Eine fürstliche Affäre

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Prinz Rowan hat ein Problem: Binnen sechs Monaten muss eine Ehefrau her, damit sein Anspruch auf den Fürstenthron gesichert ist. Und eins ist klar: Das sexy Kindermädchen Lara ist kaum die richtige Kandidatin für die Rolle der Fürstin ...leider.


  • Erscheinungstag 27.09.2018
  • ISBN / Artikelnummer 9783733737931
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PROLOG

Die unberührten Sandstrände und das kristallklare Meer machen Tesoro del Mar zu einem wahren Schatz des Mittelmeers. Obwohl die Insel sehr klein ist, zieht sie Besucher aus der ganzen Welt an.

Lara Brennan saß im Flugzeug, las eifrig in ihrem Reiseführer und konnte gar nicht genug über die Insel erfahren, auf der sie gleich landeten.

Tanis Rowland, ihre beste Freundin und Reisepartnerin, wedelte vor Laras Gesicht herum, um ihre Aufmerksamkeit zu er-langen.„Wir sind doch hier, um Urlaub zu machen. Warum studierst du dieses Buch so intensiv, als ob du darüber einen Test schreiben müsstest?“

„Mich faszinieren die Geschichte, die Kultur und sogar der Name des Landes. Wusstest du, dass er Schatz des Meeres bedeutet?“

„Tesoro del Mar.“ Tanis stieß einen tiefen Seufzer aus. „Das hört sich wie ein Königreich aus einem Märchen an.“

„Es ist kein Königreich, sondern ein Fürstentum.“ Lara deutete auf eine Zeile in ihrem Buch.

„Was ist da der Unterschied?“

„Es wird nicht von einem König, sondern von einem Fürsten regiert.“

Tanis blaue Augen funkelten. „Es gibt hier ein paar wirklich scharfe Blaublüter.“

Lara lachte. Sie kannte bisher nur Fürst Julian – der glücklich mit Fürstin Catherine verheiratet war – aber sie hatte genügend Fotos von seinen Brüdern in den Boulevardblättern gesehen. Sie waren alle groß, dunkel und unverschämt gut aussehend. „Wir werden wahrscheinlich noch nicht einmal einen von Julians Brüdern sehen. Rowan arbeitet als Investmentbanker in London, Eric ist Offizier in der Marine, und Marcus studiert in Harvard.“

„Na ja, wenigstens werden wir im fürstlichen Palast wohnen.

Wie alt ist er eigentlich?“

Lara las in ihrem Reiseführer nach. „Er wurde vor mehr als vierhundert Jahren erbaut.“

„Das ist wirklich alt. Haben die denn damals schon Toiletten mit Spülung gehabt?“

„Nein. Ich kann mir aber vorstellen, dass es über die Jahre viele Renovierungsarbeiten gab.“

„Welche Sprache sprechen die Menschen hier?“

„Die Insel wurde sowohl von den Spaniern als auch von den Franzosen besiedelt. Deshalb ist es offiziell ein zweisprachiges Land. Die meisten Einwohner sprechen aber auch Englisch.“

Lara überflog die Geschichte von Tesoro del Mar und der Herrscherfamilie Santiago und schlug die nächste Seite auf. Es folgte eine Abbildung des prächtigen Palastes, die sich über zwei Seiten ausstreckte. Man konnte die atemberaubend schönen Türme und die hohen steinernen Balkone sowie die Bogenfenster erkennen, die die Fassade schmückten. Lara freute sich sehr darauf, den Palast zu besichtigen. Aber noch mehr freute sie sich auf die Familie, die darin wohnte.

Zweimal im Jahr reisten Fürst Julian und Fürstin Catherine nach Kilmore, Catherines Heimatstadt in Irland, um ihre Familie zu besuchen. Vor vielen Jahren hatte Lara sie dort über einen entfernten Verwandten kennengelernt. Bei diesem Besuch war das Fürstenpaar ohne Kindermädchen gereist, wodurch Lara die Möglichkeit geboten bekam, sich um deren zwei Kinder zu kümmern.

Die Fürstin wirkte überrascht und erleichtert, dass ihre Kinder Lara von Anfang an mochten. Und auch für Lara war es ein Vergnügen, sich um die beiden fürstlichen Sprösslinge zu kümmern. Bei jedem weiteren Besuch der Fürstenfamilie lud Catherine Lara ein, damit sie Zeit mit der Familie verbringen konnte.

