Ein verboten verführerischer Earl

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Überrascht starrt Catriona auf ihren Stammbaum. Kein Zweifel: Ihr verstorbener Vater wurde einst um sein Erbe geprellt und sie ist die wahre Herrin des Familiensitzes Glen Clair! Kurz darauf wird die temperamentvolle Schottin von ihrem geldgierigen Onkel entführt - gemeinsam mit Neil Sinclair, dem künftigen Earl of Strathconan. Eine Flucht mit ihm scheint Catrionas einzige Rettung zu sein. Doch schon zu oft ist der attraktive Charmeur ihr gefährlich nahe gekommen. Wird Neil ihr helfen, ihr rechtmäßiges Erbe wiederzuerlangen? Oder wird er ihr nur erneut das Herz rauben?


  • Erscheinungstag 14.07.2015
  • Bandnummer 0560
  • ISBN / Artikelnummer 9783733762377
  • Seitenanzahl 256
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

In welchem ich den Helden kennenlerne, wie es sich für jede gute Heldin gehört.

Ich heiße Catriona Balfour, und dies ist meine Geschichte.

Meinen Bericht möchte ich mit der Schilderung eines Begräbnisses beginnen. Anfang Juli 1802 wurde mein Vater auf dem Friedhof von Applecross bestattet. Ich war damals 18 Jahre alt.

Ein trauriger Anfang, ja. Tatsächlich war es ein trauriges Jahr gewesen. Zwei Monate zuvor war meine Mutter gestorben. Dahingerafft von einem Fieber, das ein wandernder Händler ins Dorf mitgebracht hatte. Er hatte Bänder und Gürtelschnallen, Handschuhe und Schultertücher verkauft sowie Stoffe. Da Mama sich ein neues Sommerkleid nähen wollte, hatte sie ein paar Yards Musselin bei ihm erstanden.

Sie ging von uns, noch ehe das Kleid fertig war.

Jetzt stand ich am Grab meines Vaters und dachte, dass uns allen von hier aus zumindest ein schöner Blick aufs Meer vergönnt war. Applecross lag am Meer. Und vom Friedhof aus schaute man auf die Bucht. Strahlend blau schimmerte das Wasser an diesem Tag. Die Luft war klar, sodass man am Horizont die zerklüfteten Gipfel der Insel Skye erkennen konnte. Ein sanfter Wind trug den Geruch von Salz und Algen zu uns herüber. Sonnenstrahlen wärmten meinen Rücken.

Ich trug mein bestes schwarzes Bombasinkleid. Leider ließ es mich sehr unförmig erscheinen, weil der Stoff so steif war, dass er wohl von allein gestanden hätte. Auch knisterte er bei jeder Bewegung, was mir – ich gebe es zu – trotz meiner tiefen Trauer äußerst unangenehm war. Tatsächlich fand ich das Kleid so hässlich, dass ich mich vor den Trauergästen schämte. Gleichzeitig schämte ich mich, weil ich während der Beerdigung meines Vaters so unpassende Gedanken hatte und an modische Kleider, einen Schal aus silberfarbener Gaze und an ein paar Schuhe aus weichem Ziegenleder dachte.

„Das Mädchen ist eitel“, hatte unsere Haushälterin Mrs Mansell vor vielen Jahren gesagt, als sie mich, ein damals achtjähriges Kind, vor dem Spiegel erwischte, wie ich Mamas Sonntagshütchen aufprobierte. „Lassen Sie sie den Stock spüren, ehe es zu spät ist.“

Doch auch meine Mutter mochte hübsche Dinge. Statt mich zu schlagen, schloss sie mich in die Arme und flüsterte mir zu, ich sähe sehr hübsch aus. Ich weiß noch, wie ich Mrs Mansell über Mamas Schulter hinweg triumphierend anschaute. Woraufhin sie die Mundwinkel nach unten zog und murmelte, es werde ein schlimmes Ende mit mir nehmen. Vielleicht war sie ja nur neidisch, weil sie selbst ein miesepetriges Gesicht hatte, das an eine verschrumpelte Pflaume erinnerte, und weil es niemanden gab, der sie liebte, seit ihr Gatte dahingeschieden war. Nun, vermutlich hatte auch er sie nicht geliebt.

Meine Mutter hingegen war eine warmherzige liebevolle Frau. Und mein Vater, der Schulmeister von Applecross, kümmerte sich rührend um sie und um mich, sein einziges Kind. Sobald ich drei Jahre alt geworden war, hatte er begonnen, mich zu unterrichten. Deshalb war ich weit und breit die einzige junge Dame, die den Lauf der Gestirne kannte, die ein wenig Französisch sprach und die die Pflanzen, die auf den Wiesen und am Bachufer wuchsen, mit ihrem lateinischen Namen benennen konnte.

Miss Bennie und Miss Henrietta Bennie, die Töchter des Gutsherrn, machten sich lustig über mich und behaupteten, solche Kenntnisse würden mir nicht helfen, einen Gatten zu finden. Sie verbrachten ihre Tage damit, auf dem Spinett zu musizieren oder mit Wasserfarben zu malen, während ich dem alten Harry beim Krabbenfangen mit dem kleinen Handnetz half und dabei meinen Teint ruinierte. Denn natürlich benutzte ich keinen Sonnenschirm.

Die beiden jungen Misses Bennie nahmen auch an Papas Beerdigung teil. Sie standen mit ihren Eltern ein Stück entfernt von allen anderen. Die übrigen Trauernden konnte man in zwei Gruppen einteilen: Da waren zum einen die Dorfbewohner und zum anderen einige gelehrte Kollegen meines Vaters, die von weither gekommen waren, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Ich rechnete es ihnen hoch an, dass sie die Strapazen der Reise nicht gescheut hatten.

Sir Compton Bennie schaute ernst auf das frisch ausgehobene Grab. Er hatte hin und wieder mit meinem Vater Karten gespielt oder bei einem Glas Whiskey tiefschürfende Gespräche mit ihm geführt. Beides hatte seiner Gattin nicht gefallen. Lady Bennie legte großen Wert auf ihren gesellschaftlichen Rang. Daher war sie der Meinung, ein einfacher Schulmeister habe die Aufmerksamkeit ihres Gatten nicht verdient.

Einmal – ich war wohl sechs Jahre alt – hörte ich, wie sie mich als „dieses unerfreuliche hässliche Kind“ bezeichnete. Tatsächlich war ich damals sehr dünn, meine rotgoldenen Locken sahen immer zerzaust aus, und der Ausdruck meiner blauen Augen muss wohl einen sehr abweisenden Eindruck gemacht haben. Jedenfalls behauptete mein Vater, ich könne allein mit meinem Blick einen Wolf in die Flucht schlagen.

Allerdings hatte man den letzten Wolf in Applecross vor mehr als einem halben Jahrhundert gesichtet. Es konnte mir also nur recht sein, wenn mein Blick mit der Zeit weniger furchteinflößend geworden war. Zudem hoffte ich, dass meine Figur inzwischen etwas ansehnlicher wirkte und mein Haar nicht mehr in alle Richtungen stand. Ja, gewiss war ich nicht mehr so hässlich wie in jenen Kindertagen, obwohl böse Stimmen der Meinung waren, mein Kinn sei für eine Frau zu kantig und mein Gesichtsausdruck zu entschlossen. Auch war meine Haut mit Sommersprossen übersät, und meine Wimpern waren so hell, dass man hätte glauben können, ich besäße keine. Mein Haar ließ sich nach wie vor schwer bändigen. Und aus Kummer über den Tod meiner Eltern hatte ich wieder abgenommen, sodass ich recht hager war.

