Eine Frau zum Heiraten?

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Denn Claire Marshall ist verwitwet und vollauf damit zufrieden, sich um ihre Schüler und Familie zu kümmern. An die große Liebe hat sie noch nie geglaubt, und sie kann sich nicht vorstellen, noch einmal zu heiraten. Doch sie hat ihren Plan ohne den charmanten Alex Stevenson gemacht.


  • Erscheinungstag 10.12.2012
  • ISBN / Artikelnummer 9783955760663
  • Seitenanzahl 192
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PENNY JORDAN

EINE HOCHZEIT UND DREI HAPPY-ENDS

– EINE FRAU ZUM HEIRATEN?

 

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MIRA® TASCHENBUCH

MIRA® TASCHENBÜCHER

erscheinen in der Harlequin Enterprises GmbH,

Valentinskamp 24, 20354 Hamburg

Geschäftsführer: Thomas Beckmann

Copyright © 2012 by MIRA Taschenbuch
in der Harlequin Enterprises GmbH

Titel der englischen Originalausgabe:

Woman to Wed?

Copyright © 1996 by Penny Jordan

erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

Published by arrangement with

HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

Copyright © für die deutschen Ausgaben 1997 by

Cora Verlag GmbH & Co. KG

Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln

Umschlaggestaltung: pecher und soiron, Köln

Titelabbildung: Harlequin Books S.A

Autorenfoto: © by Harlequin Enterprise S.A., Schweiz

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN eBook 978-3-95576-066-3

www.mira-taschenbuch.de

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eBook-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund

www.readbox.net

PROLOG

Es gibt auf Hochzeiten eine sehr alte Tradition, die besagt, dass die Frau, die den Brautstrauß fängt, als Nächste heiraten wird.

Als die Braut aus dem Hotelzimmer kam, schüttelte sie ein letztes Mal ihre Röcke auf und warf einen prüfenden Blick auf ihre lange Satinschleppe, bevor sie sich ihrem frischgebackenen Ehemann zuwandte und ihn liebevoll anlächelte.

Ihre beiden Brautjungfern – ihre beste Freundin und die Cousine ihres Mannes – hatte sie weggeschickt.

“Komm, lass uns nach unten gehen”, drängte er. “Sonst fragen sich unsere Gäste noch, was wir hier so lange machen.”

Lachend gingen sie zur Treppe und blieben oben noch einmal stehen, um die fröhliche Gesellschaft zu betrachten. Der Empfang war in vollem Gang.

“Heute ist der glücklichste Tag meines Lebens”, flüsterte Sally ihrem Mann zu.

“Meiner auch”, erwiderte Chris, während er ihr die Hand drückte und den Kopf neigte, um sie zu küssen.

Arm in Arm begannen sie, die Treppe hinunterzugehen. Dabei rutschte Sally plötzlich aus und schrie auf. Die Leute, die unten an der Treppe standen, eilten besorgt nach vorn. James, der Trauzeuge des Bräutigams, Chris’ älterer Bruder und zwei Hotelmitarbeiter kamen Sally zu Hilfe, während die beiden Brautjungfern und Sallys Stiefmutter automatisch die Hand ausstreckten, um die Blumen zu retten, die Sally beim Sturz hatte fallen lassen.

Sally, die sich mittlerweile wieder aufgerappelt hatte, lächelte schalkhaft. “Das wär’s. Jetzt wird es noch drei Hochzeiten geben.”

“Nein!”

“Niemals!”

“Ausgeschlossen!”

Alle drei Frauen protestierten einstimmig, und ihre Blicke verrieten, dass sie die Behauptung der Braut kategorisch zurückwiesen.

Sie würden niemals heiraten!

Die drei schauten sich an, bevor sie sich wieder zu Sally umdrehten.

Das Ganze war nur ein dummer alter Aberglaube. Es hatte nichts zu bedeuten. Und jede von ihnen wusste, dass sie auf keinen Fall heiraten würde, egal was die beiden anderen taten.

Sally lachte immer noch, als sie an Chris’ Arm die letzten Stufen herunterkam.

Ihre beiden Brautjungfern hatten ihr bereits vorher unabhängig voneinander erklärt, dass sie nicht beabsichtigten, an irgendwelchen albernen Ritualen teilzunehmen, indem sie um den Brautstrauß wetteiferten. Und was ihre Stiefmutter betraf …

Sally krauste die Stirn. Wann würde Claire endlich akzeptieren, dass sie als vierunddreißigjährige Witwe nicht, wie sie immer behauptete, zu alt war, um noch einmal mit einem neuen Partner zusammenzuleben?

