Feuer und Eis - Die Skavanga Diamanten - 4-teilige Serie

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

EIN SCHEICH FÜR DIE DIAMANTENPRINZESSIN

Kein Mann hat die kühle Britt Skavanga je so dahinschmelzen lassen wie der charmante Scheich Sharif. Aber will er wirklich sie – oder hat er es auf die Diamantenmine ihrer Familie abgesehen? Sie folgt dem Wüstenprinz heimlich in sein Königreich Kareshi …

FEURIG FUNKELT DER DIAMANT

Graf Roman möchte Diamanten auf ihrem Land abbauen – Eva will das um jeden Preis verhindern! Zwischen den beiden sprühen vom ersten Moment an die Funken. Funken der Wut – und der Leidenschaft. Allerdings sollte Eva dem gefährlichen Herzensbrecher besser widerstehen …

DER MILLIONÄR UND DIE DIAMANTENERBIN

Leila, die reiche Diamantenerbin, ist es leid, ihren Ruf als ewige Unschuld zu verteidigen. Dafür ist das Leben zu verlockend, und wer könnte sie stärker in Versuchung führen als der attraktive spanische Millionär Don Raffa? Niemand! Doch dafür zahlt sie einen hohen Preis …

HEIßE NÄCHTE, FUNKELNDE DIAMANTEN

Wie in einem Märchen aus 1001 Nacht fühlt sich Tyr Skavanga, als er Jasmina wieder sieht Doch die schöne Prinzessin ist für ihn tabu … bis sie ihn mit ihren Küssen vom Gegenteil überzeugt. Als er befürchten muss, dass sie ihn nur benutzt, um ihre Freiheit zu erringen, wird sein Herz zu Eis …


  • Erscheinungstag 21.07.2016
  • ISBN / Artikelnummer 9783733774110
  • Seitenanzahl 495
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Cover

Susan Stephens

Feuer und Eis - Die Skavanga Diamanten - 4-teilige Serie

Susan Stephens

Ein Scheich für die Diamantenprinzessin

IMPRESSUM

JULIA EXTRA erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH

Cora-Logo Redaktion und Verlag:
Postfach 301161, 20304 Hamburg
Telefon: 040/60 09 09-361
Fax: 040/60 09 09-469
E-Mail: info@cora.de

© 2013 by Susan Stephens
Originaltitel: „Diamond in the Desert“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MODERN ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRA
Band 381 - 2014 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg
Übersetzung: Dorothea Ghasemi

Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 05/2014 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733704032

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

 

Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

 

Werden Sie Fan vom CORA Verlag auf Facebook.

1. KAPITEL

An einem kalten, nebligen Montagmorgen in London fand in dem exklusiven Londoner Haus von Scheich Sharif al Kareshi, wegen seiner Ölfunde in der Wüste von Kareshi auch bekannt unter dem Namen der Schwarze Scheich, eine Besprechung statt. Zusammen mit den anderen beiden Mitgliedern seines Konsortiums wollte er die größte Diamantmine der Welt erwerben. Die beiden, ein Spanier und ein Italiener, waren genau wie er zweiunddreißig, sehr erfolgreiche Unternehmer und im Privatleben Herzensbrecher. Da es um große Summen ging, war die Atmosphäre angespannt.

„Eine Diamantmine oberhalb des nördlichen Polarkreises?“, hakte Graf Roman Quisvada nach.

„Man hat schon vor einigen Jahren Diamanten in Kanada gefunden“, erklärte Sharif und lehnte sich zurück. „Also warum nicht auch in Europa?“

Seit ihrer gemeinsamen Internatszeit in England waren die drei Männer eng befreundet und vertrauten einander vorbehaltlos.

„Der Fund von Skavanga Mining könnte größer sein, als wir vermutet hatten“, fuhr Sharif fort, während er den anderen beiden einige Dokumente zuschob.

„Besonders faszinierend finde ich die Tatsache, dass Skavanga drei Schwestern hat, die die Skavanga-Diamanten genannt werden“, sagte Don Rafael de Leon, der Herzog von Kantalabrien, der auf eine gefährliche Art attraktiv wirkte.

„Ich erzähle dir, was ich weiß, Raffa“, versprach der Scheich.

Graf Roman Quisvada beugte sich ebenfalls vor. Er war Experte für Diamanten und besaß ein Unternehmen, das diese verarbeitete, während Raffa Inhaber der größten und exklusivsten Juwelierkette der Welt war. Der Schwarze Scheich, der italienische Graf und der spanische Herzog beherrschten das Diamantengeschäft.

Es gibt nur eine unbekannte Größe, Skavanga Mining, überlegte Sharif. Das Unternehmen befand sich im Besitz der drei Schwestern Britt, Eva und Leila sowie deren Bruder Tyr, der allerdings im Ausland lebte, und berichtete von dem größten Diamantenfund aller Zeiten. Er würde nach Skavanga reisen, um sich Klarheit über diese Aussage zu verschaffen.

Besonders freute er sich darauf, Britt Skavanga, die älteste der drei Schwestern, kennenzulernen. Versonnen betrachtete er das Foto von ihr. Mit ihren klaren grauen Augen und dem energischen Zug um Mund und Kinn schien sie eine ebenbürtige Gegnerin zu sein. Ein Abschluss in Verbindung mit einer heißen Nacht hatte einen besonderen Reiz für ihn. Gefühle hatten in der Geschäftswelt nichts zu suchen, und er vergeudete keine an Frauen.

„Warum hast du immer den Spaß?“, beschwerte sich Roman, nachdem Sharif ihnen von seinen Absichten erzählt und ihnen die Fotos der drei Schwestern gezeigt hatte.

„Ich freue mich schon darauf, die hier auszuziehen“, erklärte Raffa, während er das Foto von Leila, der jüngsten, betrachtete.

Raffas dunkle Augen funkelten gefährlich, als Sharif die Fotos schnell einsammelte und verkündete: „Zurück zum Geschäft. Dies könnte unser vielversprechendstes Projekt bisher sein.“

Sofort drehte das Gespräch sich wieder um Zahlen. Dennoch musste Sharif sich eingestehen, dass ihm jene kühlen grauen Augen und ausdrucksvollen Lippen nicht aus dem Kopf gingen.

Als Alleinherrscher und an das harte Leben in der Wüste gewöhnt, war er dazu erzogen worden, zu herrschen, zu kämpfen und sich mit den weisesten Männern auszutauschen – er war also in einer reinen Männerwelt aufgewachsen. Das hatte er geändert, sobald er Herrscher geworden war. Er hatte das Bildungswesen reformiert und Mädchen und Frauen per Gesetz dieselben Chancen eingeräumt, sodass der Emanzipation nun nichts mehr im Wege stand.

Und wer würde es wagen, sich dem Schwarzen Scheich zu widersetzen? Ganz bestimmt nicht Britt Skavanga. Als Sharif starr deren Foto betrachtete, erkannte er in ihren Augen dieselbe Entschlossenheit. Britt besaß die sinnlichen Lippen einer Konkubine und den Kampfgeist eines Wikingers, eine ungemein faszinierende Mischung. Selbst der Anblick ihres strengen Kostüms, unter dessen Jacke sich ihre Brüste abzeichneten, erregte ihn. Sharif mochte strenge Kleidung an Frauen, denn oft verbarg sich dahinter ein leidenschaftliches Naturell, wie er aus Erfahrung wusste.

„Bist du noch bei uns, Sharif?“, erkundigte Raffa sich amüsiert, als Sharif das Foto schließlich wegschob.

„Ja, aber nicht mehr lange, denn ich fliege morgen nach Skavanga, und zwar in meiner Eigenschaft als Geologe und Berater des Konsortiums. So kann ich die Situation einschätzen, ohne irgendjemanden zu verärgern.“

„Das ist vernünftig“, bestätigte sein Freund. „Wenn sich herumspricht, dass der Schwarze Scheich mit einer Übernahme liebäugelt, geraten alle in Panik. Zum Glück ist bisher kein Foto von ihm erschienen.“

„Ich hebe mir mein Urteil auf, bis wir uns wieder treffen und ich euch mitteilen kann, ob die Behauptungen über den Fund stimmen“, erklärte Sharif mit einer abschließenden Geste.

Seine beiden Freunde nickten.

„Auf jeden Fall muss ich mich mit ihm treffen“, beharrte Britt. Zusammen mit ihren beiden Schwestern saß sie an dem schicken, aber wenig zweckmäßigen Designertisch aus hellem Holz in ihrem exklusiven Penthouse, in dem sie sich nur selten aufhielt.

„Ach, und warum?“, hakte ihre temperamentvolle Schwester Eva, die mittlere von ihnen, nach. „Du sprichst doch immer von Gleichberechtigung.“

„Britt hat viel mehr Erfahrung als wir“, lenkte Leila, die jüngste und ausgeglichenste, ein, während sie sich nervös durch die blonden Locken strich.

„Ja, wenn es um den Abbau von Eisenerz und Kupfer geht. Aber Diamanten?“ Eva verdrehte die smaragdgrünen Augen. „Du musst zugeben, dass wir auf dem Gebiet noch völlig unerfahren sind.“

Und Eva wird auch unerfahren bleiben, was Männer angeht, wenn sie so weitermacht, überlegte Britt, die sich Sorgen um ihre jüngere Schwester machte. Diese war schon immer sehr pessimistisch gewesen, und leider gab es keinen Mann in ihrem Leben, der sie davor bewahrte, eine alte Jungfer zu werden. „Ich werde mich darum kümmern – und um ihn“, verkündete Britt entschlossen.

„Du und der Schwarze Scheich?“, spottete Eva. „Hier in Skavanga bist du vielleicht eine erfolgreiche Geschäftsfrau, aber der Scheich ist ein Global Player – und Herrscher über ein Land. Wie kommst du darauf, dass du mit einem Mann wie ihm fertig wirst?“

„Ich kenne mein Geschäft“, erwiderte Britt ruhig. „Ich werde kühl und rational vorgehen.“

„Britt ist sehr gut in solchen Dingen“, ergänzte Leila.

„Ich werde euch nicht enttäuschen“, versprach Britt, da sie wusste, dass diese Diskussion entbrannt war, weil ihre Schwestern sich sowohl Sorgen um sie als auch um das Unternehmen machten. „Mir ist klar, dass ich den Schwarzen Scheich mit Samthandschuhen anfassen muss … Schließlich trägt er den Namen nicht ohne Grund …“

„Weil er brandschatzt und Frauen raubt?“, warf Eva scharf ein.

Britt reagierte nicht darauf. „Scheich Sharif ist einer der führenden Geologen der Welt.“

„Schade, dass wir im Internet keine Fotos von ihm gefunden haben“, bemerkte Leila.

„Er ist Geologe, kein Filmstar“, erklärte Britt. „Von wie vielen arabischen Herrschern hast du schon Fotos gesehen?“

„Wahrscheinlich ist er so hässlich, dass die Kameras kaputtgehen würden“, murmelte Eva.

„Wenn das der Fall ist, wird Britt bestimmt leichter mit ihm fertig“, sagte Leila hoffnungsvoll.

„Ein Herrscher, der seinem Land Frieden gebracht und so viele Reformen eingeführt hat, muss ein anständiger Mensch sein. Wie er aussieht, ist mir deswegen egal. Ich brauche nur eure Unterstützung. Tatsache ist, dass die Vorkommen in der Mine weniger werden und wir Investitionen brauchen. Das Konsortium, das dieser Mann leitet, hat das nötige Geld, mit dem wir die Diamanten abbauen könnten.“

Ihre Schwestern schwiegen einen Moment, und als sie schließlich nickten, seufzte Britt erleichtert. Nun hatte sie eine Chance, die Mine und damit auch die Stadt, die darum herum gebaut ­worden war, zu retten. Das sowie die anderen Herausforderungen, die sich ihr stellten, ließen ihr Treffen mit dem sogenannten Schwarzen Scheich als das geringste Problem erscheinen.

„Das geschieht dir recht“, spottete Eva, als sie sich am nächsten Tag in Britts Arbeitszimmer einfanden. „Dein berühmter Schwarzer Scheich lässt sich nicht einmal dazu herab, sich mit dir zu treffen, und schickt einen Vertreter.“ Sie blickte über Britts Schulter auf den Monitor und las die E-Mail. Dann warf sie Leila einen vielsagenden Blick zu.

„Ich hole uns frischen Kaffee“, kündigte sie an.

