Heiße Lust - Fünf unwiderstehliche Höhenflüge

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Ein lustvoller Höhenflug - Van Meter, Kimberly

Rothaarig, mysteriös - und verboten sexy: Eine Frau wie Hope bedeutet nichts als Ärger, das ist Pilot J.T. gleich klar. Aber um sie vor ihren Verfolgern zu retten, muss er sie sofort nach Südamerika fliegen. Ein abenteuerliches Vorhaben mit ungeahnt lustvollen Folgen …

Verführerisches Spiel mit dem Feuer - Rawlins, Debbi

Abenteuerurlaub in den Bergen? Jordan würde lieber faul am Strand liegen - wäre da nicht der aufregende Bergführer Zach. Vom ersten Moment an sprühen erotische Funken zwischen ihnen. Aber kaum hat er sie am Lagerfeuer heiß verführt, entdeckt Jordan, dass er sie betrügt …

Sündig süß - D'Alessandro, Jacquie

Sündig und süß sind zwei Worte, die seine Nachbarin Carlie ausgesprochen gut beschreiben, findet Daniel, während er beobachtet, wie sie in der Confiserie Sinfully Sweet verschwindet. Kurzentschlossen folgt er ihr. Vielleicht findet er ja dort etwas zum Vernaschen ...

Dir kann ich kaum widerstehen - Andrews, Amy

Was für eine sexy neue Kollegin! Bei Callies Anblick bedauert Dr. Cade Coleman seinen Vorsatz, den Frauen und der Liebe abzuschwören! Der Chirurg will sich durch nichts von seiner Arbeit ablenken lassen - wären Callies Kurven nur nicht so überaus verlockend …

Die Wellen der Lust - Kenner, Julie

Wenn Laci die Surfmeisterschaften auf Hawaii gewinnen will, darf sie dem Sportpromoter Taylor Dutton nicht zu nahe kommen! Sonst wird sie noch verdächtigt, ihren Startplatz nur durch Sex bekommen zu haben. Doch Taylor ist einfach zu verführerisch, um ihm lange zu widerstehen …


  • Erscheinungstag 24.03.2022
  • ISBN / Artikelnummer 9783751514033
  • Seitenanzahl 800
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Cover

Kimberly Van Meter, Debbi Rawlins, Jacquie D'alessandro, Amy Andrews, Julie Kenner

Heiße Lust - Fünf unwiderstehliche Höhenflüge

IMPRESSUM

Ein lustvoller Höhenflug erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Cora-Logo Redaktion und Verlag:
Postfach 301161, 20304 Hamburg
Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0
Fax: +49(0) 711/72 52-399
E-Mail: kundenservice@cora.de

© 2016 by Kimberly Sheetz
Originaltitel: „The Flyboy’s Temptation“
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe TIFFANY SEXY SELECTION
Band 4 - 2016 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Übersetzung: Alina Lantelme

Umschlagsmotive: GettyImages_nd3000

Veröffentlicht im ePub Format in 04/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733716356

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

 

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1. KAPITEL

„Hallo? Ist hier jemand?“

J. T. Carmichael stieß mit dem Kopf an das Tragwerk seiner Turbopropmaschine und fluchte. „Wer fragt das?“ Er blinzelte gegen Südkaliforniens grelles Sonnenlicht an. „Wenn Sie ein Gläubiger sind, bin ich nicht da.“

„Kein Gläubiger, Mr. …“

Eine langbeinige Rothaarige, die einen Bleistiftrock, Schuhe mit hohen Pfennigabsätzen und eine dunkle Hornbrille trug, starrte ihn an. Er wischte sich die Hände an einem dreckigen Lappen ab und musterte sie genauso unverhohlen. So sahen Gläubiger wirklich nicht aus. „J. T. Carmichael. Mir und meinem Bruder Teagan gehört Blue Yonder. Kann ich irgendetwas für Sie tun?“

Sie rückte ihre Brille zurecht. „Ich benötige einen Charterflug nach Südamerika.“

Südamerika? Das war ein Höllentrip – und kostspielig. Er erinnerte sich an seinen Streit mit Teagan am Abend zuvor. Sein Bruder hatte ihm prophezeit, dass Blue Yonder in zwei Monaten bankrott wäre, wenn das Geschäft weiterhin so schlecht liefe. Deshalb war sein Bruder im Gegensatz zu ihm bereit, den Traum von der eigenen Chartergesellschaft aufzugeben.

„Mr. Carmichael, sind Sie in der Lage, mich nach Südamerika zu fliegen?“, fragte sie ungeduldig.

Ja, zum Teufel. Sollte er den Job annehmen? Sein sechster Sinn sagte ihm, dass hier etwas nicht stimmte. Aber hatte Teagan nicht gemurrt, dass ein Wunder geschehen müsste, um Blue Yonder zu retten? „Natürlich.“ Er musterte sie misstrauisch. „Das wird ziemlich teuer. Haben Sie so viel Geld dabei?“

Sie lächelte, öffnete ihre Handtasche und holte ein Bündel Geldscheine heraus. „Ich glaube, das sollte reichen.“

Ihm liefen die Augen über. Das mussten mindestens fünftausend Dollar sein. „Oha, Lady.“ Er schnappte sich die Geldscheine, klemmte sie sich unter den Arm und sah sich um. „Wedeln Sie hier nicht mit so viel Geld herum. Die Zeiten sind hart, und man weiß nie, wer zusieht.“

„Sie sind argwöhnisch, Mr. Carmichael. Das kommt meinem Anliegen sehr entgegen. Wann können wir starten?“

„Hören Sie, so einfach kann ich diesen Auftrag nicht annehmen. Ich brauche ein paar Einzelheiten.“

„Warum?“

„Wie soll ich wissen, dass Sie keine Drogenhändlerin sind? Ich möchte keine Probleme mit der Polizei bekommen.“

„Das ist schade. Denn es springt noch viel mehr Geld für Sie heraus, wenn Sie den Job erledigen, ohne Fragen zu stellen.“

„Ja? Wie viel mehr?“

Sie lächelte erneut. „Genug, damit es sich für Sie lohnt.“

Wieder kam ihm Teagan in den Sinn, der ihm garantiert geraten hätte, den Job nicht anzunehmen, weil er viel Ärger einbringen könnte. Aber es ging um sehr viel Geld, das ihnen über den finanziellen Engpass hinweghelfen könnte. „Wann müssen Sie aufbrechen?“

„Sofort.“

Erst jetzt bemerkte J. T., dass die sexy Rothaarige mit den grünen Augen und dem Porzellanteint eine Trolley-Tasche dabeihatte. „Im Ernst?“

„Tatsächlich wäre es großartig, wenn wir innerhalb der nächsten zehn Minuten in der Luft sein könnten.“

Zehn Minuten? Er musste einen Flugplan einreichen, die Startgenehmigung erhalten und noch sein Sandwich aus der Küche holen. „Fangen wir mit dem Wesentlichen an: Sagen Sie mir Ihren Namen und wohin es genau geht. Dann setzen wir die Startzeit fest.“

„Dafür habe ich keine Zeit“, erwiderte sie verärgert. „Wir müssen jetzt abheben.“

„Zu dumm. Es gibt ein Protokoll und gewisse Regeln, die ich einhalten muss. Sonst verliere ich meine Fluglizenz.“

„Mr. Carmichael …“ Ein schwarzes Auto raste in einem Höllentempo über das Rollfeld auf sie zu. „Mist! Wir müssen los.“

J. T. hatte ein sehr schlechtes Gefühl. „Was zum Teufel …?“

Sie versetzte ihm einen Schubs. „Auf geht’s! Jetzt! Die kommen nicht, um uns die Hände zu schütteln, glauben Sie mir.“

Diesen Eindruck hatte er auch. Er warf ihre Tasche in die Kabine und half ihr beim Einsteigen. Hastig schloss er die Kabinentüren, ließ den Motor aufheulen und legte auf der Startbahn schnell an Geschwindigkeit zu. Dann hörte er die Schüsse, die durch die Luft pfiffen. „Die schießen auf mein Flugzeug!“

„Ja, und wenn die Maschine nicht bald abhebt, geht sie in Flammen auf!“

„Wer sind Sie, Lady?“, rief er und gab noch mehr Gas. „Wenn meinem Flugzeug irgendetwas passiert …“

„Bringen Sie uns hier lebend raus. Dann reden wir.“

J. T. wischte sich den Schweiß von der Stirn. Das Flugzeug hob ab. Dennoch wurde es unüberhörbar von den Kugeln getroffen. Teagan würde ausrasten.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte das Flugzeug an Höhe gewonnen und entkam dem Kugelhagel. Doch J. T. war stocksauer. Wenn er hätte erschossen werden wollen, hätte er auch bei der Air Force bleiben können. Er hatte seinen Teil der Arbeit in Kriegsgebieten geleistet und war fertig mit diesem Mist. „Erklären Sie mir, was los ist, verdammt! Warum schießen Leute auf Sie? Wer sind Sie? Es geht um Drogen, nicht wahr?“

„Ja, so ist es.“

Er war überrascht, dass sie es so schnell zugab. „Heroin? Meth? Marihuana?“

„Nichts Illegales. Etwas Pharmazeutisches. Ich möchte Ihre Illusionen nicht zerstören. Aber diese Leute sind hinter etwas her, das total legal ist.“

„Das kaufe ich Ihnen nicht ab“, meinte J. T. höhnisch.

„Hören Sie, nichts hat sich geändert. Ich bin immer noch bereit, Ihnen eine exorbitant hohe Geldsumme dafür zu zahlen, dass Sie mich nach Südamerika fliegen. Wir haben diese Leute abgehängt. Also warum bleiben Sie nicht einfach auf Kurs?“

„Auf Kurs bleiben? Machen Sie Witze, Lady? Ihre Verfolger haben Löcher in mein Flugzeug geschossen. Ich habe keinerlei Interesse daran, erneut in einen Kugelhagel zu geraten. Sobald der nächste Landeplatz in Sicht kommt, setze ich Sie ab. Suchen Sie sich einen anderen Dummen, der ihnen diese Geschichte glaubt.“

„So? Laut meinen Recherchen steht Blue Yonder kurz vor der Pleite. Ich biete Ihnen an, mit einem einzigen Job wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen.“

J. T. ärgerte sich darüber, dass die hübsche Rothaarige in seiner Privatsphäre herumgeschnüffelt hatte. „Wie sind Sie an diese Informationen gelangt?“

„Beruhigen Sie sich. Eine simple Suche bei Google mit der richtigen Anfrage hat genügt, um zu erfahren, was ich wissen muss. Außerdem will ich Ihnen nicht an den Kragen gehen. Ich bin eine Wissenschaftlerin, die lediglich Ihre Hilfe braucht, um zum Labor meines Unternehmens in Südamerika zu kommen. Können Sie das tun?“

„Ja, das kann ich. Aber ich mache es nicht.“ Er dachte immer noch an die Löcher im Flugzeug und daran, wie er die Reparatur bezahlen sollte.

Sie bemerkte, dass sein Entschluss ins Wanken geriet. „Ich kann Ihnen überhaupt nicht sagen, wie wichtig es ist, dass ich an mein Ziel gelange. Machen Sie mir ein Angebot, und ich bezahle den Preis. Mein Unternehmen wird eine erhebliche Summe zur Verfügung stellen, um zu bekommen, was ich bei mir habe.“

„Und was haben Sie bei sich?“

„Teil der Abmachung ist, dass Sie keine Fragen stellen, Mr. Carmichael. Das ist sicherer für Sie.“

„Sie wollen mich hinters Licht führen. Entweder sagen Sie mir, was los ist, oder ich drehe um.“

„Ihre Chartergesellschaft wird nächsten Monat bankrott sein“, erwiderte sie fest. „Ich biete Ihnen die einzigartige Gelegenheit, das noch zu verhindern. Oder sehen Sie irgendeine andere Möglichkeit?“

Sie hatte leider recht. Teagan hatte ihm gestern Abend klargemacht, wie aussichtslos die finanzielle Lage war. Aber sollte er sich auf einen Pakt mit dem Teufel einlassen? „Über wie viel Geld reden wir?“ Schließlich waren sie bereits in der Luft. Vielleicht käme er heil aus der Sache heraus, wenn er sie nach Südamerika flöge, das Geld nähme und sich dann so schnell wie möglich aus dem Staub machte.

