist ein begrenztes Budget. Bis ich die Einnahmen bei der Zeitung steigern kann, wird es mir nicht möglich sein, dir mehr zuzugestehen als den Mindestlohn.“

Die winzige Sadie wedelte mit der Hand seine Besorgnis beiseite. „Mach dir darüber keine Gedanken.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. „Es wird mir sehr gefallen, wieder aktiv zu sein.“

Nachdem dieses Problem geklärt war, machten sie sich vereint daran, das Mittagessen zuzubereiten. „Also, Abby, erzähl mir nun ein wenig von dir“, sagte Sadie, als sie ein zubereitetes Huhn in den Bräter legte, während Tad und Abby zusammen den Salat klein zupften.

„Wie bist du dazu gekommen, als Redakteurin für Heim und Garten bei Trend zu arbeiten?“, fragte Sadie und schob den Topf in den Ofen.

„Ich habe am College Englisch als Hauptfach gewählt“, antwortete Abby, die noch immer Schulter an Schulter mit Tad stand. Sie legte die gewaschenen Mohrrüben auf das Schneidebrett und fing an, sie in dünne Streifen zu schneiden. „Während der großen Semesterferien bekam ich einen Job als Praktikantin bei einer Zeitschrift für stilvolles Wohnen. Eigentlich lag diese Arbeit nicht auf meiner Linie. Meine Eltern hatten für so etwas kein Empfinden. Meine Mutter war Modefotografin und mein Vater Produzent für Filmdokumentationen. Sie wurden geschieden, als ich noch ein Baby war, und hatten sich auf gemeinsames Sorgerecht geeinigt. So bin ich zwischen den beiden hin und her gependelt. Wie auch immer, sie wechselten oft von einem Ort zum anderen, zogen dorthin, wo ihre Arbeit sie haben wollte.“ Abby lächelte. „Und beide liebten ihre Arbeit, tun es immer noch. Also lebten wir in Hotels und gemieteten Häusern und möblierten Apartments, die sich in ihrer langweiligen Einrichtung kaum voneinander unterschieden.“

Tad hatte den grünen Salat gesäubert und betrachtete Abby liebevoll. „Muss ein aufregendes Leben gewesen sein“, sagte er.

Das machte Abby klar, dass sie immer noch wenig voneinander wussten, obwohl sie Mann und Frau waren und zusammen ein Kind erwarteten. Wenn sie das Kind gemeinsam mit Erfolg aufziehen wollten, müssten sie einander besser kennen.

„Das war es wohl.“ Abby rief sich in Erinnerung, wie es gewesen war, sich fast jedes Schuljahr in einer neuen Umgebung zurechtzufinden. „Wie auch immer, mich haben die kleinen Dinge, die aus einem Haus ein Heim machten, immer fasziniert. Die Arbeit bei der Fachzeitschrift für Innenarchitekten war wirklich aufregend. Als ich dann im Herbst mit dem Studium wieder anfing, belegte ich einen Kurs in Innenarchitektur und Gartengestaltung. Und nach meiner Abschlussprüfung wurde ich bei einer Zeitschrift im Ressort Heim und Garten eingestellt.“ Abby versuchte vergeblich, den Respekt, den sie in Tads Augen bemerkte, zu ignorieren.

„Hast du immer bei Trend gearbeitet?“, wollte Sadie wissen, als Abby die Kartoffeln prüfte und sie für weich genug hielt.

„Oh nein.“ Abby schnappte sich zwei Topflappen und holte die Kartoffeln aus dem Ofen, um sie auf ein Tablett zu legen. „Ich habe bei einem halben Dutzend Zeitschriften gearbeitet, ehe ich dort gelandet bin. Aber erst bei Trend habe ich meine Nische gefunden. Mir wurde die Verantwortung übergeben, ein Ressort selbst zu leiten. Leider bin ich gerade gefeuert worden.“

„Oh, das tut mir leid.“ Sadie gab kleine mitleidsvolle Laute von sich und holte den elektrischen Mixer hervor, den sie Abby reichte.

