Collection Baccara Band 272

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WIE ZÄHMT MAN EINEN PLAYBOY? von ATKINS, DAWN
Heißer Dreh in Hollywood: Die Kamerafrau Jillian filmt den berühmten Playboy Brody Donegan, der Männern Tipps für unverbindlichen Sex gibt. Ohne es zu wollen, kann sie sich seiner erotischen Ausstrahlung immer weniger entziehen. Doch sie ist keine Frau für eine Nacht!

HEISSE BLICKE - HEISSE NÄCHTE? von WHITEFEATHER, SHERI
Ein Blick in Walkers Augen verheißt Tamra eine Welt voller Sinnlichkeit. Dabei hat sie eigentlich den Männern abgeschworen. Doch Walker ist nicht nur sexy - er trifft sie auch mitten ins Herz. Und ehe Tamra sich versieht, haben sie eine heiße Affäre …

MEIN GRIECHISCHER MILLIONÄR von CLEARY, ANNA
Der griechische Millionär Samos Stilakos weckt Ellies Verlangen wie kein Mann zuvor. Aber jetzt ist er ihr neuer Chef! Muss sie deshalb die leidenschaftliche Liebesnacht vergessen, die sie nach einem Maskenball mit ihm verbracht hat?


  • Erscheinungstag 06.01.2009
  • Bandnummer 0272
  • ISBN / Artikelnummer 9783862956104
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

DAPHNE ATKESON

Wie zähmt man einen Playboy?

Der berühmte Playboy Brody Donegan gibt im Fernsehen Sex-Tipps für Männer. Sein beliebtestes Thema: Wie man noch mehr Spaß hat – ganz ohne lästige Bindungen. Doch als er die attraktive Jillian kennenlernt, beginnt er an seiner Einstellung zu zweifeln. Denn Jillian weckt nicht nur seine Leidenschaft, sondern auch eine ungeahnte Sehnsucht nach Nähe – und Liebe?

ANNA CLEARY

Mein griechischer Millionär

Auf einem Maskenball begegnet Ellie dem gut aussehenden griechischen Millionär Samos Stilakos. Spontan ist sie so fasziniert von diesem Mann, der ein Feuerwerk der Sinnlichkeit in ihr entzündet, dass sie sich ihm in einer heißen Liebesnacht hingibt. Erst vier Monate später sieht sie ihn wieder: Er ist ihr neuer Chef …

SHERI WHITEFEATHER

Heiße Blicke – heiße Nächte?

Als Walker die schöne Tamra trifft, knistert es sofort zwischen ihnen. Doch so groß die erotische Verheißung ist, so verschieden scheinen ihre Welten: Tamra liebt ihr freies Leben in der Wildnis Nebraskas, Walker hingegen ist ein erfolgreicher Geschäftsmann aus San Francisco. Und bislang ging ihm seine Karriere über alles …

1. KAPITEL

Brody Donegan alias Dr. Nite schob einen Fünf-Dollar-Schein unter den Stringtanga einer Stripperin und lächelte in die Kamera. Dies war eine seiner berühmten Posen, durch die seine Fernsehshow zu einem Muss für jeden Junggesellen geworden war, der nachts durch die Bars streifte, um neue Eroberungen zu machen.

„Ich muss diesen Kerl für meinen Dokumentarfilm kriegen“, sagte Jillian James zu ihrem Cousin Tom, in dessen Schneideraum sie gerade saßen.

Dr. Nite, wie Brody Donegans Show hieß, wurde an sexuell geladenen Orten gedreht und gab Männern Ratschläge, wie sie noch mehr Spaß an unverbindlichem Sex haben konnten. Donegan, der ständig eine neue Geliebte hatte und seinen Fans riet, dasselbe zu tun, stellte Sex über Liebe, Äußerliches über innere Werte und Affären über ernste Beziehungen.

Jillian musste ihn einfach kriegen.

Sie versuchte schon seit Wochen, ein Interview mit ihm zu bekommen, aber sein Management hatte sie jedes Mal zurückgewiesen, und ihr Agent hatte in einer E-Mail angedeutet, dass er zu beschäftigt „für eine unbekannte Filmemacherin“ wie sie war.

Wie der Zufall es aber wollte, war ihr Cousin ein guter Freund von Donegans Kameramann, der gerade wegen eines Unfalls ausfiel. Tom hatte Jillian als Vertretung vorgeschlagen.

„Nun, wie sieht es aus?“, fragte sie Tom.

„Brody möchte dich heute Abend treffen.“ Tom gab ihr eine Visitenkarte, auf der Donegan abgebildet war. Er sah gut aus … Für jemanden, der auf wilde Typen stand, war er genau der Richtige. Er hatte ein kantiges Kinn, blitzende Augen und ein teuflisches Lächeln.

„Treffpunkt und Uhrzeit stehen auf der Rückseite“, sagte Tom.

Sie drehte die Karte um. Elf Uhr. Score. Score war eine angesagte Bar in Los Angeles, von der sie schon oft gehört hatte. „Elf ist recht spät.“

„Das ist die Zeit von Dr. Nite. Gewöhn dich schon einmal daran.“

„Das werde ich, darauf kannst du wetten. Was auch immer es mich kostet.“ Dieses kleine Stück Papier bedeutete ihr sehr viel. Alles hing von diesem einen Treffen ab, ihr Job, ihre Dokumentation und ihre gesamte Karriere.

Als sie die Dokumentation beim We Women Cable Network anpries, hatte sie exklusive Interviews mit Dr. Nite versprochen, was großes Interesse bei den Machern des Fernsehkanals geweckt hatte. Jetzt musste sie diese verfluchten Interviews nur noch bekommen.

„Bei dem Projekt geht es also um One-Night-Stands?“, fragte Tom zweifelnd. „Das passt irgendwie nicht zu dir.“

„Nach dem Film über die Waisenkinder brauche ich eine Abwechslung.“ Sie hatte zwei Jahre in dieses Projekt gesteckt, alte Freunde aus der Filmakademie um Gefallen angebettelt und ihre Zweitkamera verkauft sowie alles, was sie entbehren konnte, nur um die Kosten der Produktion bezahlen zu können.

Es war ihr größtes Projekt gewesen, seitdem sie die Nachrichtensendung verlassen hatte. Und als Verlorene Kindheit bei mehreren renommierten Filmfestivals hoch gelobt worden war, hatte sie das unendlich stolz gemacht.

Dann hatte sie aber keinen Käufer für ihren Film finden können, was sie vollkommen niedergeschmettert hatte. Jeder mochte zwar den Film, doch er war einfach zu regional für das öffentliche Fernsehen und zu düster für die privaten Kanäle. Wie konnte ihr Film also die Welt verändern, wenn nur ihre Lehrer an der Filmakademie und ihre treuesten Fans ihn sahen?

Sie beschloss, dass ihr nächstes Projekt von Grund auf kommerziell sein würde. Bei einem geselligen Abend mit ihren besten Freundinnen Becca und Dana war sie darauf gekommen, dass sie einen Film über die dunkle Seite des Junggesellendaseins machen könnte.

Becca hatte sich gerade von ihrem Freund getrennt, mit dem sie zwei Jahre zusammen gewesen war. Er fühlte sich mit siebenunddreißig noch zu jung, um eine ernsthafte Beziehung mit ihr eingehen zu können. Dana hatte sechs Monate zuvor Ähnliches erlebt. Ihnen fielen immer mehr Frauen ein, die das Opfer von Männern geworden waren, die es einfach nicht schafften, erwachsen zu werden.

Als dann Dr. Nite auf den Bildschirmen in der Bar lief und alle Männer ihre Gläser hoben, um Brody Donegan zuzuprosten, war die Idee geboren. Bald schon machte Jillian wie wild Notizen auf einer Serviette für ihren neuen Film: „Warum Männer nicht erwachsen werden können.“

Sie hatte bereits Interviews mit Therapeuten, Soziologen, betroffenen Frauen und Junggesellen aufgenommen. Letztere hatte sie vor einem Stripladen angesprochen. Außerdem hatte sie mittlerweile eine Menge Werbematerial der Dr. Nite Show. Alles, was noch fehlte, waren die Interviews mit dem Macher der Sendung, dann würde We Women ihr den Film ganz bestimmt abkaufen.

Auf dem Bildschirm im Studio ihres Cousins flirtete Donegan gerade mit einer attraktiven Blondine. „Ich liebe diese Stelle“, sagte Tom.

„Bist du etwa ein Fan der Show?“

„Machst du Witze? Dr. Nite ist einmalig.“ Tom hatte zwar ein großes Herz, aber er war auch achtundzwanzig und Single, womit er genau der Zielgruppe der Sendung entsprach.

„Ich hoffe aber, du schließt dich nicht seiner Meinung an, dass die Ehe eine Strafe für Männer ist. Du willst doch sicher auch irgendwann mal heiraten, oder?“

„Wenn es sich nicht verhindern lässt.“ Er lächelte.

Jillian sah sich Dr. Nite genau an. Sie konnte verstehen, warum Frauen sich zu ihm hingezogen fühlten. Er hatte eine starke maskuline Ausstrahlung. Seine Augen waren ausdrucksvoll, sein Lächeln war ansteckend und gewinnend …

„Oh, jetzt verstehe ich“, sagte Tom. „Du hast dich in den Kerl verguckt.“

„Nein“, sagte sie empört, während ihr Gesicht errötete.

„Das gefällt mir, JJ. Manchmal vergesse ich ganz, dass du eine Frau bist.“

„Danke“, sagte sie, auch wenn sie es genoss, bei der Arbeit wie ein Mann behandelt zu werden. Schon während der Zeit in der Highschool hatte sie sich wenig weiblich gefühlt, weil sie dick gewesen war. Das war die Hölle für sie gewesen.

„Viel Glück mit ihm“, sagte Tom.

„Das werde ich brauchen.“ Den Job zu bekommen, war nur der erste Schritt. Sie musste Donegans Vertrauen gewinnen, damit er ihr von seiner verborgenen Einsamkeit und seiner inneren Leere erzählte, die ihn aufgrund seiner Lebensweise quälen musste.

