Heiße Leidenschaft mit süßen Folgen (4-teilige Serie)

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WAS GESCHAH AN JENEM ABEND? von CAROL MARINELLI
Für Lucinda wird ein Traum wahr: Endlich küsst ihr attraktiver Kollege Sebastian Carlisle sie stürmisch und sie erlebt in seinen Armen das pure Glück! Verliebt wie noch nie, stellt Lucinda ihn ihren Eltern vor. Danach behandelt Sebastian sie plötzlich äußerst kühl…

KOMM ZU MIR NACH ITALIEN von SHARON KENDRICK
Sie kann den Blick nicht von ihm lassen. Die TV-Moderatorin Eve ist immer noch fasziniert von Luca Cardelli. Schon vor Jahren begegnete sie dem Banker in einem noblen Jachtclub. Jetzt scheint ein Traum in Erfüllung zu gehen: Luca lädt sie zu einem Wochenende in Rom ein. Doch aus Angst, er könnte es nicht ernst mit ihr meinen, gibt sich Eve unterkühlt. Der heiße Italiener soll sie erobern!

NUR IN DEINEN ARMEN ... von MAGGIE COX
Nach fünf Jahren steht Mac Simmonsen plötzlich bei seiner Frau vor der Tür. Er will eine neue Familie gründen und bittet Tara um die Scheidung. Aufgewühlt und zutiefst verletzt, berichtet Tara ihrem Mann von einem Geheimnis, das sie die ganze Zeit gehütet hat …

SAG NICHT NEIN, GELIEBTE von CATHERINE GEORGE
An Liebe auf den ersten Blick glaubt Unternehmer Jonas Mercer nicht. Doch als er Avery kennenlernt, trifft es ihn wie ein Blitzschlag! Beide beginnen eine Affäre - aber Jonas will mehr. Für ihn ist klar: Avery ist die Richtige! Wie wird sie auf seinen Antrag reagieren?


  • Erscheinungstag 23.02.2023
  • ISBN / Artikelnummer 9783751521611
  • Seitenanzahl 640
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

IMPRESSUM

Was geschah an jenem Abend? erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

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Redaktionsleitung: Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)
Produktion: Jennifer Galka
Grafik: Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn,
Marina Grothues (Foto)

© 2001 by Carol Marinelli
Originaltitel: „Dr Carlisle‘s Child“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe ROMANA
Band 1613 - 2006 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Johannes Sembritzki

Umschlagsmotive: GettyImages_nd3000

Veröffentlicht im ePub Format in 10/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH , Pößneck

ISBN 9783733753702

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, JULIA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

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1. KAPITEL

Die Blicke aller richteten sich auf Lucinda Chambers, als sie die kardiologische Kinderstation des „Central Women’s and Children’s Hospital“ in Melbourne betrat. Lucinda wusste das und versuchte, möglichst selbstsicher aufzutreten. Gleichmäßiges Durchatmen half ihr dabei, und so erreichte sie einigermaßen gefasst die Gruppe in den weißen Kitteln, die sich vor dem Schwesternzimmer versammelt hatte.

„Ah, Miss Chambers!“ Professor Hays begrüßte Lucinda mit einem herzlichen Händedruck. „Hoffentlich hatten Sie einen angenehmen Flug.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte er sich an seine Getreuen: „Wie Sie wissen, kommt Miss Chambers aus Brisbane zu uns und bringt eine Fülle von Talent und Wissen mit, wovon wir alle profitieren können. Solange sich Dr. Felix im Ausland befindet, wird Miss Chambers die einzige Fachärztin in meinem Team sein, und ich erwarte, dass Sie sie in jeder Beziehung unterstützen.“

Allgemeines zustimmendes Gemurmel erhob sich und gab Lucinda Zeit, die neuen Gesichter zu studieren. Einige wirkten neugierig, andere gleichgültig und zwei oder drei ausgesprochen feindselig. Lucindas Berufung hatte nicht nur hier Verwunderung und Misstrauen erregt. Mit vierunddreißig Jahren hielt man sie allgemein für zu jung, um als Chirurgin eine so verantwortungsvolle Stellung einzunehmen, umso mehr, als sie eine Frau war. Herzoperationen galten immer noch als männliche Domäne. Wer da als Frau mithalten wollte, musste nicht nur mit dem Skalpell umgehen können.

Bei Lucinda traf das ausnahmsweise zu. Außerdem sah sie ausgesprochen gut aus. Ihr langes, volles kastanienbraunes Haar verlieh ihr etwas Besonderes, ihr blasser Teint war makellos, und ihre schlanke Figur verriet nicht, dass sie sich überwiegend von Kantinenessen und Fast Food ernährte.

Darüber hinaus war sie so glücklich, zwei Schönheitschirurgen als Eltern zu haben, die zu den berühmtesten von ganz Queensland zählten und bezüglich der Karriere ihrer Tochter einen überdurchschnittlichen Ehrgeiz entwickelt hatten. Abigail Chambers, die sich nie hatte vorstellen können, überhaupt Mutter zu werden, hatte Lucindas berufliche Karriere schon bei der Geburt geplant und deren Förderung zu einer wahren Leidenschaft entwickelt.

Obwohl Lucinda ihre jetzige Ernennung ausschließlich ihren persönlichen Fähigkeiten zuschrieb, konnte sie nicht abstreiten, dass ihre Herkunft nicht gerade hinderlich gewesen war. Es wunderte sie daher nicht, dass sie nicht von allen neuen Kollegen mit derselben Begeisterung begrüßt wurde.

„Und damit Ende der Vorstellung“, fuhr Professor Hays fort. „Wir beginnen jetzt mit der Visite, aber anschließend wird es im Konferenzzimmer einen kleinen Empfang für Miss Chambers geben. Ich hoffe, Sie dort alle wiederzusehen.“

Damit begann der Rundgang. Die Oberschwester schob einen Rollwagen vor sich her, auf dem die Krankenberichte und Röntgenaufnahmen der Patienten lagen. Professor Hays ging neben ihr, während die anderen Ärzte folgten. Lucinda hielt sich dicht hinter dem Professor, worauf er ausdrücklich bestanden hatte. Es entsprach nicht ganz den modernen Gepflogenheiten, so streng auf die Rangordnung zu achten, aber Professor Hays hielt auf Tradition und lehnte überflüssige Neuerungen auf seiner Station ab.

„Vielleicht sollten Sie zu Beginn des Empfangs eine kurze Rede halten“, raunte er Lucinda zu. „Nur, um sich persönlich vorzustellen. Einige nette, unverbindliche Worte … nichts Weltbewegendes …“

„Mit Vergnügen“, antwortete Lucinda, obwohl sich ihr bei der Aussicht der Magen umdrehte. Sich der Kritik ihrer neuen Kollegen auszusetzen war wenig verlockend.

Die Oberschwester musste die leise Unterhaltung verstanden haben, denn sie zwinkerte Lucinda fast unmerklich zu, und Lucinda zwinkerte zurück. Dabei hatte sie Gelegenheit, das Namensschild auf dem Kittel der Oberschwester zu lesen. Sie hieß Ann Benton und hatte bei der Vorstellung durch den Professor am freundlichsten gelächelt. Mit ihr besaß Lucinda die erste Verbündete.

„Dies ist unser Billy Carlisle“, sagte der Professor, als sie am ersten Bett haltmachten. Es gehörte einem Jungen, der einen grimmig aussehenden Roboter an die Brust drückte. „Dr. Hughes, wären Sie vielleicht so freundlich, Miss Chambers kurz mit dem Fall vertraut zu machen?“

Pete Hughes räusperte sich und begann so leise, dass der Patient ihn nicht verstehen konnte: „Billy Carlisle, fünf Jahre alt. Im achten Monat wegen vorzeitiger Wehen mit Kaiserschnitt geholt. Querlage und akute Lebensgefahr. Bei der Geburt wurden Herzgeräusche festgestellt. Die nachfolgende Untersuchung ergab einen Defekt der Herzscheidewand.“

Lucinda betrachtete den Jungen, der sich vergeblich um die Aufmerksamkeit seiner Mutter bemühte. Sie saß neben dem Bett und feilte ihre Fingernägel, ohne von ihrem Sohn oder den Ärzten Notiz zu nehmen. Ihre Gleichgültigkeit empörte Lucinda, denn ein süßerer Junge ließ sich kaum denken. Dichte schwarze Locken umrahmten sein blasses Gesicht. Die vollen Lippen hatten eine ungesunde bläuliche Färbung, aber Lucinda wusste, dass sie nach einer Korrektur des angeborenen Herzfehlers wieder eine normale Farbe annehmen würden. Seine Augen waren leuchtend grün, und als er aufsah und Lucindas Blick bemerkte, lächelte er spitzbübisch.

Normalerweise hätte Lucinda über dieses Lächeln hinweggesehen, aber aus einem Grund, den sie sich selbst nicht erklären konnte, erwiderte sie es. Erst als Pete Hughes in seinem Bericht fortfuhr, wandte sie den Blick ab und konzentrierte sich auf das, was er sagte.

„Anfangs hofften wir, auf einen operativen Eingriff verzichten zu können, aber durch die zusätzliche Herausbildung eines Herzklappenfehlers hat sich Billys Zustand laufend verschlechtert. Wie Sie sehen, ist seine Haut bläulich verfärbt, und auch seine Leistungsfähigkeit lässt immer mehr nach. Hinzu kommt chronisches Asthma, das immer schlechter zu kontrollieren ist und die Herzprobleme erhöht. Billy soll am Mittwoch operiert werden.“

Die Ärzte scharten sich um das Bett, und der Professor begrüßte Billys Mutter. „Guten Morgen, Gemma“, sagte er überraschend freundlich.

„Ist es denn ein guter Morgen?“, fragte Gemma mürrisch. „Sebastian wollte schon vor einer Stunde hier sein. Um zehn Uhr bin ich in der Stadt verabredet.“

„Sebastian ist noch im OP. Wir hatten heute Morgen mehrere Notfälle, aber lange dürfte es jetzt nicht mehr dauern.“

Aha, dachte Lucinda. Deshalb schlägt der Professor einen so vertraulichen Ton an. Billys Vater ist ebenfalls Arzt in diesem Krankenhaus.

„Sebastian Carlisle ist Billys Vater“, fuhr der Professor fort, als wollte er Lucindas Vermutung bestätigen. „Er ist Anästhesist, und Sie haben Glück, ihn zu Ihren Kollegen zu rechnen.“ Etwas leiser setzte er hinzu: „Er spricht mit den Patienten, während sie unter Narkose stehen. Ich bin nie ganz schlau aus ihm geworden.“

„Ich habe wichtige Formulare mitgebracht, die Sebastian unterschreiben muss“, mischte sich Gemma wieder ein. „Kann man ihn nicht ausrufen lassen?“

„Einen Moment lang dachte ich, sie sei Billys wegen gekommen“, flüsterte die Oberschwester Lucinda zu, ehe sie sich mit berufsmäßigem Lächeln an die aufsässige Mutter wandte: „Keine unnötige Aufregung, Gemma. Genau das habe ich vor.“ Sie gab der diensttuenden Schwester einen heimlichen Wink. „Hatten Sie sonst noch irgendwelche Fragen an Professor Hays?“

Gemma schien nachzudenken. „Sebastian beschäftigt sich mit dem ganzen medizinischen Kram“, meinte sie dann unschlüssig.

Ann Benton strich Billy über den dunklen Lockenkopf. „Ich bin nachher für dich da, Sportsmann. Bis dahin darfst du dir einen Videofilm wünschen.“

Billys Augen leuchteten auf. „Wirklich? Dann wünsche ich mir …“

„‚Im Schutz der Roboter‘!“, sagten Ann, Professor Hays, Dr. Hughes und noch einige andere Ärzte wie aus einem Mund. Nur Billys Mutter verzog keine Miene, sondern sah vielsagend auf ihre Uhr.

Lucinda hatte keine Ahnung, wovon die Rede war, aber sie musste zum zweiten Mal lächeln. Der kleine Patient schien hier jeden um den Finger zu wickeln. Jeden, bis auf seine Mutter.

Die Tür zum Krankenzimmer wurde aufgestoßen, und ein Mann im grünen OP-Kittel kam herein. Lucindas Herz klopfte schneller. Das konnte nur Billys Vater sein. Er hatte dieselben lebhaften grünen Augen und dieselben tiefschwarzen Locken, in die sich nur hie und da etwas Grau mischte, was ihm einen Anflug von Würde verlieh. Seine Größe und sein kräftiger Körperbau verstärkten diesen Eindruck. Er musste weit über ein Meter achtzig sein und machte trotz des bauschigen Kittels einen durchtrainierten Eindruck.

Genau mein Typ, dachte Lucinda, aber natürlich verheiratet. War es bisher nicht immer so? Alle Männer, die mir gefallen, sind bereits vergeben.

„Endlich“, sagte Gemma spitz und stand auf. „Es wurde wirklich Zeit.“

Sebastian Carlisle ging zum Bett seines Sohnes und küsste ihn, ohne den Kommentar seiner Frau zu beachten. „Ich war schon unterwegs, als der Ausruf kam“, sagte er entschuldigend zu dem Professor. „Ist alles in Ordnung?“

„Nichts ist in Ordnung“, erklärte Gemma, als Professor Hays beruhigend nickte. „Ich bin um zehn Uhr verabredet und muss vorher mit dir sprechen. Das wusstest du doch.“

„Und du weißt, dass ich Arzt bin“, erwiderte Sebastian. Er schien an den feindseligen Ton seiner Frau gewöhnt zu sein. „Ich kann während einer Operation nicht einfach verschwinden. Außerdem bin ich jetzt hier.“

Die Gruppe um Professor Hays hatte sich inzwischen weiterbewegt, aber Lucinda zögerte noch. Sie hatte bemerkt, dass Billy schneller atmete und sich dabei immer mehr verkrampfte.

