Die Liebe ist wie ein Rodeo-Ritt - Verliebt in einen Texaner (3-teilige Serie)

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BLITZHOCHZEIT MIT DEM MILLIONÄR
Es knistert heiß! Eigentlich wollte die schöne Paris den Millionär Dallas Calloway nur fragen, ob sie sich um die Inneneinrichtung seines Anwesens kümmern soll. Stattdessen schlägt ihr der breitschultrige Texaner etwas vor, das sie atemlos vor Verlangen macht …

WIEDERSEHEN MIT DEM TEXANER
Für die hübsche Tierärztin Georgie ist der Job auf der Ranch des texanischen Millionärs Austin Calloway riskant: Unvergesslich ist ihr leidenschaftliches Abenteuer vor sechs Jahren - das nicht ohne Folgen blieb. Beim Wiedersehen spürt sie sofort die verhängnisvolle Sehnsucht …

RISKANTE KÜSSE, WILDE LEIDENSCHAFT
Rodeoreiter Houston Calloway liebt das Risiko, und er liebt es zu gewinnen. Ausgerechnet die widerspenstige Jill zu erobern, ist sein größter Sieg. Aber Jill schenkt ihm nicht nur ihre Unschuld. Sie fordert ihn auch zu einer Entscheidung heraus, die alles verändert …


  • Erscheinungstag 23.02.2023
  • ISBN / Artikelnummer 9783751521628
  • Seitenanzahl 480
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

IMPRESSUM

Blitzhochzeit mit dem Millionär erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Cora-Logo Redaktion und Verlag:
Postfach 301161, 20304 Hamburg
Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0
Fax: +49(0) 711/72 52-399
E-Mail: kundenservice@cora.de
Geschäftsführung: Katja Berger, Jürgen Welte
Leitung: Miran Bilic (v. i. S. d. P.)
Produktion: Christina Seeger
Grafik: Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn,
Marina Grothues (Foto)

© 2016 by Kristi Goldberg
Originaltitel: „The Rancher’s Marriage Pact“
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARA
Band 384 - 2017 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg
Übersetzung: Friederike Debachy

Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht im ePub Format in 02/2023 .

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH , Pößneck

ISBN 9783751521567

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Meine letzte Chance, dachte Paris, als sie aus ihrem Wagen stieg und auf das einstöckige Gebäude zuging. Es war zwar erst März, aber im Süden von Texas bereits unerträglich heiß. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, als sie sich für den schwarzen taillierten Blazer und den engen Rock entschieden hatte? Wenigstens hatte sie sich das lange Haar hochgebunden, und es war nicht so warm am Nacken.

Sie brauchte unbedingt diesen Job. Ihre Nervosität stieg, als sie sich der Tür näherte.

„Willkommen in der D Bar C, wo Cowboys und Gastfreundschaft herrschen. Zieh deine Stiefel aus, häng deinen Hut an den Haken, und mach es dir gemütlich. Und falls wir nicht da sind, drück einfach auf die Klingel“, stand auf einem Schild neben der Tür.

Paris trug zwar weder Stiefel noch Hut, doch wie gern hätte sie sich ihrer hochhackigen Pumps entledigt. Allerdings würde es vermutlich keinen guten Eindruck hinterlassen, wenn sie barfuß zu einem Vorstellungsgespräch erschiene.

Paris atmete tief durch, ehe sie die schwere Mahagonitür öffnete. Angenehm kühle Luft schlug ihr aus dem klimatisierten Raum entgegen. Nur langsam gewöhnten sich ihre Augen an das dämmrige Licht. Niemand war zu sehen, doch Paris entdeckte die besagte Klingel auf der langen Holztheke. Sollte sie wirklich klingeln oder vielleicht einfach erst mal abwarten? Am liebsten hätte sie auf dem Absatz kehrtgemacht, aber sie hatte es bis hierher geschafft und durfte nun auf keinen Fall aufgeben.

Neugierig blickte sie sich im Raum um. Abgesehen von der Büroeinrichtung hinter der Theke war sonst alles im Westernstil eingerichtet. Stühle, die mit braunweiß geflecktem Rindsleder bezogen waren, standen halbkreisförmig vor dem offenen Kamin, über dessen Sims ein großes Geweih hing. Neugierig ging Paris ein paar Schritte näher. „Zwölfender, erlegt von J. D. Calloway“, stand auf einer kleinen Bronzetafel darunter.

Wie grausam die Menschen doch sein konnten, dachte Paris, und sie war froh, dass dieser J. D. Calloway nur das Geweih und nicht auch noch den Kopf des Tieres aufgehängt hatte.

Entschlossen drehte sie sich um und ging zurück zur Theke. Gerade, als sie mit zitternder Hand auf den Klingelknopf drücken wollte, ging auf der anderen Seite des Büros eine Tür auf, und ein großer dunkelhaariger Mann kam herein. Er schien völlig in Gedanken vertieft zu sein und hatte sie offensichtlich noch nicht bemerkt, wodurch Paris die Gelegenheit hatte, den Mann genauer unter die Lupe zu nehmen.

Er sah aus wie ein waschechter Cowboy, mit seinem hellbraunen Hut, seinem ausgebleichten blauen Hemd, der verwaschenen Jeans und den ausgelatschten Cowboystiefeln. Unweigerlich fiel Paris’ Blick auf die große silberne Gürtelschnalle und den Bereich darunter. Beschämt sah sie schnell wieder weg.

„Kann ich Ihnen helfen, Ma’am?“, fragte der Mann sie.

„Äh, ich …“ Mist, bei dem angenehm tiefen Klang seiner Stimme und seinen leuchtenden blauen Augen vergaß sie für einen Moment, wie sie überhaupt hieß. Sie hatte zwar schon einige Fotos von ihm gesehen, doch keines wurde Dallas Calloway in Person gerecht.

Er schien ihre momentane Unsicherheit zu bemerken, und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, das seine Grübchen zum Vorschein brachte. „Haben Sie sich verfahren?“

„Nein“, brachte sie mühsam hervor. „Ich bin Paris Reynolds.“

Freundlich streckte der Cowboy ihr die Hand entgegen. „Dallas Calloway. Was kann ich für Sie tun?“

Obwohl dies eine völlig normale und unschuldige Frage war, fielen Paris sofort so einige Dinge ein. Jetzt nimm dich mal zusammen, ermahnte sie sich selbst. „Ich bin wegen Ihres neuen Projekts hier.“

Ehe er etwas erwidern konnte, erschien eine zierliche ältere Frau hinter der Theke. Sie trug eine Blümchenbluse und ebenfalls verwaschene Jeans. Ihr silberbraun meliertes Haar hatte sie zu einem Zopf gebunden. Als sie Paris entdeckte, stellte sie sich umgehend neben Dallas. „Was auch immer Sie verkaufen, wir kaufen nichts“, sagte die Frau in barschem Tonfall.

„Ich verkaufe lediglich meine Dienstleistungen“, erwiderte Paris freundlich.

Die Frau sah sie wütend an. „Das hat mein Stiefsohn ganz sicher nicht nötig.“

In diesem Moment wurde sich Paris der Zweideutigkeit ihrer Antwort bewusst, und sie errötete. „Da haben Sie mich falsch verstanden. Ich bin hier, um Ihnen ein geschäftliches Angebot zu machen.“ Dem zweifelnden Blick der Frau nach zu urteilen, klang das nicht viel besser.

„Hör auf, voreilige Schlüsse zu ziehen, Mom“, meldete sich Dallas zu Wort, ehe die Frau noch einen weiteren Kommentar abgeben konnte. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie nicht das anbietet, was du meinst.“

Die Frau stemmte die Hände in die Hüften und lächelte spöttisch. „Dallas hat hier täglich mit Frauen zu tun, die unter dem Vorwand, Geschäfte machen zu wollen, herkommen.“

„Da hast du recht, Maria“, ertönte nun eine Stimme hinter Paris. „Unser Stiefsohn ist ein totaler Frauenschwarm.“

Als sie sich umdrehte, erblickte Paris eine hübsche blonde Frau mittleren Alters, die ein schickes korallenrotes Sommerkleid trug. Wie viele Stiefmütter hatte Dallas denn noch? Auf keinen Fall wollte Paris auch bei dieser Frau einen Fauxpas begehen. Lächelnd streckte sie ihr die Hand entgegen. „Ich bin Paris Reynolds.“

Die blonde Frau erwiderte Paris’ Lächeln und schüttelt ihr mit mehr Druck die Hand, als Paris erwartet hatte. „Ich bin Jenny Parks Calloway, J. D.s dritte Frau.“

„Na ja, nicht offiziell“, fügte Maria mürrisch hinzu.

Jenny runzelte die Stirn, ehe sie sich wieder Paris zuwandte. „Bitte entschuldigen Sie die zweite Ehefrau. Manchmal vergisst Maria ihre guten Manieren. Welcher blonde Farbton ist das, den Sie tragen?“

„Oh, das weiß ich nicht. Meine Haare sind von Natur aus so.“

Jenny lachte. „Genau, meine auch.“

„Und ich bin die Königin von Texas“, mischte Maria sich erneut ein.

Ohne auf die Bemerkung der anderen Frau einzugehen, lächelte Stiefmutter Nummer zwei Paris weiterhin freundlich an. „Ihr Kostüm gefällt mir übrigens wahnsinnig gut, Schätzchen.“

„Vielen Dank. Ihr Armband ist unheimlich schön“, erwiderte Paris das Kompliment.

„Danke, das habe ich letzten Monat bei einer Auktion in San Antonio ersteigert.“

Was für ein Zufall! „Wirklich? Ich war auch dort.“ Allerdings hatte Paris nicht mitgeboten, weil sie es sich nicht hatte leisten können. Sie war lediglich dort gewesen, um mögliche Aufträge an Land zu ziehen, was sich jedoch als wenig erfolgreich herausgestellt hatte und mit ein Grund dafür war, weshalb sie heute auf dieser abgelegenen Ranch vorsprach.

