Die Rückkehr des verruchten Dukes

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Über Miss Prudence Clifford sagt man, sie sei so langweilig wie ihr Name. Fast glaubt sie es – immerhin ist sie fünfundzwanzig und ledig. Doch ihr Leben gerät aus den Fugen, als sie eines Nachts in ihrer Küche vom verruchten Duke of Heartland überrascht wird! Garrick Chauntry ist aus der Verbannung zurückgekehrt, und man erzählt sich, er sei ein schändlicher Schurke und Spion. Obwohl sie so verschieden sind, kommen Prudence und der Duke sich bei Kerzenlicht näher, es entsteht tiefes Vertrauen – und bald unbezwingbare Lust! Die pflichtbewusste Pru steht vor der Wahl zwischen Anstand und Leidenschaft …


  • Erscheinungstag 15.10.2024
  • Bandnummer 412
  • ISBN / Artikelnummer 9783751526746
  • Seitenanzahl 256
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Die Uhr schlug Mitternacht, und Prudence Clifford war noch immer hellwach. Es war außergewöhnlich warm für April, und ein willkommener kühler Luftzug wehte durch das offene Fenster und wirbelte um die Vorhänge aus Musselin.

Hinter Pru lag ein arbeitsreicher Tag. Den gesamten Vormittag hatte sie den Ärzten auf der Krankenstation für Arme und Bedürftige von Bath assistiert. Anschließend hatte sie ihre Tante zum Einkaufen in die Milsom Street begleitet und alle Dinge in die Wege geleitet, die es im Haushalt zu regeln gab. Nachdem ihre Tante, Mrs. Clifford, sich kurz nach dem Dinner zurückgezogen hatte, war Pru im Wohnzimmer geblieben, um ein Buch zu lesen, das sie sich kürzlich in der Leihbücherei ausgesucht hatte. Die Handlung mochte zwar ein wenig albern sein, aber die Abenteuer, die den Heldinnen in den Schauerromanen widerfuhren, gefielen ihr immer. Ihre eigene Welt erschien ihr im Vergleich dazu sehr langweilig. Sie war auch selbst langweilig. Das wusste sie, weil man sie so beschrieben hatte.

Der Vorfall hatte sich bei der letzten Festivität ereignet, die sie besucht hatte, bevor sie nach Bath gekommen war. Das lag fast vier Jahre zurück, doch sie hatte es nie vergessen. Sie hatte mit einem jungen Gentleman getanzt, der zu Besuch in Melksham war, und später hörte sie ihn mit seinen eleganten Freunden über sie reden: „Ach, ihr meint Miss Prudence Clifford, eine Dame, die so langweilig ist wie ihr Name!“

Für Pru war gerade erst die Trauerzeit um ihren geliebten Bruder Walter zu Ende gegangen, und die abfälligen Worte des Gentleman hatten sie sehr tief getroffen.

Walter war kurz nach seinem einundzwanzigsten Geburtstag bei einem Reitunfall ums Leben gekommen. Das war für die ganze Familie ein schwerer Schlag gewesen, ganz besonders aber für Pru. Vom Alter her trennten sie kaum zwölf Monate, und es war Pru, die Walter in den letzten Wochen seines Lebens pflegte. Der Schmerz und die Trauer über seinen Tod hatten sie nie verlassen. Durch den Verlust des Erben würde Papas Vermögen überdies an einen entfernten Cousin übergehen, und Prus Eltern erwarteten von ihr als der ältesten von vier Töchtern, dass sie eine gute Partie machte.

Doch Prudence konnte in größerer Gesellschaft oder bei Festen nie glänzen. Ihre Körpergröße machte sie schüchtern. Sie war zu zurückhaltend, und die Worte des jungen Gentleman kamen ihr zutreffend vor. Als einige Wochen später Tante Minerva, die Witwe von Papas einzigem Bruder, nach einer Gesellschafterin suchte, die mit ihr in Bath leben sollte, bot Pru ihre Dienste an und gab damit ihren jüngeren und viel lebhafteren Schwestern die Möglichkeit, sich auf dem gesellschaftlichen Parkett zu bewähren.

Pru hatte diese Entscheidung nie bereut. Zwei ihrer Schwestern hatten sich sehr bald verlobt, und sie freute sich aufrichtig für sie. Jetzt, mit fünfundzwanzig Jahren, hatte sie alle Hoffnungen auf eine Ehe aufgegeben, und das Leben in Bath gefiel ihr recht gut. Tante Minerva war die Liebenswürdigkeit in Person und eine äußerst anspruchslose Gefährtin. Sie hatte keinerlei Einwände, dass sich ihre Nichte für zahlreiche wohltätige Zwecke engagierte. Sie erlaubte ihr sogar, an zwei Vormittagen in der Woche in der Krankenstation für Bedürftige zu helfen. Jetzt war Pru nicht nur langweilig, sie erfüllte auch eine ehrenwerte Aufgabe. Ein sehr erniedrigender Gedanke.

Sie war gerade tief in ihre Lektüre versunken – an einer spannenden Stelle, an der sich die Heldin allein in ein Spukhaus wagte –, als sie plötzlich durch ein dumpfes Geräusch gestört wurde. Es hörte sich an, als käme es aus dem Haus von Mrs. Triscombe, das ein paar Türen weiter lag. Die Witwe war berüchtigt für ihre regelmäßigen Kartenabende, die bis weit in den Morgen hinein dauerten. Pru hätte das Geräusch ignoriert, wenn sich nicht der dünne Vorhangstoff am Fenster nach oben gebläht hätte, als ob gerade die Außentür geöffnet worden wäre.

Sie warf einen Blick auf die Kaminuhr. Es war fast ein Uhr. Die vorgerückte Stunde verleitete sie allerdings nicht zu der Annahme, dass es sich bei der Störung um Eindringlinge oder Gespenster handelte. Vielmehr dachte sie, dass der Diener zurück ins Haus oder aus dem Haus geschlichen war. Sie konnte jedoch nicht sicher sein, bevor sie unten nach dem Rechten gesehen hatte.

Sie zündete eine Kerze an und ging damit die Treppe hinunter. Die Eingangstür war fest verriegelt. Also begab sie sich hinunter in das Untergeschoss. Dort befand sich außer der Küche und der Vorratskammer nur das Zimmer von Nicholas, dem einzigen Diener. Aus Nikolas’ weit geöffneter Tür drangen Licht und lautes Schnarchen. Als Pru einen Blick hineinwarf, sah sie den Mann vollständig bekleidet auf dem Bett liegen, wobei sein rechter Arm schlaff über einer leeren Brandyflasche hing, die darunter auf dem Boden lag.

Pru betrat das Zimmer und rüttelte Nicholas, der nur mit den Schultern zuckte und leiser weiterschnarchte. Sie runzelte die Stirn und warf verärgert einen Blick in Richtung der Küche, in der noch Licht brannte. Wenn der Diener die Küchenlampen brennen ließ, war es sehr wahrscheinlich, dass er auch die untere Außentür nicht verriegelt hatte. Pru schürzte die Lippen, umklammerte den Kerzenständer etwas fester und ging in die Küche.

