Der italienische Milliardär und die Kellnerin

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Wie kommt die Kellnerin Darcy dazu, ihn vor vollendete Tatsachen zu stellen? Nach all den leidenschaftlichen Stunden will sie ihn ernsthaft verlassen? Spontan macht der Milliardär Renzo Sabatini ihr ein Gegenangebot: einen letzten Urlaub in seinem traumhaften Palazzo in der Toskana. Danach ist Schluss! Doch als die Zeit um ist, erkennt er seinen Fehler. Darcy ist so viel mehr als nur eine aufregende Schönheit, die er jede Nacht in seinem Bett haben möchte. Wenn sie wirklich geht, nimmt sie sein Herz mit …


  • Erscheinungstag 10.04.2018
  • Bandnummer 2331
  • ISBN / Artikelnummer 9783733710071
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Renzo Sabatini war gerade dabei, sein Hemd aufzuknöpfen, als es an der Tür klingelte. Sofort verspürte er einen Anflug von Vorfreude. Er war versucht, sich das Hemd auszuziehen, sodass Darcy ungestört über seine Brust fahren konnte – zuerst mit den Fingern, dann mit ihren äußerst talentierten Lippen. Ihre leidenschaftlichen Küsse würden ihn vergessen lassen, was vor ihm lag.

Seine Gedanken wanderten zur Toskana. Er würde dieses Kapitel schon bald endgültig abschließen – und damit die Erinnerungen hinter sich lassen, die nach all den Jahren noch immer schmerzten.

Doch warum sollte er zurück in eine düstere Vergangenheit blicken, wo doch gemeinsame Zeit mit Darcy, Stunden voller Wärme und Licht, unmittelbar vor ihm lagen?

Und warum sollte er es mit dem Sex überstürzen? Schließlich hatten sie die ganze Nacht. Stunden voller Sinnlichkeit, die er mit seiner neuen Geliebten teilen konnte. Einer Frau, die keine Forderungen stellte. Die nur eines von ihm erwartete: dass er ihre Lust befriedigte. Und diese Aufgabe zu erfüllen fiel ihm nun wirklich nicht schwer. Er brauchte Darcy nur anzusehen, schon wurde es ihm in der Hose eng, und sein Puls beschleunigte sich.

Nach vier Monaten war er immer noch genauso verzaubert von ihr wie am ersten Tag.

In gewisser Weise war er überrascht darüber, dass es schon so lange gut ging, wo sie doch aus völlig unterschiedlichen Welten stammten. Sie entsprach nicht seinem üblichen Beuteschema, ebenso wenig wie er ihrem. Er mochte es klar und minimalistisch, während Darcys verspielte Spitzenunterwäsche ihre üppigen Kurven nur äußerst unzureichend bedeckte. Nicht dass er sich beschwert hätte …

Seine Lippen verzogen sich zu einem harten Lächeln. Eigentlich war sie nur als One-Night-Stand vorgesehen gewesen. Doch nachdem er sie einmal in seinem Bett gehabt hatte, war es ihm schwergefallen, sie wieder zu vergessen.

Und das war es noch immer.

Die Türklingel meldete sich erneut, und er runzelte die Stirn. Darcy war gut und gerne eine halbe Stunde zu früh dran. Da war es wohl kaum angebracht, so ungeduldig zu sein. Davon abgesehen sollte sie die Regeln langsam kennen: Sie hatte sich seinem Zeitplan anzupassen, nicht umgekehrt.

Barfuß durchquerte er den großen Wohnraum seines Apartments, das im sündhaft teuren Londoner Stadtteil Belgravia lag. Als er die Tür öffnete, stand Darcy Denton vor ihm, von der Statur her eher klein, aber trotzdem unübersehbar. Ihre prachtvollen kupferfarbenen Locken waren feucht vom Regen und zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst. Sie trug eine leichte Regenjacke, deren Gürtel ihre schmale Taille betonte. Darunter trug sie ihre Kellnerinnen-Uniform.

