Champagner, Lust und Liebesträume

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Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten! In Champagnerlaune ersteigert Jennifer ein romantisches Wochenende für zwei - mit ihrem sexy Chef Alex. Jennifer hat Alex schon immer extrem anziehend gefunden. Heiße Fantasien sind allerdings eine Sache, dass sie auch wahr werden können, eine andere. Schließlich müssen Jennifer und Alex danach weiterhin zusammenarbeiten. Aber so sehr Jennifer sich bemüht, ihre Gefühle für ihn zurückzuhalten, siegt doch die Leidenschaft - nicht ohne Folgen ...


  • Erscheinungstag 18.04.2020
  • ISBN / Artikelnummer 9783733716486
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Und die Gewinnerin in der letzten Ziehung des heutigen Abends, also für Junggesellen Nummer zehn, heißt … Jennifer Cardon!“

Mit offenem Mund blickte Jennifer zu der Moderatorin. Jennifer war mit ihrer besten Freundin, Casey McDaniel, zu dieser Wohltätigkeitsveranstaltung gekommen. Und jetzt bekam sie donnernden Applaus von all den Gästen, die mit ihr hier in dem klassisch schönen Ballsaal eines Hotels in der City von Norfolk saßen.

Sie hatte gewonnen? Um Himmels willen! Jennifer blieb fast die Luft weg. Erst nach und nach begriff sie, was sie sich da eingebrockt hatte. Sie hatte mitgesteigert und tatsächlich ein Rendezvous mit einem dieser Männer gewonnen!

Eigentlich hatte sie schon in dem Moment an ihrem Verstand gezweifelt, als sie eingewilligt hatte, zu dieser Auktion zu gehen. Zu einer Veranstaltung, bei der Frauen Verabredungen mit prominenten Junggesellen ersteigern konnten. Und jetzt gehörte sie auch noch zu den Gewinnerinnen! Jennifer verlor den letzten Zweifel: Sie musste verrückt sein.

Ich bezahle dafür, um mit einem fremden Mann auszugehen! schoss es ihr durch den Kopf.

Als das Gejohle und Geklatsche um sie herum abebbte, biss sie die Zähne zusammen und sah über den Tisch hinweg wütend zu ihrer Freundin: „Ich bringe dich um, Casey.“ Jennifer ärgerte sich jetzt darüber, dass sie im Lauf des Abends drei Gläser Champagner getrunken hatte. Die hatten sie in Verbindung mit Caseys permanentem Drängeln in die Situation gebracht, in der sie jetzt steckte.

„Wieso willst du mich umbringen? Das ist doch das Beste, was überhaupt passieren konnte.“ Casey strahlte. „Meinen Glückwunsch! Das ist fantastisch!“

„Wie konnte ich mich bloß von dir zum Mitsteigern überreden lassen!“ Jennifer zwang sich zu einem Lächeln.

„Du bist es doch, die unbedingt ein Baby will.“

„Aber doch nicht von einem Fremden!“ Jennifers dreißigster Geburtstag stand kurz bevor, und ihre biologische Uhr tickte lauter. Ja, sie wollte ein Baby. Allerdings hatte sie weder einen Freund, noch waren irgendwo geeignete Männer in Sicht, demnach standen ihre Aussichten auf ein Baby nahe bei null.

Vor Verzweiflung hatte sie sich bereits über künstliche Befruchtung informiert. Als Casey davon erfuhr, hatte sie ihrer Freundin eine Affäre mit einem Fremden empfohlen. So konnte Jennifer ein Baby bekommen, ohne dass der Vater davon erfuhr. Jennifer fand diesen Gedanken zwar absonderlich, trotzdem hatte sie lange darüber nachgedacht.

Im Gegensatz zur der lebenslustigen Casey war sie zu so etwas freilich nicht in der Lage. Allerdings hatte sie immer wieder an diese Versteigerung von Junggesellen denken müssen. Bot sich hier nicht die Möglichkeit, einen ganz besonderen Mann kennen zu lernen? Vielleicht entwickelte sie ja sogar tiefere Gefühle für ihn. Und möglicherweise wurde dieser Mann dann der Vater ihres zukünftigen Babys.

