Historical Lords & Ladies Band 50

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EIN GEFÄHRLICHER CHARMEUR von CORNICK, NICOLA
Deborah Stratton braucht dringend einen Mann! Natürlich nicht für ein verruchtes Stelldichein, sondern als Scheinverlobten, um eine Zwangsehe zu verhindern. Leider meldet sich auf ihre anonyme Anzeige ausgerechnet Lord Richard Kestrel: Charmant, verwegen - und gefährlich attraktiv. Ritterlich bietet er ihr seine Hilfe an … aber Deborah muss befürchten, dass sie nur zu einer leidenschaftlichen Nacht verführen will!

AUF EWIG - IHRE POLLY von CORNICK, NICOLA
Mit dem Marquess of Hedingham durchbrennen? Das könnte Polly ihren Eltern niemals antun. Dennoch hört sie nie auf, sich nach ihm zu verzehren. Mitansehen zu müssen, wie der Marquess sich zu einem berüchtigten Lebemann entwickelt, schmerzt sie deshalb umso mehr. Und plötzlich macht er ihr erneut Avancen! Zu gern würde Polly sich ihm hingeben - doch kann sie einem mittlerweile stadtbekannten Herzensbrecher vertrauen?


  • Erscheinungstag 10.07.2015
  • Bandnummer 0050
  • ISBN / Artikelnummer 9783733761295
  • Seitenanzahl 352
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Nicola Cornick

HISTORICAL LORDS & LADIES BAND 50

2 Romane von NICOLA CORNICK

Ein gefährlicher Charmeur

Lady Incognita? Richard durchschaut die Anzeige sofort. Die Frau, die ihrer Familie einen Verlobten präsentieren muss, ist Deborah Stratton, die er schon seit Jahren heimlich verehrt. Nun scheint seine Chance gekommen, der betörenden Schönen zu zeigen, dass er der Richtige für sie ist! Leider ahnt Richard nicht, dass er sie dadurch in große Gefahr bringt …

Auf ewig – Ihre Polly

Schon einmal hat der Marquess of Hedingham seine geliebte Polly gebeten, mit ihm davonzulaufen. Damals hat sie es nicht gewagt. Nun sieht er sie wieder – und ein leidenschaftlicher Kuss löscht alle Erinnerungen an die entbehrungsreichen Jahre ohne sie aus … Doch so sehr er sich auch bemüht, Polly scheint ihm nicht zu vertrauen! Hat er sie endgültig verloren?

1. KAPITEL

September 1803

Ärgerlich warf Deborah den Brief ihres Vaters auf die heruntergeklappte Platte ihres Sekretärs. Obwohl sie den Inhalt inzwischen fast auswendig wusste, hatte sie das Schreiben zum dritten Mal gelesen, und dabei war ihr erneut schmerzlich klar geworden, dass sie das Spiel zu weit getrieben hatte.

Der Ton, in dem Lord Walton den Brief verfasst hatte, war zwar durchaus liebenswürdig, doch die Botschaft, die er enthielt, hatte sie in große Verlegenheit gestürzt. Die Freude über ihre Verlobung, die der Vater darin zum Ausdruck brachte, wurde bereits im nächsten Satz Lügen gestraft.

Der Verlobte, schrieb der Vater, befleißige sich einer gewissen Saumseligkeit hinsichtlich der Einholung seiner Erlaubnis. Bei diesen Worten war Deborah zusammengezuckt, denn sie entsprachen nur zu genau der Wahrheit. Ihr zukünftiger Bräutigam hatte sich in dieser Hinsicht tatsächlich eine Nachlässigkeit zuschulden kommen lassen.

Die bevorstehende Hochzeit Deines Bruders, fuhr Lord Walton fort, erscheint mir deshalb als die ideale Gelegenheit, den Gentleman in Deine Familie einzuführen, sodass er sich meiner Zustimmung zu Eurer Eheschließung versichern kann, wenn auch verspätet …

Deborah seufzte, denn sie konnte natürlich nicht umhin zuzugeben, dass es in der Tat die perfekte Gelegenheit wäre, gäbe es da nicht dieses einzige kleine Problem. Die Vorstellung ihres Bräutigams konnte weder heute noch zu der Hochzeitsfeier stattfinden, da ihr Verlobter nur ein Produkt ihrer Fantasie war. Sie hatte ihn einzig und allein zu dem Zweck erfunden, ihren Vater künftighin davon abzuhalten, sich in ihre Angelegenheiten einzumischen.

Seit Längerem hatte Lord Walton seine jüngere Tochter dazu gedrängt, für einige Zeit in ihr Elternhaus nach Bath zurückzukehren. Die diesbezüglichen Briefe waren in letzter Zeit eindringlicher geworden. Immer wieder wies er darauf hin, dass es für eine junge Witwe wie Deborah unschicklich sei, allein mit nur einer weiblichen Begleitung zu leben. Viel besser wäre es deshalb für sie, nach Hause zu kommen, zumal das auch noch die Ausgaben für ihren Haushalt ersparen würde.

Es war eine Forderung, die der Vater sehr leicht mit der simplen Maßnahme durchsetzen konnte, die Unterhaltszahlung für sie einzustellen. Deborah wusste das nur zu genau und hatte ihm deshalb in ihrer Verzweiflung mitgeteilt, sie habe sich kürzlich mit einem Gentleman aus Suffolk verlobt und wolle deshalb in Midwinter bleiben. Der Brief, der jetzt vor ihr lag, war die Antwort darauf.

Er schloss mit den Worten: Wir freuen uns darauf, Euch beide in zwei Monaten auf Guys Hochzeit begrüßen zu können.

Deborah lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Wie Mrs Aintree vorausgesagt hatte, war ihre List nach hinten losgegangen. Sie selbst hatte sich in diese missliche Lage gebracht und musste nun sehen, wie sie wieder herauskam.

Ärgerlich erhob sie sich und ging in das Frühstückszimmer, wo ihre ehemalige Gouvernante Mrs Aintree, eine äußerst praktisch veranlagte Dame unbestimmten Alters, immer noch am Tisch saß und die Lokalzeitung las. Deborahs impulsiver Charakter war ihr hinreichend bekannt, ebenso wie die Tatsache, dass ihre Warnungen manchmal beachtet wurden und manchmal auch nicht. Das hier war ein Fall der letzteren Art.

Mit milder Belustigung betrachtete sie Deborahs zornige Miene. „Ich nehme an, die Antwort deines Vaters entspricht nicht deinen Erwartungen?“

„Allerdings.“ Deborah ließ sich auf ihren Stuhl fallen und goss sich eine Tasse Schokolade ein.

„Ich hatte gehofft, Papa würde sich freuen, mich sicher verlobt zu wissen, und deshalb meinem Verbleib in Midwinter zustimmen. Stattdessen verlangt er, dass ich mit meinem Bräutigam zu Guys Hochzeit komme.“

Mrs Aintree murmelte etwas, das sich anhörte wie „Ich habe es dir vorausgesagt …“.

„Ja, ja, ich weiß, Clarrie, aber ich habe gedacht … Ach, ich bin ja so erbost!“

„Über dich?“, erkundigte sich Mrs Aintree ein wenig hinterhältig.

Deborah musterte sie ärgerlich. „Ja! Und über Olivia. Warum musste sie Papa sagen, dass ich in einer gefährlichen Gegend wohne.“

„Aber das stimmt doch“, erwiderte Mrs Aintree sachlich.

„Ja, allerdings wäre er nie auf den Gedanken gekommen, mich nach Hause zu holen, wenn sie es ihm nicht geschrieben hätte.“

Mrs Aintree kaute ihren gebutterten Toast langsam und sorgfältig und sagte dann: „Dein Vater ist nicht dumm, Deborah. Ich bin sicher, er kennt die Gefahr einer französischen Invasion in Suffolk.“

Deborah nickte resigniert, denn sie war sich bewusst, dass sie die Schuld nicht auf Olivia Marney, ihre ältere Schwester, schieben konnte.

Nichtsdestoweniger fuhr sie fort: „Ja, aber sie hat ihm auch noch erzählt, dass der Schmuggel hier blüht und dass es in der Nachbarschaft Spione geben soll und wer weiß, was noch alles. Sie hat ihm tausend Gründe geliefert, um mich nach Hause zurückzuholen.“ Einen Augenblick lang schwieg sie und fügte dann leise hinzu: „Wenn ich sie nicht besser kennen würde, könnte man meinen, sie habe es mit Absicht getan.“

„Das ist deiner nicht würdig.“ Tadelnd schüttelte Mrs Aintree den Kopf. „Du weißt, dass deine Schwester so etwas nie tun würde. Sie hat niemals versucht, dich loszuwerden, trotz des Geschwätzes der Leute über deinen Flirt mit ihrem Mann.“

Eine leichte Röte stieg Deborah in die Wangen. „Ich flirte nicht mit Ross“, erklärte sie ein wenig zu entschieden. „Wir sind uns einfach ähnlich und genießen die Gesellschaft des anderen. Ich wäre auch froh, wenn die beiden ihre Streitigkeiten beilegen würden, denn es ist wahrlich kein Vergnügen, ihr Gezänk mit anzuhören.“

„Nun, ich glaube, dass Olivia mehr darunter leidet als du.“ Mrs Aintree begleitete ihre Worte mit einem ihrer strengen Gouvernantenblicke.

