Die verschwundene Braut des Earls

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Eine Blitzhochzeit, eine einzige leidenschaftliche Nacht unter Spaniens Himmel: Dann entschwindet Major Nathan Carraway zu einem Einsatz - und seine junge Frau Felicity entdeckt, was er ihr verschwiegen hat! Sie flieht nach England … wo sie Nathan fünf Jahre später wiedersieht. Inzwischen der Earl of Rosthorne, bringt er sie wie damals mit einem einzigen Kuss zum Erbeben. Aber so sehr das Verlangen brennt: Ihre Ehe hat keine Zukunft!


  • Erscheinungstag 12.03.2021
  • ISBN / Artikelnummer 9783751502436
  • Seitenanzahl 224
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Felicity Bourne kochte vor Zorn. All ihre Angst darüber, allein und ohne einen Penny in einem fremden Land zu sein, war vergessen. Dass man ihr die Reisetasche mit ihren letzten Besitztümern gestohlen hatte, machte sie ungeheuer wütend. Ohne auch nur einen Augenblick an die Gefahr zu denken, nahm sie die Verfolgung des Diebes auf. Der zerlumpte Spanier hatte die ungewöhnlich menschenleere Plaza der Hafenstadt La Coruña bereits hinter sich gelassen und war in eine schmale Seitengasse eingebogen. Felicity lief ihm nach. Ein Windstoß erfasste ihr Hütchen und riss es ihr vom Kopf. Sie rannte weiter. Sie musste ihr Eigentum zurückbekommen! Die Gassen wurden immer enger und verwinkelter, öffneten sich schließlich auf einen kleinen von Lagerschuppen umgebenen Platz, den sie nie zuvor betreten hatte. Abrupt blieb sie stehen. Jetzt erst begriff sie, dass sie sich in Lebensgefahr gebracht hatte.

Sie sah, wie der Spanier die Reisetasche an einen halbwüchsigen Jungen weitergab, der sogleich in einer der Gassen verschwand. Der Dieb selbst wandte sich mit einem boshaften Grinsen zu ihr um. In gleichen Moment hörte sie hinter sich Schritte. Felicity fuhr herum. O Gott, zwei weitere Schurken näherten sich ihr!

Sie nahm all ihren Mut zusammen. „Das ist meine Tasche“, erklärte sie in gebrochenem Spanisch. „Geben Sie sie zurück. Dann sage ich niemandem etwas.“

Ein dreistimmiges höhnisches Lachen war die Antwort. Dann stieß einer der Männer sie rücksichtslos nach vorn. Sie verlor das Gleichgewicht und fiel auf die Knie. Rasch sprang sie auf, konnte gerade noch ausweichen, als der andere Schurke nach ihr griff. Doch dann stand schon der Dritte vor ihr, lachte böse und packte sie mit einer Hand bei der Schulter. Als er die andere Hand in ihrem Haar vergrub und heftig zog, schrie Felicity vor Schmerz auf.

Erstaunlicherweise ließ der Kerl sie los. Sie duckte sich, wollte an ihm vorbeihuschen. Aber da hatte er ihr schon einen Stoß gegeben, der sie nach hinten warf, wo sein Komplize sie auffing.

Sie kämpfte mit unerwarteter Kraft und Ausdauer. Doch wie hätte sie sich erfolgreich gegen drei kräftige Männer wehren können? Jetzt zerrte einer so heftig an ihrem Mantel, dass die obersten Knöpfe absprangen. Felicity sah seinen lüsternen Blick und schloss die Augen. Sie war verloren.

„Lassen Sie die Dame los, meine Herren!“, rief da jemand auf Spanisch, der dem Akzent nach ebenfalls kein Einheimischer war.

Dem Himmel sei Dank, das musste ein Engländer sein! Voller Hoffnung riss Felicity die Augen auf. Und richtig: Da stand ein britischer Offizier in seiner roten Uniform hinter dem kräftigsten der Schurken. Er wirkte vollkommen ruhig und entspannt. Doch als einer der Spanier ein langes Messer zog, hielt der Engländer plötzlich seinen Säbel in der Hand. „Ich wollte nicht unhöflich sein“, sagte er. „Aber nun habe ich keine Wahl!“

Wütend schrien die Männer auf, stießen ihr Opfer zur Seite und wandten sich dem Offizier zu, der sich die drei geschickt mit dem Säbel vom Leib hielt. Er war wendig und schien ein erfahrener Kämpfer zu sein. Felicity, die bis zum nächsten Schuppen gelaufen war und sich mit dem Rücken an die Wand drückte, beobachtete ihn fasziniert. Sie sah, wie er mit der Spitze des Säbels den Arm des Mannes mit dem Messer traf, woraufhin dieser die Waffe mit einem Fluch fallen ließ. Der andere Schurke machte einen Schritt nach vorn, bekam nun ebenfalls die scharfe Klinge des Engländers zu spüren und wandte sich zur Flucht. Der dritte Spanier folgte ihm. Derjenige, dem das Messer gehörte, musste wohl der mutigste sein. Er bückte sich nach seiner Waffe, wurde jedoch von dem britischen Offizier zurückgedrängt. Gleich darauf war auch er in einer der finsteren Gassen verschwunden.

Scheinbar ungerührt wischte der Sieger die Klinge ab und steckte den Säbel zurück in die Scheide. In diesem Moment fingen sich ein paar Sonnenstrahlen in seinem braunen Haar, das daraufhin wie poliertes Mahagoni aufleuchtete. Felicity hielt unwillkürlich den Atem an.

„Sind Sie verletzt, Miss?“, fragte der Offizier und lächelte sie freundlich an. Er war zu ihr getreten, und sie konnte sehen, dass er tiefbraune Augen hatte. Er sah so gelassen aus, als habe er sich an einem amüsanten Spiel beteiligt und nicht einen Kampf auf Leben und Tod ausgefochten. Seine dunkle Stimme hatte einen warmen Klang, der ein wohliges Gefühl in ihr weckte.

„Ich …“, stammelte sie. „Nein, man hat mich nicht verletzt. Wer sind Sie?“

„Major Nathan Carraway. Zu Ihren Diensten, Miss.“

„Ich möchte Ihnen für Ihre Hilfe danken, Major. Sie kam gerade noch zur rechten Zeit.“

„Kommen Sie!“ Er reichte ihr den Arm. „Wir sollten den Platz verlassen. Vielleicht entscheiden die drei sich, Verstärkung zu holen.“

„Aber meine Tasche!“

„Ich fürchte, Sie müssen sich mit dem Verlust abfinden. Ist der Inhalt sehr wertvoll?“

„Er ist unersetzlich.“ Felicity schluckte. „Die Tasche enthält alles, was ich auf dieser Welt besitze.“ Das Blut wich ihr aus den Wangen, und ihr wurde schwindelig. Gerade erst war ihr klar geworden, wie verzweifelt ihre Situation wirklich war. „O Gott“, stieß sie hervor, „was soll ich nur tun? Ich habe nichts und niemanden mehr!“

Der Offizier war stehen geblieben, und Felicity schaute zu ihm auf. Ihre Blicke trafen sich. Im gleichen Moment fühlte sie, dass sie in ihm einen echten Freund gefunden hatte. Und da war eine Anziehungskraft, wie sie sie noch nie erlebt hatte. Der Schwindel verflog zusammen mit der Angst.

