Collection Baccara Band 349

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WENN ZWEI SICH BEGEHREN ... von JACKSON, BRENDA
Eine einzige heiße Liebesnacht mit Durango Westmoreland - und schon steht Savannahs unbeschwertes Singleleben Kopf. Denn als sie kurz darauf entdeckt, dass sie ein Kind erwartet, verlangt Durango plötzlich: "Heirate mich!" Allerdings nicht aus Liebe … oder?

VERLOREN IN DEINEN BERNSTEINAUGEN von ANDERSON, SARAH M.
Augen wie flüssiger Bernstein, ein verführerisch muskulöser Körper: Bei J.R. Bradleys Anblick droht die Filmproduzentin Thalia schwach zu werden. Aber wenn sie sich auf einen Flirt mit dem Superstar einlässt, riskiert sie nicht nur ihren Job, sondern auch ihr Herz!

KALTES ALASKA - HEIßE AFFÄRE! von LABRECQUE, JENNIFER
Dalton Saunders schert sich nicht länger um Konventionen. Er kündigt seinen Job als Wirtschaftsprüfer und wird Buschpilot im wilden Alaska. In sein neues Leben passt die karriereorientierte Großstadtärztin Skye so gar nicht hinein. Doch gerade sie weckt sein Verlangen …


  • Erscheinungstag 06.01.2015
  • Bandnummer 0349
  • ISBN / Artikelnummer 9783733722463
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Brenda Jackson, Sarah M. Anderson, Jennifer LaBrecque

COLLECTION BACCARA BAND 349

BRENDA JACKSON

Wenn zwei sich begehren …

Nur eine Nacht der Leidenschaft! Mehr haben der überzeugte Junggeselle Durango Westmoreland und die schöne Savannah nicht geteilt. Doch als sie ihm zwei Monate später gesteht, dass sie ein Kind von ihm erwartet, macht er ihr spontan einen Antrag. Bloß aus Pflichtgefühl, redet er sich ein. Dabei verspürt er längst eine nie gekannte, gefährliche Sehnsucht …

SARAH M. ANDERSON

Verloren in deinen Bernsteinaugen

Der ehemalige Superstar J.R. Bradley hat der oberflächlichen Glitzerwelt Hollywoods den Rücken gekehrt. Bis die Filmproduzentin Thalia ihn ungebeten auf seiner Ranch in Montana aufsucht, um ihn zu einem Comeback zu überreden. Zwischen den beiden sprühen vom ersten Moment an die Funken. Funken der Wut – und der Leidenschaft …

JENNIFER LABRECQUE

Kaltes Alaska – heiße Affäre!

Ein sexy Buschpilot aus der Wildnis Alaskas! Dalton Saunders ist bestimmt nicht der Richtige für ein Citygirl wie Skye. Sein attraktives Äußeres zieht sie jedoch derart in den Bann, dass sie keinen klaren Gedanken mehr fassen kann. Hatte sie sich nicht geschworen, sich nie mehr auf einen heißblütigen Abenteurer wie ihn einzulassen?

1. KAPITEL

Während Durango Westmoreland am Fenster stand und die Berggipfel betrachtete, erschien ein düsterer Ausdruck auf seinen sonst so attraktiven Zügen. Er war am Morgen mit Schmerzen im rechten Knie aufgewacht, und das konnte nur eines bedeuten: Ein Schneesturm war im Anflug. Laut Vorhersage sollte das Unwetter zwar abdrehen, bevor es auf Bozeman traf, aber Durango wusste es besser. Sein Knie irrte sich nie.

Seine Prognose basierte auf keinerlei wissenschaftlichen Daten, doch er wusste trotz des blauen Himmels, der an diesem Tag über Montana zu sehen war, dass er recht hatte. Ein Mann, der in den Bergen lebte, musste ein gutes Gespür für die Natur haben, um nicht plötzlich in Gefahr zu geraten.

Durango liebte die Berge, die er auch in dieser unwirtlichen Jahreszeit als Heimat ansah. Unwillkürlich fiel ihm ein anderer Ort ein, an dem er sich zu Hause fühlte: seine Geburtsstadt Atlanta. Er genoss zwar seine Privatsphäre – und seinen Freiraum –, aber manchmal fehlte ihm seine Familie, die er dort zurückgelassen hatte.

Es gab einen Onkel, der in der Nähe lebte. Doch der Weg zu ihm war nicht gerade ein Katzensprung, denn Corey Westmorelands riesige Ranch lag hoch oben in den Bergen. Seit dessen Heirat sahen sie sich nicht mehr so häufig, und Durango hatte sich zu einer Art Einsiedler entwickelt, der sich mit den Erinnerungen an die gelegentlichen Besuche bei seiner Familie begnügte.

Einer dieser Aufenthalte war ihm sehr lebhaft im Gedächtnis geblieben. Er war anlässlich der Hochzeit seines Cousins Chase nach Atlanta zurückgekehrt und hatte bei der Gelegenheit Savannah Claiborne, die Schwester der Braut, kennengelernt.

Schon beim ersten Blickkontakt hatte er die ungewöhnliche Anziehungskraft zwischen ihnen gespürt. Er konnte sich nicht erinnern, wann ihn das letzte Mal eine Frau so fasziniert hatte. Im Nullkommanichts war es ihr gelungen, seine Welt auf den Kopf zu stellen und sich mit ihrem Charme an seinem Schutzpanzer und seinem gesunden Menschenverstand vorbeizuschummeln.

Durango und Savannah waren beide mehr als nur ein bisschen beschwipst gewesen, als er sie gegen Mitternacht zu ihrem Zimmer gebracht hatte. Ihre Einladung auf einen Schlummertrunk hatte er ohne Hintergedanken angenommen. Als sie jedoch alleine waren, hatte eins zum anderen geführt, und sie waren miteinander im Bett gelandet.

In der besagten Nacht hatte er sich ganz auf sie konzentriert. Und die Erinnerung an die gemeinsamen Stunden bewahrte er sich, um sie in jenen Augenblicken hervorzuholen, in denen er sich einsam fühlte. Dabei kamen ihm unfreiwillig Gedanken, mit denen sich ein eingefleischter Junggeselle eigentlich nicht beschäftigen sollte – wie es wohl wäre, eine Frau zu haben, die immer an seiner Seite wäre, wenn er sie brauchte.

„Verdammt.“

Er schob die albernen Gedanken mit aller Kraft beiseite. Schuld an den verrückten Hirngespinsten war nur die Hochzeit seines Onkels, die erst kürzlich stattgefunden hatte. Schnell dachte Durango daran, dass er es mit der Liebe versucht und sich dabei eine Narbe am Herzen eingehandelt hatte, die ihn ständig an die schmerzhafte Erfahrung erinnerte. Nun bevorzugte er ein unkompliziertes Leben, allein mit sich und seinen Bergen.

Frauen hielt er auf Abstand, es sei denn, er suchte ihre Nähe, um sein körperliches Verlangen zu befriedigen. Emotionale Bedürfnisse lagen ihm völlig fern. Er hatte einmal sein Herz riskiert und weigerte sich, es ein weiteres Mal in Gefahr zu bringen.

Trotzdem ließen ihn die Gedanken an Savannah Claiborne nicht los und lösten die seltsamsten Empfindungen in ihm aus. Egal, wie oft er sich sagte, dass sie nur eine Frau unter vielen war – es genügte schon eine kleine Sache, um die Erinnerung an ihre gemeinsame Nacht wachzurufen und ihn davon zu überzeugen, dass sie eben doch keine Frau wie jede andere war. Savannah war eine Klasse für sich. Er konnte fast spüren, wie sie neben ihm, unter ihm lag, wie er sie berührte, streichelte und dazu brachte, ihn noch tiefer in sich aufzunehmen. Wie er schließlich Befriedung für das quälende Verlangen fand, das in ihm pulsierte …

Er musste sich zwingen, ruhig ein- und auszuatmen. Dann ging er zum Telefon hinüber, um die Ranger Station anzurufen. Da Lonnie Bermann wegen einer Knieoperation im Krankenhaus war, fehlte ein Ranger, und Durango war bereit, als Ersatzmann einzuspringen.

Während er die Nummer wählte, spürte er, dass er sich langsam wieder unter Kontrolle hatte. Gut, genauso sollte es auch bleiben.

Savannah Claiborne stand vor der massiven Eichentür und konnte nicht glauben, dass sie endlich in Montana angekommen war. In wenigen Augenblicken würde sie Durango Westmoreland gegenübertreten! Als sie sich entschieden hatte, persönlich zu ihm zu fahren, statt ihm die Neuigkeit am Telefon zu erzählen, hatte sie nicht gedacht, dass es so schwierig sein würde.

Doch nun war sie hier, und sie begann zu begreifen, wie schwer es ihr tatsächlich fallen würde.

Sie schüttelte den Kopf über ihre eigene Dummheit und fragte sich zum hundertsten Mal, wie ihr so etwas hatte passieren können. Sie war schließlich kein Teenager mehr, der noch über Safer Sex aufgeklärt werden musste. Sie war eine siebenundzwanzigjährige Frau, die sich mit Verhütung auskannte. Pech, dass sie zu sehr mit der Hochzeitsfeier ihrer Schwester beschäftigt gewesen war, um die Pille jeden Tag regelmäßig einzunehmen. Nun würde sie in sieben Monaten ein Kind zur Welt bringen.

Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, wusste sie kaum etwas über dessen Vater. Sie wusste nur, dass er Park Ranger und – zumindest in ihren Augen – ein unglaublich guter Liebhaber war. Außerdem schien er großes Talent dafür zu haben, Kinder zu zeugen, obwohl es bei diesem hier sicherlich keine Absicht gewesen war.

Aus Unterhaltungen mit ihrer Schwester hatte sie erfahren, dass Durango ein überzeugter Junggeselle war. Savannah hatte gar nicht vor, an diesem Zustand etwas zu ändern. Sie wollte ihm die Neuigkeit nur persönlich überbringen. Was er damit machte, war dann seine Sache. Ihr Ziel war es, nach Philadelphia zurückzukehren und ihr Kind alleine großzuziehen. Sie hatte nicht vorgehabt, in absehbarer Zukunft schwanger zu werden, doch nun wollte sie das Baby behalten.

Sie hob die Hand, um an die Tür zu klopfen, hielt dann aber noch einmal inne und atmete tief durch. Ihr bevorstehendes Wiedersehen mit Durango machte sie nervös. Das letzte Mal hatte sie ihn vor zwei Monaten gesehen, als er nach der gemeinsam verbrachten Nacht aus ihrem Hotelzimmer spaziert war.

Ein One-Night-Stand war eigentlich überhaupt nicht ihr Stil. Sie hatte noch nie etwas für oberflächliche Affären übrig gehabt, doch in der besagten Nacht war sie ein wenig beschwipst und sentimental gewesen. Schließlich hatte ihre Schwester endlich das große Glück gefunden. Es war wirklich zu peinlich. Sie hatte noch nie viel Alkohol vertragen und wusste das auch genau. Trotzdem hatte sie sich von der Partylaune anstecken lassen und etwas getrunken.