„Ja, ja“, erwiderte Deborah ungeduldig, „ich weiß, dass ich selbstsüchtig bin. Aber was soll ich nun machen?“ Unwillig schob sie den Teller zur Seite. „Ich kann doch meinem Vater keinen Bräutigam vorstellen, der gar nicht existiert.“

„Ich habe dich vorher darauf hingewiesen, meine liebe Deborah, dass ein Schwindel zwangsläufig den nächsten nach sich zieht. Das Beste wäre, deinem Vater die Wahrheit zu sagen.“

Deborah verzog den Mund. Mrs Aintrees Rat war zweifellos sinnvoll und vernünftig, aber die Dinge lagen nicht so einfach.

„Du weißt, dass das unmöglich ist, Clarrie. Wenn ich gestehe, dass ich nicht verlobt bin, holt Papa mich nach Bath zurück, noch ehe ich bis drei gezählt habe.“

Mrs Aintreee musterte ihren Schützling eindringlich. „Wäre das denn so schlimm? Du hast doch hier keinerlei Ablenkung und Unterhaltung. Das ist nicht gut für eine junge Frau. Und die Gesellschaft in Bath ist sehr elegant.“ Ein Blick in Deborahs blasses Gesicht ließ sie innehalten. „Nein, wie töricht von mir. Es würde nicht das Richtige sein.“

Müde schüttelte Deborah den Kopf. „Du weißt, dass ich meine Angehörigen liebe, aber ich würde schon nach einem Tag verrückt werden, wenn ich wieder mit ihnen zusammenleben müsste. Es ist zu viel geschehen inzwischen, wenngleich meine Eltern so tun, als sei nichts gewesen. Mama wünscht nach wie vor, dass ich jeden Mann, der Vermögen und Lebensart hat, als Heiratskandidaten prüfe. Und Papa … er hat die unerschütterliche Überzeugung, dass er weiß, was gut für mich ist, und er hofft immer noch darauf, mich mit Cousin Harry verheiraten zu können. Erst kürzlich hat er mir das wieder nahegelegt, und das war der eigentliche Anlass für mich, einen Verlobten zu erfinden.“

Mrs Aintree nickte vielsagend. „Aber Lord Walton will doch nur eine sichere Zukunft für dich, Deborah“, sagte sie, um Ausgleich bemüht. „Die meisten Leute können es nicht verstehen, dass du nicht wieder heiraten willst. Du bist jung und attraktiv, und dein ganzes Leben liegt noch vor dir.“

Deborah stellte die Tasse so heftig zurück, dass die Schokolade in die Untertasse schwappte.

„Nein! Eine Heirat kommt nicht wieder infrage! Nicht nachdem Neill …“

Begütigend tätschelte Mrs Aintree ihr den Handrücken. „Ich weiß. Ich verstehe dich ja.“

Deborah wandte sich ab, denn sie sprach nicht gern über ihre kurze Ehe mit Neill Stratton, sofern man es überhaupt Ehe nennen konnte. Die Erinnerungen schmerzten selbst nach drei Jahren noch, und die bitteren Erfahrungen waren nicht so leicht zu vergessen. Sie war ein törichtes Ding von neunzehn Jahren gewesen, als sie sich von Neill entführen ließ, um den steifen Lebensregeln in Walton Hall zu entkommen. Außerdem glaubte sie fest daran, Neill zu lieben. Es dauerte jedoch nicht lange, bis sie merkte, dass sie sich zutiefst in ihm getäuscht hatte. Seine Gefühle hatte er nur geheuchelt, und ihre Ehe war eine einzige Posse gewesen. Seitdem fürchtete sie sich davor, denselben Fehler noch einmal zu machen.

Die ganze Angelegenheit hatte aber auch noch ernstere Konsequenzen. Deborah hatte erkannt, dass sie zu impulsiven Handlungen neigte, und hart daran gearbeitet, ihr Temperament zu zügeln. Manchmal gelang es ihr jetzt, erst zu denken und dann zu handeln – manchmal auch wieder nicht.

Gedankenverloren knabberte sie an einem Stück Toast. Nun gut, die Sache mit dem erfundenen Verlobten war schiefgegangen. Aber sie würde trotzdem nicht aufgeben und in der Erwartung, mit Cousin Harry verheiratet zu werden, kleinlaut nach Bath zurückkehren. Nein, sie brauchte einen Plan!

Aus den Augenwinkeln heraus musterte sie Mrs Aintree. Die Gute hatte, wenn es galt, ihre Pläne zu erraten, einen untrüglichen Riecher, das wusste Deborah. Jetzt jedoch rührte sie so gleichmütig den Zucker in ihrer Teetasse um, als sei die Angelegenheit erledigt. Deborah ließ sich davon nicht täuschen, aber dessen ungeachtet musste sie unbedingt jemanden finden, der vorübergehend ihren Verlobten spielte.

Es war unmöglich, allein in Walton Hall zu erscheinen und vorzugeben, verlobt zu sein. Papa würde den Braten sofort riechen. Nein, nein, sie brauchte einen Mann aus Fleisch und Blut, den sie ihren Eltern präsentieren konnte. Die angebliche Verlobung würde ihr Zeit geben, und wenn sie dann wieder in Midwinter war, könnte sie hin und wieder ganz allgemein von ihren Hochzeitsplänen berichten, bis sie schließlich nach zehn oder zwölf Monaten mitteilen würde, die Verlobung sei im gegenseitigen Einverständnis gelöst worden. Bis dahin wäre die Gefahr einer französischen Invasion sicherlich vorüber, Cousin Harry hätte eine andere Braut gefunden, und Papa würde nichts mehr dagegen haben, dass sie in Midwinter bliebe.

Das klang alles sehr vernünftig, hatte jedoch den einen großen Mangel, dass der besagte Verlobte fehlte und Deborah auch keine Ahnung hatte, wo sie einen passenden Gentleman für diese Rolle hernehmen sollte. Sie hatte nicht viele Bekannte in dieser Gegend, und es gab nur sehr wenige geeignete Herren unter ihnen. Das war im Übrigen einer der Gründe, weswegen sie es vorzog, hier zu leben, denn sie legte keinen Wert auf irgendwelche Aufmerksamkeiten vonseiten der Männer. Die meisten der ansässigen Herren waren verheiratet wie Ross Marney, ihr Schwager, oder Lord Northcote of Burgh. Sir John Norton war zwar Junggeselle, aber Deborah konnte ihn nicht ausstehen. Dann gab es noch Justin Kestrel, den Duke of Greenwood, dessen hoher Rang ihn von vornherein ausschloss, und sein Bruder, Lord Richard Kestrel, wiederum war viel zu … Deborah zögerte. Ja, sie konnte nicht leugnen, dass sie Richard Kestrel zu anziehend fand, um ihn um einen solchen Gefallen bitten zu können. Dieser Gedanke beunruhigte sie etwas, und sie rutschte auf dem gestickten Kissen des Esszimmerstuhles hin und her. Richard Kestrel war zu attraktiv, zu gefährlich, zu eindrucksvoll, zu … einfach alles. Und das machte ihn völlig unpassend für eine solche Rolle. Ja, wenn sie einen Liebhaber gebraucht hätte … Aber sie wollte weder einen Liebhaber noch einen Ehemann und all den Ärger, den diese mit sich brachten.

Seufzend lehnte sie sich zurück. Doch bald tröstete sie sich mit dem Gedanken, dass es wohl auch sein Gutes hatte, nicht mit diesem Anliegen an einen Bekannten herantreten zu müssen. Mit einem Fremden würde sie wahrscheinlich leichter ins Geschäft kommen. Ihre Apanage erlaubte zwar keine größeren Sonderausgaben, aber vielleicht konnte sie Ross bitten, ihr vorübergehend einen nennenswerten Betrag zu leihen.

Am ratsamsten wäre es wohl, einen Schauspieler zu engagieren, denn er wüsste sicher am besten, wie er seine Rolle zu spielen hätte. Und sie würde ja auch höchstens eine Woche in Walton Hall bleiben müssen. Nichtsdestoweniger spürte Deborah bei dieser Überlegung ein ungutes Gefühl im Magen, denn sie wusste nur zu gut, dass dieser Plan ein törichtes, fragwürdiges und sogar geradezu gefährliches Unterfangen war. Eine Dame tat so etwas nicht.

Aber welche Möglichkeit hatte sie denn sonst noch? Auf keinen Fall wollte sie wieder in Bath ein Leben führen wie vor drei Jahren. Sie wollte auch Cousin Harry nicht heiraten. Niemanden wollte sie heiraten!

In ihre Gedanken drang das Rascheln von Papier. Mrs Aintree las offensichtlich gerade den umfangreichen Anzeigenteil des Suffolk Chronicle und brachte Deborah damit auf eine geniale Idee. Vielleicht sollte sie ihren angeblichen Verlobten mithilfe einer Anzeige suchen? Die Leute hier pflegten immer zu annoncieren, wenn sie Hauspersonal brauchten, und sie brauchte eben einen Gentleman für eine ganz bestimmte Aufgabe. Das war doch kein so großer Unterschied, nicht wahr? Bezahlen würde sie ihn auch dafür. Natürlich musste sie vorsichtig zu Werke gehen und auf Referenzen achten und nicht ohne Beistand mit ihm verhandeln. Aber es wäre durchaus möglich, dass sich auf diese Weise eine passende Person finden ließe. Außerdem hätte ein solches geschäftliches Arrangement noch den großen Vorteil, dass peinliche Missverständnisse von vornherein ausgeschlossen wären.