Der Engländer lächelte. „Sie haben mich, Miss“, sagte er.

„Guten Morgen, Miss Brown. Hier ist Ihre heiße Schokolade.“

Felicity drehte sich auf die Seite und hielt die Augen fest geschlossen. Sie wollte nicht aus ihrem Traum geweckt werden. Doch das Zimmermädchen stieß die Fensterläden auf, und sogleich strömte helles Sonnenlicht ins Zimmer. An Schlaf war jetzt nicht mehr zu denken.

„Wie spät ist es, Betsy?“

„Acht Uhr, Miss. Seit Master John und Master Simon im Internat sind, brauchen Sie ja nicht mehr so früh aufzustehen.“

Felicity setzte sich auf und unterdrückte ein Gähnen. Am besten würde es sein, nicht mehr an den Traum zu denken. Also trank sie rasch ihre Schokolade, sprang aus dem Bett, zog sich an und machte sich auf den Weg ins Schulzimmer. Ohne die zwei lebhaften Knaben, die sie vier Jahre lang betreut hatte, war es dort beinahe bedrückend still. Die Jungen fehlten ihr, was niemanden verwunderte, denn alle wussten, wie sehr sie die beiden ins Herz geschlossen hatte. So oft war es den liebenswerten Lausbuben gelungen, sie von ihrem Kummer abzulenken.

„Fee! Fee, wo bist du?“

„Im Schulzimmer!“ Felicity wandte sich zur Tür.

Gleich darauf betrat ihre Freundin Lady Lydia Souden den sonnendurchfluteten Raum. „Es ist ungewohnt ohne die Knaben, nicht wahr. Aber dies ist nicht mehr dein Wirkungsbereich, liebe Fee. Jedenfalls nicht“, sie legte die Hand auf ihren runden Leib, „solange dieses Kind dich nicht braucht.“

„Was noch ein paar Jahre dauern wird“, meinte Felicity lächelnd.

„Stimmt! Aber ist die Zeit bis dahin nicht auch sehr aufregend? Ich mag meine Stiefsöhne, doch ich kann es kaum erwarten, ein eigenes Kind zu haben! Es ist so herrlich, Mutter zu werden! Manchmal erscheint es mir noch immer wie ein Wunder.“ Lady Souden schüttelte den Kopf, sodass ihre blonden Locken tanzten. „Nach fünf Jahren! Ich hatte die Hoffnung fast aufgegeben.“

Felicity nickte. Dann nahm sie ein paar Bücher vom Tisch, um sie ins Regal zu stellen.

„Lass das doch, Fee. Aufräumen gehört nicht zu deinen Aufgaben. Und die Knaben werden sowieso ein paar Wochen lang nicht hier sein.“

„Aber wenn sie zurückkommen, sollen sie alles an seinem Platz finden. Du weißt doch, Lydia, wie gern ich mich nützlich mache.“

„Das kannst du auch, indem du mich in den Garten begleitest. Komm, lass uns gehen. Es ist ein so warmer sonniger Morgen. Und ich möchte gern ungestört mit dir reden.“

„In fünf Minuten …“

„Nein, jetzt! Bitte, Fee!“

Als sie gleich darauf nebeneinander die Treppe hinuntergingen, sagte Felicity sich zum hundertsten Mal, wie glücklich sie sich schätzen konnte, eine Freundin wie Lady Souden zu haben. Sie kannten sich schon seit ihrer Schulzeit, hatten sich dann allerdings jahrelang nicht gesehen. Doch als sie dringend eine Arbeit brauchte, hatte Lydia nicht gezögert, sich für sie einzusetzen. Sie hatte dafür gesorgt, dass ihre ehemalige Klassenkameradin als Gouvernante für ihre Stiefsöhne eingestellt wurde. Sir James, der Vater der Knaben, war ein angenehmer Arbeitgeber. Er hatte allerdings auch allen Grund, mit ihren Leistungen zufrieden zu sein. Sie verfügte über eine umfassende Bildung, konnte ihr Wissen gut vermitteln und liebte Kinder.

So sehr schätzte er sie, dass er, ohne zu zögern, dem Wunsch seiner Gattin nachkam, ihr nicht zu kündigen, als die Jungen ihr Elternhaus verließen. Während die Knaben im Internat lebten, würde Felicity als Lydias Gesellschafterin in Souden Manor bleiben. Die Entscheidung erwies sich als sehr vorteilhaft für alle Betroffenen, denn Sir James war beruflich viel unterwegs, ließ seine inzwischen schwangere Gattin aber nur ungern allein.

Als sie jetzt Arm in Arm mit ihrer Freundin durch den Garten schlenderte, seufzte Felicity zufrieden auf.

„Bist du glücklich?“, fragte Lydia.

Felicity zögerte. Sie war mit ihrem Leben zufrieden. Aber glücklich? Nein. Es gab nur wenige Menschen, die von sich behaupten konnten, wahres Glück gefunden zu haben. Sie selbst gehörte gewiss nicht dazu. Dennoch sagte sie: „Es ist wunderschön hier. Ich liebe diesen Garten. Und wenn du jenen Bereich dort wirklich umgestalten möchtest, würde ich mich gern an den Planungen beteiligen.“

„Gern! Ich bin sicher, du wirst die besten Ideen beisteuern. Aber das alles wird warten müssen. James hat geschrieben. Er bittet mich, im nächsten Monat nach London zu kommen. Er kann die Stadt wegen der Feierlichkeiten zum Friedensschluss nicht verlassen.“

„Nun, während du fort bist, könnte ich ja …“

„Ich möchte, dass du mich begleitest.“

Abrupt blieb Felicity stehen. „Das wird doch bestimmt nicht nötig sein!“

Lydia ergriff die Hand ihrer Freundin. „Fee, ich brauche dich in London! James hat den Auftrag erhalten, für die Sicherheit verschiedener hochgestellter Gäste zu sorgen. Du weißt ja, dass der russische Zar, die Großherzogin von Oldenburg, mehrere Mitglieder des preußischen Königshauses und viele andere wichtige Persönlichkeiten sich auf Einladung des Prinzregenten in London aufhalten werden. James möchte, dass wir einen Ball geben. Natürlich werden wir auch zu vielen Abendgesellschaften und anderen Festen eingeladen sein. Ohne deine Hilfe würde ich das niemals alles schaffen.“

„Vielleicht wäre es besser, die meisten dieser Termine gar nicht wahrzunehmen. Schließlich erwartest du ein Kind.“

„Ich bin schwanger und nicht krank!“ Lydia errötete ein wenig. „Außerdem dauert es noch so lange, bis das Baby geboren wird. Bis dahin bin ich womöglich vor Langeweile verrückt geworden, wenn ich hier in Souden Manor bleibe. Das gesellschaftliche Leben in London wird eine wunderbare Abwechselung sein.“

„Mir macht es Angst.“

„Das sollte es nicht. Nur, weil dein schrecklicher Onkel dich vorzeitig von der Mädchenschule genommen hat, um dich zu seiner Sklavin zu machen …“

„Lydia“, unterbrach Felicity ihre Freundin, „Onkel Philip war nicht schrecklich. Er war ein durch und durch gläubiger Mensch.“