Die Tür war fest verschlossen, was sie erleichtert hätte, hätte nicht ein Fremder am Tisch gesessen …

2. KAPITEL

„Was haben Sie hier zu suchen?“

Prus empörter Ausruf ließ den fremden Mann aufblicken. Ihr erster Gedanke war, dass es sich um einen Freund von Nicholas handelte, doch sie änderte rasch ihre Meinung. Ein modischer Kastorhut mit lockiger Krempe lag neben ihm auf dem Tisch, und der dunkle Gehrock war perfekt auf die breiten Schultern zugeschnitten. Seine weiße Seidenweste war kunstvoll bestickt, und als er den Kopf hob, glitzerte ein Diamantnadelkopf aus den Falten seines zerknitterten Krawattentuchs. Trotz seines fragwürdigen Zustands und der dunklen Stoppeln in seinem Gesicht ließ sich sofort erkennen, dass er kein Dienstbote war.

Er stand nicht auf, sondern starrte sie nur an. „Die Tür stand offen.“

„Das mag ja sein, aber das entschuldigt nicht, dass Sie hier einfach eingedrungen sind.“

„Ich bin die verdammte Treppe hinuntergefallen! Da die Tür offen war, dachte ich, ich könnte genauso gut hier hereinkommen, anstatt wieder nach oben zur Haustür zu gehen.“

„Aber es ist ein Uhr nachts!“, entgegnete sie.

„Jawohl. Die Nacht ist noch jung.“

Aus seiner lallenden Sprechweise schloss sie, dass er nicht ganz nüchtern war. Sie blies ihre Kerze aus und stellte sie auf den Tisch.

„Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie das Haus auf demselben Weg, den Sie gekommen sind, wieder verlassen würden. Und zwar unverzüglich“, sagte sie frostig.

„Oh, auf gar keinen Fall. Sie müssen wissen, dass ich dringend Ablenkung brauche.“

Er richtete sich auf, und Pru machte schnell einen Schritt zur Seite, damit die ganze Breite des Küchentisches zwischen ihnen war.

„Gehen Sie!“, befahl sie dem Mann. „Raus hier!“

„Ah, Sie denken, ich habe kein Geld.“ Er warf einen Blick auf seine Kleidung. „Ich gebe zu, ich bin ein wenig verdreckt von dem Sturz. Dennoch können Sie sicher sein, dass ich für meine Vergnügungen bezahlen kann.“ Er warf einen schweren Geldbeutel auf den Tisch. „Na, macht das meine Anwesenheit akzeptabler?“

„Nicht im Geringsten“, erwiderte Pru. „Wenn Sie ein Gentleman wären, würden Sie auf der Stelle verschwinden.“

„Nun, das bin ich aber nicht. Ich bin ein Duke …“

Sie lachte verächtlich. „Umso schlimmer!“

„Um Himmels willen, Madam! Ich bin doch nur zum Spielen hergekommen.“

Er machte einen Schritt auf Pru zu, und sie schnappte sich den Schürhaken von der Feuerstelle und schwang ihn in die Luft.

„Bleiben Sie mir vom Leibe!“, warnte sie ihn. „Wenn Sie nicht sofort verschwinden, rufe ich meinen Diener.“

Der Fremde blickte finster drein. Sein schwarzes Haar war ihm in die Stirn gefallen, und ärgerlich schob er es mit einer Hand zurück.

„Zur Hölle, Madam! Ich habe wahrlich nicht vor, Ihre Tugend zu rauben! Ich will Karten spielen.“

„Karten?“ Obgleich Pru etwas dämmerte, ließ sie den Schürhaken nicht sinken. „Dann sind Sie im falschen Haus.“

Er starrte sie fragend an. „Ist das etwa nicht das Haus von Sally Triscombe?“

„Nein, ganz bestimmt nicht.“

„Teufel und Verdammnis! Ich scheine von einem Fluch verfolgt zu werden!“

Obgleich seine Ausdrucksweise sie zusammenzucken ließ, bemühte sie sich um Gelassenheit. „Sehr wahrscheinlich, aber nicht hier. Und jetzt gehen Sie bitte.“

Dieser Entgegnung schenkte er keine Beachtung.

„Wir sind aber in der Kilve Street, nicht wahr?“ Er rieb sich mit einer Hand über die Augen. „Und Sally Triscombe hat hier ein Haus – eine verwitwete Lady, die sehr attraktiv und zuvorkommend sein soll, wie ich gehört habe“, fügte er hinzu.

„Wie können Sie es wagen, mir zu unterstellen, ich würde eine solche Person kennen?“

„Wollen Sie mir etwa weismachen, sie nicht zu kennen?“

Pru biss sich auf die Unterlippe. Natürlich hatte sie Gerüchte gehört, aber keine anständige Lady würde solche Dinge mit einem fremden Mann besprechen.

Er blickte sie erwartungsvoll an.

„Ich glaube, eine solche Person könnte in dem Haus zwei Türen weiter wohnen“, antwortete sie vorsichtig.

Er nickte, doch diese Bewegung schien ihn ins Schwanken zu bringen.

„Ich bitte um Verzeihung“, sagte er und legte die Hände auf den Tisch, um sich abzustützen. „Ich bin verdammt betrunken, müssen Sie wissen.“

„Das habe ich mir schon gedacht.“ Gütiger Himmel, was war in sie gefahren, mit diesem Mann zu reden?

„Seit dem Morgengrauen habe ich mit Freunden getrunken.“

„Ihre ausgelassenen Feiern interessieren mich nicht.“

„Oh, ich habe nicht gefeiert“, beteuerte er und schürzte die Lippen. „Ich habe meine Sorgen ertränkt, auch wenn ich das meinen Freunden nicht erzählt habe.“

Pru hörte ihm nicht mehr richtig zu. Er hatte den Kopf gesenkt und schien sich kaum noch auf den Beinen zu halten.

„Wann haben Sie das letzte Mal gegessen?“, fragte sie.

„Ich kann mich nicht erinnern. Heute noch nichts. Am Morgen haben wir unser Fasten mit Wein gebrochen …“

„Gütiger Himmel!“ Sie winkte ihn zum Stuhl zurück. „Setzen Sie sich.“

„Was?“

„Sie müssen etwas essen, bevor Sie irgendwohin gehen können.“

„Unsinn!“

„Glauben Sie mir, das ist jetzt nötig“, sagte sie mit Nachdruck. „In Ihrem momentanen Zustand kommen Sie nicht weiter als ein paar Meter. Da würde ich jede Wette eingehen. Es ist viel wahrscheinlicher, dass Sie zusammenbrechen und von Straßenräubern ausgeraubt werden. Setzen Sie sich hin, und Sie bekommen etwas zu essen.“

Mühsam hob er den Kopf und sah sie an. „Warum tun Sie das?“

„Weil ich nicht Ihren Tod auf dem Gewissen haben möchte!“

Achselzuckend ließ er sich zurück auf den Stuhl sinken. Pru holte eilig ein paar Vorräte aus der Speisekammer. Nachdem sie dem Fremden Messer und Gabel hingelegt hatte, stellte sie einen Teller mit einer Scheibe Wildpastete, Brot, Käse und ein Glas mit Essiggurken auf den Tisch. Anschließend begann sie, Schinken von der Keule abzuschneiden.