Evas Sticheleien gingen Britt auf die Nerven. Sie war schon im Morgengrauen aufgestanden und hatte seitdem mehrere Mails an Kareshi geschickt, der ihr auch geantwortet hatte. Für mich ist es praktisch schon Mittag, dachte sie, als Leila mit dem Kaffee hereinkam. Ihre Schwestern besuchten sie gern in der Stadt, vergaßen allerdings manchmal, dass sie arbeiten musste, denn nach dem Tod ihrer Eltern hatte sie die Leitung des Unternehmens übernommen. „Dann treffe ich mich eben mit dem.“ Mit ihrem Schreibtischstuhl schwang sie zu den beiden herum. „Oder habt ihr eine bessere Idee?“

Mitfühlend betrachtete Leila sie, als sie ihr einen Becher reichte. „Mir tut nur leid, dass wir wieder nach Hause fahren und dich mit alldem allein lassen.“

„Das ist schließlich mein Job.“ Britt riss sich zusammen. Auf Leila konnte sie nie böse sein. „Natürlich bin ich enttäuscht, weil ich mich nicht mit dem Schwarzen Scheich treffe, aber alles, was ich je von dir verlangt habe, war deine Unterstützung, Eva.“

„Tut mir leid“, entschuldigte Eva sich verlegen. „Mir ist klar, dass wir die Diamanten nur mit entsprechenden Investitionen abbauen können. Aber ich mache mir Sorgen um dich. Auf deinen Schultern lastet eine Menge.“

„Schon gut.“ Britt umarmte sie. „Egal, wen der Schwarze Scheich schickt, ich komme schon mit ihm klar.“

„In der E-Mail steht, dass es sich um einen Geologen handelt“, sagte Leila. „So habt ihr wenigstens schon etwas gemeinsam.“ Britt war Diplomgeologin und hatte außerdem einen Magisterabschluss in Betriebswirtschaft.

Britt wusste, dass beide sich Sorgen um sie machten und es nur auf unterschiedliche Art zeigten. „Ich bin jedenfalls ziemlich aufgeregt“, gestand sie, um die Atmosphäre aufzulockern. „Wenn dieser Mann hier eintrifft, sind wir der Rettung des Unternehmens einen Schritt näher.“

„Ich wünschte, Tyr wäre hier und könnte dir helfen.“

Leilas Worte ließen sie betreten schweigen. Tyr war ihr seit Langem verschwundener Bruder, und sie sprachen nur selten von ihm, weil es zu wehtat. Sie konnten nicht begreifen, warum er gegangen war, und erst recht nicht, warum er sich nie mit ihnen in Verbindung gesetzt hatte.

„Er würde dasselbe tun wie wir“, ergriff Britt schließlich das Wort. „Die Firma und die Menschen hier liegen ihm genauso am Herzen wie uns.“

„Und deshalb ist er abgehauen“, bemerkte Eva leise.

„Trotzdem ist er immer noch einer von uns“, beharrte Britt. „Wir halten zusammen. Der Fund der Diamanten könnte ihn vielleicht sogar dazu bewegen, nach Hause zurückzukehren.“

„Aber Geld ist ihm nicht wichtig“, gab Leila zu bedenken.

Selbst Eva konnte ihr nicht widersprechen. Tyr war ein Idealist und Abenteurer. Britt vermisste ihn schrecklich. Er war schon viel zu lange fort.

„Hier ist etwas zum Lachen“, sagte dann Leila, um die Stimmung aufzulockern. Sie deutete auf einen Artikel in der Zeitung, in dem man sie als die Skavanga-Diamanten bezeichnete. „Die Journalisten benutzen immer noch diesen albernen Spitznamen.“

„Ich habe schon schlimmere gehört“, erklärte Britt ruhig.

Eva strich sich die roten Locken aus dem Gesicht. „Sei doch nicht so naiv. Was glaubst du, wie viele Mitgiftjäger dieses Geschreibsel hierher lockt?“

„Und was ist daran so schlimm?“, warf Leila ein. „Ich möchte einfach nur einen Mann kennenlernen, der um neun nicht schon betrunken ist …“

Britt und Eva atmeten beide schockiert ein, weil Leila erneut ein Tabuthema angeschnitten hatte. Seit Langem kursierte das Gerücht, dass ihr Vater betrunken gewesen war, als er das kleine Firmenflugzeug steuerte, mit dem er dann zusammen mit ihrer Mutter abgestürzt war.

Prompt errötete Leila. „Tut mir leid, mich nervt nur dein Gestichel, Eva. Wir sollten Britt lieber unterstützen.“

„Ja, wir müssen uns auf das Wesentliche konzentrieren und dürfen uns nicht überwerfen“, erklärte Britt. „Wenn das Unternehmen eine Zukunft haben soll, müssen wir alle Angebote berücksichtigen – und das hier ist bisher das Einzige.“

„Du solltest den Vertreter des Scheichs gebührend willkommen heißen – auf traditionelle Weise“, schlug Eva vor.

Leila lächelte. „Bestimmt hat Britt schon einige Ideen.“ Dann wurde sie wieder ernst. „Versprich uns nur, dass du nichts tust, was du später bereust, Britt.“

„Keine Angst“, wehrte Britt ab. „Wenn er sich als schwierig erweist, haue ich ein Loch ins Eis und lasse ihn schwimmen.“

„Und vergiss nicht die Birkenzweige“, ergänzte Eva. „Damit kannst du ihn versohlen.“

„Keine schlechte Idee …“

„Ihr macht doch Witze, oder?“, erkundigte Leila sich besorgt.

Zum Glück bemerkte sie den vielsagenden Blick nicht, den Britt und Eva wechselten.

2. KAPITEL

Britt war ungewöhnlich nervös. Die Besprechung mit dem Vertreter des Schwarzen Scheichs war für neun Uhr anberaumt worden, und sie kam zwanzig Minuten zu spät, weil sie auf dem Weg zum Büro noch einen Reifen hatte wechseln müssen. Von diesem Treffen hing so viel ab …

Vor der Tür zum Sitzungssaal blieb sie stehen und atmete tief durch, um sich zu sammeln. Nur sie hatte nach dem Tod ihrer Eltern die nötige Qualifikation besessen, um die Firma zu übernehmen, und außerdem hatte sie sich um ihre beiden Schwestern kümmern müssen. Ihr Bruder Tyr war immer ein Rebell gewesen und verdingte sich irgendwo als Söldner, soweit sie wussten. Sie war die Einzige, die diesen Abschluss tätigen konnte. Der Mann im Sitzungssaal konnte das Unternehmen retten, wenn er dem Konsortium grünes Licht gab.

Umso unangenehmer war es ihr, sich jetzt zu verspäten.

Als sie die Tür öffnete, sah sie ihren Besucher am Fenster stehen. Er war groß und trug keinen Kaftan, sondern einen perfekt geschnittenen Anzug, wie sie überrascht feststellte. Dennoch wirkte er sehr exotisch, denn er hatte einen dunklen Teint, dichtes schwarzes Haar, das er lässig zurückgekämmt hatte, und dunkle Augen. Anders, als sie erwartet hatte, war er überwältigend attraktiv, und sie musste sich zusammenreißen, als sie auf ihn zuging.

„Ms Skavanga?“

Der Klang der tiefen Stimme ließ sie erschauern. Es war die Stimme eines Mannes, der Gehorsam gewohnt war.

„Britt Skavanga“, erwiderte sie energisch, während sie ihm die Hand entgegenstreckte. „Man hat mir Ihren Namen leider nicht genannt, sondern nur gesagt, Seine Majestät, Scheich Sharif al Kareshi, würde seinen engsten Vertrauten schicken.“

„Für die ersten Gespräche, ja.“

Als er ihr die Hand schüttelte, war Britt wie elektrisiert.

Sie wollte ihn.

Obwohl sie ihre Sexualität auslebte, hatte sie sich noch nie so stark zu einem Mann hingezogen gefühlt.

„Also, wie darf ich Sie nennen?“, hakte sie nach, um einen geschäftsmäßigen Tonfall bemüht.

„Emir“, erwiderte er kühl.

„Einfach nur Emir?“

„Das reicht.“ Er zuckte die Schultern. „Wollen wir anfangen?“ Distanziert musterte er sie wie ein Kunde eine Ware. „Hatten Sie einen Unfall, Ms Skavanga?“

„Bitte nennen Sie mich Britt.“ Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie furchtbar sie aussehen musste. Verlegen strich sie sich übers Haar. „Auf dem Weg hierher hatte ich eine Reifenpanne.“

„Und Sie haben den Reifen selbst gewechselt?“

Britt runzelte die Stirn. „Warum nicht? Und ich habe mich nicht umgezogen, um Sie nicht noch länger warten zu lassen.“

„Danke für die Rücksichtnahme.“ Er deutete eine Verbeugung an, doch sein Gesichtsausdruck bewies, dass Emir ein veraltetes Frauenbild hatte.

Ob er verheiratet war?

Er trug jedenfalls keinen Ring, wie sie feststellte. Als er ihr einen Stuhl zurechtrückte, bedankte sie sich. Obwohl sie es gewohnt war, auf eigenen Füßen zu stehen, wusste sie derartige Gesten zu schätzen, auch wenn Emir vermutlich ein knallharter Verhandlungspartner war.

Aber das war kein Problem für sie.

„Bitte“, sagte sie und deutete auf den Platz ihr gegenüber.

Geschmeidig ging er um den Tisch herum und setzte sich. Anders als die blonden Hünen, von denen sie normalerweise umgeben war, hatte er eine geheimnisvolle Aura und wirkte gefährlich wie ein Raubtier.

Sie musste auf der Hut sein, sonst würde er dieses Spiel gewinnen, ehe sie überhaupt wusste, dass es verloren war. Allerdings fiel es ihr schwer, sich aufs Geschäftliche zu konzentrieren, wenn es so zwischen ihnen knisterte. Selbst im Kaftan und mit einem Krummdolch hätte Emir nicht exotischer und attraktiver wirken können.

Als er ihr in die Augen schaute, sah sie schnell weg. Verdammt! Sie spürte, wie sie errötete, und vertiefte sich in die Unterlagen vor ihr auf dem Tisch.

Britts Verhalten amüsierte Sharif. Auch er spürte die starke Chemie zwischen ihnen. Normalerweise konnte er Menschen schon nach den ersten Minuten einschätzen. Bisher hatte Skavanga ihn nicht beeindruckt, denn es war ein trostloser Ort. So brauchte er den vorliegenden Bericht nicht, um zu wissen, dass die Mineralvorkommen knapp wurden. Britt mochte eine hervorragende Geschäftsfrau sein, aber sie musste die Diamanten abbauen, um das Unternehmen vor dem drohenden Ruin zu retten. Und dafür brauchte sie das Konsortium.

Und so nichtssagend die Stadt war, so beeindruckend war Britt Skavanga, denn sie übertraf seine Erwartungen noch. Ihre ernst blickenden grauen Augen verbargen tiefe Gefühle, die er ergründen wollte, sobald er konnte.

„Seine Majestät begrüßt Sie als Freund und hofft, unsere Länder werden von allen zukünftigen Geschäften zwischen uns profitieren und einander achten.“

Überrascht beobachtete Sharif, wie Britt scharf einatmete und ihre Augen sich verdunkelten, als er die traditionellen Begrüßungsworte seines Landes sprach und dabei seine Brust, den Mund und schließlich die Stirn berührte. Sie erinnerte ihn an einen Vulkan, der kurz vor dem Ausbruch stand.

Doch sie erholte sich schnell wieder. „Bitte sagen Sie Seiner Majestät, dass ich sein Interesse an unserem Unternehmen begrüße. Als seinen Gesandten heiße ich Sie willkommen.“

Sie war cool, das musste er ihr lassen. Seine Sinne gerieten in Aufruhr, als er ihren Blick erwiderte. Er kannte nur eine einzige Frau, die Männern in die Augen sah, nämlich seine Schwester Jasmina, und sie war ein kleines Biest.

Als Britt ihm ihre Visionen für die Zukunft des Unternehmens darlegte, ging ihm durch den Kopf, dass sie etwas rührend Unschuldiges hatte. Sie war nur dezent geschminkt, ihre Hände waren perfekt manikürt, die Nägel kurz und unlackiert. An Britt Skavanga war nichts Künstliches.

„In Anbetracht dessen, was Sie gewohnt sind, erscheint Ihnen die Aussicht, Diamanten in der Eiswüste abzubauen, sicher als große Herausforderung“, erklärte sie nun.

„Im Gegenteil“, erwiderte Sharif. „Hier erinnert mich vieles an die Wüste in meinem Heimatland.“ Und sosehr er dieses Geschäft unter Dach und Fach bringen wollte, Britt Skavanga wollte er noch mehr.