Seit jenem Ereignis hatte Durango sie bis in ihre Träume verfolgt und ihr manch schlaflose Nacht beschert … und nun trug er auch noch die Mitschuld an manch ruiniertem Morgen. Denn seit Kurzem wurde ihr nach dem Aufstehen regelmäßig übel.

Die einzige Person, die noch wusste, dass sie ein Baby bekommen würde, war ihre Schwester Jessica. Jess fand auch, dass Durango ein Recht darauf hatte, von der Schwangerschaft zu erfahren, und dass Savannah es ihm persönlich sagen sollte.

Savannah atmete noch einmal tief durch und klopfte an die Tür. Durangos Geländewagen stand nur wenige Meter entfernt, also war er bestimmt zu Hause.

Sie schluckte nervös, als die Tür langsam aufschwang. Beim Anblick von Durangos attraktivem Gesicht und dem überraschten Ausdruck in seinen Augen stockte ihr regelrecht der Atem.

Er trug Jeans und ein dunkelbraunes Hemd, das seine breiten Schultern und seine muskulöse Brust betonte. Als er nun lässig im Türrahmen stand, sah er noch genauso aus, wie sie ihn in Erinnerung hatte – sehr groß und zu sexy, um wahr zu sein. Ihr Blick glitt über sein kurzes lockiges Haar, seine sinnlichen Lippen und seine dunklen Augen, die ihr bereits bei ihrer ersten Begegnung aufgefallen waren.

„Savannah? Das ist aber eine Überraschung. Was machst du hier?“

Savannah spürte ein Kribbeln in der Magengegend. Sie vermutete, dass Durango diesen Effekt bereits auf unzählige Frauen vor ihr gehabt hatte. Sie holte tief Luft und versuchte, nicht an so etwas zu denken. „Ich muss mit dir reden, Durango. Kann ich reinkommen?“, fragte sie hastig.

Er starrte sie einen Augenblick lang skeptisch an, bevor er einen Schritt zurücktrat. „Ja, natürlich, komm rein.“

Durango war sich ziemlich sicher, dass er keine übersinnlichen Fähigkeiten besaß. Er fand es jedoch ein bisschen unheimlich, dass ausgerechnet die Frau, an die er noch vor ein paar Stunden gedacht hatte, zum ungünstigsten Zeitpunkt des Jahres bei ihm in Montana auftauchte. Egal, worüber sie mit ihm sprechen wollte, es musste ziemlich wichtig sein, wenn sie mitten im Winter den langen Weg in diese abgelegene Gegend auf sich genommen hatte.

Er betrachtete sie einen Moment, während sie ihren Mantel, die Strickmütze und die Handschuhe auszog. „Möchtest du etwas trinken? Ich habe gerade eine Kanne Kakao gemacht“, sagte er.

„Ja, danke, ich könnte etwas Warmes vertragen.“

Er nickte. Unter ihrem Mantel trug sie eine modische Stoffhose und einen Kaschmirpullover. Durango konnte es sich nicht verkneifen, den Blick über ihren Körper wandern zu lassen, der noch genauso perfekt war, wie er ihn in Erinnerung hatte. Ihre Brüste waren voll und fest, und der Übergang von ihrer schmalen Taille zu den wohlgeformten Hüften war genau richtig. Dann blickte er in ihr Gesicht, das ihm sogar noch schöner erschien als zuvor. Und ihre Augen …

Er holte tief Luft. Ihre haselnussbraunen Augen waren sein Untergang gewesen. Sein Schicksal war im Grunde besiegelt gewesen, seit sich ihre Blicke beim Probeessen vor der Hochzeit das erste Mal getroffen hatten. Und als er ihr später in die Augen schaute, während sie zum Orgasmus kam, konnte auch er sich nicht mehr zurückhalten. Er hatte noch nie zuvor einen derart intensiven Höhepunkt erlebt, und die Erinnerung daran brachte ihn nach wie vor aus der Fassung.

Angesichts ihres Designer-Outfits fiel Durango aber schnell wieder ein, dass Savannah aus der Großstadt kam. Die Worte „elegant“ und „kultiviert“ standen ihr förmlich auf die Stirn geschrieben, auch wenn er sich noch gut daran erinnern konnte, wie ihre wilde Seite zum Vorschein gekommen war.

Beim Gedanken an all die Dinge, die sie in jener Nacht getan hatten, schoss ihm plötzlich sämtliches Blut in die Lenden. Herrgott, er musste sich irgendwie zusammenreißen. Was war nur aus der Selbstbeherrschung geworden, die er vorhin noch so mühsam zurückgewonnen hatte? Er führte sich auf wie ein hormongesteuerter Teenager, nicht wie ein fünfunddreißigjähriger Mann.

„Mach es dir bitte bequem“, brachte er nach einem Räuspern heraus. „Ich bin sofort wieder da.“

Als er den Raum verließ, fragte er sich, warum er sie regelrecht mit Samthandschuhen anfasste. Wenn ansonsten eine Frau unangemeldet vor seiner Tür auftauchte, gab er ihr je nach Laune auf nette oder weniger nette Art und Weise zu verstehen, dass sie verschwinden und erst wiederkommen solle, wenn er sie dazu einlud. Die einzig plausible Erklärung für Savannahs Sonderbehandlung war, dass es sich um Chases Schwägerin handelte. Darüber hinaus beschlich ihn der seltsame Verdacht, dass an ihr etwas anders war als sonst – etwas, das er nicht genau benennen konnte.

Als er mit der heißen Schokolade zurückkam, hatte er den festen Vorsatz gefasst, den wirklichen Grund für ihren Überraschungsbesuch herauszufinden.

Savannah sah Durango nach, als er den Raum verließ. Ihr Vorhaben war nicht leicht, aber sie wollte unbedingt das Richtige tun. Durango hatte ein Recht darauf, es zu erfahren. Wer weiß, vielleicht würde er ein besserer Vater sein als ihr eigener Vater für sie, Jessica und ihren Bruder Rico gewesen war?

Savannah seufzte und schaute sich mit dem geübten Blick der Fotografin um. Jetzt erst sah sie, wie groß und weitläufig Durangos Haus war, das sich über zwei Etagen erstreckte. Die Wände im Erdgeschoss waren mit Naturstein verkleidet, zu ihrer Rechten entdeckte sie einen gigantischen Ziegelkamin, und an einer weiteren Wand befand sich ein breites Regal, das komplett mit Büchern vollgestellt war. Sie musste unwillkürlich lächeln, da sie sich überhaupt nicht vorstellen konnte, dass Durango seine Freizeit mit Lesen verbrachte.

„Hier, bitte schön.“

Sie drehte sich um, als Durango mit einem Tablett hereinkam, auf dem zwei dampfende Tassen Kakao standen. Sogar beim Verrichten dieser häuslichen Tätigkeit wirkte er ungeheuer männlich und strahlte eine Sinnlichkeit aus, die ein absolutes Chaos in ihrem Körper auslöste. Ihre Hormone hatten an diesem Tag offensichtlich einen Hochstand erreicht, und sogar ihre Brüste fühlten sich empfindsamer an als sonst.

„Danke“, erwiderte sie und ging zu ihm hinüber.

Durango stellte das Tablett auf dem Tisch ab. Savannah stand so dicht neben ihm, dass er ihr Parfüm riechen konnte. Es war der gleiche Duft, den sie in jener Nacht benutzt hatte und der ihm nach wie vor gefiel. Er reichte ihr eine Tasse und kam zu dem Schluss, dass er lange genug den höflichen Gastgeber gespielt hatte. Er musste wissen, was zum Teufel sie mit ihm bereden wollte.

Ihre Blicke trafen sich, und der Ausdruck in Savannahs Augen war alles andere als gelassen.

„Was willst du, Savannah?“ Seine Stimme war sanft, aber er kam direkt zur Sache. Es gab keinen Grund für einen Überraschungsbesuch, schon gar nicht mitten im Winter. Schließlich war es bereits zwei Monate her, dass sie sich das letzte Mal gesehen und miteinander geschlafen hatten. Es sei denn …

Plötzlich überkam ihn eine düstere Vorahnung. Einen Augenblick lang fiel ihm das Atmen schwer. Er hoffte bei Gott, dass er sich irrte, doch ihn beschlich der Gedanke, dass er recht hatte. Er war erfahren genug, um zu wissen, dass One-Night-Stand-Partnerinnen nur dann auftauchten, wenn sie die Sache wiederholen wollten – oder unangenehme Neuigkeiten zu verkünden hatten.

Sein Herz begann in seiner Brust zu hämmern, als er den entschlossenen Ausdruck in Savannahs Gesicht sah. Plötzlich machte ihn die Vorstellung wütend, dass sie ihn aus diesem Grund in seinem Refugium in den Bergen aufgespürt hatte. „Raus mit der Sprache, Savannah. Was willst du hier?“

Sie stellte die Tasse zurück auf das Tablett, legte den Kopf schräg und erwiderte Durangos vorwurfsvollen Blick. Der Ausdruck in seinen dunklen Augen verriet ihr, dass er genau wusste, was los war. Es bestand also kein Anlass mehr, um den heißen Brei herumzureden.

Sie wandte einen kurzen Moment die Augen ab und atmete tief durch. Er hatte keinen Grund, ungehalten zu sein. Ihr wurde schließlich jeden Morgen schlecht, und sie war ganz bestimmt nicht hergekommen, um irgendwelche Forderungen an ihn zu stellen.

Sie hob das Kinn, sah ihn fest an und sagte: „Ich bin schwanger!“

2. KAPITEL

Durango holte tief Luft, und es kam ihm vor, als hätte ihm jemand einen gezielten Tritt in die Magengrube versetzt. Sie hatte nicht ausdrücklich gesagt, dass das Baby von ihm war, doch er wusste verdammt gut, dass es darauf hinauslief. Er schlief mit Frauen, aber er zeugte dabei keine Kinder. Wenn er jedoch an die Nacht mit ihr zurückdachte, dann musste er zugeben, dass alles möglich war. Andererseits konnte er sich noch gut daran erinnern, was sie ihm gesagt hatte, bevor er am nächsten Morgen das Zimmer verlassen hatte. Daher erwiderte er mit einem grimmigen Lächeln: „Das ist unmöglich.“

Savannah zog eine Augenbraue in die Höhe. „Wenn du mir jetzt weismachen willst, dass du zeugungsunfähig bist, dann kannst du das ganz schnell vergessen“, stieß sie verärgert hervor.

Er verschränkte lässig die Arme vor der Brust. „Nein, ich bin nicht zeugungsunfähig. Aber wenn ich mich richtig erinnere, hast du mir am Morgen danach gesagt, ich solle mir keine Sorgen machen, da du verhütest.“

Unwillkürlich verschränkte Savannah ebenfalls die Arme vor der Brust. „Das stimmt auch. Ich hatte jedoch an dem Tag vergessen, die Pille zu nehmen. Normalerweise ist das nicht schlimm, aber in diesem Fall … Ich scheine da eine Ausnahme zu sein.“

„Du hast die Pille vergessen?“, fragte Durango mit wild pochendem Herz. Ungläubig schüttelte er den Kopf. Sie hatte genau an dem Tag vergessen, die Pille zu nehmen, als es darauf angekommen war. Das ergab wirklich keinen Sinn. Obwohl …

„Wolltest du etwa schwanger werden?“, fragte er misstrauisch.

