Cooler Deal und heiße Nächte

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Scheinverlobung mit dem Milliardär Parker Abbott! So kann Kayleigh ihrem Ex bei einem Familienfest stolz und gelassen entgegentreten. Zum Dank verkauft sie Parker ein Grundstück, das er dringend für sein Imperium braucht. Doch schnell fühlt sich der coole Deal zwischen ihnen verführerisch echt an - und noch viel echter ihre Leidenschaft in einer sinnlichen Nacht! Aber dann passiert etwas Ungeheuerliches: Kayleighs Ex will sie zurück - und obwohl ihr Herz längst Parker gehört, gibt dieser sie frei …


  • Erscheinungstag 02.03.2021
  • Bandnummer 2174
  • ISBN / Artikelnummer 9783751503556
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Parker Abbott bog auf den Parkplatz vor dem zweigeschossigen Gebäude ein, das eindeutig schon bessere Zeiten gesehen hatte.

Er hielt an, schaltete den Motor aus und stöhnte leise auf.

Kayleigh.

Seine Nemesis aus der High-School-Zeit – und bis heute die vermutlich aussichtsreichste Anwärterin der Stadt auf den Vorsitz des Anti-Parker-Abbott-Fanclubs.

Normalerweise machte es ihm Spaß, Deals für die Brennerei seiner Familie auszuhandeln. Doch beim bloßen Gedanken daran, geich mit Kayleigh in den Clinch zu gehen, hatte er einen Kloß im Hals.

Das lag möglicherweise daran, dass er in ihr eigentlich immer noch das kleine Mädchen mit lockigen Zöpfen und dicken Brillengläsern sah, das in der Schule seine beste Freundin gewesen war. Bis ein Streit sie zu bitteren Feinden gemacht hatte.

Parker holte tief Luft und stieg aus.

Es spielte keine Rolle, ob er es noch fünf Minuten oder fünf Tage aufschob; die vor ihm liegende Aufgabe würde dadurch nicht leichter.

Nervös rückte er seine Krawatte zurecht und nahm seinen Aktenkoffer vom Rücksitz. Er war längst nicht mehr der zehnjährige Junge, der einst so hoffnungslos in Kayleigh Jemison verknallt war. Parker war jetzt Geschäftsmann und würde sich verdammt noch mal wie einer benehmen – und wenn es ihn umbrachte.

Als Parker auf den Laden zuging, erspähte er durch das Schaufenster des kleinen Ladens Kayleighs kupferfarbenen Lockenschopf. Mit ihrer honigfarbenen Haut und den ausdrucksstarken kaffeebraunen Augen sah sie wie immer wunderschön aus.

Kayleigh verabschiedete sich gerade lachend von einer Kundin, doch dann entdeckte sie Parker, der sie durch die Glasscheibe angaffte.

Ihre grimmige Miene und der harte Ausdruck in ihren Augen bestätigten, was er schon befürchtet hatte. Kayleigh Jemison würde ihm bei dem bevorstehenden Gespräch Saures geben.

Er holte ein Röhrchen aus der Tasche und schob sich zwei Magentabletten in den Mund.

Kayleigh Jemison verschränkte die Arme vor der Brust, während sie Parker durch das Schaufenster des Geschäfts anstarrte, in dem sie ihren handgemachten Schmuck verkaufte.

Was will Parker hier? Es war nicht Weihnachten, und weder seine Mutter noch seine Schwestern hatten demnächst Geburtstag. Und als verklemmter Möchtegern-Wallstreet-Hai war er selbst bestimmt nicht der Typ, der ihre handgearbeiteten Sachen tragen würde. Daher fragte sie sich, was er wohl von ihr wollte. Und warum zum Teufel starrte er sie an, als wäre sie ein Ausstellungsstück in einem Museum?

Unwillkürlich fuhr Kayleigh sich mit dem Fingern durch ihre wilden roten Locken, um sie wenigsten ein bisschen in Fasson zu bringen.