„Setzen Sie sich zu mir?“, fragte er.

„Nein.“

„Aber Sie bleiben bei mir?“

„Ich habe nicht die Absicht, Sie hier allein zu lassen.“ Wer weiß, welchen Unfug Sie anstellen? Sie legte ihm drei dicke Scheiben Schinken auf den Teller. „So. Fangen Sie an zu essen, und ich hole Ihnen einen Krug Bier.“

„Was, keinen Wein?“

„Ich möchte Sie nüchtern machen, nicht noch betrunkener.“

„Dann schenken Sie sich wenigstens selbst etwas ein.“

Pru wollte gerade eine spöttische Antwort geben, hielt jedoch inne, weil sie bemerkte, dass sie tatsächlich eine Stärkung gebrauchen konnte.

Fünf Minuten später saß sie dem Mann am Tisch gegenüber und nippte an einem kleinen Glas Bier, während er sich an den Speisen labte, die sie ihm hingestellt hatte. Wie pragmatisch und fantasielos ich doch bin! Wie gewöhnlich. Die Heldin ihres Schauerromans wäre bestimmt in Ohnmacht gefallen, hätte sie einen Eindringling in ihrem Haus vorgefunden. Ganz sicher hätte sie ihn nicht mit den besten Vorräten aus der Speisekammer gefüttert. Sie schmunzelte.

„Was amüsiert Sie so?“

Die Stimme des Fremden riss sie aus ihren Gedanken. Sie blickte auf und bemerkte, dass er sie beobachtet hatte.

Er winkte mit einem Messer in ihre Richtung. „Sie haben eben gelächelt.“

„Nicht absichtlich.“

„Vielleicht nicht.“ Er musterte sie. „Ah, jetzt sehe ich es. Ihre Mundwinkel sind von Natur aus nach oben gewölbt.“

„Ja.“ Sie wandte den Blick ab und sagte mit leisem Seufzen: „Ja, das ist ein angeborener Makel.“

„Es wirkt, als ob Sie immer kurz davorstünden, zu lachen. Wie kann das etwas Schlechtes sein?“

„Mein Mund ist zu breit.“

„Das finde ich nicht.“

Pru wurde bewusst, dass dies kein angemessenes Gesprächsthema für eine Unterhaltung mit einem fremden Mann war, und schwieg.

„Darf ich wissen, wem ich dieses Abendessen zu verdanken habe?“, fragte er schließlich.

„Meiner Tante, Mrs. Clifford. Das ist ihr Haus.“

Er kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. „Ich möchte Ihren Namen wissen.“

„Ich bin Miss Clifford.“

Er hob fragend die Brauen, und Pru presste die Lippen zusammen, entschlossen, ihm nicht ihren Vornamen zu verraten. Doch nach wenigen Augenblicken siegte ihre Neugier.

„Und wer sind Sie, Sir?“

„Garrick Chauntry, Duke of Hartland.“

„Dann sind Sie also wirklich ein Angehöriger des Hochadels.“

„Was haben Sie denn gedacht?“

„In erster Linie habe ich in Ihnen einen Eindringling gesehen – und zwar einen sehr betrunkenen.“

„Und doch scheinen Sie keine Angst vor mir zu haben.“

Mit Bestürzung gestand sich Pru ein, dass er recht hatte. Sogar als sie sich den Schürhaken geschnappt hatte, war es aus Wut, nicht aus Angst geschehen. Wie töricht, wo sie doch von klein an vor den Gefahren gewarnt worden war, mit einem anderen Mann als einem Verwandten allein zu sein. Sie hätte Angst haben und um Hilfe schreien sollen. Aber was hätte das genützt? Der einzige Diener des Hauses lag völlig betrunken im Nebenzimmer. Es mangelte ihr eindeutig an Fantasie.

„… so langweilig wie ihr Name!“

Wieder kamen ihr die kränkenden Worte in den Sinn, und in der Antwort, die sie dem Fremden gab, lag eine gewisse Verbitterung. „Bevorzugen Sie Frauen, die beim ersten Anzeichen von Gefahr in Hysterie verfallen?“

„Nein, ganz und gar nicht. Ich finde das verdammt lästig.“

Das klang, als hätte er auf diesem Gebiet viel Erfahrung gesammelt. Pru erschien es besser, das Thema zu wechseln.

„Was ist mit Ihren Freunden passiert? Sie sagten vorhin, dass Sie mit Freunden trinken waren.“

„Ich hatte noch einen anderen Termin. Ich sagte ihnen, ich würde sie bei Mrs. Triscombe treffen.“

„Und Sie sind erst jetzt auf dem Weg dorthin?“

„Ich beschloss, mich vor meiner anderen Verabredung in einer Taverne zu stärken, und bemerkte dann, dass ich zu betrunken war, um den Termin einzuhalten.“

Er hielt inne und starrte mit grimmiger Miene vor sich hin. Pru hatte den Eindruck, dass er in sich selbst hineinschaute und nicht mochte, was er dort sah. Nach einer Weile zuckte er mit den Achseln.

„Ich schrieb eine kurze Nachricht, entschuldigte mich und sagte, ich müsste meinen Besuch auf morgen früh verschieben. Dann habe ich noch eine Flasche geleert. Oder vielleicht zwei, ich kann mich nicht erinnern. Ich dachte, der Spaziergang zur Kilve Street würde mich ausnüchtern. Das hat offensichtlich nicht geklappt.“

„Ich bin erstaunt, dass Sie nicht bewusstlos in der Gosse liegen!“

„Das hätte ich wahrhaftig verdient.“

Plötzlich verspürte sie Mitleid.

„Würde es Ihnen helfen, mir alles zu erzählen?“

Er blickte überrascht auf, und Pru errötete. „Ich helfe bei wohltätigen Einrichtungen, die sich um Notleidende kümmern. Manchen Menschen fällt es leichter, mit einem Fremden zu sprechen, mit jemandem, den sie nie wiedersehen werden. Auf meine Verschwiegenheit können Sie sich verlassen.“

„Es gehört also zu Ihren guten Taten, sich die Leidensgeschichten anderer Menschen anzuhören?“

„Ja. Zuweilen hilft es ihnen.“

„Was für eine Heilige Sie sind.“

Er schenkte ihr ein unerwartetes Lächeln, das seine rauen Gesichtszüge weicher erscheinen ließ. Plötzlich sah er viel jünger aus. Viel attraktiver. Pru spürte, wie sich tief in ihrem Inneren etwas zusammenzog, und rasch schob sie ihren Stuhl zurück.

„Ihr Krug ist leer“, sagte sie und stand auf. „Ich fülle Ihnen Bier nach.“

Als sie zurückkam, nahm er den Krug mit einem Wort des Dankes entgegen und sah zu ihr auf.

„Wollen Sie wirklich wissen, wie ich in diesen Zustand geraten bin?“

Nein. Gehen Sie zurück zu Ihren Freunden. Ihr Unglück geht mich nichts an!

Pru unterdrückte ihre lieblosen Gedanken und brachte die Alarmglocken zum Schweigen, die in ihrem Kopf schrillten. Sie setzte sich wieder hin und faltete die Hände im Schoß.