Er bemerkte den schockierten Ausdruck auf ihrem Gesicht, bevor sie zornig die Lippen zusammenpresste. „Wie kannst du es wagen, mich das zu fragen?“

„Verdammt, wolltest du schwanger werden?“, wiederholte er seine Frage, ohne auf ihre Erwiderung einzugehen. Er hatte schon von Frauen gehört, die nur mit Männern schliefen, um entweder schwanger zu werden oder sich einen Ehemann zu angeln. Der Gedanke, dass sie ihn benutzt und reingelegt hatte, machte ihn fuchsteufelswild.

„Nein, ich bin nicht absichtlich schwanger geworden. Aber es ist nun mal passiert. Du bist der Vater meines Kindes, ob es dir passt oder nicht. Glaub mir, wenn ich versucht hätte, schwanger zu werden, wärst du mit Sicherheit nicht mein Traumkandidat als Erzeuger gewesen“, warf sie ihm an den Kopf.

Durangos Gesichtsmuskeln waren zum Zerreißen gespannt. Was zum Teufel will sie denn damit sagen? Wieso hätte sie mich nicht als Erzeuger ausgesucht? Er schüttelte den Kopf und konnte nicht glauben, dass er sich gerade im Geiste diese Frage gestellt hatte. Schließlich wollte er keine Kinder, weder mit ihr noch sonst einer Frau.

„Ich gehe wohl besser“, riss ihn Savannah aus seinen Gedanken.

Er musterte sie noch wütender. „Glaubst du wirklich, du könntest hier auftauchen, so eine Bombe platzen lassen und dann einfach wieder verschwinden?“

Sie entgegnete ebenso aufgebracht: „Und warum nicht? Ich bin nur hergekommen, um es dir persönlich zu sagen. Ich fand, du hattest ein Recht darauf, es zu erfahren. Jetzt weißt du es, und damit ist die Sache für mich erledigt. Ich bin nicht hergekommen, um irgendetwas von dir zu verlangen. Ich kann mich sehr gut ohne deine Hilfe um mein Kind kümmern.“

„Du willst es also behalten?“

Zorn erfasste Savannah. „Ja, ich will es behalten, und wenn du etwas anderes vorschlagen willst, dann …“

„Nein, verdammt noch mal, das will ich nicht. So etwas würde ich einer Frau, die mein Kind bekommt, niemals vorschlagen. Wenn das Baby von mir ist, übernehme ich die volle Verantwortung.“

Als sie die Skepsis in seinem Blick sah, wurde ihr ganz übel. „Und genau da liegt das Problem, nicht wahr, Durango?“, erwiderte sie und schüttelte traurig den Kopf. „Du zweifelst daran, dass es dein Kind ist.“

Durango musterte sie stumm und erinnerte sich an jede Einzelheit der leidenschaftlichen Stunden, die sie miteinander verbracht hatten. Es war durchaus möglich, ja sogar sehr wahrscheinlich, dass sie ohne ein wirksames Verhütungsmittel in jener Nacht schwanger geworden war. „Doch, es könnte möglich sein“, räumte er ein.

Aber dieses Eingeständnis ging Savannah nicht weit genug. Ob nun absichtlich oder nicht, er hatte ihren Charakter infrage gestellt. Glaubte er wirklich, sie würde von einem Mann ein Kind empfangen und dann versuchen, es einem anderen anzuhängen?

Wortlos nahm sie Mantel, Mütze und Handschuhe und begann sich anzuziehen. „Es ist mehr als nur möglich. Und es spielt keine Rolle, ob du es glaubst oder nicht. In mir wächst etwas Wunderbares heran, und du hast dazu beigetragen, es zu erschaffen. Dein Kind nicht zu kennen wird ganz allein dein Verlust sein. Ich wünsche dir ein schönes Leben.“

„Wo zum Teufel willst du hin?“, herrschte er sie zornig und frustriert zugleich an.

„Zurück zum Flughafen. Ich nehme die nächste Maschine nach Hause“, erwiderte sie auf dem Weg zur Tür. „Ich bin hier fertig.“

„Einen Moment noch, Savannah“, stieß er widerstrebend hervor, als sie Anstalten machte, die Tür zu öffnen.

Sie drehte sich um und sah ihn mit gerecktem Kinn an. „Was?“

„Wenn das, was du sagst, wahr ist, dann müssen wir reden.“

„Es ist wahr, Durango, aber nach deinem Verhalten haben wir nichts mehr zu besprechen.“

Bevor er etwas erwidern konnte, ging sie hinaus und schloss die Tür hinter sich.

Durango stand am Fenster und beobachtete, wie Savannah in ihren Mietwagen stieg und losfuhr. Er hatte die Neuigkeit immer noch nicht verarbeitet. Erst als sie außer Sicht war, wandte er dem Fenster den Rücken zu.

Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es gerade mal kurz nach zwölf war. Am liebsten würde er die Zeit zurückdrehen und ungeschehen machen, was sich soeben in seinem Wohnzimmer abgespielt hatte. Savannah Claiborne war den weiten Weg von Philadelphia hergekommen, um ihm zu sagen, dass er Vater wurde – und er hatte ihr zu verstehen gegeben, sie solle sich zum Teufel scheren.

Chase würde ihn sicherlich zur Schnecke machen, wenn er erfuhr, wie schlecht er seine Schwägerin behandelt hatte. Durango durchquerte den Raum und ließ sich in einen Ledersessel fallen. Es war wirklich unglaublich. Er wurde Vater. Beim bloßen Gedanken daran stieg Panik in ihm auf. Die Westmorelands schienen in letzter Zeit alle Kinder in die Welt zu setzen. Storm und Jayla hatten vor ein paar Monaten Zwillinge bekommen. Außerdem erwarteten sowohl Dare und Shelley als auch Delaney und Jamal Nachwuchs.

Durango freute sich für sie, aber Kinder bekamen die anderen – nicht er. Natürlich wollte er irgendwann einmal selbst ein Baby haben, doch er hatte nicht damit gerechnet, dass es so bald geschehen würde. Dazu genoss er das unbeschwerte Leben als Junggeselle viel zu sehr.

Ein Westmoreland stand aber immer zu seinen Verpflichtungen. Seine Eltern hatten ihm eingetrichtert, dass man Männer und unreife Jungs dadurch unterschied, wie sie mit einer schwierigen Situation umgingen.

Außerdem hatten sie ihm beigebracht, dass ein Westmoreland wusste, wann er sein Unrecht eingestehen musste. Wenn Savannah Claiborne schwanger war – und Durango hatte keinen Grund, daran zu zweifeln –, dann war das Kind von ihm.

Er knirschte mit den Zähnen, als er an die logische Konsequenz dachte – nämlich die nötigen Schritte zu unternehmen, um sich seiner Verantwortung zu stellen. Er stand auf und blickte zur Uhr. Er wusste nicht genau, wann Savannahs Flugzeug ging, doch wenn er sofort aufbrach, konnte er sie vielleicht noch einholen.

Sie erwartete sein Baby. Wenn sie glaubte, sie könne einfach bei ihm hereinschneien, so eine Neuigkeit verkünden und dann wieder verschwinden, hatte sie sich gründlich geirrt. Sie hatten einiges miteinander zu klären, auch wenn ihm der Gedanke beinah unerträglich war, sich mit einer Großstadtpflanze abzugeben.

Sofort wanderten seine Gedanken zu Tricia Carrington, in die er sich vier Jahre zuvor verliebt hatte. Sie war für zwei Wochen mit ihren Society-Freundinnen in den Yellowstone Park gekommen, um dort ihre Ferien zu verbringen. Während dieser Zeit hatten sie eine Affäre, und er hatte sich Hals über Kopf in sie verliebt. Sein Onkel Corey hatte Tricias manipulative Persönlichkeit sofort durchschaut und Durango vor ihr gewarnt. Aber zu diesem Zeitpunkt war er zu verliebt gewesen, um auf seinen Onkel zu hören.

Durango hatte nicht gewusst, dass er Gegenstand eines gemeinen Spielchens zwischen Tricia und ihren Freundinnen gewesen war. Sie hatte mit ihnen gewettet, dass sie nach Yellowstone fahren und es mit einem Park Ranger treiben würde, bevor sie den wohlhabenden Mann heiratete, den ihre Eltern für sie ausgesucht hatten. Nachdem Durango ihr seine tiefe Liebe gestanden hatte, zeigte Tricia ihm schließlich ihr wahres Gesicht: Sie teilte ihm mit, dass sie kein Interesse an ihm habe und sich viel zu schade für eine derart aussichtslose Verbindung sei. Ihre Worte hatten ihn sehr verletzt, und er hatte sich geschworen, nie wieder einer Frau sein Herz zu schenken, vor allem keiner hochnäsigen Pute aus der Großstadt.

Und Savannah kam ganz eindeutig aus der Großstadt.

Das hatte er vom ersten Augenblick an begriffen. Sie war elegant, gebildet und kultiviert, was man schon daran erkannte, wie sie sich anzog und bewegte. Sie war genau die Sorte Frau, der er in den vergangenen vier Jahren aus dem Weg gegangen war.

Er würde sich jedoch wegen ihrer Herkunft nicht davon abhalten lassen, seine Pflicht zu tun. Nun, da der erste Schock überwunden war und er die Tatsache akzeptiert hatte, dass er unfreiwillig zum Fortbestand der Westmorelands beigetragen hatte, würde er die volle Verantwortung übernehmen.

Savannah war nicht überrascht darüber gewesen, wie Durango die Neuigkeit aufgenommen hatte. Sie hatte allerdings auch nicht damit gerechnet, dass er seine Vaterschaft anzweifeln würde. Diese Reaktion konnte sie nicht akzeptieren.

„Wollen Sie den Mietwagen wieder abgeben?“, fragte die Frau hinter dem Schalter und holte Savannah abrupt in die Gegenwart zurück.

„Ja bitte.“ Sie blickte auf die Uhr und hoffte, ohne Probleme einen Rückflug nach Philadelphia zu bekommen. Sobald sie in die friedliche Atmosphäre ihrer Eigentumswohnung zurückgekehrt war, würde sie die nötigen Entscheidungen für ihr neues Leben treffen.

Eines stand schon mal fest – sie würde ihr Arbeitspensum einschränken müssen. Als freiberufliche Fotografin war sie für gewöhnlich viel unterwegs. Ihr wurde bewusst, dass sie das abenteuerliche Leben und die Reisen im In- und Ausland vermissen würde.

Doch von nun an musste sie es etwas ruhiger angehen lassen. Schließlich standen für sie jetzt Vorsorgeuntersuchungen und Arzttermine auf dem Programm. Sie würde ihren Chef bitten, sie für Sonderprojekte einzuteilen. Glücklicherweise hatte sie über die Jahre ein ordentliches Polster angespart und konnte es sich nun leisten, vor und nach der Geburt eine Auszeit zu nehmen. Sie plante, für sechs Monate in Elternzeit zu gehen, sobald das Baby auf der Welt war.

