Heiße Lust am Strand

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Hemmungslos genießt Cilla ihren Flirt mit dem sexy Surflehrer Alex. Eine Woche der Lust am Strand von Mexiko. Dann reist die erfolgreiche Wissenschaftlerin zurück nach Hause, um ihren neuen Boss kennenzulernen. Schockiert muss sie entdecken: Er ist ihr Strandlover …


  • Erscheinungstag 06.02.2025
  • ISBN / Artikelnummer 9783751536790
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

„Sag schon! Wie war deine Verabredung?“

Cilla erstarrte. Ihre Hand mit dem Löffel voller Zitronenjoghurt stockte vor ihrem Mund. Vor dieser Frage hatte sie sich gefürchtet.

Sie zog die Nase kraus und blickte sich im Frühstücksraum des Labors um. Bis in dieses düstere Kabuff gelangte das Sonnenlicht durch den typischen Dunst von San Francisco nur mühsam. Glücklicherweise war niemand da, der mithören konnte. Sie leckte den Joghurt vom Löffel und gab nach.

„Ich glaube, mir ginge es besser, wenn ich die Männer aufgeben würde“, gestand sie ihrer Freundin und Kollegin Nikki Hanson. „Das war jetzt die sechste misslungene Verabredung in diesem Jahr, und es ist erst August.“

„Irgendwie wundert mich das gar nicht, denn ich kann immer noch nicht glauben, dass du es ausgehalten hast, mehr als einmal mit ‚Dr. Verklemmt‘ auszugehen, Cilla.“ Nikki biss in ihr Sandwich.

Sie sprachen von Bryan Smith-Updike, einem Physiker, mit dem Cilla die letzten vier Samstagabende verbracht hatte. An den ersten drei Abenden waren sie im Theater, in der Oper und in der Kalifornischen Akademie der Wissenschaften gewesen. Sie hatte sich tödlich gelangweilt, aber nicht so sehr wie am vierten Wochenende, als sie miteinander ins Bett gegangen waren.

„Es war wirklich nicht gerade toll“, gab Cilla zu. „Der Kerl war ein ‚Glimmstängel‘.“

„Der ist ja noch schlimmer als der ‚Schnaufer‘. Wie hieß er noch gleich? Maxwell, der verrückte Wissenschaftler?“

„Nein. Das war der ‚Zähler‘. Du verstehst, rein-zwei-drei, raus-zwei-drei. Der ‚Schnaufer‘ war der Biochemiker von letztem Jahr.“

„Vielleicht ist schnaufen ja eine Spur besser als zählen?“, fragte Nikki zweifelnd. „Na ja, wenigstens hat ‚Mr. Verklemmt‘ am Ende die Unterhose runtergelassen, oder?“

„Ja, leider“, bestätigte Cilla und verzog das Gesicht. Sie schob den letzten Rest Joghurt von sich und beschäftigte sich mit der Tüte, in der sich klein geschnittene Gemüsestücke befanden.

Die traurige Wahrheit war, dass sich ihr Liebesleben wie in einer „Spirale des Grottenschlechten“ immer weiter abwärts bewegte.

Cilla wollte Sex lieben. Noch besser, sie wollte ein Liebesleben, das es wert war, so genannt zu werden. Sie glaubte fest daran, dass es ein gesundes Gleichgewicht zwischen Körper und Geist geben müsse. Ihr Geist funktionierte hervorragend, und sie arbeitete daran, ihren Körper ebenfalls in gutem Zustand zu halten. Sie aß gesund, hatte regelmäßig Bewegung und Sex, verdammt noch mal. Sie hatte viele Untersuchungen darüber gelesen, wie wichtig regelmäßiger, befriedigender Sex für die Gesundheit war, doch leider kam sie auf diesem Gebiet immer zu kurz.

„Also war deine Verabredung ein Reinfall“, hakte Nikki nach.

Ihre Freundin wollte offenbar alle schmutzigen Einzelheiten hören. Cilla schob sich eine Kirschtomate in den Mund und überlegte, wie sie eine Antwort umgehen konnte. Schlimmer als die Geschichte vom „Schnaufer“ konnte es jedoch nicht werden, also zuckte sie die Schultern.

„Ja. Obwohl es für ihn gut war“, sagte sie und schluckte. „Sogar ganz toll. Weißt du noch, dass ich dir von Bryan erzählt habe und wie unzufrieden er mit den Berechnungen war, an denen er arbeitete?“ Cilla wartete, bis Nikki verwirrt nickte.