„Wie klein die Welt doch ist“, bemerkte Jenny und spielte mit der Perlenkette an ihrem Hals.

„Viel zu klein für meine Begriffe“, brummte Maria.

Dallas räusperte sich und öffnete die Klappe, die in der Theke eingebaut war. „Ms. Reynolds, wenn Sie mir bitte in mein Büro folgen würden, dort können wir uns ungestört unterhalten, und Sie können mir Ihr Angebot unterbreiten.“

„Aber beeilen Sie sich, denn er muss arbeiten“, ließ Maria verlauten.

„Sei doch endlich still“, konterte Jenny sofort, während Paris sich auf die andere Seite der Theke begab. „Für eine hübsche junge Frau hat Dallas immer genug Zeit. Außerdem passen ihre Namen so gut zusammen: Paris und Dallas. Das klingt, als seien sie füreinander gemacht.“

„Für mich hört sich das nach einer Flugstrecke an“, brummte Maria kaum hörbar.

„Es wird langsam Zeit, dass er ein nettes Mädchen kennenlernt, Maria“, fügte Jenny hinzu. „Vergiss nicht, was Ende der Woche ist, und wir wissen beide, was das bedeutet.“

Zu gern hätte Paris gewusst, was Jenny damit meinte. Aber egal, es war offensichtlich, dass Dallas das Gespräch unangenehm war, als er ihr wortlos bedeutete, ihm zu folgen. Sie gingen einen langen Gang entlang, und Paris musste sich zwingen, nicht ständig auf seinen wohlproportionierten Hintern zu starren. Die Art, wie er vor ihr herging und dabei seine Hüften hin und her wiegte, weckte unanständige Gedanken in ihr.

Ach, du meine Güte! Es lag wohl daran, dass sie bereits viel zu lange Single war, dass sie diesen Cowboy so anziehend fand. Na ja, sie musste zugeben, er war nicht irgendein Cowboy, sondern ein extrem gut aussehender und wohlhabender Cowboy, der in allem – vom Rodeo bis hin zur Viehhaltung – äußerst erfolgreich gewesen war. Zumindest hatte Paris das so im Internet gelesen.

Er schien das krasse Gegenteil von ihrem zwielichtigen Exmann zu sein, der alles ruiniert hatte, einschließlich ihrer Ehe.

Kurz darauf führte Dallas sie in ein großzügig eingerichtetes Büro, vor dessen Fenster ein luxuriöses braunes Ledersofa und zwei opulente Ledersessel standen. Die andere Seite des Raumes wurde von einem massiven Mahagonischreibtisch eingenommen. Der dunkle Dielenboden rundete das maskulin anmutende Dekor ab. Die Einrichtung entsprach zwar nicht unbedingt Paris’ Geschmack, doch sie musste zugeben, dass das Büro gut gestaltet war.

„Möchten Sie etwas trinken?“

„Gern, ein Wasser“, erwiderte Paris, obwohl sie viel lieber ein Glas Wein getrunken hätte.

„Kommt sofort. Setzen Sie sich doch.“

Sie nahm in einem der Klubsessel gegenüber des Schreibtisches Platz, stellte ihre Aktentasche auf den Boden neben sich und zog ihren Rock zurecht. Sie war bereit, ihm ihr Angebot zu unterbreiten, beschloss jedoch, zunächst etwas Small Talk zu betreiben, bis Dallas sich ebenfalls gesetzt hatte.

„Meine Neugier ist geweckt. Jenny erwähnte, dass Ende dieser Woche etwas ist. Darf ich fragen, worum es sich handelt?“

„Ich werde am Samstag achtunddreißig“, erklärte Dallas, während er Wasser in ein Glas einschenkte.

Sechs Jahre älter als sie. Aber das war völlig egal, ermahnte sie sich sofort. „Veranstalten Sie eine große Party?“

„Nein. Mein Geburtstag ist keine große Sache für mich.“

„Ich befürchte, Ihre Stiefmütter sind da anderer Meinung. Womöglich haben sie etwas für Sie geplant.“

Dallas ließ sich auf dem Stuhl hinter seinem Schreibtisch nieder und lehnte sich zurück. Seinem besorgten Gesichtsausdruck nach zu urteilen teilte er ihre Vermutungen. „Die sollten wissen, dass ich Überraschungspartys nicht mag.“

„Sind Sie da sicher? Zumindest eine der beiden Damen wünscht sich ganz offensichtlich ein Date für Sie. Oder wieso hätte sie sonst das mit dem netten Mädchen gesagt?“

Da war es wieder, dieses verführerische Lächeln, das seine Grübchen zum Vorschein brachte. „Wenn das wirklich der Fall ist, wären Sie bereit, die Rolle zu übernehmen?“

Ach, wäre sie doch bloß so mutig und spontan, um genau das zu tun. Andererseits, wenn sie dadurch den Job bekäme, warum nicht? „Ich trenne normalerweise Beruf und Vergnügen. Allerdings scheint Ihre Familie die Meinung zu vertreten, dass mein Vergnügen mein Beruf ist.“

Er kniff die Augen zusammen und musterte sie prüfend. „Was machen Sie überhaupt beruflich?“

Der misstrauische Ton in seiner Stimme ärgerte Paris. „Ich kann Ihnen versichern, dass ich dafür keine 0900-Nummer oder einen Zuhälter benötige.“

Belustigt sah er sie an. „Da bin ich aber froh, dass wir das geklärt haben.“

„Ich bin …“

„Nein, sagen Sie es nicht. Lassen Sie mich raten.“ Er neigte den Kopf zur Seite und deutete mit dem Zeigefinger auf sie. „Sie sind Börsenmaklerin und wollen meine Investitionen in die Hände bekommen.“

Offen gestanden wollte sie ganz andere Dinge von ihm in die Hände bekommen, die aber auch gar nichts mit seinen Vermögenswerten zu tun hatten. Was war nur mit ihr los? „Nicht mal annähernd.“

Dallas fuhr sich mit der Hand über das Kinn. „Ich wette, Sie haben einen Abschluss in Buchführung.“

Wenn er wüsste, wie wenig ihr Buchführung lag. Genau dieses Manko war ein weiterer Grund, weshalb sie ihn heute aufgesucht hatte. „Glauben Sie mir, Mathe ist nicht gerade meine Stärke.“

„Marketing?“

Paris nahm einen Schluck Wasser, ehe sie antwortete. „Versuchen Sie es noch einmal.“

Sein Blick fiel auf ihre Hände, die noch immer das Glas umschlossen hielten. „In Anbetracht dessen, dass Ihre Hände und Fingernägel sehr gepflegt sind, sind Sie vermutlich auch keine Farmarbeiterin.“

„Ich habe noch nie eine Kuh aus der Nähe gesehen“, meinte Paris grinsend.

„Nicht mal als Filet Mignon auf Ihrem Teller?“

„Ich ernähre mich vegetarisch.“

Dallas nahm seinen Hut ab und fuhr sich mit der Hand durch das dunkle Haar. Er strahlte sie mit seinen leuchtend blauen Augen an. „Wenn Sie Kosmetikerin sind, so etwas brauche ich nicht.“

Paris musste unweigerlich lachen. „Nein, keine Sorge, und Friseurin bin ich auch nicht. Geben Sie auf?“

„Ja, ansonsten fällt mir nichts mehr ein.“

Jetzt war es an der Zeit, ihre Karten offen auf den Tisch zu legen. Na ja, zumindest die meisten ihrer Karten. „Ich bin Innenarchitektin.“ In Ungnade gefallene Designerin, fügte sie im Stillen hinzu.

„Wirklich?“ Dallas warf ihr einen bewundernden Blick zu.

„Ja, wirklich. Und deshalb bin ich hier. Ich wollte mit Ihnen über …“

„Hey, Dallas, ich bin dann mal weg“, hörte Paris eine Stimme hinter sich sagen. Als sie sich umdrehte, sah sie einen durchtrainierten, blonden jungen Mann im Türrahmen stehen.

„Wo gehst du nun wieder hin?“, wollte Dallas wissen, und es klang nicht gerade erfreut.

„An den Strand übers Wochenende“, erklärte der Fremde.

„Hast du mit Fort gesprochen, Worth?“

„Ich habe ihn angerufen“, entgegnete der Mann mit dem ungewöhnlichen Namen und nahm sich eine Limo aus dem Kühlschrank. „Aber er ist immer noch sauer, dass ich ihn hängen gelassen habe und hergekommen bin. Er ruft nicht zurück.“

„Das kann ich mir vorstellen“, murmelte Dallas. „Weiß Houston, dass du gehst?“

„Ja, und Austin hat sich bereit erklärt hierzubleiben, falls eine der Kühe kalbt.“

„Gut, denn Tyler ist bis Montag weg.“

Waren denn hier alle nach Städten in Texas benannt? Ohne zu zögern, stand Paris auf, lächelte Worth an und streckte dem jungen Mann die Hand entgegen, denn Dallas schien sie offensichtlich nicht mit ihm bekannt machen zu wollen. „Hallo, ich bin Paris Reynolds.“

Worth grinste sie an und schüttelte ihre Hand. Jetzt, wo er lächelte, erkannte sie dieselben Grübchen wie bei Dallas. „Schön, Sie kennenzulernen, Ma’am. Sind Sie eine Freundin meines großen Bruders?“

Er war also auch ein Calloway, obwohl Paris sich nicht erinnern konnte, seinen Namen in irgendeinem der Zeitungsberichte über die Familie gelesen zu haben. „Wir haben uns heute erst kennengelernt.“

Worth zwinkerte ihr verschmitzt zu. „Wenn er Sie nicht nett behandelt, können Sie mich gern nach Padre Island begleiten. Ich bin viel witziger als er.“

Und um Jahre zu jung für sie. Außerdem hatten ihr braunhaarige Männer wie der, der ihr gerade gegenübersaß, schon immer besser gefallen als blonde.

