Heiß wie die Sonne Griechenlands

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Eine leidenschaftliche Affäre unter griechischer Sonne - mehr will der vermögende Reeder Damon Savakis nicht von dem sexy Partygirl Angelina. Bis er sie zu einem Traumurlaub ans Meer entführt und erkennen muss: Seine sinnliche Geliebte ist ganz anders, als er dachte …


  • Erscheinungstag 26.04.2018
  • ISBN / Artikelnummer 9783733735777
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Ihr Herz schlug so laut, dass Angelina kaum mehr das Geräusch ihres eigenen heiseren Atems vernehmen konnte. Nie hätte sie geglaubt, jemals eine derart atemberaubende Ekstase zu erleben, die sie alles andere vergessen ließ.

Der Duft seiner Haut weckte in ihr den Wunsch, sich noch enger an seine nackte Schulter zu schmiegen. Zufrieden seufzte er auf und strich zärtlich mit der Hand über ihre Hüfte, liebkoste ihre nackte Haut und zog Angelina näher, sodass sie nun halb über seinem erhitzten Körper lag.

Erfasst von erstaunter Verzückung hielt sie für einen Moment den Atem an. Er war so stark, zärtlich und rücksichtsvoll.

All das, was sie nie zuvor bei einem Mann erlebt hatte.

Angelina hatte gelernt, nichts von all dem mehr zu erwarten.

Doch er hatte sie ins Paradies entführt. Hatte sie liebkost und ihr Freude bereitet, bis alle Zurückhaltung und alle Gedanken in einem Flammenmeer reinster Glückseligkeit zerborsten waren.

Noch nie hatte sie eine so intensive Lust erlebt wie in dem Augenblick, als sie sich in seinen Armen verloren hatte, und für immer würde sie ihm dankbar sein für das, was er ihr heute geschenkt hatte. Gegenseitiges Verlangen hatte sie miteinander verbunden, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick, trotzdem wärmte diese Verbundenheit ihr Innerstes mehr als die reine körperliche Lust.

Viel zu lange war sie einsam gewesen.

Als er in seinem Beiboot von seiner wunderschönen alten Jacht zum Strand gerudert war, seine nackten Schultern von der Sonne mit einem goldenen Schimmer überzogen, hatte sie sofort gespürt, dass er etwas Besonderes an sich hatte. Außerdem strahlte er so viel Männlichkeit aus, dass es ihr den Atem verschlug.

Was umso erstaunlicher war, da sie, Angelina Manolis, seit sieben Jahren keine Sehnsucht mehr nach einem Mann verspürt hatte und geglaubt hatte, nie wieder Verlangen danach zu haben.

Ein paar Tage lang hatte sie versucht, nicht auf den Fremden zu achten, der in die Abgeschiedenheit der kleinen privaten Bucht eingedrungen war. In ihr Refugium. Jeden Morgen hatte sie nach dem Schwimmen unter den Pinien gelegen und versucht, sich auf ihr Buch zu konzentrieren. Doch unweigerlich schweifte ihr Blick immer wieder zu dem Fremden auf der Jacht, und sie beobachtete ihn, wie er auf dem Deck arbeitete, fischte oder in dem klaren Wasser der kleinen Bucht schwamm.

Selbst mit geschlossenen Augen war sie sich seiner bewusst gewesen, und es schien ihm mit ihr genauso ergangen zu sein.

Er hatte sie nach dem Weg in die nächstgelegene Stadt gefragt, aber das Flackern in seinem Blick hatte ihr verraten, dass seine Frage nur ein Vorwand gewesen war. Es hatte ihr gefallen, dass er sie mit ausgesprochen männlicher Anerkennung angesehen hatte, und sie war weder zurückgeschreckt noch hatte sie sich belästigt gefühlt.

Sein Blick hatte lediglich das widergespiegelt, was sie auch für ihn empfand.

Gefangen von seinen dunklen Augen hatte Angelina fortan das Gefühl gehabt, ziellos in der Ägäis dahinzutreiben, fernab jeder Realität. Weit weg von ihren Zukunftsplänen, dem Schmerz der Vergangenheit, ja selbst ihrem tiefen Misstrauen Männern gegenüber. Was bedeutete auch schon das Gefühl von Vertrautheit angesichts dieser überwältigenden Anziehungskraft?

