Historical Lords & Ladies Band 58

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EINE PIKANTE WEIHNACHTSÜBERRASCHUNG von CORNICK, NICOLA
Lord Beaumont ist erstaunt: Seine Gattin soll angeblich unter dem Pseudonym Lady Loveless erotische Literatur verfassen! Lange war die Liebe zwischen ihnen erkaltet. Doch als er die sinnlichen Zeilen liest, erwacht in Lord Beaumont der glühende Wunsch, seine Frau erneut zu erobern!

DAS GEHEIMNIS DER WINTERROSEN von ALLEN, LOUISE
Unheimliche Geräusche, welkende Rosen im Schnee … In Hesters kleinem Cottage scheint es zu spuken! Was weiß ihr Nachbar Guy Westrope, Earl of Buckland, darüber? Beharrlich sucht der attraktive Lord ihre Nähe. Will Guy sie erobern - oder steckt er hinter den mysteriösen Vorfällen?

WEIHNACHTEN AUF MULBERRY HALL von MORTIMER, CAROLE
Ganz Mulberry Hall verströmt festlichen Glanz. Überall verführen Mistelzweige zum Küssen und stellen den Hausherrn Lord Grayson auf eine harte Probe. Denn ständig entdeckt er darunter sein hübsches junges Mündel Amelia - deren betörende rote Lippen er nur zu gern liebkosen würde …


  • Erscheinungstag 04.11.2016
  • Bandnummer 0058
  • ISBN / Artikelnummer 9783733765569
  • Seitenanzahl 352
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Nicola Cornick, Louise Allen, Carole Mortimer

HISTORICAL LORDS & LADIES BAND 58

1. KAPITEL

London, Dezember 1806

Drei Wochen vor Weihnachten

Als Lord Alexander Beaumont an diesem Abend den White’s Club betrat, wurde es ganz still im Raum. Keiner wollte ihm in die Augen sehen. Stattdessen richteten die anwesenden Herren den Blick angelegentlich auf den Teppich oder auf ihr Glas Brandy. Sie räusperten sich oder unterzogen ihre Manschetten einer intensiven Musterung.

„Gentlemen?“ Fragend hob er eine Braue. „Wenn irgendwer so freundlich sein wollte, mir zu verraten, was hier los ist?“

Seine Bitte stieß auf beharrliches Schweigen.

„Charles?“, hakte er nach.

„Zum Teufel, Alex“, beschwerte sich sein Freund Charles Wheeler, „ich wusste, dass du mich fragen würdest.“

„Dazu hat man Freunde, Charles“, erklärte Alex glatt. „Also?“

Charles erhob sich. Er zerrte an seinem Krawattentuch und wirkte überhaupt recht unbehaglich. „Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, alter Knabe.“

„Vielleicht am Anfang?“, meinte Alex.

„Viel Glück, Charlie“, sagte jemand halblaut.

„Es geht um Lady Melicent“, platzte Wheeler heraus. „Deine Frau.“

Seine Frau.

Niemand sprach Lord Alexander Robert Jon Beaumont je auf seine Frau an.

„Danke, Charles“, sagte Alex. „Auch wenn wir jetzt seit ungefähr zwei Jahren getrennt leben, weiß ich doch immer noch, wer Melicent ist.“

Wheeler verzog das Gesicht. Ein paar Herren schnauften mitfühlend auf.

„Sie hat … sie hat ein Buch geschrieben“, erklärte Wheeler. „Mehrere Bücher. Das hier ist das allerneueste.“ Er nahm einem Gentleman, der an einem Tisch in der Nähe saß, ein schmales Büchlein aus der Hand und reichte es Alex.

„Na hör mal, Charlie!“, protestierte der Mann. „Ich hab das gerade gelesen!“

„Bentley …“, sagte Wheeler in warnendem Ton. Der Gentleman warf einen flüchtigen Blick auf Alex’ harte Miene und schwieg.

„‚Abenteuer einer Freudendirne von Lady Loveless‘“, las Alex den goldgeprägten Titel vor. Er schlug das Buch auf.

„‚Dass sie so nackt und bereit vor ihm lag, weckte in ihr schaudernde Erregung. Voll Wolllust rekelte sie sich vor ihm und wartete darauf, dass er sein riesiges …‘“

Ringsum wurden heftiges Räuspern und Husten laut. Leise schlug Alex das Buch zu und sah seinen Freund an. „Du willst sagen, dass Melicent, meine Frau, diese Lady … Loveless sein soll?“

„Ja! Und jetzt fordere mich nicht zum Duell heraus“, fügte Wheeler hinzu, als Alex mit mörderischem Blick einen Schritt auf ihn zu tat. „Bentley hat den Verleger bestochen und herausgefunden, dass die Manuskripte von einer gewissen Mrs. Durham eingesandt werden, aus Peacock Oak in Yorkshire …“ Bittend rang er die Hände. „Du weißt, dass das Lady Melicents Mädchenname ist und dass sie jetzt dort lebt.“ Er schüttelte den Kopf. „Man muss ihr Einhalt gebieten, Alex. Die Figuren in ihren Büchern beruhen auf Mitgliedern des ton, und sie sind so treffend beschrieben, dass es unangenehm werden könnte.“ Er wies noch einmal auf Bentley. „Wills Verlobung mit Miss Flynn wurde gelöst, weil in dem Buch eine Szene vorkommt, in der eine Figur namens Bill Gentley es während der Vorstellung mit einer Schauspielerin in der Loge treibt!“

„Wir alle wissen, dass das passiert ist“, versetzte Alex trocken.

„Darum geht es doch nicht“, mischte Bentley sich ein.

„Bentley hat dadurch eine sechzigtausend Pfund schwere Erbin verloren“, erklärte Wheeler. „Diese Lady Loveless verfügt über erstklassige Quellen. Deswegen muss man sie ja dazu bringen, mit dem Schreiben aufzuhören.“

Nachdenklich klopfte Alex mit dem Buch gegen seine Handfläche. „Das wird sie auch.“

„Was willst du tun?“, erkundigte sich Wheeler.

„Ich fahre nach Yorkshire“, entgegnete Alex. Er lächelte, als er die entsetzte Miene seines Freundes sah. „Kein Grund zur Besorgnis, Charles – das liegt in Nordengland, nicht am Nordpol.“

„Yorkshire im Winter!“, stieß Wheeler hervor.