Während der drei Jahre, die Deborah nun schon in Midwinter lebte, hatten sich verschiedene Bewerber heftig um sie bemüht, und es war ihr höchst unangenehm gewesen, dass diese Gentlemen der Meinung waren, sie sei an einer neuerlichen Heirat interessiert. Als sie dann vorsichtig versuchte, ihre Bewunderer vom Gegenteil zu überzeugen, hatten sie es alle ausnahmslos als Beleidigung empfunden. Sie hielten es für unmöglich, dass irgendein weibliches Wesen ihrer Werbung widerstehen könnte. Diese Vorfälle hatten ihr den Ruf eingebracht, kalt wie Eis zu sein. Unter diesen Umständen war eine geschäftliche Abmachung zweifellos das Beste.

Mit neu erwachter Zuversicht bestrich sich Deborah eine Toastscheibe mit Butter, häufte Stachelbeermarmelade darauf und verzehrte sie voller Heißhunger. Danach entschuldigte sie sich und zog sich in ihr kleines Schreibzimmer zurück. Zwar verlockte der schöne Spätsommertag zu einem Ausritt, doch zunächst musste die Anzeige verfasst werden. Ein Besuch bei Olivia in Marney Hall hatte ebenfalls Zeit bis zum Nachmittag.

Deborah nahm eine frische Feder und kritzelte den ersten Satz auf das Papier: Eine Dame sucht für eine bestimmte Zeit einen Verlobten …

Nein, nein, so ging es nicht. Das war zu direkt. Zu Beginn musste sie etwas diskreter vorgehen.

Eine halbe Stunde später überlas Deborah noch einmal die Zeilen, die sie inzwischen zu Papier gebracht hatte.

Eine Dame benötigt die Unterstützung eines Gentleman. Wenn es ein ehrenwerter, diskreter und ritterlicher Mann wagt, auf diese Anzeige zu antworten und ein entsprechendes Schreiben an Lady Incognita im Bell and Steelyard Inn, Woodbridge, Suffolk, zu senden, so wird er seinen Edelmut nicht zu bereuen haben.

Zufrieden nickte sie, faltete den Bogen zusammen und siegelte ihn sorgfältig. Die Angelegenheit duldete keinen Aufschub. In weniger als zwei Monaten fand die Hochzeit statt, und wenn sie bis dahin einen passenden Begleiter finden wollte, musste rasch gehandelt werden.

Sie klingelte nach der Zofe und übergab ihr den Brief mit der Anweisung, den Gärtnerjungen damit sofort nach Woodbridge zu schicken. Der Bursche solle den offenen Einspänner nehmen.

Als das Mädchen eilig verschwunden war, presste Deborah einen Augenblick lang die Hand auf ihr wild klopfendes Herz. Am liebsten wäre sie hinterhergelaufen und hätte den Brief zurückgefordert. Doch dann sagte sie sich: Nur wer wagt, gewinnt. Und letzten Endes musste sie ja nicht antworten, wenn ihr die Zuschriften nicht gefielen. Beruhigt zog sie das Reitkleid an und begab sich in den Stall, um Beauty satteln zu lassen.

Die kühle Morgenluft frischte ihre Lebensgeister wieder auf, und sie beschloss, heute ohne Groom auszureiten, um in Ruhe noch einmal alles überdenken zu können. Gemächlich trottete sie über die Auffahrt zur Landstraße und machte sich dabei ein Bild von ihrem Verlobten auf Zeit. Er musste natürlich ein Gentleman sein oder zumindest wie ein solcher wirken. Andererseits war aber auch eine gewisse Fügsamkeit seinerseits unerlässlich. Er hatte uneingeschränkt anzuerkennen, dass sie die Herrin der Situation war, und er würde tun müssen, was sie verlangte. Lächelnd trieb sie die Stute an, setzte über eine niedrige Hecke und galoppierte querfeldein.

Lord Richard Kestrel trabte über die Landstraße, die an Mrs Strattons Haus vorüberführte, als ihm ein Einspänner, kutschiert von dem Gärtnerburschen der Dame, in schneller Fahrt entgegenkam. Vergnügt pfeifend bemerkte der Junge nicht, dass der Brief, der neben ihm auf dem Bock lag, von einem Windstoß davongeweht wurde und in einem Dornenstrauch hängen blieb. Kopfschüttelnd nahm Richard ihn an sich und stellte zu seiner Verwunderung fest, dass er an den Herausgeber des Suffolk Chronicle gerichtet war. Nach der eleganten Handschrift zu schließen, musste er von Mrs Stratton persönlich sein. Was mochte sie für ein Anliegen an den Zeitungsverleger haben?

Kurz entschlossen wendete Richard sein Pferd, sprengte dem Gefährt hinterher und drückte dem überraschten Burschen den Brief in die Hand. Dann lockerte er den Griff am Zügel wieder und ließ den Schwarzen beschaulich über die Landstraße zockeln, während ihm der seltsame Brief nicht aus dem Sinn kam. Vielleicht lud Mrs Stratton noch weitere junge Damen ein, an dem Lesezirkel teilzunehmen? Für wahrscheinlicher hielt er es jedoch, dass sie sich über die große Anzahl von Lebemännern beschwerte, die Midwinter im Sommer bevölkerten. Seines Wissens hatte Mrs Stratton eine Abneigung gegen Lebemänner im Allgemeinen und gegen ihn selbst im Besonderen.

Unzufrieden mit dem langsamen Tempo, zuckte der temperamentvolle Vollblüter mit den Ohren, doch Richard hatte keine Lust, an diesem herrlichen Sommertag seine Gesundheit aufs Spiel zu setzen. Der belebende Wind vom Meer schien heute allen zu Kopfe gestiegen zu sein. Natürlich wäre es verlockend, über die Felder zu galoppieren, aber im Augenblick hielt er Vorsicht für angebrachter.

Noch während er diesem Gedanken nachhing, erklangen Hufschläge, und Mrs Stratton erschien höchstpersönlich auf ihrer braunen Stute. Doch als das Pferd Richards eindrucksvollen Rappen erblickte, bäumte es sich ängstlich auf und drehte eine Pirouette auf den Hinterbeinen. Mit energischer Hand brachte Deborah die Stute wieder unter Kontrolle und saß schließlich, leicht keuchend und mit verrutschtem Hut, wieder ruhig im Sattel.

„Guten Morgen, Mrs Stratton“, sagte Richard. „Beabsichtigen Sie etwa, nach Wien an die Spanische Reitschule zu gehen?“

Deborah musterte ihn mit unverhülltem Missfallen. Er fand, dass sie wie ein schmollendes Kind wirkte, wenn sie ärgerlich war, denn sie war viel zu hübsch und liebreizend, um ihren Unwillen überzeugend zum Ausdruck bringen zu können. Außerdem sah sie jünger aus als zweiundzwanzig und ähnelte mit ihrem dichten, leicht gelockten Haar, ihrer kecken Nase und den vollen Lippen mehr einem trotzigen Schulmädchen.

„Guten Morgen, Lord Richard“, erwiderte sie mit erzwungener Höflichkeit. „Ich würde in der Tat lieber eine strenge Schule besuchen, als ein Zirkusreiter zu sein wie Sie.“

Richard schmunzelte. Eine der Eigenschaften, die er an Mrs Stratton besonders liebte, war ihre unverblümte Offenheit, die es ihr schwer machte, die gesellschaftlich korrekte Form zu wahren. Bei ihm versuchte sie es gar nicht erst.

Vor zwei Jahren waren sie sich zum ersten Mal begegnet, und Deborah hatte ihm von Anfang an zu verstehen gegeben, dass er in ihren Augen nichts als ein Lebemann und Halunke war und sie sich glücklich schätzen würde, wenn sie sich möglichst wenig sahen.

Die Tatsache, dass Richard Frauen anzog wie Motten das Licht, machte ihn in ihren Augen suspekt. Er aber merkte schnell, dass sie eine faszinierende Mischung widersprechender Eigenschaften in sich vereinigte, eine leidenschaftliche Frau mit den Moralvorstellungen einer Puritanerin, und es stand für ihn fest, dass er sie besitzen musste.

Als sich ihre Bekanntschaft vertiefte, bemerkte er zu seiner Zufriedenheit, dass er Deborah trotz ihrer ablehnenden Haltung keineswegs gleichgültig war. Seine Erfahrungen in Bezug auf Frauen verrieten ihm den wahren Grund für ihre Bemühungen, ihm aus dem Weg zu gehen, führten ihn jedoch zugleich gehörig in die Irre. Fälschlicherweise hatte er daraus geschlussfolgert, dass es ihm möglich sein würde, ihre Skrupel zu überwinden und sie zu einer Affäre zu überreden. Eine schallende Ohrfeige bewies ihm nicht nur die Heftigkeit ihres Temperaments, sondern zeigte ihm auch schmerzlich den Umfang seiner Fehleinschätzung.

Mit unmissverständlichen Worten hatte Deborah ihm mitgeteilt, ihr in Zukunft aus dem Weg zu gehen.

Ein solches Verhalten lag jedoch keineswegs in seiner Absicht, wobei ihn der Umstand unterstützte, dass die Gesellschaft in Midwinter recht begrenzt war und man sich zwangsläufig immer wieder begegnete. Nunmehr bemühte sich Deborah, ihn zu ignorieren, und Richard machte sich einen Spaß daraus, sich demonstrativ aus ihrer Nähe zu entfernen. Die gegenseitige Anziehungskraft blieb jedoch erhalten und schien sie sehr zu beunruhigen, während sein Begehren ein ihm bisher unbekanntes Ausmaß annahm.

