Chefsache Leidenschaft - verliebt in den Boss 1

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

ZÄRTLICHE NÄCHTE MIT DEM BOSS

Ihr Boss. Ihr Traummann. Und nun ihr Liebhaber! Vom ersten Moment an hat Aleksi Kolovskys unwiderstehliche Ausstrahlung Kate in den Bann gezogen. Doch es scheint eine hoffnungslose Schwärmerei, mehr nicht. Bis Aleksi eines Nachts überraschend bei Kate auftaucht und sie mit einem unmoralischen Angebot überrascht: Um sein Playboy-Image zu bessern, soll sie ab sofort seine Verlobte spielen, zärtliche Nächte inklusive. Kates Herz schlägt höher. Doch Aleksi stellt gleich klar, wie er sich ihr Verhältnis vorstellt: "Liebe kannst du von mir nicht erwarten?"

LIEBESNACHT MIT DEM PLAYBOY-BOSS

"Ich kann doch einfach so tun, als wäre ich Ihr Verlobter!" Auch wenn Laura Playboys wie ihren sexy Boss Ryan Armstrong nicht mag, muss sie sein Angebot annehmen. Denn sie darf ihre schwerkranke Großmutter nicht enttäuschen! Und was soll schon passieren, wenn Ryan und sie ein Wochenende lang das verliebte Paar spielen? Aber bald muss Laura sich eingestehen, dass sie nicht so immun gegen Ryans Charme ist, wie gedacht. Obwohl sie weiß, dass er nur ein flüchtiges Abenteuer will, weckt eine leidenschaftliche Nacht im Himmelbett ein unvernünftiges Verlangen nach Liebe in ihr …

VERLIEB DICH NIE IN DEINEN BOSS!

Jessies Herz schlägt zum Zerspringen! In den Armen eines attraktiven Mannes tanzt sie zu romantischen Klängen. Wange an Wange - verführerisch nah ist sein Mund. Am liebsten würde Jessie sofort mit diesem Fremden die Bar verlassen und ihre Sehnsucht nach s

ACHTUNG - SEXY BOSS!

Hannah kann ihren Kurzurlaub kaum erwarten: Vier Tage im wild-romantischen Tasmanien, wo die Hochzeit ihrer Schwester stattfindet! Denn Hannah braucht dringend eine Auszeit von ihrem sexy Boss Bradley Knight, von dessen heißen Küssen sie heimlich träumt. Wie ungefähr eine Million anderer Frauen, die gebannt an seinen Lippen hängen, wenn er im Fernsehen lässig über seine Weltreisen berichtet. Aber Überraschung: Bradley besteht darauf, sie zur Hochzeit zu begleiten! Weil er sich ein neues Abenteuer verspricht - oder sogar eine stürmische Affäre?

IM BETT MIT DEM BOSS

Punkt 1: Unbedingt eine neue Assistentin einstellen. Punkt 2: Die Finger von dieser Assistentin lassen! Punkt 3: Punkt 2 noch mal überdenken … Privat sagt der erfolgreiche Unternehmer Luke Holloway selten Nein zu einer schönen Frau. Aber im Job doch nicht! Bis Sara Fleet sein Büro betrifft. Ein Blick, und Luke ist überzeugt. Denn Sara ist bildhübsch, clever und sexy. Sie macht ihn einfach schwach (siehe Punkt zwei und drei). Doch eine heiße Office-Romanze ist eine Sache für den Big Boss - die Aussicht, plötzlich Daddy zu werden, eine ganz andere …


  • Erscheinungstag 28.04.2016
  • ISBN / Artikelnummer 9783733773960
  • Seitenanzahl 736
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Cover

Carol Marinelli, Miranda Lee, Ally Blake, Kate Hardy

Chefsache Leidenschaft - verliebt in den Boss 1

Carol Marinelli

Zärtliche Nächte mit dem Boss

IMPRESSUM

JULIA erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH

Cora-Logo Redaktion und Verlag:
Postfach 301161, 20304 Hamburg
Telefon: 040/60 09 09-361
Fax: 040/60 09 09-469
E-Mail: info@cora.de

© 2010 by Carol Marinelli
Originaltitel: „The Last Kolovsky Playboy“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MODERN ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA
Band 2117 - 2014 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg
Übersetzung: Helga Meckes-Sayeban

Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 03/2014 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733700409

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

 

Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

 

Werden Sie Fan vom CORA Verlag auf Facebook.

PROLOG

Sie konnte unmöglich wieder hineingehen.

Jedenfalls nicht so.

Kates Herz hämmerte, ihre Wangen brannten, während sie mit zittrigen Händen Kaffee für ihren Chef Levander Kolovsky und seinen jüngeren Halbbruder Aleksi kochte.

Niemals, wirklich noch nie hatte sie so stark auf einen Mann reagiert.

Und das jetzt, in der sechsunddreißigsten Woche ihrer Schwangerschaft.

Aleksi Kolovsky war aus London zu einem wichtigen Meeting in der australischen Firmenzentrale eingeflogen, und Kate hatte zu wissen geglaubt, was sie erwartete. Schließlich kannte sie seinen Zwillingsbruder Iosef und hatte sich vorstellen können, wie Aleksi aussah. Auch von seinem Ruf als Playboy hatte sie gehört.

Aber es war nicht sein fabelhaftes Aussehen, das sie völlig aus der Bahn geworfen hatte. In der Zentrale von Kolovsky-Design wimmelte es nur so von fantastisch aussehenden Menschen. Kate war völlig nervös gewesen, als die Arbeitsagentur sie als Zeitkraft dorthin vermittelt hatte. Selbst jetzt war sie sicher, dass Levander sie nur behalten hatte, weil sie tüchtig war – und eben nur eine Zeitarbeitskraft. Um als persönliche Assistentin Vollzeit bei Kolovsky-Design zu arbeiten, musste man sehr viel mehr bieten als Tüchtigkeit. Vor allem auch Schönheit. Und da haperte es bei ihr.

Nein, es war etwas anderes als Aleksis Aussehen, das sie so stark ansprach.

Ihr Herz hatte zu rasen begonnen, als sie Levanders Büro betrat – peinlich heiß war ihr geworden, als der berühmte Playboybruder von den Unterlagen aufgeblickt und sie verwundert angesehen hatte …

„Gehören Sie wirklich hierher?“, hatte er sie gefragt. Mit leiser, dunkler Stimme und gepflegtem Oxfordakzent hatte er gesprochen. In seinen grauen Augen war ein seltsamer Ausdruck erschienen, während er den Blick über ihren kugelrunden Bauch schweifen ließ, ehe er ihr ins Gesicht geblickt hatte.

Aber er hatte ja recht! Sie war hochschwanger. Während manche Models in der Schwangerschaft nur ein hübsches kleines Bäuchlein und BH-Körbchen kaum größer als AA aufzuweisen hatten, bedeutete für Kate, schwanger zu sein, dass ihr Körper vom Busen bis zu den Fesseln wie ein einziger unförmig geschwollener Ballon aussah. Sie war so unübersehbar, überwältigend schwanger, dass Aleksi recht hatte. Sie dürfte gar nicht hier sein.

„Wie bitte?“, war Kate ungewollt herausgeplatzt. Normalerweise hätte sie die Bemerkung mit einem kurzen, höflichen Lächeln abgetan. Nach vier Monaten im Modehaus Kolovsky war sie es gewöhnt, mit den Reichen und Berühmten Small Talk zu machen und sich ansonsten diskret im Hintergrund zu halten. Doch aus einem ihr selbst nicht erklärlichen Grund hatte die taktlose Bemerkung des Chefbruders die wahre Kate auf den Plan gerufen.

„Sie sehen aus, als wären Sie jeden Moment fällig“, hatte Aleksi beharrt.

„Fällig für was?“ Mit stiller Genugtuung hatte Kate beobachtet, wie sich auf seiner arroganten Miene so etwas wie Panik abzeichnete – als wäre dem selbstbewussten Aleksi Kolovsky bewusst geworden, was für ein unverzeihlich peinlicher Patzer ihm unterlaufen war.

„Für eine Gehaltserhöhung.“ Der sonst so ernste Levander hatte schallend gelacht, als er die Betroffenheit seines Bruders bemerkte. „Und die haben Sie verdient, Kate. Nicht viele schaffen es, Aleksi in Verlegenheit zu bringen.“

„Sie ist also wirklich schwanger?“, hatte Kate ihn leise fragen gehört, als sie aus dem Büro geflüchtet war, um Kaffee zu kochen.

„Was sonst?“ Levander lächelte immer noch, nachdem Kate gegangen war. Er genoss es, seinen Bruder endlich einmal verlegen zu erleben. „Leider ja.“

„Leider?“

„Ich versuche, lieber nicht daran zu denken, dass sie jeden Moment niederkommen kann. Hier herrschte das Chaos, ehe Kate bei mir anfing. Inzwischen hat sie tatkräftig durchgegriffen, alles läuft wieder wie am Schnürchen. Ich weiß, wann und wo ich in den nächsten Wochen sein muss. Außerdem versteht Kate es bewundernswert, selbst mit den schwierigsten Kunden umzugehen.“

„Sie kommt also wieder …“

„Nein.“ Levander schüttelte den Kopf. „Kate ist nur aushilfsweise bei uns. Nachdem sie nach der Trennung von ihrem Freund nach Melbourne zurückgezogen ist, brauchte sie einen Job, um die Zeit bis zur Geburt zu überbrücken. Danach kommt sie nicht zu uns zurück.“

Näher hatte Levander sich nicht geäußert und sich wieder der Arbeit zugewandt. Und Kate hätte sich eigentlich nicht sorgen müssen, ob Aleksi bemerkt hatte, dass sie über und über rot geworden war und ihre Hände zitterten.

Die beiden Männer arbeiteten konzentriert an ihrem Projekt, als Kate mit dem Kaffee zurückkehrte. Aleksi saß über ein Dokument gebeugt, sodass das dunkle Haar ihm etwas in die Stirn fiel, und vergaß sogar, sich für den Kaffee zu bedanken.

In den folgenden Wochen kam er jeden Tag in die Firma. Meist blieb er sogar an ihrem Schreibtisch stehen, um sich zu erkundigen, wie es ihr gehe, während er wartete, dass Levander vom morgendlichen Joggen zurückkehrte. Manchmal erzählte Aleksi ihr kurz von London, wo er die britische Niederlassung von Kolovsky leitete, doch nur selten fragte er sie nach persönlichen Dingen. Und weil sie ihn sicher nicht wiedersehen würde, und vielleicht auch, weil sie sich hoffnungslos einsam und müde fühlte, antwortete Kate ihm ehrlich.

Sie sprach ganz offen, wurde Aleksi bewusst. Die junge Frau hatte Angst vor der Geburt, dem Leben als ledige Mutter, fern der Familie …

Und dann, am letzten Morgen vor seiner Rückkehr nach London, vor der wichtigen Besprechung mit Levander, seinem Vater Ivan und seiner Mutter Nina, war das Einzige, auf das er sich freute, Kates freundliches Lächeln und der Kaffee, den sie ihnen in den Konferenzsaal bringen würde.

Doch statt Kate erwartete ihn an ihrem Schreibtisch ein spindeldürres Model mit zentimeterdickem Make-up und einem Kopf, der zu viel groß für den knochigen Körper wirkte.

„Guten Morgen, Mr Kolovsky. Drinnen warten schon alle auf Sie. Kann ich Ihnen einen Kaffee bringen?“

„Wo ist Kate?“, fragte Aleksi.

Das Mädchen blinzelte. „Ach … Sie meinen die Aushilfe?“ Kunstvolles Stirnrunzeln. „Na ja, gestern Abend hat sie das Baby bekommen.“

„Mädchen oder Junge?“

Das Model zuckte die Schultern, und Aleksi fragte sich, ob das Schlüsselbein das durchhielt. „Das weiß ich nicht. Aber gut, dass Sie mich daran erinnern. Ich rufe in der Klinik an und erkundige mich. Levander meint, wir sollten ein Geschenk für sie besorgen.“

Es wurde eine endlose Besprechung. Kaffee, später wieder Kaffee, dann Mittagessen im Besprechungsraum. Es geschah nicht oft, dass die drei Kolovsky-Söhne und ihre Eltern sich zusammensetzten. Aleksis Zwillingsbruder Iosef war Arzt und hatte sich den Tag im Krankenhaus freigenommen. Irgendwann saßen alle schweigend da, während Ivan ihnen von seiner Krankheit und den ungewissen Diagnosen der Ärzte berichtete – und dass niemand davon erfahren dürfe.

„Menschen werden nun mal krank“, erklärte Iosef daraufhin. „Dafür muss man sich nicht schämen.“

„Die Kolovskys zeigen keine Schwäche“, war die harsche Erwiderung ihres Vaters gewesen.

Danach sprachen sie über Umsatzzahlen und – ziele, eine neue Modelinie, die sie vorstellen wollten, und dass Aleksi die Firma bei allen europäischen Modeschauen repräsentieren solle, während Ivan sich der Behandlung unterzog. Levander würde Australien und Asien übernehmen.

Zu dem Zeitpunkt war Iosef längst gegangen.

Trotz des traurigen Anlasses gab es bei der Besprechung keinerlei Gefühlsbezeugungen, dafür aber literweise ungenießbaren Kaffee.

Der Abschied fiel betont kühl aus. Seine Mutter wünschte Aleksi keine gute Reise und warnte ihn, das soeben Besprochene müsse in der Familie bleiben. Sein Widerstand wuchs, ihm wurde schlecht – wie als Kind, wenn die Eltern an seinem Bett gestanden und ihn gewarnt hatten, seine Schmerzen mit keinem Wort zu erwähnen, nicht zu weinen, alles für sich zu behalten, niemandem etwas zu erzählen …

Kolovskys zeigten keine Schwäche.

Levander verabschiedete sich von Aleksi, als würde sein Bruder nur kurz einkaufen gehen, statt um die halbe Welt zurück nach London zu fliegen.

Ehe Aleksi die elegante Empfangshalle verließ, fiel ihm ein üppiger Geschenkkorb mit Blumen, Champagner und einer zartrosa Seidendecke auf, der von einem Boten abgeholt werden sollte.

Kate musste ein Mädchen bekommen haben.

Nur selten stellte Aleksi seine Beweggründe infrage. Er hätte nicht sagen können, was in ihm vorging, als er durch die goldene Drehtür der Kolovsky-Firmenzentrale zur Limousine ging, die ihn zum Flughafen bringen sollte.

Unvermittelt machte er kehrt, ging in die Eingangshalle zurück, wechselte einige Worte mit der erstaunten Empfangsdame und nahm den Korb mit. Als er auf dem Rücksitz des Luxuswagens saß, nannte er dem Taxifahrer die Adresse, die er auf der Karte am Korb gefunden hatte.

„Soll ich ihn für Sie im Krankenhaus abgeben, Sir?“, erbot sich der Fahrer, als sie vor dem weitläufigen Betonkomplex hielten.

Doch aus irgendeinem Grund wollte Aleksi das selbst tun.

Sein Vater war todkrank, und er fühlte sich benommen, konnte keinen klaren Gedanken fassen.

Er hätte nicht sagen können, wieso er auf einmal am Informationspult stand und sich nach dem Weg zu Kates Zimmer erkundigte. Ohne nachzudenken, betrat er den Aufzug und registrierte nur, dass es hier nicht so angenehm roch wie in den Privatkliniken, die er kannte. Ach ja, er war ein bisschen nervös, wie Kate reagieren würde. Was ihre Besucher sagen würden, wenn er unerwartet an ihrem Bett erschien.

Er wollte sich einfach von ihr verabschieden.

Für Kate waren die letzten vierundzwanzig Stunden die Hölle gewesen.

Zwölf Stunden lang hatten die Wehen sich hingezogen, dann hatte man einen Kaiserschnitt vornehmen müssen. Jetzt lag ihre kleine Tochter rosig und engelsgleich in dem Bettchen neben ihr, doch Kate hatte sich in ihrem ganzen Leben noch nie so einsam gefühlt.

Am Abend wollten ihre Eltern vorbeikommen. Mit Craig hatte sie telefoniert, aber es sah nicht so aus, als würde er sie besuchen.

Nein, die endlosen Wehen und der Eingriff waren nichts im Vergleich mit der Scham und Einsamkeit, die sie jetzt zur Besuchszeit erfüllten.

Natürlich entgingen Kate nicht die neugierig mitfühlenden Blicke der anderen drei Mütter und deren Besucher zu ihrem schmucklosen Bett, ohne Ballons, Blumen und Glückwunschkarten.

Sie war einsam und schämte sich, völlig allein dazustehen.

Ungeliebt.

Irgendwann hatte sie eine Schwester gebeten, die Bettvorhänge zu schließen, doch die musste sie missverstanden haben, denn sie hatte die Vorhänge ganz aufgezogen, sodass Kate in ihrem Bett mit ihrer Schande allen Blicken preisgegeben war.

Auf einmal war er da.

Er entdeckte sie sofort.

Dann sah er die anderen Mütter, den ungläubigen Ausdruck in ihren Augen, als ihnen bewusst wurde, wen er besuchte. War er der …? Nein! Das war doch nicht möglich. Oder doch …?

Er lächelte Kate zu. „Bitte entschuldige, Darling!“

Zielstrebig, die Krawatte gelockert, eilte er durchs Viererzimmer an ihr Bett, wo er im eleganten dunklen Maßanzug völlig fehl am Platz wirkte. Er stellte den Präsentkorb auf Kates Nachttisch und betrachtete sie besorgt.

Ihr Gesicht war geschwollen, die Augen nach den endlosen Presswehen gerötet. Bisher hatte Aleksi gedacht, Frauen würden die überflüssigen Pfunde nach der Geburt gleich wieder los sein, doch Kate wirkte eher noch schwerer. Ihr welliges dunkles Haar war strähnig und verschwitzt, doch sie lächelte matt.

Aleksi war froh, dass er bei ihr war.

„Kannst du mir verzeihen, dass ich nicht eher kommen konnte?“, fragte er laut, damit die anderen es hören konnten.

Fast hätte Kate gekichert, aber lachen tat einfach zu weh. Erschöpft, wie sie war, und um die Situation nicht weiter zu komplizieren, ging sie auf Aleksis Du ein. „Ach hör auf. Sonst hält man dich noch für den Vater“, setzte sie leise hinzu.

„Na ja …“ Vorsichtig setzte er sich zu ihr aufs Bett und senkte die Stimme. „Aber könnte es nicht ganz lustig sein, so zu tun als ob?“ Er blickte ihr in die geröteten Augen. „War es sehr schlimm?“

„Die Hölle.“

„Wozu sind die ganzen Schläuche?“

„Ich hatte einen Kaiserschnitt.“ Kate entging nicht, dass er zusammenzuckte.

