Damals, jetzt - und für immer?

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Gleich nach der Hochzeit hat er sie verlassen! Das hat Tanja ihrem griechischen Noch-Ehemann Leon Petrakis nie verziehen. Als sie den attraktiven Tycoon jetzt wiedertrifft, will sie nur eins erreichen: Ihre Ehe soll auf dem Papier fortbestehen, damit sie ihr Pflegekind behalten darf! Aber warum prickelt es dann so gefährlich sinnlich, als Leon sie auf seine Luxusjacht entführt? Gegen jede Vernunft kann sie seinen leidenschaftlichen Küssen nicht widerstehen. Ein Fehler, der ihr erneut das Herz bricht? Oder meint Leon es diesmal etwa ernst?


  • Erscheinungstag 18.05.2021
  • Bandnummer 2492
  • ISBN / Artikelnummer 9783733718732
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PROLOG

Vor fünf Jahren …

Tanja Melha war eine moderne Frau. Wenn sie etwas wollte, legte sie sich ins Zeug, um es zu bekommen. Und jetzt wollte sie einen Mann.

Wie modern bin ich eigentlich wirklich, fragte sie sich an diesem Tag mehr als einmal im Stillen, als sie über ihr Begehren nachdachte. Nur um sich selbst geduldig zu antworten: Modern genug. Aber ich bin auch nur ein Mensch.

Und Leon Petrakis war einfach die pure Versuchung: sexy und Single.

In wenigen Wochen würde Tanja an die Uni zurückkehren. Dies hier war ihre einzige Chance auf eine Sommeraffäre, und wenn alles gut ging, sollte diese sie endlich von einer sehr hartnäckigen Schwärmerei kurieren.

Tanja schlenderte die Rampe hinunter zum Kai, vorbei an aufgerollten Seilen und anderen Stolperfallen. Hier am Wasser war es abends im August ein paar Grad kühler. Es roch nach Seetang und Watt. Nach Zuhause. Tanja atmete tief ein.

Ihre Freundinnen aus Kindertagen hatten die Insel gar nicht schnell genug verlassen können, um nach Vancouver, Calgary oder Toronto zu ziehen. Tanja hingegen studierte an der University of Victoria. Und sogar die fühlte sich manchmal zu weit weg von Tofino an, ihrer kleinen Heimatstadt an der Westküste von Vancouver Island.

Ein Grund mehr, bei dem Mann, den sie einfach nicht aus dem Kopf bekam, das Motto carpe diem zu beherzigen. Leon war Grieche, aber eigentlich ein Kosmopolit, der auf seinem Segelboot lebte. Er wollte den Rest des Sommers bleiben und ihrem Bruder beim Ausbau des Jachthafens ihres Vaters helfen. Ein Junggeselle ohne Wurzeln wie er konnte allerdings jeden Moment wieder hinter dem Horizont verschwinden.

Als sie zu seinem Anlegeplatz kam, verstaute er gerade etwas im Laderaum am Heck. Außer abgeschnittenen, ausgefransten Jeans bedeckte nichts seine sonnengebräunte Haut.

Du lieber Himmel, er ist perfekt gebaut.

Gebannt betrachtete Tanja seine breiten Schultern, die Kurve der Wirbelsäule und die feinen dunklen Härchen auf seinen Oberschenkeln, während er instinktiv das Gewicht von einen Fuß auf den anderen verlagerte, sobald eine Welle das Boot hob.

„Hey Captain.“ Es sollte sich lässig anhören, klang jedoch heiser vor Verlangen.

Ohne Eile drehte er sich zu ihr um. Als er lächelte, kam er ihr sogar noch schöner vor – wenn das überhaupt möglich war. „Hallo Books.“

Wahrscheinlich benutzt er den Spitznamen, den mein Bruder mir gegeben hat, weil er mich in die Schublade „Kleine Schwester meines besten Freundes“ stecken will, dachte sie.

Seine schwarzen Haare waren lang genug, um die Naturlocken zum Vorschein zu bringen, und die dunklen Augen leuchteten anerkennend, als er den Blick über Tanjas blaues Minikleid mit den Spaghettiträgern wandern ließ.

