Bianca Gold Band 24

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MEIN ZÄRTLICHER HELD von DUARTE, JUDY
"Darf ich hereinkommen? Es ist kalt hier draußen." Der Anblick des smarten Detectives im Schnee lässt Haileys Herz rasen. Unlängst rettete Nick sie vor einem Dieb, und nun sucht er Zuflucht bei ihr. Hailey hat eigentlich ein anderes Date, aber sie lässt Nick trotzdem ein …

ZEIT DER WUNDER, ZEIT DER LIEBE von WILKINS, GINA
Von wegen "I’m dreaming of a White Christmas”! Lucy verflucht den Flockenwirbel, der sie mit anderen auf dem Highway stranden lässt. Bis sie auf Banner trifft, den etwas mürrischen, aber verflixt attraktiven Besitzer eines in dieser Wildnis besonders einsam wirkenden Anwesens …

VIELLEICHT IM NÄCHSTEN JAHR von MACOMBER, DEBBIE
Zarte Funken sprühen, kaum dass James die schöne Fremde in der Silvesternacht auf dem berühmten Las Vegas Boulevard entdeckt. Und ehe er sich versieht, bahnt er sich einen Weg durch die Menge und spricht sie an. Nur ein Neujahrsflirt - oder der Beginn eines Liebestraums?


  • Erscheinungstag 28.11.2014
  • Bandnummer 0024
  • ISBN / Artikelnummer 9783733730406
  • Seitenanzahl 448
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Judy Duarte, Gina Wilkins, Debbie Macomber

BIANCA GOLD BAND 24

JUDY DUARTE

Mein zärtlicher Held

Die anschmiegsame Bibliothekarin Hailey ist absolut nicht die Richtige für einen Abenteurer wie ihn! Das ist Detective Nick sofort klar. Bloß warum fühlt er sich jetzt in ihrer Nähe so wohl? Liegt es wirklich nur an dem köstlich duftenden, festlichen Dinner für zwei, zu dem sie ihn einlädt, obgleich sie den Tisch eindeutig für einen anderen Mann gedeckt hat?

GINA WILKINS

Zeit der Wunder, Zeit der Liebe

Als hätte Banner es geahnt: Kaum ist er mitten im Wintersturm bereit, dieser Lucy Guerin und den sechs anderen Gestrandeten zu helfen, beginnen die Schwierigkeiten! Denn die reizende Lucy hat ernsthaft vor, das Beste aus der Not zu machen und Weihnachten bei ihm zu feiern! Dabei ist Banner zwar ein sexy, aber einsamer Wolf, der nichts mehr schätzt als seine Ruhe …

DEBBIE MACOMBER

Vielleicht im nächsten Jahr

Silvester in Las Vegas: Nach einem bitteren Liebesaus wird ein attraktiver Fremder zu Summers Seelentröster. Eine merkwürdige Vertrautheit ist zwischen ihr und ihm … Sie verabreden ein Wiedersehen im nächsten Jahr – am gleichen Ort, zur gleichen Zeit. Und dann, nach zwölf Monaten Funkstille, fängt Summers und James‘ Geschichte erst richtig an …

1. KAPITEL

Hailey Conway glaubte nicht an Helden. Das tat sie seit ihrem sechsten Geburtstag nicht mehr.

Eine Frau sollte ja nicht erwarten, dass irgendein Ritter sie rettete und ihr Leben in ein Märchen aus dem Bilderbuch verwandelte.

Also rief sie auch nicht um Hilfe, als ein junger Mann brutal nach ihrer schwarzen Handtasche griff, gerade als sie den Drugstore von Granville verließ. Nein, sie kämpfte mit dem Mann, bis der sich losreißen konnte und Hailey mit voller Wucht auf den Bürgersteig fiel.

Noch während sie stürzte, bekam sie mit, wie an der Tankstelle auf der anderen Straßenseite ein großer dunkelhaariger Mann dem Tankwart zurief, er solle die Polizei verständigen. Dann rannte der Mann hinter dem Gauner her, der sie überfallen hatte.

Hailey hatte sich mittlerweile wieder hochgerappelt. Mit klopfendem Herzen und zitternden Händen stand sie auf wackligen Beinen da und verzog das Gesicht. Ihre rechte Hüfte schmerzte, und der Po tat höllisch weh, aber gebrochen hatte sie sich vermutlich nichts. Sie wischte den Straßenstaub von der Hose und schaute die Straße hinunter. Sowohl der Räuber als auch der Fremde waren weg.

Genau wie ihre Handtasche. Aber es waren nicht ihre Kreditkarten und das Bargeld, um die sie sich Sorgen machte. Es war die Schachtel, die sie diskret darin verstaut hatte. Eine Schachtel, für die sie zwanzig Meilen weit gefahren war.

Keine zehn Sekunden später hielt ein Streifenwagen vor dem Drugstore, und ein stämmiger rothaariger Polizist stieg aus. „Was ist passiert, Ma’am?“

Hailey erzählte ihm von dem Überfall und zeigte in die Richtung, in die der Räuber und der Fremde gelaufen waren.

„Wie heißen Sie?“, fragte der Polizist.

„Hailey Conway.“ Hoffentlich musste sie jetzt nicht auch noch den Inhalt ihrer Tasche auflisten. Portemonnaie, siebenunddreißig Dollar Bargeld, ein Ausweis für die Bücherei, Hausschlüssel, Kaugummi.

Und eine nagelneue Schachtel Kondome.

Mist. Sie hatte noch nie Verhütungsmittel gekauft, hatte sie ja auch noch nie gebraucht. Aber heute Abend hatte sie Großes vor – groß genug, um sich in einen aufziehenden Schneesturm zu trauen und in eine Kleinstadt zu fahren, in der hoffentlich niemand die Bibliothekarin der Walden School erkennen würde.

Und bisher hatte sie auch niemand erkannt, obwohl das ganze Unternehmen ein einziger peinlicher Albtraum gewesen war. Die ältliche Kassiererin hatte sich Zeit gelassen und nach einer kleinen Tüte gesucht, während die verdammten Kondome für jeden sichtbar auf dem Tresen lagen. Hailey hatte der behäbigen Frau schließlich gesagt, sie brauche keine Tüte, und hatte die Schachtel hastig eingesteckt.

„Ist das der Typ, Ma’am?“ Der Polizist zeigte mit einer Kopfbewegung etwas weiter unten auf die Straße, wo der Fremde nun mit einem jungen Mann im Schlepptau in ihre Richtung lief.

Wenn Hailey sich nicht irrte, trug der Teenager Handschellen. „Ja. Der Kerl in der blauen Daunenjacke hat meine Handtasche gestohlen. Und er hat mich umgestoßen.“

Der Beamte notierte sich ihre Anschrift. „Warten Sie hier“, sagte er und ging zu den beiden Männern, die nun nur noch wenige Meter entfernt waren. Der dunkelhaarige Fremde zückte einen Ausweis, eine Art Marke, und der Polizist nickte zufrieden.

Während er dem Räuber seine Rechte vorlas und ihn in den Streifenwagen verfrachtete, kam der Fremde mit ihrer Handtasche auf Hailey zu. Er sah aus wie jemand, der kein Risiko scheute und die schlechten Seiten des Lebens kannte. Ein Mann, der nicht in eine Kleinstadt gehörte, in der es angeblich keine Verbrechen gab. Seine abgetragene Pilotenjacke aus schwarzem Leder ließ erkennen, dass er nicht einmal ins winterliche Minnesota gehörte.

Seine dunkelbraunen Augen, die die Farbe von frisch gebrühtem Kaffee hatten, gingen ihr irgendwie unter die Haut und ließen ihr Herz noch schneller schlagen.

„Alles in Ordnung mit Ihnen?“, fragte er mit tiefer, ein wenig heiserer Stimme.

„Ja“, antwortete sie, obwohl ihre Hüfte noch immer schmerzte.

Er gab ihr die Tasche, und sie presste sie wie einen Schild an die Brust, als ob sie dies vor seinem sinnlichen Lächeln schützen würde.

„Danke.“

„Kein Problem.“ Der Mann war groß, über einsfünfundachtzig. Und attraktiv. Er sah ein bisschen aus wie der junge Marlon Brando.

Wäre sie eine Frau auf der Suche nach einem Helden, käme dieser Mann in die engere Wahl. Aber sie suchte keinen Helden. Helden waren einfach nur ganz normale Typen, die manchmal etwas Heldenhaftes taten.

Und meistens nicht.

Er zeigte mit dem Kinn auf ihre Tasche. „Sie sehen besser nach, ob noch alles da ist.“

Die Tasche öffnen? In der die Schachtel mit den Kondomen ganz oben lag? Vor diesem Fremden? „Bestimmt fehlt nichts. Danke, dass Sie den jungen Kerl geschnappt haben.“

„Kein Problem“, wiederholte er, als würde er sich jeden Tag in Gefahr begeben.

Sie lächelte und umklammerte die Tasche. Trotz der frostigen Luft waren ihre Handflächen feucht.

„Sehen Sie trotzdem besser nach“, sagte er und tippte mit einem Finger auf die Tasche.

Hailey machte so hastig einen Schritt zurück, dass ihr die verdammte Tasche aus den Händen glitt und zu Boden fiel. Wie erstarrt beobachtete sie, wie die Schachtel mit den Kondomen zum Vorschein kam und aufs Pflaster rutschte.

Seine Mundwinkel zuckten. „Haben Sie die etwa geklaut?“

„Natürlich nicht.“ Hailey bückte sich und schob die Schachtel in die Tasche zurück. „Ich habe eine Quittung. Sie können die Kassiererin fragen.“

„Ich glaube Ihnen.“

Als sie sich aufrichtete, schaute sie in sein Marlon-Brando-Lächeln. „Wie gesagt, es ist alles da, was ich brauche.“

Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, röteten sich ihre Wangen. Himmel, hatte sie gerade angedeutet, dass sie Kondome brauchte?

„Ich heiße Nick Granger. Ich bin Detective.“ Er zeigte ihr seine Marke, aber sie sah nicht genauer hin.

Seit ihrem sechsten Geburtstag verließ Hailey sich nicht mehr auf Cops, schon gar nicht auf gut aussehende Detectives. Die waren nie da, wenn man sie brauchte.

Dieser war da gewesen.

„Danke für Ihre Hilfe“, sagte sie. „Wenn Sie mich jetzt entschuldigen, ich muss nach Hause und kochen.“

Nick unterdrückte ein Lachen. Normalerweise machte er sich nicht über das Opfer eines Verbrechens lustig, aber diese rotwangige Brünette mit Kondomen in der Handtasche weckte seinen Humor – und sein Verlangen.

Sie hatte ein hübsches Gesicht, langes kastanienbraunes Haar und Augen in der Farbe des Sommerhimmels. Aber es war nicht nur ihr Aussehen, das er erregend fand. Es war die Art, wie sie das Kinn hob. Der trotzige Stolz, der aufblitzte, noch während sie versuchte, die Kondome vor ihm zu verbergen.

Er sah, wie sie davonhumpelte und in einen alten Honda stieg. Irgendein Typ würde heute Abend Glück haben, und unwillkürlich fragte Nick sich, wer es war.

Ihr Ehemann?

Nein. Dazu waren ihr die Kondome zu peinlich gewesen. Ein heimlicher Liebhaber? Die Vorstellung ließ ihn lächeln. Er hätte nichts dagegen, mit dem Burschen zu tauschen.

Moment mal. Er war nicht nach Minnesota gekommen, um von einer Affäre mit einer Fremden zu träumen. Er hatte eine Mission.

Er suchte eine Frau, die in Walden lebte, eine ländliche Kleinstadt etwa zwanzig Meilen von hier. Der Tankwart hatte ihm gerade den Weg dorthin beschrieben, als die Lady überfallen wurde. Nick machte seine Lederjacke zu. Aus dem Norden wehte ein eisiger Wind. Ja, in Minnesota war es deutlich kälter als in Südkalifornien.