Sie strich mit den Lippen über seine Haut und konnte der Versuchung nicht widerstehen, einen Kuss darauf zu drücken und seine salzige Haut zu schmecken. Ein tiefer Laut drang aus seiner Kehle, der fast wie ein Schnurren klang und zu ihrem Gefühl träger Glückseligkeit passte.

Vielleicht empfand sie seine Leidenschaft ja nur deshalb als so erfrischend, weil sie so lange allein gewesen war. Sie war fünfundzwanzig und er ihr zweiter Liebhaber …

Doch alle Gedanken verflüchtigten sich, als er mit seiner gespreizten Hand an der Innenseite ihres Oberschenkels entlangfuhr. Überwältigt rang Angelina nach Luft, während sie spürte, wie ein neuer Schauer der Lust sie erfasste.

Hitze durchströmte sie, als seine Hand sie dort liebkoste, wo ihre Leidenschaft gerade erst verebbt war.

„Gefällt dir das?“ Seine tiefe Stimme verriet, dass er genau wusste, wie sehr sie sich nach seiner Berührung sehnte. Selbst eine unerfahrene Frau wie sie merkte, dass er ein Meister des Liebesspiels war.

Ein Lächeln umspielte seine sinnlichen Lippen, während ihm seine dunklen Haare wirr in die Stirn fielen. Dann fiel ihr Blick auf den roten Fleck an seinem Hals.

War das ein Liebesbiss? Hatte sie sich so vergessen?

„Aber das geht doch nicht … nicht schon wieder“, stammelte sie schüchtern.

Ein selbstischeres Lächeln stahl sich auf seine Lippen, bei dem ihr ein Prickeln über den Rücken lief.

„Da wäre ich mir nicht so sicher.“

„Nein.“ Sie klang atemlos. „Ich muss jetzt gehen …“

„Pst, glikia mou“, murmelte er mit seiner verführerischen Stimme. „Meine Süße. Entspann dich einfach. Es gibt im Moment nichts Wichtigeres als das hier.“

Als er sie erneut voller Leidenschaft küsste, schwand Angelinas Widerstand unweigerlich.

Wie konnte sich so etwas Unerhörtes so richtig anfühlen?

Doch es war so leicht, sich dieser meisterhaften Verführung hinzugeben, ihre lebenslange Vorsicht zu ignorieren und nur den Augenblick zu genießen. Es war befreiend, die Realität zu vergessen und die harten Lektionen, die sie hatte lernen müssen. Wenn auch nur für einen kleinen Augenblick.

Purer Wahnsinn.

Genau das ist es gewesen, entschied Angelina, als sie nun im Gästezimmer vor dem Spiegel stand. Wie sonst war zu erklären, dass sie ihm erlaubt hatte, sie zu verführen.

Nein, nicht erlaubt. Vielmehr hatte sie ihn ermutigt, weil sie begierig darauf gewesen war zu spüren, wie sich sein großer, muskulöser Körper anfühlte. Voller Ungeduld hatte sie dem sinnlichen Versprechen nachgehen wollen, das sie in seinem Blick gelesen hatte. Sie war begierig darauf gewesen, eine Lust zu erleben, die sie bisher nicht gekannt und nun zum ersten Mal erlebt hatte.

Mit einem Fremden.

Ein Schauer durchzuckte sie, als sie daran dachte, was sie getan hatte. Eine Frau, die früher in der Klatschpresse als „Eisprinzessin“ bezeichnet worden war, hatte sich einem Fremden in leidenschaftlichem Vergessen hingegeben. Nicht ein Mal, nicht zwei Mal. Nein, drei Mal, in atemberaubender Folge.

Er besaß die Figur eines durchtrainierten Schwimmers – breite Schultern, schmale Hüften, muskulöse Gliedmaßen und einen lässigen Gang, der zeigte, dass er sich seiner Stärke wohl bewusst war. Vor langer Zeit hatte sie zu Hause in Australien Männer mit solch wunderschönen Körpern gesehen. Aber auf einer kleinen Insel in Nordgriechenland, abseits der Touristenpfade, hätte sie nie damit gerechnet.

Sicher, sie hatte umwerfend schöne Männer getroffen, aber keiner hatte mit seinem Charme ihren Puls schneller schlagen lassen.

Nicht zuletzt deshalb hatten sich die Klatschmäuler enttäuscht gezeigt, weil sie ihrem viel älteren Ehemann sechs Jahre treu ergeben geblieben war.

