Heiße Party für zwei

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"Kommst du zu meiner Party?” Klingt nach einer unschuldigen Frage, die Breanna ihrem neuen Nachbarn stellt. Ist es aber nicht! Denn sie findet Leo ausgesprochen attraktiv. Mehr allerdings nicht: Liebe ist das Letzte, was sie gebrauchen kann. Und er scheint das genauso zu sehen. Eigentlich ist also alles klar, als er bei ihr klingelt. Sie tanzen, sie flirten - doch dann wird aus der ausgelassenen Party mit vielen eine intime Party zu zweit! Und als die Sonne über Melbourne aufgeht, ist Breanna genau da, wo sie nicht sein wollte: in Leos Armen …


  • Erscheinungstag 15.09.2015
  • Bandnummer 0019
  • ISBN / Artikelnummer 9783733702069
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Ich warne dich lieber schon mal vor – der neue Besitzer will renovieren. Aber so richtig.“

„Renovieren? Aber so richtig?“ Breanna Black sah ihre Noch-Nachbarin Carol besorgt an. „Weißt du zufällig, was das genau bedeutet?“

„Ich meine, etwas von einem Aufzug gehört zu haben und dass eine Wand eingerissen werden soll, um Platz für ein Schwimmbecken zu schaffen. Und noch mehr in der Art.“

Noch am nächsten Tag beim Abschiedsdinner bei Carol und George gingen Breanna die Worte ihrer Nachbarin immer wieder durch den Kopf. Kopfschüttelnd wusch sie sich in dem oberen Badezimmer von Carol die Hände. Die Reece-Bartons hatten ihre schöne Villa East Wind an einen Idioten verkauft. Breannas Villa West Wind nebenan war das exakte Spiegelbild der East Wind. Die Villen waren Ende des 19. Jahrhunderts von zwei Brüdern erbaut worden. Offensichtlich scherte sich ihr zukünftiger Besitzer Leo Hamilton nicht um die Geschichte der Gebäude. Ein Schwimmbecken? Um Himmels willen. Wenn er …

„Entschuldige die Störung, George, ich wusste nicht, dass ihr Gäste habt“, hörte sie eine unbekannte Stimme unten sagen. Breanna öffnete die Badezimmertür ein wenig mehr und lauschte.

Die Stimme des Fremden war tief und samtig. Ob er wohl so aufregend aussah, wie er klang? Ein wollüstiger Schauer lief Breanna über den Rücken. Wie der Unbekannte wohl im Bett war?

Jetzt hörte sie, wie die Stimmen von George und seinem Besucher sich in Richtung Wohnzimmer bewegten, wo die Gäste beisammensaßen.

Wow. Brie ging von der Tür weg und wandte sich wieder dem Spiegel zu. Sie hoffte, der Unbekannte würde zumindest auf ein Glas bleiben, sodass sie ihn noch begutachten könnte. Anstatt aus Neugierde auf der Stelle hinunterzurennen, nahm sie sich noch die Zeit, sich nachzuschminken.

Nachdem sie ihr Lipgloss wieder in der Handtasche verstaut hatte, verließ sie das Bad. Wahrscheinlich war er verheiratet und hatte sechs Kinder. Obwohl er nicht verheiratet klang. „Pfft – als wüsstest du, wie man verheiratet klingt“, sagte sie laut zu sich selbst. Oder er war klein – es hatte durchaus Nachteile, als Frau eins achtzig zu sein. Andererseits – ein Mann mit so einer Stimme war sicherlich …

Perfekt.

Als hätte sie ihn heraufbeschworen, stand er auf der obersten Treppenstufe, und ihr normalerweise so selbstsicheres „Hi“ klang wie der Seufzer eines verknallten Schulmädchens.

Er nickte kurz, sagte mit seiner aufregenden Stimme „’n Abend“ und nahm die letzte Stufe. Er musste um die dreißig sein. War groß. Größer als sie. Seine Augen waren grau wie Stahl, seine dunklen Haare kurz geschnitten. Er war schlank und sonnengebräunt. Von seinem glatt rasierten Kinn über sein weißes Anzughemd und die nachtblaue Krawatte bis zu seinen anthrazitfarbenen Hosen entsprach er exakt ihrer Vorstellung von einem perfekten Mann. An seinem Gürtel baumelte ein Sicherheitsausweis.

Leo Hamilton.

