Heut schlaf ich nicht allein!

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Kaum hat Angela den Tanz mit dem attraktiven Dan absolviert, wird sie von allen Seiten gewarnt, ja die Fingervon ihm zu lassen. Dan sucht immer nur flüchtige Affären! Dass diese Auskünfte Angela noch viel stärker animieren, den heißen Flirt mit Dan fortzusetzen, ahnt keiner. Offensichtlich will er heute Nacht genau wie sie nur eins: lustvollen Sex. Die ansonsten so brave junge Witwe genießt jede Stunde in seinen Armen - das ganze Wochenende verlassen sie kaum das Bett. Eigentlich sollte dieses Abenteuer am Montagmorgen beendet sein, doch Angelas Sohn Jeremy macht ihnen einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Gerade als Dan das Haus verlassen will, kommt er heim und lädt ihn zum Frühstück ein...


  • Erscheinungstag 07.09.2019
  • ISBN / Artikelnummer 9783733727512
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Wie ist das nur möglich, dass ein Mann so gut aussieht?“ Angela Santini Jackson deutete auf einen Mann, der auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes stand.

Ihre Schwester, Marie Garvey, beugte sich zu ihr und flüsterte: „Er ist wirklich attraktiv, was?“

Das war eine Untertreibung. Der Mann war ungefähr einsneunzig groß und ausgesprochen muskulös. Seine Wangenknochen waren stark ausgeprägt, seine Augen hellgrün und glänzend, und sein Gesicht war gebräunt.

Angela fand, dass er auf einem Plakat hätte abgebildet sein können, mit der Unterschrift: „Lassen Sie Ihre Tochter nicht in die Nähe dieses Mannes.“ Unwillkürlich musste sie bei diesem Gedanken lächeln. Gerade in diesem Moment sah der Fremde in ihre Richtung, und ihre Blicke trafen sich. Es war Angela peinlich, dass er sie dabei erwischt hatte, wie sie ihn beobachtet hatte. Ihr wurde klar, dass sie nur zwei Möglichkeiten hatte: sich schnell abzuwenden und so zu tun, als wäre nichts gewesen, oder ihm direkt in die Augen zu sehen.

Sie entschied sich dafür, nicht zurückzuweichen. Immerhin war dies ein freies Land. Eine Frau hatte doch das Recht, anzusehen, wen sie wollte, oder?

Eine oder zwei Minuten vergingen. Sie beobachteten einander schweigend. Um sie herum gingen Leute hin und her. Sie befanden sich im Hinterzimmer des Restaurants Bayside Crab Shack. Das Dinner am Vorabend der Hochzeit von Angelas jüngster Schwester war fast vorüber, und nun hatten das Brautpaar und die Gäste Zeit, sich zu unterhalten. Angela hörte Gesprächsfetzen, ohne wirklich etwas wahrzunehmen. Sie wusste, dass ihre Schwester Marie mit ihr redete, aber auch deren Stimme war eher ein störendes Hintergrundgeräusch für sie.

Alles, was sie sah, war dieser Mann. Seine Augen. Die Art, wie er mittendrin stand und doch von der Menge getrennt zu sein schien. Es war, als befände er sich in seiner eigenen Welt und würde sie, Angela, mit hineinziehen.

Sie bewegte sich unruhig auf ihrem Stuhl, kämpfte gegen das warme und seltsame Gefühl in ihrem Inneren an und war immer noch unfähig, sich abzuwenden.

Es kam ihr vor wie eine Szene aus einem dieser alten Filme, in denen Held und Heldin sich durch einen mit Menschen gefüllten Raum hindurch Blicke zuwerfen und der Rest der Welt unscharf wird, weil der Regisseur sich nur auf die Stars konzentriert.

Bei diesem absurden Gedanken zerbrach endlich der Zauber, in dessen Bann sie sich befunden hatte. Sie lächelte unwillkürlich, und als sie das tat, lächelte der Mann ebenfalls und hob seine Bierflasche in einem stillen Gruß, als wollte er damit ihren Augenflirt beenden.