Als er am Morgen zu Hause aufgebrochen war, hatte der Wetterbericht einen sonnigen Tag mit knapp unter dreißig Grad vorhergesagt. Und hätte sein alter Freund und Mentor nicht seine Hilfe gebraucht, würde er jetzt am Strand liegen.

Aber gestern spät am Abend hatte Harry Logan aus dem Krankenhaus angerufen und ihn um einen Gefallen gebeten. Nick hatte keine Sekunde gezögert, denn er war dem pensionierten Detective etwas schuldig. Ohne Harry würde er jetzt vielleicht im Gefängnis verrotten. Oder unter der Erde.

Nick verehrte den alten Mann, und wie jeder der zwölf oder dreizehn Männer, die als „Logan’s Heroes“ bekannt waren, würde er für Harry alles tun. Harry war mit Nick zum Baseball und Football gegangen und hatte ihn zu Grillpartys mitgenommen. Er hatte Nick sogar das erste Semester auf dem Junior College bezahlt und ihn wie einen seiner Söhne behandelt.

„Hailey ist meine Tochter“, hatte Harry gesagt. „Und sie lebt in einer kleinen Stadt in Minnesota. Ich will, dass du sie nach San Diego bringst. Ins Krankenhaus, damit ich sie sehen kann. Damit ich mit ihr reden kann. Ich habe sie vor langer Zeit im Stich gelassen und will mich entschuldigen, sie um Verzeihung bitten.“

Nick konnte kaum glauben, dass Harry jemanden im Stich gelassen hatte. Dazu war er viel zu anständig. Zu loyal gegenüber seiner Familie und den Jugendlichen in seiner Umgebung. Den gefährdeten Jugendlichen, wie Nick einer gewesen war.

Nick hatte viele Fragen, aber er würde sich mit dem begnügen, was sein alter Freund ihm freiwillig erzählte.

„Finde Hailey Conway“, hatte Harry ihn von seinem Krankenhausbett aus gebeten.

So einfach.

Nick sah auf die Uhr. Je früher er die Frau fand, desto besser. Er hatte Harry versprochen, nicht ohne sie nach San Diego zurückzukehren.

Und Nick hatte vor, das Versprechen zu halten.

Hailey schob die Spitzengardine zur Seite und schaute aus dem Wohnzimmerfenster. Der Himmel hatte sich zu einem bedrohlichen Grau verdunkelt und gab dem Wetterbericht recht, der einen Schneesturm vorhergesagt hatte. Die ersten Flocken rieselten bereits auf den gefrorenen Boden.

Sie konnte nur hoffen, dass Steven nicht unterwegs stecken geblieben war, denn für heute Abend hatte sie große Pläne. Und Kondome im Nachttisch.

Hastig verdrängte sie die Erinnerung an den attraktiven Detective und dessen sinnliches Lächeln, als er die Kondome in ihrer Handtasche gesehen hatte. Ihre letzte bittersüße Begegnung mit einem Cop hatte sie mit sechs Jahren gehabt. Mit einem Mann, zu dem sie aufgesehen hatte, bis er ihre Mutter verlassen hatte.

Nein. Harry Logan hatte es nicht verdient, von einem Kind bewundert zu werden. Deshalb hatte sie sich geweigert, mit ihm zu reden, als er nach zwanzig Jahren angerufen hatte. Eine persönliche Beziehung zu dem Mann, der sie gezeugt hatte, war das Letzte, was sie wollte.

Seit sie nach Minnesota gezogen war, hatte Hailey nur ein Ziel – ein richtiges Zuhause mit einem Mann, dem sie vertrauen konnte. Und sie hatte zu lange für dieses Ziel gekämpft, um sich jetzt davon abbringen zu lassen.

Das kleine Haus, das sie sich von ihren Ersparnissen gekauft hatte, war behaglich warm und gemütlich. Bratenduft lag in der Luft. Sie schaute zum Tisch hinüber, den sie für zwei Personen gedeckt hatte, und musste lächeln. Porzellan, Weingläser aus Kristall, Kerzenleuchter.

Sie hatte Steven, wie schon so oft, zum Abendessen eingeladen. Der hart arbeitende Buchhalter lebte allein und machte keinen Hehl daraus, wie sehr er Hausmannskost schätzte.

Der Weg zum Herzen eines Mannes führt durch seinen Magen, jedenfalls lautete der alte Spruch so. Und falls ein leckerer Braten mit Kartoffeln Steven nicht dazu brachte, ihr einen Antrag zu machen, so hatte sie einen anderen Weg im Sinn – eine gut vorbereitete, aber subtile Verführung.

Es war lange her, dass sie mit einem Mann intim gewesen war, zu lange wahrscheinlich. Auf dem College war sie auf einen Typen hereingefallen, dem der Sex wesentlich wichtiger gewesen war als eine langfristige ernsthafte Beziehung. Seitdem suchte sie nach jemandem, der vielleicht nicht umwerfend, aber dafür verlässlich war.

Sie hatte sich die größte Mühe gegeben, ihre kleine Welt berechenbar und stabil zu machen. Und sie würde ihren Ehemann so auswählen, wie sie das kleine Haus und den zuverlässigen Wagen ausgesucht hatte – sorgfältig und mit Bedacht.

Steven war ihr zukünftiger Verlobter, auch wenn er es noch nicht wusste. Es gab nicht viele Männer wie ihn. Anziehend. Sanft. Ehrlich. Loyal. Er war ein guter Nachbar und Freund. Sein Lächeln verursachte ihr zwar kein Herzklopfen, aber es wärmte ihre Seele. Und der Gedanke, mit Steven intim zu sein, schreckte sie nicht ab.

Ein Glas Wein oder zwei würden ihr die Nervosität nehmen. Mehr Alkohol wollte sie aber nicht trinken, denn sonst würde sie vielleicht zu übermütig werden. Sie sah Lois Lane vor sich, die Clark Kent die Brille abnahm, schob das Bild jedoch rasch zur Seite. Dieser Abend war mehr als ein roman­tisches Spiel.

Ein Klopfen an der Haustür holte sie aus ihrem Tagtraum. Vermutlich war es der kleine Tommy Kuehn, der mal wieder seine Katze suchte, oder Mrs Billings, die ältere Frau, die nebenan wohnte und mit ihr einen Kaffee trinken wollte.

Hailey öffnete die Tür und zuckte zusammen, als sie den Detective von vorhin vor sich sah. Ihr Herz begann zu rasen.

Er wirkte mindestens so überrascht wie sie, tarnte sein Erstaunen jedoch mit einem Lächeln.

Was wollte er? Hatte er ihren Namen und die Adresse aus dem Polizeibericht? War er dienstlich hier? Würde sie vor Gericht aussagen müssen?

„Ja?“ Sie lehnte sich gegen die Tür, um ihm den Weg ins Haus zu versperren. Wie von selbst fiel ihr Blick auf sein störrisches, mit Schneeflocken bedecktes Haar, das sich am Kragen leicht kräuselte, die markante Nase, die er sich vermutlich ein oder zwei Mal gebrochen hatte, und die winzige Narbe an der linken Augenbraue.

„Hailey Conway?“

Sie nickte nur.

„Es war schwer, Ihr Haus zu finden.“

Das bezweifelte sie nicht. Einige der Schotterstraßen hier waren nicht ausgeschildert. „Sie sind wohl nicht aus dieser Gegend.“

„Nein.“

Das wunderte sie nicht. Er zückte die Marke, die er ihr vorhin schon gezeigt hatte, und diesmal betrachtete sie sie genau.

Ein Detective. Aus San Diego.

„Sie sind ziemlich weit von zu Hause entfernt.“

„Stimmt. Und ich hoffe, dass ich bald wieder von hier verschwinden kann. Dort, wo ich herkomme, ist das Wetter wesentlich besser, das können Sie mir glauben.“

Er ähnelte eher einem dieser Privatdetektive, die man im Fernsehen sah. In der Art von Filmen, die Frauen sich an einem einsamen Samstagabend anschauten. Sie konnte sich den Mann gut als Star vorstellen.

Die Einschaltquote würde wahrscheinlich in die Höhe schießen, vor allem bei den weiblichen Zuschauern. Der Mann war geradezu erschreckend attraktiv.

„Ich wollte nach Ihnen sehen“, erklärte er. „Mich davon überzeugen, dass Sie nach Ihrem Sturz vorhin wirklich okay sind.“

Der Mann tat mehr, als unter den Umständen nötig war. Hailey hoffte nur, dass er gehen würde, bevor Steven kam. Am liebsten hätte sie ihm einfach die Tür vor der Nase zugemacht, aber das wäre mehr als unhöflich gewesen. Immerhin hatte er sie vor dem Verlust ihrer Tasche bewahrt. Höflichkeit war das Mindeste, was sie ihm schuldig war. „Es geht mir gut, danke.“

„Darf ich hereinkommen? Es ist kalt hier draußen, und ich würde gern mit Ihnen reden.“

Nein, wollte sie sagen. Aber vermutlich war er dienstlich hier, um sie nach dem genauen Ablauf des Überfalls zu fragen. Nach kurzem Zögern nahm sie die Hand von der Klinke und trat zur Seite.

Nick trat in die Wärme von Hailey Conways Haus. Obwohl er zur Sache kommen und ihr unverblümt sagen wollte, warum er hier war, hielt er den Mund.

Er erwartete nicht, dass sie es ihm leicht machen würde. Immerhin hatte sie Harry am Telefon mehr als abblitzen lassen. Sie hatte ihrem Vater ein paar Dinge gesagt, die er – wie er selbst zugab – „nicht besser verdient“ hatte, und dann einfach aufgelegt.

Nick hatte sie sich älter vorgestellt, denn Harry und Kay waren seit vierzig Jahren verheiratet und hatten drei Söhne, von denen einer, Stevie, beim ersten Golfkrieg getötet worden war.

Hailey musste um die Mitte zwanzig sein, schätzte er, und das überraschte ihn, denn er hatte angenommen, dass sie Harrys Kind aus einer früheren Ehe war. Aber offenbar war sie zur Welt gekommen, während Harry mit Kay verheiratet war. Auch das erstaunte ihn, aber es stand Nick nicht zu, Harry wegen einer außerehelichen Affäre zu verurteilen.

„Ich habe sie vor zwanzig Jahren aus den Augen verloren“, hatte Harry zu ihm gesagt. „Und ich bin nicht sicher, ob ich die Sache jetzt wieder in Ordnung bringen kann, aber ich muss es einfach versuchen. Ich habe eine ganze Menge zu erklären, und mir bleibt nicht mehr viel Zeit dazu.“

Unauffällig musterte Nick die hübsche junge Frau. Als Detective hatte er gelernt, Menschen zu analysieren, ihre Körpersprache, das Umfeld, in dem sie lebten. Und er hatte gelernt, eine Pokermiene aufzusetzen und seine Gefühle und Beobachtungen zu verbergen. Das fiel ihm dieses Mal wahrlich nicht leicht, denn die zarte dunkelhaarige Schönheit hatte nicht nur die blauesten Augen, die er jemals gesehen hatte. Sie löste etwas in ihm aus, das er schon sehr lange nicht mehr wahrgenommen hatte – wenn überhaupt.

Doch er war nicht wegen ihrer schönen blauen Augen hier. Er war hier, weil er seinem alten Freund und Vorbild ein Versprechen gegeben hatte: Hailey zu ihm zu bringen. Nick vermutete, dass die Sache wesentlich komplizierter war, als er ahnte. Immerhin war Hailey wütend genug auf Harry, um das Telefonat mit ihm abzubrechen, anstatt sich in Ruhe anzuhören, was er ihr nach all den Jahren zu sagen hatte.

Vielleicht sollte er erst einmal den netten Cop spielen, bevor er Harrys Namen in den Mund nahm.