„Er war ein rücksichtsloser Tyrann, der dir jede Lebensfreude genommen hat.“

„Nun ja, er hielt vieles für Sünde, was andere als harmlose Vergnügen einschätzen.“

„Eben! Auf jeden Fall war es unverzeihlich selbstsüchtig von ihm, dich aus deiner Umgebung zu reißen, um mit dir ins tiefste Afrika zu reisen.“

„Liebes!“ Jetzt lachte Felicity. „Wir sind doch nur bis Spanien gekommen. Der arme Onkel Philip behauptete, die spanischen Katholiken würden ebenso dringend einen anglikanischen Missionar brauchen wie die afrikanischen Heiden. Ich hingegen glaube, dass es ihm einfach vor einer weiteren Schiffsreise graute. Der Ärmste wurde so schnell seekrank.“

„Für dich war Spanien nicht besser als Afrika! Hier in England hättest du einen passenden Gatten finden und eine Familie gründen können.“

Felicity hob abwehrend die Hand. Darüber wollte sie nun wirklich nicht nachdenken! „Ich bin gern hier. Und wünsche mir nichts anderes, als hierbleiben zu können.“

„Ich kann ohne dich nicht nach London gehen! Die Fülle an Pflichten würde mich erschlagen.“

Lydias klagender Ton erinnerte Felicity daran, wie schwach und hilfsbedürftig ihre hübsche Freundin sich schon während ihrer gemeinsamen Schulzeit oft gefühlt hatte. Lydia bat oft um Rat und Unterstützung. Das war immer so gewesen und würde sich wohl nie ändern.

„Bitte, Fee!“

Sie seufzte. „Ich bin bereit, dir zur Seite zu stehen, solange du nicht erwartest, dass ich selbst an irgendeiner dieser Feierlichkeiten teilnehme.“

„Einverstanden. Du bleibst dann eben in deinem Zimmer.“

„Vergiss nicht, ich bin deine Gesellschafterin. Es wird deinem Gatten nicht gefallen, wenn ich dich bei allen öffentlichen Auftritten allein lasse.“

„Ich werde ihm sagen, dass du sehr, sehr schüchtern bist und dich vor Fremden fürchtest. Das wird er verstehen, denn er hat einen Cousin, der aus eben diesem Grund wie ein Einsiedler lebt.“

„Und du glaubst wirklich, dass all diese Aufregung dem Baby nicht schaden wird?“, machte Felicity einen letzten Versuch, ihre Freundin umzustimmen.

„Ich fühle mich großartig. Dem Baby geht es gut. Und ich freue mich auf London – jedenfalls, wenn du an meiner Seite bist.“

„Also gut. Nach allem, was du für mich getan hast, kann ich dir diesen Wunsch kaum abschlagen.“

„Versprichst du mir, mit nach London zu kommen?“

„Ja, ich verspreche es.“

Erleichtert seufzte Lydia auf. „Danke! Und nun lass uns weitergehen. Wenn wir noch lange stehen bleiben, werden wir uns erkälten, auch wenn es für April schon recht warm ist.“

In freundschaftlichem Schweigen schlenderten sie weiter.

„Hast du noch etwas auf dem Herzen?“, fragte Felicity nach einer Weile.

„Hm …“

„Dann heraus damit!“

„Also …“

„Lydia, was ist los? Warum willst du nicht darüber reden?“

„Aber das will ich doch! Nur … Bitte, vergiss nicht, dass du mir ein Versprechen gegeben hast. Es ist nämlich so … Also, ich finde, du musst es wissen.“

„Was denn, um Himmels willen?“

„Dass der Earl of Rosthorne auch in London sein wird.“

Felicitys Herz machte einen Sprung. Der Earl of Rosthorne! Nathan Carraway, der völlig unerwartet den Titel seines Onkels geerbt hatte! Der Mann, dessen Bild sie noch immer bis in ihre Träume verfolgte!

„James hat es in seinem Brief erwähnt.“

„Lydia, du hast deinem Gatten doch nicht verraten …“

„Natürlich nicht! Ich habe versprochen, dein Geheimnis zu wahren. Und das werde ich auch tun. James schreibt, dass Seine Königliche Hoheit den Earl nach London befohlen hat, weil er als Held gilt. Du weißt doch, dass der Prinzregent alles tun würde, um seine Gäste zu beeindrucken. Da kann er auf die Anwesenheit unserer britischen Kriegshelden nicht verzichten. Es wird prunkvolle Aufmärsche geben und mindestens ein großes Feuerwerk. Außerdem lässt Prinny die königlichen Parks für jedermann öffnen. Sag, bist du denn gar nicht auf all diese Unterhaltungen gespannt?“

„Nicht, wenn ich damit rechnen muss, Rosthorne zu begegnen.“

„Er hat dich schlecht behandelt, das weiß ich. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass du jedes Interesse an ihm verloren hast.“

Felicity runzelte die Stirn. Nathan hatte sie erst gerettet, sie dann dazu gebracht, ihm ihre Liebe zu schenken, und schließlich ihr Herz gebrochen. Sie hatte ihn nie vergessen können. Aber ganz gewiss wollte sie ihn nicht wiedersehen!

„Liebes, du bist rot geworden!“, rief Lydia. „Ich fürchte fast, der Earl bedeutet dir viel mehr, als du zugeben willst.“

„Ich habe Spanien und Nathan vor fünf Jahren verlassen und mit der Vergangenheit abgeschlossen.“

„Ja, du weinst dich nicht mehr Nacht für Nacht in den Schlaf. Doch manchmal, wenn du vor dich hinträumst, dann habe ich den Eindruck …“

„Lydia, du bist viel zu romantisch!“, fiel Felicity ihr ins Wort. „Wenn ich vor mich hingeträumt habe, war ich vermutlich nur zu erschöpft, um am Gespräch teilzunehmen. Die Sorge für zwei lebhafte Knaben kann recht anstrengend sein.“

„Du bleibst also dabei, dass dir an einem Wiedersehen mit ihm nichts liegt? Nun, ich für meinen Teil brenne darauf, ihn kennenzulernen.“

„Ihr werdet euch bestimmt hin und wieder begegnen. Aber du darfst auf keinen Fall mit ihm über mich reden. Er hält mich für tot. Und das soll auch so bleiben!“

Spontan schloss Lydia ihre Freundin in die Arme. „Ich würde niemals etwas tun, was dich unglücklich macht. Das weißt du doch.“

Felicity zwang sich zu einem Lächeln. Doch die Erwähnung Nathans hatte sie nachhaltig aus dem Gleichgewicht gebracht.

„Der Earl of Rosthorne, Sir“, verkündete der Butler.

Nathan straffte die Schultern. Es war nun ein Jahr her, dass er vom Tod seines Onkels erfahren und sein Erbe angetreten hatte. Dennoch hatte er sich noch immer nicht wirklich an den Titel gewöhnt.

Der Gentleman hinter dem Mahagoni-Schreibtisch sprang auf und kam dem Gast entgegen. Nathan musterte ihn interessiert. Er hatte viel von Sir James Souden gehört, war ihm jedoch bisher nie begegnet. Was er sah, schien die Gerüchte zu bestätigen: Sir James verfügte über einen schlanken muskulösen Körper, seine Augen verrieten Intelligenz und Lebensfreude, sein festes Kinn wies auf Charakterstärke hin.

