Falsches Spiel – echte Küsse

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Eine raue Stimme, ein athletisch gebauter Körper und strahlende Augen - der Typ ist einfach zum Verlieben. Ups! Gerade verlieben wollte Kinderärztin Trinity Matthews sich auf keinen Fall, schließlich sollen die inszenierten Dates mit Adrian Westmoreland nur einem aufdringlichen Kollegen zeigen, dass sie vergeben ist. Aber schon nach dem ersten prickelnden Abend mit diesem Traummann an ihrer Seite sehnt Trinity sich nach mehr als nur gespielten Küssen. Ein Wunsch, den Adrian ihr zu gern erfüllt … bis der skrupellose Rivale die junge Frau zu einer fatalen Entscheidung zwingt!


  • Erscheinungstag 05.04.2016
  • Bandnummer 1919
  • ISBN / Artikelnummer 9783733721572
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

„Du steckst also in der Klemme und könntest Hilfe brauchen.“

In der Klemme stecken – das drückt es noch milde aus, dachte Trinity Matthews, während sie ihr Gegenüber prüfend anschaute. Ich wünschte, es wäre anders! Verflixt, wenn er nicht so gut aussähe, würde es mir leichter fallen, seine Hilfe anzunehmen!

Als sie Adrian Westmoreland vor etwa einem Jahr auf der Hochzeitsfeier seines Cousins Riley zum ersten Mal begegnet war, hatte er mit mehreren seiner männlichen Verwandten zusammengestanden. Heimlich hatte sie ihn, seine Brüder und Cousins gemustert. Er und sein Zwillingsbruder Aidan waren ihr besonders aufgefallen.

Und schon zuvor – damals, als Thorn Westmoreland aus Atlanta ihre Schwester Tara geheiratet hatte – war Trinity zu dem Schluss gekommen, dass nicht nur der Bräutigam, sondern alle Westmoreland-Männer echte Hingucker waren. Schnuckelig eben … Daher war sie nicht erstaunt gewesen, dass man auch Thorns Cousins aus Denver als Augenschmaus bezeichnen konnte. Hochgewachsen, mit markanten Gesichtszügen, muskulösen Körpern und einer extrem männlichen Ausstrahlung.

Allerdings hatte sie sich nie vorstellen können, sich mit einem dieser faszinierenden Männer zu einem Date zu treffen. Nun ja, eigentlich handelte es sich bei ihrer Verabredung mit Adrian nicht um ein richtiges Date. Es ging eher um den Abschluss einer zeitlich begrenzten Vereinbarung.

Ihre Schwester Tara hatte bereits mit Adrian telefoniert und ihn über das Problem informiert. Trinity selbst musste ihn nun mit den Details bekannt machen.

„Ja“, seufzte sie, „ich stecke wirklich in der Klemme. Die Einzelheiten erfährst du gleich. Zuerst möchte ich dir dafür danken, dass du dich überhaupt mit mir getroffen hast.“

Er hatte Laredo’s Steak House als Treffpunkt vorgeschlagen. Sie war hier schon einige Male zum Essen gewesen und wusste, dass die Küche hervorragend war.

„Keine Ursache“, erwiderte er lachend, „ich gehe gern mit einer schönen Frau aus.“

Sie versuchte, die Wirkung seiner dunklen, ein wenig heiseren Stimme auf ihren Körper zu ignorieren. Es gab keinen Grund, nervös zu sein!

„Ich arbeite als Assistenzärztin im Denver Memorial Hospital“, begann sie, „und ich beabsichtige, meine Ausbildung dort abzuschließen. Danach möchte ich nach Bunnell in Florida zurückkehren, um in die Arztpraxis meines Vaters einzusteigen. Leider gibt es hier im Krankenhaus einen Arzt, der mir das Leben schwer macht. Dr. Casey Belvedere. Er ist ein angesehener Chirurg und …“

„… er will dich.“

Trinity blieb fast das Herz stehen. Im Laufe der Zeit hatte sie noch etwas anderes über die Westmoreland-Männer herausgefunden: Sie nahmen kein Blatt vor den Mund. „Er will unbedingt eine Affäre mit mir anfangen“, bestätigte sie. „Ich habe nie auch nur das geringste Interesse an ihm gezeigt und nichts getan, um ihn zu ermutigen. Ich habe ihm gegenüber sogar behauptet, ich sei mit einem anderen Mann zusammen. Trotzdem lässt er mich nicht in Ruhe. Er hat angedeutet, dass er mir das Leben zur Hölle machen könne, wenn ich seinem Drängen nicht nachgebe. Das alles ist sehr unerfreulich.“

