Heiße Träume werden wahr

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

Bei einem romantischen Kurzurlaub trifft Ellen ihren Exfreund Christopher wieder. Mit keinem hatte sie so guten Sex wie mit ihm! Er wusste genau, wie sie die Liebe wollte, war ein fantasievoller zärtlicher Lover. Trotzdem hat sie Nein zu seinem Heiratsantrag gesagt. Jetzt lautete ihre Antwort anders: Ja, ich will dich - in meinem Bett...


  • Erscheinungstag 02.08.2017
  • ISBN / Artikelnummer 9783733779238
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PROLOG

Jetzt wusste er es.

Mit Ellen Talbot zu schlafen, war unglaublich. Christopher Sinclair hatte dies vom ersten Moment an vermutet, als er die wunderschöne Lektorin eines Liebesroman-Verlags auf der Hochzeit eines Freundes kennen gelernt hatte – keine Frau hatte jemals eine solche Wirkung auf ihn ausgeübt wie sie. Keine Frau war ihm jemals so nah gekommen.

Mit rasendem Herzen und völlig ausgelaugt versuchte er, zu Atem zu kommen. Ihm war schwindlig vor Glück, so wunderbar war der Sex mit ihr gewesen. Sie hatten zum ersten Mal miteinander geschlafen.

Er genoss das Gefühl ihres nackten Körpers an seinem. Ihre unglaublich langen Beine hatte sie um seine geschlungen, ihre Haut klebte an seiner. Nie im Leben hätte er für möglich gehalten, dass er solch intensiver Gefühle fähig war.

Das hatte nichts mit mangelnder Erfahrung zu tun. Er hatte gerade seinen dreiunddreißigsten Geburtstag gefeiert und konnte von sich behaupten, das Leben genossen und alles mitgenommen zu haben, was ihm auf seinem Weg begegnet war. Er hatte tollen Sex mit einigen sehr schönen jungen Frauen gehabt und fantastische Höhepunkte erlebt.

Doch keine war wie diese gewesen.

Er atmete den frischen Duft ihrer seidig weichen Haare ein. Ihre vollen Brüste berührten seinen Oberkörper, die Knospen, die er eben noch liebkost hatte, drückten gegen seine Haut, als gehörten sie zu ihm. Die Linien waren verschwommen, und Christopher war nicht mehr sicher, wo er aufhörte und sie anfing.

„Hmm“, seufzte sie.

Obwohl er von dem tollsten Sex, den er je erlebt hatte, völlig fertig war, musste er über den genussvollen Seufzer lächeln.

„Das war fantastisch“, murmelte er.

Er legte einen Finger unter ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen.

Sie hob den Blick … und sein Herz schlug noch schneller. Ihre schönen braunen Augen, die ihn an einen Wald im Herbst erinnerten, ein geheimnisvoller Platz, wo sich Grün-, Braun- und Goldtöne zu einer unglaublichen Farbe vermischten, strahlten noch mehr als zuvor. Sie spiegelten wider, wie glücklich Ellen war. Am liebsten hätte er sich stolz auf die Brust geschlagen, dass er derjenige war, der sie so glücklich machte.

Er küsste sie sanft auf die Stirn. „Schlaf jetzt. Ich möchte dich morgen mit einem Kuss wecken und dich lieben, während du noch im Halbschlaf bist.“

Allein der Gedanke, sich in ihrer Hitze zu verlieren und sie auf diese Weise zu wecken, brachte sein Blut in Wallung.

Aber Ellen erstarrte. Ihr weicher, anschmiegsamer Körper wurde plötzlich steif, und bevor sein vom Orgasmus umnebelter Verstand begriff, was geschah, hatte sie ihn von sich geschoben und war aus dem Bett geschlüpft.

„Ich verbringe nie die Nacht mit einem Mann.“

Das silberne Mondlicht fiel auf ihren herrlich nackten Körper. Ihr fast unwirklicher Anblick lenkte ihn ab, und bis er daran dachte, sie festzuhalten, war sie schon auf der anderen Seite des Raumes.