„Ja“, sagte Alex, „und das hier nehme ich mit.“ Er hob das Buch, und im Kerzenlicht blitzte der Namenszug auf dem Cover auf: Lady Loveless. „Es wird sich sicher als nützlich erweisen … für Recherchezwecke.“

„Zum Kuckuck, Alex“, erklärte Bentley. „Ich lese das Buch doch gerade.“ Genauso gut hätte er an die Wand reden können, denn Alex war bereits gegangen.

Lady Loveless – wie passend!

Genau der richtige Name für seine entfremdete Frau.

Draußen auf der Straße schneite es, winzige weiße Flöckchen, die ein scharfer Ostwind heranwirbelte. Alex stellte den Kragen auf, schlug sowohl die Droschke als auch die Sänfte aus und machte sich durch die dunklen Gassen in Richtung Cavendish Square auf. Beinahe gefiel ihm die Vorstellung, mit einem Taschendieb oder Straßenräuber Kräfte zu messen. Zumindest würde er so einem Teil seines Zorns und seiner Enttäuschung Luft machen können.

Der Wind biss ihm ins Gesicht. Auch innerlich war ihm kalt, und sein Herz fühlte sich an wie erstarrt, von einem Eispanzer umgeben. Melicent. Er dachte an ihre Hochzeit. Sie hatten sich erst eine Woche davor kennengelernt. Melicent war damals eine schmale Debütantin in ihrer ersten Saison gewesen, mit langen, kastanienbraunen Haaren und riesigen braunen Augen. Sie war unglaublich schüchtern und verführerisch unschuldig gewesen. Obwohl Alex damals außer sich vor Zorn gewesen war, weil ihn sein Vater, der Duke of Davenhall, zu dieser Ehe gezwungen hatte, hatte er versucht, Melicent keinen Vorwurf daraus zu machen.

Während des ganzen Hochzeitsfrühstücks hatte er sich ihr gegenüber aufmerksam gezeigt, hatte versucht, sie aus der Reserve zu locken, doch es war ihm nicht gelungen. In der Nacht hatte er die Ehe vollzogen, hatte seine junge Frau dabei voll Sanftmut und Geduld behandelt, aber der Liebesakt war nicht sonderlich erfolgreich gewesen: Sie hatte kalt und bewegungslos wie eine Statue dagelegen, und er hatte sich danach leer und frustriert gefühlt. Darauf waren ein paar weitere unerfreuliche Vereinigungen gefolgt, und nach ungefähr zwei Wochen hatte er ihr Lager gar nicht mehr aufgesucht. Stattdessen hatte er sich mit der Verwaltung der herzoglichen Güter befasst, sie hatten ihm Weib und Geliebte ersetzt. Mehr brauchte er nicht.

Hin und wieder war er auf Bällen aufgetaucht, um Melicent zum Tanz zu führen. Seine Mutter hatte darauf bestanden, und es hatte die Klatschbasen und sein eigenes schlechtes Gewissen beschwichtigt. Er und seine Frau hatten nie über ihre unbefriedigende Ehe gesprochen. Man kann allerdings nicht behaupten, dass wir uns einander entfremdet hätten, dachte er jetzt – wir sind uns ja nie nahegekommen.

Bestimmt hatte keiner geahnt, welcher Zorn in ihm brannte – am wenigsten Melicent. Sie hatte keine Vorstellung davon, welche Ohnmacht und Wut die Drohungen in ihm geweckt hatten, mit denen der Duke of Davenhall seinen jüngeren Sohn zu dieser Ehe gezwungen hatte. Er hatte unbedingt die Erbfolge sichern wollen, und er hatte genau gewusst, dass Henry, sein älterer Sohn, nie heiraten würde – er zog sein eigenes Geschlecht vor. Daher hatte der Herzog Alex gedroht, er werde seinem Zweitältesten die Leitung der herzoglichen Güter entziehen, wenn er nicht heiratete. Alex hatte den Familiensitz von klein auf leidenschaftlich geliebt. Das Land und die Leute waren sein Leben. Er war der Einzige in der Familie, der sich überhaupt etwas aus ihnen machte. Sein Vater hätte keine wirksamere Waffe wählen können.

Das Gewicht des Buches in seiner Tasche brachte Alex wieder auf Melicent zurück. Bei ihrer Hochzeit mochte sie ja eine unschuldige Jungfrau gewesen sein, aber irgendwo – oder mit irgendjemandem – musste sie seither Erfahrungen gesammelt haben. Wieder stieg Wut in ihm hoch. Wie konnte ausgerechnet Melicent mit ihrem süßen, ehrlichen Blick, ihrem herzlichen Lächeln und ihrer Unschuld zu Lady Loveless werden, der schamlosen Autorin erotischer Abenteuer? Es schien unmöglich.

Nach zwei Jahren Ehe und einen Monat nach dem Tod des Duke of Davenhall hatte Melicent ihm eröffnet, dass sie nach Yorkshire gehen wolle, um sich um ihre Mutter zu kümmern, und in absehbarer Zeit nicht zurückzukehren gedenke. Ihr eigener Vater war im Vorjahr gestorben, ihre Mutter war invalide, und Melicents nichtsnutziger Bruder geriet allmählich außer Kontrolle.

Zum ersten Mal in ihrer gleichgültigen Ehe hatten sie miteinander gestritten. Alex hatte ihr verboten abzureisen. Jetzt erkannte er, dass er aus Stolz gehandelt hatte; es war eine Sache, wenn er Melicent mit sorglosem Desinteresse behandelte, aber etwas ganz anderes, wenn sie sich ihm widersetzte. Und sie hatte sich ihm widersetzt.

„Du willst mich doch gar nicht“, hatte sie voll Bitterkeit gesagt. Rings um sie lagen ihre Sachen verstreut, während sie voll Hast eine Reisetasche packte. „Du hast mich nie gebraucht. Mama braucht mich jetzt.“

Zwei Jahre hatte er nichts mehr von ihr gehört.

Jetzt würde sie von ihm hören. Er würde nach Yorkshire fahren und seiner fehlgeleiteten Ehefrau gegenübertreten. Er blieb stehen. Nein. Er würde nach Yorkshire gehen und seine fehlgeleitete Ehefrau verführen – und zwar genau in dem Stil, den Lady Loveless beschrieb. Er würde sie als die Dirne bloßstellen, die sie doch sicher war.