„Nun“, fuhr sie fort, „der Durchbruch ist ihm gelungen. Mittendrin ruft er plötzlich ‚Heureka‘, rollt sich von mir runter und grapscht nach seiner Hose, in der er immer einen Notizblock und einen Stift bereithält.“ Sie musste lächeln, als sie Nikkis verblüffte Miene sah. „Ja. Er war so fasziniert, den mathematischen Code endlich geknackt zu haben, dass er noch nicht einmal protestierte, als ich ihn aus der Tür schob, bevor er noch seine Hose zugemacht hatte.“

Nikki schüttelte mitleidig den Kopf. „Wo treibst du eigentlich immer diese Typen auf?“

„Ich habe offenbar ein Talent dafür“, meinte Cilla grübelnd.

„Diesen Kerl finde ich sogar noch schlimmer als den Nobelpreisträger, mit dem du ausgegangen bist. Den mit dem Foto von Einstein neben dem Kondom in der Brieftasche.“

„Und der beim Sex beides benutzen wollte“, bestätigte Cilla und zog bei der Erinnerung die Nase kraus. „Das Kondom war ja okay, aber der Einzige von uns, der hinterher eine Frisur wie nach wildem Sex hatte, war der alte Albert.“

Nur bei Nikki konnte sie so etwas zugeben. Es war ihr schon immer schwergefallen, Freundschaften zu schließen, weil ihre Eltern jahrelang auf der Flucht vor ihren Gläubigern von Stadt zu Stadt gezogen waren. Obendrein war sie sehr schüchtern und zurückhaltend. Sie nahm gleichzeitig drei Jobs an, um ihre Ausbildung zu finanzieren, und sie wohnte zu Hause, um Kosten zu sparen. Auch im Studium war sie von einem College zum anderen gezogen.

Als sie bei Trifecta anfing, nahm Nikki sie unter ihre Fittiche. Inzwischen war Nikki ihre beste Freundin und gehörte zu den wenigen Kollegen, mit denen sie auch privaten Kontakt hatte. Das Forschungslabor National Physics Trifecta hatte sich auf drei Sparten der Physik spezialisiert: Astro-, Nuklear- und Quantenphysik. Cilla arbeitete in der Astrophysik. Nikki war trotz ihrer niedlichen Grübchen und üppigen schwarzen Locken eine knallharte Vertreterin der Quantenphysik.

Nikki arbeitete nicht nur in einer anderen Abteilung, sie war auch ein ganz anderer Typ als sie selbst, denn sie war optimistisch und fröhlich, und mit ihrer kurvenreichen Figur verdrehte sie vielen Männern den Kopf.

Cilla war blond, kühl und zurückhaltend. Sie wirkte eher unnahbar. Das war keine Absicht, doch sie konnte es nicht ändern. Mit der Zeit hatte sie einen Weg gefunden, das Beste daraus zu machen. Sie stellte fest, dass es den Mitarbeitern im Labor reichte, wenn sie jeden Tag mindestens eine freundliche Bemerkung machte. Zwar hielt jeder sie für etwas reserviert, aber man brachte ihr so viel Respekt und Achtung entgegen, wie es für ihr Alter und ihre Position eigentlich nicht üblich war.

Um sich diesen Respekt zu erhalten, hielt sie es für lebenswichtig, dass alle Einzelheiten ihres miserablen Liebeslebens streng vertraulich und privat blieben.

Im Labor gab es sehr strikte Regeln für den Umgang und die Beziehungen des Personals untereinander. Man akzeptierte Freundschaften, aber weiter gehende Beziehungen wurden missbilligt. Cilla lehnte es ohnehin ab, mit einem Kollegen ausgehen. Sie hatte schon zu viele dieser Beziehungen zerbrechen sehen. Irgendwie kam der Mann dabei immer mit einer intakten Karriere davon, während die Frau den Preis zahlen musste.

Bei ihr würde nichts und niemand ihre Karriere gefährden, weder ihre Schüchternheit noch ihr mangelhaftes Liebesleben. Das konnte sie sich nicht leisten, und bisher hatte diese Strategie sich als richtig erwiesen.