„Genug, damit Sie ein paar Monate lang flüssig sind. Vielleicht sechs Monate – wenn Sie sparsam wirtschaften. Mein Unternehmen kann es sich leisten.“

Verdammt, das klang überzeugend. „Und ich muss Sie nur absetzen und höre nie wieder etwas von Ihnen? Mich verfolgen dann auch keine bewaffneten Leute mehr?“

„Genau das ist die Abmachung, Mr. Carmichael.“

Er musste schnell eine Entscheidung treffen. Blue Yonder wollte er keinesfalls aufgeben. Das Geschäft lief bestimmt bald wieder besser. Das hatte er im Gefühl. Sie flogen über den letzten zur Verfügung stehenden Landeplatz. „Einverstanden. Aber sagen Sie mir zumindest, wie Sie heißen.“

„In Ordnung.“ Sie holte tief Luft. „Dr. Hope Larsen. Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Mr. Carmichael.“

„Um das klarzustellen: Mein Vater war Mr. Carmichael. Da Sie ihre Nase ohnehin schon in meine Privatangelegenheiten gesteckt haben, können Sie mich J. T. nennen.“

„Gut. Dann also J. T.“

„Doktorin, hm? Der Medizin?“

„Molekularbiologin.“

Verdammt, ihm gingen so viele Fragen durch den Kopf, die er nicht stellen durfte. Warum war auf sie geschossen worden? Worin war sie verwickelt? Doch dann bemerkte er, dass er größere Probleme hatte. „Mist“, murmelte er, als er zum zweiten Mal hintereinander auf den Höhenmesser sah.

„Was ist? Stimmt etwas nicht?“, fragte Hope besorgt.

„Das können Sie laut sagen.“ Das Flugzeug verlor beständig an Höhe. J. T. kontrollierte die anderen Fluginstrumente. Bingo. Der Treibstoff war das Problem. „Schnallen Sie sich an, Doc. Uns geht das Benzin aus.“

„Wie bitte?“ Hastig schnallte sie sich an. „Wo sind wir?“

„Irgendwo über Mexiko – und es ist kein Landeplatz in der Nähe.“

„Moment mal! Was meinen Sie damit, dass uns das Benzin ausgeht?“, kreischte Hope panisch. „Bringen Sie das in Ordnung. Tun Sie irgendwas!“

„Ich bin für Vorschläge offen, Doc. Haben Sie eine Idee, wie ich das Loch stopfen kann, das eine der Kugeln in den Benzintank gerissen hat?“

Ihr brach der Angstschweiß aus. „Wie hoch ist die Chance, so einen Absturz zu überleben?“ Wie immer versuchte sie, sich an Zahlen und Fakten zu klammern.

„Die wollen Sie nicht wissen.“ Fluchend bewegte J. T. den Triebwerkshebel.

Hope schloss die Augen, als das kleine Flugzeug bedrohlich nach vorn kippte. Sie geriet in noch größere Panik, als sie an das Frachtstück in ihrer Trolley-Tasche dachte. „Wenn wir abstürzen, und ich sterbe, müssen Sie mir versprechen, mein Gepäck direkt zu Tessara Pharmaceuticals zu bringen. Geben Sie es vorher nicht aus der Hand. Versprechen Sie es mir!“

„Wovon, zum Teufel, reden Sie, Lady?“, rief er. „Ich versuche, sicher zu landen, und Sie verkünden Ihren letzten Willen. Halten Sie den Mund und lassen Sie mich versuchen, unser Leben zu retten!“

Sie war keine Frau, die leicht in Angst und Schrecken zu versetzen war. Aber in diesem Moment die Fassung nicht zu verlieren wäre ein Kunststück gewesen. Blue Yonder für den Flug auszusuchen, war ein kalkuliertes Risiko gewesen. Warum hatte sie es nicht darauf ankommen lassen, eine Passagiermaschine zu nehmen?

Das Flugzeug steuerte unaufhaltsam auf einen grünen Blätterwald zu. Obwohl er gesagt hatte, dass sie den Mund halten sollte, murmelte sie voller Angst: „Ich will nicht so sterben. Bitte, J. T. Oh nein!“

Mit dem Bauch streifte das Flugzeug die Baumkronen. Äste und Blätter wirbelten durch die Luft, als die Maschine in den dichten Dschungel krachte und einige massive Baumstämme nur knapp verfehlte. Eine der Tragflächen ging zu Bruch. Das Flugzeug neigte sich zur Seite, prallte mit dem Bug gegen einen kleinen Baum, dann auf den Boden und schließlich gegen einen großen Baumstamm, der den Absturz stoppte.

Als Hope langsam zu sich kam, griff sie sich stöhnend an den blutenden Kopf. Sie lebte. Es war ein Wunder. Sie öffnete den Sicherheitsgurt. Es stank nach Benzin. J. T. lag vornüber gesunken auf dem Steuerpult und regte sich nicht. Sie unterdrückte ihre Angst, als sie seinen Puls fühlte. Er stöhnte bei der Berührung, kam jedoch nicht zu Bewusstsein.

Ihre Erleichterung währte nur kurz. Der Benzintank lief aus. Das Flugzeug könnte jeden Moment in Flammen aufgehen. Sie öffnete seinen Sicherheitsgurt und schob seinen Kopf sanft zurück. Möglicherweise hatte er eine Gehirnerschütterung. „Wir müssen hier raus. Jetzt!“ Sie tätschelte seine Wange. „Der Benzintank leckt. Wachen Sie auf!“ Sie schlug ihn leicht auf die Wange.

Er stöhnte und schlug benommen die Augen auf. „Was zum …“

„Wir sind abgestürzt, aber am Leben. Das könnte sich allerdings ändern, wenn wir nicht sofort aus diesem Flugzeug steigen.“ Hope öffnete die Schiebetür und sprang mit ihrer Tasche aus dem Flugzeug. Als sie auf dem Dschungelboden landete, brach der Absatz ihres rechten Schuhs ab.

„Es war ohnehin eine dumme Idee, diese Schuhe anzuziehen.“ Sie hatte glücklicherweise immer Sneakers in ihrer Trolley-Tasche. Sie holte sie heraus und zog sie über, bevor sie die Tasche in einen Rucksack umfunktionierte. Aufgrund von Reisewarnungen vor Dieben in Südamerika, die Touristen das Trolley-Gepäck wegschnappten, hatte sie auch in diesem Punkt vorgesorgt.

J. T. war noch immer benommen. Dennoch schaffte er es, zur Tür zu kriechen. Er ließ sich aus dem Flugzeug fallen und landete ächzend vor ihren Füßen. „Ich glaube, ich habe mir gerade eine Rippe gebrochen.“

Hope versuchte schnell, ihm aufzuhelfen. „Wagen Sie es nicht, jetzt ohnmächtig zu werden.“ Aber er hatte bereits wieder das Bewusstsein verloren, entglitt ihr und sank in sich zusammen.

Sie wischte sich den Schweiß und das Blut – offenbar eine Platzwunde – von der Stirn. Dann packte sie seine Arme und zog ihn Zentimeter für Zentimeter vom Wrack weg. Keuchend sank sie schließlich neben ihm auf den Boden. Okay, was jetzt?

Ihr stiegen die Tränen in die Augen. Obwohl sie keineswegs der hilflose Typ war und selten weinte, hatte sie keine Ahnung, wie sie lebend aus dem mexikanischen Dschungel kommen sollten – geschweige denn zum Labor in Südamerika. Ein Fiasko!

Mühsam schlug J. T. die Augen auf und erinnerte sich daran, was für ein Glück er hatte, noch am Leben zu sein. Hope lag schlafend neben ihm auf einem Bett aus Blättern, die sie zusammengetragen haben musste.

Vorsichtig tastete er seinen Kopf ab. Er hatte eine riesige Beule. Offenbar hatte er sich eine leichte Gehirnerschütterung zugezogen und deswegen das Bewusstsein verloren.

Hope wachte auf, setzte sich auf und gähnte. „Dem Himmel sei Dank“, sagte sie erleichtert. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht, dass Sie mitten in der Nacht sterben.“

„Eine Beule bringt mich nicht um.“ Er sah sich um. Sie saßen irgendwo tief im mexikanischen Dschungel. Was für ein Schlamassel! Er stand stöhnend auf. „Es ist lange her, dass ich eine Bruchlandung machen musste. Es war genauso katastrophal, wie ich es in Erinnerung hatte.“

„Das war nicht das erste Mal?“ Sie stand ebenfalls auf. „Diese Tatsache hätten Sie erwähnen können, bevor ich Ihren Charterservice in Anspruch genommen habe.“

„Beruhigen Sie sich, Doc. Das war vor langer Zeit in einem anderen Leben.“ Er bemerkte die Gewitterwolken am Horizont. „Das Flugzeug ist offenbar nicht explodiert, oder?“

„Nein. Aber ich hatte die Befürchtung, dass es explodieren könnte. Deshalb habe ich Sie aus der Gefahrenzone gezogen.“

Och, sie sorgt sich um mich. „Danke. Sie haben etwas gut bei mir.“

„Nur damit kein falscher Eindruck entsteht. Sie werden immer noch von mir bezahlt, Mr. Carmichael. Erledigen Sie Ihren Job und bringen Sie mich nach Südamerika.“

„Und wie soll ich das anstellen, Lady? Es wird keinesfalls einfach sein, lebend aus diesem Dschungel herauskommen. Ganz zu schweigen davon, ein anderes Flugzeug aufzutreiben.“ Er hielt inne. „Außerdem habe ich Ihnen gesagt, dass mein Vater Mr. Carmichael war. Ich bin J. T.“

„Gut, J. T. Ich sehe die Sache so: Wir brauchen einander, um zu überleben und aus diesem Schlamassel herauszukommen. Also sollten wir zusammenarbeiten statt gegeneinander.“ Hope straffte die Schultern. „Haben Sie eine Ahnung, wo wir gelandet sind?“

„Ich schätze, irgendwo im lakandonischen Urwald, wahrscheinlich auf dem südlichen Teil der Halbinsel Yucatán. Wenn es so ist, sieht es nicht gut für uns aus.“

„Warum?“

„Es könnten zwei Situationen eintreten, die beide schlecht sind.“

„Und die wären?“, fragte sie ungeduldig.

„Erstens: Wir könnten mexikanischen Guerillakämpfern über den Weg laufen, die im Dschungel ihre illegalen Pflanzen anbauen und sie mit halbautomatischen Waffen bewachen. Zweitens könnten wir mit den letzten Lacandon Maya Bekanntschaft machen, die Fremden gegenüber nicht sehr freundlich gesinnt sind, um es milde auszudrücken.“

„Das klingt nicht vielversprechend“, sagte Hope bedrückt.

Da J. T. nichts davon hielt, Dinge zu beschönigen, fügte er hinzu: „Ja. Hinzukommen Insekten, Schlangen und Raubtiere, die hier zu Hause sind.“

Sie wurde blass. „Ich mag keine Schlangen.“

„Ja, ich auch nicht.“

„Also, was tun wir?“

„Wir versuchen, am Leben zu bleiben.“

„Natürlich“, erwiderte Hope frustriert. „Was ist mit einem Weg, der in die Zivilisation führt? Wir folgen einfach dem Fluss.“

J. T. nickte. „Ja, aber der Fluss führt über ein Kliff aus dem Dschungel. Ich hole erst einmal ein paar Fackeln und andere überlebenswichtige Dinge aus dem Flugzeugwrack. Zum Glück gehören auch ein Kompass und eine Landkarte dazu. Dann sehen wir weiter.“

„Ich komme mit.“

„Nein, Sie bleiben hier.“

Hope protestierte.

„Lady …“

„Hören Sie auf, mich so zu nennen. Da ich Sie mit J. T. anreden soll, können Sie mich Hope nennen. Wenn ich noch einmal ‚Lady‘ oder ‚Doc‘ höre, sind Sie für mich wieder Mr. Carmichael – wogegen Sie anscheinend eine Aversion haben.“

„Sie sind ziemlich herrisch. Ist Ihnen das klar, Hope?“

„Das ist ein weitverbreitetes Etikett für starke Frauen. Ich trage es mit Stolz.“

Er lachte. „In Ordnung. Gehen wir zum Flugzeug.“

Auf dem Weg fragte sie: „Warum ist es Ihnen eigentlich so zuwider, Mr. Carmichael genannt zu werden? War die Beziehung zu Ihrem Vater sehr angespannt?“

J. T. schob einen Ast zur Seite und hielt ihr den Weg frei. „Und wie. Mein alter Herr und ich waren eigentlich ständig unterschiedlicher Meinung. Er hat mich für einen großmäuligen, respektlosen Punk gehalten und ich ihn für einen dominanten, arroganten Mistkerl.“

„Waren Sie denn ein respektloser Punk?“

„Ab und zu.“

Hope sah ihn an. „Nun, vielleicht war er ein dominanter Mistkerl, weil er einem Kind Disziplin beizubringen versucht hat, das seiner Ansicht nach auf dem falschen Weg war.“

„Vielleicht war er auch nur ein narzisstischer Kontrollfreak und heimlicher Alkoholiker, der jede Frau betrogen hat, die ihn jemals geliebt hat.“ Weiter so! Warum erzähle ich ihr nicht meine gesamte Lebensgeschichte, wenn ich gerade dabei bin? „Das spielt sowieso keine Rolle mehr. Er ist für mich gestorben.“

„Verzeihung. Ich wollte keinen empfindlichen Nerv treffen, J. T.“

Ach ja? Sie raubte ihm den letzten Nerv. „In der kurzen Zeit, seit ich Sie kenne, wurde auf mich geschossen, mein Flugzeug ist abgestürzt, und ich stecke im Dschungel fest. Und jetzt bin ich auch noch sauer auf einen Mann, den ich seit acht Jahren nicht mehr gesehen habe. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass Sie Unglück bringen.“

„So etwas wie Glück oder Unglück gibt es nicht“, spottete Hope.

