Die Prinzessin und der Milliardär

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Wer ist diese rassige Brünette? Aristos Nicolades lässt sie nicht aus den Augen. Unter falschem Namen hat sie sich auf den königlichen Empfang eingeschlichen, trinkt nervös einen Champagner nach dem anderen. Was hat sie vor - und vor allem: Warum fasziniert sie ihn so maßlos?


  • Erscheinungstag 11.02.2019
  • ISBN / Artikelnummer 9783733739416
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Der Graf und die Gräfin von Agiero.“

Einer der Leibgardisten kündigte die Ankunft des elegant gekleideten Paares an, das unmittelbar vor Aleksandra Dimitriou im Foyer des königlichen Ballsaals von Akathinia eingetroffen war. Die laute, perfekt akzentuierte Nennung der Namen erschreckte Aleksandra. Sie hatte insgeheim gehofft, durch ihr verspätetes Eintreffen unbemerkt in den Ballsaal schlüpfen zu können, wo Prinzessin Stella ihren fünfundzwanzigsten Geburtstag feierte. Doch die offizielle Ankündigung der Gäste dauerte ganz offensichtlich noch an. Sie hatte sich verkalkuliert. Woher sollte sie auch wissen, wie viel Zeit so etwas in Anspruch nahm. Schließlich war dies ihr erster Besuch bei einer Veranstaltung des Adels.

Das blaue Seidenkleid hatte sie sich bei einem Verleih für Designerkleidung ausgeliehen und eine exorbitante Summe dafür gezahlt. Die eleganten High Heels gehörten einer Freundin. Den Schmuck hatte sie günstig in einer Boutique erstanden. Und die Einladung war nicht einmal auf Aleksandras Namen ausgestellt.

Ich bin erledigt, dachte sie. In wenigen Augenblicken würde sie vor den Augen und Ohren des versammelten Hochadels auffliegen – ein gefundenes Fressen für die anwesenden Paparazzi, die hinter der Absperrung mit gezückten Kameras auf genau so eine Gelegenheit warteten.

Aleksandra sah sich schon mit Handschellen auf den Titelseiten der Boulevardblätter. Ein ungebetener Gast, dem es trotz aller Sicherheitsvorkehrungen gelungen war, sich unter die adlige Gesellschaft zu mischen. Eine entsetzliche Vorstellung! Was sollten die Bewohner ihres verschlafenen Heimatdorfes an der Küste von ihr denken? Sie könnte sich dort nicht mehr sehen lassen!

Ich muss hier raus, dachte sie. Zurück nach Stygos. Aus der Traum von Gerechtigkeit …

Doch es war zu spät. Ein Bediensteter forderte bereits lächelnd ihre mit dem Wappen der königlichen Familie versehene blau-goldene Einladungskarte.

Mit bebender Hand kam Aleksandra schließlich widerstrebend seiner Aufforderung nach.

Der Mann suchte den Namen auf der Liste, runzelte die Stirn, überflog die Liste nochmals und sah dann fragend auf. „Es tut mir sehr leid, aber Ihr Name steht offensichtlich nicht auf meiner Liste.“

Alex räusperte sich und setzte erstaunlich gelassen zu einer Erklärung an. „Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich die Einladung ursprünglich ablehnen musste. Dann konnte ich es heute Abend doch einrichten und habe kurzfristig eine Nachricht geschickt.“

Daraufhin überflog der Bedienstete eine weitere Liste, zückte sein Funkgerät, fragte nach und nickte dann zustimmend. „Okay, Sie stehen tatsächlich auf der ursprünglichen Liste.“ Er reichte die Karte weiter an den Soldaten in Gardeuniform. „Viel Vergnügen“, wünschte er Aleksandra.

Sie rang sich ein Lächeln ab und ging mit angehaltenem Atem weiter. Am Eingang zum Ballsaal blieb sie stehen und wartete auf ihre Ankündigung.

„Kara Nicholson.“ Die sonore Stimme hallte durch den großen Saal.

Nervös ließ Alex den Blick über die Menge schweifen. Bestimmt würde gleich jemand widersprechen, denn sie war ja gar nicht Kara Nicholson.

Doch sie hatte Glück. Niemand reagierte. Nur der Soldat musterte sie misstrauisch.

