Gefährliches Spiel mit Dr. Price

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Partygirl Daniella Danatello will eins ganz bestimmt nicht: Noch einmal mit einem Skandal in die Schlagzeilen kommen! Also Finger weg von den Jungs aus Daddys Rugbyteam. Aber Mannschaftsarzt Zac Price gehört ja nicht dazu, oder? Denn mit ihm würde Dani am liebsten spielen …


  • Erscheinungstag 12.02.2020
  • ISBN / Artikelnummer 9783733729813
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Daddy, du schuldest mir etwas. Und zwar einiges.

Daniella Danatello blieb vor dem Vorraum des Ballsaals stehen und achtete darauf, sich nicht die frisch lackierten Fingernägel am Messinggriff zu ruinieren. Nervös drückte sie den Rücken durch. Du schaffst das schon.

Diese war nur eine der hundert Hürden, die sie in den nächsten Wochen überwinden musste, im vollen Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit, das sie so sehr hasste. Die Öffentlichkeit, nach deren Aufmerksamkeit der Rest ihrer Familie süchtig war wie ein Junkie auf Entzug.

Sie überzeugte sich noch einmal, dass ihre Frisur perfekt saß, strich sich das bodenlange Kleid aus silbergrauer Seide glatt und ging auf ihren mörderisch hohen glitzernden High Heels los. Fest entschlossen, auch dies durchzustehen. Sie hatte schon Schlimmeres überlebt.

Dani setzte ihr schönstes Lächeln auf, drehte den Türknauf und wappnete sich für ein grelles Blitzlichtgewitter.

Sie wurde nicht enttäuscht.

„Dani? Dani Danatello?“

„Hey, Miss Danatello, hier drüben!“

New Zealand News. Eine Frage bitte …“

Die Meute der Fotografen und Journalisten schob sich geschlossen auf sie zu, Kameraverschlüsse klickten.

„Dani, glauben Sie, dass die Jets gewinnen werden?“

„Dani, haben Sie einen Tipp für die endgültige Team-Auswahl?“

Sie atmete tief durch, dann langsam wieder aus und bemühte sich, ruhig zu sprechen. „Tut mir leid, ich kenne keine Einzelheiten. Da müssen Sie meinen Vater fragen. Oder Desiree.“ Ihre ältere Schwester Desiree war mit dem rechten Flügelstürmer verheiratet. „Oder Deanna, vielleicht redet sie ja mit Ihnen, wenn Sie ihr mindestens eine Doppelseite versprechen.“

Deanna, die jüngste der Danatello-Schwestern, hatte sich kürzlich mit einem der Zweite-Reihe-Stürmer der Auckland Jets verlobt und sich eine exklusive Reportage über seinen Heiratsantrag in intimer Umgebung gut bezahlen lassen. Kyle und Deanna in einem privaten Hot Tub mit Blick aufs Meer, in Nahaufnahme, nur umgeben von reiner Natur und Vogelgesang – und von einem Kamerateam, einer Stylistin und einer Visagistin. So romantisch.

Überraschenderweise hatte Daddy dabei gefehlt, aber er hatte die ganze Show initiiert. Genau wie heute die Meute Paparazzi auf dem exklusiven Spendenball, bei dem nur geladene Gäste Zutritt hatten. Für Davide Danatello, den erfolgsverwöhnten Unternehmer und Präsidenten von Neuseelands bestem Rugby-Team, gab es keinen Unterschied zwischen Geschäft und Familie. Wenn das eine dem anderen nutzen konnte, nur zu! Er scheute auch nicht davor zurück, seine Töchter als Köder auszulegen, um die weltbesten Spitzenspieler in sein Team zu locken. Und trotz aller Widerstände hatte er es jetzt geschafft, auch Dani einzubinden.

„Kommen Sie, Dani, Sie wissen doch mehr als wir, oder?“

Sie setzte ihr Plastiklächeln auf. „Nein, mein Interesse an den Jets ist rein professionell.“

Women’s News. Heißt das, Sie sind nur an ihren Körpern interessiert?“

„Natürlich interessiere ich mich sehr für ihre Körper.“ Ihre Wangen röteten sich. „Wie ich schon sagte, rein professionell.“

„Und Sie haben dabei nicht einen bestimmten Spieler im Auge? Nicht interessiert, Spielerfrau zu werden wie Ihre Schwestern?“

„Nein.“ Das würde ihr nie wieder passieren!