Zwei Ereignisse spitzten die Situation dann weiter zu. Richard erkannte in Ross Marney einen alten Kameraden aus seiner Dienstzeit zur See, und rasch entwickelte sich eine aufrichtige Freundschaft zwischen den beiden Männern, die Deborah als Marneys Schwägerin unantastbar machte. Möglicherweise genährt durch diese Unerreichbarkeit, verliebte sich Richard nun bis über beide Ohren in sie und setzte seiner Torheit die Krone auf, indem er nichts dringender wünschte, als Deborah zu heiraten.

Wie es dazu kommen konnte, wusste er selbst nicht. Sie trafen sich zwar oft auf Gesellschaften und hatten auch dieselben Interessen, wenn es um das Reiten und den Aufenthalt in frischer Luft ging, aber das erklärte gar nichts. Ans Heiraten hatte er noch nie gedacht, wohl auch, weil er noch nie einem weiblichen Wesen begegnet war, das er hätte heiraten mögen. Und nun war seine Wahl ausgerechnet auf eine Frau gefallen, die ihm kaum einen guten Tag wünschte, geschweige denn in eine Heirat einwilligen würde.

Manchmal sagte er sich, es liege wohl nur daran, dass er abgewiesen worden war, doch damit machte er sich selbst etwas vor. Er wusste, dass sich seine Hoffnungen nicht erfüllen würden, denn Deborah war sein Ruf als Lebemann nach wie vor zuwider, zumal er ihn noch durch jenen unmoralischen Antrag gefestigt hatte, seine Geliebte zu werden. Aber die Vergangenheit konnte man nun einmal nicht auslöschen.

Jahrelang hatte er sich in dem Ruf gesonnt, der gefährlichste Verführer von ganz London zu sein, und er hatte diese Zeit weidlich genossen. Nun jedoch schien er ihm die Erfüllung seines innigsten Wunsches zu durchkreuzen. Diese Art Ironie des Schicksals wusste er vollauf zu würdigen.

Schließlich kam noch ein weiteres Hindernis hinzu. Ross Marney hatte ihm berichtet, dass Deborah in ihrer ersten Ehe sehr unglücklich gewesen war und sie deshalb um keinen Preis wieder heiraten wollte. Aber auch davon ließ sich Richard nicht abschrecken. Es musste ihm unbedingt gelingen, Deborah dazu zu bringen, ihre Gefühle einzugestehen und anzuerkennen, dass sie füreinander bestimmt waren.

Er lenkte sein Pferd neben ihre braune Stute und registrierte amüsiert, dass sie sogleich nach dem Zügel griff, um wieder einen angemessenen Abstand herzustellen.

„Ich bitte um Verzeihung“, sagte er höflich. „Es war lediglich meine Absicht, Ihnen ein Kompliment wegen Ihrer Reitkünste zu machen. Aber darauf legen Sie wohl keinen Wert.“

„In der Tat, Lord Richard“, erwiderte Deborah, ohne ihn anzusehen. „Ihre Komplimente sind so wertlos wie taube Nüsse.“

Richard lächelte. „Wie poetisch! Studieren Sie jetzt in Ihrem Lesezirkel die romantische Dichtung?“

Auf eine äußerst reizende Art schürzte Deborah die Lippen und sagte dann herablassend: „Verstehen Sie denn etwas von romantischer Dichtung? Das wäre ja eine ganz neue Seite an Ihnen.“

„Nun, ich habe noch einige Seiten, die Ihnen unbekannt sind, Mrs Stratton. Leider lehnten Sie ab, als ich mich erbot, sie Ihnen zu zeigen.“

Eine flüchtige Röte huschte über Deborahs Gesicht. „Hatten Sie etwas anderes erwartet? Ich denke nicht, dass ich dazu da bin, Abwechslung in Ihren Aufenthalt in Midwinter zu bringen. Übrigens, wann gedenken Sie eigentlich, wieder nach London zurückzukehren? Es dürfte doch bald an der Zeit sein.“

„Zu meiner größten Verzweiflung muss ich Sie enttäuschen“, entgegnete Richard lachend. „Es ist noch nicht so weit. Aber das muss Sie nicht stören. Sie haben es schließlich großartig geschafft, mir aus dem Weg zu gehen. Denken Sie nur daran, wie Sie mich auf dem Ball von Lady Sally Saltire kaltgestellt haben!“

Hochmütig hob Deborah den Kopf. „Midwinter war immer so ein friedlicher Ort. Umso bedauerlicher ist es, dass es jetzt hier von zweifelhaften Personen nur so wimmelt.“ Sie trieb die Stute ein paar Schritte voran und sagte dann über die Schulter: „Was ich am Reiten besonders liebe, ist der Umstand, dass ich es allein tun kann. Ich wünsche Ihnen einen guten Tag, Lord Richard.“

Sogleich war er wieder neben ihr und griff nach dem Zügel.

„Was soll das, Mylord?“ Deborahs Ton war eisig.

„Da ich so selten das Vergnügen Ihrer Gesellschaft habe und Ihre Reitkünste den meinen gleichwertig sind, schlage ich ein Wettrennen vor. Wenn Sie gewinnen, haben Sie sich Ihr Alleinsein verdient.“

In Sekundenschnelle hatte sie ihm den Zügel aus der Hand gerissen, ihr Pferd gewendet und ihm die Absätze in die Flanke gedrückt. Nur einen Atemzug brauchte Richard, um sich von seiner Überraschung zu erholen. Dann folgte er im raschen Tempo der Reiterin, die bereits über ein Gatter gesetzt war und nun über ein weites Feld zum Fluss hinabgaloppierte. Sie saß tief über den Hals der Stute gebeugt im Sattel. Der Wind hatte ihr den Hut vom Kopf gerissen, und ihre Haare flatterten in der frischen Brise. Vergeblich ließ sie die Stute Haken schlagen und blitzschnell die Richtung ändern. Richard kam immer näher und trieb sie in ein kleines Waldstück am Flussufer. Als sie merkte, dass es kein Entrinnen mehr gab, hielt sie unter dem dichten Blätterdach inne.

„Wie viel Wildheit doch in Ihnen steckt“, sagte Richard leise. „Ich habe immer vermutet, dass Sie am liebsten die gesellschaftlichen Regeln über Bord werfen und in Freiheit leben würden.“

Deborah antwortete nicht. Sie sah verärgert und trotzig aus, und unter der engen roten Reitjacke hob und senkte sich ihre Brust unter raschen Atemzügen.

„Sie haben gar nicht gefragt, was die Strafe sein würde, wenn Sie verlieren“, murmelte Richard. Er griff in ihr windzerzaustes Haar und zog sie näher heran. Die Pferde standen so eng beisammen, dass sein Bein eingeklemmt wurde. Es war eine verdammt unbequeme Haltung, um eine Dame zu küssen, aber es war dennoch die Anstrengung wert, denn er wünschte sich schon lange, sie endlich küssen zu können.

Ihr Mund war weich und kühl und schmeckte nach Wind und Meer. Nach anfänglichem Zögern gab sie sich der verführerischen Zärtlichkeit seiner Lippen hin und erwiderte schließlich seinen Kuss mit kaum verhüllter Leidenschaft. Ein wildes Verlangen durchflutete Richard und machte ihn trunken vor Sehnsucht. Sacht tastete er über jede Linie und Rundung ihres Körpers in der knapp sitzenden Reitjacke. Noch nie hatte er eine Frau so heiß begehrt wie Deborah, die sich jetzt mit einem Seufzer fester an ihn lehnte und den aufreizenden Liebkosungen seiner Zunge bereitwillig entgegenkam.

Eine ungeduldige Bewegung des Rappen trennte sie. Für einen Augenblick sah Deborah verwirrt und benommen aus, und Richard glaubte schon, ihren Widerstand gebrochen zu haben. Dann jedoch wurde ihre Miene zornig.

„Ich wusste doch, dass Sie ein Schurke sind!“, rief sie.

„Es hat mir unendliches Vergnügen bereitet, Ihnen das beweisen zu können.“

Deborah gab einen Laut der Verachtung von sich und setzte ihr Pferd auf dem schmalen Waldweg in Bewegung. Richard ließ sie voranreiten. Sie hielt sich steif wie ein Ladestock. Ihr ganzer Körper brachte einen so heftigen Unwillen zum Ausdruck, dass Richard nur mit Mühe ein Lachen unterdrücken konnte. Er war sich sicher, dass mindestens die Hälfte ihrer Entrüstung auf ihre Unfähigkeit zurückzuführen war, der Verlockung zu widerstehen, ihn zu küssen. Und wie sie geküsst hatte! Darauf musste er sie unbedingt aufmerksam machen.

„Sie haben meinen Kuss erwidert“, stellte er in mildem Ton fest.

Deborah wandte sich um und warf ihm einen wütenden Blick zu. „Ich kann mich nicht daran erinnern.“

„Kommen Sie her, dann frische ich Ihr Gedächtnis auf.“

Anstatt auf diese Einladung einzugehen, trieb Deborah die Stute zu einem leichten Trab an. „Gehört es auch zu meiner Bestrafung, dass ich Ihre Gesellschaft nicht loswerde?“, fragte sie bissig.