„Guten Tag, Lord Rosthorne. Wie freundlich von Ihnen, meiner Einladung so rasch Folge zu leisten!“

Nathan verbeugte sich. „Ihre Nachricht erwartete mich, als ich heute in London eintraf.“

„Nun, es hätte mich nicht erstaunt, wenn Sie unser Treffen noch ein wenig aufgeschoben hätten. Schließlich geht es um ein nicht besonders erfreuliches Thema.“

Nathan reagierte mit einem Lächeln. „Ich stehe auf dem Standpunkt, dass man gerade unangenehme Dinge am besten sofort erledigt.“

„Ah, gesprochen wie ein Offizier! Wer einmal beim Militär war, kann bestimmte Verhaltensweisen nicht so leicht ablegen, nicht wahr.“ Sir James wies mit einer Handbewegung auf die mit verschiedenen alkoholischen Getränken gefüllten Karaffen, die auf einem Beistelltisch standen. „Darf ich Ihnen etwas anbieten, Lord Rosthorne? Den Cognac haben einige Ihrer Kampfgenossen von den Franzosen erbeutet. Er ist hervorragend.“

„Danke, ich würde ihn gern probieren.“

Mit ihren Getränken nahmen die Gentlemen in den bequemen Lehnstühlen Platz, die in der Nähe des Fensters standen. „Was hat man Ihnen bereits mitgeteilt?“, wollte Souden wissen.

„Nur, dass ich mich auf Wunsch des Regenten um die königlichen Gäste kümmern soll.“

Sir James seufzte. „Ich fürchte, es wird ein anstrengender Sommer. Sicher, es dient alles einem guten Zweck. Und ich persönlich bin froh, dass Napoleon besiegt ist und endlich Frieden herrscht.“

Nathan nahm einen Schluck von seinem Cognac. Es handelte sich wirklich um eine ganz hervorragende Sorte. Genüsslich trank er noch einmal. Dann sagte er: „Ich muss gestehen, dass ich nicht begreife, warum man mich nach London befohlen hat. Zweifellos gibt es hier genug Gastgeberinnen, die darauf brennen, in ihren eleganten Residenzen die gekrönten Häupter Europas zu bewirten. Ich hingegen bewohne ein bescheidenes Junggesellenapartment. Meine Mutter ist gehbehindert und zieht es daher vor, auf dem Lande zu leben. Seit sie nach Rosthorne Manor übergesiedelt ist, hat sie das Anwesen nicht mehr verlassen.“

„Seine Königliche Hoheit erwartet nicht von Ihnen, dass Sie Gesellschaften geben. Das – da haben Sie ganz recht – können wir unbesorgt den Damen überlassen. Ich habe übrigens meine Gattin gebeten, nach London zu kommen, um einen Ball auszurichten. Natürlich war sie begeistert! Wir Gentlemen sollen andere Aufgaben erfüllen, meint Prinny. Er glaubt, Männer wie Generalfeldmarschall Blücher würden sich Mitglieder des Militärs als Begleiter wünschen.“

„Hm …“, brummte Nathan.

„Außer Blücher erwarten wir ja auch den preußischen König und verschiedene Prinzen, Zar Alexander und die Großherzogin von Oldenburg. All diese hochrangigen Gäste sollen rund um die Uhr betreut werden. Daher lautet Ihr erster Auftrag, Lord Rosthorne, nach Dover zu reiten, um dort den Zaren und sein Gefolge abzuholen. Das Ihnen das nicht gefällt, ist mir schon klar. Doch wie könnte man sich Prinnys Wünschen entgegenstellen?“

„Wahrhaftig!“ Nathan schüttelte ärgerlich den Kopf. „Hätte ich die Armee doch nie verlassen!“

Sir James füllte die Gläser noch einmal. „Fehlt Ihnen das militärische Leben?“

„Ich habe nie ein anderes gekannt. Ich war gerade sechzehn geworden, als ich dem Garderegiment beitrat.“

„Dann rechneten Sie nicht damit, einen Titel zu erben?“

„Niemand hätte gedacht, dass ich einmal meinen Onkel beerben würde. Der alte Herr hatte drei gesunde Söhne. Die beiden jüngeren zogen genau wie ich gegen Napoleon in den Krieg. Sie starben in Spanien.“ Nathan runzelte die Stirn und schwieg einen Moment lang. Bilder tauchten vor seinem inneren Auge auf: die drückend heißen Sommermonate, das Schwirren der Mücken und das schmutzige Wasser, die eiskalten Winter, die sintflutartigen Regengüsse und die schlechte Verpflegung. Durch Krankheiten waren beinahe ebenso viele britische Soldaten gestorben wie durch feindliche Kugeln oder im Nahkampf. Die Narbe oberhalb seines linken Auges begann zu schmerzen. Es gab einfach zu viele bedrückende Erinnerungen!

Sir James wartete geduldig.

„Der alte Earl, mein Onkel, starb vor knapp zwei Jahren. Kaum sechs Monate später kam sein ältester Sohn bei einem Jagdunfall ums Leben. Als man mich davon in Kenntnis setzte, hielt ich es für meine Pflicht, den Dienst zu quittieren, nach Hause zu kommen und mich meiner neuen Verantwortung zu stellen.“

„Ein Earl sollte auch für einen Erben sorgen.“

„Es gibt da einen Cousin, der mich beerben wird“, gab Nathan kühl zurück.

„Das wird die Damenwelt kaum akzeptieren. Ich glaube, man hält Sie für eine überaus gute Partie.“

Eine kalte Hand schien nach Nathans Herz zu greifen.

Aufmerksam hatte Sir James seinen Gast beobachtet. „Ich weiß“, sagte er jetzt freundlich, „dass Sie kein Frauenfeind sind. Im Laufe der Jahre haben Sie eine Menge Herzen gebrochen. Warum also diese Abneigung gegen die Ehe?“

Nathan zuckte die Schultern.

„Es heißt“, fuhr Sir James fort, „Sie seien zwar ein rechter Draufgänger, doch Sie hätten nie versucht, unerfahrene Mädchen zu verführen.“

Nun, dachte Nathan, es gibt eine Ausnahme, und ich habe bitter dafür bezahlt. Laut erklärte er: „Wenn ich einen so schlechten Ruf habe, sollten die Mütter ihre Töchter von mir fernhalten.“

„Das werden Sie nicht tun. Ihr Titel, Lord Rosthorne, Ihr Vermögen und Ihr attraktives Aussehen zählen mehr als alles andere. Auch Ihre Narbe …“, Nathan hatte diese unwillkürlich mit den Fingerspitzen berührt, „… wird niemanden abschrecken. Die jungen Damen werden fasziniert sein.“

Nervös sprang Nathan auf. „Wenn wir nichts Wichtiges mehr zu besprechen haben, würde ich mich nun gern verabschieden. Der Zar wird erst im nächsten Monat erwartet, nicht wahr? Bis dahin kann ich wohl noch frei über meine Zeit verfügen?“

„Natürlich. Kurz bevor Sie nach Dover aufbrechen müssen, sollten wir uns noch einmal treffen, um die Einzelheiten zu besprechen. Ich denke, der Prinzregent wird keine Zeit haben, sich um uns zu kümmern. Wie es heißt, ist Prinny damit beschäftigt, neue Uniformen zu entwerfen und großartige Ideen für Feiern im Hyde Park zu entwickeln.“

Mit einer Verbeugung wollte Nathan sich verabschieden.