Drei Wochen zuvor hatte Catherine Lara gebeten, sie in Tesoro del Mar zu besuchen, um das jüngste Mitglied der Familie kennenzulernen.

Lara war begeistert gewesen. Noch mehr hatte sie sich gefreut, als sie erfahren hatte, dass sie für die zwei Wochen auch eine Freundin mitnehmen konnte.

Tanis schnappte hörbar nach Luft und drückte Laras Arm. „Da ist die Insel!“

Lara sah aus dem Fenster und war sofort von dem Blick gefangen, der sich ihr bot.

Die Fotos in ihrem Reiseführer kamen nicht im Entferntesten an die Wirklichkeit heran. Die Hügel wirkten noch viel grüner, die Strände noch viel weißer und das Meer noch klarer.

„Ich wünschte, ich könnte für immer hierbleiben“, sagte Tanis verträumt.

Lara wusste, dass dies immer ein Traum für Tanis bleiben würde. Ihre eigene Zukunft könnte jedoch tatsächlich hier sein, da die Fürstin sie zu mehr als einem Urlaub am Mittelmeer eingeladen hatte. Catherine hatte ihr angeboten, diese Insel zu ihrem Zuhause zu machen.

Auch wenn Lara in den letzten Jahren ein sehr engesVerhältnis zu Catherines Familie aufgebaut hatte, so hätte sie nie gedacht, dass die Fürstin sie als Kindermädchen der fürstlichen Familie auswählen würde. Lara war immerhin unehelich geboren und wusste nicht einmal, wer ihrVater war. Nun blieben ihr zwei Wochen, um sich Tesoro del Mar anzusehen, sich mit den Kindern wieder vertraut zu machen und zu entscheiden, ob sie ihr altes Leben hinter sich lassen und ein neues auf der Insel beginnen wollte.

Catherine hatte darauf bestanden, dass Lara sich Zeit für ihre Entscheidung ließ. Aber in diesem Moment – nach nur einem kurzen Blick auf die Insel – schien Laras Entscheidung schon gefallen zu sein.

Sie würde auf der Insel bleiben und das neue Kindermädchen der Fürstenfamilie werden!

1. KAPITEL

Viereinhalb Jahre später

Drei Tage nach der Beisetzung von Fürst Julian Edward William Santiago und Fürstin Catherine Mary Santiago versuchte Rowan immer noch zu verstehen, weshalb sein Bruder und seine Schwägerin sterben mussten. Und nun das.

Rowan sah von dem offiziellen Dokument auf dem Schreibtisch auf und blickte zu seinem Bruder Marcus. „Was haben sie sich nur dabei gedacht?“

„Wahrscheinlich haben sie geglaubt, dass ihre Kinder bei dir in den besten Händen sind. Sie hätten wohl aber nie damit gerechnet, bei einer Explosion auf ihrer Jacht ums Leben zu kommen.“

Eigentlich war der Aufenthalt auf der Jacht als Familienausflug geplant gewesen. Doch da Alexandria und Damon mit Fieber im Bett lagen und Christian sich auch noch von einer Grippe erholte, war das Kindermädchen mit ihnen zu Hause geblieben. Das Fürstenpaar hatte beschlossen, wenigstens ein paar romantische Stunden zu zweit auf der Jacht zu verbringen, wenn der Ausflug schon ausfallen musste.

Rowan starrte erneut auf das Dokument, das ihm das Sorgerecht für die Kinder übertrug. Seine Schwägerin und sein Bruder hatten dieses Dokument mit seinem Einverständnis erstellen lassen. Aber er hätte aber niemals gedacht, dass dieser Fall aller Fälle tatsächlich eintreten könnte. Nun waren Julians Kinder unter seiner Obhut, womit die Zukunft des Fürstentums in seinen Händen lag.

„Ich weiß, dass du nicht erwartet hast, jemals in diese Situation zu geraten“, sagte Marcus. „Wirst du damit zurechtkommen?“

„Jemand muss sich ja um die Verpflichtungen kümmern, bis Christian alt genug ist, um das Fürstentum zu regieren. Ob ich damit zurechtkomme?“ Rowan schüttelte den Kopf. „Wie kann ich das bloß, wenn ich nur hier sitze, weil Julian und Catherine tot sind?“

Rowan sah zu einem Foto auf dem Schreibtisch. Es zeigte seinen ältesten Bruder und seine Schwägerin zusammen mit den Kindern. Sie sahen glücklich aus – und das nach fünfzehn Jahren Ehe. Wie konnte das Schicksal bloß so erbarmungslos zuschlagen?

