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Der smarte Geheimagent Morgan Fine kennt die Frauen ziemlich gut, und als er jetzt Vanessa Verne gegenübersteht, deutet er ihren Blick genau richtig. Die rassige junge Lady will ihn in ihrem Bett, und zwar möglichst schnell. Doch das kommt für Morgan überhaupt nicht in Frage. Denn er ist von Senator Verne nicht eingestellt worden, um dessen Tochter zu verführen, sondern um die Familie vor Briefbomben zu beschützen. Außerdem hat Morgan keine Lust, sich in die lange Schlange von Vanessas Liebhabern einzureihen. Denn über ihre zahllosen Affären ist in jeder Zeitschrift nachzulesen! Morgan ahnt nicht, dass die hinreißend schöne Vanessa sehr viel besser als ihr ist. Klar, sie will guten Sex - wer will das nicht? Aber in erster Linie sucht sie einen Mann, den sie für den Rest ihres Lebens lieben kann. Und irgendetwas sagt ihr, dass das Morgan ist...


  • Erscheinungstag 28.08.2019
  • ISBN / Artikelnummer 9783733727079
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Alles Liebe zum Valentinstag, Vanessa!

Weißt Du eigentlich, dass Du wie Dynamit bist? Gerade in diesem Moment könnte ich explodieren vor Begierde. Seit ich Dich das erste Mal in der Blues Bar in Georgetown gesehen habe, ist das für mich „unser“ Lokal, und ich hoffe, wir werden uns dort bald wieder treffen. Auf dem Wohltätigkeitsball des Präsidenten letzte Woche hat es mich ständig in den Fingern gejuckt, die vielen perlenbesetzten Haarnadeln aus Deinen hochgesteckten roten Locken zu ziehen.

Und vielleicht hätte ich es auch wirklich getan, wenn Dir nicht ständig dieser Bodyguard auf der Pelle gesessen hätte – dieser Typ vom Geheimdienst, der aussieht wie Antonio Banderas im Schwarzenegger-Format. So konnte ich es mir nur in meiner Fantasie ausmalen. Im Moment denke ich gerade daran, wie wunderschön Dein schlanker Hals an jenem Tag ausgesehen hat, mit den tanzenden Diamantohrringen rechts und links. Ich schließe die Augen und stelle mir vor, wie ich Deinen Hals mit der Zunge liebkose …

Oh, Vanessa, ich brenne darauf, jeden Quadratzentimeter Deines schlanken, geschmeidigen Körpers zu küssen. Stell Dir vor, wie meine Lippen am Saum Deines tiefen Rückendekolletés entlanggleiten, wie meine Hände deine Hüften umfassen, wie ich … Mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen, Vanessa. Dir auch? Du bist noch nicht einmal im selben Raum wie ich, aber Du bringst mich zum Stöhnen, während ich dies schreibe …

Der Brief ging noch weiter. Doch Morgan Fine vom Secret Service wollte sich nicht selbst quälen, indem er noch einmal las, wie der Verfasser seine Angebetete vom goldfarbenen Kleid befreite, unter dem sie keinen Slip trug, so dass er auch dort ihre roten Locken bewundern konnte. Oder wie der Briefschreiber der Versuchung erlag, der er, Morgan, in den letzten zwei Wochen eisern widerstanden hatte: Vanessa Verne die hauchzarten Strümpfe auszuziehen.

Nein, dieser Brief war das Letzte, was er von der kleinen Hexe Vanessa sehen würde. Er hatte soeben die tägliche Post auf Sprengladungen und Fingerabdrücke hin überprüft und würde sie nun abliefern. Damit wäre seine Job hier ein für alle Mal erledigt.