Wieso nur musste es immer privat werden? Sie blickte in Richtung Ballsaal. Auf der anderen Seite der Glastür wirkten die Menschen entspannt, plauderten und lachten, untermalt von den klassischen Klängen eines Streichquartetts. Zehn Schritte über den roten Teppich. Das ist alles. Zehn Schritte vom Chaos in eine Oase der Ruhe.

Als sie den ersten Schritt tat, klickten die Kameras schneller.

Neun Schritte. Denk an deine Haltung. Bleib gelassen. Lächle höflich.

Die Ratschläge ihrer verstorbenen Mutter schossen ihr durch den Kopf. Von klein auf an, das erste Mal im Taufkleid, von den Medien belagert, hätte sie längst gelernt haben müssen, mit diesen Belästigungen zu leben. Aber schon immer hatte sie die neugierigen Blicke, die Blitzlichter, die drängenden Stimmen verabscheut. Mit drei Jahren versteckte sie sich den Fotos nach hinter dem Rock ihrer Mutter, mit sieben streckte sie den Leuten die Zunge heraus. Manchmal wünschte sie sich, wieder sieben zu sein.

Aber es war schon fast geschafft. Die Medienleute machten auch nur ihren Job. Dani atmete wieder tief durch, lächelte.

„Noch eine Frage, Dani!“

„Ja?“

Der Reporter stieß ihr fast das Mikrofon in die Vorderzähne, als er vorwärtsdrängte. „Erzählen Sie uns von Ihrer Therapie, Dani! Haben Sie Ihre Erschöpfung …“ Er betonte das Wort bedeutungsvoll. „… ein für alle Mal überwunden?“

„Bitte?“ Sie drehte sich um, starrte in die Masse aus schwarzen Objektiven, und ihr Lächeln verblasste. Herzlichen Dank für die Frage! Damit sich auch jeder wieder an die beschämenden Details erinnerte, die zu ihrem Aufenthalt im Inner Sanctum geführt hatten.

Schweigen breitete sich aus. Alle starrten sie an.

„Also, Dani – irgendein Kommentar?“

Sicher. Leider hätte sie sich damit eine Beleidigungsklage eingehandelt – vor Millionen von Fernsehzuschauern.

Obwohl sie beschlossen hatte, dieses dunkle Kapitel ihres Lebens mit Humor und freundlicher Geduld zu behandeln, bedachte sie den lästigen Frager mit einem verächtlichen Blick. „Ich fühle mich großartig.“ Gedankenverloren wickelte sie sich eine Haarlocke um den Finger. „Danke der Nachfrage, aber das ist lange her.“ Fast fünf Jahre.

Dani merkte, dass sie die Schultern hängen ließ, riss sich zusammen und wandte sich Richtung Tür. Acht Schritte.

„Schön für Sie, dass die Polizei damals die Anschuldigungen fallen gelassen hat. Sehr prakt…“

„Vielen Dank, Ihnen allen. Für heute Abend waren das genug Fragen.“ Eine tiefe, befehlsgewohnte Stimme erklang, dann wurde Dani am Arm ergriffen und von den Reportern weggezogen. Wieder klickten die Verschlüsse, blitzten noch mehr Lichter auf.

Kein Wunder. Dani sah den Mann an, der neben ihr aufgetaucht war. Selbst in ihren Stilettos reichte sie ihm nur knapp bis zur Schulter. Sie legte den Kopf zurück und blickte in dunkelbraune Augen und ein aufrichtiges Lächeln. Breite Schultern versprachen Schutz, und einen Moment lang war sie versucht, der Verlockung nachzugeben und sich anzulehnen. Um sie herum explodierten Blitzlichter wie Neujahrsraketen. Und in ihrem Bauch brannte ein ähnliches Feuerwerk ab. Prickelnd und verwirrend …

„Kommen Sie, haken Sie sich bei mir unter, dann ist gleich alles vorbei“, sagte er ruhig.