Kurz gesagt: Ich wusste – auch wenn ich keinen Vergleich zu den stets irgendwie rosa und golden schillernden Misses Bennie ziehen wollte –, dass ich keine Schönheit war.

Mir fiel auf, dass Lady Bennie ihr zweitbestes schwarzes Kleid trug, womit sie der Beerdigung den genau richtigen Grad an Bedeutung beimaß. Als Gattin des Gutsherrn und somit als wichtigste Dame in unserem Bezirk gehörte es zu ihren Pflichten, der Trauerfeier beizuwohnen. Ich wusste, dass sie alle ihre Aufgaben gewissenhaft erledigte. Doch obwohl sie hin und wieder ihr spitzenbesetztes Taschentüchlein an die Augen führte, konnte sie nicht verheimlichen, dass sie keine echte Trauer empfand.

Ihre Töchter waren noch nicht so geschickt. Es war offensichtlich, dass sie sich langweilten. Sie zappelten herum und flüsterten sogar miteinander, während der Pfarrer sprach.

„Asche zu Asche …“

Ich warf eine Handvoll Erde auf den Sarg. Es gab ein seltsames Geräusch. Tränen stiegen mir in die Augen, und ich verspürte einen dicken Kloß im Hals.

„Staub zu Staub …“

Armer Papa … Er hatte noch so viel vorgehabt. Es erzürnte mich, dass man ihm jede Chance genommen hatte, seine Pläne zu verwirklichen.

Irgendjemand in der Menge versuchte, ein Schluchzen zu unterdrücken. Die Bewohner von Applecross weinten nicht leicht, doch mein Vater David Balfour war sehr beliebt gewesen. Ich hatte jedenfalls niemanden dafür bezahlen müssen, zur Beerdigung zu erscheinen und Kummer vorzutäuschen, so wie Compton Bennie es angeblich getan hatte, als sein Vater bestattet wurde. Der Verstorbene hatte sich allerdings 50 Jahre zuvor mit den Engländern zusammengetan, als diese begannen, die schottischen Highlands auszuplündern. So etwas vergaßen die Menschen hier nicht.

„Komm, Catriona!“

Die Beerdigungszeremonie war zu Ende, und Mr Campbell, unser Pfarrer, nahm meinen Arm, um mich vom Friedhof zu führen. Ich warf einen letzten Blick auf Papas Grab, das wie eine offene Wunde aussah. Douglas, der Totengräber, stützte sich auf seinen Spaten. Wahrscheinlich wartete er ungeduldig darauf, seine Arbeit beenden zu können. Als ich auf Papas Sarg schaute, überkam mich eine abgrundtiefe Verzweiflung. Ich wusste, dass ich diesem Gefühl nicht nachgeben durfte, wenn ich nicht vor Kummer den Verstand verlieren wollte.

Ich war eine Waise.

Ich besaß kein Geld.

Ich hatte mein Heim verloren.

Letzteres hatte ich am vergangenen Abend von Mr und Mrs Campbell erfahren. Sie hatten es mir schonend beigebracht, während ich ein Glas warme Milch mit Whiskey trank, das mir – wie Mrs Campbell sagte – helfen würde, Schlaf zu finden. Seit dem Tod meines Vaters lebte ich im Pfarrhaus, weil es für eine junge Dame unschicklich gewesen wäre, allein im Haus des Schulmeisters zu wohnen. Bis zu jenem Gespräch war mir jedoch nicht klar gewesen, dass ich nie in jenes Haus zurückkehren würde, das so lange mein Heim gewesen war.

Lehrerhaus und Schulgebäude gehörten einer wohltätigen Organisation, die sich St. Barnabas Gruppe nannte. Schon vor meiner Geburt war Papa von den Leitern der Organisation eingestellt worden. Seitdem hatte er seine Aufgaben zur Zufriedenheit aller erfüllt. Jetzt allerdings hatten die Verantwortlichen so schnell wie möglich einen Nachfolger für meinen Vater gesucht und gefunden. In wenigen Tagen würde der neue Schulmeister mit seiner Familie von Inverness nach Applecross übersiedeln. Mir erschien diese Eile unpassend. Doch innerhalb der Organisation wollte man wohl nicht, dass für die Kinder von Applecross mehr Unterricht ausfiel als unvermeidbar war.

Immerhin musste ich zugestehen, dass die Vertreter der St. Barnabas Gruppe sich mir gegenüber nicht geizig verhalten hatten. Sie waren für die Beerdigungskosten aufgekommen und hatten Mr Campbell fünf Pfund geschickt sowie einen Brief, aus dem hervorging, dass diese Summe für den Unterhalt der Tochter des verstorbenen Mr Balfour – also für mich – bestimmt war.

Trotzdem spürte ich eine gewisse Verbitterung darüber, dass meine Mutter ein paar Wochen zuvor von uns gegangen war. Dadurch war es der Wohltätigkeitsorganisation nämlich erspart geblieben, der Witwe zehn Pfund auszuzahlen. Mr Campbell hatte mich sanft getadelt, als ich diesen Gedanken laut äußerte. Er wusste ja, wie elend ich mich fühlte. Dennoch konnte ich mich nicht von der Vorstellung lösen, dass mein Vater für die Verantwortlichen bei St. Barnabas nicht mehr als eine Fußnote in ihren Geschäftsbüchern darstellte, die bald vergessen sein würde. Bestimmt hatte irgendjemand einen dicken schwarzen Strich durch Papas Namen gemacht und „erledigt“ an den Rand gekritzelt.

Bald würde ich zum letzten Mal unser früheres Zuhause betreten, um dort am Totenmahl teilzunehmen. Der Weg, über den man vom Pfarrhaus in den Ort gelangte, war uneben und rutschig, da Moos auf dem uralten Kopfsteinpflaster wuchs. Über dem Meer schwebten die Seevögel und stießen ihre schrillen Schreie aus. Die Sonne brannte inzwischen so heiß vom Himmel, dass ich Kopfschmerzen bekam. Ich wünschte, ich könnte mir einen stillen Platz im Schatten suchen, um allein und ungestört an meine Eltern zu denken. Ich wollte meine Erinnerung an sie mit niemandem teilen. Ich wollte nicht mit dem Gefühl, dort eine Fremde zu sein, auf dem gefliesten Boden des Wohnzimmers im Schulmeisterhaus stehen. Ich wollte keine höflichen oberflächlichen Gespräche mit den anderen Trauernden führen. Aber mir blieb keine Wahl.

Schon erreichten wir das Gartentor. Mr Campbell, der mit mir an der Spitze der Trauergäste ging, öffnete es. Wir betraten den kleinen Garten. Direkt hinter uns gingen die Bennies. Lady Bennie, die es gewohnt war, überall als Erste einzutreten, hatte mir den Vortritt gelassen. Ein einmaliges Ereignis, das sich gewiss nur damit erklären ließ, dass mir eine besondere Rolle zukam, weil ich die engste Angehörige des Verstorbenen war.