Angela schluckte und nickte ihm zu. Sie hoffte, dass diese Geste gelassen und kühl wirkte. Als sie sah, dass er sich abwandte, drehte sie sich wieder zu ihrer Schwester um, die inzwischen dazu übergegangen war, sie mit dem Ellbogen zu stoßen. „Was tust du denn da?“, fragte sie.

„Komisch, das wollte ich dich auch gerade fragen.“ Marie blickte zu dem hochgewachsenen Mann hinüber, der jetzt mit Ginas Verlobtem Nick redete.

„Was meinst du damit?“ Angela nahm eine Platzkarte und fächelte sich damit Luft zu. Sie fühlte sich immer noch erhitzt.

„Was genau habt ihr beide, du und Mr. Wonderful, da drüben, gerade getan?“

Angela legte die Karte wieder weg und richtete sich kerzengerade auf. „Wir haben gar nichts getan“, behauptete sie, obwohl sie das selbst nicht vollkommen glaubte. Für ein paar Sekunden hatten sie sich sehr intensiv angesehen, und da hatte sie das Gefühl gehabt, als wäre etwas wie … Elektrizität zwischen ihnen. Himmel, dachte sie und griff nach ihrem Weinglas. Sie trank einen Schluck und hoffte, dass die kalte Flüssigkeit gegen die Hitze in ihrem Inneren helfen würde.

„Für mich sah das anders aus“, murmelte Marie.

„Dann hast du etwas Falsches gesehen.“ Um das Thema zu wechseln, deutete Angela auf ihre jüngste Schwester. „Sieh sie dir nur an. Sie glüht ja geradezu.“

Gina Santini lächelte dem Mann zu, der am nächsten Tag ihr Ehemann werden würde, und Nick Paretti beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie.

„Sie ist glücklich“, stellte Marie fest.

„Ich hoffe, das bleibt sie“, flüsterte Angela. Dann sagte sie lauter: „Trotzdem ist es kaum zu fassen, dass Gina heiratet. Es ging alles so schnell.“

„Vielleicht ist es ansteckend.“ Marie hob ihre linke Hand und betrachtete ihren weißgoldenen Ehering. „Erst ich, dann Gina, dann …“ Sie sah ihre Schwester an.

„Oh nein.“ Angela hob beide Hände und kreuzte die Zeigefinger, als wollte sie einen Vampir abwehren. „Das habe ich schon hinter mir.“

Marie stöhnte. „Um Himmels willen, Angela, bloß weil du beim ersten Mal den Falschen erwischt hast, heißt das doch nicht, dass du immer Pech haben musst.“

„Vielen Dank für diesen Rat.“ Angela nickte ihr zu. „Aber wenn es dir nichts ausmacht, halte ich mich in Zukunft lieber von solchen Entscheidungen fern.“

Es war nicht das erste Mal, dass sie ein derartiges Gespräch führten, und Angela hatte heute Abend keinerlei Interesse daran. Wenn ihre Schwestern heiraten wollten, wünschte sie ihnen Glück und hoffte aufrichtig, dass ihre Ehen besser verlaufen würden, als es bei ihrer eigenen gewesen war.

Erinnerungen stiegen in ihr auf, und Angela schob sie schnell in die dunkle Ecke zurück, in der sie sich gewöhnlich befanden. Dies war nicht die richtige Zeit, um an den Schmerz und das Unglück zu denken, aus denen ihre Ehe bestanden hatte. Heute Abend wünschte sie sich, dass Gina genauso glücklich werden würde wie Marie es war.

Plötzlich erklang ein vertrautes Lied. „Ich liebe diesen Song“, sagte Marie. „Ich schätze, ich werde meinen Ehemann suchen und ihn zwingen, mit mir zu tanzen.“

Angela blieb allein zurück und trank ihren Wein. Es waren Momente wie dieser, in denen es ihr am meisten ausmachte, ein Single zu sein. Überall um sie herum waren Paare, die sich unterhielten, tanzten oder lachten. Sogar ihr achtjähriger Sohn Jeremy redete mit dem einzigen anderen Kind im Raum, einem kleinen Mädchen, das er normalerweise wie die Pest gemieden hätte.

Sie beobachtete ihn lächelnd. Das einzig Gute, das aus ihrer Ehe mit Bill Jackson entstanden war, war dieser Junge. Und nur seinetwegen wäre sie bereit gewesen, all das noch mal durchzumachen.