Alex atmete tief durch und betrat auf unsicheren Beinen den festlich geschmückten Saal, beschloss dann jedoch, zuerst den Waschraum aufzusuchen. Sorgfältig puderte sie sich das Gesicht. Äußerlich wirkte sie nun wieder völlig entspannt. Davon konnte jedoch in ihrem Inneren keine Rede sein.

Nur der verblüffenden Ähnlichkeit mit der schlanken, dunkelhaarigen, blauäugigen Millionärstochter Kara, die kürzlich im Hotel der Familie Dimitriou Urlaub gemacht hatte, war es zu verdanken, dass Alex nicht sofort aufgeflogen war.

Die Einladungskarte hatte sie zufällig in Karas Papierkorb gefunden. Ein Wink des Schicksals? Jedenfalls hatte Alex diese Gelegenheit impulsiv beim Schopf gepackt. Im Gegensatz zu Kara, die der High Society angehörte und wusste, wie man sich in diesen Kreisen bewegte, war Alex allerdings vollkommen unerfahren. Aber sie war lernfähig. Entschlossen mischte sie sich unter die eleganten Ballgäste, die Champagner tranken und sich angeregt unterhielten.

Der europäische Hochadel hatte sich hier eingefunden, um Stellas Geburtstag zu feiern.

Alex nahm sich ein Glas Champagner von einem Tablett und wagte sich weiter vor. Unauffällig hielt sie nach der Person Ausschau, die sie unbedingt sprechen wollte.

Der Champagner schmeckte köstlich und zeigte sofort seine Wirkung, denn Alex entspannte sich zusehends. Sie suchte sich eine ruhige Ecke, von wo aus sie den großen Ballsaal, der ganz in den Nationalfarben Blau und Gold geschmückt war, überblicken konnte. Das Wappen der Königsfamilie wurde auf den schwarzen Marmorboden projiziert. Es hatte den Anschein, als wäre er von Goldadern durchzogen. Antike Kristalllüster rundeten das elegante Szenario ab, ebenso wie die riesigen kostbaren Ölgemälde an den Wänden. Alex wurde schwindlig bei dem Versuch, die Werte in diesem Saal zu überschlagen. Surreal, dachte sie nur.

So surreal wie das Geheimnis, das ihre Mutter ihr nach fünfundzwanzig Jahren des Schweigens endlich verraten hatte. Sie war Hofdame bei Königin Amara gewesen und hatte eine lange Affäre mit König Gregorios gehabt, der inzwischen abgedankt hatte. Die Affäre hatte angedauert, bis Königin Amara misstrauisch geworden war und ihre Lieblingshofdame entlassen hatte.

„Der König ist dein Vater“, hatte sie Alex vor Kurzem beschämt anvertraut, nachdem sie ihre Tochter fünfundzwanzig Jahre lang in dem Glauben gelassen hatte, ihr Vater wäre Geschäftsmann gewesen und schon vor ihrer Geburt gestorben.

Geistesabwesend trank Alex noch einen Schluck des köstlichen Champagners. Niemals hätte sie ihrer stets aufrechten, wahrheitsliebenden Mutter eine heimliche Affäre mit dem verheirateten König zugetraut! Und noch eines war ihr mit diesem ungeheuerlichen Geheimnis schlagartig bewusst geworden: Sie hatte Geschwister! Wie sehr hatte sie sich dies immer gewünscht.

Ein trillerndes Lachen riss sie aus ihren Gedanken. Ihre schlanke blonde Halbschwester Prinzessin Stella, die in eine silberfarbene Robe gehüllt war, hielt in der Mitte des Ballsaals Hof. Fünf faszinierte junge Männer umringten die einer griechischen Göttin gleichende Prinzessin.

Mein Leben wäre völlig anders verlaufen, wenn meine Mutter mir gleich die Wahrheit erzählt hätte, dachte Alex. Ich bin ja auch eine Prinzessin …

Sie atmete tief durch. Wie würden ihre Halbgeschwister darauf reagieren, dass sie eine Schwester hatten? Und wie würde ihr schwerkranker Vater sie aufnehmen? Es war ihr ungeheuer wichtig gewesen, diesen persönlich kennenzulernen, und aus diesem Grund hatte sie sich unter falscher Identität zum Palast begeben.