Savannah wollte auf keinen Fall von jemandem abhängig sein. Ihre Mutter Jennifer würde begeistert sein, Großmutter zu werden. Doch seit sie ihr wahres Glück bei einem neuen Mann gefunden hatte, wollte Savannah sie auf keinen Fall zu sehr für sich beanspruchen. Savannahs Schwester Jessica genoss immer noch die Zeit als frisch verheiratete Frau, und ihr Bruder Rico hatte viel zu tun, seit er sich kürzlich als Privatdetektiv selbstständig gemacht hatte.

Als Savannah einen Schritt beiseitetrat, um Platz für den nächsten Kunden zu machen, legte sie die Hand auf ihren Bauch. Wie auch immer die Veränderungen in ihrem Leben aussehen mochten, sie waren durchaus positiv. Sie bekam ein Baby und freute sich wahnsinnig darüber.

Durango lehnte neben dem Wasserspender an der Wand und beobachtete Savannah, die auf der anderen Seite der halbvollen Flughafenhalle stand. Verdammt, sie war wunderschön … und in ihrem herrlich geformten Körper wuchs ein Kind heran.

Sein Kind.

Er schüttelte den Kopf. Was zum Teufel sollte er mit einem Kind anfangen? Es war wohl zu spät, sich diese Frage zu stellen. Er seufzte, als Savannah zum Ticketschalter hinüberging. Er wusste, was er zu tun hatte. Er durchquerte das kleine Terminal und versperrte ihr den Weg.

„Wir müssen reden, Savannah.“

Bei Durangos Worten hätte Savannah vor Überraschung beinah ihre Reisetasche fallenlassen. Sie blickte ihn aus schmalen Augen an. „Was willst du hier? Wir haben nichts mehr zu besprechen. Wenn du mich also entschuldigen würdest.“

„Hör zu, es tut mir leid.“

Verblüfft starrte sie ihn an. „Was hast du gesagt?“

„Ich habe gesagt, es tut mir leid, dass ich mich wie ein Idiot aufgeführt habe. Die Neuigkeit war einfach ein Schock für mich.“

Savannah funkelte ihn wütend an. „Und …?“

„Und ich glaube dir, dass es mein Kind ist.“

Sie verschränkte die Arme vor der Brust und blickte ihn weiter an. Sie weigerte sich, ihren Gefühlen nachzugeben und in Tränen auszubrechen. Seit sie schwanger war, hatte sie sich zu einer richtigen Heulsuse entwickelt. „Und was hat deinen plötzlichen Sinneswandel verursacht?“

„All die Dinge, die in jener Nacht zwischen uns geschehen sind. Außerdem sagst du, dass es mein Kind ist, und ich habe keinen Grund, dir nicht zu glauben.“ Er verzog seinen Mund zu einem kleinen Lächeln. „Das wäre damit also geklärt.“

Wenn er das wirklich glaubte, dann irrte er sich gewaltig. „Gar nichts ist geklärt, Durango. Na gut, du hast akzeptiert, dass ich dein Kind erwarte. Damit bist du einer der ersten, der nach der Geburt eine Karte und ein Foto bekommt.“

Sie wandte sich zum Gehen, doch er versperrte ihr erneut den Weg. „Wie ich schon sagte, wir müssen reden. Ich lasse mir von dir nicht das Recht streitig machen, am Leben meines Kindes teilzunehmen.“

Savannah verdrehte genervt die Augen. Vor einer Stunde hatte er noch ganz anders geklungen. „Wenn ich das vorgehabt hätte, wäre ich ja wohl kaum hergekommen.“ Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen, und fuhr dann fort. „Ich bin hier, weil du ein Recht darauf hast, es zu erfahren. Aber ich bin nicht hier, um dich um irgendetwas zu bitten.“

Sie spürte plötzlich, wie sie unter seinem intensiven Blick errötete. War ihr Haar zerzaust? Waren ihre Sachen zerknittert? Der Flug war ihr schlecht bekommen, und sie hätte sich wegen der Turbulenzen beinah übergeben. Als das Flugzeug schließlich gelandet war, hatte sie keinen Gedanken an ihr Aussehen verschwendet.

„Es ist egal, ob du mich um etwas bittest oder nicht. Ich habe gewisse Verpflichtungen gegenüber meinem Kind, und nachdem ich nun wieder geradeaus denken kann, sollten wir uns zusammensetzen und wie Erwachsene über die Situation reden.“

Savannah musterte ihn abschätzend. Was hätten sie wohl zu besprechen? Sie schluckte schwer, als ihr plötzlich ein Gedanke kam. Was, wenn er vorhatte, wegen des Kindes gewisse Forderungen an sie zu stellen? Gerade vergangene Woche hatte sie einen Artikel über einen Mann gelesen, der seine Freundin auf das gemeinsame Sorgerecht für ihr ungeborenes Kind verklagt hatte.

Vielleicht war es keine schlechte Idee, wenn sie miteinander redeten. Es war besser, von Anfang an ein paar Dinge klarzustellen, damit es später nicht zu Missverständnissen kam. „Na gut, lass uns reden.“

Sie gingen in die Cafeteria des Flughafens. Savannah setzte sich mit zittrigen Knien an einen Tisch. Ihr Blick wanderte über Durangos attraktives Gesicht und blieb an seinen vollen Lippen hängen. Unwillkürlich musste Savannah daran denken, was für erregende Dinge diese Lippen mit ihr angestellt hatten.

„Möchtest du etwas trinken, Savannah?“

„Nein danke.“

„Wie geht es dir?“, fuhr er fort, nachdem er sich etwas bestellt hatte.

Sie fragte sich stirnrunzelnd, warum ihn das nicht bei ihrem Treffen in seinem Haus interessiert hatte. Er hatte sich wirklich einen seltsamen Zeitpunkt für Nettigkeiten ausgesucht, aber sie würde mitspielen, um zu erfahren, was er zu sagen hatte.

„Danke gut, und dir?“, erwiderte sie höflich.

„Mir geht es auch gut. Wir haben im Park gerade sehr viel zu tun. Aber das ist zu dieser Jahreszeit immer so.“

Savannah nickte, fragte sich jedoch, wann er wohl das Geplauder beenden und zur Sache kommen würde.

„Was brauchst du, Savannah?“, fragte er schließlich, nachdem sie sich einige Zeit angeschwiegen hatten.

Sie blickte ihm in die Augen, während in ihrem Inneren ein Aufruhr der Gefühle herrschte. „Durango, ich habe dir doch bereits gesagt, dass ich nichts von dir erwarte. Ich wollte dir einfach von dem Baby erzählen. Ich habe schon viele Horrorgeschichten von Kindern gehört, die niemals erfahren haben, wer ihr Vater ist. Und auch von Vätern, die niemals erfahren haben, dass sie ein Kind haben. Das hätte ich weder dir noch meinem Kind gegenüber als fair empfunden.“

„Deinem Kind?“, fragte er mit gerunzelter Stirn. „Du meinst doch wohl unserem Kind?“

Savannah biss sich auf die Lippe. Nein, sie meinte ihr Kind. Sie hatte das Baby von Anfang an ganz allein als ihr Kind betrachtet. Durango war zwar an der Entstehung beteiligt gewesen, aber das war auch schon alles.

„Ich möchte, dass du dir über eine Sache im Klaren bist, Savannah: Ich will eine Rolle im Leben unseres Kindes spielen.“

Plötzlich fiel ihr das Schlucken schwer, und eine leichte Panik überkam sie. „Welche Rolle?“

„Die Rolle, die mir als Vater zusteht.“

„Aber du lebst hier in Montana, und ich lebe in Philadelphia. Dazwischen liegen ganze Welten.“

Er nickte und beobachtete sie einen Moment lang. „Dann müssen wir die Entfernung wohl irgendwie überbrücken“, sagte er schließlich.

Savannah seufzte. „Ich wüsste nicht, wie das möglich sein sollte.“

„Ich schon. Es gibt in dieser Situation nur einen Ausweg.“

„Und der wäre?“, fragte sie mit gerunzelter Stirn.

Durango sah ihr in die Augen, lächelte selbstbewusst und sagte: „Wir werden heiraten.“

3. KAPITEL

Savannah blinzelte irritiert und glaubte, Durango falsch verstanden zu haben. Als sie begriff, dass sie richtig gehört hatte, musste sie unwillkürlich kichern. Ein Blick in sein Gesicht verriet ihr, dass er die Situation nicht amüsant fand. „Du machst keine Witze, oder?“

„Nein.“

„Nun, das ist schade, denn eine Heirat kommt für mich überhaupt nicht infrage.“

Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Und warum nicht? Glaubst du, ich bin nicht gut genug für dich?“

Savannah starrte ihn wütend an und fragte sich, was der Grund für diese Bemerkung war. „Es geht doch nicht darum, ob du für mich gut genug bist oder nicht. Und ich habe auch keine Ahnung, wie du auf diese Idee kommst. Ich lehne es ab, dich zu heiraten, weil wir uns gar nicht kennen.“

Er beugte sich aufgebracht zu ihr hinüber. „Das mag sein. Aber das hat uns ja wohl auch nicht davon abgehalten, in jener Nacht miteinander zu schlafen.“

Savannah blickte ihn aus schmalen Augen an. „Nur, weil wir zu viel getrunken hatten. Ich habe normalerweise keine flüchtigen Affären.“

„Mit mir hattest du eine.“

„Jeder kann mal einen Fehler machen. Aber wir können unmöglich heiraten. Heutzutage heiraten die Leute nicht mehr wegen eines Babys.“

Verärgert verzog er den Mund. „Ein Westmoreland schon. Mir gefällt die Idee einer Heirat ebenso wenig wie dir, doch die Männer in meiner Familie nehmen ihre Verantwortung sehr ernst.“ Für Durango spielte es keine Rolle, dass er nicht der Typ zum Heiraten war. Die Situation ließ ihm schlicht und ergreifend keine Wahl. Die Westmorelands bekamen keine unehelichen Kinder.

Sein Onkel Corey, der nicht gewusst hatte, dass er dreißig Jahre zuvor Drillinge gezeugt hatte, war da eine Ausnahme. Er hatte die Mutter seiner Kinder nicht heiraten können, weil er von deren Existenz nichts geahnt hatte. Durangos Lage war jedoch eine völlig andere.

Er hatte mit Savannah ein Kind gezeugt und musste nun das Richtige tun. In Anbetracht der Umstände war es das Vernünftigste, zu heiraten – auch, wenn die Ehe nur eine Weile halten sollte. Er und Savannah waren erwachsen und konnten sicherlich mit den Vertraulichkeiten einer kurzen Beziehung leben, ohne gleich mehr zu wollen. Und schließlich würde er sein Junggesellendasein nicht für immer aufgeben.

