Eine heiße Nacht mit dem Playboy-Doc

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Sex? Ja, gerne und so oft wie möglich. Liebe? Auf gar keinen Fall! Mit diesem Motto ist Dr. Dominic Mansfield bisher immer gut gefahren. Bis er auf Bridget trifft. Die sexy Hebamme bringt sein Blut zum Kochen - und fordert von ihm mehr als nur eine heiße Affäre …


  • Erscheinungstag 21.03.2020
  • ISBN / Artikelnummer 9783733715977
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Ach Bridget, immer musst du nur für deine Schwester da sein, das ist doch nicht normal!“, beschwerte sich Jasmine, Bridgets beste Freundin. „Vince und ich feiern heute Abend unsere Abschiedsparty, und du willst nicht dabei sein, nur um Gewehr bei Fuß zu stehen, falls Courtney dich mal wieder braucht. Du solltest endlich begreifen, dass auch du ein Recht auf ein eigenes Leben hast.“

Bridget seufzte tief, denn ihr war völlig klar, dass ihre Freundin recht hatte. „Ich weiß, ich weiß, aber das ist alles nicht so einfach.“

„Das sind doch nur faule Ausreden. Es könnte anders sein, wenn du es nur wolltest.“

Jasmine würde dieses Mal nicht lockerlassen. Sie und ihr Freund Vince arbeiteten im selben Krankenhaus in Melbourne, in dem auch Bridget bis vor ein paar Monaten noch tätig gewesen war. Vince ging für ein Jahr nach Afrika, um dort für eine Hilfsorganisation zu arbeiten, und Jasmine hatte einen dreimonatigen Sonderurlaub eingereicht, um ihn zu begleiten. An diesem Abend wollten sie mit all ihren Freunden und Kollegen ihren Abschied feiern, und Bridget durfte da einfach nicht fehlen.

„Wegen Courtney hast du überhaupt kein eigenes Leben mehr“, warf Jasmine ihrer Freundin vor. „Hast deinen Job auf der Entbindungsstation aufgegeben, den du über alles liebst, und arbeitest für eine Agentur, nur um zeitlich flexibler zu sein, falls Courtney deine Hilfe braucht. Du tust alles, um deine Schwester zu unterstützen, und sie nutzt das gnadenlos aus.“

Jasmine wusste, dass das harte Worte waren, aber sie wollte ihre Freundin endlich davon überzeugen, dass sie ihr Leben ändern musste. Bridget schien das jedoch überhaupt nicht einzusehen, im Gegenteil. Sie blieb dabei, dass es sie nicht störte, ihrer Schwester unter die Arme zu greifen, und dass sie ihren kleinen Neffen gern betreute.

„Na komm schon, Bridget“, versuchte Jasmine es dennoch weiter. „Du hast es dir verdient, auch mal einen Abend auszugehen. Das hast du schon seit Ewigkeiten nicht mehr gemacht. Ich wäre sehr enttäuscht, wenn du nicht mit uns feiern würdest, und unsere Freunde auch.“

Bridget war hin- und hergerissen. Einerseits wollte sie Jasmine natürlich nicht enttäuschen, andererseits hatte sie ständig Angst, dass wieder etwas mit Courtney sein könnte und sie dann den kleinen Harry nehmen musste „Ich würde schon gern kommen, aber was ist, wenn …?“

„Nichts ist, wenn“, fiel Jasmine ihr ins Wort. „Courtney wird doch wohl noch einen Abend ohne dich auskommen. Und hör endlich auf, dich hinter deinem Neffen zu verstecken, bloß weil du nicht gern unter Menschen bist.“

„Das tue ich doch gar nicht.“

„Und ob du das tust, das weißt du ganz genau. Okay, Paul hat dich sehr verletzt, aber irgendwann musst du das mal abhaken und offen für eine neue Beziehung sein.“

Ihre Freundin hatte völlig recht, doch Bridget mochte das nicht zugeben. Es stimmte, dass sie Harry immer wieder als Vorwand nahm, um nicht auszugehen und neue Menschen, vor allem Männer, kennenzulernen. In den letzten Monaten hatte sie nichts anderes getan, als sich auf ihre Arbeit und den kleinen Harry zu konzentrieren, und das konnte so nicht weitergehen.

