Das Königreich in deinen Armen

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Elegante Roben, Champagner, goldene Teller: Mari, das Mädchen von nebenan, fühlt sich auf der Feier im Schloss fehl am Platz! Doch als sie die Party verlässt, landet sie unversehens in den Armen von Herzog Marsalis …


  • Erscheinungstag 12.07.2015
  • ISBN / Artikelnummer 9783733742676
  • Seitenanzahl 128
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Auf der Hochzeit Ihrer Königlichen Hoheit Prinzessin Lia mit Fürst Tobias, Großherzog von Malascos, im Sommerpalast zu Orakidis City, Hellenia

Der heutige Tag konnte ein Mädchen glauben lassen, dass Märchen wahr wurden. War sie, Mari Mitsialos, wirklich Brautjungfer bei einer königlichen Hochzeit? Und war sie wirklich die Cousine eines Königs und einer Prinzessin?

Das Leben schlug manchmal seltsame Kapriolen. Cousin und Cousine, die vor einem Jahr noch in einer kleinen Straße in Sydney gewohnt hatten, waren inzwischen nicht nur mit ihren Traumpartnern verheiratet – Charlie war jetzt König und Lia eine Prinzessin!

Sie lächelte vor sich hin, als Toby, der Großherzog, Lia vor den Augen des versammelten europäischen Adels schwungvoll zum Wiener Walzer drehte. Es war noch immer ungewohnt, überhaupt hier zu sein, geschweige denn, als Cousine und Brautjungfer einer Prinzessin.

Mari war auf der bürgerlichen Seite der Familie geboren worden. Vor vierzig Jahren war Tante Katina, damals ein Mädchen vom Land in der Nähe Athens, nach Australien ausgewandert. In Sydney hatte sie dann Onkel Arthur auf einer Party der griechischen Einwanderergemeinde kennengelernt.

Die beiden waren bei einem Autounfall ums Leben gekommen, ohne je zu ahnen, dass Onkel Arthur, nachdem die Hauptlinie der königlichen Marandis-Familie von Hellenia abgerissen war, offiziell Anspruch auf den Thron gehabt hatte. Erst vor einem Jahr hatten Charlie und Lia von ihrer wahren Identität erfahren.

Großonkel Kyri und Großtante Giulia hatten keiner Menschenseele je von ihrem Geheimnis erzählt – dass nämlich Kyri ein Großherzog gewesen war, der dem aristokratischen Leben den Rücken gekehrt hatte, um die bürgerliche Kinderfrau des königlichen Hofes zu heiraten.

Nachdem ihre Eltern verunglückt waren, hatte Kyri das Leben seiner Enkel straff organisiert. Sie waren mit der Sprache, den Sitten und der Geschichte von Hellenia aufgewachsen. Kyri hatte sie mit einem tiefen Pflichtgefühl ausgestattet, sodass keiner von beiden, nachdem ihre wahre Identität ans Licht gekommen war, auch nur eine Sekunde gezögert hatte, in Hellenia zu bleiben. Seither widmeten sie ihre ganze Kraft dem Wiederaufbau der krisengeschüttelten Nation.

In seinem Testament hatte Großonkel Kyri Toby, seinem Adoptivsohn und Charlies bestem Freund, zweihundertfünfzig Millionen Euro sowie ein Herzogtum hinterlassen. Und noch wichtiger: Er hatte Lia mit dem Mann zusammengeführt, den sie liebte, und Toby mit der Braut seiner Träume.

Mari seufzte still, während sie mit ihrem Bruder Stavros gleich neben dem Brautpaar tanzte. Wäre sie auf der anderen Seite der Familie geboren worden, könnte sie ein Leben führen, von dem die meisten Menschen vermutlich träumten, das aber tatsächlich bis in Detail von Pflichten und Verantwortlichkeiten geregelt wurde.

Die Medien waren ständig präsent, um die Fotos und Berichte liefern zu können, von denen die unzähligen glühenden Verehrer der königlichen Familie anscheinend nie genug bekommen konnten. Mari wusste wirklich nicht, ob sie ein solches Leben ertragen könnte.

„Mit Verlaub, ich würde gern diesen Tanz mit Ihrer Schwester tanzen.“

Eine überaus kultivierte und doch gebieterische männliche Stimme unterbrach Maris Gedanken. Der Brautwalzer war zu Ende, man wechselte die Tanzpartner. Mari brauchte nicht aufzuschauen, um zu wissen, wem diese Stimme gehörte – Seiner Königlichen Hoheit Prinz Mikhail von Chalnikan, Herrscher eines kleinen Königreichs an der Grenze zwischen Europa und Asien.

Vor fünf Monaten waren sie sich zum ersten Mal begegnet, bei den Proben für die Trauzeugen und Brautjungfern. Dann hatte er sie mit Briefen und Geschenken überhäuft, alle mit dem gleichen Tenor: Komm zu mir. Sei meine Geliebte.