„Wann hat Billy die letzte Beatmung bekommen?“, fragte sie.

„Vor einer Stunde“, antwortete Ann.

Lucinda richtete den Jungen vorsichtig auf und horchte seine Brust ab. „Er atmet etwas mühsam“, stellte sie fest und warf einen Blick auf das Krankenblatt. „Erhöhen Sie das erste Mittel um zweieinhalb Milligramm.“ Sie wandte sich an Dr. Wells, den jüngeren Assistenzarzt, der ebenfalls zurückgeblieben war. „Horchen Sie später noch einmal Billys Brust ab. Vielleicht müssen wir die Medikation umstellen.“

Jack Wells nickte. Er war vor Verlegenheit rot geworden und machte sich eifrig Notizen, während er Lucinda zum nächsten Bett folgte.

„Guten Morgen, Bianca“, begrüßte der Professor die kleine Patientin. „Wie geht es dir heute?“

Sein fröhlicher Ton stand im Widerspruch zu der ausgezehrten Gestalt, die halb aufgerichtet in den Kissen lag. Trotzdem brachte Bianca es fertig, die Sauerstoffmaske abzunehmen und dem Professor die Hand hinzuhalten.

„Gut“, keuchte sie dabei. „Und Ihnen, Professor?“

Professor Hays lachte gutmütig. „Du kennst mich ja. Immer in Eile …“

Bianca wollte antworten, aber ein Hustenanfall hinderte sie daran. Während Ann ihr half, wieder zu Atem zu kommen, gab der Professor Lucinda die notwendigen Erklärungen.

„Bianca Moore“, sagte er mit gedämpfter Stimme. „Dreizehn Jahre alt, im Endstadium einer entzündlichen Fibrose. Herz und Lunge sind von den Wucherungen betroffen.“ Etwas Ähnliches hatte Lucinda bei dem Anblick des Mädchens vermutet. „Bianca steht auf der Warteliste für eine doppelte Transplantation. Bisher hat sie sich tapfer gehalten, aber ihr Zustand verschlechtert sich rapide.“

Ann legte die letzten Röntgenaufnahmen vor, anhand derer der Professor Biancas Zustand nun weiter erläuterte. Lucinda hörte aufmerksam zu und überprüfte gleichzeitig Biancas Bluttests.

„Zu viel Kalium“, stellte sie fest.

„Wir sind dabei, das zu korrigieren.“ Dr. Hughes nannte ein entsprechendes Medikament. Er tat es wie beiläufig, aber der feindselige Blick, der seine Worte begleitete, entging Lucinda nicht. Professor Hays sagte nichts. Er überließ es ihr, wie sie mit ihrer neuen Rolle zurechtkam.

„Dagegen ist nichts einzuwenden“, antwortete Lucinda ruhig, „aber der Kaliumanteil in Biancas Blut ist nicht nur erhöht, sondern gefährlich hoch. Sollte man sie nicht an einen Herzmonitor anschließen?“

Pete Hughes warf ihr einen vernichtenden Blick zu, aber sein Ton blieb freundlich. „Finden Sie nicht, dass sie bereits an genug Monitore angeschlossen ist? Ich habe mit Bianca gesprochen, und die Aussicht auf einen weiteren Monitor entmutigte sie sichtlich. Sie duscht gern und fürchtet um dieses kleine Vorrecht. Wir geben ihr, was sie braucht. Spätestens heute Abend müsste sich die Wirkung zeigen.“

Lucinda verstand ihn besser, als er vermuten konnte. Das Mädchen hatte genug durchgemacht. Ein Herzmonitor würde ihre geringe Bewegungsfreiheit, zu der auch das Duschen gehörte, weiter einschränken, aber ein guter Arzt durfte sich dadurch nicht beeinflussen lassen. Seine Aufgabe war es zu helfen – nicht, sich beim Patienten beliebt zu machen. Wenn Bianca sich über den Herzmonitor ärgerte, musste das in Kauf genommen werden.

Lucinda wandte sich an die Oberschwester: „Bitte schließen Sie Bianca an einen Herzmonitor an.“

„Selbstverständlich.“ Ann lächelte und machte sich eine entsprechende Notiz. Dann gab sie den Auftrag an eine jüngere Kollegin weiter, und innerhalb von Minuten wurde das Gerät neben Biancas Bett gerollt.

„Nur bis heute Abend“, tröstete Lucinda das enttäuschte Mädchen. Sie wusste, dass ein Tag in dem Alter ein ganzes Leben bedeutete.

Ann richtete Bianca auf und befestigte geschickt die roten Saugnäpfchen auf ihrer Brust. Die veränderte Haltung erlaubte ihr ein tieferes Durchatmen und gab ihr vorübergehend die Kraft zu sprechen.

„Wie heißen Sie?“, fragte sie Lucinda.

Lucinda richtete sich zu voller Größe auf. „Lucinda Chambers“, antwortete sie kühl.

Alle hielten vor Überraschung den Atem an. Lucindas Verhalten befremdete sie offensichtlich, nur Bianca schien nicht gekränkt zu sein.

„Sie sind nicht sehr nett“, stellte sie nüchtern fest.

Lucinda trat näher an das Bett heran und beugte sich zu Bianca hinunter, als wollte sie ihr ein Geheimnis mitteilen. „Ich mag nicht sehr nett sein“, flüsterte sie so laut, dass die Umstehenden es gerade noch verstehen konnten, „aber ich will einen guten Job machen.“

Zu ihrer Freude erzielte sie die gewünschte Wirkung. Bianca nickte und machte mit erhobenem Daumen das Siegeszeichen. Lucinda ahnte nicht, wie lieb ihr diese Geste noch werden würde.

Die Visite nahm kein Ende. Als sie die Herzstation absolviert hatten, ging es weiter durch die Korridore, allerdings ohne Jack Wells und Steve Hughes, die dringend zu Patienten gerufen wurden.

Die Intensivstation für Säuglinge war das nächste Ziel. Hier lagen vor allem zu früh Geborene, die gerade operiert worden waren oder es werden sollten. Lucinda sah aufmerksam in die Brutapparate, in denen die winzigen Wesen lagen. Die komplizierte Technik war ihr inzwischen vertraut, aber sie stellte sich immer wieder vor, wie sie auf die Eltern der Neugeborenen wirken musste.

Sue Washington begrüßte sie und stellte sich als diensthabende Schwester vor. „Dr. Doran ist leider verhindert“, meinte sie entschuldigend. „Daher müssen Sie mit mir vorlieb nehmen.“

Professor Hays erhob keine Einwände, und die Visite begann von Neuem.

„Andrew Doran ist Stationsarzt“, erläuterte Sue, die sich an Lucindas Seite hielt. „Sie werden ihn später kennenlernen. Er beschäftigt sich gerade mit einem kritischen Fall. Eine extreme Frühgeburt …“

„In welchem Monat?“, fragte Lucinda.

„Anfang des sechsten.“

Lucinda verzog vielsagend das Gesicht. „Und auf unserer Station. Das sieht wohl nicht gut aus?“

„Nein“, gab Sue Washington zu. „Kimberley Stewart ist fast mit jedem Problem auf die Welt gekommen, das man sich denken kann, und was noch fehlte, hat sie sich hier geholt. Sie ist gestern Abend wieder operiert worden, und ich kann sagen, dass uns ihr Herz momentan die geringsten Sorgen macht. Daraus können Sie ersehen, wie es um sie steht.“

„Entschuldigung, Sir.“ Jack Wells kam hinter ihnen hergelaufen. Sein Gesicht war gerötet, und er atmete schwer. „Ich wurde von Billy Carlisle aufgehalten.“

Der Professor runzelte die Stirn. „Wie geht es ihm?“

„Inzwischen wieder besser. Sein Asthma verschlimmert sich jedes Mal, wenn seine Mutter geht. Deshalb verlangt Gemma, dass man ihn in ein Einzelzimmer verlegt. Nichts könnte Billy mehr schaden, aber machen Sie das diesem Frauenzimmer mal klar!“

„Das genügt, Dr. Wells!“, erwiderte der Professor scharf. „Sie haben keinen Einblick in die Verhältnisse.“

Jacks Gesicht verfärbte sich noch mehr, und Lucinda ahnte, wie wütend er war.

„Mein Einblick reicht aus, um zu wissen, dass Mrs. Carlisle ihren Sohn schon jetzt zu viel allein lässt“, beharrte er. „Billy in ein Einzelzimmer zu verlegen würde seine Isolation verschlimmern. Jemand muss endlich mal ein Machtwort sprechen.“

Lucinda kannte Jack Wells erst seit wenigen Stunden, aber ihr war klar, dass er sonst nicht zu so temperamentvollen Auftritten neigte. Professor Hays schien genauso zu denken, denn er überhörte den ungebührlichen Ton.

„Ich weiß, dass Sie sich um Billy sorgen … wie wir alle“, erklärte er freundlicher. „Oberschwester Ann hat bereits versucht, mit Gemma zu sprechen, aber Sebastian ist unser Kollege … das macht die Situation schwierig.“ Er wandte sich an Lucinda. „Die Krankenhausatmosphäre schlägt Gemma aufs Gemüt. Sie glaubt, dass wir alle zu Sebastian halten, und regt sich entsprechend schnell auf. Das spürt Billy, und dann verschlimmert sich sein Asthma.“

Lucinda überlegte. Die Ehestreitigkeiten der Carlisles kümmerten sie wenig, aber da ihr Patient darunter litt, fühlte sie sich verantwortlich.

„Vielleicht sollte ich mit den Eltern sprechen“, schlug sie vor. „Ich verstehe, dass die persönliche Bekanntschaft mit Dr. Carlisle Ihnen allen Rücksichten auferlegt, aber ich bin neu hier und denke nur an meine Patienten. Wenn Billy unter den Streitigkeiten seiner Eltern leidet, muss das zur Sprache gebracht werden.“

„Wie Sie meinen.“ Der Professor wandte sich an Jack Wells. „Sind Mr. und Mrs. Carlisle noch bei Billy, Jack?“

Jack Wells nickte. „Gemma hat festgestellt, dass ein Einzelzimmer frei ist, und verlangt, dass Billy dort untergebracht wird.“

Professor Hays strich sich über den kahlen Kopf. „Vielleicht wäre es besser, wenn Sie gleich mit den Eltern sprechen, Lucinda. Wir setzen die Visite ohne Sie fort.“

Vor der Tür zu Billys Zimmer begegnete Lucinda einer empörten Ann Benton. „Ich soll Billy auf der Stelle verlegen“, schimpfte sie. „Ich habe versucht, Gemma davon zu überzeugen, dass Billy die anderen Kinder braucht, aber sie hört einfach nicht auf mich.“

Lucinda bemühte sich, objektiv zu bleiben. „Sie ist vermutlich erschöpft, und die Verspätung ihres Mannes hat ihr den Rest gegeben.“

Ann lachte höhnisch. „Ihres geschiedenen Mannes, und was heißt erschöpft? Sie kam erst fünf Minuten vor Beginn der Visite, und gestern war sie im Ganzen eine halbe Stunde da. Der arme Sebastian muss sich ständig zwischen seinen Patienten und seinem Sohn zerreißen.“

„Das ist sein Problem“, erklärte Lucinda, „aber Billys Reaktion darauf ist meins. Keine Sorge, Ann. Ich bin gekommen, um mit den beiden zu sprechen.“

Lucinda bediente sich keiner unnötigen Ausflüchte. „Ich würde gern mit Ihnen sprechen“, sagte sie zu Gemma und Sebastian, die ihr gespannt entgegensahen. „Im Büro der Oberschwester.“ Sie nickte Billy zu. „Es wird nicht lange dauern, das verspreche ich.“

Sie ging voran und setzte sich an Anns Schreibtisch. „Ich höre, dass Sie für Billy ein Einzelzimmer haben möchten“, begann sie, sobald Gemma und Sebastian sich ebenfalls hingesetzt hatten. „Darf ich fragen, warum?“

„Von mir aus kann er gern im großen Zimmer bleiben“, erwiderte Sebastian ruhig. „Gemma wünscht, dass er verlegt wird.“

„Natürlich gefällt es dir, wenn er im großen Zimmer bleibt“, fuhr Gemma auf ihren Exmann los. „Du bist ja so beliebt. Alle freuen sich, sobald du nur auftauchst.“ Sie wandte sich mit blitzenden Augen an Lucinda. „Ich dagegen stoße überall auf Feindschaft und Ablehnung. Ich weiß, wie heimlich über mich gesprochen wird. Schließlich ist Sebastian das Sorgerecht zugesprochen worden. Ich bin nur die Frau, die ihren Mann und ihr krankes Kind verlassen hat. Alle hassen mich.“

„Das tut bestimmt niemand“, widersprach Lucinda, aber Gemma blieb hartnäckig.

„Haben Sie eine Ahnung! Würde es Ihnen vielleicht gefallen, tagein und tagaus hier herumzuhocken und sich all die bösartigen Kommentare anzuhören? Sie wissen nicht, was es heißt, ein Kind zu haben … mit einem Loch im Herzen …“

Gemma hatte immer lauter gesprochen, und Lucinda schnitt ihr kurzerhand das Wort ab. „Sie haben recht. Ich weiß nicht, was es bedeutet, ein krankes Kind zu haben. Um ehrlich zu sein … ich weiß nicht einmal, wie ich damit zurechtkäme. Das ändert jedoch nichts daran, dass sich Billys Asthma verschlechtert, wenn nicht einer von Ihnen bei ihm ist.“

„Er versucht, dadurch Aufmerksamkeit zu erregen“, sagte Gemma verächtlich. Sebastian schwieg und verdrehte nur die Augen.