Sie atmete tief durch. „Also gut, ich komme.“

Jasmines Miene hellte sich schlagartig auf. „Meinst du das ernst?“

„Ja, ich komm zu eurer Party, versprochen.“

„Na, das ist mal ein Wort!“ Jasmine biss sich auf die Lippe und musterte ihre Freundin kritisch. „An deiner Optik könnte man allerdings noch einiges verbessern.“

Gesagt, getan, bugsierte sie Bridget zuerst zum Friseur, wo ihr langes dunkelblondes Haar mit hellen Strähnchen aufgepeppt wurde, danach ging es ins Nagelstudio und zuletzt in eine Boutique, in der Bridget sich ein sexy Cocktailkleid aussuchte. Zu Hause angekommen, duschte sie, zog das neue Kleid an und legte zum Schluss noch ein spektakuläres Abend-Make-up auf.

„Wow!“, rief Jasmine begeistert, als Bridget aus dem Bad kam und sich vor ihr im Kreis drehte. „Du siehst super aus!“

Bridget lachte. „Na, jetzt übertreib mal nicht.“ Lächelnd ging sie ins Schlafzimmer und suchte in dem heillosen Durcheinander nach ihren Pumps. Früher war ihre Wohnung immer aufgeräumt gewesen, doch seit dem Tag, an dem Courtney mit dem kleinen Harry bei ihr eingezogen und später dann noch Paul dazugekommen war, herrschte ständig Chaos.

Paul … Bridget verdrängte den Gedanken an ihren Exfreund und fand die Schuhe endlich unter einem großen Haufen Schmutzwäsche. Es war zum Verzweifeln. Schon vor Monaten hatte sie im Internet neue Regale gekauft und war noch immer nicht dazu gekommen, sie aufzuhängen.

„Ich muss hier unbedingt mal aufräumen“, sagte sie mehr zu sich selbst als zu Jasmine. „Dad hat mir versprochen, dass er demnächst kommt und die Regale anbringt.“

Jasmine verkniff sich eine spöttische Bemerkung über Bridgets Vater. Maurice versprach viel und hielt nur wenig davon ein. Doch jetzt war sicher nicht der rechte Zeitpunkt, um sich über Bridgets Eltern auszulassen, obwohl es Jasmine auch in dieser Hinsicht schwerfiel, sich zurückzuhalten. Schon seit Monaten bekam sie mit, wie Maurice und Betty Joyce die Augen vor dem Chaos verschlossen, das ihre jüngste Tochter Courtney angerichtet hatte, und es einfach Bridget überließen, sich darum zu kümmern.

„Und, wie fühlst du dich?“, fragte sie stattdessen, während Bridget vor dem Spiegel stand und sich von allen Seiten begutachtete.

„Super.“ Und das stimmte wirklich. Bridget gefiel sich ausgesprochen gut in ihrem neuen Outfit. Das schwarze, mit funkelnden Pailletten besetzte Cocktailkleid umschmeichelte ihre weibliche Figur wie eine zweite Haut, und ihr gelungenes Make-up ließ ihre grünen Augen strahlen.

Jasmine lächelte verheißungsvoll. „Du wirst die Männer nachher auf der Party glatt vom Hocker reißen, wenn du zur Tür reinkommst.“

Bridget verzog das Gesicht. „Das will ich gar nicht, ich kann momentan eh keinen Mann in meinem Leben gebrauchen.“

Jasmine zuckte die Schultern. „Es muss ja nicht gleich eine feste Beziehung sein, man kann doch auch einfach nur seinen Spaß haben.“ Dann fiel ihr etwas ein, und sie lächelte spitzbübisch. „Bin mal gespannt, ob Dr. Mansfield kommt. Der Typ ist gnadenlos sexy, sag ich dir.“

Amüsiert schüttelte Bridget den Kopf. Jasmine hatte ihr schon oft von dem neuen Kinderarzt Dominic Mansfield erzählt, der vorübergehend als Vertretung auf der Pädiatrischen Station arbeitete. Obwohl Jasmine eine glückliche Beziehung mit Vince führte, geriet sie jedes Mal ins Schwärmen, wenn sie von diesem Dominic erzählte. „Du fliegst doch in ein paar Tagen mit Vince nach Afrika, was guckst du dich da nach anderen Männern um?“, neckte Bridget ihre Freundin.