2. KAPITEL

Peacock Oak, Yorkshire

Zwei Wochen vor Weihnachten

Lady Melicent Beaumont setzte die Feder ab und stützte das Kinn in die Hand. Es war unmöglich, sich zu konzentrieren, solange die quengelige Stimme ihrer Mutter aus dem Obergeschoss herabtönte: „Ich will Melicent! Wo ist sie? Und wo ist der Arzt? Ich habe doch schon vor Stunden nach ihm schicken lassen! Mir ist sterbenselend, und wenn er nicht bald kommt, werde ich wohl hier und jetzt in meinem Bett vergehen. Nein, schüren Sie das Feuer nicht noch weiter an, dummes Weib! Hier ist es viel zu heiß, schier zum Ersticken …“

Melicent seufzte. Sie hätte Mrs. Lubbock keine allzugroßen Vorwürfe gemacht, wenn diese versucht gewesen wäre, das Kissen zu nehmen und es ihrer Mutter aufs Gesicht zu drücken. Mrs. Durham, eine Hypochonderin, deren eingebildete Krankheiten immer viel schlimmer waren als die anderer Leute, hatte sich nach dem Tod ihres Mannes ins Bett gelegt und ließ sich seither von vorne und hinten bedienen. Melicent hatte nur ein paar kurze Wochen gebraucht, um zu erkennen, dass ihre Mutter eine Tyrannin war. Leider war es da zur Umkehr schon zu spät. Nach dem schrecklichen Streit mit ihrem Mann wollte und konnte sie nicht reumütig nach London zurückkehren. Und so war sie hier in Peacock Oak gefangen, in dem kleinen Haus, in dem eine entfernte Verwandte, die Duchess of Cole, sie wohnen ließ, gefangen in einem trostlosen Leben mit ihrer schrecklichen Mutter, ihrem faulen Bruder und einer sehr langmütigen Dienstbotin.

„Miss Melicent arbeitet, Madam“, hörte sie Mrs. Lubbock geduldig sagen. Die Haushälterin war ein Schatz, unerschütterlich und zum Glück vollkommen unempfindlich gegen Beleidigungen. „Ich habe nach dem Arzt geschickt …“

„Ich will ihn nicht sehen!“ Mrs. Durham wurde allmählich schrill. Melicent seufzte.

Sie las noch einmal die Zeilen durch, die sie eben geschrieben hatte.

„Borwick Hall wurde im Stil des späten siebzehnten Jahrhunderts erbaut. Der Salon weist schmückende Stuckelemente auf …“

Sie seufzte noch einmal. Wie trocken das klang. Mr. Foster, der Antiquar, für den sie arbeitete, mochte in Architekturführern keine blumige Sprache, und so war ihre Prosa so öde, dass selbst der eifrigste Landsitzbesucher dabei einschlief.

Mrs. Lubbocks schwere Schritte dröhnten auf der Treppe, und dann klopfte die Haushälterin leise an die Tür.

„Verzeihung, Miss Melicent, aber Ihre Mama weigert sich, den Arzt zu empfangen. Ich habe nach Dr. Abbott geschickt, doch er macht einen Hausbesuch, und seine Frau wollte seinen Neffen senden, der über Weihnachten bei ihnen ist, um ihm zu helfen, weil besonders viele Leute gern um diese Zeit krank werden, sagt zumindest Mrs. Abbott …“

Mrs. Durhams Klingel schrillte, während gleichzeitig der Klopfer an der Haustür betätigt wurde. Von oben ertönte ein Heulen.

„Lubbock, wo sind Sie?“

Melicent rieb sich die Augen. Sie brannten, nachdem sie einen ganzen Nachmittag bei trübem Winterlicht geschrieben hatte. Eigentlich hätte sie eine Kerze entzünden sollen, doch Kerzen waren ein teurer Luxus, den sie sich leider nicht leisten konnte.

Wieder klopfte es an die Tür. Der Neffe des Arztes war offenbar ein ungeduldiger Mensch.

Mrs. Durhams Heulen wurde lauter.

„Bitte gehen Sie hinauf zu Mama und versuchen Sie, sie ein wenig zu beruhigen“, sagte Melicent erschöpft. „Ich sage dem neuen Arzt, dass Mama ihn im Augenblick nicht empfangen kann. Vermutlich hat Dr. Abbott ihn schon vor Mamas Launen gewarnt, aber er wird sich sicher trotzdem ärgern, dass er den weiten Weg umsonst gemacht hat.“

Mrs. Lubbock stapfte die Treppe hinauf. Melicent erhob sich ein wenig steif und wischte sich die tintenbefleckten Finger an ihrem braunen Wollrock ab. Sie hatte keine Zeit mehr, ihr Erscheinungsbild im Spiegel zu überprüfen. Draußen auf dem Flur war es kalt. Im Winter heizten sie nur den Besuchersalon und Mrs. Durhams Schlafzimmer, in dem es oft ungesund stickig war. Der Rest des Hauses wirkte im Vergleich dazu wie eine Kühlkammer. In der Küche bekam Mrs. Lubbock Frostbeulen an den Händen. Melicent stellte bei der Arbeit ihre Füße immer auf einen heißen Backstein, aber ihre Hände wurden trotzdem manchmal so kalt, dass sie nicht mehr schreiben konnte.

Sie öffnete die Haustür. Ein Schwall kalter Luft wirbelte Pulverschnee herein. Das Wetter ist sogar noch schlimmer, als ich angenommen habe, dachte Melicent. Über den Dächern von Peacock Oak ballten sich düstere graue Wolken.

Sie konnte den Gentleman kaum erkennen, der im Schatten des Vorbaus stand, sah nur, dass er sehr groß und breitschultrig war. Der Wind fuhr ihr boshaft um die Knöchel und ließ sie zusammenschaudern, und so machte sie rasch einen Schritt zur Seite, um den Herrn eintreten zu lassen.

„Bitte kommen Sie doch herein, Sir“, sagte sie. „Sie müssen Dr. Abbotts Neffe sein. Danke, dass Sie so schnell gekommen sind, aber ich fürchte, Sie haben den Weg umsonst auf sich genommen. Mama möchte heute keinen Besuch empfangen.“ Es gelang ihr nicht ganz, ihre Ungeduld zu verbergen, obwohl sie sich größte Mühe gab. „Es ist wirklich die Höhe, allen so viel Mühe zu machen, vor allem, wo sie doch weiß, dass wir es uns nicht leisten können zu bezahlen …“ Der Mann trat einen Schritt vor, und sie konnte ihn sich zum ersten Mal richtig ansehen. Einen langen, entsetzlichen Augenblick weigerte sie sich einfach, ihren Augen zu trauen.

„Sie sind ja gar nicht der Arzt“, sagte sie albern. „Sie sind …“ Ihre Stimme verklang.