Richard lächelte. „Ich denke, ich sollte Sie nach Hause begleiten. Es können einer Dame Halunken über den Weg laufen, wenn sie so töricht gewesen ist, ohne einen Stallburschen auszureiten.“

Deborah tippte die Peitsche bedeutungsvoll gegen ihre Handfläche. „Vielleicht würde ich mit ihnen fertig werden.“

„Habe ich Ihnen nicht soeben demonstriert, dass Sie es nicht können?“

„Mein Verlangen nach Alleinsein ist inzwischen unüberwindbar geworden, Lord Richard“, entgegnete sie kalt, „und zwar so stark, dass ich es sogar mit Gewalt durchsetzen würde.“

„Es wird nicht nötig sein, Mrs Stratton. Ich verstehe Ihren Hinweis.“

„Das überrascht mich. Bis jetzt habe ich geglaubt, Sie seien recht langsam im Begreifen.“

Beruhigend klopfte Richard den Hals des Rappen, der begonnen hatte, nervös mit den Ohren zu zucken, und sagte: „Möglicherweise unterschätzen Sie mich.“

„Bestimmt nicht“, versetzte sie ärgerlich. „Ich habe von Anfang an gewusst, dass Sie ein Schurke sind, durch und durch, und nichts entdeckt, was mich vom Gegenteil überzeugen könnte.“

„Ihre Meinung über mich steht Ihnen frei. Ich frage mich allerdings, woher dann Ihre Reaktion auf meinen Kuss kam. Sie bewies nämlich, dass ich Ihnen keineswegs so gleichgültig bin, wie Sie vorgeben.“

Deborah wurde rot, und ihre Miene widerspiegelte sowohl Unmut als auch Schuldgefühl. Da sie ausgesprochen wahrheitsliebend war, fiel es ihr schwer, diese Tatsache rundweg abzustreiten.

„Sie irren sich“, sagte sie schließlich.

„Das glaube ich nicht.“

„Sie sind eingebildet.“

„Kann sein. Doch das beweist nicht, dass Sie eine Abneigung gegen mich haben.“

„Ich mag Sie überhaupt nicht.“

Er hob abwehrend die Hand. „Ich bitte Sie, Mrs Stratton – Deborah – geben Sie es doch zu!“

„Ich wüsste nicht, dass ich Ihnen gestattet habe, mich mit dem Vornamen anzureden“, stieß sie zornig hervor.

„Allerdings. Aber Sie haben mich dort drüben leidenschaftlich geküsst, und man muss dazu nicht per du miteinander sein. Man kann sich sogar lieben, ohne …“

Wütend hob Deborah die Peitsche und klatschte damit auf die Flanke der Stute. Wie von Furien gejagt, galoppierte das Pferd davon.

Diesmal ließ Richard sie gehen. Mit einem humorigen Lächeln wendete er den Rappen Merlin und trabte auf dem Pfad am Ufer des Flusses in die entgegengesetzte Richtung nach Kestrel Castle. Der Weg war weich und sandig, sodass der Schwarze von allein das Tempo verringerte und sein Reiter in aller Ruhe über Deborah Stratton nachdenken konnte. Sie hatte seine Selbstkontrolle auf eine verdammt harte Probe gestellt. Es war schon verteufelt schwer, sich ihr gegenüber wie ein Gentleman zu benehmen, wenn man sie so heiß begehrte.

Immerhin war es ein interessanter Morgen gewesen. Zuerst dieser mysteriöse Brief an den Herausgeber des Suffolk Chronicle. Richard schwor sich, unter allen Umständen herauszubekommen, was es damit auf sich hatte. Und dann das Zusammentreffen mit Deborah, so verrückt und leidenschaftlich wie immer, aber auch so puritanisch prüde wie immer. Aber es hatte auch seine Entschlossenheit weiter gestärkt. Da sie ihn für einen Lebemann hielt, sollte sie auch die Werbung eines Lebemannes kennenlernen!

2. KAPITEL

Was hast du heute nur, Deborah?“, fragte Olivia Marney, als sie auf der Terrasse von Marney Hall beim Tee saßen. „Du hältst keine fünf Minuten still und wirkst so erregt.“

Deborah lehnte sich in die Kissen des Schaukelstuhles und spielte mit einem Stängel Spanischer Flieder, den sie achtlos von einem Busch abgebrochen hatte, obwohl sie wusste, dass ihre Schwester den Garten hingebungsvoll pflegte.

„Es tut mir leid, dass ich eine so langweilige Gesellschafterin bin“, erwiderte sie, „aber ich bin heute irgendwie gereizt. Vielleicht ist es die Sonne.“

Olivia goss der Schwester Tee ein und schob ihr die Platte mit dem hausgemachten Obstkuchen hin. „Die Sonne hat dich doch noch nie gestört. Bist du nicht heute Morgen ausgeritten?“

„Ja.“ Deborah trank einen Schluck von dem starken indischen Tee und musterte dabei das zu Ornamenten verschnittene Gebüsch auf der anderen Seite des Rasens. Dort musste es angenehm kühl sein.

„Hat dir das Reiten keinen Spaß gemacht?“, erkundigte sich Olivia. „Im Allgemeinen versetzt es dich doch in gute Stimmung.“

„Es hat mir überhaupt keinen Spaß gemacht“, entgegnete Deborah ärgerlich, „denn Richard Kestrel hat mir die Freude verdorben. Ich traf ihn unterwegs, und er bestand darauf, mich zu begleiten.“

„Ach, es war also Lord Richard, der deine schlechte Laune verursacht hat? Das hätte ich mir auch eigentlich gleich denken können. Niemand anderes kann dich derart aus der Fassung bringen.“

„Er hat mich geküsst“, sagte Deborah unvermittelt. „Kannst du dir diese Frechheit vorstellen?“

Klirrend fiel der silberne Teelöffel aus Olivias Hand auf die Fliesen der Terrasse. „Großer Gott, Deborah! Du hättest mich unbedingt warnen müssen, bevor du eine solche Mitteilung machst. Hier im Haus geschieht doch nichts annähernd so Aufregendes.“

„Wieso? Küsst dich Ross niemals?“

„Niemals“, räumte Olivia ein. „Wir streiten uns viel zu oft. Da bleibt keine Zeit dafür. Aber nun berichte mir, was vorgefallen ist.“

Deborah zuckte leicht mit den Schultern. Sie hatte eigentlich keine Lust, ihrer Schwester die ganze Geschichte zu erzählen. Olivia war sehr scharfsichtig und würde schnell merken, dass sie, Deborah, auf eine seltsame Art von Richard Kestrel angezogen wurde. Zudem hatte sie ihr vor einem Jahr von dem ungehörigen Antrag berichtet, den Richard ihr gemacht hatte, und sie schien überhaupt nicht überrascht gewesen zu sein, sondern hatte nur lächelnd bemerkt, sie habe so etwas seit Monaten erwartet.

„Da gibt es nicht viel zu sagen“, erklärte sie schließlich. „Lord Richard nutzte in einem abgeschiedenen Waldstück die Gelegenheit, um mir einen Kuss zu rauben.“ Sie seufzte kurz und scharf. „Ich hatte wahrscheinlich selbst Schuld, denn ich bin ohne Stallburschen unterwegs gewesen.“

Olivia wahrte bei diesen Worten ihre gewohnte kühle Haltung. Selten verlor sie die Contenance und erschien nach außen hin immer ruhig und gefasst. Deborah beneidete sie darum, denn sie selbst konnte ihre Gefühle nur recht schwer verbergen und handelte oft sehr impulsiv, insbesondere wenn sie von so einem Halunken wie Richard Kestrel provoziert wurde.

Aber vielleicht war Olivias Mangel an Temperament und Wärme auch der Grund für die Entfremdung zwischen den Eheleuten. Ross ähnelte in seinem Wesen Deborah sehr. Vielleicht verstand sie sich deshalb so besonders gut mit ihm. Olivias Selbstbeherrschung schien hingegen überhaupt nicht zu ihm zu passen.

Olivia hatte nachdenklich die Stirn gerunzelt. „Kann man denn zu Pferde küssen?“, erkundigte sie sich zweifelnd. „Das erscheint mir sehr schwierig, denn ihr habt doch sicherlich im Sattel gesessen, nicht wahr? Wie interessant!“

„Es war nicht interessant“, erwiderte Deborah missvergnügt. „Es war einfach schändlich.“

„Pah!“ Olivia schniefte verächtlich. „Schändlich, in der Tat! Ich wünschte, ich hätte deine Sorgen. Die meisten Damen hier hätten ihr bestes Kleid gegeben, um an deiner Stelle zu sein, und ihren ganzen Schmuck obendrein.“

„Was für ein Unsinn …“

„Du protestierst mir ein wenig zu viel, meine Liebe.“ Olivia schälte sorgfältig eine Orange. „Gib doch zu, dass er dir gefällt. Es hat keinen Sinn, mir etwas einreden zu wollen – oder auch dir selbst.“

Einen Augenblick lang herrschte eine ungemütliche Stille zwischen den Schwestern. Dann seufzte Deborah.

„Oh Liebes, ich gestehe, dass du recht haben könntest. Woher kennst du mich so gut?“

„Aus jahrelangen Beobachtungen“, erwiderte Olivia ruhig. „Aber du bist auch leicht zu durchschauen. Du magst Lord Richard, hast dich gern von ihm küssen lassen, obwohl du eigentlich entsetzt über dich warst, und du überlegst, wie weit du ihn gehen lassen kannst, ohne in Schwierigkeiten zu geraten.“

„Olivia!“, rief Deborah schockiert. Sie errötete heftig, denn die Einschätzung ihrer Schwester war vollkommen richtig.

„Nun?“

Deborah strich sich über die Stirn. In einer Art war sie erleichtert, einmal aufrichtig mit ihrer Schwester darüber sprechen zu können.