Sie schob ihren Teller zur Seite und nahm einen Schluck Wein. „Ich habe mich an die Klinikleitung gewandt, aber man hat mich nicht ernst genommen. Stattdessen wurde ich darauf hingewiesen, dass die Belvederes in der Stadt einen guten Namen haben. Anscheinend haben sie in der Vergangenheit verschiedene soziale Projekte unterstützt. Zurzeit finanzieren sie den Bau der neuen Kinderstation, die auch nach ihnen benannt werden soll. Ich vermute, dass sich niemand aus der Krankenhausleitung mit ihnen anlegen will, weil dieser Erweiterungsbau dringend benötigt wird. Jedenfalls sagte man mir, ich solle mir gut überlegen, wen ich mir zum Feind mache – schließlich wolle ich noch eine Weile in Denver bleiben.“

Trinity machte eine kurze Pause. Dann erklärte sie mit einem kleinen Lachen: „Deshalb habe ich einen Plan entwickelt. Das heißt, eigentlich war es Taras Idee. Als ich ihr am Telefon von Belvedere erzählte, sagte sie, sie habe während ihrer Zeit als Assistenzärztin in Kentucky ein ähnliches Problem gehabt. Allerdings fand sie Unterstützung bei der Klinikleitung. Der Arzt, der sie belästigt hatte, wurde entlassen. Damit kann ich natürlich nicht rechnen, weil die Belvederes in Denver so viel Einfluss besitzen. Und darum brauche ich einen … sagen wir, einen Geliebten.“

Adrian schwieg. Bisher hatte er Trinity angesehen, doch nun senkte er den Kopf und starrte in sein Weinglas.

Was dachte er wohl?

„Du weißt, dass es noch eine andere Lösung gibt?“, fragte er schließlich.

Sie hob die Brauen. „Nämlich?“

„Er ist Chirurg, hast du gesagt.“

„Ja.“

„Ich könnte ihm die Finger brechen. Das wäre das Ende seiner Karriere. Er würde nie wieder mit einem Skalpell in der Hand im Operationssaal stehen.“

Erschrocken riss Trinity die Augen auf. „Das meinst du nicht ernst!“

„Oh doch“, gab er zurück. „Was bildet dieser Kerl sich ein?“

Sie lehnte sich zurück und betrachtete Adrian eingehend. Seine Miene drückte Entschlossenheit aus, und sein Blick verriet, wie viel Abscheu er vor Belvedere empfand. In diesem Moment fiel ihr ein, dass Tara hin und wieder über Adrian, seinen Zwillingsbruder Aidan, seine jüngere Schwester Bailey und seinen Cousin Bane gesprochen hatte. Angeblich hatten die vier als Teenager viele Dummheiten gemacht. Ständig hatten sie in Schwierigkeiten gesteckt. Und dabei hatte es sich keineswegs um harmlose Jugendsünden gehandelt.

Das lag nun allerdings einige Jahre zurück. Bane war zur Navy gegangen und gehörte inzwischen zu einer Spezialeinheit, den SEALs. Bailey, die Jüngste der Gruppe, studierte und bereitete ihren Abschluss vor. Die Zwillinge hatten ihr Studium in Harvard schon abgeschlossen. Aidan war Arzt geworden, Adrian Ingenieur. Dennoch erkannte Trinity jetzt eines deutlich: Hinter Adrians gutem Aussehen und Charme verbarg sich ein Mann, der auch Gewalt anwenden würde, wenn er es für angebracht hielt.