Lucinda ließ sich nicht provozieren, obwohl Gemmas dumme Antwort sie insgeheim empörte. „Mrs. Carlisle“, begann sie von Neuem, „ich versichere Ihnen, dass Billy seine Asthmaanfälle nicht benutzt, um Aufmerksamkeit zu erregen. Sie nehmen zwar zu, wenn Sie gehen, aber das hängt mit seiner Angst zusammen. Angst ist ein schlechter Begleiter bei so lebensgefährlichen Erkrankungen. Um auf Ihren Wunsch zurückzukommen … Ich persönlich bin dagegen, dass Billy in ein Einzelzimmer verlegt wird. Er ist ein aufgeweckter Junge und weiß, dass die Einzelzimmer für ganz schwere Fälle bestimmt sind. Jede Form von Isolation würde ihn zusätzlich belasten. Kinder brauchen Gesellschaft, auch wenn sie nur darin besteht, dass sich der Patient im Nachbarbett mittags über den Eintopf beschwert.“

Gemma wollte widersprechen, aber Lucinda gebot ihr mit erhobener Hand Einhalt. „Wenn eine Verlegung allerdings bedeuten würde, dass Sie Billy mehr Zeit widmen, könnte man über Ihren Wunsch nachdenken.“

Gemma wollte sofort antworten, aber Lucinda war noch nicht fertig. „Stimmt es, dass Sie in dieser Woche Bereitschaftsdienst haben?“, wandte sie sich an Sebastian Carlisle.

Dieser nickte.

„Sie können sich also nicht immer um Billy kümmern?“

„Ich habe dienstfrei, wenn er operiert wird. Dann kann ich bei ihm bleiben.“

Lucinda nickte und versuchte zu überhören, wie tief und voll Sebastians Stimme klang.

„Also, Mrs. Carlisle … denken Sie darüber nach. Im Übrigen verspreche ich Ihnen, dass ich mich bei den Mitarbeitern umhören werde. Ich hoffe, dass Sie sich irren, aber wenn Ihre Vermutung zutrifft und Sie wirklich feindselig behandelt werden, muss etwas geschehen. Sie haben genug zu tragen und können auf unnötige Schikane verzichten.“

Gemma sah Lucinda überrascht an. Dass jemand ihre Partei ergreifen würde, schien sie am wenigsten erwartet zu haben. „Ich irre mich nicht“, beteuerte sie noch einmal.

„Dann werde ich mit den Mitarbeitern sprechen.“

„Danke.“ Gemma war einigermaßen besänftigt.

„Trotzdem bitte ich Sie, noch einmal über meine Worte nachzudenken. Ich bin fest überzeugt, dass Billy in einem Mehrbettzimmer besser aufgehoben ist, aber die Entscheidung liegt bei Ihnen.“

„Ich werde darüber nachdenken“, versprach Gemma und stand mit einem Blick auf Sebastian auf. „Ich trinke jetzt in der Kantine eine Tasse von dem schlechten Kaffee und teile dir anschließend meine Entscheidung mit.“

Sebastian lächelte gequält. „Wie du meinst, Gemma.“

„Ich muss mich bei Ihnen bedanken, Miss Chambers“, sagte Sebastian, sobald Gemma das Zimmer verlassen hatte. Dabei sah er Lucinda mit seinen leuchtend grünen Augen an. „Vor zehn Minuten war Gemma noch drauf und dran, Billys Bett eigenhändig ins Nebenzimmer zu rollen. So weit würde sie jetzt nicht mehr gehen.“

Lucinda lächelte. „Ich wusste nicht, dass Sie das alleinige Sorgerecht für Billy haben. Das muss eine große Belastung sein.“

Sebastian erwiderte das Lächeln, ohne dadurch etwas von seinen Gefühlen zu verraten. „Es kann eine Belastung sein, aber die glücklichen Augenblicke überwiegen bei Weitem.“ Dann wechselte er unvermittelt das Thema. „Gemma ist nicht ganz im Unrecht. So gut unser Pflegepersonal auch geschult ist … die meisten der Leute begegnen ihr mit Reserviertheit. Unsere Scheidung spricht hier allgemein gegen sie, zumal man sie für allein schuldig hält. Das Krankenhaus ist meine Welt. Gemma hat das Pech, sich darin zurechtfinden zu müssen. Natürlich spürt sie, dass man zu mir hält und sie zur Rabenmutter abstempelt.“

Lucinda dachte über Sebastians Worte nach und bewunderte seine Fairness gegenüber seiner Exfrau, zumal man Gemma beim besten Willen nicht als sympathisch bezeichnen konnte.

„Falls Sie recht haben, müssen die Leute lernen, ihre Meinung für sich zu behalten“, sagte sie nachdrücklich. „Sie sind nicht nur für Billy, sondern für alle Carlisles verantwortlich. Gemma verdient dieselbe Rücksichtnahme wie Sie.“

„Ich bin ganz Ihrer Meinung.“

Lucinda entspannte sich etwas. Sebastian gab sich offensichtlich Mühe, diese schwierige Situation irgendwie zu meistern.

„Könnten Sie nicht Ihren Jahresurlaub nehmen, um mehr Zeit für Billy zu haben?“, fragte sie.

Sebastian schüttelte den Kopf. „Ich habe sogar schon mehr Tage in Anspruch genommen als mir zustehen. Ich wollte sogar schon unbezahlten Urlaub einreichen – aus familiären Gründen, wie es so schön heißt –, aber die meisten meiner Kollegen sind Opfer der Grippewelle geworden, sodass ich erst nach Billys Operation zwei Wochen freinehmen kann. Bei allem darf ich die Notfälle nicht vergessen. Gestern Abend wurden zum Beispiel zwei Patienten mit Blinddarmdurchbruch und akuter Dickdarmentzündung eingeliefert, und heute Morgen war es ähnlich. Wie soll ich mich in solchen Fällen verhalten? Es ist kein Wunder, dass Gemma sich allein gelassen fühlt.“

Lucinda merkte, dass sie sich auf schwankendem Boden bewegte. „Es tut mir leid, wenn ich vielleicht etwas zu deutlich war“, lenkte sie ein, „aber ich musste das Thema ansprechen.“

Sebastian winkte ab. „Sie müssen sich nicht entschuldigen, Miss Chambers. Sie waren absolut im Recht. Ich hätte genauso gehandelt und kann nur hoffen, dass Gemma einlenkt.“

Er lächelte, und Lucinda stellte überrascht fest, wie ähnlich er seinem Sohn in diesem Augenblick war. Nur wirkte sein Lächeln auf sie äußerst verwirrend.

„Ich hätte Sie lieber unter angenehmeren Bedingungen kennengelernt, Miss Chambers“, fuhr Sebastian fort, „aber ich darf Ihnen versichern, dass ich nur Gutes über Sie gehört habe und mich auf unsere gemeinsame Arbeit freue.“ Er streckte ihr die Hand entgegen, die Lucinda sofort nahm. Es fiel ihr auf, wie fest sein Händedruck war. „Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden … Ich möchte Billy nicht länger warten lassen.“

„Natürlich nicht.“

Kurz, nachdem Sebastian gegangen war, kam Ann Benton ins Büro. „Wie ist es gelaufen?“, erkundigte sie sich.

Lucinda zuckte die Schultern. „Ich weiß nicht, ob Gemma sich etwas abhandeln lässt, aber ihr Mann war äußerst liebenswürdig.“

„Liebenswürdig?“, wiederholte Ann lachend. „Ich würde ihn ganz anders beschreiben. Ein hinreißender Mann, nicht wahr?“

Lucinda schwieg dazu. Ann war eine Frau mittleren Alters, glücklich verheiratet und konnte sich daher solche Bemerkungen erlauben. Sie selbst musste vorsichtiger sein, wenn sie nicht für Klatsch und zweifelhafte Anspielungen sorgen wollte.

„Gemma hat sich über die feindselige Haltung des Pflegepersonals beklagt“, sagte sie stattdessen. Als Ann protestieren wollte, fuhr sie rasch fort: „Falls das stimmt, würde es mich nicht wundern. Sebastian ist allgemein beliebt, aber darunter darf seine Exfrau nicht leiden. Gemma ist Billys Mutter und verdient genauso viel Respekt und Mitgefühl wie sein Vater. Ich weiß zwar nicht, warum die Ehe der Carlisles in die Brüche gegangen ist, aber ich bin sicher, dass es hier auch niemand weiß … und schon gar nicht, welche Rolle Gemma dabei gespielt hat. Es wäre gut, wenn Sie den anderen Schwestern einen Wink geben würden.“

Ann nickte widerstrebend. „Wahrscheinlich haben Sie recht“, räumte sie ein. „Wir haben uns alle etwas gehen lassen. Es ist schwer, objektiv zu sein.“

„Versuchen Sie es um Billys willen“, bat Lucinda.

„Das ist ein guter Hinweis, der die anderen überzeugen wird.“

Lucinda stand auf. „Es wird Zeit für mich. Ich sollte schon vor einer halben Stunde in der Personalabteilung sein. Sagen Sie mir Bescheid, falls es noch Schwierigkeiten wegen der Carlisles gibt.“

Sie verließ das Büro und sah im Vorbeigehen, dass Sebastian und Billy sich mit einem Brettspiel die Zeit vertrieben. Billy lachte ohne hörbare Atembeschwerden, und Sebastian lag lässig neben ihm auf dem Bett.

Ann hatte recht. Sebastian Carlisle war hinreißend, es wäre albern gewesen, etwas anderes zu behaupten. Er hatte aber auch einen fünfjährigen Sohn und eine ziemlich unangenehme Frau – oder Exfrau, um genau zu sein. Ein Gedanke, den Lucinda lieber schnell verdrängte.

2. KAPITEL

Der restliche Vormittag verging mit dem Ausfüllen endloser Formulare und der Ausstellung eines Sicherheitsausweises, für den Lucinda umständlich fotografiert wurde. Danach war keine Zeit mehr, die kleine Rede vorzubereiten, die man von ihr erwartete.

Es gab ein beachtliches kaltes Büfett mit Salaten und Kanapees, Tee, Mineralwasser und verschiedenen Säften, und statt der üblichen Pappteller und – becher befanden sich echtes Porzellan und Gläser auf dem Tisch.

Doch für Lucinda und ihre meisten Kollegen war der Empfang kein Vergnügen. Sie kamen einer Verpflichtung nach, der sie sich lieber entzogen hätten. Die einzige Ausnahme bildete Professor Hays. Er hielt eine glühende Rede auf Lucinda, die sie erst stutzig und dann verlegen machte. Ihr Lächeln wurde immer verkrampfter, und sie wäre lieber davongelaufen, als zu dem Professor aufs Podium zu steigen, um nach ihm das Wort zu ergreifen.

Der höfliche Applaus, der auf die Rede des Professors folgte, wirkte übertrieben und steigerte Lucindas Nervosität. Sie bemerkte, dass Andrew Doran ungeduldig auf die Uhr sah, und auch Pete Hughes’ feindselige Blicke entgingen ihr nicht. Sebastian Carlisle, der jetzt einen Anzug trug, rückte immer wieder verlegen seine Krawatte zurecht, und Jack Wells hielt den Kopf gesenkt.

Er wagt nicht, mich anzusehen, dachte Lucinda in einem Anflug von Galgenhumor. Offenbar hat er Angst, wieder rot zu werden.

„Ich weiß, dass wir alle viel zu tun haben“, begann sie mit klarer, ruhiger Stimme. „Deshalb werde ich mich kurz fassen.“

Lucinda hatte den weißen Kittel ausgezogen. Darunter trug sie ein schilffarbenes Kaschmirkleid, das ihre Figur vollendet zur Geltung brachte. Das dichte rotbraune Haar fiel ihr locker auf die Schultern, und ihr Gesicht wirkte, als hätte sie Stunden vor dem Spiegel gestanden. In Wirklichkeit hatte sie am Morgen nur schnell geduscht, ihre Haare geföhnt und einen Hauch Lidschatten und Lippenstift aufgetragen. Ihr Teint war so makellos, dass sie weder Make-up noch Rouge benutzte. Ihre Schönheit sprach für sich selbst.

Lucinda trug bewusst Designermode. Sie kaufte nicht gern ein und hatte außerdem selten Zeit dafür. Zwei Mal im Jahr nahm sie sich einen Tag frei, um das zu erledigen, was sie ein „notwendiges Übel“ nannte. Dann wählte sie wenige teure Stücke, die gut saßen, schick aussahen und vielseitig verwendbar waren. Sie wollte gut angezogen sein, um in der Öffentlichkeit einen guten Eindruck zu machen.

„Zuerst möchte ich Professor Hays für seine freundlichen Begrüßungsworte danken und meine Freude darüber ausdrücken, dass ich in einem so renommierten Krankenhaus mit ihm zusammenarbeiten darf. Zweifellos werde ich viel von ihm lernen.

Ich bin stolz, hier zu sein, aber wir sollten nicht vergessen, das ‚Melbourne Central‘ existiert nur, weil es Krankheit und Tod gibt und wir im Kampf dagegen angetreten sind. In diesem Sinn möchte ich Ihnen allen für Ihr Kommen danken und Sie nicht länger von dem abhalten, was Ihnen das Wichtigste ist: Ihre Patienten.“

Lauter Beifall erhob sich, und diesmal schien er ehrlich gemeint zu sein. Einige Kollegen kamen, um Lucinda die Hand zu schütteln und ihr für die neue Arbeit Glück zu wünschen. Sie hatte das Gefühl, in diesem Kreis akzeptiert zu sein.

„Knapp und wesentlich … wie heute Morgen.“

Lucinda drehte sich um und sah direkt in Sebastians grüne Augen. Sie schienen zu lächeln, und Lucinda dachte unwillkürlich an Ann Bentons Worte.