Unterwegs hatten die Bewohner von Applecross begonnen, sich leise zu unterhalten. Plötzlich allerdings wurde es so still, dass ich aus meinen Gedanken gerissen wurde. Der Pfarrer, der immer noch meinen Arm umfasst hielt, zuckte zusammen. Jetzt bemerkte auch ich den Mann, der eine so erstaunliche Wirkung auf die Anwesenden ausübte. Aus dem Schatten der Büsche trat er auf uns zu und blieb vor mir stehen. Er trug die Uniform der Royal Navy, die irgendwie streng wirkte, gleichzeitig aber hervorragend zu seinem muskulösen Körper passte.

Er sah sehr attraktiv und männlich aus. Dessen schien er sich auch bewusst zu sein. Sein Auftreten war selbstsicher, seine Kopfhaltung sogar ein wenig arrogant. In seinen dunklen Augen lag ein Glanz, der alle in seinen Bann zog. Von den Gefühlen oder Gedanken des Gentlemans verrieten diese Augen jedoch nicht das Geringste.

Ohne die Misses Bennie wirklich zu sehen, spürte ich, wie unruhig sie plötzlich wurden. Ihr Benehmen erinnerte mich an die großen Mohnblumen, die sich im Sommerwind wiegten und dem Licht der Sonne zuneigten. Zweifellos bemühten sie sich mit allen Kräften, die Aufmerksamkeit des Fremden zu gewinnen. Ich wiederum hob den Kopf und schaute dem Gentleman direkt in die dunklen Augen.

Die Zeit schien stehen zu bleiben. Wie von weit her spürte ich, wie mein Herzschlag kurz aussetzte. Ich schluckte. Dann nahm mein Herz seine Arbeit wieder auf. So ruhig schlug es weiter, als wäre nichts geschehen.

„Mr Sinclair, guten Tag“, sagte Mr Campbell. Mir war, als klänge seine Stimme ein wenig unsicher. „Wir haben nicht damit gerechnet …“ Mr Campbell verstummte.

Der Fremde hatte seinen Blick nicht eine Sekunde lang von mir abgewandt. Jetzt lüpfte er den Hut und verbeugte sich. Er war jung, 25 oder 26 vielleicht. Sonnenstrahlen tanzten auf seinem dunklen Haar und ließen es blauschwarz schimmern wie die Schwingen einer Elster.

„Diebische Elstern“, hatte mein Vater diese Vögel genannt, wenn wir uns über die Tierwelt der britischen Inseln unterhielten. „Sie sind klug, rücksichtslos und hinterlistig.“

Es wunderte mich, dass ich mich gerade jetzt daran erinnerte. Der Fremde hatte unterdessen meine Hand ergriffen. Dabei war ich sicher, sie ihm nicht gereicht zu haben. Wie also mochte er es geschafft haben, sie nun so fest zu halten? Er trug keine Handschuhe. Deshalb würde er bestimmt spüren, wie stümperhaft mein eigener Handschuh gestopft war. Das war mir so peinlich, dass ich versuchte, ihm meine Hand zu entziehen. Doch es gelang mir nicht.

Sein Verhalten war unentschuldbar. Aber statt sich zu schämen, schien er sich über die unmögliche Situation zu amüsieren. Seine Augen blitzten auf, und mir war, als wäre die Sonne, die auf mein Häubchen brannte, plötzlich noch heißer geworden.

„Miss Balfour“, begann er, „bitte, gestatten Sie mir, mich vorzustellen und Ihnen mein tief empfundenes Beileid zu Ihrem Verlust auszusprechen. Mein Name ist Neil Sinclair.“ Seine Stimme war tief und sanft, fast wie eine Liebkosung.

Hinter mir holte jemand laut Luft. Weder die ältere noch die jüngere Miss Bennie war gut darin, ihre Gefühle zu verbergen. Ich ahnte in diesem Moment, dass keine von ihnen etwas dagegen einzuwenden gehabt hätte, an der Beerdigung des eigenen Vaters teilzunehmen, wenn ihnen das die Gelegenheit gegeben hätte, dem attraktiven Mr Sinclair vorgestellt zu werden. Dieser Gentleman allerdings sah nicht einmal in ihre Richtung. Er schaute mir noch immer fest in die Augen.

So also lernte ich Neil Sinclair kennen, den Erben des Earl of Strathconan.

2. KAPITEL

In welchem ich von meiner mir bis dahin unbekannten Familie erfahre.

Es war spät geworden. Das Totenmahl ging zu Ende. Nichts war von den zahlreichen Kuchen und Pasteten, die die Nachbarn mitgebracht hatten, übrig geblieben. Unzählige Tassen Tee und viele Krüge mit Ale waren geleert worden. Nun musste ich das Schulmeisterhaus putzen. Anschließend würde ich es abschließen, damit es ungestört auf die Ankunft der neuen Bewohner warten konnte.

Ich arbeitete mir die Finger wund, um alles in Ordnung zu bringen, nachdem die letzten Trauergäste sich verabschiedet hatten. Allerdings war die Beschäftigung auch hilfreich, weil sie dafür sorgte, dass ich nicht ständig über den Verlust meines Vaters und die damit verbundenen Änderungen in meinem Leben nachdenken musste.

Schließlich gab es nichts mehr zu tun. Ich stand zum letzten Mal im Garten meines langjährigen Heims und atmete tief den betörenden Duft der Rosen ein, die meine Mutter an der geschützten Südwand des Hauses gepflanzt und tatsächlich zum Blühen gebracht hatte.

Auf der anderen Seite des Dorfangers flackerte Licht hinter zwei Fenstern des Pfarrhauses auf. Mrs Campbell hatte wohl die Öllampe im Wohnzimmer angezündet. Bestimmt flogen schon die ersten Motten gegen die Scheibe, weil sie zu den Flammen wollten. Die Schreie der Vögel waren verstummt. Selbst das Meer war ruhig an diesem Abend. Die auf den Strand auflaufenden Wellen gaben nur ein leises Seufzen von sich. Wie friedlich alles wirkte! Und wie kühl es geworden war, seit die Sonne nicht mehr vom Himmel brannte.

Langsam überquerte ich den Dorfanger und betrat das Pfarrhaus durch die Hintertür. Schweigen empfing mich, was ich einen Moment lang als bedrückend empfand. Doch dann hörte ich aus Mr Campbells Arbeitszimmer leise Stimmen. Da ich kein Bedürfnis nach Gesellschaft verspürte, wollte ich unbemerkt an dem Raum vorbeigehen, um mich in das kleine Gästezimmer zurückzuziehen, das man mir zur Verfügung gestellt hatte. Aber in diesem Moment tauchte Mrs Campbell auf.

Sichtlich erleichtert darüber, mich zu sehen, schenkte sie mir ein warmes Lächeln und sagte: „Gut, dass du da bist, Catriona. Mr Campbell hat schon nach dir gefragt.“

Ich unterdrückte ein Seufzen. Mein Wunsch nach Einsamkeit war groß, aber vor allem wollte ich die Bekanntschaft mit Mr Sinclair nicht vertiefen. Nachdem er mich vor dem Schulmeisterhaus begrüßt hatte, hatte er den Rest des Nachmittags im Gespräch mit Sir Compton Bennie und dem Pfarrer zugebracht. Später, als die Trauergäste sich nach und nach verabschiedeten, hatte er sich Mr Campbell angeschlossen, ohne mir auch nur einen Hinweis darauf zu geben, warum er nach Applecross gekommen war.