Das Lächeln gefror ihr auf den Lippen. Es war zum Haare raufen. Er sah großartig aus, aber da hörte es leider auch schon auf. Sie durfte sich nicht von seinem tollen Aussehen blenden lassen. Schönheit war nur oberflächlich. Was für ein Glück, dass sie gerade ihr Lipgloss frisch aufgetragen hatte! Breanna runzelte die Stirn – was sie sich da für einen Unsinn zurechtdachte!

Eigentlich wollte sie nur eines – ihm sagen, dass er sich seine Renovierungspläne sonstwohin stecken solle. Doch als sie tief einatmete, wobei ihr der leise Duft von hautgewärmter Baumwolle in die Nase stieg, sagte sie sich, dass es sicher nicht förderlich wäre, unhöflich zu ihm zu sein. Reiß dich zusammen, Brie. Schön lächeln. Denk nicht an seine blöden Renovierungspläne und versuch, ihn freundlich als neuen Nachbarn willkommen zu heißen.

Zumindest fürs Erste.

„Mr Hamilton – ich habe Ihren Namen zufällig gelesen.“ Oh … komische Stelle, an die sie da zufällig geguckt hatte. Was soll’s – komische Stelle für ein Namensschild. Sie zuckte mit den Schultern und sah von seinem Schritt zu seinem Gesicht auf; ihre Blicke trafen sich. „Ich bin Breanna Black“, sagte sie, machte einen Schritt auf ihn zu und streckte ihm die Hand entgegen. „Ihre Nachbarin.“

Er nickte. Dann entstand eine so lange Pause, dass Brie sich schon fragte, ob er überhaupt irgendetwas erwidern würde. „Breanna also“, sagte er schließlich und nahm ihre Hand.

Seine Augen weiteten sich, und er guckte ein wenig verkniffen, bevor er ihr seine Hand wieder entzog. Oder hatte sie ihre Hand als Erste weggezogen?

Wie auch immer – dieser erste Kontakt war ebenso kurz wie unangenehm, weshalb sie rasch sagte: „Nennen Sie mich Brie. Ich habe gehört, Sie ziehen von Melbourne hierher?“

„Es ist eher als Geldanlage gedacht. Aber ja, Sie haben richtig gehört.“ Der zweite Satz klang fast, als hielte er sie für eine Tratschtante. Und natürlich interessierte es sie, wer neben ihr einziehen würde und welche Renovierungspläne er hatte – immerhin konnte sich das auf den Wert ihres eigenen Hauses auswirken.

„Schlechte Woche bei der Arbeit gehabt?“, murmelte sie. Als er keine Anstalten machte, ihr zu antworten, erklärte sie: „Carol und George sind eher Freunde als Nachbarn für mich. Carol hat mir erzählt, dass Sie große Pläne für das Haus haben? Ich habe etwas von einem Swimmingpool gehört?“ Der letzte Satz rutschte ihr heraus, bevor sie sich eines Besseren besinnen konnte.

„Glauben Sie alles, was Sie hören?“

Sein Blick zeigte seine kaum verhohlene Missbilligung; er wandte sich um und sah ins Erdgeschoss hinunter, sodass Breanna sein Gesicht von der Seite sehen konnte. Ein wohlgeformtes Ohr und den abendlichen Bartschatten auf seinem kantigen Unterkiefer. Ihrem geschulten Kosmetikerinnenauge entging nicht, dass seiner sonnenverwöhnten Haut eine Fruchtmaske ziemlich guttun würde, und bei dem absurden Gedanken, diese Maske von seinem Gesicht zu lecken, lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Es reicht!

Anders als die Reece-Bartons war dieser Mann nicht ihr Freund. Wenn sie doch nur ihren Körper davon überzeugen könnte! „Absolut nicht, aber ich glaube Carol. Wissen Sie eigentlich, dass dieses Haus ein bedeuten…“

„Chris, hier oben“, unterbrach er sie und gab jemandem, den sie nicht sehen konnte, ein Handzeichen.

Sie sträubte sich gegen das Gefühl der Machtlosigkeit, das sie immer überkam, wenn sie wieder einmal übergangen wurde. „Verzeihung?“

Er wandte sich ihr wieder zu. Sie standen direkt voreinander. Auf Augenhöhe. Auf Kusshöhe. Bries Brustknospen richteten sich auf, und ihr wurde ein wenig flau im Magen. Irgendwie fühlte sie sich in seiner Gegenwart klein und zerbrechlich – das hatte vor ihm noch kein Mann hinbekommen. Er musterte sie vom Scheitel bis zu den flachen Sohlen ihrer Stiefel und ließ nichts dazwischen aus.