Wie romantisch das klang … ein gut aussehender Prinz, der sich in ein einfaches Mädchen verliebte! Vielleicht hätte Mari es sogar romantisch gefunden, wenn die Botschaft Komm meine Braut und nicht Komm in mein Bett, solange es mich amüsiert gelautet hätte.

Wie war es möglich, dass der Traum eines jeden jungen Mädchens sich in einen Albtraum verwandelte? Ganz einfach: wenn es sich bei besagtem Prinz um einen unsympathischen und arroganten Snob handelte.

Und wie konnte Stavros jetzt einfach so fügsam zurücktreten und sie für den Tanz übergeben? Er hatte sie stets behütet und argwöhnisch seit ihrem vierzehnten Lebensjahr mehr männliche Wesen vergrault, als sie zählen konnte.

„Was soll ich denn machen, Mari?“, hatte er betreten erwidert, als sie ihn gebeten hatte, sie zu beschützen. „Der Mann ist ein Prinz.“

Als Mari sich von Seiner Königlichen Verwöhntheit in die Arme ziehen ließ, erhaschte sie das Strahlen auf den Gesichtern ihrer Eltern. Wenn Charlie König und Lia Prinzessin werden konnten, dann bestand wohl kein Grund, warum sich nicht auch ein Prinz in Mari verlieben sollte.

„Wurdest du nicht viermal hintereinander zur Prinzessin gekrönt?“, hatte ihr Vater nur gesagt, als sie ihm zu erklären versucht hatte, dass Prinz Mikhails Absichten ihr gegenüber, einem Mädchen aus dem gemeinen Volk, alles andere als ehrenhaft waren.

„Prinzessin des griechischen Festivals von Marrickville ist nicht unbedingt das, was ein echter Prinz als Adelstitel akzeptiert, Dad.“

„Was war denn Prinzessin Mary von Dänemark, bevor sie Frederik geheiratet hat? Ein Mädchen wie du! Die Welt hat sich geändert, Mari. Du bist eines Königs würdig.“ Und mit dieser resoluten Feststellung war das Thema für ihren Vater beendet gewesen.

„Du bist wunderschön, Mari“, flüsterte Mikhail ihr jetzt ins Ohr. „Du strahlst wie ein Stern.“

„Danke, Hoheit“, sagte sie mit einer Bescheidenheit, die abschrecken sollte. Der Prinz hielt sie beim Tanzen viel enger an sich gepresst, als der Anstand es erlaubte.

„Noch immer so kühl?“ Sein Tonfall war eine Mischung aus beleidigtem Jungen und erfahrenem Charmeur, und Mari konnte ihn einfach nicht anziehend finden. „Habe ich dir denn nicht genügend Geschenke gemacht und genug Zeit darauf verwandt, um meine Absichten zu verdeutlichen? Allein für dich, mein süßer Stern.“

Absichten welcher Art, hätte sie fast gefaucht, aber das wäre müßig. Dann würde er nur in einen Vortrag über die Privilegien einer königlichen Geliebten verfallen: Ruhm, Reichtum, das Leben des Jetsets und ein schickes Haus ihrer Wahl, das am Ende ihr gehören würde.

Obwohl Mari es mindestens schon zehnmal gesagt hatte, wiederholte sie es. „Mir gefällt mein Leben in Sydney. Ich werde lieber die Frau eines Bürgerlichen als die Geliebte eines Prinzen.“

Mikhail ließ ein abfälliges Schnauben hören. „Natürlich, alle Frauen wollen heiraten. Wenn du einen Titel hättest wie dein Cousin …“ Er zuckte mit einer Schulter. „Mari, niemand außer vielleicht deinen Eltern erwartet, dass du als Jungfrau in die Ehe gehst.“ Seine Augen glühten wie die eines Raubtieres, während er seine Hand über ihren Rücken hinunter zu ihrem Po gleiten ließ. „Die Geliebte eines Prinzen hat immer bessere Chancen, einen Mann zu finden.“ Er senkte die Stimme zu einem samtenen Schnurren. „Komm zu mir. Dein Leben wird von der Zeit mit mir nur profitieren.“

Mari schaute ihn an und fragte sich, wieso er es noch immer versuchte. Selbst wenn Lia und Jazmine sie nicht vorgewarnt hätten – sie mochte den Mann einfach nicht.

„Nein, Hoheit“, erwiderte sie leise, aber entschieden. „Bitte, suchen Sie sich eine Frau, die auf Ihr Werben entgegenkommender reagiert.“

Seine Miene verdüsterte sich. Ihre vorherigen Absagen hatte er als Herausforderung angesehen, doch heute Abend war er nicht zu dieser Art von Vorspiel aufgelegt. „Du lügst, Mari. Ich merke doch, wie du mich ansiehst, ich höre das Zögern in deiner Stimme, wenn du mich abweist.“

Perplex starrte sie ihn an. Wie konnte ein Mensch nur so von sich selbst eingenommen sein?