Es war ein Wochentag, und der Andrang im Laden hielt sich in Grenzen, daher hatte sie hinten in der Werkstadt Metall für ihren Schmuck, den sie an Kunden im ganzen Land verschickte, in Form gehämmert. Sie trug ein verwaschenes altes T-Shirt und abgewetzte Jeans, die mit Lederfarbe bekleckert waren. Das Haar hatte sie mit einem schwarzen Tuch aus dem Gesicht gebunden.

Kurz gesagt: Sie sah wirklich furchtbar aus.

Warum musste er ausgerechnet heute hier auftauchen …. Kayleigh seufzte und gab den Versuch auf, sich irgendwie präsentabel zu machen.

Im Grunde war es auch nicht wichtig.

Denn egal, wie sie aussah, in Parkers Augen war sie den allmächtigen Abbotts auf jeden Fall haushoch unterlegen. Schließlich besaß seine Familie den Schlüssel zum Königreich von Magnolia Lake, der hübschen kleinen florierenden Stadt am Fuße der malerischen Smoky Mountains in Tennessee.

Die Abbotts waren als Besitzer der Destillerie King‘s Finest der größte Arbeitgeber in der Gegend und bei allen Einwohnern bekannt und beliebt.

Mit Ausnahme von Kayleigh.

Die kleine Glocke bimmelte, als Parker die Tür aufriss. Zuvorkommend hielt er der Kundin, die gerade gehen wollte und mit ihrer Handtasche, ihren Einkaufstüten und einem quirligen Kleinkind alle Hände voll hatte, die Tür auf.

Er hat also doch Manieren. Aber die setzt er nur ein, wenn es ihm in den Kram passt.

„Parker Abbott. Was führt dich denn her?“ Kayleigh wirkte steif wie ein Brett und versuchte, ihre grimmige Miene zu entspannen.

Nach ihrer Collegezeit in Nashville hatte sie eine Zeitlang in Atlanta gelebt, war dann aber nach Magnolia Lake zurückgekehrt und hatte ihren Laden eröffnet. Einen Krieg mit den Abbotts anzufangen, schadete nur dem Geschäft. Und trotz ihrer Wut auf Parker und seinen Vater musste Kayleigh zugeben, dass seine Mutter und Schwestern ganz nett waren. Sie kauften schon lange regelmäßig bei ihr ein und hatten ihr etliche neue Kunden vorbeigeschickt. Außerdem gestatteten ihr die Abbotts, ein paar ihrer hochpreisigen Arbeiten im Geschenkeladen der Brennerei zu verkaufen.

Es war eine lukrative Partnerschaft. Daher würde sich Kayleigh gegenüber dem Mann, der einmal ihr bester Freund gewesen war und sie dann ohne anschließende Entschuldigung verraten hatte, freundlich verhalten.

Fürs Erste.

Obwohl sie ihn abgrundtief verabscheute.

„Ich hatte mich schon gefragt, ob du irgendwann reinkommst oder ob du draußen Wurzeln schlagen wolltest.“

Na schön, das war nicht sehr nett, aber nett genug.

Erst fixierte er sie mit seinem typischen Parker-Abbott-Blick – aber dann machte er etwas Seltsames.

Er lächelte sie an.

Zumindest versuchte er zu lächeln, denn er sah dabei aus wie Jack Nicholson als Joker.

Sie behielt diese Beobachtung für sich, konnte sich jedoch ein Grinsen nicht verkneifen.

„Hallo, Kayleigh“, sagte Parker ungewöhnlich fröhlich. „Ich hatte gehofft, du könntest vielleicht ein paar Minuten Zeit für mich erübrigen, sofern du nicht zu beschäftigt bist.“

Kayleigh schaute sich in ihrem leeren Laden um, verschluckte jedoch eine bissige Bemerkung. „Klar. Was kann ich für dich tun, Abbott?“

„Um ehrlich zu sein, würde ich gerne etwas für dich tun.“

„Ach, tatsächlich?“ Kayleigh verschränkte die Arme vor der Brust und zog ungläubig eine Augenbraue in die Höhe. „Da bin ich aber neugierig.“