„Wenn Sie es mir erzählen wollen.“

Es folgte Schweigen. Der Duke starrte lange in seinen Krug.

„Ich habe meine bevorstehende Verlobung gefeiert“, sagte er schließlich. „Gestern – nein, vorgestern – redete ich mit dem Vater der Lady und erhielt seine Einwilligung. Ich wollte es gestern hinter mich bringen und der Dame die Ehe antragen.“

„Das war der Termin, von dem Sie sprachen.“

„Ja.“ Ein Muskel zuckte in seiner Wange. „Ich war ein zu großer Feigling. Stattdessen habe ich mich höllisch betrunken.“

Pru sah ihn fragend an. „Verzeihen Sie mir“, sagte sie langsam, „aber wenn Sie so zögerlich sind …“

„Warum ich ihr dann überhaupt einen Antrag mache?“ Er stieß einen tiefen Seufzer aus. „Wir hatten eine Abmachung. Das arme Mädchen hat die letzten zehn Jahre auf einen Heiratsantrag von mir gewartet.“

„Ich verstehe.“

Er warf ihr einen zweifelnden Blick zu. „Diese Ehe wurde arrangiert, als Annabelle noch in der Wiege lag. Es ist eine ganz gewöhnliche Geschichte: Zwei Familien vereinbaren eine Vernunftehe für ihre Kinder. Als sie sechzehn Jahre alt wurde, sprach ich Miss Speke darauf an, um mich zu vergewissern, ob sie damit einverstanden war.“ Er machte eine Pause, um einen Schluck aus seinem Krug zu trinken. „Wir verabredeten, dass ich ihr an ihrem nächsten Geburtstag einen Antrag machen sollte.“

„Was ist passiert?“

„Ich war … gezwungen, ins Ausland zu gehen.“

„Und das liegt zehn Jahre zurück?“ Pru runzelte die Stirn. „Sie waren zehn Jahre außer Landes?“

„Ja.“ Er zuckte niedergeschlagen mit den Achseln. „Ich hatte keinen Grund zurückzukehren. Ich hatte mich wie ein verdammter Narr verhalten, und ich nahm an, Annabelles Eltern hätten längst jeden Gedanken daran verworfen, eine Ehe zwischen ihrer Tochter und mir in Betracht zu ziehen. Viscount Tirrill war schon immer ein pedantischer Verfechter von Anstand und Moral. Dann, vor zwei Monaten, erhielt ich einen Brief von Lady Tirrill. Sie teilte mir mit, dass ihre Tochter nach wie vor auf meinen Heiratsantrag wartete. Deshalb kam ich nach Bath. Die Familie wohnt zurzeit hier. Kennen Sie sie?“

Pru schüttelte den Kopf. „Ich weiß von ihnen, und ich habe Miss Speke auch schon ein paar Mal gesehen. Der Viscount ist ein Gönner unserer Wohltätigkeitseinrichtung.“

„Und worum geht es dabei?“

„Wir bieten vor allem ärztliche Versorgung für die Armen und Bedürftigen von Bath. Ich bin dort eine der freiwilligen Helferinnen. Aber Lord Tirrill und seiner Familie bin ich noch nie vorgestellt worden. Meine Tante und ich bewegen uns nicht in diesen gehobenen Kreisen.“

„Das spielt keine Rolle. Der Punkt ist, dass Miss Speke sich so gut wie verlobt mit mir fühlt, und nach der Unterredung mit ihrem Vater muss diese Heirat stattfinden.“

Pru runzelte die Stirn. Der Duke warf ihr einen spöttischen Blick zu.

„Sind Sie etwa anderer Meinung, Madam?“

Sie zögerte und wählte ihre Worte mit Bedacht. „Ich denke, Ihr heutiges Verhalten zeigt, dass Sie diese Ehe nicht wollen.“

„Es geht nicht darum, was ich will. Die Frau ist in den letzten zehn Jahren meinetwegen ledig geblieben. Mit sechsundzwanzig ist es höchst unwahrscheinlich, dass sie ein anderes Angebot erhält. Um meiner Ehre willen bleibt mir nichts anderes übrig, als sie zu heiraten!“

Er ließ den Kopf in die Hände sinken. Pru wartete schweigend ab. Nach ein paar Augenblicken hatte er sich wieder gefasst. Er richtete den Oberkörper auf und straffte die Schultern.

„Ich bin meinen Verpflichtungen zu lange aus dem Weg gegangen. Es wird Zeit, dass ich mich ihnen stelle. Morgen werde ich Miss Speke um Verzeihung bitten und meine Pflicht tun.“

Pru hatte den Eindruck, dass es ihm jetzt, da er eine Entscheidung getroffen hatte, besser ging. Erneut füllte er seinen Teller und schien zu vergessen, dass sie ihm gegenübersaß. Auch das Essen zeigte Wirkung, denn er sah jetzt nicht mehr so mitgenommen aus. Die harten Falten um seinen Mund hatten sich gemildert, und eine schwarze Haarsträhne war ihm tief in die Stirn gefallen, was sein markantes Gesicht jugendlicher erscheinen ließ.

Es war leicht, sich ihn als wilden und ungestümen Jüngling vorzustellen. Pru schätzte, dass er selbst jetzt noch nicht älter als dreißig war. Die Gesellschaft würde ihn als einen Mann in den besten Jahren betrachten, während eine Frau mit fünfundzwanzig schon als zu alt für den Heiratsmarkt galt.

„Sie sehen gerade sehr ernst aus.“ Er riss sie aus ihren Gedanken. „Woran denken Sie?“

Sie lächelte. „Dass Sie wahrscheinlich bisher ein sehr interessantes Leben geführt haben.“

„Interessant ist nicht der Begriff, den ich dafür verwenden würde!“

„Ich habe England nie verlassen“, sagte sie. „Und Sie haben zehn Jahre auf einer Kavalierstour verbracht.“

„Eine Kavalierstour war es wohl kaum! Ich war in Frankreich, als der Vertrag von Amiens nicht mehr eingehalten wurde und es im Mai 1803 erneut zum Krieg kam. Zum Glück hatte ich gute Freunde und genügend Geld, um nach Österreich zu fliehen.“ Er zog eine Grimasse. „Es war alles andere als eine angenehme Zeit.“

„Warum sind Sie dann überhaupt auf den Kontinent gegangen?“, fragte sie verwundert. „Und weshalb sind Sie so lange dortgeblieben?“

Er schob seinen leeren Teller beiseite und blickte sie an.

„Wissen Sie es nicht? Ich habe einen Mann getötet.“

3. KAPITEL

Garrick sah, wie die junge Frau entsetzt zurückwich. Verdammt, das hätte ich ihr nicht erzählen sollen! Er musste viel betrunkener sein, als er gedacht hatte. Er sollte besser rasch sein Bier austrinken und verschwinden. Eine Entschuldigung für sein Eindringen, ein Wort des Dankes für das Essen, und er konnte gehen und diesen friedlichen Ort und diese freundliche Frau verlassen. Seltsamerweise fühlte er sich hier mehr zu Hause als irgendwo sonst in den letzten zehn Jahren.

„War es ein Duell?“, fragte sie leise.