Auch sie musterte ihn. Prägte sich ein, wie die Härchen auf seinem Oberkörper vom Brustbein wie Flammen zu den braunen Brustwarzen strebten. Eine andere, dunklere Linie feiner Haare führte von seinem Bauchnabel abwärts zu dem Messingknopf, der die Shorts gerade eben noch auf den Hüften hielt.

„Die Gebühr für meinen Anlegeplatz ist bezahlt. Was verschafft mir das Vergnügen?“, wollte er wissen.

Sie sah ihm wieder ins Gesicht. Sein wissendes Lächeln zeigte ihr, dass ihm klar war, auf welche Region seines Körpers sie eben den Blick geheftet hatte. Und dass es ihm gefiel.

Schmetterlinge schwärmten in ihrem Bauch aus. „Ich dachte, du hättest zur Happy Hour vielleicht gern Gesellschaft?“ Sie hob die Flasche Weißwein hoch, die sie mitgebracht hatte. Auf dem kurzen Weg vom Auto hierher hatten sich Kondenströpfchen auf dem Glas gebildet.

Leon zögerte nur ganz kurz, bevor er eine einladende Kopfbewegung machte. „Wie könnte ich ablehnen? Komm an Bord.“ Mit einer Hand nahm er ihr die Flasche ab, mit der anderen half er ihr auf das Segelboot. Da er keinen Schritt zurückwich, stand Tanja ihm direkt gegenüber, als sie in das Cockpit trat. Ihre Zehenspitzen berührten fast seine.

Er hielt ihre Hand noch immer in seiner und sah ihr in die Augen. „Ich bin zu alt für dich.“

„Mit neunundzwanzig? Ich bitte dich. Ich bin zweiundzwanzig. Und ich bin nicht hergekommen, um mich entjungfern zu lassen.“ Mit ihm schlafen wollte sie allerdings schon, das konnte sie nicht leugnen. Nicht, während ihr Atem so unregelmäßig ging, dass ihre Brüste Leons muskulösen Oberkörper streiften.

Er lächelte. „Soll ich den Wein jetzt oder später öffnen?“

Oh, er war cool. Deswegen reizte er sie ja auch. Sie wollte erfahren, wie es war, Sex mit einem Mann zu haben, der sich mit dem Körper einer Frau genau auskannte. „Später“, murmelte sie, ohne den Blick von seinem Mund losreißen zu können.

„Komm mit nach unten“, bot er an.

Eigentlich hätte sie nervös sein sollen. Irgendwie war sie es auch, denn von flüchtigen sexuellen Abenteuern hielt sie normalerweise nichts. Sie hatte ein paar Freunde gehabt und diverse Dates, doch nur zwei Beziehungen waren ernst genug für Sex gewesen. Das erste Mal hatte aus frustrierenden Experimenten zweier unerfahrener junger Leute bestanden. Mit dem zweiten Mann hatte sie einige Fortschritte gemacht – und mehr Spaß gehabt. Aber die Beziehung hatte nicht lange gehalten.

Unter dem Strich war Tanja alles andere als eine Expertin in Sachen Erotik und Verführungskunst.

„Nett ist es hier“, sagte sie, als sie in der Kajüte stand. Leon gab sich immer so unbekümmert, dass die Ordnung unter Deck ihre Erwartungen deutlich übertraf. Die großen Fenster waren überraschend sauber, das polierte Holz und der Edelstahl glänzten. Tanjas Blick fiel auf graue Vorhänge und weinrote Polster mit salbeigrünen und orangefarbenen Kissen.