Leider hatte er kürzlich einen weiteren Herzinfarkt erlitten und lag derzeit im Krankenbett. Alex wünschte sich so sehr, ihn besuchen zu dürfen.

Sie musste unbedingt mit König Nikandros sprechen! In diesem Moment entdeckte sie ihn, wie er sich an der Seite seiner Frau Sofia angeregt mit einer Gruppe von Gästen unterhielt.

Nach dem ersten Herzinfarkt hatte König Gregorios zugunsten seines Sohnes abgedankt. Akathinia befand sich seit dem Zeitpunkt quasi im Krieg mit seiner Nachbarinsel Carnelia. König Idas, der Herrscher dieser Insel, war entschlossen, Akathinia zu annektieren und der Gruppe der Catharischen Inseln zuzuführen, zu der Akathinia einst gehört hatte.

Daher herrschte eine hohe Sicherheitsstufe auf Akathinia. Und ohne die gestohlene Einladungskarte wäre es Alex niemals gelungen, auch nur in die Nähe von König Nikandros zu gelangen. Sie musste diese einmalige Chance nutzen!

Alex stellte das leere Glas auf ein Tablett, griff nach einem weiteren Glas Champagner und schritt entschlossen auf ihn zu. Natürlich konnte die königliche Familie gerade in dieser politisch unsicheren Lage keinen Skandal gebrauchen, doch darauf konnte Alex keine Rücksicht nehmen.

Aristos Nicolades lehnte lässig an einer der Säulen des vollen Ballsaals und beobachtete eine bildhübsche Brünette in einem sexy blauen Seidenkleid, die gerade das zweite Glas Champagner hinunterstürzte. Offensichtlich wollte sie sich Mut antrinken.

Was hat sie vor? überlegte er, während er den Blick bewundernd über die kurvenreiche Figur der zierlichen jungen Frau gleiten ließ. Da er genau hinter ihr in der Warteschlange gestanden hatte und die richtige Kara kannte, wusste er, dass diese Besucherin sich hier unter falschem Namen eingeschlichen hatte. Seine Neugier war geweckt, und er hatte sofort beschlossen, sie nicht aus den Augen zu lassen.

Sein Flug aus den Staaten hatte sich um eine Stunde verspätet, und eigentlich hatte Aristos auf den Ball zu Ehren der Prinzessin verzichten wollen, denn nach einer ausgesprochen anstrengenden Woche wollte er eigentlich nur noch schlafen. Doch sein Pflichtgefühl hatte mal wieder die Oberhand gewonnen. Es wäre unhöflich gewesen, dem Ball unentschuldigt fernzubleiben, nachdem der König ihm gerade die Lizenz für die Eröffnung eines Casinos in Akathinia erteilt hatte. Die Krönung meines Firmenimperiums, dachte Aristos stolz.

Dann konzentrierte er sich wieder auf die bildhübsche Brünette. Mit der wahren Kara hatte er in Las Vegas vor sechs Monaten eine heiße Nacht verbracht. Eine gewisse Ähnlichkeit war durchaus vorhanden, doch die junge Frau, die sich für Kara Nicholson ausgab, hatte mit ihren unschuldig dreinblickenden blauen Augen, dem schimmernden langen Haar fast etwas Engelhaftes. Er traute ihr nicht zu, in Idas’ Auftrag zu spionieren oder gar ein Attentat auf den König von Akathinia verüben zu wollen. Sicher sein konnte er sich allerdings nicht. In den vergangenen Monaten waren immer wieder Spione verhaftet worden.

Er war auf der Hut, zumal eine seiner Firmen für die Sicherheit der Königsfamilie und ihrer Gäste verantwortlich war.

Die falsche Kara war sichtlich nervös. Sie war ohne Begleitung erschienen und hatte sich bisher mit niemandem unterhalten. Offensichtlich kannte sie keinen der Gäste. Nur gelegentlich hatte sie einen unauffälligen Blick in seine Richtung geworfen – die Anziehung beruhte also auf Gegenseitigkeit – ihr Hauptaugenmerk lag aber eindeutig auf König Nikandros. Vielleicht schwärmte sie heimlich für ihn und rechnete sich Chancen aus, obwohl allgemein bekannt war, wie glücklich die Ehe von Sofia und Nikandros war. Oder handelte es sich vielleicht um eine Exgeliebte, die nicht akzeptieren konnte, dass der König sein Glück bei einer anderen Frau gefunden hatte?

