Der Zauber einer Tropennacht

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Nur ein silberner Streifen Mondlicht und das Rauschen der Wellen dringen ins Zimmer, als Ella in starken Armen die Liebe genießt. Noch heute Morgen war Kapitän Cooper Delaney nur ihr Partner bei einem Tauchausflug vor den Bermudas, jetzt ist er der beste Liebhaber, den sie jemals hatte! Doch auch die heißeste Nacht geht einmal zu Ende, und als Ella am nächsten Morgen erwacht, ist sie allein. Wo ist Cooper? Hat er nur mit ihr gespielt? Überstürzt reist sie ab - und erkennt erst in London, dass sie etwas unendlich Wichtiges in der Karibik zurückgelassen hat: ihr Herz …


  • Erscheinungstag 17.03.2015
  • Bandnummer 062015
  • ISBN / Artikelnummer 9783733701529
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Wenn du das nächste Mal einen Urlaub buchst, dann such dir nicht wieder das Pärchenziel Nummer eins aus, du Dummchen.

Ella Radley setzte ihren Rucksack auf und verzog schmerzhaft das Gesicht. Der Sonnenbrand auf ihrem Rücken tat immer noch weh, obwohl sie gestern den ganzen Tag auf ihrem luxuriösen Zimmer im Paradiso Cove Resort verbracht hatte.

Ella seufzte – ein Sonnenbrand dritten Grades an einer Stelle, die man nicht selbst eincremen kann, erinnerte sie auf schmerzhafte Weise an ihren Singlestatus. Nicht, dass eine Erinnerung notwendig gewesen wäre. Genervt betrachtete sie die sechs Paare, die vor ihr standen und wie sie auf einem Anleger im ehemaligen Militärhafen von Bermuda darauf warteten, an Bord eines Ausflugsbootes zu gehen. Sie alle wollten an einer ‚unvergesslichen zweistündigen Schnorcheltour‘ teilnehmen, wie es auf der Webseite der Tauchschule hieß. Dummerweise hatte sie die Tour direkt nach ihrer Ankunft vor einer Woche gebucht, bevor sie von allen möglichen verheirateten Männern und pickligen Jungen angemacht worden war, sich diesen üblen Sonnenbrand geholt und jegliche Lust daran verloren hatte, irgendetwas zu erleben.

Dieses Paradies mitsamt all seinem Zauber konnte ihr gestohlen bleiben. Viel lieber hätte sie jetzt in der Küche ihres kleinen Cafés im Norden Londons, dem Touch of Frosting, Cupcakes dekoriert. Dabei hätte sie ihrer Geschäftspartnerin und besten Freundin Ruby davon erzählt, was für ein Albtraum diese vermeintliche Traumreise war. Aber nein, sie stand für eine Schnorcheltour an, auf der sie wahrscheinlich vor Seekrankheit umkommen würde.

Jetzt sei nicht so negativ.

Ella ließ den Blick über das Hafenbecken schweifen und versuchte, zumindest ein bisschen von ihrem üblichen Optimismus aufzubringen. Die Segelyachten und Motorboote, die im glitzernden, leuchtend blauen Wasser tanzten, wirkten winzig neben dem riesigen Kreuzfahrtschiff, das auf der anderen Seite des Hafens festgemacht hatte. Ella dachte an den beinahe rosafarbenen palmengesäumten Sandstrand, an dem sie auf dem Weg hierher vorbeigekommen waren. Er hatte so romantisch und makellos ausgesehen wie in einem Reiseprospekt.

Ihr blieb nur noch ein Tag, um die atemberaubende Schönheit dieses Inselparadieses zu genießen. Vielleicht war es nicht die schlaueste Idee ihres Lebens gewesen, diese Reise zu buchen, aber sie hatte etwas Ablenkung gebraucht. Und es war sicher besser, an dieser Schnorcheltour teilzunehmen, als im Hotelzimmer zu sitzen und sich Sorgen zu machen. Oder, schlimmer noch, den ganzen Tag amerikanische Soaps zu gucken.