„So bin ich eben“, antwortete sie betont locker. „Wie geht es Billy?“

„Sein Zustand ist stabil, und er liegt immer noch im Mehrbettzimmer. Das ist Ihr Verdienst. Da die Kinder jetzt Mittagsschlaf halten, habe ich mich aufgerafft und bin gekommen, um die neue Chirurgin zu begrüßen. Unsere erste Begegnung ließ zu wünschen übrig.“

Lucinda lächelte. „Dafür konnten Sie nichts. Es ist nicht leicht, seinen Sohn als Patienten zu haben … noch dazu am eigenen Arbeitsplatz.“

„Es strapaziert die Nerven, das stimmt. Bei jedem Notruf denke ich, es könnte Billy sein. Natürlich freue ich mich, jederzeit nach ihm sehen zu können, aber dafür bezahle ich mit der Preisgabe meines Privatlebens.“

Lucinda wartete, ob Sebastian mehr dazu sagen würde, aber er hüllte sich in Schweigen. Nervös suchte sie nach einem anderen Thema. So leicht und sicher sie über Dinge sprechen konnte, die ihr Fach betrafen – sobald das Gespräch persönlich wurde, fühlte sie sich befangen.

„Pete Hughes sieht aus, als wäre er auf einer Beerdigung“, fuhr Sebastian nach einer Weile fort.

„Wahrscheinlich wünscht er sich, es wäre meine.“

Sebastian lachte. „Schon möglich, aber bei Beförderungen gelten dieselben Regeln wie bei der Liebe … alles ist erlaubt. Er wird darüber hinwegkommen.“

Lucinda ging plötzlich ein Licht auf. „Also daher weht der Wind. Warum hat Professor Hays mir das verschwiegen? Ich hatte keine Ahnung, dass Pete ebenfalls auf der Liste stand.“

„Er hätte gern darauf gestanden“, verbesserte Sebastian sie. „In Wirklichkeit hatte er keine Chance. Er geht zu gern auf Partys, das gefällt dem Professor nicht. Der alte Hays mag auf manchen vertrottelt wirken, aber er weiß genau, was los ist. Pete muss erst noch richtig Leistung zeigen, um den Professor zufriedenzustellen. Aber genug davon. Wie kommen Sie in Melbourne zurecht? Haben Sie schon eine Wohnung gefunden?“

Lucinda wusste, dass Sebastian nur aus Höflichkeit fragte, aber seine Art, sie anzusehen, sein Lächeln … Warum sollte sie sich nicht einbilden, dass sein Interesse echt war?

„Ich bin erst Samstag früh in Melbourne angekommen“, erzählte sie, „aber langsam finde ich mich zurecht. Die Wohnung hatte ich schon von Brisbane aus gemietet, was mir jetzt sehr zugutekommt. Ich habe vorhin im Personalbüro meinen Dienstplan erhalten. Für eine Wohnungssuche wäre da wenig Zeit gewesen.“

„Der Dienstplan“, stöhnte Sebastian. „Unser aller Geißel. Also, wo wohnen Sie?“

„In Southbank, in dem neuen Apartmentkomplex.“

Sebastian pfiff leise vor sich hin. „Ziemlich noble Gegend … nach den Anzeigen zu urteilen. Und für die Arbeit günstig gelegen.“

Lucinda nickte. „Fünf Minuten Fußweg. Wie sieht es bei Ihnen aus?“

„Weniger schick und nicht so nah. Das hat allerdings auch Vorteile, besonders bei einem Sohn wie Billy. Er bekritzelt zwar nicht mehr die Wände, aber Fußbälle fliegen durch die Luft, fern gesteuerte Autos krachen gegen die Wand … Ein Luxusapartment würde da schnell seinen Glanz verlieren.“ Sebastian lächelte. „Davon können Sie allerdings nichts wissen.“

„Oh doch!“, protestierte Lucinda. „Ich habe einen Patensohn in Sydney, der …“

„Leider muss ich Sie unterbrechen, Miss Chambers.“ Professor Hays kam lächelnd näher und machte nicht den Eindruck, als täte ihm irgendetwas leid. „Wir werden auf der Säuglingsstation erwartet. Andrew Doran möchte einen Fall mit uns besprechen.“ Dann wandte er sich an Sebastian: „Was halten Sie von Miss Chambers’ kleiner Rede? Großartig, wenn Sie mich fragen. Es kann nicht schaden, ab und zu an unsere wahre Berufung erinnert zu werden. Miss Chambers wird ein großer Gewinn für uns sein, meinen sie nicht auch, Sebastian?“

Dieser nickte zustimmend und streifte Lucinda gleichzeitig mit einem Blick, der ihr Herzklopfen verursachte. „Unbedingt, Professor“, erwiderte er dann. „Ein sehr großer Gewinn.“

Er stellte sein leeres Glas auf den Tisch, murmelte eine Entschuldigung und verschwand. Für einen winzigen Moment spürte Lucinda den verrückten Wunsch, ihm nachzulaufen und ihren angefangenen Satz zu beenden. Ihm zu sagen, dass sie während einer Anstellung in Sydney bei einer Freundin gewohnt und dort miterlebt habe, welche Zerstörungskraft ein heranwachsender Junge besaß. Und ihm schließlich zu versichern, dass sie damit Patenschaft und Elternschaft keineswegs gleichsetzen wolle.

Natürlich tat sie das alles nicht. Welchen Sinn hätte es gehabt? Sebastian Carlisle war nur aus Höflichkeit zu dem Empfang gekommen und hatte ihre kurze Unterhaltung vermutlich schon wieder vergessen. Warum dachte sie selbst dann noch daran? Ja, warum?

„Nett, dass Sie wieder vorbeikommen, Doktor. Sie haben die neue Stellung also angenommen?“

Lucinda lächelte. Ihr Nachhauseweg führte sie am Südufer des Yarra entlang, und es rührte sie, dass Vijay, der Besitzer des „Suriyan“, sich an sie erinnerte. Das „Suriyan“ gehörte zu den vielen Restaurants, die Southbank neben einem bunten Gemisch von Geschäften und Boutiquen so abwechslungsreich und lebendig machten.

Lucinda wusste, dass sie bei ihrem vollen Dienstplan kaum Zeit zum Einkaufen und Kochen haben würde, aber sie kam auf dem Nachhauseweg an so vielen verschiedenen Restaurants vorbei, dass sie sich ihr Abendessen praktisch im Vorbeigehen zusammenstellen konnte. Indische Küche stand dabei ganz obenan.

„Ja, Mr. Vijay, ich habe die Stellung angenommen. Wir werden uns jetzt öfter sehen, aber heute bin ich zu müde, um zu bleiben. Ich nehme mir nur etwas von dem köstlichen Butterhühnchen mit, das ich neulich probiert habe.“

Vijay reichte ihr eine Speisekarte. „Behalten Sie die, Doktor. Rufen Sie mich an, bevor Sie das Krankenhaus verlassen, dann halte ich das Essen für Sie bereit. Mein Sohn kann es auch jederzeit vorbeibringen. Wie wäre es mit etwas Knoblauch Naan?“

Lucinda schüttelte den Kopf. „Das wäre gegenüber den Patienten nicht angebracht. Aber das Brot, das ich beim letzten Mal hatte, mit Früchten und Nüssen …“

„Ah, mein süßes Mincemeat Naan … eine gute Wahl, Doktor. Und etwas Safranreis zum Hühnchen?“

Wie hätte Lucinda widerstehen können?

Minuten später betrat sie den Southbank-Apartmentblock und fuhr mit dem Lift zu ihrer Wohnung hinauf, die im zwanzigsten Stock lag. Die Putzfrau war offensichtlich da gewesen, denn das Frühstücksgeschirr stand abgewaschen im Schrank, und die herumliegenden Kleidungsstücke waren sorgfältig weggehängt worden. Zur Gemütlichkeit trug das wenig bei. Alles sah mehr nach einer unpersönlichen Hotelsuite aus.

Lucindas Mutter hatte das Apartment über einen Makler gemietet. Es war zweifellos hochelegant und modern, aber Lucindas Geschmack entsprach es wenig. Daran änderten auch die von der Decke bis zum Fußboden reichenden Fenster nichts, die einen weiten Ausblick über die Stadt und die Port Philip Bay gewährten.

Lucinda streifte die hellen Wildlederpumps ab und drückte die Zehen genüsslich in den dicken weißen Teppich. Alles in der Wohnung war weiß, bis auf die schwarzen Granitflächen in der Kochnische. Alles wirkte teuer und luxuriös, aber steril und unwohnlich. Nichts sagte etwas über die Persönlichkeit der Bewohnerin aus. Aber Lucinda war ja noch neu in der Stadt. Sobald sie sich eingelebt und im Krankenhaus zurechtgefunden hatte, konnte sie sich etwas suchen, das mehr ihrem Geschmack entsprach.

Etwas enttäuscht stellte Lucinda fest, dass der Anrufbeantworter keine Nachricht enthielt. Heute war ihr erster Tag im Krankenhaus gewesen, aber ihre Eltern hatten es nicht für nötig gehalten, sich danach zu erkundigen. Doch die Enttäuschung ging nicht tief. Was hatte sie schon erwartet? Einen Moment spielte sie mit dem Gedanken, selbst anzurufen, aber dann entschied sie sich dagegen. Ihre Eltern aßen meist auswärts und würden doch nicht zu Hause sein.

Stattdessen schob sie die Folienbehälter aus dem „Suriyan“ in den vorgeheizten Backofen und ließ sich ein Bad ein. Mit geschlossenen Augen, bis über die Schultern unter Wasser, lag sie wenig später in der Wanne und dachte über ihren ersten Arbeitstag nach. Sie hatte schwer gearbeitet, um ihren Facharzt zu machen, und wunderte sich, warum sie keine größere Befriedigung empfand.

Ob es daran lag, dass sie ihren Erfolg mit niemandem teilen konnte? Lucinda wollte nicht darüber nachdenken. Sie stieg aus der Wanne und wickelte sich in ein großes Badetuch, aber die Stimme in ihrem Innern ließ sich nicht zum Schweigen bringen.

Du kannst sagen, was du willst, und noch so abgebrüht tun … du hast doch ein weiches Herz und sorgst dich mehr, als du wahrhaben willst.

Lustlos häufte sie ihr Essen auf einen Teller und trug es zum Sessel am Fenster, um den herrlichen Sonnenuntergang zu genießen. Ganz Melbourne lag unter ihr, das Wasser der Port Phillip Bay schimmerte wie flüssiges Gold. Warum konnte sie diesen Anblick nicht mit jemandem teilen?

Für einen Moment fühlte sich Lucinda so einsam, dass es ihr die Brust zusammenschnürte. Männer hatten sich immer für sie interessiert und viele mit ihr ausgehen wollen, aber es war nie etwas Ernstes daraus geworden. Männer spielten nicht gern die zweite Geige. Lucindas beruflicher Erfolg schüchterte sie ein, und es war schon vorgekommen, dass sie selbst an sich gezweifelt hatte.

War ihr Ziel zu weit gesteckt? Lag die Erfolgslatte zu hoch? Oder anders ausgedrückt – wollte sie nicht einen, sondern den Mann? Ein Verhältnis, wie sie es gerade bei den Carlisles kennengelernt hatte, interessierte sie nicht, sondern schreckte sie eher ab. Gemma und Sebastian Carlisle …

„Ein sehr großer Gewinn“, hatte Sebastian dem Professor geantwortet und sie dabei von oben bis unten angesehen. Der Professor hatte zweifellos ihre beruflichen Fähigkeiten gemeint, aber Sebastian?

Lucindas Herz begann schneller zu klopfen, als sie an seine strahlenden grünen Augen und seine warme, tiefe Stimme dachte. Sebastian Carlisle war hinreißend, ganz ungemein sogar, aber er war tabu für sie. Grundsätzlich hatte Lucinda nichts dagegen, Arbeit und Vergnügen miteinander zu verbinden, aber im Allgemeinen vermied sie es. Die Komplikationen waren meist größer als der Gewinn und trübten den Blick für das Wesentliche.

Am Mittwoch, schon übermorgen, würde sie gemeinsam mit Professor Hays Sebastians Sohn operieren. Das war wesentlich. Der Gedanke gab Lucinda neuen Mut, aber mit ihrem Appetit war es endgültig vorbei. Butterhühnchen und Safranreis waren ohnehin kalt geworden. Sie hatte beides nicht einmal probiert.

Es war Billy, aber es hätte jeder Junge sein können. Unter der sterilen grünen Abdeckung, durch Drähte und Schläuche mit verschiedenen Leben erhaltenden Apparaten verbunden, war seine Gestalt nur in Umrissen zu erkennen. Trotzdem herrschte erhöhte Spannung im OP, denn alle Anwesenden kannten Billy Carlisle persönlich.

Lucinda war überrascht, wie intensiv sie an seinem Schicksal Anteil nahmen. Sie hatte ihn morgens noch einmal besucht, und sein freches Lächeln, das sie schon einmal bezaubert hatte, war ihr diesmal noch mehr zu Herzen gegangen. Billy hatte für sie sogar seinen metallenen Roboter in Bewegung gesetzt und rasselnd auf dem Nachttisch herumspazieren lassen. Von seiner Mutter war nichts zu sehen gewesen. Dafür hatte Sebastian an Billys Bett gesessen und sich anschließend für ihren Besuch bedankt.

„Das war sehr nett“, hatte er im Hinausgehen gesagt. „Man merkt Billy nichts an, aber er ist ziemlich nervös.“

„Sie auch?“, hatte Lucinda gefragt.

Sebastian hatte genickt. „Ich weiß, dass es sich im Grunde um eine Routineoperation handelt, aber das sagt mir mein medizinischer Verstand. Als Vater kann ich nur daran denken, dass es das Herz meines Sohnes ist, um das wir kämpfen.“

„Er ist bei uns in guten Händen“, hatte Lucinda versichert, aber das erzählte sie allen besorgten Eltern, und deshalb bedeutete es nicht viel. Sie wünschte, sie hätte Sebastian mehr sagen, ihn nachhaltiger trösten können.