„Mir geht es gut, danke“, wehrte sie mit einem aufgesetzten Lächeln ab. Sie wollte sich nicht von einem sexy Rugbyspieler den Kopf verdrehen lassen. Zweifellos hatte ihr Daddy auch dies eingefädelt.

Dani war fest entschlossen, nicht nur diese Situation, sondern auch alles andere allein durchzustehen. Nach dem Fiasko ihrer gescheiterten Verlobung verließ sie sich auf niemanden mehr.

Aber ihre Füße wollten ihr nicht gehorchen. Na toll! Widerspenstige Füße und ein edler Retter. Sie wollte nicht gerettet werden. Auch nicht von einem Adonis im Smoking, wie toll und stark er auch aussehen mochte.

„Dani, ist das Ihr neuer Freund?“

„Nein!“ Schon sah sie die fetten Überschriften vor sich. Dani Danatellos Superdate. Sie versuchte seinen Arm abzuschütteln, jedoch vergeblich, der Mann hielt sie fest. Und dann wurde ihr klar, dass er kein Rugbyspieler sein konnte. Nicht weil er die Statur nicht gehabt hätte, denn die hatte er. Aber seine Ohren waren unversehrt, die gerade Nase hatte noch nie Schaden genommen, und auch sonst waren nirgends irgendwelche Narben zu sehen. Auf dem Flug hierher hatte sie sich die Spielerporträts angesehen, und er war nicht dabei gewesen. An diese Augen hätte sie sich erinnert.

„Wir sollten uns nicht vor den Kindern streiten“, flüsterte er ihr zu. Sein warmer Atem streifte ihre Wange, und Dani rieselte es heiß über den Rücken. Sie wich zurück, aber er beugte sich vor, seine Lippen berührten fast ihr Ohr. „Wenn man vor einer solchen Meute steht, hilft nur eins – man stellt sie sich alle nackt vor.“

„Meinen Sie das ernst?“ Beinahe hätte sie losgelacht, als sie einen Blick auf den zerknautschen Reporter der News warf. Dagegen sah ihr Großvater jünger aus. Dani drehte sich zu ihrem Retter um. Stell ihn dir nackt vor.

Was? Nein!

Doch der Gedanke ließ ihr keine Ruhe. Wie mag er unter dem teuren Smoking aussehen?

Dani hatte plötzlich einen trockenen Mund. Ihr stieg das Blut in die Wangen, und sie verscheuchte die sinnlichen Fantasien. Als sie einen Schritt zurücktrat, sah sie den Mann lächeln. Edler Ritter hin oder her, er schien die Aufmerksamkeit zu genießen, schüttelte einigen Fernsehleuten die Hand und winkte ein paar Fotografen zu. Noch einer, der sich unbedingt produzieren muss, dachte sie verärgert. Als hätte sie nicht schon genug erlebt mit Leuten, die sie benutzten, um an ihren Vater heranzukommen oder ein Mal für eine Viertelstunde im Rampenlicht zu stehen. Oder beides.

Er legte ihr die Hand auf die Taille und zwinkerte Dani verschwörerisch zu. Das genügte, dass ihr Ärger sich in nichts auflöste. Schlimmer noch, sie verspürte im ganzen Körper ein erregendes Kribbeln, von dem sie ganz weiche Knie bekam.

„Also, das mit dem Nacktsein scheint zu helfen – Sie sind schon nicht mehr so angespannt. Lächeln Sie, Dani, schenken Sie ihnen ein echtes Lächeln, es wird Sie nicht umbringen. Und hören Sie auf, an Ihrem Haar herumzukauen – sonst haben Sie irgendwann einen Fellklumpen im Magen.“

„Also …?“ Okay, er kannte ihren Namen, aber er hätte schon stocktaub sein müssen, um ihn nicht mitzubekommen. Aber woher wusste er, dass sie an ihrem Haar kaute? Die Spitzen hatten kaum ihren Mund erreicht, und sie hatte schon vor Jahren mit dieser Unart aufgehört. „Ich kaue doch gar nicht.“

„Oh, doch, das tun Sie. Also hören Sie auf damit. Nehmen Sie die Hand herunter, lächeln Sie.“

