Ein zauberhaftes Lächeln

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Umwerfend männlich und attraktiv! Adam Knight ist genau der Mann, der Gracies Exfreund Dwight so eifersüchtig machen könnte, dass dieser zu ihr zurückkehrt. Das glaubt ihre Freundin Zoey und bittet den Bauunternehmer, mit Gracie zu flirten. Adam findet das verrückt, doch als er ein Foto von Gracie sieht, ist er total hingerissen. Ihr Lächeln verzaubert ihn völlig. Er muss sie unbedingt kennen lernen. Aber was passiert wenn sich beide wirklich ineinander verlieben?


  • Erscheinungstag 23.05.2018
  • ISBN / Artikelnummer 9783733757229
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

„Vielleicht sollte ich blond werden.“ Gracie Louise Allen blickte nachdenklich in den Wandspiegel des Cafés. Ihre Haare sahen aus wie immer. Fade, schlammfarben und unauffällig. Langweilig geradezu. Kein Wunder, dass Dwight ihr keine Beachtung mehr schenkte. Sie seufzte. „Was meinst du dazu?“

Zoey trommelte mit ihren langen, glitzernden Fingernägeln auf den Tisch und blickte über die strassbesetzte Brille hinweg, die sie der Wirkung halber, nicht aus Notwendigkeit, trug. „Hast du heute deinen süßen Tag?“

„Nein.“ Gracie hörte auf, Zucker in ihren Kaffee zu löffeln, und zog den Bauch ein. Der Bund ihres dunkelblauen Rocks war ein bisschen eng. Sie holte vorsichtig Luft und runzelte die Stirn. Zweifellos hätte es ihr nicht geschadet, fünf Pfund abzunehmen. „Vielleicht doch.“

Zoey nahm ihr den Zuckertopf weg. „Also, was ist los?“

„Du bist Friseurin. Ich will blond werden. Hätte ich diese Frage einem Klempner gestellt? Nein.“ Gracie stülpte den Salzstreuer über ihrer Tasse um. „Nichts ist los.“

Zoey beäugte den gesalzenen Kaffee und grinste. „Aha.“

Gracie schob die Tasse fort und bestellte einen neuen Kaffee bei der Kellnerin. „Vielleicht ist blond zu radikal. Wie wäre es mit Strähnchen und einem neuen Schnitt?“

„Ich bin deine beste Freundin. Wenn du es mir nicht sagen kannst, wem dann?“

Darin bestand zum Teil das Problem. Sie waren wirklich die besten Freundinnen. Gracie und Dwight unternahmen alles zusammen mit Zoey und ihrem Mann. Sie blickte erneut in den Spiegel. Ihr Teint wirkte stumpf und müde. „Und vielleicht blaue Kontaktlinsen“, murmelte sie zerstreut. „Grau ist so langweilig.“

„Du siehst ausgezeichnet.“

„Das hält dich nicht ab.“

„Schon, aber ich muss ein Image wahren. Du bist …“

„Langweilig.“

„Konservativ“, widersprach Zoey.

Gracie lächelte, holte tief Luft und verkündete: „Er ist gestern Abend ausgezogen.“

„Wer?“ Zoeys verblüffter Aufschrei zog die Blicke mehrerer Gäste an. „Dwight hat dich sitzen lassen?“

„Wenn du nicht leiser redest, erzähle ich allen in deinem Salon, dass die supermoderne Chefin in Wirklichkeit ein Computermuffel ist.“

Zoey öffnete den Mund, doch nach einem Blick auf Gracies ernste Miene schloss sie ihn wieder und lehnte sich zurück.

Auch Gracie lehnte sich zurück und lächelte den drei Frauen matt zu, die immer noch in ihre Richtung blickten. Sie kannte die meisten Leute in dem Café. Das Einkaufszentrum hatte noch nicht geöffnet, und nur Angestellte genossen ihren letzten Augenblick der Freizeit, bevor die Kunden hereinströmten.