Sobald die Operation begann und Professor Hays den ersten Schnitt tat, traten alle Gefühle in den Hintergrund. Billy war an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen worden, und man hatte seine Körpertemperatur künstlich gesenkt, um den Sauerstoffbedarf zu reduzieren. Professor Hays war ein erfahrener Chirurg, und Lucindas besondere Kenntnisse kamen ihm zusätzlich zugute. Sie arbeiteten schweigend, in perfekter Harmonie. Nur dann und wann fiel ein Wort.

Die Stunden vergingen, ohne dass Lucinda es bemerkte, aber endlich konnte sie sich mit schmerzendem Rücken aufrichten und das Zeichen geben, die Herz-Lungen-Maschine abzustellen. Die Spannung im Raum stieg noch einmal merklich an und ließ schlagartig nach, als sich das kleine Herz mit Blut füllte und wieder zu schlagen begann.

„Gute Arbeit“, erklärte der Professor. „Das gilt für alle. Miss Chambers, ich überlasse Ihnen den Rest. Ich selbst werde zu den Eltern gehen und Ihnen mitteilen, dass die Operation erfolgreich verlaufen ist.“

Lucinda begleitete Billy bis in den Aufwachraum. Während sie wartete, füllte sie das Merkblatt für die postoperative Behandlung aus und stellte eine Liste aller notwendigen Medikamente zusammen. Die ersten vierundzwanzig Stunden sollte Billy unter einem Beatmungsgerät auf der Intensivstation liegen. Danach sollte er wieder auf die Kinderstation gebracht werden, diesmal aber in ein kleineres Zimmer mit nur vier Betten.

Sebastian, Gemma und eine Frau, die Lucinda nicht kannte, durften Billy als Erste besuchen.

„Mummy und Daddy sind hier“, sagte Sebastian leise. „Und Tante Isabella. Professor Hays hat uns erzählt, wie tapfer du warst. Wir sind so stolz auf dich.“ Seine Stimme schwankte, und seine Schultern zuckten, als er sich hinunterbeugte, um seinem Sohn die Wange zu streicheln.

„Es ist alles gut gegangen“, flüsterte Lucinda Gemma zu, die etwas weiter entfernt stand. Sie wusste, dass der Professor dieselben Worte gebraucht hätte, weil die Angehörigen nichts anderes hören wollten. „Billy steht noch unter dem Einfluss der Narkose, aber er kann sie hören und verstehen. Sie können mit ihm reden.“

„Komm, Gemma.“ Sebastian hatte sich im selben Moment umgedreht. „Nimm Billys Hand. Lass ihn spüren, dass wir alle für ihn da sind.“ Er sagte das ohne Bitterkeit, und Gemma überwand sich. Sie ging zum Bett und nahm widerstrebend Billys blasse Hand.

„Mummy ist hier“, sagte Sebastian, als Gemma kein Wort herausbrachte. „Bitte, Gemma“, fügte er leiser hinzu. „Sprich mit ihm.“

„Ich muss telefonieren.“ Gemma ließ Billys Hand auf das weiße Betttuch gleiten. „Du findest mich in der Kantine.“

„Gemma … bitte!“, flehte Sebastian, aber er traf auf taube Ohren.

„In der Kantine“, wiederholte Gemma und verließ schnell den Raum.

„Lass sie gehen“, sagte Isabella unwillig.

„Die komplizierten Apparaturen schüchtern viele Besucher ein“, versuchte die begleitende Schwester zu vermitteln, aber Sebastian schwieg und streichelte weiter Billys Wange. Lucinda glaubte, Tränen in seinen grünen Augen schimmern zu sehen.

Zwei Pfleger kamen, um Billy auf die Intensivstation zu bringen.

„Wir rollen ihn jetzt hinüber, Dr. Carlisle“, meinte der eine.

Sebastian wandte sich an seine Schwester. „Würdest du Gemma Bescheid geben, Isabella? Ich möchte bei Billy bleiben.“

Isabella küsste Billy auf die Stirn und verließ dann den Aufwachraum.

„Sie sollten jetzt ebenfalls gehen, Dr. Carlisle“, meinte die Schwester. „Ich sage Ihnen Bescheid, sobald Sie Billy auf der Intensivstation besuchen können.“

Sebastian nickte, aber Lucinda spürte, wie schwer es ihm fiel, seinen Sohn jetzt allein zu lassen. Er hatte, da er hier nicht arbeitete, normalerweise keinen Zutritt zum Aufwachraum. Dass man ihn, Gemma und Isabella hereingelassen hatte, bedeutete schon eine Ausnahme.

Lucinda folgte Sebastian in größerem Abstand. Sie hätte ihn gern getröstet, aber was bedeuteten Worte in einem Fall wie diesem? Gemma hätte an seiner Seite sein und ihm Kraft geben sollen, aber die saß in der Kantine, trank Kaffee und führte wichtige Telefongespräche. Wie es um Sebastian stand, kümmerte sie nicht. Sie ließ ihn mit seinen Sorgen und Ängsten allein.

Sebastian hatte Lucinda vorübergehend nicht beachtet, aber dann merkte er, dass sie ihm folgte.

„Der arme Junge hat so viel durchgemacht“, erklärte er, als sie ihn eingeholt hatte. Lucinda spürte, wie schwer ihm jedes Wort fiel. „Das Asthma, die vielen Operationen … Und nun muss er auch noch erleben, dass seine Eltern sich getrennt haben und seine Mutter nicht mal seine Hand halten will. Es wirkt fast so, als könnte sie nicht mit ihm im selben Raum sein. Kann ein junger Mensch das alles ertragen?“ Die Stimme versagte ihm, und er musste mehrmals tief durchatmen, um weitersprechen zu können. „Verzeihen Sie, Miss Chambers. Ich dürfte Sie mit all dem nicht behelligen.“

Lucinda schüttelte den Kopf. „Bitte entschuldigen Sie sich nicht. Ich weiß, wie schwer es für Sie alle ist.“

„Es war ein Schock, ihn so zu sehen“, fuhr Sebastian zögernd fort. „Ich bin Arzt und wusste, was mich erwartet, und trotzdem … Der Professor hat mir geschildert, wie gut die Operation verlaufen ist.“ Sebastian verzog das Gesicht. „Einige Einzelheiten hätte er mir allerdings ersparen können. Ein Vater braucht nicht alles zu wissen.“

„Ich verstehe“, antwortete Lucinda, aber es klang irgendwie falsch. Sie musste unwillkürlich an ihre Mutter denken, deren Stimme oft auch leicht gekünstelt klang.

Sebastian hatte es ebenfalls bemerkt, denn er nahm sich sichtlich zusammen und warf ihr einen spöttischen Blick zu. „Ah ja, ich vergaß. Sie haben in Sydney einen Patensohn …“

Lucinda erstarrte. Sie wusste, es war schwer für Sebastian, aber schließlich hatte sie nur helfen wollen.

„Ich glaube, ich muss jetzt gehen.“ Ihr Ton war jetzt frostig, aber sie gab sich keine Mühe, das zu korrigieren.

Sebastian bereute seine spöttischen Worte. „Das war dumm von mir“, sagte er und berührte flüchtig Lucindas Arm. „Ich weiß, Sie meinten es gut.“

Lucinda schwieg. Sie trug einen kurzärmligen Kittel, und Sebastians Berührung hatte sie aus der Ruhe gebracht. Es fiel ihr schwer, den Blick abzuwenden, und am Ende musste Sebastian den Bann brechen.

„Danke“, sagte er schlicht. „Danke, dass Sie da sind.“

Lucinda nickte. Sie war selten um Worte verlegen, aber in diesem Augenblick wusste sie nichts zu erwidern. Kein Mann vor Sebastian Carlisle hatte sie so beunruhigt und ihre Gefühle so leicht in Aufruhr versetzt.

„Ich muss jetzt wirklich gehen“, war alles, was sie endlich hervorbrachte.

Kurz darauf trennten sie sich. Sebastian kehrte zu Billy zurück, und Lucinda musste sich auf die nächste Operation vorbereiten. Doch für beide war es kein normaler Abschied. Sie spürten, dass sich etwas zwischen ihnen ereignet hatte. Ein Fundament war gelegt worden, auf dem sich etwas Gemeinsames aufbauen ließ.

3. KAPITEL

„Welche Ehre!“ Ann Benton sah auf und lächelte müde, als Lucinda ihr Büro betrat. „Ein Stationsarzt und eine Fachärztin … Samstagabend auf derselben Station. Gibt es Probleme bei unseren Patienten?“

Lucinda schüttelte den Kopf. „Hoffentlich nicht. Wir haben heute Nachmittag bei den Säuglingen genug Probleme gehabt.“ Das Herz der kleinen Kimberley hatte zu schnell geschlagen, und sie hatten Stunden gebraucht, um den normalen Rhythmus wiederherzustellen. „Wer ist sonst noch da?“

„Pete Hughes“, antwortete Ann. „Er will mit einer der Schwestern ausgehen. Wir haben heute zu wenig Personal, deshalb hat Schwester Ellen angeboten, bis sieben Uhr zu bleiben. Pete wartet auf sie, sonst würde er sich kaum blicken lassen.“

Lucinda zog die Augenbrauen hoch, verzichtete aber auf einen Kommentar. „Was machen meine Patienten?“, fragte sie stattdessen. „Irgendwelche Schwierigkeiten?“

„Sie meinen, wie es Billy geht? Sie haben den Jungen ins Herz geschlossen, nicht wahr? Man hat Sie mir als eiskalten Fisch beschrieben, aber Sie haben ein Herz aus Gold, Miss Chambers.“

Ann Benton besaß die Gabe, das auszusprechen, was alle dachten, ohne jemanden zu verletzen. Lucinda wusste genau, welcher Ruf ihr vorausgegangen war, und es tat ihr gut, sich vor dieser sympathischen, erfahrenen Frau nicht verstellen zu müssen.

„Also gut. Wie geht es Billy?“

„Mehr als zufriedenstellend. Wir haben ihn gestern von der Intensivstation geholt und in ein Vierbettzimmer verlegt. Wahrscheinlich wird er schon am Montag oder Dienstag entlassen … falls Sie kein Veto einlegen. Er hat seinen Lieblingsfilm gerade zum dritten Mal angesehen.“

„‚Im Schutz der Roboter‘ … ich weiß.“ Lucinda lächelte. „Dann ist er eindeutig über den Berg. War seine Mutter bei ihm?“

„Mrs. Carlisle?“ Ann ließ sich nichts anmerken. „Sie schaut ab und zu herein … tadellos zurechtgemacht und wie aus dem Modejournal gestiegen. Die meisten Mütter finden kaum Zeit, sich umzuziehen oder zu kämmen, so schnell möchten sie bei ihren Kindern sein. Mrs. Carlisle lässt sich wegen Billys Operation nicht aus der Ruhe bringen. Kaum zu glauben, nicht wahr? Welche Mutter hätte nicht den Wunsch, am Bett eines so goldigen Jungen zu sitzen?“

„Es steht uns nicht zu, darüber zu urteilen“, erinnerte Lucinda die Oberschwester, obwohl sie jedem ihrer Worte insgeheim zustimmte.

„Natürlich nicht, aber ich denke vor allem an Sebastian. Es war richtig, uns wegen unserer Voreingenommenheit gegenüber Gemma zu ermahnen, aber wir schätzen Sebastian sehr und machen uns seinetwegen Sorgen. Dabei beklagt er sich mit keinem Wort. So gut wir uns auch kennen … was wirklich in ihm vorgeht, weiß niemand von uns. Er ist sehr verschlossen.“

Ann hatte Lucindas Ermahnung an ihre Kolleginnen weitergegeben, und es damit nicht nur für die Carlisles, sondern auch für die Schwestern erheblich leichter gemacht. Auch Lucinda freute sich, dass dieses Problem aus der Welt geschafft war und ihrem guten Einvernehmen mit Ann nichts mehr im Weg stand.

„Sebastian hat sich inzwischen gefangen“, sagte sie. „Ich habe nach der Operation mit ihm gesprochen. Er war aufgeregt, aber welcher Vater wäre das nicht gewesen?“

„Aufgeregt? Sebastian?“ Ann sah sie überrascht an. „Noch dazu in Ihrer Gegenwart?“

Lucinda nickte. „War das nicht zu erwarten? Billy hatte gerade eine schwere Herzoperation hinter sich. Was wundert Sie so daran?“

„Nun …“ Ann zuckte die Schultern. „Wie ich eben sagte … Ich kenne Sebastian schon lange, aber er hat nie irgendwelche Gefühlsregungen gezeigt.“

Lucinda dachte einen Moment nach. „Professor Hays hat ihn unnötigerweise über Einzelheiten der Operation informiert. Vielleicht war das der Grund.“

„Schon möglich“, antwortete Ann, aber es klang nicht überzeugt. „Nur gut, dass jemand in dieser schwierigen Situation bei ihm war. Er sollte nicht so viel allein sein.“

Während sie das sagte, warf Ann Lucinda einen Blick zu, der sie erröten ließ. Hastig wechselte sie das Thema. Gerade Ann sollte nicht ahnen, wie groß ihre Anteilnahme war. Wer hätte die Gerüchte dann noch zum Schweigen bringen können?

„Gibt es sonst noch ein Sorgenkind?“, fragte sie betont locker.

Ann runzelte die Stirn. „Bianca Moore gefällt mir nicht recht. Ich weiß, dass sie bis zur Transplantation nicht zu Ihren Patienten zählt, aber Pete Hughes …“ Sie sah Lucinda vielsagend an. „Die Eltern haben Bianca Hamburger und Chips gebracht. Normalerweise stürzt sie sich gleich darauf, aber heute hat sie nichts angerührt. Pete wollte sich ihren Krankenbericht noch einmal ansehen.“

„Hallo, Lucinda.“ Wie aufs Stichwort betrat Pete das Büro. Er trug Jeans und T-Shirt, denn er war schon nicht mehr im Dienst. „Was macht Kimberley?“

Die Frage klang kollegial, aber sowohl Lucinda wie Ann hörten den bitteren Unterton heraus.