Mit einer knappen Geste teilte er die Flut der Journalisten wie Moses das Rote Meer, und sie ließen die Horde hinter sich. „Lassen Sie sich nicht von ihnen einschüchtern.“

„Es ist alles okay. Die vielen Blitzlichter haben mich nur geblendet.“

„Dann sehen Sie nicht hin.“

Bevor sie reagieren konnte, hatte er ihren Arm in seine Ellenbeuge gelegt und Dani vom Blitzlichtgewitter fortgezogen. Gleich darauf befanden sie sich hinter der Glastür, wo himmlische Ruhe herrschte. Edle Kristalllüster verströmten sanftes Licht, Stimmengemurmel und leises Lachen verrieten, dass die Anwesenden sich gepflegt unterhielten. Geschmackvoll eingedeckte Tische mit betörendem Blumenschmuck lockten, daran Platz zu nehmen. Neuseelands Crème de la crème war eingeladen, um Neuseelands beste Mannschaft für den glänzenden Start in die Rugby-Saison zu feiern. Und sie selbst würde heute die wichtigste Rolle ihres Lebens spielen und damit hoffentlich endlich einen Platz im Herzen ihres Vaters erringen.

Sie entzog sich dem Arm ihres breitschultrigen Begleiters. „Danke, ich finde meinen Tisch allein.“

„Darf ich Sie nicht wenigstens hinbringen?“

„Müssen Sie nicht woanders sein?“ Zum Beispiel auf einem anderen Kontinent.

„Doch … auf einer schrecklichen Spendenveranstaltung, bei der ich höchstwahrscheinlich den neuen Physiotherapeuten des Teams kennenlerne und mir stundenlang etwas über Muskeln, Gelenke und Bänder anhören muss. Zum Einschlafen langweilig.“ Er beugte sich vor und strich ihr eine vorwitzige Locke über die Schulter zurück. Dabei sah er ihr unentwegt in die Augen. „Sie allerdings würden mich hellwach halten.“

Sie ignorierte das plötzliche Herzklopfen, das seine Berührung und seine sanften Worte auslösten. Er war und blieb ein Mann. Und um Männer machte sie einen großen Bogen. Länger­fristig!

Dani vermutete, dass er etwas mit dem Management zu tun hatte, also mit ihrem Vater. Sie atmete durch und trat zwei Schritte zurück, außer Reichweite dieses faszinierenden männlichen Prachtexemplars. Was für eine Ironie des Schicksals, dass der erste Mann, auf den sie nach Paul reagierte, ausgerechnet ein Lakai ihres Vaters war. Also, Abstand. Riesenabstand.

Trotzdem konnte sie ein Lächeln nicht unterdrücken. „Sie wissen also, wer ich bin.“

„Klar. Sie sind Dani Danatello. Eine von Davides Töchtern.“

„Aha. Und welche?“

„Das weiß ich nicht. Die erste, dritte, sechste? Wie viele hat er denn?“

„Drei, soweit wir wissen.“

„Ihre Familie ist so oft auf den Titelseiten, dass ich den Überblick verloren habe. Allerdings waren Sie eine Weile nicht dabei … Ich hätte mich an Sie erinnert.“ Neugier blitzte in seinen Augen auf. „Von den Pressefritzen draußen habe ich mitbekommen, dass Sie diejenige sind, die in Therapie war. Diejenige, die … Sie haben sich verändert. Die Haare sind kürzer.“ Ein Lächeln spielte um seine sinnlichen Lippen.

Dani ersehnte sich einen einzigen Tag, an dem sie nicht an ihre kindische Dummheit erinnert wurde, einen Tag, an dem sie nicht in der Öffentlichkeit eine anzügliche Bemerkung zu hören bekam. Sie richtete sich zu voller Größe auf. „Okay, heraus damit!“

„Bitte?“

„Mit dieser fürchterlichen Schlagzeile. Das wollen Sie doch, oder?“

„Dani im Vollrausch hoch zu Ross – kann man tiefer sinken?“

Sie zuckte zusammen, als er die Überschrift zitierte. Es traf sie immer noch.