Spöttisch hob der Gentleman eine Augenbraue und verneigte sich dann elegant.

„Dein Ehemann“, sagte er. „In der Tat.“

Wortlos starrte Melicent ihn an. „Alex …“

Vor Schreck drehte sich ihr der Magen um. Es war unglaublich. Sie konnte all die Fragen, die ihr durch den Kopf jagten, nicht einmal formulieren.

„Was willst du hier?“, erkundigte sie sich. Das schien ihr der beste Anfang.

Alex tat noch einen Schritt in die von Kerzenlicht erhellte Halle, und sie konnte erkennen, was zuvor in den Schatten verborgen gewesen war: das dichte braune Haar, die nachdenklichen dunklen Augen, die klaren, harten Linien seines Gesichts. Er sah keinen Tag älter aus als damals, da sie ihn zum letzten Mal gesehen hatte. Seine Kleidung verriet immer noch exquisite und teure Schneiderkunst, seine ganze Person war von einer Aura der Autorität und Welterfahrenheit umgeben, die jahrelange Privilegien mit sich brachten. Neben seiner lässigen Eleganz hatte sie sich immer wie ein Bauerntrampel gefühlt. Heiße Scham überkam sie, als sie auf ihr graubraunes abgetragenes Kleid hinunterschaute.

„Dich sehen.“ Seine Stimme war tief und brachte in ihr zitternd eine Saite zum Erklingen. „Ich fand, dass wir schon zu lang voneinander getrennt sind.“ Aufmerksam betrachtete er sie. „Schön siehst du aus, Melicent.“

Es raubte ihr den Atem, während ihr Verstand gleichzeitig protestierte, das könne doch nicht sein. Hitzeschauer überliefen sie, wie sie da seinem verstörend intimen und lässigen Blick preisgegeben war. Er wirkte zu männlich, zu imposant für das öde, düstere Landhaus. Nervös presste Melicent die Hände zusammen, und dabei fiel ihr Blick auf ihre fleckige, ausgefranste Schürze. Die sinnliche Erregung machte tiefer Verlegenheit Platz. Egal, was er sagte, sie wusste, dass sie erschöpft und müde aussah. Schlimmer noch, sie hatte unbewusst gewisse Details über die Hypochondrie ihrer Mutter ausgeplaudert, ihre eigene Ungeduld und ihre angespannten finanziellen Verhältnisse. Und das, bevor er noch richtig zur Tür herein war.

„Du hättest uns von deinem Besuch benachrichtigen sollen.“ Sie widerstand der Versuchung, die Hände an die heißen Wangen zu legen. „Hoffentlich war die Reise nicht zu anstrengend? Die Straßen können um diese Jahreszeit recht gefährlich sein.“ Sie sah sich in der trübseligen, freudlosen Eingangshalle um. Sie war noch nicht einmal dazu gekommen, sie mit Immergrün weihnachtlich zu schmücken. Nicht dass ihr in diesem Jahr schon einmal festlich zumute gewesen wäre.

„Wir sind nicht recht darauf eingerichtet, Gäste zu beherbergen“, fuhr sie fort. „Vielleicht würdest du es vorziehen, im Dorfgasthaus zu übernachten …“

Sie wusste, dass sie dumm daherredete. Alex ergriff ihre Hände und brachte sie so zum Schweigen. Bedauern und Schmerz überkamen sie.

Ich wollte dich sehen, hatte er gesagt. Aber er hatte so lang damit gewartet. Sie hatte seine Abwesenheit als weiteren Beweis seiner Gleichgültigkeit gedeutet, dass er sich nie etwas aus ihr gemacht hatte. Ihr war von Anfang an bewusst gewesen, dass er sie nie hatte heiraten wollen. Sie hatte ihren Kummer und ihre Reue begraben und versucht, die dumme, kindische Verliebtheit zu unterdrücken, die sie für ihn empfunden hatte. Eigentlich hatte sie gedacht, es wäre ihr gelungen. Aber jetzt, mit nur einer Berührung, hatte er ihr gezeigt, dass sie sich geirrt hatte.

„Melicent“, sagte er sanft. Seine Lippen streiften ihre Wange und ließen sie erschauern. Ihr blieb die Luft im Hals stecken. Sie rief sich ins Gedächtnis, dass sie zornig und verletzt war wegen seiner herzlosen Gleichgültigkeit und weil er sie all die Zeit so vernachlässigt hatte. Wie konnte sie gleichzeitig so empfinden und auf seine Berührung reagieren? Aber als sie aufsah und einem Blick voll dunklem Begehren begegnete, hätte sie beinahe aufgekeucht. Ihre Hand zitterte in der seinen. Er zog sie näher an sich.

Da wurde die Haustür aufgerissen, und ein junger Mann von etwa zwanzig Jahren kam hereingestürmt. Der Moment war dahin. Das blonde Haar des Mannes war windzerzaust, seine Kleider stanken nach abgestandenem Bier. Schlitternd kam er zum Stehen und blinzelte sie leicht schwankend an.

„Melicent? Beaumont? Was zum Teufel …?“

„Alex, sicher erinnerst du dich noch an meinen Bruder Aloysius?“, fragte Melicent hastig.

Alex gab sie sanft frei. „Natürlich“, versetzte er. „Wie geht’s, Durham?“

Aloysius Durham reckte kampflustig das Kinn. „Ich sagte, was zum Teufel hast du hier zu suchen, Beaumont? Wie kannst du es wagen, hier einfach so hereinzuspazieren? Am liebsten würde ich dich ins Gesicht …“ Er geriet ins Stolpern, wäre beinahe gefallen und warf den Garderobenständer um.

„Er ist betrunken“, erklärte Melicent. „Ich muss mich für ihn wirklich entschuldigen.“ So etwas kam bei Aloysius öfter vor, aber sie hätte sich gewünscht, dass es nicht ausgerechnet jetzt der Fall wäre.

„Kein Grund, dich zu entschuldigen“, sagte Alex. Er schenkte ihr ein schiefes Grinsen, bei dem ihr Herz zu rasen begann. „Er hat ja nicht ganz unrecht. Allerdings …“, er packte Aloysius am Kragen, „… sollte er erst mal nüchtern werden, ehe er mir Vorwürfe macht.“

Fasziniert sah Melicent zu, wie er ihren Bruder den Flur entlang und hinaus auf den Hof zog. Sie hörte die Wasserpumpe und dann lautes Gebrüll. Es wurde untermalt von einem übellaunigen Heulen aus dem ersten Stock.

