Collection Baccara Band 337

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

SO SÜß IST DIE VERSUCHUNG von MYERS, CINDI
"Sie sind Angela Krizova?" Als sie die Verwunderung in Bryan Perrys Blick sieht, muss Angela unwillkürlich lächeln. Sie weiß ja, dass sie kein dünnes Karriereweib ist, wie er erwartet hat. Umso erstaunlicher, dass ihre Kurven für ihn eine süße Versuchung sind …

KALTE SCHULTER - HEIßES VERLANGEN von PALMER, DIANA
Heiraten?! Bei der Testamentseröffnung hört Jillian entsetzt, welche Bedingung ihr Großvater an das Erbe geknüpft hat: Sie soll den zweiten Ranch-Besitzer, Sheriff Theodore Graves, heiraten! Dabei sind Ted und sie wie Feuer und Eis - und bald wie Mann und Frau?

DIE ZÄRTLICHE RACHE DES MILLIONÄRS von JAMESON, BRONWYN
Um ihre Familie zu retten, ging Diana eine Vernunftehe ohne Liebe und Leidenschaft ein. Denn die empfand sie nur für Max. Zehn Jahre später ist Diana endlich wieder frei. Und Max Fortune zurück in ihrem Leben! Unversöhnlich - aber immer noch unwiderstehlich …


  • Erscheinungstag 04.02.2014
  • Bandnummer 0337
  • ISBN / Artikelnummer 9783733722241
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Cindi Myers, Diana Palmer, Bronwyn Jameson

COLLECTION BACCARA BAND 337

CINDI MYERS

So süß ist die Versuchung

Ein letztes Mal rückt Bryan den Schlips zurecht. Gleich wird Angela Krizova, deren sexy Stimme ihn am Telefon so erregt hat, in die Hotellobby kommen. Zusammen wollen sie den Theaterball besprechen, zu dem sie ihre berühmten Desserts liefern soll: süße Verführungen! Und da ist sie. Oh! Sie ist brünett und hübsch. Und sie hat Rundungen – in XL …

DIANA PALMER

Kalte Schulter – heißes Verlangen

Wie weit soll ich gehen? fragt sich Ted Graves. Wenn er Jillian heiratet, bekommt er das Land unter dem weiten Himmel Montanas, das er unbedingt haben will. Aber Jillian und er – das geht gar nicht. Sie ist blutjung, er nicht, sie ist emotional, er ist überlegt. Sie sind wie Blitz und Donner! Auf der anderen Seite: Gegensätze ziehen sich aus, oder?

BRONWYN JAMESON

Die zärtliche Rache des Millionärs

Haut wie Schnee, Haare wie Ebenholz – aber es ist nicht Schneewittchen, das Max Fortune auf der High-Society-Party entdeckt. Sondern Diana! Vor zehn Jahren, sieben Monaten und zwei Wochen hat sie ihre aufregende Affäre aus heiterem Himmel beendet. Warum, weiß Max bis heute nicht. Doch das will er jetzt herausfinden. Und sich rächen …

1. KAPITEL

„Sagen Sie, Mr Perry … Bryan … was halten Sie von Schokolade?“

Die samtige Stimme erwischte Bryan Perry, den stellvertretenden Direktor des Elevation Hotels in Crested Butte, unvorbereitet. Er machte es sich in seinem Büro hinter dem Schreibtisch bequem und streckte die Beine aus. Den Klang dieser Stimme wollte er auskosten, obwohl die Frau, der sie gehörte – eine gewisse Angela Krizova –, merkwürdige Fragen stellte. „Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht“, antwortete er.

„Dann haben Sie meine Schokolade noch nicht probiert.“

Die sexy Stimme machte Appetit auf mehr. Wer war diese Frau? „Kann ich die mal kosten?“, rutschte es ihm heraus. Glücklicherweise war Carl Phelps, der Manager des Hotels, nicht in Hörweite. Diesen kleinen Flirt hätte er vermutlich als weiteren Beweis dafür betrachtet, dass Bryan, der sich bisher als Nachtportier und Skilehrer durchgeschlagen hatte, für einen Posten im Management ungeeignet war.

„Aber gern“, sagte Angela. „Wir sollten uns ohnehin zusammensetzen.“

Bryans Herz schlug schneller. Noch nie hatte er sich von einer Frau angezogen gefühlt, nur weil sie eine schöne Stimme hatte, doch wer so sexy klang, musste einfach die Frau seiner Träume sein. „Aber ja“, sagte er und versuchte, selbst möglichst erotisch zu klingen.

„Ich muss mir den Saal ansehen. Und wir können die Dekoration für die Spendenparty besprechen.“

Richtig. Die Spendenaktion für das Laientheater! Sie war der eigentliche Grund für dieses Gespräch. Er setzte sich in seinem Stuhl auf und blätterte seinen Kalender durch. „Gute Idee. Wann passt es Ihnen?“ Angelas Stimme hatte in ihm bereits das Bild einer sinnlichen Blondine heraufbeschworen.

„Wie wäre es morgen Nachmittag? Da habe ich eine Vertretung für den Laden.“

„Für welchen Laden denn?“, fragte er. Diese Stimme …

„Das Chocolate Moose. In der Elk Avenue.“

Die Hauptstraße von Crested Butte war von bonbonfarbenen Häusern im viktorianischen Stil gesäumt. Bryan machte sich wenig aus Süßigkeiten, deshalb hatte er das Chocolate Moose noch nie betreten.

„Ich würde gern die Desserts liefern, deshalb habe ich Sie gefragt, was Sie von Schokolade halten“, fuhr Angela fort.

Eigentlich schrieb die Unternehmenspolitik vor, dass nur Essen aus der Hotelküche serviert werden durfte. Egal … was Phelps nicht wusste … „Kein Problem“, sagte Bryan.

„Großartig. Treffen wir uns morgen Nachmittag gegen drei im Hotel.“

„Ich freue mich.“ Noch immer lächelnd legte Bryan den Hörer auf.

„Lass während der Arbeitszeit bloß die Finger von den Dating-Hotlines, Kumpel!“

Bryan blickte auf und unterdrückte ein Stöhnen, als er seinen besten Freund in sein Büro schlendern sah. Zephyr war ein typischer Snowboarder, und mit seinen blonden Dreadlocks und in Cargopants hob er sich bedenklich von den blasslilafarbenen Wänden und den eleganten Kirschholzmöbeln ab. „Ich habe mit einer Kundin gesprochen“, sagte Bryan.

„Die muss ziemlich sexy sein, deinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen.“ Zephyr setzte sich auf eine Ecke von Bryans Schreibtisch und schob einen Notizklotz beiseite, um sich Platz zu verschaffen. „Jeder Job hat wohl seine Vorteile, selbst dieser.“

„Ja, ein geregeltes Einkommen zum Beispiel.“

Zephyr schnaubte verächtlich. „Dafür bin ich nicht der Typ. Wo bleibt da das Abenteuer?“

„Du hast ja eine Freundin, die dich aushält.“ Zephyrs Freundin Trish führte einen gutgehenden Coffeeshop auf der Elk Avenue.

„Hey, ich leiste auch meinen Teil. Außerdem braucht Trish es, sich um jemanden zu kümmern“, sagte Zephyr.

Bryan grinste.

„Mal ehrlich, Alter, wie läuft’s?“ Zephyr schaute sich in dem Büro um. „Sieht alles ziemlich spießig aus hier.“

„Es ist nicht übel“, sagte Bryan. „Wenigstens war meine Ausbildung nicht vergeblich.“

„Trotzdem, du bist nicht der Typ fürs Management. Ist doch öde, immer nur zu arbeiten.“

„Moment mal, ich bin immer noch ich“, protestierte Bryan. „Nur mit besserer Kleidung.“ Er strich über das Revers seines maßgeschneiderten Anzugs.

„Die Klamotten sind besser, aber nicht der Style.“

„Bryan, haben Sie die Anrufe erledigt, um die ich Sie gebeten hatte?“

Bryan straffte die Schultern, als Carl Phelps das Büro betrat. Abschätzend blickte er Zephyr an. „Ist das ein Freund von Ihnen?“, fragte Phelps.

„Er wollte gerade gehen“, Bryan schob seinen Freund von der Ecke des Schreibtisches hinunter.

Die Hand ausgestreckt, ging Zephyr auf Carl zu. „Hi“, sagte er. „Ich bin auf der Suche nach einem neuen Drehort für meine Fernsehshow, Zephyrs Stunde. Schon mal davon gehört?“

Langsam schüttelte Carl den Kopf.

Zephyr wirbelte herum. „Dieser Laden hat einiges zu bieten. Ich könnte die Kameras im Foyer installieren und eine kleine Dokumentation drehen.“

Über Zephyrs Schulter hinweg blickte Carl seinen Assistenten fragend an. Meint er das ernst?

Bryan brachte ein Lächeln zustande und nickte.

Zephyr ergriff Carls Hand und schüttelte sie. „Wir reden später. Meine Leute melden sich bei Ihnen.“ Betont lässig schlenderte er aus dem Büro.

Bryan unterdrückte ein Grinsen und ließ sich auf seinen Stuhl sinken. Nichts brachte mehr Leben in die Bude als ein Besuch von Zephyr.

„Haben Sie die Anrufe erledigt?“, fragte Carl.

„Oh ja, Sir, natürlich.“ Bryan stellte den Notizblock wieder an seinen Platz. „Die Vertragsfirma wird am Montag jemanden herschicken, der das Fenster im Speisezimmer repariert, und morgen treffe ich Ms Krizova wegen der Aktion für das Laientheater.“ Was zweifellos der Höhepunkt des Tages werden würde … wenn nicht der ganzen Woche.

„Gut.“ Carl setzte sich auf den Stuhl gegenüber von Bryans Schreibtisch.

„Sie machen Ihre Sache gut.“ Er blickte zur Tür. „Hat Ihr Freund wirklich eine eigene Fernsehshow?“

„Ja. Es ist eine Mischung aus Talkshow und Lokalnachrichten, und er ist sehr erfolgreich damit.“ Das war das Besondere an Zephyr: Er sah aus wie ein Gammler, doch unter dem zottigen Haar steckte ein heller Kopf, und er hatte genug Temperament, um andere mitzureißen.