Parker zeigte auf die beiden Chaiselongues, die Rücken an Rücken in der Mitte des Ladens standen. „Können wir uns vielleicht setzen?“

Kayleigh zuckte die Achseln. „Sicher, warum nicht.“

Nachdem Parker auf einem der Sofas Platz genommen hatte, setzte sie sich ebenfalls und blickte ostentativ auf ihre Armbanduhr. „Also, worum geht es?“

Parker war einer der ungeduldigsten Männer, die sie kannte. Warum kam er nicht endlich zum Punkt? Sie hatte noch ein paar Arbeiten fertigzustellen, die sie dringend verschicken wollte.

„Ich würde gerne deinen Laden kaufen.“

„Was?“

Bestimmt hatte sie sich verhört. Warum sollte Parker ihren Laden kaufen wollen? Der Mann konnte mit ihrem Schmuck nichts anfangen, er trug immer nur eine Armbanduhr. Um genau zu sein, trug er immer eine von etlichen sehr teuren Uhren, die er bei Auktionen und Nachlassverkäufen erstand.

Kayleigh bemühte sich, ihre Überraschung hinter einer ausdruckslosen Miene zu verbergen. „Entschuldige, aber hast du gerade gesagt, du willst meinen Laden kaufen?“

Parker rückte seine Krawatte zurecht und bemühte sich um ein weiteres Lächeln. Diesmal gelang es ihm schon besser. „Nein, wir möchten nicht den Laden kaufen, sondern das Gebäude. Es steht dir frei, deinen Laden überall dort wieder aufzumachen, wo du möchtest.“

Beinahe hätte Kayleigh laut gelacht. Sie zeigte auf den abgenutzten Holzboden. „Du willst dieses Haus hier kaufen?“

Sie liebte das Gebäude, doch das alte Mädchen war mittlerweile ziemlich betagt und baufällig. Kayleigh hatte es fünf Jahre zuvor gekauft, um es nach und nach zu sanieren. Doch an dem Gebäude waren kostspielige Reparaturen am Fundament, neue Rohre und die Modernisierung der Elektrik nötig gewesen. All das hatte viel Geld gekostet, jedoch nichts zur Verbesserung der Optik beigetragen.

Das uralte Dach war schon häufiger zusammengeflickt worden, als sie sich eingestehen wollte, und die Heizung des Ladens pfiff auch aus dem letzten Loch. Der schönste Teil des Gebäudes war die Wohnung im ersten Stock, die sie vermietete. Ihre eigene Wohnung, die sich ebenfalls im ersten Stock befand, war eher schäbig als schick.

„Warum wollt ihr das Gebäude kaufen? Die Brennerei ist doch meilenweit von hier entfernt. Und wenn ihr tatsächlich Fläche in der Stadt braucht, warum nutzt ihr dann nicht das neue Einkaufszentrum, das dein Bruder gerade ein Stück weiter die Straße hoch baut?“

An Parkers Wange zuckte ein Muskel, und seine glatte Fassade bekam einen Riss. Er gab sich große Mühe, seine Verärgerung vor ihr zu verbergen, doch sie konnte es in seinen dunklen Augen erkennen.

„Wir haben Pläne damit.“

Parker wollte diese Pläne offensichtlich nicht teilen. Zumindest nicht mit ihr.

„Danke für das Angebot, aber das Gebäude steht nicht zum Verkauf“, sagte Kayleigh höflich und stand auf.

„Du hast mein Angebot noch gar nicht gehört.“ Parker erhob sich ebenfalls.

„Es spielt keine Rolle, was du mir anbietest. Das Gebäude steht nicht zum Verkauf.“ Wieder verschränkte sie die Arme vor der Brust.

„Trotz des derzeitigen Zustands gebe ich dir den vom Finanzamt angesetzten Einheitswert des Objekts.“

Obwohl sie wusste, dass diese Information öffentlich zugängig war, bekam sie bei dem Gedanken daran, dass er ihre Akten eingesehen hatte, eine Gänsehaut. „Danke, aber nein danke“, erklärte sie schroff.