Sobald die Festreden vorüber waren, machten Sally und Chris die Runde unter den Gästen. Unterdessen packten die beiden Brautjungfern und Claire die Geschenke zusammen. Plötzlich entdeckte Poppy, Chris’ Cousine, Sallys Brautstrauß auf einem Tisch. Sie konnte nicht anders und ging hin, um ihn in die Hand zu nehmen. Dabei traten ihr die Tränen in die Augen.

“Vergiss es.” Star, die andere Brautjungfer, nahm ihr den Strauß entschlossen aus der Hand. “Es ist nur ein alberner Aberglaube. Es hat nichts zu bedeuten, und ich werde es beweisen, indem ich hier unmissverständlich klarstelle, dass ich niemals heiraten werde.”

Als ihr Blick auf eine ungeöffnete Flasche Champagner fiel, öffnete sie sie geschickt und schenkte drei Gläser voll. Nachdem sie Poppy und Claire ein Glas gereicht hatte, verkündete sie herausfordernd: “Ich bin bereit zu schwören, dass ich niemals heiraten werde. Was ist mit euch beiden?”

“Ich habe bestimmt nicht vor, wieder zu heiraten”, stimmte Claire etwas sanfter zu.

Poppy nickte unter Tränen. “Ich werde nicht heiraten. Nicht jetzt, da Chris …” Wieder traten ihr die Tränen in die Augen, als sie sich mit den anderen solidarisch erklärte.

Alle drei prosteten sich zu, ohne sich bewusst zu sein, dass jemand ihr Gespräch mit angehört hatte …

1. KAPITEL

Claire Marshall ließ bedauernd den Blick durch die Empfangshalle des Hotels schweifen, die mittlerweile leer war. Überall lag Konfetti auf dem Boden.

War es wirklich erst wenige Stunden her, dass ihre Stieftochter und deren frischgebackener Ehemann unter einem wahren Blumenregen lachend diese Treppe heruntergekommen waren?

Es war eine perfekte Hochzeit gewesen. Nur die Tatsache, dass ihr Mann, Sallys Vater, nicht bei ihnen gewesen war, hatte ihre Freude ein wenig getrübt.

Obwohl er bereits seit über zwei Jahren tot war, vermisste Claire ihn immer noch. Er war ein guter Ehemann gewesen – nett, liebevoll und sehr fürsorglich. Als sie sich bückte, um den Brautstrauß zu berühren, den Sally ihnen dreien so raffiniert zugespielt hatte, wurde Claire bewusst, dass die Eigenschaften, die sie ihrem verstorbenen Mann zuschrieb, mehr zu einem Vater passten.

“Du solltest wieder heiraten”, hatte Sally ihr in letzter Zeit immer wieder geraten. Ein trauriger Ausdruck trat in Claires Augen. Sie hatte das Glück gehabt, einen ganz liebevollen und verständnisvollen Ehemann zu finden. Daher bezweifelte sie, dass es ihr noch einmal gelingen würde. Außerdem wollte sie im Grunde gar nicht wieder heiraten.

Im nächsten Moment wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, denn die beiden Brautjungfern gesellten sich zu ihr. Poppy betrachtete wütend den Brautstrauß und gab dabei Stars harte Worte wieder.

“Heutzutage nimmt doch sowieso niemand mehr diesen Aberglauben ernst …”, sagte sie.

Claire lächelte verständnisvoll. Sally hatte ihr anvertraut, es sei ein offenes Geheimnis in der Familie ihres Mannes, dass seine Cousine schon seit Jahren unglücklich in Chris verliebt sei.

Armes Mädchen, dachte Claire mitfühlend. Es war kein Wunder, dass Poppy so blass war und so mitgenommen wirkte. Die ganze Hochzeit musste ein einziges Martyrium für sie gewesen sein, und James, Chris’ Bruder, hatte es ihr nicht gerade leichter gemacht. Claire hatte zufällig mitbekommen, wie die beiden sich stritten, und vermutete, dass Poppy geweint hatte.

“Ich möchte nie heiraten – niemals!”, verkündete Poppy jetzt wild entschlossen.

“Ich kann dir nur beipflichten”, sagte Star leise.