„Vanessa Verne“, murmelte er, während er sich im Bürostuhl zurücklehnte, die Wand mit den Fernsehmonitoren betrachtete und sich dabei wünschte, er würde sich von dieser Frau nicht so ablenken lassen, „Sie sind gefährlich, schöne Lady.“

Per Knopfdruck auf der Fernbedienung ließ er sich die Räume im Erdgeschoss anzeigen: Küche, Wohnzimmer, Esszimmer, Fitnessraum, Swimmingpool, Sauna und schließlich ein Zimmer mit pfirsischgelb gestrichenen Wänden und unzähligen gerahmten Fotos von Senator Vernes verstorbener Frau. Dort saß Vanessa häufig und erledigte Telefonate und Korrespondenz für die Stiftung zur Bekämpfung von Brustkrebs, die den Namen ihrer verstorbenen Mutter trug.

„Zumindest tut sie etwas Sinnvolles“, murmelte Morgan. „Sonst könnte selbst ich diese Frau nicht aus Schwierigkeiten heraushalten.“ Er schmunzelte. „Auch wenn ich Antonio Banderas in Schwarzenegger-Format bin.“

Von dieser Beschreibung musste er seinen drei jüngeren Schwestern erzählen. Sie würde ihnen gefallen. Morgan betrachtete den Bildschirm, der die hochmoderne Küche zeigte, die größer wirkte als sein gesamtes Apartment in Georgetown, was bewies, dass Geheimagenten weniger verdienten als Senatoren. Exsenatoren, korrigierte er sich, denn Ellery Verne hatte bereits vor zehn Jahren die Regierung verlassen – zumindest offiziell.

Als Morgans Blick auf die Treppe fiel, die von der Küche zur Einliegerwohnung des Hausmädchens führte, leckte er sich genüsslich die Lippen. Während seines Aufenthalts in diesem Haus hatte Lucy ebenso schamlos mit ihm geflirtet wie die Tochter des Senators, die er jedoch nicht einmal mit der Kneifzange anfassen würde. Lucy hingegen …

Morgan hatte das Gefühl, er habe sich eine Nacht mit Lucy verdient. Hätte der Senator nicht den besten Mann verlangt, den der Secret Service zu bieten hatte – also ihn –, dann hätte er diese zwei Wochen in der Mitte des Geschehens verbringen und den Bombenleger jagen dürfen, anstatt hier in Vernes Villa die Post zu kontrollieren und ein neues Sicherheitssystem zu installieren. Aber ein Mann musste sein Recht auf Befriedigung seiner Bedürfnisse ja nicht rechtfertigen, und dies war tatsächlich das erste Mal seit seiner Trennung von Cheryl, dass er überhaupt in Stimmung auf Sex war. Sein Blick fiel auf die Worte „Ich brenne darauf, jeden Quadratzentimeter Deines schlanken, geschmeidigen Körpers zu küssen …“

Vanessa Verne konnte einem wirklich das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen, aber Lucy Giangarfalo bedeutete ein geringeres Risiko – und als Geheimagent ging Morgan grundsätzlich auf Nummer sicher. Gerüchten zufolge war Miss Verne nämlich der Inbegriff eines männermordenden Vamps.

„Ich betrachte es als mein Abschiedsgeschenk“, murmelte er und hob den Hörer des Haustelefons ab. Während er darauf wartete, dass Lucy abnahm, dachte er über den Fall des „Valentinsbomers“ nach. Es hatte vor etwa einem Monat begonnen, als drei bekannte Exsenatoren ein Komitee gründeten, um die Regelungen des Mutterschaftsurlaubs zu reformieren. Da ihr erstes Treffen für heute geplant war, am Valentinstag, hatten sie sich selbst als „Valentinskomitee“ bezeichnet und unter diesem Motto auch die Medienkampagne gestartet.

Natürlich hatte jeder eine eigene Meinung darüber, ob der Mutterschaftsurlaub berufstätiger Frauen von drei auf sechs Monate verlängert werden sollte – so auch ein anonymer Extremist, der fand, dass der Mutterschaftsurlaub die Frauen nur darin bestärke, dass sie eine feste Position auf dem Arbeitsmarkt hätten, wo sie jedoch seiner Ansicht nach nicht hingehörten. Also schickte er Briefbomben, um die Exsenatoren von ihrem Vorhaben abzubringen.