„Haben Sie am Mittwoch schon etwas vor? Meine Gattin und ich würden uns freuen, Sie zum Dinner begrüßen zu dürfen.“

„Danke, ich nehme die Einladung gern an.“

London, dachte Felicity, ist laut und schmutzig.

Ihr gefiel gar nicht, was sie vom Fenster der Kutsche aus sah: mit Unrat übersäte Straßen; Pferde und Ochsen, die alle Arten von Wagen zogen; zerlumpte Kinder, die Zeitungen verkauften; Fußgänger, die alle in größter Eile zu sein schienen; Straßenkehrer, die ständig in Gefahr schwebten, angefahren zu werden; Häuser, die so hoch waren, dass kaum ein Sonnenstrahl zwischen ihnen den Weg nach unten fand.

Sie unterdrückte ein Seufzen. Ihre Freundin, die ebenfalls aus dem Fenster schaute, schien eine ganz andere Szene zu sehen. Sie wirkte glücklich. Ihre Augen leuchteten, und um ihren Mund spielte ein Lächeln. Zweifellos freute sie sich auf das Wiedersehen mit ihrem Gatten. Zudem war Lydia ein Mensch, der das gesellschaftliche Leben genoss. Sie liebte es, an Bällen teilzunehmen oder selbst Gäste willkommen zu heißen.

Anscheinend konnte sie nicht verstehen, warum Felicity an all dem keinen Geschmack fand. Dennoch hatte Lydia nicht versucht, sie umzustimmen, als sie erklärte, sie werde auf gar keinen Fall irgendwelche Einladungen annehmen. Vielleicht ahnte sie ja, wie groß ihre Furcht davor war, in London Nathan Carraway zu begegnen.

2. KAPITEL

Vor Sir James’ Stadthaus am Berkeley Square kam die Kutsche zum Stehen. Zögernd folgte Felicity ihrer Freundin Lydia ins Haus. Der Hausherr erwartete sie in seinem Arbeitszimmer. Mit leuchtenden Augen lief Lydia ihm entgegen und warf sich ihm in die Arme. Er gab ihr einen herzhaften Kuss, schob sie dann ein Stück von sich und musterte sie eingehend.

„Mein Liebes“, sagte er, „mir scheint, du hast mich vermisst. Was wird Miss Brown über deinen Mangel an Zurückhaltung denken?“

„Miss Brown freute sich über diesen Beweis ehelicher Zuneigung“, erklärte Felicity lachend. Ihre grauen Augen blitzten vergnügt.

Sir James schenkte ihr ein Lächeln. „Das freut mich zu hören. Schön, dass Sie meine Gattin begleitet haben. Sie hat Ihnen sicher gesagt, dass ein paar arbeitsreiche Monate vor uns allen liegen?“

„Sie meinte, es würde eine Reihe von Bällen, Soireen und sonstige Gesellschaften geben.“

„Ja, wir werden mit vielen hochgestellten Persönlichkeiten zu tun haben, darunter auch Kronprinzen und exzentrische Damen. Sogar der russische Zar wird in London erwartet. Wahrscheinlich werden wir kaum je zur Ruhe kommen. Was halten Sie davon, Miss Brown?“

„Ich? Als Lydias Gesellschafterin bin ich davon überzeugt, dass sie all dem gewachsen ist.“

Sir James gab seiner Gattin einen Kuss auf die Stirn. „Das glaube ich auch“, stellte er fest. „Trotzdem ist es beruhigend für mich zu wissen, dass Sie sich um sie kümmern werden, wenn ich unterwegs bin. Weder sie noch unser Kind dürfen durch Anstrengung oder Aufregung Schaden nehmen!“

Felicity schaute ihm fest in die Augen. „Sie können sich auf mich verlassen, Sir James. Ich werde gewissenhaft auf Lydia achten.“

„Danke! Ich bin sicher, Sie werden alles Nötige tun. Meine Gattin hat mir gegenüber erwähnt, dass Sie selbst nicht gern ausgehen. Dafür habe ich Verständnis. Ich hoffe allerdings, dass Ihre Menschenscheu nicht zu groß ist. Wir werden natürlich hin und wieder Gäste haben. Heute kommt ein Gentleman zum Dinner. Deshalb sollten Sie jetzt wohl als Erstes auf Ihr Zimmer gehen und auspacken.“

„Oh!“, rief Lydia und klatschte in die Hände. „Erwarten wir jemanden, den ich kenne?“

„Nein, du bist ihm nie zuvor begegnet. Es handelt sich um einen ehemaligen Offizier, den ich selbst auch erst vor ein paar Tagen kennengelernt habe. Er ist jung und sieht so gut aus, dass ihm die Damenwelt zu Füßen liegen wird.“

„Und wie heißt dieser Gentleman?“

Sir James gab Lydia einen Kuss auf die Nase.

„Liebster, du musst es mir sagen! Ich vergehe vor Neugier!“

„Lass dich überraschen.“ Schmunzelnd betrachtete Sir James die gespannte Miene seiner Gattin. „Meiner Meinung nach wird er sich noch in diesem Sommer verloben, obwohl er behauptet, er sei nicht auf der Suche nach einer Braut.“

„Sein Name!“, drängte Lydia. „Bitte!“

„Also gut. Es ist der Earl of Rosthorne.“

Felicity krampfte die Finger um ihr Retikül. Konnte das Schicksal ihr wirklich einen so bösen Streich spielen? Musste sie sich gleich an ihrem ersten Tag in London mit dem Mann auseinandersetzen, der ihr in Spanien das Herz gebrochen hatte? Nathan Carraway, seit einiger Zeit Earl of Rosthorne, verflixt! Sie warf Lydia einen flehenden Blick zu.

Diese runzelte die Stirn. „Rosthorne?“, fragte sie. „Ich weiß nicht recht …“

„Wie ich schon sagte“, gab ihr Gemahl zurück, „du hast ihn noch nie getroffen. Er hat in Spanien gekämpft und den Dienst erst quittiert, als er den Titel erbte. Nach London ist er nur gekommen, weil Seine Königliche Hoheit ihn dazu aufgefordert hat. Er hat, genau wie ich, den Auftrag erhalten, sich während der Friedensfeierlichkeiten um Prinnys Gäste zu kümmern. Ein sympathischer junger Mann. Deshalb dachte ich, es sei eine gute Idee, ihn einzuladen.“

„Gewiss.“ Lydia war blass geworden. „Es kommt nur alles ein wenig plötzlich. Wir sind doch gerade erst in London eingetroffen.“

„Keine Sorge, Liebes. Es ist nur ein kleines Dinner in zwangloser Atmosphäre geplant. Vorher kannst du dich sogar noch ein bisschen ausruhen. Dann ziehst du ein hübsches Kleid an. Und schon wirst du unseren Gast mit deinem charmanten Lächeln bezaubern.“

Felicity berührte sanft den Arm ihrer Freundin. Ihre Finger zitterten kaum merklich. „Sir James hat recht: Du solltest dich vor dem Dinner noch ein wenig hinlegen. Lass uns hinaufgehen.“