Claire drehte sich um und lächelte sie an. Star war die beste und älteste Freundin ihrer Stieftochter. Claire erinnerte sich noch genau daran, wie Star als Teenager immer behauptet hatte, sie werde niemals heiraten und stattdessen lieber Karriere machen.

“Es ist wirklich schade, dass keine von uns Sallys Geste zu schätzen weiß”, bemerkte Claire bedauernd, als sie den Brautstrauß aufhob, um ihn zu betrachten.

“Pass auf”, warnte Star sie trocken. “Wer weiß, was es für Folgen hat, wenn du ihn in der Hand hältst.”

Claire lachte, legte den Strauß jedoch wieder weg. “Es ist doch nur ein Brauch”, erinnerte sie die beiden.

“Ja, schon … Aber wir sollten besser etwas unternehmen, um sicherzustellen, dass wir uns an unseren Schwur halten und nicht heiraten”, meinte Star.

“Und das wäre?”, fragte Poppy und fügte bitter hinzu: “Nicht dass ich meine Meinung je ändern würde … wenn ich es könnte …” Sie blinzelte wütend, um die Tränen zu unterdrücken.

“Wir könnten uns zum Beispiel alle drei Monate treffen, um uns gegenseitig daran zu erinnern, dass wir ohne Ehemann bleiben wollen. Falls eine von uns schwach wird, sind immer noch die anderen da, um sie zu unterstützen”, schlug Star vor.

Ich werde keine Unterstützung brauchen”, verkündete Poppy.

Claire dagegen, die bereits ahnte, dass sich nach Sallys Heirat sowohl ihrer aller Verhältnis zu ihr als auch untereinander ändern würde, erklärte entschlossen: “Ich halte das für eine sehr gute Idee. Lasst uns gleich ein Datum festsetzen. Wir können uns hier treffen und zusammen zu Mittag essen. Ich lade euch ein.”

“Toll, ich schreibe es gleich in meinen Terminkalender”, erwiderte Star.

Claire blickte zu Poppy. Obwohl sie sie nicht so gut kannte wie Star, merkte sie, wie unglücklich Poppy war. Es musste sehr schwer für sie gewesen sein, mit anzusehen, wie der Mann, den sie liebte, eine andere heiratete.

Sally hatte Claire gestanden, dass sie Poppy gegenüber zuerst misstrauisch gewesen sei. Als sie sie jedoch kennengelernt und gemerkt hatte, wie sehr sie Chris liebte, hatte Poppy ihr unendlich leidgetan.

“Es muss schrecklich sein, wenn man jemanden liebt, der diese Liebe nicht erwidert”, hatte Sally gesagt. “Natürlich mag Chris sie, aber …”

“Aber er liebt dich”, hatte Claire ergänzt.

Daraufhin hatte Sally sie in den Arm genommen. Claire und sie hatten sich von Anfang an prima verstanden. Sally war auf die Gesamtschule gegangen, an der Claire ihr Referendariat gemacht hatte.

Claire hatte sich oft gefragt, ob Sally sie deshalb so schnell akzeptiert und ins Herz geschlossen hatte, weil sie ihre Mutter nie kennengelernt hatte. Ihre Mutter, Johns erste Frau, war nämlich kurz nach Sallys Geburt gestorben.

“Paula wird immer ein Teil meines … unseres Lebens sein. Ich werde sie immer lieben”, hatte John zu Claire gesagt, als er ihr einen Heiratsantrag gemacht hatte.

Die Erkenntnis, dass er seine erste Frau so geliebt hatte und sie, Claire, trotzdem liebte, hatte ihr ein Gefühl der Sicherheit vermittelt.

Sally hatte sie einmal gefragt, wann sie denn einen Bruder oder eine Schwester bekommen würde. Um die Situation zu entschärfen, hatte Claire es John überlassen, zu antworten.

Sie seufzte leise. Unter anderen Umständen hätte sie natürlich gern Kinder bekommen, zumal sie es sich als junges Mädchen immer gewünscht hatte, einmal welche zu haben.

“Ich glaube, wir sollten jetzt gehen”, sagte sie zu den beiden Brautjungfern. “Ich hoffe, dass wir nichts vergessen haben. Siehst du noch irgendetwas, Poppy?”

“Nein, es ist nichts mehr da”, bestätigte Poppy ausdruckslos. “Jetzt nicht mehr.”

Claire warf ihr einen flüchtigen Blick zu, schwieg aber taktvoll.