„Sex mit einem Fremden klingt immer noch besser als eine künstliche Befruchtung, finde ich.“ Casey lachte leise.

„Das ist gar nicht witzig. Was soll ich denn tun, wenn das im Büro bekannt wird?“ Jennifer arbeitete als Vizepräsidentin einer aufstrebenden Software-Firma. Wenn dort herauskam, dass sie tausend Dollar für ein Rendezvous bezahlt hatte, wäre Jennifer die Witzfigur des Monats. Da würde es auch keine Rolle spielen, dass das Geld für wohltätige Zwecke gespendet wurde. Die Gerüchteküche in der Firma würde überkochen.

„Mach den Spaß doch mit, Jennifer. Entspann dich mal. Vielleicht entpuppt dieser Kerl sich als der Mann deiner Träume.“

„Ganz bestimmt.“ Jennifer wusste, dass diese Möglichkeit völlig ausgeschlossen war. Denn die Rolle war bereits vergeben an Alex Dunnigan, ihren Boss und den Eigentümer der Software-Firma. Der jedoch schätzte an Jennifer lediglich die beruflichen Fähigkeiten. Sie arbeitete jetzt seit fünf Jahren für ihn, und er hatte noch nie durchblicken lassen, dass er in ihr eine begehrenswerte Frau sehen könnte.

„Jennifer! Bitte kommen Sie auf die Bühne zu unseren anderen Glückspilzen.“ Die Stimme der Moderatorin dröhnte aus den Lautsprechern.

Jennifer sank auf ihrem Stuhl zusammen und schlug die Hände vors Gesicht. „Oh, bitte, das darf alles nicht wahr sein.“

Casey lachte laut auf. „Jennifer, du wirst gerufen! Jetzt geh schon. Geh!“

„Ich kann nicht.“ Sie nahm die Hände herunter und blickte Casey flehend an. „Geh du an meiner Stelle. Bitte.“

„Jennifer, die Leute warten!“ Casey zog Jennifer lachend vom Stuhl hoch.

Sobald Jennifer stand, klatschten die Gäste wieder begeistert los. Mit hochroten Wangen blickte sie über die Menge. Der Lärm war ja unglaublich. Zahllose Frauen blickten sie aufmunternd und vergnügt an. Sie bekam weiche Knie und hielt sich am Tisch fest.

„Geh schon!“ Casey gab ihr einen sanften Schubs.

„Schon gut, schon gut.“ Jennifer schob Caseys Hand weg und ging los. Ein Spotlight verfolgte sie auf ihrem Weg zwischen den Tischen hindurch. Ihre Wangen glühten, und sie wäre am liebsten im Boden versunken. Als sie die Bühne betrat, wurden ihre Schritte noch zögerlicher. Wenn sie diesen Abend doch nur noch einmal von vorn beginnen könnte! Die Moderatorin war attraktiv und um die Vierzig. Sie lächelte Jennifer an, als die sich mit beiden Händen über ihr Abendkleid aus Goldlamé strich.

Das war nun der Dank dafür, dass sie Mary Davis einen Gefallen tat! Jennifer suchte den Ballsaal nach der Tante ihres Chefs ab. Die hatte sie überhaupt erst dazu überredet, heute hier zu sein. Eine Abendveranstaltung für einen wohltätigen Zweck, da hätte Jennifer schlecht ablehnen können. Jetzt wollte sie Mary Davis unbedingt finden, um ihr klarzumachen, wie unmöglich sich das alles entwickelt hatte.

Wenn Alex davon erfahren würde! Innerlich zuckte Jennifer bei diesem Gedanken zusammen. Bestimmt würde seine Tante ihm von diesem Auftritt berichten. Schlimm genug, dass Jennifer damit leben musste, sich zu Alex hingezogen zu fühlen, ohne dass er auch nur das geringste Anzeichen zeigte, diese Gefühle zu erwidern. Nun würde er sie auch noch wochenlang hänseln, genau wie der Rest der Firma.