Es fiel Britt sehr schwer, sich aufs Geschäftliche zu konzentrieren und sich Emirs starker Ausstrahlung zu entziehen. Seine ebenso stolzen wie strengen Züge faszinierten sie genauso wie sein exotischer Duft, der sie an Sandelholz erinnerte. Ihre Schwestern hatten sie damit aufgezogen, dass die Einwohner von Kareshi in Liebesdingen sehr versiert waren. Angeblich benutzten sie sogar eine Art Aphrodisiakum, um das Empfinden zu intensivieren. Sie hatte es als Unsinn abgetan, aber nun fragte sie sich, ob doch etwas daran war …

„Ms Skavanga?“

Britt zuckte zusammen und errötete, denn sie konnte sich nicht mehr an seine letzte Frage erinnern.

Ein Lächeln umspielte Emirs Lippen. „Können wir fortfahren?“

„Unbedingt.“ Sie riss sich zusammen. Sie war verrückt nach diesem Mann.

„Ich würde gern noch einige Änderungen mit Ihnen besprechen.“ Emir runzelte leicht die Stirn, als er zu ihr aufblickte.

Erleichtert konzentrierte sie sich auf die Dokumente vor ihr. „Ich brauche mehr Zeit.“

„Wirklich?“, fragte er leise.

Mühsam schluckte sie, als sie den Ausdruck in seinen Augen bemerkte. „Ich finde, wir sollten nichts überstürzen …“

„Und wir sollten auch keine Möglichkeit außer Acht lassen.“

Sprachen sie immer noch übers Geschäft? Britt riss sich zusammen und informierte Emir, dass sie ohne die Zustimmung der anderen Aktionäre noch keine Entscheidungen treffen könnte.

„Und ich muss in den Minen Proben entnehmen, bevor ich das Konsortium zu einer so großen Investition bewegen kann“, erklärte Emir.

Allein der Klang seiner Stimme weckte die heftigsten körperlichen Reaktionen in ihr, und sie konnte nur noch an lange Mondnächte in der Wüste denken.

„Hier ist Ihre Kopie meiner Prognosen“, sagte Britt, bevor sie ihre Akte schloss und damit das Ende der Besprechung signalisierte.

„Ich habe eigene Prognosen, danke.“

Seine Worte verärgerten sie, doch dann rief sie sich ins Gedächtnis, wie groß der politische Einfluss des Schwarzen Scheichs war. Also würde sein Gesandter bei Verhandlungen sicher nicht klein beigeben.

„Ich möchte Sie nur noch auf diesen Punkt aufmerksam machen“, meinte er, während er sich zu ihr herüberbeugte.

Unwillkürlich verspannte Britt sich, als sie seinen berauschenden Duft zu ignorieren versuchte. Und den Anblick seiner kräftigen Hände … seiner schlanken Finger …

Als Emir sie dabei ertappte, wie sie ihn anstarrte, errötete sie wieder. Das war wirklich lächerlich! Sie verhielt sich wie ein Teenager bei seinem ersten Rendezvous.

„Hier scheint Ihnen etwas entgangen zu sein“, fuhr Emir fort und deutete auf einen anderen Absatz.

Eigentlich entging ihr nie etwas, da sie sehr gewissenhaft war. Und dennoch hatte er eine Kleinigkeit gefunden, die sie übersehen hatte.

„Und der Satz hier kann gestrichen werden.“ Kurzerhand tat er es.

„Nein“, entgegnete sie energisch. „Nichts wird gestrichen, ohne dass wir es besprochen haben, und damit wäre dieser Teil der Besprechung beendet.“

Als sie aufstand, tat er es ebenfalls und kam um den Tisch herum, sodass er ihr den Weg versperrte.

„Offenbar sind Sie verärgert“, erklärte er. „Und ich möchte nicht, dass dieser Teil so endet.“

„Mir Investoren ins Boot zu holen ist ein großer Schritt für mich …“

„Britt …“

Seine Berührung schien sie zu verbrennen, aber dass er ihr die Hand auf den Arm gelegt hatte, war eine Unverschämtheit. „Lassen Sie mich los“, warnte Britt ihn, doch er musste spüren, wie sie bebte.

„Anscheinend haben wir ein Problem mit dem Timing, Britt. Aber es gibt eine Lösung dafür, wenn Sie erlauben.“

Seine dunklen Augen funkelten amüsiert. Zuerst dachte sie, sie hätte ihn falsch verstanden, doch sie hatte auch schon daran gedacht. Andererseits hätte sich bestimmt kein seriöser Geschäftsmann schon bei ihrer ersten Begegnung auf so etwas mit ihr eingelassen.

Als er ihr Kinn umfasste, machte sie einen Schritt auf ihn zu. Dies war kein Treffen zwischen Geschäftspartnern. Dies war eine Begegnung zwischen einem Mann und einer Frau, die heiß aufeinander waren, und der Mann war ein Wüstenkrieger.

Emir verhieß ungeahnte Sinnesfreuden. Außerdem, und sei es nur für kurze Zeit, bot er ihr eine Chance zu vergessen, denn momentan kämpfte sie an allen Fronten. Sie musste sich an ihn geschmiegt haben, denn im nächsten Moment fand Britt sich in seinen Armen wieder.

„Hätte ich gewusst, wie sehr du dich danach sehnst, hätten wir schon vor dieser Besprechung etwas arrangieren können“, meinte er amüsiert.

Eigentlich hätte sie darüber schockiert und verärgert sein müssen, doch es fachte ihr Verlangen noch an, und sobald er ihre Lippen mit seinen streifte, sehnte sie sich nach mehr und konnte es kaum erwarten.

Emir hingegen war erfahrener, als sie angenommen hatte, und setzte seine Liebkosungen quälend langsam fort. Das Ticken der Wanduhr schien die anwachsende Anspannung zu symbolisieren, und er hielt ihren Blick mit einem wissenden Ausdruck in den Augen fest. Hoffentlich ließ er sie nicht zu lange leiden! Britt stöhnte leise, als er dann ihr Gesicht mit seinen warmen, leicht rauen Händen umfasste, bevor er sie erst spielerisch und dann unglaublich erotisch küsste.

Das leidenschaftliche Spiel ihrer Zungen glich einem Liebesakt. Sie wussten beide genau, was sie wollten, und als Emir sie gegen den Tisch presste und anfing, sie auszuziehen, stieß Britt einen triumphierenden Laut aus und zerrte ebenfalls an seinen Sachen.

Nachdem er sein Jackett zu Boden geworfen hatte, lockerte sie seine Krawatte und ließ sie ebenfalls fallen. Während er ihre Bluse aufriss, mühte sie sich mit seinen Hemdknöpfen ab. Wieder stöhnte sie, als er sie hochhob, um ihr erst den Rock und dann den Slip auszuziehen. Schon jetzt glaubte sie vor Lust zu vergehen, während Emir ganz ruhig blieb. Er fühlte sich so gut an …

Zu gut! Du hast noch nie so für einen Mann empfunden …

Sieh dich vor! Dieser Mann kann dein Leben verändern …

Später wirst du es bereuen …

Durch reine Willenskraft gelang es Britt, die beharrliche innere Stimme zu ignorieren. Sie wollte das hier. Sie brauchte es. All ihre Fantasien wurden wahr. Selbst jetzt, als Emir ein Kondom überstreifte, sah sie keinen Grund dafür, nicht ihrem Instinkt zu folgen. Warum auch? Emir war …

Er war so kraftvoll! War sie dazu bereit?

Doch sobald er ihre Brüste zu liebkosen begann, vergaß sie alles um sich herum. Stöhnend lehnte sie sich zurück und ließ ihn alles tun, was er wollte. Nur dieses eine Mal wollte sie das Gefühl haben, dass sie nicht die Kontrolle übernehmen oder kämpfen musste. Nur dieses eine Mal konnte sie die Frau sein, die sie immer hatte sein wollen, und mit einem Mann zusammenkommen, der wusste, wie er ihr die größtmögliche Lust verschaffen konnte.

Was er wohl von dir denkt?

Zum Teufel mit seiner Meinung über mich, brachte sie die innere Stimme zum Schweigen.

Zum Teufel mit dir, meinst du wohl, oder?

3. KAPITEL

Britt war wie eine Wildkatze. Ihr Körper war kräftig und doch sehr weiblich. Ihre Brüste waren unglaublich, voll und fest. Als Sharif sie liebkoste und mit den Daumen über die rosigen Brustwarzen strich, stöhnte sie lustvoll und drängte sich ihm entgegen. Er küsste ihren Nacken und ließ die Lippen dann tiefer gleiten. Schon jetzt bedauerte er, dass sie so viel Zeit vergeudet hatten.

„Soll ich dein Verlangen stillen?“, fragte er rau.

„Deins auch“, erwiderte Britt heiser.

„Dann sag mir, was dir gefällt.“ Als sie errötete und etwas unsicher wirkte, fügte er leise hinzu: „Ich meine es ernst.“

„Bitte …“

Er wusste, dass die Zeit, die er sich für seinen Besuch hier in Skavanga genommen hatte, nicht reichen würde. Leicht ließ er die Finger über Britts wunderschöne Brüste und dann ihren Bauch wandern. Dann schob er ihr den Rock hoch und drängte ihre Schenkel auseinander. Da sie es ihm leicht machte, glitt er mit den Fingern dazwischen, um sie intim zu verwöhnen. Ihr erregtes Stöhnen raubte ihm beinah den Verstand. So viel also zu meiner viel gepriesenen Selbstbeherrschung, ging es ihm durch den Kopf, als Britt ihm die Hüften entgegendrängte. Nichts wünschte er sich in diesem Moment mehr, als sie hier und auf der Stelle zu nehmen. Sie umfasste seine Arme, neigte sich zurück und spreizte die Beine noch weiter. Nichts erinnerte mehr an die Frau auf dem Foto, das er in London betrachtet hatte, aber er hatte ja geahnt, was sich hinter der kühlen Fassade verbarg.

„Du bist ziemlich emotionslos, nicht?“, stieß sie unvermittelt hervor.

Das brachte sein Amt mit sich. Er ließ sich niemals gehen. Als zweiter Sohn der dritten Frau aufzuwachsen war nicht unbedingt von Vorteil gewesen. Gezwungenermaßen hatte er die Grausamkeiten miterleben müssen, die die Machthaber seinem Volk zufügten. Ja, er war emotionslos. Das hatte er sein müssen, um die ­Tyrannen, die überdies seine Verwandten gewesen waren, zu stürzen. In seinem Leben war kein Platz für Gefühle.

„Lass mich nicht warten“, bat Britt ihn.

Sie brauchte sich keine Sorgen zu machen, denn er wollte ihr Verlangen stillen.

Das Ganze war wirklich verrückt. Emir war kühl, distanziert – und der verführerischste Mann, dem sie je begegnet war. Sie hingegen gab sich völlig den sinnlichen Empfindungen hin, die er in ihr weckte. Sie sehnte sich nach mehr … Je unnahbarer er war, desto mehr verlangte ihr Körper nach ihm. Die lustvollen Qualen waren unerträglich.

Britt stöhnte erregt, als sie seine Erektion spürte. Hemmungslos rieb sie sich daran und seufzte sehnsüchtig, während ihr Verlangen wuchs. Emir war noch kraftvoller und männlicher, als sie vermutet hatte, und dennoch brachte er sie mit seinen Fertigkeiten um den Verstand. Benommen schob sie die Finger in sein Haar, um ihn an sich zu ziehen. Er bog ihren Kopf nach hinten, um sie hungrig zu küssen. Gleichzeitig fegte er die Sachen vom Tisch, hob sie hoch und setzte sie auf die Kante. Dann drängte er ihre Schenkel erneut auseinander. „Schling die Beine um mich“, befahl er.

Noch nie zuvor hatte Britt die Anweisungen eines Mannes befolgt, doch nun tat sie es bereitwillig. Sie stützte die Hände hinter sich auf und bog sich ihm entgegen, während Emir vor ihr stand, unglaublich männlich und sehr erregt.

Wenn er sie noch länger auf die Folter spannte, würde sie den Verstand verlieren. Und er wusste sicher genau, was er tat.

„Sag mir, was du willst, Britt“, verlangte er heftig.

„Das weißt du“, stieß sie hervor.

„Aber ich will es von dir hören“, sagte er trügerisch sanft.

Ihr Mund war plötzlich ganz trocken. Je schroffer Emir sich gab, desto mehr erregte es sie. Kein Mann hatte bisher so ihre Grenzen ausgelotet. Und sie hatte sich immer sehr freizügig gefunden. Im Vergleich zu Emir fühlte sie sich allerdings richtig unerfahren.