„Und wann darfst du nach Hause?“

„In zwei, drei Tagen.“ Bei der Vorstellung schauderte Kate. Sie konnte ihr Baby nicht einmal hochheben. Der bloße Gedanke, nach der Entlassung aus der Klinik völlig auf sich gestellt zu sein, war einfach zu schrecklich.

„Das ist doch viel zu früh!“ Aleksi war entsetzt. „Auch bei meiner Cousine war ein Kaiserschnitt nötig. Danach musste sie über eine Woche im Krankenhaus bleiben.“ Er dachte an die luxuriöse Privatstation, wo er das Baby hinter einer Glaswand hatte beobachten dürfen. Unwillkürlich schweifte sein Blick zu Kates Baby, und ihm lag eine nette Bemerkung auf den Lippen. Stattdessen lächelte er bewegt: Das süßeste Baby der Welt sah ihn an, als wollte es ihn genauer ausmachen. Es hatte unglaublich dunkle blaue Augen und die vollen rosa Lippen seiner Mutter.

„Sie ist wunderschön.“ Das meinte er ehrlich.

„Vielleicht liegt das daran, dass sie per Kaiserschnitt zur Welt gekommen ist“, bemerkte Kate. „Ich denke, ihre Augen werden braun sein, wenn ich sie nach Hause hole.“ Und endlich stellte sie ihm die Frage, die ihr auf dem Herzen brannte. „Wieso bist du hier, Aleksi?“

„Ich bin auf dem Weg zum Flughafen.“ Als Kate wenig überzeugt wirkte, setzte er schulterzuckend hinzu: „Nach fünf Stunden mit meinen Eltern brauchte ich einen Tapetenwechsel.“ Er blickte wieder auf das Baby. „Sie ist aufgewacht.“

„Möchtest du sie auf den Arm nehmen?“

„Nein. Lieber nicht.“ Aleksi zögerte und überlegte es sich anders. Ein Baby auf dem Arm zu halten war wirklich mal etwas Neues. „Wird sie dann nicht protestieren?“

„Warum sollte sie?“, fragte Kate lächelnd.

„Ich dachte, Babys schreien dann immer gleich.“ Aleksi hatte keine Ahnung von Säuglingen, und dabei sollte es auch bleiben. Doch irgendwie war er neugierig, wie so ein Neugeborenes sich anfühlte.

Zögernd, überaus vorsichtig hob er das weiche Bündel aus dem Bettchen. Instinktiv wollte Kate ihn ermahnen, das Köpfchen abzustützen, doch er tat es bereits, sogar unglaublich einfühlsam. Einen verrückten Moment lang wünschte sie sich das Unmögliche: dass es auch sein Baby wäre.

„Mein Dad ist schwerkrank“, verriet Aleksi ihr. Das war topsecret, und ihm war klar, dass Kate diese Information für Zehntausende Dollar verkaufen könnte. Doch das kümmerte ihn im Moment nicht. Er hielt ein neues Leben in den Händen und roch etwas Unbekanntes, das ihn seltsam berührte. Behutsam strich er mit dem Finger über die samtige Wange des Babys, deren Zartheit ihn an die Pfote eines neugeborenen Kätzchens erinnerte.

„Das tut mir leid“, sagte Kate.

„Niemand darf etwas davon erfahren.“ Aleksi blickte immer noch auf das Baby. „Wie heißt sie?“

„Georgina.“

„Georgie.“ Er lächelte seine neue Freundin an.

„Georgina!“, berichtigte Kate ihn.

„Möchte wissen, ob ich damals auch so süß aussah“, überlegte Aleksi laut. „Wenn ich mir zwei davon vorstelle …“

Kate verdrehte die Augen. Zwei eineiige Kolovsky-Zwillinge in einem Bettchen dürften damals die gesamte Entbindungsstation auf den Kopf gestellt haben.

„Also ich kann mir nicht vorstellen, dass du mal süß aussahst“, konnte sie sich nicht verkneifen, ihn zu necken.

„Oh doch! Ich war ein richtiger Wonneproppen.“ Aleksi lächelte. „Iosef war der Ernste von uns beiden.“ Er legte Georgina ins Bettchen zurück und sah Kate nachdenklich an. „Ich glaube, du wirst eine wunderbare Mutter sein.“

„Meinst du?“ Waren es die Hormone, Erschöpfung oder einfach Angst – um Kates Tapferkeit war es geschehen, ihr kamen die Tränen. „Ich möchte alles für sie sein und tun, aber wie soll ich das schaffen?“

„Du schaffst es schon“, ermunterte Aleksi sie. „Meinen Eltern fehlte es an nichts, dennoch haben sie bei uns Kindern alles falsch gemacht. Während du …“ Versonnen blickte er ihr in die braunen Augen und sah dort nicht die Erschöpfung, nur Tränen und Besorgnis und so etwas wie Schicksalsergebenheit, aber auch Zärtlichkeit und Liebe. „Du wirst alles wunderbar richtig machen.“

Dann war es vorbei. „Und jetzt muss ich gehen.“

„Danke.“

Kate erwartete, dass er jetzt aufstand und sich verabschiedete, und spannte unwillkürlich die schmerzenden Bauchmuskeln an. Doch dann geschah etwas Unerwartetes. Aleksi beugte sich über sie und nahm sie in die Arme, sie roch ihn, das berühmte Kolovsky-Cologne – und etwas unverkennbar Männliches, das sie erröten ließ wie an jenem ersten Tag.

„Nehmen wir deinem Publikum die letzten Zweifel“, flüsterte er ihr zu.

Und küsste sie.

Es war himmlisch … so unglaublich zart und berauschend. Dabei war sie vor zwölf Stunden operiert worden. Doch da war diese wunderbare Zärtlichkeit, die Flucht aus der Wirklichkeit … Dann spürte sie seinen Mund, die gefährliche Süße seiner Zunge. Selbst den letzten Zweiflern im Krankenzimmer bewies der Kuss, dass dies kein Höflichkeitsbesuch war.

„Ich darf meine Maschine nicht verpassen.“

Er hätte Schauspieler werden sollen, dachte Kate, als Aleksi sich noch einmal bedauernd zu ihr umblickte, ehe er den Raum verließ. Eine Weile blieb sie mit geschlossenen Augen reglos auf dem Kissen liegen und überließ sich den neugierig neidvollen Blicken der anderen Mütter, die nur ach so gewöhnliche Partner vorzuweisen hatten.

Leider blieb ihr nicht viel Zeit, den Augenblick der Verzauberung auszukosten.

Verklärt durchlebte sie die kostbaren Minuten erneut, als ein Pfleger brutal gegen die Bremsvorrichtungen ihres Bettes trat.

„Sie werden verlegt.“

„Wohin?“

Meine Güte, nur das nicht! Nicht wieder mit drei anderen Müttern in einem Zimmer liegen! Oder noch schlimmer: in einem Achterzimmer.

„Sie bekommen ein Upgrade.“

Vor fünf Jahren, bei einem Geschäftsflug mit ihrem geizigen Chef nach Singapur, hatte das Kabinenpersonal sie upgegradet, als sie an Bord gekommen war.

Und an diesem Nachmittag geschah das Gleiche.

Schon schob man ihr Bett aus dem Dritterklassebereich mit den fleckigen Wandfliesen. An einer Stelle bockte es kurz auf, wie um darauf hinzuweisen, dass sie eigentlich nicht hierhergehörte, dann ließ es sich mühelos über den weichen Teppichboden des Privatflügels weiterschieben.

Aber das sollte ihr egal sein. Und dem Krankenhauspersonal auch.

Aleksi Kolovsky hatte ihr die Luxusklasse für eine ganze Woche bezahlt.

Es war traumhaft, in das große Doppelbett überzuwechseln.

Himmlisch, ein Fünfsternemenü serviert zu bekommen, während Georgina in der Babystation versorgt wurde, um Kate später wieder zum Stillen gebracht zu werden.

Es war das Zweitwunderbarste, das ihr je passiert war, wurde ihr später am Abend bewusst, als eine hübsche Kinderkrankenschwester Georgina für die Nacht übernahm und das Licht ausschaltete.

Das Wunderbarste war Aleksis Kuss.

1. KAPITEL

Es tat nicht so weh, wie alle vorausgesagt hatten.

Nach sechsmonatiger Reha würde das bei einem Verkehrsunfall gebrochene Bein möglicherweise wieder so weit hergestellt sein, dass er mit Krücke gehen könne, hatten die anderen gemeint.

Auf den Tag genau vier Monate nach dem Unfall, bei dem er fast ums Leben gekommen wäre, watete Aleksi Kolovsky jetzt ohne Krücke zweimal täglich eine Viertelstunde angestrengt durch das Meerwasser der Karibik, wie der Arzt ihm geraten hatte.

Heute war seine dritte Therapieeinheit, und es ging erst gegen Mittag zu.

Und jedes Mal dehnte er die Bewegungsübungen bewusst länger aus als nötig.

Er wollte wieder ganz gesund werden.

Das hatte er schon einmal geschafft. Unter sehr viel schlimmeren Bedingungen.

Damals war er noch ein Kind gewesen, und es hatte für ihn weder Ärzte noch Physiotherapie gegeben – schon gar nicht eine paradiesische Umgebung wie die Karibik und das lindernde Meer, das seine schmerzenden Muskeln kühlte. Als Junge hatte er seinen zerschmetterten Körper schon einmal selbst geheilt, anfangs im Zimmer, bis die Wunden sich schlossen. Danach hatte er, ohne eine Miene zu verziehen, alles getan, um wieder laufen zu lernen, und war zur Schule zurückgekehrt. Nicht einmal seinem Zwilling Iosef war aufgefallen, wie verzweifelt er gekämpft hatte. Beharrlich, verbissen hatte Aleksi seine Heilung selbst in die Hand genommen und niemanden daran teilhaben lassen.

Iosef … sein eineiiger Zwilling.

Aleksi lächelte ironisch. Am Vorabend hatte er sich eine Fernsehsendung angesehen. Na ja, wirklich hingesehen hatte er nicht, der Film war nur eine Hintergrundkulisse gewesen. Seine Aufmerksamkeit hatte der Frau gegolten, die sein bestes Stück mit ihren Lippen geschickt liebkost hatte. Doch diesmal war es anders gewesen. Normalerweise schaltete er dann völlig ab. Sex als heilender Balsam … aber irgendwie hatte er sich nicht wirklich entspannen können. Das Fernsehen war ihm viel zu laut gewesen, jemand hatte von telepathischen Banden zwischen Zwillingen gefaselt, und das lustvolle Seufzen seiner Sexpartnerin hatte Aleksi gestört. Seit dem Unfall nervten ihn leeres Gerede, platte Unterhaltungen, und seine Bettgefährtinnen konnten ihn nicht mehr recht befriedigen. Dennoch war er hart geworden, und das gab ihm zu denken. Er sehnte sich nach schneller Befriedigung, aber die hatte die Frau ihm nicht verschaffen können. Nur um seinem Ruf gerecht zu werden, hatte er halbherzig die Stellung gewechselt und begonnen, sie mit dem Mund zu verwöhnen.

Bis das Telefon klingelte.

Aleksi hatte entnervt aufgestöhnt.

Schon wieder. War es ihm nicht einmal vergönnt, beim Sex Erleichterung zu finden?

Diesmal hatte das Telefon ihm jedoch einen willkommenen Vorwand geliefert, um die Frau loszuwerden …

Hier in der Karibik genoss Aleksi Sonnenschein im Überfluss, seine Haut war tief gebräunt, der Körper fit und muskulös. Oberhalb des Wasserspiegels wirkte er wie ein Sinnbild von Gesundheit und Kraft. Doch unter der Oberfläche machten die Narben sich stechend bemerkbar, wenn er sich bis an die Grenzen belastete, sich zwang, im Wasser zu rennen.

Bis es richtig wehtat.

Es schmerzte höllisch, aber Aleksi schonte sich nicht.

Spürte sein Bruder in Australien, was er durchmachte? Weiter! Nur nicht aufgeben! Brach Iosef in der Notaufnahme in Australien jetzt auch der Schweiß aus? Versuchte auch er, den Tag irgendwie durchzustehen?

Aleksi bezweifelte es.

Ach, er verübelte es seinem Zwilling nicht, dass er sich von der Firma losgesagt und Medizin studiert hatte. Sie standen in Verbindung und telefonierten regelmäßig. Aleksi mochte seinen Bruder. Doch zwischen ihnen gab es keine tiefere Bindung, kein Ineinanderaufgehen, keinen sechsten Sinn.

Wo waren die telepathischen Bande gewesen, als sein Vater ihn als Siebenjährigen halb tot geprügelt hatte?

Wo der sechste Sinn, als sein Zwillingsbruder ihn eine Woche später besuchen durfte?

„Ich habe gehört, du bist gestürzt …“, hatte Iosef gebrummelt. „Dad will dir ein neues Fahrrad kaufen.“ Lachend und gut aufgelegt hatte sein Bruder sich zu ihm aufs Bett gesetzt, doch die nachgebende Matratze hatte dafür gesorgt, dass Aleksi immer wieder ein stechender Schmerz durchzuckte – so fürchterlich, dass er nahe daran gewesen war zu schreien. Dann hatte er den warnenden Ausdruck in den Augen seiner Mutter gesehen.

„Wie schön“, hatte er nur gesagt.

Nein, ein besonderes Band zwischen ihnen gab es nicht.

Man litt und blutete nicht mit dem Bruder.

Aleksi rannte schneller.

Riminic, Riminic, Riminic.

Selbst die Möwen kreischten höhnisch den Namen.

Für ihn hatte sein Bruder nicht mehr existiert. Er hatte ihn vergessen wollen.

Seine Schande war grenzenlos, und mit dem Bein konnte er nicht davonlaufen.

Schluss mit dem Sprint! Aleksi war erschöpft und froh darüber. Vielleicht kam er jetzt ein wenig zur Ruhe.

Die Krankenschwester erwartete ihn mit den Pillen, als er in das luxuriöse Strandchalet zurückkehrte. Er weigerte sich, sie zu nehmen. Stattdessen trank er einen Vitamincocktail aus frisch gepresstem Saft und ging ins Schlafzimmer.

„Ich lege mich etwas hin.“

„Soll ich mitkommen?“ Verheißungsvoll lächelte sie. „Um dich zu massieren?“

Aleksi brummelte etwas Abweisendes. Konnte sie ihn nicht einfach in Ruhe lassen? Er wollte gesund werden und suchte Frieden.

Ausgestreckt lag er auf den Seidenlaken, die Luftströme des Ventilators kühlten seine erhitzte Haut, doch innerlich fror er.

Die Schmerzen machten ihm keine Angst. Es war seine Seele, die Heilung brauchte. Er hatte alle Tests bestanden, die Ärzte überzeugt, dass es ihm gut ging. Manchmal schaffte er es sogar, es selbst zu glauben. Doch da war ein Gewirr von verschwommenen Erinnerungen, Gesprächen, an die er sich nicht erinnern, Bilder, die er nicht einordnen konnte. Wissen, das irgendwo vergraben war.

Das Telefon klingelte.

Aleksi richtete sich auf, um es abzuschalten. Er war müde und brauchte Ruhe.

Dann sah er ihren Namen.

Kate.

Nur kurz zögerte er, dann nahm er ab. Auch wegen Kate hatte er sich für die Physiotherapie auf den Westindischen Inseln entschlossen. In Melbourne hatte er sich daran gewöhnt, sie an seinem Krankenhausbett zu sehen, sich fast ein wenig zu sehr auf ihre Besuche gefreut und begonnen, sich auf sie zu verlassen. Dabei wollte er sich auf niemanden mehr verlassen.

„Was gibt’s?“, meldete er sich.

„Ich sollte dir Bescheid sagen, wenn …“

Obwohl die halbe Welt sie trennte, erkannte er an Kates Stimme, dass sie beunruhigt war. Und das mit Recht. Nina würde toben, wenn sie herausfand, dass Kate ihn anrief. Niemand durfte ihn mit geschäftlichen Dingen belästigen. Doch Aleksi hatte Kate klargemacht, dass er belästigt werden wollte.

„Also was gibt’s, Kate?“ Im Geist sah er ihr rundes, freundliches Gesicht vor sich und war sicher, dass sie jetzt errötete. Kate errötete ständig. Sie war eine erfreulich normale Erscheinung inmitten von spindeldürren Models. Selbst zu Bestzeiten war das Haus Kolovsky ein Intrigenhort. In schlechten Zeiten wie im Moment eine wahre Schlangengrube. „Vergiss nicht, als meine persönliche Assistentin bist du mir unterstellt, nicht meiner Mutter.“

Seit über einem Jahr arbeitete Kate nun schon als Aleksis persönliche Assistentin. Er hatte sie überredet, den Posten anzunehmen, als wieder eine ihrer Vorgängerinnen töricht genug gewesen war, Sex mit Liebe zu verwechseln. Und da Aleksi sicher war, die Grenzen bei einer molligen ledigen Mutter bestimmt nicht zu überschreiten, hatte er sie eingestellt. Inzwischen war ihre Tochter fast fünf Jahre alt und ging zur Schule, aber Kate war nicht schlanker geworden. Nein, bei ihr würde er garantiert nicht in Versuchung geraten.

„Dein Bruder Levander …“, begann Kate vorsichtig. „Du weißt doch, er und Millie wollten ein Waisenkind adoptieren.“

„Und?“

„Vorige Woche sind sie nach Russland geflogen und haben ihn kennengelernt – ihren zukünftigen Sohn.“

Aleksi schloss die Augen. Er hatte befürchtet, dass der Tag schneller kommen würde, als ihm lieb sein konnte. Levander hatte die Kolovsky-Zentrale in Australien vernünftig geleitet. Doch nach dem Tod ihres Vaters vor zwei Jahren war er dort ausgestiegen und hatte Aleksis früheren Posten in London angetreten. Dafür hatte Aleksi die Leitung des Hauses Kolovsky übernommen. Sie hatten die Rollen also gewissermaßen getauscht. Erst jetzt war Levander nach Australien zurückgekehrt.

„Ich weiß es von Nina. Sie will die Leitung übernehmen …“

„Von was?“

„Von Kolovsky-Design.“ Kate schluckte. „Sie hat vor …“

„Levander würde niemals …“ Aleksi sprach nicht weiter. Jetzt war das Levander durchaus zuzutrauen. Seit er Millie kennengelernt hatte und nach Sashars Geburt galten für ihn andere Wertvorstellungen. Für ihn war Geld nie das Alleinseligmachende gewesen. Er war im russischen Waisenhaus Detsky Dom aufgewachsen und gehörte nur halb zur Familie. Nina war nicht seine Mutter. Und nach Ivans Tod fühlte Levander sich in erster Linie seiner eigenen Familie verpflichtet. Der neuen Familie. Und jetzt wollte er einem Waisenkind die Hölle ersparen, durch die er selbst gegangen war.