Marcus stand auf und nahm das Foto in die Hände. „Die gesamte Familie hat in letzter Zeit viel durchgemacht. Ich werde noch etwas hierbleiben, um dich zu unterstützen, bevor ich nach Harvard zurückgehe.“

„Auch Eric hat mir seine Hilfe angeboten. Und dafür bin ich euch wirklich dankbar. Ich möchte aber nicht, dass ihr eure Pflichten vernachlässigt.“

„Das tust du doch auch.“

Rowan tat das, was er für seine Pflicht hielt. Er war sich sicher, dass seine Brüder sich genauso verhalten hätten, wenn sie in seiner Lage gewesen wären.

Die Familie Santiago lenkte schon seit Langem die Geschicke des Landes und genoss großes Vertrauen bei der Bevölkerung. Rowan wusste, dass sie ihn ebenso als Fürsten akzeptieren würden wie Julian. Er war sehr bewegt gewesen, als die ganze Insel auf den Beinen gewesen war, um dem Fürstenpaar das letzte Geleit zu geben. Auch wenn er nicht darauf brannte, das Land zu regieren, sah er doch ein, dass es seine Pflicht war. Und er würde sie mit Stolz erfüllen, um seinem verstorbenen Bruder Respekt zu zollen und das Land in eine sichere Zukunft zu führen.

„Die Wahrheit ist, dass es mir weniger Angst macht, das Land zu regieren, als mich um die Kinder zu kümmern.“ Rowan war sich derVerantwortung bewusst, die ihm sein Bruder übertragen hatte. Da er aber die letzten Jahre in London verbracht hatte, war sein Verhältnis zu den Kindern nicht sehr eng. Außerdem kannte er sich nicht mit der Erziehung von Kindern aus.

Mit Christian würde er noch zurechtkommen. Der Junge war zwölf und sehr vernünftig, auch wenn ihm bewusst war, dass er bald der Herrscher des Fürstentums wäre.

Alexandria war acht und konnte sehr rebellisch sein. Julian hatte oft damit zu kämpfen gehabt. Manchmal so sehr, dass ihm die Haare grau wurden, wie er zu sagen pflegte.

Damon war so etwas wie der kleine Wirbelwind in der Familie. Der Vierjährige konnte einen zum Wahnsinn treiben, das wusste Rowan sehr genau.

„Die Kinder haben ein Kindermädchen, das sich die ganze Zeit um sie kümmert“, erinnerte Marcus ihn.

Rowan nickte. „Auch was das Kindermädchen angeht, muss ich mich sehr über Julian und Catherine wundern.“

„Wie meinst du das?“

„Liest du denn nie Zeitung?“

„Nicht die Boulevardblätter. Da geht es mehr um Sensationshascherei als um seriösen Journalismus.“

„Miss Brennan hat den Zeitungen jedenfalls genug Stoff geliefert. Und was man da lesen konnte, war nun wirklich nicht fürstlich.“

„Na ja. Sie ist immerhin jung und attraktiv. Und sie kann nichts dafür, dass die Presse sich bei allem, was sie tut, auf sie schmeißt. Miss Brennan hat immerhin einen engen Kontakt zur Fürstenfamilie.“

„Ein fürstliches Kindermädchen sollte reif und vornehm sein.“

„Wie Adele, unser altes Kindermädchen, das immer so streng war?“ „Immerhin hat sie keine Schlagzeilen auf den Tanzflächen der Insel gemacht.“ Marcus lachte. „Da magst du recht haben. So alt, wie sie war, hätte bestimmt kein Magazin sich mehr für sie interessiert.“

Rowan musste daran denken, was für ein negatives Bild vom Fürstenhaus das neue Kindermädchen mit den Schlagzeilen geschaffen hatte. „Findest du nicht auch, dass sie ein schlechtesVorbild für die Kinder ist?“

„Ich weiß nicht genau, ob die Kinder in den Clubs mit dabei waren.“

Rowan hätte eigentlich mit so einer Antwort rechnen müssen. Immerhin war auch sein Bruder regelmäßig in den Klatschspalten der Magazine zu finden. „Du weißt, worauf ich hinauswill.“

„Nicht ganz.“

„Sie arbeitet für die Fürstenfamilie. Somit bringt man ihr Verhalten auch mit uns inVerbindung.“

„Sie kommt aber gut mit den Kindern aus. Das ist doch die Hauptsache.“

Gegen dieses Argument konnte Rowan nichts einwenden, vor allem, da in diesem Moment gerade ein lautes Kichern durch das Fenster drang. Er stand auf und ging zum Fenster, um zu sehen, wo die fröhlichen Stimmen herkamen.

