Heißer Flirt in Napa Valley

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Travis Baron, lebenslustiger Junggeselle, sucht nur Affären - bis er Alexandra in Napa Valley trifft. Die hübsche Erbin fasziniert ihn so sehr, dass er sogar seine Freiheit für sie aufgeben würde. Aber ausgerechnet Alexandra will sich nicht binden!


  • Erscheinungstag 11.07.2022
  • Bandnummer 03
  • ISBN / Artikelnummer 9783751514965
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Travis Baron stand in der Seitenkulisse der Bühne im „Hotel Paradise“ und hob trotzig das Kinn, während er darauf wartete, an die Meistbietende versteigert zu werden.

Und etwas Besseres kann ein Mann an einem schönen Donnerstagabend Anfang Juni doch wohl nicht anfangen, dachte Travis grimmig. Er fuhr sich durchs Haar, dann strich er den Aufschlag seines Smokings glatt. Er konnte die Gäste in dem vornehmen Ballsaal nicht sehen, aber er hörte die Frauen schreien, pfeifen und johlen. Pete Haskell hatte gesagt, diese Leute seien die Créme de la Créme von Los Angeles. Vielleicht stimmte es. Sie klangen jedoch ziemlich unflätig.

Die eintönige Stimme des Auktionators drang aus den Lautsprechern. „Was wird geboten, meine Damen? Na kommen Sie schon, seien Sie nicht schüchtern, halten Sie sich nicht zurück. Erwerben Sie den Mann Ihrer Träume für das Wochenende.“

Schüchtern? Travis schnaufte verächtlich. Nach dem, was er seit einer Stunde hörte, waren die Frauen im Ballsaal ungefähr so schüchtern und taktvoll wie eine Büffelherde. Sie lachten, johlten und schrien, bis der Hammer niederging, und dann applaudierten und pfiffen sie, bis der Lärmpegel so hoch war, dass Travis meinte, irgendjemand im Hotel würde das Überfallkommando rufen und alle im Saal verhaften lassen. Und sie fingen wieder von vorn an, wenn das nächste unglückliche Opfer auf die Bühne geschubst wurde.

Nicht, dass alle „Junggesellen für Dollars“ geschubst werden mussten. Viele gingen gern, lächelten und warfen dem Publikum Kusshände zu.

„He, es ist für einen wohltätigen Zweck, stimmt’s?“, hatte ein Typ zu ihm gesagt, weil er so ein finsteres Gesicht machte. Stimmt, dachte Travis. Aber der Kerl hatte sich wahrscheinlich freiwillig für diesen Unsinn gemeldet. Er nicht. Und unglücklicherweise war er auch noch ausgelost worden, als Letzter auf die Bühne zu gehen.

Wie war es nur möglich, dass er sich zu so einem Mist hatte überreden lassen?

„Verkauft!“, rief der Auktionator triumphierend. Der Hammerschlag wurde vom Applaus übertönt.

„Wieder einer weg.“ Ein dünner blonder Mann stellte sich neben Travis. „Mensch, ich wäre lieber beim Zahnarzt.“

„Jawohl“, sagte Travis.

„Aber, aber, meine Herren.“ Peggy Jeffers, die sich ihnen bei der Begrüßung aller Teilnehmer als „Ihre freundliche Sklavenaufseherin“ vorgestellt hatte, kniff dem dünnen Typ in die Wange. „Entspannen Sie sich, treten Sie auf, und haben Sie selbst Spaß daran.“

„Spaß?“, wiederholte er.

„Genau.“ Peggy schob ihn auf die Bühne.

Das Geschrei der Zuschauerinnen machte Travis nervös.

Peggy lächelte. „Hören Sie das?“

„Ja. Klingt wie ein Rudel Hyänen.“

Sie kicherte. „Da haben Sie recht.“ Sie trat zurück und ließ den Blick von Travis’ kastanienbraunem Haar bis zu seinen schwarzen Stiefeln gleiten. „Du meine Güte. Wenn die Frauen im Ballsaal Sie sehen, werden sie durchdrehen.“

Travis versuchte, Peggys Lächeln zu erwidern.