Zoey zupfte ihr übergroßes schwarzes T-Shirt zurecht, bis die rote Schrift auf ihrer Brust zu lesen war: Nimm meinen Rat – ich brauche ihn nicht. „Ich kann es nicht glauben“, sagte sie leise. „Nach all den Jahren! So ein Schuft! Nein, er ist nur dumm. Ich lasse Brian mit ihm reden.“ Aufgewühlt strich sie sich mit einer Hand durch das schwarze Haar. „Sobald er das …“

„Nein.“ Gracie schüttelte den Kopf. „Es ist aus. Und du kannst mir nicht sagen, dass es eine Überraschung ist.“

„Wir haben alle mal solche Tage. Brian und ich streiten auch.“

„Das ist etwas anderes. Wir haben uns schon seit einer Weile auseinander gelebt. Meistens interessiert er sich mehr für seinen Computer oder das Fernsehen als für mich.“

„Das hat doch nichts zu bedeuten.“

Abwehrend hielt Gracie eine Hand hoch. Inzwischen hätte ein Ring diese Hand zieren sollen.

„Du siehst nicht besonders aufgebracht aus“, stellte Zoey fest. „Wessen Idee war es, dass er auszieht?“

Gracie rückte ihren blauen Blazer zurecht und richtete sich auf dem Stuhl auf. Das vermittelte ihr etwas Selbstbewusstsein, das sie dringend brauchte. „Es war gegenseitig.“

Zoey blickte niedergeschlagen drein. „Du hast ihn hinausgeworfen, oder?“

Gracie schüttelte den Kopf. Sie und Dwight hatten fünf Jahre zusammen verbracht, von denen die ersten drei als glücklich zu bezeichnen waren. Aber die beiden letzten … Nun, daran wollte sie jetzt nicht denken. „Es war gegenseitig. Ich schwöre. Es war schon eine ganze Zeit abzusehen. Ich hätte dir schon früher sagen sollen, wie schlecht es um uns bestellt ist. Aber ich wusste, dass es euch sehr belasten würde. Es tut mir leid.“

Zoey blinzelte. „Du musst dich furchtbar fühlen.“

„Nicht wirklich. Eigentlich ist es eine Erleichterung. Du weißt doch, dass ich mich schon lange in die Boutique einkaufen wollte. Jetzt habe ich genug Zeit, um daran zu arbeiten. Komm, lass uns Schokolade essen.“

„Aha.“ Zoey griff nach der Butterbrotdose mit dem Bild von Fred Feuerstein, die ihr als Handtasche diente. „Ich wusste doch, dass du außer dir bist.“

„Wieso?“

„Du isst nie Schokolade vor dem Mittagessen.“

Gracie grinste. „Ich tue viele Dinge, die du noch nie gesehen hast.“

Zoey brach den Schokoriegel in zwei Teile und schob Gracie das größere hin. „Wenn Brian mit ihm redet …“

„Hör auf. Du bist seit zwanzig Jahren meine beste Freundin, aber wenn du deine große Nase in die Sache steckst, lasse ich mir ein richtig schlüpfriges Gerücht über dich einfallen und verbreite es im ganzen Einkaufszentrum. Mir geht es gut. Wirklich.“

„Warum willst du dann blond werden und plötzlich blaue Kontaktlinsen tragen? Du bist die beständigste Person, die ich kenne. Wahrscheinlich die einzige beständige Person, die ich kenne. Das klingt überhaupt nicht wie du.“

„Ich versuche nur, meine Möglichkeiten zu erforschen.“

„Du machst dich selbst schlecht. Du fühlst dich unattraktiv und glaubst, dass alles deine Schuld ist.“

„Wie bist du so schlau geworden?“

„Indem ich meinen Kunden zuhöre. Die meisten halten mich für eine ausgeflippte Eheberaterin.“ Zoey beäugte den Schokoriegel, den Gracie beiseite geschoben hatte. „Isst du das nicht?“