„Also gut, ich gebe zu, dass mir seine Gesellschaft angenehm ist. Er hat auf unverschämte Weise eine sehr einnehmende Art …“

„Und seine Komplimente sind sehr hübsch?“

„Ja, aber auch sehr routiniert.“

„Sind seine Küsse auch routiniert?“

Deborah malte mit dem Teelöffel Schlangenlinien über die Tischplatte. Obwohl sie wusste, dass Richard ein erfahrener Lebemann war, hatten seine Küsse eine Woge heftiger Gefühle in ihr ausgelöst.

„Ich weiß es nicht“, erwiderte sie zögernd. „Ich habe wenig Vergleichsmöglichkeiten. Aber es muss wohl so gewesen sein, denn ich fühlte mich so …“

„Wie?“

„So verwirrt und kribblig und aufgeregt.“ Deborah erschauerte ein wenig bei dieser Erinnerung. Von dem Augenblick an, da sie sich auf der Landstraße trafen, war ein Funke zwischen ihnen übergesprungen.

Olivia lachte. „Und trotzdem willst du vor ihm weglaufen? Oh Deborah!“

Mechanisch trank Deborah den kalt gewordenen Tee aus. „Es stört mich, dass ich mich zu einem Mann hingezogen fühle, dessen Lebenswandel ich verabscheue. Außerdem …“ Sie blickte nachdenklich über den Rasen. „Anfangs habe ich geglaubt, ich würde nie wieder einen Mann finden, den ich lieben könnte. Jetzt bin ich nicht mehr so naiv. Ich denke schon, dass ich wieder einen Mann lieben könnte, aber … aber ich könnte mich nie mehr dementsprechend verhalten.“

„Nie mehr?“

„Eine Heirat kommt nicht mehr infrage.“ Deborah schob die leere Teetasse nervös hin und her. Dann sah sie die Schwester an. „Weißt du, ich verstehe es ja selbst nicht … aber in letzter Zeit habe ich darüber nachgedacht, ob ich … ob ich Richard Kestrel vielleicht als Liebhaber nehmen sollte. Ist das nicht schrecklich schockierend?“

Ein warmes Lüftchen bewegte die Oberfläche des Goldfischteiches und trug den kräftigen Duft der blühenden Büsche zur Veranda.

Olivia war selbst nach diesem niederschmetternden Geständnis gelassen geblieben. „Es gibt Schlimmeres“, sagte sie ruhig. „Und wahrscheinlich ist ein Liebhaber weitaus angenehmer als eine unerfreuliche Ehe.“

Entsetzt starrte Deborah sie an. „Woher weißt du das?“

„Ich weiß es nicht. Ich denke es mir nur so.“

Deborah schüttelte den Kopf. „Nein, nein, es wäre zu skandalös. Diese Art Fantasien lässt man nicht Wirklichkeit werden. Im Übrigen ist Lord Richard nicht der einzige Grund für meine schlechte Laune. Ich habe einen Brief von Papa erhalten.“

„Aha.“ Bereitwillig ließ Olivia das bisherige Thema fallen. „Er will, dass du in den Schoß der Familie zurückkehrst?“

„Mehr als das.“ Deborah fegte mit der Hand die Krümel auf der Tischdecke zusammen. „Er befiehlt es und droht andernfalls, mir die Apanage zu entziehen.“

„Das ist allerdings hart, wenn du auch zugeben musst, dass er nur dein Bestes will.“

„Aber es geht ja nicht nur um meine Rückkehr. Er hat jetzt seinen alten Lieblingsplan wieder aufgegriffen und erwartet, dass ich nun Cousin Harry heirate.“ Entnervt verdrehte sie die Augen.

Mitleidig betrachtete Olivia die jüngere Schwester. „Aber er wird dich doch sicherlich nicht zwingen, wenn du nicht willst?“

Für einen Augenblick hingen beide Frauen ihren Gedanken nach. Dann sagte Deborah: „Wenn nicht Harry, dann eben irgendein anderer. Papa wird nicht eher Ruhe geben, bis er mich sicher und rechtmäßig verheiratet weiß. Ich mag gar nicht daran denken.“

„Und was willst du nun tun? Schließlich wirst du nicht umhinkönnen, zu Guys Hochzeit nach Bath zu reisen.“

Nachdenklich spielte Deborah mit der Kuchengabel. Sollte sie Olivia vielleicht von der Anzeige erzählen, die sie aufgegeben hatte? Aber rasch verwarf sie diesen Gedanken wieder. Es würde genügen, die Schwester einzuweihen, wenn sich ein passender Gentleman gemeldet hatte.

„Ich weiß noch nicht, was ich tun soll, aber es muss mir irgendetwas einfallen. Papa hat gehört, dass die Gefahr einer Invasion von Napoleons Truppen besteht, und will auch deshalb nicht, dass ich allein mit Clarrie in meinem Haus lebe.“

„Wenn du bei mir wohnen willst, dann hast du meinen Segen“, entgegnete Olivia trocken. „Du würdest niemanden stören.“

„Wirklich nicht? Aber … ihr … ihr wartet doch immer noch auf einen Erben“, wandte Deborah ein.

„Wenn der Hausherr seine ganze Zeit der Verbesserung des Anwesens widmet und die Hausfrau ihre Energie bei der Gartenarbeit verausgabt, stehen die Chancen auf einen Erben schlecht. Wir werden zwar ein elegantes Heim haben, aber keine Nachkommen, die es zu würdigen wissen.“

Bei den letzten Worten hatte Ross unbemerkt durch die offene Verandatür die Terrasse betreten und stürzte durch sein plötzliches Erscheinen Olivia in größte Verwirrung.

Deborah beeilte sich, den Schwager zu begrüßen. „Guten Tag, Ross. Möchtest du eine Tasse Tee?“

Ross neigte sich hinab und küsste ihre Wange. Er war ein gut aussehender, kräftig gebauter Mann, und Deborah hatte sich als Sechzehnjährige bis über beide Ohren in ihn verliebt. Heute lächelte sie über diese kindliche Begeisterung, obwohl sie den Schwager immer noch sehr anziehend fand.

„Du solltest es deiner Schwester überlassen, den Tee auszuteilen“, erwiderte er mit einem unergründlichen Blick auf Olivia, „da es ja offensichtlich die einzige Art der Vermehrung ist, die ihr zugestanden wird.“

Eine betroffene Stille folgte darauf. Olivias Hand zitterte leicht, als sie den Tee eingoss, und Deborah schalt ihren Schwager insgeheim. Es wäre anständiger gewesen, so zu tun, als habe er nichts gehört.

„Wir sprachen gerade über unsere Reise nach Somerset“, sagte sie leichthin, um ein Gespräch in Gang zu bringen und das Thema zu wechseln. „Es sind ja nur noch zwei Monate bis zu Guys Hochzeit.“

„Nun, auf jeden Fall genug Zeit für ihn, um es sich zu überlegen, ob er sich für sein ganzes Leben unglücklich machen will.“ Ross setzte die Tasse mit einem kurzen Dankeswort ab und schlenderte über den Rasen davon.

Zornig und ratlos zugleich lehnte sich Deborah in den Sessel zurück. Olivia war ein Muster an Gutherzigkeit und Ross ein ansehnlicher Mann, großzügig und freundlich. Warum nur konnten die beiden nicht in Harmonie miteinander leben?

„Ich glaube, ich gehe jetzt lieber“, sagte sie zögernd.

„Wegen Ross musst du nicht gehen.“ Die Bitterkeit in Olivias Stimme war unüberhörbar. „Er wird mit mir nicht über diese Sache sprechen, denn wir reden ja nie miteinander.“

Deborah seufzte leise. Ihre Erfahrungen in puncto Eheleben beschränkten sich zwar nur auf die fünf Wochen, bevor Neill Stratton in den Krieg ziehen musste. Nichtsdestoweniger war ihr klar, dass sich die Beziehung zwischen Eheleuten nicht verbessern konnte, wenn sie nicht miteinander redeten.

„Das verstehst du nicht“, sagte Olivia leise. „Lass es gut sein, Deborah.“

Deborah erhob sich und umarmte wortlos die Schwester.

„Möchtest du die Kutsche nehmen?“, erkundigte sich Olivia. „Es ist immer noch ziemlich heiß.“

„Nein, danke, ich gehe durch den Wald zurück. Dort ist es kühl und schattig.“

„Kommst du heute Abend zu meiner musikalischen Soiree?“, fragte Olivia in bittendem Ton. Zum ersten Mal zeigte sich ein Riss in ihrer Fassade der Gelassenheit. „Miss Estella la Salle wird für uns singen. Sie ist im Kreis des Prince of Wales sehr gefragt.“

„Oh, sie müssen alle kein Gehör für Musik haben!“, rief Deborah. „Ich jedenfalls kann das Gejaule dieser schrecklichen Estella nicht ertragen.“

„Vielleicht hast du kein Gehör für Musik. Oh bitte, Deb, komm doch!“

Deborah sah, wie Ross hinter einer Hecke verschwand, und erwiderte hastig: „Also gut, ich werde ja sehen, wie lange ich es aushalte.“

Noch einmal umarmten sich die Schwestern, dann machte sich Deborah in dieselbe Richtung auf den Weg, in die auch Ross verschwunden war. Als sie den Rasen überquert hatte, trat der Schwager zwischen den Fliederbüschen hervor und ging schweigend neben ihr her.

Eine Zeit lang duldete sie seine Gesellschaft. Als sie jedoch das hölzerne Gattertor erreicht hatten, das von dem Garten in den umliegenden Park führte, blieb sie stehen.