„Danke.“ Er deponierte die Weinflasche im Kühlschrank, wusch sich die Hände und trocknete sie mit einem Geschirrtuch ab. „Ich hatte keinen Besuch erwartet.“

„Nicht?“ Ein wenig herausfordernd reckte sie das Kinn vor. Seit sie im Juni von der Uni nach Hause gekommen war, flirtete sie unverhohlen mit ihm. Heute Morgen hatte er endlich reagiert, bei ihrem Anblick ebenso leise wie beeindruckt gepfiffen und gesagt: „Gut siehst du aus, Books.“

Leon gab sich nicht die Mühe, so zu tun, als wäre er verlegen. „Was kann ich sagen? Ich habe nun mal eine Schwäche für Minikleider.“ Er ließ den Blick zu ihren flachen Sandalen wandern. „Und für lange Beine. Und Sommersprossen.“ Erst betrachtete er die Sommersprossen in ihrem Dekolleté, dann die in ihrem Gesicht. „Genau wie für rote Haare.“

„Warum hast du das nie erwähnt? Dann wäre ich früher hier aufgekreuzt.“

„Du kennst den Grund.“ Er stellte sich etwas breitbeiniger bin und lud sie mit einer Handbewegung ein, zu ihm zu kommen.

„Nein“, widersprach sie und versuchte, gleichgültig zu wirken, während sie näher ging. „Wir sind doch erwachsen.“

Obwohl sie abgeklärt wirken wollte, rieselte ihr vor gespannter Erwartung ein Schauer über den Rücken. Sie hob beide Hände und zögerte kurz, als sie die Hitze seines Körpers schon spürte, noch bevor sie ihn berührte. Dann legte sie ihm ihre Handflächen sanft auf die athletische Brust.

Sofort legte er seine Hände um ihre Taille und blickte ihr dabei eindringlich in die Augen. „Wenn man Geschäftliches mit Vergnügen mischt, gibt es oft ein Durcheinander. Und wie du siehst, ziehe ich Ordnung vor.“

„Geschäfte machst du mit meinem Bruder. Nicht mit mir.“

„Mhm.“ Das Argument schien ihn nicht völlig zu überzeugen, denn er schürzte die Lippen. Dabei drückte er ihr die Fingerkuppen etwas fester auf die Taille, als würde er mit sich ringen. „Und du bist wegen des Vergnügens hier?“ Er senkte den Blick auf ihre Lippen, die augenblicklich zu prickeln begannen.

„Die Hoffnung stirbt zuletzt“, neckte sie ihn mit rauchiger Stimme und lehnte sich ein wenig vor. „Bisher habe ich allerdings den Eindruck, dass du nur mit mir reden willst.“

„Glaub mir, das ist es nicht, was ich mit dir machen möchte.“ Leon beugte den Kopf und streifte ihre Lippen behutsam mit seinen, wie um herauszufinden, ob Tanja sich sicher war. Als sie die Augen schloss und sich bereitwillig an ihn schmiegte, küsste er sie langsam und ausgiebig, als hätte er alle Zeit der Welt.

Wie ein Erdbeben lief dieser Kuss durch ihren Körper. Ihre Knie wurden weich. Sie hatte geahnt, dass es mit diesem Mann anders sein würde. Intensiver. Aufregender. Aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass er sie vom ersten Moment an mit der Energie von tausend Stürmen erfüllen würde.

Instinktiv schlang sie ihm die Arme um die nackten Schultern, hielt sich an ihm fest und stöhnte auf, weil er so vital war, so stark. Er schob ihr die Hände auf den Rücken und zog sie an sich, presste ihre Brüste an seinen Oberkörper. Seine straffe glatte Haut roch nach salziger Luft und Sonnenmilch. Tanja spürte seine Bartstoppeln an ihrem Kinn. Die Zunge, die er ihr zwischen die geöffneten Lippen schob, schmeckte schwach nach Kaffee.

Leon Petrakis küsste sie nur, und schon verblassten sämtliche Erinnerungen an sinnliche Momente, die sie je erlebt hatte. Ihr Körper blühte auf und öffnete sich ihm. Ungehemmt, wie sie es von sich selbst nicht kannte, erwiderte sie seinen Kuss. Sie musste es einfach tun. Je leidenschaftlicher er sie küsste, desto erregter wurde sie und desto mehr wollte sie ihn erregen.