Sie lebte auf der anderen Seite von London, in einer Gegend, die Renzo noch nie betreten hatte. Und sie kam immer gleich von der Arbeit her, sobald sie ihre Schicht beendet hatte. Renzo sah keinen Sinn darin, dass sie wertvolle Stunden in öffentlichen Verkehrsmitteln vergeudete. Das war einfach ineffizient. Er war ein viel beschäftigter Mann mit einem Architekturbüro, das Niederlassungen auf der ganzen Welt hatte. Seine Zeit war ihm zu kostbar, um sie sinnlos zu verschwenden.

Er schaute ihr in die großen smaragdgrünen Augen, die wie Edelsteine schimmerten, und sein Blut begann zu kochen.

„Du bist früh dran“, stellte er fest. „Hat dir ein siebter Sinn verraten, dass ich mich gerade ausziehe?“

Darcy lächelte steif, als sie eintrat. Sie war vom Regen durchnässt, fror und hatte einfach nur einen miserablen Tag hinter sich. Ein Kunde hatte sie mit Tee übergossen, dann hatte sich auch noch ein Kind mitten im Restaurant übergeben müssen. Zum Ende ihrer Schicht hatte sie zum Fenster hinausgesehen und festgestellt, dass es angefangen hatte zu regnen – und dass irgendjemand ihren Regenschirm hatte mitgehen lassen.

Und hier war nun Renzo Sabatini in seinem warmen, palastartigen Apartment und nahm an, dass sie ihren Zeitplan darauf abstimmte, ihn nackt zu sehen. War sie jemals einem arroganteren Mann begegnet?

Doch sie hatte gewusst, worauf sie sich einließ, als sie diese verrückte Affäre mit ihm angefangen hatte – wider besseres Wissen und gegen all ihre Überzeugungen. Denn schließlich wusste doch jeder, dass es nur eines gab, was reiche und mächtige Männer von kleinen Kellnerinnen wie ihr wollen könnten.

Dennoch war sie am Ende in Renzos Bett gelandet – und zwar sehenden Auges. Nun, zumindest meistens. Manchmal waren ihre Augen allerdings auch geschlossen gewesen – ganz besonders, wenn sie ihn tief in sich gespürt und vor Lust laut aufgeschluchzt hatte.

Sie hatte zunächst versucht, ihm zu widerstehen, es aber schließlich aufgegeben. Er hatte sie geküsst, und damit war es um sie geschehen gewesen. Vorher hatte sie nicht einmal geahnt, dass ein Kuss sie derart aus der Fassung bringen konnte. Ebenso wenig, wie ihr klar gewesen war, dass er einem tatsächlich das Gefühl geben konnte zu fliegen.

Renzo hatte zuerst schockiert reagiert, als er gemerkt hatte, dass er ihr erster Liebhaber war. Aber nur, um sie von da an enthusiastisch in immer neue Dimensionen der Lust zu katapultieren.

Und eine Weile lang war auch alles gut gewesen. Sehr gut sogar. Wann immer er im Lande gewesen war, hatte sie die Nächte mit ihm verbracht – und manchmal auch den darauffolgenden Tag. Sie hatte ihm morgens Rührei gemacht, während er über seinen Entwürfen gebrütet hatte, aus denen eines Tages die glitzernden, unverwechselbaren Wolkenkratzer werden würden, für die er berühmt war.

Doch in letzter Zeit war irgendetwas anders. War es ihr Gewissen, das sich meldete? Oder ihr Selbsterhaltungstrieb? Darcy war sich nicht sicher. Sie wusste nur, dass sie angefangen hatte, sich zu fragen, was zum Teufel eigentlich aus ihr geworden war – und dass ihr die Antwort auf diese Frage nicht gefiel.

Sie war ein Zeitvertreib. Das neueste Spielzeug eines reichen Mannes, der sich alles leisten konnte. Eine Frau, die ihre Hüllen fallen ließ, sobald er mit den Fingern schnippte.

Aber nun war sie schon einmal hier, da konnte sie ebenso gut auch versuchen, den Abend zu genießen. Sie tauschte also das steife Lächeln gegen ein echtes aus, ließ ihre kleine Reisetasche auf den Boden fallen und zog sich das Gummiband aus dem Haar.

Sie schüttelte ihre feuchten Locken und verspürte einen Anflug von Befriedigung, als sie sah, wie sich seine Pupillen weiteten.