„Meine Architektin“, erklärte er schließlich.

Seine Architektin. Aha. „Und, was hält sie von Ihren Plänen?“

Doch sie sprach ins Nichts hinein, denn er war einfach wieder dorthin verschwunden, wo er hergekommen war, und hatte nichts als seinen männlichen Duft zurückgelassen.

Was für ein Rüpel! Brie entdeckte eine blonde Frau, die ihren Tablet-PC an ihren vollen Busen drückte, der aus ihrem viel zu weiten Ausschnitt quoll. Die Frau ging auf ihn zu, und als er sie anlächelte, versetzte es Brie einen Stich. Diese Chris überging er also nicht.

Brie sah zu, wie die beiden sich über ein Papier beugten und ein paar Worte miteinander wechselten. Dann erschien George und ging mit Leo zur Haustür; Chris ging mit ihrem Tablet in Richtung Küche. Die Männer verabschiedeten sich mit Handschlag, und gerade, als Brie schon dachte, dass Leo sie komplett vergessen hätte, sah er noch einmal zu ihr auf und musterte sie mit seinen grauen Augen.

Bries Haut begann zu kribbeln; sie unterdrückte das Bedürfnis, sich die Arme zu reiben.

Einer seiner Mundwinkel verzog sich nach oben. Als wüsste er genau, wie er auf sie wirkte. Brie kniff die Augen zusammen. Verdammt. Normalerweise war sie Männern gegenüber ziemlich selbstbewusst, egal, wie gut sie aussahen. Darum war es ihr ein Rätsel, warum dieser Mann eine solche Wirkung auf sie hatte – er war arrogant und herablassend und irritierend. Und noch einiges andere, worüber sie jetzt lieber nicht nachdenken wollte.

Hocherhobenen Hauptes ging sie die Treppe hinunter. Als sie hörte, wie die Haustür geschlossen wurde, lächelte sie in Georges Richtung. „Ich hoffe, ich habe ihn nicht verscheucht.“

„Ich vermute, dein neuer Nachbar ist ein Mensch, der sich nicht so leicht verscheuchen lässt“, antwortete George und erwiderte ihr Lächeln. „Er musste zu seinem Flieger.“ Er ging Seite an Seite mit ihr zum Esstisch zurück. „Du wirst noch genug Gelegenheit haben, ihn kennenzulernen“, fuhr er in vielsagendem Ton fort.

Brie lachte kurz auf und räusperte sich. „Er ist nicht mein Typ.“

„Nein?“

„Nein.“ Der konservative, schon ein paar Jährchen ältere George dachte wahrscheinlich, dass jeder Mann ihr Typ war, denn er hatte sie keine zwei Mal mit dem Gleichen nach Hause kommen sehen. Doch er täuschte sich. Sie war sehr wählerisch. Und dieser arrogante Typ mit seiner Schlafzimmerstimme? Nein danke!

Abgesehen davon, dass sie herausfinden wollte, was er mit dem Haus vorhatte – was sich notfalls durch ein Gespräch mit seiner Architektin lösen ließ –, wollte sie nichts von ihm wissen und freute sich schon darauf, ihn beim nächsten Zusammentreffen wie Luft zu behandeln.

Leo lehnte sich auf dem Sitz des Taxis zurück. Was um Himmels willen war das denn eben gewesen? Sein ganzer Körper summte noch immer, als hätte ihn eine gigantische Schallwelle getroffen.

Schuld daran war Breanna Black.

Seine Libido war aus dem Dornröschenschlaf erwacht und verlangte nach Frühstück. Völlig unerwartet und einigermaßen unerklärlich in Anbetracht seiner üblichen Vorlieben, was Frauen betraf. Und eine aufregende Nachbarin war genau das, was er gerade nicht brauchte. Vielleicht konnte er per E-Mail klären, welche Arbeiten im Haus nötig waren? Nein. Dieses Projekt war zu wichtig und zu persönlich. Es kam nicht infrage, dass er wegen dieser Nachbarin seine Pläne änderte. Zumal er sie erst ein Mal gesehen hatte.

Und nun war er eine halbe Stunde früher als geplant auf dem Weg zum Flughafen – wo er sicherlich die Wartezeit damit verbringen würde, diese Frau aus seinem Kopf zu verbannen.