„Sie sind doch nicht etwa nervös?“

„Nein“, log er mit zusammengebissenen Zähnen. „Warum sollte ich nervös sein, nur weil ich gleich vor Hunderten von schreienden Frauen auftrete, um versteigert zu werden?“

„Es ist doch für eine gute Sache. Und Sie werden bestimmt sofort weggeschnappt“, rief Peggy lachend, während sie davoneilte.

O ja, dachte Travis. Das sagte er sich schon den ganzen Abend. Und dass er ein normaler, gesunder, vernünftiger zweiunddreißigjähriger Anwalt sei. Ein Junggeselle, ja. Aber einer, der sich seine Freundinnen gern selbst aussuchte.

Und er suchte sie sich aus. Ständig. Sein einziges Problem mit Frauen war, ihnen verständlich zu machen, dass alles Gute irgendwann zu Ende ging. Beziehungen zwischen den Geschlechtern sollten nicht ewig dauern. Eine schlechte Ehe und eine noch schlimmere Scheidung hatten ihm beigebracht, was ihn seine Kindheit nicht gelehrt hatte.

Er hatte nichts gegen Frauen, die sich an ihn heranmachten. Er fand es sexy, wenn sie ein bisschen aggressiv waren, im Bett und auch sonst. Aber auf einer Party einen Mann anzusprechen war eine Sache. Für ihn zu bieten, als wäre er ein Stück Fleisch … Das war etwas anderes.

Er war hereingelegt worden. Und passiert war es vor einigen Monaten bei einer Konferenz der Teilhaber von „Sullivan, Cohen and Vittali“. Wenn er doch nur erkannt hätte, dass Pete Haskell ihn in eine Falle lockte.

„He, Baron“, hatte Pete lässig gesagt, „ich habe mich neulich mit einigen Leuten von ‚Hannan and Murphy‘ unterhalten.“

Travis lächelte. „Haben sie Ihnen erzählt, sie wünschten, ich wäre bei ihnen und nicht hier Teilhaber geworden?“

„Wir haben über ‚Junggesellen für Dollars‘ gesprochen. Sie wissen schon, die jährliche Wohltätigkeitsauktion.“

„Die findet immer noch statt?“

„Ja.“ Pete bestrich eine Hälfte seines Brötchens mit Butter. „Sie meinen, dass ihr neuer Mitarbeiter einen Rekordpreis erzielen wird.“

„Auf keinen Fall“, sagte einer der anderen Teilhaber.

Pete zuckte die Schultern. „Sie nehmen Wetten an, John. Sein Ruf veranlasst sie zu glauben, dass niemand ihn schlagen kann.“

„Der Kerl redet einfach zu viel.“ John griff nach seinem Süßstoff. „Jeder Mann spricht ständig über all die Frauen in seinem Leben. Ich habe da so meine Zweifel. Keiner hat so viel Zeit, geschweige denn die Kondition.“ John lächelte breit. „Abgesehen von unserem lieben Travis.“

Pete nickte nachdenklich. „Ganz meine Meinung. Und Travis spricht nicht darüber. Niemals weiht er uns in das ein, was er und mit wem er es wie oft tut.“

„Ich bin ein Ehrenmann“, sagte Travis breit lächelnd. „Und mein Schweigen bringt Sie fast um, stimmt’s?“

Pete ging nicht darauf ein. „Aber wir alle wissen, wie potent unser Travis ist. Seine Eroberungen sind ein wichtiges Gesprächsthema in der Kantine der Sekretärinnen. Wir sehen kurz vor Feierabend die neueste Freundin vor dem Gebäude aus einem Taxi steigen. Und wir beobachten, wie der Blumenhändler nebenan einen Rosenstrauß ausliefert, wenn Trav zu dem Schluss kommt, dass es an der Zeit ist, eine Frau loszuwerden.“

„Bitte“, sagte Travis. „Ich würde niemals Rosen wählen. Rosen schickt jeder.“

„Und was schicken Sie?“

Alle Teilhaber sahen von ihrem Kaffee auf. Der alte Sullivan hatte die Frage gestellt. Es war das erste Mal seit sechs Monaten, dass er während einer Konferenz etwas sagte.