Christopher schüttelte den Kopf, um wieder klar denken zu können, dann richtete er sich auf und beobachtete, wie sie nach der Strumpfhose griff, die er über die Kommode drapiert hatte.

„Wirklich?“ Das war interessant. „Nie?“

„Nie“, erwiderte sie.

Sie nahm das mit Perlen bestickte Cocktailkleid vom Stuhl. Die mechanischen Bewegungen täuschten über die Leidenschaft hinweg, die sie gerade in seinen Armen gezeigt hatte.

Er erkannte, was geschah – Ellen richtete eine unsichtbare Mauer auf und ging auf Distanz.

„Warum hast du nie die Nacht mit jemandem verbracht, Liebes?“

Sie bückte sich und hob ihren BH auf. „Eine Regel der Familie Talbot lautet: Die Tochter einer Senatorin wird nicht dabei erwischt, wie sie sich morgens aus dem Schlafzimmer eines Mannes schleicht.“

Christopher beobachtete, wie sie mit anmutigen Bewegungen in Richtung Badezimmer tänzelte und hinter der Tür verschwand.

Er lehnte sich gegen die Kissen und lächelte. „Nun, Miss Talbot, gut, dass ich nicht irgendein Mann bin.“

Nein, das war er wirklich nicht. Er war ein Mann, der wusste, was er wollte.

Ellen.

Als jüngste Tochter von Senatorin Talbot musste sie die Konsequenzen einer Beziehung genauer abwägen als eine Frau aus einer weniger bekannten Familie. Er verstand und respektierte ihre Situation, auch wenn es bedeutet hatte, ihre Beziehung langsam aufzubauen. Kein Problem. Ellen war es wert, dass man auf sie wartete. Und drei Monate Wartezeit hatte die Leidenschaft zwischen ihnen nur wachsen und das erste Mal zu einem besonderen Erlebnis werden lassen.

Aber Christopher war auch ein Mann, der seinen beruflichen Erfolg der Fähigkeit verdankte weiterzukämpfen, wenn andere schon aufgaben. So schaffte er es, Unmögliches möglich werden zu lassen. Er würde auch in diesem Fall der Herausforderung begegnen und bekommen, was er haben wollte.

Ellen.

Als sie aus dem Badezimmer trat, fertig angezogen und abweisend kühl, war er bereit.

„Heirate mich.“

Sie blieb abrupt stehen und hob den Blick. Ihre faszinierenden Augen glänzten immer noch golden.

„Heirate mich, Liebes.“

Sie zwinkerte, als sei er eine Art Fata Morgana und sie könne nicht glauben, was sie sah. „Dich heiraten?“

„Ja.“

Sie starrte ihn an. „Wir sind erst seit drei Monaten zusammen, und wir haben erst einmal miteinander geschlafen.“

„Ich habe nichts dagegen, dir das Kleid wieder auszuziehen und weiterzumachen.“

„Christopher!“

„Wir passen wunderbar zusammen.“ Er sprang aus dem Bett und trat zu ihr. Sanft strich er mit dem Zeigefinger über ihre Lippen und freute sich, als sie erbebte. „Hast du nach diesem Abend noch Zweifel daran?“

„Du bist verrückt. Man heiratet nicht, wenn man erst ein einziges Mal miteinander geschlafen hat. Das verstößt gegen alle Regeln.“

Er blickte in die wunderschönen Augen und hoffte, dass sie erkannte, wie entschlossen er war. „Regeln sind dazu da, gebrochen zu werden, Liebes.“

1. KAPITEL

New Orleans – drei Monate später

Das Handy zwischen Ohr und Schulter geklemmt, zog Ellen Talbot den Saum ihres Cocktailkleids ein wenig hoch – ein Kleid, das sie nicht mehr getragen hatte, seit er es ihr in jener ereignisreichen Nacht ausgezogen hatte, als sie das erste Mal Sex miteinander hatten, er ihr einen Heiratsantrag machte und sie daraufhin die Beziehung beendete.