Während sie ihn auf dem Monitor betrachtete, begann sie vor Aufregung zu zittern. Wenn ihr Plan funktionierte und sie den Film verkaufen könnte, dann würde das einen großen Schritt auf der Karriereleiter für sie bedeuten. Sie würde einen Namen haben. Die Geldmittel würden ihr dann nur noch so zufließen. Nicht, dass Geld und Ruhm ihr alles bedeuteten. Dieser Film würde aber für Becca, Dana und all die anderen Frauen sein, die von Männern enttäuscht worden waren und dachten, dass eine Frau nicht dünn genug sein und ein Mann nicht genügend Frauen haben konnte.

„Behalt ruhig die DVD“, sagte Tom augenzwinkernd.

Ihr Cousin nahm wirklich an, dass Jillian etwas an Dr. Nite fand. Er wusste gar nicht, wie sehr er sich irrte. Trotzdem nahm sie die DVD … für Forschungszwecke.

Auch wenn sie nicht gewusst hätte, wie Brody Donegan aussah, so hätte Jillian doch gleich seinen Tisch erkannt, denn es war der Einzige, an dem eine ganze Meute versammelt war und viel gelacht und gegrölt wurde.

Die Bar war ganz im Stil von Dr. Nite. Überall standen weiße und schwarze Ledersofas, die Wände waren voller Nacktfotos von Frauen, im Hintergrund lief Frank Sinatra, und der beliebteste Drink war Gin Martini – geschüttelt, nicht gerührt.

An allen Tischen saßen attraktive Frauen, die ihre Brüste emporreckten, und Männer, die laut lachten. Ganz klar: Hier suchten männliche Singles Frauen für eine Nacht.

Jillian blieb an der Telefonecke stehen und beobachtete das Treiben. Sie zog es vor, erst einmal die Lage zu peilen, bevor sie sich in die Menge stürzte.

Donegan wusste, wie man die Leute unterhielt. Er wandte sich jedem Einzelnen zu, wenn er redete und versuchte dabei, Augenkontakt zu halten.

Jillian war darauf vorbereitet, dass er seinen ganzen Charme spielen lassen würde. Sie hoffte, auch ihn etwas beeindrucken zu können. Aber das würde schwierig werden.

Plötzlich stand Donegan auf und lief direkt auf sie zu. Hatte er sie etwa erkannt oder ihre Anwesenheit gespürt?

Er geht nur zur Toilette, du Dummkopf. Sie war direkt hinter ihr. Als er näher kam, fiel Licht auf sein Gesicht, und sie konnte erkennen, dass er erschöpft aussah. Es wirkte so, als ob er froh war, endlich der Menge zu entfliehen.

Sie wollte nicht wie eine Gafferin wirken, also sprach sie ihn an, sobald er nahe genug war. „Mr. Donegan? Ich bin Jillian James. JJ. Ich bin hier, um mit Ihnen wegen der Vertretung für Kirk Canter zu reden.“

Er lächelte und entspannte sich. „Ja, JJ. Kirk hat nicht erwähnt, dass Sie so bezaubernd sind.“

„Er hat mich auch nie gesehen. Mein Cousin Tom hat mich ihm empfohlen. Er ist mit Kirk zusammen auf die Filmakademie gegangen. Trotzdem danke.“ Sie fuhr sich verlegen durch die Haare.

„Ich danke Ihnen.“ Er musterte sie von oben bis unten. Natürlich fühlte sie sich geschmeichelt, auch wenn sie normalerweise vorsichtig bei so oberflächlichen Komplimenten war. In diesem Fall hoffte sie aber, dass Brody dadurch ihr gegenüber aufgeschlossener sein würde, was den Job betraf.

Brody zeigte auf den Tisch, von dem er gerade kam. „Sie können sich gern dazusetzen.“

„Ich warte einfach.“ Sie fragte sich, wie er sich ein Gespräch unter diesen Bedingungen vorstellte, mit all den Bier trinkenden Männern um sie herum.

Er führte sie zum Tisch, wo sich alle sofort wieder ihm zuwandten. Der Star war wieder da.

„Es tut mir leid, die Party abbrechen zu müssen“, sagte Brody. „Wir müssen etwas unter vier Augen besprechen.“

„Schade aber auch“, sagte einer am Tisch.

„Brody ist der Beste“, sagte ein anderer und stieß mit seinem Tischnachbarn an.

Nachdem Donegan sich von allen verabschiedet hatte, saßen sie auf einmal allein am Tisch, der allerdings immer noch voller Gläser und Bierflaschen war. Seufzend sagte er: „Wahrscheinlich ist es in der Lounge etwas gemütlicher.“

Sie gingen in eine andere Ecke der Bar und setzten sich auf eine weiße Ledercouch. Jillian musterte ihn und fragte sich, ob er wirklich so ein wüster Kerl oder eher der nette Mann von nebenan war.

„Sind Sie hungrig?“, fragte er. „Was möchten Sie trinken?“

„Bitte nur ein Wasser.“

„Wasser?“ Er sah sie enttäuscht an. „Kommen Sie schon. Sie sind mit Dr. Nite hier. Da brauchen Sie etwas Aufregendes. Andre hat mir den australischen Shiraz empfohlen. Möchten Sie ein Glas? Oder fahren Sie etwa?“

„Nein, ich bin mit dem Taxi gekommen. Gut, ich nehme ein Glas.“

Der Kellner kam an den Tisch und nahm ihre Bestellung entgegen. Jillian hatte währenddessen Zeit, Brody näher zu betrachten. Seine breiten Schultern und seine muskulösen Arme beeindruckten sie, sein Aftershave betörte sie, und selbst mit Bartstoppeln sah er unwiderstehlich aus.

Reiß dich zusammen, Jillian.

Sie versuchte, sich wieder darauf zu konzentrieren, weshalb sie hier war. „Wegen des Jobs …“

„Waren Sie schon einmal hier?“, unterbrach er sie.

„Nein, aber ich habe von der Bar gehört.“ Sie versuchte, sich zu entspannen und das Gespräch mit ihm zu genießen, auch wenn sie darauf brannte, zum eigentlichen Thema zu kommen, nämlich dem Job. „Dieser Ort scheint für Dr. Nite gemacht zu sein.“

„So ist es.“ Er lächelte. „Heute bin ich aber auf Anweisung meines Agenten hier, um mit ein paar Leuten aus der Branche zu reden.“

„Dann waren das also nicht Ihre Fans?“

„Überwiegend waren es Freunde. Einige davon waren auch Fans und Leute aus der Branche. Haben Sie enge Freunde?“

„Ja, einige.“

„Haben Sie viel Kontakt mit ihnen?“

„Ja, aber oft nur über Telefon oder E-Mail. Für Treffen oder gemeinsame Essen bleibt nur wenig Zeit.“ Ihre größte Schwäche war ihr Perfektionismus, doch damit wollte sie nicht prahlen.

Bevor sie noch etwas hinzufügen konnte, kam der Kellner mit dem Essen.

„Vergessen Sie auch manchmal zu essen?“, fragte Brody.

„Ab und zu mal.“ Jillian bemerkte erst jetzt, wie hungrig sie war.

Brody probierte den Wein und nickte dem Kellner zu, der darauf beide Gläser füllte. „Nun sagen Sie mir, was Sie von dem Wein halten.“

Jillian nahm einen kleinen Schluck. „Er schmeckt sehr gut.“

„Andre hat mich noch nie mit seinen Empfehlungen enttäuscht. Nun zum Essen.“ Er spießte Ravioli mit der Gabel auf und bot sie ihr an. „Möchten Sie probieren?“

Sie beugte sich vor und ließ sich von Brody füttern. Die Ravioli schmeckten himmlisch.

„Kochen Sie auch selbst?“, fragte er.

„Wenn ich Zeit habe, ja.“

„Also lässt Ihre Arbeit Ihnen kaum Zeit für andere Dinge?“

„Da mir meine Arbeit sehr viel Spaß macht, beschäftige ich mich auch oft in meiner Freizeit damit. Aber ich möchte nicht so viel von Ihrer Zeit verschwenden. Vielleicht sollten wir zum eigentlichen Grund für unser Treffen kommen.“

„Natürlich.“ Brody wurde auf einmal ganz ernst. „Warum sind Sie überhaupt hier, JJ?“

„Sie brauchen doch jemanden für die Kamera.“

„Aber warum denken Sie, dass Sie die Richtige für diesen Job sind? Ich habe mich informiert. Sie machen Dokumentarfilme. Das bedeutet, dass Sie ernsthafte Themen behandeln, ich hingegen mache genau das Gegenteil.“

„Sie haben sich über mich informiert?“ Das überraschte sie.

Er nickte. „Ich kann mir nicht vorstellen, warum eine Frau, die Preise für einen Film über Waisenkinder gewonnen hat, sich für eine Show über Männer, Bier und Sex interessieren sollte.“

Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie wollte ihm aber noch nichts von ihrer neuen Dokumentation erzählen. „Nun, Dr. Nite ist eine erfolgreiche Show, und das würde mir auch zugutekommen. Es wäre eine Herausforderung und eine Abwechslung zu dem, was ich vorher gemacht habe …“

„Wollen Sie es wegen des Geldes tun? Ich weiß ja, dass man von Dokumentarfilmen nicht sehr gut leben kann.“

„Natürlich ist das Geld auch wichtig.“

Er musterte sie. Dieser Mann war nicht annähernd so gelassen, wie er vorgab.

„Es wäre eine wertvolle Erfahrung für mich“, sagte sie. „Ich bin immer darum bemüht, Neues zu lernen.“ Aber würde ihn das wirklich überzeugen?

„Haben Sie einen Partner, JJ?“

„Wie bitte?“

„Dieser Job ist tödlich für eine Beziehung. Wir sind tagelang unterwegs, drehen die ganze Nacht und sind immer von Leuten umgeben, die auf One-Night-Stands aus sind. Das ist sehr gefährlich.“

„Ich weiß, dass es ein harter Job ist, aber irgendjemand muss ihn ja machen.“

„Richtig.“ Er zog überrascht die Brauen hoch.