„Melicent!“, rief ihre Mutter. „Was ist denn los?“

Melicent unterdrückte ein Lächeln und lief nach oben. Sie war sich beinahe sicher, dass ihre Mutter wie durch ein Wunder genesen würde, damit sie auch ja nichts verpasste. Auf die eine oder andere Weise hatte Alex’ Ankunft sie alle in höchsten Aufruhr versetzt.

Alex schürte das Feuer im Salon und machte es sich dann in einem gemütlichen, wenn auch schon etwas verblichenen Chippendale-Sessel neben dem Kamin bequem. Es schien das einzige warme Zimmer im ganzen Haus zu sein. Die übrigen Räume waren kälter und etwa so heimelig wie eine Gruft. Ihm missfiel die Vorstellung, dass Melicent sich hier in ihrem abgetragenen, schlichten Wollkleid buchstäblich zu Tode fror. Doch es verwirrte ihn auch. Schließlich hatte er seinen Verwalter ausdrücklich angewiesen, ihr eine monatliche Zuwendung zu zahlen. Wo war das Geld geblieben?

Er dachte an Melicent in ihrer fleckigen Schürze, das Haar ungepflegt, die Miene kummervoll. Zu seiner Überraschung überlief ihn eine Welle der Zärtlichkeit. Sie hatte Besseres verdient, als sich um einen Trunkenbold von Bruder und eine tyrannische Mutter kümmern zu müssen.

Alex hatte Aloysius etwas abrupt ausgenüchtert und ihn dann nach oben geschickt, damit er sich umzog. Der junge Mann hatte leise gemurrt, sich dann aber seiner Autorität gebeugt. Offenbar war sein Schwager völlig ungezügelt und, dem prall gefüllten Geldbeutel nach zu urteilen, den er bei sich trug, nicht nur betrunken, sondern auch ein Spieler.

Alex sah sich im Salon um. Er war ebenso kahl und unfreundlich wie der Rest des Hauses, ausgestattet mit alten, zerschrammten Möbeln. Aus einer Schublade spitzten ein paar Blätter Papier. Alex zog sie heraus, hielt sie in das schwache Licht und überflog sie müßig.

„Neue Abenteuer einer Freudendirne von Lady Loveless …“

Lady Loveless, dachte er, sollte darauf achten, dass sie ihre provokanten Schriften etwas sorgfältiger versteckte. Nicht dass Melicent ausgesehen hätte, als verfasste sie erotische Literatur. Darauf wäre man nie gekommen. All die köstlichen Linien und Rundungen ihres Körpers waren unter dem dicken, schweren Stoff ihres Winterkleides verborgen. Zu seiner Überraschung ertappte Alex sich bei dem Wunsch, diese Rundungen erneut zu erforschen. Und dann ihr dichtes dunkles Haar. Im Moment hatte sie es zwar zu einem unattraktiven Knoten aufgesteckt, aber im Bett würde es sich wie Seide über seine bloße Brust ergießen. Bei dem Gedanken, dass Melicent nackt in seinen Armen lag erfasste ihn Erregung. Er wandte sich dem Manuskript zu.

„Im Dämmerlicht schimmerten die Perlen milchweiß. Er zog sie über ihre schwellenden Brüste und dann zu ihrem Nabel …“

Er hatte für Melicent zu Weihnachten auch Perlen mitgebracht. Die Vorstellung von ihr, wie sie sie trug und sonst nichts, brannte sich in sein Gedächtnis: wie die Perlen über ihre durchscheinende Haut glitten, wie ihr Atem vor Erregung schneller ging, die verzweifelten kleinen Geräusche, die sie auf dem Gipfel der Lust von sich gab …

„Sie hauchte ihr Einverständnis und spreizte die Beine für ihn, und er drängte ihre Schenkel noch weiter auseinander und …“

An der Tür zum Salon war leises Scharren zu hören. Alex zuckte zusammen und stopfte die Blätter hastig in seine Rocktasche. Er versuchte sich anders hinzusetzen, damit sein körperlicher Zustand nicht so auffiel.

Melicent stand an der Tür, in einem altmodischen Abendkleid. Am liebsten hätte er es ihr vom Leib gerissen und sie auf der Stelle auf dem Teppich genommen. Lady Loveless’ provozierende Prosa hatte auf ihn anscheinend verheerende Auswirkungen. Er bemühte sich um etwas Selbstbeherrschung.

Stirnrunzelnd sah Melicent ihn an. „Hier ist es ganz schön heiß.“

Allerdings.

„Und du wirkst recht erhitzt. Hast du etwa Fieber?“

Höchstwahrscheinlich.

„Mir geht es gut“, erklärte er. Seine Stimme klang ziemlich heiser. Er räusperte sich.

„Das Dinner ist fertig“, sagte Melicent. Sie wirkte immer noch besorgt. „Leider gibt es nur Hammel und Gemüse, unsere Küche ist nicht sehr elegant …“

Sie fuhr fort, vom Essen zu sprechen, doch Alex konnte sich nicht konzentrieren. Er sah, wie sich ihre Lippen bewegten, so voll und rosa. Er wollte sie kosten. Er konnte einfach nicht anders. Und so bewegte er sich in zwei großen Schritten zu ihr, zog sie in die Arme und küsste sie.

Die Umarmung war heiß, intim und genau so wie die Fantasien, die ihm durch den Kopf geisterten, seit er ihr Manuskript gelesen hatte. In ihrer Kehle machte sie ein sehr süßes Geräusch der Kapitulation, eifrig und bereit. Ihre Lippen öffneten sich, luden ihn ein. Sie roch nach Äpfeln und Honig, der Duft haftete an ihrer Haut und ihrem Haar, und plötzlich kannte er nur noch sein Begehren für sie, und er küsste sie voll Inbrunst und besitzergreifender Tiefe.

Als der Gong zum Dinner ertönte, lösten sie sich voneinander. Melicent keuchte, ihr Haar war zerzaust, ihre Lippen waren weich und feucht und ihre Augen dunkel vor Begierde. Alex spürte, wie ihn erneut Lust überkam. Er war sich nicht sicher, ob er bis nach dem Essen warten konnte. Nie war ihm die Aussicht auf ein Abendessen so unattraktiv erschienen. Andererseits könnte sich die Verzögerung als Aphrodisiakum erweisen. Vielleicht konnten sie die Zeit nutzen, um ihr Begehren zu schüren. Dieser Einfall gefiel ihm. Denn eines war sicher: Er würde die Nacht nicht im Gästezimmer verbringen.