Als ein hochgewachsener Mann den Steg betrat, bewegten sich die Wartenden vorwärts. Er trug abgeschnittene Jeans und ein schwarzes T-Shirt mit dem Logo der Tauchschule, der Schirm einer Kapitänsmütze schützte sein Gesicht vor der Sonne. Ella kniff die Augen zusammen, um weniger vom glitzernden Wasser geblendet zu werden. Der silberhaarige Kapitän Sonny Mangold, dessen wettergegerbtes Gesicht ihr von der Webseite der Tauchschule entgegengelächelt hatte, war für einen Mann von fast sechzig Jahren verblüffend gut in Form war, fand sie. Allerdings konnte sie sein graues Haar unter der Kappe aus der Entfernung nicht sehen.

Käpt’n Sonny begrüßte die Paare nacheinander an Bord. Ella hörte nicht, was er sagte, aber seine Stimme mit dem schroffen amerikanischen Akzent ließ ihr einen wohligen Schauer über den Rücken laufen.

Nachdem er dem sehr verliebt wirkenden Paar vor ihr an Bord geholfen hatte, trat Ella vor. Der Kapitän hatte erstaunlich breite Schultern und sehr muskulöse Beine. Er hielt den Kopf gesenkt und machte ein Häkchen auf der Liste in seiner Hand. Verwirrt betrachtete Ella die dunkelblonden Strähnen, die ihm ins Gesicht fielen, und das kantige, stoppeliges Kinn. Und dann hob er den Kopf.

Oh Gott, sieht der gut aus. Und er ist kaum älter als dreißig.

„Sie sind aber nicht Käpt’n Sonny“, platzte sie heraus. Offenbar war ihre Libido aus dem Dornröschenschlaf erwacht und hatte ihre übliche Schüchternheit zum Teufel gejagt.

„Kapitän Cooper Delaney, zu Ihren Diensten“, begrüßte er sie. Seine grünen Augen funkelten belustigt. Dann senkte er seinen Blick wieder auf die Liste. „Und Sie müssen Miss Radley sein.“ Er sprach ihren Namen langsam und genüsslich aus, und sie hatte das Gefühl, der Bikini, den sie unter ihrem Kleid trug, würde plötzlich zu knapp. Der Kapitän streckte ihr eine große, sonnengebräunte Hand entgegen. „Willkommen an Bord der Jezebel, Miss Radley. Sie sind allein unterwegs?“

„Ja.“ Sie hüstelte und spürte, wie sie errötete. Hoffentlich sah er das nicht. „Ist das in Ordnung?“, fragte sie und merkte, dass es klang, als würde sie ihn um Erlaubnis bitten.

„Sicher.“ Seine sinnlichen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, das schon fast unverschämt war.

Was Ella vermuten ließ, dass er wusste, wie sehr er ihr gefiel. Diese Erkenntnis wiederum ließ ihre Wangen noch heftiger glühen.

„Solange Sie nichts dagegen einzuwenden haben, dass ich dann Ihr Schnorchelpartner sein werde.“ Er nahm ihre Hand, um ihr an Bord zu helfen. „Wir lassen unsere Gäste aus Sicherheitsgründen nicht allein schnorcheln.“

Als ihre Fingerspitzen seine raue Handfläche berührten, richteten sich ihre Brustknospen unwillkürlich auf.

„Ich habe nichts dagegen“, sagte sie und war absurd enttäuscht, als er ihre Hand losließ. Und obwohl sie ihn erst ein paar Sekunden lang kannte, war sie sich sicher, dass Käpt’n Cooper Delaney alles andere als ungefährlich war. Zum ersten Mal seit Langem fand sie das nicht beunruhigend, sondern aufregend. Das zeigte ihr, wie gestresst sie in den vergangenen Wochen gewesen war.