„Keine Sorge, du bist vom Haken“, riss Savannah Durango aus seinen Gedanken. „Jessica ist die einzige, die weiß, dass du der Vater bist. Ich bin mir zwar ziemlich sicher, dass sie es Chase inzwischen erzählt hat, aber wenn wir die beiden bitten, werden sie es bestimmt für sich behalten.“

„Aber ich werde es wissen, Savannah, und ich werde nicht darauf verzichten, mein Kind anzuerkennen.“

Einen flüchtigen Augenblick lang wurde ihr ganz warm ums Herz. Sie musste widerstrebend einsehen, dass er sich tatsächlich zu seinem Kind bekannte. Aber sie würde ihn nicht heiraten, nur weil sie schwanger war.

Sie schenkte ihm ein grimmiges Lächeln, während sie aufstand, den Kamera-Rucksack schulterte und ihre Reisetasche in die Hand nahm. Je eher sie Montana verließ und nach Philadelphia zurückkehrte, desto besser. „Danke für das Heiratsangebot, Durango. Das war wirklich süß, doch ich werde weder dich noch sonst jemanden heiraten, nur weil ich schwanger bin.“

Durango erhob sich ebenfalls. „Hör zu, Savannah …“

„Nein, du hörst jetzt zu“, sagte sie wütend und baute sich kerzengerade vor ihm auf. „Genau das ist bei meinen Eltern passiert. Meine Mutter wurde mit meinem Bruder schwanger. Obwohl mein Vater das angeblich Richtige tat und sie heiratete, wurde er sehr unglücklich und betrog sie schließlich. Es war eine Ehe, die nur auf Pflichtgefühl basierte, nicht auf Liebe. Er lernte eine andere Frau kennen und lebte mit ihr und ihrer gemeinsamen Tochter Jessica ein Doppelleben.“

Savannah holte tief Luft, bevor sie fortfuhr. „Dad war Handelsvertreter, und meine Mutter wusste nicht, dass er noch eine zweite Familie an der Westküste hatte. Was er getan hat, war unverzeihlich, und mehr noch als die Kinder haben die beiden Frauen darunter gelitten, die ihn liebten und an ihn glaubten. Am Ende beging Jessicas Mutter Selbstmord, und ich konnte nur zusehen, wie sehr es meine Mutter quälte, als sie die Wahrheit über ihn herausfand. Egal, was du sagst, ich werde nie einen Mann heiraten, nur weil ich schwanger bin. Ich bin froh, dass wir diese kleine Unterhaltung hatten. Ich melde mich bei dir.“

Mit hocherhobenem Kinn drehte sie sich um und ging schnell davon.

„Es tut mir sehr leid, Ma’am, doch wegen des Schneesturms wurden bis auf Weiteres alle Flüge gestrichen.“

Savannah starrte den Mann hinter dem Schalter an. „Alle?“

„Ja, alle. Wir kümmern uns zurzeit darum, Unterkünfte für die Passagiere zu finden, damit niemand hier am Flughafen übernachten muss. Aber so wie es aussieht, sind sämtliche Hotels in der Umgebung ausgebucht.“

Das Letzte, was sie wollte, war die Nacht auf einem harten Stuhl verbringen.

„Du kommst mit mir, Savannah“, sagte jemand hinter ihr mit fester Stimme.

Sie drehte sich um. „Ich gehe nirgendwo mit dir hin.“

Durango machte einen Schritt auf sie zu. „Natürlich wirst du das. Du hast doch gehört, was der Mann gesagt hat. Sämtliche Flüge wurden gestrichen.“

„Belästigt Sie dieser Mann, Miss? Soll ich den Sicherheitsdienst rufen?“

Savannah strich sich das Haar aus dem Gesicht. Das war ja großartig. Ein Blick in Durangos wütendes Gesicht verriet ihr, dass ihn diese Bemerkung nicht gerade begeisterte. Beschwichtigend lächelte sie den Mann hinter dem Ticketschalter an. „Nein, keine Sorge, aber danke der Nachfrage. Bitte entschuldigen Sie mich eine Minute.“

Sie nahm Durango am Arm und führte ihn vom Schalter weg. Sie war frustriert und müde. „Ich denke, wir sollten eine Sache klarstellen.“

Durango rieb sich den Nacken, um die Verspannungen zu vertreiben, die er in seinen Muskeln spürte. „Welche?“

Sie beugte sich vor und verharrte dicht vor seinem Gesicht. „Niemand, und ich meine wirklich niemand macht mir Vorschriften.“

Durango starrte sie einen Moment lang an und überlegte, dass sie wirklich eine süße kleine Giftspritze sein konnte. Na gut, er musste zugeben, dass er sich wirklich sehr herrisch aufgeführt hatte, obwohl das sonst gar nicht seine Art war. Er hatte sich nie damit aufgehalten, Frauen herumzukommandieren. Dann dachte er an seine Cousine Delaney und wie übertrieben beschützend die Männer der Westmorelands ihr gegenüber gewesen waren, bevor sie geheiratet hatte. Doch das zählte nicht. Außerdem war Savannah mit seinem Kind schwanger, und er würde verdammt sein, wenn sie die Nacht am Flughafen verbrachte, obwohl es auf seiner Ranch ein Gästezimmer gab. Er beschloss, seine Taktik zu ändern. Es war in seiner Familie allseits bekannt, dass er sich in Sekundenschnelle von einem Mistkerl in einen Engel verwandeln konnte.

Er nahm ihre Hand. „Es tut mir leid, dass ich dir gegenüber gerade so herrisch war, Savannah. Ich habe nur an dein Wohlergehen und das des Babys gedacht. Ich bin mir sicher, dass es nicht sehr bequem wäre, auf diesen Stühlen hier zu schlafen. Ich habe zu Hause ein Gästezimmer, und du bist herzlich eingeladen, es zu benutzen. Du bist sicherlich müde. Kommst du bitte mit mir raus auf die Ranch?“

Seine sanften Worte machten Savannah nur noch wütender. Sie erkannte sie als das, was sie waren – hohle Phrasen, mit denen er sie einseifen wollte. Ihr Vater war ein Meister dieser Sprache gewesen, die er immer dann benutzte, wenn er ihre aufgebrachte Mutter besänftigen wollte. Savannah stand kurz davor, Durango auf wenig vornehme Art und Weise zu sagen, dass er sich zum Teufel scheren solle.

Doch die Nacht am Flughafen zu verbringen wäre nicht besonders klug. Außerdem hatte sie Lust, ein heißes Bad zu nehmen und in ein weiches Bett zu krabbeln. Allein.

Sie blickte ihn an und suchte in seinem Gesicht nach einem Anzeichen, dass es bei seiner Einladung einen Hintergedanken gab. Nach den Erfahrungen auf der Hochzeit ihrer Schwester wusste sie, dass Durango Westmoreland ein gewandter Verführer war. Zwar war der Schaden schon angerichtet, aber sie wollte auf keinen Fall den Kopf verlieren und noch einmal mit ihm schlafen.

Sie entzog ihm ihre Hand. „Hast du wirklich ein Gästezimmer?“

Er grinste, und beim Anblick seiner sexy Grübchen stockte ihr der Atem. Diese Grübchen hatten sie schon in Atlanta schwach werden lassen. „Ja, und du kannst es wirklich gerne benutzen.“

Savannah spielte mit dem Riemen ihrer Kameratasche und dachte über seine Einladung nach. Dann schaute sie ihm wieder in die Augen. „Na gut, ich komme mit, wenn du mir versprichst, das Thema Heirat nicht noch einmal anzuschneiden. Dazu gibt es nichts mehr zu sagen.“

Sie erkannte einen Anflug von Trotz in seinen Augen, der aber schnell wieder verschwand. Nach einem kurzen angespannten Schweigen sagte er schließlich: „In Ordnung, Savannah, ich werde deine Wünsche respektieren.“

Sie nickte zufrieden. „Na gut, dann komme ich mit.“

Er nahm ihr die Reisetasche aus der Hand. „Ich habe direkt vor der Tür geparkt.“

Durango führte Savannah schweigend aus dem Terminal. Schließlich bestand kein Grund, ihr jetzt schon zu sagen, dass sie noch vor ihrer Rückreise nach Philadelphia mit ihm verheiratet sein würde.

„Da wären wir“, sagte Durango, als er Savannah eine halbe Stunde später in das Gästezimmer führte. „Ich habe noch andere Räume, aber ich glaube, dieser dürfte dir am besten gefallen.“

Savannah blickte sich um und nickte. Das Zimmer war wunderschön und mit gemütlichen Möbeln eingerichtet. Zahlreiche Bilder zierten die Wände, und Seidenblumen-Arrangements gaben dem Ganzen einen eleganten Touch. Außerdem verfügte es über eine Sitzecke und ein eigenes großes Bad.

„Meine Mutter hat das Zimmer eingerichtet. Sie fand die anderen Räume zu maskulin.“

Savannah drehte sich um und sah Durango in die Augen. Ihre Blicke schienen einander nicht loslassen zu wollen. „Der Raum gefällt mir“, sagte sie schließlich und schaute sich erneut in dem behaglichen Zimmer um.

Aus den Augenwinkeln sah sie ihn den Raum durchqueren. Sie wandte sich um und beobachtete, wie er zum Fenster hinüberging und die Vorhänge zur Seite zog. Durango sah wirklich umwerfend aus. Es war ihr ein Rätsel, wie sich ein derart großer, muskulöser Mann so elegant und geschmeidig bewegen konnte. Doch Durango schaffte das spielend.

Seine durch und durch männliche Ausstrahlung war ihr als Erstes aufgefallen. Und in ihrer gemeinsamen Nacht hatte sie herausgefunden, dass bei Durango Westmoreland das Äußere nicht trog und er stets hielt, was er versprach. Er hatte ihre Welt völlig auf den Kopf gestellt, und nun würde ihr Leben nie wieder so wie vorher sein. Beim bloßen Gedanken daran, was sie alles miteinander angestellt hatten, breitete sich eine wohlige Wärme in ihrem Körper aus. Sie hatten keine Stunde, keine Minute, keine Sekunde verschwendet.

Plötzlich drehte sich Durango um. Er musterte sie länger als nötig, bevor er schließlich sagte: „Es sieht einfach traumhaft da draußen aus. Besonders in dieser Jahreszeit ist es für mich der schönste Anblick, den ich mir vorstellen kann.“ Er wandte sich wieder zum Fenster und sah hinaus.

Neugierig geworden durchquerte Savannah den Raum und stellte sich neben ihn. Ihr stockte der Atem. Der weite Blick war wirklich beeindruckend. Sie hoffte auf eine Gelegenheit, vor ihrer Abreise ein paar Aufnahmen zu machen. „Lebst du schon lange hier?“, fragte sie ihn.