„Immer die Blumen, die zu dieser besonderen Dame passen“, erwiderte Travis. „Und dazu ein kleines, geschmackvolles Geschenk mit einer Karte, auf der steht …“

„Danke, aber nein, danke“, schlug Sullivan vor, und alle lachten.

„Jedenfalls habe ich den Anwälten von Hannan and Murphy vorgehalten, sie könnten mit ihrem Mann prahlen, so viel sie wollten, da unser Mann noch nie angetreten ist.“

„Und es nicht tun wird“, warf Travis energisch ein. Später würde er sich daran erinnern, dass alle im Raum, sogar die beiden Teilhaberinnen, nachdrücklich nickten und dann wie aufs Stichwort den Blick senkten. In diesem Moment kamen ihm Petes Bemerkungen jedoch unwesentlich vor.

„Was haben sie darauf erwidert?“

Pete seufzte. „Wir seien schließlich auch Anwälte und sollten eigentlich wissen, dass man mit nichts als Beweisen vom Hörensagen keinen Fall vor Gericht vertreten könne.“

Ein Teilhaber stöhnte, ein anderer lachte. Der alte Sullivan kniff die Augen zusammen und beugte sich vor. „Und Peter?“

„Und sie haben uns herausgefordert. Wir sollen Travis zur Versteigerung anbieten.“

„Kommt nicht infrage“, rief Travis schnell.

„Dann würden wir ja sehen, welcher Mann gewinnt, haben sie gesagt.“ Pete machte eine dramatische Pause. „Die Firma, die verliert, muss der anderen ein Golfwochenende in Pebble Beach spendieren.“

„Prima“, jubelte jemand, und plötzlich herrschte eine wilde Ausgelassenheit im Konferenzraum.

„Warten Sie mal einen Moment“, hatte Travis protestiert.

Der alte Sullivan hatte ihn angelächelt und ihm versichert, sie alle wüssten, dass er die Kanzlei gut vertreten werde. Durch ihn würden sie stolz darauf sein können, Teilhaber bei Sullivan, Cohen and Vittali zu sein.

In eine Falle gelockt, dachte Travis grimmig. Es war eine Verschwörung gewesen. Wahrscheinlich war nur der Seniorpartner Sullivan nicht eingeweiht worden. Nicht, dass es eine Rolle spielte. Travis hatte keine Chance gehabt, aus der Sache herauszukommen. Die anderen Teilhaber hätten es ihn ewig büßen lassen, wenn er sich gedrückt hätte. Und deshalb stand er jetzt hier und wartete darauf, vor Hunderten von verrückten Frauen aufzutreten. Der Mann von Hannan and Murphy hatte fünftausend Dollar erzielt, und Travis wusste, dass er es nie wiedergutmachen könnte, wenn er auch nur für einen Penny weniger verkauft werden würde.

„Ich hatte keine andere Wahl“, hatte er am Telefon zu seinem kleinen Bruder gesagt. „Jedenfalls ist es für einen guten Zweck. Das ganze Geld geht an Kinderkrankenhäuser.“

Slade hatte verächtlich geschnauft. „Irgendwie ist das doch, als würde ein Zuchtstier einer Herde junger Kühe zur Versteigerung angeboten.“

„Ich hätte wissen sollen, dass ich von meinem eigen Fleisch und Blut kein Mitgefühl erwarten kann.“

„Du hast es kapiert.“ Slade hatte gelacht.

Schließlich hatte Travis auch gelacht und ihm erzählt, wie schlimm es sein würde.

Travis schauderte. „Schlimm“, flüsterte er. Alle Seniorpartner und Teilhaber waren im Saal. Die Angestellten und Sekretärinnen warteten am Telefon darauf, zu erfahren, wie ihr Kandidat abgeschnitten hatte. Die Sache hatte ein Eigenleben angenommen, mit Zusatzwetten, Gemeinschaftswetten …

Für wie viel würde er verkauft werden? Würde er den Mann von Hannan and Murphy übertreffen? Welchen Platz würde er in der Gesamtwertung belegen? Würde ihn eine gut aussehende Frau „kaufen“? Eine mit zehn Punkten auf der verrückten Skala der Sekretärinnen? Eine mit fünf? Oder sogar eine mit nur einem Punkt?