Und doch – so wie es war, ein platonisches Arbeitsverhältnis, war es für sie beide das Beste. Bei Alex’ Vergangenheit konnte eine Beziehungen zwischen ihnen sowieso nicht gut gehen. Alex Dunnigan hielt nichts von dauerhaften Bindungen, und Jennifer würde den Gedanken nicht ertragen, eine seiner zahllosen Eroberungen zu sein.

Fast wäre Jennifer gestolpert, doch ein junger Mann, der ihrem achtundzwanzigjährigen Bruder ähnelte, stützte sie und zwinkerte ihr zu. Jennifer errötete noch mehr, während sie versuchte, auf ihren Pfennigabsätzen möglichst würdevoll zu laufen. Auf den Arm des Mannes gestützt, stellte sie sich neben die übrigen neun Frauen an ihren Platz auf der Bühne.

Toll, dachte sie und stöhnte innerlich genervt auf, Mary Davis war nirgendwo zu sehen. Vorerst musste sie sich dieser lächerlichen Prozedur stellen.

Ihr Herz raste, und ihr Lächeln wirkte wie gefroren. Jennifer gab sich große Mühe, so zu tun, als sei das alles für sie ein großer Spaß. Irgendwie würde sie die nächsten Minuten durchstehen und dann Mary Davis ausfindig machen, um sich aus diesem Schlamassel herauszuwinden. Ich werde mich einfach bedanken, beschloss sie, und das Geld direkt auf das Spendenkonto überweisen, ohne mein Rendezvous mit diesem Junggesellen wahrzunehmen. Genau. So müsste es klappen.

„Aufgepasst, Ladys! Jetzt wird es Zeit, dass Sie Ihre Partner kennen lernen!“ Aufgeregt winkte die Moderatorin mit beiden Armen ins Publikum, und die Gästeschar applaudierte wieder los. Schließlich hob sie beschwichtigend die Hände, bis die Menge schwieg. „Okay. Ladys, Sie drehen sich bitte noch nicht um. Wir werden jetzt Ihre Partner hinter Ihnen aufreihen. Den Männern werden die Augen verbunden, und auf mein Zeichen hin drehen Sie sich dann um und lösen Ihren Partnern die Augenbinden.“

Hinter sich hörte Jennifer auf der Bühne Schritte, und ihr Brustkorb wirkte wie eingeschnürt, als sie jemanden hinter sich spürte. Der Ballsaal dröhnte vom Applaus und den vergnügten Zurufen der Zuschauer.

Das war doch alles lächerlich. Welcher Mann ließ sich denn auf so einer Veranstaltung versteigern? Jennifer bekam feuchte Hände, als ihr einfiel, dass der Mann hinter ihr von ihr eine noch viel schlimmere Meinung haben musste. Schließlich war sie es, die für einen gemeinsamen Abend mit ihm bezahlte.

Jetzt kann ich es nicht mehr ändern, dachte Jennifer und fügte sich in ihr Schicksal. Sie atmete tief durch. Als sie das Rasierwasser des Kandidaten erschnupperte, wurde sie noch aufgeregter. Lieber Himmel, dieser Mann roch wunderbar!

Und irgendwie auch bekannt. Sie zog die Nase kraus. Seltsam, dachte sie. Kein Mann, den ich kenne, würde sich zu so einer Show bereit erklären. Dennoch erkannte sie das Rasierwasser. Dieselbe Marke benutzte doch …

Das Kommando, die Augenbinden zu lösen, bekam Jennifer gar nicht mit. Sie drehte sich lediglich um, weil die anderen Frauen es auch taten. Der Pulsschlag dröhnte ihr in den Ohren, und Jennifer hörte nicht einmal mehr den Applaus der Menge oder das aufgeregte Gekicher der übrigen Frauen auf der Bühne.

Ihr Magen brannte wie Feuer, als sie sich umsah. Die Frauen nahmen ihren Partnern bereits die Binden ab. Jennifer fasste all ihren Mut zusammen und sah dem Mann vor sich ins Gesicht.

Ihr Herz raste. Alex!