„Wir hatten heute Nachmittag einige Probleme mit ihr. Wie geht es Bianca?“

Pete legte den Krankenbericht vor Ann auf den Schreibtisch. „Ich habe mir den Bericht angesehen und nichts Besonderes entdeckt. Vielleicht hatte sie einfach keinen Hunger.“

„Vielen Dank für Ihre Mühe, Doktor.“ Ann schob den Bericht beiseite, aber Lucinda spürte, dass sie keineswegs beruhigt war.

In diesem Moment steckte eine hübsche junge Schwester den Kopf zur Tür herein. „Ich bin gerade von Schwester Irene abgelöst worden“, meldete sie. „Keine besonderen Vorfälle.“

„Ist Mrs. Carlisle bei Billy?“, fragte Ann.

Schwester Ellen schüttelte den Kopf. „Sie ist gerade gegangen, aber sein Vater ist bei ihm. Er will wieder im Bereitschaftszimmer schlafen. Falls Billy während der Nacht aufwacht, möchte er umgehend geweckt werden.“ Sie lächelte Pete zu. „Können wir gehen?“

Pete nickte. „Bis dann, Ladys. Hoffentlich sehen wir uns nicht vor Montagmorgen.“

Lucinda schwieg. Sie hatte Bereitschaftsdienst und wusste aus Erfahrung, dass sie dann selten zur Ruhe kam.

„Haben Sie eben von Kimberley Stewart gesprochen?“, fragte Ann, während sie in zwei Tassen Kaffee einschenkte.

Lucinda nickte. „Kennen Sie die Familienverhältnisse?“

„Nicht direkt. Ich frage nur aus Interesse. Kimberley ist das Sechsmonatskind, nicht wahr?“ Lucinda nickte wieder. „Wird sie es schaffen?“

Lucinda trank etwas Kaffee. Die Stewarts hatten ziemlichen Aufruhr auf der Station verursacht, und es war eine Erleichterung, mit einem Unbeteiligten darüber reden zu können.

„Wenn Sie es nicht schafft, dann bestimmt nicht wegen mangelnder Bemühungen unsererseits“, antwortete sie, „aber ganz realistisch gesprochen … Nein, ich glaube nicht, dass sie eine Chance hat.“

Ann sagte nichts dazu, und Lucinda fuhr fort: „Der Fall ist besonders tragisch, weil Janine Stewart an idiopathischer Unfruchtbarkeit leidet.“

Ann verzog das Gesicht. „Kann man das auch einfacher ausdrücken?“

„Es gibt keinen erkennbaren Grund dafür, warum Janine Stewart nicht schwanger werden kann“, erklärte Lucinda. „Sie und ihr Mann versuchen es seit Jahren, aber immer vergeblich. Kimberley ist das Ergebnis der sechsten und letzten künstlichen Befruchtung.“

„Warum der letzten?“, fragte Ann.

„Die Stewarts sind nervlich und finanziell am Ende. Ihre Ehe steht unter enormer Belastung. Janine geht ganz in der Fürsorge für Kimberley auf, und Mark muss ab Montag wieder auswärts arbeiten. Keine beneidenswerte Situation.“

„Wie alt ist Kimberley jetzt?“

„Sieben Wochen.“

„Und jeden Tag liegen neue Rechnungen im Briefkasten. Habe ich recht?“

„Und ob Sie recht haben.“ Lucinda seufzte. „Sue Washington hat mir gerade erzählt, dass die Stewarts kaum noch miteinander sprechen. Dabei haben sie heute ihren zehnten Hochzeitstag. Wenn ich da an mich denke! Ich glaube, ich habe es bisher nicht mal auf zehn Wochen gebracht.“

Ann lachte. „Sie haben eben noch nicht den richtigen Mann getroffen. Tod und ich sind jetzt seit fünfundzwanzig Jahren verheiratet, und ich kann mir kein anderes Leben vorstellen.“ Sie dachte einen Moment nach. „Zu schade, dass Janine und Mark ihren Hochzeitstag nicht außerhalb des Krankenhauses feiern können.“

„Ja, wirklich schade, aber das fällt leider nicht in mein Ressort. Ich bin Ärztin und keine Eheberaterin.“ Lucinda stand auf. „Danke für den Kaffee, Ann. Ob ich selbst einmal nach Bianca sehe? Ich merke Ihnen an, dass Sie sich immer noch Sorgen machen.“

Ann lächelte dankbar. „Das wäre nett, Miss Chambers. Ich möchte niemanden beunruhigen, am wenigsten Bianca selbst. Sie kennt sich besser als wir alle, aber ich habe so ein Gefühl …“

Lucinda ging durch den abgedunkelten Korridor, an dem Biancas Zimmer lag. Um halb acht waren alle Kinder für die Nacht versorgt. Seltsame Geräusche drangen aus der Lautsprecheranlage, die Lucinda als Wasserrauschen und Vogelgezwitscher identifizierte. Man war seit einiger Zeit dazu übergegangen, die Kinder mit spezieller Einschlafmusik zur Ruhe zu bringen. Ann hatte bereits mehrere CDs ausprobiert, und es fehlten eigentlich nur noch Räucherstäbchen, um die exotische Atmosphäre abzurunden.

Bevor Lucinda das Mehrbettzimmer betrat, sah sie kurz bei Billy herein. Sebastian hatte es nicht mehr bis zum Bereitschaftszimmer geschafft. Er war vor Erschöpfung neben Billy eingeschlafen. Der Junge hatte sich in den kräftigen Arm seines Vaters geschmiegt und den Kopf auf seine breite Brust gelegt. Beide atmeten tief und gleichmäßig – ein Bild äußersten Friedens. Lucinda konnte sich kaum noch vorstellen, vor welchen Problemen sie erst kürzlich gestanden hatten.

Bianca war noch wach und empfing Lucinda mit einem misstrauischen Blick. „Was wollen Sie hier?“, fragte sie unfreundlich.

„Ich sehe nach meinen Patienten“, antwortete Lucinda ruhig.

„Warum? Sie gehören schließlich zu den Fachärzten und sollten am Samstagabend mit anderen Promis auf irgendeinem Ball glänzen.“

Lucinda musste lachen. „Das klingt verlockend, aber ich bin noch neu hier und kenne daher keine Prominenten. Außerdem möchte ich sicher sein, dass hier alles in Ordnung ist.“ Sie zeigte auf die in Alufolie gewickelten Kartons. „Schmeckt dir der Hamburger heute nicht?“

Bianca zuckte die Schultern. „Er hat mir in der Tat nicht geschmeckt, aber inzwischen sterbe ich vor Hunger. Für eine Pizza würde ich jeden umbringen. Ob ich mir eine bestelle?“ Sie tastete nach der Nachttischschublade. „Ich könnte mir eine bestellen, aber Mummy hat mir kein Geld dagelassen.“

Kinder, die so krank waren wie Bianca, wurden naturgemäß von den Schwestern verwöhnt. Wenn ein besonderer Videofilm oder eine Lieblingsspeise das bedauerliche Los der Kranken erleichtern konnten, stand dafür eine Sonderkasse bereit. Lucinda zweifelte nicht daran, dass eine Pizza unter diese Bedingungen fiel.

„Für eine Pizza wird es bestimmt reichen“, erklärte sie. „Soll Schwester Ann dir eine bestellen?“

Bianca schüttelte den Kopf. „Das kann ich selbst tun. Ich habe mein eigenes Handy, aber leider keine Gesellschaft. Die Schwestern sind zu beschäftigt, und die anderen Kinder schlafen schon. Es macht keinen Spaß, allein Pizza zu essen.“

Vielleicht hatte Ann einen sechsten Sinn gehabt, vielleicht war sie auch nur überängstlich gewesen. Wie auch immer, Lucinda brachte es nicht fertig, Biancas indirekt geäußerte Bitte zu überhören.

„Ich habe heute Abend noch nichts gegessen“, sagte sie. „Wenn du die Pizza bestellst, esse ich ein Stück mit … allerdings unter einer Bedingung.“

„Heraus damit!“

„Du lässt mich eine Blutprobe von dir nehmen, und ich darf deinen Oberkörper abhorchen.“

Bianca bestellte die Pizza, während Lucinda alles für die Blutabnahme vorbereitete. Als sie mit dem Rollwagen am Bett erschien, hielt Bianca ihr lustlos den Arm hin.

„Erst horche ich deine Brust ab“, erklärte Lucinda.

Bianca setzte sich auf und streifte ihr Nachthemd hoch. Der Befund war nicht besser, aber auch nicht schlechter als sonst – jedenfalls nicht, soweit Lucinda feststellen konnte.

„Jetzt die Blutprobe.“ Sie desinfizierte Biancas Armbeuge und führte geschickt die Nadel ein. „Für welche Pizza hast du dich entschieden?“

„‚Capricciosa‘, aber ohne Anchovis. Wie viel Blut brauchen Sie noch? Ich glaube, bald ist nichts mehr übrig.“

„Ich bin gleich fertig.“ Lucinda drückte einen Tupfer auf die Einstichstelle und füllte das Blut von der Spritze in verschiedene Glasröhrchen. „Halt den Tupfer noch einen Moment fest. Ich bin gleich wieder da.“

Lucinda rollte den Wagen in Anns Büro. „Ich habe Bianca Blut abgenommen“, sagte sie. „Können Sie die Proben möglichst schnell ins Labor schicken?“

„Ich kümmere mich darum“, versprach Ann. „Was halten Sie von Biancas Zustand?“

Lucinda beschriftete die Proben und schrieb überall ‚Eilt!‘ darauf. „Ich spüre Ihre Unruhe, Ann, und das genügt mir. Ich kann keine Veränderung bei Bianca feststellen, abgesehen davon, dass sie vielleicht etwas blasser und … nun ja, etwas anhänglicher als sonst ist. Sie hat kein Fieber und bekommt fast jedes Antibiotikum, das man in der Pharmazie kennt. Trotzdem können diese zusätzlichen Blutproben nicht schaden. Vielleicht brütet sie irgendetwas aus.“ Lucinda zögerte. „Bianca hat sich eine Pizza bestellt, und ich habe versprochen, ein Stück mitzuessen.“

Das sollte ganz natürlich klingen, aber Ann ließ sich nicht täuschen. „Habe ich es nicht gesagt?“, rief sie Lucinda nach. „Ein Herz aus Gold!“

Eine halbe Stunde später setzte sich Lucinda schließlich an Biancas Bett.

„Na dann, Miss Chambers“, sagte Bianca und schob Lucinda ein Stück Pizza hin.

„Du kannst mich Lucinda nennen, solange wir zusammen Pizza essen.“ Lucinda stellte befriedigt fest, dass Bianca vor dem Essen die Enzymkapseln einnahm, die bei akuter Fibrose die Verdauung erleichterten. „Aber morgen früh, bei der Visite, bin ich wieder Miss Chambers, verstanden?“

Bianca ließ sich durch Lucindas strengen Ton nicht einschüchtern. „Sie sind sehr schön“, stellte sie unvermittelt fest.

„Danke, Bianca.“

„Ich wäre auch gern schön.“

„Aber das bist du“, erklärte Lucinda mit voller Überzeugung. „Du siehst toll aus.“

„Ich bin zu dünn und habe eine fleckige Haut.“ Bianca verzog das Gesicht. „Und diese grässliche Zahnspange!“

„Ich weiß, wie das ist“, versicherte Lucinda. „Ich musste in deinem Alter auch eine tragen, aber es lohnt sich, und du wirst sie bald loswerden. Hier herumzuliegen ist natürlich auch nicht die reine Schönheitskur, aber nach der Transplantation wirst du dich wie neu geboren fühlen. Die Hautflecken werden verschwinden, und du wirst dich in einen strahlenden Schmetterling verwandeln.“

„Wenn ich die Chance bekomme“, antwortete Bianca finster und schaltete den Fernseher an.

Lucinda hatte ihr Pizzastück inzwischen aufgegessen, aber der Film, den Bianca ausgewählt hatte, fesselte sie so, dass sie unwillkürlich ein zweites Stück nahm. Der Lautsprecher lag auf Biancas Kopfkissen, sodass Lucinda nur Bruchstücke von dem Dialog mitbekam, aber sie kannte den Film gut, denn er zählte zu ihren Lieblingsfilmen.

Bianca versuchte nicht, ein neues Gespräch anzufangen, und so sahen sie schweigend zu, bis die Stelle kam, an der der kleine Junge den Vater nach seiner toten Mutter fragte. Da liefen Bianca dicke Tränen über die Wangen.

„Willst du denn nicht etwas anderes einschalten?“, schlug Lucinda vor.

Bianca schüttelte den Kopf. „Ich muss weinen, aber es ist trotzdem schön.“ Sie tastete nach ihrem Taschentuch und putzte sich kräftig die Nase. „Ich habe keine Angst zu sterben, aber Mum und Dad und mein Bruder Lewis … die tun mir leid. Ich weiß, dass sie sehr traurig sein werden. Manchmal frage ich mich, wie es für sie weitergehen soll.“

Lucinda rührte sich nicht. In ihrem Beruf musste man manchmal die dümmsten Plattitüden von sich geben, um falschen Optimismus zu verbreiten, aber es gab Momente, in denen man dem herannahenden Tod auch mit Worten nicht mehr ausweichen konnte.