Er schien einfach nicht genug von ihr zu bekommen. Und sie wusste auch, warum: weil sie anders war. Zunächst einmal stammte sie aus der Arbeiterklasse. Sie war nicht aufs College gegangen, und ihre Schulbildung war mehr als lückenhaft. Fast alles, was sie wusste und konnte, hatte sie sich selbst beigebracht.

Dann war sie drall und rothaarig, während sein üblicher Typ Frau schlank und brünett war, zumindest, wenn man nach den Bildern ging, die immer wieder von ihm in der Presse auftauchten. Festzustehen schien: Renzo und sie passten überhaupt nicht zusammen – vom Sex einmal abgesehen, denn der war von Anfang an unglaublich gewesen.

Dennoch konnte es so nicht weitergehen. Der Weg, auf dem sie sich befand, führte nirgendwohin. Darcy wusste, was sie tun musste. Sie wusste, dass sie sich selbst nur für eine kurze Weile belügen konnte, bevor die schmerzhafte Realität sie einholte.

Ihr war bereits aufgefallen, dass Renzo sie als selbstverständlich hinzunehmen begann. Wenn sie die Dinge so weiterlaufen ließ, würde der Zauber zwischen ihnen langsam verfliegen. Und das wollte sie nicht. Sie wollte die guten Erinnerungen festhalten und nicht warten, bis sie von negativen überschattet wurden.

Sie musste all ihren Mut zusammennehmen und Renzo verlassen, ehe er ihr zuvorkam.

„Ich bin früh dran, weil ich deinen Fahrer weggeschickt und stattdessen die U-Bahn genommen habe“, erklärte sie.

„Du hast ihn weggeschickt?“ Er runzelte die Stirn, während er ihr die nasse Regenjacke abnahm. „Warum, um Himmels willen, hast du das getan?“

Darcy seufzte und fragte sich nicht zum ersten Mal, wie es sein mochte, Renzo Sabatini zu sein und in einer Welt zu leben, in der Limousinen und Privatjets zum Alltag gehörten. In einer Welt, in der andere die Einkäufe für einen erledigten und die Schmutzwäsche aufhoben, die man am Abend zuvor auf dem Boden liegen gelassen hatte.

„Weil der Verkehr um diese Zeit der reinste Albtraum ist und man mit dem Auto allerhöchstens im Schneckentempo vorankommt. Öffentliche Verkehrsmittel sind in der Rushhour dem Straßenverkehr überlegen. Aber können wir vielleicht das Thema wechseln? Ich hätte wirklich gern eine Tasse Tee – mir ist schrecklich kalt.“

Doch anstatt sich auf die Küche zuzubewegen, wie es die meisten Menschen wohl getan hätten, schloss er sie in seine Arme und küsste sie. Fest und unnachgiebig presste er seine Lippen auf ihre, während er mit den Händen ihre Pobacken umfasste.

Sie konnte seine Erregung ebenso deutlich spüren wie die Wärme seiner Haut. Darcys Lider flatterten, als er einen seiner Schenkel zwischen ihre schob. Mit einem Mal war alle Kälte vergessen und Tee das Allerletzte, was sie im Sinn hatte.

Sämtliche Zweifel und Unsicherheiten lösten sich in Luft auf; und alles, was sie noch wahrnahm, war die Hitze, die durch ihren Körper pulsierte, während ihre kalten Finger über seine wie in Marmor gemeißelte Brust glitten.

„Zum Teufel, Renzo …“

„Der Teufel hat nicht viel damit zu tun.“

„Nein“, sie küsste ihn erneut, „es ist sehr viel eher Himmel als Hölle.“

„So sollte es auch sein. Aber sag mal, wärmst du dir gerade die Finger an meiner Brust?“

„Sagen wir, ich versuche es. Leider ohne großen Erfolg. Du bist ja in vielen Dingen unglaublich gut, aber zum menschlichen Heizkissen taugst du nicht.“

„Das stimmt wohl. Meine Talente liegen definitiv woanders. Vielleicht könnte ich dir einige davon gleich hier und jetzt demonstrieren.“ Er nahm ihre Hand und führte sie zu seinem Schritt. „Am besten begleitest du mich dazu unter die Dusche.“

Sie konnte nicht Nein zu ihm sagen, selbst wenn sie es versuchte. Eine Berührung von Renzo reichte, und sie stand praktisch in Flammen.