„Beinah fünf Jahre“, antwortete er. „Nach dem College habe ich einen Job als Park Ranger angenommen. Ich habe ein paar Jahre bei meinem Onkel Corey auf seinem Berg gelebt, bis ich genug Geld zusammen hatte, um das Land hier zu kaufen. Zu meiner Ranch gehören über vierzig Hektar.“

„Wow, das ist eine Menge Land.“

Er lächelte. „Ja, aber es besteht zum Großteil aus Bergen, was mich am meisten daran fasziniert hat. Und es gibt etliche heiße Quellen. Ich habe nach dem Bau des Hauses gleich meinen eigenen Whirlpool aufgestellt. Wenn das Wetter nicht so schlecht wäre, könntest du ihn ausprobieren. Nach einem langen heißen Bad würdest du bestimmt gut schlafen.“

Savannah musste bei dem Gedanken unwillkürlich lächeln. „Schlafen … das klingt himmlisch. Der Flug hierher war schrecklich.“

Durango schmunzelte. „Das ist meistens so.“ Er blickte auf die Uhr. „Wie wäre es, wenn ich uns etwas zu essen mache? Ich habe schon einiges vorbereitet, und du kannst gerne mitessen, wenn du ausgepackt hast.“

Savannah spürte, wie ihr Magen plötzlich zu knurren anfing. Das Abendessen war inzwischen ihre Lieblingsmahlzeit, weil sie das Frühstück nie lange bei sich behalten konnte. „Danke, das wäre wunderbar. Brauchst du Hilfe?“

„Nein, ich habe alles unter Kontrolle.“ Er wandte sich zum Gehen, blieb auf halbem Weg zur Tür aber noch einmal stehen. „Dein Name passt gar nicht zu einem Mädchen aus der Großstadt.“

Savannah musste daran denken, was ihr Jessica einmal über seine Aversion gegen Frauen aus der Großstadt erzählt hatte. „Es ist die Lieblingsstadt meiner Mutter, und sie dachte, der Name würde zu mir passen.“

Er nickte und fand auch, dass der Name sehr gut zu Savannahs weiblichem Charme passte.

Ein bisschen später folgte Savannah dem Essensduft hinunter in die Küche und blickte sich anerkennend um. Die Einrichtung war der Traum eines jeden Kochs. An der einen Seite des Raums hingen sogar Kupfertöpfe von der Decke herunter. Im Gegensatz zu den meisten Männern schien Durango gerne Zeit in seiner Küche zu verbringen.

Offensichtlich hatte er ihren bewundernden Seufzer gehört, denn er drehte sich um und lächelte sie an. „Na, hast du alles ausgepackt?“

„Ja, aber ich habe nur wenig mitgebracht. Schließlich hatte ich nicht vor, länger zu bleiben.“

„Du machst es dir am besten bequem. Es würde mich nicht wundern, wenn wir ein paar Tage hier festsitzen.“

„Wie kommst du darauf?“, fragte Savannah skeptisch.

Durango lehnte sich gegen die Arbeitsfläche und zeigte auf das Fenster. „Schau mal nach draußen.“

Savannah ging hastig zum Fenster hinüber. Draußen tobte ein ausgewachsener Schneesturm. Sie konnte kaum etwas sehen. „Was ist passiert?“

Durango lachte. „Willkommen in Montana. Wusstest du nicht, dass dies der schlimmste Zeitpunkt des Jahres für einen Besuch ist?“

Nein, das hatte sie nicht gewusst. Nachdem sie die Entscheidung getroffen hatte, ihm von dem Kind zu erzählen, hatte sie sich ohne lange zu überlegen auf den Weg gemacht.

Sie schaute noch einmal aus dem Fenster. „Und du denkst, dass das ein paar Tage andauern kann?“

„Sehr wahrscheinlich. In dieser Situation können wir nur versuchen, das Beste daraus zu machen.“

Savannah hoffte, dass seine Worte nur eine Floskel gewesen waren. Sie hatte nicht vorgehabt, mit Durango ein paar Tage in einem Haus eingesperrt zu sein und das Beste daraus zu machen. Sie konnte sich noch sehr gut daran erinnern, wie schnell sie bei ihrer letzten Begegnung seinem Sex-Appeal erlegen war. Ein bisschen Blickkontakt hatte bereits ausgereicht, sie willenlos zu machen.

„Komm, Savannah, lass uns essen.“

Savannah musterte ihn nachdenklich, bevor sie zu dem gedeckten Tisch hinüberging. „Hast du keine Angst vor einem Stromausfall?“

Durango schüttelte den Kopf. „Nein, ich besitze einen Generator. Damit kann ich genügend Strom erzeugen, um das Haus eine Weile zu versorgen. Außerdem gibt es in jedem Schlafzimmer und im Wohnzimmer einen Kamin. Egal, wie kalt oder unangenehm es draußen wird, hier drinnen haben wir es warm und gemütlich.“

Warm und gemütlich war noch etwas, das Savannah Sorgen machte. Sie setzte sich an den Tisch. Sie hegte keinerlei Zweifel daran, dass Durango und sie genug leidenschaftliches Feuer entfachen konnten, um das ganze Haus abzufackeln.

„Das siehst ja alles köstlich aus. Ich wusste nicht, dass du kochen kannst“, sagte sie und tat sich etwas von dem Essen auf, das er zubereitet hatte. Fast hätte sie sich vor Hunger die Lippen geleckt.

Durango beobachtete lächelnd, wie sie zulangte. Er war froh, dass sie so einen gesunden Appetit hatte. Die meisten Frauen, mit denen er bis dahin ausgegangen war, aßen nur winzige Portionen. „Ich finde, jeder Junggeselle sollte in der Lage sein, für sich selbst zu sorgen.“

Savannah probierte das Kartoffelpüree und fand, dass es ganz wunderbar schmeckte. „Hm, das ist lecker.“

„Danke.“

Nach einem kurzen Schweigen sagte Durango: „Mir ist aufgefallen, dass man bei dir noch nichts sieht.“

Savannah hatte den Blick gespürt, mit dem er sie zuvor gemustert hatte. „Ich bin erst im zweiten Monat, Durango. Das Baby ist wahrscheinlich kleiner als eine Erdnuss. Bei den meisten Frauen sieht man vor dem vierten Monat gar nichts.“

Er nickte. „Wie ist denn die Schwangerschaft bis jetzt verlaufen?“

Sie zuckte die Schultern. „Ich nehme an, ganz normal. Zurzeit habe ich vor allem mit morgendlicher Übelkeit zu kämpfen. Meistens traue ich mich nicht, vor zwei Uhr mittags etwas anderes als Salzcracker zu essen. Deshalb habe ich jetzt auch solchen Hunger.“

Erschrocken blickte Durango sie an. „Dir ist jeden Morgen schlecht?“

Er sah bei dieser Vorstellung so verdammt überrascht aus, dass sie schmunzeln musste. „Ja, beinah jeden Morgen. Doch mein Arzt sagt, dass das in ungefähr einem Monat vorbei ist.“

Sie legte den Kopf schief. „Hast du noch nie eine schwangere Frau miterlebt?“

„Nein, nicht über einen längeren Zeitraum. Als ich letztes Jahr an Ostern nach Hause gefahren bin, war Jayla schwanger. Sie war wirklich riesig. Aber sie hat auch Zwillinge bekommen.“ Er grinste. „In meiner Familie haben wir so einige Zwillingspärchen, und es gibt sogar Drillinge.“

Savannah verdrehte die Augen. „Danke für die Info.“

Durango überrumpelte sie, als er plötzlich über den Tisch hinweg eine ihrer seidigen Locken nahm und um seinen Finger wickelte. „Ich fände Drillinge sehr gut, und alle drei sollten sie deine wunderschönen haselnussbraunen Augen haben.“

Savannah schluckte schwer. Sie spürte, dass ihre Vernunft langsam von ihren Gefühlen übermannt wurde. Die Art, wie er sie ansah, machte die Situation auch nicht leichter. Ihre gegenseitige Anziehung war genauso stark wie in jener Nacht. Ein unerwartetes Verlangen ergriff von ihr Besitz. Sie wollte seine Hände auf ihrem Körper, ihren Brüsten, ihren Schenkeln, zwischen ihren Beinen spüren. Wenn er in diesem Augenblick etwas bei ihr versuchen würde, egal was, würde sie all ihre Willenskraft aufbringen müssen, um ihm zu widerstehen.

„Ich möchte in deiner Nähe sein und sehen, wie dein Körper sich verändert, wenn das Baby in dir heranwächst, Savannah“, flüsterte er heiser.

Seine Worte schienen sanft über sie hinwegzustreichen und sie an Stellen zu berühren, an denen sie auf keinen Fall berührt werden wollte. Ein tiefes Sehnen erfüllte sie. „Ich wüsste nicht, wie wir das bewerkstelligen sollen, Durango“, antwortete sie leise.

„Es wäre ganz einfach, wenn du mich heiratest.“

Sie lehnte sich stirnrunzelnd zurück, sodass der Köperkontakt zwischen ihnen abbrach. „Du hast versprochen, das Thema nicht wieder anzuschneiden.“

Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Ich weiß, doch ich möchte dir ein Angebot machen, das du hoffentlich nicht ablehnen kannst.“

„Was für eine Art von Angebot?“, fragte sie skeptisch.

„Wir heiraten, setzen uns aber eine Frist, wie lange wir zusammen bleiben. Wir können während deiner gesamten Schwangerschaft und für einen gewissen Zeitraum nach der Geburt verheiratet bleiben. Und dann reichen wir die Scheidung ein.“

Sein Vorschlag warf sie völlig aus der Bahn. „Was würden wir denn damit erreichen?“, fragte sie.

„Erstens wäre damit mein Wunsch erfüllt, während der Schwangerschaft bei dir zu sein. Zweitens bliebe unserem Kind das Stigma einer unehelichen Geburt erspart. Und drittens wüsstest du von Anfang an, dass unsere Ehe befristet ist. Du müsstest also keine Angst haben, dass ich dir das Gleiche antue, was dein Vater deiner Mutter angetan hat.“

Savannahs Skepsis wuchs. „Ich habe nie gesagt, dass ich Angst davor habe.“

„Nicht direkt, doch es ist ganz offensichtlich, dass du der Meinung bist, wir kämen nicht miteinander klar, wenn ich dich nur wegen des Babys heirate. Und ich muss dir dabei in gewisser Weise zustimmen. Diese Ehe wäre nur auf einem Pflichtgefühl meinerseits aufgebaut. Man braucht aber mehr als nur ein Baby, um eine Beziehung zusammenzuhalten. Und wenn ich ehrlich sein soll, habe ich kein Interesse an einer langfristigen Bindung. Doch ich könnte mir wegen des Babys eine Ehe auf Zeit vorstellen, und ich denke, für dich wäre das auch akzeptabel. Schließlich wüssten wir beide, was wir von der Beziehung erwarten können und was nicht.“

Savannah schwirrten tausend Fragen durch den Kopf, aber sie wollte erst einmal nur eines von Durango wissen. „Willst du damit sagen, dass du eine Ehe eingehen willst, die nur auf dem Papier besteht? Eine Vernunftehe?“

„Ja.“

Sie schluckte schwer und sah ihm unverwandt in die Augen. „Und das bedeutet, dass wir nicht das Bett miteinander teilen würden?“

Er musterte sie einen Moment lang. Er wusste, worauf sie abzielte. Sein Verlangen nach ihr war ganz natürlich, und dieses Gefühl würde bestimmt nicht nachlassen. Wenn er sie schon jetzt in diesem Ausmaß begehrte, dann würde er ganz bestimmt auch mit ihr schlafen wollen, wenn sie als Mann und Frau zusammenlebten.

Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Nein, eigentlich nicht. Ich habe da andere Vorstellungen.“

Sie konnte sich sehr gut ausmalen, was er damit meinte. „Dann schlag dir diese Vorstellungen mal ganz schnell aus dem Kopf. Wenn – und ich betone wenn – ich deinem Angebot zustimme, dann werden wir nicht das Bett miteinander teilen.“

„Willst du behaupten, du hättest nicht gerne mit mir geschlafen?“

Savannah schnaubte ungeduldig. Wer hatte in der besagten Nacht geschlafen? Sie beide hatten bis in die frühen Morgenstunden kein Auge zugemacht, und Savannah erinnerte sich nur zu gut, wie unersättlich sie gewesen waren. Sie musste zugeben, dass es der beste Sex war, den sie je erlebt hatte. „Darum geht es doch nicht.“

„Worum geht es dann?“, konterte Durango.

„Es geht darum“, erwiderte sie nachdrücklich, „dass ich zwar in der Nacht mit dir geschlafen habe, aber normalerweise nicht mit einem Mann ins Bett springe, mit dem ich es nicht ernst meine.“ Sie behielt für sich, dass dies in ihrem Leben erst zweimal der Fall gewesen war.

Durango beugte sich zu ihr vor. „Glaub mir, Savannah, wenn wir erst einmal verheiratet sind, dann wird es schnell ernst zwischen uns beiden werden. Ich sehe keinen Grund, warum wir nicht miteinander schlafen sollten. Wir sind Erwachsene mit gewissen Bedürfnissen. Und ich finde, wir sollten endlich ehrlich miteinander sein. Wir fühlen uns zueinander hingezogen, und das war von Anfang an so. Deshalb stecken wir ja in dieser Zwickmühle. Zwischen uns hätte es heißer nicht zugehen können.“

„Und ja“, fuhr er mit einer ungeduldigen Handbewegung fort, als sie etwas erwidern wollte, „vielleicht waren wir wegen des Champagners nicht ganz zurechnungsfähig. Doch wir haben es sehr genossen, miteinander zu schlafen. Warum sollen wir das leugnen?“

Savannah blickte ihn ungehalten an. Sie wollte gar nichts leugnen. Sie wollte aber auch keine Wiederholung – egal, wie sehr sie es genossen hatten. „Du übersiehst das Wichtigste.“

„Nein, ich glaube, du übersiehst das Wichtigste. Du bist schwanger, und es ist wichtig, dass ich bei dir bin, wenn du das Baby austrägst, damit ich schon im Mutterleib eine Beziehung zu ihm aufbauen kann. Und das gilt natürlich auch für die Zeit nach der Geburt.“

„Und von welchem Zeitraum reden wir hier?“

„Darüber werden wir uns sicherlich noch einigen, wobei ich mindestens sechs Monate möchte. Wenn es sein muss, auch gleich ein Jahr.“

„Mir brauchst du keinen Gefallen tun“, erwiderte sie unwirsch.

„Es geht hier nicht um einen Gefallen, Savannah. Ich will eine Rolle im Leben meines Kindes spielen, ob wir nun zusammen sind oder nicht. Doch ich denke, sechs Monate nach der Geburt müssten reichen. Es sei denn, du willst länger.“

Eher friert die Hölle zu. Einen Augenblick lang schwieg Savannah. Was sollte sie auch sagen? Er hatte ja recht. Sie hatten sich von Anfang an zueinander hingezogen gefühlt.

Aber die Geschehnisse dieser Nacht lagen in der Vergangenheit, und Savannah wollte auf keinen Fall ein weiteres Mal einfach so mit Durango ins Bett gehen. Und wenn er das Gegenteil annahm, dann konnte er sich auf eine Überraschung gefasst machen.

Dann dachte sie an das, was er über die Beziehung zu seinem Kind gesagt hatte, die während der Schwangerschaft entstehen sollte. Sie hatte in einem ihrer Babybücher gelesen, dass so etwas durchaus möglich und gut für das Kind war. Manche Paare spielten dem Baby sogar Musik vor, während es im Mutterleib heranwuchs. Ihr wäre nicht im Traum eingefallen, dass Durango so etwas wusste, geschweige denn für wichtig hielt.

Savannah schob ihren Teller beiseite. Sie war froh, dass sie alles aufgegessen hatte, da dies vermutlich die letzte Mahlzeit war, die sie bis zum nächsten Abend bei sich behalten würde. „Ich muss über deinen Vorschlag nachdenken, Durango.“

Als er sie fragend ansah, erläuterte sie das ein bisschen genauer. „Ich spreche von einer Zweckehe, in der du keine ehelichen Rechte im Schlafzimmer haben wirst. Wenn dein Angebot an gegenteilige Bedingungen geknüpft ist, dann brauche ich gar nicht erst darüber nachzudenken. Ich werde nicht mit dir schlafen, Heirat hin oder her.“ Dann fiel ihr etwas anderes ein. „Und wo werden wir leben, wenn ich auf deinen Vorschlag eingehe?“, fragte sie.

Er hob die breiten Schultern. „Mir wäre hier am liebsten, doch wenn du willst, kann ich auch nach Philadelphia ziehen.“

Savannah wusste, dass Durango die Berge liebte. Hier war er in seinem Element, und sie konnte sich nicht vorstellen, dass er in Philadelphia lebte. „Was wäre mit deiner Arbeit?“

„Ich würde mich beurlauben lassen.“

„Dazu wärst du bereit?“, fragte sie ungläubig.

„Für unser Kind ja.“

Sie studierte sein Gesicht und sah, dass er es ernst meinte. Der Gedanke überwältigte und ängstigte sie zugleich. Er machte von Anfang an keinen Hehl daraus, was er für ihr Kind zu tun bereit war.

Ihr beider Kind.

Sie stand auf. „Wie ich schon sagte, ich muss darüber nachdenken, Durango.“

„Ist gut. Aber ich möchte, dass du gründlich darüber nachdenkst. Und wenn du partout nicht mit mir schlafen willst, dann ist das in Ordnung. Mein Angebot, dich zu heiraten, bleibt bestehen.“

Er stand ebenfalls auf. „In deinem Bad findest du alles, was du brauchst. Wenn etwas fehlt, sag Bescheid. Ansonsten sehen wir uns morgen früh.“

„Ich helfe dir mit dem Geschirr und …“

„Nein, lass alles stehen“, sagte er hastig. Frustriert erkannte er, dass seine Selbstbeherrschung an ihre Grenzen stieß. Er verspürte das unbändige Verlangen, sie zu küssen und zu schmecken, doch er wusste, dass dies nicht der richtige Augenblick war. Savannah brauchte Zeit, über seinen Vorschlag nachzudenken.

„Ich kümmere mich später um das Geschirr. Zuerst muss ich auf dem Grundstück nach dem Rechten sehen“, fügte er hinzu.

„Bist du dir sicher?“

„Ja.“

„Na gut.“

Durango sah Savannah hinterher, als sie mit schnellen Schritten den Raum verließ. Unwillkürlich musste er den Kopf schütteln. Es hatte sich nichts geändert. Die Anziehungskraft zwischen ihnen beiden war so stark wie eh und je.

4. KAPITEL

Als Savannah am nächsten Morgen aufwachte, war sie immer noch völlig verwirrt. Sie hatte kaum geschlafen, weil sie fast die ganze Nacht über Durangos Angebot nachgedacht hatte. Einerseits würde es ihren Fehler nur noch schlimmer machen. Andererseits schien er sie ernsthaft während der Schwangerschaft unterstützen zu wollen. Außerdem konnte sie ihm nicht die Gelegenheit verwehren, eine Bindung zu dem Baby herzustellen. Schließlich gab es nur wenige Männer, die darauf Wert legten.

Doch nun wollte sie nicht länger über Durangos Vorschlag nachdenken. Sie setzte sich im Bett auf und blickte aus dem Fenster. Das Wetter war schlimmer als am Tag zuvor. Dies bedeutete, dass sie noch nicht abreisen konnte, es sei denn, die Lage besserte sich auf wundersame Weise.

Zumindest prasselte ein Feuer im Kamin und verbreitete eine angenehme Wärme im Raum. Savannah legte sich wieder hin. Sie hatte mitten in der Nacht die Augen geöffnet und Durango entdeckt, der vor dem Kamin hockte und sich um das Feuer kümmerte. Sie war zu dem Zeitpunkt zu müde und verschlafen gewesen, um sich bemerkbar zu machen. Stattdessen hatte sie im Schein des Mondlichts beobachtet, wie er Holz nachlegte.

Ein Klopfen an der Tür schreckte sie aus ihren Gedanken auf. Es konnte nur Durango sein. Sie schluckte nervös und bat ihn herein.

Beim Anblick seines Lächelns bekam Savannah Schmetterlinge im Bauch, und ein warmes Gefühl breitete sich in ihrer Magengrube aus. Wie sollte sie gegen seinen umwerfenden Charme jemals immun werden?

„Guten Morgen, Savannah. Ich hoffe, du hast gut geschlafen?“

„Guten Morgen, Durango, und ja, danke, das habe ich. Ich sehe schon, das Wetter ist nicht besser geworden.“ Sie setzte sich wieder im Bett auf und zog züchtig die Decke bis zum Hals hoch. Da sie nicht damit gerechnet hatte, länger in Montana zu bleiben, hatte sie außer ihrer Kamera, ohne die sie eigentlich nirgendwo hinfuhr, nur ein Buch für den Flug, ihr Make-up und Wäsche zum Wechseln mitgebracht. Also hatte sie in einem großen T-Shirt der Atlanta Braves schlafen müssen, das sie in der Kommode gefunden hatte.

„Nein, das Wetter ist eher noch schlimmer geworden. Ich muss für eine Weile weg und …“

„Du willst da raus?“, fragte sie ungläubig.

Er lächelte sie beruhigend an. „Das ist noch gar nichts im Vergleich zu dem Sturm, der letzten Monat hier durchgezogen ist. Als Mitglied des Such- und Rettungsteams bin ich es gewöhnt, bei solchen Bedingungen im Freien zu arbeiten. Ich habe gerade einen Anruf von der Station bekommen. Wir müssen ein paar vermisste Wanderer suchen. Es gibt in der Gegend einige abgelegene Hütten, und sie haben dort hoffentlich Zuflucht gesucht.“

Savannah nickte und sah wieder zum Fenster hinaus. Sie konnte sich gar nicht vorstellen, bei diesem Wetter im Freien überrascht zu werden.

„Kommst du alleine klar, bis ich wieder zurück bin?“, fragte er.

„Ja, keine Sorge.“ Als er sich zum Gehen wandte, fügte sie noch schnell hinzu: „Sei vorsichtig.“

„Das bin ich. Ich habe nicht vor, dich bei der Geburt unseres Kindes alleinzulassen.“

Savannah hatte gehofft, dass es an diesem Morgen anders sein würde, doch sobald ihre Füße den Boden berührten, spürte sie die gewohnte Übelkeit und rannte ins Badezimmer.