„Natürlich würden sie traurig sein“, bestätigte sie. „Sogar verzweifelt, aber mit der Zeit wird ihr Schmerz nachlassen. Die Erinnerung an dich wird sie trösten. Sie werden über dich sprechen und dich immer lieb haben. Hast du sie mal danach gefragt?“

„Ich habe es versucht“, antwortete Bianca, „aber dann regen sie sich gleich furchtbar auf. Dabei möchte ich ihnen nur sagen, dass ich keine Angst vor dem Sterben habe und sie von ganzem Herzen liebe. Umsonst. Sie wechseln sofort das Thema.“

„Das ist verständlich, Bianca, aber sie wissen, dass du sie liebst. Manche Dinge müssen nicht gesagt werden.“

„Werde ich sterben, Lucinda?“

Lucinda hatte mit der Frage gerechnet, aber es gab ihr doch einen Stich. „Ich kann es nicht verneinen“, antwortete sie ehrlich. „Ich würde es gern tun, aber ich kann es nicht. Ich kann für keinen meiner Patienten eine Garantie abgeben. Ich kann dir aber versprechen, dass ich alles tun werde, damit du am Leben bleibst. Versprichst du mir dafür, dass du dir weiter Mühe gibst?“

„Nachts, wenn ich hier liege und nicht schlafen kann, wünsche ich mir nur ein neues Herz und eine neue Lunge“, gestand Bianca. „Aber gleichzeitig komme ich mir schlecht vor, denn es würde bedeuten, dass ein anderer Mensch stirbt.“

„So darfst du nicht denken“, erklärte Lucinda bestimmt. „Du wünschst einem anderen Menschen nicht den Tod, du wünschst dir nur weiterzuleben. Das ist ein großer Unterschied. Abgesehen davon … Wünsche ändern nichts am Lauf der Dinge. Unglück gehört zum Menschenleben dazu, und wir haben keinen Einfluss darauf, wen es trifft. Dass du dir ein neues Herz und eine neue Lunge wünschst, wird daran nichts ändern. Du darfst dich nicht schuldig fühlen, nur weil du gesund sein willst.“

„Nicht direkt gesund.“ Bianca musste husten. „Ich würde immer noch an Fibrose leiden, aber es wäre wenigstens ein neuer Anfang, und für einige Jahre würden die neuen Organe der grässlichen Fibrose widerstehen.“

„Wahrscheinlich länger“, versicherte Lucinda. „Gerade auf diesem Gebiet macht man in der Forschung fast täglich Fortschritte, aber das weißt du genauso gut wie ich.“ Sie zeigte auf die einschlägigen Bücher, die auf dem Nachttisch lagen. „Solltest du Medizin studieren, müsste ich mich eines Tages vor dir in Acht nehmen und dich wahrscheinlich ‚Miss Moore‘ nennen.“

Bianca schwieg, um nicht wieder husten zu müssen, und Lucinda stand auf. „Es wird Zeit, dass ich nach Hause komme. Ich habe Bereitschaftsdienst, das bedeutet gewöhnlich eine unruhige Nacht. Du solltest auch versuchen zu schlafen, wenn der Film zu Ende ist.“

Sie wandte sich zum Gehen, aber Bianca rief sie noch einmal zurück und fragte ängstlich: „Gibt es ein Happy End, Lucinda?“

„Das musst du abwarten“, antwortete Lucinda in ihrem üblichen nüchternen Ton. Als sie sah, dass sich Bianca mit geschlossenen Augen zurücklehnte, sagte sie weicher: „Natürlich gibt es eins.“

Und hoffentlich nicht nur im Film, beendete sie insgeheim den Satz.

Auf dem Korridor stieß sie fast mit Sebastian zusammen. „Ist es Ihnen auf dem kurzen Bett doch zu unbequem geworden?“, fragte sie scherzhaft.

Sebastian nickte. „Ich brauche unbedingt frische Luft. Begleiten Sie mich nach oben?“

Lucinda war noch nicht auf der Dachterrasse gewesen und erhob keine Einwände. Aber schon im Lift wünschte sie, der Aufforderung nicht gefolgt zu sein. Es herrschte auf Anhieb eine so starke Spannung zwischen ihr und Sebastian, dass sie sich zu fragen begann, ob er sie vielleicht genauso anziehend fand wie sie ihn. Es hätte seine Einsilbigkeit erklärt, aber dafür waren auch seine Sorgen ein ausreichender Grund.

Oben angekommen, nahm Sebastian ihren Arm, um sie zur Brüstung der Terrasse zu führen. Lucinda empfand die Berührung ungewöhnlich stark und hätte geschworen, dass Sebastian sie länger festhielt, als unbedingt nötig war.

Tief atmend lehnte sie sich gegen die Brüstung und sah auf die erleuchtete Stadt hinunter. Sie fühlte sich nicht ganz sicher auf den Beinen und kämpfte gegen ein leichtes Schwindelgefühl, das nichts mit ihrem erhöhten Standort zu tun hatte.

Der Blick vom Dach des Krankenhauses glich dem, den man von Lucindas Apartment hatte. Flinders Street Station war hell erleuchtet und erinnerte an einen bunten Feenpalast. Der schlanke, durch die Stahl- und Aluminiumgitter fast durchsichtig wirkende Turm des Victorian Arts Centre ragte wie ein kleinerer Eiffelturm in den nächtlichen Himmel. Ein grandioser Anblick, vor allem, wenn man ihn in Gesellschaft genießen konnte.

„Billy wird Anfang der nächsten Woche entlassen“, sagte Sebastian nach längerem Schweigen. „In der Woche darauf muss ich wieder arbeiten.“

„Gemma und Sie werden es schon schaffen“, versicherte Lucinda mit mehr Überzeugung in der Stimme, als sie empfand.

Sebastian wandte ihr sein Gesicht zu, und sie erkannte trotz der Dunkelheit den Schmerz, der darin lag. „Gemma verlässt uns endgültig. Sie zieht nach Sydney, um einen Job anzunehmen, den sie ‚einfach nicht ablehnen konnte‘.“

„Weiß Billy davon?“

„Wir wissen es beide seit zwei Wochen, aber Billy trifft es besonders hart. Gemma fasste den Entschluss, bevor wir wussten, dass man seine Operation früher ansetzen würde. Jetzt ist alles zu weit gediehen, um es noch rückgängig zu machen. Außerdem bin ich auch in Billys Interesse für eine rasche Trennung. Wir können dann alle neu anfangen, nachdem wir uns lange genug miteinander herumgeplagt haben.“

„Das alles ist sehr schwer für Sie“, meinte Lucinda voller Mitgefühl. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“

„Nur Billy ist wichtig.“ Aus Sebastians Stimme klang verhaltener Zorn. „Ich würde alles noch einmal durchmachen, wenn er nur nicht leiden müsste. Sein Glück geht mir über alles.“

„Aber wie wollen Sie in Zukunft zurechtkommen?“, fragte Lucinda besorgt.

„Wenn ich das wüsste.“ Sebastian seufzte schwer. „Seit der Scheidung ist Gemma kaum noch bei uns gewesen, aber auch die kleinste Hilfe ist besser als gar keine. Meine Schwester Isabella will für einen Monat kommen, wenn ich wieder arbeite. Sie bringt ihre Kinder mit. Natürlich ist das nur eine vorübergehende Lösung. Sie wohnt in Ballarat und führt dort ihr eigenes Leben. Ich muss nachdenken, Miss Chambers. Irgendetwas wird mir schon einfallen. Und damit genug von mir. Sprechen wir lieber von Ihnen. Sie machen den Eindruck einer Frau, die weiß, was sie will. Was ist Ihr Ziel? Eine Professur oder ein Posten als Chefärztin? Was wünschen Sie sich vom Leben?“

Lucinda zögerte mit der Antwort. Sebastian war ungewöhnlich offen zu ihr gewesen. Aber konnte sie ihm von ihrem heimlichen Traum erzählen, den sie sich kaum selber eingestand? Ich möchte irgendwo praktische Ärztin sein, nur halbtags arbeiten und mich im Übrigen meinen Kindern widmen … Sollte sie das zugeben? Unmöglich, er hätte es nie verstanden.

„Warten wir es ab“, antwortete sie betont locker. „Im Moment fühle ich mich als Fachärztin ganz wohl.“ Ein Frösteln überlief sie. „Es ist windig hier oben. Mich friert.“

„Dem kann abgeholfen werden.“

Lucinda glaubte eine versteckte Aufforderung aus den Worten herauszuhören, aber sie gab diesem Gefühl nicht nach. Die Versuchung, sich in Sebastians Arme zu schmiegen und von ihm wärmen zu lassen, war übermächtig, aber angenommen, sie irrte sich? Wenn er nur einen winzigen Schritt nähergekommen wäre oder sich etwas deutlicher erklärt hätte, wäre sie seiner Aufforderung bedenkenlos gefolgt. Stattdessen stand sie da, blickte ihn minutenlang unschlüssig an und musste erleben, dass er ihrem Blick auswich.

„Wir sollten wieder hinuntergehen“, meinte er nur. „Billy könnte aufwachen.“

Lucinda rang sich ein Lächeln ab. „Gehen Sie schon voraus. Ich bleibe noch eine Weile und genieße den herrlichen Blick.“

„Dann ein andermal“, sagte er so leise, dass sie es kaum verstand, und war im nächsten Augenblick verschwunden.

Lucinda verschränkte die Arme, um die Kühle weniger zu spüren. Vorsicht, dachte sie, mach keinen unüberlegten Schritt.

Sebastian Carlisle war ein Mann, in den man sich leicht verlieben konnte, aber er hatte einen Sohn und stellte insofern ein Problem dar. Um nichts in der Welt hätte sie etwas getan, das Billy verletzen konnte.

4. KAPITEL

Mit langen, kräftigen Zügen durchmaß Lucinda das Becken des hauseigenen Pools und versuchte, der verwirrenden Gefühle Herr zu werden, die sie die Nacht über gequält hatten.

Nach zehn Runden verließ sie das Becken und stellte sich unter die Dusche. Der eiskalte Strahl erfrischte sie und weckte ihre Lebensgeister. Einen Moment lang überlegte sie, ob sie den Fitnessraum aufsuchen sollte, aber dann trocknete sie sich nur ab, schlüpfte in Kakishorts und Bluse und band ihr feuchtes Haar mit einem Band zurück.

In Southbank brach ein neuer Sonntag an. Einige verspätete Nachtschwärmer, die vielleicht im Spielkasino gewonnen hatten, zogen singend am Fluss entlang und freuten sich ihres Lebens. Lucinda kaufte sich eine Zeitung, setzte sich im erstbesten Straßencafé an einen sonnengeschützten Tisch und bestellte „Caffè Latte“. Zögernd ließ sie sich von dem Kellner zu einem warmen Croissant mit Butter und Honig überreden. Schließlich hatte sie bei den zehn Bahnen im Pool einige Kalorien verloren!

Melbourne füllte sich wieder mit Leben. Durchtrainierte Jogger und Radfahrer bemühten sich, den Pflastermalern auszuweichen, die ihre Kunstwerke vom Vortag auffrischten. Die Türme, die das Spielkasino flankierten, stießen halbstündlich mächtige Flammen aus, die von den Einheimischen kaum noch bemerkt wurden, für Lucinda aber eine Sensation bedeuteten. Genau das Richtige für Bianca, dachte sie, und dabei wurde ihr klar, warum sie so schlecht geschlafen hatte.

Die wenigen Minuten, die sie mit Sebastian auf der Dachterrasse des Krankenhauses verbracht hatte, waren daran schuld. Sie hatte sich unruhig im Bett hin und her gewälzt, ohne vergessen zu können, dass um ein Haar alles anders verlaufen wäre. Sebastians Blicke, sein beziehungsvolles Schweigen …

Lucinda überlegte, ob sie im Krankenhaus anrufen und sich nach Bianca erkundigen sollte, beschloss dann aber, gleich hinüberzugehen und selber nachzusehen. Der Weg über die Brücke dauerte nur wenige Minuten.

Ann Benton saß bereits in ihrem Büro. „Wie ist Bianca die Pizza bekommen?“, erkundigte sich Lucinda.

Ann sah sie ernst an. „Es hat natürlich nichts mit der Pizza zu tun, aber Bianca hatte eine böse Nacht. Fast hätten wir Sie gerufen, aber dann stabilisierte sich ihr Zustand wieder. Wenn sich bloß bald ein Spender findet! Bianca steht jetzt ganz oben auf der Liste, und ich bete zu Gott, dass sie durchhält. Übrigens sind ihre Eltern da und möchten mit Ihnen sprechen.“

„Mit mir?“, fragte Lucinda überrascht. „Soll ich sie über die geplante Transplantation informieren?“

Ann schüttelte den Kopf. „Nein, es ist persönlicher. Ich habe ihnen erzählt, dass Sie gestern Abend eine Weile an Biancas Bett gesessen haben.“

Lucinda zeigte an sich hinunter. „Ich habe Bereitschaft und bin nicht korrekt angezogen.“

„Das wird die Moores kaum stören. Gehen Sie nur. Sie tun den beiden einen großen Gefallen.“

Auf dem Flur stieß Lucinda fast mit Billy Carlisle zusammen, der in Pyjama und Bademantel an ihr vorbeistürmte.

„He!“, rief sie und packte ihn am Ärmel. „Wohin denn so eilig?“

Billy sah sie empört an. „Ich wollte auf die Toilette, aber da ist kein Papier.“ Es klang, als wäre Lucinda daran schuld.

„Die Putzkolonne kommt sicher bald durch, oder die Schwestern sorgen für Nachschub“, versuchte Lucinda ihn zu beruhigen.

„Ich brauche das Papier aber jetzt!“

Lucinda blickte sich um. Von der Putzkolonne war niemand zu sehen, und die einzige Schwester bereitete gerade eine Infusion vor. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als eine Packung Papiertaschentücher aus dem Schwesternzimmer zu holen, und sie Billy in die Hand zu drücken.