„Wem mag wohl dieses Lächeln gelten?“, fragte eine tiefe Stimme neben ihr.

Angela zuckte zusammen und blickte dann in die grünen Augen, die ihr inzwischen schon irgendwie vertraut waren. Aber es war eine Sache, diesen Mann aus sicherer Entfernung anzustarren, und eine ganz andere, wenn er so dicht neben ihr stand, dass sie sein Rasierwasser wahrnehmen konnte.

Und er roch wirklich gut.

Sie räusperte sich, richtete sich ganz gerade auf und hoffte, dass dieser Mann ihre Gedanken nicht lesen konnte. „Meinem Sohn.“ Sie deutete auf den Jungen, der dem offensichtlich gelangweilten Mädchen anscheinend gerade erklärte, wie man beim Baseball einen Ball traf.

„Ein netter Junge.“

„Danke.“ Angela stand auf, da sie nicht dauernd zu dem Mann hochblicken wollte. Als sie stand, merkte sie, dass sie auch jetzt noch den Kopf ein wenig zurücklegen musste, um ihn anzusehen.

„Sie sind Angela, oder?“, fragte er und lächelte wieder.

Sie nickte, und etwas in ihrem Inneren zog sich zusammen. Er wusste ihren Namen. Woher? Wen hatte er nach ihr gefragt?

„Ich bin Dan Mahoney.“

„Hi.“ Sie ärgerte sich über ihre wenig geistreiche Antwort.

„Ich arbeite mit Nick zusammen“, fuhr Dan fort.

„Dann sind Sie also auch ein Marine.“

Er lächelte wieder, und erneut zog sich etwas in ihr zusammen. „Ist das nicht jeder?“, fragte er.

„In diesem Raum ist das so ziemlich jeder“, räumte sie ein.

Natürlich war das zu erwarten, wenn der Bräutigam ein Gunnery Sergeant war. Sogar Nicks Brüder Sam und John, die für die Feier hierher geflogen waren, waren Marines. Und Nicks Vater war ein Ex-Marine, falls es sowas überhaupt gab. Angela bezweifelte das, da die meisten dieser Männer es bis tief in ihr Inneres zu sein schienen.

Sie warf einen Blick zu den Paretti-Männern hinüber, da sie gerade an sie gedacht hatte. Drei Brüder mit kohlrabenschwarzem Haar, blauen Augen und mehr Muskeln, als Männer eigentlich haben durften. Kein einziger von ihnen löste etwas in ihr aus.

„Angela?“ Dan zog ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich. Er stand ziemlich nahe bei ihr, und sie reagierte auf geradezu unheimliche Weise auf ihn, ganz im Gegensatz zu ihrer Gleichgültigkeit den anderen gegenüber.

„Möchten Sie tanzen?“, fragte er.

„Tanzen?“

„Ja.“ Er lächelte. „Sie wissen schon: sich in einem bestimmten Rhythmus durch den Raum bewegen.“

Warum benahm sie sich bloß so idiotisch? Lieber Himmel, hatte sie sich in letzter Zeit so sehr abgeschirmt, dass ein Gespräch mit einem attraktiven Mann sie jetzt richtig lähmen konnte?

Anscheinend ja. Sie schluckte hart. Dann atmete sie tief durch und sagte: „Ja, sehr gern.“

„Gut.“ Er nahm ihre Hand und ging mit ihr zu der kleinen Tanzfläche hinüber.

Angela konzentrierte sich auf seine Hand. Es war überraschend aufregend, diese Hand an ihrer zu spüren, Haut an Haut, warme, starke Finger an ihren eigenen. Ihr war nicht klar gewesen, wie ausgehungert nach einer einfachen Berührung sie gewesen war. Und nun verlangten andere Regionen ihres Körpers ebenfalls ein bisschen Aufmerksamkeit, wie sie zu ihrer Überraschung feststellte.