Nachdem sie sich die Zähne geputzt und lange im heißen Wasser gelegen hatte, schlüpfte sie in den flauschigen Bademantel, den sie im Schrank gefunden hatte. Dann lief sie barfuß in die Küche. Hoffentlich hatte Durango Salzcracker da.

Ihr entfuhr ein Seufzer der Erleichterung, als sie in der Vorratskammer eine Schachtel fand. Sie aß ein paar Cracker, um ihren Magen zu beruhigen. Dann ging sie zum Fenster hinüber und blickte hinaus auf die wild herumwirbelnden Schneeflocken. Wenn es so weiterschneite, war nicht abzusehen, wann sie wieder heimfliegen konnte.

Durango klopfte den Schnee von den Stiefeln, bevor er durch die Eingangstür trat. Nur der Gedanke, dass Savannah da sein würde, wenn er nach Hause kam, hatte ihn während der Suche nach den Vermissten die eisige Kälte ertragen lassen. Zum Glück hatten sie die Männer in halbwegs guter Verfassung in einer verlassenen Hütte gefunden.

Leise schloss er die Tür hinter sich und schlüpfte aus dem Mantel. Savannah lag zusammengerollt auf dem Sofa und schlief. Ihr dunkles, lockiges Haar rahmte ihr Gesicht ein, und sie wirkte noch schöner als sonst. Sie sah unglaublich friedlich und sorglos aus, und Durango hätte ewig dastehen und sie beim Schlafen betrachten können.

Sie bewegte sich ein wenig, und da wurde ihm plötzlich bewusst, dass in diesem Moment in ihrem Körper etwas Wunderbares vor sich ging. Sein Samen hatte sich dort eingenistet und wuchs langsam zu einem menschlichen Wesen heran. Ein flüchtiges Lächeln zeichnete sich in seinen Mundwinkeln ab, während er vor seinem geistigen Auge ein kleines Mädchen sah, das die gleichen dunklen Locken und wunderschönen haselnussbraunen Augen wie Savannah besaß.

Weiblicher Nachwuchs war bei den Westmorelands eine Seltenheit, und ungefähr dreißig Jahre lang war seine Cousine Delaney das einzige Exemplar gewesen. Dann hatte sich vor achtzehn Monaten herausgestellt, dass sein Onkel Corey Vater von Drillingen war und somit eine Tochter namens Casey hatte. Seitdem war Delaney nicht mehr allein dem Beschützerinstinkt der Westmoreland-Männer ausgesetzt.

Schon der Gedanke an eine zukünftige Generation weiblicher Westmorelands jagte Durango einen Schauer über den Rücken. Trotzdem gefiel ihm die Vorstellung, eine Tochter zu bekommen, die er verwöhnen konnte und die eine Miniaturausgabe von Savannah sein würde.

Er musste zugeben, dass die Frau, die schlafend auf seiner Couch lag, ein paar Charakterzüge besaß, die gewisse Gefühle in ihm auslösten. Zum einen hatte sie ihre Schwangerschaft nicht als Druckmittel benutzt. Ihm fielen gleich mehrere Frauen ein, die sofort von ihm verlangt hätten, dass er sie so schnell wie möglich heiratete. Savannah hingegen war alles andere als begeistert über seinen Vorschlag gewesen und hatte bis jetzt auch noch nicht zugestimmt. Aus irgendeinem Grund gefiel Durango die Vorstellung, dass sie per Gesetz an ihn gebunden war, wenn auch nur für einen befristeten Zeitraum.

Er betrachtete Savannahs schlafende Gestalt. Sie trug das T-Shirt und die Jogginghose, die er ihr hingelegt hatte. Die Sachen gehörten ihm, waren ihr also viel zu groß. Trotzdem konnte er die Rundungen ihrer Brüste unter dem Baumwolloberteil ausmachen. Sie kamen ihm größer vor, als er sie in Erinnerung hatte. Es war bestimmt faszinierend, die Veränderungen zu beobachten, die ihr Körper in den kommenden Monaten durchlaufen würde. Er wollte unbedingt in ihrer Nähe sein, um das mitzuerleben.

Er schüttelte den Kopf. Wenn ihm jemand noch vor einer Woche gesagt hätte, dass er solche Gefühle für eine schwangere Frau empfinden würde, dann hätte er ihm nicht geglaubt. Er wusste jetzt schon, dass es ihn einige Kraft kosten würde, seinen besten Freund McKinnon Quinn davon zu überzeugen, dass er Savannahs Schwangerschaft nicht nur akzeptierte, sondern sich auch noch auf den Tag der Geburt freute. Er und McKinnon waren in der Gegend als hartgesottene Junggesellen bekannt und hatten stets alles daran gesetzt, sich von festen Beziehungen fernzuhalten.

Savannah seufzte beinah lautlos und drehte sich ein wenig zur Seite. Dabei rutschte das T-Shirt etwas nach oben und entblößte einen Teil ihres Bauchs. Durango unterdrückte ein Stöhnen und musste an sich halten, nicht zum Sofa hinüberzugehen und den Teil ihres Körpers zu küssen, in dem sein Kind heranwuchs. Er schloss die Augen, und seine Fantasie ging mit ihm durch. Er wusste, dass er nicht bei ihrem Bauch Halt machen wollte. Savannahs verführerischer Duft erfüllte den Raum und lockte all seine Sinne. Er war müde und erschöpft, doch gleichzeitig schien sein Körper wieder zum Leben zu erwachen, wenn er an die heiße Leidenschaft zurückdachte, die sie miteinander geteilt hatten. Eine Leidenschaft, die er unbedingt wieder mit ihr erleben wollte.

Savannah erwachte mit einem Ruck, und der Geruch nach Essen verriet ihr, dass sie nicht länger alleine war. Sie fragte sich, wann Durango wohl zurückgekommen war. Warum hatte er sie nicht geweckt? Hatte er die Wanderer gefunden?

„Hast du etwas gegessen?“ Durangos tiefe Stimme schreckte sie aus ihren Gedanken.

Ihre Blicke trafen sich, und sofort fühlte Savannah eine intensive Hitze in sich aufsteigen. Durango hatte den Pullover ausgezogen, den er zuvor zu seinen Jeans getragen hatte, und war nun mit einem Hemd bekleidet, das er lässig am Hals aufgeknöpft hatte. Es verlieh ihm mehr Sex-Appeal, als für einen einzelnen Mann gut war.

Durango hatte etwas an sich, das Savannah als ungeheuer verlockend empfand. Es würde ihr sehr schwer fallen, mit ihm verheiratet zu sein, ohne das Bett mit ihm zu teilen. Aber genau dazu war sie wild entschlossen.

Sie war ihm noch eine Antwort schuldig. „Nein, aber danke, dass du mir das Frühstück im Ofen warmgehalten hast. Mein Magen hat leider verrücktgespielt, und ich hätte nichts davon bei mir behalten können. Ich habe aber Salzcracker in deiner Vorratskammer gefunden.“

Durango nickte. „Warst du schon bei einem Arzt?“

„Ja, obwohl ich mir bald einen neuen suchen muss. Dr. Wilson, der schon mich und meinen Bruder Rico auf die Welt gebracht hat, geht nächsten Monat in Pension.“

„Macht er sich keine Sorgen darüber, dass dir jeden Morgen schlecht wird? Bekommen du und das Baby genug Nährstoffe?“

Savannah setzte sich achselzuckend auf. „Dr. Wilson sagt, dass sowohl das Baby als auch ich völlig gesund sind.“

Durango lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. „Bei deinem nächsten Arzttermin wäre ich gerne dabei.“

„In Philadelphia?“

„Wo auch immer du willst. Und da dein Arzt bald in den Ruhestand gehen wird, dürfte es dich interessieren, dass es hier in Bozeman eine gute Gynäkologin gibt.“

Sie legte den Kopf in den Nacken und blickte zu ihm hoch. Sie wünschte, ihr Herz würde beim Anblick seines schlanken durchtrainierten Körpers nicht so rasen. „Wirklich? Das ist gut zu wissen.“

„Ich dachte mir, dass dich das freuen würde“, erwiderte er lächelnd.

Er kam zu ihr herüber und setzte sich in den Sessel gegenüber der Couch. „Hast du über den Vorschlag nachgedacht, den ich dir gestern gemacht habe?“

„Ja, das habe ich.“

„Und?“, fragte er sanft. Er wusste, dass sie zu den Frauen gehörte, die man nicht drängen durfte.

„Und ich brauche mehr Zeit, um eine Entscheidung zu treffen“, antwortete sie.

„Ich wünschte, du könntest dir alle Zeit der Welt nehmen. Aber diesen Luxus haben wir leider nicht, Savannah. Wenn wir beschließen zu heiraten, dann sollte es auch eine Hochzeit geben.“

Verblüfft starrte sie ihn an. „Eine Hochzeit?“

Amüsiert betrachtete er ihre überraschte Miene. „Ja. Ich plane zwar nicht so ein aufwendiges Fest wie das von Chase, doch wir Westmorelands sind eine große Familie mit vielen Freunden und Bekannten und …“

„Es ist ja nicht so, als wäre es eine echte Heirat, Durango. Warum also die Mühe?“

„Weil meine Eltern und vor allem meine Mutter nicht wissen, warum wir wirklich heiraten, und eine Feier erwarten.“

„Nun, ich persönlich sehe nicht ein, warum wir um etwas, das von begrenzter Dauer sein wird, ein großes Brimborium machen sollen. Wenn ich deinen Antrag annehme, dann wäre es mir lieber, wir würden nach Vegas fahren und niemandem etwas sagen, bis es über die Bühne ist. Sie werden in ein paar Monaten ohnehin sehen, warum wir wirklich geheiratet haben.“

Durango nickte. Sie hatte recht. Seine Familie wusste, wie er über die Ehe dachte, und würde ihm nicht glauben, dass es eine echte Hochzeit war. „Was ist mit deiner Mutter?“

„Sie fliegt morgen nach Paris und kommt erst in ein paar Wochen zurück. Es wird sie nicht stören, dass sie die Zeremonie verpasst. Schließlich weiß sie, dass ich nicht an das Happy End aus dem Märchen glaube.“

Durango rieb sich mit irritierter Miene den Nacken. Er glaubte durchaus an märchenhafte Romanzen, aber nach Tricia hatte er nicht mehr gedacht, dass dies für ihn jemals real würde. „Na gut, wenn du einverstanden bist, heiraten wir heimlich. Und wenn unsere Eltern später einen Empfang geben wollen, dann können sie das ja gerne tun. In Ordnung?“

„Ja“, erwiderte sie seufzend.

„Wann wirst du dich denn entscheiden?“

Autor

Brenda Jackson
<p>Brenda ist eine eingefleischte Romantikerin, die vor 30 Jahren ihre Sandkastenliebe geheiratet hat und immer noch stolz den Ring trägt, den ihr Freund ihr ansteckte, als sie 15 Jahre alt war. Weil sie sehr früh begann, an die Kraft von Liebe und Romantik zu glauben, verwendet sie ihre ganze Energie...
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