Jetzt musste sie nur noch einen Weg finden, ihr Liebesleben in den Griff zu bekommen. Nach Jahren mit schlechten Beziehungen ging sie die Sache seit einiger Zeit wie eine wissenschaftliche Hypothese an und suchte sich sorgfältig Männer aus, die intellektuell ihrem Niveau entsprachen, denn die Stimulation des Gehirns war ebenfalls wichtig für die sexuelle Befriedigung.

Zumindest war sie sich dessen relativ sicher gewesen. Allerdings war es verdammt schwierig, diese Theorie zu testen, wenn alle Männer, mit denen sie sich traf, weniger sexuelle Kenntnisse hatten als Neuntklässler von Biologie.

Langsam begann sie an ihrer Hypothese zu zweifeln und noch mehr daran, dass sie jemals ein vernünftiges Liebesleben haben würde.

„Okay. Also war der Sex in letzter Zeit ein bisschen, na ja, mies, aber gib die Männer noch nicht auf“, sagte Nikki mit gezwungener Fröhlichkeit, um Cillas düstere Überlegungen zu durchbrechen. „Wie wäre es mit Kyle, dem neuen Typen im Labor? Er ist doch ganz niedlich trotz seiner Hornbrille.“

Cilla schüttelte schon den Kopf, noch bevor Nikki den Satz beendet hatte. „Wir arbeiten doch zusammen. Du weißt, was Dr. Shelby davon hält. Wenn ich anfange, mit den Männern aus dem Labor auszugehen, dann spricht sich das herum, und es würde mich verfolgen. Mein Privatleben wäre Gesprächsstoff für den Tratsch am Wasserspender, und bei jedem Erfolg würden die Leute sich fragen, mit wem ich dafür geschlafen habe.“

Nikki sah sie lange an, Cilla vermutete, sie suchte eine Lücke in dieser Argumentation, dann zuckte sie die Schultern und sagte: „Wir haben keinen Wasserspender.“

Cilla verzog das Gesicht.

„Warum suchst du dir nicht lieber einen heißen Typen statt dieser Waschlappen?“, schlug Nikki vor und wischte sich den Mund ab, bevor sie eine Tüte Mais-Chips öffnete.

Cilla lief das Wasser im Mund zusammen. Ob es wegen der Chips war oder wegen der Vorstellung von Sex mit einem heißen Typen, wusste sie nicht.

„Vielleicht, weil Langeweile zu einem schlechten Vorspiel führt?“

Das wusste sie aus Erfahrung, weil sie bei den letzten drei Männern während des Vorspiels fast eingeschlafen war. Ein Mann, der nicht über Wissenschaft reden konnte, würde sich mit ihr langweilen. Das lag an ihrer Schüchternheit. Wenn sie fachsimpeln konnte, war alles in Ordnung, aber geselliges Plaudern? Fehlanzeige.

„Mein Gott, Cilla, was soll ein Mann denn bei dir tun? Über die Relativitätstheorie diskutieren, während er sich auf dich legt? Du musst dein Gehirn abkoppeln von deiner …“

„Okay!“ Cilla unterbrach Nikki, bevor die spezielle Teile ihrer Anatomie aufzählen konnte. „Ich verstehe schon, aber ich denke anders darüber. Ich glaube wirklich, dass es ohne gemeinsame Interessen sinnlos ist, sich mit jemandem zu treffen oder mit ihm ins Bett zu gehen.“

„Man kann auch über andere Themen als die Wissenschaft sprechen.“

„Aber schau mal, selbst wenn ich mir woanders Partner suchen wollte, wann hätte ich denn die Zeit dazu?“, protestierte Cilla. „Ich arbeite fünfzig Stunden in der Woche. An den Wochenenden helfe ich meiner Mom. Das Projekt zur Berechnung kosmischer Strings startet nächsten Monat. Sobald ich die Zusage bekomme, werde ich so viel zu tun haben, dass ich nicht mal Zeit habe, mich selbst zu befriedigen, geschweige denn zum Ausgehen.“

Sobald, nicht falls, denn sie erwartete keinen Fehlschlag.

„Eine Frau hat immer Zeit, sich Vergnügen zu bereiten“, sagte Nikki in predigendem Tonfall.

Cilla hob die Schultern und biss herzhaft von einem Möhrenstäbchen ab.

„Also …“ Nikki zog das Wort in die Länge, wobei sie sorgfältig ihre Finger an einer Serviette abwischte.

„Also was?“, fragte Cilla, der das Glitzern in den schokoladenbraunen Augen ihrer Freundin nicht gefiel.