Sie schluckte. „Ich glaube kaum, dass wir so weit gehen müssen“, meinte sie. „Wir sollten Taras Rat befolgen und uns eine Zeit lang als Liebespaar ausgeben. Ich hoffe, das wird Dr. Belvedere entmutigen.“

„Wenn dir dieser Weg lieber ist …“

„Das ist er. Aber ich will dich nicht drängen. Vielleicht möchtest du ja nicht auf andere Dates verzichten. Denn das wäre für ein paar Wochen nötig.“

Er lächelte. „Es macht mir nichts aus, vorübergehend mein Privatleben auf Eis zu legen und öffentlich als dein Geliebter aufzutreten. Spielen wir ein wenig Theater!“

Erleichtert seufzte Trinity auf. Ihr war zu Ohren gekommen, dass Adrian seit seiner Rückkehr ein sehr aktives gesellschaftliches Leben führte. Er war nach Denver zurückgekommen, um in die Leitung des Familienunternehmens der Westmorelands, Blue Ridge Land Management, einzusteigen. Während die meisten der Westmoreland-Männer inzwischen verheiratet oder zumindest in festen Händen waren, traf Adrian sich mit einer ganzen Reihe von Frauen. Er galt als gute Partie. Kein Wunder also, dass sie ihn von allen Seiten bedrängten. Sich einen so gut aussehenden und zudem wohlhabenden Mann zu angeln, war eine echte Herausforderung. Und wie es hieß, genoss Adrian es sehr, im Mittelpunkt zu stehen und begehrt zu werden.

Wie gut, dass ich nicht wirklich an ihm interessiert bin, dachte Trinity.

Nur auf Taras Rat hin hatte sie sich überhaupt mit ihm getroffen. Ihre Schwester war der Ansicht, dass Adrian am besten geeignet war, um sie bei der Ausführung ihres Plans zu unterstützen. Obwohl Trinity seit acht Monaten in Denver wohnte, hatte sie bis zu diesem Abend keinen Kontakt zu ihm gehabt. Bei ihrer Bewerbung um die Stelle am Denver Memorial hatte sie natürlich schon gewusst, dass die angeheirateten Cousins ihrer Schwester in der näheren Umgebung lebten. Westmoreland Country wurde die Gegend genannt, in der sie ihre Häuser gebaut hatten. Nur Adrian hatte sich entschieden, sich eine Stadtwohnung zu nehmen. Vermutlich, um ein wenig Abstand zwischen sich und die anderen Familienmitglieder zu bringen.

„Ich denke“, verkündete er nun und riss sie aus ihren Überlegungen, „wir sollten sofort mit unserem Theaterstück beginnen.“ Dann überraschte er sie damit, dass er ihre Hand nahm und sie an seine Lippen hob.

Schmetterlinge tanzten in ihrem Bauch, als sein Mund ihre Haut berührte. Doch Trinity versuchte, das zu ignorieren. „Warum hast du es so eilig?“, wollte sie wissen.

„Weil jetzt die beste Zeit dafür ist“, antwortete er und küsste ihre Hand erneut. „Dreh dich nicht um. Dr. Belvedere ist gerade gekommen. Er hat uns bemerkt und sieht zu uns herüber.“

Die Show kann beginnen!

Adrian schaute ihr tief in die Augen. Er spürte, wie nervös Trinity war. Zwar hatte sie die Anregung ihrer Schwester akzeptiert. Trotzdem schien ihr die Idee nicht hundertprozentig zu gefallen, so zu tun, als sei sie seine Geliebte.

Obwohl Casey Belvedere die Sache vollkommen falsch angefasst hatte, verstand Adrian, warum der Arzt Trinity begehrenswert fand. Welcher heißblütige Mann hätte das nicht getan? Genau wie Tara war auch Trinity eine umwerfend schöne Frau. Sie als hinreißend zu beschreiben, war noch untertrieben.

Bei seiner ersten Begegnung mit Tara hatte er sie unumwunden gefragt, ob sie Schwestern habe. Lächelnd hatte sie seine Frage bejaht. Sie hatte ihm von Trinity erzählt, die damals noch die Schule besucht hatte, um anschließend wie Tara Ärztin zu werden.

Himmel, das war lange her! Jahre waren vergangen, ehe er Trinity persönlich kennengelernt hatte. Er rief sich in Erinnerung, wie fasziniert die männlichen Gäste auf Rileys Hochzeitsfeier gewesen waren, als sie an der Seite von Thorn und Tara erschienen war. Während jener Feier hatte er erfahren, dass Trinity für zwei Jahre nach Denver kommen und dort als Assistenzärztin arbeiten würde.

„Bist du sicher, dass er es ist?“, fragte sie jetzt leise.

