Heirate meine Familie!

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Eine Vernunftehe? Den Kindern zuliebe? Und gerne mit Sex? Die allein erziehende Casey lässt sich von dem attraktiven Solo-Vater Xander zu einem Versuch überreden. Doch als es unerwartet heftig zwischen ihnen knistert, hat sie Angst, sich zu verlieben. Soll sie vom Vertrag zurücktreten?


  • Erscheinungstag 15.10.2022
  • ISBN / Artikelnummer 9783751520560
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Was tun Sie denn hier?“, entfuhr es Casey.

Um elf Uhr abends kam sie müde und erschöpft von der Arbeit nach Hause und blieb schockiert im Türrahmen stehen, als sie den Mann dort völlig ungerührt im Sessel sitzen sah. Die einzige Lichtquelle, die kleine Leselampe auf dem Tisch, warf Schatten auf sein Gesicht, und obwohl sie ihn nur zweimal kurz getroffen hatte, erkannte sie ihn sofort. Dunkles, etwas zu langes Haar, breite Schultern, große schlanke Gestalt … Xander Frasers beeindruckende Erscheinung schmückte häufig die Titelseiten der gehobenen Gesellschaftsmagazine, wenn er die Premieren der unzähligen Filme besuchte, deren Produzent er war.

Ihr war nicht klar gewesen, dass er ihre Adresse kannte.

Sicher, sie beide wohnten in Surrey, aber an entgegengesetzten Enden der Immobilienskala. Seine Villa lag direkt am Fluss, umgeben von mehreren Hektar bewaldeten Landes, während ihr Haus sehr viel bescheidener war.

Wäre der Schock nicht so groß, hätte es vielleicht eine angenehme Überraschung sein können, diesen Mann in ihrem Heim anzutreffen. Immerhin war er der erste attraktive Mann, in dessen Nähe sie kam, seit ihre Ehe vor einem Jahr zu Ende gegangen war.

Oder auch nicht. Sie musste unmöglich aussehen. Ihr Haar roch nach dem Essen, das sie in der Restaurantküche zubereitet hatte, sie trug die ältesten Sachen, die sie besaß, und sie war ungeschminkt.

Außerdem war es bestimmt keine gute Idee, sich zu dem Ex-Mann der Frau hingezogen zu fühlen, die ihr den Ehemann gestohlen hatte.

Xander Fraser zuckte die Schultern und musterte sie mit blauen Augen. „Ich habe gewartet, dass Sie nach Hause kommen.“

„Das ist mir klar“, erwiderte sie ungeduldig. Aber sie würde gern den Grund dafür erfahren. „Wo ist Hannah?“, fragte sie alarmiert.

„Heißt so die Babysitterin?“ Er zog eine dunkle Augenbraue in die Höhe. „Ich habe sie nach Hause geschickt, wo ich schon mal hier bin.“

„Und sie ist einfach gegangen? Sie kennt Sie nicht einmal. Da hätte ja jeder kommen können!“

„Etwa ein Massenmörder?“ Er lächelte humorlos. „Oder ein Kidnapper?“

„Zum Beispiel.“ Auch wenn Xander in Designerjeans und dunkelblauem Seidenhemd weder wie das eine noch das andere aussah, war Casey über Hannahs unverantwortliches Handeln verärgert.

Er runzelte die Stirn. „Glauben Sie mir, die Probleme, die ich mit einem Kind habe, reichen mir vollauf.“

Lauren, seine Tochter, war sechs. Genauso alt wie ihr Sohn Josh. Damit hörten die Gemeinsamkeiten aber schon auf. Lauren war die Tochter des millionenschweren Filmproduzenten Xander Fraser, während Josh der Sohn einer alleinerziehenden Mutter war, die zwei Jobs hatte, um ihnen das Dach über dem Kopf zu erhalten.

Mit einem müden Seufzer stellte Casey ihre Handtasche ab. Seit heute Morgen war sie auf den Beinen, hatte ihren Sohn zur Schule gebracht, um dann gleich zu dem Bistro zu gehen, in dem sie bis nach der Stoßzeit um Mittag arbeitete. Danach hatte sie Josh abgeholt, den Nachmittag mit ihm zu Hause verbracht, um schließlich am Abend ihre zweite Stelle in der Küche eines hiesigen Hotels anzutreten.

Es war ein wirklich langer Tag gewesen und sie hatte keine Lust, sich jetzt auch noch auf ein Wortgeplänkel mit Xander Fraser einzulassen, ganz gleich, wie verboten gut er aussah. „Was kann ich für Sie tun, Mr Fraser?“

Mit ihrer zierlichen, ja fast mageren Gestalt in schwarzem T-Shirt und ausgewaschenen Jeans, nur knapp über einen Meter sechzig groß, wirkte Casey Bridges wie ein Spatz, der einen Falken attackierte. Die blonde Kurzhaarfrisur schmiegte sich um das herzförmige Gesicht, das von dunkelgrünen Augen dominiert wurde. Sie sah regelrecht zerbrechlich aus – und sie war definitiv erschöpft.

Noch während er das dachte, schwankte sie leicht. Abrupt stand er auf.