Er hatte keine Zeit für diese Verlockung. Oder die Ablenkung. Oder was immer auch diese Breanna Black war.

Trotzdem – hätte er ein Wort nennen sollen, um sie zu beschreiben, so wäre es überwältigend gewesen. Aber nicht auf die übliche Weise – sie hatte ihn überwältigt wie ein elektrischer Schlag. Und es kribbelte noch immer.

Und das lag eher an ihrer beeindruckenden Ausstrahlung als an ihrem Aussehen. Ihre Wangenknochen traten ein wenig zu sehr hervor. Und dann dieses grelle limettenfarbene Top, unter dem sich ihre festen, großen Brüste abgezeichnet hatten. Ihr voller, roter Mund … ach, wie gern er sich vorgebeugt hätte, um … Er schloss die Augen, doch es gelang ihm nicht, das Bild der Frau zu vertreiben. Ihr Haar floss wie ein nachtschwarzer Strom über ihre Schultern, und in ihren dunklen Augen loderte ein solches Feuer, dass er sich fragte, ob ihr Interesse für die Angelegenheiten anderer Leute bis in ihr Schlafzimmer hineinreichte.

Leo rieb sich die Schläfen. Er war ein wenig unfair. Immerhin hatte Breanna sich vorgestellt, während er alles andere als charmant gewesen war.

Gut gemacht, Hamilton. Gute Methode, seine Nachbarn gegen sich aufzubringen. Seine Schwester brauchte eine Verbündete in der neuen Umgebung, Menschen, auf die sie sich verlassen konnte, wenn er nicht da war, und keine Feinde.

Also würde er Sunny erst einmal nichts davon erzählen, dass er Ms Black bereits begegnet war. Falls er Breanna nächstes Wochenende wiedersehen sollte, würde er sich ein bisschen mehr Mühe geben. Sunny zuliebe.

Als er zwei Stunden später in Melbourne die steinernen Stufen zu seiner Haustür hinauflief, war es bereits abendlich kühl. Von drinnen klang ihm wohltönende Geigenmusik entgegen. Sunny spielte, und er lauschte ihr mit brüderlichem Stolz. Nicht weiter verwunderlich, dass sie ein Engagement bei Hope Strings, dem Streicherensemble des renommierten Symphonieorchesters Tasmaniens bekommen hatte – und das im zarten Alter von 24 Jahren. Als er die Tür öffnete, wehte ihm der köstliche Duft von Mrs Jacksons Bouillabaisse entgegen. Seine geschätzte Haushälterin war wirklich jeden Cent wert, den er ihr zahlte.

Leo streifte seinen Mantel ab und hielt kurz inne, während sich ein warmes Gefühl in ihm ausbreitete. Es fühlte sich gut an, nach Hause zu kommen – ganz anders als damals in seiner Kindheit.

Doch die Zustände hier würden sich bald ändern. Seine Schwester wollte trotz der körperlichen Beeinträchtigungen, mit denen sie zu kämpfen hatte, ein eigenständiges Leben führen. Schon bald würde sie in einem eigenen Haus in einem anderen Bundesstaat leben. Allein. Sein Angebot, eine Haushälterin einzustellen, die bei ihr lebte und ihr rund um die Uhr zur Seite stehen würde, hatte sie entschieden abgelehnt.

Sunnys Beweglichkeit war stark eingeschränkt, seitdem das Feuer ihr rechtes Bein und ihren rechten Fuß so stark verletzt hatte, dass sie nicht mehr richtig gehen konnte, doch sie ließ sich davon nicht bremsen. Die Katastrophe hatte sie eher noch stärker und entschlossener gemacht.

Also hatte er ihr seinen Segen gegeben, allein zu leben – unter bestimmten Bedingungen. Er bestand darauf, dass ein Alarmsystem installiert wurde. Und – ja, Ms Black – er hatte in Erwägung gezogen, ein Schwimmbecken einbauen zu lassen. Sunny liebte es, zu schwimmen – das Gefühl der Schwerelosigkeit wirkte befreiend auf sie. Doch Leo erschien es zu gefährlich, wenn sie alleine schwamm. Weshalb er sich letztendlich gegen das Schwimmbecken entschieden hatte.