„Da täuschen Sie sich. Es ist Glück, dass ich noch am Leben bin. Und Sie können Ihren guten Sternen danken, dass Sie von einem Piloten geflogen wurden, der so viel Glück hatte. Denn auch Sie haben überlebt.“

Sie gelangten zur Absturzstelle. J. T. stöhnte, als er den Trümmerhaufen sah. Im Hinterkopf hatte er wohl doch noch einen Funken Hoffnung gehabt, das Flugzeug irgendwie reparieren zu können. „Verdammt.“ Damit lösten sich seine Hoffnungen für Blue Yonder in Luft auf.

„Ich kaufe Ihnen ein neues Flugzeug.“ Hope versuchte, den Schock abzumildern. Als er ihr einen zweifelnden Blick zuwarf, fügte sie hinzu: „Ich habe Ihnen doch gesagt, dass mein Unternehmen gut bei Kasse ist. Bringen Sie mich sicher nach Südamerika. Dann können Sie die Kosten für Ihr Flugzeug zusätzlich auf die Rechnung setzen.“

„Wo zum Teufel arbeiten Sie? Im Pentagon?“

Sie lächelte kurz, antwortete jedoch nicht. „Ihre Fackeln?“

Ja, richtig. Je mehr er über Hope herausfand, desto weniger wusste er tatsächlich über sie – und er hatte nicht das Gefühl, dass sich das in absehbarer Zeit ändern würde.

Während J. T. die Sachen aus dem Flugzeug holte, kramte Hope in ihrem Rucksack nach zwei Eiweißriegeln, die sie für die Reise eingepackt hatte. Da ihr Handy erwartungsgemäß keinen Empfang hatte, packte sie es wieder weg. Dann versuchte sie, ihre cremefarbene Seidenbluse, die schmutzig und total zerrissen war, notdürftig zu reparieren.

J. T. kam zurück und schulterte einen Rucksack. „Ich hätte nie gedacht, den jemals zu brauchen“, sagte er. „Teagan hat zum Glück drauf bestanden, dass ich ihn immer dabeihabe. Die Wasserreinigungstabletten sind überlebenswichtig. Sie wollen nicht einmal wissen, welche Bakterien sich hier im Wasser tummeln.“

„Ich bin Molekularbiologin. Wahrscheinlich weiß ich mehr über die Mikroben und Bakterien als Sie.“

J. T. fand ihr rätselhaftes Lächeln genauso faszinierend wie unangebracht und ärgerlich. Hope war definitiv die hübscheste Besserwisserin, die ihm jemals begegnet war.

„Was ist sonst noch in Ihrem Rucksack? Ich habe Eiweißriegel. Damit sollten wir den schlimmsten Hunger für eine Weile überbrücken können.“

„Das ist besser als nichts.“ Er wünschte, noch die Zeit gehabt zu haben, sein Sandwich mitzunehmen. „Eine Plane und ein Seil, das wir brauchen, wenn …“ In diesem Moment fing es an, zu donnern und in Strömen zu regnen. Sie waren beide innerhalb von Sekunden durchnässt. Um dem Gewitter zu entkommen, kletterten sie zurück ins Flugzeug.

Seufzend griff Hope nach den Eiweißriegeln und reichte J. T. einen davon. „Essen wir einen Happen, während wir warten, dass sich das Unwetter legt.“

Er nahm den Riegel, brach ihn in der Mitte durch und gab ihr die Hälfte zurück. „Wir sollten das Essen rationieren. Wer weiß, wie lange wir durch den Dschungel laufen.“

„Gutes Argument.“ Sie kaute langsam ihre Hälfte. Überrascht zuckte sie zurück, als er sich über sie beugte, um etwas vom Boden aufzuheben, und dabei ihren Bauch streifte. „Was tun Sie da?“

„Ich will ausnutzen, dass Wasser vom Himmel fällt.“ Er hielt den Kanister hoch und sah, dass sie rot wurde. Dann nahm er ein Stück Draht aus einer Werkzeugbox, bastelte einen Haken daraus und hängte den Kanister an die Außenseite der Tür. „Regenwasser muss nicht gereinigt werden.“

„Auch da ist was dran.“ Hope rutschte auf dem Sitz hin und her. Warum reagierte sie so heftig, wenn J. T. ihr näherkam? Jetzt war wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, um zu bemerken, wie muskulös und fest sein Körper war. Ein paar Krümel des Eiweißriegels blieben ihr im Hals stecken. Sie fing an zu husten und versuchte erschrocken, die Krümel hinunterzuschlucken.

Er zog den Kanister herein. „Hier, trinken Sie. Was für ein Zufall, dass wir Wasser haben. Manche würden es Glück nennen.“

Sie trank einen Schluck und holte dann erleichtert Luft. „Danke.“ Sie hängte den Kanister wieder nach draußen. „Ich glaube dennoch nicht an Glück.“

Schulterzuckend machte er es sich so bequem wie möglich. „Wir müssen die Zeit totschlagen. Erzählen Sie mir, warum Leute auf Sie schießen.“

„Ich habe Ihnen schon gesagt, dass es besser ist, wenn Sie nicht zu viel wissen.“

„Normalerweise frage ich nicht danach, was noch passieren könnte, um das Schicksal nicht herauszufordern. Aber viel schlimmer kann es eigentlich nicht mehr kommen. Was kann es also schaden, wenn Sie mir erzählen, wovor Sie weglaufen?“

„Ich laufe nicht weg.“ Hope runzelte die Stirn. „Ich habe Ihnen gesagt, dass ich für ein Pharmaunternehmen arbeite, J. T.“

„Auf Mitarbeiter bei Pharmaunternehmen wird gewöhnlich nicht geschossen. Was steckt wirklich dahinter?“

Nun, in einem Spezialbehälter in ihrem Rucksack hatte sie die einzigen Proben des wohl gefährlichsten Virus bei sich, den die Menschheit kannte. Falls sie sie nicht zum Labor in Südamerika brachte, könnte das Resultat eine Pandemie verheerendsten Ausmaßes sein.

Oder wenn das Virus in die falschen Hände fiele … Hope schauderte bei der Vorstellung. Genau die Leute, die keine solche biologische Waffe besitzen sollten, waren diejenigen, die auf sie geschossen hatten.

„Ich will nicht darüber reden.“ Ihr stiegen Tränen in die Augen. Tessara hatte ihre Finger bei so vielen Forschungsprojekten im Spiel. Aber dieses hatte alle anderen in den Schatten gestellt.

Ihre Vorgesetzte und Freundin Tanya Fields war tot. Auch wenn es sich laut der Polizei um einen missglückten Raubüberfall gehandelt hatte, war am selben Abend Hopes Haus verwüstet worden. Daraufhin hatte sie die Flucht ergriffen.

Im Vorfeld hatte Tanya vermutet, dass ein Mitarbeiter bei Tessara geheime Informationen über das Virus verkauft hatte. Deswegen hatten Tanya und sie das Virus heimlich zerstören wollen – was Hope jetzt allein erledigen musste.

„He, wo sind Sie mit Ihren Gedanken?“, fragte J. T.

„Ich habe gesagt, dass ich nicht darüber reden will. Mir wäre daran gelegen, dass Sie meine Privatsphäre respektieren.“ Sie verübelte ihm seine Fragen nicht. Aber wenn sie ihn einweihte, brachte sie ihn in große Gefahr. „Verzeihung“, fügte sie hinzu. „Ich möchte nicht unhöflich sein. Ich ziehe es einfach vor …“

„Wenn ich meine Nase nicht in Ihre Angelegenheiten stecke“, folgerte er. „Das ist gewöhnlich auch nicht meine Art. Aber auf mich ist geschossen worden. Ich möchte den Grund dafür erfahren.“

Hope hatte das verrückte Bedürfnis, J. T. alles zu erzählen. Damit er wusste, womit sie es zu tun hatten. Doch sie hatte das Virus zusammen mit Tanya geschaffen und musste diese Bürde allein tragen.

Seufzend sah sie aus dem Fenster. „Bringen Sie mich einfach nach Südamerika, dann sehen Sie mich nie wieder.“

2. KAPITEL

J. T. wurde unruhig, als es den ganzen Nachmittag über regnete. Sie konnten sich nicht ewig im Flugzeug verkriechen, das leicht zu entdecken war. Es war besser, in Bewegung zu bleiben, als eine leichte Beute zu sein.

Hope war eingeschlafen. Ihre roten Haare hatten sich aus dem Gummiband gelöst, mit der sie ihre Mähne zu bändigen versucht hatte. Ihre Bluse und der Rock waren zerrissen. Sie sah unglaublich heiß aus. Das ist nun wirklich der schlechteste Zeitpunkt, um scharf auf eine Frau zu sein. Doch ihr Anblick törnte ihn total an.

Um sich abzulenken, griff er nach dem Kompass und der Landkarte. Er war noch nie so weit im Süden Mexikos gewesen. Aber wenn sie sich in der Nähe der Grenze zu Guatemala befanden, könnten sie vielleicht ein kleines Flugzeug auftreiben und dann innerhalb von fünf Stunden nach Brasilien fliegen.

Dazu müssten sie allerdings zuerst aus dem Dschungel und dann einen vertrauenswürdigen Einheimischen finden, der ihnen ein Flugzeug besorgte. Die dritte Herausforderung bestünde darin, bereits in der Luft zu sein, bevor die schießwütigen Verfolger erneut auftauchten.

Was, zum Teufel, hatte Hope im Gepäck, wenn jemand bereit war, dafür zu töten? Vielleicht sollte er einen kurzen Blick riskieren. Aber als J. T. nach dem Rucksack greifen wollte, flatterten ihre Lider. Schnell tat er so, als rutschte er nur auf dem Sitz nach vorn, um eine bequemere Position einzunehmen.

„Wie lange habe ich geschlafen?“ Sie sah aus dem Fenster. „Es regnet ja immer noch. Wie lange soll das noch so weitergehen?“

„Tagelang. Das ist der Regenwald.“

„Wir müssen hier raus. Vielleicht sollten wir das Risiko eingehen und einfach losmarschieren.“

„Wir müssen warten, bis das Unwetter vorbei ist. Außerdem wird es bald Abend. Bestimmt wollen Sie nicht im Dunkeln im Dschungel herumlaufen.“ Seine Argumente schienen sie zu überzeugen. Aber sie sah sich bekümmert um. Hatte sie vielleicht ein ganz anderes Problem? „Müssen Sie mal?“

„Ja.“ Verlegen senkte Hope den Blick. „Aber was ist mit den Schlangen und den Raubtieren da draußen?“

„Wollen Sie, dass ich Wache stehe?“ Als sie ihn finster ansah, hob J. T. beide Hände. „He, ich wollte nur helfen.“

Sie kletterte aus dem Flugzeug und verschwand hinter einigen Bäumen. Er musste schmunzeln, achtete jedoch genau darauf, wie lange sie brauchte. Hier lauerten ernsthafte Gefahren.

Als Hope zurückkam, klebte die nasse, zerrissene Seidenbluse auf ihrer Haut. Sie schüttelte das Regenwasser aus den Haaren und sank stöhnend auf ihren Sitz. „Ich drehe durch, wenn ich noch lange in diesem Flugzeug sitze. Gewöhnlich arbeite ich vierzehn Stunden am Tag und nehme mir kaum Zeit, etwas zu essen, bevor ich ins Labor zurückkehre. Das hier ist eine Tortur für mich.“

Nein, es ist eine Tortur, deinen total heißen Körper nicht berühren zu dürfen. Während seiner oft langwierigen Air Force – Einsätze hatte er gelernt, bei passender Gelegenheit den Kopf völlig abzuschalten und zu dösen. „Versuchen Sie, sich zu entspannen. Wir sitzen hier fest und sollten Energie tanken.“ J. T. schloss die Augen.

„Ich bin nicht der Typ, der müßig herumsitzt.“

„Einmal ist immer das erste Mal.“

„Gibt es irgendetwas, das Ihnen unter den Nägeln brennt?“, entgegnete Hope aufgebracht.