„Och, gucken ist ja nicht verboten“, gab Jasmine vergnügt zurück. „Aber jetzt mal im Ernst, der Typ sieht wirklich super aus, nach dem dreht sich jede Frau um. Außerdem hab ich eher an dich gedacht, als ich ihn erwähnte.“

„Wieso an mich? Du hast mir doch erzählt, er wäre nicht der Typ für feste Beziehungen. Und an einer lockeren Affäre bin ich sowieso nicht interessiert.“

„Na ja, ganz so scheint es nicht zu sein. Ich hab gehört, dass er bis vor Kurzem noch verlobt gewesen ist, also muss seine letzte Beziehung schon etwas ernster gewesen sein. Allerdings redet er so gut wie nie über sein Privatleben, man muss ihm förmlich jedes Wort aus der Nase ziehen, wenn man etwas über ihn erfahren will.“ Jasmine winkte ab. „Wie dem auch sei, Hauptsache, du amüsierst dich heute Abend.“ Sie sah Bridget im Spiegel an. „Du siehst echt toll aus. Bist bildhübsch, frei und ungebunden und kannst dich nach Herzenslust vergnügen.“

Frei und ungebunden – wenn das nur stimmte! dachte Bridget resigniert. Ihr ganzes Leben bestand aus Verpflichtungen, auch wenn das niemand zu verstehen schien. Immer stand sie unter Druck, bereitzustehen, wenn Courtney ihre Hilfe brauchte. Nie durfte sie vergessen, ihr Handy einzustecken, denn immer wieder kam es vor, dass Courtney oder ihre Mutter anrief und Bridget sich dann um den kleinen Harry kümmern musste. Nein, sie führte nicht das Leben einer freien und ungebundenen Sechsundzwanzigjährigen, sondern kam sich vor wie eine alleinerziehende Mutter, die Beruf und Kind unter einen Hut bringen musste.

Ein ganzes Jahr lang hatte Courtney mit ihrem kleinen Sohn bei Bridget in deren Dreizimmerapartment gewohnt, doch das war gründlich schiefgegangen. Ihr Verhältnis war alles andere als gut, doch Harrys wegen blieb Bridget mit ihrer Schwester in Kontakt und kümmerte sich um den Kleinen, wenn Courtney nicht in der Lage dazu war. Tatsächlich befand Harry sich häufiger in Bridgets Obhut als bei seiner Mutter, und wenn Bridget ihn mehrere Tage hintereinander nicht sah, fehlte er ihr regelrecht.

Bridget schüttelte den Kopf und lächelte Jasmine zu. Wenigstens für diesen einen Abend wollte sie ihre Probleme vergessen und die Party in vollen Zügen genießen.

Die Feier war bereits in vollem Gange, als Bridget den Club betrat. Jasmine und Vince hatten viele Freunde und Kollegen eingeladen, von denen Bridget die meisten vertraut waren. Es war schön, mal wieder mit alten Bekannten zu plaudern und sich an gemeinsame Zeiten in der Klinik zu erinnern. Bridget war hauptsächlich als Hebamme und Geburtshelferin auf der Entbindungsstation tätig gewesen, und ihr fehlte diese Arbeit wirklich sehr. Nun war sie bei einer Agentur angestellt, die Krankenschwestern an verschiedene Einrichtungen schickte, was bedeutete, dass Bridget häufig an neuen Orten eingesetzt wurde.

„Wir vermissen dich wirklich sehr“, meinte gerade eine ihrer ehemaligen Kolleginnen. „Hast du denn nicht Lust, wieder bei uns anzufangen?

Bridget lächelte bedauernd. „Irgendwann vielleicht, aber im Moment läuft es ganz gut mit meiner Agentur.“

So schön es auch war, ihre alten Freunde wiederzusehen, Bridget hatte trotzdem das Gefühl, nicht mehr richtig dazuzugehören. Während sich die anderen gerade über irgendeine Rita unterhielten, die neu ins Team gekommen war, nutzte Bridget die Gelegenheit, um nachzusehen, ob eine Nachricht oder ein Anruf auf ihrem Handy eingegangen war. Obwohl sie Harry an diesem Abend nicht betreuen musste, dachte sie die ganze Zeit an ihn und hatte schließlich keine Ruhe mehr. Sie trank ihren Wein aus, obwohl er ihr überhaupt nicht schmeckte, und hielt dann nach Jasmine und Vince Ausschau, um sich von den beiden zu verabschieden.