„Nein. Du kannst es haben.“

„Ich wusste es.“ Zoey seufzte und ignorierte die Schokolade. „Dir geht es schlechter, als ich dachte.“

„Du irrst dich. Es ist wirklich nicht so schlimm. Dwight und ich sind immer noch Freunde. Wir unternehmen weiterhin einiges zusammen. Wir wollen sogar morgen Abend mit dir und Brian zu dem Konzert gehen.“

Zoeys Augen leuchteten hoffnungsvoll auf. „Wenn du dir selbst Blumen schickst, wird Dwight vielleicht eifersüchtig, und dann …“ Sie verstummte mit unglücklicher Miene und tat etwas, das sie nie tat: Sie gab auf.

„He, du.“ Gracie lehnte sich vor und berührte ihre Schulter. „Es ist okay. Es hätte schlimmer sein können. Zumindest muss sich niemand um eine Scheidung kümmern.“

„Ja, sicher.“

Gracie seufzte. Wie sollte sie erklären, dass der Zauber längst erloschen oder vielleicht nie vorhanden gewesen war, dass die Beziehung seit über einem Jahr rein platonisch war?

Zoey und Brian waren seit dreizehn Jahren glücklich verheiratet und benahmen sich immer noch wie frisch Vermählte. Sie berührten sich häufig und tauschten zärtliche Blicke. Manchmal war es hart, mit ihnen auszugehen. Es erinnerte Gracie an all das, was zwischen ihr und Dwight nie bestanden hatte.

„Ich freue mich darauf, mich auf die Boutique zu konzentrieren“, sagte sie wahrheitsgemäß. „Wirklich. Ich wollte immer mein eigener Boss sein. Das weißt du.“

„Dwight hat es immer für eine dumme Idee gehalten, oder? In dieser Hinsicht ist es gut, dass er nicht mehr da ist. Außerdem hat es dich immer geärgert, dass er überall seine Schuhe stehen lässt“, bemerkte Zoey mit dem Anflug eines Lächelns.

„Und zum Glück werde ich all die Wasserränder auf dem Couchtisch los. Eigentlich sollte ich ihn zwingen, den verdammten Tisch mitzunehmen“, sagte Gracie lachend.

„Du hast jetzt die Fernbedienung ganz für dich allein.“

„Die Toilettenbrille bleibt unten.“

„Und du kannst die Weihnachtseinkäufe früh erledigen und all das Zeug im Haus verstreuen, ohne dass sich jemand beschwert.“

„Das machst du immer, nicht ich“, protestierte Grazie. „Ich freue mich einfach darauf, die Zeitung zu lesen, solange sie noch ganz ist.“

Zoey seufzte. „Vielleicht sollte ich Brian rauswerfen. Dann könnte ich jetzt mit den Weihnachtseinkäufen anfangen.“

„Du bist so verrückt nach ihm, dass du es nicht erträgst, wenn er das Zimmer für fünf Minuten verlässt.“

Nachdenklich biss Zoey in den Schokoriegel. „So war es nie zwischen dir und Dwight, oder?“

Und dann sah Gracie, was sie nicht sehen wollte: Mitleid. Und sie fühlte sich niederträchtig, weil sie ihre Freundin um die glückliche Ehe beneidete. Sie verstand nicht, warum sie nicht glücklich verheiratet war. Sie hatte sich ihr Leben lang an die Regeln gehalten – im Gegensatz zu der stets rebellischen Zoey. Sie war eine brave Tochter, eine gute Angestellte. Sie tat immer, was von ihr erwartet wurde. Was hatte sie also falsch gemacht? Warum steckte an ihrem Finger kein Ring?

„Ich muss jetzt das Geschäft öffnen. Ich bin bis Mittag allein“, sagte sie und griff nach ihrer Handtasche. „Treffen wir uns zum Lunch?“

„Sicher.“ Zoey wirkte erleichtert. Sie legte eine Hand auf Gracies Arm. „Es liegt nicht an dir. Das weißt du doch, oder?“

„Ja, ich weiß.“

„Wirklich?“

Nein, dachte Gracie. Dwight war ein langweiliger Typ und sah es sogar selbst ein. Es hatte sie nie gestört. Doch nun langweilte sie ihn. Das schmerzte. Sie schluckte schwer und lächelte. „Er ist ein Idiot, wie du gesagt hast.“

„Genau. Also werde nicht ulkig.“

Moi?“, hakte Gracie nach, und beide lachten.