Er musterte sie nachdenklich. „Sicher. Ein Sandwich, das in meiner Küche liegt. Es sollte mein Mittagessen sein.“

„Ich schreibe das Sandwich auch noch auf die Rechnung.“

„Tun Sie das.“ Einen Moment lang herrschte gespanntes Schweigen. Dann fragte J. T. aus schierer Neugier: „Also wartet zu Hause vermutlich kein Mr. Doc Larsen auf Sie?“

Hope lachte verlegen. „Nein, auf mich wartet kein Ehemann. Aber wenn es so wäre, würde er mir den Rücken stärken. Die meisten emanzipierten Männer unterstützen die Karriereziele ihrer Ehefrauen. Sagen Sie bitte nicht, dass Sie einer der Männer sind, die meinen, dass Frauen in die Küche gehören.“

„Natürlich nicht. Ich befürworte es, wenn Frauen nach dem Abendessen die Rechnung bezahlen. Mehr Macht für Frauen! Das ist auch besser für meine Finanzen.“

Sie verzog das Gesicht. „So habe ich das nicht gemeint.“

„Oh, Sie meinen, dass der Mann die Frau immer noch zum Abendessen einladen, aber ihr um Himmels willen nicht die Tür aufhalten soll, richtig?“

„Das ist lächerlich, J. T. Es gibt einen Unterschied zwischen Ritterlichkeit und Chauvinismus.“

„Hören Sie, ich bin für Gleichberechtigung. Unter Frauen gibt es hervorragende Pilotinnen. Ich finde nur, dass es Spaß machen kann, sich auch an gewisse traditionelle Rollenbilder zu halten. Dass eine Frau ihrem Mann ein gutes Essen kocht, zum Beispiel. Liebe geht durch den Magen, heißt es, richtig?“

„Dann habe ich kein Glück“, meinte Hope. „Ich kann nicht kochen.“

„Nein?“

„Ich kann nur Fertiggerichte erhitzen. Aber meistens esse ich in unserer Kantine. Dort gibt es einen durchschnittlichen Hamburger mit nachgemachtem Käse, der fast wie richtiger Käse schmeckt.“

„Igitt.“

Sie zuckte die Schultern. „Essen ist Treibstoff für das Gehirn und den Körper.“

„Nein. Essen ist mehr“, widersprach J. T. „Gutes Essen ist wie ein Orgasmus für den Mund.“

Hope schnappte verlegen nach Luft. „Nun, das sehe ich nicht so. Außerdem habe ich keine Zeit für ekstatische Erfahrungen beim Essen.“

Ihm gefiel es, wenn sie rot wurde. Dann wirkte ihr Gesicht weicher – und er malte sich aus, auf welche Weise er sie noch zum Erröten bringen könnte. Er seufzte dramatisch. „Wie schade. Ihnen entgeht so viel.“ Grinsend beließ er es dabei.

Als es dunkel wurde, holte J. T. den Kanister herein und verriegelte die Tür. Nachdem sie beide ein wenig Wasser getrunken hatte, stellte er den Kanister weg und schloss die Augen.

„Schlafen Sie jetzt?“, fragte Hope.

„Das scheint mir eine gute Idee zu sein.“

„Okay.“

Er beobachtete, wie sie versuchte, es sich auf dem Ledersitz bequem zu machen. Zum Glück war die Kabine nach dem Absturz noch einigermaßen intakt. „Versuchen Sie, ein bisschen zu schlafen. Morgen wird ein harter Tag.“

„Klingt verheißungsvoll.“

Schätzchen, du machst dir keine Vorstellung davon.

Am nächsten Morgen wachte Hope hungrig auf und musste auf die Toilette. J. T. schlief noch. Sie kletterte leise aus dem Flugzeug. Insgeheim flehte sie, dass keine Schlangen unterwegs waren, und ging hinter einem Baum in Deckung.

Als sie zum Flugzeug zurückkehrte, sah sie, dass J. T. demselben Bedürfnis nachging. Allerdings hatte er es nicht für nötig gehalten, sich hinter einem Baum zu verstecken, sondern stand mit dem Rücken zu ihr vor dem Flugzeug. Die Jeans hingen ihm tief auf den Hüften.

Sie sollte ihn nicht anstarren. Aber er hatte einen Körper, den wohl jede Frau genau in Augenschein genommen hätte. Ihr blieb gerade noch genug Zeit herumzuwirbeln, bevor er sich umdrehte.

„Oh, Entschuldigung. Ich dachte, ich wäre fertig, bevor Sie zurückkommen.“ Er zog den Reißverschluss der Jeans hoch. „Alles klar. Haben Sie keine Sorge, etwas zu sehen, das Ihnen Angst einjagen könnte. Ich erinnere mich daran, was Sie über Schlangen gesagt haben.“

Hope drehte sich zu ihm um. „Sehr lustig. Solange Ihre Schlange nicht beißt, passiert mir bestimmt nichts.“

J. T. lachte schallend und rieb sich dann das Kinn. „Nun, zumindest hat es aufgehört zu regnen.“

„Richtig. Essen wir unsere letzte Ration, bevor wir aufbrechen. Wir sollten das Tageslicht nutzen.“ Sie holte den letzten Eiweißriegel aus dem Rucksack, brach ihn entzwei und reichte ihm seine Hälfte. „Guten Appetit.“ Sie versuchte, jeden Bissen zu genießen. Mittag- und Abendessen würden wohl ausfallen.

Dann setzte sie den Rucksack auf. Sie musste dabei innehalten, weil ihr die Stofffetzen der Bluse im Weg waren. „Diese verdammte Seidenbluse“, grummelte sie und wünschte, für die Reise etwas Praktischeres angezogen zu haben.

Er trat vor sie, riss die Ärmel der Bluse ab, zog die Stoffenden aus dem Rockbund und knotete sie unter ihren Brüsten zusammen. „So, jetzt müsste es besser gehen.“ Er grinste. „Es sieht auch besser aus.“

Hope schnappte nach Luft. Sie konnte nicht glauben, was er gerade getan hatte. Allerdings musste sie zugeben, dass er recht hatte. Zumindest verfingen sich die Stofffetzen so nicht mehr in den Zweigen. Doch für ihren Geschmack zeigte sie jetzt viel zu viel Haut. J. T. schien es zu gefallen. Offenbar sehr, dachte sie, als sie das Glitzern in seinen Augen bemerkte.

„Danke“, murmelte sie. Als sie das Motorengeräusch eines näher kommenden Flugzeuges hörte, fing sie sofort an, wie wild zu winken, um die Aufmerksamkeit des Piloten zu erregen.

„Auf den Boden!“, rief J. T. und zog sie neben sich ins dichte Laub.

„Was machen Sie?“, kreischte sie fassungslos. „Dieses Flugzeug kann unsere Rettung sein!“

„Das ist garantiert nicht der Fall.“ Er hielt sie fest. „Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Guerillas im Dschungel sind. Sie benutzen Cessnas wie diese, um ihr Gebiet zu überwachen. Möglicherweise haben sie das Flugzeugwrack entdeckt und kommen zurück, um es sich näher anzuschauen. Wir müssen sofort hier weg!“

Hope war alarmiert. „Was ist, wenn sie mich gesehen haben?“

„Es ist besser, wenn wir nicht hierbleiben und es herausfinden.“ J. T. ließ sie los. Sie standen auf. Als sie hörten, dass die Cessna wieder zurückkehrte, rannten sie in einem Höllentempo in den tiefen Dschungel, bis das Motorengeräusch nicht mehr zu hören war. Nach Atem ringend blieben sie stehen. Schweiß lief ihnen über das Gesicht.

„Glauben Sie, dass die Guerillas uns gesehen haben?“, fragte Hope schließlich.

„Keine Ahnung“, meinte er grimmig. „Wir sollten auf jeden Fall weitergehen.“

„Aber vielleicht gehen wir in die verkehrte Richtung“, protestierte Hope.

„Wir folgen dem Fluss. Zumindest haben wir dann Zugang zu Trinkwasser.“

„Sie haben doch selbst gesagt, dass der Fluss über ein Kliff führt.“

„Vermutlich müssen wir einfach vorsichtig sein.“ Er grinste sie an.

J. T. übernahm die Führung. Gegen Mittag kamen sie an die Flussbiegung. „Meiner Einschätzung nach ist das der Lacantún. Wenn wir dem Fluss folgen, sollten wir zu einigen Dörfern gelangen. Mit etwas Glück finden wir eine Mitfahrgelegenheit zu einer der größeren Städte in der Nähe von Guatemala oder Belize. Dort können wir uns nach einem Flugzeug umsehen.“

Sie folgten dem weiteren Flussverlauf, rutschten ab und zu auf dem Schlammboden aus und landeten mehr als einmal im Wasser. Dann bemerkten sie, dass sie kein begehbares Land mehr fanden.

„Vielleicht könnten wir uns von der Strömung flussabwärts treiben lassen“, schlug Hope vor, überlegte es sich dann aber schnell anders. „Oder wir finden einfach eine andere Route.“

J. T. nickte. „Die Strömung ist zurzeit sehr stark. Das Risiko gehe ich nur ein, wenn wir keinen anderen Weg finden.“ Als sie sich umdrehten, um zurückzugehen, hörten sie in der Entfernung Stimmen von Männern, die Spanisch sprachen.

Sie erstarrte vor Angst. „Was machen wir jetzt? Die Männer sehen uns jede Sekunde!“

Kurz entschlossen griff er nach ihrer Hand. „Springen Sie.“ In dem Moment, als sie einen Schuss hörten, sprangen sie in den Fluss. Die starke Strömung riss sie mit, trieb sie auseinander, tauchte sie zeitweise unter Wasser.

„J. T.“, schrie Hope, als sie einen Moment zu Atem kam, bevor sie wieder unter der Wasseroberfläche versank. Er schwamm zu ihr, schaffte es, ihre Hand zu packen und sie zu sich zu ziehen. „Lassen sie nicht los“, rief er, als die Wellen sie auseinander zu drängen drohten.

Als er das nächste Mal auftauchte, sah er, dass sie direkt auf den Wasserfall zusteuerten. Oh nein! Er nutzte die verbleibenden Sekunden, um ihr kurze Anweisungen zuzurufen. „Was immer Sie tun – versuchen Sie, auf der anderen Seite mit den Füßen zuerst ins Wasser zu kommen. Mit ein bisschen Glück prallen wir nicht auf Felsen.“

„Felsen?“, kreischte sie panisch, bevor die Strömung sie in den Abgrund riss.

Hope rang nach Atem, als sie aus dem Wasserstrudel auftauchte und sich verzweifelt nach J. T. umsah. „J. T.?“ Vor Erleichterung brach sie fast in Tränen aus, als er schließlich auftauchte.

Sie schwamm zu ihm – direkt in seine Arme. Sie war so dankbar, dass er noch am Leben war. In diesem Augenblick kümmerte es sie nicht, dass er eigentlich ein Fremder war. Er hielt sie mit seinen starken Armen über Wasser – was sie ein wenig atemlos machte.

„Sind Sie in Ordnung?“, fragte er.

Hope nickte dankbar und lächelte ihn an. „Sie leben. Als Sie nicht sofort wieder aufgetaucht sind, dachte ich, Sie wären tot.“

„Ich bin schwerer und wurde deshalb tiefer nach unten gezogen.“ J. T. nahm sie noch fester in die Arme, statt sie loszulassen.

Sie war damit einverstanden. Mehr als einverstanden. Am liebsten wollte sie sich an ihn schmiegen und nie wieder loslassen. Das ist keine gute Idee. „Nun, ich bin froh, dass Sie am Leben sind.“ Widerstrebend löste sie sich von ihm, um wieder zu Sinnen zu kommen.

„Dann sind wir schon zwei.“ Er folgte ihr, als sie zu den Felsen am Flussufer schwamm.

Vorsichtig kletterte Hope auf einen der schlüpfrigen Felsen. „Eine Landschaftsidylle wie auf einer Postkarte“, meinte sie fast amüsiert, als sie die malerische Lagune betrachtete, in die der Wasserfall mündete. „Aber so etwas will ich nie wieder erleben!“

J. T. kletterte ebenfalls auf einen Felsen und sah sich um. „Ja, aber was für ein Adrenalinschub, nicht wahr? Wie damals, als ich von der Royal Gorge Bridge in Colorado einen Bungee-Sprung gewagt habe. Ich hatte furchtbare Angst. Es war toll.“

„Ich verstehe nicht, dass Leute es faszinierend finden, sich in furchteinflößende Situationen zu begeben. Und das nur wegen der durch Hormone ausgelösten biochemischen Reaktionen im Körper.“

Er zuckte die Achseln. „Es hat Spaß gemacht.“ Interessiert musterte er sie. „Wollen Sie damit sagen, dass Sie noch nie etwas nur deshalb getan haben, weil es aufregend war?“

„Ich finde es nicht besonders aufregend, wenn Verletzungsgefahr besteht.“ Hope ging über die Felsen zum Ufer. Er folgte ihr. Sie drehte sich um und betrachtete seinen perfekten Körper. „Ich finde wissenschaftliche Entdeckungen spannend. Glauben Sie mir, in einem Labor kann es wahnsinnig aufregend zugehen.“

J. T. lachte. Aber als sie ihm einen scharfen Blick zuwarf, hob er beide Hände. „Ich glaube Ihnen gern.“ Er überholte sie und hielt ihr die Hand hin, um ihr beim Überqueren des letzten Felsens behilflich zu sein.