Ein unglaublich erotischer Laut entschlüpfte seiner Kehle. Er ließ seine Hände weiter über ihren Rücken wandern, bis er ihren Po umfasste, und zog sie so eng an sich, dass sie durch den Stoff seiner Shorts die harte Erektion unmissverständlich an ihrem Becken spürte. Sie küssten einander, als würde ihr Leben davon abhängen. Und vielleicht ist es genau so, schoss es Tanja durch den Kopf.

Jäh löste Leon sich von ihr und flüsterte etwas auf Griechisch. Sie konnte nicht ausschließen, dass es ein Fluch war.

„Das habe ich nicht erwartet.“ Seinen Akzent fand sie hinreißend sinnlich. Sacht knabberte er an ihrem Unterkiefer und dem Kinn. „Bist du dir sicher?“

Sein Herz hämmerte so heftig, dass sie es an ihrer rechten Brust spürte. Als er den Kopf hob und ihr in die Augen schaute, blitzte etwas darin auf. Eine Warnung? Das Eingeständnis, dass das, was da gerade zwischen ihnen aufbrandete, ihn ebenso erstaunte wie sie?

Was auch immer es war: Es gab kein Zurück mehr. Tanja fühlte sich, als würde sie in ihn hineinsinken, schob ihre Hüfte noch ein Stück weiter, fest an seine.

„Ja.“

Er atmete scharf aus. Ohne den Blick von ihrem zu lösen, richtete er sich mit einer geschmeidigen Bewegung auf und schob sie rückwärts zu einer Tür.

Hätte er sie nicht festgehalten, wäre sie gestolpert. Als sie sich unwillkürlich mit der Zungenspitze über die Lippen leckte, kniff er die Augen leicht zusammen. Oh, dachte Tanja. Wieder zog sich etwas in ihrem Bauch zusammen. Erst jetzt wurde ihr bewusst, welche Macht sie über Leon besaß. Sie leckte sich noch einmal die Lippen, absichtlich diesmal. Voller Genugtuung sah sie, wie ihm das Blut in die Wangen stieg, wie er die Zähne zusammenbiss und sich die Nasenflügel ein wenig blähten.

Mit einer Hand öffnete er die Tür und schloss sie hinter ihnen wieder. Dann ließ er sie los, um rasch die Vorhänge zuzuziehen.

Sie streifte sich die Spaghettiträger über die Schultern und wiegte die Hüften hin und her, bis ihr das Minikleid um die Füße fiel. Jetzt trug sie nur noch den blassblauen Tanga, den sie vorhin in der Hoffnung angezogen hatte, dass Leon ihn zu Gesicht bekommen und interessant finden würde.

Er biss sich auf die Unterlippe, während er den Blick über ihren Körper gleiten ließ. Als eine Welle das Boot plötzlich hob, stützte er sich mit einer Hand an der Decke ab. Mit der anderen öffnete er den Knopf seiner Shorts und zog den Reißverschluss herunter. Die Shorts fielen zu Boden. Er war nackt. Nackt und sehr erregt.

Wow. Tanja schluckte und streckte eine Hand nach einem Regal aus, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

Eine Matratze nahm die gesamte Breite des Schiffsrumpfes ein. Leon ließ sich darauf sinken und bat: „Leg dich zu mir.“

Ohne zu zögern, nahm sie das Angebot an, glitt auf die Matratze, auf diesen Mann, suchte seinen Mund mit ihrem und küsste ihn ungestüm.

So heiß fühlte er sich an … als würde sein Körper ihren bei jeder Berührung versengen. Seine Erektion war dermaßen hart, dass sie es beinahe schmerzhaft und gleichzeitig unbeschreiblich erotisch fand, sie unter sich zu spüren.

Er streichelte ihr über den Rücken, von oben nach unten. Leicht und dennoch besitzergreifend spürte sie seine Hand auf ihrer Haut, ließ ihn ihren Körper erkunden, zuerst den Nacken, als Nächstes die Schultern, dann spreizte er die Finger und zeichnete die Kurve ihrer Wirbelsäule nach. Schließlich legte er ihr die Hand auf die Taille und zog sie genüsslich an sich, als würde er alles bewundern, was sie ausmachte.