Als sie ins Badezimmer traten, öffnete er den Reißverschluss ihrer beigefarbenen Kellnerinnen-Uniform. Er murmelte auf Italienisch vor sich hin, während er ihre Brüste freilegte. Viel zu große Brüste, die sie schon immer als eine Art Fluch betrachtet hatte. Sie zogen die Aufmerksamkeit sämtlicher Männer an. Darcy hatte mehr als ein Mal über eine Brustverkleinerung nachgedacht, und wären da nicht die immensen Kosten gewesen, hätte sie sich vielleicht dazu entschlossen. Doch von ihrem Lohn als Kellnerin konnte sie sich das nicht erlauben.

Bis Renzo in ihr Leben getreten war, hatte sie Minimizer-BHs getragen. Doch er hatte ihr beigebracht, ihren Körper so zu lieben, wie er war. Und er hatte damit angefangen, Wäsche für sie zu kaufen – das Einzige, was sie ihm je erlaubt hatte, für sie zu kaufen, und das auch nur, weil er darauf bestand. Er konnte nicht verstehen, warum sie ihn nicht Geld für sie ausgeben ließ. Doch die Gründe waren einfach zu persönlich und zu schmerzhaft, um ihm davon zu erzählen.

Und so besaß sie nun feine Spitzen- und Seidenunterwäsche. Insgeheim lächelte sie jedes Mal, wenn sie daran dachte, dass die wohl niemand unter ihrer langweiligen Kellnerinnen-Uniform vermutete.

Er hatte ihr gesagt, dass er sich gerne vorstellte, wie sie an ihn dachte, wenn er geschäftlich unterwegs war. Wie sie sich selbst berührte und dabei an ihn dachte.

Natürlich waren seine Fantasien darüber, wie ihr Leben aussah, wenn sie nicht mit ihm zusammen war, genau das: Fantasien. Trotzdem musste sie zugeben, dass es sie antörnte.

Aber was an Renzo Sabatini törnte sie schon nicht an?

Er war herrlich groß und kräftig, das Haar ebenso rabenschwarz wie seine Augen. Und manchmal, wenn er über seinen detaillierten Entwürfen saß, trug er eine Brille mit dunklem Rand.

Dann war da noch die Art und Weise, wie er sie ansah, wenn sie sich im selben Raum aufhielten. Und wie er sie streichelte, bis sie vor Verlangen bebte.

So wie jetzt.

Ihr Kleid fiel zu Boden, und die zarte Wäsche folgte gleich darauf. Renzo war ein echter Meister in der Kunst des Entkleidens, und es dauerte nicht lange, da war er genauso nackt wie sie. Darcy atmete scharf ein, als sie sah, wie erregt er war.

„Eindrucksvoll, nicht wahr?“ Seine Lippen verzogen sich zu einem herausfordernden Lächeln. „Willst du mich berühren?“

„Nicht, ehe wir unter prasselndem heißem Wasser stehen. Meine Hände sind immer noch so kalt, dass du es vermutlich nicht genießen würdest.“

„Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen“, entgegnete er sanft.

Seine Augen glitzerten, als er sie hochhob und in die Dusche trug. Es war überwältigend: das heiße Wasser auf ihrer klammen Haut, sein nackter Körper, der Dampf …

Hungrig eroberte Renzo mit seinen Lippen ihren Mund, während er sie mit einer Hand zwischen den Beinen streichelte und die andere mit ihren Brüsten spielte. Das warme Wasser hatte eine entspannende Wirkung auf Darcy. Dennoch hämmerte ihr Herz wie verrückt, und das Zentrum ihrer Weiblichkeit pulsierte.

Sie ließ ihre Finger über seinen Körper wandern, über die harten Muskeln und die weiche olivfarbene Haut. Dann umfasste sie seine Erektion, und er stöhnte grollend. Es war atemberaubend! Sie liebte alles, was er mit ihr anstellte. Und je länger die Sache zwischen ihnen lief, desto schwerer fiel es ihr, sich ein Leben ohne ihn vorzustellen.