„Wie wär’s, wenn Sie sich mit zu mir nach vorne setzen?“

Ella nickte stumm. Sie brachte kein Wort hervor.

Eine Hand auf ihren Rücken gelegt, knapp unterhalb des Sonnenbrandes, lotste er sie an den anderen Passagieren vorbei. Währenddessen versuchte sie, seinen sauberen, frischen Meeresgeruch und das Kribbeln zu ignorieren, das seine Berührung in ihr auslöste. Alle Bänke waren bereits mit Pärchen belegt. Er führte sie am letzten freien Platz vorbei und wies auf einen der beiden Sitze vor dem Steuerstand.

„Da wären wir, Miss Radley.“ Augenzwinkernd tippte er sich an die Mütze und wandte sich dann an die anderen Passagiere.

Ella hörte zu, wie er sich und die aus zwei Teenagern bestehende Besatzung vorstellte. Dann erzählte er ein wenig über den Western Blue Cut, den Schnorchelspot, den sie ansteuerten, und über das Wrack, das sie erkunden würden. Schließlich verlor er noch ein paar Worte über das Leben im Riff und gab ihnen eine ganze Stange Sicherheitsregeln mit auf den Weg. Doch das Einzige, was Ella hörte, war diese wundervolle Reibeisenstimme. Und sie fragte sich, was alles dazugehörte, jemandes Schnorchelpartner zu sein.

Es war wahrscheinlich nicht so intim, wie es sich anhörte. Oder doch?

Als er sich neben sie setzte und seine Hand sich um den Schalthebel schloss, wurde sie von einer Art erregter Vorfreude erfasst. Er stellte den Schalthebel ein, klopfte gegen eine Anzeige, drückte einen Knopf, und das Boot setzte sich in Bewegung. Ella hielt sich an der Stange über der Steuerung fest, um durch die plötzliche Beschleunigung nicht unsanft in den Sitz gedrückt zu werden. Bevor er seine Augen hinter seiner Sonnenbrille versteckte, warf er ihr einen amüsierten Seitenblick zu, als sie sich wieder setzte.

Schon wieder schoss ihr das Blut in die Wangen – und an eine andere Stelle zwischen ihren Beinen –, während das Boot an den anderen Schiffen im Yachthafen vorbeischoss und aufs offene Meer in Richtung Riff hinausglitt.

Unschuldig und gleichzeitig verwegen lächelte er sie an. „Halten Sie sich gut fest, Miss. Es wäre doch zu schade, wenn ich meine Schnorchelpartnerin verlieren würde, bevor wir ankommen.“

Ella erwiderte sein Lächeln – es war ihr erstes echtes Lachen seit Monaten, und sie hatte das Gefühl, dass die Leere, die sich vor etwas über einer Woche in ihr breitgemacht hatte, etwas kleiner wurde.

Vielleicht war es doch nicht ganz so dumm gewesen, alleine in Urlaub zu fahren.

„Na, Süße, du scheinst Coop zu gefallen.“

Die Bemerkung ließ Ella erröten. Kurz musterte sie die dickliche Frau mittleren Alters in den knallpinken Bermudashorts und dem bedruckten T-Shirt, die sich zu ihr gesellt hatte.

Vor zehn Minuten hatten sie ihr Ziel erreicht, nun verteilten Käpt’n Delaney und seine Crew die Schnorchelausrüstungen.

Ella war froh über die Atempause, denn zwanzig Minuten neben diesem Mann zu sitzen hatte ihre normalerweise eher trägen Hormone ziemlich in Wallung gebracht.

„Kennen Sie Kapitän Delaney?“, versuchte sie, vom Thema abzulenken. Allerdings musste sie zugeben, dass ihr Herz bei der Bemerkung der älteren Frau einen kleinen Satz gemacht hatte.