„Du kannst mich jetzt verlassen, Ross“, sagte sie kurz. „Vielen Dank für deine Begleitung.“

Doch Ross hielt das Gattertor fest. „Es tut mir leid, Deborah.“

„Ich bin nicht diejenige, bei der du dich entschuldigen solltest.“ Deborah schirmte mit der Hand die Augen vor der Sonne ab, als sie zu dem Schwager emporsah. „Ich weiß nicht, wie Olivia dein Benehmen so lange ausgehalten hat. Ich jedenfalls hätte dich schon längst mit der Sichel aufgespießt.“

„Ich weiß“, erwiderte Ross, und seine blauen Augen blickten zutiefst unglücklich.

„Und das würdest du auch verdienen!“, fügte Deborah hinzu.

„Das weiß ich auch“, bestätigte er mit reuevoller Miene, die für einen Augenblick durch ein Lächeln erhellt wurde. „Ach, es ist so erfrischend, liebste Deborah, dass du die Dinge offen ansprichst und nicht so tust, als sei alles in Ordnung.“

Sie musterte ihn eindringlich. „Du siehst niedergeschlagen aus, Ross, aber das ist allein deine Schuld. Ich habe euch beide sehr gern und kann einfach nicht begreifen, warum ihr euch nicht mögt.“

„Oh, ich mag Olivia, das ist das wenigste“, erwiderte Ross. „Alles, was ich mir wünsche, ist ein Heim, eine Frau, die mich liebt, und ein Erbe …“

„Aber du verdienst es nicht, wenn du deine Differenzen mit Olivia nicht aus der Welt schaffst“, versetzte Deborah scharf. Doch dann nahm sie tröstend seine Hand. „Es bekümmert mich, euch so unglücklich zu sehen. Ihr seid stets großzügig zu mir gewesen, und ich weiß, dass du ein gutherziger und ehrenwerter Mensch bist. Heute warst du allerdings ziemlich grob zu Olivia. Könntest du nicht zur Abwechslung einmal nett sein? Sprich mit ihr. Schenke ihr Blumen.“

„Sie hat genug Blumen im Garten, und sie hat mir einmal zu verstehen gegeben, dass diese ihr lieber sind als tote Blumen in der Vase. Ich habe überhaupt keine Ahnung, was sie eigentlich möchte.“

Deborah seufzte ungeduldig. „Warum fragst du sie dann nicht? Setze dich zu ihr, und sprich mit ihr. Fahre mit ihr in ein Kurbad. Kaufe ihr ein Geschenk … Ross, Olivia braucht dich. Sie wirkt zwar kühl und gelassen, doch sie ist genauso verletzlich wie jeder andere.“ Sie gab dem Schwager einen kleinen Klaps. „Und nun geh und sprich mit ihr.“

Kurz bevor sie den lichten Buchenwald betrat, sah sie sich noch einmal um. Mit hastigen Schritten überquerte Ross die Felder, weit weg von Olivia, die jetzt einsam auf der Terrasse ihres gemeinsamen Hauses saß.

Oh, diese Männer! Wütend schleuderte Deborah mit den Schuhspitzen das vorjährige Laub auf dem Wege zur Seite. Das tat ihr wohl, obgleich sie wusste, dass irgendetwas geschehen musste, um die Beziehung zwischen ihrer geliebten Schwester und Ross zu verbessern.

Eines jedoch war positiv an dieser unerfreulichen Geschichte gewesen. Der Schwager hatte im richtigen Augenblick die Terrasse betreten. Ein paar Minuten später hätte sie bestimmt ihrer Schwester die Sache mit der Anzeige erzählt!

Bei der Erinnerung an ihr waghalsiges Unternehmen kam ihr wieder Richard Kestrel in den Sinn, obwohl er keine der Eigenschaften besaß, die sie sich für ihren Verlobten auf Zeit wünschte. Aber irgendwie hatte sich der Gedanke, ihn als Liebhaber zu nehmen, bei ihr festgesetzt und ließ ihr keine Ruhe. Ärgerlich trat sie auf einen unschuldigen Pilz, der sich zu früh hervorgewagt hatte. Eine solch skandalöse Idee musste im Bereich ihrer Fantasie bleiben. Und dennoch hielt sie Deborah unentwegt in Atem.

3. KAPITEL

Deborah! Deborah! Wach auf!“

Die Stimme der Schwester drang aus weiter Ferne in Deborahs angenehme Träume. Die Gäste hatten sich bereits in den Großen Salon begeben, um dort einen Imbiss einzunehmen.

Deborah öffnete zögernd die Augen und gähnte.

„Hat Miss La Salle aufgehört?“

„Schon vor zehn Minuten“, erwiderte Olivia vorwurfsvoll. „Wie kann man bei diesem Gesang nur schlafen!“

„Es war schwierig, aber nicht unmöglich“, scherzte Deborah.

„Nun gut, wie dem auch sei, du musst Ross unbedingt finden. Er hat sich den ganzen Abend noch nicht blicken lassen!“

„Schmollt er, oder ist er nur kein Liebhaber von solcher Musik so wie ich?“

Olivia errötete. „Ich glaube, er hat meine Bemerkung von heute Nachmittag noch nicht vergessen. Aber er mag auch den Gesang von Miss La Salle nicht. Er nennt ihn Katzengejammer. Bitte, bitte, du musst ihn unbedingt holen, denn alle haben seine Abwesenheit schon bemerkt. Auf mich hört er doch nicht.“

Deborah stand auf. „Wo kann er denn stecken?“

„Wahrscheinlich in seinem Arbeitszimmer. Danke, Schwesterherz.“

Ärgerlich durchquerte Deborah die Halle. Wenn es mit den beiden in diesem Tempo so weiterging, waren sie in wenigen Tagen endgültig miteinander zerstritten.

Nach einem flüchtigen Klopfen stürmte sie in das Arbeitszimmer ihres Schwagers. „Ross, du musst augenblicklich zu Olivia und ihren Gästen gehen! Du benimmst dich wirklich äußerst flegelhaft.“ Verblüfft hielt sie inne, als sie bemerkte, dass sich nicht Ross Marney, sondern Richard Kestrel aus dem Schreibtischsessel erhob.

„Guten Abend, Mrs Stratton.“

„Was machen Sie denn hier?“ Vor Überraschung vergaß Deborah alle guten Manieren.

„Nun, ich habe mich auf meine Weise Miss La Salles Gesang entzogen – so wie Sie sich auf die Ihre, die zweifellos angenehmer war“, fügte er mit leiser Ironie hinzu.

Deborah errötete. „Ich habe Ross gesucht“, sagte sie unwillig, ohne auf seinen Seitenhieb einzugehen.

„Das hatte ich angenommen“, erwiderte er. „Ich hätte nicht an seiner Stelle sein mögen, wenn Sie ihn hier angetroffen hätten.“

Kann man denn noch röter als rot werden, dachte Deborah und sank, ein wenig aus der Fassung gebracht, in einen Lehnstuhl neben dem Kamin. „Es tut mir leid, dass Sie unabsichtlich das Opfer meines Zorns geworden sind, Mylord“, sagte sie höflich.

„Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen.“ Richard setzte sich in den gegenüberstehenden Sessel und sah sie eindringlich an. „Ich verstehe, dass Sie sich Sorgen um das Glück Ihrer Schwester machen.“

Befremdet hob Deborah den Kopf. „Ist denn ihr Unglück so offenkundig?“

„Wohl nur für diejenigen, die Lord und Lady Marney gut kennen“, erwiderte Richard. „Ich hoffe, dass sie ihre Differenzen bald beilegen.“

„Das hoffe ich auch, und deshalb sollte ich jetzt lieber gehen und Ross suchen.“

Richard lächelte. „Das ist nicht nötig. Er ging, kurz bevor Sie kamen, um sich – wie er sagte – dem Martyrium des zweiten Teiles des Konzerts auszusetzen.“

„Oh, dann hätte ich es mir ja ersparen können, hierherzukommen und Sie auch noch völlig überflüssigerweise zurechtzuweisen.“

„Meine liebe Mrs Stratton“, Richard grinste, „Sie hatten doch noch nie Bedenken, wenn Sie mir ordentlich die Meinung gesagt haben.“

„Das war etwas anderes, denn dann hatten Sie es verdient.“

„Sie scheinen ein feines Gefühl für Fairness zu haben.“ Er wies auf sein Glas. „Möchten Sie ein Glas Wein mit mir trinken?“

„Nein, danke, der Madeira des Hauses ist mir zu süß.“

„Wie schade! Ich fände es nämlich viel erfreulicher, hier zu sitzen und mit Ihnen zu plaudern, als zu dem Konzert zurückzugehen.“

Insgeheim teilte Deborah seine Meinung, denn der zweifelhafte Charme von Miss La Salle konnte in keiner Weise mit der anregenden Gesellschaft von Lord Richard Kestrel konkurrieren. Andererseits war sie sich jedoch auch der gefährlichen Intimität bewusst, die mit dem Alleinsein in einem halbdunklen, entlegenen Zimmer verbunden war, noch dazu, wenn es sich bei ihrem Gegenüber um einen ausgewiesenen Lebemann handelte. Wahrscheinlich sollte sie lieber aufstehen und gehen. Aber Richards unwiderstehliche Anziehungskraft hielt sie zurück.

„Nun, sind Sie zu einem Entschluss gekommen?“, erkundigte er sich leutselig.