Außerdem hatte sie sich auch immer für emotionslos gehalten, wie ihr in diesem Moment klar wurde. In ihrem tiefsten Inneren wusste sie jedoch, dass etwas sich verändert hatte. Als sie ihm in die kalt funkelnden schwarzen Augen sah, sehnte sie sich danach, die Frau zu sein, die eine Reaktion in ihm hervorrief – sie wollte mehr über ihn erfahren, in jeder Hinsicht.

„Los, sag es“, beharrte er.

Britt spürte, wie ihr die Wangen brannten. Niemand redete so mit ihr. Aber ihr Körper reagierte heftig darauf. „Ja“, brachte sie hervor. „Ja, bitte.“ Und dann warf sie alle Hemmungen über Bord und sagte Emir, was er mit ihr tun sollte.

Jetzt war sie offenbar zu ihm durchgedrungen und entlockte ihm fast ein Lächeln.

„Das dürfte kein Problem sein“, meinte er trocken. „Ich fürchte nur, wir haben nicht genug Zeit, um deine Wunschliste abzuarbeiten.“

„Vielleicht beim nächsten Mal“, konterte sie kühl. Dann blickte sie zur Tür. Wie hatte sie nur vergessen können, dass diese nicht abgeschlossen war? Noch während sie sich vornahm, es sofort zu tun, berührte Emir sie auf eine Art und Weise, die es ihr unmöglich machte, sich zu bewegen.

„Reizt dich das Risiko nicht?“, fragte er.

Doch, auf einmal tat es das.

„Halt mich fest“, forderte er sie leise auf. „Mach mit mir, was du willst.“

Britt zögerte, was ebenfalls untypisch für sie war. Niemand hatte ihr je solche Freiheiten gelassen. Also umfasste sie ihn.

„Ich warte“, ermunterte Emir sie.

Unter seinem funkelnden Blick begann sie, ihn zu liebkosen, bis er die Führung übernahm, indem er ihren Po umfasste und sie langsam auf sich zog.

„Wovor hast du Angst?“ Unverwandt blickte er ihr in die Augen. „Du weißt, dass ich dir nicht wehtue.“

Obwohl sie ihn überhaupt nicht kannte, vertraute sie ihm aus irgendeinem Grund. „Ich bin nur …“

„Erregt“, beendete er den Satz für sie. „Ich weiß.“

Lustvoll stöhnte sie auf. In diesem Moment wurde ihr klar, dass sie vorher nur Spielchen mit Jungen gespielt hatte. Emir hingegen war ein Mann – ein Mann wie kein anderer.

„Und, genüge ich dir?“, erkundigte er sich mit einem spöttischen Unterton, woraufhin sie das Kinn hob.

„Was glaubst du?“

Er sagte ihr, was er dachte, bevor er sie erneut leidenschaftlich küsste. Dann drang er tief in sie ein. Einige Sekunden lang war sie außerstande, sich zu bewegen, zu atmen, geschweige denn einen klaren Gedanken zu fassen. Das hier war keine Lust, sondern Sucht. Sie würde nie genug davon – oder von ihm – bekommen. Das Gefühl, völlig ausgefüllt zu sein und von einem Meister beherrscht zu werden, war ein sehr kurzer Weg zur Erfüllung.

„Nein“, sagte Emir plötzlich scharf und stoppte sie. „Ich sage dir, wann. Sieh mich an, Britt!“

Schon kurz vor dem Gipfel, blickte Britt ihm in die dunklen Augen, in denen sich dasselbe Verlangen spiegelte, das sie empfand. Sie würde ihm gehorchen. Sie würde jeden Preis dafür zahlen, dass er weitermachte.

Er war zufrieden mit ihr. Britt war leidenschaftlicher, als er vermutet hatte. Sie war eine starke Frau, die in ihm den Wunsch weckte, ihr das größtmögliche Vergnügen zu bereiten. Er liebte die Herausforderung, die Britt Skavanga darstellte. Er liebte ihre ungezügelte Leidenschaft. Er liebte ihr erregtes Stöhnen und ihr lustvolles Seufzen, wenn er tiefer in sie eindrang. Ursprünglich hatte er sich hiermit nur einen klaren Kopf verschaffen wollen, aber nun lag ihm viel mehr daran, Britt zu befriedigen.

„Jetzt“, sagte Emir heftig.

Er hielt sie fest umschlungen, als sie einen unglaublich intensiven Orgasmus hatte und dabei so laut aufschrie, dass er sie mit einem Kuss zum Schweigen bringen musste. Als er sich schließlich von ihr löste, atmete sie stoßweise und flüsterte seinen Namen. Zärtlich streichelte er sie, bis die Wellen der Lust abebbten. Dann zog er sich vorsichtig zurück, half ihr auf die Beine und ließ sie los. Sanft strich er ihr das Haar aus dem erhitzten Gesicht und sah ihr in die Augen, bis er sich sicher war, dass sie die Fassung wiedergewonnen hatte. Womit er nicht gerechnet hatte, war die schmerzliche Sehnsucht, die er empfand. Er hatte nicht erwartet, dass er überhaupt etwas empfinden würde.

„Wow“, flüsterte Britt, das Gesicht an seiner nackten Brust.

Er mochte es, wenn sie sich an ihn schmiegte, und hatte es nicht eilig damit, zu gehen. Wäre sie jemand anders gewesen, hätte er sie einfach mit nach Kareshi genommen. Aber sie war ihm zu ähnlich. Ohne Britt würde es keine Diamantmine, keine Stadt, kein Skavanga Mining geben. Genauso wie er in sein Land gehörte, war sie an ihres gebunden. Trotzdem bedauerte er, diese aufregende Frau nicht haben zu können. „Alles in Ordnung?“, meinte er leise, als sie sich bewegte.

Als Britt den Kopf hob und ihn anblickte, sah er förmlich, wie sie unterdrückte, was immer sie für ihn empfunden haben mochte.

„Es gibt zwei Badezimmer“, informierte sie ihn energisch. „Du kannst das nebenan benutzen. Ich habe mein eigenes neben meinem Büro. Wir nehmen die Besprechung in einer Viertelstunde wieder auf.“

Emir lächelte ungläubig und bewundernd zugleich, als er Britt nachblickte. Hoch erhobenen Hauptes durchquerte sie wie eine Königin den Raum. Bei jeder anderen Frau hätte es lächerlich gewirkt, bei ihr war es nicht der Fall.

Schnell duschte er im angrenzenden Bad und stellte gleichermaßen überrascht und erfreut fest, wie gut dies ausgestattet war. Auf beheizten Stangen an der Wand hingen Handtücher, und er konnte zwischen verschiedenen Toilettenartikeln wählen. Plötzlich kam ihm ein Gedanke … Hatte Britt hier schon vorher Sex mit einem Geschäftspartner gehabt? Und wenn ja, wie oft?

Und warum hätte es ihn überhaupt interessieren sollen?

Als Emir in den Sitzungssaal zurückkehrte, erwartete Britt ihn bereits. Sie sah aus, als wäre nichts passiert. Gleichzeitig wirkte sie sehr verloren, wie sie dort unter den Porträts ihrer Vorfahren saß, und wieder einmal konnte er sich des Gefühls nicht erwehren, dass sie genauso von ihren Pflichten beherrscht war wie er von seinen.

Sie hielten sich beide für privilegiert, und ja, jeder von ihnen übte auf seine Art eine gewisse Macht aus, aber keiner von ihnen konnte selbst über sein Leben bestimmen, weil der Weg bereits vorgezeichnet war.

Sie hasste sich für das, was sie getan hatte. Wie hatte sie sich nur so gehen lassen können? Sie war nicht einmal in der Lage gewesen, sich im Badezimmerspiegel zu betrachten. Sie war Emir gegenüber schwach geworden, und so etwas durfte ihr nie wieder passieren. Ich muss für einen Moment den Verstand verloren haben, überlegte Britt, bevor sie alle Empfindungen verdrängte. Doch als sie sich an die leidenschaftliche Begegnung und das Gefühl der Nähe erinnerte, das sie, wenn auch nur flüchtig, empfunden hatte, sehnte sie sich verzweifelt nach mehr …

Sie musste sich einfach besser beherrschen …

„Lenkt dich irgendetwas ab, Britt?“, riss der Klang von Emirs Stimme sie aus den Gedanken.

„Sollte es das?“, konterte sie in einem Tonfall, der nicht verriet, dass nur Emir sie ablenkte.

„Nein“, erwiderte er mit ausdrucksloser Miene.

Wir verdienen einander, dachte Britt. Trotzdem war sie neugierig. Empfand Emir wirklich nichts? Pulsierte sein Körper nicht mehr vor Verlangen, so wie ihrer? Wollte er nicht mehr? Sehnte er sich nicht danach, sie besser kennenzulernen? Oder war sie für ihn nicht mehr als ein unterhaltsames Abenteuer zwischen zwei Kaffeepausen gewesen?

Gerüchten zufolge war sie der härteste der Skavanga-Diamanten.

Wie lächerlich!

Tränen der Scham brannten ihr plötzlich in den Augen. Sie durfte nie wieder so einen Fehler machen …

„Heuschnupfen“, erklärte sie energisch, als Emir sie aufmerksam betrachtete.

„In Skavanga?“ Demonstrativ blickte er aus dem Fenster auf die weiße Winterlandschaft.

„Wir haben hier auch Pollen“, erwiderte sie eisig, bevor sie wieder aufs Geschäft zu sprechen kam.

Irgendwie schaffte sie es, auch diesen Teil der Besprechung zu überstehen, denn für sie hing zu viel von diesem Geschäft ab. So weit, so gut, dachte Britt, als sie eine abschließende Erklärung abgab. Wenigstens konnte sie ihren Schwestern mitteilen, dass man sie nicht zu gravierenden Zugeständnissen gezwungen hatte und Emir zum nächsten Schritt bereit war, wozu auch ein Besuch in der Mine gehörte.

„Ich freue mich darauf“, meinte er.

Der Ausdruck in seinen Augen verriet keinerlei Emotionen. Der Rest seines Besuchs würde rein geschäftlich sein …

Sie hasste sich für ihre Schwäche, doch sie hatte irgendetwas erwartet – ein Zeichen dafür, dass ihre leidenschaftliche Begegnung Emir in irgendeiner Weise beeindruckt hatte … Aber offenbar war es nicht der Fall.

„Wäre das dann alles?“, erkundigte sich Emir, während er seine Unterlagen zusammensammelte. „Bestimmt möchtest du morgen früh aufbrechen.“

Die Mine lag mitten im Nirgendwo. Sie konnten nur in der alten Hütte wohnen, die ihr Urgroßvater gebaut hatte. Da sie sicher wieder schwach werden würde, wäre es das Beste, wenn sie einen ihrer Mitarbeiter mit Emir fahren ließ …

Das würde dieser allerdings als feige werten. Und hatte sie Angst vor ihm? Konnte sie diese Aufgabe überhaupt jemand anderem übertragen? Nein, sie musste sich selbst darum kümmern. Und vielleicht würde sie sich wieder auf das Wesentliche konzentrieren können, wenn sie sich ein für alle Mal von ihm kurierte.

„Stimmt“, bestätigte Britt deshalb. „Du musst dir aber darüber im Klaren sein, dass die Hütte sehr einfach ist.“ In diesem Moment wurde ihr bewusst, dass sie großen Wert auf seine Meinung über die Hütte legte.

Er schien sich allerdings keine Gedanken darüber zu machen. „Abgesehen von dem großen Temperaturunterschied, ist die Arktis genau wie die Wüste eine Wildnis.“

„Mein Urgroßvater hat die Hütte gebaut. Sie ist sehr alt …“

„Du kannst dich glücklich schätzen, etwas zu haben, das dich an ihn erinnert.“

Ja, das tat sie, und dass er es nachvollziehen konnte, bedeutete ihr sehr viel.

Einen Moment lang sahen sie sich in die Augen, bis Britt den Blick abwandte. Dies war nicht der geeignete Zeitpunkt, um sich irgendwelchen Fantasien über eine Bindung zwischen ihnen hinzugeben. Sie rief sich Evas Worte über eine typisch skandinavische Willkommenszeremonie ins Gedächtnis. Und sie war gespannt, ob Emir danach immer noch so selbstsicher wirkte.

4. KAPITEL

Britt holte ihn im Morgengrauen ab – falls man es so nennen konnte, denn zu dieser Jahreszeit herrschte in Skavanga Polarnacht. Es wurde also den ganzen Tag nicht richtig hell. Nur sie stellte einen Farbtupfer dar, als sie aus dem Wagen sprang und ihm entgegenging. Ihr weizenblondes Haar bildete einen reizvollen Kontrast zu dem schwarzen Beanie und der blauen Skijacke, zu der sie eine schwarze Skihose trug. Ihr Gesicht war von der Kälte gerötet, und sie wirkte ebenso frisch wie entschlossen.