Jasmine stand gerade bei einer kleinen Gruppe von Kolleginnen, als Bridget auf sie zutrat. „Ah, da bist du ja, das trifft sich gut“, meint Jasmine lächelnd. „Bridget, ich möchte dir gern Rita vorstellen, unsere neue Stationsleiterin. Rita, das ist Bridget, meine beste Freundin. Sie hat bis vor ein paar Monaten auch auf unserer Station gearbeitet, und wir versuchen sie schon die ganze Zeit zu überreden, dass sie zu uns zurückkommt.“

Bridget reichte Rita höflich die Hand, doch sie kam gar nicht mehr dazu, mit ihr zu sprechen, denn der Mann, der in diesem Augenblick hinzukam, raubte ihr regelrecht den Atem. Jasmine brauchte ihn nicht vorzustellen, denn ein Blick in seine ausdrucksvollen dunklen Augen genügte Bridget, um zu wissen, wer er war: Dominic Mansfield, der neue Kinderarzt und Frauenschwarm!

Er trug eine schwarze Hose mit einem weißen Hemd und sah mit seinem dunklen Haar und dem südländischen Teint einfach umwerfend aus. Jasmine hatte absolut nicht übertrieben. Dieser Mann musste wirklich jeder Frau auffallen!

„Bridget, darf ich dir Dominic Mansfield vorstellen?“, sagte sie prompt, und Bridgets Herz schlug schneller. „Er arbeitet vertretungsweise auf der Pädiatrie.“

Wie ein Kinderarzt sieht er aber gar nicht aus, schoss es Bridget durch den Kopf. Eher wie ein Schönheitschirurg oder Filmstar …

„Hallo, Bridget“, sagte er, und seine tiefe, etwas raue Stimme jagte einen prickelnden Schauer über ihren Rücken. „Darf ich Ihnen was zu trinken holen?“

Seinem Äußeren nach hätte Bridget ihn für einen Italiener oder vielleicht Griechen gehalten, doch er sprach ohne jeglichen Akzent. Vielleicht waren seine Eltern aus Südeuropa eingewandert und …

„Was darf ich Ihnen zu trinken bringen?“, wiederholte er die Frage, und Bridget zuckte leicht zusammen. Hoffentlich hatte sie ihn jetzt nicht angestarrt wie ein verliebter Teenager!

„Oh …vielen Dank, ich … möchte nichts mehr trinken“, antwortete sie stockend, weil seine Gegenwart sie völlig durcheinanderbrachte.

„Sie brauchen nichts zu holen, für Getränke ist voll und ganz gesorgt“, erklärte Jasmine lächelnd und ging sofort an einen der belegten Tische, um Dominic und Bridget zwei Gläser Wein zu bringen.

Gespannt beobachtete Bridget, wie Dominic einen Schluck trank und es tatsächlich schaffte, nicht das Gesicht dabei zu verziehen. Stattdessen warf er ihr ein verschwörerisches Lächeln zu, als sie aus reiner Höflichkeit an ihrem Glas nippte.

Im nächsten Augenblick kam Vince dazu und klopfte Dominic freundschaftlich auf die Schulter. „Hallo, Dominic. Freut mich sehr, dass du noch gekommen bist. Ich hätte nicht damit gerechnet nach deinem … sagen wir mal, nicht so angenehmen Tag.“

Dominic ging nicht auf die Bemerkung ein, sondern nickte nur. „Wann geht es bei euch los?“

„Am Montagabend fliegen wir.“ Vince erzählte Dominic kurz von dem Projekt, an dem er für die nächsten zwölf Monate arbeiten würde, und Dominic hörte schweigend zu, bis er Vince schließlich alles Gute wünschte.

Damit schien das Gespräch beendet zu sein. Jasmine und alle anderen verabschiedeten sich von Dominic, und plötzlich stand Bridget ganz allein mit ihm da. Was, in aller Welt, sollte sie jetzt tun? Eigentlich wollte sie nach Hause gehen, doch sie konnte Dominic nicht einfach so allein hier stehen lassen, oder?