Es musste allerdings etwas mit mir zu tun haben, denn immer wieder hatte ich gespürt, wie er mich musterte. Aus irgendeinem Grund war er an mir – allerdings nicht an mir als Frau – interessiert. Er schien etwas über mich zu wissen. Etwas, das ihn veranlasste, sich ein Bild von meinem Wesen machen zu wollen. Das missfiel mir, auch wenn ich nicht hätte erklären können, warum.

Widerwillig klopfte ich an die Tür des Arbeitszimmers und trat ein, als von innen jemand „Herein“ rief.

Der Pfarrer saß an seinem Schreibtisch. Mr Sinclair hatte in einem Lehnstuhl am offenen Kamin Platz genommen. Neben ihm auf einem Beistelltisch stand ein Glas Whiskey.

Als ich eintrat, hob er den Kopf. Er hatte ein schmales aufmerksames Gesicht. Seine Haut war von Sonne und Wind gebräunt. Die Linien seiner Kinn- und Wangenknochen verrieten, dass er über Entschlossenheit und Ausdauer verfügte. Ein starker Charakter …

Ich nickte ihm kurz zu, was ihn zu belustigen schien, und wandte mich dann an Mr Campbell: „Sie wollten mich sehen, Sir?“ Wie stets sprach ich ehrerbietig mit ihm. Daher verwirrte es mich, als ich bemerkte, dass in Mr Sinclairs Augen ein Ausdruck trat, als hielte er mein Benehmen für unangemessen. Die Andeutung eines Lächelns spielte um seine Lippen. Ich kehrte ihm den Rücken zu.

„Catriona, ja …“ Der Pfarrer machte einen ungewöhnlich aufgeregten Eindruck. Mit einer Geste bedeutete er mir, ich solle es mir auf dem Sofa bequem machen – was eigentlich kaum möglich war, da es im ganzen Haus kein unbequemeres Möbelstück gab als das Sofa. Man konnte darauf nur mit steifem Rücken sitzen und sah immer aus wie ein Vogel auf einer Stange. Diese Tatsache trug nicht dazu bei, meine Laune zu bessern, als ich Platz nahm. Insbesondere, da ich aus den Augenwinkeln wahrgenommen hatte, wie Mr Sinclair sich genüsslich zurücklehnte und einen großen Schluck von seinem Whiskey trank. Über den Rand des Glases hinweg betrachtete er mich.

Mrs Campbell, die gemeinsam mit mir eingetreten war, schien dem Gast große Achtung entgegenzubringen. „Darf ich Ihnen noch etwas bringen, Mr Sinclair?“, fragte sie unterwürfig. „Ich hoffe, Sie waren zufrieden mit dem, was mein Gatte Ihnen angeboten hat?“

Meiner Neugier nachgebend, beobachtete ich, wie der Gentleman Mrs Campbell freundlich zunickte und ihr, um sie zu beruhigen, ein charmantes Lächeln schenkte. Offenbar fiel es ihm leicht, die Menschen für sich einzunehmen. Mrs Campbells Gesicht jedenfalls wurde ganz rosig, als er sie so anschaute. Als sie gleich darauf den Raum verließ, sah sie aus wie ein junges Mädchen.

Mr Campbell schob ein paar Papiere zur Seite, ehe er sich in ernstem Ton an mich wandte. „Nun, Catriona, es gibt einige Dinge zu regeln. Dinge, die deine Zukunft betreffen. Du weißt, dass meine Frau und ich dich lieben wie unser eigenes Kind. Aber ich denke, nun, da deine Eltern diese Erde verlassen haben, solltest du zu deinen anderen Verwandten übersiedeln.“

Ich dachte, er spreche von der Familie meiner Mutter, die Hunderte von Meilen entfernt an der englischen Südküste lebte. Vor 20 Jahren hatte meine Mutter für einen Skandal gesorgt, als sie, eine hübsche Debütantin aus guter Familie, sich in einen armen Schulmeister verliebte. Sie hatte meinen Vater in Edinburgh kennengelernt und war mit ihm durchgebrannt, da ihre Familie gegen die Heirat war. Ihre Eltern hatten sich daraufhin von ihr losgesagt. Verständlicherweise verspürte ich nicht den geringsten Wunsch, mich mit diesen Menschen in Verbindung zu setzen. 18 Jahre lang hatten sie meine Existenz ignoriert. Da würde ich sie jetzt, da ich verwaist war, ganz gewiss nicht um Hilfe bitten.

„Könnte ich nicht hierbleiben, Mr Campbell?“, bat ich. „Irgendwo in Applecross, nicht im Pfarrhaus“, fügte ich hinzu, weil ich nicht wollte, dass der arme Pfarrer glaubte, ich beabsichtige, seine großzügige Gastfreundschaft für längere Zeit auszunutzen. Es musste ihm schwerfallen, mir vorzuschlagen, meine Heimat zu verlassen. Denn er war nicht nur mein Pate, sondern er hatte sich auch – ebenso wie seine Gattin – stets überaus liebevoll um mich gekümmert. „Ich würde mir meinen Lebensunterhalt gern selbst verdienen“, fuhr ich fort. „Vielleicht könnte ich dem neuen Schulmeister helfen oder als Gesellschafterin zu der alten Mrs Blois zie…“

Mr Sinclair stieß ein seltsames Geräusch aus, was mich mitten im Wort innehalten ließ. Ich starrte ihn herausfordernd an und fragte: „Wollten Sie etwas sagen, Sir?“

Seine Augen verrieten mir, dass er innerlich lachte. „Verzeihen Sie, Miss Balfour“, erklärte er, „aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Sie sich als Gesellschafterin einer alten Dame wohlfühlen würden. Oder als Hilfslehrerin …“

Was ging ihn das überhaupt an? Ärgerlich presste ich die Lippen zusammen. „Sie wissen kaum etwas über mich, Mr Sinclair“, warf ich ihm vor. „Mein Vater selbst hat mich unterrichtet und sein großes Wissen an mich weitergegeben. Ich könnte den Dorfkindern das Lesen beibringen. Auch habe ich eine schöne Handschrift. Ich kenne mich mit Mathematik, Astronomie und Philosophie aus und …“ So entrüstet war ich, dass ich erst einmal tief Luft holen musste.

Mr Sinclair nutzte die Pause, um gelassen zu entgegnen: „Ich zweifele nicht daran, dass Ihr Vater Ihnen ein guter Lehrer war. Ich bin auch davon überzeugt, dass Sie klug und gebildet sind, Miss Balfour. Allerdings möchte ich wetten, dass Sie nicht über das ruhige Wesen verfügen, das eine Lehrerin oder eine Gesellschafterin haben sollte. Müsste man, wenn man eine solche Beschäftigung wählte, nicht geduldig, ausgeglichen und tolerant sein?“

Diese Kritik machte mich so wütend, dass ich beinahe geschrien hätte. „Ich weiß wirklich nicht, mit welchem Recht Sie …“, begann ich zornig. Doch dann sah ich, wie Mr Campbell mir mit einer dezenten Geste bedeutete, mich zu fassen. Also biss ich mir auf die Zunge und zügelte mein Temperament.