Seine freiberufliche Beratungstätigkeit im Umweltmanagement führte ihn regelmäßig nach Tasmanien, und er hatte vor, Sunny so oft wie möglich zu besuchen. Außerdem plante er den Kauf einer geeigneten Wohnung für sich selbst in der Nähe des Hauses. Da konnte sie ihm noch so oft vorhalten, er sei ein Kontrollfreak und ein sturer Bock – wenn es um ihre Sicherheit ging, war er gegen ihre Beleidigungen immun.

„Was stehst du da so alleine herum und setzt eine Miene auf, als würde die Welt untergehen?“

„Hey, Suns.“ Jetzt erst merkte er, wie lange er in Gedanken versunken im Flur gestanden hatte. „Ich habe dir beim Spielen zugehört und darüber nachgedacht, wie still es hier ohne dich sein wird.“

„Das spricht nicht gerade für mein Talent; ich habe vor fünf Minuten aufgehört zu spielen.“ Sie stützte sich auf ihre Krücke und musterte ihn lächelnd; ihr blondes, welliges Haar umrahmte ihr Gesicht.

„Ich möchte eine CD mit deiner Musik haben.“ Er würde sie vermissen, seine Sunny mit dem sonnigen Gemüt.

„Die ist bereits in Arbeit.“ Sunny legte den Kopf schief. „Gibt es Probleme mit dem neuen Haus?“

Wieso beschwor ihre Frage in seinem Kopf das Bild einer gewissen schwarzhaarigen Person herauf und nicht das der kürzlich von ihm erworbenen Immobilie? „Es gab ein paar unvorhergesehene Ereignisse, weiter nichts.“

Sunny runzelte die Stirn. „Also gibt es ein Problem.“

„Keins, was ich nicht lösen könnte.“ Lächelnd umfasste er mit beiden Händen ihre Schultern. „Ich habe einen Bärenhunger. Hast du mit dem Essen auf mich gewartet?“

„Natürlich.“

Leo drückte ihre Schultern, bevor sie gemeinsam in die Küche gingen. Hier aßen sie beide lieber als im Esszimmer. Weil er wusste, dass Sunny es so wollte, setzte er sich schon, während sie die Fischsuppe in zwei Schalen füllte.

Er goss ihnen beiden von dem Pinot Noir ein, den sie auf den mit einer Spitzendecke dekorierten Tisch gestellt hatte. „Schon wieder was zu feiern?“

„Ständig“, antwortete sie lachend und brachte beide Suppenschalen nacheinander an den Tisch. Nachdem sie sich gesetzt hatte, erhob sie ihr Glas. „Auf das nächste Abenteuer.“

Sie stießen an. „Wo auch immer du das erleben wirst, Sunny.“

„Ich dachte dabei eher an dein nächstes Abenteuer“, erwiderte sie und zwinkerte ihm mit ihren blauen Augen vielsagend zu.

Er lehnte sich zurück und betrachtete sein Glas. „Da haben wir wohl mal wieder aneinander vorbeigeredet.“

„Was ist denn eigentlich aus der süßen Brünetten geworden, der du 50 Rosen geschickt hast und mit der du letzten Monat im Theater warst? Aisha, oder?“

Ah, Aisha. Ganz reizend und nett. Das hatte er zumindest gedacht, bis sie von ihm verlangt hatte, die Stornogebühr für die Hochzeitsreise nach Übersee zu zahlen, die sie in Erwartung seines Heiratsantrages schon einmal vorsorglich gebucht hatte.

Normalerweise breitete er sein Liebesleben nicht vor Sunny aus, aber in diesem Fall hatte sie ihn dabei erwischt, wie er die Rosen bestellt hatte. „Du weißt doch, wie es ist.“ Er brach sich ein Stück Weißbrot ab. „Ich lasse mich nur auf kurze unverbindliche Geschichten ein.“

„Stimmt, das weiß ich. Und ich finde es sehr schade.“ Sie seufzte. „Na gut. Du siehst lieber zu, dass du dein Vermögen vermehrst.“

„Ja. Ich liebe eben die Herausforderung.“

Lächelnd griff sie nach ihrem Löffel. „Ich auch. Aber ich denke dabei eher an eine Teilnahme am Sydney Great Swim.“

Leo sah sie fragend an. „Meinst du das ernst?“

„Ich habe mich auf die Liste der Teilnehmer mit Behinderung setzen lassen“, antwortete sie. „Januar ist ja erst in neun Monaten. Bis dahin werde ich dich schon noch überreden, mein Schwimmpartner zu werden.“

„Darüber werden wir uns ein andermal unterhalten müssen“, brummte er. Doch es war jetzt schon klar, dass er Ja sagen würde. Und das wusste sie.