Trotzdem war seine Neugier kaum zu zügeln, und interessiert musterte er die hübsche junge Frau, die nur wenig Ähnlichkeit mit Harry Logan hatte. Sie hatte sich umgezogen und trug jetzt ein schlichtes schwarzes Kleid. Nicht gerade sexy, aber es passte perfekt.

„Setzen Sie sich.“ Sie zeigte auf eine geblümte Couch.

Er versank fast in den Polstern und stieß mit den Knien gegen den flachen Tisch, auf dem eine Garten- und eine Wohnzeitschrift neben einem Magazin für die „Moderne Braut“ lag. Er warf einen Blick auf ihre linke Hand. Kein Ring. Weder schlicht noch mit Diamant.

„Sie wollen heiraten?“, fragte er.

„Nein.“

Bratenduft stieg ihm in die Nase. Im Esszimmer war der kleine Tisch für zwei Personen gedeckt, komplett mit Weingläsern und Kerzenleuchtern. Nick lächelte. „Keine Hochzeitsglocken, was? Vielleicht weiß der Bräutigam es noch nicht?“

Sie stand auf, verschränkte die Arme und warf ihm einen verärgerten Blick zu, bevor sie die Zeitschriften vom Tisch nahm und in einen Korb legte. „Worüber wollten Sie mit mir sprechen?“

Nick beschloss, ihr vorläufig nichts von Harry zu erzählen. „Es sah vorhin aus, als wären Sie ziemlich hart aufs Pflaster geprallt. Kopfverletzungen können trügerisch sein. Man bemerkt sie nicht sofort.“

Sie atmete tief ein, und dabei hoben sich ihre Brüste so, dass er automatisch hinschaute. Genau die richtige Größe für eine Männerhand.

Verdammt. Wo hatte er bitte seinen Kopf?

„Wie gesagt, es geht mir gut. Ich habe mir nur die … Hüfte geprellt, nichts gebrochen.“ Das Telefon läutete. „Entschuldigen Sie mich.“

Er sah ihr nach, als sie in die Küche ging. Der Rock umspielte wohlgeformte Waden. Hailey war eine auffallend hübsche junge Frau. Und eine trotzige. Er fragte sich, ob er in ihrem Herzen eine weiche Stelle finden und sie dazu bewegen konnte, Harry im Krankenhaus zu besuchen.

Nur wenn er aufhörte, sie attraktiv zu finden. Ein Mann machte sich nicht an die Tochter eines Freundes heran.

Unauffällig sah Nick sich in dem kleinen Wohnzimmer um. Geblümte Polster, farblich passende karierte Kissen mit Rüschen, helle Eichenmöbel. Keine Frage, Hailey war eine Nestbauerin – genau die Art von Frau, die er grundsätzlich zu meiden versuchte.

Wenn es etwas gab, das er nicht brauchen konnte, dann eine Frau, die erwartete, dass der Mann um siebzehn Uhr zu Hause war und die Wochenenden mit Reparaturen rund ums Haus verbrachte. Er war kein Heimwerker, wollte auch keiner werden, und wenn er einen Baumarkt betrat, dann nur rein dienstlich.

Auf dem Kaminsims standen Fotos in hübschen Rahmen, manche aus Silber, manche aus Gold. Offenbar war sie romantisch veranlagt und hatte eine emotionale Seite, die er anzapfen konnte.

Er warf einen Blick zur Küche hinüber, wo sie telefonierte. Wahrscheinlich würde sie ihn gleich bitten, ihr Haus zu verlassen. Na ja, was hatte er erwartet? Eine Einladung zum Abendessen? Sein Magen jedenfalls hätte nichts dagegen. Er knurrte so laut, dass er schon Angst hatte, Hailey könnte es bis in die Küche hören.

Nachdem er gestern Abend spät mit Harry telefoniert hatte, war er sofort nach Hause gefahren, hatte seine Reisetasche gepackt und war zum Flughafen gerast, um am frühen Morgen einen Flug zu bekommen. Wahrscheinlich hätte er sich unterwegs einen Burger und Pommes frites gönnen sollen, aber er hatte Hailey finden wollen, bevor er sich ein Hotelzimmer und Zeit zum Essen nahm. Könnte ein Fehler gewesen sein, dachte er, während sein Magen sich erneut meldete. Er hätte am Flughafen mehr als ein Croissant und einen schwarzen Kaffee zu sich nehmen sollen, aber er war entschlossen gewesen, Harrys Tochter zu finden, bevor der Schneesturm losbrach.

Während Hailey leise in der Küche telefonierte, stand er auf, ging zum Kamin und nahm einen silbernen herzförmigen Rahmen vom Sims. Das Foto zeigte ein dunkelhaariges Mädchen mit Zöpfen und einer Zahnlücke, das strahlend auf einem Fahrrad saß.

Er warf einen Blick in die Küche. Die Schränke hatten Glastüren, dahinter war das Geschirr ordentlich gestapelt, und die Konserven standen in Reih und Glied. Automatisch musste er an seine eigene Küche denken und war froh, dass niemand in seine Schränke schauen konnte.

„Na ja, sicher“, sagte Hailey zu der Person am anderen Ende der Leitung. „Das verstehe ich, natürlich. Ich lasse dir etwas übrig.“

War das der Typ, den sie zu einem Braten bei Kerzenschein eingeladen hatte? Pech für den Mann. Fast tat er Nick leid.

Er beobachtete, wie Hailey den Hörer zwischen Kopf und Schulter klemmte und in den Ofen schaute. Sie schien sich in der Küche nicht nur auszukennen, sondern auch wohl zu fühlen. Eine häusliche Frau. Eine, die nicht zu einem Cop passte. Um solche Frauen hatte Nick einen großen Bogen gemacht, seit er Carla bei sich hatte einziehen lassen – einer der größten Fehler, die er je begangen hatte.

Carla hatte ihn permanent kritisiert und nie verstanden, warum er eine Observation nicht einfach abbrechen konnte, nur um zu Hause zu sein, wenn das Essen fertig war. Nein, ein Cop brauchte eine andere Art von Frau. Eine, die keine Versprechen erwartete. Versprechen, die ein Mann wie er sowieso nicht halten konnte.

„Was meinst du, wann der Schneesturm aufhört?“, fragte Hailey den Anrufer.

Also würde ihr Date nicht kommen.

Sie wickelte sich die Schnur um einen Finger und schaute ins Wohnzimmer. Als ihr Blick sich mit Nicks traf, ging zwischen ihnen etwas vor. Etwas Unausgesprochenes, aber deutlich Spürbares. Die Anziehungskraft, die er vorhin schon wahrgenommen, aber entschlossen verdrängt hatte, kehrte zurück – mit aller Wucht. Sie traf ihn vollkommen unerwartet. Hailey offenbar auch, denn sie kehrte ihm rasch den Rücken zu.

„Pass auf dich auf, Steven. Bis bald.“ Sie legte auf. Dann vergingen mehrere Augenblicke, in denen sie beide schwiegen.

„Hat dieser Steven auch einen Nachnamen?“, fragte Nick, als er die angespannte Stille nicht mehr aushielt. Dabei wusste er nicht einmal, warum es ihn interessierte. Was ging es ihn an, mit wem sie den Abend verbringen wollte?

„Sein Name spielt keine Rolle“, erwiderte sie spitz. „Wenn Sie etwas mit mir besprechen wollen, sollten Sie besser damit anfangen. Weiter südlich von hier tobt der Schneesturm bereits und kommt schnell näher. Eine Hauptverkehrsstraße ist anscheinend schon unbefahrbar.“

Er brauchte mehr Zeit, um sich zu überlegen, wie er das heikle Thema Harry möglichst behutsam ansprechen und ihr erklären konnte, warum er hier war. Und um zu verstehen, warum sie nicht mit Harry reden wollte und wie er sie dazu bringen konnte, ihre Meinung zu ändern.

Als er nicht antwortete, schüttelte Hailey den Kopf, ging zum Fenster und seufzte schwer. „Es schneit. Sie sollten sofort aufbrechen, wenn Sie Ihr Hotel noch erreichen wollen. Wo sind Sie abgestiegen?“

„Ich habe noch kein Zimmer. Ich wollte erst nach Ihnen sehen.“

„Haben Sie den Wetterbericht nicht gehört?“

„Nein. Ich bin heute Morgen recht spontan nach Minnesota geflogen. Ich habe im Wagen eine Tasche mit Sachen zum Wechseln und Rasierzeug. Ich bin nicht auf einen langen Aufenthalt vorbereitet. Schon gar nicht im Winter.“ Er stellte sich neben sie. Abgesehen von ein paar Ausflügen in die Berge bekam er nicht oft die Gelegenheit, Schnee zu sehen.

„Nun ja, dann stecken Sie in Schwierigkeiten. Es schneit immer stärker.“

„Wo ist das nächste Hotel?“, fragte er.

„Südlich von hier. Zehn Meilen. Liegt direkt an der gesperrten Straße.“

„Und das nächste Restaurant?“

„Direkt neben dem Hotel.“ Sie lehnte sich gegen das Fensterbrett und verschränkte die Arme so, dass ihre Brüste sich hoben. „Sieht so aus, als hätten Sie ein echtes Problem.“

Er nickte zufrieden. Manchmal kam das Schicksal einem ein wenig entgegen. Sie konnte ihn schlecht wegschicken, oder?

Glück gehabt, dachte er lächelnd. Hier bei ihr eingeschneit zu werden konnte von Vorteil sein. Er würde seinen Zwangsaufenthalt hier nutzen, um sie dazu zu bewegen, mit ihm nach San Diego zu fliegen und mit Harry zu sprechen. Er lächelte, aber sie erwiderte es nicht.

Sie machte einen Schritt auf ihn zu, die Arme noch immer verschränkt. Der milde Duft von Flieder stieg ihm in die Nase und machte ihm schlagartig bewusst, wie feminin diese Frau war. Und wie nahe. Er schüttelte die unwillkommene Versuchung ab. Hailey Conway war für ihn absolut tabu. Aber ein paar Stunden mit ihr in einem Schneesturm festzusitzen war vielleicht genau die Chance, die er brauchte.

Ihre Augen funkelten, aber nicht vor Vergnügen. „Ich kann nicht glauben, dass Sie den weiten Weg hierher gekommen sind, ohne vorher den Wetterbericht zu hören. Und ohne Winterkleidung. Planen Sie denn gar nicht im Voraus?“

Der einzige Plan, den er heute Morgen gehabt hatte, bestand darin, das nächste Flugzeug nach Minnesota zu nehmen. Und natürlich er hatte den verdammten Wetterbericht gehört. Aber sein Ziel war gewesen, Hailey so schnell wie möglich zu finden, um sie mit nach Kalifornien zu nehmen. Sich vor dem Schnee in ein Hotel zu flüchten und dort wer weiß wie lange zu bleiben, gehörte ganz sicher nicht zu seinem Plan.

In einem winzigen Haus mit einer hübschen, aber trotzigen Brünetten festzusitzen hatte zwar auch nicht zu seinem Plan gehört, aber er war flexibel und würde das Beste daraus machen. „Ich nehme nicht an, dass ich Sie überreden kann, mir eine Portion von Ihrem Braten anzubieten? Ich würde auch dafür zahlen. Und gegen einen Schlafplatz auf der Couch hätte ich auch nichts. Natürlich gegen Geld, ich will Ihre Gastfreundschaft ja nicht ausnutzen.“

Sie sah ihn an, als hätte er ihr eine flüchtige bedeutungslose Affäre vorgeschlagen, und ließ die Arme sinken. „Haben Sie den Verstand verloren?“

„Keineswegs. Bei meiner Einstellungsuntersuchung waren die psychologischen Ergebnisse überragend. Oder wenigstens passabel.“ Er lächelte ein wenig breiter, um die Stimmung aufzulockern.

Es funktionierte nicht.

Glücklicherweise hatte er ihr noch nicht erzählt, warum er hier war. Vermutlich würde sie ihn auf der Stelle aus dem Haus werfen, sobald er Harry erwähnte.