„Strähnchen sind okay, aber nicht völlig blond. Wir reden beim Lunch darüber.“

„Bis dahin werde ich nichts Unüberlegtes tun.“

Zoey grinste. „Das hoffe ich doch. Bis später.“

Adam Knight hatte kaum auf dem Barhocker Platz genommen, als die dunkelhaarige Kellnerin ihm eine Tasse schwarzen kolumbianischen Java hinstellte. Er besuchte dieses Café erst das dritte Mal und war beeindruckt, dass sie sich an seine Vorliebe erinnerte.

„Danke, Betty“, sagte er lächelnd.

„Gern geschehen, Darling. Möchten Sie vielleicht etwas Süßes dazu?“ Sie zwinkerte ihm keck zu und beugte sich über den Tresen, sodass ihre Brüste aus der pinkfarbenen Uniform quollen.

Adam verzog sarkastisch den Mund. Selbst mit vierunddreißig erinnerte er sich an Zeiten, als Frauen auf die Einladung eines Mannes gewartet hatten. „Sie sind die Erste, die es erfahren wird.“

„Rufen Sie einfach jederzeit.“ Als sie sich aufrichtete, zupfte sie an ihrem Namensschild und lenkte erneut seine Aufmerksamkeit auf ihren üppigen Busen zwischen den gestärkten weißen Revers.

Adam musterte sie einen Moment, bevor er die Kleinanzeigen in seiner Zeitung aufschlug. Es wurden nicht viele Jobs in der Baubranche angeboten, sodass er seine Annonce sofort fand. Er überprüfte sie auf Richtigkeit, bis er einen starren Blick im Nacken spürte.

Das Einkaufszentrum hatte gerade erst geöffnet, und das Café war beinahe leer. Widerstrebend hob er den Kopf in Erwartung einer weiteren schamlosen Einladung von Betty.

Über den schmalen Raum hinweg erblickte er eine Frau in einem schwarzen T-Shirt mit roter Aufschrift, die er nicht entziffern konnte. Sie trug eine lächerliche, strassbesetzte Brille in Katzenaugenform und starrte ihn unverhohlen an. Ihr Haar im Kleopatrastil wirkte unnatürlich schwarz gegen ihren blassen Teint.

Er lächelte flüchtig, um ihr zu zeigen, dass er sie ertappt hatte. Doch sie nagte nur an ihren leuchtend roten Lippen und runzelte die Stirn.

Adam atmete tief durch und wandte sich wieder der Zeitung zu. Er brauchte dringend Arbeiter, bevor die Schlechtwetterperiode einsetzte. Es war bereits Ende September, und das bedeutete unvorhersagbare Bedingungen. In den vergangenen vier Jahren hatte er drei andere Aufträge im südlichen Ohio durchgeführt und jedes Mal nur mit Mühe und Not den Termin einhalten können.

In diesem Fall war schlechtes Wetter nur einer der Faktoren, die gegen ihn standen. Die Erweiterung des Einkaufszentrums war bereits ernsthaft in Verzug geraten. Deswegen hatte der Besitzer Adam hinzugezogen und ihm eine große Summe geboten. Wenn er nicht fristgerecht fertig wurde, bedeutete es einen großen finanziellen Verlust.

Doch das war es nicht, was ihn beunruhigte. Vielmehr stand sein Ruf auf dem Spiel. Man nannte ihn den Wunderknaben in der Baubranche. Er wurde gerufen, wenn alle anderen versagten. Bisher hatte er jedes verpfuschte Projekt gerettet. Er wollte diese Statistik beibehalten. Sein hoher Verdienst war ihm dabei nicht so wichtig wie das Gewinnen.