Tanja hielt sich mit beiden Händen an seinen Schultern fest und drängte sich eng an ihn, stöhnte auf, während sie ihn küsste, so großartig fühlte sich dieser Mann unter ihr an. Rau und seidenglatt, heiß und fest, lebendig und stark. Er schob die Finger unter die schmalen Seitenstege ihres Tangas, legte ihr beide Hände fest auf den Po und zog sie höher, bis sie auf ihm saß.

„Ich will dich schmecken“, sagte er mit einer kehligen Stimme, die ihr durch und durch ging.

Sie erfüllte ihm den Wunsch, rutschte noch etwas höher und stützte sich mit einer Hand an ein Regal über der Matratze, sodass ihre rechte Brust über seinem Mund träge hin- und herschwang. Sofort umschloss er sie mit den Lippen und begann zu saugen, bis sich Tanjas ganzer Körper anspannte. Gleichzeitig streichelte er ihren Po und ihre Schenkel und senkte eine Hand unter den zarten, feuchten Stoff zwischen ihren Beinen.

Den ganzen Tag hatte sie es sich ausgemalt. Seit Wochen, seit Monaten sogar. Selbstverständlich war sie feucht. Stöhnend wand sie sich auf ihm, während er an ihrer Brust saugte und mit den Fingerspitzen die empfindlichste Stelle ihres Körpers provozierte. Es war ihr unmöglich, sich gegen die Welle von Lust zu wehren, die sich in ihr aufbaute, sich dagegen zu wehren, dass ihr Körper so verräterisch schnell auf ihn reagierte. Ein Beben, ein unwillkürlicher Schrei – und keuchend ließ sie ihr Höhepunkt zurück.

Leon löste die Lippen von ihrer Brust und schaute sie ebenso verblüfft wie entzückt an. So sinnlich war sein Blick, dass erneut Lust in ihr aufkeimte, obwohl sie noch zitterte.

„Genau das will ich fühlen, wenn ich in dir bin“, sagte er mit einer Stimme, die ihr eine köstliche Gänsehaut bescherte.

„Ich auch“, hauchte sie.

Sie lösten sich gerade lange genug voneinander, damit Tanja hastig ihren Tanga ausziehen und Leon ein Kondom überstreifen konnte. Dann legte er sich auf den Rücken, in einer stummen Einladung, wieder auf ihn zu kommen, ihn in sich aufzunehmen.

Er war dermaßen erregt, dass er kaum fassen konnte, was mit ihm geschah. Doch niemand hätte bestreiten können, dass er der Situation gewachsen war. Verlangend liebkoste er ihre Beine, während sie sich auf ihn setzte, die ideale Position suchte und sich auf ihn sinken ließ. Er biss die Zähne zusammen, und an seinem Hals zeichneten sich die Muskeln ab, weil es ihn enorme Kraft kostete, sich zu beherrschen.

„Du willst es doch auch schon lange“, sagte sie mit einem vorwurfsvollen Unterton.

„Ja.“

„Warum hast du dann …?“

„Jetzt sind wir hier. Zusammen.“ Er hob ihr das Becken entgegen. „Ist das zu heftig?“

„Nein, es ist unendlich gut“, keuchte sie, drückte beide Handflächen gegen die niedrige Decke über ihr und begann, sich auf Leon zu bewegen. Wieder und wieder stöhnte sie, weil es sich so herrlich anfühlte, im selben Rhythmus mit ihm Sex zu haben, in dem die Wellen das Boot sanft hin- und herschaukelten.

Er ließ die Hände über ihren Oberkörper gleiten, streichelte sie zärtlich, rieb mit den Daumenkuppen über ihre Knospen und umschloss ihre Brüste. Als er allmählich fordernder in Tanja eindrang, senkte er die Hände auf ihre Hüften, damit sie das Gleichgewicht behielt.

Noch nie hatte sie sich so gefühlt wie in diesem Moment. So weiblich. Als wäre ihr Körper eigens zu diesem Zweck geschaffen. Für diesen Mann. Als wären sie beide die einzigen Menschen auf der Welt. Ihrer eigenen Welt. Sie waren erhaben, ein Gott und eine Göttin, die mit der Vereinigung ihrer Körper ein neues Universum schufen.