Gemeinsam verließen die Damen den Raum. Auf der Treppe flüsterte Lydia: „Es tut mir so leid, Fee. Ich hatte keine Ahnung, dass James den Earl schon getroffen hat. Und nie hätte ich vermutet, dass er ihn gleich zu uns einladen würde!“

„Eine Begegnung mit Rosthorne war wohl unvermeidlich“, gab Felicity zurück und seufzte. „Ich hatte allerdings gehofft, sie würde etwas später stattfinden.“

Lydia drückte ihr ermutigend die Hand. „Ich werde dich beim Dinner entschuldigen. Von mir wird der Earl nichts über dich erfahren. Im Übrigen ist dieses Haus so groß, dass er hier leben könnte, ohne dass ihr euch jemals seht.“

Obwohl Lydia ihr noch einmal versichert hatte, dass keinerlei Gefahr für sie bestand, Rosthorne zu begegnen, wuchs Felicitys Nervosität von Minute zu Minute. Fünf Jahre lang hatte sie alles in ihrer Macht Stehende getan, um Nathans Aufmerksamkeit zu entgehen. Sie hatte sich – sozusagen – unsichtbar gemacht. Doch nun, da sie wusste, dass er sich im selben Haus aufhalten würde wie sie, verspürte sie plötzlich den überwältigenden Wunsch, ihn zu sehen. Und gerade das machte ihr Angst.

Es war gefährlich, doch sie konnte dem Verlangen, wenigstens einen einzigen Blick auf Nathan zu werfen, einfach nicht widerstehen.

Kurz nachdem Lydia sich nach unten begeben hatte, um den Gast dort zu erwarten, schlich Felicity sich aus dem Raum, den man ihr zusätzlich zu ihrem Schlafzimmer als privaten kleinen Salon zur Verfügung gestellt hatte.

Die Eingangshalle von Souden House war ein architektonisches Kunstwerk. Eine gläserne Kuppel bildete das Dach und sorgte tagsüber für natürliches Licht. Eine breite Treppe führte in den ersten Stock hinauf, wo eine Balustrade einen umlaufenden Flur zur Halle hin begrenzte. Über eine schmalere Treppe erreichte man das zweite Stockwerk, in dem sich die Schlafräume befanden. Hier oben gab es eine Art Balkon, von dem aus man in die Halle hinabschauen konnte.

Felicity, die sich nicht zum ersten Mal in Souden House aufhielt, da sie als Erzieherin ihre Zöglinge mehrfach nach London begleitet hatte, kannte diesen Balkon sehr gut. Mehr als einmal hatte sie von dort aus mit den Knaben beobachtet, wer das Haus ihres Vaters betrat. Das war für sie ein beinahe ebenso großes Vergnügen gewesen wie für die Jungen.

Auch jetzt regte sich wieder das Gefühl in ihr, etwas nicht wirklich Verbotenes, aber köstlich Aufregendes zu tun. Niemand würde sie hier oben bemerken, denn diejenigen, die die Halle betraten, schauten erfahrungsgemäß nie zu dem kleinen Balkon hin. Vorsichtshalber hatte sie zudem ein unauffälliges graues Kleid gewählt. Solange sie sich im Schatten hielt, würde man sie kaum entdecken können. Sie selbst allerdings vermochte beinahe alles zu sehen, was sich in der Eingangshalle zutrug.

Die Uhr schlug die volle Stunde, und nur Sekunden später wurde der Türklopfer betätigt. Felicity lächelte. Nathan war – vielleicht infolge der militärischen Disziplin – stets pünktlich gewesen.

Ein Lakai öffnete die Tür, und ein Gentleman trat ein.

Jetzt sind wir im selben Haus, dachte Felicity plötzlich wieder sehr aufgeregt.

Sie beugte sich vor, um nur ja nichts zu verpassen. Da war er! Und ihr Herz machte einen Sprung. Sie erkannte ihn an der Art, wie er sich bewegte. Sein Gesicht allerdings konnte sie nicht sehen. Die elegante schwarze Abendkleidung ließ ihn fremd erscheinen, denn in Spanien hatte er stets seine Uniform getragen. Trotzdem war Felicity von seiner Ausstrahlung überwältigt. Ihr wurde ganz schwach vor Sehnsucht. Ja, einen Moment lang überlegte sie tatsächlich, ob sie nach unten laufen und sich ihm in die Arme werfen sollte.

Die Vernunft siegte. Damals, als er sie so tief verletzte, hatte sie sich geschworen, für immer mit ihm zu brechen. Ihre Liebe war in Abneigung umgeschlagen – oder etwa nicht? Wild klopfte ihr Herz, als sie ihn beobachtete.

Leise sagte er etwas zu dem Bediensteten. Verstehen konnte Fee seine Worte nicht. Doch seine warme dunkle Stimme jagte ihr einen wohligen Schauer über den Rücken. Jetzt nahm er den Hut ab, sein braunes Haar kam zum Vorschein. Damals in Spanien hatte er es mit einem Bändchen im Nacken zusammengefasst. Hier in England trug er es so kurz, dass es das weiße kunstvoll geschlungene Krawattentuch nicht berührte.

Er wandte sich zur Treppe, und als er den Fuß auf die erste Stufe setzte, sah Felicity einen Augenblick lang sein Gesicht. Erschrocken presste sie die Hand vor den Mund. Eine lange Narbe zog sich von der linken Augenbraue bis über die Wange. Auch sonst hatte er sich verändert. Natürlich war er älter geworden. Seine Züge wirkten schärfer; früher hatte er oft gelächelt, jetzt wirkte er sehr ernst.

Während der letzten Jahre hatte sie nicht aufgehört, alles Mögliche über Nathan in Erfahrung zu bringen. Daher wusste sie, dass sein Regiment in mehrere schreckliche Schlachten verwickelt gewesen war. Sie hatte damit gerechnet, dass er im Krieg verwundet würde. Dennoch trieb ihr der Anblick der Narbe die Tränen in die Augen.

Sei nicht albern, schalt sie sich selbst.

Hatte sie nicht stets gedacht, er müsse für seine Treulosigkeit ihr gegenüber bestraft werden? Doch eine solche Art von Vergeltung hatte sie sich nie vorgestellt. Sicher, ihr Onkel hätte behauptet, es sei der Zorn des Himmels, der über Nathan hereingebrochen war. Sie jedoch hatte nie begriffen, warum manche Menschen so fest an einen Gott der Rache glaubten. Dass Nathan so sehr gelitten hatte, schmerzte sie.

Schau noch einmal nach oben, bat sie ihn im Stillen.

Jetzt hatte er das erste Stockwerk erreicht. Von seinem Standort aus hätte er sie entdeckt, wenn er nur zu ihr hingesehen hätte. Einen kurzen wunderbaren, erschreckenden, hoffnungsvollen, angsterfüllten Moment lang glaubte sie, er würde genau das tun. Aber er wandte sich zur anderen Seite.

„Guten Abend, Lord Rosthorne“, sagte Sir James, der in den Flur hinausgetreten war, um den Gast zu begrüßen. „Kommen Sie! Meine Gattin brennt darauf, Ihre Bekanntschaft zu machen.“

Gemeinsam begaben die beiden Gentlemen sich in den Salon. Felicity hörte, wie die Tür geschlossen wurde. Sie atmete tief aus und ließ den Kopf sinken. Ihr Herz raste noch immer. Sie hatte Nathan wiedergesehen. Es schien ihm gut zu gehen.