Zwischen den anderen Paaren nahm Dan sie in die Arme und begann, sich zu der Musik mit ihr hin und her zu wiegen. Er hielt ihre rechte Hand in seiner linken, dicht an seiner Brust. Sie spürte seinen Herzschlag unter ihrer Hand, und dieser gleichmäßige Rhythmus beruhigte und erregte sie gleichzeitig. Es ist zu lange her, dachte sie, während sie anfing, sich zu entspannen und seiner Führung zu folgen. Zu viel Zeit war vergangen, seit sie mit jemand anderem als Jeremy getanzt hatte. Zu viel Zeit, seit ein starker männlicher Arm ihre Taille umschlungen hatte, seit sie den Körper eines Mannes an ihrem gespürt hatte.

„Sie sind eine gute Tänzerin“, sagte er, und sein Atem streifte ihr Ohr. Sie erschauerte.

„Danke.“ Sie legte den Kopf ein bisschen zurück, weil sie einfach zu dicht bei ihm war. „Sie sind ein guter Lügner.“

Er lachte. „Okay, keiner von uns ist Fred Astaire.“

Nein, diese langsamen Bewegungen im Kreis konnte man wohl kaum als großartiges Tanzen bezeichnen, aber das war Angela egal. Es war mehr, als sie seit Jahren erlebt hatte. „Es spielt keine Rolle“, meinte sie. „Es ist nett.“

„Ja.“ Dan strich mit der rechten Hand über ihren Rücken. „Das ist es.“

Angela erschauerte, schloss die Augen und genoss die Gefühle, die Dan in ihr auslöste. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, die letzten drei Jahre wie eine Nonne zu leben. Offenbar hatte es dazu geführt, dass sie nun überreagierte.

„Sie sind eine schöne Frau“, sagte Dan.

Sie öffnete die Augen und sah in seine. Falls das sein üblicher Spruch war, war es ein ziemlich guter. Aber sie durfte ihn nicht wissen lassen, dass sie drauf und dran war, darauf hereinzufallen. „Und wie ich schon sagte, sind Sie ein guter Lügner.“

„Dieses Mal nicht, Lady“, flüsterte er.

Wieder zog sich etwas in ihr zusammen, und ihr Mund wurde trocken.

Etwas geschah hier. Etwas Spannendes, Aufregendes. Die ruhige, vernünftige Seite von Angela, die dafür gesorgt hatte, dass sie sich drei Jahre lang versteckt hatte, riet ihr, wegzulaufen. Möglichst schnell und möglichst weit. Die andere Seite in ihr dagegen drängte sie, näher an Dan heranzurücken und jeden Moment dieses Erlebnisses zu genießen.

„Darf ich Ihnen meine Schwester für eine Minute entführen?“

Sie drehten sich beide um, und Angela zog es kurz in Erwägung, ihrer kleinen Schwester zu sagen, sie solle verschwinden. Aber etwas in Ginas Augen hielt sie zurück.

Also löste sie sich stattdessen aus Dan Mahoneys Umarmung und sagte: „Danke für diesen Tanz.“

„Es war mir ein Vergnügen, Ma’am.“ Er zwinkerte ihr zu, bevor er auf eine Ansammlung anderer Marines zuging.

Angela seufzte über diese verlorene Gelegenheit und wandte sich ihrer Schwester zu. „Okay, was ist los?“

„Noch nichts, hoffe ich“, murmelte Gina und blickte zu Dan hinüber.

„Wovon redest du?“ Keine Frage, sie liebte ihre Schwester, aber …

„Halt dich von diesem Kerl fern!“, platzte Gina heraus.

„Wie bitte?“ Angela sah ihre Schwester ungläubig an.

„Komm“, murmelte Gina, griff nach Angelas Arm und zog sie durch den Raum hindurch auf die offene Doppeltür zu, die auf die Terrasse hinausführte.

Eine kühle Brise kam vom Ozean, und das war in einer Ansammlung von so vielen Leuten angenehm. Angela trat nach draußen, blickte zum Sternenhimmel hinauf, atmete tief ein und sah dann Gina an. „Ich hoffe, was du mir mitzuteilen hast, hat Hand und Fuß.“

„Nick meint, du solltest dich besser von ihm fern halten.“

„Na, wenn Nick das meint …“ Angela hob die Hände. „Ja, sicher. Warum hast du das nicht gleich gesagt?“

„Angie, Nick hat mir erklärt, Dan sei zwar ein netter Kerl, aber der Typ von Mann, der Frauen immer nur für einen One-Night-Stand sucht.“ Gina schüttelte den Kopf. „Das ist doch nun wirklich nicht der Richtige für dich.“

Es war schon erstaunlich. Ihre jüngere Schwester erteilte ihr einen Ratschlag, was Männer anging. Allerdings musste Angela zugeben, dass Gina wahrscheinlich wusste, wovon sie redete. Immerhin war sie selbst auch schon zu dem Schluss gekommen, dass Dan Mahoney gute Sprüche auf Lager hatte. Aber ob sie darauf einging oder nicht, sollte doch wohl ihre eigene Sache sein.