Die erste Bombe, als typisches Valentinspäckchen mit rotem Herz auf weißem Spitzendeckchen getarnt, neben einem Postsack auf David Sawyers Veranda in Connecticut explodiert; die zweite, ein weißes Herz auf rotem Filz, wurde von einem Bombenspürhund in Samuel Perkins’ Haus entdeckt. Da es wahrscheinlich war, dass ein dritter Anschlag Ellery Verne gelten würde, war es nun Morgans Job, Vernes Post zu öffnen und nach Fingerabdrücken zu überprüfen.

„Na, komm schon, Lucy“, murmelte er stirnrunzelnd, während es am anderen Ende der Leitung klingelte und klingelte. „Enttäusch mich nicht.“

Er wollte gerade wieder auflegen, als eine verschlafen klingende, leicht heisere Stimme fragte: „Wer ist da?“

„Entschuldigen Sie“, antwortete er leise. „Hatten Sie schon geschlafen?“

„Morgan?“

Der Klang ihrer Stimme erregte ihn sofort. „Ja, ich bin’s. Sie klingen so anders.“

„Anders?“

„Ja“, sagte er, „ziemlich sexy.“

„Klinge ich denn sonst nicht sexy?“

„O doch, natürlich. Deshalb habe ich mir auch gedacht, ich besuche Sie heute Nacht noch und sehe mal nach, ob Sie Gesellschaft haben möchten.“

„Oh … sicher.“

Ihm wurde warm vor Erregung, und er lächelte zufrieden. „Es wäre ungehörig gewesen, Sie früher anzurufen“, erklärte er, „solange ich hier noch gearbeitet habe. Aber morgen früh werde ich ins Hauptquartier zurückversetzt.“ Und danach? Wer wusste das schon? Vielleicht würden er und Lucy sich heute Nacht ja so gut verstehen, dass sie sich auch weiterhin treffen würden. Das wäre schön. Mit seinen vierunddreißig Jahren war er der Älteste von fünf Geschwistern und der Einzige von ihnen, der noch keinen Lebenspartner gefunden hatte.

„Ich kann in fünf Minuten da sein“, fügte er hinzu. „Halten Sie das Bett für mich warm?“

„Wissen Sie denn, wo ich bin? Ich …“

„Ich bin doch vom Secret Service“, erwiderte er. „Ich weiß alles.“

„Na, dann erwarte ich Sie.“

Wenig überrascht über seinen Erfolg legte Morgan auf, denn Lucy hatte ziemlich eindeutig mit ihm geflirtet. Er warf einen Blick in das angrenzende Zimmer, wo seine Reisetasche bereits fertig gepackt neben dem antiken Himmelbett stand. Morgen früh um acht würde er wieder im Hauptquartier sein und von dort aus an der Ergreifung des Briefbombenattentäters weiterarbeiten. Er hoffte sehr, dass dieser Fall eine Beförderung in den Innendienst mit sich brachte, denn er hatte gesehen, wie es den Männern ging, die den Wechsel zu einem Schreibtischposten zu lange hinausschoben. Sie wurden träge und konnten, was das geforderte Tempo anging, nicht mehr mithalten.

Er nahm den Brief an Vanessa und schob ihn in den cognacfarbenen Umschlag zurück. … hat es mich ständig in den Fingern gejuckt, die vielen perlenbesetzten Haarnadeln aus Deinen hochgesteckten roten Locken zu lösen.