„Nina hat Levander verboten, dir etwas davon zu sagen“, fuhr Kate fort. „Niemand darf dich mit geschäftlichen Dingen beunruhigen. Du bräuchtest Zeit, um wieder ganz gesund zu werden, hat sie allen eingetrichtert.“

„Damit kommt sie beim Vorstand nicht durch“, fuhr Aleksi auf.

„Nina hat neue Ideen, die Kolovsky sehr viel Geld einbringen dürften.“

Nun klang Kate etwas ruhiger. Obwohl sie manchmal etwas schüchtern wirkte, war sie eine intelligente, tüchtige Kraft. Deshalb hatte Aleksi auch keine Mühe gescheut, um sie zu halten. Sie war so ganz anders als die anderen. Für sie gab es nur die Arbeit und ihre Verantwortung der Firma gegenüber. Schon deshalb sorgte er dafür, dass sie genug verdiente, damit es ihr und ihrer kleinen Tochter Georgie an nichts fehlte.

„Wahrscheinlich schafft sie es, den Vorstand zu überzeugen – mit Ideen, die auch dir gefallen könnten.“

„Ideen?“, fragte Aleksi scharf.

„Wie Nina es hinstellt, klingen sie vielversprechend“, musste Kate zugeben. „Vorige Woche war ich bei einer Besprechung dabei. Dort hat sie ein Angebot von Zakahr Belenki vorgelegt …“

Trotz der Hitze im Zimmer überlief Aleksi ein eisiger Schauer. „Was für ein Angebot?“

„Eins, von dem Kolovsky und Belenki gemeinsam profitieren. Sie sprachen über eine neue Modelinie und Brautkleider, die über die Krasavitsa-Boutiquen vermarktet werden sollen, mit einer Gewinnspanne von …“

Aleksi hörte nicht mehr hin. Sein Herz raste, als würde er erbarmungslos durchs Wasser rennen, obwohl er reglos im Bett lag. Die Krasavitsa-Kette des Kolovsky-Imperiums war sein Baby … seine Idee und sein Geschäftsbereich. Doch sein Herz jagte nicht nur, weil Nina versuchte, sich in sein Ressort einzumischen.

Was war da mit Belenki?

Benommen schüttelte Aleksi den Kopf. Hatte er bei dem Unfall vielleicht doch einen Hirnschaden davongetragen?

Da waren Gedanken, Bilder, Erinnerungen, die er nicht einordnen konnte. Er erinnerte sich an den Wohltätigkeitsball vor dem Unfall – Belenki war von Europa herübergeflogen und als Gastredner aufgetreten, das wusste Aleksi noch genau. Und auch an die Angst erinnerte er sich, die ihn damals beschlichen hatte. Iosef hatte ihn scharf zur Rede gestellt, weil er sich während der Ansprachen unterhalten hatte, was tatsächlich ungehörig war. Zakahr Belenki hatte von seinem Leben im Waisenhaus Detsky Dom berichtet – wie er es geschafft hatte, als Straßenjunge zu überleben und der Gosse zu entkommen.

An dem Abend war es für Aleksi einfacher gewesen, noch ein Glas Champagner zu trinken, als sich Zakahrs Elendsbericht zu stellen. Levander selbst hatte nie von seinem Waisenhausdasein in Detsky Dom gesprochen, und Aleksi hatte nicht hören wollen, wie sehr sein Halbbruder dort gelitten hatte.

„Ist Belenki wieder in Australien?“, fragte er.

„Nein“, erwiderte Kate. „Aber er hat jeden Tag mit Nina telefoniert. Ständig entwickeln sie neue Konzepte.“

Warum machte der Name Belenki ihm Angst?

Aleksi versuchte, sich das Aussehen des Mannes ins Gedächtnis zu rufen, aber es gelang ihm nur verschwommen, seltsam bruchstückhaft, wie bei vielen anderen Schattenbereichen, von denen niemand wissen durfte.

„Nina wird das Haus Kolovsky zugrunde richten. Sie ist unfähig, es zu leiten“, erklärte er schroff.

„Wer könnte es sonst?“

„Ich“, entschied Aleksi. „Montag bin ich wieder im Büro.“

„Aleksi!“ Kate klang entsetzt. „Deshalb habe ich nicht angerufen. Ich hatte dir versprechen müssen, dich auf dem Laufenden zu halten, aber für deine Rückkehr ist es noch viel zu früh. Hör mal …“

Sie senkte die Stimme, und er konnte sich vorstellen, wie sie sich vorbeugte und mit einer Haarlocke spielte, während sie ange­strengt nach einer Lösung suchte. Obwohl die Situation brenzlig war, musste er lächeln. Ihre Stimme zu hören beruhigte und berührte ihn wie so oft – doch nie so stark wie jetzt.

„Ich werde dich jeden Tag anrufen.“

Verwundert blickte Aleksi auf seine heftige Erregung und antwortete nicht.

„Hörst du mich, Aleksi?“

„Sprich weiter.“

„Am besten, ich rufe dich laufend an und berichte dir alles genau. Dann kannst du entscheiden, was zu tun ist.“

Teufel noch mal, am liebsten hätte er die Augen geschlossen und Kate um ihren Rat gebeten. Er wollte nicht an Kolovsky-Design, an seine Familie und Dinge denken, die er zu vergessen versuchte. Wie viel schöner müsste es sein, einfach hier zu liegen und sich von Kate alles Wichtige berichten zu lassen.

„Kate …“, begann Aleksi rau. Was gäbe er darum, sie jetzt bei sich zu haben! Stattdessen richtete er sich auf und zwang sich, das Ziehen in seinen Lenden zu ignorieren, sich auf das Notwendige zu konzentrieren. „Am Montag bin ich zurück. Aber sag niemandem etwas davon. Tu so, als wäre alles unverändert. Mach, was Nina verlangt.“

Es war nicht an ihr, ihm zu widersprechen.

„Gut“, sagte sie nur. „Soll ich veranlassen, dass …“

„Ich kümmere mich von hier aus um alles“, unterbrach er sie. „Kate …?“

„Ja?“

„Nichts.“ Er legte auf und versuchte, ans Geschäftliche zu denken. Mit neu erwachender Entschlossenheit schaltete er seinen Laptop ein und ging bestimmte Zahlen durch. Er wusste, dass das Haus Kolovsky sich auf Kollisionskurs befand. Nur er konnte den Untergang verhindern.

Warum erinnerte er sich nicht, wie es so weit gekommen war?

Zum ersten Mal seit Langem versuchte Aleksi es gar nicht erst. Die Zahlen verschwammen vor seinen Augen, er klickte die Firmenfotos an – das Who is Who des Hauses Kolovsky:

Ivan, sein verstorbener Vater. Seine Mutter Nina. Sein Halbbruder Levander, den die Eltern bequemerweise in ein Waisenhaus gesteckt hatten, ehe sie nach Australien geflüchtet waren. Iosef, sein Zwillingsbruder. Seine Schwester Annika. Dann klickte Aleksi sein eigenes Porträt an, hatte sein arrogantes Gesicht vor sich und schaltete schnell weiter. Endlich, zum ersten Mal seit Wochen, gestattete er sich, ihre Züge zu betrachten.

Kate Taylor.

Sie lächelte, ihr volles Gesicht glänzte leicht, unter den heißen Studiolampen hatte sich das Haar gelockt. Fotografiert zu werden machte sie verlegen, obwohl es sich nur um ein einfaches Imagefoto für das Firmenalbum gehandelt hatte.

War er verrückt geworden, sich Kate auf seiner heilenden Hüfte vorzustellen …?

Aleksi versuchte, seine Erregung unter Kontrolle zu bekommen. Vergeblich. Bei der Vorstellung, Kate auf sich zu spüren, wurde er härter …

Dabei hätte er die schönsten Frauen haben können – leidenschaftlich, zu allem bereit …

Doch er konnte nur denken, dass er Kate in einer Woche wiedersehen würde.

„Aleksi?“ Die Krankenschwester klopfte an die Tür und öffnete sie zögernd einen Spalt. „Kann ich etwas für dich tun?“

„Ich möchte nicht gestört werden“, murrte er.

Als sie die Tür widerstrebend schloss, schaltete er den Laptop ab und streckte sich in der Dunkelheit aus. Vielleicht konnte er schlafen. Dann war es um ihn geschehen.

Einmal.

Dieses eine Mal würde er sich gestatten – an Kate zu denken und sich auszumalen, wie es mit ihr sein würde.

Nur ein einziges und letztes Mal …

2. KAPITEL

„Du siehst hübsch aus!“, bemerkte Georgie, während Kate ihr Frühstücksei köpfte.

„Danke.“ Sie lächelte nachsichtig. Ihre kleine Tochter war ihr größter Fan und machte ihr öfter Komplimente.

„Wirklich hübsch.“ Georgie runzelte die Stirn. „Und den Lippenstift finde ich cool!“

„So?“

„Ist das neu?“ Mit Kennerblick begutachtete Georgie das graue Kostüm.

„Ach, das habe ich schon lange.“ Schulterzuckend gab Kate zwei Süßtabletten in ihren Tee und wünschte, sie hätte die Diät eingehalten. Sie hatte damit gerechnet, dass Aleksi erst in zwei Monaten nach Melbourne zurückkehren würde. Nur der in­triganten Nina war es zu verdanken, dass er bereits heute im Büro erschien.

Georgie kniff die Augen zusammen. „Kommt Aleksi nicht heute zurück?“

„Das weiß ich nicht genau …“ Das schlaue Hexchen erstaunte Kate immer wieder. Nur gut, dass Georgie ihn mochte. Sie vergötterte Aleksi förmlich.

Nach dem schicksalhaften Tag in der Klinik war Kate sicher gewesen, ihn nie wiederzusehen. Irgendwann hatte sie es fast geschafft, ihn in die hintersten Winkel ihres Bewusstseins zu verbannen. Und dabei wäre es wohl geblieben, wenn Aleksi ihr nicht ab und zu eine Karte geschrieben hätte.

Aus irgendwelchen Hotels in fernen Ländern, mit kaum leserlicher Handschrift.

Und Georgie hatte er gelegentlich verrückte, völlig unpassende Spielzeuge geschickt – wie die verschachtelte russische Matrjoschkapuppe, mit der eine Eineinhalbjährige beim besten Willen noch nichts anfangen konnte, oder das Schmuckkästchen mit der tanzenden Ballerina und andere Geschenke, die sporadisch eingetroffen waren – wie auch die von Georgies Vater – und das kleine Mädchen zu Freudensprüngen veranlasst hatten.

Im Laufe der Jahre hatte Kate sich mit wechselnden Teilzeitjobs durchgeschlagen und die neuesten Entwicklungen der Kolovsky-Saga in Hochglanzmagazinen verfolgt. Nachdem Ivan gestorben war und Levander dem Kolovsky-Thron entsagt hatte, war Aleksi nach Australien zurückgekehrt. Gespannt hatte Kate gewartet. Und dann hatte er sie – lange nach seiner Rückkehr – endlich angerufen und ihr die Stelle angeboten, die sie beim besten Willen nicht ablehnen konnte.

Schon deshalb nicht, weil sie an Georgie denken musste. Manche Arbeitgeber waren nicht bereit, sich mit einer Teilzeitkraft abzufinden, die ihre kleine Tochter nach der Schule pünktlich abholen und betreuen musste. Notgedrungen hatte Kate das Mädchen manchmal sogar sonntagmorgens ins Büro mitnehmen müssen, wo es sein Frühstücksbrot am Schreibtisch aß, während Kate sich mit einer unverhofften Firmenkrise herumschlug.

„Ich mag Aleksi!“

„Sicher“, bemerkte Kate trocken. „Zu dir ist er auch immer so nett.“ Er hatte Georgie zugelächelt und die Augen verdreht, als er eines Morgens fuchsteufelswild hinter Kate stand, die eine Halbjahresbilanz ungewollt gelöscht und unter Tränen versucht hatte, die Daten zu retten.

„Mummy findet sie, Georgie“, hatte er der Kleinen zuversichtlich erklärt.

„Mummy findet sie aber nicht“, hatte Kate genervt gestöhnt.

„Du schaffst es schon, Kate. Das weiß ich.“ Verschwörerisch hatte Aleksi seinem jüngsten Fan zugezwinkert.

„Hat Aleksi eine Freundin?“, hakte Georgie jetzt beim Frühstück nach.

Kate zögerte. Aleksi verlieh dem Begriff Playboy eine neue Dimension, aber Georgie war zu jung, um das zu verstehen. Außerdem wollte sie vermeiden, dass ihre Tochter sich zu sehr mit der Beziehung ihrer Mutter zu Aleksi beschäftigte.

„Aleksi ist bei der Damenwelt sehr beliebt“, versuchte Kate, sich aus der Affäre zu ziehen. Schnell setzte sie hinzu: „Na komm, iss auf. Du musst zur Schule.“

„Ich will nicht in die Schule.“

„Sie wird dir Spaß machen, Georgie.“ Tapfer lächelte Kate, doch die Kleine begann zu weinen.

„Dort mögen sie mich nicht, Mum.“

„Soll ich noch mal mit Miss Nugent reden?“

Mit der Lehrerin hatte Kate wiederholt gesprochen. Georgie war überbegabt und hochintelligent. Obwohl sie noch nicht einmal fünf war, konnte sie lesen und schreiben, war lustig und manchmal natürlich auch aufmüpfig. Doch Miss Nugent hatte andere Probleme als ein Kind, das bereits lesen und schreiben konnte.

„Dann sind sie noch gemeiner zu mir.“ Georgies Hilfeschrei ging Kate ans Herz. „Was haben sie gegen mich?“

Tja, das zu beantworten war nicht einfach. Schon im Kindergarten war Georgie todunglücklich gewesen. Und in der Schule ging es ihr inzwischen nicht besser. Obwohl ihre Tochter gern mit den anderen Kindern spielen wollte, schlossen die sie aus, weil sie nicht in die Klasse passte. Georgie kannte sogar die Uhrzeit, war den anderen weit voraus. Also langweilte sie sich und störte den Unterricht, nervte Kinder und Lehrer mit Fragen. Deshalb war Kates süßes, fröhliches Mädchen sogar schon als „schwierig“ abgestempelt worden.

Beschämt musste Kate sich jetzt eingestehen, fast erleichtert zu sein, dass sie nicht mit Miss Nugent sprechen sollte.

Schließlich bekam Hund Bruce den Löwenanteil von Kates Toast. Während der Fahrt zur Schule versuchte sie tapfer, sich heiter zu geben, und begleitete die schmollende Georgie über den Schulhof zu ihrer Klasse.

„Na komm, Georgie!“, drängte Miss Nugent, als das Mädchen an der Garderobe stehen blieb. „Verabschiede dich von deiner Mum. Sie muss zur Arbeit.“

„Bis später, Mum“, sagte Georgie folgsam, und Kate brach fast das Herz.

Die anderen Kinder hatten sich plaudernd und lachend zusammengeschart, während Georgie mit ihrem Federmäppchen allein dasaß und im Lesebuch blätterte. Verzweifelt wünschte Kate, dass ihre kleine Tochter sich zu ihnen gesellte und mitmachte. Endlich einmal dazugehörte.

Während der Weiterfahrt zur Arbeit erwog Kate nicht zum ersten Mal, Aleksis Angebot anzunehmen. Wenn sie ganztags für ihn arbeitete, wollte er Georgies Schule bezahlen. Kate hatte eine ideale Einrichtung mit einem Programm für überbegabte Kinder ausfindig gemacht, die genau auf Georgies Fähigkeiten zugeschnitten war. Nach dem Rundgang war sie sicher gewesen, dass ihre Tochter sich unter ihresgleichen wohl und als ganz normales Kind fühlen würde.

Auf der Autobahn staute sich der Verkehr, und Kate kamen Zweifel.

Georgie brauchte ihre Mutter mehr als Aleksi eine abrufbereite Ganztagsassistentin. Außerdem änderten seine Stimmungen sich wie der Wind. Um Georgies Zukunft konnte es schnell geschehen sein, falls er unerwartet nicht mehr bereit sein sollte, ihre Schule zu bezahlen.

So vernarrt war Kate nun auch wieder nicht in ihn.

„Schön, Sie zu sehen, Sir.“

Früher hatte Aleksi dem Portier grüßend zugenickt, doch heute Morgen war er nicht in Stimmung dafür. Als sein Fahrer ihm die Wagentür aufhielt, war sein Blick auf die Stufen gefallen, die zur goldenen Drehtür des mächtigen Kolovsky-Imperiums hinaufführten.

Treppen schaffte er noch nicht. Dennoch würde er heute damit beginnen.

Eine Ewigkeit hatte er gebraucht, um sich die Krawatte zu binden. Was er früher im Handumdrehen bewältigt hatte, war an diesem Montagmorgen zur Geduldsprobe geworden. Doch keiner hätte das jetzt vermutet. Ganz selbstverständlich stieg er die Treppe zum Eingangsportal hinauf, als hätte es die vier Monate Höllenschmerzen nicht gegeben, die das Bein ihm auch jetzt noch bei jeder Bewegung bereitete. Doch sein Gang täuschte. Es kostete ihn größte Mühe, sich zusammenzureißen.

„Aleksi?“ Kate entging das Raunen nicht, das die Räume erfüllte. „Was will er hier?“

Sie spürte die Panik, die allgemeine Aufregung, ließ sich jedoch nichts anmerken. Ruhig saß sie an ihrem Schreibtisch und arbeitete am Computer. Gut, dass sie sich heute besondere Mühe mit ihrem Make-up gegeben hatte.

Wie stets, herrschte in Aleksis Geschäftsbereich hektische Betriebsamkeit. Sein privates Büro war von einem offenen Großraumbüro umgeben. Dort arbeitete Kate als seine persönliche Assistentin mit Lavinia, die ihr wiederum zuarbeitete. Kate spürte neugierige Blicke auf sich gerichtet, als Aleksis Mutter sich näherte.

Vor ihrem Schreibtisch blieb sie stehen. „Wussten Sie davon?“

Kate gab sich ahnungslos. „Von was?“

„Aleksi ist auf dem Weg nach oben!“ Erbost kniff Nina die Augen zusammen. „Falls ich herausfinden sollte, dass Sie etwas damit zu tun haben, können Sie sich von Ihrem Job verabschieden.“

„Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.“ Kate spielte die Überraschte. „Wir hatten Aleksi doch erst in einigen Monaten zurückerwartet.“

Seine bloße Anwesenheit im Gebäude löste Panik aus.

Allgemeiner Ansturm auf die Waschräume setzte ein, die Damenwelt hielt es plötzlich für dringend erforderlich, sich die Nase zu pudern.

Buchhalterinnen, die sich auf ihren Lorbeeren ausgeruht und mit Aleksi erst nach Monaten gerechnet hatten, überfluteten Kates E-Mail-Postfach und Voicemail schlagartig mit Anforderungen von Berichten, Zahlen und Besprechungsterminen.

Obwohl Kate sich gefasst gab, war sie ein einziges Nervenbündel. Ihr Herz hämmerte unter der engen Kostümjacke, erwartungsvoll befeuchtete sie sich die leuchtend geschminkten Lippen, und ihre Hände bebten, während sie einem Chefeinkäufer eine Antwort mailte.