„Allerdings.“ Adrian studierte ihr Gesicht. Die leicht gebräunte Haut, das schwarze Haar, das ihr offen auf die Schultern fiel, und die großen hellbraunen Augen. Die schönsten Augen, die er je gesehen hatte. „Belvedere ist hier. Alles passt wunderbar.“

Sie hob die Brauen. „Hast du das etwa geplant?“

„Hm … Nachdem Tara mir am Telefon von eurer Idee erzählt hatte, habe ich beschlossen, keine Zeit zu verlieren. Ich habe aus sicherer Quelle erfahren, dass Belvedere dienstags ziemlich oft hierherkommt.“

„Also hast du mich deshalb heute ins Laredo eingeladen?“

„Ja. Wir wollen doch, dass er uns zusammen sieht.“

„Natürlich. Ich war bloß nicht darauf vorbereitet, ihm heute zu begegnen. Nun ja, mit etwas Glück genügt es, dass er uns hier zusammen sieht, damit …“

„… damit er dich in Zukunft in Ruhe lässt? Mach dir keine falschen Hoffnungen. Der Mann ist scharf auf dich. Aus irgendwelchen Gründen glaubt er wohl, er hätte ein Recht darauf, dich zu bedrängen. Es wird wahrscheinlich nicht leicht, ihn davon zu überzeugen, dass er sich täuscht. Ich bin nach wie vor der Meinung, es wäre das Beste, ihm die Finger zu brechen.“

„Auf keinen Fall!“

Adrian zuckte die Schultern. „Wie du willst. Dann müssen wir uns eben etwas anderes einfallen lassen, damit er begreift, was los ist.“

„Du meinst …“

„Das!“ Er beugte sich zu ihr hinüber und küsste sie.

Trinity war sicher, dass er nur ganz leicht ihren Mund hatte berühren wollen. Stattdessen geschah etwas anderes: Es war, als würden sie geradezu magnetisch voneinander angezogen. Sie küssten sich wirklich. Leidenschaft flammte in Trinity auf. Mit all ihren Sinnen nahm sie Adrians Nähe wahr.

Oh Gott, dieser Kuss weckte in ihr die Sehnsucht nach mehr! Sie wollte nicht, dass er endete. Doch das Klirren von Porzellan und Besteck brachte ihr zu Bewusstsein, wo sie sich befand. Langsam und voller Bedauern löste sie ihre Lippen von Adrians.

Nachdem sie einige Male tief ein- und ausgeatmet hatte, sagte sie: „Ich denke, Belvedere hat genug gesehen. Wahrscheinlich ist er jetzt wütend auf mich.“

„Und wenn schon!“ Adrian lächelte. „Er soll sich zusammenreißen und dich in Ruhe lassen. Und zwar nicht nur jetzt, solange ich bei dir bin, sondern für immer.“

Schließlich gab er dem Kellner ein Zeichen, die Rechnung zu bringen. „Für heute haben wir genug Theater gespielt“, meinte er dann zu Trinity. „Wollen wir aufbrechen?“

Sie nickte.

Wenig später griff er nach ihrer Hand und führte Trinity aus dem Restaurant.

2. KAPITEL

„Wie war dein Treffen mit Trinity?“

Adrian schaute auf. Vor ihm stand sein Cousin Dillon. Dieser hatte am Morgen eine Vorstandssitzung einberufen, die gerade zu Ende gegangen war. Die anderen Vorstandsmitglieder hatten den Raum bereits verlassen.

Ehe er selbst bei Blue Ridge Land Management zu arbeiten begonnen hatte, war Adrian nicht klar gewesen, wie aktiv und ehrgeizig Dillon war und wie mächtig das Familienunternehmen. Bis dahin hatte er in seinem Cousin immer nur den Mann gesehen, der die Familie zusammengehalten hatte, nachdem vier seiner engsten Verwandten bei einem Flugzeugabsturz umgekommen waren.

Das tragische Ereignis lag zwanzig Jahre zurück. Damals waren Adrians Eltern ebenso wie die Eltern seiner Cousins und Cousinen gestorben. Die ältesten Söhne der Verstorbenen, Adrians Bruder Ramsey und sein Cousin Dillon, hatten plötzlich die Verantwortung für ihre insgesamt dreizehn jüngeren Geschwister übernehmen müssen.