3. KAPITEL

Melicent versuchte verzweifelt, sich auf das Essen zu konzentrieren, aber all ihre Anstrengungen waren vergebens. Ihr gegenüber saß Alex, und sie sah nichts und niemanden außer ihm. Der Tisch war nicht groß, und so berührten sich darunter hin und wieder ihre Knie. Jedes Mal zuckte sie zusammen, und sie konnte ihre Anspannung, ihre Sehnsucht kaum unterdrücken. Sie beobachtete ihn, wie er Messer und Gabel führte, bemerkte seine kraftvollen Hände und die tiefe, eindringliche Stimme, während er sich überaus höflich mit ihrer Mutter unterhielt. Vor allem aber war sie sich seines dunklen Blickes bewusst, der immer wieder auf ihr ruhte. Ihr wurde dabei ganz heiß, und so fiel ihr an diesem Abend wenigstens nicht auf, wie kalt es im Speisesalon war. Ihr Herz tat aufgeregte kleine Hüpfer, und Sehnsucht ließ ihr den Atem stocken. Was um alles in der Welt passierte da mit ihr? Damals als junges Mädchen hatte sie sich zwar auf den ersten Blick in ihren Mann verliebt, aber das war eher eine unschuldige Schwärmerei gewesen, nicht diese schamlose, wilde und verwegene Lust, die sie jetzt empfand.

Er fing ihren Blick auf. Seine festen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, mit dem er ihr die Erfüllung all ihrer lustvollen Gedanken zu versprechen schien. Melicent hätte ihn beinahe angefleht, sie zu küssen und sie zu …

Sowie sie von der Ankunft ihres Schwiegersohns hörte, hatte Mrs. Durham sich von ihrem Lager erhoben wie Phoenix aus der Asche. Ohne jedes Anzeichen von Krankheit hatte sie ihr bestes Abendkleid angelegt und hielt nun an der Tafel Hof. Am anderen Ende des Tisches schmollte und seufzte sich Aloysius durch das Dinner und schickte immer wieder zornige Blicke in Alex’ Richtung. Melicent lächelte schwach, als sie daran dachte, wie energisch ihr Ehemann auf das schlechte Betragen ihres Bruders reagiert hatte. Vermutlich hoffte Aloysius, dass Alex rasch nach London zurückkehren würde, damit er ebenso rasch wieder zu seinem liederlichen Lebenswandel zurückkehren konnte. Sie würde mit Alex über dessen Pläne reden müssen. Noch hatte er sich nicht dazu geäußert, ob er von ihr erwartete, dass sie ihn bei seiner Abreise begleitete. Viele Männer waren so tyrannisch, von ihrer Ehefrau in dieser Hinsicht blinden Gehorsam zu fordern. Viele Frauen würden sich darein schicken, weil sie es für ihre Pflicht hielten. Sie gehörte nicht länger zu ihnen.

Die alte Wunde begann wieder zu schmerzen. Alex konnte nicht einfach hereinspazieren, sie küssen und dann erwarten, dass sie ihm einfach in die Arme fiel, als wären sie einander nie entfremdet gewesen. Sie war nicht länger die strahlende Unschuld, die er vor vier Jahren geheiratet hatte. Bei ihrer Hochzeit hatte sie ihn angebetet, und es hatte ihr das Herz gebrochen, als er sich kalt von ihr ab- und seinen Gütern zugewendet hatte. Von Anfang an hatte sie den Zorn gespürt, der in ihm schwelte, weil er in diese Ehe getrieben worden war. Das hatte ihr Angst gemacht, und so hatte sie geschwiegen, während die Kluft zwischen ihnen immer größer wurde.

Der Blick, den er ihr jetzt zuwarf, war allerdings keineswegs kalt. Ein heißer Schauer überlief sie, als sein Blick wie eine Berührung über sie glitt.

„Bestimmt würde Ihnen andere Gesellschaft sehr gut tun, Madam“, sagte Alex gerade zu Mrs. Durham. „Anscheinend hat Ihre Gesundheit in letzter Zeit gewaltige Rückschläge erlitten, aber in der richtigen Gesellschaft wäre es gut möglich, dass Sie sich im Handumdrehen wieder erholen. Vielleicht würde Ihnen ein hübsches Häuschen in einem fashionablen Badeort gefallen? Das könnte gewiss arrangiert werden. Mit der passenden Dame als Gesellschafterin …“

„Das klingt entzückend“, flötete Mrs. Durham.

Melicent blickte scharf auf. Ihr war klar, was Alex beabsichtigte. Wenn ihr die Sorge um ihre Mutter aus der Hand genommen wurde, hatte sie keinen Grund mehr, in Yorkshire zu verweilen. Sie hätte keine Ausrede mehr, hinter der sie sich verstecken könnte.

„Die Gesellschaft in Peacock Oak ist doch sehr angenehm, Mama“, protestierte sie. „Die Duchess of Cole war die Freundlichkeit in Person, und Major und Mrs. Falconer von Starbotton Manor sind einfach reizend.“

„Die Duchess hat ein Baby und will uns bestimmt nicht dauernd an ihrem Rockzipfel hängen haben“, erklärte Mrs. Durham. „Und was die Falconers betrifft, so habe ich gehört, dass sie zu Neujahr seinen Onkel, den Marquis, in Schottland besuchen wollen. Nein, mein Liebes, dein Mann hat vollkommen recht. Ein Umzug nach Bath oder Cheltenham wäre genau das Richtige für mich.“ Sie tätschelte Melicent die Hand. „Dann kann ich dich wieder unter Lord Alexanders Schutz stellen. Es war überaus geduldig von ihm, so lang auf dich zu verzichten. Es wäre selbstsüchtig, dich weiter bei mir zu behalten.“

Melicent hörte, wie Aloysius etwas murmelte, das klang wie: „Früher hat dich das doch auch nicht gestört, Mama.“ Dies eine Mal war sie mit ihrem Bruder vollkommen einer Meinung. Wütend funkelte sie Alex an und begegnete nur einem unschuldigen Blick.

Mrs. Lubbock kam herein, um die Teller abzutragen und den Nachtisch zu bringen, Rhabarberkompott mit Sahne.

„Ich habe ein paar deiner Schriften studiert, Liebling“, sagte Alex und reichte Melicent die Schale mit Sahne. In seinen dunklen Augen glomm ein beunruhigender Funken. „Ich wollte dir sagen, wie sehr ich sie genossen habe.“

Das erstaunte Melicent. „Ich hätte nicht gedacht, dass irgendjemand von meiner Autorenschaft wusste“, erklärte sie. Normalerweise heimste Mr. Foster den Ruhm für die Architekturführer ein, obwohl sie selbst mindestens die Hälfte der Texte schrieb.