Jennifer traute ihren Augen nicht. Vor ihr stand ihr Chef, sein schwarzer Smoking passte ihm wie angegossen. Wahrscheinlich maßgeschneidert, dachte Jennifer anerkennend, während sie Alex ungeniert betrachtete.

Von der schwarzen Augenbinde glitt ihr Blick zu seinem dichten schwarzen Haar und den gut geschnittenen Zügen. Auf seinen vollen Lippen lag ein Lächeln, doch der Pulsschlag an seinem Hals verriet Jennifer, was wirklich in ihm vorging. Jeder andere würde denken, dass dieser Mann sich gerade amüsierte, doch dafür kannte Jennifer ihn zu gut. Er wollte im Moment lieber irgendwo sonst auf der Welt sein, nur nicht hier. Jennifer konnte sich seinen Gesichtsausdruck gut vorstellen, wenn er entdecken würde, welche Frau das Rendezvous mit ihm gewonnen hatte.

Na, dann waren sie ja immerhin schon zu zweit. Jennifers schlechte Laune besserte sich etwas. Wenn Alex genauso ungern bei dieser Versteigerung mitmachte wie sie, dann ließ er sich bestimmt darauf ein, das Ganze so schnell wie möglich abzubrechen.

Ihr Blick glitt an seinen Körper hinab und zurück zu seinem Gesicht. Sie schluckte. Dieser Mann strahlte von Kopf bis Fuß Sex-Appeal aus. Jennifer musste Mary Davis zumindest dankbar für die Gelegenheit sein, Alex einmal ausgiebig in Augenschein zu nehmen, ohne dass er davon etwas mitbekam.

„Anscheinend ist unsere letzte Gewinnerin ein bisschen schüchtern“, verkündete die Moderatorin dem Publikum. Alle lachten. „Die Leute warten darauf, dass Sie Ihrem Begleiter die Binde abnehmen, meine Liebe.“

Jennifer blickte hektisch zur Seite. Neun Männer und neun Frauen sahen sie erwartungsvoll an. Seufzend trat Jennifer einen Schritt vor und hob die zitternden Finger zu seinem Gesicht. Als er mit seinen kräftigen Händen ihre umfasste, wurde ihr plötzlich ganz flau in der Magengegend. Mit seiner Hilfe entfernte sie die Binde.

Dann sahen sie sich in die Augen.

„Jennifer?“ Alex hatte ihren betörenden Duft schon in dem Moment wahrgenommen, als er hinter ihr stand, doch er hatte angenommen, es sei eine andere Frau mit zufällig demselben Parfüm. Keine Sekunde hätte er damit gerechnet, dass es tatsächlich Jennifer war, die stellvertretende Chefin seiner Firma.

Doch Alex war weit davon entfernt, sich zu beschweren. Jennifer war schön. Ihr goldfarbenes Abendkleid umschmeichelte ihren schlanken Körper, und der freizügige Ausschnitt zeigte viel Dekolleté. Alex’ Blut geriet in Wallung, und schlagartig überkam ihn ein unbändiges Verlangen nach dieser Frau.

„Hi.“ Jennifer lächelte ihn an und versenkte ihren Blick in seine sexy blauen Augen. Sie zitterte immer noch von der leichten Berührung seiner starken Finger. „Ich kann es gar nicht fassen, dass du der Mann bist, den ich sozusagen gewonnen habe.“

Ohne ihre Hände loszulassen, erwiderte Alex ihr Lächeln. Er war zutiefst erleichtert über den Ausgang dieser Versteigerung. Gleichzeitig legte sein Puls ein paar Schläge zu. Das hier war Jennifer! Seine Jennifer!

Fast ungläubig blickte Alex sich um. Jede Frau stand neben dem Junggesellen, den sie ersteigert hatte. Dann stimmte es also wirklich! Er war von Jennifer gewonnen worden. Sein Blick kehrte zu ihr zurück, und erst jetzt wurde ihm bewusst, dass sie anscheinend mit ihm sprach. „Wie bitte?“ Über den begeisterten Applaus hinweg konnte er sie nicht hören.