Das war alles andere als leicht gewesen. Die vier jüngsten – Adrian, Aidan, Bane und Bailey – hatten es kaum verkraften können. Sie waren eines Tages aus der Schule nach Hause gekommen und hatten erfahren, dass sie die vier Menschen verloren hatten, die ihnen am meisten bedeuteten. Keiner hatte gewusst, wie er mit der Trauer umgehen sollte. Adrian und die drei anderen hatten daraufhin gegen alles und jeden rebelliert und sich ständig in Schwierigkeiten gebracht.

Noch heute schämte Adrian sich für seine wilde Teenager-Zeit. Zum Glück hatten die anderen Westmorelands weder ihn noch die anderen drei Übeltäter je im Stich gelassen. Deshalb und auch aus vielen anderen Gründen liebte Adrian seine Familie. Dillon hatte er besonders ins Herz geschlossen: Sein Cousin hatte hartnäckig dafür gekämpft, ihn und Aidan ebenso wie Bailey und Bane vor dem Erziehungsheim zu bewahren.

„Trinity und ich hatten einen netten Abend“, antwortete Adrian nun. Es wunderte ihn nicht, dass sein Cousin Bescheid wusste. Dillon telefonierte regelmäßig mit den Verwandten in Atlanta, zu denen auch Thorn und dessen Gattin Tara gehörten. Vermutlich hatte einer von ihnen mit Dillon über Trinitys Probleme gesprochen und erwähnt, dass Adrian helfen sollte, Belvederes Zudringlichkeit ein Ende zu setzen.

„Das freut mich“, meinte Dillon. „Ich hoffe, euer Plan geht auf. Ich persönlich nehme es der Krankenhausverwaltung wirklich übel, dass sie Dr. Belvedere schützt. Niemand sollte sich Unverschämtheiten herausnehmen dürfen, nur weil seine Familie Geld hat. Eine Frau sexuell zu belästigen, ist unverzeihlich! Trinity sollte das nicht ertragen müssen!“

Das fand Adrian auch. Und wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte Trinity es keine Sekunde länger ertragen müssen. „Wir wollen Taras Plan eine Chance geben. Wenn er keinen Erfolg hat, dann …“

„… dann werden wir Westmorelands uns darum kümmern, Adrian. Und zwar so, dass wir das Gesetz auf unserer Seite haben. Ich möchte nicht, dass du etwas unternimmst, was dich in Schwierigkeiten bringt.“

„Schon gut, ich bin vernünftig“, erklärte Adrian. Dabei fiel ihm ein, dass er Trinity vorgeschlagen hatte, Belvedere die Finger zu brechen. Dillon würde das wohl kaum für vernünftig halten. „Kennst du diesen Doktor oder irgendwelche seiner Verwandten?“

„Casey Belvederes älterer Bruder Roger und ich sitzen gemeinsam im Aufsichtsrat einiger Firmen hier in Denver. Freunde sind wir allerdings nicht. In meinen Augen ist Roger ein arroganter Snob – genau wie die meisten Mitglieder der Familie, wenn man dem Klatsch glauben kann.“

„Aha.“ Adrian stand auf.

„Die Belvederes sind mit der Herstellung von Milchprodukten reich geworden. Und nun halten sie sich für etwas Besseres. Roger beabsichtigt, in die Politik zu gehen. Soweit ich weiß, will er Gouverneur werden.“

„Von mir aus kann er die Wahl gewinnen. Ich habe bloß mit seinem Bruder Casey Probleme.“ Adrian wandte sich zur Tür. „Bis bald, Dillon.“

Eine Stunde später beendete er einen wichtigen Bericht, auf den sein Cousin Canyon wartete. Canyon arbeitete ebenso wie sein Bruder Stern als Anwalt für Blue Ridge. Die Firma war vor etwa vierzig Jahren von ihrem Vater Adam zusammen mit Adrians Vater Thomas gegründet worden. Bisher war Adrian der einzige Nachkomme von Thomas, der in das Familienunternehmen eingestiegen war.