Man sah ihm den Kampf um Selbstbeherrschung an. „Ich kann dir versichern, dass der König keinerlei Einwände gegen meine …“

Charlie hatte keine Einwände? Zu ihr hatte er aber etwas völlig anderes gesagt! Mari drehte den Kopf. Charlie und Jazmine tanzten direkt neben ihnen. Sie sandte der Frau ihres Cousins einen flehenden Blick.

Jazmine, die nach der Hochzeit zur Königin gekrönt worden war, flüsterte ihrem Mann etwas ins Ohr, und gleich darauf sagte Charlie: „Mikhail, mein Freund. Ich weiß, eine Hochzeit mag nicht der passende Zeitpunkt sein, aber … Ihr Vater rief mich heute Morgen an. Er wünscht, dass wir eine Angelegenheit der nationalen Sicherheit besprechen.“ Dann wandte er sich an Mari. „Entschuldige, Cousine, aber es ist höchst delikat.“

„Natürlich.“ Erleichtert drückte Mari einen Kuss auf Charlies Wange. „Ich geselle mich zu Jazmine.“

Selbst ein Prinz musste sich dem Protokoll beugen. Charlie mochte in Australien als Bürgerlicher aufgewachsen sein, aber jetzt stand er rangmäßig über Mikhail. „Selbstverständlich, Majestät. Gehen Sie nur voraus“, sagte der Prinz mit einem gezwungenen Lächeln.

Mari sah den beiden nach, wie sie den Festsaal verließen, doch sie wusste, die Verschnaufpause würde nicht lange dauern.

Jazmine blinzelte ihr zu und winkte sie heran. Sobald Mari bei der Königin war, hakte diese sich bei ihr unter und flüsterte: „Nimm unseren Privatausgang. Du musst dich zweimal rechts halten, dann findest du draußen eine Limousine des Hofes. Deine Sachen sind schon alle gepackt.“ Jazmine reichte Mari einen Umschlag mit königlichem Siegel. „Das ist die Anweisung für den Fahrer, er wird dich zum Pier bringen, wo eine Jacht auf dich wartet. Alles ist arrangiert. Du wirst ein paar Tage segeln gehen – bis Mikhail von seinen Eltern wieder an die Leine genommen wird.“

„Was?“ Mari war zu verdattert, um höflich zu sein.

„Wir sind vielleicht noch nicht lange in dieser Position, aber wir achten auf alles. Die Situation ist inzwischen wirklich heikel geworden. Ich kenne Mikhail, er gibt nicht auf, bis er bekommt, was er will. Oder noch schlimmer – er verursacht einen Bruch zwischen Hellenia und Chalnikan. Jedes Mal, wenn er hier ist, wird es schwieriger, ihn unter Kontrolle zu halten.“

Jazmine drückte leicht Maris Finger. „Wir hatten gehofft, dir schon nach dem Empfang helfen zu können, unauffällig zu verschwinden, um eine Szene zu verhindern. Mikhail ist es einfach nicht gewohnt, abgewiesen zu werden.“

Mari musste sich zurückhalten, um die Königin nicht zu umarmen. „Danke, Jazmine, dir und Charlie.“

Jazmine nickte. „Aber jetzt beeil dich, bevor Mikhail dich vielleicht doch noch sieht. Die Dienerschaft ist angewiesen, über deinen Verbleib Stillschweigen zu wahren, die Palasttore werden sich hinter deinem Wagen sofort wieder schließen. Und sorge dich nicht wegen deiner Familie“, fügte sie hinzu, als sie Maris Zögern sah. „Charlie kann sehr überzeugend sein, wenn er es darauf anlegt.“

Ohne ein weiteres Wort huschte Mari durch die Tür, die ein Lakai für sie aufgezogen hatte. Sie zerrte die hochhackigen Sandaletten von den Füßen und spurtete los. Zweimal bog sie in den Gängen rechts ab und ließ einen Stoßseufzer hören, als sie in der kühlen Abendluft stand. Die Limousine wartete schon, genau wie Jazmine gesagt hatte. Ein Mann lehnte an der Motorhaube, ein Glas in der Hand.

Autor

Melissa James
Melissa, in Sydney geboren und aufgewachsen, lebt heute zusammen mit ihrem Ehemann, drei sportverrückten Kindern, einem Dingo und einem Kaninchen an der Küste in einem ländlichen Vorort, nur eine Stunde nördlich der Sydney Harbor Bridge.
Die ehemalige Krankenschwester, Kellnerin, Parfüm/Schokolade-Verkäuferin (hmmm!) und Geschichtsstudentin ist an allem interessiert, was mit Historischem...
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