Sie spürte seine Nähe, noch ehe er vor ihr stand.

Mit seiner Ausstrahlung beherrschte er den Raum, und Kate blickte auf. Seine Gegenwart überwältigte sie, er strahlte eine Kraft aus, die sich auf sie übertrug.

Nein, vergessen hatte sie nicht, welche Wirkung er auf sie hatte. Sie hatte es nur verdrängt.

„Was tust du hier, Aleksi?“ Sie musste nicht einmal vortäuschen, überrascht zu sein. Sein bloßer Anblick genügte. Vor zwei Monaten hatte ein Paparazzo ein Foto von ihm in der Karibik geschossen, das dem Mann fast eine halbe Million Dollar eingebracht hatte. So hatte Kate einen hageren, bleichen, sich mühsam auf den Beinen haltenden Aleksi Kolovsky erwartet – einen Schatten seiner selbst.

Stattdessen stand er gebräunt und kraftstrotzend vor ihr – und sah noch umwerfender aus, als sie ihn in Erinnerung hatte.

„Wie schön, dass Sie wieder da sind“, säuselte Lavinia. „Wir haben Sie vermisst.“

Er nickte nur und ging auf sein Büro zu, rief kurz über die Schulter zurück: „Kaffee!“ Als Lavinia aufsprang, setzte er hinzu: „Kate.“

„Du Ärmste.“ Lavinias mitfühlendes Getue verstummte, während Kate Kaffee machte. „Wenn Nina erfährt, dass du etwas mit seiner Rückkehr zu tun hattest, macht sie dir das Leben zur Hölle.“

„Hatte ich nicht“, erwiderte Kate. „Außerdem ist Aleksi der Chef von Kolovsky, nicht Nina.“

„Vielleicht noch diese Woche.“ Lavinia lächelte spöttisch. „Ist dir nicht klar, dass die Zeiten sich geändert haben? Aleksis Tage hier sind gezählt.“

Genau deshalb hatte Kate ihn zurückgerufen.

Nach dem fast tödlichen Autounfall des Chefs des Kolovsky-Imperiums hatte ganz Australien den Atem angehalten. Während Aleksi im Koma lag, waren Berichte über eine Beinamputation oder Gehirnschäden bald dementiert worden. Doch die Gerüchteküche hatte schnell andere Zutaten gefunden. Irgendwie war durchgesickert, Levander Kolovsky sei als Waisenkind in Russland aufgewachsen, während seine Eltern in Australien in Luxus lebten.

Damals hatte das Haus Kolovsky schwere Krisenzeiten durchlaufen und seinen Kopf dennoch wieder stolz erhoben. Als tragische Gestalt hatte Nina Aleksis Krankenhausbett verlassen und es geschafft, allgemein Mitgefühl zu erregen. Ihren fast unanständigen Reichtum und die Skandalserie hatte sie mit höchst medienwirksamer Wohltätigkeitsarbeit in Russland raffiniert überspielt. Und jetzt sprachen neue Gemeinschaftsprojekte mit dem europäischen Magnaten Zakahr Belenki für Nina. Mit vereinten Kräften wollten sie das Kinderelend in Russland durch Hilfsprogramme bekämpfen. Daraufhin war die öffentliche Meinung umgeschwenkt, und Kolovsky stand als reinste Wohltätigkeitseinrichtung da.

„Teilen Sie der Presse mit, das Haus Kolovsky sei wieder ganz oben“, hatte Nina in der letzten Vorstandssitzung verkündet. „Wie die Dinge stehen, können wir gar nichts falsch machen.“

„Und Aleksi?“, hatte der Pressesprecher gefragt. „Sollten wir die Aktionäre nicht informieren, dass er wieder gesund ist und an die Firmenspitze zurückkehren will?“

Stattdessen hatte Nina die Taktik „Kein Kommentar“ eingeschlagen. Kate war bei der Besprechung dabei gewesen und hatte die Erklärung seiner Mutter mit angehört.

„Ohne Aleksi an der Spitze kann Kolovsky gar nichts falsch machen“, hatte Nina kalt verkündet.

Zwei Stunden später hatte Kate ihren Chef angerufen.

„Du solltest dich lieber an Nina halten statt an Aleksi, Kate“, riet Lavinia ihr jetzt zynisch.

Und plötzlich hatte Kate genug.

„Es gibt immer Leute, die ihr Mäntelchen nach dem Wind hängen“, erwiderte sie abfällig. „Mir würde nicht im Traum einfallen, von Aleksi zu Nina überzuwechseln.“

„Du zitterst ja“, bemerkte Aleksi, als Kate die Kaffeetasse klirrend auf seinen Schreibtisch stellte.

„Das hat nichts mit dir zu tun.“ Kate blies sich den Pony aus der Stirn. Ihr grauste vor dieser Aussprache, aber das Gerücht musste bereits die Runde gemacht haben, und sie kam nicht darum herum. „Ich habe gerade mit Lavinia gesprochen.“

„Hoffentlich nicht lange“, erwiderte Aleksi. „Das wäre glatte Zeitverschwendung.“

„Ach, es ging da um Grundlegendes.“

Diesmal verzichtete Aleksi auf eine ironische Bemerkung. Die wenigen Schritte hatten ihn ermüdet. Sein Bein schmerzte, die Muskeln zuckten, doch er ließ sich nichts anmerken. Er trank einen Schluck Kaffee und endlich – nachdem er sich wochenlang mit fadem Gebräu hatte zufriedengeben müssen – war das wieder richtiger, aromatischer Kaffee! Er trank ihn stark und süß und war es leid, ständig erklären zu müssen, er wolle den Kaffee ohne einen „Schuss Sahne“.

Wenn schon, denn schon, war Aleksis Devise. Er gönnte sich einen weiteren Schluck, lehnte sich lächelnd zurück und wartete.

„Hier herrscht nackte Panik!“ Kate lachte leise. „Die Rezeption hat aufgeregt angerufen, um mich zu warnen, du seist auf dem Weg nach oben. Danach brach allgemeines Chaos aus. Sogar Nina habe ich zum ersten Mal rennen sehen.“

„Klar. Um alle Dateien zu löschen, die sie frisiert hat“, bemerkte Aleksi spöttisch.

„Sie muss das Haus Kolovsky gut dastehen lassen.“

„Ihr einziger Gott ist Geld.“ Aleksi zuckte die Schultern. „In drei Monaten hätte es vermutlich kein Haus Kolovsky mehr geben.“ Er gab einen Laut der Verachtung von sich. „Oder zumindest keins mehr, auf das man stolz sein könnte.“

„So schlimm stehen die Dinge nun auch wieder nicht.“ Kate fühlte sich verpflichtet, ihn zu beruhigen. Auf dem Papier sah alles fantastisch aus. Doch seit Levander nach London zurückgekehrt war und Nina im Chefsessel saß, ging es mit der Firma bergab. „Vielleicht hätte ich dich nicht anrufen sollen.“

„Ich bin froh, dass du es getan hast. Gerade habe ich mit der Marketingabteilung telefoniert. ‚Jede Frau verdient ein Teil von Kolovsky‘“, zitierte Aleksi abschätzig den neuesten Werbeslogan seiner Mutter. „Sie mischt sich nicht nur im Brautkleidersegment und bei Krasavitsa ein, jetzt will sie auch ein Bettwäschesortiment für eine Supermarktkette herausbringen.“

„Eine exklusive Kette“, gab Kate zu bedenken.

Aleksi stieß eine Verwünschung auf Russisch aus und deutete auf die Pillen, die Kate neben seiner Tasse aufreihte. „Die brauche ich nicht.“

„Ich habe die ärztlichen Anweisungen gesehen“, sagte sie. „Du musst sie alle vier Stunden nehmen.“

„Das galt für mein faules Stranddasein. Hier muss ich klar denken können.“

„Du darfst sie nicht einfach absetzen, Aleksi!“, beharrte Kate. Das hatte sie kommen sehen. Schon in der Klinik hatte er wegen der Pillen jedes Mal ein Theater gemacht, die Einnahmeabstände immer mehr hinausgezögert, sich abends geweigert, Schlaftabletten zu nehmen. Selbst im Schlaf war er angespannt, immer wachsam gewesen …

Während der Genesungsphase hatte Kate zahllose Stunden an seinem Bett verbracht, Diktate aufgenommen, Aleksi über alles auf dem Laufenden gehalten, versprochen, ihn über alles zu informieren, er könne beruhigt ausspannen. Dennoch hatte sie miterlebt, dass er nicht schlafen konnte. Irgendwann war er meist eingedämmert, um vom kleinsten Lichtschein oder einer fernen Sirene aufzuwachen.

Kate hatte gehofft, der Genesungsurlaub würde ihn beruhigen, ein wenig lockern. Stattdessen war er angespannt und eher noch aggressiver zurückgekommen, voller Ungeduld und Tatendrang, und – obwohl er es abstritt – schmerzgepeinigt.

„Ruf meine Mutter her!“

„Da bin ich, Aleksi.“ Nina betrat das Chefbüro. Sie war Mitte fünfzig, wirkte jedoch keinen Tag älter als vierzig. Seit Ivans Tod hatte sie abgenommen und wirkte sehr zierlich. Gleichzeitig hatte sie im Haus Kolovsky enorm an Gewicht und Stellung gewonnen. Sie trug ein blaues Seidenkostüm, dunkle Seidenstrümpfe und Pumps, an den Ohren und Fingern schwere Diamanten.

Die neu errungene Machtstellung passte zu Nina. Wie stets, rauschte sie stolz heran, ohne Notiz von Kate zu nehmen. Ihr folgte Lavinia.

„Schön, dass du wieder da bist, Aleksi“, erklärte Nina sachlich.

Typisch! dachte Kate. Monatelang war ihr Sohn todkrank gewesen, hatte sich nach dem schrecklichen Unfall nur langsam erholt – dennoch begrüßte sie ihn kalt, ohne jede Gefühlsregung.

„So?“ Zweifelnd zog Aleksi eine Braue hoch.

„Wie jede Mutter mache ich mir Sorgen“, erwiderte Nina. „Und ich finde, du bist viel zu früh zurückgekommen.“

„Eher fast zu spät“, hielt Aleksi ihr vor. „Ich habe gehört, was du vorhast.“

„Dabei hatte ich verboten, dich mit Einzelheiten zu belästigen!“ Sie warf Kate einen giftigen Blick zu. „Lassen Sie uns allein!“, forderte sie. „Wir sprechen uns später. Das dürfte ich Ihnen zu verdanken haben.“

„Du verdankst es dir selbst“, stellte Aleksi klar. „Deine Geldgier hat meine Genesung beschleunigt. Du kannst gehen“, sagte er zu Kate.

Erleichtert folgte Kate der Anweisung. Die ganze Situation war erniedrigend.

Ehe sie die Tür schloss, hörte sie Nina gehässig sagen: „Rate deiner Assistentin, den Bügel abzunehmen, ehe sie den Rock anzieht.“

Die gehässige Bemerkung entlockte Lavinia hämisches Gelächter.

Kate floh in den Waschraum.

Dort fand sie auch keinen Trost, als sie sich von allen Seiten in den verspiegelten Wänden sah.

Das gut geschnittene graue Kostüm konnte ihre Rundungen nicht überspielen. Woanders wäre ihre Figur nicht weiter aufgefallen, doch im Hause Kolovsky war sie unmöglich. Wo sie ging, drehten Angestellte sich nach ihr um – und keineswegs bewundernd. Was immer sie mit ihrem Haar machte, wie sie es auch zu bändigen versuchte, gegen Abend hatte es sich in eine Lockenmähne verwandelt. Wie viel Mühe sie sich auch mit dem Make-up gab, schon mittags war davon nichts mehr zu sehen. Und mit ihrer Figur passte sie einfach nicht in die Modebranche.

Kate gab vor, sich die Hände zu waschen, als eine superschlanke Schöne hereinstöckelte, ihr Make-up auffrischte, den nicht vorhandenen Busen im BH leicht anhob, kurz mit ihrem Haar spielte und wieder ging.

Von Kate nahm sie keine Notiz, blickte nicht einmal in ihre Richtung.

Kate war keine Herausforderung. Keine Konkurrenz. Ein Nichts.

Wenn sie wüsste, dachte Kate und beobachtete im Spiegel, wie das Mädchen hüftschwingend davontänzelte.

Auch die anderen kannten ihr Geheimnis nicht.

Kate blickte in den Spiegel und lächelte geheimnisvoll.

Wenn sie wüssten, was sie und Aleksi manchmal taten …

Während Georgie bei den Großeltern war, ließ er die Glamourwelt hinter sich zurück und kam spätabends zu ihr.

Sie sprachen nie darüber. Am Morgen war er stets fort. Natürlich schliefen sie nicht miteinander. Eigentlich hatte er sie nur zwei Mal geküsst: Einmal nach Georgies Geburt. Und dann am Abend vor dem Autounfall.

Und ja, der Kuss eines Kolovsky bedeutete nicht viel. Er war eine Währung, mit der die Herrschaften zahlten. Schnell verdient, schnell ausgegeben. Doch für Kate war es der kostbarste Schatz der Welt.

Wenn die anderen wüssten, dass Aleksi Kolovsky nachts manchmal zu ihr kam …

„Du sollst reinkommen.“ Schmollend saß Lavinia da, als Kate zurückkehrte. Es ärgerte sie sichtlich, von der Besprechung ausgeschlossen zu sein.

Kate betrat das Büro. Wenn sie es nicht gewusst hätte, wäre ihr nie der Gedanke gekommen, Mutter und Sohn vor sich zu haben.

Die Spannung im Raum war erdrückend, die Luft hasserfüllt. Aleksi telefonierte auf Arabisch. Nachdem er aufgelegt hatte, kam er ohne Umschweife zur Sache.

„Nina ist bereit, dem Vorstand die offizielle Erklärung erst in zwei Wochen vorzulegen. Darin wird sie vorschlagen, Kolovsky zu übernehmen. Innerhalb von zwei Monaten soll der Vorstand darüber abstimmen.“

Kate konnte ihn nicht ansehen. Forschend blickte sie zu Nina, in deren botoxgestrafftem Gesicht kein Muskel zuckte.

„Meine Mutter meint, der Vorstand sei beunruhigt über mein Verhalten. Sie selbst sorge sich um meine Gesundheit wegen des ständigen Drucks, dem ich hier ausgesetzt sei.“ Aleksi betonte jede Silbe, doch Nina saß nur steif da. „Ich will, dass Kolovsky und Krasavitsa in der Abstimmung als voneinander unabhängige Firmen behandelt werden. Nina fordert alle Übergangsberichte für Krasavitsa und die neuesten Schätzungszahlen …“

Krasavitsa war eine russische Bezeichnung für schöne Frauen. Auch dieses Kleider- und Schmucksortiment war teuer, ausgefallen und stark nachgefragt, doch nicht so exklusiv wie Kolovsky.

Das Geschäftsmodell und seine Umsetzung war Aleksis Baby. Mehr noch, Krasavitsa war sein erstes Großprojekt gewesen, als er die Firmenleitung übernommen hatte. Die Einführung war sehr erfolgreich gelaufen. In Paris galt Krasavitsa als der letzte Schrei. Laut Statistik hatte jede junge, reiche Schöne mindestens ein solches Teil im Schrank oder in der Unterwäscheschublade.

Und als Erwachsene, so hatte Aleksi in Vorstandsvorsitzungen wiederholt argumentiert, würden sie sich zu markentreuen Kolovsky-Fans gemausert haben.

Somit war Krasavitsa tatsächlich Aleksis Baby. Doch jetzt schien Nina sich mit Kolovsky nicht zufriedenzugeben, sie wollte auch Krasavitsa an sich reißen.

„Alle erforderlichen Vorausschätzungen hat Nina bereits“, warf Kate ein.

Aleksis Mutter lachte abfällig. „Nur die getürkte Version. Ich will die wirklichen Prognosezahlen.“

„Das wird eine Weile dauern“, erwiderte Aleksi schroff. „Im Moment habe ich anderes im Kopf, als mich mit den Prognosezahlen abzugeben. Der Anruf von Scheich Amallahs Privatsekretärin eben …“

Nina befeuchtete sich die Lippen, ein Zeichen, dass sie nervös wurde.

„Für den Preis des Kolovsky-Brautkleids seiner Tochter müsstest du Tausende deiner billigen Allerweltsmodelle an die Braut bringen.“ Aleksi sprach leise, doch es war nicht zu überhören, dass er wütend war. „Dennoch hast du es nicht einmal für nötig gehalten, die Tochter des Scheichs am Flughafen abzuholen.“

„Ich habe Lavinia geschickt“, verteidigte Nina sich.

„Lavinia!“ Aleksi lachte abschätzig. „Du verstehst gar nichts, hast wirklich keine Ahnung.“ Er blickte zu Kate. „Arrangiere für heute Abend ein Essen und sage ihnen, Nina freue sich schon darauf.“

„Ohne mich!“, wehrte Nina entsetzt ab. „Du gehst hin, Aleksi“, bestimmte sie. „Schließlich sprichst du ihre Sprache.“

„Ich kann mir kaum vorstellen, dass der Scheich seiner jungfräulichen Tochter ein Abendessen mit mir gestattet!“ Fast schrie er seine Mutter jetzt an. „Noch bin ich hier der Chef, vergiss das nicht. Und da wird getan, was ich sage.“

„Ich will die Zahlen am Montag haben.“ Herausfordernd sah Nina ihn an. „Erst dann treffe ich meine Entscheidung.“

„Du kannst mir Kolovsky streitig machen“, trumpfte Aleksi auf, „aber bei Krasavitsa beißt du auf Granit!“

„Ohne den Namen meines Mannes wäre Krasavitsa nichts.“

Damit schien sie einen Nerv getroffen zu haben. Kate entging nicht, dass Aleksi die Lippen zusammenpresste. Ein offener Streit mit seiner Mutter berührte ihn wenig, aber die Anspielung, ohne Kolovsky ein Nichts zu sein, machte ihm zu schaffen.

„Du hast ja keine Ahnung, auf was du dich da einlässt.“ Drohend sah Aleksi seine Mutter an. „Wenn du deine Pläne umsetzt, ist der Name Kolovsky in wenigen Jahren bedeutungslos.“

„Die Zeiten sind rau, Aleksi.“ Steif stand Nina auf und wandte sich zum Gehen. „Um zu überleben, müssen wir das Erforderliche tun.“

Aleksi blieb reglos sitzen, bis sie das Büro verlassen hatte.

„Hat Kolovsky wirklich Probleme?“, fragte Kate vorsichtig.