Möglich, dachte Aristos. Die Kleine hatte etwas Verlorenes, Trauriges an sich.

Nun hatte sie anscheinend gespürt, dass sie beobachtet wurde, und sah direkt zu ihm hin. Verunsicherung lag in ihrem Blick, Ängstlichkeit. Seltsam. Aristos’ Neugier war nun erst recht geweckt. Zumal er auch Interesse in ihrem Blick las. Er hielt ihren Blick einen Augenblick länger fest, als es die Höflichkeit gebot. Die Luft zwischen ihnen schien zu knistern. Ihre Wangen nahmen einen verräterischen rosigen Schimmer an, bis sie schließlich schüchtern den Blick wieder abwandte.

Aristos wurde nicht schlau aus ihrem Verhalten und beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen. Er trank seinen Whisky in einem Zug aus, stellte das leere Glas ab und ging auf die falsche Kara zu.

Oje, er kommt direkt auf mich zu, dachte Alex, leicht panisch. Sie war mit dem festen Entschluss zu diesem Ball gekommen, ihren Vater kennenzulernen, bevor es für immer zu spät war. Auf einen heißen Flirt mit dem attraktivsten Mann, den sie je gesehen hatte, war sie nicht vorbereitet. Doch sie hatte gespürt, dass er sie seit ihrer Ankunft keine Sekunde lang aus den Augen gelassen hatte. Seine Neugier, welcher Art auch immer, war nicht zu übersehen.

Langsam fragte Alex sich, ob es ein guter Plan gewesen war, König Nikandros auf diesem Ball einfach anzusprechen. Kaum war es ihr gelungen, in seine Nähe zu kommen, wechselte er zur nächsten Gruppe – sehr frustrierend. Außerdem bezweifelte Alex langsam, dass ihr Vater überhaupt bereit wäre, sich mit ihr zu unterhalten. Wahrscheinlich war ihm ihre Existenz vollkommen gleichgültig.

Eine Wolke teuren Rasierwassers umhüllte sie plötzlich. Langsam wandte Alex sich um. Er überragte sie um mindestens 40 Zentimeter. Sein durchtrainierter Körper war beeindruckend, die dunklen Augen blitzten frech, der Dreitagebart wirkte sexy und männlich. Kein anderer Mann in diesem Ballsaal war auch nur annähernd so attraktiv.

„Ich frage mich gerade, wieso eine so bildhübsche Frau ohne Begleitung ist und den Champagner wie Wasser hinunterstürzt. Und statt wild zu spekulieren, dachte ich, ich könnte Sie ja lieber direkt fragen.“

Die tiefe Stimme umschmeichelte Alex wie eine Liebkosung. Verwirrt betrachtete sie das leere Glas in ihrer Hand. „Es ist erst mein zweites“, rechtfertigte sie sich.

„Innerhalb weniger Minuten.“

Alex wurde es heiß bei seinem lustvollen Blick.

„Trinken Sie sich Mut an?“, fragte Aristos unverblümt.

„Wie kommen Sie denn auf eine so absurde Idee?“, fragte sie heiser.

Er lächelte amüsiert. „So absurd finde ich die gar nicht. Immerhin sind Sie ohne Begleitung hier. Vielleicht fühlen Sie sich unbehaglich.“

Natürlich hatte er ins Schwarze getroffen. Doch Alex zuckte nur nonchalant die Schultern. „Ich bin geschäftlich hier, nicht zu meinem Vergnügen“, erklärte sie.

„Aber wir feiern hier einen Geburtstag. Da macht man doch keine Geschäfte.“

„Okay, ich habe mich falsch ausgedrückt“, versuchte Alex sich rauszureden. „Es handelt sich um eine persönliche Angelegenheit.“

„Vielleicht lässt die sich ja auch mit etwas Spaß verbinden.“ Erwartungsvoll lächelte er ihr zu. „Ich stelle mich gern zur Verfügung.“

Das glaubte sie ihm aufs Wort, denn seine sexy Ausstrahlung hatte sie in den Bann gezogen. „Wirklich?“

„Ja, etwas Ablenkung täte mir sicher gut.“ Er schaute ihr tief in die Augen. „Insbesondere mit der schönsten Frau in diesem Ballsaal“, fügte er schmeichelnd hinzu.