Bryan war zurückhaltender, und in letzter Zeit war er nicht mehr damit zufrieden gewesen, einfach in den Tag hineinzuleben. Er wollte etwas erreichen. Deshalb hatte er seine zerrissenen Jeans gegen Anzug und Krawatte getauscht und sich vorgenommen, endlich das Diplom als Hotelfachmann zu nutzen, das er sieben Jahre zuvor gemacht hatte. Am Tag nach der dritten Hochzeit, auf der er in diesem Jahr zu Gast gewesen war, war er morgens aufgewacht und hatte sich bereit gefühlt, erwachsen zu werden. Mit allem, was dazugehörte … einem festen Job, einer Familie und einem Haus.

„So eine Show wäre gute Werbung für uns“, sagte Carl. „Was meinen Sie?“

Bryan dachte nach. „Ja, das stimmt. Das Hotel würde von der Präsentation profitieren. Wir würden als Teil des Ortes erscheinen und nicht wie eine Firmengruppe, die von außen eindringt.“ Das Elevation war neu in Crested Butte. Carl war nur wenige Wochen vor Bryan im Ort angekommen.

„Genau.“ Carl nickte. „Sie haben wirklich einen Riecher fürs Geschäft.“

„Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie mir diese Chance geben“, sagte Bryan.

„Und ich verlasse mich darauf, dass die Spendenaktion reibungslos abläuft.“

„Selbstverständlich.“ Umso mehr, als Angela Krizova seine Kontaktperson war. Am Telefon hatte sie jung und sexy geklungen. Sie war eine erfolgreiche Unternehmerin – und vielleicht die ideale Frau für ihn.

„Lass mich raten. Du kannst dir keinen Urlaub leisten und hast dir deinen eigenen Strand gebaut?“

Angela Krizova blickte von der Arbeitsplatte hinter dem Verkaufstresen des Chocolate Moose auf und sah ihrer Freundin Tanya Bledso vom Mountain Theatre in die Augen. Angela rückte eine Seidenblume hinter ihrem Ohr zurecht und trocknete sich die Hände an der Schürze ab. Mit einem sexy Hüftschwung kam sie hinter dem Tresen hervor und begrüßte Tanya. „Wenn ich nicht ins Paradies fahren kann, hole ich es mir eben her“, sagte sie. „Gefällt es Dir?“

Tanya sah sich in dem Süßwarenladen um, der an eine Urlaubsinsel erinnerte. Seidenblumen und Stoffbahnen mit tropischen Mustern schmückten die vier Tische vorn im Laden. Der ausgestopfte Elchkopf an der hinteren Wand trug Sonnenbrille und eine Blütenkette.

„Es ist hübsch“, sagte Tanya schließlich. „Kann ich bis Juni hierbleiben?“

Angela lächelte und trat wieder hinter die Ladentheke. „Was darf ich Dir bringen? Wie wäre es mit einer Chocolate Colada und ein paar ofenfrischen Schoko-Ingwer-Waffeln?“

Tanya hatte sich an einen der Tische gesetzt. „Hört sich köstlich an. Und kalorienreich.“ Sie verzog das Gesicht. „Ich probiere mal.“

„Noch ein Grund, warum ich froh bin, keine Hauptrollen zu spielen“, sagte Angela, als sie Kokosmilch in einen Mixer goss. „Keinen stört es, wenn die Nebendarstellerin Größe vierundvierzig trägt.“ Wenn es ihr so wichtig wäre, dünn zu sein, hätte sie kein Geschäft eröffnet, in dem sie den ganzen Tag mit Zucker und Sahne hantieren musste.

„Du bist die beste Nebendarstellerin, die ich je hatte“, sagte Tanya.

„Könnten wir das nicht ins nächste Programmheft schreiben?“ Angela goss Ananassaft in den Mixer und gab eine Kugel Eis dazu. „Ehemaliger Hollywood-Star bescheinigt lokaler Schauspielerin Talent.“

„Ich war kein Star.“ Tanya sprach lauter, um den Lärm des Mixers zu übertönen. „Darum bin ich nach C. B. zurückgekommen. Annie und ich wären in L. A. beinahe verhungert.“

„Ich bin froh, dass ihr wieder da seid.“ Angela füllte das Getränk in ein Whiskyglas und fügte eine Kirsche und einen Trinkhalm hinzu. „Seitdem du aufgetaucht bist, ist das Theater wieder lebendig.“

„Daran bist du auch nicht unschuldig“, sagte Tanya. „Deine Idee mit der Schokoladenshow für die Spendenaktion war großartig.“ Sie nahm den Drink und saugte am Strohhalm. „Wow! Das muss unbedingt auf die Speisenkarte für die Party. Wie läuft es übrigens?“

„Heute habe ich mit dem Burschen vom Elevation Hotel gesprochen, der alles koordinieren soll.“ Beim Gedanken an den Flirt am Telefon musste Angela lächeln.

„Wie heißt er denn?“

„Bryan Perry. Ich habe ihn noch nie gesehen.“ Diesen Namen würde sie so bald nicht vergessen. Sie freute sich darauf, ihn kennenzulernen. Ob der Mann dem Bild entsprach, das sie sich von ihm machte?

„Du musst öfter ausgehen“, sagte Tanya.

„Neben dem Laden und dem Theater bleibt mir kaum Zeit.“ Sie setzte sich Tanya gegenüber auf einen Stuhl und nahm sich eine Waffel. „Kennst du Bryan?“, fragte sie.

„Nur flüchtig.“ Tanya biss in einen Keks. „Typen wie ihn gibt es viele in der Stadt. Attraktiv, amüsant und völlig verantwortungslos.“

Okay. Er sah gut aus und war witzig, damit hatte sie gerechnet, aber leichtlebig? „So jemand ist für unsere Spendenparty verantwortlich? Das hört sich nicht gut an.“

„Es ist merkwürdig“, stimmte Tanya zu. „Ich wusste nicht einmal, dass er einen Job hat. Aber er ist nett.“

„Moment mal.“ Aufmerksam betrachtete Angela ihre Freundin. „Bist du etwa schon mit ihm ausgegangen?“

„Quatsch. Geschiedene Frauen mit Kindern interessieren solche Typen nicht. Aber für dich könnte die Spendenparty ein Anlass sein, ihn näher kennenzulernen.“

„Vielleicht.“ Doch mit jemandem am Telefon zu flirten, war etwas anderes, als sich auf eine richtige Beziehung einzulassen … etwas, was sie seit drei Jahren erfolgreich vermied.

„Willst du eigentlich keine Familie gründen?“ Tanya seufzte. „Für mich ist es ja nicht gut gelaufen. Okay, ich habe Annie. Aber sie ist auch das einzige Highlight in sieben Ehejahren gewesen.“

Angela hatte nichts gegen Liebe und Ehe … zumindest in Theaterstücken und Büchern. Doch im echten Leben blieb sie lieber allein, als sich von jemandem verletzen zu lassen, weil sie seiner Idee von Ms Right nicht entsprach.

Bryan hingegen konnte vermutlich jede haben, wenn er der Typ Mann war, den es in dieser Stadt so häufig gab. Das Einzige, was sie sich von dem Treffen erhoffen konnte, war ein lockerer Flirt. Und das musste genügen, bis sie einen Mann fand, auf den sie sich verlassen konnte und der für sie da war.

Für immer.

„Ms Krizova ist da.“

Bryan schreckte von der Spesenabrechnung hoch, die er gerade überprüfte. Er drückte auf den Knopf der Sprechanlage. „Ich komme gleich.“ Die Vorfreude auf dieses Treffen hatte ihn einen Morgen mit öden Meetings und noch langweiligerem Papierkram überstehen lassen. Er strich über seine Krawatte und verließ das Büro, um seinen Gast zu begrüßen.

Es war Frühling, und in dem Wintersportort herrschte noch Hochbetrieb. Das Foyer des Hotels war überfüllt. Bryan suchte den verwinkelten Raum nach Angela Krizova ab. Einige Mountainbiker, die ihre Helme unter dem Arm trugen, ein paar Männer und zwei Mütter mit kleinen Kindern kamen nicht infrage. Es blieben eine kräftige Brünette in weinrotem Kleid, schwarzen Lederstiefeln und schwarzem Gürtel, die an der Rezeption stand, und eine zierliche Blondine am Kamin.

Er ging auf die Blondine zu und erstarrte, als er hinter sich eine vertraute Stimme hörte. „Mr Perry?“

Als er sich umdrehte, blickte er der brünetten Frau ins Gesicht und lächelte, um das flaue Gefühl zu verbergen, das plötzlich in ihm aufstieg. Die Frau sah ganz anders aus, als er sie sich vorgestellt hatte. „Ich bin Angela Krizova“, sagte sie und reichte ihm die Hand.

Er erwiderte den Händedruck, und wieder beeindruckte ihn ihre wohlklingende Stimme. Angela Krizova hatte jadegrüne Augen und einen üppigen Mund. Tatsächlich war alles an ihr großzügig … allzu großzügig. Er schluckte hart. Sie war … nun … sie war vollschlank. Eindeutig nicht die Frau seiner Träume.

Sie zog die Hand zurück und lächelte amüsiert. „Haben Sie etwas anderes erwartet?“, fragte sie.

Er räusperte sich verlegen. „Verzeihung?“

„Ich habe gefragt, ob ich anders aussehe, als Sie erwartet haben. Keine Sorge, daran bin ich gewöhnt.“

Sie blickte sich im Foyer um. Bryan schloss die Augen und versuchte, seine Fassung wiederzugewinnen.

„Nett haben Sie es hier“, sagte sie mit samtiger Stimme.

Er bemerkte, dass sie ihn prüfend ansah und auf eine Antwort wartete.

„Ich zeige Ihnen die Räumlichkeiten“, erwiderte er ausweichend und führte sie durch das Foyer ins Restaurant, das in dunklem Holz und hellem Stein gehalten war.

„Das Lokal hat eine Sonnenterrasse mit Blick auf die Berge und mit einer Feuerstelle.“

Bryan entspannte sich. Diese Erklärungen beherrschte er im Schlaf. Er schämte sich ein wenig für seine anfängliche Reaktion auf Angela. Ja, sie war üppig, aber hässlich war sie nun wirklich nicht. Dick und glänzend fiel das dunkle Haar über ihre Schultern. Sie hatte ausdrucksvolle Augen und hohe Wangenknochen, und ihre ausladenden Kurven befanden sich genau an den richtigen Stellen. Eigentlich wirkte sie eher sinnlich als pummelig.

„Kann ich den Partyraum sehen?“, fragte sie jetzt.