„Wieso lasst ihr mich nicht selbst entscheiden, wer mein Typ ist?“

Gina schob sich das Haar aus dem Gesicht und zuckte zusammen, als wüsste sie, dass sie ins Fettnäpfchen getreten war. Sie bemühte sich, die Situation noch zu retten. „Niemand sagt dir, was du zu tun hast.“

„Doch, du“, erinnerte Angela sie. „Du hast gesagt: ‚Halt dich von dem Kerl fern.‘“

„Okay, ich habe das falsch ausgedrückt, aber ich wollte nur, dass du vorsichtig bist.“

Vorsichtig? Angela hatte lange Zeit keinerlei Verabredungen gehabt. Tatsächlich hatte sie in den letzten Jahren kaum jemals mit einem Mann gesprochen. Konnte überhaupt jemand vorsichtiger sein? Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit hatte sie mit einem attraktiven Mann getanzt, der Empfindungen in ihr wachgerufen hatte, an deren Vorhandensein sie sich nur noch vage erinnerte, und was geschah? Ihre Schwester drehte durch, so als sei Angela eine Jungfrau, die auf einem Altar geopfert werden sollte.

Lieber Himmel! Wenn sie sich wünschte, etwas Waghalsiges zu tun, etwas für sie Untypisches, etwas Gefährliches … war sie dann nicht alt genug, das selbst zu entscheiden?

„Gina …“

„Angela“, unterbrach ihre Schwester sie. „Wir alle wünschen dir seit Jahren, dass du dich wieder mit einem Mann verabredest. Ich will nur nicht, dass du gleich beim ersten Mal in ernste Schwierigkeiten gerätst.“

Sie wirkte so besorgt, dass Angelas Ärger sich verflüchtigte. Sie umarmte Gina herzlich. Dann schob sie sie zurück und sagte: „Okay, ich schwöre, dass ich um Hilfe rufen werde, wenn ich am Ertrinken bin. Genügt dir das?“

Ertrinken, dachte sie. Was für ein Bild! Im Moment erschien es ihr allerdings sehr verlockend, in sich den Tiefen von Dan Mahoneys grünen Augen zu verlieren.

2. KAPITEL

„Wir sollten uns mal treffen“, meinte Sam Paretti. „Der Bruder des Bräutigams, die Schwester der Braut … Finden Sie das nicht perfekt?“

Angela blickte zu ihm auf und grinste. Sie konnte nicht anders. Nachdem sie Nicks Brüder Sam und John kennengelernt hatte, musste sie sich eingestehen, dass die Paretti-Männer nicht nur großartig aussahen, sondern auch charmant waren. Sie waren wirklich sympathische Männer.

„Es ist tatsächlich perfekt“, erwiderte sie. „Fast wie etwas aus einem Liebesroman.“

„Na, sehen Sie.“ Sam blickte zu Braut und Bräutigam hinüber. „Sie sehen glücklich aus, nicht?“

„Ja, das stimmt.“ Sie beobachtete, wie ihre kleine Schwester mit ihrem frischgebackenen Ehemann tanzte. Das Brautkleid umhüllte sie wie eine Wolke aus Spitzen und Tüll, und ihr Lächeln schien strahlend genug, um den ganzen Raum aufzuhellen. Und der Bräutigam war äußerst attraktiv in seiner blauen Gala-Uniform. Zusammen gaben sie ein Bild ab, das beinahe etwas Märchenhaftes an sich hatte.

Angela spürte einen scharfen Schmerz in ihrem Herzen. Im Gesichtsausdruck der beiden lag so viel Hoffnung, so viel Liebe. Sie betete insgeheim, dass Gina und Nick immer so glücklich bleiben würden, wie sie es jetzt waren.