Und dafür war es draußen entschieden zu kalt.

„Entweder Ihre Couch oder mein Wagen“, sagte er und hoffte inständig, dass die hübsche Frau Mitleid mit einem wohlmeinenden Cop haben würde. „Was sagen Sie?“

2. KAPITEL

Hailey hatte nicht vor, sich von diesem Fremden einnehmen zu lassen.

Falls Detective Granger glaubte, dass seine Dienstmarke ihn zu einem Ehrenmann machte, so hatte er sich geirrt. Am liebsten hätte sie ihn hinausgeworfen, sich ans Fenster gesetzt und zugesehen, wie er langsam blau anlief. Sie war nicht sicher, warum. Zum Teil auch deshalb, weil er ein Cop war.

Aber wahrscheinlich war sie nur wütend, weil ihr Plan, Steven zu verführen, gescheitert war. Und diese Wut ließ sie an Nick Granger aus.

„Ich bin hungrig. Und gestrandet.“ Er lächelte unbeschwert. „Wenn Sie eine Wolldecke übrig haben, könnte ich im Wagen schlafen.“

„Dann wären Sie noch vor Mitternacht ein menschliches Eis am Stiel.“

„Heißt das, Sie werden Erbarmen mit mir haben und mir Essen und einen Schlafplatz anbieten?“

Hailey schaute zum Tisch hinüber, den sie für Steven gedeckt hatte. Sie hatte für diesen Abend große Pläne gehabt – Pläne, zu denen bestimmt kein gestrandeter Detective gehörte.

Natürlich würde sie mit der Enttäuschung fertig werden, das hatte sie oft genug getan. Aber wollte sie einen Mann bei sich übernachten lassen, den sie nicht kannte? Einen Mann, den sie attraktiver fand, als sie sollte?

Sie hatte keine Angst vor Nick Granger, auch wenn sie nicht wirklich wusste, was an ihm ihr so vertrauenswürdig erschien. Dass er Polizist war? Das sprach eher gegen ihn, auch wenn er es nicht ahnte. Trotzdem konnte sie ihn schlecht in einen Schneesturm schicken. „Okay. Sie können auf der Couch schlafen.“

„Danke. Ich hole meine Tasche aus dem Wagen.“

Sie betrachtete seine abgetragene Lederjacke, die keinen Schutz vor der Kälte bot. „Nein, lassen Sie mich das tun. Sie holen so lange den Braten aus dem Ofen.“

„Sie werden nicht in den Sturm hinausgehen. Es ist mein Zeug, also hole ich es.“

Also verbarg sein Heldentum nur Dummheit. Hailey seufzte schwer. „Ich habe einen Daunenparka und Stiefel. Ich bezweifle, dass Sie es in diesem Nichts von Lederjacke ohne Erfrierungen vom Auto bis hierher schaffen.“

„Ich bin zäher, als Sie glauben“, sagte er.

„Und viel größer als ich. Ich habe keine Lust, Sie durch den Schnee zu schleifen.“

Er lächelte jungenhaft. „Dann lassen Sie mich draußen liegen.“

„Ich muss zugeben, das ist ein durchaus reizvoller Gedanke, aber mein Anstandsgefühl verbietet es, einen wehrlosen Fremden aus dem sonnigen Kalifornien vor meiner Haustür erfrieren zu lassen.“

„Das wäre eine sichere Methode, mich loszuwerden.“

Ihr Lächeln glich dem eines frechen trotzigen Mädchens. „Stimmt, aber es würde ein paar Ihrer Kollegen aus Minnesota in mein Haus locken, und ich mag Polizisten nicht besonders“, erwiderte sie.

Granger machte einen Schritt auf sie zu und legte die Hände auf ihre Schultern. Sein frischer Duft, eine Mischung aus Meeresbrise, Leder und Moschus, hatte etwas Sinnliches, fast überwältigend Erotisches. War es wirklich eine gute Idee, dass dieser Mann über Nacht bei ihr blieb?

„Sie werden nicht nach draußen gehen.“ Der Blick aus seinen kaffeebraunen Augen erfasste ihren und ließ ihr Herz schneller schlagen. Sein Griff um ihre Schultern festigte sich – nicht bedrohlich, aber genug, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Der Detective war also ein Macho und für ihren Geschmack entschieden zu herrisch. Na gut, sollte er doch hinausgehen und sich das Hinterteil abfrieren.

Hailey versuchte, die erregende Wirkung, die seine Nähe auf sie hatte, abzuschütteln, und hob entschlossen das Kinn. „Dann tun Sie, was Sie nicht lassen können. Ich stelle inzwischen das Essen auf den Tisch, und wenn Sie Eis und Schnee überleben, waschen Sie sich die Hände.“

„Ich komme wieder.“

Genau das befürchtete sie. Sie blieb am Fenster, bis die Haustür sich hinter ihm schloss.

Nick schaffte es zum Wagen, aber es war kälter, als er erwartet hatte – höllisch kalt. Er versuchte, an das milde Wetter in San Diego zu denken, doch es half nicht.

Als er auf die Veranda zurückkehrte, zitterte er am ganzen Körper. So heftig, dass er befürchtete, nie wieder aufhören zu können. Nur mit Mühe öffnete er die Tür und trat in die Wärme des kleinen Hauses, das kaum größer als eine bescheidene Wohnung war. Hailey hantierte in der Küche, und er erwartete, dass sie etwas zu ihm sagen würde. Von wegen, sie hätte ihm gleich gesagt, dass er für diesen Schnee nicht richtig angezogen war.

Doch sie hielt sich zurück. Stattdessen wusch sie Tomaten und Lorbeerblätter, ohne auch nur ein einziges Mal den Blick vom Spülbecken zu heben. Sie schien eine hartnäckige Frau zu sein. Eine, die einem Mann eine kräftige Portion spitzer Zunge und kalter Schulter servierte, wenn er ihr nicht ihren Willen ließ. Er schaute an sich hinab.

Der Schnee rieselte von seiner Hose und würde bald auf ihrem Parkett eine Pfütze bilden. Die perfekte Hausfrau zu verärgern wäre kein guter Start.

„Wo … k-k-k-ann … ich … ein … Handtuch … f-f-f-inden?“, fragte er mit klappernden Zähnen.

„Oh, Sie haben es lebend zurück geschafft.“ Sie lächelte zuckersüß, und in ihren Augen glänzte vorgetäuschtes Mitgefühl.

Er wartete ihre Antwort auf seine Frage nicht ab, sondern ging in die Küche und schnappte sich eins der beiden Geschirrtücher, die am Herd hingen. Erst als er den Boden im Wohnzimmer fast wieder trocken hatte, reagierte sie.

„Hey!“, rief sie aufgebracht. „Was machen Sie mit meinem guten Geschirrtuch?“

„Ich wische den Schnee auf.“

„Das sind Geschirrtücher, und sie hängen nur zur Zierde da. Sie sind nicht dazu gedacht, sie zu benutzen.“

„Sie hingen griffbereit da“, erwiderte er erstaunt.

„Zur Dekoration. Wie die Gardinen. Die richtigen Tücher sind in der rechten Schublade.“

Wäre Nick nicht so hungrig gewesen, hätte er ihr gesagt, was sie mit ihren albernen Tüchern machen konnte. Aber schließlich wollte er sie auch noch überzeugen, mit ihm zu Harry zu fliegen. Also besser mal keine spitze Bemerkung machen über Sinn und Unsinn von Geschirrtüchern, die nur zur Zierde da hängen.

Sie öffnete den Ofen und beugte sich hinab, um den Braten herauszuholen. Himmel, hatte diese Frau einen hübschen … Rücken.

Ruhig, Junge, befahl er sich. Falsche Frau. Absolut falsch.

„Er ist fertig“, verkündete sie.

Nick bemerkte eine Flasche Cabernet Sauvignon auf der Arbeitsfläche. „Soll ich den Wein einschenken?“

Sie warf ihm einen ihrer halb verblüfften, halb empörten Blicke zu, als hätte er vorgeschlagen, dass er Stevens Zahnbürste benutzte. Dann entspannte sich ihre Miene. „Sicher. Nur zu.“

Die Vorstellung, bei Kerzenschein Wein zu trinken, machte sie vermutlich nervös. Als ob Nick versuchen würde, den armen Steven zu ersetzen.

Aber das war nicht seine Absicht. Es wäre einfach nur Verschwendung, die Flasche ungeöffnet und einen guten Tropfen ungetrunken zu lassen.

Nick musste lächeln. Außerdem wäre es keine schlechte Idee, Haileys Zunge mit etwas vino zu lockern. Vielleicht würde sie ein wenig gesprächiger werden und ihm erzählen, was sie gegen Harry hatte. Und vielleicht würde er sie sogar dazu überreden können, eine kleine Reisetasche zu packen und über das Wochenende mit ihm nach Kalifornien zu fliegen.

Ja, er hätte wahrlich nichts dagegen, das Wochenende mit dieser attraktiven Lady zu verbringen.

Natürlich ohne Verpflichtungen.

Ihm fiel auf, dass Hailey den Braten auf den beiden Tellern anrichtete, bevor sie sie auf den Tisch stellte. So viel Stil war Nick nicht gewöhnt. Für ihn bestand ein Abendessen aus etwas vom Chinesen oder Fertig-Tacos aus der Mikrowelle.

Bei den Logans hatte es zwar immer Stoffservietten und Silberbesteck gegeben, aber Harrys Frau hatte die Schüsseln stets auf den Esstisch gestellt, dass jeder sich selbst bedienen konnte.

Nick musste zugeben, dass Haileys Esstisch äußerst einladend wirkte. Aber wie bekam man eine zweite Portion? Vielleicht, indem man darum bat?

Er schenkte den Wein ein und nahm den Stuhl, auf den sie zeigte. Sie machte den Eindruck, als ob sie sich dringend ein wenig entspannen musste, und er fragte sich, ob eine Flasche Cabernet reichen würde. „Möchten Sie, dass ich die Kerzen anzünde?“

Erneut warf sie ihm einen ihrer Das-soll-wohl-ein-Scherz-sein-Blicke zu, ging jedoch in die Küche und kehrte mit einem Streichholzbriefchen zurück. „Olsen’s Bar and Grill, Mankato“. Nicht, dass es wichtig war, woher die Dinger kamen, aber derartige Details zu registrieren war für Nick zur zweiten Natur geworden.

Er zündete die Kerzen an. Die Gläser funkelten im Kerzenschein und gaben dem Ganzen einen Hauch von Romantik. Dass er sich Stevens Braten schmecken ließ, bereitete ihm ein schlechtes Gewissen, aber nur kurz. Was er mit Hailey bereden wollte, war nur für vier Ohren bestimmt.

Als sie sich setzte und die Hände auf den Tisch legte, hob er sein Glas. „Auf neue Freunde und auf Mutter Natur.“

„Auf seltsame Bekannte und die böse Ironie des Schicksals.“ Sie stieß mit ihm an und nahm einen winzigen Schluck. Dann musterte sie ihn mit ihren babyblauen Augen über den Rand hinweg. Was dachte sie nur gerade?

Hailey schaffte es nicht, den Blick von dem Mann loszureißen, der hier anstelle von Steven saß. Sie fühlte sich, als würde sie Steven betrügen, was natürlich absurd war, da er nie ein Wort von einer festen Beziehung gesagt hatte.

Noch nicht, verbesserte sie sich. Heute Abend hätte er es getan. Bestimmt. Da war sie absolut sicher.

Sie nippte wieder an ihrem Glas und freute sich über die prickelnde Wärme im Hals, die der Wein hinterließ und die ihre Nerven beruhigte. So attraktiv und reizvoll Nick Granger auch sein mochte, er war kein Mann für die Ehe. Sie brauchte einen, der verlässlich war. Einen häuslichen Typen, der gern heimkam und sich auf die Wochenenden mit Frau und Kindern freute.