„Natürlich.“ Er führte sie in den Saal und drückte auf einige Schalter, bis der Raum hell erleuchtet war. „Die Tische können beliebig zusammengestellt werden“, erklärte er ihr. „Das Podium dort hinten eignet sich gut für Livemusik.“

„Gibt es eine Garderobe?“

„Das lässt sich einrichten, kein Problem.“

„Perfekt.“

Nach dieser Wahnsinnsstimme würde sich jeder Mann umdrehen, der seine Sinne beisammen hatte … Bryan atmete tief ein und versuchte, einen klaren Kopf zu bewahren, doch Angelas dezentes blumiges Parfum verwirrte ihn noch mehr. Begierde stieg in ihm auf. Reagierte er nur auf den ungewohnten Reiz ihrer üppigen Schönheit, oder spielte sich hier noch etwas anderes ab?

Angela drehte sich zu Bryan um. Auf ihren Wangen waren Grübchen zu sehen. „Ach, das hätte ich fast vergessen“, sagte sie und entnahm ihrer Handtasche eine kleine Schachtel aus Goldpapier.

„Was ist das?“, fragte er, als sie das Schmuckband löste, mit dem die Box verschlossen war.

„Ich habe Kostproben mitgebracht.“

„Kostproben?“

„Von meinen Pralinen.“ Sie nahm einen Trüffel und hielt ihn hoch, sodass Bryan ihn betrachten konnte. Der glänzende rosafarbene Lack auf ihren Fingernägeln bildete einen starken Kontrast zu der samtig dunklen Schokolade. „Himbeer-Zartbitter“, sagte sie und bot ihm die Praline an.

Er steckte sie in den Mund und wurde sofort von einer Harmonie aus bitterer dunkler Schokolade und der Süße von Himbeeren belohnt. „Köstlich“, murmelte er.

„Freut mich, dass Sie es mögen.“ Sie leckte eine Spur geschmolzener Schokolade von ihrem Zeigefinger. Die unschuldige Geste jagte einen Schauer der Erregung durch seinen Körper.

Sie lächelte und fragte mit dieser unglaublichen Stimme: „Möchten Sie noch eine?“

Das halte ich nicht aus. „Können Sie mir eine hierlassen, damit ich sie später esse?“

„Natürlich.“ Sie überreichte ihm die Schachtel. „Wie lange arbeiten Sie schon hier?“

„Noch nicht sehr lange.“ Die Lästermäuler der Stadt hatten prophezeit, dass er nach höchstens drei Monaten das Handtuch werfen und zu seinem Partyleben zurückkehren würde. Die drei Monate waren vorüber, doch noch immer betrachteten sie seine neue Karriere als vorübergehenden Spaß, dessen er bald überdrüssig werden würde.

„Und was haben Sie vorher gemacht?“

„Verschiedenes“, sagte er ausweichend. Sieben Jahre zuvor war er nach Crested Butte gekommen, um einen Winter lang Snowboard zu fahren, bevor er in New York, Chicago oder Dallas im Hotelwesen arbeiten würde.

Doch dann hatte er die abgefahrenen Läden und noch flippigeren Leute auf der Hauptstraße des Ortes gesehen und war in eine Art Trance verfallen, aus der er erst vor Kurzem wieder erwacht war. „Und seit wann haben Sie Ihren Laden?“, fragte er, um das Thema zu wechseln.

„Seit drei Jahren. An meinem ersten Abend hier hatte ich Lust auf Schokolade und konnte nur einen alten Schokoriegel auftreiben. Da wusste ich, dass ich meine Aufgabe gefunden hatte … Stimmt etwas nicht?“

Verlegen bemerkte Bryan, dass er sie angestarrt hatte. Er wandte den Blick ab und erinnerte sich wieder an den Grund ihres Treffens. „Wie viele Gäste erwarten Sie?“

„Ungefähr hundertfünfzig. Der Eintritt beträgt fünfundfünfzig Dollar pro Kopf. Es wird Essen geben, eine Getränkebar, Musik und Tanz. Und natürlich Schokolade.“

„Natürlich.“ Er erwiderte ihr strahlendes Lächeln.

„Ich hoffe, Sie kommen auch?“, sagte sie. „Es werden viele Einheimische da sein.“ Sie verließen den Tanzsaal und gingen zum Empfangsbereich. „Waren Sie schon einmal in unserem Theater?“

Er verneinte. Bisher hatten Theaterkarten nicht in sein Budget gepasst.

„Wir proben gerade I hate Hamlet“, sagte sie. „Und wir suchen immer Freiwillige. Es ist eine gute Gelegenheit, um neue Leute kennenzulernen.“

„Vielleicht versuche ich es einmal.“

„Morgen Abend proben wir wieder im Mallardi Cabaret. Kommen Sie doch vorbei.“

An der Rezeption blieben sie stehen. „Danke für die Pralinen“, sagte er. „Es war nett mit Ihnen.“

„Danke, das Vergnügen war ganz auf meiner Seite.“ Sie gab ihm die Hand. Fasziniert blickte er ihr hinterher, als sie durch das Foyer zum Ausgang ging. Einige Gäste drehten sich nach ihr um. Zwar war sie nicht dünn, doch Angela hatte zweifellos Stil.

„Ms Krizova scheint zu viel von ihren eigenen Pralinen gegessen zu haben.“

Als er sich umdrehte, stand Rachel hinter ihm, die Empfangsdame. Sie war ungefähr in seinem Alter, schlank, immer modisch gekleidet und Stammgast in den Clubs von Crested Butte. Eigentlich unterhielt er sich gern mit ihr, doch die gehässige Bemerkung über Angela verstimmte ihn.

„Einige von uns treffen sich morgen Abend in der LoBar“, sagte sie. „Kommst du mit?“

Noch vor einer Stunde hätte er die Gelegenheit sofort beim Schopf ergriffen, nach der Begegnung mit Angela aber interessierte ihn die Einladung kaum. „Sorry, keine Zeit. Ich habe versprochen, bei der Theatergruppe vorbeizuschauen.“ Er räusperte sich. „Rein geschäftlich.“

„Zu schade“, sagte Rachel. „Mit mir würdest du dich besser amüsieren. Niemand in dieser Gruppe ist dein Typ.“

Sein Typ. Glaubte sie zu wissen, was sein Typ war? Verstohlen betrachtete er Rachel, ihre schlanke Figur und das strahlende Lächeln. Normalerweise ging er mit Frauen wie ihr aus. Sie war der Typ Frau, nach dem die Männer sich umdrehten. Wahrscheinlich hatte Angela ihre Pralinen mit Drogen versetzt, damit er seine Meinung änderte.

„Natürlich ist sie … die Theatergruppe überhaupt nichts für mich.“ Carl hatte ihn dazu ermutigt, Verbindungen zwischen dem Hotel und dem Ort zu pflegen, also würde er das tun.

„Es ist rein geschäftlich“, wiederholte er und zog sich in sein Büro zurück.

Angela ließ sich in der ersten Reihe des Mallardi Cabarets nieder und holte ihr Textbuch aus der Tasche. Die anderen Mitglieder des Ensembles waren ebenfalls versammelt, tranken Kaffee und plauderten.

Vor langer Zeit hatte sie davon geträumt, als Schauspielerin zu arbeiten. Doch die Aussicht auf den Kampf um die heißbegehrten Jobs in Los Angeles oder New York hatte sie davon überzeugt, dass es besser war, in der Nähe ihrer Heimatstadt zu bleiben. Ihr Geld verdiente sie nicht auf der Bühne, sondern in ihrem Laden, doch eigentlich drehte sich ihr Leben um die Theatergruppe.

Sie öffnete das Heft und las den Text für ihre Nebenrolle. Sie spielte Lillian Troy, die Agentin.

In diesem Moment ging Austin Davies an ihr vorbei, der Frauenschwarm des Ortes. Er spielte Andy, die männliche Hauptrolle. Sein Haar war perfekt gestylt, sein Kiefer markant, er trug Jeans und einen Fleecepulli. Austin war ein netter Bursche: eitel, aber nicht unfreundlich, etwas zu sehr von sich überzeugt, aber immerhin ein passabler Schauspieler.

Er lächelte Angela an, und sie nickte. Dann senkte sie den Kopf und gab vor, sich intensiv mit ihrem Text zu beschäftigen. Austin erinnerte sie an Troy Wakefield, den Hauptdarsteller der Laiengruppe in Broomfield, Colorado, zu der sie vor ihrem Umzug nach Crested Butte gehört hatte. Der Mann, mit dem sie fünfzehn Minuten lang verlobt gewesen war.

Okay, es waren eher vierzehn Tage gewesen. Aber was machte das für einen Unterschied? So oder so hatte sie ihm wenig bedeutet. Doch das war eine alte Geschichte.

Sie sah sich im Theater um und entdeckte Tanya hinter der Bühne. Das Kostüm für deren Rolle bestand aus einem glitzernden Cocktailkleid, das ihre perfekte Figur hervorragend zur Geltung brachte. Mit dem roten Haar, das Tanya in Wellen über die Schultern fiel, war sie der Inbegriff der glamourösen Femme fatale.

Angela dagegen würde einen altbackenen Tweedrock tragen, in dem sie dreißig Jahre älter aussah. Gern hätte sie wenigstens einmal das Glamourgirl gespielt, doch die Chance würde sie wohl nie bekommen.

„Okay, stellt euch auf eure Positionen“, rief Tanya den Darstellern zu. „Gehen wir die Szene mit der spiritistischen Sitzung noch einmal durch.“

Angela, Tanya und Austin versammelten sich auf der Bühne um einen Tisch, der unter einem weißen Tuch verschwunden war.

Plötzlich wurde die Tür des Theaters geöffnet, und der Verkehrslärm der Elk Avenue drang herein. Ein Mann in einem dunklen Mantel trat ein. „Oh, Verzeihung“, sagte er und zog seine Handschuhe aus. „Ich wollte nicht stören.“

„Bryan! Sie sind ja tatsächlich gekommen!“, rief Angela und versuchte gar nicht erst, ihre Freude zu verbergen. Bei seinem Anblick schlug ihr Herz schneller.

Tanya betrachtete sie argwöhnisch, und Angela konzentrierte sich wieder auf ihren Text. Irgendwie brachte sie die Probe hinter sich und verließ die Bühne gemeinsam mit den anderen. Bryan stand in der ersten Reihe und wartete auf sie. „Das war toll“, sagte er.

Sie lächelte. Sie würde cool bleiben und ihm nicht zeigen, wie sehr seine Anwesenheit sie verwirrte. „Ja, das Stück ist witzig.“

„Das meine ich nicht. Sie waren toll“, sagte er. Ihre Blicke trafen sich. In seinen Augen las sie deutliches Interesse und musste gegen die Schmetterlinge ankämpfen, die sie plötzlich im Bauch hatte.