„Ja. Nein. Nicht ganz. Es war mein Vater.“ Mit beiden Händen umklammerte er den Bierkrug. „Ich habe meinen Vater ins Grab gebracht.“

Er blickte sie an. Im Licht der Kerze sah sie sehr blass aus, aber in ihren klaren grauen Augen las er keine Abscheu, sondern Fassungslosigkeit.

Hör auf, Mann, sofort! Du musst dich nicht noch einmal mit alldem quälen.

„Erzählen Sie mir, was passiert ist.“

Ein Priester im Beichtstuhl hätte ihn nicht zum Reden gebracht, doch ihre sanfte Stimme genügte, und die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus.

„Ich wuchs auf wie so viele meines Standes: zu viel Geld und keine Beschäftigung. Mit neunzehn Jahren kam ich nach London, und es ging mir nur darum, mich zu vergnügen. Ich nahm mir eine Geliebte. Oder besser gesagt, sie nahm mich. Ich war zu naiv, um ihre List zu durchschauen.“ Er unterbrach sich und sah sie an. „Sie sind unverheiratet. Ich sollte nicht mit Ihnen über diese Dinge reden.“

Sie zuckte mit den Schultern. „Ich lebe seit fast vier Jahren in Bath, und die hiesigen Klatschbasen kennen keine solchen Skrupel. Ich bezweifle, dass Ihre Geschichte schlimmer sein wird als die anzüglichen Anekdoten, die mir schon zu Ohren gekommen sind. Fahren Sie nur fort, Sir.“

Er zögerte, aber sie nickte ihm zu, und er wollte es ihr erzählen. Seltsam, dass er jetzt einer Fremden Geheimnisse anvertraute, die er ein Jahrzehnt lang für sich behalten hatte.

„Ihr Mann erwischte uns in flagranti und forderte mich zum Duell heraus. Er deutete an, dass wir die Angelegenheit gegen Zahlung einer hohen Summe friedlich regeln könnten. Natürlich ging ich nicht darauf ein.“ Er kräuselte die Lippen und zog die Brauen zusammen. „Ich war zu vernarrt. Ich dachte …“ Er trank einen weiteren Schluck Bier. „Alles für die Liebe, und koste es mein Leben! Ich dachte wirklich, es sei Liebe. Ich wusste, dass der Kerl ein meisterhafter Schütze war, aber ich war entschlossen, nicht klein beizugeben. Seine Frau flehte mich an, zu zahlen. Sie sagte, wenn ich das Geld nicht hätte, sollte ich zu meinem Vater gehen, aber das konnte ich nicht tun. Er war nicht bei guter Gesundheit, und ich wollte ihn auf keinen Fall damit belasten. Selbst als sie beteuerte, sie würde mich lieber für immer aufgeben, als mich sterben zu sehen, ließ ich mich nicht von dem abbringen, was ich als eine Frage der Ehre betrachtete. Ihr Ehemann und ich trafen uns im Morgengrauen auf der Heide und … ich schoss, und er fiel zu Boden. Ein Zufallstreffer, nehme ich an, denn damals war ich wahrlich kein geübter Schütze.“

Nur zu gut erinnerte sich Garrick an die Kälte jenes nebligen Morgens und an die lähmende Angst, die ihn fast erstarren ließ, als er seinem Gegner gegenüberstand. Umso größer war seine Verblüffung, als seine Kugel ihr Ziel fand, während er selbst unversehrt blieb.

„Innerhalb weniger Tage sprach es sich wie ein Lauffeuer herum. Es sah so aus, als ob der Kerl nicht überleben würde, und mein Vater bestand darauf, dass ich das Land verlasse. Ich bat meine Geliebte, mit mir zu kommen.“ Er hielt inne.

„Hat sie eingewilligt, Sie zu begleiten?“, fragte sie leise.

Ihre ruhige, wohlklingende Stimme war Balsam für seine Seele.

„Nein. Ich habe herausgefunden, dass La belle Helene nichts weiter war als eine …“ Er holte tief Luft. „Ich fand heraus, dass alles ein Schwindel gewesen war. Ich war ein leichtgläubiger Narr, der sich von einer intriganten Frau betören ließ. Sie war nicht unglücklich in ihrer Ehe, sondern verdammt wütend auf mich, weil ich ihren Mann verletzt hatte! Es stellte sich heraus, dass die beiden seit Jahren ihre Kassen füllten, indem sie junge Männer täuschten.“

„Das ist ja furchtbar. Aber warum hat sich niemand dagegen gewehrt?“

„Die meisten zogen es vor, zu bezahlen, oder sie baten ihre Familien, die geforderte Summe bereitzustellen. Diejenigen, die sich duellierten, zahlten einen hohen Preis. Im besten Fall wurden sie nur verwundet, im schlimmsten Fall …“ Er seufzte. „So oder so machte niemand seine Demütigung öffentlich.“ Er schürzte die Lippen. „Und der Teufel kümmert sich um die Seinen, wie es scheint. Der Ehemann erholte sich. Vor ein paar Jahren erbte er ein Baronat samt dazugehörigem Vermögen. Er und seine Frau gelten als Ausbund an Ehrbarkeit.“ Er legte die Stirn in Falten. „Zumindest nach außen hin.“

„Kümmern Sie sich nicht darum. Was haben Sie nach dem Duell gemacht?“

„Was hätte ich denn tun sollen? Ich bin nach Paris geflohen. Ich hatte vor, zurückzukehren, falls sich der Kerl erholte. Aber als meine Mutter mir schrieb, dass der Mann auf dem Weg der Besserung sei, waren wir schon wieder im Krieg mit Frankreich und ich saß in Österreich fest. Außerdem …“ Er schluckte. „Sie teilte mir mit, mein Vater sei zu krank, um sich noch mehr Sorgen um mich zu machen. Sie forderte mich auf, im Ausland zu bleiben und nie wieder einen Schritt über ihre Schwelle zu wagen.“

„Aber das hat sie doch sicher nur im Eifer des Gefechts geschrieben!“, rief sie aus. „Das kann sie doch nicht ernst gemeint haben.“

„Oh, sie hat es sehr ernst gemeint“, murmelte er zähneknirschend. „Von diesem Zeitpunkt an wurden alle meine Briefe ungeöffnet zurückgeschickt, und als der alte Duke vor zwei Jahren starb, erfuhr ich es über die Anwälte. Sie setzten mich auch über den Wunsch meiner Mutter in Kenntnis, dass ich nicht nach Hartland Hall zurückkehren sollte, bevor sie in das Witwenhaus umgezogen ist. Es ist klar, dass sie mich für den Tod meines Vaters verantwortlich macht.“

„Verzeihen Sie, aber Sie sagten doch, er sei bereits in schlechter gesundheitlicher Verfassung gewesen, als Sie als ganz junger Mann so hinterlistig getäuscht wurden“, entgegnete sie mitfühlend. „Sie tragen gewiss keine Schuld an seinem Tod, Sir.“

„Ich hätte da sein müssen.“ Es war das erste Mal, dass Garrick mit jemandem darüber sprach. „Ich hätte ein verantwortungsbewusster Sohn sein sollen, anstatt ihn so zu enttäuschen.“

„Sie waren noch sehr jung …“

„Versuchen Sie bitte nicht, mein Handeln zu entschuldigen, Madam. Sie wissen nichts davon!“ unterbrach er sie schroff. Als er sah, wie erschrocken sie die Augen aufriss, beherrschte er sich. „Ich bitte um Verzeihung, ich hätte Sie nicht so anschnauzen dürfen.“

„Nein, aber es ist verständlich“, erwiderte sie in ruhigem Tonfall. „Bitte erzählen Sie weiter. Was haben Sie getan, nachdem Sie den Brief Ihrer Mutter erhalten hatten?“

„Was hätte ich tun sollen? Ich habe sie beim Wort genommen und bin in Wien geblieben. Allerdings muss ich gestehen, dass es mir damals recht war, dort zu bleiben.“

Er verfiel in ein grüblerisches Schweigen, und Pru beobachtete sein gequältes Mienenspiel. Sie ahnte, wie sehr ihn die Erinnerungen schmerzten, und ihr Herz füllte sich mit Mitleid.