Egal, wie gut er aussah, ein Cop war der Letzte, der für sie als Lebenspartner in Frage kam.

„Haben Sie Familie?“ Er griff nach dem Messer und schnitt in sein Fleisch. „Geschwister? Eltern?“

Die Frage überraschte sie, aber wahrscheinlich wollte er nur ein höfliches Tischgespräch einleiten. „Nein. Nicht mehr.“

Es gab so viel, das sie vergessen wollte. So viel, dass man es am besten ruhen ließ.

„Was ist aus ihnen geworden?“ Er spießte ein Stück Braten auf und schob es in den Mund, ohne sie aus den Augen zu lassen.

Hailey strich am Stiel ihres Glases entlang. Das Kristall fühlte sich kalt und hart an, zerbrach jedoch so schnell, wenn man beim Abwaschen unvorsichtig war. Sollte sie ihm sagen, dass sie nicht darüber reden wollte? Aber was machte es schon, wenn sie ihm von ihrer Familie erzählte? Er war ein Fremder, der wieder aus ihrem Leben verschwinden würde, sobald der Schneesturm nachließ. „Meine Mom ist vor vier Jahren gestorben. Meinen Dad habe ich seit Jahren nicht mehr gesehen.“

„Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen? Ihren Dad, meine ich.“

Sie war nicht sicher, warum es ihn interessierte. Oder warum sie es ihm sagte. „Vor zwanzig Jahren.“

Sie dachte an den kalten einsamen Abend, an dem sie zum ersten Mal bewusst erlebt hatte, wie ihre Mutter sich in den Schlaf weinte. An dem Harry Logan sich für eine andere Familie entschieden hatte.

Es war der Abend vor ihrem sechsten Geburtstag gewesen, und Harry war gekommen, um mit ihrer Mutter zu reden. Sie sprachen leise und in der Küche, wie sie es oft taten. Als die Erwachsenen ins Wohnzimmer kamen, schloss ihre Mom die Augen und presste die Lippen zusammen, als würde sie versuchen, nicht zu weinen.

„Was ist?“, fragte Hailey.

Harry ging zur Couch, setzte sich jedoch nicht. Er griff nach Haileys Hand. „Ich kann morgen nicht zu deiner Geburtstagsparty kommen, Honey.“

„Wieso nicht?“

Ihrer Mutter kamen die Tränen. „Harry muss mehr Zeit mit seiner Frau und den Kindern verbringen.“

Hailey hatte nicht gewusst, dass ihr Vater noch eine Familie hatte. „Wann kommst du dann wieder?“

„Das weiß ich nicht, Liebling.“ Harry gab ihr einen Kuss auf die Stirn, nahm ein Bündel Geldscheine aus der Brieftasche und gab sie ihrer Mutter.

„Glaubst du, das macht alles gut?“, fragte ihre Mutter.

„Komm schon, Marilyn“, sagte Harry. „Ich versuche nur, das Richtige zu tun.“

„An dem hier ist nichts richtig, Harry.“

Ihre Mutter weinte, nachdem er gegangen war. Hailey weinte auch. Sie hatte nicht verstanden, was passiert war.

Aber jetzt verstand sie es. Und es gab nichts, das Harry Logan gegen den Schmerz tun konnte, den sein Weggang in ihr hinterlassen hatte.

Sie nahm einen weiteren Schluck Wein, aber dieses Mal verschluckte sie sich und musste husten.

„Alles in Ordnung?“, fragte Nick besorgt. Wie zwei alte Freunde, die bei einem Kaffee über ihre Männer und Kinder plaudern, dachte sie.

„Ja. Ich habe mich nur ein bisschen am Wein verschluckt.“

Er lächelte. „Ihr alter Herr muss Ihnen und Ihrer Mom ziemlich übel mitgespielt haben.“

„Es ist lange her. Ich bin darüber hinweg.“ Sie nahm ein Stück Fleisch und kaute.

„Vor zwanzig Jahren waren Sie noch ein Kind.“

Sie spießte eine Karottenscheibe auf.

„Ist er mit Ihren Süßigkeiten durchgebrannt? Oder war es schlimmer?“

„Viel schlimmer.“ Hailey betrachtete ihren Teller.

„Hat er sich je entschuldigt?“

„Ja. In gewisser Weise.“

„Aber Sie sind nicht bereit, zu verzeihen und zu vergessen?“

Es gab vieles, das sie nicht vergessen konnte. Das gebrochene Herz ihrer Mutter, zum Beispiel. Wie sie ihre Mom aus dem Bett schleifen und sie zwingen musste, zu frühstücken und zur Arbeit zu gehen, damit sie die Miete bezahlen und Lebensmittel kaufen konnten. „Ich habe mich mit der Vergangenheit abgefunden. Ich hasse meinen Vater nicht, aber ich will auch keinen Kontakt zu ihm. Geschweige denn eine Beziehung.“

„Das ist schade.“

„Das sehe ich anders. Nebenbei bemerkt: Ich komme gut allein zurecht.“ Das stimmte. Hailey hatte ihr Leben im Griff. Nur heute Abend nicht.

Sie wollte Nicks Blick ausweichen, aber wie von selbst trafen sich ihre Blicke und verfingen sich ineinander. Da war etwas zwischen ihnen, eine Art Seelenverwandtschaft, vermutete sie. Als hätten sie beide mehr gemeinsam, als man annehmen würde. Es wärmte ihr Herz, berührte ihre Seele. Hastig erinnerte sie sich daran, dass Nick Granger ein Fremder war, der morgen schon wieder im sonnigen Kalifornien sein würde. Ohne sie.

„Was ist mit Ihnen?“, fragte sie. „Haben Sie Familie?“

„Nicht der Rede wert. Abgesehen von dem Cop, der mich damals auf den richtigen Weg gebracht hat. Ich war sechzehn, als ich ihm das erste Mal begegnet bin. Damals war ich ein großmäuliger Junge, der wütend auf die ganze Welt war.“

Sie musterte den gutaussehenden Detective und versuchte, sich ihn als verstörten Teenager vorzustellen. Das war nicht einfach, denn er wirkte so erwachsen. So ausgeglichen. „Glückwunsch zur Kehrtwende. Offenbar haben Sie in Ihrem Leben einiges geändert.“

„Was ich allein einem klugen Detective verdanke.“ Er lächelte schief. „Ich werde nie vergessen, wie ich ihm zum ersten Mal über den Weg gelaufen bin. Es war Heiligabend, und er hat mich dabei erwischt, wie ich mit Steinen nach einer Krippe warf.“

„Hat er Sie festgenommen?“

„Nein. Er hat mich zu einer heißen Schokolade in einem Cafe eingeladen. Sagte, er käme gerade vom Dienst und sei hungrig. Wir unterhielten uns. Und bevor ich mich versah, saß ich mit seiner Familie am Tisch.“ Dieses Mal fiel sein Lächeln wehmütig aus und ging ihr ans Herz. „Davor hatte ich gar nicht gewusst, wie eine richtige Familie ist. Und seitdem bin ich nicht mehr derselbe.“

„Was war mit Ihrer eigenen Familie? Hat die Sie an Heiligabend nicht vermisst?“

„Meine Mom war schon gestorben. Die Treppe heruntergefallen, jedenfalls hat mein Stiefvater das den Cops erzählt. Ich schätze, sie haben ihm geglaubt, aber ich habe es nie getan. Jedenfalls hatte ich damals kein echtes Zuhause und schon gar nicht einen Grund, Weihnachten zu feiern.“ Er sah sich in ihrem Wohnzimmer um. „Und Sie? Sind Sie der Typ, der einen Weihnachtsbaum aufstellt?“

„Ja.“ Sie hatte immer einen. Nachdem Harry gegangen war, hatte Hailey jedes Weihnachtsfest geplant und gestaltet. Ihre Mom war dazu nicht mehr fähig gewesen. Doch es war nicht wirklich schlimm gewesen, dass Hailey so früh die Organisation des Haushalts hatte übernehmen müssen. Sie hatte viel daraus gelernt. Seitdem lief ihr Leben glatter. Keine Überraschungen.

Na ja, abgesehen von dem Detective, der mit ihr am Tisch saß. Aber sie war es gewöhnt, aus schwierigen Situationen das Beste zu machen.

Sie aßen, ohne viel zu sprechen. Nick füllte die Gläser nach, bis die Flasche leer war. Hailey merkte, wie sich ihre Nervosität nach und nach legte. Schließlich fühlte sie sich mehr als … entspannt.

Warum? Lag es am Wein? Oder daran, dass sie so offen mit Nick geredet hatte wie schon lange nicht mehr mit irgendeinem Bekannten oder gar Freund?

Hailey war kein sehr offenherziger Mensch, erst recht nicht gegenüber Wildfremden. Sie hatte gelernt, ihre Gefühle für sich zu behalten – zusammen mit den Erinnerungen und Träumen.

Die Lampen flackerten und gingen aus. Der Schnee hatte irgendwelche Strommasten umkippen lassen, wie so oft. Hailey und der Detective saßen im Schein der Kerzen und des Kaminfeuers.

„Haben Sie noch mehr Kerzenleuchter?“

„Im Schlafzimmer.“

Bevor ihr klar wurde, dass sie die Kerzen besser selbst hätte holen sollen, ging er den Flur entlang. Dorthin, wo sie eine romantische Atmosphäre vorbereitet hatte, mit Duftkerzen und Love Songs aus dem CD-Player.

Und für den Fall, dass Steven allzu begriffsstutzig gewesen wäre, hatte sie sich mit dem Bett besondere Mühe gegeben. Unter der Daunendecke warteten frisch gewaschene Laken mit einem Hauch von Lavendel. Die erste gemeinsame Nacht sollte … perfekt sein.

Vielleicht würde Nick es gar nicht bemerken. Aber ihr Instinkt sagte ihr, dass einem Typen wie ihm so schnell nichts entging. Cops wurden nicht Detective, wenn sie nicht genau hinschauten.

Vielleicht war er Gentleman genug, um nichts zu sagen.

Ein langer Pfiff verriet ihr, dass er die Leuchter gefunden hatte.

Und dass er kein Gentleman sein und nicht den Mund halten würde.

Haileys Herz rutschte in den Magen, und ihre Wangen erhitzten sich. Hastig stand sie auf und räumte den Tisch ab, um ihm nicht in die Augen schauen zu müssen, wenn er zurückkam.

Du meine Güte, sie war eine erwachsene Frau und konnte einen romantischen Abend mit jedem verbringen, den sie sich dafür aussuchte. Woher um alles in der Welt dann dieses schlechte Gewissen? Sie tat doch nichts Verbotenes, oder?

Nick stellte die beiden Leuchter auf den Tisch. „Der Schneesturm und ich haben Ihre Pläne für diesen Abend wohl kräftig durcheinander gebracht“, sagte er und ging wieder hinaus, um neue Kerzen zu holen.

„Meine Pläne gehen Sie nichts an“, erwiderte sie etwas schnippisch, als er wieder auftauchte.

Als er eine Kerze auf den Kaminsims und die andere auf den kleinen Tisch neben der Couch stellte, seufzte sie. Wie sollte sie einen ganzen Abend mit diesem Mann durchhalten?

Und was, wenn die Straßen tagelang nicht geräumt wurden?

„Es tut mir leid, Hailey.“ Seine Stimme war warm und weich und erinnerte sie irgendwie an Honig. Seine kaffeefarbenen Augen blickten mitfühlend.

Kaffee und Honig. Frühstück. Noch etwas, das sie daran erinnerte, dass dieser Mann die Nacht unter ihrem Dach verbringen würde.

Sie zuckte mit den Schultern und verdrängte jeden Gedanken ans Schlafengehen, an zerwühlte Laken und den nächsten Morgen.