„Eine dieser feindseligen Übernahmen, die bei den Arbeitnehmern großen Schaden anrichten.“

„Du wirst wieder auf den Füßen landen“, beruhigte Sadie sie.

„Sie wird mir helfen, die Zeitung voranzubringen“, mischte Tad sich ein und nahm Abby den Mixer ab, um die Soße für die Kartoffeln herzurichten. „Sie wird die neue Heim-und-Garten-Ausgabe schaffen.“

„Du meine Güte. Das hört sich aufregend an.“

Das Projekt war eine Herausforderung, die Abby gern anpacken wollte. „Und Tad wird mir freie Hand lassen“, sagte Abby nicht ohne Hintergedanken und gab die Zutaten für die Soße in den Mixer.

Tad warf ihr einen humorvollen Blick zu, um sie daran zu erinnern, wer genau der Chefredakteur für die verbesserte Blossom Weekly News sein würde. „Oh, das werde ich, das werde ich ganz bestimmt.“

Abby nickte mit einem breiten Lächeln und setzte hinzu: „Weil Tad weiß, dass ich nur dann den Posten übernehme.“ Wenn auch nur befristet, fügte sie in Gedanken hinzu. Sie war es gewohnt, das Sagen zu haben. Und sie würde auch in Zukunft das Sagen haben – befristet verheiratet oder nicht.

„Siehst du, Buster, wie ihre Augen funkeln? Alle Neuverheirateten haben das so an sich“, sagte Sadie zu ihrem Hund.

„Was halten deine Eltern von Tad?“, fragte Sadie Abby, als sie sich wenig später an den Tisch setzten.

Nachdem sie sich die Teller mit dem köstlichen Essen gefüllt hatten, warf Abby Tad einen Blick zu, ehe sie seiner Tante antwortete: „Also … sie haben ihn noch nicht kennengelernt. Mutter ist in Europa, stellt Fotos zusammen für ein Buch über regierende Königsfamilien. Vater ist im Tibet, wo er eine neue Dokumentation aufzeichnet.“

„Aber sie wissen beide doch sicher, dass du geheiratet hast?“, fragte Sadie.

Abby nickte, tat ihr Bestes, um ihr Gesicht neutral zu halten. „Ich habe es ihnen geschrieben.“

„Und sie waren glücklich darüber?“

Nicht gerade glücklich, dachte Abby und nahm sich einen Bissen vom lecker schmeckenden Huhn. „Nach fünf Scheidungen empfindet Mutter eine Ehe nicht mehr als eine gültige Institution. Vater meinte nur, ich hätte warten sollen, bis ich ein wenig älter bin … sagen wir mal fünfzig oder sechzig, ehe ich einen solch großen Schritt tue. Er war sechs Mal geschieden“, setzte Abby trocken hinzu und nahm die Salatschüssel entgegen, die Tad ihr hinhielt. „Beide haben sich geschworen, nie wieder zu heiraten, und offen gestanden, ich denke, dass das nur weise wäre. Die Fähigkeit, eine Ehe aufrechtzuerhalten, liegt einfach nicht in ihren Genen.“ Jedes Mal, wenn ihre Eltern wieder in eine Ehe hineinschlidderten, glaubten sie, dass es diesmal die einzig glückliche Bindung sein würde. Und jedes Mal kamen sie daraus noch ein Stück desillusionierter hervor.

Sadie schaute Tad entgeistert an. „Gütiger Himmel!“, rief sie aus. „Du kannst von Glück sagen, dass du Abby zur Ehe überreden konntest.“

„Wie recht du hast“, erwiderte Tad mit schleppender Stimme und warf Abby einen Blick zu, der genau ausdrückte, dass er vorhabe, mit ihr verheiratet zu bleiben.