Dann ging sie hinter den Ladentisch und hoffte, dass Parker den Wink verstand.

„Kayleigh, du verhältst dich sehr unvernünftig. Das ist wirklich ein großzügiges Angebot.“ Als sie nichts erwiderte, machte er eine ausholende Geste mit der Hand. „Mein Gott, schau dich doch nur um. Kein Mensch, der nur halbwegs bei Verstand ist, würde dir für das Gebäude in diesem Zustand den vollen Preis zahlen.“

„Ich werde es renovieren und irgendwann umbauen.“

„Wir wissen doch beide, dass du dir das nicht leisten kannst. Wenn du flüssig genug wärst, dann hättest du längst das löchrige Dach ersetzt.“

Kayleighs Wangen brannten. Es war eine Sache, wenn sie selbst das alte, abgehalfterte Gebäude niedermachte, jedoch etwas ganz anderes, wenn der arrogante Parker Abbott es tat.

„Du hast keine Ahnung von mir oder dem, was ich mir leisten kann“, stieß sie hervor, während sie vor Wut kochte.

„Warum hast du dann nicht …“

„Ich werde das verdammte Dach ersetzen, wenn es mir passt.“

Parker seufzte. Offensichtlich war ihm schleierhaft, warum sie nicht auf die Knie gefallen, seine teuren italienischen Schuhe geküsst und ihm für sein großzügiges Angebot gedankt hatte.

„Das ist deine erste Immobilie, und du hast hier deinen ersten Laden eröffnet. Ich verstehe, dass du an dem Gebäude hängst. Daher biete ich dir fünf Prozent über dem Einheitswert.“

„Nein.“

„Zehn Prozent mehr.“

„Nein.“ Ihr Herz klopfte wie verrückt. Einerseits, weil sie wütend darüber war, dass Parker Abbott glaubte, er könnte einfach hereinspazieren und ihr das Gebäude abknöpfen. Andererseits, weil sie erkannte, dass sie gerade gegen ihre eigenen Interessen handelte.

Parker hatte recht. Niemand sonst interessierte sich für das Gebäude oder war bereit, ihr den Einheitswert zu zahlen.

„Verdammt, Kayleigh, unser Angebot ist verdammt großzügig, und du bist einfach nur störrisch. Vergiss doch mal für einen Moment, dass das Angebot von mir kommt, und denk darüber nach. Du kannst in das neue Einkaufszentrum umziehen, das ein echter Touristenmagnet sein wird. Das ist doch für alle Seiten ein Gewinn.“

„Wie kann ich mich nur verständlicher ausdrücken? Hm, lass mal überlegen … Da friert eher die Hölle zu, Parker. Mein Haus steht nicht zum Verkauf.“

Parker holte tief Luft, so als würden ihm ihre Worte körperliche Schmerzen zufügen. „Na schön, Kayleigh. Was wäre, wenn wir dir fünfzig Prozent mehr als den eingetragenen Wert zahlen?“

Nun wurde Kayleigh hellhörig. Wenn der geizige Parker Abbott gewillt war, zu viel für etwas zu bezahlen, dann musste er es unbedingt haben wollen. Was bedeutete, dass sie am Drücker war. Auf diese Gelegenheit wartete sie schon lange. Auf die Chance, einen Teil von dem zurückzuholen, was Duke Abbott ihrer Familie gestohlen hatte.

Während Kayleigh und ihre ältere Schwester Evelisse am College studierten, war ihr Vater schwer erkrankt, und Duke hatte ihrer Mutter für einen lächerlich niedrigen Preis das Land abgeluchst, das sich schon seit Generationen in Familienbesitz befand. Duke hatte also den absoluten Tiefpunkt von Kayleighs Mutter ausgenutzt und ihr praktisch das Grundstück gestohlen.

Kayleigh richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und reckte das Kinn. „Ich würde mit meinem Laden ja gerne in das Einkaufszentrum umziehen, aber wie du sicherlich weißt, sind die Mieten dort nicht gerade billig. Und da gibt es noch etwas, das du nicht einkalkuliert hast …“

„Und das wäre?“ Parker, der inoffizielle Vorsitzende der Liga der Perfektionisten, schien Anstoß an ihrer Andeutung zu nehmen, er könnte etwas übersehen haben.