Insgesamt gab es fünfzehn Mitglieder des Denver-Zweigs der Westmorelands. Adrians verstorbene Eltern Thomas und Susan hatten acht Kinder bekommen, fünf davon Jungen: Ramsey, Zane, Derringer sowie die Zwillinge Adrian und Aidan. Die drei Mädchen hießen Megan, Gemma und Bailey. Adam und Clarisse Westmoreland, die ebenfalls bei dem Flugzeugabsturz umgekommen waren, hatten sieben Söhne: Dillon, Micah, Jason, Riley, Canyon, Stern und Bane.

Alle Denver-Westmorelands hielten fest zusammen und trafen sich freitags nach der Arbeit in Dillons Haus zum Abendessen. Sie genossen das Beisammensein ebenso wie das gute Essen und nutzten die Gelegenheit, um alle möglichen Familienangelegenheiten zu besprechen. Die letzten beiden Treffen hatte Adrian verpasst, weil er Verabredungen mit hübschen jungen Frauen gehabt hatte. Doch nun hatte er ja beschlossen, so zu tun, als sei er mit Trinity liiert. Deshalb würde es erst einmal keine neuen Dates für ihn geben.

Adrian legte nun den Füller auf den Schreibtisch und lehnte sich zurück. In den letzten Stunden hatte er immer wieder an seinen Kuss mit Trinity denken müssen. Im Grunde hatte er ihr diesen Kuss geraubt: Sie hatte nicht damit gerechnet und deshalb keine Chance gehabt, Nein zu sagen.

Was zum Teufel ist bloß in mich gefahren? Zu gern wollte er sich einreden, dass er damit Belvedere provozieren wollte. Doch tatsächlich hatte mehr dahintergesteckt.

Es hatte schon angefangen, als er Trinity abgeholt hatte. Offenbar hatte sie am Fenster gestanden und auf ihn gewartet. Jedenfalls war sie bereits aus der Tür getreten, ehe er überhaupt geklingelt hatte. Er hatte sich beherrschen müssen, um kein zu gieriges Lächeln aufzusetzen: Sie hatte verflixt gut ausgesehen.

Ihr hübsch gemustertes Maxikleid hatte bei jedem Schritt um ihre Knöchel getanzt. Auch ihre blauen Stilettos waren sehr sexy gewesen. Fasziniert hatte er Trinitys dunkles Haar betrachtet, das ihr offen auf die Schultern gefallen war und das ihre schönen Gesichtszüge betont hatte. Zweifellos hatte sie noch besser ausgesehen als damals, als er ihr auf Rileys Hochzeitsfeier begegnet war.

Adrian holte tief Luft, als jetzt weitere Erinnerungen auf ihn einstürmten. Nie zuvor hatte ein Kuss so süß geschmeckt; nie war ihm ein Paar fein geschwungener Lippen so unwiderstehlich vorgekommen.

Auf der Rückfahrt nach dem Essen hatte Trinity kaum etwas gesagt – was Adrian nur recht gewesen war, weil sein Körper vor Verlangen nach ihr brannte. Was für ein Fehler, so etwas für sie zu empfinden! Wie sollte er Belvedere dazu bringen, Trinity nicht länger zu bedrängen, wenn er selbst die Hände nicht von ihr lassen konnte?

Er stand auf, streckte sich, trat dann ans Fenster und ließ den Blick über die Stadt schweifen. Als Tara ihn am Telefon darum gebeten hatte, eine Zeit lang in die Rolle von Trinitys Liebhaber zu schlüpfen, hatte er das zunächst für eine amüsante Aufgabe gehalten. Dass er Trinity so sexy finden würde, hatte er nicht erwartet. Es beunruhigte ihn, wie oft sie sich seit dem vergangenen Abend in seine Gedanken geschlichen hatte.

Verdammt! Ärgerlich über sich selbst fuhr er sich mit den Fingern durchs Haar. Er durfte nicht die Kontrolle verlieren. Trinity war nicht die erste Frau, von der er sich angezogen fühlte; sie würde nicht die letzte sein. Adrian atmete durch und schaute auf die Uhr. Er war mit Bailey zum Dinner bei McKays verabredet und würde ausnahmsweise pünktlich sein. Nur ein Schriftstück musste er noch lesen, ehe er aufbrechen konnte.

Später würde er Trinity anrufen und sich vergewissern, dass alles in Ordnung war. Hoffentlich hatte Belvedere keinen Streit mit ihr angefangen, weil er sie im Laredo mit einem anderen Mann beobachtet hatte.