Jillian wusste, dass sie vielleicht zu seriös auf ihn wirkte. Trotzdem hoffte sie, dass ihn das nicht abschrecken würde. „Ich habe keinen Freund, also würde es in dieser Hinsicht keine Probleme geben. Auch das Reisen oder die Nachtschichten machen mir nichts aus. Ich werde hart arbeiten und alles tun, was Sie von mir erwarten.“

„Das Ganze ist kein Zuckerschlecken, JJ. Ich kann sehr wählerisch und fordernd sein. Außerdem gehe ich meiner Crew manchmal ziemlich auf die Nerven. Kirk ist geduldig wie ein Lamm. Die meisten Leute würden aber am liebsten nach dem ersten Drehtag ihre Sachen packen und verschwinden.“

„Ich bin auch sehr geduldig. Und ich mache so viele Einstellungen, bis alles perfekt ist. Sie können auf mich zählen. Ich möchte nicht eingebildet wirken, aber ich bin wirklich gut.“

„Daran zweifle ich nicht. Trotzdem muss ich Nein sagen. Es hat mich sehr gefreut, Sie kennenzulernen, und ich bin dankbar, dass Sie mir helfen möchten. Aber ich glaube nicht, dass es funktionieren könnte.“

„Sie sagen Nein? Einfach so?“

Auf dem Tisch begann Brodys Handy zu blinken und zu vibrieren. Er nahm es in die Hand und sagte: „Tut mir leid, aber ich muss rangehen. Meine Produzentin wollte einige Drehorte mit mir besprechen.“

„Kein Problem“, sagte sie enttäuscht.

Wie konnte sie ihn umstimmen? Sollte sie lustiger, hartnäckiger oder ehrlicher sein?

Während sie sich darüber Gedanken machte, redete Brody mit seiner Produzentin. Dann klappte er plötzlich sein Handy zu. „Ich muss jetzt leider los. Sie haben Kirks Operation um einen Tag vorverlegt, und ich muss ins Krankenhaus, um ihm alles Gute zu wünschen. Ich rufe Ihnen ein Taxi.“

„Aber … wir, ich meine …“

„Sie sind zu intelligent für diesen Job, JJ“, sagte er lächelnd. „Sie werden eine bessere Gelegenheit finden, um Ihre Talente einzusetzen. Vergessen Sie nie, was in Ihnen steckt, und verkaufen Sie sich nie unter Preis.“ Dann begleitete er sie nach draußen, winkte ein Taxi herbei und reichte dem Fahrer einen Geldschein.

„Viel Glück“, sagte er zum Abschied. „Ich werde mir Ihr nächstes Werk garantiert ansehen.“

„Warten Sie! Liegt es daran, dass Kirk ein Mann ist? Ich könnte alles genauso machen wie er. Glauben Sie mir.“

„Sie meinen, Sie würden auch mit einer Nutte ausgehen?“

Sie schluckte. „Wenn ich müsste.“ Die Vorstellung ekelte sie an, aber in diesem Moment würde sie Brody alles erzählen, nur um ihre Chancen für den Job zu verbessern.

„Ich würde Sie wirklich gern nehmen, aber ich denke, es ist besser für uns beide, wenn wir es lassen.“ Er schlug die Tür des Taxis zu und machte einen Schritt zurück.

In ihrem Kopf drehte sich alles. So charmant hatte man sie noch nie abgelehnt. Brody hatte ihr Komplimente gemacht, ihr Wein eingeschenkt und sie mit Ravioli gefüttert. Dann hatte er Nein gesagt und ihr das Taxi bezahlt. Sie drehte sich um und beobachtete, wie er in ein Taxi stieg und zusammen mit ihren Hoffnungen und Träumen verschwand.

Wie diese Frau duftete. Außerdem war sie noch so wunderschön. Sie erinnerte Brody an die junge Julia Roberts. Es hatte ihm gefallen, wie sie ihn mit ihren großen Augen interessiert angesehen hatte. Sie wirkte so klug und aufgeweckt.

Er hatte es allerdings genossen, dass sie nicht mit ihm geflirtet hatte. Denn alle Frauen, die er kannte, wollten nur mit ihm flirten. Trotzdem war er nicht dazu bereit, ihr den Job zu geben. Er konnte im Moment keine Kamerafrau gebrauchen, die so verführerisch duftete und auch noch Julia Roberts ähnelte. Auch wenn er wirklich auf Julia Roberts stand.

Die Bemerkung mit der Nutte hatte ihm leidgetan, aber er musste JJ ja irgendwie klarmachen, dass diese Branche nichts für sie war. Vielleicht war sie noch nicht einmal etwas für ihn. Es musste noch etwas anderes als Dr. Nite geben. Er hatte es satt, diese Rolle zu spielen und mit all diesen nervigen Leuten zu tun zu haben. Alle wollten nur seine Hand schütteln, in seiner Show auftreten oder mit ihm ins Bett gehen. Eigentlich hatte er gar keine Lust mehr auf Sex – zumindest nicht auf die ewigen One-Night-Stands.

Irgendetwas hatte sich in ihm geändert. Er wollte die Show beenden und ein Buch schreiben. Ja, er hatte sogar schon damit begonnen und konnte es kaum erwarten, sich dem Schreiben mehr widmen zu können.

Sein Handy klingelte, und er holte es aus der Tasche. Auf dem Display erschien die Nummer seiner Eltern. Es war Mitternacht. Hoffentlich hatte sein Vater keinen weiteren Herzinfarkt erlitten.

Mit zitternden Fingern nahm er das Gespräch entgegen. „Dad? Ist alles in Ordnung mit dir?“ Sein Atem stockte.

„Es geht mir gut, mein Sohn. Ich konnte nur nicht schlafen, und du bist der einzige Nachtmensch, den ich kenne.“

„Gut, das freut mich.“ Brody atmete tief durch und hätte fast vor Erleichterung laut gelacht. „Was hält dich denn um diese Zeit noch wach, Dad?“

„Ich bin irgendwie so unruhig, und deine Mutter schmeißt mich immer aus dem Bett, wenn ich mich hin und her wälze.“

„Das ist ja auch verständlich. Wie geht die Arbeit mit dem Mustang voran?“

„Gut. Aber der Vergaser hält mich ziemlich auf Trab.“

„Das wirst du schon schaffen. Da bin ich mir sicher.“

„Jedenfalls muss ich fertig werden, bevor deine Mutter mich auf diese Kreuzfahrt schleppt.“

„Das wird dir bestimmt gefallen, Dad. Ihr könnt Bingo spielen, tanzen und unendlich viel essen.“

„Ich glaube nicht, dass das so gut für mich ist, mein Sohn. Du weißt ja, ich muss ein bisschen auf mein Herz achten.“

„Die haben auch gesunde Sachen, da brauchst du dir keine Sorgen zu machen.“

„Na ja, wenn es deine Mutter glücklich macht, dann muss ich wohl mit.“

Brody war froh, dass er seinen Vater noch hatte. Dessen Herzinfarkt vor sechs Monaten war der Grund dafür gewesen, dass Brody sein Leben ändern wollte.

Sein Vater gähnte.

„Wirst du nun doch müde?“, fragte Brody.

„Kann schon sein. Es hat mich aber gefreut, deine Stimme zu hören. Lass uns mal wieder telefonieren.“

„Ich rufe dich an, Dad.“ Tatsächlich stand alle zwei Wochen ein Vermerk in seinem Kalender, der ihn daran erinnerte, seinen Vater anzurufen.

Als Brody das mit dem Herzinfarkt gehört hatte, war er sofort ins Krankenhaus geeilt. Er hatte seine Eltern bewundert, wie fürsorglich sie miteinander umgegangen waren, und erkannte, wie sehr sie sich immer noch liebten. Ja, er war fast etwas neidisch auf sie. Auch er sehnte sich nach einer festen Beziehung. Seine Eltern hatten ihm die Augen geöffnet und gezeigt, worauf es im Leben wirklich ankam.

Sein Vertrag würde bald auslaufen, und er wollte keinen neuen mehr unterzeichnen. Das hatte er auch seiner Produzentin Eve Gallen angedeutet. Seitdem ließ sie ihn nicht mehr aus den Augen. Sie fragte ihn ständig, ob er zufrieden wäre, ob er etwas bräuchte und ob sie etwas für ihn tun könnte. Die ganze Zeit versuchte sie, ihn davon zu überzeugen, dass dieser Job genau der Richtige für ihn wäre.

In dieser Situation konnte er nicht auch noch eine Frau wie JJ um sich gebrauchen. Sie würde ihn nur von seinen Plänen ablenken.

Kirks Assistent Dave würde den Job schon übernehmen. Brody könnte auf diese Weise einen klaren Kopf bewahren und seine Zeit und Energie in das Buchprojekt stecken.

Das Taxi näherte sich dem Krankenhaus. Brody wies den Fahrer an, bei einem Kiosk zu halten, um ein paar Videospielund Erotikmagazine zu besorgen. Computerspiele und nackte Frauen waren Kirks große Leidenschaft.

Brody musste an den Unfall denken. Kirk war die Treppe heruntergefallen und hatte sich so schlimm verletzt, dass er operiert werden musste. Brody fragte sich, wie das überhaupt passieren konnte. Normalerweise trank Kirk nicht so viel, dass er die Kontrolle über sich verlor, und auch sonst erfreute er sich bester Gesundheit.

Nun hatten die Ärzte die Operation auf morgen verlegt. Wahrscheinlich hatte der Chirurg ein Golfturnier am Tag darauf. Also war heute Abend die letzte Möglichkeit, um Kirk zu besuchen und ihm Glück zu wünschen. Außerdem wollte er mit ihm über ein Projekt für den Sender HBO sprechen.

Er ließ sich vor der Notaufnahme absetzen und ging zum Aufzug. Eve hatte ihm erzählt, in welchem Stock sich Kirks Zimmer befand. Oben angekommen, ging er zum Empfang und sprach eine Schwester an. „Entschuldigen Sie, ich möchte gern zu Kirk Canter. Er erwartet mich. Mein Name ist Brody Donegan.“

„Mr. Canter schläft bereits.“

„Das bezweifle ich. Morgen früh werden sie ihn nämlich aufschneiden.“

„Deswegen braucht er jetzt seine Ruhe.“ Die Schwester lächelte flüchtig.