Travis stöhnte. Wenn er nicht für den richtigen Preis an die richtige Frau ging, würde er es niemals wiedergutmachen können. Und es war unmöglich, zu sagen, wie es laufen würde. Warum hatte er nicht daran gedacht, das Ganze zu organisieren? Er hätte Sally eine Eintrittskarte kaufen können … Nein, nicht Sally. Er hatte ihr gerade einen Strauß Gemeiner Hundszahn und eine Flasche Parfüm geschickt. Okay, dann also Bethany. Er hätte ihr eine Karte kaufen und ihr sagen können, welchen Preis auch immer der Kerl von Hannan and Murphy erziele, sie solle tausend Dollar mehr bieten. Er werde es ihr zuzüglich Zinsen zurückzahlen.

Nur hatte eine Wette keinen Sinn, wenn man betrügen musste, um sie zu gewinnen.

Ihm blieb nichts anderes übrig, als die Gebote dem Schicksal zu überlassen. Und gerade er wusste, dass das Schicksal nicht immer freundlich war, nicht einmal bei einem so albernen Ereignis wie diesem.

„Jetzt sind Sie an der Reihe, Cowboy.“

Travis drehte sich zu Peggy um. „Schön. Je eher wir es hinter uns bringen, desto besser.“

„Soll ich einen Blick aufs Publikum werfen und Ihnen berichten, welche Frau sich noch keinen Mann gekauft hat und den Eindruck macht, als wäre sie bereit, einen anständigen Preis für Sie zu zahlen?“

„Es ist unwichtig“, erwiderte Travis würdevoll.

Peggy lachte. „Gehen Sie beiseite. Genau hier ist ein kleiner Spalt …“ Sie drückte das Gesicht an die Wand. „Aha!“

„Was ist?“, fragte Travis, trotz seiner Absicht, sich uninteressiert zu geben.

„Im Saal sitzen zweifellos einige attraktive Frauen.“

Travis schickte ein stummes Dankeschön nach oben.

„Und andere sind so lala.“ Peggy seufzte.

„Na fein“, sagte er heldenhaft.

„Und … Oh, oh.“

Er erstarrte. „Was?“

„Genau in der Mitte sitzt eine Dame, die wahrscheinlich einen großartigen Charakter hat. Und die mit der Federboa am Tisch direkt dahinter wird Sie faszinieren.“

„So schlimm?“, fragte Travis niedergeschlagen.

„Und dann ist da noch die Blondine mit den blauen Augen, die gerade hereingekommen ist. Oh, ich hasse sie auf den ersten Blick! Wundervolles Haar. Wundervolles Gesicht. Wundervolle Figur. Denken Sie an meine Worte, Cowboy. Eine Frau, die so aussieht, hat wahrscheinlich den Verstand einer Kartoffel.“

Travis lachte. „Wie gehässig Sie sind!“

„Ich bin nur ehrlich. Wer mit so einem Aussehen beschenkt wird, bekommt als Ausgleich Leere zwischen den Ohren und ein heimtückisches Wesen. Deshalb tun Sie sich einen Gefallen, Cowboy. Treten Sie auf, und flirten Sie mit den attraktiven Frauen. Und vielleicht sogar mit der Dame am Tisch in der Mitte, wenn Sie großzügig sind.“ Peggy lächelte. „Vergessen Sie die ‚Eisprinzessin‘.“

Travis lächelte auch. Plötzlich kamen ihm alle seine Sorgen dumm vor. Und das verdankte er Peggy. Sie hatte ihm die Augen geöffnet. Er küsste ihr die Hand. „Danke, Sklavenaufseherin. Zum Teufel mit Pebble Beach und meinem Ruf!“

„Wie bitte?“

„Hat nichts zu sagen. Zu schade, dass Sie nicht dort draußen sind und bieten, Schatz. Ich würde mich geehrt fühlen, wenn ich für das Wochenende Ihnen gehören würde.“

Peggy wurde rot und entzog ihm die Hand. „Sie werden es sehr viel besser treffen.“ Der Hammerschlag ertönte, und die Gäste schrien und applaudierten. Peggy schob Travis sanft zur Bühne. „Los, schöner Mann, hauen Sie die Frauen um.“

Travis beschloss, genau das zu tun.