„Britt …“

„Emir“, begrüßte sie ihn in dem gleichen höflich-kühlen Tonfall.

Anerkennend musterte sie ihn von Kopf bis Fuß, denn er trug ebenfalls dicke Funktionskleidung. Er mochte in der Wüste leben, aber er kannte das Klima jenseits des nördlichen Polarkreises.

„Ist das Hotel gut?“, erkundigte sie sich, sobald sie im Wagen saßen.

„Ja, danke.“

Prompt errötete Britt unter seinem forschenden Blick. Sie erinnerte sich an ihre Begegnung im Sitzungssaal. Er natürlich auch.

Sie war eine routinierte Fahrerin, wie er bald darauf feststellte, denn sie steuerte den Wagen flott über die vereisten Straßen und bremste nur, als einmal ein Elch und ein weiteres Mal ein Fuchs diese überquerten. Sobald sie die Zivilisation verließen, türmte sich zu beiden Seiten der Straße hoher Schnee auf. Britt lehnte sein Angebot, nun die Plätze zu tauschen, ab. Sie hat gern die Kontrolle, überlegte Sharif. Außer beim Sex.

„Wir sind bald da“, informierte sie ihn und lenkte ihn dadurch von diesen Gedanken ab.

Sie waren schon eine Weile bergauf gefahren, und jetzt erstreckte sich unter ihnen ein großer zugefrorener See.

„Die Mine befindet sich da unten“, sagte Britt.

Sharif fragte sich, welche Sinnesfreuden ihn noch erwarteten. Er wusste, dass Britt noch nicht mit ihm fertig war. Und er freute sich darauf, genauso wie er sich auf eine Wiederholung dessen in der Wüste freute.

Emir schien sich in der unwirtlichen Landschaft, die vielen ihrer bisherigen Gäste Angst eingeflößt hatte, sehr wohl zu fühlen. Sie kannte diese Gegend in- und auswendig und hatte sich hier noch nie völlig sicher gefühlt, wie Britt sich eingestehen musste.

„Ich frage mich, woran du gerade denkst“, bemerkte er plötzlich.

Sie versuchte, sich zu entspannen. „Ans Essen. Du etwa nicht?“

„So ungefähr“, erwiderte er ausweichend.

Als sie ihn flüchtig ansah, pochte ihr Herz sofort schneller. Sie wäre sogar barfuß durch den Schnee gelaufen, um Interesse bei ihm zu wecken, aber das brauchte er natürlich nicht zu wissen.

„Das Küchenpersonal wird die Vorräte in der Hütte für uns aufgestockt haben“, sagte sie im Plauderton. „Das Essen in der Mine ist sehr gut. Wenn man so abgeschieden lebt, muss es das auch sein, weil es eins der wenigen Vergnügen ist, die die Leute dort haben.“

„Da wäre ich mir nicht so sicher“, bemerkte Emir trocken.

„Männer und Frauen sind getrennt untergebracht“, konterte Britt.

„Aha. In der Wüste ist es nicht viel anders.“

„Verstehe.“ Sie versuchte, den Anflug von Eifersucht zu unterdrücken, doch Emir schien ihren scharfen Tonfall zu ignorieren.

Je kühler sie sich gab, desto mehr ging er offenbar auf Distanz. Vermutlich wollte er ihr einmal mehr vor Augen führen, wie emotionslos er war.

„Oh, tut mir leid!“, rief sie erschrocken, als sie einen Moment lang nicht aufpasste und der Wagen auf der unebenen Piste einen Satz machte.

„Kein Problem“, antwortete Emir. „Soll ich jetzt fahren?“

„Nein, danke.“ Soweit sie wusste, hatte der Herrscher von Kareshi viele Reformen durchgesetzt, aber mit der Emanzipation konnte es noch nicht so weit her sein. Emir hatte vermutlich auch etwas dagegen, dass sie das Unternehmen leitete. In seiner Kultur herrschten die Männer, und die Frauen gehorchten …

„Jetzt sind wir gleich da“, verkündete Britt.

„Gut.“

Warum klang er so amüsiert? Freute er sich auf ihren Aufenthalt in der abgelegenen Hütte? Bei der Vorstellung zuckte sie innerlich zusammen und fragte sich dann, warum sie sich so verhielt. Es war eine Sache, ihre Freunde aus der Stadt für ein Wochenende hierher zu bringen, aber eine ganz andere, Emir mit hierher zu nehmen, weil es nur auf eine Art und Weise enden konnte …

Es sei denn, er hatte genug von ihr, doch das schien nicht der Fall zu sein. Also würde sie bei ihrem Vorsatz bleiben, die Zeit zu genießen und danach einen Schlussstrich zu ziehen.

„Das nächste Hotel ist zu weit weg“, erklärte sie.

„Du musst dich nicht rechtfertigen, Britt. Es gefällt mir hier“, erwiderte Emir leise, als sie vor der alten Blockhütte hielt. „Du vergisst, dass ich in der Wildnis zu Hause bin.“

Ja, er hatte recht, die Wildnis war auf eine ganz eigene Weise schön. Starr blickte Britt auf den See hinaus, und es schien ihr, als würde sie ihn zum ersten Mal wahrnehmen. Weil sie ihn mit Emirs Augen sah, wie ihr dann klar wurde, und durch ihn betrachtete sie alles aus einem anderen Blickwinkel.

„Das ist fantastisch!“, rief er, als sie aus dem Jeep stiegen.

Britt verspannte sich, als er um den Wagen zu ihr herumkam, und ihr Herz begann zu rasen. Emir strahlte eine Stärke aus, die vermutlich in jedem den Wunsch weckte, in Gefahrensituationen bei ihm Schutz zu suchen …

Nein, er wirkt gefährlich, sagte Britt sich dann, bevor sie sich einige Schritte von ihm entfernte und den See betrachtete. Dieser erstreckte sich kilometerweit in die Ferne, bis zu den kiefernbewachsenen Bergen, deren karge Gipfel in den Wolken verschwanden. Am beeindruckendsten war allerdings die vollkommene Stille. Fast schien es, als würde die Welt den Atem anhalten. Plötzlich schrie ein Adler am Himmel, und Emir wandte sich zur Hütte um.

„Ich hole unser Gepäck“, sagte er.

Während er die Sachen aus dem Wagen nahm, ging Britt lächelnd zur Hütte. Hier war sie immer glücklich – und hier hatte sie immer alles unter Kontrolle. Es würde keine Probleme geben, denn sie würde die Geschäftsfrau spielen. Hier konnte sie hinter sich lassen, was im Sitzungssaal vorgefallen war.

An der Tür holte Emir sie ein. „Wie weit ist es bis zum Mine?“, erkundigte er sich.

Sie verzog das Gesicht. Sie hatten noch nicht einmal die Schwelle überquert, und schon dachte er wieder ans Geschäft.

Genau das hatte sie gehofft … oder nicht?

Trotzdem würde sie nicht so tun, als würde es sie kaltlassen. Schließlich hatte auch sie ihren Stolz.

Britt schloss die Tür auf. „Ungefähr zehn Minuten mit dem Wagen, je nach Wetterlage.“

„Können wir uns vielleicht heute noch dort umsehen?“, fragte er, während er ihr die Tür aufhielt.

Offenbar hatte er es sehr eilig. „Dort wird rund um die Uhr gearbeitet. Wir können also hinfahren, sobald du fertig bist.“

„Dann würde ich mich nur gern frisch machen und gleich aufbrechen – wenn das für dich in Ordnung ist.“

„Das ist es.“ Sie musste an sich halten, um nicht zu lachen. Noch nie war ihr jemand begegnet, der ihr so ähnelte.

Oder besser gesagt, meinem früheren Ich, bevor Emir in mein Leben getreten ist, überlegte Britt. Sie hob ihre Reisetasche hoch. „Willkommen“, sagte sie, bevor sie eintrat.

„Hübsch ist es hier“, meinte er, während er sich umblickte.

Die Hütte spiegelte die Persönlichkeit des Mannes wider, der sie erbaut und die Skavanga-Dynastie begründet hatte. Mit nichts anderem als einem starken Willen hatte ihr Ururgroßvater hier die ersten Mineralien mit primitivsten Werkzeugen abgebaut. Britt war stolz auf die Hütte, die geräumig und trotz ihrer spartanischen Einrichtung gemütlich war.

„Was ist?“, erkundigte sich Emir, als er sie dabei ertappte, wie sie ihn anstarrte.

„Abgesehen von meinem Bruder bist du der einzige Mann, dem gegenüber ich mich klein fühle“, gestand sie.

„Ich schätze, du redest von Tyr.“

„Ja, von meinem lange verschollenen Bruder“, erwiderte sie schulterzuckend.

„Nichts liegt mir ferner, als dir den Eindruck zu vermitteln, dass du klein bist.“

„Wie groß bist du eigentlich?“

„Groß genug.“

Britt glaubte, ein amüsiertes Funkeln in seinen Augen zu erkennen. Vielleicht war es doch keine so schlechte Idee gewesen, ihn hierher zu bringen. Vielleicht konnten sie tatsächlich Geschäfte miteinander machen und Spaß miteinander haben.

Und sich dann Lebewohl sagen?

Ja, warum nicht?

Britt führte Emir nach oben, um ihm sein Zimmer zu zeigen. Es verfügte über ein Doppelbett und ein eigenes Bad.

„Es gibt jede Menge Handtücher im Bad und fließend warmes Wasser“, informierte sie ihn. „Sag einfach Bescheid, wenn du noch etwas brauchst.“

„Alles bestens!“, rief er, als sie schon unten war. „Danke für alles. Ach, Britt …“

„Was?“ Mit wild pochendem Herzen wandte sie sich um und lächelte erwartungsvoll.

„Wo sind die Schlüssel für die Fenster?“ Emir stand am Geländer und blickte auf sie herunter. „Es ist ziemlich heiß hier oben.“

„Oh, entschuldige.“

Nachdem sie tief durchgeatmet hatte, eilte sie nach oben, um ihm die Schlüssel zu geben. Wenn Besuch erwartet wurde, wurde die Zentralheizung immer voll aufgedreht. Sie konnte sie mit ihrem Smartphone regulieren, was sie allerdings völlig vergessen hatte. „Lass einfach das Fenster auf, bis die Temperatur erträglich ist.“ Britt versuchte, seine Nähe zu ignorieren, als sie das Fenster entriegelte und Emir danach zeigte, wo er den Schlüssel aufhängen sollte.

„Das ist ein sehr schönes Zimmer, Britt.“

Der Raum war mit rustikalen Möbeln ausgestattet, und mehrere Decken, ein dickes Federbett und Vorhänge in warmen Herbstfarben schufen eine behagliche Atmosphäre. „Das freut mich.“ Schnell ging sie zur Tür.

„Sind das deine Großeltern?“

Widerstrebend drehte sie sich um und stellte fest, dass Emir die gerahmten Sepiafotos an der Wand betrachtete.

„Das hier ist mein Urgroßvater“, erzählte sie und stellte sich neben ihn. Ihr Urgroßvater war ein gutaussehender Mann mittleren Alters mit einem Schnurrbart. Auf einen Spaten gestützt, trug er die typische Arbeitskleidung der damaligen Zeit: derbe Stiefel, eine abgetragene Jacke und eine ebensolche Hose sowie einen Hut. Beim Betrachten des Fotos wurde Britt klar, dass ihre Familie und das Unternehmen ihr alles bedeuteten.

Als sie den Raum verließ, war sie enttäuscht, weil Emir sie nicht zurückhielt. Was war bloß mit ihr los? Sie hatte einen Mann, zu dem sie sich stark hingezogen fühlte, mit hierher in die Einsamkeit genommen. Was versprach sie sich davon? Würde sie sich gefühlsmäßig wirklich von ihm distanzieren können, wenn sie Sex mit ihm hatte? Würde sie es überhaupt können?

An der Treppe angelangt, konnte sie nicht der Versuchung widerstehen, sich umzudrehen. Was mochte sein amüsierter Gesichtsausdruck bedeuten?

„Ich dusche jetzt schnell. Wir treffen uns in zehn Minuten draußen“, erklärte sie, bevor sie die zweite Treppe hinaufeilte, die zu ihrem Zimmer auf dem Dachboden führte. Nachdem sie die Tür hinter sich zugeknallt hatte, lehnte sie sich dagegen. Ja zu Emir zu sagen wäre ganz einfach. Nein zu sagen erforderte einen starken Willen, und sie war sich nicht sicher, ob sie den hatte.