Dallas deutete mit der Hand zur Tür. „Verschwinde. Ms. Reynolds hat es nicht nötig, von dir angebaggert zu werden.“

„Gut, gut.“ Worth hob abwehrend die Hände und ging langsam zur Tür. „Wenn du dann irgendwann mal wieder deinen Sinn für Humor wiedergefunden hast, kannst du es mir ja sagen.“ Damit verschwand Worth, jedoch nicht, ohne Paris noch einmal zuzuzwinkern.

„Bitte entschuldigen Sie sein Benehmen.“

„Kein Problem“, erwiderte Paris und setzte sich wieder. „Er scheint mir ziemlich harmlos zu sein.“

„Nach Aussage seiner Mutter ist er ein Schürzenjäger, und ich habe das schon mehr als einmal miterleben dürfen.“

Es war nicht schwer zu erraten, wer seine Mutter war. „Sie meinen Jenny, oder?“

„Ja, die dritte Frau meines Vaters. Maria ist die zweite.“

„Und Ihre Mutter?“

Dallas senkte für einen Moment den Blick. „Sie ist gestorben, als ich noch ziemlich klein war.“

„Das tut mir leid, Dallas. Das war sicher nicht leicht für Sie.“

„Ich kann mich nicht mehr wirklich an sie erinnern. Aber lassen Sie uns darüber reden, weshalb Sie hier sind.“

Typisch Mann, wenn es um seine Gefühle ging, blockierte er. „Na ja, wie ich bereits sagte, bin ich Innenarchitektin. Und da es offensichtlich ist, dass Sie demnächst meine Dienste brauchen werden, bin ich hier, um mich für den Job zu bewerben.“

Dallas runzelte die Stirn. „Wie kommen Sie darauf, dass ich eine Innenarchitektin brauche?“

War das ein Witz, oder hat er wirklich keine Ahnung? „Ich habe einen Artikel in der Zeitung von San Antonio gelesen, dass Sie dieses Programm namens ‚Texas Extreme‘ ins Leben rufen wollen, bei dem Sie Leuten die gefährliche Welt des Rodeos näherbringen.“ Wieso irgendjemand das erleben wollte, war Paris jedoch völlig schleierhaft.

„Und ich habe auch von Ihren Plänen gelesen, eine Lodge für Ihre Gäste zu bauen, und dabei kann ich Ihnen behilflich sein. Ich würde gern die Leitung der Raumausstattung bei diesem Projekt übernehmen.“

„Noch steht überhaupt nichts fest. Wir haben noch nicht einmal die fertigen Pläne des Architekten eingesehen.“

Das könnte von Vorteil für sie sein. „Umso besser. Wenn ich von Anfang an dabei bin, kann ich Vorschläge einbringen, von denen die Gäste nur profitieren werden. Ich habe viel Erfahrung im Design von Hotels. Ich arbeite sehr genau und …“

„Ms. Reynolds …“

„Paris.“

„Okay, Paris, zuerst einmal handelt es sich bei diesen Gästen um Möchtegern-Cowboys. Die brauchen keine ausgefallenen Zimmer, sondern lediglich ein Stockbett und eine Dusche. Womöglich reichen ihnen sogar ein Plumpsklo und ein Bach, in dem sie sich waschen können.“

Allein bei dem Gedanken schauderte Paris. Doch das war ein gutes Argument. Verdammt. Sie musste etwas dagegenhalten. „Was ist, wenn jemand seine Frau mitbringen will? Frauen haben meist höhere Ansprüche an eine Unterkunft. Und was ist, wenn von den Frauen oder Freundinnen auch jemand teilnehmen will?“

Er schien einen Moment über ihren Einwand nachzudenken. „Daran habe ich noch gar nicht gedacht.“

Jetzt hatte sie ihn. „Haben Sie auch mal über die Küche nachgedacht? Sie lassen doch eine einbauen, oder? Oder wollen Sie Marshmallows und Würstchen über dem offenen Feuer braten?“

Dallas schmunzelte. „Das ist eine gute Idee.“

„Ernsthaft. Würstchen zu jeder Mahlzeit?“

„Möglicherweise ist die Idee doch nicht so gut. Aber die Küche muss nicht besonders aufwendig sein. Wir brauchen nur die Grundausstattung.“

Mit dem Hotel- und Gastgewerbe schien dieser Mann nicht sehr vertraut zu sein. „Wie viele Leute wollen Sie denn im Schnitt pro Nacht unterbringen?“

„Zunächst nur etwa fünfzig, aber in Zukunft vielleicht mehr.“

„Um fünfzig hungrige Männer und eventuell Frauen zu beköstigen, brauchen Sie aber mehr als einen Herd mit vier Kochplatten, einen einfachen Kühlschrank und einen einzigen Ofen. Sie brauchen gewerbliche Geräte, viel Platz zum Zubereiten …“

„Ich verstehe, was Sie meinen“, unterbrach er sie, „doch wir wollen erst in einem Jahr eröffnen, unter Umständen sogar noch später. Wir müssen nämlich nicht nur die Lodge bauen, sondern auch eine neue Arena, mehrere Pferche und eine Erste-Hilfe-Station. Ich würde Sie sowieso erst in einem halben Jahr oder später brauchen.“

In zwei Monaten würde sie völlig mittellos sein. Das wohlbekannte Gefühl extremer Beklemmung stieg in ihr hoch. „Es wäre aber besser für Sie, mich direkt einzustellen, anstatt im Nachhinein etwas ausbessern zu müssen. Das würde Sie nämlich wesentlich mehr Geld kosten. Ich könnte mich mit dem Architekten treffen, ehe der die endgültigen Pläne ausfertigt.“

Sie hielt einen Moment inne und fuhr schließlich fort: „Ich könnte mich von Anfang an um alle Einzelheiten kümmern. Zudem wohne ich in San Antonio, und das ist nur eine Stunde entfernt, was für uns beide praktisch ist. Und ich werde weniger Geld berechnen als irgendeine der anderen Firmen da draußen, jedoch gleichzeitig qualitativ hochwertige Arbeit leisten. Was Besseres als mich werden Sie nicht finden. Und was am Wichtigsten ist, ich brauche diesen Job dringend.“

Wieder neigte er den Kopf zur Seite und musterte sie aus zusammengekniffenen Augen. „Wieso das denn, wenn Sie so gut sind in Ihrem Beruf?“

Sie war zu weit gegangen und hatte sich vermutlich diese Chance vermasselt. Aber allein die Tatsache, dass er sie noch nicht hinausgeworfen hatte, gab ihr neuen Mut. „Aufgrund von persönlichen Gründen musste ich wieder ganz von vorn anfangen, aber ich werde Ihnen die Einzelheiten ersparen. Stattdessen würde ich Ihnen gerne meine Arbeiten zeigen.“

Paris hob ihre Aktentasche auf den Schoß. „Ich habe mein Portfolio dabei, wenn Sie es sich ansehen möchten.“

Dallas sah sich Paris’ Mappe einen Moment lang schweigend an, und Paris’ Puls raste. „Ich bin sicher, dass Sie sehr qualifiziert sind“, bemerkte er schließlich. „Doch wie ich bereits sagte, halte ich es nicht für nötig, jetzt schon einen Dekorateur …“

„Designer“, fiel Paris ihm ins Wort.

„Jetzt schon einen Designer einzustellen“, beendete Dallas seufzend seinen Satz.

Paris gab sich geschlagen und stand langsam auf. „Ich verstehe, aber bedenken Sie bitte, dass ich in sechs Monaten vielleicht zu viele andere Aufträge habe.“ Oder im Gefängnis sitze, fügte sie im Stillen hinzu. Oder möglicherweise bei meinen Eltern auf deren Kartoffelfarm in Idaho lebe. „Es war nett, Sie kennenzulernen.“

Dallas erhob sich ebenfalls und kam um seinen Schreibtisch herum. „Noch eine kurze Frage, ehe Sie gehen. Was meinten Sie mit ‚wieder ganz von vorn anfangen‘?“

Sie hatte ihm das zwar nicht erzählen wollen, aber gut, wenn das bedeutete, dass er seine Entscheidung vielleicht noch mal überdächte, würde sie ihm alles erzählen – na ja, fast alles. „Gut, aber ich möchte, dass Sie wissen, ich bin nicht auf Mitleid aus.“

„Alles klar.“

„Vor fast zwei Jahren hat sich mein Mann mitten in der Nacht in die Dominikanische Republik abgesetzt und eine zügige Scheidung verlangt. Dabei hat er alles mitgenommen, was ich besaß.“

Die Wut in seinem Blick überraschte Paris. „Wo ist der Mistkerl jetzt?“

„Immer noch dort, mit meinem schwer verdienten Geld und seiner neuen Freundin. Kurz darauf wurde ich von der Firma, bei der ich acht Jahre lang gearbeitet hatte, entlassen. Ich habe kaum genug Geld, um meine Miete zu bezahlen, deshalb werde ich vermutlich zu meinen Eltern ziehen müssen, bis ich wieder auf eigenen Füßen stehe.“ Den Grund, weshalb sie entlassen worden war, verschwieg sie wohlweislich. Dafür schämte sie sich zu sehr.

Ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen. „Ich kann nachempfinden, was es heißt, bei der Familie zu wohnen.“

„Ihre Stiefmütter leben bei Ihnen?“

„Nein, sie wohnen im Haupthaus. Ich habe mir vor ein paar Jahren ein eigenes Haus gebaut. Aber trotzdem sehe ich die beiden jeden Tag, ob ich will oder nicht.“

Eine Zeit lang standen sie sich wortlos gegenüber. Das Schweigen war unangenehm, und Paris hatte das Gefühl, vor Scham im Boden zu versinken, nachdem sie ihm ihre finanzielle Lage offenbart hatte. Kurzerhand zog sie eine Visitenkarte aus der Tasche. „Falls Sie Ihre Meinung ändern sollten, können Sie mich gerne anrufen. Ansonsten wünsche ich Ihnen viel Glück bei Ihrem Vorhaben.“

„Ich wünsche Ihnen auch viel Glück“, meinte Dallas, während er sie hinausbegleitete. „Und sollte ich noch ein Date für eine Überraschungsparty brauchen, rufe ich Sie vielleicht einfach an.“

Das glaubte er doch selber nicht! Doch insgeheim wünschte Paris sich, dass er es täte. Wer würde nicht gern einen Abend mit einem gut aussehenden Cowboy verbringen? Und da er sie offensichtlich nicht einstellen würde … „Diese Einladung würde ich vielleicht sogar annehmen.“

Ohne seine Antwort abzuwarten, ging Paris zurück in den Empfangsraum und verabschiedete sich beim Hinausgehen von den beiden Stiefmüttern. Als sie im Auto saß, war sie völlig niedergeschlagen. Wieder einmal hatte sie versagt. Sie spürte Tränen in sich aufsteigen. Nein, weinen würde sie nicht. Das hatte sie in letzter Zeit viel zu oft getan.

„Wieso hast du sie gehen lassen, Dallas?“

Was er jetzt überhaupt nicht brauchen konnte, war eine von Marias Standpauken. Die hübsche Frau mit den grünen Augen und dem goldenen Haar, die ihn gerade aufgesucht hatte, war faszinierend und hatte einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen. Er verstand zwar nicht ganz, was es war, das er an ihr so anziehend fand, aber er musste ständig an sie denken.

Ihre Anwesenheit hatte wunderbare Gefühle in ihm ausgelöst, und beinahe hätte er Dinge zu ihr gesagt, die kein anständiger Mann zu einer Frau sagen würde, die er gerade erst kennengelernt hatte. Was war nur mit ihm los?

Wenn seine Stiefmutter Maria, die lange Zeit die Mutterrolle für ihn übernommen hatte, Gedanken lesen könnte, hätte sie ihm sofort den Mund mit Seife ausgewaschen, auch wenn er nicht laut ausgesprochen hatte, was er gedacht hatte.

Dallas räusperte sich. „Ich weiß nicht, warum es dir so viel ausmacht, dass sie wieder gegangen ist, Mutter, denn ich hatte das Gefühl, dass du sie nicht besonders magst.“

„Gut, ich muss zugeben, sie ist etwas dreist. Aber Jenny hatte recht, als sie sagte, dass du endlich eine Frau finden musst. Und möglicherweise ist diese Paris genau diese Frau.“

Seufzend lehnte Dallas sich zurück. „Okay, erstens könnt ihr beide das vergessen, denn es ist zu spät, sie ist weg. Zweitens bin ich gerne Single, und das müsst ihr endlich mal akzeptieren.“

Maria musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen. „Willst du damit sagen, dass du deinem nichtsnutzigen kleinen Bruder die Ranch überlassen wirst?“

Allein der Gedanke daran hatte für Dallas einen bitteren Beigeschmack. „Was kann ich dafür, wenn dein Mann diesen blöden Testamentsnachtrag mit der Ehe veranlasst hat? Es macht überhaupt keinen Sinn, wenn Fort die Ranch bekommt. Jenny zufolge war der Kerl ein Leben lang ein Rebell, und außerdem gehört ihm bereits die Hälfte der Pferdefarm in Louisiana.“

„Dazu kommt noch, dass er weder mit dir noch mit seinen anderen Brüdern irgendetwas zu tun haben will. Was dein Vater uns allen und besonders Jenny und mir angetan hat, ist und bleibt unverzeihlich“, fügte Maria hinzu.

Vor sechs Jahren hatte Dallas bei der Verlesung des Testaments seines Vaters nicht nur herausgefunden, dass er Zwillingsbrüder hatte, sondern auch, dass sein Vater ein Doppelleben und zwei Ehen gleichzeitig geführt hatte. „Na ja, ich hoffe, dass Fort die Familie so sehr verachtet, dass er die Klausel ignoriert und die Ranch ablehnt.“

„Damit gehst du aber ein großes Risiko ein, Dallas“, wandte Maria ein. „Wenn du dich täuschst, kannst du deinen Traum, was Texas Extreme betrifft, vergessen. Er könnte uns alle sogar von hier vertreiben. Rechtlich zumindest stünde ihm das zu.“

Da hatte seine Stiefmutter recht. „Ich habe keine andere Wahl, Mutter. Ich kann in nur vier Tagen keine Ehefrau finden, und ich will es auch gar nicht versuchen.“

Plötzlich stürmte Jenny in sein Büro und stellte sich neben Maria. „Diese Paris scheint doch ein anständiges und kultiviertes Mädchen zu sein. Ein Mann mit einem Sozialstatus und den finanziellen Mitteln wie du braucht genau so eine Frau an seiner Seite. Wer weiß, was in ein paar Tagen passieren kann, wenn du einfach mal versuchst, sie besser kennenzulernen? Unter Umständen verliebst du dich ja sogar zum ersten Mal in deinem Leben Hals über Kopf. Ich lernte deinen Vater damals an einem Samstagabend kennen, und zwei Wochen später waren wir verheiratet.“

„Und was ist dabei herausgekommen?“, warf Maria ihrer Rivalin in vorwurfsvollem Ton vor. „Das wäre eher ein Grund, weshalb Dallas das nicht versuchen sollte.“

In den letzten paar Jahren hatte Dallas eine wichtige Sache über Jenny Parks Calloway gelernt. Sie war eine flatterhafte Romantikerin, die die meiste Zeit auf irgendeiner rosaroten Wolke verbrachte. „Gute Theorie, Jenny, aber die Chance, dass das wirklich passieren könnte, ist gleich Null. Und selbst wenn ich an einer Beziehung mit Paris Reynolds interessiert wäre, wer weiß, ob sie das überhaupt wollen würde? Und ganz sicher würde sie mich nicht zwei Tage später schon heiraten wollen. Hört auf zu träumen, ihr beide.“

„Auf uns wirkte sie ziemlich verzweifelt“, ließ Jenny verlauten, hielt jedoch sofort den Mund, als Maria ihr einen drohenden Blick zuwarf.

„Habt ihr etwa unserem Gespräch gelauscht?“ Was bildeten sich die beiden Frauen ein, sich in seine Angelegenheiten einzumischen?

„Nur ganz kurz“, gab Jenny verlegen zu. „Die Gegensprechanlage in deinem Büro war eingeschaltet.“

Stimmt, der Knopf war gedrückt, erkannte Dallas bei einem kurzen Blick auf sein Telefon. „Wieso habt ihr nichts gesagt?“

„Wir wollten euch nicht stören“, erwiderte Maria.

Das glaubten die beiden doch wohl selbst nicht. „Ihr wolltet lauschen, glaube ich eher. Fest steht, dass Paris – egal, wie verzweifelt sie auch sein mag –, bestimmt nicht die Art von Frau ist, die einen Fremden heiraten würde, nur um einen Job zu bekommen. Und ich bin nicht die Art von Mann, der das von einer Frau verlangen würde.“

Jenny warf ihm einen zuckersüßen Blick zu. „Schätzchen, ich liebe meinen Sohn zwar, aber Fort verdient diese Ranch nicht, nachdem, was er Worth und mir angetan hat. Wieso lädst du Paris nicht einfach heute Abend zum Essen ein und schaust einfach mal, wie es sich entwickelt?“

Er würde tatsächlich gerne sehen, wie es sich entwickelte, aber nicht auf die Art, die seine Stiefmutter im Sinn hatte. „Mittlerweile ist sie bestimmt bald in San Antonio, und ich muss noch viel erledigen vor meinem Abflug nach Houston in zwei Tagen.“

„Einen Abend wirst du dir ja wohl freinehmen können“, widersprach Maria, was völlig untypisch für sie war.

„Jetzt geh schon, hol sie zurück. Ich kann für euch beide mein berühmtes Chateaubriand machen.“

Das war der Haken an der Sache und gleichzeitig eine wunderbare Entschuldigung für Dallas, dem ganzen Unsinn Einhalt zu gebieten. „Sie ist Vegetarierin.“

Jenny lachte. „Stimmt, das haben wir gehört, aber das ist doch kein Problem. Ich mache einfach eine tolle Gemüseplatte, und ihr könnt euch in aller Ruhe kennenlernen. Das ist viel besser, als in ein lautes, überfülltes Restaurant zu gehen.“

„Na klar, während ihr im Nebenzimmer unserem Gespräch lauscht“, erwiderte Dallas grinsend. „Tolle Vorstellung.“

Mit ernster Miene hob Jenny die Hand. „Ich schwöre, dass ich gehen werde, sobald das Essen auf dem Tisch steht. Und Maria auch.“

Verständnislos starrte Maria die andere Frau an. „Wieso muss ich überhaupt dabei sein?“

„Zur moralischen Unterstützung, meine Liebe. Und du kannst Dallas sein geliebtes T-Bone-Steak braten, das kann ich nicht so gut wie du.“

Maria seufzte. „Das ist ganz einfach. Du entfernst die Hörner, haust das Teil in eine Pfanne, sorgst dafür, dass es nicht mehr muht und legst es dann auf einen Teller.“

Jenny ignorierte Marias ironischen Kommentar und nahm Dallas’ Hand in ihre. „Schätzchen, wir planen das Dinner, und du überredest Paris zurückzukommen, um noch mal über den Job zu reden. Du wirst schon sehen, was passiert.“

Wenn er seine Libido bis dahin nicht in den Griff bekam, wusste er ganz genau, was passieren würde. Irgendwie gefiel ihm der Plan, auch wenn er völlig unlogisch klang. Wenigstens könnte er dann ein wenig mehr Zeit mit Paris verbringen. Was seine Stiefmütter sich allerdings davon erhofften, war völliger Unsinn.

