Der Millionär aus Miami

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"Mein Name ist Medici. Rafe Medici." Als der Millionär aus Miami ihr die Hand reicht, spürt Nicole sofort ein elektrisierendes Knistern. Dieser Mann hat eine derart sinnliche Ausstrahlung … Aber er ist gefährlich. Ist er gekommen, um ihr den geliebten Neffen zu nehmen? Den Sohn ihrer verstorbenen Schwester, die damals eine heiße Affäre mit Rafe hatte? Während Nicole in Rafes dunkle Augen schaut, wird ihre Ahnung zur Gewissheit. Ein Medici bekommt immer, was er will - auch wenn er manchmal unfair spielt. Auch wenn Verführung der einzige Weg ist …


  • Erscheinungstag 18.12.2010
  • Bandnummer 1646
  • ISBN / Artikelnummer 9783863494582
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

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IMPRESSUM

BACCARA erscheint 14-täglich im CORA Verlag GmbH & Co. KG,

20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1

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Geschäftsführung:

Thomas Beckmann

Redaktionsleitung:

Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)

Cheflektorat:

Ilse Bröhl

Lektorat/Textredaktion:

Daniela Peter

Produktion:

Christel Borges, Bettina Schult

Grafik:

Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn,

Marina Grothues (Foto)

Vertrieb:

asv vertriebs gmbh, Süderstraße 77, 20097 Hamburg

Telefon 040/347-29277

Anzeigen:

Christian Durbahn

Es gilt die aktuelle Anzeigenpreisliste.

 

© 2010 by Leanne Banks

Originaltitel: „From Playboy to Papa!“

erschienen bei: Silhouette Books, Toronto

in der Reihe: DESIRE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe: BACCARA

Band 1646 (2/1) 2011 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

Übersetzung: Sarah Heidelberger

Fotos: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht im ePub Format in 12 /2010 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

ISBN-13: 978-3-86349-458-2

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

BACCARA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Satz und Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

Printed in Germany

Aus Liebe zur Umwelt: Für CORA-Romanhefte wird ausschließlich 100 % umweltfreundliches Papier mit einem hohen Anteil Altpapier verwendet.

Der Verkaufspreis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

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BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, HISTORICAL MYLADY, MYSTERY,

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Leanne Banks

Der Millionär aus Miami

PROLOG

Es war ein Uhr morgens, und die Medici-Brüder läuteten das neue Jahr mit einer Flasche Scotch und einer Partie Poolbillard ein. Ausnahmsweise einmal sah es so aus, als würde Rafe gegen seinen älteren Bruder Damien gewinnen. Sein jüngerer Bruder Michael konnte ihm den Sieg allerdings noch streitig machen.

„Lasst uns so schnell wie möglich fertig werden“, sagte Damien, zielte und stieß hastig, aber die Kugel verfehlte das Loch.

„Hast du es so eilig, deine Braut wiederzusehen?“, fragte Rafe amüsiert.

„Mittlerweile müsste sie mit dem Duschen fertig sein.“ Ein Lächeln umspielte Damiens Mund, was ausgesprochen selten vorkam. „Zeit, das neue Jahr zu begehen.“

„Ich hätte nie gedacht, dass sich jemals eine Frau zwischen dich und deine Billardsiege stellen würde“, erwiderte Rafe, während er die Kugel in einer Ecktasche versenkte.

„Du bist doch nur eifersüchtig, weil auf dich keine Frau wie Emma wartet“, entgegnete Damien.

Bei diesen Worten empfand Rafe leises Bedauern. Seit seiner desaströsen Beziehung mit Tabitha Livingstone hatte er keine Frau mehr wirklich an sich heranlassen können. Er verpatzte den nächsten Stoß und fluchte leise.

„Da hat er allerdings recht“, kommentierte Michael und versenkte seine Kugel. „Treffer!“, jubelte er zufrieden, traf beim zweiten Mal jedoch nicht.

Nach einem Blick auf die Uhr sah Damien seine Brüder an. Dann stellte er den Queue ab und hob sein Glas. „Auf euch beide und darauf, dass ihr dieses Jahr Frauen findet, die auch nur halbwegs mit Emma mithalten können.“ Nachdem er einen Schluck getrunken hatte, verließ er das Zimmer.

Mit ein paar gelungenen Stößen gewann Rafe die Partie.