Sie griff nach seiner Hand. Er zog sie in seine Arme, bevor sie hinfallen konnte. Ihr fiel es schwer, sich daran zu erinnern, warum sie sich nicht an ihn schmiegen sollte, als wenn sie in den Flitterwochen wären. „Danke“, murmelte sie. Seinen trainierten Körper zu spüren, fühlte sich wunderbar an.

Er sah ihr in die Augen. Hope war nicht in der Lage, den Blickkontakt abzubrechen. „Extremsituationen bewirken oft eine emotionale Reaktion in Bezug auf das andere Geschlecht, die als Anziehungskraft fehlinterpretiert werden kann“, erklärte sie.

„Übe ich eine fehlinterpretierte Anziehungskraft auf Sie aus, Dr. Larsen?“, fragte J. T.

Und wie. „Nein. Ich habe das nur gesagt … Falls Sie etwas empfinden, könnten Sie sich falsche Vorstellungen machen.“

„Danke. Ich werde daran denken.“

„Sie können mich jetzt loslassen.“ Bitte, nicht. Um Himmels willen, sie wollte ihn küssen – wenn auch nur um zu feiern, dass sie trotz aller Gefahren immer noch am Leben waren. Seine Lippen waren nur noch Zentimeter von ihren entfernt.

Hope fühlte sich so sicher in seinen starken Armen. Ihre Körper passten fast perfekt zusammen. „Sie sind ein Mann, bei dem eine Frau in einer Krisensituation gut aufgehoben ist.“

„Und Sie sind eine Frau, die einem Mann Probleme schafft.“ J. T. grinste. „Nur gut, dass ich das an Ihnen mag.“

Küss ihn nicht, riet ihr die Vernunft. Dennoch kostete es sie fast übermenschliche Kraft, sich von ihm zu lösen und Abstand zu schaffen.

„Wie ich sehe, konnten Sie Ihre kostbare Fracht retten.“

Sie nahm ihren Rucksack ab und überprüfte zweimal, ob der Spezialbehälter darin noch intakt und fest verschlossen war. Dann atmete sie erleichtert auf.

J. T. runzelte die Stirn. „Durch das Gewicht des Rucksacks hätten Sie ertrinken können. Was ist so außergewöhnlich an ihrer Fracht, dass Sie dafür zu sterben bereit sind?“

Hope zwang sich zu einem Lachen. „Keine Fragen. So lautet die Abmachung.“

„Das war, bevor auf mich geschossen wurde, mein Flugzeug abgestürzt ist, ich im Dschungel feststeckte und von der Flussströmung über ein Kliff getrieben wurde. Was zur Hölle tragen Sie bei sich?“

Sie wollte das Risiko eingehen und es ihm sagen. Doch sie unterdrückte den Impuls. Das zu tun, wäre noch dümmer und leichtsinniger, als J. T. zu küssen. Also schulterte sie den Rucksack und lächelte ihn strahlend an. „Es ist besser, wenn Sie es nicht wissen. Gehen wir jetzt weiter? Wir sollten das Tageslicht nutzen.“

Er raufte sich die nassen Haare. „Sie sind störrisch wie ein Esel, wissen Sie das?“

„Kennen Sie die Redensart nicht, dass brave Frauen nicht in die Geschichtsbücher eingehen?“ Spielte es eine Rolle, was ein sexy Pilot über sie dachte? „Ja, ich bin störrisch. Das ist eine meiner besten Eigenschaften.“

Hope bemerkte, dass er ihr auf die Brust starrte, bevor er schnell wegsah. „Oh, du meine Güte“, murmelte sie verlegen, als sie bemerkte, dass ihre Bluse jetzt völlig durchsichtig war. „Mir war nicht klar …“

„Ich hätte sie nicht für eine Frau gehalten, die rosa Herzchen trägt“, neckte J. T. sie und spielte damit auf die winzigen Herzen auf dem weißen BH an.

„Und warum nicht? Glauben Sie, dass gescheite Frauen sich nicht gern hübsch machen?“

„Keine Ahnung. Ich lasse mich gewöhnlich nicht auf gescheite Frauen ein.“

„Was haben Sie gegen gescheite Frauen?“

„Nichts“, stellte J. T. klar. „Ich versuche nur, bei einer Frau die Kombination klug und schön zu vermeiden. Das wird mir zu gefährlich – und kompliziert.“

„Nur für einen Mann, der nicht selbstsicher genug ist, mit beidem umzugehen.“

J. T. taumelte, als wenn Hope auf ihn geschossen hätte. „Aua. Sie haben mich getroffen.“

„Nun, mir ist es egal, welche Art Frauen sie bevorzugen“, betonte sie. „Es war nur ein Hinweis.“

„Ich denke über Ihren Hinweis nach. Gibt es sonst noch was, das Sie sich vom Herzen reden wollen?“

Beim Wort Herz dachte sie daran, wie heiß ihr geworden war, als er auf ihre Brüste gestarrt hatte. Als sie sich vorstellte, dass er ihre Brüste berührte, richteten sich ihre Nippel auf.

J. T. lachte. „Ist Ihnen kalt?“

Hope sah ihn finster an und kletterte dann das schmale Ufer hinauf, um Abstand zu gewinnen. Aber sie konnte hören, dass er hinter ihr leise lachte. Bevor sie ihn zurechtweisen konnte, machte sie eine im Dschungel aufsehenerregende Entdeckung. „Da oben ist ein Weg! Glauben Sie, dass es ungefährlich ist, ihm zu folgen?“

Er wusste es nicht. „Wir müssen es wohl einfach darauf ankommen lassen.“

„Das hört sich riskant an. Aber ich habe die Hoffnung, dass wir nicht vom Regen in die Traufe kommen.“

Sie gingen den Weg hinunter, der zu einem Dorf führte. Dunkelhäutige Kinder, die fadenscheinige Shorts trugen, hörten auf zu spielen und lächelten sie schüchtern an. Die Erwachsenen musterten sie prüfend.

Der an den Westen erinnernde Kleidungsstil der Menschen machte Hope Mut – und die Tatsache, dass eine Straße entlang des Dorfes verlief. Sie war noch nie so glücklich gewesen, Asphalt zu sehen.

„Spricht irgendjemand Englisch?“, fragte J. T. und sah sich um.

Schließlich trat ein junger Mann nach vorn. „Ich spreche Englisch.“

„Wir brauchen einen Reiseführer, der uns zu einer Stadt mit einem Flughafen bringen kann“, sagte Hope freundlich lächelnd. „Wir können uns jedem gegenüber erkenntlich zeigen, der seine Hilfe anbietet.“

„In Comitán gibt es einen Flughafen. Von hier aus dauert die Fahrt etwa vier Stunden.“

„Wie heißt das Dorf hier?“, fragte J. T.

„Lacanjá.“

Hope sah J. T. an. „Dann sind wir im Süden Mexikos an der Grenze zu Guatemala?“

„Davon gehe ich auch aus.“

„Wie heißen Sie?“, fragte sie den jungen Mann.

„Juan. Willkommen in unserem Dorf. Haben Sie Hunger oder Durst?“

„Einen Bärenhunger“, antwortete sie. „Gibt es hier irgendwo ein Lokal, in dem wir etwas zu essen bekommen?“

„Ja. Compamento Vicento Paniagua. Bestimmt gefällt es Ihnen.“

„Klingt gut.“ Hope warf J. T. einen Blick zu. Er nickte. Sie folgten dem jungen Mann. Wenn sie Glück hatten, könnten sie morgen früh in ein Flugzeug steigen.

3. KAPITEL

J. T. war überrascht, dass Compamento Vicento Paniagua ein nettes kleines Lokal war. Die Leute in Lacanjá waren tatsächlich auf Ökotouristen eingerichtet, die einen Abenteuerurlaub erleben wollten, ohne auf einen gewissen Komfort zu verzichten.

Zudem akzeptierten sie Kreditkarten, worüber er sehr erleichtert war. Denn vor dem überstürzten Abflug hatte er seine Brieftasche nicht mehr einstecken können. Als Hope sofort ihre Kreditkarte hervorholte, sagte er: „Ihr Arbeitgeber muss wirklich gut bei Kasse sein. Es gibt nicht viele Unternehmen, die ihre Angestellten mit einer schwarzen American Express Card ausstatten.“

„Ich bin nicht nur eine Angestellte.“

„Das ist mir inzwischen klar.“ Er aß mit großem Appetit das köstliche Gericht, das aus schwarzen Bohnen und Reis bestand. Als er hörte, wie Hope beim Essen genüsslich stöhnte, ging die Fantasie mit ihm durch. Auf welche Weise könnte er sie wohl zum Stöhnen bringen?

Verdammt, ich muss damit aufhören, ständig an ihre Brüste und den weißen BH mit den rosa Herzchen zu denken. „Juan hat gesagt, dass es einen Tag dauert, um einen Transporter zu finden, der uns nach Comitán bringt. Aber in der Zwischenzeit können wir in der Ecolodge bleiben, in der man angeblich sehr gut untergebracht ist.“

In diesem Moment kam Juan zu ihnen. „Ihr Zimmer ist fertig. Die Hochzeitssuite“, fügte er lächelnd hinzu.

„Oh!“ Hope warf J. T. sofort einen Blick zu, mit dem sie ihn um Beistand bat.

Aber er war froh darüber, dass sie zusammen in einem Zimmer untergebracht waren. Das wäre insbesondere für Hope sicherer. Die hässliche Wahrheit war, dass auch in Mexiko der Menschenhandel blühte – und als hübsche, langbeinige Rothaarige erregte sie großes Aufsehen. „Das geht in Ordnung“, sagte er zu Juan.

„Was soll das?“, flüsterte sie schockiert.

„Zusammen ist man sicherer. Wir sind nicht in Idaho.“

Als ihr dämmerte, was er meinte, nickte sie. „Wie nett, Juan.“ Sie gab ihm einige Dollar Trinkgeld. „Bitte, bringen Sie uns zu unserem Zimmer.“

Die Ecolodge war überraschend sauber und komfortabel. Als sie die Hochzeitssuite betraten, fiel ihnen beiden sofort das große Bett mitten im Zimmer ins Auge. „Wir sind erwachsene Menschen und bestimmt in der Lage, uns ein Bett zu teilen, ohne in Verlegenheit zu geraten“, sagte Hope schließlich.

„Schlaf ist alles, was ich im Sinn habe.“ Dennoch konnte J. T. es sich nicht verkneifen, frech grinsend hinzuzufügen: „Gegen Schmusen habe ich jedoch nichts einzuwenden.“

Sie errötete und sah ihn finster an. „Schmusen kommt nicht infrage. Wir haben eine geschäftliche Beziehung. Dabei sollten wir es belassen.“

„Halten Sie sich in Ihrem Leben immer an so viele Regeln? Oder machen Sie auch einmal irgendetwas nur so zum Spaß?“

„Ich habe eine Menge Spaß“, erwiderte Hope streng. „Ich sehe nur keinen Sinn darin, eine geschäftliche Beziehung wegen eines kurzen Vergnügens zu ruinieren. Das ist das Problem mit den Leuten heutzutage: Sie gehen sofort miteinander ins Bett, ohne vorher die Konsequenzen zu bedenken.“

„Manchmal muss man einfach im Moment leben und sehen, wohin es führt.“

„Ich weiß genau, wohin es führt“, meinte sie missbilligend. „Deshalb lasse ich mich nicht auf etwas so Flüchtiges ein, das man als Anziehungskraft missdeuten könnte.“

„Jetzt werfen Sie wieder mit wissenschaftlichen Fakten um sich“, erwiderte J. T. „Mich kümmert nicht, was Ihre Kollegen im Labor Ihnen erzählt haben – das ist nicht sexy.“

„Gut“, sagte Hope abschließend. Doch dann wollte sie es ihm doch noch einmal erklären. „Gemeinsam gemachte, intensive Erfahrungen bewirken biochemische Reaktionen, die als gegenseitige Anziehung fehl…“

„Das haben Sie schon ausgeführt. Wie wäre es, wenn Sie diese Theorie einem Praxistest unterziehen?“ Er wusste, dass es unvernünftig war, sie zu provozieren. Aber sie stand mit gerecktem Kinn vor ihm, mit blitzenden Augen und immer noch feuchten Haaren – und bei ihm setzte der Verstand aus.

Sie hatte sich so verdammt perfekt angefühlt, als er sie in seinen Armen gehalten hatte. J. T. wollte mehr von ihr spüren. Die möglichen Folgen kümmerten ihn nicht. Ob in wissenschaftlicher oder in anderer Hinsicht.

„Was … Was tun Sie?“, stammelte Hope, als er langsam näherkam. Sie trat zurück. „Und das ist keine Theorie, sondern wissenschaftlich bewiesen. Adrenalinausschüttung kann …“ Sie stieß mit dem Rücken an die Wand.