Sadie wandte sich wieder Abby zu. „Freuen deine Eltern sich auf das Baby?“

Abby wurde rot. „Ich habe noch keine Gelegenheit gehabt, es ihnen mitzuteilen.“

Sadie tätschelte Abbys Hand. „Du solltest es so schnell wie möglich tun, Liebes. Ich bin sicher, dass sie sich sehr freuen werden.“

Weil sie Großeltern werden? Das wohl kaum, dachte Abby. Doch sie versprach: „Ich schreibe ihnen noch heute Abend.“ Tad und ich haben ein Kind gezeugt, ging es ihr durch den Kopf, aber es gibt noch so viel, was ich über ihn nicht weiß. Zum Beispiel, was ihn dazu gebracht hat, Journalist zu werden.

Es war an der Zeit, das herauszufinden. „Wie bist du bei der internationalen Berichterstattung gelandet?“

Tads Schultern versteiften sich. „Ich bin schon als Kind viel herumgekommen.“

Ein Anflug von tiefer Trauer und Mitleid zeigte sich in Sadies Augen. „Vor allem nach Houston und …“

Tad schnitt seiner Tante mit einem warnenden Blick das Wort ab. Ein seltsames Schweigen trat ein. Die Anspannung zwischen Tad und Sadie war fast greifbar, bevor Tad sich an Abby wandte und mit sachlicher Stimme mit der Erklärung fortfuhr. „Das war, als mein Dad einen internationalen Posten übernahm. Er war Geologe. Er arbeitete für eine Ölfirma.“

Was wollte Tad vor ihr verschweigen?, fragte sich Abby verwundert. Bis jetzt war ihr nicht bewusst gewesen, dass es zwischen ihnen vorsätzlich Geheimnisse geben könnte. Nun wusste sie, dass es eins gab. „Wo bist du überall gewesen?“, fragte Abby wie nebenbei. Sie war entschlossen, mehr herauszufinden.

„Überall, im Nahen Osten, Alaska, Zentral- und Südamerika, Europa. Wir haben uns nirgendwo länger als vier, fünf Monate aufgehalten.“

„Es muss ein hartes Leben gewesen sein.“ Ziemlich genau wie meine eigene Kindheit, fügte Abby in Gedanken hinzu.

„Das war es. Aber es hat mir auch gutgetan“, sagte Tad und lächelte in der Erinnerung. „Es machte mich anpassungsfähig. Und es hat mein starkes Interesse für die Nachrichten gefördert.“

Sadie schüttelte den Kopf. „Niemals bin ich einem Kind begegnet, das so darauf bestand, die verschiedensten Zeitungen zu lesen, und das jeden Tag!“ Es klang bewundernd.

Tad tat das Lob mit einem Achselzucken ab. „Auf diese Weise erhielt ich all die Informationen von den Örtlichkeiten, an denen wir uns gerade niedergelassen hatten, und ich konnte mich auf die Stadt oder das Land, in dem wir waren, einstellen.“

„Also wusstest du bereits im College, dass du Journalist werden wolltest“, vermutete Abby. Sein zielstrebiger Ehrgeiz ähnelte so sehr ihrem, wie sie fand.

Tad nickte, als sein Blick den ihren festhielt. „Vom ersten Job an wusste ich, dass ich für die internationale Nachrichtenszene wie geschaffen war.“

„Und seitdem war er pausenlos auf Reisen“, erzählte Sadie stolz. „Deshalb bin ich auch so froh, dass er jetzt hier sesshaft wird. So traurig und schwer es auch gewesen war, es ist höchste Zeit, dass er darüber hinwegkommt“, fügte Sadie entschlossen hinzu. „Und mit seinem Leben fortfährt.“

Höchste Zeit, dass er darüber hinwegkommt? Das waren Anhaltspunkte, die darauf hinwiesen, dass Tad unglücklich gewesen war. Was war in Houston vorgefallen, das Tad und seine Familie betraf?

„Möchte noch jemand Kaffee?“, fragte Tad. Er verließ abrupt den Tisch und ging in die Küche. „Sadie, würdest du mir hier für eine Sekunde helfen?“

Das weckte nur noch mehr Abbys Neugier, und sie wollte sich erheben.