Auch dass ihr Mann sie lediglich als sein Eigentum begehrt und eifersüchtig über sie gewacht hatte, hatte sie nicht dazu getrieben, irgendwo anders Trost zu suchen. Alkis war impotent gewesen, und Angelina war nichts anderes übrig geblieben, als ihr Verlangen während dieser unglücklichen, freudlosen Ehe zu unterdrücken, genauso wie ihre Gefühle. Seine krankhafte Eifersucht und seine furchterregenden Ausbrüche hatten ihr dabei geholfen, sich diesen Mann auf Abstand zu halten. Und sie hatte gelernt, die anderen aufdringlichen Männer mit kühler Würde, die ihr Markenzeichen geworden war, abzuweisen.

Bei keinem Mann hatte sie je dieses überwältigende Verlangen verspürt. Und trotzdem war es nichts als ein kurzer Augenblick der Verrücktheit gewesen, sicher verursacht durch die Sorge um ihre Tante, die Belastung, weil sie die Ferien unter dem Dach ihres Onkels verbringen musste, und die unerträgliche Anspannung nach den letzten schrecklichen Monaten mit Alkis.

Nach einem Leben als „braves Mädchen“, das tat, was von ihm erwartet wurde, hatte sie nun endlich einmal etwas getan, ohne vorher die Konsequenzen abzuwägen.

Angelinas Mund verzog sich zu einem freudlosen Lächeln, als sie ihr Spiegelbild betrachtete. Wie ein braves Mädchen sah sie jetzt gerade wirklich nicht aus.

Auf Anweisung ihres Onkels hatte sie ein langes Kleid angezogen, das viel zu festlich aussah für ein Abendessen in der Familie. Die Haare hatte sie hochgesteckt und den funkelnden Diamantschmuck angelegt, das einzige Geschenk von Alkis, das sie behalten hatte.

Doch die Kleidung konnte nicht verhüllen, dass eine Veränderung in ihr vorgegangen war.

Ihre Wangen waren gerötet, die Augen funkelten, und ihre Lippen waren noch geschwollen von all den Küssen. Vor allem ihr Blick, der von heimlicher Befriedigung sprach, musste sie verraten.

Immer noch verspürte sie den überwältigenden Wunsch zu fliehen, wenn sie diese Fremde im Spiegel betrachtete. Sie wollte dieses steife Abendessen vergessen, das ihr Onkel organisiert hatte, um stattdessen barfuß zum Strand zu laufen und ihren Fremden zu suchen.

Ihren Liebhaber.

Den Mann, dessen Namen sie nicht einmal kannte.

Und trotzdem würde sie es nicht tun, weil sie viel zu gut erzogen war. An diesem Nachmittag hatte sie ihren Augenblick der Freiheit erlebt. Doch das war nun vorbei. Sie musste diesen Mann vergessen, bevor er die Mauern der Abwehr gänzlich einreißen würde, die sie so verzweifelt um sich errichtet hatte.

„Ich will, dass ihr Mädchen euch heute Abend besondere Mühe gebt.“ Onkel Aristides’ Worte klangen wie eine Drohung. Warnend hob er den Finger und sah seine Tochter an, die neben Angelina stand. „Besonders du, Viola. Deine Mutter fühlt sich heute wieder einmal nicht wohl, also wirst du ihren Platz einnehmen.“ Missbilligung lag in seiner Stimme, als würde er glauben, Tante Desma sei absichtlich krank geworden.

Angelina verbiss sich eine scharfe Antwort, als sie die tiefe Falte zwischen den buschigen Brauen ihres Onkels und Violas unglückliche Miene bemerkte. Denn ihre fügsame Cousine würde dafür zahlen müssen, wenn Angelina ihren Onkel verärgerte.

„Heute Abend wird nichts zu beanstanden sein, Onkel. Ich habe alles mit dem Personal noch einmal geprüft. Das Essen sieht köstlich aus, und der beste Champagner liegt auf Eis. Unser Gast wird ganz sicher beeindruckt sein.“

Ihr Onkel war noch reizbarer als sonst, und die arme Viola war schon jetzt mit den Nerven am Ende und fürchtete jeden Moment einen Wutausbruch.

„Das hoffe ich“, donnerte ihr Onkel. „Wir erwarten heute Abend einen wichtigen Gast. Einen sehr wichtigen.“ Er unterstrich die letzten Worte mit einer entsprechenden Handbewegung.