Dallas stand auf und setzte seinen Hut auf. „Okay, ihr beiden. Fangt an zu kochen. Ich sorge dafür, dass Paris zurückkommt.“

2. KAPITEL

Paris starrte auf die unbekannte Rufnummer auf dem Display ihres Handys. Normalerweise hätte sie den Anruf ignoriert, aber aus irgendeinem Grund entschied sie sich, das Gespräch anzunehmen. „Hallo?“

„Wo sind Sie?“

Beinahe panisch sah sie sich auf dem leeren Parkplatz um. „Wer spricht da?“

„Entschuldigung. Hier spricht Dallas Calloway. Sind Sie bereits in San Antonio?“

„Nein“, erwiderte Paris zögerlich, als sie sich von dem Schrecken erholt hatte. „Ich stehe auf einem Parkplatz vor einem Lebensmittelladen irgendwo zwischen Cotulla und Dilley.“

„Direkt an der Autobahnausfahrt?“

„Ja.“

„Ich weiß genau, wo das ist. Warten Sie bitte. Ich bin in ein paar Minuten dort.“

Paris hatte nicht mal die Gelegenheit, noch etwas zu erwidern, denn Dallas hatte bereits aufgelegt. Wieso kam er ihr hinterher? Hatte sie etwas Wichtiges in seinem Büro vergessen? Ihre Aktentasche lag auf dem Beifahrersitz, und ihre Handtasche hatte sie ebenfalls. Komisch. Sie blickte in den Rückspiegel und wischte sich die Reste eines Schokoriegels vom Mundwinkel ab.

Nachdem sie Lippenstift aufgetragen hatte und ihre Haare gebürstet und wieder zu einem Knoten im Nacken zusammengebunden hatte, lehnte sie sich zurück und wartete auf den mysteriösen Cowboy.

Kurze Zeit später bog ein riesiger schwarzer Pick- up auf den Parkplatz ein und kam direkt neben ihr zum Stehen. Dallas stieg aus, und Paris ließ das Fenster herunter. „Habe ich was vergessen?“

„Nein, aber ich habe vergessen, Sie etwas zu fragen.“

„Was denn?“

„Ob Sie zum Abendessen bleiben möchten.“

Paris hatte gerade erst einen riesigen Schokoriegel mit einer großen Cola runtergespült. Die Vorstellung von einem üppigen Abendessen klang nicht gerade verlockend. Aber vielleicht hatte er es sich ja auch anders überlegt und wollte ihr mitteilen, dass er sie doch einstellen wollte. „Das wäre schön, aber das hätten sie mir doch auch am Telefon sagen können, dann hätten sie nicht extra herkommen müssen.“

„Hier im Wilden Westen jagen die Männer noch ihren Frauen hinterher“, erklärte er grinsend.

Was für ein Chauvinist! Allerdings ein verdammt gut aussehender Chauvinist. „Eine recht veraltete Tradition.“

Dallas ignorierte ihre Bemerkung. „Möchten Sie mir in Ihrem Auto folgen, oder wollen Sie bei mir mitfahren, und ich bringe Sie später hierher zurück?“

Nein, auf den Trick würde sie nicht hereinfallen. Wenn sie in ihrem eigenen Auto fuhr, konnte sie wenigstens entscheiden, wann es Zeit war zu gehen. „Ich fahre lieber selbst.“

„Gut, bis gleich.“

Ehe Paris sich auch nur anschnallen konnte, war Dallas bereits mit quietschenden Reifen losgefahren und raste die Autobahnauffahrt entlang. Sie ließ sich Zeit, denn sie kannte ja den Weg zur Ranch. Weshalb hatte er sie bloß zum Abendessen eingeladen?

Nach etwa zehn Minuten Fahrt sah sie, dass Dallas rechts rangefahren war, um auf sie zu warten. Den Rest der Strecke passte er sich ihrem Tempo an und fuhr langsamer voraus.

Kurz darauf bogen sie in die kleine Straße ein, die zur Ranch führte. Statt an dem kleinen Bürogebäude anzuhalten, fuhr Dallas daran vorbei. Auf einmal veränderte sich die karge Landschaft um sie herum, und sie waren von Bäumen und Wiesen umgeben. Sie passierten das große weiße Haupthaus. Etwas weiter entfernt standen mehrere andere Gebäude, alle von Bäumen und gepflegtem Rasen umgeben.

Ein paar Meter weiter bog Dallas links ab, und die schmale, asphaltierte Straße verwandelte sich in einen Schotterweg. Die Wiesen rechts und links waren von Stacheldrahtzäunen und Mesquitebäumen gesäumt. Ein großer Weiher, umgeben von Trauerweiden, glänzte in der späten Nachmittagssonne. Hinter den Bäumen erschien ein großes, beeindruckendes zweistöckiges Haus. Genau wie die anderen Häuser war es auch aus weißem Backstein und mit Balken aus Zedernholz versetzt. Allerdings war dieses Haus mindestens doppelt so groß und ein wenig aufwendiger gebaut als die anderen Häuser.

Paris parkte hinter Dallas unter dem Säulenvorbau. Es hätte sie nicht überrascht, wenn plötzlich von irgendwoher ein Parkplatzwächter aufgetaucht wäre. „Schön haben Sie es hier“, sagte sie, nachdem sie ausgestiegen war. Er hielt ihr bereits die schwere Eingangstür auf.

„Man kann es aushalten“, antwortete er lächelnd.

Eine prachtvolle Treppe mit schmiedeeisernem Geländer führte von dem großen Foyer in den ersten Stock. Der dunkle Schieferboden verlieh dem Eingangsbereich eine gewisse Eleganz.

Paris folgte Dallas in den großen Wohnraum, auf dessen einer Seite sich ein vom Boden bis zur Decke reichender Kamin befand, vor dem eine riesige schwarze Ledercouch mit dazu passenden Sesseln stand. Von der hohen Decke hing eine Art Kronleuchter, der aus Geweihen zusammengesetzt war, die hoffentlich nicht echt waren.

„Willkommen in Dallas’ kleinem Stück Himmel, Paris“, begrüßte sie Jenny, die ihnen in einer rosa Rüschenschürze und mit einem zuckersüßen Lächeln auf den Lippen entgegenkam.

„Danke für die Einladung, und Sie haben recht, hier ist es wirklich paradiesisch schön.“

„Warten Sie, bis Sie erst die Veranda und den Pool sehen, wo Sie beide nachher essen werden. Man hat von dort eine herrliche Aussicht und kann den Sonnenuntergang so richtig genießen.“

Dallas runzelte die Stirn. „Ich glaube, es ist besser, wenn wir im Esszimmer essen, draußen ist es immer noch recht heiß, und die Moskitos sind so groß wie Flugzeuge.“

Jenny winkte ab. „Ach was, Dallas, du bist auch überhaupt nicht romantisch. Wenn die Sonne untergeht, wird es gleich kühler, und es ist noch viel zu früh für Moskitos.“

Ein Essen bei Sonnenuntergang war zwar schön und gut, aber sie hatte wenig Lust auf Hitze und Moskitos. „Das Esszimmer passt schon.“ Jenny warf ihr einen enttäuschten Blick zu. „Na ja, die Veranda ist natürlich auch schön. Und der Sonnenuntergang wird sicher spektakulär“, lenkte Paris ein.

„Gut, dann decke ich auf der Veranda“, meinte Jenny, während sie sich wieder in die Küche zurückzog. „Das Essen ist bald fertig, und für Sie habe ich etwas ganz köstlich Vegetarisches gekocht, Paris. Dallas, führ doch deinen Gast mal durchs Haus. Sein Schlafzimmer ist besonders schön“, rief die ältere Dame und zwinkerte Paris dabei zu.

Warum sollte er ihr sein Schlafzimmer zeigen?

„Möchten Sie das Haus sehen?“, fragte Dallas sie lächelnd.

Solange er ihr im Boudoir nicht zu nahe kam, ja, denn sonst lief sie Gefahr, sich zu vergessen. „Gern.“

„Gut, kommen Sie mit.“

Wieder musste sie sich zwingen, nicht auf seinen Hintern zu starren, als sie hinter ihm die Treppe hinaufging. Oben angekommen gingen sie an mehreren geschlossenen Türen vorbei, ehe Dallas am Ende des Flurs vor einer Doppeltür stehen blieb.

„Sind Sie bereit? Hier findet all die Action statt!“

Paris hielt die Luft an. Doch statt eines großen Bettes erblickte sie lediglich einen riesigen Fernsehbildschirm, eine große altmodische Bar, ein paar runde Holztische und Stühle. Sie schlenderte zu einer Glasvitrine, die bis oben hin mit Pokalen, Gürtelschnallen und sonstigem Plunder gefüllt war. „Ist das hier die Dallas-Calloway-Ruhmeshalle?“

„Nicht wirklich“, erwiderte er. „Wenn es nach mir ginge, wären all diese Dinge in der großen Truhe in der Sattelkammer.“

Über die Schulter hinweg warf sie ihm einen Blick zu. „Sie sollten stolz darauf sein. Nicht viele Männer sind dreifache Weltmeister und hundertprozentige Cowboys.“

„Genau das hat Maria auch gesagt. Sie hat die Glasvitrine eingerichtet, nachdem das Haus fertig war.“ Mit diesen Worten stellte er sich neben sie.