„Ich bin aber sein Schutzengel.“

„Ach wirklich?“

„Ja, und er ist sehr abergläubisch. Deshalb muss ich ihn noch einmal sehen.“

Sie starrte ihn an und schien ihn langsam zu erkennen. Das passierte ihm oft. Viele Menschen bemerkten nach einer Weile, dass sie ihn irgendwo schon einmal gesehen hatten. „Sie kommen mir so bekannt vor … Sind Sie nicht …?“

„Dr. Nite. Höchstpersönlich.“

„Mein Bruder liebt Ihre Show.“ Nun war ihr Lächeln strahlend.

„Es wäre mir eine Freude, Ihnen ein Autogramm für ihn zu geben.“

„Oh, das würde ihn sehr freuen.“ Sie schien nun fast etwas aufgeregt zu sein und reichte ihm ein Blatt Papier. „Er heißt Jordan.“

Brody schrieb: „Jordan, Ihre Schwester ist ein Engel.“ Dann gab er ihr das Blatt zurück.

Sie las es und errötete.

„Es wird nicht lange dauern, das verspreche ich“, sagte er. „Kirk muss nur meinen Bauch streicheln, das wird ihm Glück bringen.“ Er rieb sich den Bauch und lächelte.

„Aber Sie haben doch gar keinen Bauch.“

„Ich muss es trotzdem tun.“

„Na gut, wenn das so ist.“ Sie sagte ihm die Zimmernummer und zeigte ihm die Richtung. „Wecken Sie ihn aber bitte nicht, falls er schlafen sollte.“

„Danke, Sie sind ein Schatz.“ Die Frauen lagen ihm immer zu Füßen, und warum sollte er das dann nicht auch ausnutzen? Aber vielleicht sollte er damit aufhören, sich alles immer so leicht zu machen. Vielleicht war es an der Zeit, sein Leben endlich umzustellen.

Er klopfte an die halb offene Tür von Kirks Zimmer und trat ein.

„Wer ist da?“, rief Kirk erschrocken.

„Nur ein alter Freund.“

Kirk plumpste in sein Kissen zurück und seufzte zufrieden.

„Hast du gerade einen Albtraum oder so etwas gehabt?“, fragte Brody.

„Ich dachte nur, dass sie mich schon für die Operation abholen wollen.“

„Kann ich dir etwas bringen?“

„Nein, danke.“

„Ich bin nur vorbeigekommen, um dir für morgen alles Gute zu wünschen. Ich weiß, dass es schon spät ist. Aber ich habe jetzt erst erfahren, dass sie die Operation vorverlegt haben.“

„Na ja, ich denke, es ist besser, das Ganze so schnell wie möglich hinter sich zu bringen.“

„Ich habe dir etwas mitgebracht, um die Zeit totzuschlagen.“ Brody übergab ihm die Magazine.

„Wunderbar. Die Ausgaben habe ich noch nicht.“ Kirk strahlte über das ganze Gesicht.

„Hör mal, ich brauche Daves Nummer. Hast du sie hier?“

„Die Nummer von meinem Assistenten? Für was brauchst du die denn?“

„Er muss dich für die Aufnahmen vertreten.“

„Eve hat gesagt, dass du dich heute mit JJ treffen würdest.“

„Ich hätte aber bei Dave ein besseres Gefühl.“

„JJ ist wirklich gut, Brody.“

„Gib mir doch einfach seine Nummer, okay?“

„Sie ist ziemlich heiß. Bist du dir sicher, dass du sie nicht willst?“

„Ich bin mir sicher.“ Deswegen wollte er sie ja eben nicht.

„Seine Nummer ist in meinem Handy eingespeichert. Es liegt in meiner Tasche.“ Kirk zeigte auf die Ablage neben dem Bett und verzog das Gesicht dabei. Jede Bewegung schien ihm Schmerzen zu bereiten.

Brody öffnete die Tasche und holte das Handy heraus.

„Tut mir leid, dass ich dich wegen des Drehs hängenlasse, Brody.“

„Du bist ja nicht absichtlich die Treppe heruntergefallen. Sei einfach das nächste Mal etwas vorsichtiger.“

„Du hast recht.“

„Ach ja, übrigens suchen sie einen Regie-Assistenten für dieses HBO-Projekt.“

„Davon habe ich gehört.“

„Willst du dich nicht dafür bewerben?“ Er sah Kirk ernst an. „Das wäre eine große Chance für dich.“

Kirk schüttelte den Kopf. „Das ist mit zu viel Verantwortung verbunden. Einige gute Leute haben den Job bereits abgelehnt. Außerdem würde ich dich nie im Stich lassen. Ich bin doch dein Kameramann.“

„Wie du meinst.“

„Es tut mir leid, dass das mit JJ nichts geworden ist. Was hat dir denn nicht an ihr gepasst? Hat sie etwas Falsches gesagt?“

Wie sollte Brody ihm das nur erklären? Sollte er sagen, dass sie zu gut duftete oder dass sie zu klug und zu attraktiv war? „Wir liegen einfach nicht auf der gleichen Wellenlänge.“

Brody verabschiedete sich von seinem Freund und verließ das Zimmer. Vielleicht hätte er JJ doch eine Chance geben sollen. Sie konnte den Dreharbeiten einen gewissen Schwung verleihen …

„Brody?“

Er drehte sich um, und auf einmal stand sie vor ihm. „JJ?“ So überrascht wie er auch war, freute er sich trotzdem, sie zu sehen. War sie seinem Taxi etwa gefolgt? „Sie stellen mir doch nicht etwa nach?“

„Nein, auf keinen Fall.“ Selbst im gedämmten Licht konnte er erkennen, dass sie errötete.

„Sie haben das Krankenhaus erwähnt, als Sie mit Ihrer Produzentin telefoniert haben. Außerdem haben Sie gesagt, dass Sie Probleme haben, eine Genehmigung für den Dreh in San Francisco zu bekommen. Da dachte ich, dass ich vielleicht helfen könnte. Ich kenne da eine Frau in der Stadtverwaltung. Erwähnen Sie einfach meinen Namen, dann wird Sie Ihnen bestimmt helfen.“

Er konnte an ihrer Stimme erkennen, dass sie nervös war. Sie sah ihm in die Augen und wartete auf eine Reaktion. Brody dachte eine Weile nach und sagte dann: „Ich danke Ihnen.“ Er mochte ihre glänzenden grünen Augen, mit denen sie ihn immer so eindringlich ansah. Ihm gefiel auch ihre sexy Stimme und ihr aufregender Körper.

„Dieser Job ist wirklich wichtig für mich“, sagte sie.

„Langsam glaube ich Ihnen das. Sonst wären Sie mir ja nicht den ganzen Weg hierher gefolgt.“

„Da ist aber noch eine andere Sache. Ich arbeite gerade an einem Dokumentarfilm über … Dates. Und da dachte ich, dass ich vielleicht ein Interview mit Ihnen machen könnte.“

„Sie wollen mich interviewen?“

Sie nickte. „Sie sind ja so etwas wie ein Idol für Single-Männer.“

„Ich mag Sex und rede in meiner Show darüber. Aber ich glaube nicht, dass ich so etwas wie ein Vorbild bin.“

„Im ganzen Land spielen Männer Trinkspiele, während Ihre Show im Fernsehen läuft. Und immer, wenn Sie ‚Hier ist wieder Dr. Nite‘ sagen, heben alle ihre Gläser.“

„Sie haben die Show also gesehen?“

„Gesehen? Ich habe Sie studiert.“

„Sie werden Ihr Interview bekommen, JJ. Deswegen müssen Sie aber nicht für mich arbeiten.“

„Doch. So würde ich alles aus einem anderen Blickwinkel sehen. Außerdem würde uns mehr Zeit bleiben. Ich bitte Sie … ich bin schon ganz verzweifelt.“

„Ich bin nicht der Typ, der einer verzweifelten Frau so einfach einen Wunsch abschlägt.“ Einer Frau wie ihr musste es schon schwerfallen, ihn anzubetteln. Trotzdem tat sie es, und so langsam gefiel ihm der Gedanke, dass er sie um sich haben würde. Vielleicht würde es ihm guttun, mit JJ zu arbeiten. Sie kam ihm so … interessant vor.

Sein Verstand hatte ihm zuvor davon abgeraten, JJ einzustellen. Nun war es aber sein Herz, das ihn dazu drängte, es doch zu tun. Er entschloss, dass er es einfach mit ihr versuchen würde.

„Sie werden aber nicht rumzicken, wenn ich eine Einstellung fünfzigmal wiederhole, oder Sie früh morgens in den Regen rausmüssen?“

„Nein, auf keinen Fall. Das verspreche ich.“

Er lächelte. „Gut, dann sind Sie dabei.“

Jillian strahlte über das ganze Gesicht. „Danke, Brody. Ich schwöre Ihnen, dass Sie es nicht bereuen werden.“

Das hoffte er inständig. „Eve wird Sie anrufen, um die Details mit Ihnen zu besprechen. Wir fangen am Donnerstag im Xanadu-Hotel an. Das erste Treffen ist gegen neun Uhr in meinem Zimmer.“

„Toll. Dann sehen wir uns am Donnerstag.“

Während er beobachtete, wie sie den Gang hinunter zum Aufzug lief, kamen ihm doch wieder Zweifel. Nun war es jedoch zu spät.

Aber trotz seiner Zweifel konnte er auf der gesamten Fahrt zurück zu seiner Wohnung nicht aufhören zu lächeln.

2. KAPITEL

Jillian zog die Tür hinter sich zu, steckte die Schlüsselkarte in den Geldbeutel und sah auf die Uhr. Es war zwei Minuten vor zwölf. Sie hatte gerade genug Zeit, um zu Brodys Zimmer zu gehen, wo sie ihn und seine Produzentin Eve Gallen treffen sollte, um die Reise und den heutigen Dreh zu besprechen.