Eine sehr ereignisreiche Nacht.

Sie setzte sich auf einen Barhocker im Château Royal, einem historischen Restaurant im French Quarter von New Orleans, in dem das Jahrestreffen der Liebesromanautoren stattfand.

„Danke, dass du angerufen hast“, sprach sie in das Handy. „Und gute Rückreise.“

Sie verabschiedete sich von ihrer Mutter. Es war drei Uhr morgens, doch ihre Mutter hielt sich im Moment im Ausland auf, wo sie sich gerade zu einem Frühstück mit Delegierten von Hilfsorganisationen aus verschiedenen Ländern getroffen hatte. Da ihre Mutter nicht nur ein liebevoller Elternteil war, der Kontakt zu allen vier erwachsenen Kindern hielt, sondern auch noch viel beschäftigte Senatorin, rief sie oft zu den seltsamsten Zeiten an.

Ellen machte das nichts aus. Sie hatte sowieso nicht geschlafen, im Gegenteil. Sie hatte sich gerade erst von einer Feier losgeeist und war zum ersten Mal, seit sie in New Orleans angekommen war, praktisch allein. Sie überprüfte den Akku ihres Handys, steckte es dann in die Tasche und versuchte sich zu entspannen.

Es saßen nur noch wenige Gäste in der Bar. Ellen schloss die Augen und kam langsam zur Ruhe. Seit sie ihr Hotelzimmer am Morgen um kurz vor acht Uhr verlassen hatte, hatte sie nur gelächelt.

Jetzt verblasste dieses Lächeln, und die Anspannung in den Wangen löste sich. Endlich.

Zu ihrem Job als Lektorin der Brant Publishing Group, einem Verlag, der historische Liebesromane herausgab, gehörte es normalerweise nicht, im Rampenlicht zu stehen und ununterbrochen zu lächeln. Ihre Arbeitstage beinhalteten Redaktionskonferenzen und Besprechungen mit der Marketing- und Werbeabteilung. Und wenn sie nicht in irgendeinem Meeting war, telefonierte sie mit einer der dreißig Autorinnen. Oder sie las Manuskripte, entschied, ob die angebotene Story zu verkaufen war, und schrieb Klappentexte, die den potenziellen Käufer lockten, genau dieses Buch aus der Menge der Angebote auszuwählen.

Allein. Der Augenblick wäre perfekt gewesen, wenn er nicht ihre Gedanken beherrscht hätte. Sie seufzte. Vielleicht hätte sie dieses Kleid doch nicht anziehen sollen.

Hinterher ist man immer klüger, pflegte ihre Mutter zu sagen.

Sie hat Recht, dachte Ellen. Wenn sie ihn besser gekannt hätte, hätte sie bereits seine erste Einladung abgelehnt und sich dadurch viel Kummer erspart.

Heiraten.

Ellen hatte geglaubt, er machte einen Scherz. Doch es war kein Witz gewesen, deshalb hatte sie sich von ihm getrennt. Kein Mensch, der wie sie im Licht der Öffentlichkeit stand, würde eine Heirat nach drei Monaten in Betracht ziehen. Egal, wie unglaublich und fantastisch der Sex mit ihm gewesen war.

„Bitte schön …“

Ellen öffnete die Augen und sah vor sich eine Tasse mit dampfendem Milchkaffee. Sie schaute zu Lisa Eastman auf, die eine ihrer Autorinnen und eine sehr gute Freundin war, auch wenn sie und ihre verrückte Großtante der Grund dafür waren, dass Ellen ihn kennen gelernt hatte.

„Danke. Den habe ich gebraucht“, sagte Ellen. „Ich glaube, mein Kiefer klemmt schon vor lauter Lächeln.“

„Sag mir Bescheid, wenn du einen Zahnarzt brauchst.“ Lisa setzte sich zu ihr.

