Ein Laird zum Weihnachtsfest

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Schottland, 1072: Lady Helene fürchtet dieses Weihnachtsfest. Denn im neuen Jahr soll sie den berüchtigten Clanführer Léod mac Ruadhán heiraten. Es sei denn, sie kann ihm weismachen, dass sie ihre Unschuld längst an einen anderen verloren hat!


  • Erscheinungstag 07.11.2018
  • ISBN / Artikelnummer 9783733759759
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Schottische Highlands

Winter 1072

Er holte auf.

Helene MacKail widerstand dem Drang, über ihre Schulter zurückzusehen. Sie beschleunigte ihren Schritt und lief weiter auf die Große Halle von Burg Domhnaill zu, wo sich Gäste aus den gesamten Highlands versammelten, um die Raunächte zu feiern. Wenn sie die Reihen der Feiernden erreichte, bevor Léod mac Ruadhán sie einholte, könnte sie unauffällig einen Platz neben ihrer Mutter einnehmen, sodass sie sich nicht mit dem düsteren Laird würde unterhalten müssen.

Er wollte nicht nur um ihre Hand anhalten. Er strebte nach ihren Ländereien, ihrem Wohlstand, ihrem Körper. Und er wollte über all diese Dinge bedingungslos herrschen.

„Lady Helene.“ Seine tiefe Stimme wäre sicher selbst auf einem Schlachtfeld im dichtesten Kampfgetümmel zu vernehmen. Hier, im schmalen Korridor der alten Burg, erklang sie laut und deutlich.

Wenn sie vorgab, ihn nicht zu hören, würde sie damit den einflussreichsten Clanführer von ganz Schottland vor den Kopf stoßen. Das käme sicherlich auch ihrem Vater zu Ohren. Aber der Gedanke daran, hier mit dem Krieger zu sprechen – alleine, in diesem menschenleeren Teil der Burg –, ließ ihr Herz rasen. Léod mac Ruadhán war dafür bekannt, sich selbst gegen seine eigenen Männer zu wenden; er nutzte das Mittel der Furcht, um sie in einem Zustand ständiger Wachsamkeit zu halten, sodass sie jederzeit bereit waren, mit ihm in den Kampf zu ziehen.

Von seiner Grausamkeit hatte sie schon einiges gehört. Und nicht nur gegenüber seinen Männern. Sie wusste auch, dass seine letzte Ehefrau vor seiner unersättlichen Begierde in die entlegensten Winkel der Highlands geflohen war, wo sie schließlich dem harten Winter erlag. Unglücklicherweise ließ ihr Vater sich mehr davon beeindrucken, dass der Clanführer der Mac Ruadháns die Angehörigen des MacKail-Clans schützen konnte, als von seinem schrecklichen Ruf, was Frauen anbelangte.

Wenn sie bedachte, dass sie schon in diesem Frühling mit ihm vermählt sein könnte, tat sie wohl doch besser daran, sich nicht noch schneller seine Feindschaft zuzuziehen als seine letzte Ehefrau.

Darum kam sie langsam auf dem kalten Steinboden zum Stehen. „Mylord.“ Sie drehte sich in dem dunklen Korridor, der nur von zwei Kerzen an den jeweiligen Enden schwach erleuchtet wurde, zu ihm um.

War es möglich, dass er sogar noch höher aufragte, als sie es in Erinnerung hatte? Er stand viel dichter vor ihr, als ihr klar gewesen war, während sie im vergeblichen Versuch, ihn abzuschütteln, durch die Gänge geeilt war. Obwohl er schwere Stiefel trug, war sein Schritt erstaunlich leicht. Gewandt. Geradezu verstohlen. Sie konnte sich gut vorstellen, wie er des Nachts durch die Wälder der Highlands streifte und persönlich Mensch und Tier abstach, jeden, der es wagte, seine wohlgenährte Schafherde oder die prächtigen Pferde in seinen Ställen zu bedrohen.

Dadurch, dass sein rabenschwarzes Haar mit den Schatten zu verschmelzen schien, wirkte er nur noch bedrohlicher. Sein kantiges Kinn und die harten Gesichtskonturen ließen ihn aussehen wie in Stein gemeißelt. Der Eindruck wurde noch verstärkt durch seine unglaublich breiten Schultern. Derzeit war er in einen grauen Wollumhang gehüllt, der an einer Schulter von einer silbernen Spange zusammengehalten wurde und an seinem Rücken herabhing wie die gefalteten Schwingen eines großen Raubvogels.

Oder vielleicht bildete sie sich das nur ein, da sie sich gerade fühlte wie eine Maus, die jeden Augenblick von scharfen Krallen ergriffen und davongetragen werden würde.

„Ich sehe, Ihr seid in Eile, zum Festmahl zu gelangen.“ Er bot ihr seinen Arm.