Die Arme hoch über dem Kopf, die Hände verschränkt und breit lächelnd, ging er wie ein Sieger auf die Bühne.

Das Publikum war begeistert.

Er lachte. Diese Auktion war für eine gute Sache und sollte ein Spaß sein. Wenn die Blödmänner in seiner Kanzlei etwas anderes daraus gemacht hatten, war das ihr Problem, nicht seins. Vielleicht wurde er für fünfhundert Dollar gekauft, und nicht von einer klasse aussehenden Frau. Na und? Sollten doch alle bei Sullivan, Cohen and Vittali auf seine Kosten lachen. Sollten sie doch ihre verrückten Wetten verlieren. Er würde mitmachen, sich amüsieren und sein Bestes tun, um Geld für Kinder zusammenzubringen, die es wirklich brauchten …

Oh, oh.

Travis’ Stimmung trübte sich ein bisschen. Er hatte die Dame am Tisch ganz vorn in der Mitte entdeckt. Na und?, dachte er wieder. Sie lächelte sehr nett. He, wahrscheinlich war sie nett. Während der Auktionator ihn vorstellte, lächelte Travis sie strahlend an.

„Höre ich fünfhundert Dollar?“, fragte der Auktionator.

„Tausend“, sagte die Dame mit dem großartigen Charakter.

Das Publikum jubelte. Travis zwinkerte ihr zu, sah an ihr vorbei … Und dachte einen Moment lang, ihm würde das Herz stehen bleiben.

Ganz hinten stand eine Frau. Zweifellos war sie diejenige, die zu spät gekommen war. Peggy hatte von blauen Augen, wundervollem Haar, wundervollem Gesicht und wundervoller Figur gesprochen. Alles richtig. Und völlig falsch, weil ihr die Beschreibung überhaupt nicht gerecht wurde. Sie war die schönste Frau, die Travis jemals gesehen hatte. Ihr Haar hatte die Farbe von reifem Weizen, ihre Augen waren unglaublich blau. Sie hatte eine gerade Nase und volle Lippen …

Oh, dieser Mund. Wie gemacht fürs Küssen. Travis ließ den Blick über ihren Körper gleiten. Sie trug ein schulterfreies, kurzes granatrotes Kleid, das ihre üppigen Brüste, die schmale Taille und die langen, schönen Beine betonte.

Travis wurde schwindlig. Er begehrte diese Frau. Noch nie hatte er ein so starkes Verlangen erlebt. Er wollte sie küssen und liebkosen und ihr die Kälte nehmen, die ihr anhaftete wie eine unsichtbare Eishülle. Sie erwiderte seinen Blick, und es war offensichtlich, dass es ihr völlig gleichgültig war, wie unverhohlen er sie taxierte.

Es war, als würde sie zu ihm sagen: Sieh mich so lange an, wie du willst, aber glaub nur nicht, du kannst haben, was du siehst.

Er spürte, wie sein Körper reagierte. Von der Versteigerung bekam er nichts mehr mit. Er stellte sich vor, wie er die Bühne verlassen, auf die Frau zugehen und sie wortlos aus dem Ballsaal führen würde, irgendwohin, wo sie allein sein würden. Wie er ihr dieses rote Kleid ausziehen und tief in sie eindringen würde, während sie die Beine um ihn legte …

O verdammt.

Vor Hunderten von Menschen zu stehen und dabei an so etwas zu denken, konnte einem Mann nur Demütigung einbringen. Hör auf damit, befahl sich Travis grimmig. Er riss den Blick von der Frau los und konzentrierte sich auf die Leute an den Tischen direkt vor der Bühne.

„Ich habe fünftausend“, rief der Auktionator. „Höre ich sechs?“

„Sechs“, sagte die Dame in der Mitte.

Travis lächelte sie verführerisch an. Sie kreischte. Er wandte dem Publikum den Rücken zu, sah über die Schulter und tat so, als würde er seine Smokingjacke ausziehen. Die Gäste im Saal schrien und klatschten begeistert.

„Sechstausendfünfhundert“, rief eine Brünette.

Travis drehte sich um und warf ihr eine Kusshand zu. Er brauchte die blonde Eisprinzessin nicht.

„Siebentausend“, sagte eine fantastische Rothaarige.