„Dieser Sieg geht wohl an dich“, murmelte Michael und seufzte.

„Allerdings.“ Doch ein richtiges Triumphgefühl wollte sich nicht einstellen.

„Und was machen wir jetzt?“, fragte Michael leicht gelangweilt.

„Black Jack“, antwortete Rafe kurz angebunden. „Wir mögen vielleicht Pech in der Liebe haben, aber wenigstens haben wir Glück im Spiel.“

1. KAPITEL

Als Rafe das Foto in der Zeitung auffiel, die auf dem Tisch lag, sah er genauer hin. Diese Frau kannte er doch! Er zog die Zeitung näher an sich heran, bereute seine Neugierde jedoch sofort, als er erkannte, um wen es handelte. Tabitha.

Unvermittelt brach eine ganze Flut von Gefühlen über ihn herein. Wie gut er dieses seidige blonde Haar kannte – auch wenn es jetzt etwas dunkler war. Und dann diese schönen blauen Augen, dieser Körper, der einzig dazu diente, Männer in den Wahnsinn zu treiben! Tabitha wusste ganz genau, wie sie ihre Reize einsetzen musste. Damals hatte sie Rafe sofort um den kleinen Finger gewickelt – nur um ihn anschließend wie eine heiße Kartoffel fallen zu lassen, als sie genug von ihm gehabt hatte.

„Muss ein ganz schön wichtiges Geschäft sein, das dich aus South Beach weggelockt hat.“ Michels indirekte Frage brachte Rafe wieder ins Hier und Jetzt zurück.

„Für den richtigen Kunden nehme ich gerne eine Reise auf mich. Dieser hier hat zwei Luxusjachten gekauft und in Aussicht gestellt, dass einige seiner Freunde neue Kunden werden könnten.“ Außerdem bedeuteten seine neuen Abschlüsse, dass er Livingstone Yachts ein paar Abschlüsse wegschnappen konnte. Rafe bereitete es ein ausgesprochenes Vergnügen, Tabithas Vater eins auszuwischen, aber das behielt er lieber für sich. „Wie läuft es denn bei dir? Sieht so aus, als würde dein Geschäft gedeihen!“ Rafe sah sich anerkennend in der Bar um, die sein Bruder innerhalb weniger Wochen in den gefragtesten Club Atlantas verwandelt hatte, und schüttelte bewundernd den Kopf. „Michael, der Magier.“

Sein Bruder lachte auf. „Du weißt genau, dass ich mir in Wahrheit den Buckel krumm arbeite.“

„Tja, du bist eben ein echter Medici. Obwohl Damien ja bewiesen hat, dass auch wir das Leben genießen können, sobald wir die richtige Frau gefunden haben.“ Sein Blick schweifte wieder zu der Zeitung. Wie hatte er nur jemals so dumm sein können, ernsthaft an eine gemeinsame Zukunft mit Tabitha zu glauben?

„Hey, du hörst mir überhaupt nicht zu, oder?“, fragte Michael plötzlich. „Was guckst du dir da an?“

Rafe kniff die Augen zusammen und betrachtete den kleinen Jungen genauer, der auf dem Foto neben Tabitha stand. Er war vielleicht vier, fünf Jahre alt.

Tabitha, dieses verlogene Luder, hatte ihn damals nach Strich und Faden betrogen. Schließlich hatte er sie sogar dabei erwischt, wie sie versucht hatte, einen seiner Kunden zu verführen.

„Kennst du den Typen im Rollstuhl?“, fragte Michael.

„Wen?“ Erst jetzt entdeckte Rafe den älteren Mann, der ebenfalls auf dem Bild zu sehen war, und überflog den Artikel, in dem es unter anderem um einen Marine-Veteranen ging, der trotz seiner Behinderung ein neues Leben angefangen hatte. Was zur Hölle hatte Tabitha denn mit diesem Mann zu tun? Sie war der Prototyp des verwöhnten Töchterchens aus gutem Hause!

Stirnrunzelnd sah er sich wieder das Foto an. Der kleine Junge hatte braunes lockiges Haar und lugte schüchtern hinter Tabithas Bein hervor … Und die Erkenntnis traf Rafe wie ein Schlag: Der Junge sah aus wie ein waschechter Medici! Er rechnete kurz nach. Keine Frage: Obwohl Tabitha ihn betrogen hatte, war es möglich, dass das hier sein Sohn war!