Jetzt schob er ihr eine Hand zwischen die Beine und berührte sie zart und doch entschieden wieder an jener magischen Stelle, an der er Tanja vorhin solche Lust bereitet hatte. Sie stöhnte und überließ sich ganz der Spannung, die sich in ihr aufbaute, immer stärker und himmlischer, bis sie ihr ganzes Wesen erfüllte.

„Du bist so schön.“ Seine Stimme klang leise, wie aus der Ferne, und doch hallte sie in ihr wider. „Sag mir, wann du …“

„Hör nicht auf“, wisperte sie. Doch die Gezeiten änderten sich: Eine Welle schlug gegen den Schiffsrumpf und durchbrach den Rhythmus des Paares im Bett auf eine Weise, die wie ein lustvoller Schock für Tanja war.

Auch Leon stöhnte auf, voller Genugtuung und Vorfreude. „Bald, meine Schöne. Nur noch ein bisschen …“

Geschickt reizte er sie weiter, mit der Kuppe seines Daumens. Ihre Lust steigerte sich weiter, bis sie es kaum ertragen konnte, und schon zogen sich ihre Muskeln um seine Erektion zusammen, während er genauso in sie hineinstieß, wie sie es jetzt brauchte. Es kam ihr vor, als sei er der Grund, weshalb sie existierte. Ihr Universum.

Lange würde sie das hier nicht mehr ertragen können, diese unfassbare, wundervolle Intensität, die alles andere auslöschte. Doch sie konnte nichts sagen oder tun, nur ihre Hände gegen die Decke drücken und stillhalten, mit jeder Faser ihres Körpers spüren, wie Leon das nächste Mal in sie eindrang und sie streichelte. Und auf das erlösende Wort warten.

„Jetzt“, keuchte er.

Sie kamen gemeinsam, in der nächsten Sekunde. Es war, als zerbarsten sie in Millionen Stückchen, in einem Universum aus Hitze und Licht.

1. KAPITEL

Heute …

Als das donnernde Pochen gegen die Tür die Stille zerriss, war Tanja Melha gerade dabei, in ihr Bett zu klettern. Ihr Herz zog sich zusammen. Es war so weit: Man wollte sie, die Ausländerin, holen und verhören. Womöglich Schlimmeres.

Zitternd zog sie die Jeans an, die ihr fast von den schmal gewordenen Hüften rutschten. Am liebsten hätte sie die Flucht ergriffen. Aber wohin? Niemand durfte Istuval verlassen, seit Rebellen die winzige Insel vor Tunesien besetzt hatten und die Bewohner als Geiseln hielten, um einem autoritären Herrscher in einem fernen Land Zugriff auf die Schifffahrtsrouten im Mittelmeer zu verschaffen.

„Ich komme!“, hörte sie Kahina rufen, ihre Mitbewohnerin und Freundin, und schon stand sie vor ihr.

Die Tür des Bungalows flog auf, und die Frauen hörten die Stimme von Aksil, Kahinas Bruder: „Zwei Männer wollen Tanja holen.“

Tanjas Knie versagten ihr fast den Dienst. Doch um nichts in der Welt wollte sie Kahina, die sie so lange beherbergt hatte, in Gefahr bringen. Sie würde sich stellen, was auch immer sie erwartete. Doch sie zitterte.

Illis kleiner Körper fühlte sich warm und geborgen an, als Tanja ihre winzige schlafende Tochter berührte. Einen letzten Moment mit ihr allein stahl sie sich, obwohl es ihr das Herz zerriss. Sie biss sich auf die Unterlippe, um ihren Schmerz nicht hinauszuschreien. Hysterie konnte sie sich jetzt nicht leisten.

Schwere Schritte waren zu hören. Tanja küsste ihr vier Monate altes Baby auf die Wange und atmete den süßen Duft ihrer Haut ein. Tränen brannten ihr in den Augen, und ihre Kehle war wie zugeschnürt. Als sie sich aufrichtete, kam es ihr vor, als läge eine Betonplatte auf ihrem Brustkorb. Sie zwang sich, das Schlafzimmer zu verlassen.