„Danke. Und danke, dass Sie gekommen sind.“

„Hey, Bryan.“ Austin gesellte sich zu ihnen. „Was treibt dich denn hierher?“

„Angela und ich kümmern uns gemeinsam um die Spendenparty“, sagte Bryan. „Ich dachte, es wäre gut, ein paar von den Leuten kennenzulernen, die damit zu tun haben.“

„Ach, es ist geschäftlich“, sagte Austin mitfühlend. „Du wärst sicher lieber drüben in der LoBar.“

„Nein, ich möchte wirklich mehr über die Gruppe erfahren.“

Bryan klang gereizt. Auf manche Menschen hatte Austin diese Wirkung.

„Hallo, Bryan.“ Tanya drängelte sich an Angela vorbei. „Schön, dich zu sehen.“

„Ganz meinerseits.“ Er nickte Tanya zu, und Angela wartete auf das, was kommen musste. Wenn sie mit Tanya zusammen war, richtete sich die Aufmerksamkeit aller Männer auf ihre Freundin, und Angela war vergessen. Es kam so oft vor, dass es sie nicht mehr störte.

Jedenfalls nicht sehr.

Doch obwohl Bryan den Erklärungen der Theaterdirektorin über das Stück und ihre Pläne für die Spendengelder aufmerksam zuhörte, lag in seinem Blick kein begehrlicher Glanz.

„Das Theater existiert seit über fünfunddreißig Jahren. Ich leite es noch nicht lange“, sagte Tanya.

„Es scheint eine tolle Truppe zu sein“, antwortete Bryan.

Tanya blickte auf ihre Armbanduhr. „Wir müssen noch die nächste Szene durchgehen, aber du kannst gern dableiben und zusehen.“

Nur Tanya und Austin standen jetzt auf der Bühne. Sie war ein Profi, und die Zuschauer fühlten sich in das Apartment in New York versetzt, in dem das Stück spielte.

Am Ende applaudierten alle. „Sie ist brillant“, sagte Angela.

„Ich bin zwar kein Experte, aber ich fand Sie genauso gut“, sagte Bryan. „Spielen Sie nicht die weibliche Hauptrolle?“

Sie musste lachen. „Sie schmeicheln mir. Tanya ist der Star. Ich spiele nur eine Nebenrolle.“

„Trotzdem stehlen Sie ihr die Show.“

„Danke.“ Sie wandte den Blick ab und versuchte, ihre Nervosität zu verbergen. Warum schmeichelte er ihr so? Nachdem sie sich im Hotel getroffen hatten, hatte sie beiläufig einige Leute nach ihm gefragt. Die Frauen beschrieben ihn als gutaussehend und humorvoll. Die Männer sagten, er sei ein guter Softballspieler und Snowboardfahrer.

„Hi, Bryan, was gibt’s Neues?“ Chad, einer der Techniker, kam hinter der Bühne hervor und begrüßte Bryan per Handschlag. „Man sieht dich gar nicht mehr in den Clubs“, sagte Chad.

„Ich habe zu tun.“

„Ich habe schon gehört, dass du im Hotel arbeitest.“ Chad steckte die Hände in die Hosentaschen. „Bist du jetzt so etwas wie ein Manager?“

Bryan wurde rot. „Wozu habe ich sonst einen Abschluss in Hotelmanagement?“

Chad lachte. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch erlebe, wie du vernünftig wirst.“

„Wieso vernünftig?“, fragte Angela.

„Na ja, er trägt jetzt Anzug und Krawatte“, sagte Chad. „Dieser Bursche hier …“, er legte eine Hand auf Bryans Schulter, „war früher auf jeder Party zu finden.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich kann es einfach nicht glauben, dass du deine Freiheit für einen Job aufgegeben hast.“

„Ich fand, es war an der Zeit, erwachsen zu werden.“

Angela dachte nach. Das Bild, das seine Freunde von ihm zeichneten, passte nicht zu dem professionellen Image, das er ihr präsentiert hatte. Es faszinierte sie, dass er offenbar noch eine andere Seite hatte.

„Rhiannon hat gestern Abend in der LoBar nach dir gefragt“, sagte Chad.

Rhiannon Michaels? Angela war erstaunt. Chad meinte offenbar die verführerische Frau, hinter der so viele Männer im Ort her waren.

Die Röte auf Bryans Wangen vertiefte sich. Als Chad gegangen war, gab Angela ihrer Neugier nach. „Sie kennen also Rhiannon“, sagte sie.

„Ja. Wir … wir sind eine Weile miteinander ausgegangen.“

Es stimmte also. Bryan war ein Typ, der jede Party mitnahm, kein seriöser Geschäftsmann. Rhiannon ging nur mit bösen Jungs aus … Männern, die nur an Frauen wie ihr interessiert waren.

Angela fand sich nicht hässlich, aber sie wusste, dass nur eine bestimmte Art von Männern ihre Attraktivität zu schätzen wusste. Und sie hatte immer weniger das Gefühl, dass Bryan ein solcher Mann war. Sie hatte seine Enttäuschung bemerkt, als sie sich gestern zum ersten Mal begegnet waren, doch später, im Tanzsaal, hatte sie deutlich die Anziehung zwischen ihnen gespürt. Diese widersprüchlichen Reaktionen verwirrten sie. Sie erinnerten sie an Zeiten, in denen sie weniger selbstsicher gewesen war. Jetzt war ihr Leben toll. Sie brauchte keinen Mann, der die Dinge kompliziert machte.

Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie Bryan über eine Bemerkung von Tanya lachte. Seit Troy hatte sie keinen Mann mehr so anziehend gefunden. Und das war beängstigend.

2. KAPITEL

Am nächsten Tag hatte Bryan frei und stieg auf sein Mountainbike. Es fühlte sich gut an, Anzug und Krawatte gegen Sportsachen zu tauschen. In letzter Zeit hatte er wirklich nicht viel Spaß gehabt.

„Warum warst du gestern Abend nicht in der LoBar?“, fragte Zephyr, als sie mit dem Red Lady Express Lift auf den Berggipfel fuhren.

„Ich habe kurz beim Mountain Theatre vorbeigeschaut.“

„Willst du etwa Schauspieler werden?“

„Nein. Die Truppe führt im Hotel eine Spendenaktion durch, und eine der Schauspielerinnen hat mich eingeladen, mal im Theater vorbeizukommen.“

„Was für eine Aktion ist das denn?“

„Eine schräge Party mit Schokoladendesserts und Tanz.“

„Schokolade!“ Zephyr grinste. „Vielleicht sollten Trish und ich auch hingehen.“

„Es kostet fünfundfünfzig Dollar pro Person.“

Zephyrs Grinsen verschwand. „Dann lieber nicht.“ Doch gleich hellte sich seine Miene wieder auf. „Hey, du könntest in meiner Show die Werbetrommel für die Aktion rühren.“

Bryan wusste, dass seinem Boss das gefallen würde. Nichts machte Carl glücklicher als Publicity für das Hotel. „Okay. Ich frage Angela, wann sie Zeit hat.“

Sie stiegen aus dem Lift aus und schulterten die Räder.

„Wer ist Angela?“, fragte Zephyr.

„Angela Krizova. Ihr gehört das Chocolate Moose.“ Die Herstellung von Schokolade war offenbar nicht ihr einziges Talent. Noch immer staunte er über die Verwandlung, die gestern Abend auf der Bühne mit ihr vor sich gegangen war. „Sie koordiniert die Aktion.“

„Cool. Vielleicht kann sie in der Show ein paar Rezepte vorstellen.“

Bryan lachte. „Sie soll kochen?“

„Warum nicht? Essen verkauft sich gut. Genau wie Sex, aber den kann man in meiner Show schlecht zeigen …“

Der Gedanke an Angela und Sex erregte ihn. Sie hatte etwas Sinnliches an sich, und Bryan hatte es jedes Mal gespürt, wenn sie in seiner Nähe gewesen war. Noch nie hatte er sich eine Frau an seiner Seite vorgestellt, die nicht mindestens so schlank war wie er, doch als er gestern Abend mit Angela zusammen gewesen war, hatte er überhaupt nicht an ihre Maße gedacht … nur die sanfte Wölbung ihrer Hüften und ihre üppigen Brüste waren ihm aufgefallen. Er schüttelte den Kopf, um wieder klar denken zu können.

„Dieses Wochenende berichte ich live vom Al-Johnson-Memorial-Rennen“, sagte Zephyr.

„Ach ja? Willst du die verrückten Kostüme filmen?“

„Ja, und ein paar Teilnehmer interviewen.“

Sie fuhren im Slalom durch eine Baumgruppe und feuerten sich laut an. Schleudernd kamen sie unterhalb der Seilbahn zum Stehen. Ihre Gesichter waren gerötet, und sie grinsten vor Vergnügen.

„Super!“, rief Zephyr und klatschte seinen Freund ab. „Das hat mir gefehlt, mich hier draußen mit dir herumzutreiben, Kumpel.“

„Ja, es ist toll“, stimmte Bryan zu.

Als sie wieder in der Seilbahn saßen, sagte Zephyr: „Rhiannon hat gestern Abend nach dir gefragt. Rachel sagte, dass sie dich überreden wollte, auch zu kommen, aber du ihr einen Korb gegeben hast.“

„Ich habe doch gesagt, dass ich zu der Theatergruppe musste.“

„Du willst bei deinem Boss punkten, stimmt’s?“ Zephyr schüttelte den Kopf. „Mit diesem Firmenquatsch würde ich nie klarkommen.“

„So schlimm ist es auch wieder nicht“, sagte Bryan. „Die Arbeit macht mir Spaß. Außerdem ist der Job nur ein Sprungbrett. Irgendwann will ich mein eigenes Hotel haben.“ Mit seinen achtundzwanzig Jahren musste er so schnell wie möglich Karriere machen, um mit den Burschen gleichzuziehen, die direkt nach dem College ins Business eingestiegen waren.

„Ich habe allen gesagt, dass du dem Mann nicht deine Seele verkauft hast“, sagte Zephyr. „Dass du einen Plan hast.“

„Wer behauptet denn, dass ich mich selbst verrate?“, fragte Bryan.