Er ließ seine Hände über ihren Bauch wandern, bis sie schließlich zwischen ihren Schenkeln verschwanden. Sie schloss die Augen, wand sich in seinen Armen und stieß kleine Seufzer der Lust aus.

„Jetzt“, brachte sie heiser hervor. „Schlaf mit mir. Jetzt sofort.“

„So ungeduldig, meine Kleine?“

Natürlich war sie ungeduldig! Es war beinahe einen Monat her, dass sie ihn zuletzt gesehen hatte. Einen Monat, den er zuerst in Japan und später in Südamerika verbracht hatte, wo er den Bau eines enormen Hotelkomplexes überwachte, den er entworfen hatte.

Es hatte hin und wieder eine E-Mail gegeben – die amüsante Schilderung, wie sich nach einer Vorstandssitzung eine Frau an ihn herangemacht hatte. Nur dass Darcy nicht wirklich amüsiert gewesen war. Sie hatte natürlich so getan, als würde es ihr nichts ausmachen, aber trotzdem …

Einmal hatte er sie sogar angerufen, als sein Flug in Rio de Janeiro Verspätung gehabt hatte. Sie war zu dem Zeitpunkt gerade auf dem Rückweg vom Discounter gewesen und hatte Zuflucht in einer Toreinfahrt gesucht, wo sie nicht dem eisigen Wind ausgeliefert gewesen war.

Immer wieder versuchte sie sich selbst einzureden, dass es ihr egal war, dass er ihr Verhältnis absolut unverbindlich beließ. Das zwischen ihnen war keine normale Beziehung, und genau das machte es so interessant.

Er war von Anfang an ehrlich zu ihr gewesen und hatte ihr erklärt, was sie von ihm erwarten durfte – und was nicht. Punkt eins auf der Liste „was nicht“ war Verbindlichkeit gewesen, dicht gefolgt von Liebe. Sie erinnerte sich noch gut an seinen Blick, als er ihr das gesagt hatte: düster, freudlos. Es war überraschend für sie gewesen, denn normalerweise gaben weder seine Miene noch seine Augen irgendetwas preis. Doch sie hatte nicht weiter nachgehakt, weil sie gespürt hatte, dass er sonst dichtgemacht hätte.

Überhaupt hatte sie nie gebohrt, was sein Leben und seine Vergangenheit betraf. Wenn man zu viele neugierige Fragen stellte, bestand stets das Risiko, dass der Spieß umgedreht wurde – und das war wirklich das Allerletzte, was Darcy wollte!

Am Ende hatte sie seinen Bedingungen zugestimmt. Nicht zuletzt, weil sie kaum in der Lage gewesen war, weiter zu denken als bis zum nächsten Kuss. Und jeder einzelne dieser Küsse hatte sie noch enger an ihn gebunden.

Das alles lag mehrere Monate zurück, und in der Zwischenzeit hatte sich einiges verändert. So war es immer. Über die Zeit wurden Gefühle tiefer, und man gab sich unrealistischen Tagträumereien hin.

Und was konnte unrealistischer sein, als sich eine gemeinsame Zukunft mit Renzo Sabatini auszumalen? Er war Multimillionär mit Jetset-Lifestyle und Häusern überall auf der Welt, sie selbst hingegen nur eine kleine Kellnerin ohne jede berufliche Qualifikation.

Sie küsste seine Schulter und überlegte, wie sie auf seine Frage antworten sollte. Wie sie ihm am besten zeigen konnte, dass sie die Situation noch unter Kontrolle hatte – auch wenn sie ihr von Sekunde zu Sekunde mehr und mehr entglitt.

„Ungeduldig?“, flüsterte sie. „Wenn ich zu forsch für dich bin, sollten wir vielleicht doch erst eine Tasse Tee zusammen trinken. Na, was meinst du, Renzo?“

Seine Antwort bestand darin, dass er ihre Hände umfasste und Darcy gegen die Granitwand der Dusche drängte. Dann schob er ihre Beine auseinander und drang in sie ein, hart und kompromisslos.