Und er ahnt nicht einmal, dass ich noch lebe, dachte sie.

Erneut stiegen ihr die Tränen in die Augen. Es war dumm gewesen, nach London zu kommen. Es hätte ihr klar sein müssen, wie sehr Nathans Nähe und seine gleichzeitige Unerreichbarkeit sie quälen würden. Sie unterdrückte ein Schluchzen und schlich zurück in ihr Zimmer. Vielleicht würde es ihr ja gelingen, nicht daran zu denken, dass er nicht weit entfernt mit Lydia und Sir James dinierte und vermutlich bester Laune war.

Sie sollte vernünftig sein und sich zu Bett begeben. Aber würde sie schlafen können?

Doch als der Earl of Rosthorne mehrere Stunden später Souden House verließ, lag sie noch immer wach.

Da seine erste Gattin im Kindbett gestorben war, verhielt Sir James sich der schwangeren Lydia gegenüber äußerst rücksichtsvoll und fürsorglich. Nichts fürchtete er mehr, als dass auch ihr etwas zustoßen könne. Am liebsten hätte er sie gar nicht aus den Augen gelassen und sie vor jeder Gefahr beschützt. Doch das ließen seine Pflichten nicht zu. Deshalb war es Felicity, die Lydia bei einem Ausflug in die Stadt begleiten musste.

Nicht ahnend, dass ihre Freundin sich nur aus Pflichtbewusstsein dazu überwunden hatte, rief Lydia: „Wir werden uns köstlich amüsieren! All diese Geschäfte und natürlich die bekannten Sehenswürdigkeiten! Ich wusste doch, dass London dir gefallen würde. Schade, dass wir nicht schon eher hergekommen sind. Dann hätten wir uns den Aufmarsch zu Ehren des französischen Königs ansehen können. Nun, glücklicherweise werden wir im Laufe des Sommers noch andere großartige Schauspiele erleben. Ich kann es wirklich kaum erwarten, dass die Feierlichkeiten beginnen!“

Felicity nickte stumm, woraufhin Lydia ihr einen forschenden Blick zuwarf. „Du denkst wohl an Lord Rosthorne?“

„Ja. Ob sich eine Begegnung mit ihm wirklich vermeiden lässt? Möglicherweise würde er mich nach all diesen Jahren gar nicht erkennen. Aber am liebsten wäre es mir, wenn ich mich außerhalb des Hauses verschleiern könnte.“

Lady Souden klatschte in die Hände. „Eine verschleierte Frau hat etwas so Geheimnisvolles! Alle Welt wird wissen wollen, was du zu verbergen hast. Ich könnte natürlich behaupten, du seiest erst kürzlich Witwe geworden. Oder …“

„O nein, Lydia, das ist ganz unmöglich!“

„Hm … Dann hast du die Pocken überlebt und möchtest deine Narben vor der Welt verstecken. Oder hättest du lieber von Geburt an ein missgebildetes Gesicht?“

„Natürlich nicht!“ Felicity musste lachen. „Soll ich mir etwa auch ein Kissen in den Rücken stecken, damit es aussieht, als hätte ich einen Buckel? Wirklich, Lydia, deine Fantasie geht mit dir durch.“

„Aber wenn wir keine Erklärung für deinen Schleier abgeben, werden die Leute dich für … seltsam halten.“

„Es stört mich nicht, als exzentrisch zu gelten.“

Lydia seufzte. Sie wusste sehr gut, wie dickköpfig ihre Freundin sein konnte.

Als Felicity tags darauf in den Spiegel schaute, war sie recht zufrieden mit ihrer Erscheinung. Sie würde mit Lydia eine Ausfahrt in den Hyde Park unternehmen und trug deshalb ein rostrotes Kutschenkleid, das beinahe so elegant wirkte wie das militärisch geschnittene blaue Samtkostüm ihrer Freundin. Ihr Gesicht wurde von einem dünnen Schleier verborgen, der – wie sie fand – für jede Dame akzeptabel war, die ihre Haut vor dem durch die Pferdehufe aufgewirbelten Staub zu schützen wünschte.

Bei herrlichem Sonnenschein fuhren sie los. Felicity freute sich über das gute Wetter, bis sie feststellte, wie viele Menschen es in den Park gelockt hatte. Die Fahrwege waren so überfüllt, dass die Kutsche kaum vom Fleck kam. Lydia fand das wunderbar, denn beinahe jede Dame und jeder Gentleman kannte sie und wollte ein paar Worte mit ihr wechseln. Sie stellte Felicity dann in gleichgültigem Ton als „meine Gesellschafterin Miss Brown“ vor, was zur Folge hatte, dass kaum jemand ihrer unauffälligen Begleiterin einen zweiten Blick gönnte.

Felicity begann sich zu entspannen. Doch gerade da entdeckte sie eine sich nähernde Kutsche, die von zwei Reitern flankiert wurde. Einer der Reiter war Lord Rosthorne.

Auch Lydia bemerkte die Gruppe. „O Gott, das ist Lady Charlotte Appleby“, stieß sie hervor. „Ich hatte keine Ahnung, dass sie sich in London aufhält.“

„Lass uns abbiegen“, bat Felicity, „Rosthorne ist bei ihr.“

„Zu spät“, murmelte ihre Freundin. „Sie haben uns schon gesehen.“

Nebeneinander blieben die Kutschen stehen. Nathan zog den Hut und sagte: „Lady Souden, erfreut Sie zu sehen! Sie kennen meine Tante?“

„Aber ja! Guten Tag, Lady Charlotte!“

Ein herablassendes Lächeln war die Antwort.

Nathan hob leicht die Brauen. Er wusste um das überhebliche Wesen seiner Tante. Zu seinem Erstaunen hob sie jetzt die Hand, wies auf den zweiten Reiter und erklärte in arrogantem Ton: „Ich möchte Ihnen meinen Sohn Mr. Gerald Appleby vorstellen.“

Dass Gerald sich im Gegensatz zu seiner Mutter charmant und freundlich zeigte, freute Nathan. Nachdem ein paar Sätze gewechselt worden waren, fragte Appleby: „Möchten Sie uns Ihre Begleiterin nicht vorstellen, Mylady?“

Nathan stutzte. Wahrhaftig, Lady Souden war nicht allein. Neben ihr saß eine Frau, an der eigentlich nur der Schleier, der ihr Gesicht verbarg, bemerkenswert war.

„Natürlich, gern“, meinte Lydia lächelnd. „Miss Brown ist meine Gesellschafterin. Wir sind wegen der Friedensfeierlichkeiten in der Stadt. Sie gewiss auch, Lady Charlotte?“

„Allerdings. Leider mussten wir ein Haus mieten, da Rosthorne uns keine Räumlichkeiten zur Verfügung stellen konnte.“

„Wenn ich rechtzeitig informiert worden wäre, hätte ich selbstverständlich Gästezimmer vorbereiten lassen“, stellte Nathan fest.