„Das werde ich. Wahrscheinlich grinse ich sogar im Schlaf.“

„Dann sollten wir keinen Kaffee mehr trinken. Sonst können wir überhaupt nicht schlafen. Ich habe um acht Uhr bereits das erste Meeting. Und willst du dich nicht mit deiner neuen Autorin zum Frühstück im Café du Monde treffen?“

„Ja, das habe ich vor.“ Ellen konnte den Gedanken nicht ertragen, einen weiteren Tag lächeln zu müssen.

Sie hob ihre Tasse zu einem Toast. „Auf dein Wohl. Du hast den diesjährigen RAVE-Award für Geliebter Spion wirklich verdient. Die damit verbundene Publicity wird sich positiv auf den Verkauf auswirken. Die Buchhändler lieben diesen Preis.“

„Dass ich gewonnen habe, ist mir noch gar nicht so richtig bewusst geworden. Ich bin immer noch nicht darüber hinweg, dass du bei dem Buch tatsächlich meinen Titel übernommen hast.“

„Ich will dich nicht beleidigen, Lisa, aber deine Titel sind normalerweise nicht gerade der Hammer.“

„Das sagst du zu all deinen Autorinnen. Ich weiß es, denn ich habe es gehört.“

„Nein, nur zu dir und Stephanie. Kennst du den Arbeitstitel ihres letzten Buches?“

Der Herr der Geschändeten. Fürchterlich. Sag mir, dass meine nie so schlecht waren.“ Als Ellen nicht antwortete, stieß Lisa einen Seufzer aus. „Okay, okay. Mein Talent liegt eben in der Beschreibung eines Orgasmus.“

„Das stimmt, das kannst du wirklich. Und diesmal hast du auch einen super Titel ausgesucht und deshalb den Preis bekommen.“

Lisa strahlte. Diese Preisverleihung war nur ein schönes Ereignis in der Reihe von vielen, die mit ihrer Hochzeit begonnen hatte. Ellen kannte niemanden, der es mehr verdient hatte als Lisa.

„Ich gratuliere dir auch“, sagte Lisa und prostete Ellen mit Kaffee zu. „Ohne dich hätte ich es nicht geschafft. Du warst sehr redegewandt, als du dich für die Auszeichnung bedankt hast. Ich glaube, wir haben ein eindrucksvolles Team abgegeben. Und wir haben beide toll ausgesehen.“

„Gott sei Dank, denn ich garantiere dir, unser Foto wird auf dem Titel des nächsten Romance Industry Review – Magazins erscheinen. Die RAVE-Award-Verleihung ist sehr wichtig.“

Nicht nur für Lisa, sondern auch für sie selbst. Eine Autorin zu betreuen, die den RAVE-Award bekommen hat, bedeutete eine Auszeichnung, und Auszeichnungen zu sammeln, gehörte zu Ellens Lieblingsbeschäftigungen. Sie wollte unbedingt Cheflektorin bei Brant Publishing werden, ein Ziel, das sie sich schon gesetzt hatte, als sie einen Aushilfsjob als Assistentin am College annahm.

„Ist der RAVE-Award ein paar Vergünstigungen wert?“ fragte Lisa. „Zum Beispiel ein berühmtes männliches Covermodel oder eine Neuauflage?“

Lisa mochte ein kreatives Wunder sein, ein aufgehender Stern am Himmel der Liebesromanautorinnen, eine Frau, die wusste, mit welchen Fantasien sie ihre Leserinnen entzücken konnte, aber sie war auch eine clevere Geschäftsfrau.