Sie ertrug ihr Handicap klaglos und ohne jedes Selbstmitleid. Und sie wünschte sich nun einmal, unabhängig zu sein.

„Geht in Ordnung“, antwortete sie – und wusste genau, was in ihm vorging.

„Mum wäre stolz auf dich.“

„Mum wäre stolz auf uns“, erwiderte Sunny und sah ihn streng an. „Ich weiß, was du denkst. Hör endlich damit auf.“

Sunny würde ihr Leben lang unter körperlichen Schmerzen leiden. Sein eigener Schmerz saß tief und war mindestens ebenso hartnäckig. Schuldgefühle. Reue. Seine Erinnerung an jene Nacht vor zwölf Jahren war so lebendig und schrecklich, als wäre es gestern passiert. Es war ihm gelungen, seine Schwester zu retten, doch er hatte es nicht mehr geschafft, seine mit blauen Flecken übersäte Mutter aus dem brennenden Haus zu holen. Und hätte er sich an jenem Abend nicht von seinem Vater dazu reizen lassen, ihm einen Faustschlag zu verpassen, so wäre dieser Unmensch vielleicht nicht später wiedergekommen, um das Haus anzustecken. Das einzig Gerechte an der Sache war, dass er bei dem Unheil, das er angerichtet hatte, selbst ums Leben gekommen war.

„Ich wünschte, sie könnte sehen, wie ich in Sydney auftrete“, sagte Sunny nun. „Sie wollte immer so gern einmal in das Opernhaus.“

„Ich werde ja da sein“, antwortete er, verdrängte die Gedanken an die Vergangenheit und erhob noch einmal sein Glas.

„Das hoffe ich doch. Es ist mein letzter Auftritt, bevor ich bei Hope Strings anfange. In drei Wochen, denk dran.“

„Versprochen.“

Wie sollte er das vergessen? Bis dahin musste er ja nur noch die Renovierungsarbeiten koordinieren, sich eine Wohnung in Hobart suchen und überprüfen, wie es um die Einhaltung der Umweltstandards seines neuen Kunden an der Ostküste Tasmaniens bestellt war. Neben den anderen Dingen, die bei seiner Arbeit täglich anfielen.

Und als wäre das alles nicht genug, war da nun noch diese neugierige Nachbarin.

In einem Zug trank er sein Glas leer und stellte es schwungvoll auf den Tisch

Er hatte definitiv keine Zeit, sich von einer Breanna Black ablenken zu lassen.

2. KAPITEL

Am Samstagnachmittag in der Woche darauf – Eve’s Naturally war für den Rest des Wochenendes geschlossen – machte sich Brie mit ihrem rollbaren Pflanzenregal zur Hintertür von East Wind auf. Vor Jahren hatten sie und Carol Schlüssel getauscht. Bevor Brie den Schlüssel am Montag dem Makler übergab, wollte sie ein paar Pflanzen aus dem Haus holen, die sie Carol im Laufe der Jahre geschenkt hatte. Eigentlich hatte sie das bereits unter der Woche tun wollen, doch sie hatte so viel gearbeitet, dass sie es schlicht und einfach vergessen hatte.

Nachdem sie sich mit einem Blick auf die Ausfahrt vergewissert hatte, dass Mr Hamilton nicht da war, deaktivierte sie die Alarmanlage, schloss die Tür auf und ging ins Haus. Nicht, dass sie ihn erwartete – es hieß, dass er die Schlüssel nicht vor Dienstag vom Makler abholen würde. Näheres hatte Carol nicht gesagt, und Brie war stolz auf sich, dass sie nicht nachgebohrt hatte.

Als sie den halbrunden Wintergarten betrat, wehte ihr der vertraute und beruhigende Duft von warmer Erde, Oregano, Pfefferminze und Zitronengras entgegen. „Hallo, ihr kleinen Schätze“, sagte sie und strich über die Blätter eines Zitronenthymians. „Ich komme, um euch nach Hause zu bringen.“

Nachdem sie das Pflanzenregal neben der Werkbank abgestellt hatte, räumte sie die kleinsten Töpfe hinein und besprühte sie mit Wasser, damit sie ihr nicht eingingen, bevor sie sich morgen vernünftig um sie kümmern konnte.