Ihr Zimmer befand sich im fünfundzwanzigsten Stock des Xanadu, einem riesigen Hotel, in dessen weiten Fluren sie sich schon mehr als einmal verlaufen hatte. Sie ging zum Fahrstuhl und musterte sich im Spiegel. Doch, sie war zufrieden mit ihrem Outfit. Sie trug ein rotes Oberteil mit Spaghettiträgern und khakifarbene Caprihosen.

Sie konnte immer noch nicht fassen, wie spät der Dreh begann. Normalerweise arbeitete sie bis in den Abend hinein. Aber in diesem Fall würde die Arbeit erst spät abends anfangen. Sie würde sich erst an die Arbeitszeiten von Dr. Nite gewöhnen müssen.

Es war ihr immer noch unangenehm, wie sie den Job bekommen hatte. Sie hatte dem Mann ja praktisch nachgestellt und ihn dann beinahe auf Knien angebettelt. Aber es stand auch viel auf dem Spiel, und immerhin hatte sich ihre Beharrlichkeit ausgezahlt.

Trotzdem war sie immer noch nervös. Auch wenn sie versuchte, Ruhe zu bewahren, so hatte sie doch ein flaues Gefühl im Magen.

Sie hatte We Women angerufen und May Lee, der kaufmännischen Leiterin, mitgeteilt, dass sie den Job bekommen hatte und bald jedes noch so kleine Geheimnis über Dr. Nite in Erfahrung bringen würde.

Nun stand sie vor Brodys Tür, atmete tief durch und versuchte, ruhig zu bleiben. Sie klopfte. Nach einer endlos scheinenden Weile öffnete Brody die Tür und stand vor ihr … nur mit Boxershorts bekleidet.

Sie war beeindruckt von seiner durchtrainierten Brust, seinem Waschbrettbauch und seiner sexy Unterwäsche.

Schnell hob sie wieder den Blick und sah ihm in die Augen.

„Sie sind früh dran“, sagte er mit kratziger Stimme und halb offenen Augen.

„Sie haben doch zwölf Uhr gesagt.“

„Ich sagte gegen zwölf.“

„Entschuldigen Sie, ich dachte nur …“

„Ist schon okay. Sie können es wohl kaum erwarten.“ Er lächelte.

Sie betrat sein Zimmer, das dunkel war und gemütlich wirkte. Die Bettlaken waren auf dem Bett verteilt, als ob sie jemand gerade wild durcheinandergebracht hätte. Aber es war keine Frau in seinem Zimmer zu sehen. Außerdem ging sie das ja auch nichts an.

„Sie sind also Frühaufsteherin?“ Er fuhr sich durch die zerzausten Haare.

„Ich bin gern früh am Morgen wach.“

„Und dazu sind Sie auch noch eine Gesundheitsfanatikerin.“

„Wie kommen Sie darauf?“

„Das sieht man Ihnen an.“

„Nun ja, ich treibe schon etwas Sport, aber das macht mich nicht gleich zu einer Gesundheitsfanatikerin.“

„Wie Sie meinen. Ich sterbe jedenfalls vor Hunger. Lassen Sie uns Frühstück bestellen. Was hätten Sie denn gern?“

„Ich habe schon gefrühstückt, danke.“

„Das ist aber bestimmt schon Stunden her. Lassen Sie mich raten, Sie haben Obst, Müsli und Joghurt gegessen?“

„Ich hatte einen Smoothie. Wollen Sie nicht raten, welchen Geschmack er hatte?“

Er kam ihr näher und schnupperte an ihr, was sie überraschte. „Ist schon zu lange her. Aber Sie duften trotzdem herrlich.“

„Danke.“ Auch sein Duft betörte sie, und sein halb nackter Körper nahm ihr den Atem.

„Was halten Sie davon, wenn ich einfach ein paar Sachen bestelle?“

„Wie Sie wollen.“

„Und zum Trinken? Möchten Sie Kaffee, oder trinken Sie lieber Tee? Lassen Sie mich noch einmal raten … Sie trinken Kräutertee.“

Das war tatsächlich ihr Lieblingstee. Ihr gefiel es, dass Brody auf ihre Vorlieben achtete. Er schien im Gegensatz zu anderen Männern sehr aufmerksam zu sein, was ihn für sie umso interessanter machte.

Brody nahm das Telefon und tätigte eine große Bestellung.

Als er das Gespräch beendet hatte, drehte Jillian sich zu ihm und fragte: „Wollen Sie sich nicht etwas anziehen?“

„Ist Ihnen das unangenehm?“ Er schien sich über sie zu amüsieren.

„Nein. Meinetwegen können Sie sich auch ganz ausziehen, solange wir nur mit der Arbeit anfangen.“

„Oh, es scheint so, als ob die Arbeit mit Ihnen doch mehr Spaß als mit Kirk machen wird.“

„Ist er denn nicht Ihr Typ?“

Er schüttelte den Kopf. „Zu viel Körperbehaarung.“

„Das ist schade.“

Er lachte. „Machen Sie sich keine Sorgen, JJ. Ich gehe mit niemandem aus meinem Team ins Bett. Sogar Typen wie ich haben Prinzipien.“

„Gut zu wissen.“ Seine Offenheit überraschte sie.

„Drehen Sie sich um“, flüsterte er. „Sie sehen verspannt aus.“

Jillian wusste nicht, was sie zu erwarten hatte. Trotzdem gehorchte sie und drehte sich um. Dann begann er, ihre Schultern zu massieren.

„Das tut gut.“ Seine Finger auf ihrer Haut zu spüren, fühlte sich tatsächlich so wundervoll an, dass sie es einfach mit sich geschehen ließ. Sie merkte, dass sie wirklich verspannt gewesen war.

„Gefällt Ihnen das?“

„Oh ja. Massieren Sie alle in Ihrem Team?“

„Nur die, die mir gefallen.“

„Kirk auch? Ach nein, der ist Ihnen ja zu behaart.“

„So ist es.“ Er beendete die Massage und ging zur anderen Seite des Raums. „Was wollte ich eben noch machen? Ach ja, ich wollte meine Hose anziehen.“

In diesem Moment klopfte es an der Tür. Jillian öffnete, da sie dachte, dass es der Zimmerservice sein musste. Stattdessen stand aber eine kleine Frau mit mehreren farbigen Ordnern in den Händen vor der Tür. Das konnte nur Eve Gallen sein.

Eve sah sie mit großen Augen an, und als sie an ihr vorbeiblickte und bemerkte, dass Brody gerade seine Hose anzog, wurden ihre Augen noch größer. Sie musste wohl denken, dass Jillian und Brody gerade zusammen …

Jillian reichte ihr die Hand. „Ich bin JJ, Kirks Vertretung.“

„Ich weiß, wer Sie sind“, sagte Eve und schüttelte ihr die Hand.

„Ich war schon früher hier, da ich dachte, dass wir pünktlich anfangen.“

„Dann kennen Sie Brody noch nicht.“

„Sie lernt mich gerade erst kennen“, schaltete Brody sich ein. „Ich hatte nur Boxershorts an, als ich ihr die Tür geöffnet habe. Damit habe ich ihr wohl einen Riesenschreck eingejagt.“

Er war sichtlich darum bemüht, den Eindruck zu erwecken, dass sie nichts miteinander gehabt hatten.

Eve ging zum Fenster, um die Vorhänge aufzuziehen. Sie schien ihnen zu glauben. „Du lebst wie ein Vampir, Brody.“ Sie stellte einen dritten Stuhl an den Tisch, setzte sich und breitete ihre Unterlagen aus.

Jillian sah zu Brody, der nur mit den Achseln zuckte. „Eve ist der Boss, wenn es um die Planung geht.“

Als schließlich der Zimmerservice kam, ging Eve an die Tür, unterschrieb die Rechnung und schob den Frühstückswagen zum Tisch. Brody ging um den Tisch herum und legte sich ein Omelette, Würste und Obst auf den Teller. Er sah wie ein Calvin-Klein-Model aus. Sein Oberkörper war immer noch nackt, und seine Boxershorts schauten aus den Jeans heraus.

Jillian seufzte verträumt.

„Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“, fragte Eve sie.

„Ja.“ Ich kann nur nicht damit aufhören, diesen sexy Körper anzustarren. Sie setzte sich an den Tisch und schenkte sich Tee ein.

„Die erste Seite beinhaltet unsere Reiseroute“, sagte Eve und blätterte um. „Auf der zweiten Seite ist das Drehbuch für heute und morgen.“

„Sieht gut aus“, sagte Jillian. Eve schien perfekt organisiert zu sein. Ihre Ordner waren sogar farblich nach Städten sortiert. Sie würden fast eine ganze Woche unterwegs sein. Sie hatten zwei Tage in Los Angeles, zwei in San Francisco und einen in San Diego. Dann würden sie wieder zurückkehren, um die Aufnahmen nachzubearbeiten. Dafür würden sie Jillian allerdings nicht mehr benötigen.

Auch Brody setzte sich nun zu ihnen. Er interessierte sich aber mehr für das Essen als für die Unterlagen.

„Ich weiß nicht, wie gut Sie mit Dr. Nite vertraut sind, JJ“, sagte Eve. „Aber die Männer sehen unsere Show, weil sie die heißesten Clubs und Events sowie die wildesten Frauen bei uns erwarten. Wenn Sie also die Aufnahmen machen, dann sollten Sie wie ein Mann denken. Wir suchen nur die schärfsten Motive, das bedeutet Miniröcke, tiefe Dekolletés und Zungenküsse.“

Also alles, was Frauen auf ihren Körper reduziert. „Ich verstehe. Ich habe mir die Show angesehen“, sagte Jillian.

„Sie meinen, Sie haben sie studiert“, fügte Brody augenzwinkernd hinzu.

„Dann lasst uns loslegen“, sagte Eve. „Ich wollte dir zuerst ein paar neue Sachen zeigen, Brody.“ Sie reichte ihm ein Blatt aus dem Ordner.

„Wir brauchen keine Extrasachen, alles läuft doch gut“, antwortete er.