„Zu Lebzeiten meines Bruders hielt man in Rosthorne House stets Räume für mich bereit.“

„Das Haus stand mehr als ein Jahr lang leer“, mischte sich jetzt Gerald ein. „Und Nathan hatte nicht vor, in diesem Sommer nach London zu kommen.“

„Das stimmt“, bestätigte der. „Ich musste in aller Eile ein paar Räume herrichten lassen, die ich dringend benötige.“

„Glücklicherweise konnte mein Verwalter ein passendes Haus am Cavendish Square finden“, wandte Lady Charlotte sich an Lydia. „Die Stadt ist schrecklich überfüllt. In Bath, wo ich selbst ein Haus besitze, wäre es wirklich viel bequemer.“

Die Augen ihres Sohnes blitzten amüsiert auf. „Mama hat darauf bestanden, die meisten ihrer Bediensteten mitzubringen. Da war es tatsächlich nicht leicht, eine passende Unterkunft zu finden. Sie ließ sich auch nicht davon überzeugen, dass es praktischer wäre, in der Stadt auf ihren eigenen Wagen, ihre Pferde, ihren Kutscher und ihre Stallburschen zu verzichten.“

Lady Charlotte warf ihm einen zornigen Blick zu. „Ich ziehe eben mein eigenes Personal vor.“

„Harris hättest du jedenfalls zu Hause lassen können. Soweit ich weiß, war es stets seine einzige Aufgabe, dich auf deinen Ausritten zu begleiten. Doch du reitest seit Ewigkeiten nicht mehr.“

„Harris hat mir schon gedient, als wir beide noch halbe Kinder waren. Ich würde es nicht übers Herz bringen, ihn irgendwo allein zurückzulassen.“

Das war eine Bemerkung, die Lydia ebenso wie Nathan erstaunte, denn alle Welt wusste, wie hartherzig Lady Charlotte sein konnte.

Diese hatte unterdessen das Thema gewechselt. Sie sprach jetzt über die bevorstehenden Festlichkeiten. Lydia hörte höflich zu, und Gerald versuchte, mit Miss Brown zu flirten. Nathan, der seine Gedanken schweifen ließ, bemerkte plötzlich, wie unwohl die Gesellschafterin sich zu fühlen schien. Offenbar gefiel es ihr gar nicht, die Aufmerksamkeit eines Gentleman auf sich gezogen zu haben. Als Gerald sich vorbeugte, um besser durch den Schleier blicken zu können, griff Nathan ein. „Gerald“, sagte er leise, doch in dem befehlsgewohnten Ton des ehemaligen Offiziers, „du gehst zu weit.“

Sein Cousin erstarrte. Dann entschuldigte er sich mit den Worten: „Verzeihen Sie, Miss Brown. Es war nicht recht von mir, so aufdringlich zu sein. Ich bitte um Vergebung!“

Sie schwieg.

„Miss Brown, ich bin wirklich untröstlich! Bitte, vergeben Sie mir!“

„Ich verzeihen Ihnen“, sagte sie leise.

Nathan zuckte zusammen. Die Stimme! Bei Jupiter, woher kannte er diese Stimme bloß? Wenn er sich doch nur erinnern könnte! Nachdenklich musterte er die zierliche Gestalt. „Sind wir uns schon einmal begegnet, Miss Brown?“, fragte er schließlich.

Ehe Felicity sich eine Antwort zurechtlegen konnte, rief Lydia: „Himmel, ich habe gar nicht bemerkt, dass wir hier alles aufhalten! Wir sollten weiterfahren, ehe wir uns den Zorn der anderen zuziehen! Auf Wiedersehen!“ Mit einem sonnigen Lächeln schaute sie von einem zum anderen.

Sobald sie sich außer Hörweite befanden, stellte Lady Charlotte gönnerhaft fest: „Eine wohlerzogene junge Dame, diese Lady Souden. Sie erwähnte, dass sie einen Ball geben will. Ich habe ihre Einladung angenommen. Du musst mich natürlich begleiten, Gerald.“

„Natürlich, Mama, wenn es dein Wunsch ist. Wirst du auch teilnehmen, Cousin?“

Nathan zuckte die Schultern. „Wenn ich eingeladen werde …“ In Gedanken war er noch immer bei der verschleierten Gesellschafterin. „Bist du dieser Miss Brown schon einmal begegnet, Tante Charlotte?“

„Wohl kaum. Sie ist ja nur Lady Soudens Gesellschafterin, eine arme Verwandte vermutlich.“ Sie wandte sich ihrem Sohn zu. „Ganz gewiss niemand, der deine Aufmerksamkeit verdient, Gerald.“

„Ich wollte lediglich freundlich sein.“

„Dann würze deine Freundlichkeit in Zukunft mit mehr Zurückhaltung! Du darfst nicht vergessen, welcher Familie du entstammst!“

Gerald unterdrückte ein Stöhnen. Als würde mir auch nur eine Sekunde lang gestattet, meine Herkunft zu vergessen, dachte er.

Ich habe ihn getroffen.

Felicity schloss die Tür ihres Schlafzimmers hinter sich. Ihre Knie fühlten sich so weich an, dass sie kaum wagte, bis zum Bett zu gehen. Als sie die Augen schloss, sah sie sogleich ganz deutlich Nathans Bild vor sich. Während die anderen sich im Park unterhielten, hatte sie, durch ihren Schleier geschützt, Rosthorne eingehend gemustert. Jetzt erschien er ihr noch attraktiver als damals in Spanien. Er wirkte reifer, ernsthafter. Dieser Eindruck wurde noch durch die lange Narbe unterstrichen. Er war ein Mann, der verletzt worden und daran gewachsen war.

Sie seufzte. Die Narbe übte keine abschreckende Wirkung auf sie aus. Nur gut, dass das Auge unverletzt geblieben war! Himmel, diese faszinierenden braunen Augen, die noch immer mit so viel Interesse und Mitgefühl in die Welt schauten! Nathans Blick war scharf und verriet seine wache Intelligenz.

Dennoch hat er mich nicht erkannt, dachte Felicity. Darüber war sie sowohl erleichtert als auch enttäuscht. Es war seltsam, wie sehr sie sich plötzlich nach seiner Nähe sehnte. Dabei war sie sich doch so sicher gewesen, für immer mit der Vergangenheit abgeschlossen zu haben.

Felicity erschrak, als Sir James beim Tee erklärte, sie solle seine Gattin später zu Lady Somerton begleiten. Ihr wurde sogar ein wenig übel. Wie sollte sie ihre Gefühle für Nathan verbergen, wenn sie ihm dort begegnete?

„Es tut mir leid, dass ich den Abend nicht mit dir verbringen kann, Liebes“, sagte Sir James zu Lydia. „Morgen muss ich dem Prinzregenten meine Pläne für den Empfang des Zaren vorlegen. Und leider sind sie noch lange nicht fertig.“

„Ich verstehe sehr gut, dass du Prinny nicht verärgern darfst“, gab Lydia zurück. „Mach dir um mich keine Sorgen. Lady Somerton ist eine gute Freundin. Selbst wenn Fee mich nicht begleiten möchte …“

Autor

Sarah Mallory
<p>Schon immer hat die in Bristol geborene Sarah Mallory gern Geschichten erzählt. Es begann damit, dass sie ihre Schulkameradinnen in den Pausen mit abenteuerlichen Storys unterhielt. Mit 16 ging sie von der Schule ab und arbeitete bei den unterschiedlichsten Firmen. Sara heiratete mit 19, und nach der Geburt ihrer Tochter...
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