Wie er erwartet hatte, war Lara mit Alexandria und Damon im Garten und spielte mit ihnen. Rowan beobachtete, wie Damon versuchte, über Laras Schulter zu klettern, während sie auf dem Gras kniete. Alle drei rollten sich auf dem Gras und kicherten immer wieder laut dabei.

Lara hatte Rowan schon von Anfang an fasziniert. In ihren Augen war immer dieses Funkeln, und wenn sie ihn anlächelte, dann konnte er keinen klaren Gedanken mehr fassen.

Marcus kam zu ihm ans Fenster. „Nach allem, was sie durchgemacht haben, freut es mich, sie wieder lachen zu hören.“

„Dr. Marotta hat gesagt, dass die Kinder zäher sind, als wir denken. Ich bin erleichtert, dass sich das bestätigt. Nur Christian scheint alles in sich hineinzufressen.“

„Wo ist denn der Thronfolger?“

„In der Bibliothek. Er holt Unterrichtsstunden nach.“

„Er ist doch immer noch ein Kind.“

„Ja, aber es war seine Entscheidung, wieder zu lernen.“ Rowan zwang sich zu einem Lächeln. „Du solltest übrigens das Gleiche tun.“

„Das werde ich auch. Ich möchte nur noch etwas mehr Zeit mit den Kindern verbringen, bevor ich abreise.“ Marcus lächelte. „Und vielleicht auch mit Lara.“

Rowan kehrte zum Schreibtisch zurück und setzte sich. Er wollte keine weitere Diskussion wegen des Kindermädchens anfangen. Seiner Meinung nach stellte Lara Brennan nur ein weiteres Problem dar, das er von seinem Bruder geerbt hatte. Im Moment wusste er noch nicht, wie er mit diesem Problem umgehen sollte.

Wenige Tage, nachdem Rowans Bruder in die Staaten zurückgekehrt war, erschien das Kindermädchen der Fürstenfamilie ein weiteres Mal auf der Titelseite der Zeitungen. Diesmal war sie am Strand fotografiert worden und trug ein winziges Nichts, das nur entfernt an einen Bikini erinnerte.

Sie war offenbar gerade im Wasser gewesen, da ihre Brustspitzen sich deutlich unter dem Stoff abzeichneten. Sie lächelte und streckte die Arme nach jemandem aus, der nicht auf dem Bild zu erkennen war.

Zuerst überkam Rowan die Lust – Lara brachte sein Blut in Wallung und erregte sein Verlangen. Sie war atemberaubend sexy. Und er war auch nur ein Mann, genauso schwach und anfällig für weibliche Reize wie jeder andere.

Aber er war in erster Linie ein Fürst und musste deshalb ein gewisses Niveau aufrechterhalten. Er musste sich seine Partnerin sehr genau auswählen, denn sie sollte die höchsten Ansprüche erfüllen.

Rowan schob die Zeitung beiseite.

Wie sehr er sie begehrte. Trotzdem gab es nur eine Lösung für dieses Problem: Er musste sie aus dem Palast und somit aus seinem Leben verbannen.

Lara sammelte Eimer und Schaufeln für den Ausflug zum Strand ein, während Alexandria und Damon im Garten spielten. Alexandria war nicht sehr begeistert von der Idee gewesen, ans Meer zu gehen. Sie hatte immer noch Angst davor, weil ihre Eltern ertrunken waren. Schließlich hatte sie aber doch zugestimmt. Lara sah dies als Zeichen dafür, dass das Mädchen sich langsam von dem Schrecken erholte.

Marcus war am Samstag vor seiner Rückreise schon einmal am Strand mit ihnen gewesen. Leider wollte Christian an diesem Tag nicht mitgehen. Lara hoffte, dass er sich diesmal überreden ließ.