“Und wie stellst du dir dein weiteres Leben vor, nun, da die Hochzeit vorbei ist?”

“Oh, ich habe nicht vor, viel zu ändern”, sagte Claire zu ihrer Schwägerin. “Ich werde wohl ein paar Stunden mehr in der Schule arbeiten, aber sonst …”

Claire war stundenweise als ehrenamtliche Mitarbeiterin an einer Schule für geistig und körperlich behinderte Kinder in ihrem Wohnort tätig. John hatte ihr zwar genug Geld hinterlassen, doch sie hatte sich in der Gemeinde engagieren wollen. Da sie Lehrerin war, hatte sie an der Schule angefangen.

“Du bist nicht zufällig daran interessiert, einen Untermieter bei dir aufzunehmen, oder?”, erkundigte sich Irene.

“Einen Untermieter?” Claire blickte ihre Schwägerin fassungslos an.

“Einen Kollegen von Tim, der eine private Unterkunft sucht. Ein Apartment mit vollem Service kommt für ihn nicht infrage, weil es ihm zu unpersönlich ist. Er ist Amerikaner und möchte nicht allein leben, weil er aus einer Großfamilie kommt.”

Nachdem sie Claire einiges über seine Herkunft erzählt hatte, sagte Irene: “Er ist Ende dreißig, und deshalb wäre es nicht besonders passend, eine Studentenbude für ihn zu mieten. Er bekleidet eine ziemlich hohe Position in der Firma. Das heißt, die Firma gehört seiner Familie.”

“Um was für eine Position handelt es sich denn?”, fragte Claire alarmiert.

“Er ist Tims Chef”, erklärte Irene ein wenig steif.

“Ah, verstehe.” Claire lächelte. “Er ist Tims Chef, und nun muss Tim eine geeignete Unterkunft für ihn finden, stimmt’s? Warum nehmt ihr ihn nicht auf?”, fügte sie spöttisch hinzu. “Da Peter studiert und Louise in Japan arbeitet, habt ihr doch ein Zimmer übrig.”

“Ich halte das für keine gute Idee. Im Moment läuft es für Tim nicht so gut. Der Absatz geht zurück, und es gibt Probleme mit der Lieferung und der Installation. Ich sage Tim ständig, dass er härter sein und entschlossener auftreten muss …” Irene verstummte und schüttelte den Kopf.

“Würdest du es tun, Claire?”, fragte sie schließlich ungewöhnlich bescheiden. “Tim dreht nämlich langsam durch. Offenbar ist dieser Amerikaner ein … Individualist …”

“Ein Individualist?”, wiederholte Claire misstrauisch.

Wie sie aus Erfahrung wusste, neigte ihre Schwägerin, so nett sie war, manchmal dazu, andere zu überrumpeln. Auch jetzt passte es ihr anscheinend nicht, hinterfragt zu werden.

“Er ist sicher kein schwieriger Mensch”, erwiderte Irene. “Oh Claire, ich würde dich nicht darum bitten, aber Tim ist momentan so empfindlich, was seine Arbeit betrifft. Seiner Meinung nach wird dieser Amerikaner frischen Wind in die Firma bringen, und Tim würde sich wesentlich besser fühlen, wenn er vor seiner Ankunft etwas Konstruktives tun könnte.”

“Bist du sicher, dass dieser Mann überhaupt bei mir wohnen will? Mir scheint, dass er an ein Leben im Luxus gewöhnt ist. Du weißt, wie zurückgezogen ich lebe, Irene.”

“Das weiß ich, aber du bist sehr beliebt, Claire. Du bekommst oft Besuch, und ständig klingelt das Telefon.”

Da Irene recht hatte, verkniff sich Claire eine Bemerkung.

John hatte ihr oft Vorhaltungen gemacht, weil sich alle Leute bei ihr ausweinten. In ihrem großen Haus, das Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts erbaut worden war, war es nur in den Wochen vor seinem Tod richtig ruhig gewesen – und das auch nur, weil sie ihre Bekannten gebeten hatte, nicht anzurufen.

Bei dem Gedanken daran, wie sehr sie John vermisste, schauderte sie.

“Irene, ich glaube, es ist keine so gute Idee …”

“Bitte, Claire.”

Als sie sah, wie besorgt Irene wirkte, seufzte Claire leise.