Als er zum zweiten Mal das Glas hob, sagte sie spontan: „Den würde ich lieber nicht trinken, er schmeckt wirklich scheußlich.“

Da lachte er und ließ das Glas wieder sinken. „Das hab ich auch schon gemerkt, aber ich wollte nicht unhöflich sein. Wissen Sie was? Ich besorge uns einfach einen anderen, okay?“

Doch Bridget schüttelte den Kopf. „Lieber nicht, wenn Jasmine das sieht, ist sie bestimmt beleidigt.“ Als Dominic nichts darauf erwiderte, überlegte sie, was sie nun sagen sollte. „Wie lange arbeiten Sie denn noch in unserer Klinik?“, fragte sie schließlich, weil ihr nichts anderes einfiel.

„Nur noch vierzehn Tage, ich wurde nur vorübergehend als Vertretung eingestellt. In ein paar Wochen trete ich eine neue Stelle in Sydney an.“ Er nannte ihr den Namen einer renommierten Klinik, und Bridget nickte anerkennend.

„Lebt Ihre Familie auch in Melbourne?“

„Nein“, antwortete Dominic, ohne weiter darauf einzugehen. „Und was ist mit Ihnen? Jasmine hat mir erzählt, Sie arbeiten am liebsten als Hebamme.“

„Das stimmt, aber im Moment komme ich leider nicht allzu oft dazu“, erklärte Bridget. „Ich bin seit einem halben Jahr für eine Agentur tätig, was bedeutet, dass ich an ganz unterschiedlichen Orten eingesetzt werde. Also immer dort, wo gerade Not am Mann ist.“

„Das ist sicher ziemlich anstrengend. Warum sind Sie denn nicht im Krankenhaus geblieben?“

Das war die Frage aller Fragen, auf die Bridget nur ungern eine Antwort gab, denn andere Menschen konnten ihre Gründe für den Wechsel meist nicht verstehen. „Weil meine Arbeitszeiten in der Agentur flexibler sind und ich deutlich mehr verdiene“, antwortete sie schließlich, was jedoch nicht ganz der Wahrheit entsprach. In Wirklichkeit vermisste Bridget ihren alten Job entsetzlich. Die Arbeit als Hebamme war ihre große Leidenschaft, doch bei ihrer momentanen Tätigkeit wurde sie als solche eher selten eingesetzt. Als hochqualifizierte Krankenschwester war sie vielseitig ausgebildet und wurde dementsprechend eingesetzt.

„Außerdem hat das den Vorteil, dass ich am Wochenende meistens frei habe und auf Partys gehen kann“, fügte sie lächelnd hinzu. Doch kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, bereute sie es auch schon, denn das klang ja geradezu, als sei sie ein oberflächliches Partygirl, das nur auf amouröse Abenteuer aus war!

Dominic musterte sie eingehend, und ihr wurde richtiggehend heiß dabei. „Stimmt, das hat so seine Vorteile, vor allem wenn man keine kleinen Kinder zu versorgen hat. Oder haben Sie welche?“

Die direkte Frage ließ Bridgets Herz schneller schlagen. Merkte Dominic ihr etwa an, dass sie mit ihren Gedanken schon die ganze Zeit woanders war? Was würde er wohl von ihr halten, wenn er wüsste, dass sie es kaum aushielt, auch nur eine halbe Stunde nicht ihr Handy herauszuholen, um zu prüfen, ob Courtney angerufen oder eine Nachricht hinterlassen hatte? Und was würde er wohl sagen, wenn er wüsste, dass sie vor lauter Sorge um den kleinen Harry am liebsten noch bei Courtney vorbeigefahren wäre, um sich zu vergewissern, dass dort nicht gerade eine wilde Party im Gange war, unter der das Kind zu leiden hatte?

Bridget verdrängte ihre Sorge und suchte nach einem unverfänglicheren Thema. „Was hat Vince denn gemeint, als er vorhin sagte, Sie hätten einen nicht so angenehmen Tag gehabt?“

Als Dominics Lächeln verschwand, wusste Bridget, dass das wohl keine so gute Frage gewesen war. Verlegen biss sie sich auf die Lippe. Mist, jetzt war sie in ein Fettnäpfchen getreten! Offensichtlich hatte sie es schon verlernt, mit fremden Leuten Small Talk zu machen. Aber so war das eben, wenn man kaum noch ausging und sich stattdessen immer nur zu Hause verkroch!