„Sie beide stehen sich recht nah, was?“

„Ja, sie ist die einzige Mutter, die ich je wirklich hatte. Dann kam Jenny noch dazu, und jetzt habe ich zwei Mütter, allerdings auch doppelten Ärger. Sie meinen es zwar gut, aber manchmal umsorgen sie mich etwas zu sehr.“

„Sie kümmern sich ja anscheinend auch um die Partnersuche für Sie, oder?“

Grinsend blickte er zu ihr hinunter, und Paris bekam ganz weiche Knie. „Das versuchen sie immer, aber ich höre nicht auf sie, wenn es um meine weiblichen Begleiterinnen geht.“

Paris musste es nun einfach wissen, auch wenn es womöglich zu ihrem Nachteil war. „Und Sie haben nicht irgendwo eine Freundin, die auf Sie wartet?“

„Nein. Ich hatte mal ein paar feste Freundinnen, aber Rodeo und Beziehungen lassen sich nicht so gut vereinbaren.“

„Aber Sie reiten doch nicht mehr Rodeo, wollen Sie sich da nicht irgendwann mal niederlassen?“

Er hielt einen Moment inne und musterte sie aus seinen graublauen Augen, ehe er antwortete. „Erst, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.“

„Sie sind in dieser Gegend sicher heiß begehrt. Vermutlich sogar im ganzen Bundesstaat.“

„Ich bekam schon einige Angebote, aber ich weiß nie so recht, ob die Frauen an mir persönlich oder an meinen Finanzen interessiert sind.“

Oder an seinen herausragenden körperlichen Attributen. „Ich bin sicher, dass nicht gerade wenige sich wünschen, mit einem waschechten Cowboy auf einem Pferd dem Sonnenuntergang entgegenzureiten.“

„Wünschen Sie sich das?“

Paris errötete. Wenn er sie weiterhin so verführerisch anlächelte, würde sie sich noch viel mehr als das wünschen. „Bisher hatte ich es noch nie mit Cowboys zu tun, also muss ich die Frage verneinen.“

„Jetzt, wo Sie es mit einem zu tun haben, könnte es da sein, dass Sie Ihre Meinung ändern?“, wollte er wissen und trat ein Stück näher an sie heran.

Um Gottes willen, dieser Mann flirtete ja wie ein Teenager. Und sie reagierte wie ein pubertierendes Schulmädchen mit einem verlegenen Lächeln. „Das habe ich noch nicht entschieden. Ich sag Ihnen nach dem Abendessen Bescheid.“

„Und ich werde versuchen, Sie davon zu überzeugen, dass ein Cowboy nicht unbedingt etwas Schlechtes ist.“

Schweigend standen sie nebeneinander, wobei sich ihre Arme beinahe berührten. Die Spannung war zum Zerreißen, als sein Blick auf ihren Mund fiel. Paris hatte das Gefühl, dass er sie womöglich küssen würde, wenn sie auch nur eine kleine Bewegung in seine Richtung machte oder ihn sonst irgendwie ermutigte. Und sie wusste auch, dass sie ihn nicht davon abhalten würde.

Das Geräusch von sich nähernden Schritten holte Paris wieder in die Realität zurück, und sie drehte sich in dem Moment zur Tür, als Jenny erschien.

„Das Abendessen ist angerichtet. Kommt einfach raus auf die Veranda, wenn ihr mit dem fertig seid, was ihr gerade macht“, rief Jenny und warf ihnen einen vielsagenden Blick zu.

„Sollen wir gehen? Ich habe auf einmal großen Hunger“, wandte Paris sich an Dallas, sobald dessen Stiefmutter wieder gegangen war.

„Mir geht’s genauso. Zwar weniger auf Essen, aber …“

Paris lachte nervös. „In Ihnen steckt wohl ein kleiner, unanständiger Junge, was?“

„Da könnten Sie recht haben, aber glauben Sie mir, ich bin durch und durch Mann.“

Da hatte er gewiss recht. Paris wurde ganz heiß bei dem Gedanken, und sie zweifelte keinen Augenblick daran, dass er ihr das sicher beweisen wollte, wenn sie sich beim Abendessen erst mal besser kennengelernt hatten.

Sie ging ihm unter die Haut, und das konnte gefährlich werden. Auf keinen Fall wollte er ihr gegenüber die Kontrolle verlieren, obwohl das bereits beinahe geschehen war. Doch eine Frau würde sein Leben nur komplizierter machen, nein das brauchte er im Moment nicht. Diese Frau allerdings …

Dallas schob seinen leeren Teller von sich und beobachtete, wie Paris einen Schluck ihres zweiten Mint Julep nahm, den Jenny ihr gemacht hatte. Er selbst hatte sich für ein Bier entschieden. Wohlgemerkt nur eins, denn er durfte nicht den Kopf verlieren. Schweigend musterte er Paris’ wunderschöne Hände und malte sich aus, wie sie damit über seine nackte Brust strich und sich langsam über seinen Bauch weiter nach unten vorarbeitete. Bei dem Gedanken verspürte er ein wohlbekanntes Ziehen in der Leistengegend.

Was war nur mit ihm los? Diese Frau mit ihren fantastischen grünen Augen hatte ihn vom ersten Moment an, als er sie im Empfangsraum gesehen hatte, in ihren Bann gezogen. Und er schien sich nicht dagegen wehren zu können. Wie es wohl wäre, nackt neben ihr zu liegen. Hör auf! „Sind Sie schon lange Vegetarierin?“

Mit der Serviette tupfte sie sich den Mund ab, ehe sie antwortete. „Seit dem College. Ich wollte damals auf keinen Fall zunehmen, wie das so oft passiert, wenn man auf dem College ist. Als Teenager war ich nämlich etwas pummelig.“

„Soll das ein Witz sein?“

„Nein, es stimmt, ich war alles andere als schlank. Meine Familie ist viel umgezogen, und ich habe ziemlich darunter gelitten, weil ich nirgendwo Zeit hatte, echte Freundschaften zu schließen. Da habe ich angefangen, aus Kummer zu essen, und bald ernährte ich mich nur noch von Cheeseburgern und Pommes.“

„Das glaube ich erst, wenn Sie mir Beweisfotos von sich zeigen.“

Lachend schüttelte sie den Kopf. „Das werde ich ganz sicher nicht tun. Außerdem habe ich, glaube ich, sowieso alle Beweismittel vernichtet.“

Mit einem großen Schluck trank er sein Bierglas leer. „Wieso ist Ihre Familie so oft umgezogen?“

„Mein Vater war bei der Navy. Wir waren selten lange am selben Ort.“

„Haben Sie Geschwister?“

„Eine ältere Schwester. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Idaho, ganz in der Nähe meiner Eltern. Meine Eltern sind ziemlich stolz auf sie.“

„Und auf Sie nicht?“

Paris strich mit der Fingerspitze über den Rand ihres Glases. „Sagen wir mal, sie kommen mit meiner kreativen Art nicht so gut zurecht. Zumindest mein Vater nicht. Ihm wäre es lieber gewesen, ich wäre Krankenschwester oder Lehrerin geworden.“

„Aha, ein ganz traditioneller Mann, was?“

„Na ja, entweder man tat, was er wollte, oder man flog raus.“

Nachdem sie ihr Glas geleert hatte, zog sie ihren Blazer aus. Darunter trug sie ein ärmelloses , beinahe durchsichtiges Top, das Dallas’ Fantasie erneut anregte. Und auf einmal wurde ihm beinahe unerträglich heiß.

„Ich weiß absolut nichts über Rodeo, würde aber gerne mehr darüber erfahren. Und ich lerne schnell dazu.“

„Ich bin ein guter Lehrer“, erwiderte Dallas mit heiserer Stimme. Gott, als sie sich nun über den Tisch lehnte, konnte er die blasse Haut an ihrem Brustansatz sehen und musste sich zusammenreißen, nicht dorthin zu starren.

„Wann ist meine erste Lehrstunde?“

Am liebsten hätte er gesagt: heute Abend. Aber vermutlich war das keine so gute Idee. „Sie sagen mir wann und wo, und ich komme hin.“

Sie schien noch etwas hinzufügen zu wollen, verwarf es jedoch wieder und wechselte das Thema. „Ich bin wirklich überrascht von der Ranch. Eigentlich hatte ich erwartet, dass die Landschaft trocken und karg ist und nicht so grün und satt. Es ist wirklich schön hier.“

Das bist du auch, fügte Dallas im Stillen hinzu. Und die Tatsache, dass sie sich dessen, was sie in ihm auslöste, gar nicht bewusst war, machte sie für ihn noch anziehender.