Sie atmete scharf ein, als er sie ausfüllte. Und als er begann, sich in ihr zu bewegen, entfuhren ihrer Kehle Laute, für die sie sich unter normalen Umständen wohl geschämt hätte. Doch nicht, wenn sie mit Renzo zusammen war. Als sie zu ihm gekommen war, hatte sie nichts über Sex gewusst, und er hatte ihr alles beigebracht. Sie war seine willige Schülerin gewesen. In seinen Armen erwachte sie zum Leben.

„Renzo“, keuchte sie, als er erneut in sie stieß.

„Hast du mich vermisst, cara?“

Sie schloss die Augen. „Ich habe … das hier vermisst.“

„Und sonst nichts?“

Sie wollte sagen, dass es da sonst nichts gab – aber warum den schönen Moment zerstören? Kein Mann wollte so etwas hören, selbst wenn es die Wahrheit war. Das galt ganz besonders für einen Mann wie Renzo, dessen Ego so groß war wie ein Haus.

„Natürlich“, sagte sie, als er innehielt. „Natürlich habe ich dich vermisst.“

Spürte er, dass ihre Antwort nicht den einhundertzehn Prozent Wahrheit entsprach, die er von allem und jedem erwartete? Drosselte er deswegen das Tempo und hielt sich zurück, so lange, bis sie das Gefühl hatte, es keine Sekunde länger mehr auszuhalten?

„Renzo …“

„Was ist?“

Wie konnte er so ruhig und kontrolliert klingen? Doch Kontrolle war etwas, in dem er gut war. Er war ein Meister der Kontrolle.

Sie wand sich. „Spiel nicht mit mir.“

„Und ich dachte, du magst es, wenn ich mit dir spiele. Vielleicht …“ Er beugte sich so weit vor, dass er ihr ins Ohr flüstern konnte. „Vielleicht sollte ich dich betteln lassen.“

„Oh nein … Nein, das wirst du nicht!“

Entschlossen umfasste sie seinen Hintern mit beiden Händen und zog ihn an sich heran. Er lachte und lenkte ein, gab ihr, was sie wollte, schnell und hart. Sein gleichbleibender Rhythmus beförderte sie immer weiter hinauf und hinauf, bis sie schließlich den Gipfel der Lust erreichte. Auch Renzo stöhnte auf und küsste sie hungrig und verlangend, als er kam.

Hinterher hielt er sie, bis das Zittern nachließ. Er wusch ihren Körper und ihr Haar, und es war beinahe zärtlich. So, als versuchte er damit wiedergutzumachen, wie hart – beinahe brutal – er sie bis zum Orgasmus gebracht hatte.

Sorgfältig trocknete er sie ab. Dann trug er sie ins Schlafzimmer und legte sie auf dem riesigen Bett ab, von dem aus man die Baumwipfel des Eaton Square erkennen konnte. Das frische weiße Laken fühlte sich himmlisch an. Und als er sich ebenfalls hinlegte und sie von hinten umarmte, fühlte sie sich geborgen.

Sie war schläfrig und nahm an, dass es ihm ebenso ging. Aber sollten sie nicht irgendeine Art von Gespräch führen, anstatt es einfach nur wie die Tiere miteinander zu treiben und dann erschöpft ins Bett zu fallen?

Doch im Grunde war es doch genau das, was ihre Affäre ausmachte: Sex. Nichts anderes als Sex.

„Und? Wie war deine Geschäftsreise?“, zwang sie sich zu fragen.

„Das willst du nicht wissen.“

„Will ich wohl.“

„Alles ist gut gelaufen.“ Er gähnte. „Das Hotel ist fast fertiggestellt, und ich wurde beauftragt, eine neue Kunstgalerie etwas außerhalb von Tokio zu designen.“

„Aber du bist erschöpft“, stellte sie fest.

Seine Stimme klang spöttisch, als er erwiderte: „Sì, cara, ich bin erschöpft.“

Sie kuschelte sich an ihn. „Hast du jemals darüber nachgedacht, es für eine Weile ruhiger angehen zu lassen? Dich zurückzulehnen und einfach nur deinen Erfolg zu genießen?“

„Nicht wirklich.“ Er gähnte erneut.

„Und warum nicht?“, hakte sie nach, obwohl sie deutlich spürte, dass ihre Fragerei ihn zu nerven begann.