Alex durchlief ein heißer Schauer. „Die schönste Frau hier ist die Prinzessin“, widersprach sie leise.

„Im Gegensatz zu Ihnen wirkt die Prinzessin aber kühl und unnahbar.“

„Tut mir leid, aber ich stehe nicht zur Verfügung“, entschied sie betont abweisend, obwohl sein heißer Blick ein loderndes Feuer in ihr entfacht hatte.

„Weil Sie es auf einen anderen Mann abgesehen haben“, vermutete er umgehend.

„Ich muss nur dringend mit ihm sprechen, dann bin ich wieder weg.“

„Aber einen Tanz schenken Sie mir doch.“ Erwartungsvoll streckte er die Hand nach ihr aus. „Dann lasse ich Sie gehen.“

Es wäre unhöflich gewesen, ihm einen Korb zu geben. Der König unterhielt sich sowieso gerade besonders angeregt, da wollte sie nicht stören. „Okay“, stimmte sie daher zu und legte ihre Hand in die ihres Gegenübers.

„Ich heiße Aristos“, raunte er. „Und Sie?“

Alex zuckte zusammen, fasste sich jedoch gleich wieder. „Kara“, behauptete sie leise und hoffte, die Rolle durchzuhalten. Kein leichtes Unterfangen, denn Aristos’ sexy Ausstrahlung vernebelte ihr den Verstand.

Hand in Hand bahnten sie sich den Weg zur Tanzfläche und bewegten sich bald zu den Klängen eines sinnlichen Jazzsongs, als hätten sie nie etwas anderes getan. Aristos hatte ihre Taille umschlungen und zog Alex eng an sich.

Der große Mann entpuppte sich als fantastischer Tänzer, wie Alex beeindruckt feststellte.

„Woher kennen Sie die Prinzessin eigentlich?“, fragte er unvermittelt.

Sie zuckte zusammen. Die Wahrheit musste sie für sich behalten. „Wir sind befreundet.“ Das hatte Kara ihr anvertraut. „Wir treffen uns häufig bei Veranstaltungen unserer Stiftungen“, erläuterte sie, ohne mit der Wimper zu zucken.

„Aha. Und was treiben Sie sonst so?“

Alex überlegte verzweifelt. Ihr fiel nichts Plausibles ein. „Für andere Sachen bleibt keine Zeit. Mein Vater hat viele wohltätige Stiftungen gegründet. Die Arbeit füllt mich völlig aus.“

„Wo leben Sie denn?“

„In Texas.“

„Das hört man aber nicht heraus.“

Langsam, aber sicher wurde es ungemütlich. „Ich bin so viel unterwegs, da habe ich meinen Südstaatenakzent wohl verloren“, behauptete Alex schließlich.

Aristos lächelte. „So geht es mir auch.“ Geschickt ließ er sie eine Pirouette drehen. „Woher stammen Sie denn in Texas?“ Er ließ nicht locker.

„Dallas.“ Eine andere Stadt fiel ihr so schnell nicht ein.

„Das ist die Heimatstadt von J.R. Ewing.“

Alex nickte. „Genau.“ Zeit den Spieß umzudrehen. „Woher kennen Sie Stella eigentlich?“

„Ich bin ein Geschäftspartner ihres Bruders.“

„Ja?“

„Mir gehören einige Hotels und Casinos.“

Das konnte Alex sich gut vorstellen. „Ein interessantes Geschäft“, befand sie.

„Ja, durchaus. Ganz überzeugt scheinen Sie aber nicht zu sein, Kara.“ Fragend musterte er sie.

„Na ja, in Casinos wird den Leuten das Geld aus der Tasche gezogen. Sie machen sich die Schwäche der Spieler zunutze.“

„Ich zwinge niemanden, meine Casinos zu betreten“, gab er zu bedenken.