„Und jetzt sind Sie nach Bath gekommen?“

Er zuckte zusammen, als hätte er ihre Anwesenheit ganz vergessen.

„Ja. Ich bin nach England zurückgekehrt, nachdem ich einen Brief von Lady Tirrill erhalten hatte. Nun bin ich in Bath, um meine Pflicht zu erfüllen.“ Er hob seinen Bierkrug an. „So, da haben Sie meine ganze unerquickliche Geschichte.“

„Es tut mir sehr leid.“

Er hob eine Hand, als wollte er jedes Mitleid abwehren. „Jetzt sind Sie dran, Miss Clifford. Erzählen Sie mir von sich.“

Sie schüttelte den Kopf. „Es gibt nichts zu berichten, was Sie nicht langweilen würde.“

„Machen Sie sich über mich lustig?“

„Ich habe nichts von Interesse erlebt oder getan.“

Er musterte sie über den Rand seines Kruges. „Da ich meine komplette Lebensgeschichte vor Ihnen ausgebreitet habe, ist es nur recht und billig, dass Sie mir wenigstens ein bisschen über sich verraten! Lassen Sie uns mit Ihrem Namen beginnen.“ Er zwinkerte ihr zu und schenkte ihr ein Lächeln.

Sie gab nach. „Ich heiße Prudence.“

„Und warum sind Sie unverheiratet, Prudence?“

„Ich bin zu alt für die Ehe.“

Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und sah sie stirnrunzelnd an.

„Das lasse ich nicht gelten.“

„Ich denke schon, Euer Gnaden. Ich bin fünfundzwanzig.“

„Geradezu uralt.“ Seine Augen funkelten amüsiert.

„Ja. Ich bin nur ein Jahr jünger als Lord Tirrills Tochter.“

Diese Entgegnung quittierte er mit einem Nicken. „Sie haben außer Ihrer Tante keine Familie?“

„Ganz im Gegenteil. Meine Tante brauchte eine Gesellschafterin. Diese Rolle habe ich gern übernommen, zumal sich meine Eltern auf diese Weise darauf konzentrieren konnten, Ehemänner für meine drei jüngeren Schwestern zu finden. Wenn es – wie im Falle meiner Familie – keine lebenden Söhne gibt, ist die Verheiratung der Töchter zwingend. Oder zumindest besteht die Notwendigkeit, dass eine von ihnen eine möglichst vorteilhafte Partie macht.“

„Und ist dieser Plan aufgegangen?“

Sie lächelte. „Die beiden älteren sind inzwischen verheiratet, und meine jüngste Schwester, Jemima, ist jetzt mit einem sehr angesehenen und wohlhabenden Gentleman verlobt.“

„Gut gemacht, Jemima. Und gut gemacht, Miss Prudence Clifford! Ihre noble Selbstaufopferung verdient Lob und Anerkennung.“

„Das ist nicht der Rede wert“, erwiderte sie. „Sie sollten nicht denken, dass ich unglücklich bin. Tante Minerva ist sehr gut zu mir, und wir kommen hervorragend miteinander aus. Außerdem ist es in Bath nicht so langweilig, wie Sie vielleicht denken. Wir besuchen regelmäßig das Theater und den Pump Room. Meine Tante schwört auf das Heilwasser aus den hiesigen Quellen und hält es für das reinste Wundermittel.“

„Und besuchen Sie auch die Bälle in den Assembly Rooms?“

„Ja, gelegentlich.“

„Dann verstehe ich nicht, warum Sie noch immer ledig sind.“

Sie hob das Kinn. „Nicht jede junge Lady ist auf der Suche nach einem Ehemann.“

„Da habe ich andere Erfahrungen gemacht, wann immer ich dazu gezwungen wurde, einen Ball zu besuchen.“

„Sie sind ein Duke“, erwiderte sie leise, „und daher als Ehemann äußerst gefragt.“

„Das ist ja das Schlimme!“, erwiderte er grinsend. „Aber sagen Sie mir ganz ehrlich, wollen Sie wirklich nicht heiraten?“

„Warum sollte ich? Meine Tante und ich leben hier sehr komfortabel. Ich habe eine sinnvolle Beschäftigung und genügend Unterhaltung. Ich habe keine Lust, mich wie eine Zuchtstute vor Männern zur Schau zu stellen, die eine Frau suchen. Außerdem habe ich ein wenig Geld gespart, und meine Tante hat mich zu ihrer Erbin erklärt. Ich brauche mich nicht vor der Zukunft zu fürchten.“

Der Duke musterte sie skeptisch. Pru wich seinem Blick nicht aus. Sie wollte nicht zugeben, dass sie manchmal hoffte, das Leben hielte mehr für sie bereit, als eine einsame alte Jungfer zu werden. Als sie schließlich durch das Küchenfenster sah, bemerkte sie, dass es heller geworden war.

„Meine Güte, es dämmert schon! Sie sollten gehen, bevor das Hausmädchen kommt.“ Eilig erhob sie sich und wies auf den Geldbeutel, der noch immer auf dem Tisch lag. „Und nehmen Sie das mit.“

„Behalten Sie es. Für Ihre Mühen.“

„Ich brauche Ihr Geld nicht.“

„Dann geben Sie es einem Ihrer Wohltätigkeitsvereine“, antwortete er und stand auf. „Es hätte mich heute Abend sehr viel mehr gekostet, wenn ich das Haus von Mrs. Triscombe erreicht hätte.“

„Sie haben nicht die Absicht, jetzt noch dorthin zu gehen, oder?“

„Nein, ich kehre ins Gasthaus zurück.“ Er straffte die Schultern. „Ich muss mich für mein Gespräch mit Miss Speke vorzeigbar machen. Ich kann die Vergangenheit nicht mehr ändern, aber zumindest will ich versuchen wiedergutzumachen, was ich ihr angetan habe. Sobald sie eingewilligt hat, kann ich nach Hartland reisen und mich um mein Anwesen kümmern.“

„Dann wünsche ich Ihnen viel Glück, Euer Gnaden.“

„Ich danke Ihnen. Und ich bitte Sie um Verzeihung.“

„Wofür?“

„Dass ich Sie mit meiner Geschichte belästigt habe.“

„Schon vergessen“, entgegnete Pru leichthin. Sie ging zur Außentür und öffnete sie. „Sie können sich darauf verlassen, dass nie ein Wort darüber über meine Lippen kommt.“

Er ergriff ihre rechte Hand und hielt sie fest, was ein unruhiges Flattern in ihrer Brust verursachte.