„Wie war dein Treffen mit Adrian?“

Mit dem Telefonhörer in der Hand ließ Trinity sich aufs Sofa fallen. Taras Anruf kam nicht überraschend.

„Nett! Wir haben Steaks bei Laredo gegessen und uns prima unterhalten.“ Trinity machte es sich bequem, denn sie hatte einen langen anstrengenden Arbeitstag hinter sich. Zum Glück war Dr. Belvedere nicht im Krankenhaus gewesen. Bestimmt hätte er sonst ein paar unpassende Bemerkungen über sie und Adrian gemacht. „Dann kam Belvedere und …“

„Er kam ins Laredo?“, unterbrach ihre Schwester sie.

„Hm.“

„Zufällig?“

„Nein. Adrian wusste wohl, dass er ziemlich regelmäßig dort isst. Deshalb hatte er das Steakhaus für unser Treffen gewählt. Mir hatte er das vorher allerdings nicht verraten. Ich war auf Belvederes Erscheinen nicht vorbereitet.“

„Ich kann mir vorstellen, wie du dich gefühlt hast. Trotzdem war es ein kluger Schachzug von Adrian. Schließlich möchtest du das Problem Belvedere so schnell wie möglich aus der Welt schaffen.“

„Ja, sicher. Obwohl …“

„Obwohl was?“

„Es gab da einiges, womit ich nicht gerechnet hatte.“

„Nämlich?“

Trinity biss sich auf die Unterlippe. Sie wusste nicht recht, wie viel sie ihrer Schwester anvertrauen wollte. Tara war zehn Jahre älter als sie. Trotzdem verstanden sie sich gut. Als Tara von zu Hause fortgezogen war, um Medizin zu studieren, hatten sie sich weiterhin häufig gesehen. Tara war oft nach Bunnell gekommen, weil ihr Verlobter Derrick Hayes dort gelebt hatte.

Dann hatten die beiden beschlossen zu heiraten. Nach vielen Vorbereitungen war der große Tag gekommen. Tara sah als Braut wunderschön aus. Glücklich lächelte sie, als ihr Vater sie zum Altar führte. Trinity konnte in dem Moment nicht anders: Sie fing an, von ihrer eigenen Hochzeit zu träumen.

Doch als der Pastor mit der Zeremonie beginnen wollte, erklärte Derrick, dass er Tara nicht heiraten könne und sein Herz in Wirklichkeit Danielle gehöre. Danielle war eine der Brautjungfern gewesen, und Tara hatte sie bis dahin für ihre beste Freundin gehalten. Eine Katastrophe!

Nie würde Trinity diesen Tag vergessen. Ihre Schwester hatte so schockiert, verletzt und gedemütigt ausgesehen, als Derrick nach Danielles Hand gegriffen und mit ihr lachend aus der Kirche gelaufen war.

In der folgenden Nacht hatte Tara ihre Heimatstadt verlassen. Zwei Jahre lang hatte sie sich nicht überwinden können, nach Bunnell zu kommen. Aber schließlich hatte sie dem Drängen ihrer Eltern endlich nachgegeben und sich zu einem Besuch aufgerafft. In aller Öffentlichkeit hatte ihr der berühmte Motorradrennfahrer Thorn Westmoreland dann einen Heiratsantrag gemacht. Noch heute sprach man in Bunnell darüber. Thorn hatte Taras Vertrauen in die Männer wiederhergestellt. Trinity wusste, dass er ihre Schwester von ganzem Herzen liebte.

„Trinity?“, erklang Taras Stimme aus dem Telefonhörer. „Womit hattest du nicht gerechnet?“

„Damit, dass ich Adrian so attraktiv finden würde. Du ahnst ja nicht, wie begehrt er in Denver ist. Ich glaube, die Hälfte aller Frauen ist hinter ihm her.“ Dass einige dieser Frauen Zeuginnen geworden waren, wie er sie im Laredo geküsst hatte, behielt sie lieber für sich. Natürlich hatte er Belvedere damit nur beweisen wollen, dass sie in festen Händen war.

Auch auf den Kuss war Trinity nicht vorbereitet gewesen. Vor dem Einschlafen hatte sie gegrübelt, ob dieser Kuss ihr etwas bedeutete. Vermutlich ja, denn selbst während der Arbeit im Krankenhaus hatte sie immer wieder an Adrian und den Kuss denken müssen.