„Es würde nicht gutgehen, Catriona“, sagte der Pfarrer freundlich. „Applecross ist ein kleiner Ort. Du aber solltest die große weite Welt kennenlernen. Und zwar je eher, desto besser. Drei Gentlemen haben mich in den letzten Tagen aufgesucht, um bei mir um deine Hand anzuhalten. Ich gestehe, dass ich keine Lust habe, noch andere Bewerber abzuweisen.“

Erstaunt hob ich die Brauen. Mir selbst hatte niemand einen Heiratsantrag gemacht. Auch konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, wer mich zur Frau nehmen wollte. Verwirrt schaute ich Mr Campbell an. „Wer, um Himmels willen …“

Er zählte meine Verehrer an den Fingern ab. „McGough, der den Hof beim Loch Ailen bewirtschaftet. Angus, der junge Schäfer. Und Mr Lefroy von Callendish.“

Diesmal konnte kein Zweifel daran bestehen, dass Mr Sinclair lachte. Seine bebenden Schultern verrieten es unmissverständlich. Ich aber tat so, als bemerkte ich es nicht, obwohl sein unhöfliches Benehmen mich wirklich wütend machte.

„McGough hat schon drei Ehefrauen zu Grabe getragen“, stellte ich fest. „Angus ist zwar sympathisch, jedoch noch ein halbes Kind. Und Mr Lefroy sucht nach einer Haushälterin, der er keinen Lohn zu zahlen braucht.“

„Eine Gattin ist im Endeffekt teurer als eine Haushälterin“, warf Mr Sinclair ein.

Ich fuhr herum und bedachte ihn – wie ich hoffte – mit einem vernichtenden Blick. „Sie scheinen sich da ja gut auszukennen, Sir.“

Jetzt hob er die Brauen. „Ja, auch wenn ich es nicht aus eigener Erfahrung weiß. Immerhin kann ich nach unserer kurzen Bekanntschaft sagen, dass Sie ebenso wenig eine fügsame Ehefrau abgeben würden wie eine geduldige Gesellschafterin.“

Wir starrten einander eine Weile an. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, während der die Luft im Raum vor Spannung zu vibrieren schien. Ich musste mich dazu zwingen, nichts von all den unhöflichen undamenhaften Dingen zu sagen, die mir auf der Zunge lagen. Deutlich erkannte ich, dass er mich dazu herausfordern wollte. Sein Blick schien zu sagen: „Wollen Sie noch länger mit mir streiten, Miss Balfour? Ich bin gern bereit dazu …“

Dann räusperte Mr Campbell sich. „Das alles tut nichts zur Sache. Als dein Vater im Sterben lag, Catriona, hat er nämlich an seine Verwandten in Glen Clair geschrieben und sie gebeten, dich bei sich aufzunehmen.“

Mr Sinclair straffte die Schultern und verkündete: „Es ist alles arrangiert. Ich bin hier, um Sie morgen nach Sheildaig zu begleiten. Von dort wird Ihr Onkel Sie abholen lassen.“

Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit war ich so perplex, dass es mir die Sprache verschlug. Wie hatte Papa das in die Wege leiten können, ohne mir gegenüber seine Pläne auch nur mit einem Wort anzudeuten? Wer war dieser Onkel, von dem ich noch nie gehört hatte? Und warum sollten er und seine Angehörigen mir ein Heim geben wollen, obwohl ich für sie eine vollkommen Fremde sein musste? Aber vor allem: Wie konnte dies alles arrangiert worden ein, ohne dass man mich eingeweiht hatte?

Ich holte tief Luft, schenkte Mr Sinclair keinerlei Beachtung und sprach zum Pfarrer: „Verzeihen Sie, Sir“, begann ich vorsichtig, „ich bin gerade ziemlich durcheinander. Ich wusste nicht einmal, dass mein Vater irgendwelche Verwandten hat, geschweige denn, dass diese bereit sein würden, mich bei sich aufzunehmen.“

Mr Campbell machte ein unglückliches Gesicht, wohingegen Mr Sinclair gelangweilt wirkte. Aufseufzend ließ er den Whiskey in seinem Glas kreisen. Eine seiner dunklen Locken fiel ihm in die Stirn und verlieh ihm ein noch draufgängerisches Aussehen. Zweifellos interessierte ihn mein Erstaunen über meine so überraschend aufgetauchten Verwandten überhaupt nicht. Deshalb wollte er auch keinerlei Erklärungen dazu abgeben oder hören. Er hatte angeboten, mich zu begleiten – seine Gründe dafür waren mir vollkommen rätselhaft –, und erwartete nun, dass ich ihm dankbar war. Welche Überheblichkeit! Ich stellte fest, dass Mr Sinclair es innerhalb kürzester Zeit geschafft hatte, der unangenehmste Mann zu werden, den ich kannte.

Mr Campbell fuhr sich mit der Hand durch sein schütteres Haar. „Ehrlich gesagt, Catriona“, gestand er, „weiß ich kaum mehr als du. Als dein Vater krank wurde, gab er mir einen Brief und bat mich, diesen nach Glen Clair zu schicken. Er sagte, das Ganze habe etwas mit deinem Erbe zu tun. Dann bat er mich noch, dich zu deinem Onkel Ebeneezer Balfour im Herrenhaus von Glen Clair zu schicken, sobald du das Schulmeisterhaus würdest verlassen müssen.“ An dieser Stelle schaute der Pfarrer hoffnungsvoll zu Mr Sinclair. „Vielleicht können Sie noch etwas ergänzen?“

Der allerdings zuckte nur nachlässig die breiten Schultern. „Ich fürchte, ich kann Ihnen auch nicht weiterhelfen. Ich wollte Miss Balfours Onkel einen Gefallen tun. Deshalb bin ich hier. Mehr kann ich dazu nicht sagen.“

Ich schaute von einem zum andern. „Mein Vater hat nie einen Bruder erwähnt. Mein Leben lang habe ich geglaubt, Papa habe niemanden außer Mama und mich.“

„Ihr Onkel ist verheiratet. Er und seine Gattin haben eine Tochter namens Ellen, die etwa in Ihrem Alter sein dürfte.“

Ich runzelte die Stirn. „Mir gefällt es nicht, dass diese Angelegenheit, die schließlich meine Zukunft betrifft, ohne mein Wissen und meine Zustimmung geregelt wurde.“

„Sie kennen bestimmt das Sprichwort: In der Not schmeckt jedes Brot“, stellte Mr Sinclair fest. „In Ihrer Situation können Sie nicht wählerisch sein.“

„Sir“, erwiderte ich ärgerlich, „ich glaube nicht, dass Sie irgendetwas Hilfreiches zu der Diskussion beitragen.“

„Nichts außer einer Fahrgelegenheit“, stimmte er scheinbar liebenswürdig zu.