„Mag sein, aber kennen die Spieler ihre Grenzen? Wissen sie, wann es Zeit wird aufzuhören?“

„Die meisten schon. Aber in letzter Zeit habe ich es auch mit Leuten zu tun, die völlig unverantwortlich handeln. Wir sind doch letztendlich alle für das verantwortlich, was wir tun.“

Stimmt. Alex wurde es langsam mulmig zumute. Sie riss sich zusammen. „Aber wir sind auch Idealisten, oder? Wir wollen für alle nur das Beste.“

„Von der Sorte gibt es heutzutage leider nur noch wenige“, gab Aristos zu bedenken.

Alex zog es vor zu schweigen und ließ es zu, dass er sie noch enger an sich zog. Sie spürte seinen harten Körper an ihrem. Das Kinn hatte Aristos auf ihren Kopf gestützt. Sehnsüchtig schmiegte sie sich an den sexy Mann, löste sich dann jedoch widerstrebend von ihm, als die Musik im nächsten Moment verstummte. So einen Mann würde sie wohl nie wieder treffen.

„Noch einen Tanz.“ Aristos schaute ihr tief in die Augen.

Natürlich hätte sie ablehnen sollen, doch es war so unglaublich erregend, in seinen Armen zu liegen, den sexy Körper an ihrem zu spüren. Die Versuchung war einfach zu groß. Also nickte Alex stumm. Der König unterhielt sich sowieso noch immer angeregt mit denselben Leuten. Noch ein Tanz konnte wohl keinen Schaden anrichten, oder?

Also zog Aristos sie wieder an sich. Harmonisch bewegten sie sich zu den sinnlichen Klängen der Band übers Parkett.

Als wären wir eins, dachte Alex verträumt. Seine Sinnlichkeit machte sie fast willenlos. Fast unmerklich hatte er eine Hand weiter nach unten gleiten lassen, und Alex ließ es geschehen. Sie lag in den Armen des verführerischen Helden, den sie bisher nur aus Liebesromanen kannte. Warum durfte sie nicht noch ein wenig länger träumen? Nur noch dieser Tanz, dachte sie. Dann würde sie versuchen, mit dem König zu reden, und danach den Ball verlassen. Ihren Traummann würde sie wohl nie wiedersehen.

Schließlich löste sie sich etwas von ihm und bemerkte, dass er sie unbemerkt zum anderen Ende des Saals geführt hatte, wo die Terrassentüren weit geöffnet waren.

Sein amüsiert blitzender Blick verriet, was Aristos vorhatte.

„He, ich habe doch gesagt, dass ich nicht als Ablenkung zur Verfügung stehe“, widersprach sie heiser.

„Aber dein Körper verrät das Gegenteil.“ Er neigte den Kopf und begann, sie leidenschaftlich zu küssen. Wehrlos lag sie in Aristos’ Armen und gab sich ganz seinem verführerischen Spiel hin. Heißes Verlangen durchströmte ihren Körper, als sie spürte, wie erregt Aristos war. „Stopp, Aristos!“, wisperte sie atemlos an seinem Mund.

Widerstrebend beendete Aristos den Kuss und schaute ihr tief in die vor Lust dunklen Augen. Zufrieden lächelte er schließlich.

Er weiß ganz genau, was er angerichtet hat, dachte Alex und versuchte, ihn energisch von sich zu schieben. Keine Chance. Nun ließ er beide Hände über ihren Körper gleiten, umfasste dann ihren Po und presste Alex an sich.

„Was fällt dir ein?“, protestierte sie.

„Ich taste dich nach Waffen ab.“

„Wie bitte?“ Diese Behauptung musste sie erst mal verdauen. „Wie kommst du darauf, dass ich eine Waffe tragen könnte?“, fragte sie perplex.

Ungerührt tastete er sie nochmals ab. Die intime Berührung trieb ihr die Schamesröte ins Gesicht. „Sag du es mir, Kara!“

Sein anzüglicher Tonfall gefiel ihr ganz und gar nicht. Er hat die ganze Zeit gewusst, dass ich nicht Kara bin, dachte sie entsetzt und befreite sich energisch aus seinem Griff. „Du weißt also, dass ich nicht Kara bin“, stieß sie leise hervor.