„Weil Männer in meiner Position sich nicht einfach zurücklehnen und nichts tun. Es gibt Hunderte von neuen Architekten, die darauf brennen, meine Position einzunehmen. In dem Moment, in dem du den Blick vom Ball nimmst, bist du draußen.“

Er strich mit einem Finger über ihre Brust. „Warum erzählst du mir nicht lieber, wie deine Woche so verlaufen ist?“

„Oh, bei mir gibt es nichts Großartiges zu erzählen. Ich trage nur Teller von A nach B.“

Sie schloss die Augen und driftete bereits dem Traumland entgegen, als Renzo ihre Brüste umfasste und seine Erektion an ihrem Po rieb, bis sie schließlich mit einem leisen Seufzen einlenkte. Er drang von hinten in sie ein, küsste ihren Nacken und spielte mit ihren Brüsten, während er sich in ihr bewegte. Und als sie schließlich zum zweiten Mal in weniger als einer Stunde kam, konnte sie gegen die Erschöpfung nicht mehr ankämpfen: Sie fiel in einen tiefen Schlaf.

Nach einiger Zeit spürte sie, wie die Matratze sich bewegte, als Renzo aufstand. Sie zwang sich, die Augen zu öffnen, und sah, dass es draußen noch hell war. Die Blätter der Bäume vor dem Fenster glühten im Licht der sinkenden Sonne grüngolden, und sie konnte Vögel zwitschern hören.

Es fühlte sich surreal an, hier zu liegen. Der Eaton Square mit seiner üppigen Begrünung vermittelte einem das Gefühl, irgendwo draußen auf dem Land zu sein. Er gehörte nicht umsonst zu den teuersten Adressen in ganz London.

Aber hinter den Baumwipfeln und den unbezahlbaren Häusern befand sich das London, in dem sie lebte. Ihre Stadt.

Billigsupermärkte, Hochhäuser und Müll auf den Bürgersteigen. Überfüllte Straßen und wütende Autofahrer. Und irgendwo dort – nicht wirklich eine Million Meilen entfernt, auch wenn es sich so anfühlte – befand sich auch das kleine Ein-Zimmer-Apartment, das sie ihr Zuhause nannte.

Manchmal kam es ihr vor, als wäre ihr Leben momentan ein abgedroschener Liebesroman: Der einflussreiche Millionär und die Kellnerin. Denn in der Realität passierte einem so etwas nicht.

Zumindest nicht jemandem wie ihr.

Aber Renzo hatte sie nicht ausgenutzt. Er hatte nichts von ihr verlangt, was sie nicht zu geben bereit gewesen wäre. Sie hatte sein Angebot, sie nach Hause zu bringen, angenommen – auch wenn ein Teil von ihr befürchtet hatte, dass es keine gute Idee war.

Doch zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie die Stimme der Vernunft ignoriert, die ebenso ein Teil von ihr war wie ihr leuchtend rotes Haar. Jahrelang hatte sie die Zähne zusammengebissen und alles getan, nur um über die Runden zu kommen. Um zu überleben.

Dieses Mal nicht.

Statt zu tun, was sie eigentlich hätte tun sollen, hatte sie getan, was sie wirklich wollte. Und das war, mit Renzo zu gehen. Weil sie noch nie jemanden so gewollt hatte wie ihn.

Aus einer Nacht waren zwei geworden, dann mehr und mehr, während ihre unkonventionelle Beziehung sich weiterentwickelt hatte. Es war eine Beziehung, die nur innerhalb der vier Wände dieses Apartments existierte. Sie gingen niemals aus. Renzos Freunde waren ebenso wohlhabend und einflussreich wie er. Einflussreiche Strippenzieher, die nichts, aber auch gar nichts mit jemandem wie ihr gemeinsam hatten.

Und überhaupt – sie waren kein richtiges Paar. Da wäre es doch seltsam gewesen, sich zusammen in der Öffentlichkeit zu zeigen.