Nach sorgfältiger Überlegung war sie zu dem Schluss gekommen, dass Kapitän Delaneys Aufmerksamkeit nicht ihr persönlich, sondern ihr als zahlendem Gast galt. Sie war die einzige Alleinreisende an Bord, und er tat aus reinem Pflichtgefühl sein Bestes, um ihr den Ausflug so angenehm wie möglich zu machen. Wegen des Motorenlärms hatten sie auf der Fahrt kaum geredet, Gott sei Dank. Es hatte sie schon genug durcheinandergebracht, dass er sie immer wieder so verführerisch angelächelt hatte – was sicher nicht persönlich gemeint gewesen war.

Fast hatte sie sich in ihre Teenagerzeit zurückversetzt gefühlt. Früher hatte es ihr immer die Sprache verschlagen, wenn ein gutaussehender Junge in der Nähe gewesen war. Das war auch genau der Grund dafür, dass sie unscheinbare Männer den gefährlichen, aufregenden Exemplaren vorzog – letztere schüchterten sie zu sehr ein.

„Bill und ich kommen seit unseren Flitterwochen 1992 jedes Jahr nach St. George“, erklärte die Frau. „Und die Schnorcheltour auf der Jezebel haben wir noch nie ausfallen lassen. Coop kennen wir seit fast zehn Jahren. Als Teenager hat er Sonny an Deck ausgeholfen. Vor ein paar Jahren hat er sein Kapitänspatent bekommen. Jetzt springt er ab und zu für Sonny ein.“ Die Frau streckte Ella die Hand hin. „May Preston.“

„Freut mich. Ella Radley.“ Ella schüttelte die Hand der Frau, deren lockere, offene Art ihr gefiel. Sie hatte May bereits in der Ferienanlage gesehen. Genau wie deren Mann Bill, der ihr ebenfalls sympathisch war, weil er zu den wenigen verheirateten Männern gehörte, die nicht fremdguckten.

„Du bist auch wirklich ein hübsches Ding. Und dieser bezaubernde Akzent!“ May legte den Kopf schief und musterte Ella auf diese spezielle Art, die ausschließlich amerikanische Touristen zu beherrschen schienen: neugierig, aber doch nicht aufdringlich. „Ich habe mich ja schon immer gefragt, auf welche Frauen Coop steht. Dass du sein Typ bist, hätte ich nicht gedacht.“

Ella spürte, wie sie noch stärker errötete. „Ich würde nicht sagen, dass ich sein Typ bin.“ Gott bewahre – das durfte sie nicht einmal denken, wenn sie nicht wollte, dass ihr das Herz versagte. Auch wenn sie ihn extrem anziehend fand – gefährliche Männer waren noch nie gut für ihren Seelenfrieden gewesen. „Ich bin einfach nur eine alleinreisende Frau, und er ist höflich.“

May lachte herzlich. „Glaub das nicht, Schätzchen. Coop ist nicht gerade die Höflichkeit in Person. Und normalerweise tut er alles, um sich die alleinreisenden Frauen vom Hals zu halten, anstatt sich persönlich um sie zu kümmern.“

„Sicher irren Sie sich.“ Ellas Herz begann zu rasen – vor Verwirrung vergaß sie ganz, wie peinlich ihr das alles war.

„Vielleicht, vielleicht aber auch nicht“, erwiderte May Preston mit einem vielsagenden Lächeln. „Aber auf jeden Fall habe ich ihn heute zum ersten Mal sagen hören, dass keiner alleine schnorcheln darf.“

Ella versuchte, Mays schockierende Bemerkung zu verdauen, während sie zusah, wie Kapitän Delaney den Leuten beim Anlegen der Masken half. Dabei gab er Anweisungen, wie weit man sich vom Boot entfernen durfte, erklärte die wichtigsten Handzeichen und informierte sie, woran sie das Schaufelrad des Blockadebrechers erkannten, den sie erkunden würden. Dabei wirkte er so entspannt und sachlich, dass Ella überzeugt war, May müsse sich irren.