Nur eine Sache konnte Lara in die Quere kommen: Fürst Rowan hatte sie für den heutigen Tag in sein Büro gebeten. Den genauen Zeitpunkt für das Treffen kannte sie aber noch nicht. Die Nachricht hatte sowohl Bestürzung als auch Begeisterung in ihr hervorgerufen.

Der Fürst hatte sie noch nie zuvor in sein Büro rufen lassen. Er hatte aber auch noch nie einen Grund dafür gehabt. Tatsächlich war es ihr so vorgekommen, dass er bei seinen Besuchen aus London immer darum bemüht war, ihr aus dem Weg zu gehen. Auch wenn er in ihrer Anwesenheit nie etwas gesagt hatte, war sie sich sicher, dass er mit der Entscheidung seines Bruders, sie als Kindermädchen einzustellen, nicht zufrieden gewesen war.

Lara hatte keinen Grund anzunehmen, dass sich seine Meinung geändert hatte. Nun regierte er aber das Land, das ihr so sehr ans Herz gewachsen war, und die Kinder, die sie über alles liebte, standen unter seiner Obhut. Deshalb war Lara besorgt darüber, was dieVorladung zu bedeuten hatte.

Sie spielte gerade bei den Kindern im Garten, als Rowans Privatsekretär erschien und sie ins Büro zitierte.

„Wo willst du hin?“, fragte Damon und hielt ihr Bein fest, als sie gerade losgehen wollte.

Lara fuhr durch seine wilden Locken. „Ich gehe zum regierenden Fürsten.“

„Wer ist das?“

Lara lächelte. „Dein Onkel Rowan.“

„Oh.“ Damon weigerte sich immer noch, ihr Bein loszulassen.

„Aber du hast doch gesagt, dass wir zum Strand gehen“, schaltete Alexandria sich ein.

„Und ich hoffe, dass wir immer noch Zeit dafür haben, wenn ich zurückkomme“, antwortete Lara.

„Ich will aber jetzt gehen“, sagte Damon befehlend.

„Leider stellt Fürst Rowan jetzt die Regeln auf, und ich kann ihn wirklich nicht warten lassen.“

Damon sah sie wütend an. „Ich fand es besser, als Daddy die Regeln gemacht hat. Ich will, dass Daddy und Mommy wieder da sind.“

Lara kniete sich vor ihn hin und nahm den Jungen in die Arme. „Ich weiß, wie sehr du sie vermisst, mein Schatz.“

„Ich vermisse sie auch.“ Alexandria kam zu ihnen und legte die Arme um Lara.

Lara kamen die Tränen, als sie die Kinder tröstete. „Ihr müsst immer daran denken, dass euer Daddy und eure Mommy in euren Herzen weiterleben.“

„Ich möchte nicht, dass sie in meinem Herzen weiterleben“, sagte Alexandria stur.

„Ich auch nicht“, stimmte Damon zu. „Ich will, dass sie wieder mit uns im Palast leben.“

Eine halbe Stunde war seit der Vorladung zum Fürsten vergangen. Lara hatte es nicht übers Herz gebracht, die Kinder einfach so mit ihrem Kummer allein zu lassen. Sie brachte sie in ihr Zimmer, gab ihnen Bücher und Puzzles und redete ruhig auf sie ein.

Als sie schließlich an die Tür des Fürsten klopfte, merkte sie gleich, dass er wütend war. Mit gereizter Stimme bat er sie herein und sah sie grimmig an.

Lara machte unwillkürlich einen Knicks – eine lächerliche und veraltete Förmlichkeit, die noch lächerlicher wirkte, da sie alte Shorts und ein ausgeblichenes T-Shirt vom Spielen mit den Kindern trug. Julian und Catherine hatten immer darauf bestanden, dass sie derartige Förmlichkeiten sein ließ, wenn sie nicht in der Öffentlichkeit waren. Rowan schien allerdings darauf zu bestehen, da er keine Anzeichen machte, die das Gegenteil bewiesen.

„Sie wollten mich sehen, Fürst Rowan?“

„Schon vor einer Weile. “Rowan blickte sie verärgert an. „Anscheinend haben Sie die Zeit nicht genutzt, um sich zurechtzumachen.“

Lara zwang sich dazu, ruhig zu bleiben und die Schmetterlinge in ihrem Bauch zu ignorieren. Immer, wenn sie Rowan traf, war sie sehr aufgeregt. Sie wusste, dass das einerseits daran lag, dass er sie ablehnte. Andererseits war sie seit dem ersten Treffen mit Rowan in ihn verschossen – auch wenn sie das niemals zugeben würde.