„Setzen Sie sich, bevor Sie noch umfallen.“

Sein Befehlston gefiel ihr nicht, man sah es ihr an, dennoch setzte sie sich. Vermutlich, weil ihr klar war, dass er sie sonst hochheben und höchstpersönlich in dem Sessel absetzen würde.

Sessel, Tisch und Lampe waren die einzigen Möbelstücke im Raum, wie ihm aufgefallen war. Einen Fernseher gab es nicht, und als er sich bei seiner Ankunft im Haus umgesehen hatte, musste er feststellen, dass die anderen Zimmer nicht besser ausgestattet waren. Casey Bridges hatte das minimalistische Einrichtungskonzept zu „spartanisch“ reduziert.

Oder es gab einen anderen Grund dafür – wie seine Tochter schon vermutet hatte.

„Was genau geht hier vor, Casey?“ Seine blauen Augen musterten sie durchdringend. Er sah die dunklen Ringe unter ihren Augen und die Blässe ihrer hellen Haut. „Wo waren Sie heute Abend?“ Er hatte gedacht, sie sei mit Freunden unterwegs – vielleicht sogar mit nur einem speziellen Freund, schließlich hatte ihr Mann sie vor über einem Jahr verlassen –, doch sie sah nicht aus wie eine junge Frau, die von einem unterhaltsamen Abend zurückkehrte.

Sie schüttelte leicht den Kopf, hatte offensichtlich etwas von ihrer Haltung wiedergefunden. „Das geht Sie nicht unbedingt etwas an, Mr Fraser.“ Sie stand auf. „Ich werde nach Josh sehen. Ist er wach geworden? Hat er gemerkt, dass Hannah nicht hier ist?“

„Mit Josh ist alles in Ordnung“, versicherte er. „Einmal ist er aufgewacht, aber als ich ihm sagte, dass ich Laurens Daddy bin, war er beruhigt. Wussten Sie, dass er und Lauren Freunde sind?“

Ja, das wusste sie. Ironischerweise waren die beiden Kinder während der Besuche beim anderen Elternteil, die sich häufig überschnitten hatten, zu Freunden geworden. Acht Monate hatten Sam und Chloe zusammen gewohnt, bevor sie vor vier Monaten ums Leben gekommen waren. Casey wusste auch, dass ihr Sohn Lauren vermisste.

„Ja. Ich möchte trotzdem nach ihm sehen. Wenn Sie hier warten würden … dann können wir unser Gespräch gleich weiterführen.“

Ohne ihn direkt anzusehen, drehte sie sich um und stieg die Treppe zu Joshs Zimmer mit einem Gefühl von Erleichterung hinauf.

Sie musste zugeben, dass es an ihren Nerven zehrte, Xander Fraser in ihrem kleinen Haus vorzufinden. In dem Haus, in dem sie erst mit ihren Eltern gelebt hatte, dann mit Sam und Josh und jetzt schließlich nur noch mit Josh. Das Haus, das sie unter keinen Umständen hergeben würde.

Sie hatte nicht die geringste Ahnung, worüber Xander Fraser mit ihr sprechen wollte, aber es war anscheinend wichtig genug, dass er sich die Mühe gemacht hatte herauszufinden, wo sie wohnte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass seine Ex-Frau es ihm verraten hatte. Die beiden Treffen mit ihm hatten sich zufällig ergeben, als sie ihre Kinder aus dem Haus abholten, das Sam und Chloe so kurz gemeinsam bewohnt hatten. Der faszinierend schönen Chloe war nichts anderes übrig geblieben, als sie miteinander bekannt zu machen – wobei ihr Blick aus den blauen Augen die ganze Zeit über argwöhnisch auf ihnen gelegen hatte.

Selbst wenn Chloe nicht die „andere Frau“ gewesen wäre, die ihr den Ehemann gestohlen hatte … Casey hatte die übertrieben elegante Chloe auf Anhieb unsympathisch gefunden. Nein, die beiden Frauen hatten nichts gemein – außer natürlich Sam. Und Chloe Frasers Schönheit hatte offensichtlich ausgereicht, um sowohl den düster brütenden Xander zu fangen als auch den heiteren blonden Sam.

Nachdem die beiden vor vier Monaten mit dem Privatjet abgestürzt waren, war es für Casey klar gewesen, dass es keinen Grund gab, Xander Fraser noch einmal wiederzusehen.

Wieso also saß er dann dort unten in ihrem Wohnzimmer?

Xander hörte Casey in die Küche kommen und drehte sich mit zwei Bechern frisch gebrühten Kaffees zu ihr um. „Sie sahen aus, als könnten Sie eine Tasse gebrauchen“, erklärte er auf ihren fragenden Blick hin. „Ist mit Josh alles in Ordnung?“

Das schwache Lächeln, bei dem sich Grübchen auf ihren Wangen bildeten, hatte sich in letzter Zeit bestimmt nicht oft gezeigt. Für Chloe dagegen war es ein amüsantes Spiel gewesen, mit ihrem Lächeln einen Mann zu verführen, der als Landschaftsgärtner ins Haus gekommen war. Ein Spiel, das sie öfter gespielt hatte, als Xander lieb war. Allerdings hatte Chloe bei Sam Bridges entschieden, dass sie das Spiel auf die nächste Ebene führen wollte. Dass sie damit einer anderen Frau den Mann und einem kleinen Jungen den Vater raubte, war der verwöhnten Chloe völlig gleich gewesen. Sie hatte etwas gewollt, und sie hatte es sich genommen.