„Rafe, du benimmst dich verdammt seltsam!“, stellte Michael besorgt fest.

„Ja, äh, ich …“ Kopfschüttelnd deutete er auf den Artikel. „Weißt du, wo dieses Foto aufgenommen worden ist?“

Michael zog eine Augenbraue hoch. „Ja, nicht gerade das beste Viertel der Stadt. Keine Gegend, in der man sich nach Einbruch der Nacht freiwillig herumtreiben würde.“

Rafe warf einen Blick auf seine Uhr. Es war schon elf. Verdammt! Er würde erst morgen herausfinden können, ob er einen Sohn hatte oder nicht.

„Was ist denn los?“, fragte Michael.

„Da bin ich mir noch nicht ganz sicher. Aber morgen früh weiß ich mehr.“

Nicole Livingstone zog den Mantel enger um sich, um sich vor der Januarkälte zu schützen. Obwohl Atlanta im Süden lag, wurde es im Winter manchmal empfindlich kalt. Als sie fast bei ihrem Auto angekommen war, fiel ihr Blick auf einen großen, gut aussehenden Mann, der ihr auf dem Gehweg entgegenkam.

Hätte sie gern geflirtet, wäre er der perfekte Kandidat gewesen: Eine schwarze Lederjacke betonte seine breiten Schultern, mit kraftvollen, entschlossen Schritten ging er direkt auf Nicole zu. Sein dunkles Haar war vom Wind zerzaust, markante Augenbrauen betonten seine dunklen Augen. Nur seine Lippen, die er zu einer Linie zusammenpresste, schmälerten seine Attraktivität ein wenig. Er sah aus, als befände er sich auf einer weniger angenehmen Mission.

Ihre Blicke trafen sich.

„Tabitha“, sagte er kühl und blieb vor ihr stehen. „Tabitha Livingstone.“

Nicole sah zu ihm auf. Woher kannte der Fremde den Namen ihrer Schwester? „Ich bin nicht …“

„Versuch bloß nicht, Spielchen mit mir zu spielen! Dafür kennen wir einander nun wirklich zu gut.“

Nicole rang mühsam nach Atem. Schon oft war sie mit ihrer Schwester verwechselt worden – aber nicht mehr, seit Tabitha gestorben war. Jetzt so unerwartet ihren Namen zu hören tat weh. „Ich heiße Nicole Livingstone und bin Tabithas Zwillingsschwester.“

Sie beobachtete, wie der Fremde die Neuigkeiten verarbeitete und sich erst Unglaube, dann Verwirrung in seinem Blick spiegelte. „Sie hat mir nie erzählt, dass sie eine Zwillingsschwester hat!“

Nicole lachte trocken auf. „Sie hat es gern geheim gehalten, damit sie sich im Notfall damit herausreden kann, dass sie eine böse Zwillingsschwester hat.“

„Aha“, erwiderte er stirnrunzelnd und rieb sich das Kinn. „Und wo kann ich sie finden?“

Nicole biss sich auf die Unterlippe. Erstaunlich, wie schmerzhaft es immer noch war. Sie hatte geglaubt, über den Tod ihrer Schwester hinweg zu sein, doch offenkundig hatte sie sich geirrt. „Sie ist vor drei Jahren gestorben.“

Der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Das … das wusste ich nicht.“

„Sie hatte eine schwere Infektion, und die Ärzte konnten ihr nicht mehr helfen. Ihr Tod war ein großer Schock für uns alle.“

„Mein Beileid“, sagte er, doch sein Blick verriet eine gewisse Härte. Er streckte die Hand aus.

Als Nicole sie ergriff, staunte sie über die Wärme und Kraft, die von ihm ausging. „Danke. Und Sie sind …?“

„Rafe“, erwiderte er. „Rafael Medici.“

Für den Bruchteil einer Sekunde schien sich alles um sie herum zu drehen. Von einem Augenblick zum nächsten begann Nicoles Herz wie verrückt in ihrer Brust zu hämmern. Wie vom Schlag getroffen, entzog sie ihm ihre Hand.