Ich muss mich zusammenreißen, sagte sie sich streng, als sie kurz darauf unter der Dusche stand.

Ihr Schlafzimmer war eins von dreien in der Hütte. Sie hatte es schon als Kind ausgesucht, weil sie hier oben für sich sein konnte. Sie hatte die Dachschrägen mit den massiven Balken immer geliebt und sich wie in einem Märchen gefühlt. Damals hatte sie den Himmel und die Berge sehen können, wenn sie auf dem Bett stand. Und die Dinge im Raum waren mit vielen Erinnerungen verbunden: der Patchworkquilt, den ihre Großmutter genäht hatte, das Bett, dessen Haupt ihr Großvater mit Schnitzereien verziert hatte. All diese Gegenstände waren für sie kostbarer als Diamanten, aber sie durfte nicht vergessen, was sie mit den Diamanten alles bewirken konnte – für Skavanga, die Stadt, die ihre Vorfahren erbaut hatten, für ihre Schwestern und das Unternehmen.

Ich muss dafür sorgen, dass Emir mich seinem Herrn, dem Schwarzen Scheich, empfiehlt, überlegte Britt, als sie anschließend ihre alten Haarspangen auf der Frisierkommode betrachtete. Selbst der Hocker mit dem fadenscheinigen Polster davor war noch derselbe, weil ihre Großmutter dieses bestickt hatte und er sie an das Mädchen von damals erinnerte, genau wie die Bücher neben ihrem Bett. Anders als ihr Penthouse in Skavanga war dies hier ein Ort, an dem ihr Herz hing.

Und um die Hütte behalten zu können, durfte sie sich bei dem Geschäft nicht übervorteilen lassen …

Und das bei einem gewieften Verhandlungspartner wie Emir?

Vorher habe ich meine Fähigkeiten noch nie infrage gestellt, dachte Britt, als sie zum Fenster ging. Das Unternehmen hatte ihren Eltern alles bedeutet, doch sie waren nicht in der Lage gewesen, es zu führen …

Weil ihr Vater Alkoholiker gewesen war …

Britt schüttelte den Kopf, um die Erinnerungen zu verdrängen. Ihre Eltern hatten ihr Bestes getan …

Und kaum Zeit für sie und ihre Geschwister gehabt.

Sie hatten ihr einen Scherbenhaufen hinterlassen. Aber andere Menschen hatten ähnliche Schicksalsschläge erlitten.

Ihr Blick wanderte zu der traditionellen Saunahütte draußen, die am Ufer des Sees lag. Das Dach war schneebedeckt, und in einem Regal vor der Tür hingen Bündel aus Birkenzweigen. Unwillkürlich lächelte sie, als sie sich an Evas Worte erinnerte – dass sie Emir hier auf Linie bringen würde. Dazu fielen ihr mehrere Möglichkeiten ein. Allerdings lief sie Gefahr, dass es ihm zu viel Spaß machen würde …

Als sie plötzlich seinen Schatten draußen im Schnee sah, wich Britt schnell vom Fenster zurück und warf das Handtuch aufs Bett. Dann nahm sie warme Sachen aus der Kommode und zog sich an. Dass ihr Herz wie wild pochte, als hätte sie gleich ein Rendezvous, gefiel ihr überhaupt nicht.

Emir holte die Schlüssel und verriegelte die Tür, nachdem Britt die Hütte verlassen hatte. Sie streckte die Hand aus, damit er ihr die Schlüssel gab.

„Ich behalte sie“, verkündete er jedoch und tat sie in die Hosentasche, woraufhin sie ihn eisig anfunkelte.

„Und ich fahre“, fuhr er fort. Ihr leichter, blumiger Duft, der in krassem Gegensatz zu ihrer grimmigen Miene stand, gefiel ihm.

Als sie im Wagen saßen, kochte Britt immer noch vor Wut.

„Warum lässt du mich nicht ans Steuer?“, fragte sie.

„Ab und zu sollte man auch mal einige Aufgaben abgeben“, erwiderte Emir.

Schweigend fuhren sie die von schneebedeckten Kiefern gesäumte schmale Straße entlang. Emir beobachtete, wie Britt zu der Sauna am Seeufer blickte. Wahrscheinlich würde sein Probelauf dort beginnen, denn diese war bereits beheizt. Britt hatte keine Witze gemacht, als sie sagte, die Leute in der Mine würden sich um sie kümmern. Es würde das Konsortium harte Arbeit kosten, die Angestellten und Arbeiter für sich zu gewinnen, wenn dieses Projekt erfolgreich sein sollte. Vielleicht brauchten sie Britts Unterstützung dabei mehr, als er zuerst angenommen hatte.

Es war diesig und sehr kalt. Als sie die Hauptstraße erreichten, fiel dichter Schnee, und Emir musste die Scheibenwischer einschalten. „Links oder rechts?“, erkundigte er sich, während er den Fuß vom Gas nahm.

„Links“, sagte Britt ungeduldig. Dann nahm sie ihre Mütze ab, sodass ihr das goldblonde Haar in weichen Wellen über die Schultern fiel. Er lächelte in sich hinein, als sie es zu einem Pferdeschwanz zusammenband, als wüsste sie, wie sehr es ihm gefiel, wenn sie es offen trug. Dass sie ihre weiblichen Reize so sparsam einsetzte, sagte viel über sie aus.

„Du bist bestimmt erschöpft“, stellte er fest. Wie er nur zu gut nachvollziehen konnte, war es bestimmt nicht leicht für sie, das Unternehmen zu retten. Ob es sich um eine Stadt oder um ein ganzes Land handelte, spielte keine Rolle, wenn einem die Menschen, um die es dabei ging, am Herzen lagen.

„Ich bin nicht so zerbrechlich, wie du offenbar denkst“, erwiderte sie scharf, bevor sie sich abwandte und aus dem Fenster blickte.

Sie war überhaupt nicht zerbrechlich. Und falls sie irgendwann erschöpft sein sollte, würde er für sie da sein. Es war verrückt, aber diese Frau ging ihm unter die Haut – und er hatte mehr als genug Energie für sie beide.

5. KAPITEL

Bei seinem Besuch in der Mine wusste Emir bereits nach einer halben Stunde, was zu tun war. Die Förderung der Diamanten war nur mit schwerem Gerät möglich, und um dieses herbringen zu können, musste die Straße verbreitert werden. Es waren also enorme Investitionen erforderlich.

Und wenn es um so viel Geld ging, würde er das Ganze beaufsichtigen, wie er klarstellte. Die zweite Geige zu spielen lag offenbar ohnehin nicht in seiner Natur. Britt fragte sich schon, wie er für den Scheich arbeiten konnte – bis er ihr die Schlüssel überreichte.

Überrascht bedankte sie sich bei ihm und überlegte, ob sie bei ihrem Besuch in der Mine in seiner Achtung gestiegen war. Sie kannte die meisten Arbeiter schon aus ihrer Kindheit und verstand sich mit allen gut. Obwohl die Männer lieber ihren Bruder als Chef gehabt hätten, respektierten sie sie. Und sie würde alles tun, damit sie ihren Job behalten konnten.

Emir brach das Schweigen, als Britt den Motor anließ. „Sobald mir das Ergebnis der Proben vorliegt, können wir einen Plan erstellen.“

„Du wirst bestimmt nicht enttäuscht sein. Ich habe schon Berichte von den besten Fachleuten in Europa, die alle zu demselben Schluss gekommen sind: Das Vorkommen hier scheint eines der größten zu sein, die je gefunden wurden.“ Wenn wir es uns leisten können, die Diamanten zu fördern, fügte sie im Stillen hinzu. Aber nun, da Emir vor Ort gewesen war, würde er keinen Rückzieher mehr machen. Er durfte es nicht tun.

Unwillkürlich verspannte sie sich, als er die langen Beine ausstreckte und sich zurücklehnte. „Und? Wirst du dich in deinem Bericht positiv äußern?“, hakte sie nach. „Ich habe noch andere Angebote“, schwindelte sie.

„Dann musst du die auch berücksichtigen.“

Er hatte sie auf die Probe gestellt und ließ sie nun im Ungewissen. Schließlich wusste er genau, dass nur das Konsortium über die entsprechenden finanziellen Mittel verfügte.

„Es wäre schön gewesen, wenn Tyr dabei gewesen wäre, aber wir haben ihn schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Ich werde mit unseren Anwälten sprechen, vielleicht können sie ihn ja ausfindig machen. Du wirst dich bestimmt mit dem Scheich absprechen müssen, bevor du den nächsten Schritt machst, stimmt’s?“ Prüfend sah sie ihn an, doch er lächelte nur. Schnell drehte sie die Heizung auf, weil ihr sehr kalt war.

„Warum hältst du nicht an der Sauna an?“, schlug Emir vor, als sie erschauerte.

Ja, sie fröstelte, aber nur bei der Vorstellung, welche Kämpfe sie ausfechten musste.

Kämpfe, die sie nicht gewollt hatte, in einem Job, den sie nicht mochte …

Aber das durfte niemand erfahren. „Gute Idee“, erwiderte Britt. „Du wirst es sicher genießen …“

„Das glaube ich auch.“

Als sie kurz darauf aus dem Jeep stiegen und feststellten, wie stark die Temperatur gefallen war, schwiegen sie beide einen Moment lang. Am ehemals grauen Himmel waren nun die grünen Polarlichter zu sehen, ein beeindruckendes Naturschauspiel. Ihr Atem gefror in der eisigen Luft, als sie regungslos dastanden und nach oben blickten.

Das Loch, das man ins Eis geschlagen hatte, war vermutlich wieder zugefroren, wie Britt klar wurde, als sie schließlich zur Hütte gingen. Dort gab es allerdings eine Motorsäge. Mit dem schneebedeckten Dach sah die Hütte aus wie ein Lebkuchenhaus. Auch sie gehörte zu ihren Lieblingsorten.

„Gibt es hier keine Umkleideräume?“, fragte Emir.

„Nein, und auch keine Dusche“, erwiderte Britt. „Wir baden danach im See.“

„Von mir aus gern.“

Unwillkürlich betrachtete sie seinen verführerischen Mund und musste sich eingestehen, dass sie sich darauf freute, Emir nackt zu sehen. Bisher waren ihre Begegnungen nur flüchtig gewesen, in der Sauna hingegen würde sie genug Zeit haben, ihn zu bewundern.

„Geh du schon vor, ich säge inzwischen ein Loch ins Eis“, sagte sie. „Die Sauna müsste jetzt genau die richtige Temperatur haben. Schütte einfach noch etwas Wasser auf die heißen Steine …“

Während er die Hütte betrat, holte sie die Säge und machte sich ans Werk. Dann folgte sie ihm und zog sich bis auf die Unterwäsche aus. Diese bot zwar nicht viel Schutz, aber sie fühlte sich so besser. Und vielleicht übermittelte es Emir eine Botschaft. Zum ersten Mal, seit Britt sich entsinnen konnte, fühlte sie sich befangen, obwohl sie schon oft mit Geschäftspartnern in die Sauna gegangen war.

Emir saß bereits entspannt zurückgelehnt und nackt auf der Holzbank. Sie nahm ein Stückchen von ihm entfernt von ihm Platz, änderte aber ständig ihre Position.

„Ist es dir zu heiß?“, erkundigte er sich.

Auch wenn er die Augen geschlossen hatte, nahm er vermutlich alles wahr, was um ihn herum passierte. Das Lächeln, das seine Lippen umspielte, sprach jedenfalls Bände. Fasziniert betrachtete sie sein Gesicht. Seine Wimpern waren schwarz und so dicht, dass sie Schatten auf seine Wangen warfen, während seine Brauen sie an einen Tataren aus den weiten Ebenen Russlands erinnerten …

Oder an einen Scheich …

Der Gedanke war schockierend, doch Britt riss sich zusammen. „Ich gehe nach draußen, um mich abzukühlen.“

Emir hob die Lider. „Ich komme mit …“

„Nicht nötig“, wehrte sie schnell ab.

Aber es war zu spät, denn er hatte sich erhoben und stand in seiner ganzen männlichen Pracht vor ihr. Wie hatte sie sich nur auf diesen Ausflug einlassen können? Sie hätten einander in Skavanga Lebewohl sagen sollen.

Doch hätte sie jemand anderen mit dieser Aufgabe betrauen können?

„Du kannst nicht allein in einen zugefrorenen See steigen“, verkündete Emir entschlossen.