Sie überlegte, ob sie ihn einfach auf die angebliche Regel ansprechen sollte. Aber es würde sicher furchtbar eingebildet wirken, wenn sie ihm quasi unterstellte, dass er sich aus anderen als aus Sicherheitsgründen erbot, ihr Schnorchelpartner zu sein.

Doch als er sich zu ihr umwandte und sie verführerisch anlächelte, strömte wieder all ihr Blut in gewisse Regionen. Mit ihrem Sonnenhut fächelte sie sich Luft zu. Also irgendwie … entweder hatte sie einen Sonnenstich, oder dieses Lächeln hatte eine Art geheime Wärmefunktion.

Als er auf sie zukam, überstrahlten seine grünen Augen das leuchtend blaue Wasser. „Und, Miss Radley, wollen Sie nicht langsam mal Ihr Kleid ausziehen, damit wir loskönnen?“, fragte er und lehnte sich gegen den Steuerstand. Seine Hand war ihrer Hüfte ziemlich nahe.

Ella holte tief Luft, nur um festzustellen, dass er jetzt noch betörender roch als vorhin.

Nur Mut, Ella. Verpack es als ganz allgemeine Frage, damit du weißt, woran du bist.

„Muss das sein?“, fragte sie.

„Ich fürchte ja. Das Salzwasser täte dem hübschen Kleid sicher nicht gut. Sie haben doch Badesachen dabei, oder?“, erkundigte er sich grinsend.

„Nein, ich meinte, dass wir zusammen schnorcheln.“ Als er an ihr hinuntersah, richteten sich ihre Brustknospen wieder auf. „Muss das sein?“, wiederholte sie eindringlich.

Er hob fragend eine Braue.

„Es ist nur so, dass May Preston noch nie etwas davon gehört hat, dass keiner allein schnorcheln darf“, erklärte sie rasch, bevor es ihr wieder die Sprache verschlug. „Also dass es aus Sicherheitsgründen notwendig ist, zu zweit zu schnorcheln …“ Nun fing sie schon an, sich zu wiederholen! „Ich weiß, dass das beim Tauchen wichtig ist. Auch wenn ich noch nie tauchen war …“ Als sie sah, wie sich sein Grinsen verbreiterte, verstummte sie.

Jetzt komm schon auf den Punkt, Ella.

„Ich dachte nur, Sie könnten mir erklären, warum wir Schnorchelpartner sein müssen, wenn ich mich doch nur ein paar Meter vom Boot entferne.“

„Verstehe.“ Er brummelte etwas und nahm seine Kapitänsmütze ab, unter der dichte, sonnengebleichte Locken zum Vorschein kamen. „Also ich kann Ihnen versichern …“, er lächelte verlegen, „… dass May Preston eine ziemlich geschwätzige Person ist. Und dass ich ein ernstes Wörtchen mit ihr reden werde, wenn sie wieder an Bord kommt.“

„Das heißt, es stimmt?“ Ella starrte ihn mit großen Augen an. „Sie haben das wirklich erfunden? Aber warum denn?“

Cooper sah zu, wie die himmelblauen Augen der hübschen Engländerin noch größer wurden und fragte sich, ob sie ihn verschaukeln wollte.

Ella Radley mit ihrer tollen Figur und ihrem herzförmigen Gesicht hatte ein wenig schüchtern und verloren gewirkt, als sie am Anleger in der Warteschlange gestanden hatte. Und als ein bloßes Lächeln gereicht hatte, sie knallrot anlaufen zu lassen, war er sofort von ihr gefesselt gewesen.

Mit ihren rosigen Wangen hatte sie so verdammt hübsch ausgesehen. Er war so verzaubert gewesen, dass er die Behauptung mit dem Schnorchelpartner ausgesprochen hatte, ohne lange nachdenken.