Jennifer beugte sich dichter zu ihm. Sofort war sie von seinem Duft wie benommen. Ihre Sinne kamen keine Sekunde lang zur Ruhe. „Was tust du hier?“ Sie musste fast schreien, damit Alex sie hören konnte.

„Meine Tante hat mich überredet“, gestand er leicht verlegen ein. Ein weiterer Blick in Jennifers Augen ließ ihn zur Vernunft kommen. Über eine Stunde lang war er dort im Hinterzimmer mit den übrigen Junggesellen auf und ab gelaufen und hatte sich gefragt, wie seine Tante ihn zu so einem Unsinn hatte überreden können. Sein Unternehmen gehörte zu den am schnellsten wachsenden der Stadt, und Alex führte dieses Unternehmen kühl und überlegt. Doch bei seiner Lieblingstante fehlte ihm einfach die Kraft, ihr einen Wunsch auszuschlagen.

Tja, einen schöneren Schlusspunkt dieses Abends hätte er sich nicht erhoffen können. Hoffentlich war Jennifer auch damit einverstanden, dass diese Veranstaltung ihr gemeinsames Geheimnis blieb. Wenn in der Firma niemand davon erfuhr, brauchte Alex sich auch keine Anspielungen seiner Mitarbeiter anzuhören.

Verwundert blinzelte sie. „Oh.“ Na gut, offensichtlich fühlte er sich ebenso unwohl wie sie. Besser so, dachte sie, da will ich die Situation doch nicht noch ausnutzen. Oder?

„Ich wusste nicht, dass du heute Abend hier sein würdest.“ Auch Alex hob die Stimme, um sich über den Lärm hinweg verständlich zu machen.

Jennifer versuchte, ihre Hände aus seinen zu lösen, doch Alex hielt sie fest. „Es war nicht meine Idee. Ich … habe es auch deiner Tante zuliebe getan.“

„Verstehe.“ Doch im Grunde verstand Alex gar nichts. Jennifer hätte er es am allerwenigsten zugetraut, dass sie sich einen Mann für ein Rendezvous ersteigerte. Mit ihren eins achtzig war Jennifer knapp zehn Zentimeter kleiner als er, und obwohl er sonst eher Frauen mit üppigen Kurven ausführte, hatte Jennifers schlanker Körper ihn seit dem Tag fasziniert, an dem er sie eingestellt hatte. Das Kleid, das sie jetzt trug, ließ viel Haut frei, das braune Haar hatte sie sich hochgesteckt, und ihr schlanker Hals betonte noch die zierlichen Kurven, die das Kleid verbarg. Alex musste schlucken.

„Es ist nicht so, wie du jetzt vielleicht denkst“, erwiderte Jennifer hastig. Auf keinen Fall sollte er den Eindruck bekommen, sie würde sich regelmäßig Begleiter für ein Rendezvous kaufen.

Er grinste, und auf seiner Wange zeigte sich ein Grübchen. „Ach nein?“

„Ich hatte niemals vor mitzusteigern.“ Aber die Vorstellung, mit Alex auszugehen, war äußerst verlockend.

Andererseits kannte Jennifer Alex’ ablehnende Haltung gegenüber Verpflichtungen. Bewies er das nicht ständig durch die Tatsache, dass er die Frauen wechselte wie seine Unterwäsche? Nein, sagte Jennifer sich, ich wäre ein Idiot, wenn ich mir Hoffnungen machen würde. Das Klügste, was sie tun konnte, war, dieses Rendezvous so schnell wie möglich abzusagen.

„Wirklich nicht?“

„Nein.“ Anscheinend glaubte er ihr nicht. Suchend blickte Jennifer ins Publikum. „Siehst du? Da sitzt Casey.“ Ihre Freundin schien sich gerade köstlich zu amüsieren. „Erinnerst du dich an sie?“ Alex und Casey hatten sich schon einige Male getroffen.