„In diesem Gebäude hier ist nicht nur mein Laden untergebracht. Es ist auch mein Zuhause. Außerdem beziehe ich Mieteinnahmen aus dem anderen Appartement. Während dein Angebot auf den ersten Blick großzügig wirken mag, ist es … nun ja, wenn man alles zusammenrechnet, ist es völlig indiskutabel.“

„Wenn man alles zusammenrechnet, liegt mein Angebot weit über dem, was diese … diese Immobilie wert ist.“

„Nein, es deckt bei Weitem nicht das ab, was es kosten würde, meinen Laden, meine Werkstatt und meine Wohnung umzuziehen, und es gleicht auch nicht den Verlust meiner Mieteinnahmen aus.“

„Seit Savannah vor drei Jahren ausgezogen ist, hat hier niemand mehr gewohnt“, protestierte Parker. Savannah war seine Schwägerin und Kayleighs beste Freundin.

„Als Airbnb würde es noch viel mehr abwerfen“, bemerkte sie beiläufig.

„Na schön, welche Summe hältst du denn für ausreichend?“ Parker schob die Hände in die Hosentaschen und baute sich breitbeinig vor ihr auf.

Unfreiwillig wanderte Kayleighs Blick zu dem Reißverschluss seiner Hose und dem Umriss seines …

Halt. Stopp. Lass das.

„Gib mir das Doppelte des geschätzten Einheitswertes, und du kannst noch heute die Schlüssel haben.“

Parker sah aus, als würde er jeden Moment explodieren. „Bist du irre? Also ehrlich, Kayleigh, du solltest mir noch etwas dafür bezahlen, dass ich dir diese Bruchbude abnehme. Und zwar so schnell es geht, bevor die ganze Hütte über dir zusammenfällt.“ Aufgebracht wedelte er mit der Hand herum.

Bevor sie ihm sagen konnte, wo er sich sein letztes Angebot hinstecken konnte, klingelte ihr Telefon. Sie schnaubte ungeduldig, zerrte ihr Handy aus der Hosentasche und schaute auf das Display.

Kira Brennan.

Kayleigh hatte seit über sieben Jahren nichts mehr von ihr gehört. Und sie hatte auch nicht damit gerechnet, je wieder von ihr zu hören.

2. KAPITEL

Kayleighs Herz pochte ungestüm, während sie auf den Namen starrte.

Kira war die jüngere Schwester ihres Ex-Freundes. Und während der Zeit, in der sie mit Aidan Brennan ausgegangen war, hatte ihr Kira nähergestanden als ihre eigene Schwester. Doch sie hatten seit Jahren nicht mehr miteinander gesprochen. Was wollte sie jetzt von ihr?

Kayleigh spielte mit dem Gedanken, nicht dranzugehen und den Anruf auf die Mailbox gehen zu lassen. Dann konnte sie die Nachricht später abhören und per Textnachricht antworten.

Bei ihrem letzten Gespräch hatte Kira ihr bittere Vorwürfe gemacht. Kayleigh und Aidan waren drei Jahre lang ein Paar gewesen, als er andeutete, dass er ihr einen Heiratsantrag machen wollte. Doch Kayleigh konnte sich nicht vorstellen, ein Mitglied der Brennan-Familie zu werden.

Und das galt umgekehrt auch für die Matriarchin der Familie, Colleen Brennan.

Aidans Mutter hatte ihr deutlich zu verstehen gegeben, dass sie die Beziehung zwischen Kayleigh und Aidan nur als eine Phase ihres Sohnes tolerierte, in der er sich noch einmal ordentlich austobte. Sie machte keinen Hehl daraus, dass sie Kayleigh niemals in der Brennan-Familie willkommen heißen würde.