Sadie war deutlich über etwas viel Wichtigeres als Kaffee besorgt. Sie schüttelte den Kopf und legte die Hand über Abbys Hand, um sie vom Aufstehen abzuhalten. „Nein, Liebes, bleib. Ich kümmere mich darum.“

Sadie verließ den Raum.

Abby sah auf Buster herunter, der neben der Anrichte ausgestreckt lag, die Schnauze auf den Vorderpfoten. Er blickte wie immer traurig drein. „Die verbergen etwas vor mir, nicht wahr?“, murmelte Abby. Es lag an ihr, es herauszufinden.

Leider würde Tad ihr die Sache nicht leicht machen.

Sobald sie in das Haus zurückkamen, in dem Abby und Tad während ihrer Zeit in Blossom leben würden, trug Tad ihre Koffer herein.

„Du musst müde sein“, sagte er.

Nicht so müde, um nicht ein paar Fragen zu stellen, sagte sie sich in Gedanken.

„Tad?“ Abby folgte ihm nach oben zum Schlafzimmer. Sie war sich nicht sicher, wie sie beginnen sollte, wusste nur, dass sie es unbedingt wissen wollte.

„Hm?“ Er setzte den Koffer auf das Bett und wandte sich ihr zu.

„Was ist in Houston geschehen? Was hast du noch nicht überwunden?“

4. KAPITEL

„Hör mal, Abby“, sagte Tad verdrossen, in seinen Augen spiegelten sich tausend schlaflose Nächte. „Es war für uns keine glücklich Zeit, die meine Familie in Houston verbracht hat. Mehr will ich darüber nicht sagen.“ Ein Muskel zuckte an seinem Kinn, und er ging an Abby brüsk vorbei. „Wenn du alles, was du für heute Nacht brauchst, hier hast …“

Alles, bis auf die wenigen intimen Momente mit dir, dachte sie. Wie sollten sie sich wirklich kennenlernen, wenn Tad sie von sich stieß? Abby fühlte sich immer mehr frustriert. Konnte er nicht sehen, dass gerade Situationen wie diese ihre Ehe noch eher zum Scheitern brachten als die kurze Zeit, die sie zusammenbleiben wollten? „Und das wär’s?“, fragte sie und ahmte seinen abrupten Tonfall haargenau nach. „Das ist alles, was du mir sagen willst?“

„Ja.“ Tad drehte sich zu ihr um, musterte sie kurz und gab sich keine Mühe, seine Ungeduld zu verbergen. „Ich möchte darüber nicht reden.“

„Vielleicht solltest du es aber.“

Tad war mit wenigen Schritten bei ihr, blieb dicht vor ihr stehen und beugte den Kopf zu ihr herunter. In sein Lächeln drängte sich eine Müdigkeit, die direkt aus seiner Seele zu kommen schien. „Du möchtest mein Psychiater sein, ist es das?“

„Ich möchte dich besser verstehen können“, antwortete Abby ruhig, wenn auch nachdrücklich.

Er zuckte die Schultern und steckte die Hände in die Gesäßtaschen seiner Jeans. Dann blickte er ihr für einen atemlosen Moment in die Augen. „Du verstehst mich.“

„Nicht genug.“

Mit einem teuflischen Grinsen legte Tad die Arme um sie und zog sie so dicht heran, dass ihre Körper auf eine vertraute Weise zusammenpassten. Abby konnte seine Erregung fühlen und musste sich, wenn auch widerwillig, daran erinnern, was für ein fordernder und doch fantastisch entgegenkommender Liebhaber er war. Spielerisch flüsterte er ihr ins Ohr: „Oh, ich glaube, du weißt genug.“

Abby fühlte Hitze in sich aufsteigen und die Knie wurden ihr schwach. Sie zog sich zurück. „Oh nein. So wirst du mich nicht ablenken.“ Gleichgültig, wie lange es her war, dass sie sich geliebt hatten.