Und Casey wusste, was Jennifer für Alex empfand. Jennifer konnte sich gut ausmalen, was in diesem Moment in ihrer Freundin vorging. Anklagend deutete sie auf Casey. „Sie hat darauf bestanden. Ich will sagen …“ Jennifer brach ihren Satz ab. Wie wollte sie denn erklären, wieso sie überhaupt mitgemacht hatte? Casey wusste, wie sehr sie sich nach einem Baby sehnte. Doch niemand anders sollte das wissen, vor allem nicht Alex. „Casey fand es witzig, und … und ich habe mich mitreißen lassen. Sie hat auch mitgesteigert, aber jemand hat sie überboten.“

Alex runzelte die Stirn. „Oh.“ Und was soll mir das sagen? fragte er sich. War Jennifer etwa enttäuscht darüber, ihn ersteigert zu haben?

„Ich halte dieses Rendezvous für keine so gute Idee.“ Jennifer wollte dem Ganzen lieber schnell einen Riegel vorschieben.

„Wieso nicht?“ Es ärgerte Alex, dass sie jetzt schon versuchte, sich aus dem gemeinsamen Abend herauszuwinden. „Wenn du einen anderen Mann gewonnen hättest, dann würdest du mit ihm ausgehen, stimmt’s?“

Leicht verlegen senkte sie den Kopf. „Vielleicht, aber …“

„Was hast du denn gegen einen harmlosen spaßigen Abend, Jennifer?“

„Aber wir arbeiten zusammen, Alex.“

In dem Punkt hat sie recht, dachte er. Das Arbeitsverhältnis musste an erster Stelle stehen. Er hatte Jennifer eingestellt, weil sie zuvor für eine der bekanntesten Software-Unternehmen gearbeitet hatte. Schon im ersten Vorstellungsgespräch hatte Alex ihren Ehrgeiz und ihre Integrität bewundert. Sie hatte seine Erwartungen mehr als erfüllt. Genau wie für ihn selbst war die Arbeit für sie das Wichtigste im Leben, und sie wickelte ihre Projekte erfolgreich ab. Alex hatte ihr die schwierigsten Kunden übertragen, und sie hatte jeden einzelnen sehr aufmerksam und mit unendlicher Geduld behandelt. „Es ist doch nur ein Abend, Jennifer.“

Noch bevor sie etwas antworten konnte, erbebte der Saal von den Rufen des Publikums.

„Ein Kuss! Ein Kuss! Ein Kuss!“

Die Menge tobte immer lauter. Einige der Pärchen gehorchten augenblicklich und boten dem Publikum mit langen, ausdauernden Küssen eine Show. Alex blickte sich um und sah wieder zu Jennifer. Seit Jahren schon stellte er sich insgeheim vor, wie es wohl wäre, ihren sinnlichen Mund zu küssen, und jetzt bot sich ihm die perfekte Gelegenheit.

„Ein Kuss! Ein Kuss! Ein Kuss!“

Die Menge schien sich nur noch auf Alex und Jennifer zu konzentrieren, und dann wurde Alex auch der Grund dafür klar. Sie waren das einzige Pärchen, das sich im Moment nicht küsste.

Langsam zog er Jennifer an sich und schlang einen Arm um sie. Sanft legte er ihr eine Hand an den Hals, strich ihr über die Wange und hob ihr Kinn leicht an. Jennifers Augen strahlten, als sie ihn ansah. Keine seiner bisherigen Fantasien war mit diesem wunderbaren Moment vergleichbar. Erwartungsvoll beugte er sich vor. Seine Lippen waren jetzt dicht vor ihrem Mund.

„Alex.“

„Schsch“, erwiderte er nur und senkte den Mund. Als er sie küsste, war es wie eine Explosion im Kopf. Die Menge klatschte und johlte, doch davon merkte Alex kaum etwas. Er spürte nur noch Jennifers weiche Lippen.

Er hätte eine Million Jahre lang träumen und fantasieren können, doch nie hätte er sich vorgestellt, dass Jennifers Lippen sich so großartig anfühlen würden. Sie umklammerte seine Arme, als würde sie Halt suchen. Alex öffnete leicht den Mund und glaubte, Jennifer leise aufstöhnen zu hören. Ganz sachte berührten ihre Zungen sich, und Alex spürte, wie er Lust auf mehr bekam. Vorsichtig zog er sich zurück und strich ihr mit der Zungenspitze über die Lippen.