Langsam kam er auf sie zu, nahm ihr das Geschirrtuch ab und warf es achtlos ins Spülbecken. Sie wollte ihn zurechtweisen und hätte es getan, wenn er nicht nach ihrer Hand gegriffen hätte. Seine Finger umschlossen ihre wie ein Kokon, bis ihre Haut kribbelte und ihr Herz schneller schlug.

„Ich bin ungebeten in Ihr Leben gestürmt, und Sie haben mir eins der besten Abendessen serviert, die ich seit langem gegessen habe. Ich wollte mich nicht über Sie lustig machen.“

„Ist schon okay.“ Ihre Verärgerung schien in der romantischen Atmosphäre zu verfliegen. Ist schon okay? Sie war nicht sicher, ob irgendetwas an diesem Abend, diesem Mann und der wachsenden Anziehungskraft auch nur im Entferntesten okay war.

Er nahm das Glas Wein, das sie nicht geleert hatte, reichte es ihr und nahm sich sein eigenes.

„Kommen Sie mit.“

Haileys Herz schlug wie wild. Würde Nick sie auf den Flur und ins Schlafzimmer führen?

Sie war ehrlich genug, sich einzugestehen, dass sie es halb hoffte. Typen wie Nick Granger hatten sie immer gereizt und ihren Verstand ausgeschaltet, aber sie durfte der Versuchung nicht nachgeben. Sie würde es nicht.

Natürlich änderte das nichts an ihrem rasenden Puls und dem unglaublichen Gefühl von Vorfreude.

Er führte sie zur Couch. „Setzen Sie sich.“

„Warum?“, fragte sie fast enttäuscht.

Um Himmels willen. Was war los mit ihr? Ein One-Night-Stand mit einem Fremden kam für sie nicht in Frage. Doch als er wieder wie Marlon Brando lächelte, wollte sie seine Arme um ihren Körper fühlen. Seinen Mund auf ihrem.

Nick wartete, bis sie saß, und nahm neben ihr Platz. Er legte einen Arm auf die Lehne, aber nicht nahe genug für eine Berührung. „Lassen Sie uns reden.“

Reden? Gehörte das zur Verführung? War das seine Masche?

„Worüber?“, fragte Hailey.

„Über Sie. Ich will mehr über die kleine Hailey hören, über das süße Mädchen mit Zöpfen und einer Zahnlücke.“

Sie schaute zum Kaminsims hinüber. „Da gibt es nicht viel zu erzählen. Meine Eltern waren nicht verheiratet, und mein Dad hat nie richtig zu meinem Leben gehört. Was man nie hatte, vermisst man auch nicht.“

Nick fühlte sich Hailey in diesem Moment sehr nahe. Und ehe er sich versah, erzählte er von sich. „Es ist Jahre her, aber ich gebe meinem alten Herrn noch immer die Schuld an dem lausigen Stiefvater, dem er mich ausgeliefert hat. Und für die Prügel, die ich bekam, weil ich das Kind eines anderen war.“ Ja, er nahm dem Seemann, der ihn gezeugt hatte, noch immer übel, dass er sich vor der Verantwortung gedrückt hatte.

„Das tut mir leid.“

Er hatte sich ihr nicht so öffnen wollen. Vielleicht lag es am Wein, an dem ruhigen Abend oder an der ernsten Schönheit ihm gegenüber. Sie betrachtete ihn mit mehr Mitgefühl, als ihm lieb war. Gebannt beobachtete er, wie sie mit einer Hand durch die braunen Locken strich, in denen das flackernde Feuer rote und goldene Reflexe hervorzauberte.

Er sehnte sich danach, sie zu berühren, beherrschte sich jedoch und nahm die Hand von der Rückenlehne.

Sie zog die Beine an, schob die Füße unter den Rock und drehte sich langsam zu ihm. „Ich habe es auch ohne einen Dad geschafft. Es war Mom, die gelitten hat. Als sie starb, liebte sie ihn noch immer.“

Nick wollte Harry in Schutz nehmen, entschied sich jedoch, es nicht zu tun. Was immer es zwischen Vater und Tochter zu klären gab, es war deren Sache. Da wollte er sich nicht einmischen. Seine Aufgabe war nur, Hailey zu Harry zu bringen.

Vor zwanzig Jahren war Hailey ein Kind gewesen. Sie konnte unmöglich die ganze Geschichte kennen. Und Nick war sicher, dass eine Geschichte dahinter steckte. Verdammt, Harry war nicht der Typ Mann, der eine Frau ablegte, sie einfach so sitzen ließ. Nein, da musste mehr passiert sein.

„Vielleicht hat Ihre Mutter sich in ihn verliebt, und er hat ihre Gefühle nicht erwidert“, sagte er leise.

„Ja. So wird es wohl gewesen sein. Was meinen Erzeuger natürlich nicht davon abhielt, mit meiner Mom zu schlafen.“ In der Ecke der Couch kauernd sah sie aus wie ein kleines Kind, und Nick spürte das Bedürfnis, ihr Trost und eine Schulter zum Anlehnen zu bieten. Aber was konnte ein Mann wie er einer Frau, die emotionale Unterstützung brauchte, schon geben?

Verdammt, so etwas lernte man als Kind, oder man lernte es nie. Deshalb hatte er immer Schwierigkeiten gehabt, Zuneigung zu zeigen. Und deshalb war er auch nicht zum Vater oder Ehemann geschaffen.

Sie stellte ihr Glas auf den Couchtisch. Die Flasche war leer, und als Hailey aufstand, nahm er an, dass sie eine zweite holen wollte. Er sah ihr nach, aber sie ging nicht in die Küche, sondern über den Flur ins Schlafzimmer. Nick wäre ihr gern gefolgt, um sie an sich zu ziehen, ihre alten Erinnerungen zu vertreiben und ihr ein paar neue zu verschaffen.

Ja, Harry Logan hatte ihn zu einem anständigen Menschen gemacht. Aber niemand hatte es geschafft, ihm seine rebellische Ader zu nehmen.

Und der Rebell in ihm wollte der hübschen Hailey ins Schlafzimmer folgen und ihr mehr als Trost anbieten.

Hailey wusste nicht, warum sie vor dem Bett kniete und zwischen den Staubflusen nach dem alten Schuhkarton tastete. Sie hatte die Sachen immer versteckt, sogar vor sich selbst, aber aus irgendeinem Grund wollte sie Nick das Foto zeigen.

Noch nie hatte sie sich jemandem anvertraut – abgesehen von jener Lehrerin damals, die ihr prompt eine Betreuerin vom Jugendamt ins Haus geschickt hatte. Danach hatte sie alles für sich behalten, tief in ihrem Herzen eingeschlossen.

Aber heute Abend spürte sie das Bedürfnis, ihre Vergangenheit mit jemandem zu teilen. Und wer wäre dafür besser geeignet als ein Mann, der aus ihrem Leben verschwinden würde, sobald die Straßen vom Schnee geräumt waren?

Sie holte tief Luft, stieß sie aus, zog den Karton hervor, ging in die Hocke und nahm den Deckel ab. Ein Anflug von bittersüßer Nostalgie erfasste sie, als sie die Gegenstände betrachtete, die ihrer Mutter so viel bedeutet hatten. Ein kleines Bündel Briefe, gehalten von einer verblassten pinkfarbenen Schleife. Ein paar abgerissene Eintrittskarten. Eine Speisekarte aus einem Restaurant in Florida.

Inmitten der Sachen ihrer Mutter lag etwas, das ihr gehörte. Etwas, das ihr Vater ihr geschenkt hatte, nachdem er mit ihr im Park Karussell gefahren war.

Vorsichtig hob sie die eingewickelte Figur heraus und nahm das Seidenpapier ab, bis ein hübsches weißes Karussellpony zum Vorschein kam. Mit den Fingerspitzen streichelte sie die kühle Keramik und betrachte die bunten Farben. Früher hatte sie sie in den Müll oder gegen die Wand werfen wollen. Doch das hatte sie nicht getan. Stattdessen hatte sie sie im Schuhkarton ihrer Mutter verstaut. Mit einem tiefen Seufzer wickelte sie die Figur wieder ein und legte sie zurück.

Nach kurzem Zögern nahm sie heraus, wonach sie eigentlich gesucht hatte – das alte Schwarz-Weiß-Foto aus einem Passfotoautomaten in einem Drugstore in Florida, wo sie früher einmal gewohnt hatten. Ihre Mom hatte das Foto vergrößern lassen. Hailey betrachtete es einen Moment lang, schloss den Deckel und schob den Karton wieder unters Bett. Aus den Augen, aber nur selten aus dem Sinn.

Als sie ins Wohnzimmer zurückkehrte, tauchten die Kerzen und das Kaminfeuer den Raum in ein mildes, fast geheimnisvolles Licht. Wie verzaubert, dachte sie. Und sinnlich.

Sie reichte Nick das alte Foto und setzte sich wieder neben ihn. Als er es nahm, streiften seine Finger ihre Hand. Ihr Herz schien eine kurze Pause zu machen, bevor es wieder kräftig und regelmäßig schlug.

Während er das einzige Bild betrachtete, das sie von ihren Eltern besaß, bildete sich in ihrem Hals ein Kloß. Es war seltsam. Jahrelang vergoss man keine Träne, und dann, wenn es am ungelegensten kam, drohten sie wie ein Wasserfall zu strömen.

„Ihre Mom sah Ihnen sehr ähnlich. Hübsch. Die gleichen ausdrucksvollen Augen.“ Zu ihrem Vater sagte er nichts, was ihr ganz recht war.

„Sie haben es an einem dieser Foto-Automaten aufgenommen. Sie sehen so glücklich aus.“

„Es steht nicht bei den anderen auf dem Kaminsims“, bemerkte er.

Nein. Denn weder das Foto noch die anderen Sachen, die ihre Mom aufbewahrt hatte, besaßen für sie einen sentimentalen Wert. Sie wusste nicht mal, warum sie sie behalten hatte.

„Ich habe das Bild in einem Schuhkarton unter dem Bett, zusammen mit ein paar anderen persönlichen Gegenständen meiner Mutter.“

„Und was ist sonst noch in dem Karton?“, fragte er.

Die Figur eines Ponys, die mein Vater mir geschenkt hat, nachdem wir im Park Karussell gefahren sind, dachte sie, sprach es jedoch nicht aus. „Ein paar Briefe, die mein Dad meiner Mom geschickt hat. In manchen war Bargeld. Ich glaube, sie hätte auch das Geld aufbewahrt, wenn wir nicht so knapp bei Kasse gewesen wären.“

„Das tut mir leid.“

Vermutlich meinte er es sogar ernst. Schließlich hatte er selbst so manche Enttäuschung erlebt. Vielleicht fiel es ihr deshalb so leicht, sich ihm anzuvertrauen. „Ich habe meinen Dad immer für einen Helden gehalten, weil er Polizist war. Und ich habe mich auf jeden seiner Besuche gefreut.“

Er nickte.

„Ich habe nie verstanden, warum er nicht bei uns gewohnt hat wie andere Väter. Ich dachte mir, dass er zu beschäftigt ist. Dass er noch eine Familie hatte, wusste ich nicht.“

Ihr Dad hatte versprochen, zu ihrer Geburtstagsparty zu kommen, damit ihre Freundinnen ihn kennen lernen konnten. Aber dann war etwas dazwischen gekommen, und er hatte ihr zwanzig Dollar geschenkt, als wäre Geld ein Ersatz. Doch das war es nicht.

Sie sah Nick an. „An dem Abend, bevor ich sechs wurde, haben er und meine Mom sich in der Küche gestritten. Ich weiß noch immer nicht genau, worüber, aber meine Mom hat die ganze Nacht hindurch geweint. Am nächsten Morgen entschied sie, dass wir nach Minnesota umziehen.“

„Einfach so?“

Sie war nicht sicher, was er meinte.

„Hat Ihre Mutter eine Adresse hinterlassen? Damit Ihr Dad Sie beide finden konnte?“

„Keine Ahnung. Vielleicht ja, vielleicht nein. Nun, wahrscheinlich eher nicht.“ Hailey biss sich auf die Lippe, bis es schmerzte.