Er lächelte, aber nicht mit dieser kaum verhohlenen Lüsternheit wie andere Männer. Es lag sogar Wärme in seinem Blick. „Verzeihen Sie, aber Sie haben damals bestimmt einen netten Anblick geboten – nackt in einem öffentlichen Brunnen. Es war Ihr Geburtstag, oder? Der einundzwanzigste?“

„Dreiundzwanzigste. Ich war sehr betrunken. Und sehr dumm.“ Die Presse hatte sie nackt im Großformat abgedruckt, um die ausschweifenden Partys junger Reichen-Kids und das Komasaufen anzuprangern. Und ganz besonders, um ihren Vater zu demütigen.

Es hatte sie einiges gekostet, sich mit ihm zu versöhnen. Aber unverkrampft war ihr Verhältnis immer noch nicht. Doch nach Abschluss der Spielsaison würde es anders aussehen, das hatte sie sich vorgenommen. „Warum erinnern sich alle immer nur daran?“

„Weil es ein starkes Bild war. Dani Danatello, rittlings auf einer Pferdestatue aus Marmor … von oben bis unten nass und splitterfasernackt … unglaublich.“

„Ja, ja, ich weiß. Lady Godiva …“

„Die Lady, die nackt durch die Straßen ritt, um gegen irgendwelche Steuern zu protestieren? Vor einigen hundert Jahren?“

Sein Blick wanderte tiefer zu ihrem Ausschnitt, diesmal mit Seide und Chiffon bedeckt und nicht von zwei dicken blonden Zöpfen. Dann sah er ihr wieder ins Gesicht. „Dani, wir alle haben schon einmal etwas getan, das wir hinterher bedauerten. Wichtig ist, dass man daraus lernt und wieder aufsteht. Irgendwann ist das alles vergessen.“

Sie hatte den Eindruck, dass er aus Erfahrung sprach.

„Fast fünf Jahre scheinen nicht genug zu sein.“ Dani nahm ein Glas Wasser vom Tablett eines vorbeieilenden Kellners und trank es in einem Zug leer. „Ich habe hart gearbeitet, um da zu stehen, wo ich heute bin. Und das ist meilenweit weg von dem verwöhnten Ding, das ich damals war. Sie sagen, dass die Leute schnell vergessen, aber haben Sie jemals erlebt, wie die Medien jedes Ihrer Worte auf die Goldwaage legen, Ihnen Schritt auf Tritt folgen, Sie hämisch in den Schmutz ziehen, wenn Ihnen ein Patzer unterlaufen ist?“

„Ich weiß, wie es ist, in den Augen anderer versagt zu haben.“ Wieder hatte sie den Eindruck, dass er zumindest einiges von dem verstand, was sie durchgemacht hatte. „Aber man hat Sie jahrelang nicht gesehen.“

„Richtig. Wo und wie ich jetzt lebe, hat mit dem hier nichts zu tun …“ Sie strich eine Falte an ihrem Designer-Seidenkleid glatt. Zum Glück hatte ihre Schwester es ihr geliehen, denn von ihrem Gehalt hätte sie sich so etwas nicht leisten können. Was sie nicht weiter störte. Geld war nicht wichtig. „Einer Welt, in der Schein mehr zählt als Sein.“

„Sie mögen nichts von dieser Glitzerwelt halten, aber viele würden ihren rechten Arm geben, um einen solchen Abend mit Spitzensportlern, Filmstars und der High Society von Neuseeland zu verbringen. Und außerdem, sind Geld, Macht und Einfluss nicht entscheidend? So funktioniert es nun mal.“

Davon hatte sie genug. Zählten Liebe, Familie, Aufrichtigkeit nicht viel mehr? „Das ist nicht meine Welt.“

„Welche dann?“

Als sie nicht antwortete, fragte er: „Warum sind Sie trotzdem zurückgekommen?“

„Das ist kompliziert.“ Von der anderen Seite des Saals winkte ihr Vater sie zu sich. Dani stellte ihr Glas ab. „Ich muss zu meinem Vater.“

„Warten Sie, Dani. Ich möchte Sie zum Essen einladen, in ein paar Wochen, wenn der Zirkus hier vorbei ist.“ Er nahm eine Visitenkarte aus seiner Brieftasche und reichte sie ihr. Überraschend griff er nach einer Haarlocke und wickelte sie sich langsam um den Finger. Dani wäre jede Wette eingegangen, dass er das auch schon oft bei anderen Frauen getan hatte. Der Mann strahlte unwiderstehlichen Charme und gefährlichen Sex-Appeal aus. Unter seinem intensiven Blick wurde ihr heiß, und seine tiefe, warme Stimme glitt über ihre Haut wie eine sinnliche Liebkosung.