„He, ich bin mehr wert!“, schrie Travis.

Die Leute trampelten. Eine andere Rothaarige stand auf. „Siebentausendfünfhundert!“ Alle jubelten und applaudierten.

Der Mann von Hannan and Murphy hatte fünftausend erzielt. Travis lachte. „Ich bin noch mehr wert!“

„Achttausend“, sagte die Dame ganz vorn in der Mitte.

„Achttausendfünfhundert.“ Das war die Brünette.

„Neuntausend.“

Travis wollte noch einen Blick auf die Blondine werfen, bevor der Auktionator den Hammer niederfahren ließ. Nicht, dass es wichtig war. Wahrscheinlich hatte er ihr Aussehen maßlos überschätzt. Wenn sie näher gekommen wäre, hätte er ihre Makel bemerkt.

Welche Makel?

Sie war näher gekommen und stand fast vor der Bühne. Himmel, sie war nicht schön, sondern sensationell.

Und sie sah ihn an. Ihr Gesichtsausdruck war schwer zu deuten. Interessiert, das schon, aber auch … Als würde sie ihn abschätzen und unzulänglich finden.

Jetzt drehte sie sich um und ging zurück.

Travis ballte die Hände zu Fäusten. Für wen hielt sich die Frau? Bleib stehen!, dachte er wütend.

Sie ging schneller.

Er machte einen Schritt nach vorn. Zum Teufel mit der Versteigerung.

„Neuntausend“, rief der Auktionator, und die Leute klatschten begeistert. „Neuntausend zum Ersten, zum Zweiten …“

„Zehn“, schrie die Brünette.

Die blonde Frau blieb stehen. So ist’s recht, dreh dich um, und sieh mich an, dachte Travis.

Und sie tat es. Sie erwiderte seinen Blick, und einen atemlosen Moment lang hatte Travis das Gefühl, dass niemand sonst im Saal war, niemand sonst auf der Welt. Nur sie beide existierten. Die Blondine und er.

Ihre Augen wurden groß, und er wusste, dass es ihr ebenso wie ihm ergangen war. Er sah sie durchdringend an. Wenn sie es doch nur tun würde …

„An die Dame an Tisch drei, für zehntausend Dollar. Zum Ersten, zum …“

„Zwanzigtausend Dollar.“

Die Leute rangen nach Atem. Alle blickten die blondhaarige Frau an.

Der Auktionator beugte sich vor. „Würden Sie Ihr Gebot bitte wiederholen, Madam?“

Zitterte sie am ganzen Körper? Nein. Travis wusste, dass er sich geirrt haben musste, denn sie sprach kühl und beherrscht.

„Ich biete zwanzigtausend Dollar.“

Der Auktionator ließ den Hammer auf den Tisch krachen. „Verkauft an die Dame in Rot.“

Und die Leute im Ballsaal des Hotel Paradise wurden wild.

2. KAPITEL

Die Dame in Rot, dachte Alexandra Thorpe wie betäubt. Einen Moment lang glaubte sie, ihre Beine würden nachgeben. Sie war hierher gekommen, um sich einen Mann zu kaufen, und sie hatte es getan. Einen Mann namens Travis Baron.

Einen Frauenhelden namens Travis Baron, sagte eine innere Stimme kühl. Es stimmte. Nach seinem Aussehen und Benehmen zu urteilen, war er durch und durch ein Frauenheld.

Und jetzt besaß sie ihn.

Warum hatte sie nur so etwas Dummes gemacht? Weil Carls Worte wehgetan hatten? Na, wennschon. Sie war seit zwei Jahren geschieden und vermisste Carl nicht. Inzwischen wusste sie, dass sie ihn niemals wirklich geliebt hatte. Also warum sollte es sie noch immer quälen, was Carl sagte? Und der Rest ihres Plans war nicht nur dumm, sondern krank. Eine Frau konnte nicht einfach …

Travis Baron blickte sie an. Sie spürte es. Tu’s nicht, befahl sie sich und sah schließlich doch zur Bühne.