Deborah fuhr zusammen. „Wie bitte?“

„Ich meine, haben Sie ergründet, ob es ungefährlich für Sie ist hierzubleiben?“ Seine Augen blitzten spöttisch. „Der gesunde Menschenverstand würde es möglicherweise verneinen.“

„Und vor allem auch die kürzlich gemachte Erfahrung“, versetzte Deborah.

„Stimmt.“ Eingehend musterte er ihr Gesicht, Zug für Zug, und Deborah hatte das Gefühl, als werde sie gestreichelt.

„Es erweist sich jedoch“, fuhr er fort, „dass Sie sicher sind, denn ich bin nicht so schlecht erzogen, dass ich eine Dame im Hause ihres Schwagers verführe.“

„Tatsächlich?“ Deborah tat verwundert. „Und woher kommt die überraschende Veränderung Ihres Benehmens, Mylord?“

„Von der Begegnung mit Ihnen natürlich, Mrs Stratton. Allerdings habe ich noch nicht prüfen können, ob sie auch einer Herausforderung gewachsen wäre.“

„Aha, damit wollen Sie sich also herausreden!“, rief Deborah. „Das ist die jahrhundertealte Ausrede der Männer, die nicht stark genug sind, einer Versuchung zu widerstehen. Typisch!“

Wieder ruhte sein Blick auf den honigfarbenen Locken, die ihr Gesicht umrahmten, und auf den unwillig verzogenen Lippen. „Ja, die Entschuldigung seit Adams Zeiten. Sie scheinen keine sehr hohe Meinung von dem männlichen Geschlecht zu haben. Woher kommt das?“, erkundigte er sich interessiert.

Deborah überlegte. Eigentlich setzte sich diese Meinung aus einer Vielzahl von Beobachtungen zusammen. Da war der freundliche Ross, der nicht in der Lage war, seine Differenzen mit Olivia aus der Welt zu schaffen, oder Papa, der immer zu wissen glaubte, was gut und richtig war, und es auch durchsetzte, und schließlich Neill Stratton, ein weiterer gut aussehender, charakterschwacher Abenteurer, der ihr gezeigt hatte, was ein unehrenhaftes Verhalten war.

„Ich wünsche diese Frage nicht weiter zu verfolgen, Mylord“, sagte sie abweisend. Zu ihrer Erleichterung nickte Richard schweigend, und so wechselte sie rasch das Thema.

„Haben Sie nicht gerade gelesen, als ich hereinkam?“

Richard lachte. „In der Tat, Lesen ist eine äußerst nützliche Fähigkeit. Mein Lehrer brachte es mir bei, als ich ein Junge war.“

Deborah versuchte ein hochmütiges Lächeln. „So, so. Und was weckte Ihre Leselust?“

„Ein Buch von Aurelius über die Philosophie der Stoiker. Wie finden Sie es?“

„Ich … eh … ich kenne es nicht.“

„Wie? Wollen Sie mich testen?“

„Keineswegs.“ Sie war so gnädig, eine verlegene Miene aufzusetzen. „Ich dachte nicht … ich meine, ich …“

„Sie dachten nicht, dass ich Interesse an Büchern habe, nicht wahr? Meine liebe Mrs Stratton, ist es möglich, dass Ihre Meinung über mich noch schlechter wird, als sie es bereits ist?“ Die Ironie in seiner Stimme war unüberhörbar.

„Oh, zweifellos“, flötete sie.

„Und sie bessert sich auch nicht durch die Erkenntnis, dass ich philosophische Bücher lese?“

„Ich bin natürlich außerordentlich beeindruckt. Aber ich werde dieses Buch trotzdem nicht lesen.“

„Vielleicht ist Poesie mehr nach Ihrem Geschmack?“

„Ja, ich liebe Gedichte sehr“, räumte sie ein. „Und Sie, Mylord?“

Richard blickte sie lächelnd an. „Ich mag Gedichte auch. Zum ersten Mal bin ich mit ihnen in Berührung gekommen, als ich zur See fuhr. In den Ruhepausen habe ich gern lyrische Verse gelesen.“

Deborah stellte sich vor, wie Richard Kestrel auf der Brücke des Schiffes stand, einen Band Gedichte in der Rocktasche. Er musste sehr gut ausgesehen haben in der Uniform der Kriegsmarine, und sie wünschte sich, ihn einmal so zu sehen.

„Ich hatte ganz vergessen, dass Sie bei der Flotte waren“, sagte sie ein wenig beschämt, da sie ihn bisher nur für einen Müßiggänger gehalten hatte. „Warum sind Sie nicht mehr dabei?“

Er zögerte eine Weile, ehe er antwortete. „Ich wurde bei einem Gefecht auf dem Nil verletzt und war für die Marine nicht mehr brauchbar.“

„Das tut mir leid.“ Sie hätte ihm am liebsten die Hand gestreichelt, denn in seinem Blick lag plötzlich so viel Freudlosigkeit und Verlassenheit, dass von dem lebenslustigen Frauenhelden keine Spur mehr zu finden war.

„Ich danke Ihnen, Mrs Stratton. Es war natürlich nicht leicht, etwas aufgeben zu müssen, das meinem Dasein Sinn gab. Aber …“, er zuckte die Schultern, „… es gibt auch andere Dinge im Leben.“

Sein Lächeln vertrieb das düstere Bild. „Sehen Sie mich doch nicht so betroffen an! Es geht mir gut, und ich würde mich glücklich schätzen, wenn ich Ihnen die Erinnerungsstücke aus meiner Seefahrerzeit zeigen dürfte.“

Deborah riss sich von ihren trüben Gedanken los. „Oh, nein, danke. Ich bin weder daran noch an Ihrer Briefmarkensammlung interessiert.“ Sie warf einen Blick auf die Uhr. „Ich denke, ich muss jetzt zurück in das Musikzimmer. Mit etwas Glück ist der größte Teil des Programms inzwischen vorbei.“

„Ich begleite Sie.“ Richard erhob sich, leerte sein Glas und öffnete dann die Tür für Deborah.

Die im Halbdunkel liegende Halle war verlassen. Aus dem Musikzimmer drang die quieksende Stimme von Miss La Salle, die sich an einer Kantate von Bach versuchte.

Richard legte Deborah die Hand auf den Arm. „Einen Augenblick bitte. Wir möchten doch beide nicht dort hineingehen.“

„Aber wir können unsere Unterhaltung nicht hier fortsetzen!“

„Von einer Unterhaltung war auch nicht die Rede.“ Er drehte sie sanft zu sich um.

„Aber Sie sagten doch …“ Deborah stockte der Atem, und die Stimme versagte ihr.

„Dass ich Sie nicht verführen werde? Heute noch nicht, das ist richtig.“ Sein Gesicht lag im Schatten, sodass sein Ausdruck nicht zu erkennen war. Sacht strich er über ihr Kinn. Jeder Nerv in ihrem Körper zitterte vor Erwartung, aber sie rührte sich nicht – warum sie ihm nicht widerstehen konnte, wusste sie auch nicht. Vielleicht lag es daran, dass sie bei ihrem Gespräch eine unerwartete Gefühlstiefe in ihm entdeckt hatte, zusammen mit den Zeichen von Vereinsamung und Zweifeln an dem Sinn des Lebens. Das machte sie irgendwie schutzlos und verwundbar.

Sie spürte seine Arme um ihren Körper und seine Lippen auf ihrem Mund, und das versetzte sie in eine Art von Verzauberung. Die Flammen der Kerzen in den Leuchtern schienen zu tanzen. Ein Schauer rann ihr über den Rücken. Verwirrt wie von schwerem Wein versagte ihr das Denkvermögen. Sie wusste nur, dass dieser Kuss anders war als jener im Wald, fordernder, beherrschender und verlangender. Er traf sie bis ins Mark und schien ihr die Seele rauben zu wollen.

Keuchend riss sie sich los und trat ein paar Schritte zurück. Er machte keine Anstalten, sie zurückzuholen. Seine Miene war ausdruckslos, und nur in seinen Augen flackerte es heiß.

Ihr Herz schlug wild, aber nicht aus Furcht vor ihm, sondern vor ihren eigenen Gefühlen. Noch nie zuvor war sie so überwältigt worden von ihnen, und sie war sich nicht sicher, ob sie das auch wollte.

Mitten hinein in ihre durcheinanderjagenden Gedanken wurde die Tür des Musikzimmers geöffnet, und Olivia betrat die Halle.

„Deborah! Wo steckst du nur? Eine geschlagene halbe Stunde bist du fortgeblieben, obwohl Ross längst bei mir ist!“

Deborah biss sich verlegen auf die Lippe. „Entschuldige. Wir haben uns sehr lebhaft über ein Buch unterhalten.“

Die Brauen hochgezogen, blickte Olivia von Deborah zu Richard. „Nach einer so anregenden Unterhaltung ist doch sicher eine Erfrischung willkommen.“

Die Diener zündeten weitere Kerzen an, und das Licht zerstörte den Zauber. Richard verneigte sich höflich. „Vielen Dank, Mylady. Ich würde gern mit Ross ein Glas Brandy trinken.“

„Sehr gut. Und du, Deborah?“

„Ich gehe nach Hause. Ich habe Kopfschmerzen.“

Autor

Nicola Cornick
<p>Nicola Cornick liebt viele Dinge: Ihr Cottage und ihren Garten, ihre zwei kleinen Katzen, ihren Ehemann und das Schreiben. Schon während ihres Studiums hat Geschichte sie interessiert, weshalb sie sich auch in ihren Romanen historischen Themen widmet. Wenn Nicola gerade nicht an einer neuen Buchidee arbeitet, genießt sie es, durch...
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