„Ach, du weißt schon.“ Zephyr winkte ab. „Manche Leute können einfach den Mund nicht halten. Mach dir nichts draus.“

Doch Bryan machte es etwas aus. Es ärgerte ihn … und wenn er ehrlich war, verletzte es ihn sogar, dass seine Freunde nicht an ihn glaubten.

„Also, wen hast du gestern Abend getroffen?“, fragte Zephyr. „Tanya Bledso, die neue Direktorin? Sie soll ziemlich heiß sein.“

„Woher weißt du das?“

„Kumpel, ich weiß über alles Bescheid, was in dieser Stadt vor sich geht. Also, hast du sie gesehen?“

„Sie war dort.“

„Und sie ist echt scharf, oder?“

„Sie ist okay.“

Zephyr umfasste Bryans Handgelenk und blickte demonstrativ auf die Uhr an seinem eigenen Arm.

Bryan zuckte zurück. „Was machst du da?“

„Ich fühle deinen Puls. Wenn du Tanya nur okay findest, muss ich befürchten, dass diese Firmentypen dich in einen Zombie verwandelt haben.“

„Dass ich nicht hinter jeder hübschen Mieze her bin, macht noch keinen Zombie aus mir.“

„Warum interessiert sie dich nicht?“

„Weil ich inzwischen mehr von einer Beziehung erwarte als nur eine hübsche Oberfläche. Und spar dir schlaue Bemerkungen über Gehirnwäsche durch die Firma.“

„Warum sollte ich so etwas sagen?“ Zephyr war beleidigt. „Schließlich haben Frauen mehr zu bieten als gutes Aussehen und Sex. In einer festen Beziehung kannst du all das auch haben. Sieh dir Trish und mich an.“

Bryan war froh, dass sich die Unterhaltung nicht mehr auf ihn konzentrierte. „Ich verstehe immer noch nicht, was sie an dir findet“, sagte er trocken.

„Gegensätze ziehen sich an. Ich helfe ihr, lockerer zu werden, und sie fördert meine intellektuelle Seite.“

„Ich wusste gar nicht, dass es die gibt.“

Zephyr boxte Bryan auf den Arm, und Bryan schubste ihn. Wie in alten Zeiten.

„Mal ehrlich, wie muss die perfekte Frau für dich sein?“, fragte Zephyr, als sie wieder aus dem Lift stiegen. „Vielleicht kann ich dir helfen, sie zu finden.“

Bryan wollte gerade sagen, dass er Zephyrs Dienste als Heiratsvermittler nicht brauchte, doch er schwieg. Tatsache war, dass Zephyr beinahe jeden in der Stadt kannte, und er war ein besserer Menschenkenner, als die meisten glaubten. „Ich suche eine Frau, die mich ernst nimmt“, sagte er.

„Du willst ein Mädchen, das mehr in dir sieht als eine schöne Hülle.“

„So etwas in der Richtung.“ Und auch er wollte eine Frau, die mehr zu bieten hatte als nur gutes Aussehen. Zwar glaubte er nicht, dass alle schönen Frauen oberflächlich waren. Er kannte viele clevere Mädchen, die auch sexy waren. Doch bisher hatte er sich mit keinem von ihnen eingelassen.

„Lass mich darüber nachdenken“, sagte Zephyr. „Irgendwo gibt es die perfekte Frau für dich.“

„Danke, ich werde sie schon finden.“

„Ich halte die Augen offen. Manchmal kennen unsere Freunde uns besser als wir selbst.“

Wenn das stimmt, dachte Bryan, bin ich in Schwierigkeiten. Seine Freunde sahen in ihm entweder einen Verräter oder einen Faulpelz. Beides war nicht sehr schmeichelhaft.

Das Al-Johnson-Memorial-Rennen sollte an die Heldentaten des ersten Postboten in der zerklüfteten Bergwelt um Crested Butte erinnern. Die Teilnehmer traten verkleidet zum Wettkampf an, und das Rennen diente vor allem als Anlass, ausgiebig zu feiern.

Angela wäre es nicht im Traum eingefallen, als rosa Häschen die Hänge hinunterzurasen. Stattdessen schenkte sie unten am Lift heiße Schokolade aus. Von dort fuhren die Skifahrer zum Start hinauf. Als sie Pappbecher mit Kakao verteilte, beobachtete sie Fahrer, die als Hotdogs oder als Batman verkleidet waren.

„Zwischen diesen Verrückten wirkt Zephyr fast normal“, sagte Trish, die neben Angelas Stand Kaffee anbot.

„Fährt er mit?“, fragte Angela. Sie hatte den exzentrischen Snowboarder und Talkmaster noch nie persönlich getroffen, doch Zephyr gehörte zu den Menschen, die man nicht übersehen konnte.

„Nein, er filmt für seine Show. Oh, da ist er. Mit Max.“

Trish zeigte auf die Stelle, an der ein Snowboarder mit blonden Dreadlocks einen Skifahrer interviewte, der in einer Hockeyausrüstung steckte. Es war Max Overbridge, dem der Snowboard-Laden direkt neben dem Chocolate Moose gehörte.

Plötzlich straffte Trish die Schultern und konzentrierte sich auf einen Punkt hinter Angela. „Bryan!“, rief sie und winkte.

„Hi, Trish.“

Beim vertrauten Klang seiner tiefen Stimme verspürte Angela ein flaues Gefühl im Magen. Dann stand Bryan neben ihr, attraktiv wie immer, in einem blaugrauen Pulli, grauer Hose und schwarzen Stiefeln. Sie strich über den Fellkragen ihres Parkas und war froh, dass sie sich für einen figurbetonten Wollrock entschieden hatte.

„Hallo, Angela“, sagte er, und ihre Blicke trafen sich.

„Hi, Bryan.“

„Du fährst nicht mit?“, fragte Trish.

„Nein, ich kümmere mich um die Siegerehrung im Hotel.“

„Ziehen sich die Leute für dieses Rennen immer so komisch an?“ Ein älterer Mann gesellte sich zu ihnen. Auch er trug einen Pulli und eine graue Hose. Ein Namensschild auf der Brust wies ihn als Carl Phelps aus, den Manager des Elevation Hotels.

„Das ist eigentlich bei allen Events in Crested Butte so“, sagte Bryan.

„In Michigan gibt es so etwas nicht“, sagte Carl.

„Das gibt es sonst nirgendwo“, sagte Bryan. „Es ist das Besondere an diesem Ort.“

„Zumindest ist es ungewöhnlich“, räumte Carl ein. Er wandte sich an Bryan. „Ist alles bereit für die Siegerehrung?“

„Ja“, antwortete Bryan.

„Bestens“, sagte Carl und klopfte Bryan auf die Schulter. „Dann kümmern wir beide uns jetzt ums Geschäft.“

Bryans Miene verfinsterte sich, doch sofort nahm er wieder eine geschäftsmäßige Haltung an. „Natürlich.“ Er nickte seinen Freunden zum Abschied zu. „Wir sehen uns bei der Siegerehrung.“

„Dann will ich auch mal los.“ Zephyr schulterte seine Kamera. „Ich mache noch ein paar Aufnahmen.“

„Ich kann mich nicht daran gewöhnen, Bryan so hart arbeiten zu sehen“, sagte Trish. „Sonst war er immer mit Zephyr draußen und hat sich amüsiert.“

„Manche von uns müssen eben für ihren Lebensunterhalt arbeiten“, sagte Angela. Aus irgendeinem Grund hatte sie das Bedürfnis, Bryan zu verteidigen. Was war falsch daran, wenn ein Mann Geld verdiente?

„Ja, irgendwann muss jeder erwachsen werden.“ Trish lachte. „Außer Zephyr natürlich.“

Angela dachte darüber nach, dass Trish ein erfolgreiches Unternehmen führte, genau wie sie selbst. Noch immer wunderten sich die Leute darüber, dass sie sich mit dem liebenswerten, aber äußerst lässigen Zephyr eingelassen hatte. Angela nahm an, dass es Liebe war. Warum sonst sollten sich zwei so unterschiedliche Menschen voneinander angezogen fühlen?

„Angela, erzähl mir etwas über die Spendenparty für das Theater“, sagte Trish. „Ich habe in der Stadt Flyer gesehen.“

„Mit dem Geld wollen wir neue Kulissen und Kostüme kaufen“, sagte Angela.

„Lieferst du die Schokolade?“, fragte Trish.

„Natürlich.“

„Dann komme ich auch“, sagte Trish. „Bryan hilft dir bei der Organisation, stimmt’s?“

„Ja, der Kontakt zum Hotel läuft über ihn.“

Trish nickte. „Zephyr hat es erwähnt. Übrigens hat er mich gestern gefragt, ob ich eine Frau kenne, die zu Bryan passen würde.“

„Als ob er Hilfe bräuchte, um eine Frau zu finden“, erwiderte Angela. „Er sieht gut aus, ist witzig und clever.“

„Ich weiß nicht, was Zephyr vorhat. Es gibt viele Frauen hier, die gerne einen netten Burschen wie Bryan hätten … besonders jetzt, wo er einen guten Job hat“, sagte Trish. „Oh, ich glaube, das Rennen hat angefangen.“

„Dann lass uns hier abbauen“, sagte Angela. Sie füllte den letzten Rest Kakao in eine Tasse und fing an zusammenzupacken. Die Diskussion darüber, ob Bryan eine Freundin brauchte, hatte sie gestört. Konnte sich irgendjemand sie als Gefährtin des attraktiven Hotelmanagers vorstellen? Oder würden alle sie auslachen, wenn sie diesen Gedanken aussprechen würde?

Sie hatte auf der anderen Seite des Gebäudes geparkt, und der kürzeste Weg zu ihrem Auto führte direkt durch das Hotel. Sie ging an einer Reihe von Büros vorbei, als Bryan auf dem Flur auftauchte.

„Angela, kann ich Sie kurz sprechen?“

„Natürlich.“ Sie verlagerte eine Kanne und einen Karton mit Pappbechern auf die andere Hüfte. „Was kann ich für Sie tun?“

„Lassen Sie mich das tragen.“ Er nahm ihr die Last ab und winkte sie in sein Büro. „Setzen Sie sich“, sagte er und deutete auf zwei gepolsterte Stühle. Dann nahm er auf dem Stuhl neben ihr Platz. „Ist für die Party alles geregelt?“, fragte er.