Mr Campbell rückte seine Brille zurecht. „Familiäre Bande soll man stets achten“, erklärte er. „Die Balfours von Glen Clair sind mir natürlich ein Begriff. Allerdings ahnte ich nicht, dass sie mit deinem Vater verwandt sind, Catriona. Vor dem Aufstand im Jahr 1745 waren die Balfours eine mächtige Familie.“

„Mein Vorfahren waren Jakobiten?“, vergewisserte ich mich. „Sie haben mit den Schotten gegen die Engländer gekämpft?“ Einen Moment lang war mir, als hätte die bloße Erwähnung des Aufstands dazu geführt, dass die Lampe zu flackern begann und man in allen Ecken Geheimnisse erahnen konnte.

„Aye“, nickte Mr Campbell. „Sie haben gekämpft und dann für ihre Treue zu Bonnie Prince Charlie büßen müssen.“

Mr Sinclair setzte sich anders hin. Und mir fiel ein, dass er ein Mitglied der Royal Navy war und demnach dem englischen König George III Treue geschworen hatte. Unsere gemeinsamen Feinde waren jetzt die Franzosen und Napoleon. Die Zeiten, da Engländer und Schotten gegeneinander gekämpft hatten, waren vorbei. Das allerdings empfanden durchaus nicht alle Schotten als richtig. Besonders den Bewohnern des schottischen Hochlands fehlte es an Vertrauen zu den Engländern.

„Die Balfours von Glen Clair sind so arm wie Kirchenmäuse“, sagte Mr Sinclair. „Es gelingt ihnen kaum, das Haus in Stand zu halten. Da gibt es nichts zu erben.“

Nahm er etwa an, ich sei so oberflächlich, dass ich mich nur für Geld interessierte? Nun, insgeheim gestand ich mir ein, dass ich nichts gegen ein paar Hundert zusätzliche Pfund einzuwenden gehabt hätte. Das allerdings würde ich niemals zugeben. Deshalb straffte ich die Schultern und verkündete: „Es genügt mir, Verwandte gefunden zu haben, von deren Existenz ich nichts ahnte.“ Dabei kam ich mir wirklich bescheiden und großherzig vor. Weshalb ich es Mr Sinclair verübelte, dass er sich über sein Whiskeyglas beugte, um ein Grinsen zu verbergen. Gewiss dachte er, ich sei ein dummes Mädchen, das nichts von der Welt wusste.

„Wir werden sehen“, meinte er.

Eine Bemerkung, die mir seltsam erschien. Ungeduldig erhob ich mich. Ich war der Gesellschaft dieses Mannes überdrüssig. „Entschuldigen Sie mich jetzt, bitte“, sagte ich zu Mr Campbell. „Ich habe noch zu tun.“

„Natürlich, mein Kind“, gab er gütig zurück.

Als er mich aus seinen blauen Augen müde anschaute, begriff ich, wie schwer er an der Verantwortung für mich trug. Er und seine Gattin hatten mich aus christlicher Nächstenliebe und aus Freundschaft zu meinem verstorbenen Vater bei sich wohnen lassen. Gewiss waren sie auch mir aufrichtig zugetan. Das hatten sie oft genug bewiesen. Aber die beiden waren nicht mehr jung. Vermutlich empfanden sie die Anwesenheit eines Wildfangs, wie ich es war, als Last.

„Ich weiß, dass Sie und Mrs Campbell sich stets in erster Linie um mein Wohlergehen gesorgt haben“, sagte ich. „Dafür bin ich Ihnen sehr dankbar.“ Mit Mr Sinclair hätte ich am liebsten gar nicht mehr gesprochen. Aber ich kam wohl nicht darum herum, ihm eine gute Nacht zu wünschen. Danach wollte ich schnell den Raum verlassen, um meine wenigen Habseligkeiten zu packen. Das würde schnell erledigt sein, denn außer ein paar Büchern, die ich von Papa geerbt hatte, und meiner bescheidenen Garderobe besaß ich nichts.

Mr Campbell machte einen erleichterten Eindruck. „Gute Nacht, liebes Kind. Ich bin sicher, du wirst die richtigen Entscheidungen bezüglich deiner Zukunft treffen. Mrs Campbell wird dich bis Sheildaig begleiten, ihr werdet beide unter Mr Sinclairs Schutz reisen.“

Besagter Gentleman sagte nichts dazu. In seinen dunklen Augen allerdings lag ein spöttischer Glanz, den ich überhaupt nicht mochte. Als ich zur Tür ging, stand Mr Sinclair höflich auf. Ich spürte noch seinen Blick in meinem Rücken, drehte mich aber nicht um. Langsam stieg ich die Treppe zu dem kleinen Raum hinauf, den die Campbells mir überlassen hatten. Meine wenigen Besitztümer waren über das ganze Zimmer verstreut. Plötzlich kamen sie mir regelrecht armselig vor.

War dies wirklich alles, was ich auf der Welt besaß? Bald würde ich Applecross und alles, was mir vertraut war, verlassen, um bei Menschen zu leben, die ich nicht kannte und die anscheinend in einem baufälligen Haus mit dem Namen Glen Clair ein entbehrungsreiches Dasein fristeten. In diesem Moment fühlte ich mich entsetzlich einsam. Ich fürchtete mich vor der Zukunft.

Doch dann gewann mein kühler Verstand wieder die Oberhand. Glen Clair lag nur zwei Tagereisen entfernt, was aus mehreren Gründen vorteilhaft war. Einerseits wollte ich nicht mehr Zeit als unbedingt nötig mit Neil Sinclair verbringen. Andererseits konnte ich, wenn ich es bei meinen Verwandten nicht mehr aushielt, rasch nach Applecross zurückkehren.

Dies ist nicht das Ende der Welt, sagte ich mir.

Trotzdem fühlte es sich genau so an. Schweren Herzens packte ich mein besticktes Schultertuch, meine Unterwäsche, ein paar Bücher und Notenblätter sowie den blauen Keramikbecher ein, aus dem mein Vater am liebsten getrunken hatte. Ich hielt ihn noch in der Hand, als mir plötzlich die Knie weich wurden. Abrupt ließ ich mich auf das schmale Bett fallen. Trauer und Verzweiflung drohten mich zu überwältigen. Ich bemühte mich, tief und regelmäßig zu atmen und mir selbst Mut zuzusprechen. Aber der Erfolg war gering.

Es war daher kein Wunder, dass ich in dieser Nacht schlecht schlief. Erst gegen Morgen fand ich Ruhe. Nur, um wenig später von mannigfaltigen Geräuschen im Haus geweckt zu werden.

Ich schlüpfte in mein zweitbestes Kleid, trank in der Küche ein Glas Milch und aß in Eile ein paar Haferkekse, denn Mr Sinclairs Kutsche wartete bereits.

„Die Pferde werden unruhig!“, rief eine Stimme von draußen.

Kaum fand ich Zeit, Mr Campbell noch einmal zu umarmen und ihm ein letztes Mal für seine Güte zu danken. Dann brach ich, begleitet von Mr Sinclair, in mein neues Leben auf.

3. KAPITEL

In welchem Mr Sinclair, mein Begleiter auf der Reise nach Sheildaig, sich nicht wie ein Gentleman benimmt.