„Dann beweisen Sie es.“ Er stützte sich mit den Armen links und rechts neben ihr an die Wand. „Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie hinreißend sind, wenn Ihnen die Worte fehlen?“ Er strich leicht mit seinen Lippen über ihre. „Und so gut wie unwiderstehlich?“

„Warum tust du das?“, fragte sie atemlos. „Wir hatten eine geschäftliche Beziehung vereinbart.“

„Ja, aber die Dinge haben sich seitdem erheblich geändert. Vielleicht ist es an der Zeit, neu zu verhandeln.“ J. T. wusste, dass er es dabei belassen sollte. Am Anfang hatte er nur mit ihr spielen wollen. Aber jetzt, da er ihr so nah war, verlor er die Kontrolle.

„Und wie kommst du darauf, dass ich dazu bereit bin?“

„Süße, wenn du nicht aufhörst, mich anzusehen, als wolltest du mich vernaschen, verhandeln wir nur noch darüber, wo wir die Abmachung besiegeln.“ Er konnte nicht aufhören, sie auf den Mund zu küssen, wollte mehr. Als sie seufzend die Lippen öffnete, goss sie Öl ins Feuer. Ihre Zungen begannen zu tanzen.

Hope rang nach Atem, als er ein Knie zwischen ihre Schenkel schob. „Diese Empfindungen sind nicht echt.“

„Sie fühlen sich für mich aber ziemlich echt an.“ J. T. zog sie von der Wand weg. Sie sah so sexy aus, mit der zerzausten roten Mähne und den grünen Augen, mit denen sie ihn voller Verlangen ansah.

„Diese Dinge können …“ Sie rang nach Worten. „Es ist schwer, den Unterschied auszumachen.“

Er führte sie zum Bett. Als sie nicht protestierte, zögerte er auch nicht, zur Sache zu kommen. Er war so scharf auf sie wie auf noch keine andere Frau in seinem Leben. Begierig schob er den Rock über ihre Hüften, bettete sie mit dem Rücken auf die Matratze und schob ihre Schenkel auseinander.

Ihr Slip passte zum BH. Er küsste jedes der rosa Herzchen auf dem Slip und reizte sie durch den Stoff hindurch, bis sie vor Erregung stöhnte. J. T. war ein versierter Liebhaber. Dennoch kam er sich unbeholfen vor. Hope hatte etwas an sich, das ihn dazu brachte, sich wie ein unerfahrener Teenager zu fühlen.

Das Blut pulsierte heiß durch seine Adern. Er musste sie schmecken, streifte ihren Slip herunter und leckte sie. Als sie mit einem lauten Schrei zum Höhepunkt kam, törnte ihn das mehr an, als er es je für möglich gehalten hatte.

„Du meine Güte“, murmelte sie, als sie wieder zu Atem kam.

Aber das war nur die Vorspeise gewesen. Er war bereit für den Hauptgang.

Hope hatte Geschichten von Frauen gehört, die so intensive Orgasmen erlebt hatten, dass sie nur noch Sterne gesehen hatten. Aber sie hatte solche Geschichten nie geglaubt. Bis jetzt!

J. T. zog langsam die Jeans aus. Unter der Boxershorts zeichnete sich ab, wie groß und hart er war. Sie konnte es kaum erwarten, ihn zu schmecken. Aber was sie wirklich dahinschmelzen ließ, war die Art, wie er sie ansah: Als wäre sie die begehrenswerteste, schönste und bezauberndste Frau auf der ganzen Welt.

In diesem Moment wollte sie ihm alles geben. Sie drehte sich auf den Bauch, ging auf die Knie, und warf ihm über die Schulter einen aufreizenden Blick zu. Er packte ihren Po und genoss den Anblick. „Gefällt dir, was du siehst?“, neckte sie ihn.

„Du hast keine Ahnung“, sagte er rau, zog sie näher an sich und stieß tief in sie. Er schlug einen schnellen, wilden und drängenden Rhythmus an, trieb sie zum Gipfel.

Hope keuchte, als die Woge der Lust über sie hinwegfegte. Es war ein Feuerwerk erotischer Sensationen. J. T. war ein Mann, der eine Frau um den Verstand bringen konnte, sie aber am Ende weinend zurücklassen würde. Doch das war ihr in diesem Moment egal. Ihn in sich zu spüren, war wie ein Rausch.

Sie nahm seinen Schrei kaum wahr, als er ihr auf den Höhepunkt folgte. Sie sanken ermattet auf die Matratze und konnten minutenlang nicht sprechen. Schließlich drehte sie sich auf den Rücken. „Das war nicht normal.“

Er stützte sich lachend auf einen Ellbogen und sah sie an. „Soll ich das als Kompliment verstehen?“

„Ich bin mir nicht sicher.“

„Wenigstens bist du ehrlich.“

Ihr Herz hämmerte. Wie sollten sie jetzt wieder zu einer professionellen Beziehung zurückfinden?

„Du machst dir zu viele Gedanken.“ J. T. strich Hope über die gerunzelte Stirn. „Es ist nur Sex.“

Sie setzte sich auf und rückte von ihm weg. „Natürlich ist es nur Sex.“ Aber selbst in ihren Ohren klang ihre Stimme ein wenig schrill. „Das ist mir klar. Es ist nur … Nun, gewöhnlich schlafe ich nicht mit irgendwelchen Männern, nur um Sex zu haben – wie du es ausdrückst.“

Plötzlich fiel ihm etwas ein. „Bitte sag mir, dass du die Pille nimmst.“

„Warum sind es immer die Frauen, die an diese Dinge denken müssen?“, entgegnete Hope verärgert – nicht wegen seiner Frage, die angebracht war. Sondern weil sie nicht die Selbstbeherrschung aufgebracht hatte, die überwältigende sexuelle Anziehung zwischen ihnen zu ignorieren. „Ja. Es besteht kein Anlass zur Panik.“

„Dem Himmel sei Dank.“

Sie funkelte J. T. kurz an und stand auf, um unter die Dusche zu gehen.

„Wo gehst du hin?“

„Ich brauche einen Moment, um mir über einige Dinge klar zu werden.“

„Worüber, Hope? Warum sich über alles Gedanken machen?“

„Das ist dein Problem. Du denkst über nichts nach. Du bist impulsiv und unbesonnen. Ich dagegen mache mir für jede wichtige Entscheidung Pro- und Kontra-Listen. Und das, was gerade zwischen uns passiert ist, war nicht Teil meines sorgsam ausgeklügelten Plans.“

„Nun, Süße, manchmal läuft es im Leben nicht nach Plan.“ J. T. funkelte sie an. „Wenn man impulsiv und unbesonnen ist – wie du es ausdrückst – tun sich manchmal ungeahnte neue Möglichkeiten auf, die man sonst nicht wahrgenommen und verpasst hätte.“

Hope wusste nicht, warum sie so durcheinander war. Es war nicht das erste Mal, dass sie Sex mit einem Mann gehabt hatte, ohne mit ihm liiert zu sein. Auch wenn sie etwas anderes behauptet hatte: Sie hatte ein paar One-Night-Stands gehabt und sich hinterher kein bisschen dafür geschämt.

Aber J. T. hatte etwas an sich, das sie aus der Fassung brachte – was ihr schreckliche Angst machte. Weil sie sich über sich ärgerte, stampfte sie mit dem Fuß auf und knallte die Badezimmertür hinter sich zu. Dann lehnte sie sich verlegen und verunsichert mit dem Rücken an die Tür. Wie sollten sie jetzt zusammen in einem Bett schlafen?

J. T. lauschte dem Rauschen des Wassers im Bad und versuchte zu ignorieren, wie gern er zu Hope unter die Dusche gestiegen wäre. Im Rückblick war Sex mit einer Kundin vielleicht nicht klug gewesen.

Er konnte beinahe hören, wie sein älterer Bruder ihn zu Recht ermahnte. Denn Teagan traf nicht wie er immer wieder aus Sorglosigkeit falsche Entscheidungen oder ging spontan hohe Risiken ein. Ah verdammt, Teagan brauchte keinen Bruder, der ständig alles vermasselte.

Apropos … Er musste seinen Bruder anrufen, um ihm zu sagen, was passiert war. Inzwischen hatte Teagan garantiert bemerkt, dass er mitsamt dem Flugzeug verschwunden war. Wahrscheinlich hatte er bereits ein Such- und Rettungsteam organisiert.

Auf der Suche nach einem Telefon ging J. T. hinunter zum Manager der Ecolodge und meldete ein R-Gespräch an. Er war erleichtert, die Stimme seines Bruders zu hören.

„Wo zum Teufel steckst du?“, fragte Teagan besorgt. „Was ist passiert?“

„Das ist eine lange Geschichte. Wenn ich zurückkomme, erzähle ich dir alles. Aber im Moment wollte ich dir nur sagen, dass alles in Ordnung ist und du dir keine Sorgen zu machen brauchst.“

„Wo bist du?“

„Lacanjá, Mexiko. Das Flugzeug ist über dem Dschungel abgestürzt. Wir haben die Bruchlandung nur mit Glück überlebt.“

„Abgestürzt?“

„Ja. Totalschaden.“

Teagan fluchte leise.

„Nur zu, mach mir die Hölle heiß, weil ich wieder Mist gebaut habe“, meinte J. T. „Aber ich habe geglaubt, dass es ein einfacher Job wäre. Zudem wird er so gut bezahlt, dass ich über die Anzeichen von Gefahren hinweggesehen habe.“

„Welche Anzeichen?“

„Zum Beispiel, dass Leute auf uns geschossen haben.“

„Uns?“

„Ja, auf mich und die Kundin, Dr. Hope Larsen. Sie ist eine erstklassige Molekularbiologin, die bei einem Pharmaunternehmen arbeitet, von dem ich noch nie etwas gehört habe. Sie verspricht, uns ein neues Flugzeug zu kaufen, wenn ich es schaffe, sie nach Südamerika zu fliegen.“

„Ein neues Flugzeug?“, fragte Teagan ungläubig. „Hast du das schriftlich?“

„Ich denke, auf ihr Wort ist Verlass. Sie kommt für alle Spesen mit der schwarzen American Express Card auf.“

„Das ist ein gutes Zeichen, J. T. Bist du verletzt?“

„Nein, nur ein bisschen angeschlagen.“

Nach einem Moment sagte Teagan: „He, ich bin froh, dass dir nichts passiert ist. Vergiss das Flugzeug. Komm einfach sicher nach Hause.“

J. T. hatte einen Kloß im Hals. In einem anderen Leben hatten er und sein Bruder als Air Force – Piloten Kampfeinsätze geflogen. „Komm einfach sicher nach Hause“, hatten sie jedes Mal zueinander gesagt, wenn ihre Maschine vom Boden abgehoben hatte.

Er räusperte sich. „Du kennst mich. Ich bin nicht totzukriegen. Kannst du mir einen Gefallen tun? Wir sind auf dem Weg nach Comitán, um uns nach einem neuen Flugzeug umzusehen. Hast du irgendwelche Beziehungen, die mir dabei weiterhelfen könnten?“

„Verdammt. Das ist nicht gerade befreundetes Territorium. Aber mal sehen, was ich tun kann. Wie erreiche ich dich?“

„Ich muss mir hier erst noch ein Handy beschaffen. Dann rufe ich dich an. Und danke. Du hast etwas bei mir gut.“ J. T. legte auf. Jetzt war ihm ein wenig leichter ums Herz.

Als Hope aus dem Bad kam, fühlte sie sich ein bisschen besser. Sie war überrascht, dass auf dem Bett ein zusammengefaltetes Tanktop und ein Paar Shorts für sie lagen. J. T. war verschwunden. Aber er musste die Kleidungsstücke besorgt haben. Das war die einzige logische Erklärung.

Sie war dankbar, dass sie saubere Kleider anziehen konnte. Zugegebenermaßen war seine Geste sehr aufmerksam gewesen. „Ja“, sagte sie. „Das war sehr nett. Ich verdiene seine Fürsorglichkeit nicht, nachdem ich mich so aufgeführt habe.“

Vermutlich sollte sie sich bei ihm entschuldigen. Es war nicht seine Schuld, dass ihre Gefühle sie durcheinanderbrachten. Es sah ihr auch nicht ähnlich, dass sie so emotional und kindisch reagierte.

„Mit wem redest du, Hope?“

Sie wirbelte zu J. T. herum und hielt das Handtuch fest, in das sie sich gehüllt hatte. „Oh.“ Sie lachte nervös. „Ich habe dich nicht hereinkommen gehört.“

„Das habe ich mir gedacht. Sonst hättest du bestimmt keine Selbstgespräche geführt, oder?“

Hope schüttelte den Kopf. „Ich führe manchmal Selbstgespräche, weil es mir hilft, meine Gedanken zu ordnen.“

„Und was folgerst du aus deiner kleinen Unterhaltung?“, fragte J. T.

„Oh, komm schon. Du weißt, was ich gesagt habe“, erwiderte sie mit hochroten Wangen. Sein Lächeln wirkte ansteckend. Genau wie das Verlangen in seinen Augen. Das erinnerte sie daran, dass sie abgesehen von dem Handtuch nackt war. Sie schnappte sich das Top und das Paar Shorts und sagte über die Schulter: „Danke für die Kleider!“

Erneut verschwand sie im Bad. Ich muss aufhören, die Flucht zu ergreifen und mich wie eine Erwachsene verhalten. Ich bin eine starke und selbstbewusste Frau. Sie zog sich an, sammelte sich und ging ins Zimmer zurück, in dem J. T. auf sie wartete.