„Ich glaube, dein Geheimnis hat sich herumgesprochen“, murmelte Alex. Sein Blick ruhte auf ihrem Gesicht, und ihr stieg prickelnde Röte in die Wangen.

„Ich hätte nicht gedacht, dass irgendwer die Texte liest“, fügte Melicent hinzu. Sie war ein wenig durcheinander. Sicher würde Alex es bestenfalls exzentrisch und schlimmstenfalls inakzeptabel finden, dass die Frau eines Adeligen zur Feder griff, um ihr Einkommen aufzubessern, aber die Arzneien ihrer Mutter waren teuer und kosteten sie den Großteil des monatlichen Unterhalts, den Alex ihr angewiesen hatte – abgesehen von dem Teil natürlich, den Aloysius ihr für sein Glücksspiel abknöpfte.

„Ach, ich glaube, da tust du dir unrecht“, sagte Alex und lächelte sie auf eine Weise an, dass ihr heiß und kalt wurde. „Ich könnte mir vorstellen, dass sie vielen als Inspiration und Unterhaltung dienen.“

„Möglich“, sagte Melicent zweifelnd. Vielleicht hatte er recht – manche benutzten die Architekturführer, um sich auf ihre Besuche der Landsitze vorzubereiten, die öffentlich zugänglich waren, aber unterhaltsam waren die Texte wohl kaum.

„Ich fand sie überaus stimulierend“, fuhr Alex fort.

Melicents Erstaunen wurde immer größer. Diese trockenen Bände konnte man unmöglich als stimulierend empfinden, es sei denn … Alex war immer mit Beaumont beschäftigt gewesen, einem architektonischen Juwel unter den Herrenhäusern. Vielleicht fand er ihre Schriften deswegen so interessant.

„Schön, dass sie dir gefallen“, murmelte sie.

„Sehr sogar“, erwiderte Alex glatt. „Ich freue mich schon darauf, mich mit dir darüber weiter auszutauschen. Unter vier Augen“, fügte er hinzu.

„Du musst Mr. Foster berichten, dass du einen begeisterten Leser hast, meine Liebe“, mischte Mrs. Durham sich ein. „Die Bücher waren doch seine Idee …“

„Ach ja?“, sagte Alex. Seine Augen wurden schmal. „Und wer, bitte, ist Mr. Foster?“

„Mr. Foster ist ein Antiquar aus dem Dorf“, erklärte Mrs. Durham. „Ein sehr angenehmer Herr, der Melicent immer äußerst großzügig an seinen Vorhaben beteiligt hat.“

„Verstehe“, erwiderte Alex. Melicent zuckte zusammen, als sie den Unterton in seiner Stimme hörte. Er wandte sich an sie. „Du besprichst deine Arbeit mit ihm?“

„Natürlich“, sagte Melicent, ganz aus der Fassung gebracht von seinem wilden, besitzergreifenden Blick und seiner angespannten Haltung.

Alex hielt inne, vor sich die Schüssel mit Rhabarberkompott. „Und die praktischen Aspekte, die Recherche, wenn man das so nennen darf …“

„O nein“, sagte Melicent. „Das würde sich nicht schicken.“ Mr. Foster hatte sie tatsächlich eingeladen, ihn auf einer seiner Reisen zu den Herrenhäusern zu begleiten, aber sie hatte ablehnen müssen, da sie keine Anstandsdame gehabt hatte.

Alex’ Miene entspannte sich ein wenig. „Nun, wenigstens dafür darf man wohl dankbar sein.“

„Hätte ich mir ja denken können, dass du es missbilligen würdest“, sagte Melicent eine Spur trotzig. „Nur weil ich deine Frau bin …“

„Das scheint mir ein durchaus hinreichender Grund“, erwiderte Alex. Er wandte sich seiner Schwiegermutter zu. „Wenn Sie mich bitte entschuldigen möchten, Madam, Melicent und ich haben gewisse Dinge miteinander zu besprechen.“

„Natürlich“, sagte Mrs. Durham und wedelte mit der Hand. „Aber seien Sie bitte nicht zu streng mit Melicent, Mylord. Wir haben das Geld für meine Medizin gebraucht, verstehen Sie …“

„Ihr habt also das Geld gebraucht“, stieß Alex zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, packte Melicent am Handgelenk und zerrte sie praktisch aus dem Speisesalon. „Und du glaubst, das rechtfertigt es, dass du dich auf diese Weise verkaufst?“

„Alex, nein!“ Melicent sah ihn voll Entsetzen an. „So schlimm ist es doch nicht! Ich weiß, es ist ein wenig ungewöhnlich …“

„Ungewöhnlich? Ich kann mir nichts Erschreckenderes vorstellen.“

„Ich hatte ja keine Ahnung, dass du so muffig sein könntest!“, fuhr Melicent ihn an. „Wie lächerlich von dir …“

„Das werden wir ja sehen.“

Er bewegte sich so schnell, dass sie keine Zeit mehr hatte, ihm auszuweichen. Im einen Augenblick hatten sie in dem dunklen Flur im Erdgeschoss gestanden, wo es nach gekochtem Gemüse roch, im nächsten hielt er sie umfasst, seine Lippen lagen auf den ihren, und die harte Wirklichkeit zerstob. Plötzlich fühlte sie sich unglaublich lebendig und wild.

Er küsste sie ungestüm, fast als wollte er sie in Besitz nehmen und ihr sein Siegel aufdrücken, um sie für immer als die seine zu brandmarken. Melicent wurden die Knie weich, und sie schlang ihm die Arme um den Nacken, um sich festzuhalten. Er zog sie dichter an sich, bis ihre Körper miteinander zu verschmelzen schienen und sie seine Erregung nur allzu deutlich spüren konnte. Sie stöhnte, und er vertiefte den Kuss, erforschte sie mit der Zunge. Ihre Begierde war ebenso groß wie die seine, und so krallte sie ihm die Finger ins Haar und gab sich ihm mit aller Offenheit und Großzügigkeit hin, die ihrem Wesen zu eigen war, verloren in dem wunderbaren Kuss. Die Leidenschaft, die sich zwischen ihnen entzündet hatte, kam so unerwartet, dass sie an sich schon pure Verführung war. Sie wollte gar nicht widerstehen.