„Also, ich habe eine Idee. Nimm dir Urlaub.“

Die Verspannung in Cillas Nacken lockerte sich, denn das klang wundervoll.

„Irgendwo ganz weit weg von hier, nur totale Entspannung.“

Eine Vision von Sand und Sonne entstand vor Cillas innerem Auge. Wäre das nicht herrlich? „Hm, ich könnte vielleicht diesen Sommer eine Kreuzfahrt buchen“, murmelte sie.

„Nein. Jetzt gleich. Nächste Woche. Bevor du von deinem Terminplan mit Siebzigstundenwochen und all den geplanten Interviews und dem Gastdozenten und dem anstehenden Projekt begraben wirst.“

Bevor Cilla sie weiter nerven konnte, stürmte Glenn Shelby, der Leiter von Trifecta, in den Frühstücksraum und hielt ihnen begeistert einen Vortrag über die Vorzüge frisch gepressten Orangensaftes. Wie immer wirkte er total überdreht. Seine Einstellung, nichts sei unmöglich, sollte seine Teams inspirieren, aber die meisten von ihnen spielten regelmäßig mit dem Gedanken, seinen morgendlichen Fruchtsaft mit Schlafpillen zu würzen.

Cilla schaute von ihm zu Nikki, die entschlossen lächelte, und wieder zurück zu ihrem Chef.

Ihre Lippen formten ein unhörbares Nein in Nikkis Richtung, und die Spannung legte sich wieder fest in ihren Nacken. Der Weg zum Erfolg war nicht mit spontanen Urlaubswünschen gepflastert und auch nicht mit Unannehmlichkeiten für den Chef.

Nikki ignorierte sie natürlich.

„Glenn, Cilla braucht Urlaub.“

„Urlaub? Jetzt?“

Cilla funkelte Nikki böse an. „Machen Sie sich keine Sorgen, Dr. Shelby. Ich weiß, wir haben alle im Moment viel Arbeit“, sagte sie.

Nikki hatte nicht einmal so viel Anstand, Cilla einen entschuldigenden Blick zuzuwerfen, bevor sie sie sozusagen in den Abgrund stieß.

„Glenn, wie Sie wissen, ist Cilla die Leiterin des Projekts ‚Kosmische Strings‘, das nächsten Monat anläuft. Es ist von größter Wichtigkeit, dass wir Trifecta dabei gut aussehen lassen, oder?“ Nikki wartete nicht auf seine Antwort und beachtete auch nicht Cillas wütende Blicke, sondern zog es einfach durch. „Und hier liegt das Problem. Ich glaube, sie hatte keinen Urlaub mehr seit – oh, Ewigkeiten. Haben Sie nicht erst letzte Woche gesagt, dass nur ein ausgeruhter Geist ein wacher Geist ist?“

Der Direktor sah Cilla prüfend durch seine Bifokalbrille an. An seinem finsteren Gesichtsausdruck konnte man erkennen, dass sich ihre Gesundheit vor seinen Augen zunehmend verschlechterte.

„Ja, ja. Gutes Argument. Nächsten Monat sollen alle in Topform sein. Alle Abteilungen haben größere Projekte geplant, aber Ihres ist das wichtigste. Immerhin haben wir nicht jedes Jahr so einen bedeutenden Gast wie A. A. Maddow als Projektleiter.“

Zweiten Projektleiter, hätte Cilla am liebsten protestiert. Zum ersten Mal war sie die erste Projektleiterin. Trotzdem gab sie nach und warf stattdessen Nikki einen eiskalten Blick zu. Nikki grinste.

„Ich kann Los Cabos sehr empfehlen, wenn Sie einen schönen Strand suchen“, sagte Dr. Shelby, nahm seine Mahlzeit aus der Mikrowelle und ging zur Tür. „A. A. hat es mir empfohlen, als wir seinen Vertrag machten. Wie immer hat er auch damit recht. Ein Urlaub in Los Cabos ist entspannend und erholsam. Es wird Ihnen dort gefallen.“

Er ging, und die Tür schloss sich hinter ihm mit einem lauten Knall.

Das war es dann. Cilla überlegte noch, ob sie ihm hinterherlaufen und ihre Gegenargumente äußern sollte, aber es war sowieso zwecklos. A. A. Maddow war der Superstar in der Welt der Wissenschaften, ein brillanter Physiker und für den Wolf-Preis nominiert. In den nächsten drei Monaten sollte er an ihrer Seite arbeiten. Nach Glenns Meinung war sein Beitrag extrem wichtig, um ihre Theorie abzuklären und das Finanzkomitee davon zu überzeugen, dass auch ein kleines Labor wie Trifecta große Zuschüsse verdient hatte.