Er hatte sich nicht gerührt. Ein zufriedenes Lächeln umspielte seinen Mund. Diesen sinnlichen Mund, den sie fast auf ihrem spürte. Seine grünen Augen funkelten leidenschaftlich. Es kam ihr vor, als würde er ihr eine Mitteilung zukommen lassen: Ich bin ein Mann, du bist eine Frau, und wenn wir erst allein sind …

Alex geriet in Panik. Sie würde niemals mit dem Mann allein sein. Oder mit irgendeinem anderen. So viel hatte sie durch ihre Ehe gelernt. Die Lektion an diesem Abend zu vergessen war eine törichte Reaktion auf ein zufällig belauschtes Gespräch gewesen, das quälende Erinnerungen zurückgerufen hatte.

Was interessierte es sie denn, dass Carl seiner neuen Frau erzählt hatte, sie sei frigid? Sollte er doch sagen, was er wollte. Alex riss den Blick von Travis Baron los. Menschen drängten sich um sie und gratulierten ihr.

„Und was wollen Sie das ganze Wochenende mit diesem sexy Mann anfangen?“, fragte eine Frau anzüglich, und alle lachten schallend.

Alex wusste, dass es nur ein Scherz war. Die Versteigerung war eine rechtlich anerkannte Veranstaltung, deren Reinerlös wohltätigen Zwecken zugutekam. Die Siegerinnen gingen mit ihren Junggesellen essen, tanzen, Tennis oder Golf spielen.

Nur dass sie nichts davon mit ihm vorgehabt hatte.

Allein der Gedanke ließ Alex wieder in Panik geraten. Sie werde sich etwas ausdenken, sagte sie lächelnd und flüchtete.

„Mrs. Stuart?“

Alex ging weiter auf die Flügeltüren zu, die in die Hotelhalle führten.

„Mrs. Stuart.“

Jemand hielt sie am Arm zurück. „Nein.“ Alex riss sich los.

Eine grauhaarige Frau blickte sie verwirrt an. „Es tut mir leid. Ich wollte Sie nicht erschrecken.“

Alex rang sich ein weiteres Lächeln ab. „Mir tut es leid. Ich habe nicht …“

Die Frau hakte sie unter. „Wir sind uns schon begegnet, Mrs. Stuart. Erinnern Sie sich? Ich bin Barbara Rhodes. Unsere Ehemänner haben dem Ausschuss für Gewässerschutz angehört.“

„Mein Ex-Mann“, sagte Alex. „Und ich benutze meinen Mädchennamen. Ich bin jetzt Alexandra Thorpe.“

Mrs. Rhodes zuckte zusammen. „Ja, natürlich. Verzeihung. Ich hatte es vergessen.“

„Das macht nichts. Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden …“

„Oh, ich weiß, Sie möchten Ihren Kauf bezahlen.“

„Meinen Kauf.“ Alex spürte, dass sie rot wurde.

„Wir haben in der Hotelhalle einen Tisch aufgestellt.“ Mrs. Rhodes führte Alex zu den Flügeltüren. „Ich wollte Ihnen nur persönlich danken, dass Sie das Höchstgebot des Abends abgegeben haben.“

„Nicht nötig. Ich … helfe gern.“

„Wenn nur alle so denken würden. Aber sie tun es nicht, Miss Thorpe. Als Vorsitzende der Versteigerungen weiß ich, wie selten jemand so großzügig spendet.“

„Ja.“ Alex und Mrs. Rhodes gingen in die Halle. „Mir ist jedoch bekannt, was für eine hervorragende Arbeit in Ihrer Organisation geleistet wird.“

„Haben Sie schon entschieden, was Sie mit Ihrem Junggesellen machen werden?“

„Nein. Ich … bin nicht sicher, ob ich überhaupt Zeit mit ihm verbringen kann. Ich habe bereits andere Pläne für das Wochenende.“

„Oh, das ist schade.“

Autor

Sandra Marton
<p>Sandra Marton träumte schon immer davon, Autorin zu werden. Als junges Mädchen schrieb sie Gedichte, während ihres Literaturstudiums verfasste sie erste Kurzgeschichten. „Doch dann kam mir das Leben dazwischen“, erzählt sie. „Ich lernte diesen wundervollen Mann kennen. Wir heirateten, gründeten eine Familie und zogen aufs Land. Irgendwann begann ich, mich...
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