„Du hast es erfasst, Engelchen. Verrätst du mir, was du hier willst und warum du Kara Nicholsons Identität angenommen hast?“

„Wie hast du es bemerkt?“

„Lass mich mal überlegen: Dein Akzent hat dich verraten, außerdem kommt Kara aus Houston, nicht aus Dallas. Na ja, und dann kenne ich Kara ziemlich gut.“ Sein anzüglicher Blick ließ keinen Zweifel zu.

Verflixt! Alex machte kurz die Augen zu. Aristos hatte mit Kara geschlafen! Ich bin erledigt, dachte sie. Forschend sah sie ihn an. „Warum hast du mich nicht schon bei der offiziellen Ankündigung der Gäste auffliegen lassen? Du hast doch direkt hinter mir gestanden.“

„Ich wollte erst mal abwarten, was du vorhast.“

„Und was habe ich vor?“ Provozierend musterte sie ihn.

„Das weiß ich noch nicht genau. Aber immerhin befinden sich Akathinia und Carnelia miteinander im Krieg.“

Alex sah ihn ungläubig an. „Hältst du mich für eine Spionin? Oder traust du mir etwa ein Attentat zu?“

„Wenn jemand sich unter falschem Namen auf einer Feier der Königsfamilie einschleicht, schrillen bei mir die Alarmglocken“, antwortete er ausweichend.

„Und da hast du dir gedacht, der Sache höchstpersönlich auf den Grund zu gehen. Offensichtlich hat es dir auch noch Spaß gemacht.“

„Ebenso wie dir.“ Aristos lächelte frech. „Spaß beiseite, mein Team ist heute für die Sicherheit hier verantwortlich“, erklärte er. „Solange ich nicht weiß, wer du wirklich bist, werde ich dich keine Sekunde lang aus den Augen lassen.“

Alex ballte die Hände zu Fäusten. „Das wird dir noch leidtun“, stieß sie wütend hervor.

„Willst du mir drohen?“, fragte er amüsiert. „Keine Chance. Ich glaube, du warst mal die Geliebte des Königs. Er hat dich verlassen. Jetzt willst du versuchen, ihn wieder für dich einzunehmen. Der König ist aber total verknallt in seine Frau. Er denkt gar nicht daran, sich eine Geliebte zu nehmen.“

Alex schüttelte nur den Kopf. „Du musst den Verstand verloren haben.“

„Im Gegenteil. Du bist nur eine von vielen, die alle möglichen Tricks anwenden, um ihr Glück bei dem König zu versuchen. Vergebene Liebesmühe, Engelchen, selbst wenn du die schönste Frau in diesem Ballsaal bist.“

Alex kochte vor Wut. „Ich bin hier, um eine Privatangelegenheit mit dem König zu besprechen“, stieß sie hervor.

„Und dazu musstest du eine falsche Identität annehmen?“

„Ja, es ist ziemlich kompliziert.“

„Dann erklär es mir!“

„Nein. Das geht dich nichts an.“

„Es geht mich sehr wohl etwas an. Wenn du keine plausible Erklärung hast, lasse ich dich in Handschellen abführen.“

„Das wagst du nicht.“

„Willst du es darauf ankommen lassen?“

Wortlos wandte Alex sich ab und ging einige Schritte. Natürlich folgte er ihr. „Okay, ich habe getrickst, um eingelassen zu werden. Aber sonst hätte ich doch nie eine Chance gehabt, mit dem König zu sprechen. Bitte, Aristos, es ist wirklich sehr wichtig, dass er mich anhört. Kannst du mich bitte gleich zu ihm bringen? Dafür wäre ich dir unendlich dankbar.“

„Erst muss ich wissen, wer du bist und was du von ihm willst.“ Aristos ließ sich nicht erweichen.

„Das kann ich dir nicht sagen.“

Autor

Jennifer Hayward
<p>Die preisgekrönte Autorin Jennifer Hayward ist ein Fan von Liebes- und Abenteuerromanen, seit sie heimlich die Heftromane ihrer Schwester gelesen hat. Ihren ersten eigenen Liebesroman verfasste Jennifer mit neunzehn Jahren. Als das Manuskript von den Verlagen abgelehnt wurde und ihre Mutter ihr empfahl, zunächst mehr Lebenserfahrung zu sammeln, war sie...
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