Um sie zur Halle zu geleiten? Oder um ihr mit eisernem Griff die Luft aus der Lunge zu pressen?

Einige der drastischeren Geschichten über ihn kamen ihr wieder in den Sinn. Eine seiner Mägde hatte in der Halle ihres Vaters erzählt, wie die verstorbene Frau des Lairds in ihrer Hochzeitsnacht so durchdringend geschrien habe, dass es im ganzen Haus zu hören gewesen sei. Und einer seiner Knechte hatte vor den Bediensteten ihres Vaters damit geprahlt, dass die … nun … Ausstattung seines Herrn legendär sei, so beeindruckend groß wie der Rest von ihm.

Danach hatte Helene viele Nächte lang Albträume gehabt.

„Mylady?“ Léods Stimme riss sie aus ihren unangemessenen Gedanken. „Werdet Ihr mir beim Mahl Gesellschaft leisten?“

Ihre Wangen röteten sich, als er verärgert die dunklen Brauen hochzog. Der Atem stockte ihr, wenn sie nur daran dachte, was er wohl mit Frauen tat, die sich seinen Unmut zuzogen.

Bisher hatte sie noch keine Geschichten darüber gehört, dass er sie zum Nachtisch verspeiste, aber vielleicht wäre sie ja die Erste.

„Verzeiht mir.“ Verwirrt, verängstigt und verärgert darüber, dass ihr Vater sie einem solchen Mann zur Frau geben wollte, vollführte Helene einen lächerlichen kleinen Knicks, der eher zu einem Küchenmädchen oder einer Schankmagd gepasst hätte. „Ich fürchte, ich habe mein Messer in meiner Kammer vergessen.“

Schnell raffte sie die Röcke, drehte sich auf dem Absatz herum und lief davon, während ihr Messer ihr gegen die Hüfte schlug, wo es an einer Kette von ihrem Gürtel baumelte. In wenigen Monden würde sie nicht mehr das Recht haben, vor diesem Mann zu fliehen, aber bis dahin wollte sie lieber auf ihr Gefühl hören und so viel Abstand wie möglich von ihm halten.

Sie hätte schwören mögen, dass sie ihn hinter sich fauchen hörte wie das gierige Tier, das er angeblich war. Während sie stolpernd zurück in ihre Kammer eilte, gelobte sie sich selbst, dass sie einen Weg finden würde, ihre Vermählung mit dem dämonischen Laird zu verhindern, koste es, was es wolle. Selbst wenn sie dafür einem anderen Mann auf dem Fest schamlos schöne Augen machen musste. Sie könnte sich selbst kompromittieren oder zumindest dafür sorgen, dass Gerüchte über sie verbreitet wurden, indem sie sich mit einem anderen Mann in eine dunkle Ecke zurückzog.

Sie hatte noch Zeit bis nach den Raunächten, bevor ihr Vater sie in die abgelegenen Berge schicken würde, die Léod seine Heimat nannte. Weniger als zwei Wochen, um dafür zu sorgen, dass Léod mac Ruadhán sie für absolut unwürdig erachtete, seine Braut zu werden.

Dies war das letzte Mal, dass Helene MacKail vor ihm davonlief.

Das schwor sich Léod, während er zusah, wie sich die schöne Highlanderin in ihr Gemach zurückzog. Er musste einen Ehevertrag aushandeln, bevor er in seine Heimat zurückkehrte. Nach dem Zwischenfall mit seiner ersten Ehefrau war er zu lange fortgeblieben. Er hatte es zugelassen, dass finstere Gerüchte über ihn kursierten, da diese sein Land und seine Untertanen sogar noch besser schützten als seine ausgezeichneten Fertigkeiten im Umgang mit dem Schwert.

Inzwischen war ihm jedoch zu Ohren gekommen, dass sein schlechter Ruf unangenehme Gesellen in seine Burg führte, die Art Männer, die das Töten genossen und denen es gefiel, Angst und Schrecken zu verbreiten. Der Zeitpunkt, dem ein Ende zu bereiten, war gekommen, und was wäre besser geeignet, die Gerüchte verstummen zu lassen, als eine neue Ehefrau? Er hatte gehofft, die einzige Erbin der fruchtbaren Ländereien des MacKail-Clans zur Frau zu nehmen, aber er hatte nicht vor, sich einer Braut aufzuzwingen. Nicht nach dem, was damals mit Margaret passiert war.

Autor

Joanne Rock
<p>Joanne Rock hat sich schon in der Schule Liebesgeschichten ausgedacht, um ihre beste Freundin zu unterhalten. Die Mädchen waren selbst die Stars dieser Abenteuer, die sich um die Schule und die Jungs, die sie gerade mochten, drehten. Joanne Rock gibt zu, dass ihre Geschichten damals eher dem Leben einer Barbie...
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