Eine bekannte Melodie kam aus der Stereoanlage, die auf der Bühne der Halle stand. Der Raum war mit rosafarbenen und weißen Ballons dekoriert, und auf jedem Tisch standen Körbchen mit frischen Blumen. Der Partyservice hatte das Dinner serviert, und jetzt war es Zeit, das Fest zur Feier von Ginas und Nicks Heirat zu genießen.

Angela musste daran denken, wie schnell sich alles veränderte. Noch vor wenigen Monaten hatten sämtliche Santini-Frauen zu Hause gewohnt. Jetzt waren dort nur noch ihre Mutter, Angela und Jeremy übrig.

Ihre Schwestern waren verheiratet.

Marie mit Davis.

Gina mit Nick.

Angela dagegen … Sie trank einen Schluck Champagner und wandte sich von dem glücklichen Paar ab. Es bestand ja kein Anlass, sich selbst zu quälen, oder? Außerdem war es nicht so, als hätte sie sich einen Mann gewünscht. Sie wollte nicht noch einmal eine unglückliche Beziehung durchstehen. Allerdings würde sie auch nicht als einsame alte Frau enden wollen, die mit ihren Katzen redet und ihren einzigen Sohn drängt, die Enkelkinder öfter zu ihr zu bringen.

Trink ruhig noch mehr Champagner, verspottete sie sich insgeheim. Das scheint deine Stimmung wirklich zu verbessern.

„Also“, zog Sam ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich, „was halten Sie davon, mit einem einsamen Marine zu tanzen?“

Einsam? Sie hatte nicht das Gefühl, dass Sam Paretti auch nur einen Tag in seinem Leben einsam gewesen war.

„Sicher“, sagte sie. „Ich …“

„Tut mir leid, Kamerad“, erklang eine tiefe Stimme hinter Angela. „Sie hat diesen Tanz schon mir versprochen.“

Angelas Kehle zog sich zusammen, und ihr Herz machte einen kleinen Hüpfer.

„Stimmt das?“ Sam sah sie an.

Sie räusperte sich und schluckte hart. „Macht es Ihnen etwas aus?“

Die beiden Männer starrten einander eine Weile an. Schließlich gab Sam nach. „Wir sehen uns später, Angela.“

„Danke“, sagte sie, als er sich umdrehte, in der Menge verschwand und sie mit dem Mann allein ließ, nach dem sie schon den ganzen Tag Ausschau gehalten hatte.

„Ich habe Sie gesucht“, flüsterte er in einem rauen Ton, der ihr einen Schauer über den Rücken jagte.

Aufregung erfasste sie, als sie sich zu Dan umdrehte. Seit dem unterbrochenen Tanz gestern Abend waren sie beide so beschäftigt gewesen, dass sie nicht mehr miteinander hatten reden können. In Angelas Träumen hatten sie allerdings wesentlich mehr getan als nur geredet, aber da Dan das nicht wusste, zählte es wahrscheinlich nicht.

„War ich so schwer zu finden?“, fragte sie.

„Nicht für mich.“ Er legte eine Hand an die Wand über ihrem Kopf und beugte sich vor. „Ich war früher bei einer Einheit, die darauf spezialisiert war, irgendwo reinzugehen, Leute aufzuspüren und rauszuholen.“

Er rückte noch ein wenig näher an sie heran, und Angela hätte schwören können, dass sein warmer Atem ihre Wange berührte. Aber vielleicht war es auch nur ihr eigenes heißes Blut, das ihr ins Gesicht stieg.

„Sie sollten wissen, dass man mich vor Ihnen gewarnt hat.“ Angela sah in die grünen Augen, von denen sie die ganze letzte Nacht geträumt hatte.

„Vor mir?“ Dan lächelte auf eine Art und Weise, die garantiert jeden Widerstand dahinschmelzen ließ. „Ich bin harmlos, Lady.“

Das war ungefähr so glaubhaft wie die Behauptung, Schokolade enthielte keine Kalorien, wenn man sie nur um Mitternacht aß. Angela trank noch einen Schluck Champagner und erinnerte sich dann daran, dass ihr etwas ganz Bestimmtes durch den Kopf gegangen war. Sie wollte nichts Harmloses, sondern etwas Gefährliches.