Vor ihr standen vier Männer. Zwei von ihnen trugen olivgrüne Uniformen und Sturmgewehre. Der dritte war Aksil, barfuß und ohne Kopfbedeckung. Er musste aus seinem Haus gegenüber hergerannt sein, als er beobachtet hatte, dass die Männer vor der Tür seiner Schwester stoppten. Beschützend legte er einen Arm um Kahina.

Der vierte Mann, der jetzt hinter den Soldaten nach vorn trat, war so groß und breit wie diese, doch er trug einen marineblauen Pullover, eine schwarze Hose und Schuhe, die Tanja in einem anderen Leben für Segelschuhe gehalten hätte.

Sie blickte ihm ins Gesicht. Die Bartstoppeln, die zerzausten dunklen Haare und der finstere Blick … Tanja wurde schwindelig. Ihr Herz schien emporzuschweben, um gleich darauf zum Sturzflug anzusetzen.

„Oh mein Gott!“ Sie schlug sich eine Hand vor den Mund. Als ob diese Söldner sich um vermeintliche Gotteslästerung scherten! Ihre strengen Regeln dienten nicht der Sorge um den Glauben, sondern dem Machterhalt.

Aber was um alles in der Welt machte Tanjas Ehemann hier? Konnte sie Leon Petrakis überhaupt noch so nennen? Seit fünf Jahren hatten sie einander nicht gesehen. Seit damals, als er kurz nach der Hochzeit wegen des unerwarteten Todes seines Vaters abgereist war.

„Soll ich dich begleiten?“, hatte sie gefragt.

„Nein.“

Fort war der charmante, verführerische Playboy gewesen. Eine Woche später hatte er schließlich auf eine ihrer vielen per SMS geschickten Fragen, wann er zurückkomme, geantwortet.

Ich komme nicht zurück.

So viel dazu.

Auch Tanjas Bruder Zach gegenüber war Leon wortkarg geblieben. Die Geschwister hatten vermutet, dass er die Freigabe seines Treuhandfonds an seinem dreißigsten Geburtstag abwarten wollte. Leon hatte versprochen, in den Jachthafen zu investieren, doch dann hatte er sich nicht mehr bei der Familie Melha gemeldet.

Es hatte das Aus für Zachs Pläne mit dem Jachthafen bedeutet. Sein und Tanjas Vater hatte nicht wie geplant in Rente gehen können. Tanjas Ersparnisse für die Uni waren draufgegangen, um den Konkurs ihres Bruders abzuwenden. Damit sie ihr Studium abschließen konnte, hatte sie ein Darlehen aufgenommen, das sie noch abbezahlen musste.

Aus all diesen Gründen hätte sie Leon Petrakis am liebsten die Gurgel umgedreht. Jetzt breitete er die Arme aus und sagte mit etwas, das tatsächlich nach Zärtlichkeit klang: „Agape mou, meine Geliebte. Endlich. Ich bin hier, um dich nach Hause zu bringen.“ Selbstbewusst ging er auf sie zu und zog sie an seinen muskulösen Körper.

Tanjas Herz machte einen Satz. Sie hatte fast vergessen, wie groß er war. Was für eine Energie und Anziehungskraft er besaß. Welchen Sex-Appeal er ausstrahlte. Wie geborgen sie sich in seinen Armen fühlte.

Natürlich war es eine Lüge. Sie spürte die Unaufrichtigkeit, als er sie umarmte. Distanziert und verschlossen sah er aus. Älter nicht, eher verändert. Attraktiv war er noch immer, aber heute wirkte er grimmig. Unempfindlich. Ernst. Dies war die neue Version von Leon Petrakis. Abgebrühter und stärker.

Er roch nach Meeresbrise und feuchter Baumwolle und schwach nach einem teuren Aftershave. Darunter verbarg sich ein maskuliner, vertrauter, einzigartiger Duft. Nach ihm.