„Nun, ohne Adresse war es nicht leicht für Ihren Vater, sich um Sie zu kümmern, oder?“

„Wer weiß. Ich denke jedenfalls, wenn er wirklich Teil unseres Lebens hätte sein wollen, dann hätte er uns auch gefunden, egal, wo wir wohnten. Meine Mutter konnte ihm wahrscheinlich keinen besseren Gefallen tun, als spurlos zu verschwinden.“ Hailey seufzte. „Aber der Umzug brachte ihr keine Besserung. Sie hatte gute und schlechte Tage. Manchmal, wenn sie am Tiefpunkt war, trank sie viel zu viel Scotch. Eines Tages kam ich aus der Schule nach Hause und fand sie ohnmächtig auf dem Bett. Sie hielt das Foto in der Hand.“

„Wenn Menschen trinken, um zu vergessen, werden sie immer sentimental.“

„Mom hatte ein leeres Fläschchen Schlaftabletten auf dem Nachttisch.“ Ihre Augen wurden feucht. „Ich habe einen Rettungswagen gerufen.“

„Das muss hart für ein Kind gewesen sein.“

„Ja. Aber an dem Tag kam er rechtzeitig.“ Sie zögerte. „An dem Tag.“

„An dem Tag?“

„Vor vier Jahren kam ich zu spät nach Hause. Die Sanitäter konnten nur noch ihren Tod feststellen.“ Sie schluchzte auf, und der Mann neben ihr griff nach ihren Händen.

Gegen ihren Willen schmiegte sie sich in seine Arme, während er sie hielt und tröstend über ihr Haar strich. Es war glatt und seidig. Ihr Fliederduft schien ihn einzuhüllen.

Noch nie hatte er einen so zerbrechlichen Menschen in den Armen gehabt, und er war nicht sicher, was er sagen sollte. Etwas Aufmunterndes wahrscheinlich. Aber er brachte kein Wort heraus. Seine Hände streichelten ihren Rücken, als wüssten wenigstens sie instinktiv, was sie tun mussten. Der Rest von ihm hatte keine Ahnung.

Die Berührung erregte ihn, und er wehrte sich dagegen. Sexuelle Gefühle waren vermutlich die einzigen, mit denen er umgehen konnte.

Als ihre Tränen versiegten, löste Hailey sich von ihm und wischte sich die Augen ab.

„Es tut mir leid“, sagte sie mit einem matten Lächeln. „Normalerweise heule ich nicht so rum.“

Er legte eine Hand um ihr Kinn. „Nennen Sie es nicht Heulen. Es tut gut, sich auszuweinen.“

„Ja. Und es ist Zeit, schlafen zu gehen. Ich werde Ihnen Bettzeug für die Couch holen.“

Als sie aufstand, stieß sie mit dem Schienbein gegen die Tischkante. „Autsch.“

„Alles in Ordnung?“ Er nahm ihre Hand, beugte sich hinab und umschloss ihre Wade mit den Fingern.

„Ja“, beteuerte sie rasch. „Wirklich.“

Aber etwas in ihrem Blick verriet ihm, dass nichts in Ordnung war, gar nichts. Es hatte nichts mit dem Schmerz zu tun. Dafür alles mit der Berührung.

Er erhob sich, und sie schluckte. Ihre Lippen öffneten sich.

Verdammt. Er hatte das fast unwiderstehliche Bedürfnis, sie zu küssen. Nur ein Mal.

Offenbar ging es ihr ebenso, denn sie legte eine Hand auf seine Schulter und strich dann mit den Fingern über den Hals und die Wange.

Oh, Hailey. Nick verlor sich in der Berührung, in dem frühlingshaften Duft.

Er zog sie an sich und senkte den Kopf. Sie stöhnte auf, und als sie seiner Zunge gestattete, nach ihrer zu tasten, übernahm der Rebell in ihm das Kommando.

Der Kuss war tief und heiß. Fordernd. Und Nick schien nicht genug von der Frau in seinen Armen bekommen zu können. Mit beiden Händen strich er über ihren Rücken und die Hüften und presste sie an sich. Falls seine Erregung sie erschreckte, so ließ sie es sich nicht anmerken.

Er wusste nicht, wohin das hier führen sollte. Seine anständige Seite forderte ihn auf, diese wunderbare verletzliche Frau sofort loszulassen. Die rebellische drängte ihn, weiterzumachen.

Als Hailey die Hände auf seine Brust legte und den Kuss beendete, war er nicht sicher, ob er erleichtert oder frustriert war.

„Es tut mir leid“, sagte sie.

„Was? Der Kuss? Oder dass du aufgehört hast?“

„Wahrscheinlich beides.“ Sie lächelte kurz, als würde sie das Verlangen abschütteln wollen, das sie und ihn erfasst hatte. Aber ihr geröteter Hals bewies ihm, dass es länger dauern würde, als ihre Worte vermuten ließen.

„Ja, mit tut es auch leid“, antwortete seine anständige Seite.

„Okay, dann werde ich dir jetzt das Bettzeug holen.“ Sie ging davon.

Als sie auf dem Flur verschwand, ließ Nick sich auf die Couch sinken. Der Abend hatte ihn angestrengt. Es waren nicht nur Haileys Tränen und Erinnerungen gewesen, die ihn Kraft gekostet hatten. Etwas anderes hatte ihm die Energie geraubt und ihn geschwächt. Er fühlte sich, als wäre er zu lange in der Sauna geblieben.

Als sie zurückkam, stand er wieder auf und half ihr, das Bett auf der Couch zu machen. Sie schwiegen beide. Bereute sie, was geschehen war? Er tat es nicht. Nur diese verdammte Erregung machte ihm zu schaffen.

Nach einem Moment hob sie den Blick und lächelte. „Gute Nacht.“

„Nacht.“ Noch lange, nachdem sie mit einer der Kerzen hinausgegangen und die Schlafzimmertür hinter sich geschlossen hatte, stand er reglos da. Obwohl er nicht damit rechnete, bald einzuschlafen, zog er die Hose aus und legte sie über den Sessel in der Ecke.

Normalerweise schlief er nackt, aber heute Abend wäre es wohl besser, etwas anzubehalten.

Stunden später leuchtete im Kamin nur noch die Glut. Trotz seiner Müdigkeit starrte Nick noch immer an die Decke und dachte an die Frau, die ein paar Meter von ihm entfernt schlief.

Als ein Schrei ertönte, sprang er von der Couch.

„Nein!“, rief Hailey.

Ein Albtraum oder ein Eindringling?

Nick rannte über den Flur.

3. KAPITEL

Nick riss die Schlafzimmertür auf und sah Hailey aufrecht im Bett sitzen.

Allein.

Kein Eindringling.

Auf der Kommode flackerte eine Kerze und tauchte den Raum in gedämpftes Licht. Und in der Luft lag der Duft von Flieder und Lavendel.

Sie trug ein weißes Nachthemd mit dünnen Trägern, das ihre perfekten Brüste betonte. Das zerzauste Haar umströmte ihre Schultern, und sie sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen.

Und Trost brauchen.

Komm ihr nicht zu nahe, warnte der Rebell in ihm. Was zum Teufel weißt du davon, wie man eine Frau tröstet? Dreh dich um und geh ins Wohnzimmer zurück!

Aber seine anständige Seite trat vor und führte ihn ans Bett. „Geht es dir gut?“

„Ich glaube schon.“ Eine Träne rann ihr über die Wange. Sie wischte sie ab. „Habe ich geschrien?“

„Ja.“

„Tut mir leid.“ Sie schluckte. „Ich hatte einen Albtraum.“

Den vermutlich das Gespräch über die Vergangenheit ausgelöst hatte.

Nick fühlte sich ein wenig schuldig, weil er sie dazu gedrängt hatte.

Haileys Blick wanderte an ihm hinab.

Verdammt. Er trug nur Shorts. Was jetzt? Sollte er seine Hose holen? Oder ignorieren, dass er praktisch nackt war? Und erregt.

„Ich … na ja … bin sofort aufgesprungen, als ich dich gehört habe, und habe mir nicht die Zeit genommen, meine Hose anzuziehen.“

„Schon gut“, erwiderte sie. „Tut mir leid, dass ich dich erschreckt habe.“

Ja, das hatte sie. Zuerst. Aber jetzt hatte sein Blutdruck einzig damit zu tun, dass sie auf einem zerwühlten Bett saß, in einem hauchdünnen Nachthemd über Brustspitzen, die mit jeder Sekunde deutlicher zu erkennen waren.

Und es schien nur einen Ort an seinem Körper zu geben, zu dem all das Blut strömte. Konnte sie es sehen? Spürte sie, was er fühlte?

„Ich dachte, es wäre ein Einbrecher“, sagte er, einfach um irgendwas zu sagen.

„Entschuldige, dass ich dich geweckt habe. Mir geht es gut.“

Ihm nicht.

„Wirst du wieder einschlafen können?“, fragte sie.

„Na ja, mal sehen.“ Natürlich würde er weiterhin wach liegen. Wie sollte er auch ruhig schlafen können, wenn nebenan so ziemlich die schönste und begehrenswerteste Frau lag, die er jemals gesehen hatte. Natürlich würde er nicht zulassen, dass seine Hormone die Kontrolle übernahmen. Er und Hailey waren beide erwachsen und brauchten sich nicht vom Verlangen beherrschen zu lassen. Außerdem war er nicht hier, um mit Hailey zu schlafen. Er war hier, weil er sie nach Kalifornien bringen sollte.

„Möchtest du eine Weile reden?“, fragte er.

Sie rutschte zur Seite, um ihm Platz zu machen. „Ja, gern. Danke.“

Er setzte sich auf die Bettkante und schaltete die Nachttischlampe ein. Nichts. „Noch immer kein Strom.“

„Ich habe genug Kerzen. Soll ich noch mehr anzünden?“

Nein, auf keinen Fall. Ihm gefiel das leise Flackern, aber vielleicht wäre etwas mehr Helligkeit doch besser. Sicherer. Doch er überließ die Entscheidung ihr. „Was immer du möchtest, ist mir recht.“

Sie beließ es bei der einen Kerze. Gut.

„Den Traum hatte ich lange nicht mehr“, begann sie. „Aber danach habe ich immer so schreckliche Angst. Und fühle mich verlassen. Ich kann es nicht erklären.“

„Du hattest diesen Albtraum schon öfter?“

Sie nickte. „Und er läuft stets gleich ab. Ich bin ein Kind. Die Sonne geht unter, und im Haus wird es dunkel. Ich kann meine Mom nicht finden. Die wilden Hunde oder Kojoten fangen an zu heulen. Dann kratzt etwas an der Tür, und ich wache auf.“

Oh je, das hörte sich nicht gut an. Doch was zum Teufel wusste er über Träume und ihre Bedeutung?

„Es ist alles in bester Ordnung, Honey.“ Er streichelte ihre Wange. „Es war nur ein Traum.“

Sie lehnte sich bei ihm an, und es erschien ihm vollkommen natürlich, den Arm um sie zu legen und sie an sich zu drücken.

Sie schmiegte sich an ihn, atmete seinen Duft ein und spürte sein Herz an ihrem schlagen.

Noch nie hatte sie sich so lebendig, so geborgen gefühlt. Noch nie war sie sich so bewusst gewesen, dass sie eine Frau war.

Ihr Körper sehnte sich nicht mehr nach Trost, sondern nach etwas anderem. Etwas, an das eine sittsame Schulbibliothekarin gar nicht denken sollte.

Aber vielleicht sollte sie überhaupt nicht denken? Vielleicht sollte sie einfach nur Nicks Nähe genießen.

Schlagartig drängte sich die Erinnerung an den Kuss in den Vordergrund. Hailey entschied sich, wenigstens für eine Weile das kleine, allein gelassene Mädchen, die Frau, die einen Ehemann wollte, und die Bibliothekarin zu vergessen. Sie küsste ihn auf die Wange und wollte plötzlich mehr als Trost. Viel mehr.