Morgan konnte das nachfühlen. Aber im Gegensatz zu dem armen Kerl wusste er, worauf er sich mit Vanessa Verne einließe. Er glaubte fast, ihre Stimme fast hören. „Morgan, könnten Sie eben noch mal nach dem Verschluss meiner Halskette sehen? Könnten Sie mir wohl eben bei diesem winzigen Knopf helfen?“

Sie war ein Meter achtzig groß, mit endlosen Beinen und eher dünn als schlank. Sie war nicht im eigentlichen Sinn schön, hatte einen eher kleinen Busen und erinnerte ihn an die Frauen in den Kostümfilmen, die im England des sechzehnten Jahrhunderts spielten und die seine Mutter und seine Schwestern so sehr liebten.

Ihre rostroten Korkenzieherlocken reichten ihr bis zur Taille, und ihre Haut war sahnig weiß. Jeder fand Vanessa Verne elegant und extravagant. Mit ihrer Vorliebe für edle alte Kleider, die sie ziemlich unkonventionell miteinander kombinierte, stach sie aus Washingtons elitären Kreisen heraus, und Morgan war überrascht zu sehen, dass sie sich zu Hause genauso kleidete wie seine Schwestern: Leggings, weite Pullover und Hüttenschuhe.

„Sie sind groß genug für mich, Morgan“, hatte sie auf dem Wohltätigkeitsball des Präsidenten gesagt, zu dem er sie als Bodyguard begleitet hatte. „Die meisten Männer sind es nicht.“

Ohne nachzudenken, hatte er augenzwinkernd geantwortet: „Ich bin nun mal nicht wie die meisten Männer, Miss Verne.“

Es war das einzige Mal, dass er ansatzweise mit ihr geflirtet hatte. Während sie ihn mit einem strahlenden Lächeln bedachte, das sein Herz ein paar Takte schneller schlagen ließ, verglich er insgeheim ihre Größe. Obwohl sie ihre goldenen Sandaletten mit den hohen Absätzen trug, war er noch größer als sie. Doch neben ihrer glamourösen Erscheinung hob er sich in seinem grauen Anzug kaum von der Tapete ab. Ihr schien es jedoch nichts auszumachen. Wenn die Leute seinen Namen hörten, seine dunklen Augen und das kurze lockige schwarze Haar sahen, stuften sie ihn meistens spontan ganz richtig als Iren ein. Und seine Statur und seine beständige Wachsamkeit verrieten schnell den Agenten. Vanessa schien das alles zu gefallen.

Doch Morgan war stark geblieben. Abgesehen von dem einen Flirtversuch hatte er sich ihr gegenüber kurz angebunden, ja sogar abweisend gezeigt. Er war entschlossen, seinen Auftrag mit gewohnter Professionalität hinter sich zu bringen.

Erleichtert darüber, dass dieser Auftrag in etwa acht Stunden enden würde, ging er durch den langen Korridor zu Vanessas Schlafzimmer. „Schamlosigkeit liegt ihr im Blut“ hatte ein Revolverblatt über sie geschrieben. Erst letzten Monat war sie in kompromittierender Pose mit ihrem Russischlehrer, Ivan Petrovitch, erwischt worden. Daraufhin war Petrovitch ausgewiesen worden und seine Frau hatte ihn wegen der Affäre mit Vanessa verlassen.

Und beim Secret Service sprach man noch immer über Kenneth Hopper. Der Senator hatte ihn engagiert, um Vanessa zu überwachen, als sie nach dem Tod ihrer Mutter vor zwei Jahren häufig das College schwänzte. Doch Kenneth hatte nur knapp verhindern können, dass sie mit einem der Gärtner durchbrannte, und war dann in eine amerikanische Botschaft irgendwo in Europa versetzt worden. Zum Glück gehörte Morgan zu den Menschen, die aus den Fehlern anderer lernten.

Als er bei Vanessas Zimmer ankam, sah er kein Licht durch die Türritzen schimmern. Während er sich bückte und den Liebesbrief unter der Tür durchschob, überlegte er, ob ihr heimlicher Verehrer von ihrem schlechten Ruf wusste. Und warum unterschrieb er nicht mit seinem Namen? Nun, solange der Mann keine Bomben schickte, war das nicht Morgans Problem.