„Hier, nimm das.“

Billy sah sie an, als hätte sie den Verstand verloren. „Das geht nicht. Schwester Ann hat uns ausdrücklich ermahnt, keine Papiertücher zu verschwenden.“

„Dabei bezog sie sich bestimmt auf die Flugzeuge, die du gern daraus faltest und durchs Zimmer segeln lässt“, erwiderte Lucinda, aber Billy blieb hartnäckig.

„Ich brauche Toilettenpapier“, wiederholte er und machte dabei ein Gesicht, als würde er jeden Moment zu weinen anfangen.

Lucinda seufzte. „Also gut. Geh wieder zur Toilette. Ich bringe es dir.“

„Vergessen Sie es auch nicht?“

„Bestimmt nicht.“

Billy jagte davon, und Lucinda machte sich auf die Suche nach dem Vorratsschrank. Nach fünf Minuten hatte sie ihn endlich gefunden und entdeckte auch das Papier darin. Als sie wenig später den Vorraum der Toilette betrat, stand Billy bereits am Becken und wusch sich die Hände.

„Hier“, sagte sie und hielt ihm die Papierrolle hin.

„Ich habe schon eine gefunden“, antwortete Billy. „Auf der Fensterbank. Trotzdem vielen Dank.“ Er nahm die Rolle und schob sie unter seinen Bademantel.

„Warum tust du das?“, fragte Lucinda.

„Ich schließe sie in meinen Nachttisch.“ Billy lächelte vielsagend. „Hier geht das Papier immer schnell aus. Ist Bianca tot?“, setzte er unvermittelt hinzu.

Eine so direkte Frage hatte Lucinda nicht erwartet. „Man hat sie heute Nacht auf die Intensivstation gebracht“, antwortete sie vorsichtig.

„Das hat Schwester Ann auch gesagt, aber ich dachte, sie wollte mich nur schonen. Ist es Biancas Herz?“

„Auch ihr Herz, ja.“

„Warum können Sie ihr nicht helfen, wie Sie es bei mir getan haben?“

„Ich werde es versuchen, Billy, aber es ist komplizierter als bei dir. Ich gehe jetzt hinüber, um mit Biancas Eltern zu sprechen.“

„Dann bis später.“ Billy hatte sich inzwischen die Hände abgetrocknet und verschwand mit der Papierrolle in seinem Zimmer.

Lucinda zog einen Operationskittel an und wusch sich die Hände, ehe sie die Intensivstation betrat. Etwa zehn Minuten vergingen damit, sich von Dr. Hill, dem Stationsarzt, die letzten Untersuchungsergebnisse zeigen zu lassen. Sie waren nicht sehr ermutigend, ließen eine Fortsetzung der gegenwärtigen Behandlung aber als geraten erscheinen. Als Lucinda sich mit ihrem Kollegen so weit geeinigt hatte, bat sie die diensttuende Schwester, Biancas Eltern ins Sprechzimmer zu führen.

Die traurigen Gesichter, die ihr dort entgegensahen, waren längst nichts Neues mehr für sie.

„Mr. und Mrs. Moore?“, begann sie. „Ich bin Lucinda Chambers. Sie wollten mich sprechen?“

„Oh, Doktor!“, antworteten beide gleichzeitig. „Danke, dass Sie vorbeikommen, um nach Bianca zu sehen. Wir wissen von der Oberschwester, dass Sie nur Bereitschaft haben.“

Lucinda nickte. „Ich habe gerade mit Dr. Hill gesprochen. Wir können im Augenblick kaum etwas tun, als auf einen geeigneten Spender zu warten.“

„Schwester Ann hat erzählt, dass Sie gestern Abend eine Weile bei Bianca waren …“ Mrs. Moore kämpfte sichtlich um ihre Fassung. „Bevor sie den Herzanfall bekam. Dafür möchten wir uns bedanken. Es war bestimmt sehr wichtig für Bianca. Sie hält große Stücke auf Sie. Sie sind Ihre Lieblingsärztin.“

„Ich?“, fragte Lucinda überrascht. „Ich bin doch erst seit einer Woche hier …“

Mrs. Moore lächelte unter Tränen. „Sie kennen doch die Mädchen in dem Alter. Bianca findet Sie ‚cool‘ … in ihren Augen das höchste Lob. Und dass Sie mit ihr Pizza gegessen und einen Film angesehen haben! Für Sie war das gewiss Routine, aber für unsere Bianca …“ Wieder versagte Mrs. Moore die Stimme. „Sie hat so wenig vom Leben, und der gestrige Abend hat ihr viel bedeutet. Sie bewundert Sie aufrichtig, Doktor.“

Lucinda bekam feuchte Augen und konzentrierte sich schnell auf die Unterlagen, die vor ihr auf dem Tisch lagen. Diesen Trick hatte sie schon öfter angewandt. Die Schrift verschwamm zwar vor ihren Augen und hätte genauso gut Chinesisch sein können, aber sie musste den Angehörigen dann wenigstens nicht in die gepeinigten Gesichter blicken.

Nach einer Weile hob sie den Kopf. „Bianca hat gestern Abend auch von Ihnen gesprochen. Sie beteuerte, wie lieb sie Sie hat und wie sehr Sie und Lewis sie lieben. Sie sagte auch, dass sie keine Angst vor dem Sterben hat, sich aber große Sorgen macht, wie Sie mit ihrem Tod zurechtkommen würden.“

Mrs. Moore schluchzte laut auf und barg das Gesicht in beiden Händen. Mr. Moore legte ihr tröstend den Arm um die Schultern und ließ auch seinen Tränen freien Lauf.

Als sie sich einigermaßen gefasst hatten, fragte Mr. Moore: „Was haben Sie ihr darauf geantwortet, Doktor?“

„Ich habe ihr versichert, dass Sie stark genug sein würden und der Verlust immer weniger wehtun würde. Ich habe gesagt, dass sie in Ihren Herzen immer fortleben werde, und sie gleichzeitig daran erinnert, dass sie noch bei uns ist und wir alles tun, damit das so bleibt. Zum Abschluss habe ich sie gebeten, nicht aufzugeben, sondern weiter mit aller Kraft zu kämpfen. Das ist die beste Hilfe, die sie uns geben kann.“

„Danke, Doktor.“

Mr. Moore nahm seine weinende Frau fester in den Arm, und Lucinda spürte, dass es besser war, beide allein zu lassen.

„Ich bin jederzeit für Sie da, wenn Sie mich sprechen möchten“, sagte sie und stand auf. „Sie brauchen sich nur an eine der Schwestern zu wenden.“

Lucinda ging in die Kantine, um eine Tasse Kaffee zu trinken, und traf dort auf Sebastian, der lustlos den Menüplan studierte.

„Ist etwas Verlockendes dabei?“, fragte sie betont locker.

Sebastian drehte sich um. „Jetzt ja. Sie sind verlockender als alles, was auf der Karte steht.“

Lucinda errötete. „Darauf sollte ich mir lieber nichts einbilden. Zähes Rindergulasch und wässriger Blumenkohl sind keine starke Konkurrenz.“

„Im Gegenteil“, scherzte Sebastian. „Beides gehört zu meinen Lieblingsgerichten, aber vielleicht verzichte ich lieber darauf und lasse mir heute Abend etwas schicken.“ Er lächelte. „Hätten Sie Lust, ein Currygericht mit mir zu teilen? Wir könnten im Bereitschaftsraum essen.“

Der Vorschlag kam völlig unerwartet für Lucinda, aber sie war sofort entschlossen, Ja zu sagen. Andererseits wollte sie nicht zu nachgiebig erscheinen. Deshalb tat sie so, als müsste sie erst überlegen.

„Eine gute Idee“, antwortete sie schließlich. „Ich bin heute Abend in meinem Büro, um überfällige Schreibarbeiten zu erledigen.“

„Dann habe ich eine noch bessere Idee. Wenn Sie ohnehin in Ihrem Büro sind, könnte das Essen gleich dorthin geliefert werden. Dann sind wir ganz ungestört.“

„Einverstanden“, erklärte Lucinda so gelassen, wie es ihr möglich war.

„Dann freue ich mich auf ein gutes Abendessen bei angeregter Unterhaltung“, sagte er. „Billy schwärmt immer noch für seine Roboter, und die anderen Kinder haben mich auf ihre Weise ausgenutzt. Einer hat Durst, einer will spielen, ein anderer Figuren ausschneiden … Meine reguläre Arbeit wird die reinste Erholung werden. Also, Miss Chambers … dann bis heute Abend um acht Uhr.“ Er wollte gehen, blieb aber noch einmal stehen. „Da wäre noch eine Bedingung …“

Lucinda sah ihn misstrauisch an. „Und welche?“

„Dass wir auch einmal über Sie sprechen. Ich finde mich inzwischen als Thema ziemlich langweilig.“

Beim Verlassen der Station begegnete Lucinda dann Sue Washington. „Wie geht es Kimberley?“, fragte sie.

Sue zuckte die Schultern. „Im Moment fast besser als ihren Eltern. Mark muss ab morgen wieder arbeiten, und Janine hilft ihm beim Packen. Mark ist unglücklich, weil er Janine und Kimberley verlassen muss, und Janine ist unglücklich, weil sie sich verlassen fühlt. Es ist eine Tragödie. Wenn sie bloß wieder miteinander reden würden!“

Lucinda kam eine Idee. „Ich habe im ‚Surayan‘ ein Dinner für zwei Personen gewonnen, aber der Gutschein gilt nur für dieses Wochenende. Da ich Bereitschaft habe, falle ich aus, und ich habe sowieso andere Pläne. Vielleicht können Sie Mark und Janine überreden, statt meiner hinzugehen. Das Restaurant liegt gleich hinter der Brücke, und die beiden wären jederzeit erreichbar, falls sich bei Kimberley etwas ändern sollte.“

„Eine nette Idee“, meinte Sue. „Wenn ich die beiden dazu überreden könnte, wäre vielleicht wirklich etwas gewonnen. Immerhin ist heute ihr Hochzeitstag, aber sie müssen inzwischen mit jedem Cent rechnen.“

„Umso besser“, meinte Lucinda. „Machen Sie ihnen den Vorschlag. Ich lasse für acht Uhr auf ihren Namen einen Tisch reservieren, dann sollen sie sich frei entscheiden.“ Sie lächelte. „Wir können es ihnen anbieten … essen müssen sie schon selbst.“

Lucinda rief Vijay an, um ihn über die Stewarts zu informieren, und bummelte anschließend durch die Stadt. Da sie Bereitschaftsdienst hatte, konnte sie sich nicht allzu weit entfernen, aber bis zum Strand von St. Kilda war es nur eine kurze Fahrt mit der Straßenbahn, und falls sie im Krankenhaus gebraucht wurde, konnte sie sich ein Taxi nehmen und innerhalb von Minuten zurück sein.

Man hatte Lucinda bereits von dem bunten Markt erzählt, der sonntags in St. Kilda stattfand, und sie wurde in ihren Erwartungen nicht enttäuscht. Endlose Reihen von Kiosken und Ständen zogen sich die Strandpromenade entlang. Fremdes und einheimisches Kunsthandwerk wurde angeboten, genau die richtige Gelegenheit, um etwas für Lucindas nüchternes Apartment zu finden. Aber wie sollte sie die Dinge nach Hause schaffen? Sie beschloss, nächsten Sonntag besser vorbereitet wiederzukommen und sich mit zwei leichten handgewebten Läufern und einigen Farbdrucken von der Bucht zu begnügen.

„Ich will ein Eis! Ich will ein Eis!“, erklang es plötzlich laut und schrill hinter ihr. Lucinda drehte sich um und bemerkte ein junges Ehepaar, das sich von seinem kleinen Sohn zu einem Eisstand zerren ließ. „Nein, das nicht!“ Rot angelaufen vor Wut, warf der Junge seine Eistüte auf den Boden und fuhr fort, wie wild zu schreien. Um größeres Aufsehen zu vermeiden, kauften die verzweifelten Eltern ihm schließlich ein neues Eis.

Was für ein Wirbel, dachte Lucinda und fragte sich, ob es vernünftig sei, die Beziehung zu Sebastian weiter zu pflegen. Ihre Freizeit war eigentlich zu kostbar, um sich in ein Vater-Sohn-Verhältnis einzumischen. Aber tat sie das denn? Ein gemeinsames Curryessen in ihrem Büro war kein Versprechen fürs ganze Leben, und außerdem war Billy viel zu gut erzogen, um wegen einer Eistüte solchen Aufstand zu machen. Bei ihm musste es schon eine Rolle Toilettenpapier sein! Lucinda musste in Erinnerung daran lächeln, und plötzlich wurde ihr klar, wie sehr sie bereits an Sebastian und Billy Carlisle hing. Was hatten die beiden nur an sich? Worauf ließ sie sich da ein?

Auf dem Rückweg zur Straßenbahnhaltestelle kam Lucinda an einem Stand vorbei, der ihrer Aufmerksamkeit bisher entgangen war. Von dem Zeltdach hingen duftige Organzakleider herab und flatterten leicht im Wind. Die breite Farbskala der gebatikten Stoffe, die von zartestem Zitronengelb bis zu dunklem Violett reichte, bezauberte Lucinda auf den ersten Blick. Die Farben verschwammen ineinander, ohne harte Linien zu bilden, und verliehen den einfach geschnittenen Kleidern natürliche Anmut.

Etwas Ähnliches hatte Lucinda noch nie getragen, aber ihr Interesse war geweckt und ließ sie nicht mehr los. Außerdem kostete jedes Kleid etwa ein Zehntel von dem, was sie sonst ausgab, was ein zusätzlicher Anreiz war. Nachdem sie sich für ein helles Violett als Grundfarbe entschieden hatte, trug sie ihre Schätze zur Straßenbahn, in der sie zwei Plätze belegen musste, um alles unterzubringen.

Autor

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