Ellen blickte sie finster an. „Ich werde sehen, was sich machen lässt. Vergiss aber nicht, dass ich diejenige war, die in der Marketingabteilung durchgesetzt hat, dass dein Name auf dem Deckblatt größer gedruckt wird als der Titel.“

„Du weißt, dass ich dir dafür sehr dankbar bin, aber seitdem habe ich schon wieder zwei Bücher geschrieben. Wie lange willst du dich denn auf deinen Lorbeeren ausruhen?“

Ellen lachte. Obwohl der Schlafmangel sich bemerkbar machte, fühlte sie sich so entspannt und glücklich wie schon lange nicht mehr.

Es tat so gut, einmal von New York fort zu sein, weg vom Büro, weg von ihm. Sie war die Karriereleiter schnell emporgestiegen – obwohl ihre Familie ihre Karriere nicht so hoch bewertete wie die ihrer Geschwister, die alle die juristische oder politische Laufbahn eingeschlagen hatten.

Oder die ihrer Mutter als Senatorin oder ihres Vaters, der einen hohen Posten im Handelsministerium innehatte.

In einem Clan, der politisch fast so einflussreich war wie die Familie der Kennedys, mutete Ellens Entschluss, ins Verlagswesen zu gehen, beinahe exotisch an.

„He, da sind ja Lisa und ihre tolle Lektorin!“

Ellen sah auf und entdeckte die Gruppe, die gerade die Lobby betrat, offensichtlich nach einer Nacht auf der Bourbon Street, wenn sie die Aufmachung richtig deutete.

„Oh, verdammt. Mr. Knackpo und sein Gefolge. Lisa, sieh nur, er trägt ein Cape!“

„Sei doch ein bisschen netter“, tadelte Lisa. „Er versucht, dich zu beeindrucken.“

„Indem er aussieht wie Zorro?“

„Nicht wie Zorro. Wie ein Romanheld.“

Ellen war nicht interessiert. Männer wie ihre Romanhelden existierten in der realen Welt nicht, und selbst wenn es sie gäbe, hatte sie im Moment von Männern genug. Danke. Dieser hier schwebte mit einer so dramatischen Gebärde durch die Lobby, dass jeder auf ihn aufmerksam wurde, selbst die verschlafenen Damen und Herren in der Rezeption.

Seine braunen Haare fielen herab bis zur Taille, das schwarze Cape flog hinter ihm her. Im Gefolge hatte er eine schnatternde Schar spindeldürrer Frauen, gekleidet in exotische, sexy Kostüme, die einen Galopp einlegen mussten, um mit seinen langen Schritten mithalten zu können.

„O nein. Er trägt sein Namensschild nicht. Wie heißt er noch? Ich kann ihn doch nicht Mr. Knackpo nennen.“

„Vittorio“, flüsterte Lisa, während sie die Neuankömmlinge begrüßte. „Gratulier ihm zu seinem ersten Platz bei der Wahl zum bestaussehenden Titelmodell. Es würde ihn niederschmettern, wenn er annehmen müsste, du wüsstest es nicht.“

„Verstehe.“ Ellen stellte ihre Tasse ab, setzte wieder ihr berufsmäßiges Lächeln auf und folgte Lisas Rat. „Guten Abend, Vittorio. Gratuliere zu Ihrem Sieg.“

Er streckte die Hand aus, und ihr blieb nichts anderes übrig, als sie zu nehmen. Gleichzeitig schenkte er ihr ein Lächeln, das noch professioneller war als ihr eigenes. Ihr ging der unfreundliche Gedanke durch den Kopf, dass er wahrscheinlich Tage vor dem Spiegel verbracht hatte, um dieses Lächeln einzustudieren.

„Ich bin entzückt, Sie zu sehen, Ellen.“ Er verbeugte sich und küsste galant ihre Hand, während sie sich bemühte, ernst zu bleiben. „Ich gratuliere Ihnen auch zu Ihrem Erfolg.“

Nur widerwillig ließ er ihre Hand los und begrüßte Lisa mit einem Kuss auf beide Wangen.