„Vermutlich schon bald.“ Aleksi wurde ruhiger. „Wir stehen gut da, aber Nina versucht, Angst zu schüren.“ Er stützte die Ellenbogen auf den Schreibtisch und rieb sich die Schläfen. „Es war Belenki, der ihr die Prêt-à-porter-Brautkleider und das Bettwäschesortiment eingeredet hat. Als Einmalaktion für ein Jahr. Zehn Prozent der Gewinne sollen an beide Wohltätigkeitsorganisationen gehen: sein Kinderhilfswerk in Russland und die Waisenhäuser, für die meine Mutter als Schirmherrin zeichnet.“ Erwartungsvoll sah er Kate an. „Wie siehst du das?“

In Geschäftsdingen hatte Aleksi sie noch nie nach ihrer Meinung gefragt. Doch ehe sie etwas sagen konnte, nahm er ihr die Antwort ab.

„Die Idee mag gut klingen“, gab er zu. „Aber ich weiß, dass es für Kolovsky der Anfang vom Ende wäre. Und Belenki weiß es auch. Nur durch seine Exklusivität konnte Kolovsky sich so lange halten. Ich mag den Mann nicht …“ Er verstummte, als Kate nickte.

„Du hast damals schon gesagt, dass du ihm nicht traust.“

Nun wurde Aleksi hellhörig. „Wann?“

„Am Abend vor deinem Unfall.“ Kate errötete. „Als du zu mir gekommen warst.“

Erstaunlich schnell schaltete er wieder auf geschäftlich. „Stell mir die Zahlen zusammen“, sagte er. „Die echten Zahlen. Aber ich möchte sie vorher sehen, ehe du sie an Nina weiterreichst.“

„Sie wird merken, wenn du sie änderst.“

„Nina könnte DUMM nicht mal buchstabieren, wenn man es ihr meterhoch an die Wand schreiben würde“, winkte Aleksi ab. „Also stell mir die Zahlen zusammen.“ Als Kate sich zum Gehen wandte, sagte er. „Entweder du bist drinnen oder draußen.“

Verständnislos drehte sie sich um. „Wie bitte?“

„Du bist auf meiner Seite, oder du packst und gehst.“

Irritiert sah sie ihn an. „Aber du weißt doch, dass ich auf deiner Seite bin.“

„Gut.“ Aleksi beließ es nicht dabei. „Wenn du dich zum Bleiben entscheidest und ich auch nur gerüchteweise erfahre, dass du dich anderweitig umsiehst, feuere ich dich auf der Stelle.“

„Drohe mir nicht, Aleksi. Auch ich habe Rechte!“ Kate wurde verlegen, weil sie tatsächlich vorgehabt hatte, sich nach einem Job umzusehen. Aleksi hatte keine Ahnung, wie beängstigend es im Moment um ihre finanzielle Lage stand.

„Nimm deine Rechte wahr.“ Aleksi zuckte die Schultern. „Du sollst nur wissen, dass ich keine Skrupel kenne.“

„Deiner verdrehten Logik kann ich nicht folgen, Aleksi.“ Kate war wütend. „Du hättest mich einfach bitten können zu bleiben. Stattdessen kommst du mir mit Drohungen.“

„Das ist wirksamer.“ Er blickte zu ihr hinüber. „Du willst also nicht gehen?“

„Nein.“ Kate zögerte. „Aber falls Nina gewinnt …“ Sie schloss die Augen. „Ich glaube es zwar nicht, aber wenn …“ Meine Güte, sie würde keinen Treuepreis gewinnen, aber für sie lief es auf eine schlichte Wahrheit hinaus: „Schließlich muss ich meine Tochter durchbringen.“

„Dann rate ich dir, auf einen Gewinner zu setzen“, erklärte Aleksi ihr schonungslos. „Also? Bist du drinnen oder draußen?“

„Drinnen.“

„Gut“, sagte er nur. „Aber falls ich herausfinde …“

„Aleksi“, unterbrach Kate ihn gefasst, „ich bin drinnen und denke nicht daran, mich anderweitig umzusehen. Du musst mir vertrauen.“

Er lächelte grimmig. „Warum sollte ich?“

Manchmal hasste sie ihn fast.

Doch als Kate an ihrem Schreibtisch saß, war sie fast versucht, ein bisschen im Internet zu surfen. Um dem misstrauischen Kerl zu beweisen, dass ihr tatsächlich nicht zu trauen war.

Dann ging Aleksi an ihr vorbei, und sie sah, dass er das Bein leicht nachzog.

Lavinia lächelte ihm vertraulich zu und versuchte, ihn in ein Gespräch zu verwickeln – dessen Inhalt sie in Windeseile an seine Nina übermitteln würde.

Kates Wut war verflogen.

Seine eigene Mutter versuchte, ihn auszubooten. Warum sollte er jemandem trauen?

Wieso ihr, Kate? Nur sie wusste, dass er es konnte.

3. KAPITEL

Riminic Ivan Kolovsky.

Aleksi gab den Namen in die Internetsuchmaschine ein. Nichts.

Letztlich wusste er nicht, wo er anfangen sollte. Er blickte zu seiner Mutter hinüber, die ihre Nachrichten auf dem Anrufbeantworter ablaufen ließ, und überlegte, ob er ihr den Namen per E-Mail zuspielen sollte. Einfach nur, um zu sehen, wie sie darauf reagierte. Doch Lavinia umschwirrte ihn wie eine lästige Fliege, um an das Passwort für diverse Statistikdaten heranzukommen, die abends benötigt wurden.

„Kate kümmert sich darum“, wehrte Aleksi sie ab wie meist, ohne vom Computer aufzublicken.

Es war Freitagnachmittag, doch im Gebäude war von Wochenendstimmung nichts zu spüren. Seit einer Woche war Aleksi zurück und hatte unmissverständlich klargemacht, dass er jetzt wieder der Chef war, ganz gleich, wie Nina oder der Vorstand darüber dachten.

Einigen Mitarbeitern hatte er gekündigt – sie hatten es gewagt, seine Vormachtstellung infrage zu stellen. Jetzt tänzelten alle vorsichtig um ihn herum.

Bis auf Kate. Sie hatte gelernt, dass Aleksi Furcht roch, wie ein Hai Blut, und hielt sich im Hintergrund.

„Ich muss alles für Ihre Konferenz mit Belenki vorbereiten“, beharrte Lavinia. „Die Besprechung ist für heute Abend um sechs angesetzt, und Kate geht schon um fünf.“

Sie wirkte ungeduldig, seltsam besorgt. Kate war klar, dass Lavinia Informationen für Nina sammelte.

„Schließlich muss sie Georgie abholen.“

„Heute nicht“, mischte Kate sich freundlich ein. „Es gibt also keine Probleme, Lavinia. Ich kümmere mich um die Vorbereitungen für die Besprechung.“

Aleksi zog es vor, die Sticheleien zu überhören, und arbeitete weiter. Auch Kate tippte fleißig, während Lavinia eingeschnappt davonrauschte.

„Du siehst müde aus, Kate“, bemerkte er.

Dabei hatte sie morgens vierzig Minuten vor dem Spiegel verbracht!

„Ich habe wenig geschlafen.“

„Hör mal …“ Aleksi bewegte sich unbehaglich. „Was ich am Montag gesagt habe …“

„Hat damit nichts zu tun“, unterbrach Kate ihn. „Es war wegen Georgie.“

„Wie geht es ihr?“

„Es fällt ihr schwer, sich in der Schule einzugewöhnen.“ Sie bemühte sich, sachlich zu sprechen. „Aber sie lernt gut.“

„Immer noch zu gut?“ Nun musste Kate lächeln. Aleksi hatte also nicht vergessen, mit welchen Sorgen sie sich herumgeplagt hatte. „Wolltest du nicht mit den Lehrern sprechen?“

„Das habe ich getan“, erwiderte Kate. „Sie waren sehr verständnisvoll und wollen abwarten, wie Georgie sich macht. Möglicherweise wird sie eine Klasse überspringen.“

„Dabei ist sie noch nicht einmal fünf.“

„Aber hochintelligent.“

„Sollte sie nicht lieber unter ihresgleichen sein? Mit Fünfjährigen lachen und spielen, statt den Stoff von Sechs- und Siebenjährigen zu bewältigen.“

Aleksi hatte begriffen, was los war. Als Einziger.

„Hast du dir die Schule angesehen, die ich dir vorgeschlagen hatte?“

„Ja“, sagte Kate. „Aber ich wünschte, ich hätte es nicht getan.“

„Mein Angebot gilt weiter. Wenn du in Vollzeit für mich arbeitest, bezahle ich Georgies Schule.“ Er bemerkte, dass sie zögerte. „Mit oder ohne das Haus Kolovsky – ich werde immer gut dastehen, Kate. Und stets eine persönliche Assistentin brauchen.“

„Als Ganztagskraft hätte ich nicht genug Zeit für meine Tochter, Aleksi.“ Es störte sie, dass er den Köder vor ihrer Nase baumeln ließ. Wie gern hätte sie Georgie in diese Schule geschickt. Aber sollte sie ein Kindermädchen einstellen, um Aleksi auf seinen Reisen begleiten zu können? Oder notfalls bis spät in die Nacht arbeiten und schulischen Ereignissen fernbleiben, um sich um wichtige Geschäftspartner zu kümmern?

„Sie ist auch in der jetzigen Schule gut aufgehoben“, erklärte Kate wider besseres Wissen.

Er lächelte ironisch. „Bald wird Georgie schlauer sein als ihre Lehrer.“ Das wusste er aus Erfahrung. „Sie wird sich langweilen und allerlei anstellen.“

„Ich spare, um sie auf eine gute weiterführende Schule zu schicken.“

Aleksi wusste, dass Kate genau das tat, und bewunderte sie. Gleichzeitig ärgerte ihn ihre Sturheit. Er brauchte sie als Ganztagskraft, weil sie so tüchtig und selbstständig war. Aber ausgerechnet die Frau, mit der er so fantastisch zusammenarbeitete, wollte sich ihm nicht verpflichten.

Dabei war er es gewöhnt zu bekommen, was er sich in den Kopf setzte. „Georgie sollte mit gleichaltrigen Kindern zusammen sein und spielen.“

„Bei dir war das auch nicht der Fall.“ Kate wusste, dass Aleksi von Privatlehrern unterrichtet worden war. „Trotzdem bist du gut damit gefahren. Und Iosef auch.“

„Ich habe den Privatunterricht gehasst.“ Aleksi blickte zu ihr hinüber. „Als ich vierzehn war, konnten meine Lehrer mir nichts mehr beibringen. Und als Sechzehnjähriger … na ja, da war dann schon mehr los. Während Iosef Medizin studierte, habe ich mit meiner Lehrerin – sagen wir – ‚Anatomiestudien‘ betrieben.“

Kate wurde verlegen. Manchmal war sie nicht sicher, ob Aleksi sie testen oder schockieren wollte.

„Sie war eine tolle Lehrerin!“ Er lächelte amüsiert. „Aber schon mit siebzehn wusste ich mehr als sie und habe ihr einiges beigebracht.“

„So?“

Eindringlich sah er sie an. „Mit dir müsste es fantastisch sein, Kate.“

Ihr schoss das Blut in die Wangen. Verwirrt wandte sie sich ab. Sie spürte instinktiv, dass sie eine unsichtbare Grenze überschritten hatten.

Nun lachte Aleksi. „Habe ich dich in Verlegenheit gebracht?“

„Nein“, erwiderte sie gefasst. „Ich würde mir gern Einzelheiten aus deiner Kindheit anhören, aber ich muss die Prinzessin zur Anprobe des Brautkleids begleiten und dafür sorgen, dass alles reibungslos läuft.“

Aus Erfahrung wusste Kate, dass Lavinia mit hochkarätigen Kunden nicht umzugehen verstand. Ihr fehlte das richtige Fingerspitzengefühl, besonders bei arabischen Besuchern. Verwöhnte Kunden begrüßte Kate lieber selbst und begleitete die Braut und ihre Mutter persönlich in die heiligen Hallen.

Ein Brautkleid von Kolovsky kostete ein Vermögen. Da durfte die Kundin nicht zimperlich sein. Selbst bei den Reichen und Schönen kam es vor, dass eine sich aufregte, wenn ein speziell für sie kreiertes Kolovsky-Modell mehr kostete als Hochzeit und Flitterwochen zusammen …

„Da Lavinia sie abgeholt hat, könnte sie das doch übernehmen“, schlug Aleksi vor.

„Es ist besser, ich kümmere mich selbst um die Prinzessin.“

Kate war immer noch völlig durcheinander. So hatten sie noch nie miteinander gesprochen. Schon gar nicht bei der Arbeit …

Aufgewühlt verließ sie das Büro, um sich mit der Braut zu treffen.

Es fiel Kate nicht ganz leicht, sich auf die Prinzessin zu konzentrieren, als sie an den Sicherheitsleuten vorbeigingen und die privaten Brautgemächer betraten.

Dieser Bereich des Hauses Kolovsky war so exklusiv, das nur wenige ihn je zu Gesicht bekamen. Wer die ‚Abteilung Braut‘ betrat, fühlte sich wie in einem ehrfurchtgebietenden Tempel.

Hier gab es weder Wände noch Decken. Überall stapelten sich endlose Bahnen kostbarster handgearbeiteter hautfeiner Seiden – von bläulich rosa bis zu den ausgefallensten Cremetönen. Und auch die riesigen antiken Spiegel waren nicht zur Dekoration da. Von der ersten Sekunde an begutachtete das Team die zukünftige Braut, ihre Haltung, die Figur, den Gang. Mit geschultem Blick begannen die kreativen Geister bereits, die Nonplusultra-Kreation für die Prinzessin zu entwickeln, ihre sichtbare oder verborgene Schönheit zu entdecken.

Die Brautabteilung von Kolovsky besaß keine Zweitniederlassung, keine Boutiquenkette, keine Designer, die um die Welt jetteten, um bei der Kundin Maß zu nehmen. Kolovsky jagte niemandem nach. Um diese Kunstwerke zu tragen, musste man persönlich erscheinen.

Und natürlich blieb eine solche Kundin mehrere Tage in Melbourne, wo sie verwöhnt und umschmeichelt Entwürfe, Anproben und Animationsmodelle begutachten konnte. Erst zum Schluss, und wirklich erst dann, trat Kolovsky persönlich in Erscheinung.

Schon eine Woche vor der Hochzeit wurde ein Team entsandt, unter ihnen Stilberaterinnen und Spezialisten für Hairstyling und Make-up, um die Braut, die Kolovsky trug, in unvergleichlicher Schönheit erstrahlen zu lassen.

„Das dort …“ Sie gingen an luxuriösen Vitrinen mit funkelnden Diademen, Schuhen und Juwelen vorbei, doch die beeindruckten die Prinzessin nicht. Sie reagierte wie jedes weibliche Wesen, das diesen Raum betrat: Wie hypnotisiert blickte sie zu dem atemberaubenden Kleid in der Mitte des Raumes. „Das dort. Ich nehme das.“

„Den Wunsch können wir Ihnen leider nicht erfüllen“, erklärte Kate ihr. „Dieses Kleid wurde für eine Braut der Kolovskys entworfen.“

„Ich will das“, beharrte das Mädchen, und seine Mutter nickte. Schließlich gab es nichts auf der Welt, das die Familie sich nicht leisten konnte.

Nur war dieses Model unverkäuflich.

„Ihr Brautkleid wird exklusiv für Sie kreiert“, versuchte Kate, die Prinzessin abzulenken. „Dieses Modell wurde für eine andere entworfen.“

Nun übernahm das Design-Team. Die schöpferischen Geister begrüßten Mutter und Tochter und entführten sie mitten ins Brautparadies. Kate entging nicht, dass die Prinzessin dem heiß begehrten Modell einen letzten sehnsüchtigen Blick zuwarf.

Etwas Schöneres war tatsächlich unvorstellbar.

Georgie verkleidete sich nie, während es für Kate als Kind nichts Aufregenderes gegeben hatte, als sich mit Dingen zu schmücken, die ihr bei königlichen Hochzeiten im Fernsehen aufgefallen waren. Wie oft hatte sie sich gewünscht, eines Tages so wunderschön auszusehen wie die Braut, die verklärt auf den Prinzen am Altar zuschritt. Ihre Mutter hatte ihre blühende Fantasie belächelt. Doch selbst wenn sie sich in ihren wildesten, geheimsten Träumen von der molligen Kate in eine zarte, atemberaubend schöne Braut hätte verwandeln können, hätte sie sich auf so ein Brautkleid niemals verstiegen …

Kolovsky-Seide, so hieß es, sei wie ein Opal – sie wechselte die Farbe mit der Stimmung der Frau, die sie auf der Haut trug. Wann immer Kate dieses Kleid sah, erschien es ihr einen Hauch anders – goldschimmernd, silbrig, weiß, sogar fast durchsichtig. In die Korsage waren winzige Schmucksteine eingearbeitet, weitere im Saum verborgen – wo auch Ivan und Nina ihre Schätze einst versteckt hatten, als sie aus Russland nach Australien geflohen waren.

Dieses Kleid hätte wie ein kostbares geweihtes Taufkleid an die Bräute der Brüder Kolovsky und von ihnen an Annika, Iwan und Ninas Tochter weitergegeben werden sollen.

Dennoch hatten alle darauf verzichtet.

Millie, Levanders Frau, wäre fast darin getraut worden, doch am Hochzeitsmorgen hatte sie es als trauriges Häufchen auf dem Boden zurückgelassen und war geflüchtet – um Levander wenige Stunden später in Jeans zu heiraten.

Danach hatte Iosefs Hochzeit einige Wochen nach Ivans Tod stattgefunden. Doch Annie hatte so viel Pomp während der Familientrauerzeit für unpassend gehalten und sich für ein fliederfarbenes Kleid von der Stange entschieden.

Und die Hochzeit von Aleksis Schwester Annika hatte nach seinem schrecklichen Unfall neben seinem Krankenhausbett stattgefunden.

Jetzt blieb nur Aleksi. Somit würde das Traumkleid vermutlich bleiben, wo es war: unter Verschluss in der Glasvitrine.

„Hängst du Tagträumen nach, Kate?“

Sie hatte Aleksi nicht kommen hören und zuckte zusammen.

„Nein“, log sie. „Was tust du hier?“

„Ich möchte mich nur vergewissern, dass für unseren hohen Gast alles nach Wunsch läuft.“

„Alles ist bestens. Die Prinzessin ist beim Design-Team. Sie und ihre Mutter freuen sich schon auf das Abendessen mit Nina. Und ich habe deine Schwester angerufen. Annika kommt auch. Ich dachte, wir geben uns besondere Mühe, falls die Prinzessin sich nicht genügend hofiert fühlt.“

„Du hast entschieden mehr Gespür für so etwas als Nina. Bei ihr als Chefin würden wir Namensschilder tragen und Registrierkassen bedienen …“

„Und Tragetaschen extra berechnen“, ging Kate auf seinen scherzhaften Ton ein und blickte erneut auf das Traumkleid. Eine Frage brannte ihr auf der Zunge, doch sie wagte sich nicht an das kritische Thema.