„Ach, das ist nicht der Rede wert“, erwiderte Dominic, entschuldigte sich und ging zu einer anderen Gruppe.

Kaum war Bridget wieder allein, kam auch schon Jasmine zurück, als hätte sie die ganze Zeit auf nichts anderes gewartet. „Na, was hab ich dir gesagt?“, platzte sie heraus. „Das ist ein Wahnsinnstyp, oder? Und wie lange er mit dir geredet hat!“

Bridget runzelte die Stirn. „Wie lange er mit mir geredet hat? Das waren doch nur zwei Minuten.“

„Für Dominic Mansfield ist das eine Ewigkeit, das kannst du mir glauben! Bei der Arbeit kriegt er kaum den Mund auf, es sei denn, es geht um dienstliche Belange.“

Da musste Bridget lachen. „Jetzt übertreib mal nicht, so schlimm wird es schon nicht sein. Wahrscheinlich wollte er nur checken, ob ich als One-Night-Stand infrage komme. Er hat mich sogar gefragt, ob ich kleine Kinder hätte. Vermutlich hat er Angst, sein neuer Betthase könnte Schwangerschaftsstreifen haben oder untenrum etwas ausgeleiert sein.“

Da brach Jasmine in schallendes Gelächter aus, und Bridget stimmte fröhlich mit ein. Solche Witze konnte sie wirklich nur mit ihrer besten Freundin machen, und so ausgelassen wie an diesem Abend hatte sie schon lange nicht mehr gelacht. Bridget wusste jetzt schon, dass sie Jasmine sehr vermissen würde, wenn sie mit Vince nach Afrika ging, denn vor allem sie war es gewesen, die Bridget über ihre Trennung von Paul hinweggeholfen hatte.

Bridgets helles Lachen klang so schön, dass Dominic sich magisch davon angezogen fühlte. Er konnte sich der Wirkung dieser Frau einfach nicht entziehen, obwohl er etliche Meter von ihr entfernt bei einem Kollegen stand. Immer wieder sah er zu ihr hinüber und bekam deshalb kaum mit, was sein Gesprächspartner ihm gerade erzählte.

Dominic hatte das Gespräch mit Bridget nur deshalb abgebrochen, weil sie ihn nach seinem schlimmen Tag gefragt hatte. Er wollte nicht darüber reden, sondern einfach nur abschalten und an etwas anderes denken. Doch so leicht war das leider nicht, denn manchmal schlug das Schicksal unbarmherzig zu, und Dominic musste akzeptieren, dass er nicht immer heilen oder helfen konnte – so wie an diesem Tag.

Ein Kind war auf seiner Station verstorben, und Dominic war derjenige gewesen, der es den verzweifelten Eltern hatte mitteilen müssen. Bis zehn Uhr abends hatte er mit ihnen gesprochen und war anschließend hierhergekommen, um sich auf andere Gedanken zu bringen. Wirklich wohl fühlte er sich auf dieser Party allerdings nicht. Der Wein war schlecht, die Musik zu laut, und Dominic ärgerte sich über sich selbst, weil er schon wieder an Arabella dachte.

Dominic verstand sich selbst nicht mehr. Wie konnte er einer Frau nachtrauern, die ihn so enttäuscht hatte? Er hatte mit ihr Schluss gemacht, und jetzt spielte er tatsächlich mit dem Gedanken, die Beziehung wiederaufzunehmen.

Doch dann hatte er plötzlich Bridget mit dem tollen langen Haar und dem sexy Kleid entdeckt. Ihr Lachen hatte es ihm besonders angetan. Es war ein helles angenehmes Lachen, das jedem Mann das Herz erwärmen musste. Gleich war sein Blick auf ihre linke Hand gefallen, und er hatte erleichtert registriert, dass Bridget keinen Ehering trug. Trotzdem hatte Dominic das Gefühl, dass es nicht so einfach wäre, eine Frau wie sie zu erobern. Trotz ihres fröhlichen Lachens wirkte sie verletzlich, und in ihren Augen glaubte er einen Schmerz zu erkennen, der noch nicht verwunden war.