Der Direktor würde nicht riskieren wollen, dass irgendein Mitarbeiter bei dem großen Ereignis nicht in Höchstform war.

„Ich kann nicht glauben, dass du das getan hast“, sagte sie und verpackte sorgfältig die Reste des Gemüses.

„Bedanke dich mit einem schönen Mitbringsel“, sagte Nikki und grinste frech.

„Dir danken? Ich könnte dich mit deiner eigenen Chipstüte erschlagen“, schimpfte Cilla, versuchte sich dann aber zu beherrschen. Sie atmete tief ein und sagte in ihrem vernünftigsten Tonfall: „Ich trage Verantwortung und habe Verpflichtungen, Nikki. Ich habe keine Zeit, Margaritas zu trinken und am Strand herumzuliegen.“

„Du sollst nicht nur am Strand liegen.“ Nikki sah sie streng an. „Du brauchst einen Mann.“

„War das nicht der Ausgangspunkt unserer Unterhaltung?“

„Ganz genau. Du brauchst einen heißen Typen, einen attraktiven, gut gebauten Mann, bei dem du sofort an Orgasmen denkst.“

Bei dieser Vorstellung stockte Cilla der Atem. „Nein. Ich will mich nur erholen“, protestierte sie.

„Was ist erholsamer als eine ungehemmte sexuelle Eskapade?“

Wo konnte man besser eine sexuelle Eskapade haben als weit weg von zu Hause, bei einem Urlaub von der Arbeit und weit entfernt von den Gerätschaften, von denen sie in ihrem Alltagsleben umgeben war?

Cilla wusch sich die Hände. Das Wasser floss kühl über ihre Haut. Sie beobachtete die fließende, klare Flüssigkeit, und ihr Geist war voller Bilder von heißem Sex am Strand mit einem muskulösen, gut gebauten Lover.

„Ich kann doch nicht mit der Absicht dorthin fahren, Urlaubssex zu haben“, murmelte sie.

„Warum nicht? Vergiss das ganze wissenschaftliche Palaver, das du mit deinen üblichen Lovern führst, und finde einen Kerl, der dich sexuell antörnt. Dann treibt ihr es eine Woche lang.“

„Wozu soll das gut sein?“ Cilla trocknete sich die Hände ab. Sie dachte über die Auswirkungen nach. Wenn sie es weit weg vom Labor tat, würde niemand etwas mitbekommen. Ihr Atem ging schneller. Mein Gott, wie fühlte sich ein heißer Orgasmus eigentlich an?

Sie sah das Grinsen auf Nikkis Gesicht und wiederholte: „Wozu soll das gut sein – nur für Sex?“

„Muss es einen anderen Zweck geben? Erst einmal musst du einen Kerl finden, der dich antörnt. Nicht einen, bei dem du dir selbst erst einreden musst, dass er sexy ist.“ Nikki lächelte ein bisschen boshaft und zeigte dabei ihre Grübchen. Sie kam zu Cilla ans Waschbecken, um ihr Geschirr zu spülen. „Such dir einen Kerl, der genug Standfestigkeit für eine ganze Nacht hat. Einen geilen Typen, der nur deinen Körper will.“

Das war eine verrückte Idee. Total verrückt.

Was sagte es über sie aus, dass sie so etwas überhaupt in Betracht zog?

Als spüre sie Cillas schwächer werdende Ablehnung, legte Nikki ihr eine Hand auf den Arm und lächelte sie an. „Liebe Freundin, es wird Zeit, dass du dir einen Loverboy suchst.“

Cilla bezahlte den Taxifahrer, während der Hotelpage ihre Koffer aus dem Wagen lud. Das Gespräch mit Nikki lag jetzt zwei Wochen zurück, aber sie konnte immer noch nicht recht glauben, dass sie tatsächlich gefahren war.

Los Cabos, Mexiko. Luxus am Meer mit dem Charme des alten Mexikos. Weiße Sandstrände, türkisblaues Wasser und herrliche tropische Pflanzenwelt. Cilla hatte sich noch nie so frei gefühlt. Hier kannte sie niemanden, und niemand kannte sie. Sie brauchte sich nicht darum zu kümmern, was andere für eine Meinung von ihr hatten.