„Sie sind eine bemerkenswerte Frau, Miss Prudence Clifford.“ Plötzlich lächelte er verschmitzt. „Wenn ich nicht kurz davor wäre, einer anderen Frau einen Heiratsantrag zu machen …“

Das verwegene Funkeln in seinen Augen ließ das Flattern in ihrer Brust zu einem atemberaubenden Trommelschlagen werden. Im Licht des frühen Morgens erkannte sie, dass seine Augen tiefgrün wie das Laub in einem Wald im Hochsommer waren. In diesem Moment wünschte sie sich, dass er für immer dort stehen, ihre Hand halten und sie anlächeln würde.

Pru schüttelte den Kopf, um die verstörenden Gedanken zu vertreiben.

„Auf Wiedersehen, Euer Gnaden“, sagte sie so gelassen wie möglich.

„Leben Sie wohl, Madam.“ Er gab ihr einen Handkuss. „Bath ist ein kleiner Ort. Es ist möglich, dass wir uns wiedersehen.“

Seine Lippen auf ihren Fingerknöcheln zu spüren, ließ ihr Herz alarmierend höherschlagen, und hastig zog sie die Hand weg.

„Es ist besser, wenn wir uns nicht mehr begegnen“, erwiderte sie. „Wie sollten wir unsere Bekanntschaft erklären?“

„Ja, das könnte sich als fatal erweisen, nicht wahr? Aber Sie müssen sich keine Sorgen machen. Ich werde nicht lange in Bath bleiben. Lord Tirrill hat bereits Pläne für die Hochzeit geschmiedet. Er möchte so bald wie möglich eine ruhige Zeremonie auf seinem Landsitz in Hampshire. Verständlich angesichts meines angeschlagenen Rufs.“

„Und Sie haben dabei kein Mitspracherecht?“, fragte Pru ungläubig.

Er verzog das Gesicht. „Es ist mir ziemlich gleichgültig, wann und wo wir heiraten. Je weniger Pomp, desto besser! Aber ich möchte Sie nicht weiter mit meinen Sorgen belästigen. Leben Sie wohl, Miss Clifford.“

Mit diesen Worten setzte er sich den Hut auf, lief die kleine Treppe hinauf und verschwand.

Prudence stand noch eine Weile in der Tür und blickte von unten auf den leeren Bürgersteig. Ein einzelner Stern war am Morgenhimmel zu sehen, ein winziger Fleck aus silbrigem Licht. In Erinnerung an die sanfte Berührung seiner Lippen auf ihrer Haut presste sie den rechten Handrücken an ihre linke Wange. Dann ging sie seufzend hinein und schloss die Tür.

4. KAPITEL

Garrick machte sich entschlossenen Schritts auf den Weg zum „Pelican“. Unverdientermaßen fühlte er sich viel besser. Er hatte einen ganzen Tag lang getrunken, um sich vor einer unangenehmen Pflicht zu drücken. Er hatte sich wie ein Schurke gefühlt, wie der herzlose Unhold, den seine Mutter in ihm sah. Als er in der Kilve Street angekommen und die Stufen hinuntergefallen war, hatte er gedacht, dass es für alle besser wäre, wenn er von der Pulteney Bridge sprang und seiner Existenz ein Ende setzte.

Dann war er einem Engel begegnet – einer großen, würdevollen Frau mit freundlichen grauen Augen und einem warmen Lächeln. Er hätte sofort wissen müssen, dass dies nicht das Haus war, das er gesucht hatte. Das schlichte Kleid der jungen Lady bedeckte sie vom Hals bis zu den Knöcheln, doch der dünne grüne Musselinstoff konnte ihre hübsche Figur nicht verbergen. Wusste sie, dass sie attraktiv war? Nein, Prudence Clifford schien nicht darum bemüht, Männer anzulocken. Ihr hellbraunes Haar trug sie fein säuberlich um den Kopf gewickelt. Doch trotz der schlichten schnörkellosen Frisur, war ihm nicht entgangen, wie golden ihre glänzenden Locken im Kerzenlicht schimmerten.

Er dachte daran, wie sie sich verteidigt hatte. Wahrlich, den schweren Schürhaken hatte sie schwungvoll in die Luft gehoben! Ihr Entsetzen über einen fremden Mann in ihrem Haus war verständlich, aber warum sie ihm dann zu essen gegeben und sich zu ihm gesetzt hatte, war ihm ein Rätsel. Wusste sie nicht, wie gefährlich es für eine Frau sein konnte, nachts einem Betrunkenen ausgeliefert zu sein?

„Verdammt töricht“, murmelte er und blickte hinauf zu dem einzelnen Stern, der noch am Morgenhimmel funkelte. Das war nicht sehr vernünftig, trotz deines Namens, Prudence Clifford!

Prudence. Ein Lächeln erhellte sein Gesicht. Sie hatte ihm geduldig zugehört, ohne ihn zu verurteilen. Und als er ihr seinen ganzen Kummer erzählt hatte, wurde ihm endlich bewusst, wie erbärmlich er klang und was er dagegen unternehmen musste. Er hatte nicht nur zehn Jahre seines Lebens vergeudet, sondern auch keine Rücksicht auf Annabelle Speke genommen. Es wurde höchste Zeit, dass er sich seiner Verantwortung stellte.

Als er das Ende der Kilve Street erreichte, verlangsamte er seine Schritte und überlegte, ob er zurückgehen und nachsehen sollte, ob Prudence die Tür gut verriegelt hatte, damit es keine weiteren Eindringlinge geben würde. Nein, beschloss er. Das Beste, was er für Miss Prudence Clifford tun konnte, war, sich von ihr fernzuhalten.

Die Dienstmädchen hatten ihr morgendliches Tagwerk im „Pelican“ bereits begonnen, als Garrick sein Zimmer erreichte. Er schloss die Tür ab und legte sich in der Erwartung auf das Bett, mindestens bis zum Mittag zu schlafen. Doch um zehn Uhr war er schon wach, fühlte sich munter und ausgeruht und wollte tun, was getan werden musste.

Eine Stunde später war er auf dem Weg zum Royal Crescent, gekleidet mit einem eleganten neuen Gehrock, passender Weste, modischem Krawattentuch, frischem weißem Leinenhemd, eng anliegenden Pantalons und glänzenden Stiefeln. Sein Diener Stew hatte den gelockten Biberhut sorgfältig abgebürstet, und nun schmückte er Garricks Kopf, der sich von den gestrigen Exzessen noch ein wenig dick anfühlte. Wie viel schlimmer wäre es gekommen, wenn ihn nicht die engelsgleiche Miss Clifford gerettet hätte? Gern hätte er sich auf irgendeine Weise bei ihr bedankt, doch widerwillig verwarf er den Gedanken, da er wusste, dass er sie damit nur in Schwierigkeiten bringen konnte.