Sie streichelte die dicken Blätter einer großen Aloe vera in einem schönen hüfthohen blauen Topf. „Du bist sicher ganz schön schwer, was, meine Hübsche? Vielleicht sollte ich mal diesen Nachbarn, der so freundlich ist wie ein gefrorener Fisch, fragen, ob er mir mit dir hilft.“

Seufzend schloss sie ihre Ohrstöpsel an ihr Smartphone an und stellte sich Musik an. „Aber dazu müsste ich ihm erst mal klarmachen, dass es mich gibt.“ Im Takt der Musik zwickte sie verdorrte Blättchen von einer halb eingegangenen Korianderpflanze. „Aber ich werde nicht den ersten Schritt machen.“

Er hatte sie ja nicht einmal richtig wahrgenommen. Als wäre sie unsichtbar gewesen.

Aber das passierte ihr ja ständig.

Na ja. Nicht ganz. In der Menge war sie dank des späten Wachstumsschubs, der sie mit 15 in die Höhe hatte schießen lassen, nicht zu übersehen. Vorher hatte sie genügend Zeit gehabt, zu lernen, wie man die Aufmerksamkeit auf sich lenkte – und sie hatte sie genutzt. Wie rebellisch sie damals gewesen war!

Aber heute musste sie sich nicht anstrengen, um aufzufallen. Es sei denn, es ging um Leute wie Leo Hamilton. Wieso ärgerte sie das nur so sehr?

„Aber es gibt mich sehr wohl, böser großer gut gebauter Mann“, sagte sie zu einem riesigen Kaktus. „Sie werden mich noch kennenlernen“, verkündete sie, zielte mit der Sprühflasche auf die stachlige Pflanze und drückte ab. Offenbar rebellierte sie noch immer.

Leo stand mit verschränkten Armen neben einem Kumquatbäumchen in der Tür und beobachtete seine neue Nachbarin nicht ohne Vergnügen dabei, wie sie einen trockenheitsliebenden Kaktus befeuchtete und gleichzeitig deutlich ihre Meinung äußerte. Durchaus möglich, dass sie wegen der Stöpsel in den Ohren nicht einmal wusste, dass sie ihre Gedanken laut aussprach. Doch – es gab diese Frau definitiv, und trotz allem Widerstand reagierte sein Körper sehr heftig auf sie. Und mit jedem Mal, das sie den Hebel der Sprühflasche betätigte, wurde es schlimmer.

Leo hoffte, dass sie ihn nicht allzu schnell bemerken würde – etwas so Faszinierendes wie Breanna Black, die sich in seinem Wintergarten zuhause fühlte, hatte er nicht mehr gesehen, seitdem er als Teenager zum ersten Mal eine nackte Frau erblickt hatte.

Er war im hinteren Teil des Hauses herumgegangen und hatte ein paar Unterlagen durchgesehen, als er die Hintertür offen gefunden hatte. Es ärgerte ihn, dass der von George erwähnte Schlüssel noch immer in ihrem Besitz war, und – was noch schlimmer war – sie ihn noch immer benutzte. Offenbar kannte sie obendrein den Code für die Alarmanlage. Er würde ihr noch ein paar Takte zum Thema Privatsphäre erzählen müssen … nachher. Aber erst einmal genoss er den Anblick, den sie bot. Sie hatte den aufregendsten Po, den er je gesehen hatte, vor allem, wenn sie damit so schön wackelte, wie sie es jetzt tat – im Takt der Musik, die er nicht hören konnte. Unter ihrem knappen gelben Top konnte er die Wölbung ihrer vollen Brüste ausmachen, wenn sie sich so bewegte, dass er sie von der Seite sah. Ihre endlos langen Beine steckten in schwarzen Leggings. Sie sah aus wie die Sonnenblume, neben der sie gerade stand.

Jetzt warf sie ihren langen schwarzen Zopf über die Schulter; es juckte Leo in den Fingern, ihr Haar von dem Gummiband zu befreien und zu sehen, wie es ihr schimmernd über die Schultern fiel wie letzte Woche, zu spüren, wie es sich in seinen Fingern anfühlte. Die Nase darin zu versenken und einatmen.

Jetzt mach aber mal halblang.

Sie war seine Nachbarin, und es störte ihn, dass sie hier war. Er hatte diese Woche jeden Tag bis nach Mitternacht gearbeitet, um übers Wochenende in Hobart sein zu können. Damit er sich eine Unterkunft in der Nähe suchen konnte – für die Zeit, während der die Elektronik und die Küche neu gemacht und die Klempner im Haus sein würden.