Er trug nur ein Paar Shorts, die er offenbar für sich besorgt hatte. Sollte es nicht verboten sein, dass ein Mann so sündhaft heiß aussah? Sie verfolgte mit den Augen die sich nach unten verjüngende Haarlinie auf seinem straffen Bauch, die unter dem Bund der Shorts verschwand. Meine Güte, das war wie ein Pfeil direkt zu seinem …

Mühsam riss sie sich zusammen, schaute ihm ins Gesicht und entschied, direkt zum Punkt zu kommen. „Hör mal, ich habe nach unserer sexuellen Begegnung unverzeihlich irrational reagiert und hoffe, dass du über mein Verhalten hinwegsehen kannst. Der Stress der letzten Tage hat mir zugesetzt. Ich bin sonst keine dieser unreifen und überkandidelten Frauen.“

„Gut zu wissen.“

Hope nickte. „Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist.“ Wieder lachte sie nervös. Da sie sich ohnehin schon wie eine Idiotin vorkam, drohte sie ihm mit dem Finger. „Du bist ein ziemlich versierter Liebhaber. Aber bestimmt weißt du das schon.“

„Danke.“ J. T. lächelte sinnlich.

Ihr wurde heiß. Meine Güte, wie sollten sie zusammen in einem Bett schlafen, ohne es die ganze Nacht über miteinander zu treiben? „Okay. So schön es war, können wir es nicht wieder tun.“ Sie setzte eine strenge Miene auf. „Ich habe es ernst gemeint, als ich sagte, dass wir es bei unserer geschäftlichen Beziehung belassen sollten. Vergessen wir den kleinen Ausrutscher. Meiner Meinung nach sollten wir künftig in der Lage sein, unsere Hände bei uns zu behalten.“

„Sicher.“

Warum stimmte J. T. bereitwillig allem zu, was sie sagte? Hope musterte ihn argwöhnisch. „Sagst du einfach nur, was ich hören will?“

„Ja.“

„Du machst es mir nicht leichter“, sagte sie frustriert. „Stimme mir einfach darin zu, dass wir keinen Sex mehr haben sollten. Dann lasse ich das Thema sofort fallen.“

Er kam langsam auf sie zu, blieb direkt vor ihr stehen und grinste frech. „Süße, wenn du deine Hände bei dir behalten kannst, kann ich es auch. Aber wenn der Kessel überkocht, läuft etwas über.“

Was für eine passende Metapher. Hope versuchte, stark zu bleiben. Sich an all die Gründe zu erinnern, warum es keine gute Idee war, mit ihm zur Sache zu kommen. Aber der Prachtkerl war Testosteron pur. Das war einfach nicht fair.

J. T. lachte. „Siehst du? Du tust es wieder.“

Sie zuckte zusammen. Konnte man ihr so leicht ansehen, was sie dachte? Sie reckte das Kinn. „Und was genau tue ich?“

„Du siehst mich an, als wenn du mich vernaschen willst.“

Oh verdammt. Allein die Vorstellung ließ Hope vor Verlangen erschauern.

„Siehst du?“ Er küsste sie leidenschaftlich. „Das ist es, wovon ich rede. Du machst es mir schwer, brav zu sein. Tatsächlich bringst du mich unglaublich auf Touren.“

„Oh?“ Sie ließ die Hand über seinen nackten Waschbrettbauch gen Süden wandern – und plötzlich schien ihr eine Zugabe die beste Idee aller Zeiten zu sein.

Ein Teil von J. T. stimmte Hope aus ganzem Herzen zu. Nein, es war keine gute Idee, sich mit einer Kundin einzulassen. Aber der andere Teil war stärker – und jetzt gab es kein Zurück mehr.

Er riss ihr die Kleider vom Leib und streifte seine Shorts ab. Ihre vollen Brüste waren perfekt. Er sog und knabberte sacht an den aufgerichteten Nippeln. Seufzend schlang sie ihre Beine um seine Hüften. Sie wälzten sich im Bett, bis sie auf seinem Schoß saß und ihn lasziv anlächelte. Er wollte in sie eindringen, aber sie spielte mit ihm und wich ihm immer wieder aus. Ihr sinnliches Lachen törnte ihn an.

„Nicht so schnell.“ Hope glitt auf seinem Körper ein Stück nach unten, nahm sein hartes Glied in den Mund und umzüngelte es, während sie mit einer Hand kräftig auf und ab strich.

J. T. schloss die Augen, während sie ihn fast zum Orgasmus brachte. Eine Sekunde, bevor es so weit war, hörte sie auf und kniete sich so über seinen Kopf, dass er sie schmecken konnte. Er packte ihren Po, um sie mit Mund und Zunge zum Gipfel zu treiben.

Doch sie spielte erneut mit ihm. „Noch nicht“, protestierte sie stöhnend, bevor sie kam. Sie glitt zurück auf seinen Schoß, nahm sein aufgerichtetes Glied Zentimeter für Zentimeter in sich auf und fing an, sich in schnellem Rhythmus zu bewegen.

J. T. kam sich vor wie im Paradies. Und die Aussicht war spektakulär. Hope im Taumel der Leidenschaft zu betrachten, war besser als jeder erotische Traum, den er jemals gehabt hatte. Es war alles, was er brauchte, um in Flammen aufzugehen. „Heiliger …“ Stöhnend stürmte er den Gipfel. Als die Woge der Lust über sie hinwegfegte, sank sie schwer atmend auf ihn. Mit letzter Kraft stieß er ein letztes Mal in sie.

Sie kam erneut. „Oh Mann“, sagte sie ermattet. „Davon bekomme ich wohl nie genug.“

Das war die simple Wahrheit, die für sie beide galt. Auch wenn ihre Affäre keinerlei Zukunft hatte, war ihnen klar, dass sie so lange wie möglich sensationellen Sex miteinander haben würden. Und danach? Nun, zunächst einmal mussten sie ohnehin die nächsten achtundvierzig Stunden überleben.

Hope musterte den verrosteten Transporter und sah J. T. an. „Bist du sicher, dass wir damit heil ans Ziel kommen?“, fragte sie leise, um den Fahrer nicht zu beleidigen.

„In der Not frisst der Teufel Fliegen.“

Sie nickte und gab Juan ein großzügiges Trinkgeld für seine Dienste. Nachdem sie eingestiegen waren, warf sie einen Blick auf J. T. Er ging sogar mit der denkbar schlechtesten Situation locker um, sie wünschte sich, das auch tun zu können.

Der Fahrtwind spielte mit seinen Haaren. Er sah unglaublich sexy aus, was sie sofort an den heißen Sex letzte Nacht denken ließ. Dieser Mann war das komplette Gegenteil von ihr. Wieso konnte er ihr derart den Atem rauben?

Hope packte ihren Rucksack fester. Was würde J. T. wohl über sie denken, wenn er wüsste, was sie transportierte? Würde er sie hassen? Wenn sie nicht ein solcher Feigling wäre, würde sie es ihm sagen. Aber das wäre nicht nur ein hohes Sicherheitsrisiko. Sie hatte auch Angst vor seiner Reaktion. Es war dumm. Doch sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass er sie mit Abscheu ansehen könnte.

Sie hatte nie erwartet, dass ihre Forschung auf diese Weise missbraucht werden könnte. Ein Teil von ihr war zwischendurch beunruhigt wegen der möglichen Folgen gewesen. Sie hatte sogar mit Tanya darüber gesprochen. Doch ihre Freundin hatte sie damals beruhigt. Zudem war sie zu begeistert über den wissenschaftlichen Durchbruch gewesen, um auf die nagenden Zweifel zu hören.

J. T. schlief während der Fahrt ein. Als er aufwachte, steuerten sie auf einen schmutzigen Stadtteil zu, in dem unübersehbar bittere Armut herrschte. Durch seine Zeit beim Militär war er einen solchen Anblick gewohnt. Im Gegensatz zu Hope, die sich besorgt umschaute.

Der Fahrer hielt vor einer schmuddeligen Ladenzeile an und sie stiegen aus. „Der Flughafen ist dort“, erklärte Juan ihnen. Er zeigte nach Westen. Nachdem Hope ihm Geld gegeben hatte, fuhr er weg.

„Da drüben ist ein Elektronikladen. Ich muss mir ein Handy besorgen, um meinen Bruder anrufen zu können. Er versucht, uns ein Flugzeug zu organisieren“, sagte J. T.

„Wann hast du mit deinem Bruder telefoniert?“

„Nachdem wir in Lacanjá angekommen sind.“

„Hast du ihm irgendetwas über mich erzählt?“, fragte Hope nervös.

„Nur dass du eine Kundin bist und wir in Schwierigkeiten geraten sind.“

„Gut. Bitte, belasse es dabei“, meinte sie erleichtert.

In dem Elektronikladen gab es zum Glück Prepaid-Handys. Hope bezahlte das Handy mit ihrer Kreditkarte. „Hat diese Karte einen Kreditrahmen?“, fragte J. T. neugierig. Als sie nicht antwortete, sondern nur kurz lächelte, meinte er: „Okay, ich habe verstanden. Alles, was mit deiner Arbeit, deinem Arbeitgeber und der verdammten Fracht in deinem Rucksack zu tun hat, ist tabu.“

„Es ist einfach besser so. Für uns beide.“

Obwohl er daran zweifelte, ließ er es für den Moment dabei bewenden. Er begleitete sie zu der kleinen Bank auf der anderen Straßenseite, wo sie eine beträchtliche Summe Bargeld abhob. Dann rief er seinen Bruder an. Erleichtert stellte er fest, dass Teagan seine Beziehungen hatte spielen lassen.

„Das Flugzeug zu chartern, wird nicht billig. Aber du hast ja gesagt, dass deine Kundin genug Geld hat.“

„Ja. Ihr Arbeitgeber kommt für alles auf. Wer ist meine Kontaktperson?“

„Alejandro Ruiz. Du triffst ihn auf einem privaten Hangar in Comitán. Er fliegt euch nach Südamerika.“

„Danke, Teagan.“

„Gern. Komm sicher nach Hause. Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache.“

„Ich auch nicht“, sagte J. T. leise. „Ich melde mich wieder.“ Er steckte das Handy ein und berichtete Hope die guten Neuigkeiten.

„Dem Himmel sei Dank.“ Aus einem Impuls heraus stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf den Mund. Sofort entschuldigte sie sich dafür. „Verzeihung. Das war unpassend. Ich habe mich einfach so gefreut …“

Ihr zuzustimmen, wäre vermutlich am klügsten. Aber er küsste sie so gern. Zudem gefiel es ihm, dass ihr erster Impuls gewesen war, ihn zu küssen. Er zog sie an sich. „Wenn schon, denn schon. Meinst du nicht?“ Der Kuss war sinnlich und leidenschaftlich.

Danach nahm er sie an der Hand. „Lass uns gehen. Wir sollten keine Zeit verlieren.“

4. KAPITEL

Alejandro Ruiz war ein kleiner, freundlicher Mann. Hope zahlte ihm eine sehr hohe Summe, ohne mit der Wimper zu zucken. Je schneller sie in Südamerika waren, desto schneller würde sie die tickende Zeitbombe in ihrem Rucksack los.

J. T. und sie stiegen ein und setzten Headsets auf. Als das kleine Flugzeug in der Luft war, fragte er: „Wo genau ist denn dieses Labor?“

Sie zögerte. Ursprünglich hatte sie sich nach der Landung in der brasilianischen Hauptstadt São Paulo allein eine Fahrtmöglichkeit bis zum Labor suchen wollen. Aber nach der drastischen Änderung der Situation war das wohl keine kluge Idee. „In einer abgelegenen, kaum besiedelten Gegend.“

„Und was passiert, wenn wir dorthin kommen?“

Das war es, was ihr den Schlaf raubte. Laut Anweisung sollte der Virus zur sicheren Aufbewahrung in das dafür spezialisierte Labor gebracht werden. Aber nachdem Tanya die Nachricht abgefangen hatte, dass ein Mitarbeiter bei Tessara einen verbrecherischen Handel mit dem Virus vorbereitete, hatten sie die einzigen Proben dort heimlich zerstören wollen – was sie jetzt allein tun musste.

„Du wirkst nervös“, sagte J. T. „Ist alles in Ordnung?“

„Ja.“ Sie setzte ein strahlendes Lächeln auf. „Ich bin einfach erleichtert, dass wieder alles nach Plan läuft.“ Sie sah ihm an, dass er ihr nicht glaubte. Wenn sie ihm nur alles erzählen und ihn um Rat bitten könnte. Obwohl sie ihn erst seit ein paar Tagen kannte, vertraute sie ihm mehr als irgendjemand anderem, den sie kannte.