Tad fuhr mit den Händen von ihrer Schulter bis zu den Handgelenken und lockte so ein Kribbeln in Abby hervor, das über die ganze Haut ging. Er lächelte unverschämt. „Wie möchtest du dann abgelenkt werden?“

„Nicht …“ Sie schluckte, als das Flattern in ihrem Bauch ein wenig tiefer sank. „… so, wie du es gern haben möchtest.“

Tad seufzte bedauernd und gab sich keine Mühe, seine Enttäuschung zu verbergen. „Dann ziehen wir beide den Kürzeren, nicht wahr?“

Er wollte sich verlieren, indem er sie liebte, wollte die Dinge vergessen, die ausgesprochen werden sollten, Dinge, die sich zwischen sie beide drängten.

„Du machst mich wütend, weißt du das?“, sagte Abby, immer noch böse, weil er sich ihr nicht anvertrauen wollte. Er ließ sie nicht an allen Umständen seines Lebens teilhaben, bewahrte persönliche Geheimnisse vor ihr, die er zweifellos auch nicht zu lüften vorhatte. Und Abby wollte mit einem solchen Mann nichts zu tun haben.

Tad erkannte an ihren Augen, dass sie sich vor ihm verschloss, und er fühlte sich genauso frustriert, wie sie es war. Mit einem Schulterzucken trat er von ihr zurück. „Tja, so gern ich hierbliebe, um mit dir über Dinge zu plaudern, die ich weder mit dir noch mit jemand anderem zu teilen die Absicht habe, sollte ich lieber gehen. Ich habe noch einiges zu erledigen.“

„Was zum Beispiel?“, wollte Abby wissen.

„Zum Beispiel muss ich mir ein paar Punkte für die Redaktionskonferenz überlegen, die ich für morgen früh als Erstes angesetzt habe“, erklärte er zerstreut und ging mit langen, selbstbewussten Schritten auf die Tür zum Korridor zu.

Abby stieß erbost einen tiefen Seufzer aus. Tad drehte sich zu ihr um.

Seit dem Tag ihrer Begegnung hatten sie ihre Gefühle ohne Hemmungen voreinander gezeigt. Jetzt, zum ersten Mal, schien es Abby, dass eine Wand sich zwischen ihnen auftürmte.

„Geh schlafen, Abby“, riet Tad ihr. Es hörte sich fast zärtlich an. „Du und das Baby, ihr beide braucht den Schlaf.“ Damit verschwand er aus dem Schlafzimmer, und sie hörte ihn die Treppe hinuntergehen.

Was ich mehr brauche, dachte Abby verstimmt, ist ein Exklusivbericht von dir.

Der gesunde Menschenverstand sagte Abby, dass Tad erst dann mit sich ins Reine kommen würde, wenn er dem, was auch immer in der Vergangenheit geschehen war, auf den Grund ginge. Vielleicht würde es ihr mit der Zeit und einer Menge mehr Vertrauen von seiner Seite gelingen, ihm dabei zu helfen.

Sie kramte aus ihrem Koffer Papier und Kugelschreiber hervor. Sie hatte Sadie versprochen, ihren Eltern über das Baby zu schreiben. Also konnte sie genauso gut gleich heute Abend damit beginnen.

„Also, Leute, ich möchte euch mit meiner Frau Abby bekannt machen. Sie wird die leitende Redakteurin für den Heim-und-Garten-Teil unseres Blattes sein, den wir groß herausbringen wollen“, verkündete Tad am nächsten Morgen, als alle sechs Leute – einschließlich seiner selbst – sich um den Redaktionstisch versammelten.

„Die meisten von euch kennen meine Tante, Sadie McFarlane“, fuhr Tad fort, nachdem Abby jeden mit Handschlag begrüßt hatte. „Sie wird das Korrekturlesen übernehmen.“

Autor

Cathy Gillen Thacker
<p>Cathy Gillen Thacker ist eine Vollzeit-Ehefrau, - Mutter und – Autorin, die mit dem Schreiben für ihr eigenes Amusement angefangen hat, als sie Mutterschaftszeit hatte. Zwanzig Jahre und mehr als 50 veröffentlichte Romane später ist sie bekannt für ihre humorvollen romantischen Themen und warme Familiengeschichten. Wenn sie schreibt, ist ihr...
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