„Ja“, meinte Tara, „fast alle Westmoreland-Männer sehen gut aus. Es wundert mich nicht, dass die Frauen Adrian umwerben. Aber sei beruhigt: Ich weiß, dass er ungebunden ist. Deshalb kann er guten Gewissens die Rolle deines Geliebten spielen.“

Trinity seufzte. Die Vorstellung, in Denver als Adrians Geliebte zu gelten, machte ihr ein wenig Angst. „Ich hoffe, Belvedere versteht die Botschaft, denn Adrian ist entschlossen, mich zu beschützen.“

„Gut.“

Gut? In dem Punkt war Trinity sich durchaus nicht so sicher. Es war ja nicht nur der Kuss, den sie nicht vergessen konnte. Auch Adrians Hände waren ihr nicht aus dem Kopf gegangen. Er hatte starke und doch schlanke Finger. Unwillkürlich hatte sie sich gefragt, wie es sein würde, von ihnen geliebkost zu werden.

„Trinity?“

Verflixt, sie war schon wieder in Tagträumereien verfallen! „Ja?“

„Vergiss nicht, weiterhin alle Übergriffe von diesem Dr. Belvedere aufzuschreiben.“

„Ich notiere alles ganz gewissenhaft.“ Seit Wochen führte Trinity auf Anregung ihrer Schwester eine Art Belvedere-Tagebuch.

„Und mach dir keine unnötigen Sorgen. Adrian ist genau der Richtige, um dir zu helfen. Wenn ich nicht völlig davon überzeugt wäre, hätte ich ihn gar nicht angesprochen.“

„Das weiß ich, Tara. Trotzdem …“

„Trotzdem hoffst du, dass Plan B nicht zum Einsatz kommt?“

„Plan B? Wovon sprichst du?“

Tara lachte. „Es gibt noch keinen Plan B. Aber ich arbeite daran.“

Trinity stimmte in das Lachen ihrer Schwester ein. Sie war froh, dass sie sich bei Problemen jederzeit an Tara wenden konnte.

„Genieß einfach das Zusammensein mit Adrian“, riet Tara ihr. „Mit ihm kannst du viel Spaß haben. Gerade während der Zeit als Assistenzärztin braucht man hin und wieder entspannte fröhliche Stunden. Das weiß ich aus Erfahrung. Man darf sich nicht überfordern. Vergiss das nicht!“

„Versprochen.“

Sie unterhielten sich noch ein paar Minuten lang über alles Mögliche, ehe Trinity in die Küche ging. Sie wollte sich einen Salat zum Abendessen machen.

Als ihr Handy klingelte, wusste sie sofort, dass es Adrian war. Ein wohliger Schauer überlief ihren Körper. Gleich darauf rief sie sich energisch zur Ordnung. Ihre Beziehung zu Adrian war bloß ein Theaterstück, das sie wegen Belvedere aufführten.

„Hallo“, begrüßte er sie. „Wie war dein Tag?“

Der Klang seiner Stimme ließ ihr Herz schneller schlagen. Sie mochte Adrian. Er hatte sich ihr gegenüber wie ein perfekter Gentleman benommen, und er sah umwerfend aus. Muskulös, elegant, durch und durch männlich …

„Hallo, Adrian“, sagte sie. „Belvedere hatte heute frei. Ich werde ihn frühestens morgen wiedersehen.“

„Hoffentlich hat er bis dahin begriffen, dass du für ihn tabu bist. Sonst machen wir weiter, bis er es einsieht.“

Ich wünschte, es wäre mehr als ein Theaterspiel, schoss es Trinity durch den Kopf. Stattdessen erwiderte sie: „Unser Verhalten gestern Abend war doch eindeutig.“

Autor

Brenda Jackson
<p>Brenda ist eine eingefleischte Romantikerin, die vor 30 Jahren ihre Sandkastenliebe geheiratet hat und immer noch stolz den Ring trägt, den ihr Freund ihr ansteckte, als sie 15 Jahre alt war. Weil sie sehr früh begann, an die Kraft von Liebe und Romantik zu glauben, verwendet sie ihre ganze Energie...
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