Mit Neil Sinclair auf engem Raum eingepfercht zu sein, behagte mir gar nicht. Aber da Mrs Campbell und ich mit ihm in seiner Kutsche reisten, ließ sich das nicht vermeiden. Unbequem war das Gefährt zum Glück nicht. Der Earl of Strathconan selbst hatte es Mr Sinclair zur Verfügung gestellt. Es war gut gefedert, um uns vor den Erschütterungen zu schützen, die die Fahrt auf den schlechten Straßen unausweichlich mit sich brachte. Die Sitze waren weich gepolstert und mit blauem Samt bezogen.

Es lag also einzig und allein an Mr Sinclair, dass ich mich an diesem schönen Sommertag so unwohl fühlte.

Ich war mir seiner Anwesenheit überdeutlich bewusst. Ja, mir kam es vor, als wäre er mir aus irgendeinem unerklärlichen Grund körperlich viel zu nahe. So etwas hatte ich nie zuvor erlebt. Ich konnte es mir auch nicht erklären, denn er saß in angemessener Entfernung von mir. Außerdem war ja Mrs Campbell als Anstandsdame bei uns. Hin und wieder, wenn die Kutsche in ein besonders tiefes Schlagloch geriet, berührte sein Bein ganz leicht das meine. Dann fasste ich nach dem Stoff meines zweitbesten Kleides, um den weiten Rock beiseitezuschieben – was Mr Sinclair sichtlich amüsierte.

Einmal machte die Kutsche eine solchen Satz, dass ich fast das Gleichgewicht verloren hätte und gestürzt wäre. Da streckte Mr Sinclair die Hände aus, um mich zu stützen. Fest schlossen sich seine Finger um meinen Oberarm. Und für einen schwindelerregenden Moment war er mir so nah, dass ich den Duft seiner Haut und seiner Seife wahrnahm. Mein Herzschlag setzte kurz aus, und in meinem Kopf begann sich alles zu drehen.

Da drückte Neil Sinclair mich auch schon, wie es sich für einen Gentleman gehört, zurück auf den Sitz. Nur, um den guten Eindruck sogleich wieder zunichtezumachen, indem er mir einen Blick zuwarf, der alles andere als anständig war und mir das Blut in die Wangen trieb. Mir war natürlich klar, dass er das nur tat, weil es ihm Spaß machte, mich aus der Fassung zu bringen. Gewiss empfand er keine Bewunderung für mich.

Ich war verärgert.

Mrs Campbell teilte meine Abneigung gegen Neil Sinclair nicht. Ich hatte sogar den Eindruck, dass sie mit jeder Stunde, die verging, fester davon überzeugt war, allein die Anwesenheit des Gentlemans mache die Fahrt erträglich. Sie hasste es zu reisen und war nie über Inverness hinausgekommen. Angeregt plauderte sie mit Mr Sinclair über das Wetter, den Zustand der Straßen, die Entfernung von Applecross nach Glen Clair und anderes, während ich stumm in meiner Ecke saß. Verwundert fragte ich mich, wie ein Draufgänger wie Sinclair es anstellte, eine so erfahrene Dame wie die Gattin des Pfarrers um den Finger zu wickeln. Sie schien nicht einmal zu ahnen, wie gefährlich er in Wirklichkeit war.

Ich war so in meine Gedanken vertieft, dass ich zunächst gar nicht hörte, wie Mr Sinclair mich ansprach. Als seine Stimme endlich in mein Bewusstsein drang, zuckte ich zusammen. „Wie bitte?“, stieß ich hervor.

„Ich habe Sie gefragt, ob Sie schon viele Reisen unternommen haben, Miss Balfour.“

„Ich bin einige Male mit meinem Vater in Edinburgh gewesen. Auch sind wir recht häufig nach Skye oder einer der anderen Inseln gesegelt.“

„Dann werden Sie wohl nicht seekrank?“

Ich sah, dass Mrs Campbell mir ermutigend zunickte. Als Anstandsdame hatte sie wohl nichts gegen diese unverfängliche Unterhaltung einzuwenden. „Leider doch, Sir“, erwiderte ich. „Ich habe mich bei jeder Fahrt übergeben müssen, in einen bereitstehenden Eimer. Es gab nur eine einzige Ausnahme, als das Meer spiegelglatt war.“

Meine Wortwahl ließ Mrs Campbell vorwurfsvoll die Stirn runzeln.

„Leiden Sie auch unter Seekrankheit, Mr Sinclair?“, erkundigte ich mich. „In Ihrem Interesse hoffe ich natürlich, dass Ihr Magen nichts gegen einen Sturm auf dem Meer einzuwenden hat. Schließlich gehören Sie der Royal Navy an.“

Er lächelte. Und diesmal war es kein spöttisches Lächeln, sondern eines, das auch seine Augen erreichte und bewirkte, dass mein Herz einen Sprung machte. Beinahe hätte ich vergessen, wie wenig ich ihn mochte.

„Leider muss ich gestehen, dass ich mich bei meiner ersten Fahrt auch übergeben habe. Es war allerdings kein Eimer zur Hand.“

Jetzt musste ich auch lächeln. Einer plötzlichen Eingebung folgend sagte ich: „Sie kennen meinen Onkel, nicht wahr. Was für ein Mann ist er?“

Mr Sinclair schwieg so lange, dass ich unruhig wurde. Endlich meinte er: „Mr Balfour ist ein mürrischer Zeitgenosse. Sie werden sich wohl kaum mit ihm unterhalten können.“

Das war keine besonders angenehme Vorstellung. „Und meine Tante?“, fragte ich, obwohl ich nicht sicher war, dass ich die Antwort überhaupt hören wollte.

„Mrs Balfour ist von schwacher Konstitution.“

Das war ein Leiden, von dem ich zwar gehört hatte, für das ich jedoch nicht das geringste Verständnis aufbrachte. Ich selbst hatte – wie man mir immer wieder versicherte – ein äußerst dickes Fell. Mrs Bennie, die auch unter unruhigen Anfällen litt (insbesondere wenn Sir Compton zu seiner Mätresse nach Inverness fuhr), hatte mir meinen Mangel an Sensibilität mehr als einmal vorgeworfen.

„Und meine Cousine Ellen?“, fragte ich zaghaft.

Mr Sinclair lächelte. „Miss Ellen Balfour ist bezaubernd.“

Entsetzt stellte ich fest, dass ich so etwas wie Eifersucht verspürte. Hätte ich doch die letzte Frage nie gestellt!

Die Unterhaltung schlief ein. Mr Sinclair wollte offenbar nicht weiter über meine Verwandten sprechen. Ich wiederum war so entmutigt, weil mein Onkel mürrisch war und meine Tante kränklich, dass ich keine weiteren Fragen stellte. Unter diesen Umständen konnte ich nicht mit einem warmen Willkommen in Glen Clair rechnen. Wieder grübelte ich darüber nach, warum die Balfours sich überhaupt bereit erklärt hatten, mich bei sich aufzunehmen.

Die Nacht verbrachten wir im Gasthof von Sheildaig, einem weiß gekalkten Haus oberhalb des Hafens. Mein Zimmer schien lange nicht gelüftet worden zu sein. Also beschloss ich, das Fenster zu öffnen. Rasch schloss ich es wieder, denn draußen roch es so stark nach faulen Fischen, dass mir der Appetit verging, was äußerst ungewöhnlich war. Zwar hatte ich aus Kummer über den Tod meiner Eltern etwas abgenommen. Doch eine gute Mahlzeit hatte auch ich in den letzten Wochen stets genossen.