Angelina beschlich ein ungutes Gefühl. Was hatte ihr Onkel nur vor? Dieser Abend musste weit mehr sein als eine normale Familienfeier zu ihrem fünfundzwanzigsten Geburtstag. Auch wenn in diesem Haus peinlich genau auf Formalitäten geachtet wurde, waren Diamanten und teure Abendkleider bei so einem Anlass nicht üblich. Also musste er irgendetwas im Schilde führen.

Als sein Blick wieder zu Viola schweifte, durchfuhr Angelina ein beklemmendes Gefühl der Angst. Sie wusste genau, wie rücksichtslos ihr Onkel sein konnte und wie verschlagen.

„Und vergiss nicht, was ich dir gesagt habe, Viola“, schnauzte er.

Viola wurde blass. „Ja, Vater.“ Mit ihren achtzehn Jahren hatte sie nichts von dem unverfrorenen Selbstvertrauen ihres Vaters. Angelina wusste, dass es eine schwierige Aufgabe für ihre Cousine war, mit den Geschäftspartnern ihres Vaters Konversation zu betreiben.

Entschieden trat Angelina vor. „Der Abend wird ein Erfolg, Onkel. Dafür werden wir schon sorgen.“

Auch wenn es bedeutete, dass sie noch den letzten Rest an Geduld würde aufbringen müssen, um die langatmigen Ausführungen seiner Freunde über die Ungerechtigkeiten der Regierung und die Fehler der Jugend zu ertragen. Sie würde alles tun, um einen Wutausbruch ihres Onkels zu verhindern, der Viola dazu bringen würde, sich noch weiter in ihr Schneckenhaus zurückzuziehen.

Forschend sah Aristides Manolis Angelina von oben bis unten an, als würde er nach einer Schwachstelle bei ihr suchen. Doch sechs Jahre Ehe mit einem reichen Mann, in der sie zahllose Gesellschaften in den höchsten Kreisen über sich hatte ergehen lassen müssen, hatten sie gelehrt, stets zu glänzen und jede Situation zu meistern.

Und ein Abendessen zu viert stellte für sie kein Problem dar, selbst wenn ihr Gast ein anspruchsvoller Nörgler wäre.

„Du wirst unsere Gastgeberin sein“, bestimmte er. „Allerdings wünsche ich nicht, dass Viola sich wie üblich im Hintergrund hält.“

Angelina merkte, dass sie gleichzeitig mit Viola nickte. Auch wenn sie erst fünf Tage in diesem Haus war, spürte sie bereits das Joch der Ergebenheit, das schwer auf ihren Schultern lastete.

War es wirklich erst ein paar Stunden her, dass sie nackt in den Armen eines Mannes gelegen und sich ihm schamlos in einer verschwiegenen Bucht hingegeben hatte?

Kaum hatte ihr Onkel das Zimmer verlassen, griff Angelina nach der Hand ihrer Cousine. Violas Finger waren eiskalt.

„Alles wird gut, Viola. Ich bin ja bei dir.“

Zitternde Finger drückten ihre Hand, und Angelina spürte, wie verzweifelt ihre Cousine war. Dann löste Viola sich von ihr, straffte sich und hob das Kinn. Ein Abbild eleganter Gelassenheit, wie es von den Manolis-Mädchen erwartet wurde.

Die Frauen in ihrer Familie hatten früh gelernt, ihre Gefühle zu verbergen. Stattdessen gaben sie sich gelassen und liebenswert, eine Zierde und ein Gewinn für den richtigen Mann.

Der richtige Mann. Angelina unterdrückte einen Schauer des Entsetzens. Gott sei Dank lag dieses Schicksal nun hinter ihr. Sie wollte nie wieder einem Mann gehören und schon gar nicht einem, der sie ständig kontrollierte. Immer noch irritierte sie das Gefühl ihrer unerwartet erhaltenen Unabhängigkeit.

Und dennoch gebot ihr der sechste Sinn, vorsichtig zu sein. Irgendetwas stimmte nicht. Die Spannung, die in der Luft lag, hatte nichts mit der üblichen Aufregung vor einer Gesellschaft zu tun.

„Was ist denn eigentlich los, Viola?“

Verstohlen warf ihre Cousine einen Blick zur Tür. „Dieser Gast heute.“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Papa will mich mit ihm verheiraten.“

Entsetzt schnappte Angelina nach Luft. Alles drehte sich, und sie griff Halt suchend nach einer Stuhllehne.