„Was möchtest du wissen?“, sagte Aleksi. „Komm, sag’s schon.“

„Du verrätst es mir doch nicht.“

„Vielleicht nicht. Aber du könntest es versuchen.“

„Warum ist Millie vor der Hochzeit davongelaufen?“

„Du weißt, dass ich mich dazu nicht äußere.“ Er sah, dass sie enttäuscht war. „Das Haus Kolovsky ist voller Geheimnisse.“

„Und natürlich sind eure wichtiger als die normaler Sterblicher“, stichelte Kate.

Auf einmal war sie verärgert. Wochenlang hatte sie mit sich gerungen, ob sie Aleksi anrufen sollte, seinetwegen alles aufs Spiel gesetzt. Wenn seine Mutter herausgefunden hätte, dass Kate für ihn spionierte, hätte Nina sie auf der Stelle gefeuert.

Und dann war er einfach da gewesen, hatte sich nach ihrer Tochter, ihren Problemen, ihrem Leben erkundigt, ohne das Geringste von sich selbst preiszugeben.

„Du bist ein Snob, Aleksi“, hielt Kate ihm vor.

„Tja, unsere Geheimnisse sind nun mal spannender als eure“, neckte er sie. Doch statt auf seinen Ton einzugehen, brach sie in Tränen aus.

Aleksi war bestürzt. Er hatte sie noch nie weinen sehen – nicht einmal im Krankenhaus, als sie nach der qualvollen Geburt mutterseelenallein dagelegen hatte.

„Was hast du, Kate?“

„Was sollte ich wohl haben?“, fragte sie aufgebracht. „Wie könnte ich vergessen, was alles passiert ist?“

Befremdet sah Aleksi sie an. „Ich weiß nicht, was du meinst.“

„Du wärst fast gestorben!“ Jetzt brach alles förmlich aus Kate hervor. In den letzten Monaten hatte sie die Hölle durchgemacht. Da war Georgie mit ihren Albträumen. Nina, die ihr die Arbeit vergällte. Geldprobleme. Aleksis Unfall, den er um ein Haar nicht überlebt hätte. Iosefs Diagnose, sein Bruder könnte die Nacht nicht überleben …

In der zweiten Etage von Kolovsky-Design befand sich die Kaffeebar, doch dort konnte Kate sich unmöglich ausweinen. Kurz entschlossen führte Aleksi sie in den Coffeeshop auf der anderen Straßenseite, wo er sie mit Papiertaschentüchern versorgte, bis die Tränen versiegten.

„Ich hatte Angst, du würdest sterben!“, gestand Kate ihm verstört. „Man hat uns gesagt, du würdest es vielleicht nicht schaffen.“

„Aber ich habe es geschafft“, versuchte Aleksi, sie zu beruhigen.

„Und jetzt bist du zurück und tust, als wäre nichts gewesen …“

„Kate …“ Er konnte sich ihr nicht anvertrauen. Das war sein dunkles Geheimnis. Niemand durfte auch nur ahnen, wie viel sich bei ihm verändert hatte. Wie lange er mit sich gerungen hatte, ob er überhaupt zurückkommen sollte. Er leitete ein internationales Imperium – und konnte immer noch nicht klar denken. Erinnerte sich nicht einmal, wie viele Zuckerstücke er sich früher in den Kaffee getan hatte.

„Es geht mir gut.“

„Das weiß ich!“ Kate wurde bewusst, wie unvernünftig sie reagierte. Warum hatte sie sich nicht im Waschraum ausgeweint, statt sich hier in der Öffentlichkeit zu blamieren. „Es war nur …“

„Was?“

„Dich so zu sehen. Du warst immer noch in einem beängstigenden Zustand, als du mit der Reha anfingst. Und jetzt …“, Kate suchte nach Worten, „bist du zurück, als wäre nichts gewesen. Die Sache mit deiner Mutter, Krasavitsa, die Streitigkeiten, Belenki …“ Sie schloss die Augen und atmete tief durch. „Alles läuft wieder normal, nur ich brauche länger, um all das Schreckliche zu vergessen. Du wärst fast gestorben!“

Kate hatte all das noch nicht überwunden, wurde Aleksi erst jetzt bewusst.

Ja, er hatte im Krankenhaus gelegen. Doch da waren die Schmerzen und nur schemenhaften Erinnerungen gewesen. Und in der Karibik hatten Schmerzmittel ihn betäubt, sodass er nur ein Ziel gehabt hatte: gesund zu werden, zurückzukehren und wieder so zu sein wie früher.

Hier im Café wurde ihm zum ersten Mal bewusst, was er fast verloren hätte. Was ihm während der Genesung – sein Leben lang gefehlt hatte.

„Danke.“ Das hatte er so selten gesagt, dass es ihm komisch vorkam. „Für deine Gedanken und deine Hilfe. Ich hatte keine Ahnung, wie schwer das alles auch dich getroffen hat. Aber jetzt bin ich zurück und gesund.“

Kate nickte matt.

„Nun werde ich der Welt beweisen, wie gut es mir geht.“ Er richtete sich auf. „Der alte Aleksi ist wieder da.“

„Solltest du nicht …?“ Kate runzelte die Stirn.

„Die Dinge langsam angehen lassen?“

„Bis der Vorstand sich entschieden hat“, riet sie ihm kühn.

„Nein.“ Er stand auf, und sein Lächeln traf sie mitten ins Herz. „Ich habe mich bereits entschieden.“

Kates gelöste Stimmung hielt nicht lange an. Als sie das Bürogebäude betraten, verwandelte Aleksi sich wieder in den Chef des Hauses Kolovsky.

Kurz nach fünf schaute er bei ihr herein, um zu hören, ob sie länger bleiben könne.

„Kein Problem“, erwiderte Kate. „Meine Schwester Jessica holt Georgie aus dem Hort ab.“

„Wohnt sie nicht etwas außerhalb?“

Kate nickte und arbeitete konzentriert weiter. „Ja. Georgie verbringt das Wochenende bei ihr.“

Aleksi antwortete nicht. Sie war nicht einmal sicher, ob er begriffen hatte, was sie ihm damit sagen wollte.

Wann immer er sie abends besucht hatte, war Georgie nicht zu Hause gewesen.

Wie vereinbart, hatte Kate die Zahlen für die Besprechung mit Belenki zusammengestellt. Als Aleksi mit grimmiger Miene aus dem Chefbüro kam, informierte sie ihn, für ihn und seine Begleitung im Casino den besten Tisch bestellt zu haben.

Dann packte sie nach einem langen, anstrengenden Tag endlich ihre Tasche, während Aleksi das Büro verließ, um den Abend in angenehmer Gesellschaft zu verbringen.

Er trug einen eleganten Abendanzug, und sein dunkles Haar war zurückgekämmt, wenn auch einen Hauch zu lang.

„Hast du deinen Termin wahrgenommen?“, fragte Kate.

„Welchen Termin?“

Alle zwei Wochen besuchte Aleksi freitags den besten Herrenfriseur der Stadt, um sich bei grünem Tee die Haare waschen und schneiden und die Nägel maniküren zu lassen. Kate hatte rechtzeitig angerufen, dass er seine Termine nun wieder wie früher wahrnehmen würde, und Aleksi Bescheid gesagt.

„Der Friseur …“, begann Kate, doch er verzog abweisend das Gesicht.

„In Zukunft sollen sie zu mir kommen. Ich habe keine Lust mehr hinzugehen.“

„Gut.“ Kate machte sich eine Notiz im Terminkalender. „Einen schönen Abend, Aleksi“, wünschte sie ihm.

„Dir auch. Hast du etwas vor?“

„Ein Bad, und dann ab ins Bett.“ Scherzend setzte sie hinzu: „Vielleicht mache ich noch eine Runde durch die Clubs.“

„Ach ja“, fiel Aleksi ein. „Heute Abend ist Georgie nicht da.“

„Nein.“ Kate stand am Aufzug und blickte angestrengt auf die Knöpfe, damit er nicht sehen sollte, dass ihr das Blut in die Wangen schoss. „Bis Montag.“

„Bis dann.“

Ja, am Montag würde er sie wiedersehen. Keinen Moment eher.

Nachdenklich sah er zu, wie Kate den Aufzugknopf drückte und ein Gähnen unterdrückte. Einen gefährlichen Moment lang stellte er sich vor, wie sie sich die Schuhe abstreifte, das Kostüm auszog und sich genüsslich in ein Schaumbad gleiten ließ. Der Tag war geschafft. Das Wochenende erreicht.

Für Aleksi begann der Abend erst.

Auch er war müde. Doch daran wollte er lieber nicht denken.

Die Schmerzen meldeten sich zurück, aber er würde keine Tablette nehmen. Vierundzwanzig Stunden hatte er es ohne geschafft. Jetzt fiel es ihm von Minute zu Minute schwerer, darauf zu verzichten. Er musste ohne Medikamente auskommen. Sie benebelten ihn, hinderten ihn daran, klar zu denken.

Natürlich ahnte niemand etwas davon.

Nicht einmal Kate.

Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, betrat den Aufzug und schloss die Augen. Wo war der verflixte Friseursalon?

„Guten Abend, Mr Kolovsky.“

Er nickte der Empfangsdame zu. Diesmal sogar dem Portier. Schaffte die Stufen scheinbar mühelos und ließ sich auf den Rücksitz des wartenden Wagens sinken.

Heute würde er der Welt beweisen, dass er wieder da war.

Allen Gerüchten zum Trotz.

Pflichtschuldigst küsste er die Schöne, mit der er verabredet war. Vor dem Unfall war er einige Male mit ihr ausgegangen, und sie schmiegte sich strahlend an ihn, während sie zum Casino fuhren.

„Es ist schön, wieder da zu sein“, sagte er und küsste sie erneut – weil das einfacher war als reden. Leichter als zuzugeben, dass er sich nicht einmal an ihren Namen erinnerte.

4. KAPITEL

Er vermisste den Kick.

Aleksi setzte eine Million auf Schwarz und blickte starr auf die rotierende Roulettescheibe.

Gewinnen, verlieren …

Es erregte ihn nicht mehr.

Er brauchte weder das Geld noch seine Familie.

Bedeutete sie ihm überhaupt noch etwas?

Aleksi gewann.

Er hörte die Beifallsrufe, wandte sich der schönsten Frau der Welt zu, die ihm mit einem Kuss gratulierte. Aber er erinnerte sich immer noch nicht an ihren Namen. Er erwiderte den Kuss, schmeckte den Champagner auf ihrer Zunge und zog sie kurz an sich, um ihren Duft einzufangen und die innere Taubheit zu überspielen.

Doch irgendwie konnte er nicht mit den anderen anstoßen, geschweige denn auf sie eingehen.

Er war wieder da.

Seine Suite erwartete ihn. Das Paradies. Sogar das Vergessen.

Er war um fünfzig Millionen reicher, und nicht einmal die Schöne in seinen Armen bedeutete ihm etwas.

Ach, er kannte seinen Körper. Er hatte ihn nie im Stich gelassen und tat es auch jetzt nicht.

Da war sie, die Erregung – das triumphierende Lächeln der Frau, als sie seine Härte spürte …

Wie hieß sie noch?

„Entschuldige mich einen Moment.“ In Aleksis Oxfordenglisch schwang immer noch ein feiner russischer Akzent mit.

Er ging zur Herrentoilette.

Man hielt ihm die Tür auf.

Er ging zum Waschbecken, wusch sich die Hände. Auch das Gesicht, weil es sich wie Plastik anfühlte. Er trocknete es mit einem flauschigen Handtuch ab und erhaschte einen Blick auf sein Spiegelbild.

Dunkles Haar, dicht und glänzend. Schiefergraue Augen. Glatte, reine Haut.

Der Chef von Kolovsky.

Aleksi lockerte sich die Fliege, weil sie ihm zu eng wurde.

Da war etwas gewesen … Aber was? Es war wichtig, das wusste er.

Besser als sein Bruder Levander, der es erlebt hatte.

Besser als sein Zwilling Iosef, der sich damit auseinandergesetzt hatte.

Besser als seine Schwester Annika, die sich damit herumgequält hatte.

Er, Aleksi, war klüger als die anderen. Und klug zu sein war ein Fluch.

Er wusste so viel mehr als sie, obwohl er es abgestritten und sein Vater ihm eingeprügelt hatte zu schweigen, weil die Wahrheit alles ändern würde. Doch jetzt fiel es ihm zunehmend schwerer, sich davor zu verstecken.

Da war eine Erinnerung – ein Bild, nur einen Atemzug, eine Erkenntnis entfernt –, aber wie oft er auch danach greifen wollte, sie entzog sich ihm wieder.

Warum konnte er sich nicht daran erinnern?

Aleksi presste das Gesicht an die kühle Spiegelfläche, blickte in die schlammigen Tiefen seines Bewusstseins und hoffte, ohne Medikamente endlich klar zu sehen. Weil er wusste, dass er etwas tun musste.

Aber was?

Das Piepen des Handys in der Tasche rief ihn in die Wirklichkeit zurück. Er atmete tief durch und ging nach draußen. Als es erneut piepte, blickte er auf die Anzeige.

Brandy.

Ja, so hieß sie. Das war ihr Name. Offensichtlich fragte sie sich, wo er blieb. Die wilde Brandy wartete auf eine heiße Nacht.

Nicht heute Abend.

Aleksi wandte sich nach rechts statt nach links und landete in der Küche statt an der VIP Bar. Er ignorierte Brandys beharrliche Versuche, ihn zurückzulocken. Als das Handy wieder piepte, rief er seinen Chauffeur an und bat ihn, sie nach Hause zu fahren oder im Hotel unterzubringen – was immer ihr lieber sei.

„Soll ich ihr etwas ausrichten?“, fragte der Mann.

„Nein.“ Aleksi schaltete das Handy ab, warf es in einen Mülleimer und flüchtete durch einen Notausgang nach draußen.

Ohne nachzudenken, stieg er die Feuerleiter hinunter und hielt an der Straße das nächstbeste Taxi an.

„Wohin?“, fragte der Fahrer.

„Zum Flughafen.“

Wenig später fuhren sie über eine gut ausgebaute Ausfallstraße. Hier war er schon gewesen, fiel Aleksi ein – in der Unfallnacht. Als wäre der Teufel hinter ihm her, war er zum Flughafen gebraust – nur konnte er sich nicht erinnern, warum.

Diesmal herrschte kaum Verkehr. In einer knappen halben Stunde waren sie am Flughafen. „Bringen Sie mich in die Stadt zurück.“

„Aber …“ Ein Bündel Geldscheine erstickte die Einwände des Taxifahrers.

„Fahren Sie einfach.“

Und das taten sie.

Ein Uhr nachts. Zwei Uhr. Ziellos fuhren sie in der Gegend herum.

„Links“, sagte Aleksi, als die Lichter der City erneut hinter ihnen zurückblieben. „Diese Ausfahrt“, bestimmte er, als sie in die Vororte kamen. „Am Kreisel rechts. Dann wieder rechts.“

In der Dunkelheit entdeckte er Kates schlichtes Haus. Der ­schmale Grasstreifen müsste gemäht werden. Davor stand ein Schild: „Zu verkaufen“.

„Halten Sie hier.“

Geld war überzeugender als Worte. Der Taxifahrer stoppte, und sie warteten fünf, zehn Minuten. Als Aleksis Dämonen sich beruhigt hatten, tippte er dem Fahrer auf die Schulter, um sich zurückfahren zu lassen.

Nie wieder, hatte er sich geschworen. Er hatte nicht mehr herkommen wollen. Weil das zu nichts führte.

Drei Mal war er hier gelandet – und hasste sich deswegen.

Auch morgen früh würde er es bereuen. Fehler sollte man nicht wiederholen …

Aleksi stieg aus dem Taxi. „Ich brauche Sie nicht mehr.“

„Ich warte gern“, erbot der Fahrer sich. „Sehen Sie lieber erst nach, ob jemand zu Hause ist.“

„Fahren Sie“, beharrte Aleksi.

Mitten im Vorort, ohne Handy, stand er um drei Uhr morgens da und blickte dem davonfahrenden Taxi nach. Was, zum Teufel, suchte er hier?

Wieder.

Aleksi versuchte, nicht an die anderen nächtlichen Besuche zu denken, doch sie drängten sich in sein Bewusstsein und forderten eine Antwort.

Er kannte Kate schon so lange. Fünf Jahre … wenn auch mit Unterbrechungen.

Zum ersten Mal dachte er darüber nach.

Noch nie war er so lange mit einer Frau überhaupt befreundet gewesen. Er reiste mit leichtem Gepäck. Wenn eine Beziehung vorbei war, war sie vorbei.

Bei Kate war das anders. Aus einem ihm selbst nicht erklärlichen Gefühl heraus hatte er sie nie ganz aus seinem Leben gestrichen. Fünf lange Jahre nicht.

Aleksi ging den schmalen Gartenweg entlang und blieb vor der Haustür stehen. Er musste Kate sehen.

Er atmete tief durch und klopfte.

Kate hörte das Pochen an der Haustür und schaltete das Licht ein. Bruce bellte etwas zu kurz, um den Titel Wachhund zu verdienen. Zögernd ging sie zur Tür, ohne sich Hoffnung zu machen.

Wie oft hatte sie sich gefragt, ob sie sich die Besuche nicht nur einbildete.

Keiner von ihnen hatte sie je erwähnt.

Eigentlich war ihr schleierhaft, warum Aleksi überhaupt zu ihr gekommen war.

Als sie bereits zwei Wochen bei Kolovsky gearbeitet hatte, war er eines Nachts bei ihr aufgetaucht: Die Reporter seien hinter ihm her, er habe versucht, sie abzuschütteln, und sei bei ihr gelandet. Damals hatte sie ihn auf dem Sofa übernachten lassen. Sein silbergrauer Sportflitzer hatte sich vor ihrem Haus lachhaft ausgenommen. Als Kate am Morgen erwachte, war Aleksi gegangen.

Und dann, zwei Wochen später, hatte es Streit gegeben, weil er Überstunden von ihr verlangte. Danach war er im Taxi zu ihr gekommen, hatte sie gebeten, die Kündigung zurückzunehmen, und ihr versprochen, sich an die vereinbarte Arbeitszeit zu halten. Nachdem sie das Friedensangebot angenommen hatte, war Aleksi auf dem Sofa eingeschlafen.

Das dritte Mal war er nach dem Wohltätigkeitsball bei ihr erschienen – aufgebracht, voller Wut auf Belenki, seine Familie, die ganze Welt. Da hatte er sie ein zweites Mal geküsst – unglaublich zart und verwirrend. Der Ausdruck in seinen Augen hatte ihr verraten, dass er selbst nicht wusste, wie es dazu gekommen war. Mit keinem Wort hatten sie darüber gesprochen. Und wieder war er am Morgen fort gewesen. Danach war der schreckliche Unfall passiert.