Es schien eine gewisse Spannung zwischen den beiden zu geben. Hatte Eve ihn etwa enttäuscht?

„Wir sollten den Fans aber etwas Neues bieten, um sie bei der Stange zu halten“, sagte Eve und sah zuerst zu Jillian und dann wieder zu Brody.

Jillian hatte das Gefühl, dass Eve sich wünschte, dass sie verschwinden würde.

„Dann lasst uns beginnen! Heute ist der erste Drehtag.“ Sie blätterte zur nächsten Seite.

Jillian las die erste Überschrift auf der Seite. „Sklavenschule?“

„Wir drehen bei einer Domina“, sagte Eve trocken, als ob es das Normalste der Welt war. „Dann mischen wir uns unter die Schüler und Lehrer, die sich in der Bar der Sklavenschule treffen.“

„Ich habe bereits die Top Ten der SM-Tipps herausgesucht“, sagte Brody.

„Gut. Wir müssen uns beeilen, wenn wir heute noch in der Kondomfabrik drehen wollen.“

„Habe ich die Möglichkeit, mir diese Orte vorher anzuschauen?“, fragte Jillian.

Eve sah sie kurz an und sagte dann: „Der Verkehr ist schrecklich, außerdem haben wir viel zu besprechen. Kirk hat immer darauf verzichtet.“

„Ich bin mir sicher, dass JJ auch darauf verzichten kann“, sagte Brody. „Und wo wir schon von Kirk reden, hast du heute schon mit ihm gesprochen?“

Eves Miene hellte sich auf. „Es geht ihm gut. Sie werden ihn heute Nachmittag aus dem Krankenhaus entlassen. Also, zurück zu San Francisco.“

„Hat das mit JJs Kontakt geklappt?“, fragte Brody und zwinkerte Jillian zu.

Eve wandte sich an JJ. „Ja, hat es. Danke, JJ.“

„Kein Problem, das habe ich gern gemacht.“

Eve beugte sich über ihre Unterlagen. „Es scheint so, als müssten wir die Drehs in San Francisco noch einmal überarbeiten, da die Show am Valentinstag gesendet wird. Das Motto heißt ‚Wilde Romanze‘. Wir müssen nur noch ein paar Valentinselemente einfügen. Wie ich den Valentinstag hasse.“

„Weshalb denn?“, fragte Jillian.

„Ich finde diesen Tag einfach schrecklich.“

Brody lachte. „Es geht nur darum, dass die Männer ihren Frauen einen dicken Klunker kaufen und sie in ein teures Restaurant einladen müssen. Wenn das wahre Liebe ist, dann sollte man am besten gleich mit dem Sparen beginnen.“

Zwei Stunden später sah Eve auf die Uhr. „Die Crew wird bald hier sein, wir sollten also zum Ende kommen, Brody.“

„Es ist Zeit für Bier und Knabberzeug“, sagte er und ging zum Telefon, um den Zimmerservice erneut anzurufen.

Jillian bat um ein Mineralwasser.

„Verstehst du diese Frau, Eve? Mineralwasser?“

„Brody hasst Gesundheitsfanatiker“, sagte Eve trocken.

„Könnten Sie auch noch eine Obstplatte bestellen?“, fügte Jillian hinzu.

„Wenn es sein muss“, sagte Brody lächelnd. „Solange Sie sich von dem guten Essen fernhalten.“

Der Rest der Crew versammelte sich in Brodys Zimmer und besprach die technischen Details der kommenden Drehtage. Währenddessen tranken sie Bier und aßen Nüsse. Jillian gefiel, dass die gesamte Produktion der Show in so einer entspannten Atmosphäre ablief. Brody fragte immer wieder nach den Kindern, Haustieren und geplanten Urlaubsreisen der Anwesenden. Die Crew schien ihn zu lieben. Jillian mochte Brian und Bob am liebsten. Sie waren für Ton und Licht zuständig und schienen wirklich vom Fach zu sein.

Als die Crew den Raum verließ, ging Eve noch ein letztes Mal die Checkliste mit Brody durch. Es war fast vier Uhr nachmittags.

„Wir werden in ungefähr zwei Stunden abgeholt. Also seien Sie nicht zu spät“, sagte Eve zu Jillian.

„Ich werde pünktlich sein.“ Jillian nahm ihre Sachen.

Brody saß auf der Couch und nippte an seinem Bier. Er war immer noch halb nackt und sah unglaublich sexy aus. Jillian konnte den Blick kaum von ihm wenden. „Was haben Sie nun vor?“, fragte er.

„Ich werde meine Ausrüstung prüfen, den Dreh noch einmal durchgehen und mir ein paar Gedanken dazu machen.“

„Legen Sie sich aber nicht zu sehr fest“, riet Eve. „Brody bringt gern alles wieder durcheinander. Kirk hat sich daran immer angepasst, so ist es auch am besten.“

„Ich denke, da wird es sicher keine Probleme geben“, sagte Jillian.

„Du solltest ein Nickerchen machen“, sagte Eve zu Brody und lächelte dabei. „Es wird heute spät werden. Ich dachte, dass wir nach den Aufnahmen vielleicht noch in eine Bar gehen könnten.“

„Ich werde heute nicht so lange machen, Eve.“

„An unserem ersten Drehtag? Da feiern wir doch immer bis in die Morgenstunden.“

„Das könnt ihr ruhig machen, aber ohne mich.“

„Ohne dich ist es nicht dasselbe.“

„Nehmt meine Kreditkarte, und es wird dasselbe sein.“

Eve sah ihn prüfend an. „Fühlst du dich nicht gut?“

„Doch. Ich wollte es nur etwas langsamer angehen lassen. Danke, Ladys. Auf unsere große Tour.“ Er prostete ihnen mit dem Bier zu.

„Ich freue mich schon sehr darauf.“ Jillian sah zu Eve, die nicht sehr begeistert wirkte.

Dann verließen die beiden Frauen Brodys Zimmer.

„Sie und Brody scheinen sich ja ziemlich nahezustehen“, sagte Jillian zu Eve, während sie den Flur entlanggingen. Sie dachte, dass sie von Eve vielleicht ein paar interessante Details über Brody erfahren konnte.

„Wir arbeiten schon lange zusammen.“ Eve machte eine Pause und sah dann Jillian eindringlich an. „Brody ist ein netter Kerl. Er ist sehr offen und kontaktfreudig, aber manchmal zieht er sich sehr in sich zurück.“

Wahrscheinlich wollte sie damit sagen, dass Jillian gar nicht erst versuchen sollte, sich ihm anzunähern. Doch sie musste es einfach tun. Vielleicht war er mit seinem Playboy-Image glücklich. Es konnte aber auch sein, dass hinter seiner Fassade ein Mensch steckte, der todunglücklich war. Das würde auch sein trauriges Erscheinungsbild im Score vor ein paar Tagen erklären.

Jillian hatte jedenfalls eine Woche Zeit, um das herauszufinden.

Die Sklavenschule schockierte Brody kaum. Er hatte erwartet, dass sie wie eine Folterkammer dekoriert sein würde. Sie sah jedoch eher wie ein ganz normaler Club aus. Aber Jillians Reaktion verwunderte ihn.

Sie war so ruhig und beherrscht, als ob sie ein Weizenfeld oder einen Freizeitpark filmen würde. Sie konzentrierte sich darauf, eine Peitsche aus dem besten Winkel zu filmen, das richtige Licht für das schwarze Leder zu bekommen und die Spikes so aufzunehmen, dass sie nicht blendeten.

Er hätte fast gelacht, als sie Möbel verschob und eine Leiter hochkletterte, um die perfekte Einstellung eines Planschbeckens zu bekommen. Kirk hätte sich niemals so viel Mühe gemacht.

Auch mit Brodys Extrawünschen kam sie gut zurecht. Sie meckerte nie, wenn er verlangte, dass eine Szene mehrmals hintereinander wiederholt wurde, ganz wie sie versprochen hatte. Alles in allem verhielt sie sich professioneller, als er erwartet hatte.

Nun befanden sie sich in der Bar, die absolut überteuert und wie der ganze Club voll mit teurem Brimborium war. Einhundert Dollar für eine Gummikapuze? Die Preise hier schienen auch ein Teil der Bestrafung zu sein.

In der Bar mischten sich Schüler und Lehrer. Das Ganze wirkte wie eine seltsame Kostümparty, bei der jeder Leder und Latex trug.

Sie hatten Unmengen von Aufnahmen gemacht. Die Höhepunkte waren Szenen mit der strengen Herrin Mona, die voller Elan einige junge Kerle ausgepeitscht und sie bis zum Äußersten getrieben hatte. Jillian hatte dabei ein paar wirklich gute Ideen gehabt. Vor allem, wenn es darum ging, die richtigen „Opfer“ für die Domina auszusuchen. Sie hatte nämlich vorgeschlagen, ein paar vorlaute Collegestudenten zu einer Sitzung mit Mona zu überreden. Dabei waren äußerst gelungene Szenen entstanden.

„Wir müssen jetzt weiter“, mahnte Eve, die schon ihre Sachen eingesammelt hatte. „Wir werden in der Kondomfabrik erwartet.“

„Ich würde mir aber gern noch einmal die Aufnahmen ansehen, bevor wir gehen“, sagte Jillian.

„Das werden Sie im Bus machen müssen. Wir haben sowieso keine Zeit mehr, um etwas zu wiederholen.“

Warum war Eve nur so streng zu Jillian? Sie hatte ja schon immer einen scharfen Ton gehabt, aber wenn es um Jillian ging, schien sie noch rüder zu sein. Vielleicht wünschte sie sich auch nur Kirk wieder zurück. Die beiden waren immer sehr gut miteinander ausgekommen und wirkten schon beinahe wie ein altes Pärchen.

Im Bus setzte sich Jillian neben Brody und legte ihren Laptop auf den Schoß. Es gefiel ihm, wie ihre Beine sich berührten.