“Also gut”, stimmte sie schließlich zu. “Aber ich bezweifle, dass Tims neuer Chef begeistert sein wird, wenn er …”

“Unsinn. Dein Haus wird genau seinen Erwartungen entsprechen”, erklärte Irene und begann, sämtliche Vorzüge aufzuzählen. “Es liegt in der besten Wohngegend der Stadt, und du hast genug Platz für Gäste. Er kann Sallys altes Zimmer und ihr Bad benutzen und sich in einem der anderen Schlafzimmer ein Büro einrichten. Er kann seinen Wagen im Garten abstellen, und außerdem hat er Familienanschluss.”

“Familienanschluss? Ich bin doch ganz allein”, protestierte Claire.

“Eben nicht. Sally und Chris und wir sind auch noch da. Davon abgesehen hast du einen großen Freundeskreis und bist Mitglied im Fitnesscenter. Dorthin kannst du ihn mitnehmen und …”

Wohin soll ich ihn mitnehmen? Warte mal einen Moment, Irene …”

Irene hörte ihr jedoch überhaupt nicht zu, sondern stand auf, um sie zu umarmen. “Ich wusste, dass du es tun würdest. Schließlich ist es die ideale Lösung. Tim wird ein Stein vom Herzen fallen. Der Arme hatte Angst davor, du könntest Nein sagen, zumal …”

“Zumal was?”, erkundigte sich Claire.

“Ach, nichts Wichtiges. Es ist nur so, dass dieser Mann morgen hier eintrifft und natürlich erwartet, dass Tim inzwischen alles geregelt hat. Für die ersten Tage haben wir ihm ein Hotelzimmer reservieren lassen …”

“Er kommt morgen?”, wiederholte Claire. “Irene, seit wann weißt du …?”

“Ich muss jetzt los”, fiel Irene ihr ins Wort. “Ich bin mit Mary verabredet und schon spät dran. Wir holen Alex morgen vom Flughafen ab und laden ihn morgen Abend zu uns nach Hause zum Essen ein. Du musst natürlich auch kommen, damit ihr euch kennenlernt und abmachen könnt, wann du ihm das Haus zeigst …”

“Irene …”, wandte Claire ein, aber es war zu spät. Ihre Schwägerin hatte bereits den Rückweg angetreten.

“Was machst du da?”

Claire kniete im Bad, das an das Gästezimmer grenzte, und blickte auf. Ihre Wangen waren gerötet. Sie hatte ihre Freundin und Nachbarin Hannah gar nicht hereinkommen hören. Nun legte sie den nassen Lappen weg.

“Ich räume alles für meinen Untermieter leer”, erwiderte sie etwas außer Atem und erzählte Hannah dann, was passiert war.

“Typisch Irene. Diesmal hat sie dich reingelegt, stimmt’s?”, bemerkte Hannah trocken. “Ein Untermieter, und wie ich vermute, ist er Junggeselle, sonst hätte er bestimmt ein Haus gemietet. Das wird sicher einige Aufregung geben … Wie er wohl aussieht?”

“Keine Ahnung, und es ist mir auch egal.” Claire stand auf und betrachtete geistesabwesend die Fliesen, die sie gerade geputzt hatte. Dabei hob sie ihr Haar im Nacken an.

Ihr dichtes dunkles Haar, das von Natur aus lockig war, nervte sie manchmal richtig. Sally ärgerte sie oft damit, dass sie mit dem kastanienbraunen Haar, dem herzförmigen Gesicht und der zierlichen Statur aussah, als wäre sie genauso alt wie sie. Dabei war Claire fast zehn Jahre älter als ihre Stieftochter.

Daher hatte sie auch den Kopf geschüttelt, als Sally zum Spaß vorgeschlagen hatte, sie solle Brautjungfer für sie sein, und erklärt, sie sei eine reife Frau.

“Eine reife Frau?”, hatte Sally gespottet. “Du siehst eher wie ein junges Mädchen aus. Es ist komisch”, hatte sie etwas ernster hinzugefügt, “aber obwohl du über zehn Jahre mit Dad verheiratet warst, hast du so etwas … Jungfräuliches an dir. Ich weiß, es klingt verrückt, aber es stimmt. Chris ist es auch aufgefallen …”

“Du bist unmöglich”, schalt Hannah sie jetzt. “Du bist eine Frau im besten Alter, dazu alleinstehend, und willst mir weismachen …”

Als sie Claires Blick sah, lenkte sie schnell ein. “Schon gut. Ich weiß ja, wie sehr du John vermisst. Es ist nur so ein Jammer, das ist alles. Aber eines verstehe ich nicht. Wenn dieser Knabe Tims Chef ist, warum will er dann zur Untermiete wohnen?”