„Ja. Ich habe mit Ihrem Küchenchef das Menü besprochen, und die Werbeabteilung hat überall in der Stadt Flyer verteilt. Soweit ich weiß, läuft der Vorverkauf sehr gut.“

„Schön. Möchten Sie noch mehr Werbung machen?“

„Davon kann man nie genug haben.“ Sie schenkte ihm ein warmes Lächeln. „Woran denken Sie?“

„Zephyr hat gefragt, ob wir in seiner Show über die Party reden wollen.“

„Wir beide? Zusammen?“ Sie atmete tief ein und versuchte, ihre Nervosität zu unterdrücken. Schließlich fragte er sie nicht nach einem Date.

„Sie können auch allein hingehen oder jemanden vom Theater mitnehmen.“

„Nein, lassen Sie uns das zusammen machen“, widersprach sie. „Sie können etwas über das Hotel erzählen, und ich stelle das Theater vor.“ Außerdem konnte sie auf diese Weise Zeit mit ihm verbringen.

„Und Ihre Pralinen. Zephyr hat vorgeschlagen, dass Sie in der Sendung welche zubereiten.“

„Gratiswerbung für mein Geschäft? Das ist super!“

„Großartig.“ Er wirkte erleichtert. „Manche Leute halten Zephyr für einen Versager, aber tatsächlich ist er ein schlauer Kerl. Ich glaube, die Show wird ein Dauerbrenner.“

„Vor langer Zeit habe ich gelernt, Menschen nicht nach ihrem Aussehen zu beurteilen“, sagte sie. „Ich habe schüchterne Typen gesehen, die sich als temperamentvolle Schauspieler entpuppten, und Angeber, die auf der Bühne nichts zu Stande brachten.“

„Ich wollte nie Schauspieler werden, aber was ich neulich abends gesehen habe, war sehr interessant“, sagte Bryan. „Sie haben wirklich Talent.“

„Danke.“ Begierig sog sie seine anerkennenden Blicke auf. „Wann will Zephyr die Sendung machen?“

„Darüber muss ich noch mit ihm sprechen. Ziemlich bald, denn bis zu der Party sind es ja nur noch zwei Wochen.“

„Super.“ Sie hätte den ganzen Nachmittag mit ihm plaudern können, doch sie hatten beide noch zu tun. „Wir sprechen uns später.“ Sie stand auf.

Auch er erhob sich und blickte ihr tief in die Augen. „Bald.“

Als sie begann, ihre Utensilien einzusammeln, unterbrach er sie: „Ich mache das schon.“

„Danke. Ich möchte Sie nicht von der Arbeit abhalten.“

Er verzog das Gesicht. „Die kann warten.“ Dann trat er einen Schritt auf sie zu und sagte leise: „Ehrlich gesagt, ist vieles von dem, was ich tue, sinnloses Zeug.“

„Wahrscheinlich hat jeder Job seine langweilige Seite“, erwiderte sie.

„Man muss Kompromisse machen“, sagte er, als sie zu ihrem Auto gingen. „Wir tun, was wir müssen, um zu bekommen, was wir wollen.“

Und was willst du, Bryan? Sie kannte ihn nicht gut genug, um diese Frage laut zu stellen. Wenn die Gerüchte stimmten, dann wollte er bald eine Familie gründen. Als sie an seine anfängliche Reaktion ihr gegenüber dachte, musste sie davon ausgehen, dass sie als potenzielle Ehefrau genauso wenig in Frage kam wie für all die Hauptrollen, die sie anderen überlassen hatte.

An einem kühlen sonnigen Morgen im März trafen sich Angela, Bryan, Zephyr und ein Kameramann im Chocolate Moose, um Aufnahmen für Zephyrs Stunde zu machen.

Ein kräftiger Duft nach Schokolade und Vanille schlug Bryan entgegen, als er den großen Verkaufsraum betrat. Ein paar kleine Tische und Stühle standen vor einer langen Glastheke, die mit Kuchen, Plätzchen und Süßigkeiten gefüllt war. Neben der Registrierkasse standen Kaffee- und Kakaomaschinen, und ein großer Elchkopf schmückte die Wand.

„Sie können diese nehmen“, sagte Angela und gab Zephyr und Bryan je eine Schürze.

Bryan betrachtete die Karikatur eines grinsenden Elchs, die auf dem Stoff zu sehen war. „Die besten Dinge im Leben sind aus Schokolade“, las er.

Zwar mochte er Schokolade recht gern, doch die Frau, die vor ihm stand, fand er viel interessanter. Unter ihrer Schürze trug sie einen roten Rollkragenpulli, dunkle Jeans und schwarze Lederstiefel mit hohen Absätzen … Kleidung, die ihre Kurven unterstrich.

„Hier, bitte sehr.“ Sie drückte den beiden Männern hohe Kochmützen aus Papier in die Hand und setzte sich dann selbst eine auf.

„Hübsch!“ Zephyr trat zum Spiegel und bewunderte sich selbst. Er hob beide Daumen. „Auf geht’s!“

Bryan stand nahe genug neben Angela, um ihren süßen Vanilleduft wahrzunehmen. „Sitzt meine Mütze richtig?“, fragte er leise.

„Sie sehen fantastisch aus“, flüsterte sie. Ihre sinnliche Stimme jagte heiße Schauer durch seinen Körper.

„Ruhe am Set!“, brüllte Zephyr so laut, dass Angela zusammenzuckte. Er spielte ein Riff auf seiner E-Gitarre und grinste in die Kamera. „Willkommen zu Zephyrs Stunde. Ich bin Zephyr, und ich präsentiere Ihnen jede Woche die heißesten Events von Crested Butte. Heute sind wir im Chocolate Moose und treffen die Inhaberin, Angela Krizova. Mit dabei ist Bryan Perry vom Elevation Hotel. Die beiden werden uns zeigen, wie man Schokotrüffel macht, und sie werden über die Spendenparty berichten, die im Elevation Hotel zugunsten des Mountain Theatre von Crested Butte steigt. Leg los, Angela!“

Er zeigte mit dem Gitarrenhals auf sie. Während Bryan beim Gedanken daran, vor eine Kamera zu treten, flau im Magen wurde, blieb Angela völlig gelassen. Sie lächelte in die Kamera und sagte: „Danke, Zephyr. Heute werde ich Ihnen zeigen, wie ich meine sündhaft leckeren Zartbittertrüffel zubereite.“

„Was macht sie denn so sündhaft?“, fragte Zephyr.

„Schokolade ist schwer und sinnlich …“ Verführerisch senkte sie die Stimme. „… Sie werden mir zustimmen, dass etwas so Köstliches ein bisschen unanständig sein muss.“

„Was sagen Sie dazu, Bryan?“, fragte Zephyr.

Bryan sog hörbar die Luft ein und versuchte, ruhig zu wirken. „Ich glaube, Angela will uns verführen“, antwortete er.

Sie schmunzelte. „Das ist bei euch Männern doch ganz einfach.“ Sie stellte eine Schüssel auf den Tresen und nahm den Deckel ab. „Ich zeige Ihnen jetzt, was Sie tun müssen. Waschen Sie sich zunächst die Hände.“

Schnell wuschen Zephyr und Bryan sich die Hände und trockneten sie ab. Dann stellten sie sich zu beiden Seiten neben Angela. „In dieser Schüssel befindet sich Schokoladencreme“, erklärte sie und schöpfte mit einem Löffel eine klebrige dunkle Masse aus dem Behälter. „Sie besteht aus Sahne und Schokolade und ist gekühlt, damit sie formbar wird. Also, rollt etwas Creme in euren Handflächen zu einer Kugel.“

Sie machte es vor, und Zephyr und Bryan versuchten ebenfalls ihr Glück. Die Schokolade klebte in Bryans Hand, und es gelang ihm nicht, sie in eine Form zu bringen, die auch nur entfernt an eine Kugel erinnerte.

Vor Angela lagen bereits sechs kleine Bällchen auf der Theke, als sie merkte, dass die Männer nicht zurechtkamen. „Gibt’s Probleme?“

„Es ist schwieriger, als es aussieht“, antwortete Bryan. Missmutig betrachtete er die klebrige Masse in seiner Hand.

„Schmeckt gut“, sagte Zephyr und leckte sich Schokolade von den Fingern.

„Sie müssen behutsamer vorgehen“, ermahnte sie die beiden. „Nur leicht rollen und schnell arbeiten. Stellen Sie sich vor, die Schokolade wäre eine Frau.“

Die Männer blickten sich an. „Soll das ein Scherz sein?“, fragte Zephyr.

„Keineswegs.“ Sie formte noch eine Kugel. „Schokolade ist wie eine Frau, weil sie weich und nachgiebig wird, wenn man sie richtig anfasst. Aber sobald Sie zu viel Druck ausüben, spielt sie nicht mehr mit.“

Bryan ahmte Angelas Bewegungen nach, und diesmal funktionierte es.

„So ist es gut. Bringen Sie sie sanft in die richtige Form.“ Sie griff nach einem Sieb. „Jetzt bedecken wir die Kugeln mit Kakaopulver. Dadurch werden sie stabiler.“ Sie ließ das Pulver auf die Schokomasse herabrieseln.

„Machen Sie weiter“, sagte sie und reichte das Sieb an Bryan weiter. Dann drehte sie die Kugeln um, damit diese auf allen Seiten von Kakao bedeckt wurden.

„Und jetzt?“, fragte Zephyr. „Können wir sie jetzt essen?“

„Nein.“ Angela schob seine Hand weg. „Jetzt bekommen die Kugeln eine Schokoladenglasur.“ Sie zog weitere zwei Schüsseln unter der Theke hervor. „Ich nehme weiße und dunkle Glasur. Tauchen Sie einfach einen Trüffel hinein und legen sie ihn zum Trocknen beiseite. Das ist alles.“

„Was für eine Ferkelei“, sagte Bryan, als er sah, wie Angela die Kugeln mit der Hand eintauchte.

„Stimmt. Aber es ist der halbe Spaß. Es geht darum, die Schokolade mit allen Sinnen zu genießen …“

Wenn diese Show auf Sendung ging, würden die Männer vor ihrem Laden Schlange stehen, um zu hören, wie sie die Sinnlichkeit von Schokolade mit ihrer verführerisch heiseren Stimme beschrieb.

Bryan nahm einen Trüffel und tauchte ihn in die Schüssel mit weißer Glasur. Sofort glitt ihm die Praline aus der Hand, und er unterdrückte einen Fluch.

„Was ist?“, fragte Angela.

„Ich habe sie verloren.“

„Fischen Sie sie einfach wieder heraus.“

Er tauchte die Hand in die flüssige Schokolade. Die Flüssigkeit schwappte über den Rand, doch die Praline bekam er nicht zu fassen.