Obwohl es weder einen Sinn ergab noch sonderlich klug war, konnte sie dem Mann nicht widerstehen. Sie wusste nicht, warum Rowan diese Gefühle bei ihr auslöste. Es war einfach so. Allerdings war sie sich im Klaren darüber, dass sie in seinen Augen nie mehr als das Kindermädchen sein würde – und auch noch ein denkbar ungeeignetes.

Außerdem befürchtete sie, dass er sie aufgrund ihrer familiären Hintergründe ablehnen würde. Für Catherine und Julian war das nie ein Problem gewesen. Bei Rowan war sie sich aber nicht so sicher.

„Sie haben ein Blatt im Haar.“

Seine schroffe Bemerkung brachte sie wieder in die Realität zurück. „Oh.“ Sie entfernte es aus den Haaren und errötete. „Ich komme direkt aus dem Garten.“

„Wohl nicht ganz so direkt.“

„Nein. Alexandria und Damon waren bekümmert. Ich wollte sie nicht allein lassen.“

„Wenn Sie in mein Büro gebeten werden, sind Ihre Belange irrelevant.“

Auch wenn sie in ihn verschossen war, so war er doch manchmal ein fürstlicher Idiot. Lara atmete tief durch und zählte innerlich bis zehn, um sich zu beruhigen. „Entschuldigen Sie, mein Fürst. Ich hatte aber den Eindruck, dass es mein Job ist, mich um die Kinder zu kümmern. Und genau das habe ich getan.“

„Und was haben Sie getan, während dieses Bild aufgenommen wurde?“ Rowan deutete auf die Zeitung, die auf seinem Schreibtisch lag.

Lara blickte zu Boden und spürte, wie die Wut in ihr aufstieg. „Das war ein Privatgrundstück. Ich weiß nicht, wie es zu dieser Aufnahme kommen konnte.“

„Außerhalb dieser Mauern existiert keine Privatsphäre. Das müssten Sie inzwischen doch wissen.“

Lara wusste, dass es besser gewesen wäre, den Fehler einzusehen und sich zu entschuldigen. Aber ihrer Meinung nach hatte sie nichts Falsches getan, und sie war einfach zu stolz, um Rowan umVergebung zu bitten.

„Stattdessen sind Sie wieder auf der ersten Seite und wirken wie ein Playmate.“

Obwohl sie die Wut, die sich in ihrem Bauch angestaut hatte, kaum noch zurückhalten konnte, schaffte sie es, ruhig zu bleiben. „Danke. Ich fühle mich geschmeichelt.“

Rowan kniff die Augen zusammen. „Wenn Sie glauben, dass ich das amüsant finde, dann irren Sie sich gewaltig.“

„Ich glaube nicht, dass Sie überhaupt irgendetwas amüsant finden.“

„Wie kann ich das auch, nur drei Wochen nach dem Tod des Fürstenpaars? Und nun auch noch dieses Foto, auf dem sich das Kindermädchen der Fürstenfamilie herumtreibt.“

„Herumtreibt?“

„Gibt es denn eine andere Erklärung dafür?“

Lara wollte gar nicht erst versuchen, ihm zu erklären, dass es sich um eine vollkommen harmlose Situation gehandelt hatte. „Fragen Sie Ihren Bruder. Er war dabei.“

Rowan sah sie überrascht an. „Marcus?“

„Ja.“

„Ich weiß nicht, was meine Brüder an Ihnen gefunden haben. Bis heute kann ich nicht verstehen, warum Julian Sie überhaupt eingestellt hat. Sie sind viel zu jung und unerfahren. Nun bin ich aber für die Kinder verantwortlich, und ich werde das tun, was das Beste für sie ist.“

Lara senkte den Blick, damit er nicht ihre Tränen sehen konnte. Es war ihre eigene Schuld. Sie hätte ihn nicht herausfordern sollen. Ihr Stolz ließ einfach nicht zu, dass sie ihn anbettelte. Aber die Kinder waren ihr wichtiger als ihr Stolz. Deshalb wollte sie nicht kampflos aufgeben. „Was auch immer das Foto für Sie bedeuten mag, es hat nichts mit meinen Fähigkeiten als Kindermädchen zu tun.“

„Das glaube ich nicht. Sie sind immerhin ein Vorbild für die Kinder.“

Lara merkte, dass es keinen Sinn hatte, vor ihm auf die Knie zu fallen. Er hatte sich bereits seine Meinung über sie gebildet.