„Wo ist Josh? Ihr frisch gebackener Ehemann wird Sie doch in solch einer Nacht nicht allein lassen?“

Sie winkte ab. „Er war bei der Preisverleihung dabei und bot auch an zu bleiben, doch ich habe gemerkt, dass er unruhig wurde. Zu viel Östrogen in der Luft für seinen Geschmack.“

Vittorio runzelte die Stirn. „Zu viel Östrogen?“ Er warf einen Blick auf die Groupies, die sich schweigend hinter ihm versammelt hatten. „Das finde ich nicht.“

Zweifellos. Ellen war nicht sicher, ob er sie damit meinte oder sein Gefolge, doch als er sie erneut anstrahlte, vermutete sie Ersteres.

„Meine liebe Ellen, sagen Sie nicht, Sie wollen gleich wieder abreisen. Ich möchte Sie durch New Orleans führen und Ihnen geheime Plätze zeigen, die nur die Einheimischen kennen.“

Er hatte zwar geheime Plätze gesagt, schien jedoch intime zu meinen. „Ich bleibe noch“, sagte sie.

„Welch ein Glück für mich.“ Er strahlte. „Dann haben Sie also Zeit für mich.“

„Tut mir Leid, Vittorio, aber ich bin völlig ausgebucht“, log sie. „Lisas Auntie Q hat dieses Mörderjagdspiel geplant. Wir verlassen New Orleans am Mittwoch.“

Das war keine Lüge. Sie hatte sich tatsächlich für diese Mörderjagd, Miss Q’s – im richtigen Leben Miss Quinevere McDarby – neuestes Geschäftsvorhaben, angemeldet. Ellen kannte noch keine Einzelheiten, aber Lisa und ein paar ihrer Autorinnen würden teilnehmen. Ein Verbrechen aufzuklären, war zur Abwechslung vielleicht einmal ganz interessant.

Und Abwechslung konnte sie im Moment gebrauchen.

Vittorios Gesichtsausdruck verriet, dass er nicht daran gewöhnt war, einen Korb zu bekommen. Ellen hätte vielleicht ein schlechtes Gewissen gehabt, wenn nicht genug Frauen um diesen Mann herumscharwenzelt wären.

„Verstehe. Dann gute Nacht.“

Ellen sah ihm nach und wunderte sich, dass keine der Frauen in seinem Gefolge sich daran gestört hatte, dass er sie in ihrer Gegenwart eingeladen hatte. Nein, sie hatten sie böse angestarrt, als sei sie diejenige gewesen, die ihm einen Flirt aufzwingen wollte.

„Warum ich?“ fragte sie.

Eine rein rhetorische Frage. Lisa gab ihr trotzdem eine Antwort. „Es liegt an deinen Haaren. Dein neuer Haarschnitt ist super.“

„Das Lob gebührt meinem Friseur.“

„Wieso hast du überhaupt deine Haare abschneiden lassen?“

„Ich werde demnächst dreißig, und da dachte ich, eine Veränderung wäre nicht schlecht.“

Sie wollte nicht zugeben, dass er der Grund gewesen war. Er hatte ihre langen Haare geliebt, und die Trennung von den langen Haaren war für sie symbolisch für die Trennung von ihm gewesen.

„Dein Gesicht wirkt irgendwie weicher“, sagte Lisa. „Kein Wunder, dass Vittorio hingerissen ist.“

„Vergiss es. Stell dir vor, ich würde meiner Familie einen Mann vorstellen, der mehr Schminke benutzt als ich.“ Ihre Mutter würde sie wahrscheinlich sofort in die Psychiatrie einliefern lassen und sagen: Es ist zu deinem Besten, Ellen. Hier hast du die Chance, einmal tief durchzuatmen und dir darüber klar zu werden, was du willst. Der Presse sagen wir, dass du unter Stress leidest …

Und das alles für Mr. Knackpo?

Nein, danke.