Der Ausdruck „Freundschaft mit gewissen Vorzügen“ beschrieb das, was sie miteinander hatten, wohl am besten – wobei die gewissen Vorzüge ganz eindeutig überwogen. Renzo hatte ihr sogar einmal erklärt, dass er keine weiblichen Freunde hatte. Frauen gehörten ins Schlafzimmer oder in die Küche. Das hatte er tatsächlich genau so gesagt, auch wenn er hinterher zurückgerudert und behauptet hatte, es sei nur ein Scherz gewesen. Doch Darcy wusste, dass zumindest ein Körnchen Wahrheit in seinen Worten lag. Viel schlimmer als das aber war die Tatsache, dass sie sich zwar um eine missbilligende Miene bemüht hatte, insgeheim aber fasziniert gewesen war von seiner grenzenlosen Arroganz.

Darcy wusste, worauf sie sich eingelassen hatte. Das Verhältnis mit Renzo Sabatini war wie ein Eis an einem heißen Sommertag: Es schmeckte fantastisch – besser als alles, was man je gekostet hatte –, aber es war auch vergänglich.

Sie blickte auf, als er wieder ins Schlafzimmer trat, ein Tablett balancierend, so, wie sie es den ganzen Tag über tat. Mit dem entscheidenden Unterscheid, dass er nackt war.

„Du verwöhnst mich“, sagte sie.

Er lächelte. „Hungrig?“

„Durstig.“

„Das war nicht anders zu erwarten“, entgegnete er und küsste sie sanft.

Sie nahm den Tee entgegen, den er ihr reichte, und beobachtete, wie er Shorts und Jeans überstreifte, sich an seinem Schreibtisch niederließ und seine Brille aufsetzte. Dann schaltete er seinen Computer ein und fing an zu arbeiten.

Es dauerte nur wenige Minuten, und er war vollkommen versunken in das, was sich auf dem Bildschirm abspielte – und Darcy fühlte sich mit einem Mal ausgeschlossen. Es zeigte einmal mehr, dass sie nur ein winziges, unbedeutendes Rädchen in der sorgsam geölten Maschine seines Lebens war.

Sie hatten gerade Sex gehabt – zwei Mal –, und jetzt vergrub er sich bereits wieder in die Arbeit. Vermutlich so lange, bis sein Körper sich genug erholt hatte, um es noch einmal mit ihr zu tun.

Und sie würde sich zurücklehnen und es geschehen lassen – oder sich auf ihn setzen, wenn sie in der richtigen Stimmung war. Denn das war ihre Rolle in diesem kleinen Spiel. Bisher war das genug für sie gewesen, doch auf einmal reichte es ihr nicht mehr.

Sie wusste nicht, ob sie sich ihre Irritation hatte anmerken lassen, jedenfalls fragte er plötzlich: „Stimmt etwas nicht?“

Es war ihr Stichwort, ihm zu versichern, dass alles in bester Ordnung war. Sie sollte auf den freien Platz auf der Matratze neben sich klopfen und ihm ein nachgiebiges Lächeln schenken, denn genau das war es, was sie normalerweise in einer solchen Situation tat.

Doch heute fühlte sie sich alles andere als nachgiebig. Als sie heute Morgen zur Arbeit aufgebrochen war, hatte sie im Radio einen Song gehört. Einen Song, der sie an einen Ort zurückbefördert hatte, an dem sie nie wieder sein wollte. Zu einer Mutter, die sie einfach nur vergessen wollte.

Es war schon komisch, wie ein paar Gitarrenakkorde ihr die Tränen in die Augen treten ließen. Wie man jemanden noch immer lieben konnte, obwohl diese Person einen immer wieder im Stich gelassen hatte.

Es war der wirkliche Grund gewesen, warum sie Renzos Fahrer weggeschickt hatte: Sie hatte zur U-Bahn laufen wollen, damit der Regen ihre Tränen wegspülen konnte. In der Hoffnung, dass ihr italienischer Liebhaber sie auf direktem Wege in sein Bett geleiten und sie von sämtlichen unangenehmen Gefühlen befreien würde. Doch wie es schien, hatte sie genau das Gegenteil erreicht. Der Sex mit ihm hatte eine Art Rastlosigkeit in ihr geweckt. Ihr war klar geworden, dass großartiger Sex und mit einem mächtigen Mann Champagner zu trinken noch kein Rezept für ein glückliches Leben waren. Und je länger sie diese Sache am Laufen hielt, desto schwerer würde es ihr fallen, in die wirkliche Welt zurückzukehren.

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