Und jetzt stand Aleksi erneut vor ihrer Tür. Beharrlich. Rastlos. Zornig.

„Mein Bein …“

Auf seiner Stirn standen Schweißperlen, er hinkte über die Türschwelle und schien Schmerzen zu haben. „Brauchst du Medikamente?“ So hatte sie Aleksi noch nie erlebt. Jedenfalls nicht seit der ersten Zeit im Krankenhaus, als man seine Schmerzen mit Tabletten und Spritzen betäubt hatte. „Eine Tablette?“

„Ich nehme nichts mehr!“, wehrte er ab.

Trotz seiner Sonnenbräune war er erschreckend bleich.

„Aber du darfst die Medikamente nur langsam absetzen.“

„Ich habe sie abgesetzt. Endgültig.“

„Seit wann?

„Seit heute.“

„Aleksi!“ Kate war entsetzt. „Du darfst sie nur allmählich verringern. Es dauert Monate, ehe du ohne auskommst. Du kannst nicht einfach aufhören.“

„Ich tue es. Höchste Zeit, dass ich wieder klar denken kann.“

„Genau das kannst du nicht, wenn du Schmerzen hast.“

„Hör zu, Kate“, beschwörend drückte er ihre Hand, „seit dem Unfall kann ich nicht mehr klar denken.“

„Das war zu erwarten.“

„Genau.“ Seine Augen waren gerötet, noch nie hatte Kate ihn so schwach erlebt. „Man will nicht, dass ich wieder klar denken kann. Der neue Arzt verschreibt mir immer mehr Medikamente …“

„Er ist der Beste“, beharrte Kate. „Deine Mutter hat sich umgehört und …“ Entsetzt verstummte sie. So tief konnte Nina unmöglich gesunken sein! Oder doch …?

„Ich lasse mich im Krankenhaus weiterbehandeln. Einem Arzt meiner Mutter traue ich nicht. Montag habe ich einen Termin. Ich muss auch ohne Medikamente auskommen, um wieder klar im Kopf zu werden.“ Es ging ihr ans Herz, wie gequält er sie ansah. „Du musst mich für verrückt halten …“

Gefasst versicherte sie ihm: „Nein, Aleksi, das tue ich nicht. Ich verstehe, warum du ihr nicht traust.“

„Wenn ich heute Nacht ohne Medikamente durchhalte, kann ich klarer denken.“

Zumindest das verstand sie.

Aleksi konnte unerträglich und beherrschend sein, aber hier war er leichter zu ertragen. Sogar mit den Schmerzen. Es war, als hätte er sein gesamtes Gepäck an der Haustür zurückgelassen.

Kopfschüttelnd stand er an der Badezimmertür. „Wie kann man einen Stöpsel verlieren?“

Kate hatte ihm geraten, ein Bad zu nehmen, und da er sich vermutlich noch nie selbst eins eingelassen hatte, wollte sie es für ihn tun. Doch jetzt war der Stöpsel nicht aufzufinden.

„Vielleicht hat Georgie …“ Ihr fiel ein, dass sie selbst vorher gebadet hatte.

„Denk nach, wann du ihn das letzte Mal benutzt hast“, sagte Aleksi.

„Möchtest du duschen?“

„Jetzt hast du mir das Bad schmackhaft gemacht, mir vorgeschwärmt, wie wunderbar es mich entspannen würde …“

„Hier!“ Wie so oft hatte der Stopper sich zwischen die Seiten des Buches verirrt, das Kate in der Wanne gelesen hatte. Sie stöpselte ihn ein, ließ Wasser einlaufen, vergewisserte sich, dass sie Handtücher und alles Nötige bereitgelegt hatte, und wollte sich dann zurückziehen. Doch Aleksi stand an der Tür und nahm ihr den Roman ab.

„Ich lese auch gern in der Wanne.“

Offensichtlich. Er blieb eine Ewigkeit im Bad.

Was will er hier? Warum ist er wiedergekommen?

Wenn sie ihn danach fragte, würde er den winzigen Türspalt zwischen ihnen wieder zustoßen. Warum hatte sie ihn bloß hereingelassen?

Weil Aleksi ihr mehr bedeutete als ihr guttat.

Doch da war ihr eigenes Leben. Ihr Beruf. Ihre kleine Tochter.

Und nun dieser aufregende Mann. Mit dem sie ein köstliches kleines Geheimnis verband.

Und Fragen, von deren Antworten Kate nur träumen konnte.

Aleksi mochte für sie unerreichbar sein, aber heute Nacht war er bei ihr.

Ach, sie wusste, was er im Moment durchmachte. Nachdem er die Medikamente abgesetzt hatte, durchlitt er Höllenqualen.

Wenn sie am Morgen erwachte, würde er fort sein …

„Kehrt deine Schwester zu ihrem Mann zurück?“ Triefnass, ein Handtuch um die Hüften, lehnte Aleksi an der Schlafzimmertür.

Kate lag auf dem Bett und richtete sich auf. „Fürs Erste.“

Er kam zu ihr herüber, und irgendwie wusste sie, dass er diesmal nicht auf dem Sofa übernachten würde.

„Wäre Jessica ohne ihn nicht besser dran?“ Ganz selbstverständlich legte Aleksi sich neben sie und streckte sich aus. Nur ein Handtuch bedeckte seine Hüften, und Kate wagte nicht hinzusehen, obwohl sie es zu gern getan hätte …

„Das weiß ich nicht.“

Er schloss die Augen, und endlich wagte Kate einen Blick auf seinen spärlich bedeckten Körper. Wie oft hatte sie sich das in kühnen Fantasien ausgemalt, und jetzt war er bei ihr … der umwerfendste Mann der Welt!

„Du willst dein Haus verkaufen?“ Aleksi schaffte es, normal zu sprechen.

„Mein Vermieter will es verkaufen.“

Er hielt die Augen geschlossen und schwieg.

Doch natürlich ahnte er nicht, was das für sie bedeutete. „Deshalb habe ich meine Schwester gebeten, Georgie übers Wochenende zu sich zu nehmen“, fuhr Kate fort. „Weil ich eine neue Bleibe finden muss.“

Aleksi runzelte die Stirn. „Der Mann müsste dir doch rechtzeitig gekündigt haben.“

„Er hat die monatliche Kündigungsfrist eingehalten“, räumte Kate ein. „Aber letztes Wochenende war ich beschäftigt. Deshalb kann ich mich erst jetzt nach einer Wohnung umsehen. Bis nächstes Wochenende finde ich schon etwas …“ Eine ironische Spitze konnte sie sich nicht verkneifen. „Falls mein Chef mir ein Empfehlungsschreiben ausstellt.“

Aleksi öffnete die Augen und sah sie an. „Entschuldige. Da habe ich mich im Ton vergriffen. Gerade jetzt kann ich es mir nicht leisten, dich zu verlieren.“

Später würde Kate sich fragen, was sie dazu getrieben hatte, Aleksi zu berühren. Nachdem sie eine Weile miteinander geredet, geschwiegen und wieder geredet hatten, ergab es sich einfach, weil Aleksi wieder einen Krampf bekam. Mitfühlend legte sie ihm die Hand auf den Schenkel – und konnte sie nicht mehr zurückziehen.

Die Berührung seiner festen, warmen Haut erregte sie. Kate wagte kaum zu atmend während sie die Finger über die harten Muskeln gleiten ließ. Irgendwann wurde sie mutiger, nahm das Babyöl und rieb sein Bein damit behutsam, dann etwas fester ein. Das dauerte eine Weile, und Kate war nicht einmal sicher, ob es half. Doch unter ihren Fingern begannen die Muskeln sich zu lockern. Unvermittelt spannte Aleksi sich wieder an, stieß eine Verwünschung aus und biss die Zähne zusammen.

Oh ja, sie wusste nur zu gut, wie er litt!

„Als ich Georgie zur Welt brachte …“

„Nein!“, unterbrach er sie scharf. „Du hast keine Ahnung, wie das ist …“

„Oh doch!“ Beharrlich massierte Kate weiter. „Ich war mutterseelenallein, und die Schwestern redeten auf mich ein, das alles sei völlig normal. Aber ich schrie nach einem Betäubungsmittel, weil es so wahnsinnig wehtat. Natürlich wusste ich, dass eine Geburt mit Schmerzen verbunden ist, aber das war Folter pur. Die Wehen kamen immer öfter und erbarmungsloser …“

„Und wie lange ging das?“

„Die ganze Nacht“, verriet Kate. „Ich dachte, es würde nie enden, aber irgendwann war es dann doch vorbei.“

„Ich will keine Schmerzmittel nehmen“, murrte Aleksi.

Kate lächelte. „Das hatte ich vorher auch gesagt.“ Sie drückte die Finger in seine verkrampften Schenkel und hörte ihn scharf einatmen. Dann ließ die Verkrampfung nach, und Kate massierte weiter.

„Aber irgendwann war dir alles egal.“

„Das kann man wohl sagen!“ Kate lächelte. „Ich habe die ganze Klinik zusammengeschrien.“

Nun lächelte auch Aleksi. „Ich bleibe hart.“

„Sind die Schmerzen so schlimm?“

„Nein.“ Seine Antwort überraschte sie. „Das Schlimmste sind die Gedanken.“

„Gedanken?“ Kate knetete weiter.

„Es wäre einfach, sich zu betrinken“, erklärte Aleksi. „Aber ich muss es ohne Betäubung durchstehen.“

Seit Kate sein Bein das letzte Mal gesehen hatte, war es sehr viel muskulöser geworden. Vorher war es dünn und schlaff gewesen, voller Klammern und Nähte. Jetzt war es sehnig und gebräunt, mit frischen Narben und feinen, dunklen Härchen. Als die Verkrampfung nachließ, begann sie, das Bein abwärts zu massieren, sodass der Fesselmuskel sich entkrampfte, der einen Großteil der Schenkellast zu tragen hatte.

„Gleich geht’s dir besser“, versprach Kate ihm. „Entspann dich einfach.“

„Leichter gesagt als getan.“

„Versuch’s“, drängte sie.

Und er tat es.

Aleksi lag einfach nur da und dachte an Kates Hände.

Lauschte dem Tick, Tick, Tick ihres kleinen Weckers.

Im Krankenhaus war ihm das verhasst gewesen – die Attacken auf seinen Körper, die Ermahnungen, sich zu entspannen, sich nicht dagegen zu wehren –, doch jetzt begriff er, worum es ging. Wenn er sich entspannte, ließ er sich gehen, und seine Muskeln schienen zu schmelzen.

So wunderbar hatte sich noch niemand um ihn gekümmert.

Aleksi lag auf dem Bett und blickte zur Decke.

Noch nie hatte er sich so gelöst und im Einklang mit einem anderen Menschen gefühlt.

Sonst war er es, der aktiv wurde.

Bei Essen, Verhandlungen, im Bett, im Krankenhaus – immer trieb er die Dinge voran, den Geschäftsabschluss, den Orgasmus, die Erholung. Stets verfolgte er beharrlich seine Ziele. Nur heute Nacht – na ja, es ging schon auf den Morgen zu – lag er einfach nur da und überließ sich Kate …

Ließ seinen Körper, die Seele baumeln – bis der Krampf erneut einsetzte, sein Bein zu zucken begann und der Schmerz die grausigen Erinnerungen wieder wachrief: das Kreischen der Reifen, den Gestank brennenden Gummis, das Schleudern des Wagens … Die Erinnerungen waren so lebendig und wirklich, dass er die Hände zu Fäusten ballte, um sie nicht schützend vors Gesicht zu reißen.

Nun massierte Kate die Unterseite des Schenkels, die verkrampfte Kniesehne, und er hätte am liebsten geschrien – weil es die Hölle war, sich daran zu erinnern.

„Du darfst an nichts denken“, riet Kate ihm sanft.

Also beobachtete er sie, um sich den Erinnerungen zu entziehen. Konzentriert blickte sie auf sein Bein, und er betrachtete sie … ließ den Blick tiefer gleiten, verweilte auf der Mulde zwischen ihren Brüsten. Und wurde ruhiger. Wie müsste es sein, wenn ihr Morgenmantel etwas auseinanderklaffen und ihm ein bisschen mehr Einblick gewähren würde …?

Wunschdenken …

Er beobachtete Kates Hände, sah, wie seine Haut sich bei jedem Massagedruck wölbte, und atmete langsamer. Was sie mit ihm machte, hatte eine hypnotisierende Wirkung auf ihn.

Sein schmales Handtuch war verrutscht. Die Schenkelmuskeln hatten sich gelockert, und sein Körper regte sich.

„Keine Sorge.“ Verlegen wandte Kate sich ab und stand auf. „Das kommt vor“, bemerkte sie sachlich.

Natürlich. Es war bei allen Physiotherapeuten und Schwestern passiert, die ihn behandelt hatten. „Bisher noch nie.“

Kate schwieg. Also war sie die Ursache.

Jedes Mal, wenn Aleksi zu ihr kam, verschoben sich die Grenzen.

Erst der Kuss.

Dann Gespräche.

Wie einen kostbaren geheimen Schatz hütete Kate diese Erinnerungen.

Und jetzt das.

Ihre Hand lag immer noch auf seinem Schenkel. Nun hätte sie weggehen können – aber sie tat es nicht.

Hier geschah etwas, das sie sich selbst nicht erklären konnte.

Mit Aleksi allein im Haus, fern von allen, wenn auch nur für kurze Zeit, fühlte sie sich schön.

Unter seinem Blick verwandelte sie sich in eine andere.

Eine kühne, sinnliche Frau.

Nur war sie das nicht.

Für sie war Sex in Schande ausgeufert. Gleich beim ersten Mal war sie schwanger geworden. Als sie immer runder wurde, hatte Craig ihr vorgeworfen, ihn in die Falle gelockt zu haben. Daraufhin hatte Kate sich von ihm getrennt. Sichtlich erleichtert war er gewesen, seiner Pflichten gegenüber dem Ungeborenen entbunden zu sein.

Craigs Eltern hatten Verbindung zu Georgie gehalten. Bei ihnen sah er seine Tochter gelegentlich. Er schickte ihr Geburtstagsgeschenke und Weihnachtskarten, weiter ging das Interesse an seiner Tochter nicht.

Nach dem Bruch mit ihm hatte Kate sich geschworen: Nie wieder!

Nun war sie Mutter und bereit, für Georgie alles zu tun – ohne Mann.

Doch jetzt lag Aleksi in ihrem Bett, und heute Nacht war sie keine Mutter. Zum ersten Mal seit Langem fühlte sie sich wieder als Frau.

Er blickte ihr ins Gesicht, und sie wandte sich nicht ab. Immer noch lag ihre Hand auf seinem Schenkel. Sanft begann Kate, ihn wieder zu massieren. Sie spürte, dass Aleksi sich verkrampfte, weil die Schmerzen zurückkehrten … und diesmal würde sie ihn anders behandeln.

„Kate …“ Er nahm ihre Hand und hielt sie fest. „Du musst das nicht tun.“

„Ich weiß.“ Sie sehnte sich nach ihm. Das änderte alles. Hatte ihre Beziehung sich nicht bereits verändert?

Natürlich wusste sie, dass sie Aleksi nicht halten konnte … aber sie wollte mit ihm zusammen sein, und sei es nur für eine Weile.

Noch nie hatte sie einen Mann angefasst. Jetzt tat sie es. Die Finger noch warm vom Öl, umfasste sie ihn.

„Kate“, wiederholte er beschwörend. Es tat so gut, doch sie musste aufhören. Am Morgen würden Scham- und Schuldgefühle zurückbleiben. Dennoch, es war so wunderbar, von ihr berührt zu werden. Nicht fordernd oder gierig, sondern herrlich langsam und rhythmisch. Er schwieg und schloss die Augen.

Die Berührungen waren so unerfahren und vorsichtig, dass Aleksi ihre Hand am liebsten geführt hätte, um ihr zu zeigen, was er sich wünschte. Doch eigentlich könnte es nicht schöner sein …

Es war so unerwartet und bereitete ihm ungeahnte Lust.

Mit jeder köstlichen Berührung überraschte Kate ihn mehr, weil sie so unerfahren war.

Sie berührte ihn zu leicht. Hatte Angst, ihm wehzutun. Zu grob zu sein.

Aber sie wusste es ja nicht besser.

Nicht dort …

Sie wurde forscher.

Vorsichtig …

Nun gab es für Kate kein Halten mehr.

Sie umfasste und streichelte ihn, stand ganz im Bann seiner Schönheit, der Intimität des Augenblicks. Aleksi war ein unglaublicher Mann – alles dies war so unglaublich, wie sie es nie erträumt hätte. Aber es war Wirklichkeit, Aleksi war da …

Kate wurde mutiger, streichelte ihn lockerer, selbstverständlicher, entdeckte den richtigen Rhythmus, und eine nie gekannte Erregung erfasste sie. Die Hände genügten nicht mehr, sie wollte ihn mit den Lippen spüren. Und beugte sich über ihn, küsste die Spitze, erriet, was sie nicht wusste.

Aleksi würde ihr sagen, was er wollte. Oder nicht wollte. Sie hörte ihn scharf einatmen und küsste ihn zart, und dennoch verlangend … wünschte sich, er würde sie ebenfalls küssen.

Sie spürte seine Hand unter ihrem Morgenmantel und schob sie fort. Verlangend bedeckte sie seine Brust, den durchtrainierten Bauch mit Küssen, leckte seine Haut und genoss jede Liebkosung, weil sie wusste, dass sie ewig davon zehren musste. Diese Augenblicke waren ihr geheimes Paradies, das ihr für immer bleiben würde …

Mit den Lippen besaß sie keinerlei Erfahrung, doch das kümmerte sie nicht.

Es war so einfach und dennoch pure Lust. Aleksi lag da, blickte zur Decke und wäre am liebsten aufgestanden, um Kate zu sagen …

Was?

Er blieb liegen.

Und sie küsste ihn – nicht, um ihn zu beeindrucken oder zu reizen, sondern weil sie es wollte. Selbstvergessen schmeckte und leckte sie ihn, spürte, wie er die Finger in ihr Haar krallte, als sie mutiger wurde, ihn tiefer in sich aufnahm und es genoss.

Für Aleksi war es eine völlig neue Erfahrung, einfach dazuliegen und nichts zu tun.

An nichts zu denken, nur an das, was Kate mit dem Mund tat.

Dabei ertrug er Massagen nur widerwillig, obwohl er sie jede Woche buchen musste. Stets lag er da und konnte es nicht erwarten, dass die Stunde um war. Und immer gab er ein großzügiges Trinkgeld, behauptete, sich bestens zu fühlen. Wenn er wieder in seinen Anzug schlüpfte, fühlte er sich wie vorher.

Bei intimen Begegnungen war es ebenso gewesen.

Doch jetzt lag er zum ersten Mal einfach nur da … keine Eile, kein gespieltes Luststöhnen, nichts wurde von ihm erwartet.

Er wollte nicht, dass es vorbei war.