Doch Hope weigerte sich, die holde Maid in Nöten zu spielen. Manchmal hatte es seine Nachteile, eine starke, unabhängige Frau zu sein. Erschöpft schlief sie ein.

Als J. T. bemerkte, dass Hope eingeschlafen war, hatte er einen Moment lang ein schlechtes Gewissen. Denn er hatte sie die ganze Nacht über wach gehalten. Aber er bereute nichts. Hope war heißer als jede Frau, der er jemals begegnet war.

Jetzt konnte er nicht mehr verstehen, dass er jemals Frauen bevorzugt hatte, die nicht klug und selbstbewusst waren. Das fand er inzwischen total sexy. Ihm gefiel die Vorstellung, ihren Geist und ihren Körper zu verführen – was bei einer so intelligenten und gebildeten Frau wie Hope eine enorme, aber auch sehr reizvolle Herausforderung darstellte.

Allerdings würden sie getrennte Wege gehen, wenn sie beide lebend aus dieser schwierigen Situation herauskamen. Hope hatte nicht einmal angedeutet, dass sie sich danach weiterhin treffen könnten. Nun, er auch nicht. Aber sie hatte ihm auch nicht die entsprechenden Signale gesandt, und vor einer Abfuhr scheute er zurück. Genauso wenig behagte ihm jedoch die Vorstellung, dass sie sich trennen und nie wiedersehen könnten.

J. T. war alarmiert, als Ruiz nicht auf dem Flughafen in São Paulo landete. „Was ist los?“

„Ich habe hier keine Landeerlaubnis bekommen. Aber ein Freund von mir hat einen kleinen Landeplatz.“

„Und wo ist dieser private Landeplatz?“

„Keine Sorge. Ich habe das schon öfter gemacht.“

Diese Auskunft erleichterte J. T. absolut nicht. Aber was konnte er tun? Er hatte keine andere Wahl, als zu hoffen, dass Ruiz ihn und Hope nicht ermordete. Und all das nur wegen ihrer verdammten mysteriösen Fracht, über die sie keinen Ton verlauten ließ.

J. T. war nicht an Frauen gewöhnt, die auf Distanz gingen. Normalerweise drängten Frauen auf eine engere Bindung, während er Abstand hielt. Er machte sich gern vor, dass er ein eingefleischter – und glücklicher – Junggeselle war.

Aber tatsächlich hatte er als Pilot einer Air Force – Spezialeinheit im Kampf gegen Krieg und Terror in Afghanistan so viel durchgemacht, dass es für ihn einfacher war, keine Bindungen einzugehen. Was würde Hope wohl über ihn denken, wenn sie wüsste, dass es Dinge in seiner Vergangenheit gab, die er am liebsten vergessen würde? Grauenerregende Dinge, die ihn dazu gebracht hatten, seine militärische Karriere früher als geplant zu beenden?

Zudem wusste er nichts über sie. Abgesehen von den Informationen, die sie preisgegeben hatte – und all das könnte gelogen sein. Hope war wie eine Droge, nach der er süchtig wurde. Er wollte mehr. Alles an ihr setzte ihn in Flammen. Sogar ihre Geheimnisse.

Hope wachte auf und lächelte ihn an. „Sind wir schon da?“

Er erwiderte ihr Lächeln, um sie zu beruhigen. „Ruiz hat keine Landeerlaubnis für den Flughafen in São Paulo bekommen. Aber er hat einen Freund mit einem privaten Landeplatz.“

„Ein privater Landeplatz?“, fragte sie alarmiert. „Das geht nicht. Wir brauchen die Möglichkeit zur Weiterfahrt. Wie sollen wir sonst ans Ziel kommen?“

Ruiz hörte per Headset zu und schaltete sich ins Gespräch ein. „Es ist alles geregelt, Señorita. Mein Freund erwartet uns und bringt Sie zum Zielort.“

Hope sah J. T. besorgt an. Aber er konnte ihre Ängste nicht wirklich beschwichtigen. Sie mussten abwarten. Vielleicht machte er sich zu viele Gedanken. Aber sein Instinkt sagte ihm, dass sie geliefert waren.

Hope hatte panische Angst. Ruiz hielt sich nicht an die Vereinbarung. J. T. lehnte sich zu ihr und drückte ihre Hand, wofür sie dankbar war. Obwohl er sie zu beruhigen versuchte, war er anscheinend genauso beunruhigt wie sie.

War es erst drei Wochen her, dass Tanya und sie in der Kantine zusammen Pizza gegessen hatten und völlig aus dem Häuschen wegen ihres wissenschaftlichen Durchbruchs gewesen waren? Sie hatte es geliebt, dass ihr Leben fast nur aus Arbeit bestanden hatte. Ihr Privatleben war immer zweitrangig gewesen.

Doch jetzt war Tanya tot – und alle Anzeichen sprachen dafür, dass auch sie in die Falle gehen würde. Nervös nahm sie das Headset ab. J. T. ließ sie gewähren. Unter normalen Umständen hätte es Spaß gemacht, einen Mann wie ihn kennenzulernen. Aber unter normalen Umständen wären sie sich wohl nie begegnet.

Sie erinnerte sich an die vergangene Nacht. Meine Güte, dieser Mann konnte eine Frau völlig verrückt machen. Obwohl sie sonst nie wegen eines Mannes den Kopf verlor. Andererseits war er nicht wie die meisten Männer. Wenn sie wirklich sterben sollten, war sie froh, vorher noch mit ihm geschlafen zu haben.

Ruiz landete auf einem schmalen Rollfeld. Nachdem sie aus dem Flugzeug ausgestiegen waren, ging der Pilot zu einem schwarzen Auto. J. T. war nicht überrascht, als Schlägertypen ausstiegen.

„Ich habe Sie für einen sicheren Transport bezahlt“, sagte Hope zu Ruiz. „Was bedeutet das?“

„Und ich habe Sie sicher nach Südamerika gebracht, Señorita. Aber die Zeiten sind hart. Ich muss meine Familie ernähren und kann es mir nicht leisten, mir eine solche Gelegenheit entgehen zu lassen.“ Er wandte sich an die Schlägertypen. „Erledigt wie gefordert.“ Einer der Typen warf ihm ein Bündel Geldscheine zu. Ruiz stieg wieder ins Flugzeug, um schnell zu verschwinden.

„Jemand hat großes Interesse, Sie kennenzulernen, Ms. Larsen“, sagte einer der anderen Gangster.

J. T. war klar, dass sie keine Chance hatten, lebend zu entkommen. Er bemerkte, dass die Männer bewaffnet waren. Außerdem befanden sie sich tief im Amazonas-Regenwald, in dem sie noch auf viel grauenvollere Weise umkommen könnten als durch eine Kugel.

Einer der Männer verfrachtete Hope in das Auto. Währenddessen schlugen die anderen beiden Gangster J. T. zusammen, bevor er sich verteidigen konnte. Sie fesselten seine Hände und Füße. Dann warfen sie ihn in den Kofferraum.

Als er hörte, dass Hope schrie und mit einem Schlag ruhiggestellt wurde, schäumte er vor Wut. Doch er versuchte, einen klaren Kopf zu behalten. Wahrscheinlich wurden sie zu der Person gebracht, die sie schon in Kalifornien verfolgt hatte. Da derjenige Hope – oder besonders ihre Fracht – brauchte, würden seine Männer ihr nichts tun.

Aber mit ihm wüssten sie nichts anzufangen und beseitigten ihn nach der Fahrt. Also musste er vorher irgendwie aus diesem Kofferraum entkommen. Er versuchte, mit den Fingern die Fesseln zu weiten. Schließlich schaffte er es, erst die eine und dann die andere Fessel abzustreifen. Dann löste er die Stricke von den Füßen.

Schließlich holte J. T. sein Handy aus der Hosentasche. Zum Glück hatten es die Gangster nicht entdeckt. Der Empfang war sehr schlecht. Aber die Verbindung kam zustande. „Teagan, ich stecke in Schwierigkeiten“, flüsterte er, als sein Bruder sich meldete. „Der Pilot hat uns betrogen.“

„Dieser Hurensohn.“

„Jetzt bin ich in einem Kofferraum. Aber das Schlimmste kommt wohl erst noch, wenn wir am Ziel angelangt sind. Wie komme ich aus diesem Schlamassel heraus?“

„Ist das Auto ein neueres Modell?“, fragte Teagan.

„Ich denke schon“, antwortete J. T.

„Okay. Du kannst den Wagenheber als Waffe benutzen. Er müsste in einem Seitenfach sein. Sobald sie den Kofferraum öffnen, nutzt du den Überraschungsmoment, schlägst zu und rennst weg.“

„Und was ist mit Hope?“

„Du kannst deiner Kundin nicht helfen, wenn du tot bist. Ich orte deine Position mittels GPS-Peilung. Ich habe noch etwas bei einigen unserer Ex-Kameraden von der Air Force gut. Ich tue, was ich kann.“

„Beeil dich. Ich will nicht im Regenwald sterben.“

„Versuch einfach, dich so gut wie möglich darin zu verstecken“, meinte Teagan. „Ich finde dich. Bis dann.“

Hope tat das Kinn höllisch weh. Aber sie beschwerte sich nicht, um nicht bewusstlos geschlagen zu werden. Der Fahrer des Autos hielt tief im Dschungel vor einem massiven Eisentor an. Als er einen Code eingab, öffnete sich das Tor langsam. Am Zaun waren bewaffnete Wachmänner postiert.

Vor einem palastartigen Herrenhaus, das einer Festung glich, war die Reise zu Ende. Zweifellos war es mit schmutzigem Geld gebaut worden. Hope schauderte. Wer immer sie auch kennenlernen wollte, war am Virus interessiert und brauchte sie lebend. Aber J. T. müsste wohl um sein Leben fürchten, sobald die Gangster den Kofferraum öffneten.

Es war ihre Schuld, dass er in diesem Schlamassel steckte. Sie würde es nicht ertragen, wenn ihm irgendetwas zustieße. „Wenn mir oder meinem Freund irgendetwas passiert, bekommt Ihr Boss nicht das, worauf er aus ist“, drohte sie kühn.

„Klappe halten. Sie tun genau das, was wir Ihnen sagen.“

Hope unterdrückte die aufsteigende Panik und fuhr tapfer fort: „Das, was ich im Besitz habe, kann jeden von Ihnen innerhalb von Stunden langsam und sehr qualvoll töten.“ Sie bemerkte, dass die Gangster jetzt aufmerksam wurden, und trug ein bisschen dicker auf. „Damit verdiene ich mein Geld: Ich schaffe neue Wege, um Menschen zu töten, ohne Spuren zu hinterlassen.“

Die Männer stiegen aus und zeigten auf den Kofferraum. „Was sollen wir mit ihm machen?“, fragten sie den Fahrer.

Er zögerte verunsichert und meinte schließlich: „Bringt ihn ins Haus. Der Boss entscheidet, was mit ihm passiert.“

Hope atmete erleichtert auf. Ihr Einschüchterungsversuch zeigte Wirkung. Als die Gangster den Kofferraum öffneten, ging jedoch alles rasend schnell. Blut spritzte. J. T. sprang heraus und schlug die Gangster mit dem Wagenheber bewusstlos.

Der Fahrer zerrte Hope aus dem Auto und stieß sie auf den Boden. Er griff J. T. an, schlug ihm den Wagenheber aus der Hand und versetzte ihm einen Kinnhaken. Doch J. T. erholte sich schnell, rang den Mann zu Boden und setzte ihn schließlich schachmatt.

Sie stand auf und lief zu ihm.

„Du bleibst hier“, sagte er.

„Was sagst du da?“, rief Hope perplex und verletzt. „Du kannst mich nicht hier lassen!“

„Ich komme zurück! Vertrau mir“, schrie er, stürmte davon und verschwand im Dschungel.

Schockiert sah sie ihm nach. Er hatte sie im Stich gelassen, dieser Mistkerl! Sie hatte sich um seine Sicherheit gesorgt – und er machte sich wie ein Feigling aus dem Staub!

Der Fahrer stand auf. „Findet diesen Bastard und bringt ihn zurück!“, wies er seine Komplizen an, die langsam wieder zu sich kamen.

„Dafür stirbt Ihr Freund“, fuhr der Fahrer Hope an, nachdem die Männer losgelaufen waren. „Vorwärts.“ Er versetzte ihr einen Stoß.

Hope stolperte, ging dann jedoch hoch erhobenen Hauptes in das riesige Haus. Er brachte sie in ein großes Büro, dessen Wände mit Tiertrophäen dekoriert waren.

„Warten Sie hier“, fuhr er sie an und ging hinaus.

Kurz darauf kam ein elegant gekleideter Mann mit ergrauten Schläfen herein und lächelte sie kalt an. „Kann ich Ihnen ein Getränk anbieten? Die Einheimischen hier haben einen köstlichen tropischen Drink namens Ulubomba.“ Er setzte sich auf einen Ledersessel hinter dem großen Mahagonischreibtisch.

Autor

Kimberly Van Meter
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