Aber konnte eine Frau tatsächlich so naiv sein? Mit diesen großen blauen Kulleraugen? Und den Brustknospen, die sich jedes Mal aufrichteten, wenn er ihr auf den Busen sah … und mit Wangen, die auf Kommando rot zu werden schienen?

Nein. So naiv konnte man nicht sein. Das war sicher gespielt.

Aber wenn es gespielt war, dann war sie verdammt gut darin. Und er durfte nichts dagegen sagen, denn er selbst machte den anderen ständig etwas vor.

Und sie hatte ihn erwischt.

Herzlichen Dank, May.

„Wenn ich jetzt behaupten würde, dass ich das gesagt habe, weil Sie so einsam aussahen, würden Sie mir das abnehmen?“, fragte er und hoffte, sein Scherz würde die Situation entschärfen.

Wieder errötete sie, was die Sommersprossen auf ihrer Nase noch besser zur Geltung brachte. „Doch, klar, ich hatte mir schon so etwas gedacht.“ Sie legte die Hand über die Augen, um nicht geblendet zu werden, und sah zu ihm auf. „Das ist sehr aufmerksam von Ihnen, Kapitän Delaney, aber ich möchte Ihnen nur ungern zur Last fallen. Ich komme schon alleine klar“, fügte sie hinzu, ohne eine Miene zu verziehen

Nun war es an ihm, große Augen zu machen. War das ihr Ernst? Denn wenn das jetzt gespielt war, dann war es oscarverdächtig.

Noch nie hatte jemand über ihn gesagt, dass er rücksichtsvoll sei. Nicht einmal seine Mutter – und in ihrem Fall hatte er sich noch öfter verstellt als sonst, weil sie so zartbesaitet gewesen war.

„Nennen Sie mich bitte Coop.“ Noch immer konnte er nicht fassen, dass er so leicht davongekommen war, aber ihm sollte es recht sein. „Glauben Sie mir, ich tu das gern“, versicherte er und bemühte sich um einen ernsten Gesichtsausdruck, obwohl er fürchtete, dass es aussichtslos war. Er hatte schon früh gelernt, all seine Gefühle hinter einem strahlenden Lächeln zu verstecken, weshalb er nicht besonders viel Übung darin hatte, ein ernstes Gesicht zu machen.

„Na gut …“ Sie lächelte ihn an. „Wenn Sie absolut sicher sind, dass ich Ihnen nicht zur Last falle, bin ich einverstanden.“ Ihre Augen strahlten.

Ihr Lächeln brachte ihn einen Moment lang aus dem Konzept, weil sie auf einmal nicht mehr süß, sondern supersexy aussah – aber dabei völlig natürlich. Und als sie nun obendrein ihr Kleid auszog, wurde er von heftigem Verlangen gepackt.

Ihre sehr weiblichen Kurven wurden nur von drei winzigen Dreiecken aus pinkfarbenem Elastan bedeckt, die kaum etwas verbargen. Und ihr Busen war noch aufregender als ihr Lächeln. Ihre Brustknospen hatten sich schon wieder aufgerichtet, und er musste seine gesamte Selbstbeherrschung aufbringen, um zu verhindern, dass ein bestimmter Teil von ihm in ähnlicher Weise darauf reagierte.

Als sie sich umdrehte, um ihr Kleid in ihrer Tasche zu verstauen, entdeckte er den Sonnenbrand auf ihrem Rücken.

„Autsch, das tut sicher weh“, sagte er. „Sie müssen Sonnencreme mit einem höheren Lichtschutzfaktor verwenden. Auf den Bermudas ist die Strahlung im April schon ziemlich fies.“

Sie drehte sich um, wobei sie sich das Kleid vor den Oberkörper hielt, um ihren Busen zu verbergen, und errötete wieder heftig. „Ich benutze ja schon Lichtschutzfaktor fünfzig, aber die Stelle habe ich selbst nicht erreichen können.“

Er rieb sich das Kinn und machte ein nachdenkliches Gesicht. „Hm, das klingt, als sei das die Aufgabe Ihres Schnorchelpartners.“

Dankbar lächelte sie ihn an. Fast hätte er ein schlechtes Gewissen bekommen, sie so schamlos auszunutzen … bis ihm wieder einfiel, dass das hier einfach nur ein neckisches Spielchen war.