Ich machte mich frisch und begab mich dann nach unten in die Gaststube, wo Mrs Campbell bereits auf mich wartete. Wenig später gesellte sich auch Mr Sinclair zu uns. Aus der Küche drangen verführerische Düfte, doch ich musste mich zwingen, überhaupt etwas zu mir zu nehmen. So hatte ich meine Mahlzeit, die nur aus Brot und Käse bestand, bald beendet. Mrs Campbell schien nicht verwundert zu sein, dass ich mich gleich darauf zurückziehen wollte. Bestimmt glaubte sie, die lange Fahrt über schlechten Straßen habe mich erschöpft.

Mr Sinclair erhob sich höflich, begleitete mich bis zur Treppe, wo er eine Kerze für mich entzündete und sie mir in die Hand drückte, ehe er mir eine gute Nacht wünschte.

Während ich mich bettfertig machte, kam ein Gewitter auf. Der Wind pfiff ums Haus, und hin und wieder fand eine Bö ihren Weg durch die Fensterritzen bis in mein Zimmer. Regen prasselte aufs Dach. Ich entkleidete mich bis auf die Unterwäsche, ging jedoch nicht gleich ins Bett. Stattdessen setzte ich mich noch einen Moment ans Fenster, um nach draußen zu schauen. Der stinkende Hafen wurde von den am Horizont über den Himmel zuckenden Blitzen schwach erleuchtet. Und ich muss sagen, dass ich diesen Anblick bedeutend anregender fand als zuvor den Gestank. Während es in Sheildaig heftig regnete, gab es weiter im Norden eine Stelle, wo der Himmel nicht von Wolken bedeckt war. Dorthin richtete ich immer wieder meinen Blick. Die Sterne funkelten, und der Mond ergoss sein silbernes Licht über das dunkle Meer.

Fasziniert beobachtete ich das Naturschauspiel. Erst nach einer Weile wurde mir bewusst, dass es unten in der Gaststube laut geworden war. Vermutlich hatten sich dort die Fischer versammelt, nachdem sie ihre Boote sicher im Hafen vertäut hatten.

Nach der langen unangenehmen Kutschfahrt fühlte ich mich wie gerädert. Mein Kopf schmerzte, und ich holte ein Fläschchen mit Lavendeltinktur aus meiner Reisetasche. Mit der Essenz betupfte ich meine Schläfen, zugleich atmete ich den erfrischenden Duft tief ein. Morgen würde mein Onkel eine Kutsche schicken, die mich nach Glen Clair und zu meinen bisher unbekannten Verwandten bringen sollte. Mrs Campbell würde auf dem Wagen des Viehtreibers von Applecross nach Hause zurückkehren. Und Mr Sinclair …

Zufällig hatte ich gehört, wie er Mrs Campbell berichtete, er sei in einem Navy-Stützpunkt nahe Lochinver stationiert. Er hatte auch erwähnt, dass er wegen des Vertrags von Amiens ein paar Tage Urlaub bekommen hatte. Wo und wie würde er diese freien Tage verbringen? Würde er seinen Angehörigen einen Besuch abstatten? Oder zog er es vor, nach Edinburgh zu fahren und sich den Vergnügungen der Stadt hinzugeben? Zwar war ich in Liebesdingen gänzlich unerfahren, doch ich zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass es Neil Sinclair nicht an weiblicher Gesellschaft mangeln würde.

Von draußen drangen Schritte an mein Ohr. Die Laterne neben der Tür zum Gasthof schwang im Wind. Neugierig geworden trat ich wieder ans Fenster und beugte mich weit hinaus. Niemand anders als Neil Sinclair hatte das Haus verlassen und ging über die Straße. Plötzlich schaute er zu mir hoch. Im selben Moment wurde mir klar, wie ich aussehen musste. Das Licht der hinter mir brennenden Kerze ließ mein Unterhemdchen vermutlich fast durchsichtig erscheinen. Mein von Bändern und Spangen befreites Haar stand wild um meinen Kopf.

Neil Sinclair war stehen geblieben und starrte mich an. Eine halbe Ewigkeit verging, ohne dass er sich rührte. Das Blut strömte mir in die Wangen, und ich verspürte ein merkwürdiges Kribbeln im Bauch. Reglos blieb ich stehen. Schließlich lächelte er. In seinem gebräunten Gesicht wirkten die Zähne sehr weiß. Dann hob er grüßend die Hand.

In dem Moment, da er den Blick abwandte, gewann ich meine Beweglichkeit zurück. Unsicher machte ich einen Schritt vom Fenster fort, entschied dann, die Läden zu schließen, und riss sie vor Aufregung fast aus den Scharnieren. Jetzt erst bemerkte ich, dass ich am ganzen Körper zitterte. Wie hatte ich mich nur so dumm und unzüchtig benehmen können? Wie eine liebeskranke Julia hatte ich mich halb entkleidet aus dem Fenster gelehnt und einen gänzlich unpassenden Romeo angestarrt! Viel früher schon hätte ich mir klarmachen müssen, dass irgendjemand mich sehen würde. Verflixt, warum hatte ich nicht bedacht, was für einen schamlosen Eindruck mein Aufzug machen musste! Nun, mein Problem war – wie ich schon vor einiger Zeit erkannt hatte –, dass ich fast immer erst handelte und dann nachdachte.

In diesem Moment klopfte es. Da ich annahm, es sei Mrs Campbell, die mir beim Lösen der Bänder meines Korsetts helfen wollte, ging ich zur Tür und öffnete.

Vor mir stand Neil Sinclair.

Er musste auf der Straße umgedreht haben und sofort zu mir heraufgekommen sein. Obwohl ich ihn doch gerade erst gesehen hatte, brachte sein Anblick mich so durcheinander, dass ich kaum atmen konnte. Wenn Mrs Campbell in ihrer Unterwäsche über den Flur gerannt wäre, hätte ich nicht verstörter sein können. Deshalb gelang es Neil auch, in mein Zimmer zu treten und die Tür hinter sich zuzuziehen, ehe ich etwas dagegen unternehmen konnte.

Endlich fand ich meine Stimme wieder. „Was fällt Ihnen ein, Sir! Verlassen Sie sofort mein Zimmer“, rief ich und griff nach meinem Kleid, um es schützend vor mich zu halten.

Er lächelte dieses gewisse Lächeln, das sich so unangenehm auf mein inneres Gleichgewicht auswirkte. Schon wieder wurden mir die Knie weich.

„Keine Angst, Miss Balfour“, begann er. „Ich möchte nur mit Ihnen sprechen.“

Autor

Nicola Cornick
<p>Nicola Cornick liebt viele Dinge: Ihr Cottage und ihren Garten, ihre zwei kleinen Katzen, ihren Ehemann und das Schreiben. Schon während ihres Studiums hat Geschichte sie interessiert, weshalb sie sich auch in ihren Romanen historischen Themen widmet. Wenn Nicola gerade nicht an einer neuen Buchidee arbeitet, genießt sie es, durch...
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