Unwillkürlich hob er die Hüften, drängte den Empfindungen entgegen, dem einzigartigen Augenblick der Zeitlosigkeit.

„Kate“, flüsterte er überwältigt und schloss die Augen, genoss die zarten Liebkosungen.

Sein Körper sehnte sich nach Erlösung. Noch nie war er an einem Ort wie diesem gewesen – einem stillen, friedlichen Raum, wo es nur die Berührungen der Lippen und Kates Atem und eine endlose Nacht gab.

Keine Forderungen. Keine Ansprüche an ihn. Er konnte die Augen öffnen, seine großherzige Bettgefährtin ansehen …

Und wollte bei ihr bleiben.

Sanft zog er sie an sich, genoss es, den Duft ihres Haares einzuatmen, ihre weichen Rundungen, das Gewicht ihrer Brüste auf sich zu spüren.

In den letzten Wochen hatte er das richtige Wort dafür nicht gefunden, und er suchte in seinem reichen Erfahrungsschatz. Er suchte eine Weile, und die Antwort erstaunte ihn.

Ruhe.

Eigentlich hatte er dieses Gefühl noch nie kennengelernt. Doch während er darüber nachsann, nistete es sich in seinem Bewusstsein ein … und endlich übermannte ihn der Schlaf.

5. KAPITEL

Als Kate erwachte, war das Bett neben ihr leer. Jetzt hätte eine Flutwelle der Scham, der Reue sie überrollen müssen …

Nichts. Sie fühlte sich wunderbar.

Bereute es nicht eine Minute.

Ach natürlich, wenn sie Aleksi am Montagmorgen gegenüberstand, würde sie ihr Gesicht am liebsten unter einem Volltattoo verstecken wollen. Doch im Moment wusste sie nur eins: Die Nacht mit Aleksi war die wunderbarste ihres Lebens.

Beschwingt schlüpfte Kate in den Morgenmantel, wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser und putzte sich die Zähne.

Heute Vormittag musste sie drei Mietobjekte besichtigen und würde vollauf beschäftigt sein. An Aleksi wollte sie erst wieder abends denken, wenn sie die Nacht nochmals in Ruhe durchleben konnte.

Sollte sie den Anrufbeantworter abspulen, um zu sehen, ob Aleksi sich gemeldet hatte? Lieber nicht. Wie gewohnt, ging Kate die Zeitung aus dem Briefkasten holen und betrat die Küche.

„Ich frage mich …“

„Ach!“ Fast hätte Kate die Zeitung fallen lassen.

Der Gedanke, Aleksi könnte noch da sein, war ihr gar nicht gekommen. Immer war er bereits fort gewesen, wenn sie erwachte. Jetzt stand er in der Morgensonne vor ihr und goss heißes Wasser in zwei Becher.

„Wo sind die Kaffeebohnen?“, fragte er.

„In Kenia.“ Kate öffnete ein Glas Pulverkaffee und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr seine Anwesenheit sie verwirrte. Er passte nicht in ihre bescheidene Küche, und sie wollte nicht, dass ihre Welten sich berührten. Die letzte Nacht war ein Traum gewesen, eine Flucht aus der Wirklichkeit, die im kalten Tageslicht nicht bestehen konnte. Am besten, sie sprachen nicht darüber, gingen einfach darüber hinweg.

Doch jetzt stand Aleksi vor ihr.

Er trug nur die Anzughose, die ihm tief auf den Hüften saß, es war nicht zu übersehen, dass er abgenommen hatte. Warum hatte er sie nicht ändern lassen? Schließlich beschäftigte er eine Armee von Designern.

Aber eigentlich gefiel er ihr so sehnig. Kate riskierte einen zweiten Blick auf seinen durchtrainierten Körper und die dunklen Härchen, die den Blick unweigerlich zu der Stelle zogen, wo sie ihn letzte Nacht geküsst hatte.

Nein! Sie wollte nicht, dass die Wirklichkeit sich in ihre Träume drängte.

Und sie wollte auch nicht, dass Aleksi sie zerzaust und im schäbigen Morgenrock in ihrer kleinen Küche sah. Sicher bereute er jetzt, sie in der Nacht aufgesucht zu haben.

Erneut.

„Ich dachte, du wärst schon fort“, brachte sie hilflos hervor.

Das hatte Aleksi auch gedacht.

Eigentlich war er Frühaufsteher, doch seit dem Unfall wäre es sinnlos gewesen, frühzeitig auf den Beinen zu sein. Schon lange vor Morgengrauen lag er da und lauschte erschöpft auf die Geräusche der erwachenden Welt. Nur heute nicht. Zum ersten Mal seit dem Unfall hatte er den Sonnenaufgang verschlafen.

Erfrischt und erstaunlich entspannt war er erwacht und hatte Kate schlafen lassen, sich ein Taxi rufen wollen. Doch irgendwie hatte er sich dem Unvermeidlichen noch nicht stellen wollen. Bei der Suche nach Kaffee war er neben dem Mikrowellengerät auf den Stapel unbezahlter Rechnungen gestoßen. Da war ihm das Verkaufsschild vor dem Haus eingefallen, und eine Idee hatte Form angenommen.

Aleksi war ein Mann schneller Entschlüsse und prompter Lösungen. Jetzt kam er direkt zur Sache. „Zieh zu mir, Kate.“

Meine Güte! Sie verdrehte die Augen.

„Schließlich musst du dir eine Bleibe suchen und irgendwo wohnen. Mein Haus ist viel zu groß für mich. Du könntest einige Monate bei mir unterkommen.“ Er hielt inne, weil ein struppiger Hund sich an ihm vorbeischob, um von Kate zur Hintertür hinausgelassen zu werden. „Warum sagst du nichts?“

„Weil eine Antwort sich erübrigt“, erwiderte sie trocken und überbrühte den Kaffee.

„Du und Georgie …“ Aleksi zögerte, aber nur eine Sekunde, „und dein Hund …“

„Bruce.“

„Ich fliege für einige Tage nach London, um Belenki zu treffen“, fuhr er fort. „Wir müssen endlich Klartext reden. Während ich fort bin, hast du das Haus mit Georgie für dich.“ Als Kate immer noch nicht reagierte, setzte er hinzu: „Damit wäre uns beiden geholfen.“

„So?“ Kate reichte ihm einen Becher. „Kannst du mir verraten, welche Hilfe eine ledige Mutter mit Kind und Hund dir in deinem Haus sein sollte?“

„Das wäre verantwortlich gehandelt. Es würde dem Vorstand beweisen …“ Aleksi zögerte. „Ich habe mir durch den Kopf gehen lassen, was du gesagt hast. Irgendwie muss ich anders vorgehen, um den Vorstand auf meine Seite zu ziehen. Sie sollen sehen, dass ich sesshaft werde und mich ernsthaft für die Geschäftsinteressen von Kolovsky einsetze.“

„Sesshaft?“, wiederholte Kate trocken.

„Wir könnten dich als meine Verlobte vorstellen. Nur für einige Monate. Bis ich die Stimmen des Vorstands hinter mir habe.“

„Nein.“

Eine klare Absage. Doch Aleksi gab nicht auf. „Der Vorstand meint …“

„Was der Vorstand meint, hat dich noch nie interessiert.“

„Das war auch nicht nötig. Sie wissen, dass ich einen Topjob mache und die Firma mit verbundenen Augen leiten kann. Da ist nur die ewige Gier …“

Kate lachte spöttisch. „Nein.“

„Ich würde dich dafür bezahlen.“

„Kommt nicht infrage! Für zwei Monate Gratiswohnen soll ich mein ganzes Leben auf den Kopf stellen?“

„Natürlich nicht.“

Und dann wurde ein Traum wahr.

Oder besser gesagt, die Fantasien, mit denen Kate sich manchmal nachts getröstet hatte, wenn sie schlaflos dalag und sich um Georgies Zukunft sorgte. Der Traum, dass alles sich wie durch ein Wunder finden würde – nur handelte sich hier nicht um einen Lottogewinn oder die Erbschaft eines verschollenen Verwandten.

Nein, der große Aleksi Kolovsky sah sie fest an und bot ihr eine so gewaltige Summe, dass sie das dritte Nein nicht so ohne Weiteres über die Lippen brachte. Im Geist überflog Kate blitzschnell, welche Probleme sich damit lösen ließen … falls sie den Nerv hatte, Ja zu sagen.

„Nein“, wiederholte sie.

„Denk darüber nach.“ Aleksi trank seinen Kaffee aus, kam zu ihr herüber und stellte den Becher aufs Fensterbrett. Sie spürte die Gefahr, die von ihm ausging. Er meinte es todernst. Schließlich hatte sie lange genug für ihn gearbeitet und wusste, dass er nicht bluffte.

Dass Aleksi stets bekam, was er wollte.

„Du hast meine Antwort.“ Sie würde sich nicht einschüchtern lassen. Kate vermied es, ihn anzusehen, und trank einen Schluck Kaffee.

„Wenn ich das Chaos nicht in den Griff bekomme, das meine Mutter angerichtet hat, und Belenki in den nächsten Tagen nicht stoppen kann, steige ich aus der Firma aus“, erklärte er.

Kate kam sich so wacklig wie auf einem Trampolin vor, dessen Federn eine nach der anderen hochschnellten. „Du würdest Kolovsky niemals aufgeben.“

„Ach was … es würde mich nur einen Wimpernschlag kosten.“

„Kolovsky ist dein Leben.“

„Es ist nur eine Firma“, erwiderte er.

Wieder schnellte eine Feder. Jede Minute konnte sich der Abgrund vor ihr auftun. Wenn Aleksi aus der Firma ausstieg, würde Nina sie, Kate, feuern. Und wo sonst konnte sie halbtags so viel verdienen?

Nun lächelte Aleksi. „Und bestimmt würdest du schnell einen neuen Job finden.“

„Das ist Erpressung“, flüsterte Kate.

„Aber, aber.“ Gespielt nachsichtig schüttelte er den Kopf. „Nichts liegt mir ferner, als dich zu erpressen. Ehe ich gehe, würde ich dir ein tolles Zeugnis ausstellen, dich als persönliche Assistentin in den Himmel loben. Du weißt doch, eine Referenz von Kolovsky öffnet alle Türen.“

Aber sie konnte nicht ganztags arbeiten, weil damit zu viele Überstunden verbunden waren.

„Was immer aus Kolovsky wird – ich biete dir eine Zukunft, Kate“, fuhr Aleksi erstaunlich sanft fort. „Georgies Zukunft …“

„Und was soll ich Georgie sagen?“, unterbrach sie ihn. Sie durfte sich von ihm nicht einwickeln lassen! Entschlossen wollte sie sich an ihm vorbeischieben, doch er hielt sie zurück. „Ach weißt du, Mummy hat sich verlobt! Wir ziehen zu Aleksi?“

„Wenn sie sieht, dass du damit glücklich bist …“

„Und wenn es vorbei ist?“ Kate sah das Ende und den endgültigen Absturz vor sich. „Was soll ich Georgie dann sagen?“

„Manche Beziehungen zerbrechen nun mal. Das kommt vor.“ Aleksi zuckte die Schultern und sah sie ernst an. Er sprach jetzt sehr langsam und deutlich, weil ihm daran lag, dass Kate ihn richtig verstand. „Solange es dir gut geht, geht es auch Georgie gut. Irgendwann wird es enden, Kate. Da hast du recht. Liebe oder etwas von Dauer kannst du von mir nicht erwarten.“

„Du brichst mir bestimmt nicht das Herz“, erwiderte sie ironisch. Doch im tiefsten Inneren fühlte sie sich nicht so tapfer. In den wenigen Stunden hatte Aleksi in ihrer Seele schon genug ­Schaden angerichtet. Mit ihm zu leben, ständig mit ihm zusammen zu sein, mit ihm zu schlafen und gleichzeitig zu wissen, dass sie ihn garantiert verlieren würde …

Der bloße Gedanke schmerzte jetzt schon.

„Ich bin ein guter Liebhaber, Kate“, versicherte er ihr.

„Ach so – Sex gehört auch zum Deal?“

„Natürlich wäre er kein Muss …“ Langsam, sehr vorsichtig schob Aleksi ihren Morgenmantel auseinander.

Der Gürtel saß so fest, dass er nur ihre Brüste entblößen konnte. Sanft zog er Kate enger an sich. Nicht so nahe, dass sie sich berührten, aber fast … fast …

„Wie stellst du dir das vor?“, flüsterte er an ihrer Wange. „Erwartest du, dass wir miteinander im Bett liegen, ohne uns zu berühren, Kate? Dass wir uns dieses unglaubliche Vergnügen versagen?“ Er streichelte ihre Brustspitze, liebkoste sie wie in der letzten Nacht, nur fantasievoller, unwiderstehlicher.

Verwirrt schob sie seine Hand beiseite. „Kommt nicht infrage.“

„Wie gesagt, Kate…“ Wie eine Feder hob er sie auf die Küchenbank, sodass sie sich auf gleicher Augenhöhe befanden. „Wir mögen uns, Kate, und ich bin ein guter Liebhaber.“ Er spielte mit dem Knoten ihres Gürtels. „Ich weiß, wie ich dich glücklich machen kann – aber dir muss klar sein, dass es nicht von Dauer ist.“

„Hast du mir nicht zugehört?“

Aleksi lächelte, ihm schien ein Gedanke gekommen zu sein. „Du nimmst doch die Pille?“

„Wenn du denkst …“

„Ich bin völlig gesund, Kate. Das weiß ich, weil ich grundsätzlich einen Schutz benutze. Außerdem hat man es mir in der Klinik bestätigt.“

„Seit der Klinik hat es für dich niemanden gegeben?“

„Nein.“ Selbst Aleksi schien das zu wundern. Sinnlich fuhr er fort: „Wir könnten das Monogamiespiel hemmungslos auskosten …“

„Für dich ist alles nur ein Spiel!“ Kate wollte aufspringen, doch er hielt sie fest.

„Warum auch nicht?“, forderte er sie heraus. „Ich spiele fair und anständig …“

Von fair und anständig konnte bei Aleksi keine Rede sein! Er war ein mit allen Wassern gewaschener Geschäftsmann und wusste, wann er die Taktik wechseln musste. Unvermittelt lockerte er den Griff und ließ die Hände sinken. „Na gut, Kate. Leb weiter wie bisher. Verbringe das Wochenende auf der Suche nach einem Haus, in dem du einen Hund halten darfst. Ach, und in zwei Wochen kannst du dich nach einer anderen Stelle umsehen, weil ich nach alldem Ärger mit Nina nicht mehr da sein werde.“ Als sie wie versteinert sitzen blieb, setzte er hinzu: „Und vergiss nicht, für Georgie eine andere Schule zu suchen …“ Er lächelte wissend. „Aber du hast die richtige ja schon gefunden, stimmt’s? Mein Angebot gilt weiter. Du kannst alles haben, was du dir für Georgie wünschst.“

„Das ist Erpressung!“

„Wieso?“ Aleksi tat erstaunt. „Du musst mir nicht gleich antworten. Denk darüber nach, und gib mir nächste Woche Bescheid. Ich dränge dich zu gar nichts …“

Doch genau das tat er.

Oft genug hatte Kate ihn bei der Arbeit beobachtet. Aleksi war Polizist und Gangster in einem. Seine Worte waren wie Ohrfeigen – erst auf eine, dann die andere Wange. Danach folgten tröstende Streicheleinheiten. Sie hatte seine Taktik am eigenen Leib erlebt.

„Mach weiter so, rechne mit dem Pfennig und zahle Miete oder Hypotheken für ein primitives Dach über dem Kopf.“

Ohrfeige.

„Ich biete dir eine Lösung.“

Streicheln.

„Bezahle Nachhilfestunden für Georgie, weil sie in der Schule nicht genug lernt.“

Ohrfeige.

„Ich kann dir eine bessere Zukunft bieten.“

Streicheln.

„Und Sex gehört nicht zur Abmachung. Dafür muss ich dich nicht bezahlen.“

Ohrfeige.

„Wir schlafen nur miteinander, wenn wir es beide wollen, Kate …“

Statt mit Worten, begann Aleksi, sie mit den Lippen zu überzeugen, küsste sie, bis sie zu benommen war, um klar denken zu können. Er streichelte und liebkoste sie, ließ die Hände tiefer gleiten zu Stellen, die er noch nie berührt hatte. Und hätte sie nicht wissen müssen, dass Zärtlichkeit die nächste Waffe war, die er einsetzen würde, um sie sanft, aber völlig außer Gefecht zu setzen? Das gehörte zu seinem erotischen Können …

Aleksi wusste, wo und wie er sie berühren musste, brachte sie mit dem Finger zu nie gekannten Empfindungen, bedeckte ihren Nacken mit Küssen, leckte und sog an ihrer Haut, bis es fast schmerzte, während er …

Was hatte er vor?

Autor

Ally Blake
Ally Blake ist eine hoffnungslose Romantikerin. Kein Wunder, waren die Frauen in ihrer Familie doch schon immer begeisterte Leserinnen von Liebesromanen. Sie erinnert sich an Taschen voller Bücher, die bei Familientreffen von ihrer Mutter, ihren Tanten, ihren Cousinen und sogar ihrer Großmutter weitergereicht wurden. Und daran, wie sie als junges...
Mehr erfahren
Carol Marinelli
Carol Marinelli wurde in England geboren. Gemeinsam mit ihren schottischen Eltern und den beiden Schwestern verbrachte sie viele glückliche Sommermonate in den Highlands. Nach der Schule besuchte Carol einen Sekretärinnenkurs und lernte dabei vor allem eines: Dass sie nie im Leben Sekretärin werden wollte! Also machte sie eine Ausbildung zur...
Mehr erfahren
Kate Hardy
Kate Hardy wuchs in einem viktorianischen Haus in Norfolk, England, auf und ist bis heute fest davon überzeugt, dass es darin gespukt hat. Vielleicht ist das der Grund, dass sie am liebsten Liebesromane schreibt, in denen es vor Leidenschaft, Dramatik und Gefahr knistert? Bereits vor ihrem ersten Schultag konnte Kate...
Mehr erfahren
Miranda Lee
Miranda Lee und ihre drei älteren Geschwister wuchsen in Port Macquarie auf, einem beliebten Badeort in New South Wales, Australien. Ihr Vater war Dorfschullehrer und ihre Mutter eine sehr talentierte Schneiderin. Als Miranda zehn war, zog die Familie nach Gosford, in die Nähe von Sydney. Miranda ging auf eine Klosterschule....
Mehr erfahren
Miranda Lee
Miranda Lee und ihre drei älteren Geschwister wuchsen in Port Macquarie auf, einem beliebten Badeort in New South Wales, Australien. Ihr Vater war Dorfschullehrer und ihre Mutter eine sehr talentierte Schneiderin. Als Miranda zehn war, zog die Familie nach Gosford, in die Nähe von Sydney. Miranda ging auf eine Klosterschule....
Mehr erfahren