Adam blickte zur Uhr und faltete die Zeitung zusammen. Die ersten Interessenten würden bald auf der Baustelle erscheinen.

„Entschuldigung.“

„Ja?“ Mit einem vagen Lächeln glitt er vom Barhocker und drehte sich zu der Frau um, die ihn angestarrt hatte. Seine Mama hatte ihm vieles beigebracht, das er lieber vergaß, aber sie hatte ihn auch gelehrt, nicht unhöflich zu sein. „Was kann ich für Sie tun?“

„Viel.“ Sie setzte sich auf den Hocker neben seinem. „Ich konnte nicht umhin zu bemerken, dass Sie einen Job suchen. Ich habe einen für Sie.“

Adam lachte. „Wie bitte?“

„Es ist nichts Großes und dauert wahrscheinlich nur ein paar Wochen, aber es wird nicht viel Zeit in Anspruch nehmen, sodass Sie gleichzeitig nach etwas Dauerhaftem suchen können.“

Aus der Nähe betrachtet war sie recht hübsch, aber offensichtlich bekloppt. Unwillkürlich fragte er sich, welche Art von Job sie im Sinn hatte, während er den Blick von ihrer Leggins im Leopardenmuster hinauf zu ihren Haaren gleiten ließ. „Ich suche keinen Job.“

Ihr dramatisch geschminktes Gesicht wurde sanft. „Ich wollte Sie nicht in Verlegenheit bringen. Wir waren alle schon mal arbeitslos. Das ist keine Schande.“

Betty trat an den Tisch. „Möchten Sie noch einen Kaffee, Adam?“, fragte sie in süßem Ton und mit abschätzendem Blick zu der anderen Frau.

Er runzelte die Stirn. Woher kannte sie seinen Namen? Seit wann waren Frauen so aufdringlich? „Nein, danke.“ Er zog seine Brieftasche hervor.

„Schon gut.“ Betty legte ihm eine Hand auf den Arm und ließ sie übertrieben lange dort liegen. „Sie hat schon bezahlt.“

Er spürte sein Blut in Wallung geraten. „Moment mal.“

„Bis später, Betty“, sagte seine unliebsame Begleiterin mit bedeutungsvollem Unterton, und Betty zog sich gekränkt hinter den Tresen zurück.

Er holte einen Geldschein aus der Brieftasche und legte ihn auf den Tisch. „Das dürfte reichen.“

„Nein, bitte, ich zahle. Das ist das Mindeste, was ich dafür tun kann, dass ich Ihre Zeit in Anspruch nehme. Ich bin übrigens Zoey Mulroney.“ Sie reichte ihm eine Hand mit silbern glitzernden Fingernägeln.

„Zoey, Sie sind sicher eine sehr nette Person und meinen es gut, aber ich bin nicht interessiert.“

„Oh, aber ich bin nicht diejenige, die Sie umgarnen sollen.“

Er zog die Augenbrauen hoch. „Ich soll jemanden umgarnen?“

„Ja.“ Sie blickte sich um, beugte sich über den Tisch und senkte die Stimme. „Meine Freundin Gracie. Aber sie darf es nicht wissen.“

„Warum braucht Ihre Freundin jemanden, der sie umgarnt?“, erkundigte er sich unwillkürlich. Diese Frau war offensichtlich eine Verrückte. Doch sie wirkte nicht nur todernst, sondern auch verzweifelt, und er brachte es nicht über sich, sich abzuwenden.