„Ich helfe Ihnen.“ Angela ließ ihre Hand neben seiner in die Schüssel gleiten, und ihre Finger berührten sich in der warmen Schokoladenmasse. Die aufregende Vorstellung von nackter, mit Schokolade beschmierter Haut mischte sich in Bryans Gedanken. Er konnte nicht widerstehen und strich absichtlich über Angelas Handrücken. „Jetzt weiß ich, was Sie unter einer sinnlichen Erfahrung verstehen.“

Eilig zog sie ihre Hand aus der Schüssel. „Wir finden sie später schon“, sagte sie und wich seinem Blick aus. „Erst einmal nehmen wir die dunkle Schokolade.“

Während sie sich die Hände wusch, begann er, die restlichen Pralinen zu glasieren und setzte sie zum Trocknen auf ein kleines Drahtgestell auf dem Tresen.

„Können wir sie jetzt endlich essen?“, fragte Zephyr.

„Sie müssen noch trocknen“, sagte Angela. „Lassen Sie uns ein wenig über die Spendenparty für das Mountain Theatre reden, während wir warten.“ Deshalb sind wir schließlich hier.

Die Männer wuschen sich die Hände und setzten sich zu Angela an einen kleinen Tisch. Zephyr schlüpfte wieder in die Rolle des Moderators. „Erzählen Sie uns alles über die Aktion“, sagte er.

„Das Event findet am nächsten Samstag um neunzehn Uhr im Elevation Hotel statt“, begann Angela.

„Angela wird einige ganz spezielle Schokoladendesserts zubereiten“, fügte Bryan hinzu.

„Ja, ich habe mir neue Rezepte dafür einfallen lassen.“

„Tickets sind im Hotel und bei jedem Mitglied des Mountain Theatre erhältlich“, sagte Bryan.

„Und natürlich hier im Chocolate Moose“, ergänzte Angela. „Alle Erlöse kommen dem Mountain Theatre zugute.“

„Können wir jetzt endlich essen?“, fragte Zephyr wieder.

„Ja, greifen Sie zu.“

Sie wählte einen Trüffel aus und biss hinein. Fasziniert beobachtete Bryan, wie sie etwas Schokolade von ihrer Oberlippe leckte.

„1-A-Pralinen!“, erklärte Zephyr. Er griff nach seiner Gitarre und begann, eine Melodie zu klimpern. Die letzten Akkorde klangen noch in Bryans Ohren nach, als Zephyr verkündete, dass die Aufzeichnung der Sendung beendet war. Angela begann, Schüsseln und Pralinen wegzuräumen. „Wollen Sie ein paar Trüffel für Ihre Kollegen im Hotel mitnehmen?“, fragte sie.

„Danke, sehr gern.“ Er nahm die Schüsseln mit der Glasurmasse darin und folgte ihr in einen Raum hinter dem Laden, im dem zwei Kühlschränke und mehrere Stahlregale voller Zucker-, Mehl- und Kakaotüten standen.

„Sie können die Schüsseln in den ersten Kühlschrank stellen.“ Sie deutete mit dem Kopf in Richtung eines weißen Schranks und nahm eine flache Schachtel vom obersten Regal. Mit geübtem Griff öffnete sie sie und begann, die Pralinen hineinzulegen.

Die Arme vor der Brust gekreuzt, lehnte Bryan am Kühlschrank und sah ihr zu. „Das hat Spaß gemacht“, sagte er.

„Ich liebe meine Arbeit“, sagte Angela. „Wahrscheinlich sieht man das, in mehr als einer Hinsicht.“ Sie lachte. „Aber ich sage immer: Trau niemals einem dünnen Koch.“

„Sie sehen toll aus“, sagte er. Seitdem er sie kannte, konnte er sich nicht an ihr sattsehen.

Sie errötete. „Danke.“ Dann drängte sie sich an ihm vorbei und betrat wieder den Verkaufsraum.

„Wir sollten miteinander ausgehen“, sagte er.

Sie stellte die Pralinenschachtel auf die Theke und drehte sich zu ihm um. „Ausgehen?“

„Ja, Sie wissen schon. Ein Date.“

Zum ersten Mal an diesem Tag sah sie verwirrt aus, doch sie fasste sich schnell wieder. „Klar. Wohin denn? In der LoBar eine Band hören oder Pizza essen im Last Steep?“

Diese Art Date kannte er von früher. Jetzt wollte er etwas Stilvolleres. „Ich dachte eher an Dinner bei Garlic Mike’s.“ Das kleine italienische Lokal am Stadtrand von Gunnison war von den Lesern einer örtlichen Zeitung zum romantischsten Restaurant der Stadt gewählt worden.

Angela riss die Augen auf. „Oh, ich weiß nicht …“

„Wie wäre es mit Freitagabend?“

Sie schüttelte den Kopf. „Da bin ich mit den Vorbereitungen für die Spendenparty beschäftigt.“

„Dann schlagen Sie einen Abend vor.“

Sie drehte sich um und begann, Kaffeebecher auf einen Ständer zu hängen. „Vielleicht ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Da sind die Proben und jede Menge Arbeit für die Party.“

Gab sie ihm einen Korb? Er atmete tief ein und versuchte, die Fassung zu behalten. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass ihn je eine Frau zurückgewiesen hatte.

Um Zeit zu gewinnen, sah er sich im Laden um. Plötzlich erblickte er ein Werbeplakat für I hate Hamlet. „Wie wäre es am Sonntag?“, sagte er. „Dann ist die Party vorbei, und das Stück beginnt erst eine Woche später.“

Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Lieber nicht.“

Wie erstarrt stand er da. Sie gab ihm tatsächlich einen Korb! Aber warum? Sie verstanden sich prächtig. „Gibt es etwas, was Sie an mir stört?“, fragte er steif.

„Nein!“ Sie wirbelte herum, die Augen groß vor Überraschung, die Wangen gerötet. „Ich mag Sie. Ich mag Sie wirklich.“

Er glaubte ihr. Sie war eine gute Schauspielerin, aber er hatte nicht den Eindruck, dass sie ihm in diesem Moment etwas vormachte. „Gehen Sie mit jemand anderem aus?“, fragte er. Das musste es sein.

„Nein.“ Wieder drehte sie ihm den Rücken zu und begann, die Kakaomaschine zu polieren. „Es ist nur … ich habe einfach zu viel zu tun“, sagte sie.

Es musste noch einen anderen Grund geben, warum sie sich nicht mit ihm treffen wollte. „Dann vielleicht später“, sagte er und versuchte, so gleichmütig wie möglich zu klingen.

Doch er war verstört. Und verwirrt … von ihrer ablehnenden Haltung ebenso wie von der Tatsache, dass er sich von einer Frau angezogen fühlte, die ganz anders war als alle Frauen, die ihn zuvor interessiert hatten. Sie sollte ihm wenigstens die Chance geben herauszufinden, woran das lag.

Sie schenkte ihm ein betörendes Lächeln. „Ja. Danke für Ihr Verständnis.“

Er war also Mr Verständnisvoll … Na toll!

„Ich muss wieder ins Hotel zurück“, sagte er.

Sie nickte. „Danke. Bis Samstag dann.“

„Samstag?“

„Auf der Spendenparty. Oder kommen Sie nicht?“

„Doch, natürlich.“ Bevor sie etwas erwidern konnte, trat er zur Tür hinaus in den kühlen Sonnenschein. An den Straßenrändern taute der allerletzte Schneematsch. Bryan musste an die weiße Glasur für die Trüffel denken, an die sinnliche Berührung ihrer Hände in der Schokolade.

Er straffte die Schultern und ging die Straße hinunter. So schnell würde er nicht aufgeben. Um seines eigenen Seelenfriedens willen musste er herausfinden, was an ihr so anziehend war. Er würde ihr Nein nicht ohne Weiteres akzeptieren.

3. KAPITEL

Bryan hatte ein stabiles Nervenkostüm, doch am Abend vor der Party ertappte er sich ständig dabei, dass er seine Krawatte zurechtrückte und sich das Haar glattstrich. Er wollte Mr Phelps beweisen, dass er in der Lage war, mehr Verantwortung zu übernehmen, und deshalb musste heute Abend alles gut laufen. Und auch Bryans Freunde sollten sehen, dass er seiner neuen Rolle gerecht wurde.

Alles war vorbereitet. Die Tische waren mit weißem Damast gedeckt und mit glitzernden Theatermasken geschmückt. Die Erfrischungen standen bereit, und das Soundsystem funktionierte.

Er hielt nach Angela Ausschau, doch er konnte sie nirgendwo entdecken. Vielleicht war sie schon auf der Tanzfläche, in den Armen irgendeines Kollegen vom Theater. Der Gedanke löste Eifersucht in ihm aus. Warum war er eigentlich so selbstverständlich davon ausgegangen, dass Angela ungebunden war? Sie war sexy, witzig und erfolgreich. Vermutlich liefen die Männer ihr in Scharen hinterher.

„Alles okay?“

Bryan verkniff sich eine Grimasse und begrüßte seinen Chef. „Carl. Mit Ihnen hatte ich hier gar nicht gerechnet.“

Der Manager zupfte am Revers seines dunklen Anzugs. „Meine Frau und ich dachten, es wäre gut, wenn wir uns sehen lassen und Kontakte knüpfen.“ Er blickte hinüber zum Tanzsaal. „Ich bin hier, falls Sie mich brauchen.“

„Ich habe alles im Griff.“

„Gut zu wissen“, sagte Carl.

Bryan entdeckte Angela auf der anderen Seite des Raumes bei dem Tisch mit den Getränken. „Ich muss etwas mit Ms Krizova besprechen“, sagte er und machte sich auf den Weg, ohne auf eine Antwort zu warten.

Angela arrangierte Tabletts mit Trüffeln darauf auf einem Tisch. „Hallo, Angela“, sagte er. „Sie sehen fantastisch aus heute Abend.“

Sie richtete sich auf und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Danke, Bryan.“ Ihr dunkles Haar war im Nacken zu einem Chignon zusammengefasst, was ihre feinen Gesichtszüge betonte. Der tiefe Ausschnitt des weinroten Samtkleides ließ den Ansatz ihrer Brüste erkennen. Bryan zwang sich, in Angelas dunkelgrüne Augen zu blicken, die sie mit Make-up gekonnt betont hatte.

„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte sie.