Und wenn es nur für eine Nacht war.

Tatsächlich war Ginas Warnung für sie sogar der ausschlaggebende Faktor gewesen. Das Bewusstsein, dass Dan an nichts weiter als einer flüchtigen Beziehung für eine Nacht interessiert war, machte alles so einfach. Sie konnte eine Nacht voller Magie erleben nach der langen Enthaltsamkeit, und es würde keine Folgen haben. Na ja, vielleicht abgesehen von den Schuldgefühlen, die sie jetzt schon verspürte. Also ehrlich, wer hätte gedacht, dass es einer achtundzwanzig Jahre alten Witwe so schwer fallen würde, einen Mann zu verführen? Sie trank noch einen Schluck Champagner. Dann erinnerte sie sich daran, dass sie ja nur entspannter werden wollte, nicht bewusstlos. Aber wer konnte es ihr übel nehmen, wenn sie versuchte, sich ein bisschen Mut anzutrinken? Immerhin war es ja nicht so, als würde sie so etwas jeden Tag tun.

„Harmlos, ja?“ Sie lächelte auf eine Weise, von der sie hoffte, dass sie sexy wirkte. Es war so lange her, dass sie sich ihrer Wirkung auf einen Mann nicht sicher sein konnte. „Das ist nicht das, was ich gehört habe.“

„Wer hat denn da über mich geredet?“

Was für ein Lächeln! Man hätte es als tödliche Waffe einstufen können. Es stellte erstaunliche Dinge mit den Gefühlen einer Frau an.

„Wer hat das nicht getan?“, fragte sie lächelnd.

„Und Sie glauben immer, was Sie hören?“ Er ließ seinen Blick auf langsame, aber gründliche Weise über ihren Körper schweifen.

Angela dachte, dass er sogar noch besser war, als sie bisher geglaubt hatte. Ihre Haut prickelte, und Regionen ihres Körpers, die sie für eingefroren gehalten hatte, erwachten auf einmal wieder zum Leben. Es ging so schnell, dass sie kaum mitkam. Um sich ein bisschen zu beruhigen, sah sie sich im Raum um. Sie musste unbedingt irgendwo anders hinsehen als in Dans grüne Auge.

Sie betrachtete die Gesichter um sich herum, sowohl die vertrauten als auch die fremden. Dutzende von Marines waren hier, und sie musste zugeben, dass Männer in blauen Uniformen etwas an sich hatten. Eigentlich war es ein unfairer Vorteil. Keine Frau mit Gefühl hätte da widerstehen können, und schon gar keine, die drei Jahre lang enthaltsam gelebt hatte.

Und die Wahrheit sah so aus, dass Angela auch gar nicht widerstehen wollte. Sie hatte sich entschieden, sobald ihre Schwester Gina ihr erzählt hatte, dass Dan in der Militärbasis als unschlagbar galt, wenn es um ein Abenteuer für eine einzige Nacht ging. Ganz bestimmt würde sie jetzt keinen Rückzieher mehr machen.

„Wollen wir unseren Tanz nun beenden?“, unterbrach Dan ihre Gedanken.

Angela atmete tief durch und drehte sich zu ihm um.

„Für den Anfang“, sagte sie tapfer und beobachtete, wie ein Ausdruck von Begierde in seinen Augen auftauchte. Dann stellte sie ihr Champagnerglas auf dem nächsten Tisch ab. Dan nahm ihre Hand und führte sie durch die Menge. Angela musterte währenddessen seinen breiten Rücken, seine schmalen Hüften und die langen Beine. Ein Gefühl von Vorfreude stieg in ihr auf, und sie spürte ihr Herz heftig klopfen.

Autor

Maureen Child
<p>Da Maureen Child Zeit ihres Lebens in Südkalifornien gelebt hat, fällt es ihr schwer zu glauben, dass es tatsächlich Herbst und Winter gibt. Seit dem Erscheinen ihres ersten Buches hat sie 40 weitere Liebesromane veröffentlicht und findet das Schreiben jeder neuen Romance genauso aufregend wie beim ersten Mal. Ihre liebste...
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