„Weil sie sich momentan richtig mies fühlt.“ Zoey seufzte. Sie stützte einen Ellbogen auf den Tisch und ließ das Kinn in die Handfläche sinken. „Sie ist eine großartige Person, die immer für andere da ist. Sie würde Ihnen ihren letzten Cent geben und Ihnen vermutlich sogar das Haus putzen – sogar Ihnen, einem völlig Fremden. Weil sie einfach so ein Mensch ist. Und jetzt verhält Dwight sich wie ein Schuft.“

„Aha. Dwight ist also der Freund.“

„Er war es. Aber ich glaube, das lässt sich einrenken. Also, was sagen Sie?“

„Wie heißt sie?“

„Gracie Allen.“

„Wie die Komikerin?“

Sie nickte. „Ihre Mutter wollte, dass sie immer Sinn für Humor hat.“

„Und hat sie das?“

„Machen Sie Witze?“ Zoey schob sich die Brille hoch und blickte ihn leicht entsetzt an. „Man muss Sinn für Humor haben, um mit mir befreundet zu sein“, sagte sie, und Adam wusste nicht recht, wie er das verstehen sollte. „Und sie ist klug. Sie hat die Universität als Beste ihres Jahrgangs absolviert.“

Großartig, dachte er, das hat mir gerade noch gefehlt. „Sie ist also ein akademischer Typ, wie?“

„Kaum. Sie leitet Something Wicked hier im Einkaufszentrum.“

„Den Sexshop?“

Zoey lachte. „Sie würde in Ohnmacht fallen, wenn sie das hören würde. Es ist kein Sexshop. Es ist eine Damenboutique. Sie ist irgendwie … wie soll ich es ausdrücken? Altmodisch ist nicht das richtige Wort.“ Konzentriert runzelte sie die Stirn. „Konservativ kommt dem recht nahe.“

„Aha, altmodisch.“ Er rieb sich das Kinn. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal einer altmodischen Frau begegnet war. Aus den Augenwinkeln sah er Betty hinter dem Tresen lauern. Altmodisch wäre eine erfrischende Abwechslung.

„Nicht altmodisch“, sagte Zoey hastig. „Gott, sagen Sie ihr bloß nicht, dass sie altmodisch ist. Sie müssen ihr das Gefühl geben, dass sie … scharf ist.“

„Scharf“, wiederholte er trocken.

„Ja. Und sorgen Sie dafür, dass Dwight Sie mit ihr flirten sieht. Dann wird er einsehen, wie dumm es von ihm war, das Beste zu verlassen, das ihm je passiert ist.“

Adam schmunzelte. Allmählich tat der Typ ihm etwas leid. Mit Zoey war offensichtlich nicht gut Kirschen essen. Aber er bewunderte ihre Hingabe zu ihrer Freundin. „Und Sie meinen, dass es funktionieren wird?“

„Ich hoffe es. Sie waren zu lange zusammen, um jetzt alles wegzuwerfen.“

„Sie sind entweder eine wirklich gute Freundin oder eine totale Spinnerin, Zoey Mulroney.“

Sie grinste. „Sie tun es also?“

Er fragte sich, was die altmodische, konservative Gracie sagen würde, wenn sie von den Machenschaften ihrer Freundin wüsste. „Ich bin wirklich nicht auf der Suche nach einem Job.“

Sie lächelte, so als glaubte sie ihm nicht, und er sagte sich, dass er sofort gehen sollte. Er hatte Beton zu mischen, Material zu ordern und, wie er hoffte, eine Busladung voller Männer zu interviewen. Er war bereits spät dran.

„Übrigens werden Sie das hier brauchen.“ Zoey kramte in einer Butterbrotdose, holte ein kleines Foto heraus und reichte es ihm. „Das da neben mir ist Gracie.“

Adam starrte auf das Bild. Obwohl Zoey auf dem Foto rote, dornenartige Haare trug, erkannte er sie auf Anhieb. Sein Blick fiel auf die Frau neben ihr.

Als Erstes fiel ihm ihr Lächeln auf. Es war strahlend und wirkte natürlich, so als ob sie gern und viel lächelte. Auch ihre Augen waren attraktiv. Er konnte die Farbe zwar nicht erkennen, aber sie blickten funkelnd und aufrichtig, und er verstand auf Anhieb Zoeys Loyalität. „Sie ist hübsch“, sagte er und reichte das Foto zurück.