Lisa schaute über den Rand ihrer Tasse. „Ich möchte, dass du dich in New Orleans amüsierst.“

Ellen lachte. „Und das sagt ausgerechnet die Frau, die gerade einen Mann geheiratet hat, der geradewegs vom Titelbild einer ihrer Romane gesprungen ist.“

„Ein Mann, von dem du immer behauptest, dass er nur in Büchern existiert.“

„Du glückliches Mädchen hast den Einzigen gefunden, der auch außerhalb der Fantasie existiert.“ Josh Eastman war ein Schatz, der perfekte Mann für Lisa – aber ein Held? Nun, Lisa betrachtete ihn so, und das allein zählte.

Lisas Lächeln verblasste. Sie beugte sich vor und tippte mit ihren manikürten Nägeln auf die Tischplatte. Sofort klingelten bei Ellen alle Alarmglocken.

Das Thema Romanhelden und die Frage, ob es solche Männer tatsächlich gab, hatten schon heftige Diskussionen zwischen ihnen ausgelöst. Ein Thema, das unweigerlich zu …

„Auntie Q hat für dich auch einen Helden gefunden, aber du hast ihn zurückgewiesen“, sagte Lisa in dem Moment schon.

Jetzt waren sie also bei dem Thema angelangt, das Ellen seit drei Monaten vermied. Doch diesmal konnte sie nicht einfach den Hörer auflegen. Jetzt würde sie über ihn reden müssen.

„Die Frage ist, warum deine Großtante mich überhaupt mit jemandem verkuppeln wollte.“

„Das musst du Auntie Q selbst fragen. Bei ihr weiß man nie, was sie im Schilde führt.“

Womit sie Recht hatte. Lisas zierliche Großtante, eine Frau, die Ellen als Miss Q kannte, war tatsächlich ein merkwürdiger Vogel. Eine Frau, die an Leidenschaft glaubte und gegen jeden zu Felde zog, der es nicht tat. Ellen hätte vielleicht darüber gelacht, wenn die Erinnerung an ihn nicht so frisch gewesen wäre.

„Christopher Sinclair ist der personifizierte Romanheld“, sagte Lisa. „Und er passt perfekt zu dir. Ein erfolgreicher Geschäftsmann, der genug Selbstbewusstsein hat, eine starke unabhängige Frau zu schätzen und sich nicht von ihr einschüchtern zu lassen. Ganz abgesehen davon, dass er auch finanziell gut genug dasteht, um deinen hohen Anforderungen zu genügen.“

Ellen zog skeptisch die Augenbrauen hoch. Okay, es war kein Geheimnis, dass ihr Partys im Plaza Hotel lieber waren als in einem Zelt und dass sie Originalgemälde billigen Drucken vorzog, aber das bedeutete nicht unbedingt, dass sie ein verwöhntes Balg war.

„Ich weiß zufällig auch, dass Christopher nicht zu den Männern gehört, die sich an eine Frau klammern. Er ist wirklich ein toller Mann“, fuhr Lisa fort. „Seine Eltern mögen dich, und deine Familie akzeptiert ihn nicht nur, sondern mag ihn auch. Das jedenfalls hat mir deine Mom verraten.“

Ja, ihre Familie hatte ihn gemocht, deshalb hatte sie ihr auch nicht den wahren Grund für die Trennung genannt, da dies nur zu Diskussionen über ihre Urteilsfähigkeit geführt hätte. Wieder einmal.

„Was also ist passiert?“ fragte Lisa. „Ich lasse mich nicht mit dieser lahmen Entschuldigung abspeisen, die du mir gegeben hast. Ich habe gewartet, um die Wahrheit von dir persönlich zu hören und nicht am Telefon, aber ich warne dich, Auntie Q will Antworten. Es ist also besser, du hast sie parat. Denk daran, vier Tage und fünf Nächte bist du bei diesem Mörderjagdspiel auf der alten Plantage praktisch ihre Gefangene.“

Wenn es um Miss Q ging, gab es kein Entkommen. Nicht einmal ihre eigene Großnichte hatte sich den Kuppelversuchen der kleinen Intrigantin entziehen können. Ihre Bemühungen, Lisa und ihren frisch gebackenen Ehemann zusammenzubringen, waren filmreif gewesen.