Sie war hier, um sich eine Auszeit zu nehmen.

Dr. Shelby hatte von der entspannenden Atmosphäre und den schönen Aussichten geschwärmt, und er hatte recht.

Sie zwang sich, dem Pagen nicht auf den Hintern, sondern nur auf die breiten, muskulösen Schultern zu sehen, und folgte ihm und ihrem Gepäck zur Rezeption des Hotels.

Eine halbe Stunde später hatte sie die praktische Reisekleidung abgelegt und trug ein knallbuntes Kleid. Sie löste den Zopf und ließ ihr langes Haar offen herabwallen. Die praktische Stimme in ihrem Kopf sagte ihr, dass es sich im Wind nur verwirren würde, aber das war ihr egal. Freiheit und zerzaustes Haar gehörten zusammen.

Cilla trat vor die Hintertür ihres Bungalows und atmete tief ein. Vor ihr ausgebreitet lag der schönste Strand, den sie je gesehen hatte. Weicher, einladender Sand, so weit man sehen konnte. Dahinter das Meer, dunkelblau im Licht des frühen Abends. Die Wellen schlugen schäumend auf den dunkelgoldenen Sand.

Schon dieser Anblick wirkte kräftigend auf sie. Vielleicht lag es am Himmel, an dem sich Purpurfarben mit orange getöntem Pink vermischten, denn die Sonne ging gerade unter. Oder war es die wilde Kraft der Wellen, der salzige Geruch und das leise Meeresrauschen?

Ohne sich die Sandalen anzuziehen, sprang Cilla leichtfüßig die Holztreppe hinunter, die von ihrer kleinen Terrasse in den noch warmen Sand führte. Sie genoss das Kribbeln der Sandkörnchen an ihren nackten Füßen und lief auf das Wasser zu. Als sie die halbe Strecke gegangen war, sah sie ihn.

Ihr Herz setzte aus, und ihre Füße weigerten sich, weiterzugehen.

Ihr Mund wurde trocken wie der Sand an ihren Knöcheln. Als der leichte Wind ihr eine Haarsträhne vor die Augen wehte, schob sie sie schnell weg, damit sie ihr nicht die Sicht versperrte.

Oh! Mein! Gott!

Er war unbeschreiblich. Er sah aus wie ein Meeresgott, der über die Wellen ritt. Das Wasser auf seiner goldenen Haut glänzte im Licht der untergehenden Sonne. Seine Muskeln wölbten sich, als er die Arme ausstreckte, während er auf dem Surfbrett balancierte.

War er Wirklichkeit oder ein Teil ihrer lustvollen Vorstellung? Sie hatte Angst, er würde verschwinden, wenn sie blinzelte.

Sie brannte darauf, diesen nackten Oberkörper zu berühren, über die feuchte Haut zu streichen, die seine Bauchmuskeln perfekt modellierte. Sie starrte ihn an, als er sich dem Ufer näherte, beobachtete ihn, wie er auf dem Brett in die Hocke ging und auf der nächsten Welle bis auf den Strand ritt.

Diese Körperbeherrschung. Das war der Typ Mann, der für Sex im Stehen, an eine Wand gelehnt, geeignet war. Er würde eine Frau nicht fallen lassen, wenn sie während des Höhepunkts weiche Knie bekam.

Aus einigen Metern Entfernung beobachtete sie, wie er über den Sand ging. Nun sah sie, wie jung er war. Höchstens Mitte zwanzig. Seine tropfnassen Haare ringelten sich in tiefschwarzen Locken um das männlich schöne Gesicht.

Er blieb an einem bunt bemalten Bungalow stehen und verstaute sein Surfbrett. Offenbar war er kein Gast. Arbeitete er vielleicht in einem Surfshop oder im Hotel?

Was auch immer, ein süßer Junge wie er würde kein Interesse an einer bald dreißigjährigen Wissenschaftlerin haben.

Egal, was Nikki meint, ich bin nicht wegen einer Liebesaffäre hierhergekommen, sagte Cilla sich. Doch da war er. Der tollste Mann, den sie je gesehen hatte. Ein Mann, der sicher wusste, wie man eine Frau lustvoll stöhnen ließ, wie man ihr einen heißen Orgasmus verschaffte, nach dem sie um mehr betteln würde.

Er drehte sich um. Sah sie direkt an. Aus sechs Metern Entfernung hielt er ihren Blick gefangen, zog einen Mundwinkel nach oben in einem unwiderstehlichen jungenhaften Grinsen.