„Natürlich ist sie hübsch.“ Zoey strahlte wie eine stolze Mutter, und in diesem Augenblick beschloss er, dass er sie mochte. „Vergessen Sie nicht, dass sie außerdem klug ist.“

„Es dürfte nicht schwer sein, jemanden für den Job zu finden.“

Ihre Augen weiteten sich. „Sie wollen es nicht übernehmen?“

Er ließ die steifen Schultern kreisen und fragte sich, ob der Schmerz ein Zeichen dafür war, dass die Kälteperiode früh einsetzen würde. „Hören Sie, ich bin sicher, dass es jemanden gibt, der besser geeignet ist. Ich habe wirklich keine Zeit.“

Entschieden schüttelte sie den Kopf. „Nein. Sie wissen zu viel. Wenn ich Sie nicht einsetze, müsste ich Sie umbringen.“

„Wie bitte?“

„Nur ein Scherz.“ Sie beugte sich vor und ergriff seinen Arm. Es war keine sinnliche Berührung wie bei Betty. Es war eine verzweifelte Geste. „Adam, ich brauche Sie. Nennen Sie mir Ihren Preis.“

Ihre Stimme hatte sich gehoben, und Adam blickte sich verlegen im Raum um. Drei Frauen kamen gerade herein, aber sie waren zu sehr in ihr Gespräch vertieft, um ihm Aufmerksamkeit zu schenken. Er blickte zu den Fenstern hinaus und stellte fest, dass sich das Einkaufszentrum allmählich mit Kunden füllte. Er fragte sich, ob er das Café verlassen konnte, ohne dass Zoey eine Szene machte.

Sein Blick fiel auf ihre langen silbrigen Fingernägel auf seinem Arm und dann auf das Foto von Gracie, das mitten auf dem Tisch lag. Sie hatte ein unglaubliches Lächeln. Es dürfte Zoey nicht schwer fallen, jemanden zu finden.

Aber warum machte er sich etwas vor? Er wollte den Job übernehmen. Außerdem war er der Wunderknabe, der in Krisen gerufen wurde. Gewiss konnte er einen harmlosen Flirt bewältigen. Er würde die beiden Turteltauben wieder zusammenbringen und sich wie ein guter Samariter fühlen. Kein Problem.

„Sagen Sie mir nur eines. Warum gerade ich?“

Zoey lächelte und musterte ihn, als wäre er ein saftiges Steak auf einem Grill. „Weil Sie umwerfend sind und Dwight sich neben Ihnen wie ein Ekel vorkommen wird. Und abgesehen von meinem Mann haben Sie den knackigsten Po, den ich seit Jahren gesehen habe.“

Er zuckte zusammen, als sie hinter ihn griff, doch sie steckte ihm nur etwas in die Gesäßtasche – vermutlich das Foto.

Er massierte sich seine pochenden Schläfen, während er Zoey nachblickte, die aus dem Café eilte.

2. KAPITEL

Gracie stellte eine Stunde zu spät fest, dass sie verrückt geworden sein musste. Was war nur in sie gefahren, dass sie Zoey freie Hand gelassen hatte?

Sie musterte sich im Spiegel des Schönheitssalons und schnitt eine Grimasse. Zum dritten Mal tupfte sie den korallenroten Lippenstift ab. Es nützte nichts. Die Farbe blieb hartnäckig leuchtend und aufsehenerregend.

Das Augen-Make-up war allerdings gar nicht schlecht. Sogar ohne Kontaktlinsen wirkten ihre Augen durch den pflaumenfarbenen Lidschatten eher blau als grau.

„He, halt still. Sonst werde ich nicht rechtzeitig fertig und wir kommen zu spät zum Konzert.“ Zoey drückte Gracies Knöchel und nahm eine bequemere Position auf dem Sitzkissen ein, bevor sie mit dem Lackieren der Zehennägel fortfuhr.

Gracie spähte hinab zu ihren Füßen. „Was ist das für eine Farbe?“

„Malve.“

„Scheußlich.“ Gracie zog den Fuß zurück, und der Pinsel bemalte drei Zehenspitzen.