Auch er stöhnte jetzt. Sie schmeckte so süß und einladend. Voller Verlangen drängte er sich enger an sie. Als ihre Körper sich berührten, erregte ihn das so sehr, dass er, verblüfft über seine eigene Reaktion, den Kuss abbrach.

Sie blickten sich in die Augen, und Alex schnappte nach Luft.

Was war da gerade geschehen? Jennifer sah ihn aus großen Augen an.

Ihre Lippen schimmerten noch von seinem Kuss. Alex musste kämpfen, um sie nicht sofort wieder in die Arme zu ziehen und noch einmal zu küssen. Mit einem Schlag war sein Verlangen nach dieser Frau unbändig, und er wusste nicht, was er tun sollte. Es würde ein paar Minuten dauern, bis er sich wieder ganz unter Kontrolle hatte. Im Moment war er sich nicht einmal sicher, ob er normal gehen konnte.

Zum ersten Mal war er bereit, alle Prinzipien über Bord zu werfen und zu versuchen, Jennifer zu verführen, wie er es bei jeder anderen Frau, die er begehrte, auch getan hätte.

Aber du würdest sie nur verletzen, sagte er sich. So sehr er sich auch nach ihr sehnte, es wäre doch eine Art Betrug an ihr. Er war schlicht und ergreifend nicht der richtige Mann für sie. Leider hatte er auf die harte Tour lernen müssen, dass ein Eheversprechen nur aus leeren Worten bestand, wenn zwei Menschen nichts anderes als pure Lust verband.

Seine eigenen Eltern hatten ihm dafür den Beweis geliefert. Ihre zwölfjährige Ehe hatte in einer schmutzigen Scheidung geendet. Jacqueline Dunnigan hatte fast alles verlangt, was Alex’ Vater sich sein ganzes Leben lang erarbeitet hatte, einschließlich des Hauses, des Mercedes und ihres Anteils an der kleinen Software-Firma.

Nur eines hatte sie nicht haben wollen: ihren Sohn.

Alex hatte Jahre gebraucht, um über die Zurückweisung durch seine Mutter hinwegzukommen. Er hatte sich geschworen, niemals einer Frau Macht über sich zu geben.

Jennifer zu küssen, war für Alex’ Seele wie ein Erdbeben gewesen. Jetzt wusste er, wie sie schmeckte, und mehr denn je wollte er mit ihr schlafen. Aber kannte er dieses Gefühl nicht bereits? Würde es nicht wie immer enden? Am Anfang fühlte er sich von den Frauen unsagbar angezogen, und dann ebbte das Prickeln nach kurzer Zeit wieder ab. Noch keine Frau hatte Alex über eine längere Zeit hinweg interessiert.

Wäre das bei Jennifer anders?

Alex wollte ihr nicht wehtun. Vor allem aber wollte er auf keinen Fall ihre Mitarbeit in seiner Firma riskieren.

Die Moderatorin verabschiedete das Publikum, und langsam schloss sich der schwarze Vorhang vor der Bühne. Die Paare waren jetzt von dem Lärm und den neugierigen Blicken der Gäste abgeschirmt.

Was für ein Timing! dachte Jennifer und erzitterte. Was konnte sie nach so einem Kuss zu Alex sagen? Sie hätte alles nur gespielt? Er würde ihr doch niemals glauben, dass dieser Kuss nichts in ihr ausgelöst hatte. Eigentlich hätte sie es sich denken können, wie wundervoll es sein musste, Alex zu küssen.

„Also, dann …“ Sie trat einen Schritt zurück und gab sich Mühe, möglichst sachlich zu klingen.

„Offenbar haben wir der Menge gegeben, wonach sie gerufen hat.“ Widerstrebend ließ Alex zu, dass Jennifer sich von ihm zurückzog.