Sie musste weg hier, und zwar so schnell wie möglich! Nicole atmete tief durch und trat einen Schritt zurück. „Nochmals danke. Auf Wiedersehen.“

Sie versuchte, sich an ihm vorbeizudrängen, doch er hielt sie auf. „In der Zeitung habe ich ein Bild von Ihnen und einem kleinen Jungen gesehen. War das Tabithas Sohn?“

„Er ist mein Sohn.“ Sie spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg. „Joel gehört zu mir.“

„Hat Tabitha vor ihrem Tod ein Kind bekommen?“

„Joel gehört zu mir. Ich muss jetzt gehen“, erklärte Nicole entschlossen und ging auf ihren Wagen zu, den sie am Straßenrand geparkt hatte. Während sie die Fahrertür aufschloss, raste ihr Herz immer noch.

Sie hatte sich gerade gesetzt und wollte die Tür zuziehen, da trat Rafe Medici dazwischen. „Mr. Medici“, brachte sie mühsam hervor. Panik stieg in ihr auf.

„Mein Vater ist gestorben, als ich noch klein war. Der Verlust war grauenhaft, und ich möchte nicht, dass meinem Sohn eines Tages etwas Ähnliches widerfährt.“

Sein plötzlich warmer Gesichtsausdruck ging ihr durch und durch. Tabitha hatte ihn als einen brutalen Mann beschrieben, für den nur sein gigantisches Ego zählte. Nervös sah Nicole auf seine Hand, die er auf die Fahrertür gelegt hatte. „Bitte treten Sie zurück! Ich muss jetzt wirklich los“, sagte sie kühl.

Ihr war allzu bewusst, dass er sie aufmerksam musterte. Dann nahm er langsam die Hand von der Tür. Zweifellos ließ er sich nicht so leicht einschüchtern. Aber hatte sie etwas anderes erwartet? Er war einen halben Kopf größer als sie, und mit seinen breiten Schultern und dem muskulösen Oberkörper, dessen Konturen sich deutlich unter seiner Jacke abzeichneten, hätte er Nicole vermutlich problemlos in die Luft stemmen können.

„Dann reden wir eben später“, erklärte er.

Nicole zog die Tür zu und fuhr los.

Später. Sie schickte ein Stoßgebet gen Himmel, dass es kein Später geben würde. Joel war fast vier Jahre alt, und endlich schien sich alles beruhigt zu haben. Nicht einmal auf Tabithas Beerdigung war Rafe Medici erschienen.

Nicole brach der kalte Schweiß aus, ihre Gedanken rasten. Warum hatte sie Joel damals nur mit zur Arbeit genommen? Einer ihrer Klienten hatte eine Sammlung von Dinosauriermodellen, die er unbedingt hatte sehen wollen. Dann waren sie von diesem Reporter überrascht worden, der einen Artikel über Kriegsversehrte geschrieben und ein Foto von ihnen gemacht hatte, das tatsächlich in der Zeitung erschienen war. Was für ein unglücklicher Zufall …

Sollte sie sich Joel einfach schnappen und mit ihm verschwinden? Nein, das konnte sie ihm nicht antun, dazu war er viel zu unsicher. Außerdem hatte er sich gerade erst im Kindergarten eingewöhnt.

Nicole erinnerte sich an Rafe Medicis entschlossenen Gesichtsausdruck. Unwillkürlich umfasste sie das Lenkrad fester, sodass die Knöchel weiß hervortraten. Sie musste ihre Möglichkeiten abwägen.

Tabitha hätte jetzt einen filmreifen Auftritt vor ihrem Vater hingelegt, um Geld von ihm zu bekommen. Aber Nicole hatte den Kontakt zu ihrem Vater auf das Nötigste reduziert, nach allem, was er getan hatte …

Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Schließlich war sie immer schon die Pragmatische in der Familie gewesen. Irgendetwas würde ihr schon einfallen. Was auch immer geschah, sie würde Joel um jeden Preis schützen.

Sie lügt, dachte Rafe, während er beobachtete, wie Nicole Livingstone davonfuhr. Er spürte dieses leichte Pickeln in seiner linken Hand, das ihn immer befiel, wenn sich Schwierigkeiten anbahnten. Diese Frau bedeutete Ärger. Vielleicht sogar mehr Ärger, als Tabitha ihm eingebracht hatte – falls das überhaupt möglich war.