„Das habe ich schon als Kind gemacht.“

„Aber bestimmt nicht unbeaufsichtigt.“

„Ich bin alt genug, um auf mich selbst aufzupassen.“

„Wirklich?“

Seine Sticheleien setzten ihr zu. Und wohin starrte er jetzt?

Schnell verschränkte Britt die Arme vor der Brust.

„Ich komme trotzdem mit.“ Seine dunklen Augen funkelten amüsiert.

Sie presste die Lippen zusammen und fügte sich in ihr Schicksal. Tatsächlich lautete die goldene Regel in der Hütte, dass niemand allein im See badete.

Auf dem Weg nach draußen nahm Emir zwei Handtücher aus dem Regal und hängte ihr eins um die Schultern. „Das wirst du gleich brauchen.“

Ehe sie es sich anders überlegen konnte, rannte Britt zum Loch und sprang hinein, nachdem sie das Tuch in letzter Sekunde weggeworfen hatte.

Das Wasser war so eisig, dass es ihr den Atem verschlug und sie nicht mehr klar denken konnte. Nach wenigen Sekunden kletterte sie wieder hinaus – und stellte fest, dass Emir ihr das Handtuch hinhielt.

„Das wäre nicht nötig gewesen.“

Schweigend reichte er es ihr, bevor er ebenfalls in das Loch sprang und untertauchte. Sie eilte zum Rand, konnte ihn jedoch nicht sehen. Panik stieg in ihr auf, aber gerade als sie hinterherspringen wollte, tauchte er wieder auf.

Und lachte!

Seit ihrer ersten Begegnung hatte er kaum gelächelt, und ausgerechnet jetzt lachte er?

Britt hob das andere Handtuch auf und reichte es ihm. Noch während er es sich um die Hüften schlang, eilte sie zurück in die Hütte. Er folgte ihr und schloss die Tür hinter sich.

„Das war ein Erlebnis“, sagte er und schüttelte sich, sodass die Wassertropfen auf die heißen Steine spritzten und verdampften.

„Du fandest es also schön?“

„Natürlich!“, rief er. „Mir fällt nur eine Sache ein, die besser ist …“

Gespannt hielt sie den Atem an, doch er setzte sich wieder auf die Bank und schloss die Augen. Sie freute sich darüber, dass er die hiesigen Traditionen annahm, und fragte sich, welche es wohl in seinem Heimatland gab. Schnell rief sie sich zur Ordnung, bevor ihre Fantasie wieder mit ihr durchging.

„Du liebst diesen Ort, stimmt’s?“, fragte er unvermittelt.

„Er bedeutet mir sehr viel“, gestand Britt, „genauso wie die Hütte.“

„Weil es für dich mit vielen Erinnerungen verbunden ist.“

Richtig, dachte sie.

„Wenn ich in Skavanga leben würde, würde ich auch hierherkommen, um abzuschalten.“

Genau das tat sie. Manchmal fuhr sie nur hier heraus, um ihr Leben zu entschleunigen und die Dinge wieder in die richtige Perspektive zu rücken.

Und sie musste aufhören, Gemeinsamkeiten zwischen ihnen zu suchen, sonst würde sie bald glauben, ihre Begegnung wäre Schicksal. Aber das war es nicht. Emir und sie schienen sich gut zu verstehen, mehr nicht.

„Woran denkst du gerade?“, erkundigte er sich nun.

Britt hatte das Kinn auf die Knie gestützt und merkte erst jetzt, dass er sie betrachtete.

„Warum ziehst du nicht deine Unterwäsche aus?“, schlug er vor. „Es ist doch bestimmt unangenehm in den nassen Sachen.“

„Die trocknen schnell.“

Aus den Augenwinkeln sah sie, wie er die Schultern zuckte, aber er hielt sie offenbar für feige. Und er hatte recht. Schließlich hatte sie Sex mit ihm gehabt. Und auch sonst war sie nicht prüde. Allerdings fühlte sie sich ihm gegenüber in vieler Hinsicht verletzlich, und die Dessous gaben ihr etwas Sicherheit. „Ich gehe wieder raus“, verkündete sie.

„Hervorragend. Jetzt kannst du mich mit Eis abreiben.“

„Gut. Nimm ein Handtuch mit, und mach mir keine Vorwürfe, wenn es zu heftig für dich ist.“

Emir grinste nur.

Als Kind hatte sie sich immer nackt in den Schnee geworfen und so getan, als würde sie darin schwimmen. Auch jetzt stürzte sie sich hinein. Genau wie das Bad im See war es ein Schock, aber gleichzeitig auch ein unbeschreibliches Vergnügen und so belebend, dass sie für eine Weile alle Sorgen vergaß …

Plötzlich stellte Britt fest, dass Emir nicht bei ihr war. Schnell sprang sie auf und blickte sich um. Nichts – nur Stille und Schnee. Sie rief seinen Namen, doch er antwortete nicht.

War er in die Hütte zurückgekehrt?

Britt rannte dorthin und blickte ins Fenster. Dort war niemand.

Der See …

Wieder stieg Panik in ihr auf, und Britt lief zum Wasser. Als Emir im nächsten Moment auftauchte, war sie erleichtert … und wütend. „Du bist verrückt!“, warf sie ihm vor. „Man darf nie allein im See schwimmen. Was wäre, wenn dir etwas passiert wäre?“

„Ich fühle mich geschmeichelt, weil du dir Sorgen um mich machst“, erwiderte er, als er herauskam.

„Natürlich tue ich das!“, rief sie, die Hände in die Hüften gestemmt. „Was sollte ich deiner Familie erzählen, wenn du in einem zugefrorenen See ertrunken wärst? Und wag es ja nicht, dich über mich lustig zu machen“, warnte sie ihn, als er die Lippen zusammenpresste. „Wag es ja nicht …“

„Was?“, unterbrach Emir sie scharf. Dann umfasste er ihre Arme und zog sie an sich, ein amüsiertes Funkeln in den Augen.

Eine Weile sahen sie sich nur an, bis Britt sich schließlich aus seinem Griff befreite. „Du bist unmöglich! Du bist verantwortungslos und eine richtige Nervensäge.“

„Noch etwas?“

„Von mir aus kannst du erfrieren.“ Sie schlang beide Handtücher um sich und stürmte davon.

„Komm zurück, Britt. Du hast deinen Teil der Abmachung nicht erfüllt.“

An der Tür zur Sauna blieb sie stehen, denn der Klang seiner Stimme ließ sie erschauern. Wieder einmal fragte sie sich, was sie hier machte …

Und sobald sie sich umdrehte, wusste Britt es. In diesem Moment wäre sie an keinem anderen Ort lieber gewesen. „Meinen Teil der Abmachung?“

„Eis“, erklärte Emir, und der Ausdruck in seinen Augen weckte heißes Verlangen in ihr.

„Ich kann nicht fassen, dass du immer noch nicht genug hast.“

„Ich habe nicht annähernd genug.“

„Na gut, du willst es ja nicht anders.“ Sie bückte sich, um mit den Händen Schnee zusammenzuschaufeln.

Selbst jetzt, da Emir aus dem See kam, war er ganz warm, sodass der Schnee sofort schmolz und ihr nichts anderes übrig blieb, als seinen Körper zu erkunden.

„Das reicht jetzt“, befand Britt und trat einen Schritt zurück, weil ihr das Atmen schwerfiel. Es war ein Irrtum gewesen, zu glauben, dass sie mit diesem Mann spielen und sich auf seine Kosten amüsieren konnte. Er war ihr nicht nur ebenbürtig, sondern überlegen.

Obwohl sie sein Gesicht nicht sah, wusste sie beim Betreten der Hütte, dass er lächelte. Ihre Hände zitterten, und Britt verspürte heftige Schuldgefühle, als sie sich auf die Bank setzte, die Knie anzog und die Arme darum schlang. Von nun an musste sie besser aufpassen. „Sag mir Bescheid, wenn du noch mal allein im See baden willst“, meinte sie. „Ich habe nicht einmal eine Telefonnummer von deiner Familie.“

„Deine Besorgnis überwältigt mich“, bemerkte Emir trocken, während er einen weiteren Aufguss machte.

„Wohin gehst du jetzt?“, fragte sie, als er wieder zur Tür ging.

„Ich suche mir ein Bündel Birkenzweige aus. Möchtest du mitkommen?“

6. KAPITEL

Ihr Herz pochte wie wild, und die erotischsten Bilder tauchten vor ihrem geistigen Auge auf, als Britt beobachtete, wie Emir ein Bündel aus Birkenzweigen aussuchte, indem er verschiedene in die Hand nahm und sich damit auf den Schenkel schlug. Anscheinend fror er überhaupt nicht. Sie hingegen war in einen Mantel und Fellstiefel geschlüpft, bevor sie die Hütte verlassen hatte.

„Und, was denkst du?“ Seine dunklen Augen funkelten amüsiert.

„Ich glaube, ich lasse dich jetzt allein“, erwiderte sie.

„Warum bist du plötzlich so prüde?“, erkundigte er sich herausfordernd, als sie sich abwandte.

Ja, das fragte sie sich auch, denn sich mit Birkenzweigen abzuklopfen, was einen angenehmen Massageeffekt hatte, gehörte in Skavanga traditionell zum Saunagang dazu.

„Möchtest du es nicht mal probieren?“, rief Emir ihr mit einem amüsierten Unterton nach, woraufhin sie stehen blieb.

„Ich habe immer die Gelegenheit dazu“, antwortete sie lässig. Schließlich brauchte er nicht zu wissen, dass sie nicht vor Kälte, sondern vor Erregung erschauerte. Als sie die Tür öffnete, schlugen ihr verlockende Wärme und der angenehme Duft warmen Holzes entgegen.

„Normalerweise stellst du dich doch allen Herausforderungen, Britt.“

„Du kennst mich überhaupt nicht.“

„Wollen wir jetzt darüber streiten, während uns immer kälter wird?“

„Du kannst mir hier Gesellschaft leisten“, schlug Britt vor.

„Oder du mir“, meinte Emir lachend.

„Träum weiter. Und vielleicht solltest du dir etwas anziehen.“

Nachdem sie die Tür hinter sich zugeknallt hatte, lehnte sie sich dagegen und atmete langsam aus. Brachte ihn denn gar nichts aus der Fassung? Sie hatte immer davon geträumt, einem Mann zu begegnen, der ihr ebenbürtig war. Nun, da sie ihn gefunden hatte, war sie sich nicht mehr so sicher, ob es eine so gute Idee war. Emir und sie ähnelten sich zu stark – sie waren beide zu eigensinnig, zu pflichtbewusst, zu ehrgeizig und noch vieles mehr.

Es war einfach zu anstrengend!

Kaum hatte Britt sich auf die Bank gesetzt, stürmte Emir in die Hütte. „Rück ein Stück“, forderte er sie auf.

„Mach die Tür zu, ich mag die Kälte nicht.“ Sie schlang die Arme um die Beine und legte den Kopf darauf, damit sie Emir nicht ansehen musste.

„Ach was! Aber ich glaube, du würdest die Wüste lieben“, meinte er.

Britt erstarrte. Dann zwang sie sich, zur Schöpfkelle zu greifen, um gelassen zu wirken.

„Das reicht“, stellte er fest, nachdem sie einige Aufgüsse gemacht hatte.

Erst jetzt merkte sie, dass der Raum voller Dampf war. „Oh, tut mir leid. Es ist schon lange her, seit ich dieses Ritual gemacht habe. Ich hatte ganz vergessen …“

„Wie viel Spaß es macht?“, unterbrach Emir sie.

„Nein, wie sehr man friert.“ Wieder griff sie zu der Kelle, doch er lachte und nahm sie ihr ab.

„Komm, setz dich.“ Groß und kräftig stand er vor ihr und verdeckte das Fenster. „Wenn du willst, dass dir heiß wird, frag mich.“

„Sehr witzig.“

Er lächelte schwach, und Britt war froh, dass sie sich wieder ein Handtuch umgeschlungen hatte.

„Was hältst du davon, wenn ich draußen im Feuerkorb ein Feuer mache?“, schlug er vor.

Sie hatte es schon immer geliebt, von Schnee und Eis umgeben um ein prasselndes Feuer zu sitzen. Außerdem wäre es viel unverfänglicher als hier drinnen. „Sehr gute Idee.“

„Ich rufe dich, wenn ich fertig bin.“

Ihr Herz begann sofort, schneller zu schlagen, als Emir wenige Minuten später an die Tür klopfte. Britt stand auf und ging nach draußen, wo das Feuer bereits hell loderte.