“Er möchte bei einer Familie wohnen”, erklärte Claire geduldig. “Offenbar kommt er aus einer Großfamilie. Irene hat mir erzählt, dass seine Eltern bei einem Unfall ums Leben gekommen sind, als er achtzehn war. Daraufhin hat er für seine Geschwister die Vaterrolle übernommen und sich und sie durchs College gebracht. Dann hat er eine Stelle in dem familieneigenen Unternehmen angenommen, um die Familie zusammenzuhalten.”

“Verstehe. Und ich nehme an, dass er so damit beschäftigt war, für seine Geschwister zu sorgen, dass er keine Zeit hatte, zu heiraten und selbst eine Familie zu gründen. Wie er wohl ist? Anscheinend …”

“Sehr ehrenwert und furchtbar langweilig”, ergänzte Claire trocken.

Beide begannen zu kichern.

“Das wollte ich nicht sagen”, protestierte Hannah. “Ach übrigens, was hat es damit auf sich, dass du mit den beiden Brautjungfern einen Pakt geschlossen hast, nicht zu heiraten?”

“Was?” Claire sah sie verwirrt an, doch dann begriff sie. “Ach das … Es war eigentlich kein Pakt, sondern vielmehr ein Akt weiblicher Solidarität. Die arme Poppy hat mir so leidgetan, Hannah. Alle wissen, was sie für Chris empfindet. Sally hat hin und her überlegt, ob sie sie bitten soll, Brautjungfer zu sein, aus Angst, es könnte eine zu große Belastung für Poppy sein. Doch die beiden waren sich darin einig, dass es Poppy in eine noch unangenehmere Lage gebracht hätte, wenn Sally es nicht getan hätte. Und was Star betrifft … Na ja, du weißt ja über sie Bescheid. Ihre Mutter ist bereits mehrfach geschieden und hat gerade eine Affäre mit einem Mann, der jünger ist als Star. Ihr Vater hat mittlerweile neun Kinder von verschiedenen Frauen und kann sich um keines davon richtig kümmern. Kein Wunder, dass Star so gegen das Heiraten ist …”

“Dann stimmt es also nicht, dass ihr drei euch geschworen habt, euch gegenseitig zu unterstützen und ledig zu bleiben?”

Claire blickte ihre Freundin starr an. “Wer hat dir das erzählt?”

“Ah, es stimmt also tatsächlich. Jemand ist zufällig an der Tür vorbeigegangen und hat euch gehört. Allerdings kann ich dir nicht sagen, wer es war. Angeblich hat man schon Wetten darüber abgeschlossen, ob ihr drei immer noch solo seid, wenn Sally und Chris ihren ersten Hochzeitstag feiern.”

“Ach wirklich?”, entgegnete Claire heftig. “Nur damit du es weißt: Ich werde nie wieder heiraten, Hannah.” Leise fügte sie hinzu: “John war ein wundervoller Ehemann, und ich habe ihn sehr geliebt.”

Hannah war ebenfalls ernst geworden. “Du bist doch erst seit zwei Jahren verwitwet, Claire. Eines Tages wirst du einem Mann begegnen, der dir bewusst macht, dass du immer noch eine Frau bist. Wer weiß? Vielleicht ist es sogar dieser Amerikaner!”

“Niemals”, erwiderte Claire überzeugt.

Für sie würde es weder eine zweite Ehe geben noch eine intime Beziehung zu einem Mann. Dafür gab es gewichtige Gründe, von denen allerdings nur John gewusst hatte. Unter anderem vermisste sie ihn deshalb so schmerzlich.

John hatte sie so gut gekannt wie kein anderer, und niemand würde sie je so gut kennenlernen wie er – vor allem kein anderer Mann.

Autor

Penny Jordan
<p>Am 31. Dezember 2011 starb unsere Erfolgsautorin Penny Jordan nach langer Krankheit im Alter von 65 Jahren. Penny Jordan galt als eine der größten Romance Autorinnen weltweit. Insgesamt verkaufte sie über 100 Millionen Bücher in über 25 Sprachen, die auf den Bestsellerlisten der Länder regelmäßig vertreten waren. 2011 wurde sie...
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