„Sie können Ihre Abfindung auf dem Weg nach draußen im Personalbüro abholen“, sagte Rowan trocken.

„Glauben Sie, das kann alles gutmachen? Denken Sie ernsthaft, dass mir eine finanzielle Entschädigung wichtiger ist als die Kinder?“

Als er gerade den Mund öffnen wollte, um ihr zu antworten, schüttelte sie den Kopf. „Ach ja, richtig. Was ich möchte, ist ja irrelevant.“

„Das wäre dann alles, Miss Brennan.“

Lara ging niedergeschlagen zur Tür. Sie wusste, dass sie nichts mehr an der Situation ändern konnte. Allerdings hatte sie auch nichts mehr zu verlieren. „Nein, das ist nicht alles. Sie sagen, dass Sie das tun, weil es am besten für die Kinder ist. Ich frage mich nur, ob Sie sich nicht selbst belügen. Glauben Sie tatsächlich, dass ein paar Stunden mit den Kindern am Esstisch ausreichen, um zu wissen, was sie wirklich brauchen?“

Rowan blätterte in der Zeitung und ignorierte Lara. Aber so leicht würde sie sich nicht rauswerfen lassen.

„Ist Ihnen bekannt, dass Christian Probleme mit Algebra hat und überbackene Kartoffeln nicht ausstehen kann? Wussten Sie, dass Alexandrias Lieblingsfarbe Orange ist und sie davon träumt, eine Tänzerin zu werden?“

Rowan sah sie kühl an und sagte nichts.

„Wussten Sie, dass Damon keine Nacht seit der Explosion auf der Jacht durchgeschlafen hat?“

„Sind Sie nun fertig?“

Lara schüttelte den Kopf. Sie war sich im Klaren darüber, dass sie ihn nicht mehr überzeugen konnte, seine Meinung zu ändern. Aber sie wollte wenigstens, dass er der Kinder wegen wusste, wie falsch er lag. „Die Kinder brauchen mehr als nur jemanden, der auf sie aufpasst und sie an ihre fürstlichen Pflichten erinnert. Sie brauchen jemanden, der sie liebt.“

„Sie sind entlassen, Miss Brennan. Begreifen Sie das nicht?“

Die Tränen, die sie vorher mit aller Kraft unterdrückt hatte, liefen ihr nun die Wangen hinunter. Trotzdem hob sie stolz den Kopf. „Und Sie sind ein arroganter, selbstgefälliger Idiot!“

„Das hast du wirklich zu ihm gesagt?“ Tanis grinste über beide Ohren.

„Ja, das habe ich getan“, antwortete Lara schniefend.

Lara hatte kaum mit dem Weinen aufhören können, seit sie den Palast verlassen hatte, in dem sie viele Jahre gelebt und die Kinder lieb gewonnen hatte, als ob es ihre eigenen wären. Und sie konnte sich noch nicht einmal von ihnen verabschieden.

Fürst Rowan hatte ihr das allerdings nicht verboten. Es war ihre eigene Entscheidung gewesen. Sie hätte einfach nicht ertragen können, in ihre Gesichter zu blicken, während sie ihnen erklärte, dass sie gehen musste. Was hätte sie ihnen auch erzählen sollen? Sie konnte die Schuld nicht auf Rowan schieben und ihn vor den Kindern für alles verantwortlich machen. Er war nun immerhin so etwas wie ihr Ersatzvater. So verärgert sie auch war, sie musste Rowans Entscheidung hinnehmen. Auch wenn ihr Herz noch so sehr schmerzte.

Autor

Brenda Harlen
<p>Brenda ist eine ehemalige Rechtsanwältin, die einst das Privileg hatte vor dem obersten Gerichtshof von Kanada vorzusprechen. Vor fünf Jahren gab sie ihre Anwaltskanzlei auf um sich um ihre Kinder zu kümmern und insgeheim ihren Traum von einem selbst geschriebenen Buch zu verwirklichen. Sie schrieb sich in einem Liebesroman Schreibkurs...
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