„Wenn der Himmel beim Sonnenuntergang orange wird, leuchten die Mesquitebäume in allen Farben.“

Paris lächelte ihn an. „Wo wollen Sie die Lodge bauen?“

„Am östlichen Ende des Grundstücks. Wir haben dort etwa zwei Hektar für Texas Extreme vorgesehen.“

„Wie viel Hektar Land besitzen Sie?“

„Viertausend.“

Verblüfft riss Paris die Augen auf. „Wow, das ist ganz schön viel.“

Er musste sich zusammenreißen, um ihr nicht die goldene Haarsträhne, die ihr ins Gesicht gefallen war, von der Wange zu streichen. „Wir haben eine große Rinderherde. Was ich im Rahmen von Texas Extreme noch geplant habe, ist ein traditioneller Viehtrieb einschließlich Übernachtung unter den Sternen und Verpflegungswagen.“

„Das klingt ja super. Da würde ich auch gerne mitkommen.“

„Zuerst müssten Sie aber reiten lernen.“

„Gut, solange es ein gutmütiges Pferd ist, bin ich dabei.“

„Das kriegen wir hin. Ich habe einen ganz braven Wallach. Er ist so zahm, dass ihn ein Fünfjähriger reiten könnte. Aber irgendwie glaube ich, dass Sie ein Naturtalent sind.“

Paris’ Wangen röteten sich leicht. „Danke, aber das bezweifle ich.“

Dallas konnte sich das gut vorstellen. Ein paar moralisch bedenkliche Bilder erschienen vor seinem inneren Auge. „Das glaube ich Ihnen nicht. Ich bin mir sogar ganz sicher, dass Sie viele Dinge von Natur aus gut können.“

Verlegen senkte Paris den Blick. „Mir fällt da nichts ein.“

„Mir schon. Vermutlich hat Ihr Exmann diese angeborenen Fähigkeiten nur nie wirklich erschlossen.“

„Mein Exmann hat nach unserem ersten Ehejahr nur sehr selten irgendetwas erschlossen.“

Kurzentschlossen strich Dallas ihr die Haarsträhne aus dem Gesicht. „Was für ein Idiot. Haben Sie sich deshalb von ihm scheiden lassen?“

Plötzlich schien Paris sich unbehaglich zu fühlen. „Er war es, der sich von mir hat scheiden lassen, das habe ich Ihnen doch erzählt. Aber egal, ich sollte gehen, ehe es noch später wird.“

Es war ihm zwar nicht recht, dass sie schon gehen wollte, aber er hatte ganz offensichtlich einen Fauxpas begangen, indem er zu neugierig gewesen war. „Es ist noch nicht mal acht Uhr.“

„Ja, und ich muss noch bis nach San Antonio fahren.“

Paris taumelte ein wenig, nachdem sie vom Tisch aufgestanden war, und Dallas hielt sie einen Moment lang am Ellbogen fest. „Ist alles in Ordnung?“

„Ich bin wohl etwas müde. Dieser Drink ist mir direkt zu Kopf gestiegen.“

Wie erwartet hatten Jennys Mint Juleps ein weiteres unschuldiges Opfer gefordert. Er hätte Paris warnen sollen, langsam zu trinken, denn Jenny übertrieb es gern ein wenig mit dem Bourbon. „Immerhin haben Sie zwei davon getrunken.“

„Stimmt.“ Paris lächelte ihn unsicher an.

„Und das heißt, Sie sollten wirklich nicht mehr fahren.“

Ihr Blick wurde ernst. „Ich kann ja wohl schlecht hierbleiben.“

„Doch, das können Sie, und das werden Sie auch. Es gibt hier einige Gästezimmer. Suchen Sie sich eins aus.“ Wenn es nach ihm ginge, würde sie sich seins aussuchen. Aber eine seiner Grundregeln lautete, niemals eine Frau auszunützen, wenn sie zu viel getrunken hatte.

„Ich habe gar nichts dabei“, widersprach Paris. „Wenn ich mich ein wenig hinlege, geht es schon wieder.“

Das bezweifelte Dallas. „Warten wir es ab, aber ich werde Sie nur fahren lassen, wenn ich das Gefühl habe, dass Sie fähig dazu sind, und damit basta.“

Hiermit führte Dallas seinen Gast ins Haus und in den großen Wohnraum. Da er sich nicht sicher war, ob Paris es die steile Treppe hinauf schaffen würde, beschloss er, sie in sein Schlafzimmer zu bringen.

Sie gingen an der Küche vorbei, wo Jenny gerade das Geschirr aufräumte. Jetzt nur lieber nicht stehen bleiben, sonst musste er ihr womöglich noch erklären, wieso er Paris in sein Zimmer brachte. Er würde seiner Stiefmutter allerdings später noch die Leviten lesen wegen der starken Drinks, die sie für Paris gemixt hatte.

Im hinteren Teil des Hauses angekommen, ließ er Paris kurz los und öffnete die Doppeltüren, ehe er sie wieder unter den Arm fasste, um sie ins Zimmer zu geleiten.

Ihre Reaktion überraschte ihn. „Das ist ja wunderbar hier“, rief sie begeistert, lief zum Bett rüber und ließ sich darauf fallen. „Was für ein schönes Gästezimmer!“

„Es ist mein Zimmer“, murmelte er. „Ich wusste nicht, ob Sie es die Treppe hinaufschaffen würden.“

Wieder kicherte sie, als einer ihrer hohen Pumps, nachdem sie ihn abgestreift und weggekickt hatte, auf einer Kommode landete. „Versuchen Sie, meinen Ruf zu ruinieren, Sir?“

„Ich versuche, Sie davon abzuhalten, einen Unfall zu bauen. Stehen Sie bitte noch mal kurz auf, damit ich die Decke zurückschlagen kann.“

Widerspruchslos stand Paris auf, aber anstatt zur Seite zu treten, fiel sie ihm direkt in die Arme. Und dann tat sie genau das, was er den ganzen Abend hatte tun wollen, sich aber nicht getraut hatte. Sie küsste ihn direkt auf den Mund.

Mann, diese Frau sah aus wie eine Heilige, küsste aber wie eine Sünderin. Ja, sie war ein Naturtalent. Ihre Lippen waren weich und warm, und ihre Zunge streichelte ganz sanft über seine. Langsam ließ er seine Hände über ihren Rücken nach unten gleiten und hielt erst kurz über ihrem Po inne, was ihn allerdings große Mühe kostete.

Er wollte auf keinen Fall zu weit gehen, aber als sie ihren wohlgeformten Körper an seinen schmiegte, warf er alle gut gemeinten Pläne über den Haufen. Und je länger sie sich küssten und aneinanderpressten, umso mehr wollte er sie ins Bett ziehen oder sogar direkt hier auf dem Fußboden vernaschen.

Doch da trat Paris einen Schritt zurück und berührte mit den Fingerspitzen ihre Lippen, als habe sie sich verbrannt. „Ich bin normalerweise nicht so dreist.“

Ihm gefiel es, dass sie so dreist war. „Du bist einfach ein wenig beschwipst.“

„Ja, und dabei bin ich hierhergekommen, damit du mich einstellst“, erwiderte sie leicht lallend. „Und nicht, um zu trinken und mit dir rumzumachen.“

Plötzlich kam er sich wie ein sexbesessener Teenager vor. „Es war doch nur ein Kuss, Paris.“ Und was für ein unglaublicher Kuss! „Und ich hätte dich davon abhalten sollen.“

Paris sank auf das Bett. „Ich bin … normalerweise echt nicht so“, erklärte sie noch einmal kichernd, denn mittlerweile hatte sie auch noch einen Schluckauf bekommen.

„Das ist doch nicht so schlimm.“ Behutsam zog er sie noch mal auf ihre Füße und hielt sie fest, während er die Bettdecke zurückschlug. „Schlaf dich erst mal aus.“

„Okay“, meinte sie gähnend und legte sich hin. „Aber lass mich nicht zu lange schlafen, denn ich muss …“ Einen Moment lang fielen ihr die Augen zu, ehe sie sie noch einmal öffnete. „Mhm. Ich muss morgen irgendetwas tun, kann mich aber nicht mehr erinnern, was.“

Vermutlich würde sie einschlafen und erst am Morgen wieder aufwachen, und er würde in einem anderen Bett schlafen müssen, was ihm nicht leicht fiel, denn zu gerne hätte er sich neben sie gelegt. „Das Badezimmer ist da drüben. Fühl dich wie zu Hause.“

„Danke, Dallas Calloway“, flüsterte sie, während sie sich das Haargummi aus dem Haar zog. „Du bist ein anständiger Mann , und es tut mir leid, dass ich mich nicht wie ein wohlerzogenes Mädchen benommen habe.“

Nicht so ganz wohlerzogene Mädchen waren ihm sowieso lieber, dachte er, während er rückwärts zur Tür ging. Wie sexy sie aussah mit ihren langen, blonden Locken, die sich neben ihr auf dem Kissen kringelten. „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ruh dich jetzt aus.“

Schläfrig grinste sie ihn an und streckte sich. „Da ich vermutlich meine Chance auf den Job sowieso vermasselt habe, wäre es schön, wenn du mir noch einen Gutenachtkuss geben könntest.“ Mit dem Zeigefinger deutete sie auf ihre Wange. „Nur ein kleines Küsschen.“

Nein, er konnte nicht wieder zum Bett zurückgehen, denn er wusste, dass er ihr sicher mehr als nur ein Küsschen geben würde, wenn er das täte. „Ein Kuss reicht. Lass uns später reden, wenn du wieder nüchtern bist. Ich werde nach dir sehen.“

Er musste schnell hier raus, sonst würde er seinen animalischen Trieben zu guter Letzt doch noch nachgeben. Schnell verschwand er auf den Flur und zog die Tür hinter sich zu.

Zuerst einmal musste er sowieso mit Jenny reden. „Was, zum Teufel hast du in Paris’ Drinks getan?“, wollte er wissen, als er die Küche erreicht hatte.

Es war unglaublich. Jenny besaß wirklich die Frechheit, ihn überrascht anzusehen, als wüsste sie überhaupt nicht, was er meinte. „Schätzchen, ich habe sie so wie immer gemixt. Ein bisschen Minze, Zucker, Wasser und Bourbon. Und einen ganz kleinen Schuss Tequila.“

„Tequila?“ Darum hatten die Drinks bei Paris so eine starke Wirkung gezeigt.

„Ja, dadurch erhalten Juleps diesen ganz besonderen Kick, den alle so toll daran finden.“

„Der Tequila hat mein Date besoffen gemacht.“

Jenny grinste. „Dein Date?“

„Meinen Gast“, verbesserte sich Dallas.

„Vielleicht habe ich ein wenig zu viel reingemacht“, gab Jenny verlegen zu. „Aber ich dachte, dass Paris sich so ein wenig besser entspannen kann.“

„Verdammt noch mal, sie ist so was von entspannt. Sie schläft ihren Rausch in meinem Bett aus.“

„Wieso bist du dann hier?“

Dieselbe Frage hatte er sich auch bereits gestellt. „Weil ich sicherlich keine Frau verführen werde, die betrunken ist.“

Jenny lehnte sich an die Küchentheke. „Natürlich nicht, dafür bist du viel zu anständig. Aber morgen früh ist sie nicht mehr betrunken“, fügte seine Stiefmutter augenzwinkernd hinzu.