Der Weg zu Lucys Zimmertür war stockdunkel. Morgan wunderte sich, dass sie ihm nicht einmal ein kleines Licht angemacht hatte, aber vielleicht war sie gleich wieder eingeschlafen. Oder sie hatte lieber Sex im Dunkeln. Manche Frauen mochten kein Licht dabei.

Am oberen Absatz der schmalen Dienstbotentreppe hielt er inne und spähte durch die halb geöffnete Tür in die Dunkelheit. „Bist du da?“

Die leicht heisere, sexy Stimme von vorhin antwortete ihm: „Ich weiß nicht. Sehen wir doch mal, ob du mich finden kannst.“

Er schmunzelte und ließ sich vom Knarren des Bettes leiten. Als er am Bett ankam, hatte er sich bereits das Hemd aus der Hose gezogen und die Krawatte gelöst. Sobald er lag, packte sie das Hemd und riss es auf. Lucys Forschheit war ansteckend. Er strich über ihre Füße, dann über die Waden, dann über die Schenkel. Als sie nicht protestierte, wagte er sich weiter vor.

Sie war anders, als er erwartet hatte. Vollkommen anders. Ihre Beine waren länger, ihre Brüste kleiner. Ihre starke Reaktion auf seine Berührungen überraschte ihn hingegen nicht. Fast zwei Wochen lang hatten ihre Blicke das Vergnügen versprochen, das sie ihm jetzt bereiten würde.

Durch ihr kehliges Stöhnen ermutigt, tastete er nach oben, um in ihr glattes, schulterlanges Haar zu fassen, doch es war unter einem Turban versteckt, den sie sich um den Kopf geschlungen hatte. Also streichelte er stattdessen ihren Hals und schob langsam die Decke beiseite. Sein Herz setzte einen Schlag lang aus, als er ein kurzes, hauchdünnes Spitzennachthemd spürte.

Nach ihrer nüchternen Arbeitskleidung war dieses sexy Nachthemd, das mehr enthüllte als verbarg, eine angenehme Überraschung. Es war ebenso glatt wie ihre endlos langen Beine, die er nun streichelte; ebenso weich wie ihr Dekolleté, das er mit der Zunge liebkoste; ebenso verführerisch wie der genießerische Seufzer, den ausstieß, als sie den Reißverschluss seiner Hose aufzog.

„Einen schönen Valentinstag, Morgan“, flüsterte sie keck.

„Oh ja, er wird gerade schön“, gab er zurück. Er ließ seine restlichen Sachen neben das Bett fallen und wünschte, es würde wenigstens ein winziges Licht brennen, damit er Lucy sehen könnte. Doch als sie ebenfalls nackt war, dachte er nicht mehr daran, nach dem Lichtschalter zu tasten. Er zog eine Spur kleiner Küsse von ihrem Bauchnabel zur rechten Brust und umkreiste die harte Knospe mit der Zunge.

„Warum machst du nicht wieder die Augen zu?“

„Ich soll schlafen?“

„Ja“, erwiderte er und liebkoste erneut ihre Brust. „Schließ die Augen“, befahl er erneut, seine Lippen dicht über ihren, während er seine Hand verlangend zwischen ihre Beine schob. „Denn was du jetzt erleben wirst, wird sich anfühlen wie ein Traum.“

Vanessa Verne dachte nicht im Traum daran, zu protestieren. Wie gut, dass Morgan herausgefunden hatte, dass sie heute in Lucys Bett schlief, sonst hätten sie dieses exquisite Vergnügen verpasst, da er ja morgen wieder in sein Hauptquartier zurückmusste. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen tat sie, wie ihr geheißen, und gab sich dann ganz seinen himmlischen Berührungen hin.