„Das wäre supernett.“ Sie griff in ihre Tasche und fischte die Sonnenmilch heraus.

Dann drehte sie ihm den Rücken zu und hob ihr blondes Haar aus dem Nacken, während er eine großzügige Portion Sonnenmilch in seine Hand drückte. Wie er es genießen würde, die Lotion auf ihrer weichen, warmen Haut zu verteilen.

Wäre ihm schon früher klar gewesen, wie viel Spaß es machte, den netten Kerl zu spielen, dann hätte er es sicher schon öfter getan.

2. KAPITEL

Ella unterdrückte einen wohligen Seufzer, als sie Cooper Delaneys große Hände auf den Schultern spürte. Er schob seine Finger unter den Knoten ihres Bikinis, um ihren Nacken bis zum Haaransatz einzureiben. Als er mit seinen Daumen ihre verspannten Nackenmuskeln massierte und sich dann weiter nach unten vorarbeitete, lief ihr ein wohliger Schauer über den Rücken. Sie musste sich auf die Unterlippe beißen, um nicht laut aufzustöhnen.

„So, jetzt kommt der rote Bereich dran.“ Seine Reibeisenstimme streifte ihren Nacken, und sie hörte, wie er mehr Sonnenmilch aus der Flasche drückte. „Ich bin ganz vorsichtig. Sagen Sie Bescheid, wenn es zu viel wird.“

Davon werde ich wohl nie genug bekommen.

Sie nickte nur. Hätte sie irgendetwas gesagt, wäre ihm wohl nicht verborgen geblieben, dass sie kurz davor war, vor Lust zu vergehen.

Ella spürte einen leichten Druck, als er die Hände auf die verbrannte Stelle legte. Doch das Brennen war nichts gegen das Kribbeln, das sich in ihrem Körper ausbreitete und dafür sorgte, dass sich ihre Brustknospen aufrichteten.

„Alles okay?“ Der Druck seiner Hände ließ nach.

„Ja, alles okay. Hören Sie nicht auf.“ Sie schmiegte sich seinen Händen entgegen. „Das ist …“

Wundervoll? Großartig? Fantastisch?

„… gut“, sagte sie schließlich, doch als er mit dem Eincremen fortfuhr, entrang sich ihr ein wohliges Summen.

Sie war schon viel zu lange nicht mehr von Männerhänden verwöhnt worden und hatte schon fast vergessen, wie toll es war, Haut an Haut zu spüren. Wie eine Katze, die gestreichelt werden wollte, reckte sie sich unter seinen Berührungen. Und als seine Daumen den Saum ihres Bikinihöschens berührten, überlief sie ein Kribbeln. Wie sehr sie sich wünschte, dass er seine Finger unter den Stoff gleiten lassen würde. Ella schloss die Augen und spürte die Wärme, die sich in ihrem Leib ausbreitete.

Die angenehmen Gefühle, die seine Berührungen auf ihrer Haut erzeugten, gingen ihr durch und durch, und sie musste sich zusammenreißen, nicht laut aufzuseufzen.

Doch dann nahm er seine Hände weg.

„Fertig.“

Sie öffnete die Augen und geriet ins Schwanken. Mit einer Hand hielt er sie an der Hüfte fest – und holte sie in die Realität zurück.

„Hoppla!“ Sein amüsierter Tonfall ließ sie erröten.

Oh nein! Hatte er etwa ihren erstickten Seufzer gehört? Wusste er, dass sie eben fast einen Phantom-Orgasmus gehabt hätte?

Scham mischte sich unter ihre Erregung.