Aber eines hatte sie, das Dominic ganz besonders gut gefiel – Hunderte von Sommersprossen! Zig davon waren auf ihrer hübschen Nase verteilt, und Dominic fragte sich, wie viele auf ihrem sexy Körper wohl noch zu finden wären …

„Hallo, Dominic, wie schön, Sie hier zu sehen!“

Er zuckte leicht zusammen, weil die schrille Stimme ihn aus seinen Träumereien riss. Sie gehörte Ellen, der brünetten und kurvenreichen Krankenschwester, die auch in seiner Abteilung arbeitete und deren Ehemann ständig unterwegs zu sein schien. Ellen sah ihn mit derart unverhohlenem Interesse an, dass Dominic sofort wusste, was sie von ihm wollte. Er musterte sie prüfend. Ihre Haut war tief gebräunt, und er war sicher, dass es sich um Bräune aus der Tube handelte, was er überhaupt nicht mochte.

„Ich wusste nicht, ob ich es nach meiner Schicht noch schaffen würde“, antwortete er gezwungen höflich. „Jetzt hat es aber doch geklappt.“

„Das freut mich sehr“, erwiderte sie in einem Ton, der keine Zweifel offen ließ. „Mein Geoffrey ist wieder mal nicht da, das heißt, ich kann tun und lassen, was ich will.“

„Wie schön für Sie.“ Dominic fühlte sich genervt, da er derart aufdringliche Frauen nicht ertragen konnte. „Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden“, sagte er deshalb knapp, nickte ihr und dem Kollegen noch kurz zu und ging dann zur Bar, um sich einen Drink zu holen.

Dann hörte er wieder Bridgets angenehmes Lachen und wusste, was er zu tun hatte.

„In zehn Minuten gehen wir essen, kommst du mit?“, lud Vince Bridget ein, während er den Arm um Jasmines Taille legte. „Wir würden uns sehr freuen.“

Bridget überlegte, wie sie seine Einladung ablehnen konnte, ohne ihn zu kränken. Doch ehe sie etwas dazu sagen konnte, kam plötzlich die Bedienung und reichte ihr ein Glas Wein.

„Für mich?“, fragte Bridget überrascht.

„Ja, von dem Herrn dort drüben.“

Die Bedienung wies in Richtung Bar, wo Dominic Mansfield stand. Warum lud er sie, Bridget, zu einem Drink ein? Wollte er etwa mit ihr flirten? Im Grunde hatte sie nichts dagegen, doch mehr als nur ein kleiner Flirt kam nicht für sie infrage. Außerdem war sie sowieso nicht besonders gut im Bett, zumindest hatte Paul ihr das gesagt, als sie Schluss mit ihm gemacht hatte.

Dennoch freute sie sich über die nette Geste und probierte von dem Wein. Er schmeckte ausgezeichnet – kühl und exquisit und hundertmal besser als der, den Vince und Jasmine spendiert hatten. Bridgets Wangen wurden heiß, als sie wieder Dominics Blick begegnete. Was wollte er von ihr? Gab es nicht genügend andere Frauen hier, die sich darum reißen würden, mit ihm anzubandeln?

„Ich glaube … ich sollte mich jetzt besser auf den Heimweg machen“, sagte sie und lächelte Jasmine entschuldigend an, da sie wusste, dass sie bei ihrer Freundin auf Verständnis stoßen würde. „Es ist schon spät, und ich …“

„Ist schon in Ordnung, Bridget, ich hab mich sehr gefreut, dass du überhaupt gekommen bist.“

Doch ehe Bridget gehen konnte, kam Dominic Mansfield auf sie zu. Mist, was sollte sie jetzt machen? Sich für den Wein bedanken und dann einfach gehen? Nein, das wäre nicht gerade höflich, und außerdem war Dominic derart attraktiv, dass sie allein bei seinem Anblick weiche Knie bekam …

Autor

Carol Marinelli
Carol Marinelli wurde in England geboren. Gemeinsam mit ihren schottischen Eltern und den beiden Schwestern verbrachte sie viele glückliche Sommermonate in den Highlands. Nach der Schule besuchte Carol einen Sekretärinnenkurs und lernte dabei vor allem eines: Dass sie nie im Leben Sekretärin werden wollte! Also machte sie eine Ausbildung zur...
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