Wenn sie Aidan wirklich liebte, hatte Mrs. Brennan ihr vorgehalten, dann wäre es das Beste für alle Beteiligten, die Beziehung zu beenden, bevor etwas Ernstes daraus wurde.

Nach diesem Gespräch hatte Kayleigh Schluss gemacht. Nicht, weil Aidans Mutter sie darum gebeten hatte oder sie sich von ihr bedroht fühlte, sondern weil die Frau vollkommen recht hatte.

Abgesehen von Aidan und Kira hatten sämtliche Mitglieder des Brennan-Clans irritiert reagiert, wann immer sie bei einer Familienfeier aufgetaucht war. Nein, so sehr sie Aidan auch liebte, Kayleigh passte einfach nicht in seine Welt, das war ihr vollkommen klar.

Aidan und auch Kira waren am Boden zerstört, als Kayleigh die Beziehung beendete. Die Unterhaltung mit seiner Mutter hatte sie ihnen gegenüber nie erwähnt.

Also warum rief Kira sie nun an?

„Kayleigh? Ist alles in Ordnung?“ In Parkers Stimme schwang so etwas wie echte Besorgnis mit.

„Natürlich.“ Sie wollte auf gar keinen Fall einem gewieften Geschäftsmann wie Parker Abbott ihre Schwachstelle zeigen. „Und wenn du meine Forderung nicht erfüllst, lautet meine Antwort weiterhin Nein.“

„Aber Kayleigh …“

Wieder begann ihr Telefon zu klingeln. Kira.

Panik stieg in ihr hoch. Wenn Kira sie nach all der Zeit so verzweifelt erreichen wollte, dann musste es dafür einen Grund geben. Ihr Bruder hatte die Trennung überwunden und eine Frau gefunden, die Mrs. Brennan besser gefiel. Er hatte geheiratet und innerhalb eines Jahres das erste Kind bekommen.

Vielleicht rief Kira nun an, weil ihm etwas zugestoßen war.

Kayleigh hielt einen Finger in die Höhe. „Ich muss rangehen.“ Sie drehte Parker den Rücken zu und entfernte sich ein paar Schritte.

„Hallo?“

„Kayleigh! Gott sei Dank bist du drangegangen. Ich spreche wirklich nicht gerne auf die Mailbox. Ich weiß nie, was ich sagen soll, und schon gar nicht bei so einem Anlass.“

Kira war immer noch die gleiche quirlige Plaudertasche. Und sie vertraute auch nach so langer Zeit darauf, dass sie sich nicht mit Namen zu melden brauchte, weil Kayleigh sofort wissen würde, mit wem sie sprach.

„Es ist schön, von dir zu hören, Kira“, erwiderte Kayleigh und lächelte. „Vor allem nach der Art, wie wir auseinandergegangen sind …“

„Ich weiß … ich war eine dumme unreife Pute. Ich habe die schlimmen Dinge nicht ernst gemeint, die ich zu dir gesagt habe, aber ich war so verletzt und wütend. Ich weiß, das ist keine Entschuldigung, aber …“

„Ist schon gut, Kira. Ich weiß, wie schwer es damals für dich gewesen sein muss, meine Entscheidung zu verstehen.“

„Ich verstehe es jetzt. Meine Mutter hat mir von dem Gespräch erzählt, dass ihr geführt habt, nachdem Aidan sie um den Verlobungsring unserer Großmutter gebeten hatte. Ich wünschte nur, du hättest es uns gesagt, statt Aidan einfach zu verlassen.“

„Weiß er davon?“ Kayleigh blickte zu Parker hinüber, der ungeduldig auf und ab ging.

Er tippte auf seine schwarze Hermes-Uhr mit dem doppelten Lederband.

Kayleigh spielte mit dem Gedanken, ihm einen ganz bestimmten Finger entgegenzustrecken, entschied sich dann aber doch für den Zeigefinger und verschwand hinter dem Vorhang, der den Laden von ihrer Werkstatt trennte.