Er war überzeugt davon, dass seine Crew auch ohne ihn zurechtkommen würde, wenn er die Show verließ. Wahrscheinlich würde die Sendung einen neuen Star bekommen. Das hatte sein Sender auch schon bei anderen Shows gemacht. Und bei Talkshows passierte das sowieso die ganze Zeit. Vielleicht würde es kaum jemanden auffallen, dass er weg war.

„Brody?“

Er lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf Jillian, die neben ihm konzentriert auf den Bildschirm starrte.

„Passt das Klammermaterial an dieser Stelle?“, fragte sie. Da sie niemals auch nur eine Minute verschwendete, hatte sie wunderbare Aufnahmen von gefesselten Schülern gemacht, während er mit der Lehrerin gesprochen hatte. Davon konnte Kirk sich eine Scheibe abschneiden.

„Ich dachte, dass wir vielleicht diese Stelle rausschneiden …“, sie spulte den Film vor, „… und sie hierher setzen.“

„Das ist eine gute Idee. Ich hoffe, Ihnen haben die vielen Wiederholungen nichts ausgemacht.“

„Nein, überhaupt nicht. Ich möchte, dass alles zu Ihrer Zufriedenheit ist. So wie ich es vorhergesagt habe.“

„Ja“. Er verlor sich fast für eine Weile in ihren strahlend grünen Augen. „Wie Sie es vorhergesagt haben.“

„Also mache ich alles so, wie Sie es von mir erwarten?“

Noch nicht ganz, aber ich hätte da ein paar Ideen … Er räusperte sich. „Sie sind großartig.“

„Die zusätzliche Szene mit den Studenten hätten wir uns aber schenken können“, sagte Eve, die ihnen vom Vordersitz aus zugehört hatte. „Wir müssen uns an den Zeitplan halten, JJ. Ansonsten gerät alles durcheinander.“

„Du bist so hart zu ihr, Eve. Herrin Mona könnte sogar noch etwas von dir lernen“, sagte Brody und versuchte damit, die angespannte Stimmung etwas aufzulockern.

„Was hat sie nur gegen mich?“, flüsterte Jillian ihm zu.

„Lassen Sie uns später darüber reden“, sagte er leise und hob dann wieder seine Stimme. „Die Kondome warten also auf uns. Ich werde mich erkundigen, welche Neuheiten es gibt – welche Materialien, Formen, Farben und Strukturen gerade gefragt sind.“

3. KAPITEL

Als sie kurz vor Mitternacht in die Einfahrt des Xanadu einbogen, war Jillian vollkommen ausgelaugt. Ihre Schultern schmerzten von der schweren körperlichen Arbeit, die sie während des Drehs tätigen musste. Emotional gesehen war dieser Tag wie eine Achterbahnfahrt für sie gewesen. Die Sklavenschule war irgendwie unwirklich gewesen, trotzdem hatte Jillian ihre Professionalität bewahrt. Die Kondomfabrik hingegen hatte sie fasziniert.

Danach waren sie dann durch typische „Dr.-Nite-Bars“ gezogen. Das war der Teil gewesen, der ihr am wenigsten gefallen hatte. Sie hatte Frauen gefilmt, die Kondome über Bananen oder Brodys Finger gezogen hatten, während er Anspielungen machte. Den ganzen Abend über hatten sich Frauen in seine Arme geworfen. Zwei von ihnen hatten ihm sogar ihre Brüste gezeigt, während die Männer um ihn herum sie lautlos angefeuert hatten.

Jillian musste die ganze Zeit über die Zähne zusammenbeißen, um nicht aufzugeben. Ab sofort war es aber ihr Job, diese Erniedrigungen zu filmen. Das Schlimmste daran war, dass sie der Show sogar dazu verhalf, besser zu werden.

Überall, wo sie hinkamen, drehte sich alles nur um Brody. Die Leute fragten ihn nach Autogrammen, umarmten ihn, schüttelten ihm die Hand und küssten ihn. Er ließ alles mit sich geschehen und behielt immer sein Lächeln. Jillian bewunderte ihn dafür. Er war zu allen Menschen freundlich. Der Ruhm schien ihn überhaupt nicht arrogant gemacht zu haben.

Auch seine Arbeitsweise gefiel ihr. Er war fordernd und wechselte prompt eine Einstellung, wenn er dachte, dass es eine bessere geben könnte. Genauso arbeitete Jillian auch immer. Außerdem fragte er sie immer nach ihrer Meinung und wiederholte jede Aufnahme, die ihr nicht gefiel.

Die körperliche Nähe zu ihm empfand sie als anstrengend, da eine ständige Spannung zwischen ihnen bestand. Sie merkte, dass sie sich immer mehr zu ihm hingezogen fühlte, und sie konnte nichts dagegen tun.

Nun war sie froh, dass dieser erste Arbeitstag hinter ihr lag. Er war so stressig gewesen, dass ihr der Kopf hämmerte. Sie konnte es kaum mehr erwarten, in ihr Zimmer zu kommen und ins Bett zu fallen. Eigentlich wollte sie Brody noch um ein Interview bitten, aber dafür war sie nun wirklich zu müde.

„Ich hole mir nur noch eine Kopfschmerztablette und gehe direkt auf mein Zimmer“, sagte sie zu Brody, als sie in der Lobby ankamen.

„Ich gehe auch nach oben“, sagte Brody.

Im Hotelshop musste Jillian einige Minuten warten, bis der lahme Verkäufer endlich die Aspirinpackung gefunden hatte. Schließlich fuhr sie aber im Fahrstuhl nach oben und freute sich, dass sie endlich nicht mehr in der Nähe von Brody war und sich entspannen konnte.

Jetzt würde sie nur noch ein Aspirin nehmen, sich eine langweilige Talkshow angucken und in einen tiefen Schlaf sinken.

Als sie an ihrer Zimmertür ankam, wusste sie aber gleich, dass alles anders kommen würde. Brody lehnte an der Tür und lächelte sie erwartungsvoll an. Er wirkte unwiderstehlich attraktiv. Sie war sich sicher, dass er alles machen würde, was sie von ihm erwartete. Und diese Vorstellung erregte sie.

Hör sofort auf damit, befahl sie sich selbst, obwohl sie wusste, dass sie ihre Begierde nicht so einfach kontrollieren konnte.

Als sie näher kam, bemerkte sie, dass Brody vier kleine Schnapsflaschen in den Händen hielt.

„Was gibt es denn noch?“, fragte sie ihn.

„Ich dachte, dass wir auf den ersten Drehtag anstoßen und uns noch einmal ein paar Aufnahmen ansehen könnten.“

„Wie sind Sie so schnell hierhergekommen?“

„Sie sind wohl nicht den direkten Weg gegangen.“ Er deutete auf die Aspirinpackung. „Haben Sie Kopfschmerzen?“

„Ja, ein bisschen.“

„Ist das meine Schuld? Habe ich Sie überfordert?“

„Auf keinen Fall. Ich habe Probleme mit meinen Nasennebenhöhlen. Die Hotelluft ist immer so trocken.“ Sie musste ihn anlügen. Niemals hätte sie ihm erzählen können, dass sie schon nach dem ersten Tag ausgepowert war. Ihr wurde bewusst, dass dies vielleicht die ideale Möglichkeit war, ein Interview mit ihm zu bekommen, deshalb ließ sie ihn in ihr Zimmer.

„Also, was hätten Sie gern?“ Er präsentierte die kleinen Flaschen in seinen Handflächen, als ob es sich um edlen Wein handelte.

„Ich hätte gern Grand Manier.“ Sie liebte den süßen Geschmack des Orangenlikörs.

„Exzellente Wahl.“ Brody öffnete die Flasche und füllte den Inhalt in ein Wasserglas. Er selbst goss sich Scotch ein. „Auf eine gelungene Zusammenarbeit.“ Er schlug sein Glas gegen ihres.

„Sie haben es also noch nicht bereut, dass Sie mich eingestellt haben?“

„Wieso denn? Sie haben sich an den Stil der Show angepasst, ihr aber auch Ihren eigenen Stempel aufgedrückt und dadurch alles sogar noch verbessert.“

„Das freut mich, es hat mir auch wirklich Spaß gemacht.“ Und das war noch nicht einmal gelogen.

„Wir sind ein gutes Team.“

„Ja, das sind wir.“ Und sie würden bestimmt auch im Bett ein gutes Team abgeben.

Brody sah ihr in die Augen und sagte nichts mehr. Las er etwa ihre Gedanken? Sie nahm einen Schluck von ihrem Drink, der ihren Magen angenehm wärmte. Die Nervosität nahm er ihr aber leider nicht.

„Kann ich Ihr Bad benutzen?“, fragte er schließlich.

„Ich werde inzwischen meinen Laptop vorbereiten, damit wir uns die Aufnahmen von heute ansehen können.“ In Wahrheit wollte Jillian die Gelegenheit nutzen, um die Kamera in Position zu bringen, damit sie alles aufnehmen konnte, was er ihr erzählte. Sie band sich die Haare zusammen, damit sie ihr nicht im Weg waren, und machte sich an die Arbeit. Zuerst stellte sie den Laptop auf und lud die Dateien von der externen Festplatte. Dann richtete sie die Lampen auf die Stelle, wo Brody sitzen würde, um ihn möglichst gut ausleuchten zu können.

Anschließend platzierte sie die Kamera auf der Kommode, stellte die kleinste Auflösung ein, damit sie mehr Speicherplatz zur Verfügung hatte, und schaltete sie ein.

Natürlich deaktivierte sie die rote Lampe, die dem Gefilmten signalisierte, dass er aufgenommen wurde. Diesen Trick wandte sie immer an, wenn sie Interviews für Dokumentarfilme machte, da das Interessanteste meist vor und nach dem eigentlichen Interview gesagt wurde.

Aus dem Bad waren dumpfe Geräusche zu hören. Sah Brody sich etwa ihre Kosmetika an? Das hätte sie bei seiner natürlichen Neugierde auch nicht gewundert, und auch nicht gestört, da sie mindestens genauso neugierig war wie er.

Als er schließlich aus dem Bad kam, duftete er nach ihrem Parfum. Anscheinend hatte er sogar ihr Haarspray benutzt.

„Haben Sie etwas gefunden, das Ihnen gefällt?“, fragte Jillian.