„Ja.“ Sie verlor jede Hoffnung, denn anscheinend hatte er nur eine Rolle gespielt, um dem Publikum seinen Spaß zu lassen. Dieser Kuss hatte nur Jennifer so aufgewühlt. Am besten konzentrierte sie sich sofort wieder auf ihren ursprünglichen Plan. „Weißt du“, sie blickte ihm direkt in die Augen, „eigentlich hätte ich mir überhaupt keine bessere Kombination wünschen können.“

Eindringlich erwiderte er ihren Blick. „Was soll das heißen?“ Vergeblich versuchte er herauszufinden, worauf sie hinauswollte.

Sie atmete tief aus und hob die Hände. „Ich bin heute Abend nur hier, um deiner Tante einen Gefallen zu tun. Und dann hat Casey mich so bedrängt mitzusteigern, bis ich nachgegeben habe. Also sagen wir dieses Rendezvous am besten gleich wieder ab.“

„Wir sollen es absagen?“ Er runzelte die Stirn. Wahrscheinlich hatte er ihr mit diesem Kuss Angst gemacht. Der Gedanke wäre nahe liegend, wenn man bedenkt, was für einen süßen Schrecken seine eigene Reaktion darauf ihm eingejagt hat.

„Tja, unter den gegebenen Umständen erwarte ich nicht von dir, dass du dich an dein Versprechen gebunden fühlst. Wir müssen keinen Abend zusammen verbringen.“

„Du hast doch gewonnen, oder nicht?“ Alex wollte gar nicht näher darüber nachdenken, wie leicht es Jennifer offenbar fiel, einen gemeinsamen Abend mit ihm abzusagen.

„Schon, aber wir können nicht zusammen ausgehen.“

Das klang ja fast, als sei ein Abend mit ihm etwas Widerliches! Alex hatte ihre Reaktion auf den Kuss doch gespürt. Wenn das nur gespielt gewesen war, dann war Jennifer eine Kandidatin für den nächsten Oscar. „Du hast ziemlich viel Geld für mich geboten.“ In dem schalldichten Warteraum hinter der Bühne hatte es eine Anzeige mit dem laufenden Gebot gegeben, und Alex hatte die Endsumme kaum glauben können. „Und ich bin meiner Tante und der Wohltätigkeitsorganisation gegenüber eine Verpflichtung eingegangen. Das werde ich jetzt nicht absagen. Außerdem würde meine Tante mir das niemals verzeihen.“

„Sie hat doch sicher Verständnis, wenn sie erfährt, dass ausgerechnet wir beide eines der Pärchen bilden.“ Jennifer verschränkte die Arme vor der Brust, damit er nicht sah, wie sehr ihre Hände zitterten.

„Was spielt das für eine Rolle?“

„Wir arbeiten zusammen!“

„Na und? Zusammen auszugehen ist keine große Sache. Es handelt sich lediglich um ein gemeinsames Dinner.“ Sofort kämpfte er wieder gegen den Wunsch an, Jennifer noch einmal zu küssen.

Für dich ist das vielleicht so einfach, dachte Jennifer, aber nicht für mich. Sie wandte den Blick ab. Natürlich bedeutete so eine Verabredung nichts für Alex. Er hegte schließlich auch keine Gefühle für sie. Aber Jennifer fühlte sich immer mehr zu ihm hingezogen, und es fiel ihr zunehmend schwerer, sich zu beherrschen.

Konnte ein Abend mit Alex zu mehr führen? Würden sie miteinander schlafen? Würde Jennifer vielleicht von ihm schwanger? Bei diesen Gedanken meldete sich sofort ihr Gewissen. Sie sah zu Alex, und ihr Herz raste. Sie strich mit der Zungenspitze über die Lippen. Immer noch konnte sie Alex schmecken.

Soll ich vielleicht doch versuchen, ihn zu verführen? überlegte sie. Oder wäre es ein fataler Fehler, wenn sie sich auf ein Rendezvous mit diesem herrlichen Mann einließe?

Autor

Shirley Rogers
Shirley Rogers lebt in Virginia, wo sie geboren und aufgewachsen ist. Sie ist das jüngste von fünf Kindern und ist sehr glücklich ihre Familie, bis auf ihren Sohn, der in Tennessee lebt, in der Nähe zu haben. Sie teilt ihr Zuhause mit ihrem Mann, mit dem sie 29 Jahre verheiratet...
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