„Nein. Und mir hätte sie es auch nie gesagt. Doch ich habe es mir zusammengereimt, nachdem sie eines Abends etwas andeutete, als sie … sagen wir, ein bisschen angeschickert war. Am nächsten Morgen flehte sie mich an, es nicht Aidan zu sagen, und ich habe mich dazu breitschlagen lassen. Vor allem, weil es ihn ganz sicher unheimlich verletzen würde. Und was Aidan angeht …“

„Ich will nicht über Aidan reden.“ Kayleigh fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, das danach vermutlich noch mehr an ein Krähennest erinnerte als vorher. „Was vorbei ist, ist vorbei.“

„Kein Problem. Deshalb rufe ich auch gar nicht an.“

„Warum dann? Nicht, dass ich mich nicht freuen würde, von dir zu hören.“

„Zum einen möchte ich mich für mein Benehmen entschuldigen, und auch für das, was meine Mutter getan hat.“

„Entschuldigung angenommen.“ Auch wenn Kira nicht mehr Teil ihres Lebens war, fühlte es sich gut an, diese Sache zwischen ihnen aus der Welt zu räumen. „Und was ist der zweite Grund?“

„Ich wollte dir erzählen, dass ich … dass ich heiraten werde! Ist das nicht unglaublich?“, kreischte Kira aufgeregt.

„Ach, Süße, das sind ja großartige Neuigkeiten. Ich freue mich unglaublich für dich.“

„Und das ist nicht mal der beste Teil …“ Kira machte eine dramatische Pause. „Ich will, dass du dabei bist!“

„Ich? Warum?“

„Weil mein Verlobter unglaublich viele Brüder hat. Und ich möchte nicht, dass irgendwelche entfernten Cousinen als Lückenbüßer die Rolle meiner Brautjungfern übernehmen, sondern Menschen, die mir wirklich wichtig sind. Unsere Freundschaft hat mir sehr viel bedeutet. Und deshalb möchte ich, dass du dabei bist und diesen Tag mit mir teilst.“

Kayleigh zögerte. „Bist du sicher, dass du nicht einfach nur deine Mutter wütend machen willst?“

„Na, das kommt auch noch dazu.“ Kira lachte. „Nein, im Ernst, du bedeutest mir sehr viel, Kayleigh.“

„Und Aidan und seine Frau haben nichts dagegen?“

„Ich garantiere dir, dass Aidans Frau keine Einwände haben wird.“ Plötzlich klang Kira todernst. „Und mein Bruder auch nicht. Ich glaube sogar, dass er sich freut, dich wiederzusehen.“

„Ich weiß nicht, Kira. Wann ist die Hochzeit?“

„In zweieinhalb Monaten. Und jetzt halt dich fest … die Familie meines Zukünftigen besitzt eine Privatinsel in der Karibik, auf der die Hochzeit stattfindet. Wir fliegen alle Gäste für eine Woche ein, inklusive aller Nebenkosten.“

Ein einwöchiger All-inclusive-Urlaub in der Karibik? Das konnte sie ja wohl schlecht ablehnen.

„Kira, ich fühle mich geehrt, dass du mich bei deiner Hochzeit dabeihaben möchtest …“

„Dann kommst du? Super! Schick mir einfach den Namen deiner Begleitung und alle Einzelheiten, die mein Hochzeitsplaner für die Buchung der Flüge braucht. Du bist die Beste, Kayleigh. Bye!“

Kira beendete den Anruf, bevor Kayleigh ihr sagen konnte, dass sie darüber nachdenken und mit Sicherheit keine Begleitung mitbringen würde.

Seufzend rieb sie sich über die Stirn. So wenig die Idee sie begeisterte, so hatte sie doch schon immer eine Schwäche für Kira gehabt. Daher wussten sie beide, dass Kayleigh letztlich doch einknicken würde.

Und vielleicht hatte sie ja auch in zweieinhalb Monaten einen Begleiter für die Hochzeit am Start.

Kayleigh schob ihr Handy wieder in die Hosentasche und kehrte in den Laden zurück, wo Parker kurz vor einem Tobsuchtsanfall zu stehen schien.