Im Haus von Viscount Tirrill wurde er von einem erschöpft wirkenden Lakaien empfangen, der ihn zum Gesellschaftszimmer führte. Während Garrick dem Bediensteten durch das Vestibül folgte, hörte er eine schrille Frauenstimme aus dem Arbeitszimmer des Hausherrn. Beunruhigt runzelte er die Stirn. War sein gestriges Nichterscheinen der Grund für diese Zwietracht?

Der Lakai ließ ihn in dem leeren Gesellschaftszimmer allein zurück. Garrick ging zu dem großen Spiegel und fuhr sich nervös mit dem Finger über den Kragen. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass sein Krawattentuch perfekt saß und sein Gesicht keine Spuren der gestrigen Maßlosigkeit aufwies, stellte er sich an eines der Fenster. Unruhig starrte er hinaus, denn er hatte das Gefühl, dass etwas nicht stimmte.

In diesem Moment öffnete sich die Tür und Viscount Tirrill kam herein.

„Guten Tag, Euer Gnaden! Wie schön, Sie bei uns begrüßen zu dürfen.“

Garrick verbeugte sich. „Ich danke Ihnen, obwohl ich Ihren herzlichen Empfang nicht verdient habe, nachdem ich gestern so kurzfristig abgesagt habe. Ich bin mir sicher, dass Sie sich wundern …“

„Oh, nein, Euer Gnaden, ganz und gar nicht. Sie haben mir ja eine Nachricht geschickt. Dringende Geschäfte dulden nun einmal keinen Aufschub.“ Der Viscount lachte nervös. „Machen Sie sich darüber keine Gedanken.“

„Doch, das mache ich, Sir. Es war falsch von mir, Sie zu enttäuschen … und Ihre Tochter.“ Er zwang sich zu lächeln. „Ich vertraue darauf, dass ich Miss Speke um Verzeihung bitten kann, sobald ich die Ehre habe, persönlich ein paar Worte mit ihr zu wechseln.“

„Ja, ja, alles zu seiner Zeit“, antwortete der Gastgeber sichtlich verlegen. „Wollen Sie sich nicht setzen, Euer Gnaden? Ein Glas Wein, vielleicht?“

„Nein, danke.“ Garrick zögerte, dann fragte er unverblümt: „Mylord, hat Miss Speke ihre Meinung geändert?“

„Ihre Meinung geändert? Nein, nein, Euer Gnaden! Nichts dergleichen, das kann ich Ihnen beteuern.“ Wieder lachte der Viscount nervös, und seine Erleichterung war unübersehbar, als sich die Tür öffnete und Lady Tirrill das Zimmer betrat. „Ah, da kommt ja auch meine liebe Frau!“

Die Viscountess war eine scharfzüngige Lady mit unumstößlichen Ansichten, und Garrick hatte sie immer für diejenige gehalten, die in dieser Ehe das Sagen hatte. Nun aber tänzelte sie unsicher auf ihn zu und überhäufte ihn mit übertriebenen Begrüßungen. Ihr Angebot, ihm ein Glas Wein bringen zu lassen, lehnte er ab, ließ sich aber immerhin überreden, sich hinzusetzen. Lady Tirrill wirkte sehr aufgewühlt und fing sofort an, über das Wetter zu plaudern. Darin wurde sie von ihrem Mann fleißig unterstützt, und Garrick spürte eine verräterische Hoffnung in seiner Brust aufkeimen, als er den unsinnigen Redeschwall unterbrach.

„Verzeihen Sie, aber ist etwas nicht in Ordnung? Könnte es sein, dass Miss Speke nicht mehr an einer Ehe mit mir interessiert ist?“

„Nicht mehr daran interessiert?“

Die Blicke, welche die Eheleute austauschten, bestätigten seinen Verdacht, und er nickte. „Sollte das der Fall sein, steht es ihr natürlich vollkommen frei …“

„Nein, nein! Uns liegt allen sehr an dieser Verbindung, Euer Gnaden, das müssen Sie mir glauben!“, rief Lord Tirrill entsetzt und sprang auf. „Ich bin mir sicher, dass sich das Problem im Handumdrehen lösen lässt, sobald Annabelle zurück ist.“

„Zurück ist?“, Garrick sah ihn fragend an. „Ist sie denn nicht hier?“

Der Viscount warf seiner Frau einen gequälten Blick zu. Garrick runzelte die Stirn. Er war schon sehr betrunken gewesen, als er gestern die Nachricht geschrieben hatte, um die Verabredung abzusagen. Dennoch war er sich sicher, dass er darin seinen heutigen Besuch angekündigt hatte.

„Sie musste das Haus verlassen“, stammelte Lady Tirrill und schlug die Hände zusammen. „Ganz, ganz unerwartet …“

„Madam, sind Sie sicher, dass Miss Speke mir nicht absichtlich aus dem Weg geht?“, fragte Garrick freundlich. Da sie ihm keine Antwort gab, stand er auf. „Ich verstehe. Dann will ich Sie nicht länger aufhalten.“

„Es ist alles Ihre Schuld!“, jammerte die Viscountess erbost und kramte nach ihrem Taschentuch. „Wären Sie nur gestern gekommen, dann wäre das alles nicht passiert. Alles wäre gut gewesen!“

„Meine Liebe, sei still“, versuchte Lord Tirrill, seine Gemahlin zu beschwichtigen.

„Ich werde nicht schweigen! Annabelle hat genau verstanden, was von ihr erwartet wird. Sie war vollkommen schicksalsergeben. Ich meine …“

Garrick unterbrach sie. „Verzeihen Sie, Madam, aber wenn ich das richtig verstehe, erwartete Miss Speke meinen Heiratsantrag und hätte ihn gern angenommen. Ich denke, ich komme besser noch einmal zurück und spreche selbst mit Ihrer Tochter. Und zwar allein“, fügte er mit Nachdruck hinzu.

„Das ist vielleicht nicht möglich“, erwiderte die Hausherrin, deren hagere Wangen sich gerötet hatten.

Es folgte eine unheilvolle Stille, und Garrick richtete seinen Blick auf den sichtlich unglücklichen Viscount.

„Wollen Sie damit etwa sagen, dass Ihre Tochter mit einem anderen Mann durchgebrannt ist?“, fragte er ruhig.

„Nein, nein, Euer Gnaden, nichts dergleichen ist geschehen!“, beeilte sich Lord Tirrill zu versichern. „Sie, äh, sie ist aufs Land gefahren. Mit einer Freundin.“

„Emily Undershaw!“ Lady Speke spuckte den Namen förmlich aus. „Ich wusste, dass diese Frau uns nur Ärger bereiten würde! Sie hat die arme Annabelle mit ihren abwegigen Vorstellungen von weiblicher Unabhängigkeit in die Irre führt! Sie ist uns sogar von Hampshire hierher gefolgt, Euer Gnaden, und hat Annabelles Kopf mit dummen Ideen gefüllt!“

„Eine reiche alte Dame“, erläuterte ihr Mann naserümpfend. „Ziemlich exzentrisch natürlich.“

„Und jetzt sind sie gemeinsam nach Wales verschwunden!“, rief die Viscountess.

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