Und Tanjas Körper fiel nach all den sorgenvollen Wochen auf das herein, was er ihr bot. Unwillkürlich erschauerte sie und lehnte sich an ihn. Er war ein Teil ihres früheren Lebens, stand für Sicherheit und Stabilität – und für ein Glück, nach dem sie sich zurücksehnte.

Sie spürte, wie ihre Angst nachließ. Es war unglaublich: Irgendwelche unterschwelligen, lächerlichen Überbleibsel ihrer alten Schwärmerei begannen heiß in ihr zu pulsieren.

Dabei hasste sie diesen Mann.

Doch statt ihm einen gezielten Faustschlag zu verpassen und ihn als den herzlosen Mistkerl anzuprangern, der er war, konnte sie nicht anders, als sich in seinen Armen zu entspannen. So selbstverständlich wie ihre Lungen Sauerstoff aufnahmen, sog ein primitiver Teil von ihr seine Nähe auf.

Leon schob ihr eine Hand unter das Kinn, damit sie ihm in die Augen sah, und strich ihr mit der Daumenkuppe über den Wangenknochen. Tanjas Haut kribbelte, als er den Kopf beugte und sie seinen warmen Mund auf den Lippen spürte.

Plötzlich schien ein Funke zwischen ihre Körper zu stieben und ein Feuerwerk in Tanjas Brustkorb zu zünden, das versengende Schneisen bis in ihre Fingerspitzen, die Lenden und die Zehen zog.

Überraschung blitzte in seinen dunkelgrauen Augen auf, als würde er gerade etwas Ähnliches erleben.

Sie hatten nur wenige Wochen als Liebespaar verbracht. Doch als Tanja das Flackern in Leons Blick wahrnahm, reagierte ihr Körper sofort. Ihr Mund hieß seinen willkommen. Prompt küsste er sie leidenschaftlicher und erkundete ihre Lippen mit seinen, ebenso langsam wie gründlich.

Tanjas Lider schlossen sich wie von selbst. Es fühlte sich so berauschend an, so notwendig. Als sie sich auf die Zehenspitzen stellte, fanden ihre Münder noch inniger zueinander. Genau wie vor fünf Jahren.

Sein Kuss war fest und heiß, seine Leidenschaft wie ein Orkan, der Tanja in sein Zentrum gezogen hätte – wenn Leon sie jetzt nicht resolut ein Stückchen zurückgeschoben hätte.

Sie schwankte leicht, benommen, weil die Wirklichkeit sie einholte wie dunkle Schatten. Das ergab doch alles keinen Sinn! Weder seine Anwesenheit noch ihr Herzrasen oder die Tatsache, dass ihre Hände partout nicht Leons weichen Pullover loslassen wollten, um den sie sich auf seiner Brust zu Fäusten geballt hatten.

Er ließ einen Arm um ihre Schultern und wandte sich den Soldaten zu. „Sehen Sie?“, fragte er auf Französisch. „Wie ich es Ihnen gesagt habe: Dies ist meine Ehefrau. Sie war hier, um Englisch zu unterrichten, und nach dem Machtwechsel durfte sie ohne männlichen Verwandten nicht abreisen. Ich bringe sie jetzt nach Hause.“

Machtwechsel – was für ein beschönigender Name für die Invasion. Doch sie spielte mit, schlang Leon einen Arm um die Taille und lehnte sich an ihn. Die andere Hand ließ sie auf seiner Brust und blickte zu ihrem Mann hoch. Warum in alles in der Welt war er hier? Bis eben wäre sie jede Wette eingegangen, dass er sie vergessen hatte.

„Sie leben hier?“, fragte ein Soldat Tanja misstrauisch. „Ohne männlichen Verwandten?“

Autor

Dani Collins
<p>Dani Collins verliebte sich in der High School nicht nur in ihren späteren Ehemann Doug, sondern auch in ihren ersten Liebesroman! Sie erinnert sich heute immer noch an den atemberaubend schönen Kuss der Helden. Damals wurde ihr klar, dass sie selbst diese Art von Büchern schreiben möchte. Mit 21 verfasste...
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