„In der Wüste ist es nachts oft sehr kalt“, erklärte er. „Und in manchen Gegenden muss man Feuer machen, um die Berglöwen fernzuhalten. Wir haben eine faszinierende Tierwelt“, fügte er hinzu, als sie sich setzte und die Beine ausstreckte. „Kareshi ist ein Land voller Gegensätze. Wir haben große, moderne Städte und endlose Wildnis, in der die Stammestraditionen seit Jahrhunderten unverändert sind.“

Warum erzählte er ihr das? Wollte er tatsächlich, dass sie nach Kareshi kam? Schnell wandte sie den Blick ab und sah in die Flammen. Sie, die erfolgreiche Geschäftsfrau, wie ihre Schwestern sie nannten, fühlte sich seltsam befangen.

Vielleicht muss ich öfter mal aus dem Büro kommen, sagte Britt sich ironisch. Dann fiel ihr auf, wie schweigsam Emir plötzlich war.

„Siehst du sie auch?“, fragte er im nächsten Moment und blickte an ihr vorbei zu den Bäumen.

„Die Rehe? Ja“, erwiderte sie leise. Zwei Tiere standen im Unterholz und blickten zu ihnen herüber. „Sie sind so schön. Hier fühle ich mich immer eins mit der Natur“, gestand sie.

„So geht es mir in der Wüste“, flüsterte Emir.

Wieder fühlte sie sich ihm nahe, sosehr sie sich auch dagegen wehrte. Sie verspannte sich, als sie sich an die Warnung ihrer Mutter erinnerte, als sie noch ein Kind gewesen war. Diese hatte immer betont, wie verantwortungslos die Männer seien, und sie ermuntert, später auf eigenen Beinen zu stehen und selbst für sich zu sorgen. So war Britt mit dem Entschluss aufgewachsen, ihr Herz niemals einem Mann zu schenken. Emir hatte allerdings eine einnehmende Persönlichkeit …

Sie zuckte zusammen, als er sie am Arm berührte, doch dann stellte sie fest, dass er auf die Rehe zeigte. Es war ein ganz besonderer Augenblick, als sie die Tiere betrachteten.

„Was für eine erstaunliche Begegnung“, flüsterte Britt, nachdem die Rehe wieder im Wald verschwunden waren.

„Jetzt weiß ich, dass du die Wüste lieben wirst.“ Lächelnd wandte Emir sich zu ihr um. „Viele glauben, es wäre nur eine Ödnis …“

„Aber wir wissen es besser, stimmt’s?“

Nun lachte er. Er freute sich, dass sie ihn verstand, wie der Ausdruck in seinen Augen bewies.

„Vielleicht komme ich ja eines Tages dorthin“, sagte sie, bemüht, unbeteiligt zu klingen.

„Wenn das Geschäft zustande kommt, werde ich dafür sorgen, dass du Kareshi besuchst“, erklärte Emir leise.

„Gern!“, rief sie daraufhin impulsiv.

Als er sie amüsiert ansah, fragte sie sich, wie lange sie das Herz noch auf der Zunge tragen würde. Doch ihr war klar, dass sich ihr und Skavanga ungeahnte Möglichkeiten eröffneten. Und sie konnte nicht so tun, als würde die Vorstellung, ein Land im Aufbruch zu besuchen, sie kaltlassen.

„Bestimmt vermisst du deine Heimat“, sagte sie, um von sich abzulenken.

„Ja. Ich liebe mein Land, mein Volk und mein Leben dort. Und meine Pferde – sie sind eine richtige Leidenschaft. Ich züchte Araber, und manchmal kreuze ich sie mit argentinischen Wildpferden.“

„Spielst du auch Polo?“

„Natürlich. Und ich bin mit vielen Polospielern befreundet. Bestimmt hast du schon von den Brüdern Acosta gehört.“

Wer hatte das nicht? „Als Kind habe ich auch reiten gelernt“, erzählte Britt. „Ich liebe das Gefühl der Freiheit und reite immer noch, wenn sich die Gelegenheit ergibt.“

„Das haben wir also gemeinsam“, stellte Emir fest.

Unter anderem, dachte sie, während sie tief durchatmete. Emir und sie lernten sich immer besser kennen. So viel also zu den warnenden Worten ihrer Mutter. Natürlich war es riskant, zu viel von sich preiszugeben, aber wie sollte man je eine Beziehung zu jemandem aufbauen, wenn man es nicht tat?

Doch sie durfte nicht die Augen vor der Tatsache verschließen, dass Emir abreisen würde, sobald er hier alles erledigt hätte. Und das mit der Einladung meinte er wahrscheinlich nicht ernst. Britt entschuldigte sich und stand auf. Daraufhin erhob er sich ebenfalls.

„Keine Birkenzweige mehr?“, erkundigte er sich trocken.

Sie lächelte verlegen. „Mir ist schon warm.“

„Du hast aber eine Abreibung verdient!“, rief er ihr nach. „Von mir wirst du sie allerdings nicht bekommen …“

Lachend schüttelte sie den Kopf. Die Atmosphäre zwischen ihnen war entspannter – fast herrschte ein stilles Einvernehmen zwischen ihnen.

An der Tür zur Hütte holte Emir sie ein. Nachdem er ein Bündel Birkenzweige aus dem Regal genommen hatte, warf er ihr einen herausfordernden Blick zu. „Bist du sicher?“

„Ja.“ Doch Britt musste lächeln.

Sie wurde sofort ernst, als er damit federleicht ihre Brüste liebkoste und es dann über ihren Bauch zu ihren Schenkeln gleiten ließ. Regungslos stand sie da, während er ihr in die Augen sah und den Druck so verstärkte, dass ihr Verlangen wuchs. Offenbar wusste er genau, wonach sie sich sehnte. Unwillkürlich hielt sie den Atem an, als er mit den Zweigen ihre Beine auseinanderschob.

„Warum verleugnest du deine Bedürfnisse, Britt?“

Britt riss sich zusammen. „Weil mir kalt ist. Ich möchte reingehen.“

Sie würde ihre Gefühle für ihn niemals leugnen können, wie ihr bewusst wurde, als sie schnell ihre Unterwäsche auszog. Also beendete sie es am besten jetzt.

Wie sie nicht anders erwartet hatte, folgte Emir ihr hinein. Sie saßen sich in der Sauna gegenüber, während das Wasser auf den heißen Steinen verdampfte. Schließlich lehnte Emir sich zurück und sah sie an, ein verführerisches Lächeln um die Lippen.

„Was ist?“, fragte Britt.

„Jetzt werden wir richtig heiß“, erwiderte er.

7. KAPITEL

Als Emir sie an sich zog und seine Körperwärme und sein maskuliner Duft sie umfingen, spürte Britt, wie eine ganz neue Energie sie durchflutete. Einen verrückten Moment lang wünschte sie sogar, es könnte immer so sein – er würde ihr gehören und sie könnte sich gelegentlich an ihn lehnen. Aber sie verdrängte diesen Gedanken sofort, so lächerlich war er. Dass aus Verlangen Liebe entstehen konnte, war nur eine Teenagerfantasie.

Emir umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen, und als sie ihm in die Augen blickte, fiel es ihr leicht, ihre Zweifel zu vergessen. Offenbar spürte er es, denn er streifte nun ihre Lippen mit seinen. Und ehe sie sich versah, lag Britt auf der Bank – und er auf ihr.

„Gibt es irgendetwas, das du nicht magst?“, erkundigte er sich lächelnd.

Ihr gefiel alles – viel zu sehr, und das konnte ihr gefährlich werden. Doch für eine Weile wollte sie sich gehen lassen und es nur genießen. Normalerweise war Sex für sie nicht mehr als eine ganz alltägliche Tätigkeit wie Essen oder Schlafen, aber jetzt …

Jetzt bedeutete es ihr viel mehr.

Während Emir eine Hand über ihren Rücken gleiten ließ, musste Britt sich eingestehen, dass ihre Empfindungen zu stark waren und sie sie nicht mehr verdrängen konnte. Sie begehrte diesen Mann so sehr. Sie wollte in jeder Hinsicht eins mit ihm sein. Leider schien Sex für Emir genau das zu bedeuten, was es vorher für sie gewesen war. Sie dachte allerdings nicht mehr darüber nach, sobald er die Lippen aufreizend über ihren Hals gleiten ließ. Er wusste ganz genau, wie er sie erregen konnte. Bisher hatte sie im Bett immer den Ton angegeben und nie die Kontrolle verloren, aber nun gab sie sie ab. Sie gehörte ihm.

„Ich liebe deinen Körper“, sagte er zärtlich, als sie sich unter ihm wand.

„Und ich deinen.“

An seinem durchtrainierten Körper war kein Gramm Fett, und sie konnte das Spiel seiner Muskeln verfolgen. Er war jeder Zoll der Krieger, der Anführer, und dennoch hatte Emir unglaublich geschickte Hände. Sie seufzte wohlig, als er ihre Kopfhaut mit den Fingerspitzen massierte.

„Was willst du, Britt?“, fragte er leise.

Allein der Klang seiner Stimme erregte sie. Nachdem Britt einmal tief durchgeatmet hatte, sagte sie es ihm.

„Dann spreize deine Beine noch weiter“, ermunterte er sie.

Unter seinem Blick fiel es ihr schwer, doch nachdem er sie noch einmal dazu aufgefordert hatte, tat sie es.

„Du kennst wirklich keine Gnade“, stieß sie hervor.

„Stimmt“, bestätigte er.

„Das reicht jetzt.“ Da sie sich verzweifelt nach seiner Nähe sehnte, zog sie ihn an sich. Er sollte sie küssen, und zwar zärtlich. Trotz allem wollte sie sich der Illusion hingeben, dass sie sich in jeder Hinsicht nahe waren.

Noch nie hatte er eine schönere Frau gesehen als Britt in diesem Moment, erregt, wie sie war. Er konnte sein Verlangen kaum zügeln, aber dies war etwas Besonderes, und er wollte es nach allen Regeln der Kunst genießen. Seine Landsleute waren als Genussmenschen bekannt, und das bedeutete, dass sie sich auch den Sinnesfreuden hingaben. Als Britt die Arme nach ihm ausstreckte, umfasste Emir ihre Handgelenke. „Noch nicht“, flüsterte er.

„Willst du mich denn nicht?“

Sie hatte keine Ahnung, wie sehr er sie begehrte.

Unverwandt sah er ihr in die Augen, als sie sich aufsetzte und die Finger durch sein Haar gleiten ließ. Sie war so leicht zu durchschauen. Sie war schon kurz vor dem Höhepunkt. Bisher hatte ihm seine Intuition in allen Situationen geholfen, und nun das. Britt gegenüber zügelte er sein Verlangen, indem er sein Denken auf all die Dinge konzentrierte, die ihn an ihr faszinierten

„Wie hältst du es bloß noch aus?“, beschwerte sie sich.

„Ich weiß, was du brauchst und wie ich es dir geben kann“, erwiderte er.

Ungeduldig wand sie sich hin und her. „Und woher weißt du es?“

Beim Sex war es offensichtlich, und auch sonst konnte er sich gut in sie hineinversetzen. Sie war das älteste Kind und gab immer ihr Bestes. Für ihre Schwestern war sie immer die Vorreiterin gewesen und vermutlich auch am strengsten erzogen worden. Sie war es gewohnt, Verantwortung zu tragen, und in Anbetracht der vielen Verpflichtungen zu Hause und im Beruf hatte sie kaum Zeit gehabt, das Leben zu genießen, geschweige denn im Bett zu experimentieren.

„Und, wie gefallen dir unsere nordischen Traditionen?“, fragte sie, die Lippen an seinen.

Geistesabwesend hauchte er einen Kuss darauf. „Sehr. Ich würde gern noch mehr kennenlernen. Ich würde dich gern besser kennenlernen …“

Überrascht blickte sie ihn an. „Und ich würde gern mehr über dich und dein Land erfahren“, gestand sie.

„Vielleicht wirst du das auch.“

Dann schloss Emir die Augen und atmete tief ihren blumigen Duft ein. In dem Moment wurde ihm klar, dass die Vorstellung, diesen nie wieder wahrzunehmen, unerträglich war. Natürlich war er immer noch vorsichtig. Er wollte ein Geschäft abschließen, und es wäre unklug, Britt Skavanga zu unterschätzen.

Autor

Susan Stephens
<p>Das erste Buch der britischen Schriftstellerin Susan Stephens erschien im Jahr 2002. Insgesamt wurden bisher 30 Bücher veröffentlicht, viele gehören zu einer Serie wie beispielsweise “Latin Lovers” oder “Foreign Affairs”. Als Kind las Susan Stephens gern die Märchen der Gebrüder Grimm. Ihr Studium beendete die Autorin mit einem MA in...
Mehr erfahren