Er wollte diese Frau nicht um sich haben. Er konnte es nicht gebrauchen, dass ihm ihr sinnlicher Duft in die Nase stieg, der besser ins Schlafzimmer gepasst hätte als hierher.

Sie stellte die Sonnenblume in das Pflanzenregal. „Er sollte sich hüten, irgendwelche Änderungen vorzunehmen, die den Wert meines Grundstücks mindern. Einen Fahrstuhl? Grundgütiger! Und wenn er nur daran denkt, den Kronleuchter im Vorraum zu entfernen …“ Nun verstummte sie – wahrscheinlich, um zu überlegen, was sie in diesem Fall mit ihm tun würde.

Eine Peitsche schwingend in hautengem Leder.

Vor seinem inneren Auge sah er sich und sie miteinander kämpfen. Spürte das schwarze Leder über seine Haut gleiten. Grub seine Zähne in ihren Hals, worauf sie lustvoll aufschrie.

Er hatte genug gehört. Er musste sie hier raus haben, und zwar auf der Stelle. Bevor er etwas sagte oder tat, was seinem friedlichen Junggesellendasein schadete.

Entschlossen stieß er sich vom Türrahmen ab und betrat den Wintergarten.

„Warum sollte ich das tun?“

Als sie plötzlich spürte, wie ihr jemand die Kopfhörer aus den Ohren zog und sie gleichzeitig eine tiefe Stimme hörte, erschrak Brie entsetzlich. „Was zum …“ Mit geballten Fäusten fuhr sie herum. „Ach, Sie sind es.“ Sie stützte sich auf die Werkbank. „Sie haben mich zu Tode erschreckt.“

Der Schreck saß ihr noch immer in den Knochen, aber auf eine angenehme, kribbelige Art. Und als er sie mit seinem stählernen Blick ansah, war ihr, als würde all ihre Kraft sie verlassen.

Heute war er leger gekleidet – er trug verwaschene Jeans und einen weich aussehenden Pulli, und er roch nach warmer Wolle und dem undefinierbaren männlichen Duft, den sie auch bei ihrer ersten Begegnung wahrgenommen hatte.

„Und wenn ich es doch tun wollte …“ Er schien sich nicht weiter daran zu stören, dass er ihr einen Mordsschrecken eingejagt hatte, und musterte sie auf eine Art und Weise, die sie alles, was sie gerade gesagt und gedacht haben mochte, vergessen ließ.

„Was tun? Und was tun Sie hier?“

„Das sollte ich wohl lieber Sie fragen.“ Seine Stimme klang ruhig und sachlich. Und natürlich tief, ein wenig rau und sehr sexy.

„Ich dachte, George hätte wegen des Schlüssels Bescheid gesagt“, antwortete sie, „und wegen der Pflanzen. Es tut mir leid. Eigentlich hatte ich das unter der Woche machen wollen, aber ich bin nicht dazu gekommen.“

Fragend sah er sie an.

„Sie sind nicht der Einzige, der arbeitet, Mr Hamilton.“

Er lehnte sich an die Werkbank. „Sie können ganz beruhigt sein – ich habe nicht vor, den Kronleuchter zu entfernen. Es wird auch keinen Aufzug und keine von außen sichtbaren Änderungen geben. Ich liebe den altertümlichen Charme des Hauses und ich bin mir der gemeinsamen Geschichte der beiden Häuser bewusst. Abgesehen von ein paar Arbeiten an der Elektrik und an den sanitären Anlagen werde ich nur in der Küche Änderungen vornehmen lassen, was aber nichts am Gesamteindruck des Hauses ändern wird. Geht das so in Ordnung für Sie?“

Erleichtert atmete sie auf. „Gott sei Dank. Ich habe die ganze Woche lang an Sie gedacht – also daran – ich meine, an die Renovierungen, die Sie vornehmen würden.“ Erwischt. „Die anderen Sachen habe ich auch laut gedacht, oder?“

Autor

Anne Oliver
Anne Oliver wurde in Adelaide in Süd Australien geboren und ist dort immer noch heimisch. Sie hat zwei erwachsene Kinder und einen Abschluss in Naturwissenschaften. Seit annähernd 30 Jahren arbeitet sie im Bereich der früh kindlichen Bildung. Anne begann 1998 mit dem Schreiben und ist Mitglied der Romance Writers of...
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