Plötzlich sah sie sich selbst mit achtzehn Jahren, so alt wie Viola jetzt. Damals hatte sie allein hier gestanden, während ihr Onkel sie knapp darüber informiert hatte, dass sie heiraten müsste.

Sollte sie sich weigern, würde sie ihre Familie zerstören.

„Angelina?“

Violas Stimme drang durch den Nebel ihrer albtraumhaften Erinnerung. Angelina blinzelte und bemühte sich um Haltung.

Wieder eine Ehe, die arrangiert wurde. Wieder eine Katastrophe.

Angelina griff nach Violas Hand. Sie wusste nur zu gut, dass ihre Cousine sie jetzt brauchte …

Der Klang männlicher Stimmen riss sie aus den Gedanken – die forsche Stimme ihres Onkels, gefolgt von dem volltönenden, ruhigen Bass seines Gastes. Der Klang dieser Stimme ließ sie zusammenzucken, da er ihr seltsam vertraut schien.

Doch schnell wischte sie diesen absurden Gedanken beiseite. Sicher hatte Violas Geständnis sie aus dem Konzept gebracht, genauso wie der unerwartete Nachmittag voller Leidenschaft, mit dem sinnlichsten Mann der Welt.

Sie wünschte sich so sehr, jetzt bei ihm zu sein und nicht in diesem Raum, der sie mit seinem überbordenden Luxus zu ersticken schien.

Angelina atmete tief durch. Viola brauchte ihre Unterstützung. Daher durfte sie sich nicht einer Schwäche hingeben, ganz egal, wie erschüttert sie war.

„Wir werden den Abend schon überstehen.“ Sie warf ihrer Cousine ein beruhigendes Lächeln zu. „Denk immer daran, dass er dich zu nichts zwingen kann.“

Viola sah skeptisch aus, doch es blieb keine Zeit mehr, sich weiter darüber auszutauschen, weil die Männer sich dem Zimmer näherten.

Wieder brachte die Stimme des Gastes etwas in Angelina zum Schwingen.

Etwas, das heute im Schutz der Pinien bei der zutiefst sinnlichen Berührung des Fremden erwacht war und ihren Puls nun viel zu schnell schlagen ließ.

Sie achtete nicht auf dieses seltsame Gefühl und trat zur Begrüßung vor. Doch abrupt blieb sie stehen.

Mit breitem Lächeln sah Onkel Aristides den Mann neben sich an, ehe er sich mit ausholender Geste umwandte.

„Nun, meine Lieben, das ist unser Gast. Mein geschätzter Geschäftsfreund, Damon Savakis.“

Die Welt schien plötzlich in tausend scharfe Scherben zu zerspringen, als Angelina ihren Besucher erkannte. Wie gelähmt starrte sie ihn an, ihr Puls raste, und verstohlen schnappte sie nach Luft.

Elegant – anders konnte man ihn nicht beschreiben. Mit lässiger Würde trug er sein Dinnerjacket, als wäre er darin zur Welt gekommen. Doch der perfekte Schnitt konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich darunter ein Mann verbarg, der voller Energie war. Ein Mann mit der Haltung und der körperlichen Perfektion eines geborenen Athleten.

Sein Gesicht war atemberaubend, die Verkörperung männlicher Kraft und Sinnlichkeit, und seine Augen verengten sich, als er sie erkannte und sie mit kaum verhohlener Anerkennung betrachtete.

Angelinas Mund wurde trocken. Nur verschwommen war sie sich bewusst, dass ihr Onkel Viola zu sich zog, um sie vorzustellen.

Schließlich trat auch sie vor – viel zu spät –, bemüht um eine höfliche Begrüßung.

„Wie geht es Ihnen, Herr Savakis? Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen.“

Als seine warme Hand die ihre umschloss, unterdrückte sie die verführerische Erinnerung an den Mann, der sie an diesem Nachmittag sehr viel intimer berührt hatte.

Sie trat zurück, doch er hielt weiter fest ihre Hand umschlungen, während sein eindringlicher Blick auf ihr ruhte.

Panik durchfuhr sie, doch dann gewann ihre strenge Erziehung die Oberhand. Sie verdrängte die Gefühle, die einen Sturm in ihr ausgelöst hatten, und setzte ein ausdrucksloses Lächeln auf.

Damon Savakis’ dunkler Blick konnte eine Frau in einen Strudel von Sehnsucht und Verlangen reißen, und Angelina wusste das nur allzu gut.

Als er schließlich sprach, fuhr ihr bei dem vertrauten Klang seiner Stimme ein Schauer über den Rücken.

„Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen, Angelina.“ Seine Worte waren banal, nichts als eine höfliche Floskel, die man von ihm erwartete. Und sie waren nichts im Vergleich zu seinem sengenden Blick.

Nichts im Vergleich zu der leidenschaftlichen Verführung vor wenigen Stunden.

2. KAPITEL

Angelina stockte der Atem, während er sie mit seinem Blick festhielt.

Die Stimme ihres Onkels schien wie aus weiter Ferne zu ihr zu dringen, denn so nahe bei diesem Fremden gab es nichts anderes für sie als das Feuer in seinen Augen. Es löschte jeden Gedanken aus, und sie wusste weder, was sie tun noch sagen sollte. Nur ein überwältigendes Verlangen war in ihr, das sie ganz und gar erfüllte.

Dieser Mann sollte also Viola heiraten?

Unmöglich. Es musste ein Missverständnis sein.

Angelina wollte mit ihrer Hand über seine Wange streichen, um sich zu vergewissern, dass er wirklich da war. Sie wollte seinen männlichen Duft einatmen und …

Nein!

Ihr drehte sich der Magen um bei dem Gedanken, ihrem Onkel erklären zu müssen, wie gut sie seinen Gast bereits kannte.

Dieser Nachmittag hatte ein Augenblick außerhalb von Zeit und Raum bleiben sollen, eine Fantasie, die ihr nur ein Mal im Leben vergönnt war. Ein einmaliger Fehltritt.

Doch nun stand sie dem Mann gegenüber, der sie dazu gebracht hatte, ihre Abwehr aufzugeben, hinter der sie sich so sicher gefühlt hatte.

Plötzlich wurde ihr erschreckend bewusst, dass er Macht über sie hatte. Sie hatte ihre Vorsicht aufgegeben, ihn in ihr Leben gelassen und ihre verletzliche Seele für ihn geöffnet. Jetzt war es zu spät, die Tür wieder zuzuschlagen.

Gefühle, die sie sieben lange Jahre hinter Mauern versperrt hatte, waren wieder zum Leben erwacht.

Nun konnte sie dieses überwältigende Verlangen nicht mehr leugnen.

Verlangen nach einem Mann, der gekommen war, um ihre Cousine zu heiraten.

Was war dann sie, Angelina, für ihn gewesen?

Ihr drehte sich der Magen um vor Schmerz.

Verzweifelt darum bemüht, Abstand zu wahren, wandte Angelina sich abrupt um und deutete auf die Sofas. Ihre Hand blieb ruhig, und nur sie allein wusste, dass ein Zittern durch ihren Körper lief.

„Möchten Sie nicht Platz nehmen?“ Ihre Stimme klang kühl, beinahe tonlos, und sie hoffte inständig, dass niemand merkte, wie sehr sie um Kontrolle rang.

„Nach Ihnen.“ Damon Savakis neigte den Kopf und hob die Hand zu ihrem Rücken, als wollte er sie zu einem der antiken Sofas geleiten.

Auch wenn er das Seidenkleid nicht berührte, spürte sie doch seine Hitze, wie eine trügerische Liebkosung ihres Rückens. Unwillkürlich versteifte sie sich.

„Was möchten Sie gern trinken? Einen Cocktail, Wein, Sherry? Oder etwas Stärkeres. Wir haben Ouzo, Brandy …“

Schweigend beobachtete er sie, als wüsste er, dass ihre Nervosität sie gesprächig machte. Das Feuer in seinen Augen war verloschen. Stattdessen wirkte sein Blick nun nachdenklich.

„Einen Whisky, bitte.“

Schnell ging Angelina zur Bar. „Und du, Onkel?“

„Brandy natürlich.“ Tadel klang in seiner Stimme mit, doch Angelina merkte es kaum. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, das Zittern in ihren Beinen unter Kontrolle zu bringen.

Schock und Zweifel gleichermaßen hinderten sie daran, einen klaren Gedanken zu fassen.

Autor

Annie West
<p>Annie verbrachte ihre prägenden Jahre an der Küste von Australien und wuchs in einer nach Büchern verrückten Familie auf. Eine ihrer frühesten Kindheitserinnerungen besteht darin, nach einem Mittagsabenteuer im bewaldeten Hinterhof schläfrig ins Bett gekuschelt ihrem Vater zu lauschen, wie er The Wind in the Willows vorlas. So bald sie...
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