Er lächelte, und es schien ihm nicht peinlich zu sein, dass sie ihn durchschaut hatte. „Ich wollte nur herausfinden, weshalb Sie so duften.“

„Das liegt wohl an meinem Parfum.“

„Es ist mehr als das“, sagte er und näherte sich ihr.

„Mein Shampoo etwa?“

Er kam noch näher. „Nein. Ich glaube, es ist Ihre Haut. Diesen Duft würde ich sofort kaufen.“

„Ich weiß nicht, ob das gehen wird.“

„Warum haben Sie Ihre Haare zusammengebunden?“

„Weil sie mich gestört haben.“

„Mir gefällt es aber besser, wenn Sie sie offen tragen.“

Sie löste das Haarband wieder und merkte, wie schnell ihr Herz plötzlich hämmerte.

„Ja, genauso gefällt es mir. Es sieht so weich aus. Sind das Naturlocken? Darf ich?“

„Ja“, sagte sie, obwohl sie sich unwohl dabei fühlte, als er durch ihre Haar fuhr. Er war ihr so nah wie nie zuvor, und sie wusste nicht genau, wie sie diese Situation deuten sollte.

Was er wohl dachte? Bestimmt würde er nicht den ersten Schritt wagen. Er hatte ja bereits gesagt, dass er nie mit jemandem aus der Crew schlafen würde. Aber sie waren allein in einem Hotelzimmer, gleich neben ihnen wartete ein Bett auf sie, und es war schon sehr spät.

Was würde sie nur tun, wenn er sie küsste? Würde sie den Kuss erwidern und sich in seine Arme werfen? Sie sehnte sich so sehr danach. Wo blieb nur die Jillian, die sich immer so gut unter Kontrolle hatte?

„Zeigen Sie mir, was Sie haben“, sagte er leise.

„Was ich habe?“ Beinahe hätte sie ihr T-Shirt ausgezogen und ihren BH geöffnet. Das passte gar nicht zu ihr.

Irgendwie war es aber nicht verwunderlich. Den ganzen Tag war es nur um Sex gegangen. Unzählige Frauen hatten sich in Brodys Arme geworfen, ihn geküsst und ihm die Zungen ins Ohr gesteckt. Zwei hatten ihm sogar ihre Brüste gezeigt. Nachdem Jillian all dies wieder und wieder gefilmt hatte, war es kein Wunder, dass es sie ein wenig angesteckt hatte. Auch sie war nun sexuell geladen.

Reiß dich zusammen, befahl sie sich. Wie konnte sie überhaupt nur daran denken, sich mit einem Mann einzulassen, der gegen alle ihre Prinzipien verstieß?

„Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“, fragte er. „Sind Sie zu müde, um die Aufnahmen anzusehen?“

„Nein, nein. Es geht schon.“ Und ihre Kamera nahm jede Bewegung und jedes seiner Worte auf, um seine dunkelsten Geheimnisse zu erfahren. Deswegen war sie ja hier.

„Setzen Sie sich“, sagte sie und zeigte auf den Platz, auf den die Kamera gerichtet war. „Dann schauen wir mal, was wir haben.“ Und was ich bekommen kann.

Jillian sank in den Stuhl, griff nach der Maus und öffnete die Datei mit den Aufnahmen. „Gibt es da etwas Spezielles, was Sie sehen möchten?“ Mich nackt, zum Beispiel?

„Lassen Sie einfach eine Szene nach der anderen laufen.“

Sie spielte das Filmmaterial ab und spulte alle paar Minuten etwas vor, während Brody zufrieden lächelte und hier und da einen Kommentar machte.

Jillian war mit ihrer Arbeit zufrieden; immerhin war heute ihr erster Tag gewesen.

„Sie haben das wirklich toll gemacht“, sagte Brody. „Sie haben sich von nichts aus dem Konzept bringen lassen, weder von Peitschen und Ketten noch von Kondomen oder nackten Brüsten.“

„Passiert Ihnen das oft? Ich meine, dass Frauen sich vor Ihnen entblößen?“

„Ist das Ihr Ernst? Nach Mitternacht fallen in den Bars alle Hemmungen.“ Er lächelte, auch wenn der Ausdruck in seinen Augen leer war.

An dieser Stelle bot sich ihr die Chance, herauszufinden, ob er seinen Job wirklich so liebte, wie er immer tat. „Wird das mit der Zeit nicht etwas eintönig?“

Seine Lippen zuckten, trotzdem zwang er sich zu einem Lächeln.„Wie denn das? Viele Frauen machen sich an die Hotelpagen heran, nur damit sie in mein Zimmer kommen, um dort auf mich zu warten. Ich kann mich wirklich glücklich schätzen.“

„Das hört sich sehr nach Dr. Nite an. Was würde aber Brody Donegan sagen?“

„Ich bin Dr. Nite, JJ.“

„Ich glaube nicht, dass sich das so sagen lässt. Für mich sind Sie wesentlich vielschichtiger.“

Nun sah er sie nur noch an, und versuchte dann, vom Thema abzulenken. „Das Ganze wirkt langsam wie ein Gespräch, das man nach einer wilden Nacht führt.“

„Und Sie schlafen ja mit niemandem aus Ihrer Crew, richtig?“ Sie spürte, wie ihr Herzschlag raste und ihr Atem stockte.

„Da haben Sie recht.“ Er konzentrierte sich wieder auf den Laptop. „Das ist eine großartige Aufnahme“, sagte er und deutete auf den Bildschirm, auf dem eine Brünette gerade ein Kondom mit dem Mund über Brodys Finger streifte. „Sie haben uns beide wirklich gut getroffen.“

„Finden Sie nicht, dass der Ton etwas verzerrt ist?“

„Wer interessiert sich bei diesen Bildern schon für den Ton?“

Sie sahen sich weiter die Aufnahmen an. Jillian wusste, dass er sie wollte. Und auch sie spürte ein heftiges Verlangen in sich. Nach einer Weile drehten sie gleichzeitig die Köpfe und sahen sich an. Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, ihre Lippen berührten sich beinahe. Sie konnte seinen heißen Atem auf ihrer Haut spüren. Sie kamen sich immer näher.

„Du weißt, dass du nicht wirklich zur Crew gehörst …“ Er berührte ihren Arm und streichelte ihre Wange. Ein kalter Schauer lief ihr den Rücken herunter.

„Das tue ich wohl nicht“, flüsterte sie.

Dann küssten sie sich. Sie war sich nicht sicher, wessen Lippen zuerst die des anderen trafen, aber sie spürte eine große Erleichterung.

Brody drückte sie fest an sich und vertiefte den Kuss. Seine Lippen waren heiß und schmeckten nach Scotch.

Jillian begann vor lauter Erregung zu zittern und war von ihren Gefühlen überwältigt. Ihre Küsse wurden immer leidenschaftlicher, und sie bekam kaum noch Luft.

Sie wusste, dass sie aufhören sollten. Bis jetzt war es nur ein Kuss gewesen, den man immer noch erklären und vergessen konnte. Aber sie wollte mehr. Viel mehr.

Plötzlich erklang ein Lied von Barry White, und sie fragte sich schon, wie Brody das wieder arrangiert hatte.

„Mist.“ Brody griff in die Hosentasche und zog sein Handy heraus. Die Stimme von Barry White wurde lauter. „Das kann nur Eve sein“, sagte er und drückte das Handy an sein Ohr. „Ja? … Natürlich, ich bin gleich da.“ Er legte auf. „Wie ich schon gesagt habe, Eve will noch etwas Wichtiges mit mir besprechen. Da bleibt mir wohl keine andere Wahl.“

„Du könntest danach zurückkommen.“ Dann würden sie noch einmal über den wahren Brody reden. Jillian fehlten immer noch die Fakten, die sie so dringend brauchte.

„Du glaubst aber, dass das ein Fehler wäre, oder?“ Er lächelte.

Das hatte sie nicht gesagt, doch hatte sie auch noch nicht darüber nachgedacht. Wahrscheinlich würde sie sich erst im Klaren darüber sein, wenn es schon zu spät war.

Brody streichelte ihre Wange und gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. Dann ging er zur Tür. Sie folgte ihm und merkte, wie zittrig ihre Beine immer noch waren.

„Also, bis morgen.“ Er gab ihr einen Stups unters Kinn. „Der Flug geht um elf Uhr.“

„Ja, bis morgen.“ Jillian schloss die Tür und schämte sich. Sie hatte sich von ihren Gefühlen einfach überwältigen lassen und war Dr. Nite zum Opfer gefallen.

Wie konnte das nur passieren?

Sie sah zur Kamera, die immer noch lief. Verflucht, sie hatte sogar den Kuss gefilmt. Ärgerlich schaltete sie sie aus und ging dann zum Tisch, um eine der Flaschen zu öffnen, die Brody mitgebracht hatte. Sie trank eine ganz aus.

Dann zog sie sich etwas Bequemeres an. Immerhin hatte sie es bemerkt, bevor es zu spät war. Sex bedeutete Brody nicht mehr als ein Händeschütteln. Für sie aber war Sex der Höhepunkt einer tiefgründigen Beziehung, einer emotionalen Verbindung. Sie wollte ganz sicher nicht mit einem Mann schlafen, der zwischendrin auf die Uhr sah.

Autor

Dawn Atkins
Obwohl es immer Dawn Atkins’ größter Traum war, Autorin zu werden, war sie nicht sicher, ob sie wirklich den Funken Genialität besaß, den es dazu braucht. So wurde sie zunächst Grundschullehrerin und fing dann allmählich an, für Zeitungen und Zeitschriften Artikel zu verfassen. Schließlich gab sie ihre Arbeit an der...
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Anna Cleary
Schon als kleines Mädchen liebte es Anna Cleary zu lesen. Unter der Bettdecke (und mit einer Taschenlampe bewaffnet) ließ sie sich von ihren Romanhelden Nacht für Nacht in eine Welt voller Fantasie entführen. Und sie träumte davon, irgendwann einmal ihre eigenen Geschichten zu schreiben. Doch zunächst wurde sie Lehrerin und...
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