Schon als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte, hatte sie Lucy gestanden, dass sie ihn äußerst attraktiv fand. Und genauso wie jetzt hatte sie es sich mit ihm vorgestellt: unkompliziert und sehr befriedigend. Das sanfte Streicheln seiner Fingerspitzen war ungemein elektrisierend und brachte sie zum Erschauern.

Doch dann riss das Klingeln des Telefons sie aus ihrer lüsternen Stimmung. „Entschuldige“, flüsterte sie und griff nach dem Hörer. Mit verstellter Stimme meldete sie sich. „Ja, bitte?“

Es war ihr Vater. „Sind Sie schon im Bett, Lucy? Ich wollte eigentlich noch den Speiseplan für morgen besprechen, weil Mrs. Bell sich krankgemeldet hat.“ Mrs. Bell war die Köchin. Vanessa hörte nur mit halbem Ohr hin, als ihr Vater sich für den späten Anruf entschuldigte, der, wie sie wusste, nur zu Kontrolle diente, ob Lucy wirklich im Bett lag – was sie tat, nur eben nicht in ihrem eigenen.

Lucy war in das Apartment über der Garage geschlichen, um sich mit ihrem Verlobten zu treffen, und das war auch der Grund, weshalb Vanessa hier schlief: um Lucy zu decken. Zum Glück dauerte der Anruf nicht lange, und sobald sie den Hörer zurücklegte, spürte sie erneut die erotisierenden Bewegungen von Morgans Fingerspitzen auf ihren Schenkeln.

„Alles in Ordnung?“, flüsterte er.

„Jetzt ja.“ Sie lächelte. „Sagtest du nicht, es würde jetzt traumhaft werden?“

Und Morgan zeigte ihr tatsächlich Spielarten der Liebe, die sie sich bisher nur in ihren Träumen vorgestellt hatte.

Als Morgan am nächsten Tag aufwachte, stieß er einen Seufzer tiefer Zufriedenheit aus. Unten in der Küche wurde zwar mit Töpfen und Pfannen geklappert, was bedeutete, dass er sich jetzt besser auf den Weg machte, aber er wollte die Augen noch nicht öffnen. Er hatte tief und fest geschlafen wie ein Baby. Aber das war kein Wunder. Er konnte selbst kaum glauben, wie oft und auf wie viele verschiedene Arten er Lucy geliebt hatte.

Lächelnd lauschte er ihren geschäftigen Bewegungen im Zimmer. Wie hatte sie aufstehen können, ohne ihn zu wecken? Normalerweise wurde er beim leisesten Geräusch wach. Beim Geheimdienst lernte man, quasi mit offenen Augen zu schlafen. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er meinen, seine neue Geliebte sei von draußen hereingekommen.

„Lucy“, murmelte er, während er die Augen öffnete. „Bist du es?“

„Dies ist mein Zimmer. Haben Sie jemand anderen erwartet?“

„Oh nein, nur dich.“

„Ach, tatsächlich?“ Lucy Giangarfalo stand etwas verwirrt neben der Tür und sah ihn an, als sei er der tolldreisteste Mann auf diesem Planeten, was er letzte Nacht vermutlich zur Genüge bewiesen hatte, auch zu sein.

Sein Lächeln wurde breiter. Er betrachtete die Frau, mit der er eine so fantastische Nacht verbracht hatte, und ihm wurde warm ums Herz. Sie trug bereits ihre Uniform und musterte ihn mit großen Augen, als könne sie kaum glauben, ihn nackt in ihrem Bett zu sehen. Er konnte es ja selbst kaum glauben, aber hier lag er.

Da er Lucy nur flüchtig gekannt hatte, war er der Ansicht gewesen, Sex mit ihr würde ganz nett sein, aber nicht unbeschreiblich toll. Deshalb hatte diese Nacht ihn aufs Äußerste überrascht. Jetzt, beim tiefen Einatmen, nahm er erneut ihren Duft wahr, der aus den Kissen kam.

„Du bist ja schon angezogen.“ In seiner Stimme schwang Enttäuschung mit.