„Schläft tief und fest“, beantwortete Casey die Frage. „Äh … möchten Sie vielleicht einen Keks oder einen Zwieback zum Kaffee?“

Da er schon in den Küchenschränken nachgesehen hatte, wusste er, dass wenig Hoffnung darauf bestand. „Nein, danke“, sagte er leichthin. „Sollen wir wieder ins Wohnzimmer gehen oder hier bleiben?“ Es machte keinen Unterschied, in beiden Räumen gab es nur eine Sitzgelegenheit.

Wieder fragte Xander sich, was in den letzten vier Monaten im Leben dieser Frau vorgefallen sein mochte. Kein Essen in den Schränken, keine Möbel in den Zimmern, und sie selbst sah aus, als könnte der kleinste Windhauch sie umstoßen.

„Bleiben wir hier.“ Sie nahm den dampfenden Becher von ihm entgegen, achtete dabei sorgsam darauf, seine Finger nicht zu berühren. Es war lächerlich, ein solch geschärftes Bewusstsein für diesen Mann zu haben, trotzdem konnte sie nicht bestreiten, dass es existierte.

Fehlte ihr einfach nur der Sex?

Wohl kaum. Die körperliche Seite ihrer Ehe war nie wirklich ausgeprägt gewesen und hatte in den letzten sechs Monaten völlig gefehlt. Es musste an Xander Fraser liegen, dass plötzlich diese sinnlichen Sehnsüchte aufflammten.

Bei der Erkenntnis wurden ihre Lippen schmal. „Worüber wollten Sie mit mir sprechen?“

„Das kann warten“, meinte er fast brüsk. „Erst möchte ich wissen, wieso kaum Möbel in diesem Haus stehen. Und in Ihrem Kühlschrank gibt es nur einen Liter Milch und ein Stück Käse.“

Ihre Augen blitzten verärgert auf. „Sie haben in meinem Kühlschrank gestöbert?“

Er lächelte süffisant. „Ich brauchte Milch für den Kaffee.“

„Oh.“ Ihre Wangen begannen zu brennen. „Trotzdem soll es Sie nicht kümmern, was in …“

„Wann haben Sie zum letzten Mal etwas gegessen, Casey?“, unterbrach er ihren Versuch, ihn zu tadeln.

„Ich brauche nicht …“

„Doch, Sie brauchen“, fiel er ihr erneut ins Wort.

Sie runzelte die Stirn über seine herrische Art. „Bevor ich weggegangen bin, habe ich Lammkoteletts, Kartoffeln und Gemüse gekocht.“

„Ich glaube gerne, dass Josh Lammkotelett und Gemüse zum Abendessen hatte, denn im Gegensatz zu Ihnen sieht der Junge gesund und robust aus“, sagte er betont. „Außerdem habe ich die Knochen im Abfalleimer gesehen.“

„Mr Fraser, Sie haben wirklich kein Recht, mir solche Fragen zu stellen, geschweige denn in meinem Abfalleimer zu wühlen!“, fuhr sie entrüstet auf.

Damit hatte sie vermutlich recht. Er konnte nicht behaupten, dass er im letzten Jahr überhaupt an diese Frau und ihren Sohn gedacht hätte. Er war vollauf damit beschäftigt gewesen, mit Chloes Betrug fertig zu werden und sich um seine Tochter zu kümmern, die ihre Mutter verloren hatte, um auch nur einen Gedanken an Sam Bridges’ Familie zu verwenden.

Doch das hatte sich vor vier Tagen geändert, nach seinem Gespräch mit Brad Henderson, Chloes Vater …

Und nachdem er sich nunmehr seit zwei Stunden in Caseys Heim aufhielt, musste er davon ausgehen, dass der Kommentar seiner Tochter, Joshs Mummy habe kein Geld, um Josh Spielzeuge zu kaufen, der Wahrheit entsprach. Dieses Wissen bereitete ihm keine Befriedigung, aber vielleicht bedeutete es, dass Casey, wie er hoffte, die Antwort auf sein eigenes Dilemma sein könnte. Wenn sie bereit war, auf seinen Vorschlag einzugehen, würde das ihre Situation erheblich verbessern und seiner mit Brad Henderson eine völlig neue Wendung verleihen …

Autor

Carole Mortimer
<p>Zu den produktivsten und bekanntesten Autoren von Romanzen zählt die Britin Carole Mortimer. Im Alter von 18 Jahren veröffentlichte sie ihren ersten Liebesroman, inzwischen gibt es über 150 Romane von der Autorin. Der Stil der Autorin ist unverkennbar, er zeichnet sich durch brillante Charaktere sowie romantisch verwobene Geschichten aus. Weltweit...
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