Nick stöhnte auf und wehrte sich noch einen Moment lang gegen das Verlangen, bevor er ihm nachgab und seinen Mund auf ihren presste.

Er küsste sie, wie sie noch nie geküsst worden war, und versprach ihr etwas, das sie noch nie erlebt hatte und wahrscheinlich nie wieder erleben würde. Der Kuss wurde immer leidenschaftlicher, und das Verlangen setzte sich endgültig gegen die Vernunft durch. Ihre Hände tasteten, streichelten und erkundeten, während ihr Atem schneller ging und ihre Körper sich erhitzten.

Hatte Hailey Bedenken gehabt, mit einem Mann zu schlafen, den sie nie wieder sehen würde, so verflogen sie unter dem Ansturm der Sinnlichkeit. Noch nie hatte sie jemanden so sehr gewollt. Noch nie hatte ein Mann sie dazu gebracht, sich so stark zu fühlen. So besonders. So begehrenswert.

Sie konnte – und wollte – nicht aufhören. Es gab kein Zurück mehr. Sie zog sich das Nachthemd über den Kopf, um mehr von Nick zu fühlen. Sie wollte ihn, und nichts anderes schien mehr wichtig zu sein.

Er liebte sie mit den Händen und dem Mund. Ganz langsam und jede Berührung auskostend, jeden Kuss, jeden Zungenschlag, brachte er sie um den Verstand.

Und als er endlich in sie eindrang, verlor sie sich in einem Strudel aus überwältigender Lust. Sie bog sich ihm entgegen, bis sie beide zu einem alles verschlingenden Höhepunkt fanden.

Die letzte Woge ebbte sanft ab, und sie lagen reglos da, aneinander geklammert, als hätten sie Angst, das zarte Band zwischen ihnen zu zerreißen. Nick hielt Hailey in den Armen, fasziniert von dem, was sie gerade erlebt hatten. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie leichtsinnig sie gewesen waren.

Wo waren denn die verdammten Kondome, die sie gekauft hatte?

Er drehte sich auf die Seite und zog sie mit sich. „Ich … wir haben vergessen, uns zu schützen.“

Ihre Augen wurden groß. „In der Schublade.“

„Na ja, dort werden sie uns kaum von Nutzen sein.“ Das Schuldgefühl nahm ihm fast den Atem. Wie hatte er nur so verantwortungslos sein können?

„Ich hoffe, wir haben gerade nicht einen großen Fehler begangen.“

„Wahrscheinlich ist nichts passiert“, sagte sie. „In ein paar Tagen … du weißt schon. Die Kondome habe ich nur gekauft, um ganz sicher zu sein. Normalerweise tue ich so etwas nicht …“

„Und ich tue es nicht, ohne vorsichtig zu sein.“ Nick wollte nicht darüber nachdenken, wie dumm er gewesen war. „Soll ich wieder ins Wohnzimmer gehen?“

„Nur wenn du unbedingt willst. Aber wenn es dir nichts ausmacht, bei mir zu bleiben, wenigstens bis ich eingeschlafen bin, würde ich mich nicht wie eine …“

Sie verstummte, aber er wusste, was sie meinte. Wenn er sie in den Armen hielt, würde es vielleicht nicht wie ein One-Night-Stand erscheinen, auch wenn es genau das gewesen war.

„Ich in Kalifornien, du in Minnesota – Beziehungen funktionieren nicht, wenn man zu weit auseinander lebt“, sagte er, um ihr ein besseres Gefühl zu geben. Als ob er tatsächlich daran gedacht hätte, eine Beziehung mit ihr einzugehen. Tatsache war, dass er kein Beziehungstyp war. Egal, wo die Frau wohnte.

Er küsste Hailey auf die Wange und drückte sie an sich, weil es ihm – aus irgendeinem verrückten Grund – richtig vorkam. Dabei konnte er nur hoffen, dass der beste Sex, den er je gehabt hatte, nicht ein großer Fehler gewesen war. Ein riesengroßer Fehler.

Nick, für den Sex ohne Verpflichtung etwas ganz Normales war, hatte gerade mit Harrys Tochter geschlafen. Mit einer Nestbauerin, die vom Leben mehr erwartete, als er ihr jemals bieten konnte.

Und als Hailey sich für den Rest der Nacht in seine Arme schmiegte, setzte sich in Nick das schlechte Gewissen für einen langen Winter fest.

Hailey erwachte vom Sonnenschein, der durchs Fenster strömte, und vom Läuten an der Haustür, doch als sie aufstehen wollte, hielten ein Arm und eine breite Schulter sie fest.

Nick.

Sie hatte ihn gebeten, bei ihr zu bleiben. Und offenbar hatte er das Angebot angenommen. Vorsichtig löste sie sich von ihm, schlüpfte aus dem Bett, zog den Bademantel über, stieg in ihre Pantoffeln und ging nach vorn.

Fast wäre ihre Kinnlade nach unten geklappt, als sie Steven auf der Veranda stehen sah. In einen roten Parka mit Kapuze gehüllt, mit leuchtend gelbem Schal und blauen Handschuhen, sah er aus wie eine farbenfrohe Playmobilfigur.

Sie zog den Kragen ihres Bademantels zusammen und versuchte zu verbergen, dass sie darunter nackt war. „Hi, Steven.“

„Die Straßen sind wieder frei“, sagte er mit einem schüchternen Lächeln.

„Gut.“ Sie schaute über die Schulter und hoffte inständig, dass Nick nicht plötzlich auf dem Flur erschien.

„Hast du Besuch?“ Er zeigte auf den schneebedeckten Mietwagen in der Einfahrt.

„Nun … ja.“

„Dann will ich dich nicht aufhalten. Sieht aus, als hätte ich dich geweckt.“ Er warf einen Blick auf die Uhr. „Fast Mittag. Ich dachte, du bist Frühaufsteherin.“

„Ich habe schlecht geschlafen“, erwiderte sie, obwohl sie sehr gut geschlafen hatte, nachdem Nick sich zu ihr gelegt hatte.

„Ich wollte nur noch einmal sagen, wie leid es mir tut, dass ich es gestern Abend nicht geschafft habe.“

„War doch kein Problem.“

„Ich war dann noch bei meiner Mutter.“ Steven lächelte. „Sie wohnt in Mankato, und ich habe bei ihr übernachtet. Mom hat das Mädel von nebenan eingeladen, und wir haben zusammen Popcorn gegessen und uns einen Film angesehen.“

Unter normalen Umständen hätte Hailey nach dem „Mädel von nebenan“, nach ihrem Aussehen oder Alter gefragt, aber im Moment schien es ihr völlig gleichgültig zu sein, mit wem Stevens Mutter ihn verkuppeln wollte.

So bald würde Hailey ihn jedenfalls nicht wieder zum Essen einladen.

„Es freut mich, dass du einen schönen Abend hattest. Vielleicht lässt sich unsere Verabredung ja irgendwann nachholen“, sagte sie etwas zerstreut.

„Unbedingt.“ Steven rückte die Brille zurecht. „Du bist eine gute Köchin.“

„Danke.“ Ohne abzuwarten, bis er zu seinem Wagen ging, schloss sie die Tür.

Warum fühlte sie sich schuldig? Mehr als eine unverbindliche Beziehung hatten sie und Steven nicht gehabt. Er hatte sie noch nie geküsst.

Trotzdem war ihr, als hätte sie ihn betrogen.

Und sich selbst auch – um ihre Träume von einer glücklichen Familie und einem liebenden Ehemann.

Nick war nicht nur ein Fremder. Er lebte auf der anderen Seite des Landes. Und noch schlimmer, er war Polizist. Nichts an dem Mann qualifizierte ihn für eine dauerhafte Beziehung.

Abgesehen von dem besten Sex, den sie je gehabt hatte.

„Wer war das an der Tür?“, fragte Nick vom Flur her.

Sie drehte sich um und sah, dass er nur ein Handtuch trug. „Niemand Besonderes.“

Warum log sie? Warum erzählte sie ihm nicht einfach, dass es Steven gewesen war?

Weil Nick genau wusste, was sie für den gestrigen Abend bereits geplant hatte – sozusagen eine voreheliche Kostprobe mit Steven.

„Hat der gute Mann dir gesagt, ob die Straßen wieder frei sind?“

Sie verschränkte die Arme. „Wie lange hast du gelauscht?“

Lächelnd zuckte er mit den Schultern. „Leider nicht lange genug.“

„Dann willst du also fahren?“ Sie versuchte, auf Distanz zu ihm zu gehen, noch bevor er fort war.

„Erst würde ich gern duschen.“ Er fuhr sich durch das zerzauste Haar. „Und mit dir über ein paar Dinge reden.“

Über die Zukunft?

Welche Zukunft? Was sie miteinander erlebt hatten, war vorbei – wie der Schneesturm.

Hailey hoffte, dass Nick nicht mehr daraus machen würde, als es war. Sie war eine erwachsene Frau und zu intelligent, um ihre Träume an eine leidenschaftliche Nacht zu knüpfen. Es gab im Leben mehr als das. „Du brauchst mit mir über nichts zu reden.“

„Doch.“ Er nahm seine Hose vom Sessel. „Aber erst, nachdem ich geduscht habe.“

Nick hatte mit Hailey sprechen wollen, sobald er geduscht und angezogen war. Jetzt hatte er schon zwei Tassen Kaffee getrunken, während er auf sie wartete.

Er sah auf die Uhr. Warum brauchten Frauen immer so verdammt lange im Bad?

Zehn Minuten später betrat sie die Küche und sah aus wie ein wahr gewordener Morgen-danach-Traum.

Sie hatte das Haar zu einem lockeren Zopf geflochten. Ihre Wangen hatten eine natürliche Röte, und sie hatte einen Hauch von Lippenstift aufgelegt. Selbst in verblichenen Jeans und einem weiten weißen Pulli fand er sie noch hübscher als gestern Abend.

„Kaffee?“, fragte er.

„Danke, ich nehme mir selbst einen.“

Während sie sich eine Tasse einschenkte und Zucker und Milch hineinrührte, suchte er nach den richtigen Worten.

„Ich habe dir erzählt, dass ich nach Minnesota gekommen bin, um jemanden zu suchen, erinnerst du dich?“, begann er.

Hailey nickte, nahm den Löffel aus der Tasse, trank einen Schluck und betrachtete ihn über den Rand hinweg.

„Harry Logan ist ein guter Freund von mir.“

Autor

Gina Wilkins
Die vielfach ausgezeichnete Bestsellerautorin Gina Wilkins (auch Gina Ferris Wilkins) hat über 50 Romances geschrieben, die in 20 Sprachen übersetzt und in 100 Ländern verkauft werden! Gina stammt aus Arkansas, wo sie Zeit ihres Leben gewohnt hat. Sie verkaufte 1987 ihr erstes Manuskript an den Verlag Harlequin und schreibt seitdem...
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Debbie Macomber
<p>SPIEGEL-Bestsellerautorin Debbie Macomber hat weltweit mehr als 200 Millionen Bücher verkauft. Sie ist die internationale Sprecherin der World-Vision-Wohltätigkeitsinitiative Knit for Kids. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Wayne lebt sie inmitten ihrer Kinder und Enkelkinder in Port Orchard im Bundesstaat Washington, der Stadt, die sie zu ihrer <em>Cedar Cove</em>-Serie inspiriert hat.</p>
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Judy Duarte
<p>Judy liebte es schon immer Liebesromane zu lesen, dachte aber nie daran selbst welche zu verfassen. „Englisch war das Fach in der Schule, was ich am wenigsten mochte, eine Geschichtenerzählerin war ich trotzdem immer gewesen,“ gesteht sie. Als alleinerziehende Mutter mit vier Kindern, wagte Judy den Schritt zurück auf die...
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