„Was haben Sie erwartet? Dass ich nackt neben Ihnen liege?“

„Ein Mann darf doch hoffen, oder?“

Er bemerkte, dass ihre Wangen gerötet waren, als sei sie draußen gewesen, und dass sie irgendwie schuldbewusst aussah. Da machte er ihr keinen Vorwurf. Wenn der Senator sie erwischte, könnten sie beide ihren Job verlieren.

Dennoch konnte er sich nicht aufraffen zu gehen, noch nicht. Nicht einmal mit Cheryl hatte er solch ein Ausmaß an Lust erlebt – und sie hätte er beinahe geheiratet. Vor letzter Nacht hatte er Lucy für hübsch und anziehend gehalten, sonst hätte er bestimmt nicht mit ihr ins Bett gehen wollen, aber jetzt, da er wusste, wie sexy und leidenschaftlich sie war, konnte er kaum den Blick von ihr lösen.

In der Nacht hatte sie ihm gesagt, dass sie ihr Haar deshalb bedeckt habe, weil sie eine Haarkur aufgetragen habe. „Dein Haar ist toll geworden“, sagte er nun und betrachtete das glatte, schulterlange Haar.

Sie runzelte die Stirn, als habe sie keine Ahnung, was er meine. „Äh … danke, Morgan.“

Es gefiel ihm, dass sie sich auf das Kompliment nichts einbildete. Lucy war so praktisch veranlagt, so vernünftig. Und sie war doch ziemlich klein. Nackt neben ihm hatte es den Anschein erweckt, als sei sie beinahe ebenso groß wie er, aber in Wirklichkeit war sie viel kleiner, vielleicht einsfünfundsechzig.

Erneut dachte er daran, was sie alles miteinander angestellt hatten, und war sofort wieder erregt. Die Bettdecke rutschte ihm halb von den Hüften, aber das machte nichts, weil Lucy ja bereits mit seinem Körper bestens vertraut war.

Unbewusst strich Morgan durch seine schwarzen Brusthaare und betrachtete Lucy mit hungrigem Blick. „Das Kleid steht dir wirklich gut.“

Lucy sah ihn verstört an. „Das ist meine Uniform, Morgan. Was tun Sie hier eigentlich?“

Sie musste schon früh in die Küche hinuntergegangen sein und erwartet haben, dass er in der Zwischenzeit aufstand und ging. Er ignorierte ihre Frage. „Nach letzter Nacht würde ich dich auch in einem Kartoffelsack attraktiv finden.“

„Nach letzter Nacht?“

Er musste lachen, weil sie ihn so aufzog und die Unwissende spielte. Doch sie hatte ja schon letzte Nacht einen unglaublichen Sinn für Humor gezeigt. Sein Blick glitt zu ihrem hübschen Mund, der jetzt nicht halb so sündig wirkte wie letzte Nacht, als er sein bestes Stück liebkost hatte.

„Normalerweise stehe ich um fünf auf“, sagte er, „aber heute Morgen kann ich mich kaum rühren.“ Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Ich wünschte, wir könnten im Bett frühstücken. Mit Omelette, frischen Brötchen, Champagner …“

„Und einer Rose in der Vase?“, erkundigte Lucy sich trocken.

Während sie den Blick durchs Zimmer schweifen ließ, wurden ihre Augen immer größer. Aufgerissene Kondomhüllen lagen auf dem Boden, zerknüllte Kleidungsstücke, sein Handy, und der Papierkorb war umgeworfen.

Morgan lachte auf. „Ja, es war eine heiße Nacht.“

„Sieht ganz so aus“, murmelte Lucy.

Morgan betrachtete das zerwühlte Bett um sich herum, und nun bei Licht erkannte er das Muster: pinkfarbene Wale auf blauen Meereswogen. Er unterdrückte ein Lachen. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er glatt meinen, dass jemand sich unter dem Bettenberg versteckte.