Tabitha war eine fantastische Schauspielerin gewesen. Er hatte ihr tatsächlich geglaubt, dass sie es genossen hatte, mit ihm zusammen zu sein. Dann hatte er herausgefunden, dass es ihr nur um sein Geld gegangen war. Bis heute konnte er ihre Gier nicht verstehen, immerhin stammte sie aus einer sehr wohlhabenden Familie. Er erinnerte sich daran, wie sie ihn angefleht hatte, ein paar seiner Jachten verkaufen zu dürfen. Und dumm, wie er gewesen war, hatte er auch noch nachgegeben. Insgeheim hatte er sich gefreut, dem mächtigen Conrad Livingstone mithilfe seiner eigenen Tochter eins auszuwischen. Aber das Ganze war nach hinten losgegangen. Tabitha hatte ihn angelogen, um ihre Provision einzustreichen. Anschließend hatte sie versucht, einen seiner Kunden zu verführen, einen spanischen Prinzen – wenigstens dabei hatte sie keinen Erfolg gehabt.

Er kämpfte sich durch den peitschenden Wind zu seinem Mietwagen. Die Wahrheit über Tabitha, Nicole und Joel würde sich leicht herausfinden lassen.

Nachdem Rafe in den Wagen gestiegen war, rief er seinen Bruder an.

„Hey, Rafe, was gibt’s?“, fragte Michael.

„Kannst du mir einen schnell, gründlich und diskret arbeitenden Privatdetektiv empfehlen?“

„Na klar. Hat das irgendwas mit deiner schlechten Laune gestern Nacht zu tun?“

„Möglicherweise.“

„Bedeutet das, dass du noch ein paar Wochen oder Monate bei mir wohnen wirst?“

„Ja, aber nur, wenn es dir recht ist“, erwiderte Rafe.

„Aber sicher! Allerdings werde ich nur selten da sein. Ich habe gerade einen neuen Laden gefunden, den ich günstig aufkaufen kann.“ Er schwieg kurz, dann fuhr er fort: „Würdest du mir verraten, was das alles soll?“

„Mach ich, sobald ich es selbst weiß“, antwortete Rafe grimmig. „Schickst du mir die Nummer von dem Privatdetektiv per SMS?“ Er brauchte Antworten, und er würde sie bekommen.

Gleich nachdem er den ersten Bericht vom Privatdetektiv erhalten hatte, konsultierte Rafe einen Anwalt.

„Kann Nicole Livingstone mir das Sorgerecht vorenthalten?“, fragte er geradeheraus.

Der Anwalt schüttelte den Kopf. „Natürlich kann sie klagen. Aber solange sie nicht beweisen kann, dass Sie als Erziehungsberechtigter ungeeignet sind, wird sie verlieren. Alles, was Sie brauchen, ist ein positiver Vaterschaftstest. Ein entsprechender Gerichtsbeschluss ist kein Problem.“

Voller Bitterkeit dachte Rafe an all die Jahre, die die Livingstones ihm seinen Sohn vorenthalten hatten. „Diese Leute haben mich aufs Übelste betrogen. Ich möchte Joel so schnell wie möglich bei mir haben.“

Beschwichtigend hob der Anwalt die Hand. „Nicht so schnell.“

„Aber Sie sagten doch, dass es kein Problem ist, das Sorgerecht zu bekommen!“

„Das stimmt auch“, erklärte der Mann ruhig. „Aber bei all dem steht vor allem das Wohl Ihres Sohnes im Vordergrund. Wollen Sie ihn wirklich einfach so aus seinem vertrauten Umfeld reißen? Allem Anschein nach war Nicole Livingstone eine sehr gute Mutter, meinen Sie nicht auch?“

„Doch, schon“, räumte Rafe widerwillig ein.

„Rein rechtlich gesehen könnten Sie dafür sorgen, dass er Mrs. Livingstone nie wieder zu Gesicht bekommt. Allerdings müssen Sie auch daran denken, was das Beste für Ihren Sohn ist. Wie würde er sich wohl fühlen, wenn er einfach so der Frau entrissen wird, die wie eine Mutter für ihn ist?“

Autor

Leanne Banks
<p>Mit mehr als 20 geschriebenen Romanen, ist Leanne dafür geschätzt Geschichten mit starken Emotionen, Charakteren mit denen sich jeder identifizieren kann, einem Schuss heißer Sinnlichkeit und einem Happy End, welches nach dem Lesen noch nachklingt zu erzählen. Sie ist die Abnehmerin der Romantic Times Magazine’s Awards in Serie. Sinnlichkeit, Liebe...
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