Ohne auf ihren Kommentar einzugehen, wandte Dallas sich zum Gehen. „Ich sehe noch mal kurz nach ihr und gehe dann nach oben.“

„Und ich mache für euch beide morgen früh ein herrliches Frühstück“, flötete ihm Jenny nach.

Auf dem Flur wäre er beinahe mit seiner anderen Stiefmutter zusammengestoßen. „Gute Nacht“, brummte er schnell. Jetzt nur weg von hier, ehe sie auch noch etwas zur Situation beitragen konnte.

Doch Maria packte ihn am Arm. „Wieso ist die Frau immer noch hier?“

Nein, noch einmal wollte er das alles nicht erklären. „Frag einfach Jenny“, entgegnete er und ging schnurstracks in Richtung seines Schlafzimmers davon.

Behutsam öffnete er die Tür. Paris lag ohne Bettdecke auf der Seite und trug nur noch einen weißen trägerlosen BH und ein schwarzes Spitzenhöschen.

Verdammt!

Vermutlich sollte er sich so schnell wie möglich vom Acker machen. Aber irgendwie wollte er sie in ihrem derzeitigen Zustand nicht die ganze Nacht allein lassen. Sollte er sich neben sie legen oder sich wie ein Gentleman verhalten, wozu ihn Maria erzogen hatte?

Leise ging er ins Badezimmer und zog sein Hemd und die Jeans aus. Er würde zwar im Schlafzimmer schlafen, aber auf der Couch. Mit Boxershorts und T-Shirt bekleidet, schlich er wieder ins Zimmer, um Paris nicht aufzuwecken. Als er am Bett vorbeiging, hielt er einen Moment inne, um noch einmal einen Blick auf diese wunderschöne Frau zu werfen.

Ihren Arm hatte sie unter dem Kopf abgewinkelt, und ihr Haar lag wie ein Fächer ausgebreitet auf dem Kissen. Sie sah irgendwie unschuldig aus, wie sie da so lag und schlief. Er musste sich eingestehen, dass es ihm sehr gefallen würde, morgen früh neben dieser Frau aufzuwachen. Sie war witzig, gescheit und hatte einen tollen Körper. Zu dumm, dass er sie nicht viel früher getroffen hatte, als er noch Zeit gehabt hätte, sie richtig kennenzulernen und so die Klausel im Testament seines Vater zu umgehen.

Leider war es dafür zu spät, es sei denn, er wollte einer Frau einen Antrag machen, die er erst vor ein paar Stunden kennengelernt hatte. Auf einmal erinnerte er sich an das, was seine beiden Stiefmütter angesprochen hatten.

Aber nein, das wäre zu sonderbar, mal abgesehen davon, dass Paris dem auch sicher nicht zustimmen würde.

Nach einer kurzen Dusche betrachtete er noch einmal kurz seinen hübschen Gast, ehe er das Licht löschte und sich auf die Couch legte. Er lag noch eine Zeit lang wach, denn die Sache mit dem Testament ging ihm nicht aus dem Kopf. Vermutlich war es am besten, wenn er sein Schicksal einfach akzeptierte. Sein jüngster Bruder würde die Ranch bekommen und leiten. Daran gab es nun nichts mehr zu rütteln. Es sei denn, ein Wunder geschähe …

Möglicherweise konnte er Paris ja doch überreden, wenn er es geschickt anstellte und wenn es sich für sie lohnen würde. Vermutlich würde sie ihn auslachen und gehen. Aber fragen konnte er sie ja mal, wenn er den Mut dazu aufbrachte. Mann, er hatte schließlich auf den wildesten Bullen der Welt geritten, da würde er es doch wohl fertigbringen, einer Frau ein Eheabkommen vorzuschlagen.

Erst mal darüber schlafen. Morgen früh würde er sich entscheiden.

Dallas war sich allerdings nicht so sicher, ob er überhaupt ein Auge zutun würde bei dem Gedanken an die verlockende Frau in seinem Bett.

3. KAPITEL

Paris blinzelte verschlafen, als sie von einem Sonnenstrahl geweckt wurde. Wo war sie? Vorsichtig drehte sie den Kopf zur Seite und sah sich um. Entsetzt riss sie die Augen auf, als sie Dallas mit offenem Hemd auf einem Stuhl sitzen sah. Er war gerade dabei, seine Stiefel anzuziehen. Sie hatte bei ihm übernachtet.

Nach und nach fiel ihr alles wieder ein. Sie hatten zusammen zu Abend gegessen, und sie hatte sich nach zwei Drinks betrunken gefühlt. Daraufhin hatte er sie ins Bett gebracht. Oh, und sie hatte ihn geküsst!

Sie war so verlegen, dass sie am liebsten die Decke über den Kopf gezogen und sich versteckt hätte, bis er verschwunden war.

Langsam setzte sie sich auf und lehnte sich gegen das Leder-Kopfende des Bettes. Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht und räusperte sich. „Wie spät ist es?“

Dallas blickte zu ihr hinüber und stand auf. Obwohl er sich sein Hemd sofort zuknöpfte, erhaschte Paris einen Blick auf seine gebräunte Brust und seinen flachen Waschbrettbauch. Sie schluckte. Der Mann hatte eine Figur wie gemeißelt.

„Kurz nach neun“, erwiderte Dallas. „Ich dachte schon, du schläfst bis Mittag.“

„Du hättest mich wecken sollen.“

„Das habe ich ja versucht.“

„Anscheinend nicht so richtig.“

„Du hast dich keinen Millimeter bewegt, selbst als ich dich ganz fest geschüttelt habe.“ Er lächelte sie schief an. „Wie geht’s deinem Kopf?“

„Ich fühle mich immer noch etwas benebelt.“ Allerdings nicht benebelt genug, um zu vergessen, wie peinlich sie sich benommen hatte.

„Möchtest du eine Aspirin haben?“, wollte Dallas wissen, während er sich das Hemd in die Jeans stopfte.

Auf einmal entdeckte Paris ihre Bluse und ihren Rock, die über dem Bettpfosten hingen. Hatte sie etwa in Unterwäsche geschlafen? Schnell zog sie die Bettdecke enger um sich herum. „Nein, nein, geht schon, aber danke. Ich sollte mich anziehen, damit ich heimfahren kann.“

Dallas lachte. „Es sei denn, du willst in Unterwäsche nach Hause fahren.“

Was, wenn sie sich nicht an alles erinnerte, was gestern Abend geschehen war? Aber konnte es wirklich sein, dass sie vergessen hatte … Verlegen lächelte Paris ihn an. „Äh, wir haben doch nichts …? Du weißt schon, was.“

Nachdem er seine Gürtelschnalle geschlossen hatte, kam er zu ihr ans Bett. „Leider war ‚du weißt schon was‘ nicht Teil des gestrigen Abends. Du hast dich zwar bis auf die Unterwäsche ausgezogen, aber ich habe nicht genau hingeschaut.“

„Den Satz habe ich definitiv schon mal gehört.“ Oh je, was, wenn er jetzt dachte, sie würde mit jedem Mann ins Bett gehen. „Von meinem Exmann“, fügte Paris schnell hinzu. „Und er hat sicher die Wahrheit gesagt, denn er hat mich die letzten Jahre unserer Ehe kaum mehr angesehen.“

„Klingt wirklich, als wäre dein Mann ein Vollidiot. Ist nicht böse gemeint.“

„Du hast recht. Ich habe mich aber gestern Abend auch vollkommen idiotisch benommen. Tut mir wirklich leid.“

Dallas ging zur Tür und schnappte sich einen beigefarbenen Cowboyhut, der an einem Haken dort hing. „Du hast einfach ein bisschen zu viel getrunken. Das kann passieren.“

„Mir aber nicht“, murmelte Paris kaum hörbar. „Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals so viel getrunken habe, dass ich mich ausgezogen und im Bett eines Fremden geschlafen habe.“

„Süße, da du nur in meinem Bett geschlafen hast, brauchst du dir keine weiteren Gedanken darüber zu machen.“

„Aber ich habe dich geküsst. Zumindest glaube ich das.“

Ein schelmisches Grinsen breitete sich auf Dallas Gesicht aus. „Oh ja, das hast du. Und darüber werde ich mich auch sicher nicht beschweren.“

Das war zumindest beruhigend. „Ich will nur klarstellen, dass ich so etwas vorher noch nie gemacht habe.“

„Du hast noch nie jemanden geküsst?“ Dallas schmunzelte.

„Ich habe noch nie jemanden geküsst, den ich gerade erst kennengelernt habe.“

„Schön, dass ich dein Erster war.“

„Ich find’s gut, dass du von mir nicht völlig angewidert bist.“

„Nichts an dir widert mich an, Schätzchen.“ Mit diesen Worten setzte er den Cowboyhut auf. „Bleib so lange im Bett, wie du willst. Ich komme gleich wieder.“

„Ins Bett?“ Oh, Mann, wieso hatte sie das gesagt?

Der Fauxpas schien ihn jedoch nicht weiter zu stören. „Ist das eine Einladung?“

Sie schüttelte energisch den Kopf, der immer noch wehtat. „Nein, nur ein Beweis dafür, dass ich manchmal rede, ohne vorher nachzudenken.“

Dallas zwinkerte ihr zu. „Das ist aber schade.“

Am liebsten hätte Paris ihm gesagt, dass sie sich das mit der Einladung noch mal überlegen würde. „Wo gehst du hin?“, fragte sie ihn stattdessen.

„Ich muss nach den Tieren sehen.“

„Ach, dann verabschiede ich mich nun lieber gleich, denn ich denke nicht, dass ich noch hier sein werde, wenn du zurückkommst.“

Autor

Kristi Gold
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