„Während des gesamten Turniers gibt es eine Vereinbarung“, sagte er. „Kein Sex – und das gilt nicht nur für das Team, sondern auch für das Management. Schwierig, ich weiß, aber dieser Job ist mir wichtig, und ich möchte nicht in Versuchung geraten … bis wir gewonnen haben.“

„Moment mal. Habe ich Sie richtig verstanden?“ Sie hob die Hand und fragte mit scharfer Stimme: „Sie wollen mit mir ins Bett?“

Im selben Moment unterbrachen die Musiker ihr Spiel.

Ach, du lieber Himmel! Schweigen breitete sich im Raum aus. Ihr Herz hämmerte, als wollte es das enge Mieder sprengen. Zum zweiten Mal innerhalb von zwanzig Minuten waren alle Blicke auf sie gerichtet.

Sie schaffte es, den Bürgermeister und seine Gattin anzulächeln. Winkte ihrem Vater zu, dessen Gesicht die Farbe einer Tomate angenommen hatte.

Der hochgewachsene Mann neben ihr hob sein Glas amüsiert in Richtung einiger Spieler, denen buchstäblich die Kinnlade heruntergefallen war, und deutete mit dem Kopf leicht in Richtung Dani. Ihre Wangen glühten. Verdammter Kerl! Er genoss die Situation auch noch.

„Nicht sofort, verständlicherweise“, meinte er. „Ich dachte, wir tasten uns langsam an die Sache heran. Vielleicht nach den Horsd’œuvres …“

„Was fällt Ihnen ein, Mr …“ Aufgebracht drehte sie die Visitenkarte um. Dr. Zachary Price, Mannschaftsarzt der Auckland Jets. „Oh.“

Ihr sank das Herz. Er war der Mannschaftsarzt? Mit dem sie die nächsten Wochen verbringen würde, in geschlossenem Quartier?

Und er wollte mit ihr schlafen? Dani wurde ganz schwach, wenn sie nur daran dachte. Sie hatte das beunruhigende Gefühl, dass ihre verräterischen Hormone nichts dagegen hätten. Höchste Zeit zu handeln.

Sich selbst und jedem anderen im Saal sagte sie mit erhobener Stimme: „Tut mir leid, Dr. Price, ich muss Sie enttäuschen. Mit Ihnen würde ich nicht schlafen, selbst wenn Sie der letzte Mann auf der Welt wären!“

2. KAPITEL

„Die Dame sagt Nein.“ Fürs Erste jedenfalls. Achselzuckend blickte Zac der reizenden Dani in ihrem hautengen silbergrauen Kleid nach. Aufrecht, mit durchgedrücktem Rücken stolzierte sie zu ihrem Vater. Die glitzernden Absätze ihrer Stilettos knallten auf den Parkettboden.

Ihre Empörung belustigte ihn, und doch musste er sich eingestehen, dass Miss Danatello ihn faszinierte. Statt ihn mit ihrer heftigen Abwehr abzuschrecken, wie sie wohl gehofft hatte, war sein Interesse an ihr erst recht erwacht. In dieser Frau steckte eine Leidenschaft, die ihn neugierig machte.

Andererseits sollte er froh sein, dass sie ihm die kalte Schulter zeigte. Es war eine dumme Idee gewesen, sie zum Essen einzuladen. Für gewöhnlich bevorzugte er Frauen, die genau wie er großen Wert auf Unabhängigkeit legten. Man kam zusammen und trennte sich wieder. Und damit das klar war, legte er von vornherein die Regeln fest.

Erstens: keine Verpflichtungen.

Zweitens: keine Bindungen.

Drittens: sich nie den Eltern vorstellen lassen.