„Wenn du nicht endlich stillhältst, kommen wir zu spät.“

„Wir sind fertig.“

Zoey seufzte. „Du bittest mich, dich blond zu färben, und dann regst du dich über etwas Glitzer hier unten auf, wo es niemand sieht.“

„Ich sehe es. Und es sieht billig aus.“

Zoey warf ihr einen bösen Blick zu, denn ihre Nägel waren in derselben Farbe lackiert.

„Es passt einfach nicht zu mir, okay? Mir wäre es lieber, du würdest mich blond färben.“

„Dein Haar ist zu hübsch, wie es jetzt ist. Normalerweise verlange ich hundert Dollar für diesen honigfarbenen Ton“, entgegnete Zoey und rieb deftig den Lack von Gracies Zehen.

„Aua! Da ist Haut darunter!“

„Stell dich nicht so an. Wir kommen wirklich noch zu spät.“

„Seit wann kümmert dich das?“

„Dank deiner Zappelei kann ich nur eine Schicht auftragen. Wir treffen uns in fünf Minuten mit Brian und Dwight.“

„Ich verstehe immer noch nicht, warum wir sie hier im Café treffen.“ Gracie runzelte die Stirn, als ihr plötzlich bewusst wurde, dass Dwight annehmen könnte, sie habe sich für ihn so herausgeputzt. „Hoffentlich kommt er nicht.“

Zoey entgleiste der Pinsel, und ein Lackspritzer breitete sich auf den schwarz-weißen Bodenfliesen aus. „Wer?“

„Dwight. Wer sonst?“

„Oh.“ Zoey wischte mit einem Lappen über den Boden. „Fertig. Warum willst du, dass er nicht kommt?“

„Ich kann mir die Schuhe noch nicht anziehen. Sonst verschmiert der Lack.“

„Ich trage sie für dich. Du kannst sie im Café anziehen. Meinst du, dass er nicht kommt?“

„Ich kann nicht barfuß herumlaufen.“

„Du hast doch gesagt, dass du abenteuerlustiger werden willst.“ Zoey verdrehte die Augen, wirbelte herum und zog Gracie am Arm aus dem Salon.

„Dwight wird denken, dass ich das alles für ihn getan habe, und das passt mir nicht.“

„So verändert siehst du gar nicht aus.“

„Ich trage nie korallenroten Lippenstift und auch nicht so kurze Röcke“, protestierte Gracie. Doch dann lachte sie, als ein Paar mittleren Alters auf ihre Füße starrte. Es wirkte seltsam befreiend, in nichts weiter als einem kurzen Jeanskleid und malvenfarbenem Nagellack durch das Einkaufszentrum zu latschen. Die alte Gracie hätte das nie getan. „He, ich trage sogar Sandaletten im September.“

Grinsend ließ Zoey die bronzefarbenen Riemchenschuhe baumeln. „Nur, wenn ich sie dir zurückgebe“, neckte sie und schlüpfte durch die Glastüren des Cafés.

Gracie folgte ihr. Der schmale Raum war beinahe voll. Seit acht Jahren arbeitete sie im Einkaufszentrum, und seitdem waren sie Stammgäste im Café. Zweimal hatte der Besitzer gewechselt. Vor Kurzem war es als In-Lokal für Yuppies bekannt geworden. Sie vermisste die Zeit, als man noch in Ruhe einen Kaffee hatte trinken können. Sie seufzte. In letzter Zeit schien sich alles zu ändern.

Autor

Debbi Rawlins
Endlich daheim – so fühlt Debbi Rawlins sich, seit sie mit ihrem Mann in Las Vegas, Nevada, lebt. Nach viel zu vielen Umzügen beabsichtigt sie nicht, noch ein einziges Mal den Wohnort zu wechseln. Debbie Rawlins stammt ursprünglich aus Hawaii, heiratete in Maui und lebte danach u.a. in Cincinnati, Chicago,...
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