„Es ist immer dasselbe. Wir sind zusammen ausgegangen …“

Drei Monate, in denen ich bei der leichtesten Berührung ein Prickeln verspürt habe … und eine heiße Nacht.

„… und haben festgestellt, dass wir unvereinbare Ziele haben …“

Heirat? Nach drei Monaten? War der Mann verrückt?

„… deshalb haben sich unsere Wege getrennt.“

Ich bin weggelaufen, weil er das unmöglich ernst gemeint haben konnte.

Lisa runzelte die Stirn. „Was meinst du mit ‚unvereinbare Ziele‘?“

„Er wollte mich heiraten.“

„Und du hast ihm einen Korb gegeben?“

„Natürlich. Was glaubst du denn?“

„Aber warum? Du warst verrückt nach ihm.“

Das war, bevor sie herausfand, dass er verrückt war. „Hör zu, Lisa, Christopher ist Vergangenheit, und ich blicke jetzt in die Zukunft. Ich warte darauf, dass ich den Richtigen treffe, und wenn es so weit ist, wirst du die Erste sein, die es erfährt.“

„Den Richtigen?“

„Den Mann, der mich liebt, so wie ich bin. Mit allem, was dazugehört, das heißt, der die Situation akzeptiert und nach meinen Regeln spielt.“

Lisa sah sie nachdenklich an. „Bedingungslose Liebe. Glaubst du wirklich, es gibt sie?“

„Natürlich. Ich könnte keine Liebesromane herausgeben, wenn ich es nicht täte. Aber ich sitze nicht herum und warte darauf, dass es geschieht. Ich habe noch viele Ziele, die ich erreichen möchte. Und mir Gedanken zu machen, ob mir eines Tages der richtige Mann über den Weg laufen wird oder nicht, gehört einfach nicht dazu. Entweder es passiert, oder es passiert nicht.“

„Bist du sicher, dass Christopher nicht der Richtige ist?“

„Absolut.“

„Was hat dich davon überzeugt?“ Lisa ließ nicht locker. „So ein toller Mann muss doch auch im Bett super sein.“

„Ich werde dir ganz bestimmt keine Details aus meinem Liebesleben erzählen, also frag auch nicht danach. Du und Miss Q könnt meinetwegen beim Dinner darüber diskutieren, wie oft man Sex haben sollte und wie gut er sein muss. Ich schweige jedoch lieber zu diesem Thema. Das ist die zweite Regel der Familie Talbot – beim Dinner keine Diskussion über Sex.“

Lisa zog eine Grimasse. „Ein Grund für mich, die nächste Einladung zum Dinner bei den Talbots dankend abzulehnen. Aber ich bin neugierig, wie lautet die erste Regel?“

Ellen schlug gegen ihre Handtasche. „Immer erreichbar sein – was bedeutet, das Handy bleibt grundsätzlich eingeschaltet.“

Regel Nummer vier der Familie Talbot: Nicht die Nase in die Angelegenheiten anderer Leute stecken. Ellen konnte fast ihre Mutter sagen hören: Neugierde zeigt einen Mangel an guten Manieren, und wenn du nicht selbst ähnlich persönliche Fragen beantworten willst …

Wollte sie nicht.

Autor

Jeanie London
Ihr erstes Buch schrieb Jeanie mit elf Jahren – 200 Seiten lang, zunächst handgeschrieben und dann liebevoll von ihrem größten Fan, ihrer Mutter, abgetippt, die fest daran glaubte, dass ihre Tochter eines Tages berühmt werden würde. In der Schule langweilte Jeanie sich, und um dem abzuhelfen, las sie während des...
Mehr erfahren