Zac scheute Nähe wie der Teufel das Weihwasser. Er hatte seine Erfahrungen gemacht, bittere Erfahrungen, die ihm für allezeit eine Lehre waren. Gib nicht mehr von dir, als nötig ist. Versprich nichts, was du nicht halten kannst. Und vor allem anderen: Lass dich nie mit einer Frau ein, die dich für immer will. Für immer, das bedeutete, dass sie sich auf ihn verlassen konnte. Genau das war unmöglich. Zac hatte eine traurige, leider lange Liste von Leuten, die er enttäuscht hatte.

Und Dani – sie gehörte zu den Frauen, die den Mann fürs Leben suchten. Mit Hochzeitsglocken und dem Versprechen ewiger Liebe. Es stand buchstäblich auf ihrer makellosen Haut, dem eleganten Designerkleid und den perfekt manikürten Nägeln geschrieben.

Matt, der Trainer, kam herangeschlendert und salutierte lässig. „Hey, war das etwa …?“

„Lady Godiva, ja.“ Als er den Spitznamen benutzte, den die Presse ihr angehängt hatte, überkam ihn auf einmal das Bedürfnis, sie zu verteidigen. Schon das zweite Mal heute Abend. „Aber nenn sie lieber nicht so. Die Sache ist zwar lange her, doch ich glaube, sie hört das nicht gern.“

„Okay. Schade nur, dass sie die Zöpfe nicht mehr hat. Gefiel mir irgendwie.“

„Ich sagte doch …“

„Schon gut, beruhige dich.“ Matt grinste ihn an. „Du spielst mit deinem Leben, Doc. Danatellos Turnierregeln sind gnadenlos. Keine Drogen, kein Alkohol, kein unzüchtiges Benehmen. Und kein Sex – vor allem nicht mit der Tochter vom Boss.“

Zac sah zu ihr hinüber. Ließ den Blick über ihre schlanke Gestalt in dem rauchgrauen Seidenkleid wandern. Über die zarte Haut, die er kurz berührt hatte. Die blonden Locken … er stellte sich vor, wie sie auf seinem Kissen ausgebreitet lagen, goldglänzend, zerzaust nach einem leidenschaftlichen Liebesspiel.

„Es gibt keinerlei wissenschaftliche Beweise, dass sexuelle Enthaltsamkeit die Leistung eines Sportlers steigert. Im Gegenteil, es mag sogar der Spielmoral dienen, wenn Ehefrauen und Freundinnen vor Ort sind.“

Matt grinste. „Recht hast du, Kumpel, und die Frauen sind auch dieser Meinung. Außerdem sehe ich nicht ein, warum das Management ebenfalls verzichten sollte. Davide klammert sich wegen irgendeines Artikels, den er gelesen hat, an diese blöde Regel. Er meint, ohne Sex sind die Männer heiß aufs Spielen, vollgepumpt mit Testosteron. Das alles ist nicht bewiesen, aber willst du ihm das an deinem ersten Arbeitstag ins Gesicht sagen? Vergiss nicht, was mit Stewy passiert ist.“

„Richtig, Stewy. Davide hat ihn gefeuert, weil sie beim Trainingsplan unterschiedlicher Meinung waren. An die Auswirkungen auf das Team hat er nicht gedacht. Oder auf mich.“ Der Physiotherapeut war einen Tag vor dem wichtigsten Turnier seit dem World Cup entlassen worden. Damit lag wenige Stunden vor der Eröffnungszeremonie noch ein Haufen Arbeit vor Zac.

Matt klopfte ihm auf den Rücken. „Davide Danatello ist Vorsitzender, Hauptsponsor und Boss in einer Person. Falls du deinen Job behalten willst, solltest du tun, was er sagt. Also achtundzwanzig Tage kein Sex – weder mit seiner Tochter noch sonst jemandem. Halt dich besser dran, Doc.“

„Und kein Physiotherapeut … das ist eine Katastrophe.“ Zac deutete mit dem Kopf auf die Jet-Spieler, deren dunkle Anzüge und Krawatten meterweise Sportbandagen verbargen. „Drei Viertel von ihnen brauchen zwischen den Spielen Massage oder therapeutische Maßnahmen, um wieder einigermaßen fit zu werden. Und das schaffe ich selbst bei bestem Willen nicht allein. Ich bin gut, aber nicht so gut.“

Autor

Louisa George
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