Er kam auf sie zu. Cilla stand wie festgewachsen im Sand und wusste nicht, ob sie verführerisch lächeln oder sich umdrehen und wegrennen sollte.

2. KAPITEL

Alex Maddow schüttelte den Kopf, dass die nassen Haare flogen und Tropfen um seinen Kopf sprühten. Das Hochgefühl, das er beim Wellenreiten immer empfand, durchströmte seinen Körper. Er atmete die salzige Abendluft tief ein und seufzte vor Zufriedenheit.

Es gab nichts Schöneres, als bei Sonnenuntergang zu surfen. Die Farben des Himmels, das Peitschen der kühler werdenden Luft auf seinem Körper, wenn er über das Wasser flog. Unbeschreiblich war das passende Wort.

Dann sah er sie. Sie sah aus wie ein funkelnder Edelstein vor dem blütenweißen Hotelbungalow. Ebenfalls unbeschreiblich.

Obwohl das Wasser ihn abgekühlt hatte, fühlte er Erregung in sich aufsteigen.

Normalerweise kannte er zumindest den Namen der Frau, bevor er plante, auf welche Weise er ihren Körper genießen würde. Andererseits hatte er vor ihr noch nie diese Reaktion der intensiven, augenblicklichen Lust auf den ersten Blick an sich erlebt.

Sie erinnerte ihn an eine dieser elfenhaften Prinzessinnen, von denen seine Mutter ihm früher vorgelesen hatte – und in die er sich immer verliebt hatte. Sie war groß und schlank, ihr Gesicht hatte hohe Wangenknochen. Silberblondes Haar wallte um ihre Schultern wie ein seidener Schleier. Das schlicht geschnittene Sommerkleid hatte ein lebhaftes Muster.

Alex lächelte in freudiger Erwartung. Niemand konnte Albert Alexander Maddow vorwerfen, dass er eine Chance nicht nutzte, wenn das Schicksal sie ihm vor die Nase hielt.

Um Zeit zu gewinnen, schlenderte er auf sie zu und strich sich dabei die nassen Locken aus dem Gesicht. Je näher er kam, desto mehr war er fasziniert.

Aus der Nähe sah sie sogar noch besser aus. Ihre Brauen wölbten sich über tiefblauen Augen, die fast denselben Ton hatten wie der Himmel. Ihr Mund war hübsch geformt mit einladend vollen Lippen. Er wollte an diesen Lippen knabbern, darüberlecken und schmecken, ob sie so köstlich waren, wie sie aussahen.

Hatte er sich jemals so heftig und plötzlich zu einer Frau hingezogen gefühlt? Alex wusste es nicht, und es war ihm gleichgültig. Nur dieser Moment war wichtig – und diese Frau.

„Traumhaft“, sagte er, als er nur noch ein paar Schritte von ihr entfernt war. Einzeln betrachtet, waren ihre Gesichtszüge nicht auffallend hübsch, aber insgesamt gesehen, waren sie umwerfend.

„Was, hier zu surfen?“, fragte sie nach kurzem Zögern.

Selbst ihre Stimme war sexy. Dunkel und eine Spur rau, stand sie im Gegensatz zu ihrem elfenhaften Äußeren.

„Die Aussicht“, behauptete er. Als Mann, der ebenso stolz auf seine Intuition war wie auf seinen Verstand, hielt er seine Instinkte zurück, um später umso mehr Erfolg zu haben.

Sie hob eine Augenbraue und blickte über seine Schultern hinter ihn. Er folgte ihrem Blick und nahm die Schönheit des Sonnenuntergangs in sich auf. Wie immer fesselte ihn der Anblick. Die ständige Wandlung des Meeres erfüllte seine Seele mit Frieden.

„Es ist sicher wundervoll, ein Teil von alldem zu sein“, sagte sie und wies mit dem Kinn auf die brausenden Wellen.

Sie tat so, als interessiere er sie nicht, aber ihre steifen Schultern und der kleine Schritt rückwärts sprachen eine andere Sprache.

Sie ging nicht weg. Wenn das kein gutes Zeichen war.

„Kannst du surfen?“, fragte er, obwohl er die Antwort kannte. Sie hatte diesen romantischen, abenteuerlustigen Blick.

„Ich habe es noch nie versucht, nein“, sagte sie und schaute ihm in die Augen.

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