Er merkte, dass er sie anstarrte, und zwang sich, den Blick abzuwenden. „Ich wollte mich nur vergewissern, dass Sie alles haben, was Sie brauchen.“

„Ja. Alles ist in bester Ordnung.“ Sie sah sich in dem Raum voller festlich gekleideter Männer und Frauen um, die am Buffet standen oder auf der Tanzfläche zu Popmusik tanzten. „Ich glaube, alle amüsieren sich großartig“, sagte sie.

„Und was ist mit Ihnen?“, fragte er. „Haben Sie auch ein bisschen Spaß?“

„Klar. Es ist immer schön, Freunde zu treffen. Und alle schwärmen für meine Pralinen.“ Sie beugte sich vor und füllte eine Lücke auf einem der Tabletts.

„Diese Trüffel sind unwiderstehlich!“ Casey, deren hellblaues Minikleid mit Pailletten besetzt war, nahm sich eine Praline aus weißer Schokolade, biss hinein und reichte Max das Tablett.

„Danke“, sagte Angela. „Dein Kleid ist toll.“

„Ich habe dich in Zephyrs Show gesehen“, sagte Casey zu Bryan. „Du scheinst dich gut amüsiert zu haben.“

„Ja, es hat Spaß gemacht“, sagte er und versuchte in Angelas Gesicht zu lesen, wie ihr die Sendung gefallen hatte.

„Stimmt“, bestätigte sie. „Allerdings glaube ich nicht, dass mir Zephyr und Bryan jemals Konkurrenz machen werden.“

„Hey, die Kollegen fanden meine Pralinen großartig“, sagte Bryan gespielt empört.

„Das nächste Stück ist für alle, die es etwas langsamer mögen“, kündigte der DJ an.

„Kannst du dich für einen Tanz von den Pralinen losreißen?“, fragte Max seine Frau.

„Überredet.“ Casey warf ihm einen koketten Blick zu, reichte ihm die Hand und ließ sich auf die Tanzfläche führen.

Bryan blickte Angela an. „Würden Sie mit mir tanzen?“

„Ich bleibe besser hier und behalte die Tabletts im Blick“, sagte sie.

„Sie sehen nicht wie eine Frau aus, die den ganzen Abend das Dessert bewachen will“, antwortete Bryan.

Noch immer zögerte sie.

„Kommen Sie“, drängte er. „Nur ein Tanz. Ich beiße nicht.“

Sie lachte. „Also gut. Ein Tanz.“

Angela ließ sich von Bryan auf die Tanzfläche führen, und sofort drehten sich einige Köpfe nach ihnen um. Spätestens am Montagmorgen würde es sich herumgesprochen haben, dass sie eng umschlungen miteinander getanzt hatten.

Sehr eng umschlungen. Seine Hand lag auf ihrem Po, und zwischen ihren Körpern blieb kein Zentimeter Platz. Das Gewebe seines Jacketts rieb über ihre Brüste, und obwohl sich mehrere Lagen Stoff zwischen ihnen befanden, fühlte es sich sehr intim an. Und irgendwie … richtig.

„Ich kann nicht glauben, dass Sie schon drei Jahre hier sind und wir uns nie zuvor begegnet sind“, murmelte er. Goldene Flecken glitzerten in seinen braunen Augen, als ihre Blicke sich trafen.

„Wir bewegen uns eben nicht in denselben Kreisen“, sagte sie. „Ich bin fast nie in Clubs.“ Fand er sie langweilig? Vielleicht war sie das, obwohl sie sich eher als solide bezeichnet hätte.

„Trotzdem hätten wir uns eigentlich begegnen müssen.“

„Vielleicht haben Sie mich nur nicht bemerkt.“ Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Mann sie übersah, um sich auf eine hübschere … dünnere Frau zu konzentrieren.

„Nein, ich würde mich an Sie erinnern.“ Mit einem intensiven Blick, der sie erschauern ließ, verlieh er seinen Worten Nachdruck.

Auch sie hätte ihn nicht vergessen. Er war genau der Typ Mann, der ihr immer auffiel … dunkelhaarig, mit markanten Gesichtszügen, wortgewandt.

„Wie läuft es bei den Proben?“, fragte er.

„Das typische Chaos zwei Wochen vor der Premiere“, antwortete sie und war froh, dass er die Unterhaltung auf ein neutrales Thema lenkte. „Keiner kann seinen Text, und die Kostüme sind nicht fertig.“

„Und wie wollen Sie rechtzeitig fertig werden?“

„Das wird schon. Es gehört zur Magie des Theaters. Manche glauben sogar, dass die Premiere umso besser wird, je schlechter die Dinge vorher laufen.“

„Glauben Sie das auch?“

Sie überlegte einen Augenblick lang. „Es ist besser, alle Katastrophen zu beseitigen, bevor zahlende Gäste erscheinen“, sagte sie.

„Gilt das auch für andere Lebensbereiche?“, fragte er.

„Wie meinen Sie das?“

„Nehmen wir an, Sie haben ein wichtiges Vorstellungsgespräch. In der Woche davor machen Sie ein Probe-Interview. Sie verhaspeln sich ständig und verschütten Ihren Kaffee. Aber wenn es dann ernst wird, klappt alles.“

„Könnte funktionieren“, sagte sie lächelnd.

„Wie wäre es mit einem Probe-Date?“, fuhr er fort. „Dann verlieren Sie die Angst vor schlechtsitzendem Haar und peinlichem Schweigen und können sich beim richtigen Date einfach amüsieren.“

Sie lachte. „Haben Sie so schlimme Dates erlebt?“

„Einige.“ Die Musik verklang, und sie lösten sich voneinander. Sie spürte, dass er sie nicht gern losließ.

„Meistens war es meine Schuld. Wenn ich mit Frauen verabredet war, die zu gut für mich waren.“

Sie musterte seine breiten Schultern, das kurzgeschnittene Haar und den maßgeschneiderten Anzug. „Ich kann mir keine Frau vorstellen, der Sie nicht das Wasser reichen könnten“, sagte sie.

„Sie hätten mich vor ein paar Jahren sehen sollen.“

Angela war selbst einige Jahre zuvor ein emotionales Wrack mit gebrochenem Herzen und zerstörtem Selbstbewusstsein gewesen. Sie hatte lange gebraucht, um sich von Troys Verrat zu erholen. Und ein Lächeln von Bryan hatte ihr klargemacht, wie schwach sie noch immer war.

Sie schlenderten zurück zum Buffet. Das Gespräch war zum Stillstand gekommen, doch keiner wollte sich vom anderen lösen.

„Bryan! Ich habe dich überall gesucht.“

Sie blickten in die Richtung, aus der die Stimme kam. Sie gehörte einer langbeinigen Blondine in einer hautengen schwarzen Lederhose und einem Pulli mit Pelzkragen, der ihre großen Brüste und die schmale Taille betonte. Ohne Angela zu beachten, legte sie Bryan eine Hand auf den Arm. „Jetzt tanzt du mit mir“, gurrte sie. „Danach spendierst du mir einen Drink und verrätst mir, wo du die ganze Zeit gesteckt hast.“

Bryan blickte Angela hilfesuchend an, die so tat, als interessierte sie sich brennend für die Bowle. „Rhiannon, kennst du Angela Krizova?“, fragte er.

Das ist also Rhiannon. Angela hatte viel über sie gehört, doch noch nie war sie ihr persönlich begegnet.

Mit abschätzigem Blick betrachtete sie Angela und schien sie im Geiste zu wiegen. „Nein, wir sind uns noch nie begegnet“, sagte Rhiannon. „Sind Sie vom Partyservice?“

„Da Sie gerade das Catering erwähnen: Ich sehe mal nach, ob der Kaffee fertig ist“, sagte Angela. Sie nickte Rhiannon zu. „Nett, Sie kennenzulernen.“ Dann ging sie eilig davon.

Sollte Bryan sie doch für überdreht halten. Das war besser, als dazustehen und ihm Zeit für einen Vergleich zwischen ihr und Ms Lederhose zu geben.

„Halt, wohin so eilig?“ Tanya hielt Angela am Arm fest.

„Ich … äh … wollte nur sichergehen, dass wir genug Trüffel haben“, sagte Angela. Sie setzte ein strahlendes Lächeln auf. „Amüsierst du dich? Der Vorverkauf war super, stimmt’s?“

„Ja, fantastisch.“ Tanya kam näher und blickte Angela prüfend ins Gesicht. „Geht’s dir gut? Du bist ein bisschen blass.“

„Mir ist heiß.“ Sie fächelte sich Luft zu.

„Apropos heiß … Ich habe gesehen, wie du mit Bryan getanzt hast.“ Tanya lächelte verschwörerisch. „Ihr versteht euch wirklich gut, stimmt’s?“

„Wir sind nur Freunde.“

„Ach ja? Das glaubt dir doch keiner!“

„Bryan Perry und ich haben keine Beziehung.“

„Ich habe gesehen, wie ihr euch anblickt. Es knistert nur so.“

„Tatsächlich?“, fragte Angela trocken.

Tanya kam noch näher und senkte die Stimme. „Also, was wirst du jetzt tun?“

Angela schluckte. Sie hatte es genossen, von Bryan zu träumen, doch sich mit ihm zu treffen, erschien ihr gefährlich. Sie hasste es, wie ihr Selbstvertrauen schrumpfte, sobald er in der Nähe war.

Autor

Diana Palmer
Die US-amerikanische Schriftstellerin Diana Palmer ist für ihre zahlreichen romantischen Liebes- und Familienromane bekannt, die seit 1979 veröffentlicht werden. Über 150 Bücher wurden von der erfolgreichen Autorin bisher verfasst, die weltweit gern gelesen werden. Der Roman „Diamond Girl“ wurde 1998 für das US-amerikanische Fernsehen verfilmt. Für ihr Werk erhielt sie...
Mehr erfahren
Cindi Myers
Cindi Myers hat ein paar feste Überzeugungen: Liebe auf den ersten Blick gibt es wirklich; gute Schokolade und kühler Champagner passen fast immer; Leuten, die keine Tiere mögen, ist nicht zu trauen, und Gott muss ziemlich viel Humor haben. Außerdem ist sie davon überzeugt, dass es keinen besseren Job gibt,...
Mehr erfahren
Bronwyn Jameson
Es hat lange gedauert, bis Bronwyn Jameson wusste, welchen Beruf sie einmal ergreifen wollte. In ihrer Kindheit träumte sie davon, Tierärztin zu werden – leider kann sie kein Blut sehen, sodass daraus nichts wurde. Danach spielte sie mit dem Gedanken, sich dem Journalismus zuzuwenden, war allerdings zu schüchtern, um sich...
Mehr erfahren