„Ja, es war eine heiße Nacht“, wiederholte er, und bei der Erinnerung an ihre facettenreichen Liebesspiele – von wild und leidenschaftlich bis langsam und zärtlich – schlug sein Herz schneller. Hinzu kam, dass Lucy mit ihrer bodenständigen, praktischen Art auch seiner Familie gefallen würde. Snobs waren den Fines verhasst.

„Wie spät ist es, Lucy?“

„Sechs Uhr.“

Kein Wunder, dass sie so entnervt wirkte. Es blieb ihnen nicht einmal Zeit für einen Quickie. Dennoch sagte er sehnsüchtig: „Ich weiß, es ist riskant, aber vielleicht könnten wir noch ein paar Minuten …“

Lucy betrachtete ihn nachdenklich und verschränkte die Arme vor der Brust. Morgan war sich sofort sicher, dass sie einen Wonderbra trug, da ihre Brüste letzte Nacht nicht annähernd so üppig gewesen waren. Er hatte seine Schwestern Meggie und Fiona über die Vorzüge dieses BHs reden hören.

„Morgan“, sagte sie schließlich seufzend. „Könnten Sie mir bitte erklären, was Sie in meinem Bett zu suchen haben?“

„Du hast ja so recht“, murmelte er schuldbewusst. Indem er hier herumlag, forderte er das Schicksal nur heraus. Die Vernes standen normalerweise nicht so früh auf. Vanessa schlief meistens bis in seine Mittagspause hinein. Aber was, wenn sie heute eine Ausnahme machten? Er nickte. „Ich will natürlich auf keinen Fall, dass wir beide rausfliegen.“

„Dann sollten Sie besser gehen.“

„Gute Idee.“ Er tastete auf dem Boden nach seinem Slip, und während er sich aus dem Bett lehnte, rutschte ihm die Bettdecke ganz von den Hüften. Als er aufblickte, sah er, dass Lucy mit weit aufgerissenen Augen auf sein bestes Stück blickte.

Er lächelte. „Dürfen wir beide uns bei Tageslicht vorstellen?“

Sie starrte ihm in die Augen und flüsterte entsetzt: „Haben Sie den Verstand verloren, Morgan?“

„Nein“, versicherte er schnell. „Ich gehe. Ich verspreche es. So gern ich auch bleiben möchte, aber wir sollten die Sache lieber heute Abend fortsetzen.“

„Fortsetzen?“, wiederholte Lucy tonlos.

„Ich weiß ja nicht, wie du es siehst …“, er selber verstand ihre Distanziertheit nach letzter Nacht nicht so ganz, „aber es war der beste Sex, den ich je hatte.“

Lucy schnappte nach Luft. „Der beste … was?“

Morgan verfluchte seine männliche Unsensibilität. „Ich weiß“, erwiderte er eilig, „ich hätte nicht ‚Sex‘ sagen sollen. Es war mehr als Sex. Viel mehr.“ Normalerweise sprach er so früh in einer Beziehung noch nicht über Gefühle, aber letzte Nacht war für ihn etwas so Besonderes gewesen, dass er seinem Impuls nachgab und sagte: „Du bist wirklich fantastisch.“

„Fantastisch? Ich?“

Ihre Unsicherheit war herzzerreißend. „Ist dir das denn gar nicht bewusst, Lucy?“

„Na ja, vielleicht schon, Morgan, aber …“

„Fantastisch“, wiederholte er. Sie musste doch gemerkt haben, wie toll sie miteinander harmonierten.

Während er nach den richtigen Worten suchte, fuhr er sich durch die hoffnungslos zerzausten Locken und dachte daran, wie sie mit ihren schlanken Fingern hineingegriffen und bei jedem ihrer Höhepunkte seinen Namen gerufen hatte.

„Ich habe so etwas noch nie erlebt“, gestand er schließlich. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll …“

„Vielleicht ist es besser, nichts mehr zu sagen, denn …“

Autor

Jule Mc Bride
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