Fassungslos starrte Parker Kayleigh an. Er hätte wetten können, dass sie den Anruf nur während ihrer Unterhaltung angenommen hatte, um ihn auf die Palme zu bringen.

Falls das Absicht gewesen war, hatte sie ihr Ziel erreicht.

Er war ein vielbeschäftigter Mann und hatte für dieses Treffen genau fünfunddreißig Minuten eingeplant. Nun waren bereits fünfundvierzig verstrichen, und es war noch keine Einigung in Sicht.

Kayleigh stellte einfach nur auf stur. Nein, genau genommen war sie störrisch wie ein Maulesel. Würde sie tatsächlich sein überaus großzügiges Angebot nur deshalb ablehnen, weil sie ihn nicht leiden konnte?

„Also, wo waren wir?“ Kayleigh wirkte abgelenkt, und ihre Haare sahen noch wilder aus als vor dem Telefonat. So, als sei sie gerade erst aus dem Bett geklettert.

Er schluckte schwer und versuchte das Bild von Kayleigh in einem Bett zu vertreiben, das sofort vor seinem geistigen Auge auftauchte.

Bleib bei der Sache, Parker. Konzentrier dich.

„Ich hatte dir fünfzig Prozent über dem geschätzten Einheitswert angeboten.“

Kayleigh überlegte kurz, legte dann den Kopf schräg und lächelte hinterlistig. „Jetzt erinnere ich mich wieder. Du hast mich gefragt, welche Summe mich glücklich machen würde, und ich sagte …“

„Ich weiß, was du gesagt hast, Kayleigh, und das ist nicht akzeptabel.“

„Dann kauf einfach ein anderes Gebäude.“ Sie starrte ihn herausfordernd an.

Regel Nummer eins bei Verhandlungen war, genau zu wissen, wann man bereit war, auf einen Deal zu verzichten. Diese Regel kannte jeder gute Geschäftsmann. Doch sein Vater hatte ihm bei dieser Sache keine Wahl gelassen. Das Gebäude war früher im Besitz der Familie seiner Mutter gewesen, die darin ein kleines Café betrieben hatte. Nun wollte Parkers Vater seiner Frau ermöglichen, die Vergangenheit wieder aufleben zu lassen. Der Plan war, unter dem Namen der King’s-Finest-Destillerie ein Restaurant in dem Haus zu eröffnen.

Es sollte eine Überraschung für Parkers Mutter werden. Ohne ihr Wissen hatte sein Vater bereits die beiden anderen Häuser an der Straße gekauft und die ehemaligen Besitzer vertraglich zum absoluten Stillschweigen verpflichtet. Doch ohne Kayleighs Gebäude – das Kernstück des Projekts – würde der Plan nicht funktionieren.

Der Abschluss dieses Geschäfts sollte seinen Vater endlich davon überzeugen, dass es ein schlimmer Fehler wäre, Parkers Bruder Blake zum neuen Vorstandsvorsitzenden von King’s Finest zu ernennen – auch wenn Blake nun der Älteste und somit der Erste in der Erbfolge für diesen Posten war.

Blake war ein guter Kerl, ein großartiger Bruder und ein ausgezeichneter Betriebsleiter, doch weder er noch sein Bruder Max besaßen den nötigen Killerinstinkt, den ein Geschäftsführer haben musste. Ihre Schwester Zora hatte diesen Instinkt – sogar mehr davon als Parker –, doch ihr fehlte die Fähigkeit, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten. Zora nahm immer alles persönlich. Darin war sie Kayleigh sehr ähnlich.

Parker musste dieses Gebäude einfach bekommen, aber das wusste Kayleigh nicht. Vielleicht kam sie ja wieder zur Vernunft, wenn er ihr nun signalisierte, dass er bereit war, die Verhandlungen abzubrechen.

Autor

Reese Ryan
Reese Ryan schreibt Liebesgeschichten, die nicht nur sexy und gefühlvoll sind, sondern in denen sie auch von kleineren Familiendramen erzählt. Reese ist im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten geboren und aufgewachsen, ihre Familie hat aber auch Wurzeln in Tennessee.
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