Heute Abend würde sie den Vibrator, den Ruby ihr für die Reise geschenkt hatte, auspacken und ausprobieren, das stand schon einmal fest. Eigentlich hatte sie gedacht, dass sie nicht scharf genug auf Sex sei, um ihn zu benutzen. Doch da hatte sie sich wohl geirrt. Und Ruby hatte auf ihr Fabrikat geschworen – bevor sie ihren Ehemann Callum kennengelernt hatte.

„Jetzt sollten Sie keinen Sonnenbrand mehr bekommen“, unterbrach Coop ihre Überlegungen, und sie errötete noch stärker.

Sie verzog den Mund zu einem Lächeln, von dem sie hoffte, dass es dankbar aussah – und nicht nach Lüsternheit im Endstadium. „Vielen, vielen Dank.“

Wie hypnotisiert sah Ella zu, wie er mit seinen langen, sehnigen, von der Sonnenmilch glänzenden Fingern die Flasche verschloss.

„Hier.“ Er hielt ihr die Flasche hin, während sie immer erregter wurde.

Sie ließ sich Zeit damit, die Sonnenmilch in ihrem Rucksack zu verstauen, und atmete erleichtert auf, als ihre Hände aufhörten zu zittern.

„Danke, das war …“ Großartig lag ihr auf der Zunge, aber das konnte sie nicht sagen.

„Gern geschehen.“

Ihr Atem begann zu flattern, als sie seinen amüsierten Blick bemerkte. Wieder wurde sie nervös, während sie sein anziehendes Gesicht betrachtete – die ausgeprägten Wangenknochen, den Bartschatten, den markanten Unterkiefer und das Grübchen in seinem Kinn.

Wie konnte man nur so gut aussehen? Und so männlich?

Seine sinnlichen Lippen zuckten, als würde er sich ein Grinsen verkneifen.

Jetzt reiß dich aber mal zusammen. Der Mann hat sich dir als Schnorchelpartner angeboten, nicht als Bettgenosse.

„Können wir dann?“ Seine raue Stimme ging ihr durch und durch.

„Ja – es sei denn, ich revanchiere mich.“ Als ihre Antwort als heiseres Quieken herauskam, räusperte sie sich. „Mit der Sonnencreme, meine ich. Damit Sie keinen Sonnenbrand bekommen.“

Sein Mund verzog sich wieder zu diesem betörenden Lächeln.

Aufhören! Das hast du jetzt nicht wirklich gesagt, oder?

„Das war Quatsch“, beeilte sie sich zu sagen. „Ich weiß auch nicht, warum ich das vorgeschlagen habe.“ Man sah Cooper Delaney an, dass er ständig in der Sonne war. Wahrscheinlich hatte er noch nie Sonnencreme benutzt. „Ich bin sicher, dass Sie sich keine Gedanken um Sonnenbrand zu machen brauchen. Vielleicht sollten wir einfach …“

„Das klingt sehr gut“, unterbrach er ihren Redeschwall.

„Tut es das?“

Er grinste. „Allerdings. Man kann sich gar nicht gut genug schützen.“

Machte er sich über sie lustig? „Okay – dann hol ich die Sonnencreme mal wieder raus.“ Sie kramte in ihrer Tasche und hoffte inständig, dass er es sich in der Zwischenzeit nicht anders überlegte. Als sie die Flasche gefunden hatte, zog er gerade sein T-Shirt aus und warf es auf das Steuerpult.

Alles Blut wich aus ihrem Gehirn, als sie sich wieder aufrichtete und die Sonnenmilch triumphierend hochhielt.

Autor

Heidi Rice
<p>Heidi Rice wurde in London geboren, wo sie auch heute lebt – mit ihren beiden Söhnen, die sich gern mal streiten, und ihrem glücklicherweise sehr geduldigen Ehemann, der sie unterstützt, wo er kann. Heidi liebt zwar England, verbringt aber auch alle zwei Jahre ein paar Wochen in den Staaten: Sie...
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