Erst als Alex den Griff ein wenig lockerte, machte sich die Wirklichkeit wieder störend bemerkbar: Sie sah den düsteren Flur, hörte die schrille Stimme ihrer Mutter, die Aloysius im Speisezimmer irgendeine Strafpredigt hielt, und dann wollte sie dem Ganzen nur noch mehr entkommen.

Alex zog sie zur Treppe. Er atmete schwer, und in seinen Augen glitzerte Begierde.

„Nach oben“, sagte er. „Jetzt.“

Melicent hielt den Atem an, und ein Schauer überlief sie von Kopf bis Fuß. Es kam ihr unmöglich vor, dass Alex sie in der schäbigen Umgebung von Meadow Cottage lieben und sie damit an einen magischen Ort befördern würde, wo sie all ihre Reue, all ihre Sorgen vergessen würde und so frei und wild und ungezügelt sein konnte, wie sie wollte. Sie zitterte bei der bloßen Vorstellung.

„Wir haben kein Gästezimmer“, begann sie und sah, wie er lächelte.

„Ist auch nicht nötig, Liebling. Ich bin dein Ehemann. Ich schlafe bei dir.“

Ihr Puls hämmerte. „Alex …“ Es ging zu schnell. Sie konnte es nicht verstehen. Sie versuchte Vernunft walten zu lassen, wollte das aber eigentlich gar nicht. Sie wollte Aufregung in Alex’ Armen finden, selbst wenn es nur für ein paar kurze Stunden war.

„Ja, meine Süße?“ Er hielt sie ganz leicht bei den Oberarmen, beugte sich vor und knabberte sanft an ihrem Hals.

„Alex …“ Sie vergaß, was sie hatte sagen wollen, als seine Lippen ihr Schlüsselbein streiften und seine Finger sich an den Haken ihres Oberteils zu schaffen machten. Er bekam den ersten frei, dann den nächsten, einen dritten, einen vierten … Dann klaffte ihr Kleid auf, sie spürte seine Hand warm auf ihrer Brust und erschauerte vor Sehnsucht. Alex schob die andere Hand in ihr Haar, damit er ihren Kopf sanft nach hinten ziehen und die zarte Haut oberhalb ihres Dekolletés mit den Lippen erkunden konnte. Melicent begann am ganzen Körper zu zittern, und ihre Brustspitzen richteten sich auf, als flehten sie um Berührung.

Da ging die Tür zum Speisesalon auf, und Mrs. Durham kam herausgerauscht. „Melicent!“, rief sie. „Wo bist du? Ich brauche dich!“

Alex hob eine Braue. „Ich auch“, flüsterte er. „Und zwar weitaus dringender.“

Energisch drehte er sie um, bevor ihre Mutter sie halb ausgekleidet entdeckte, und fasste sie hinter ihrem Rücken an den Handgelenken. Er hielt sie in leichtem, festem Griff und schob sie auf die Treppe zu, wobei sein Körper sie verdeckte. Er ließ sie auch nicht los, als sie schon unterwegs in den ersten Stock waren, und mit jedem Schritt wurde Melicent sich seiner Hände und dessen, was sie verhießen, glühender bewusst, seiner zärtlichen Berührung, und dass die dunkle Leidenschaft zwischen ihnen immer größer wurde, bis sie die Tür zu ihrem Schlafzimmer öffnete und er sie hinter ihnen schloss. Erst dann ließ er sie los, drehte sie zu sich herum, riss ihr Kleid und das Hemd darunter auf.

Melicent keuchte auf. „Meine Kleider!“

„Ich kaufe dir neue“, versprach er ungeduldig. Er küsste sie schon wieder, tiefe, sinnverwirrende Küsse, die ihr die Seele raubten, während er ihr ungeduldig die Kleider abstreifte. Sie war schockiert von seiner Hast. Damals, als seine jungfräuliche Braut, hatte er sie mit sanfter Rücksicht behandelt. Davon war jetzt nichts mehr zu spüren. Seine Berührungen waren gierig. Er beugte sich vor und saugte abwechselnd an ihren Brustspitzen, und tief in ihrem Leib spürte sie heiße Lust, schmelzend und unglaublich köstlich. Sie wimmerte, und ihre Knie gaben nach. Alex hob sie auf und ließ sie aufs Bett sinken, legte sich dabei so auf sie, dass seine unersättlichen Lippen wieder ihre Brustspitze umschließen und daran saugen konnten, heiß und feucht. Melicent verlor sich in sinnlichem Entzücken, drängte seinen Lippen entgegen, und ihr Körper öffnete sich ihm.

Alex zog sich ebenfalls aus, und beim Anblick seiner herrlichen und schamlosen Nacktheit keuchte sie auf. So hatte sie ihn noch nie gesehen. In den Anfangszeiten ihrer Ehe war er immer im Morgenmantel zu ihr ins Zimmer gekommen, und wenn er ihn ablegte, hatte sie die Augen fest geschlossen. Nie hatte sie es gewagt, einen Blick auf ihn zu werfen, noch weniger hatte sie ihn von sich aus berührt. Jetzt jedoch, wo sie alle Vorsicht und jedes Schamgefühl in den Wind geschlagen hatte, starrte sie mit großen Augen auf seine herrliche männliche Schönheit, die langen Beine, den harten, flachen Bauch, die muskulöse Brust und die honigfarbene Haut. Er war stark erregt, und Melicent musste an den Schmerz und die peinliche Verlegenheit in ihrer Hochzeitsnacht denken und wollte schon Angst bekommen, doch in diesem Augenblick legte er sich zu ihr aufs Bett und das köstliche Gefühl, Haut an Haut mit ihm zu liegen, vertrieb jede Besorgnis.

Er streckte die Hand nach etwas auf ihrem Nachttisch aus, und sie sah, dass er eine ihrer Federn ergriffen hatte.

„Dein Handwerkszeug“, sagte Alex. „Wie passend.“ In seinen Augen glomm es dunkel auf, und dann strich er ihr mit der Feder über die Brüste. Melicent war so schockiert, dass sie aufs Bett zurücksank, und gleichzeitig wollte sie vor Lust schier zerfließen. Die Feder fühlte sich weich und sinnlich an, und ihre Brustspitzen wurden unter der streichenden Berührung noch härter. Melicent keuchte und drückte hilflos das Kreuz durch, und Alex stieß einen knurrenden Laut der Befriedigung aus.

Die Feder tanzte über ihren Bauch. Ihre Muskeln spannten sich an, und sie erschauerte wohlig. Alex spreizte ihre Beine und legte ihr ein Kissen unter das Gesäß. Bevor sie noch Fragen stellen oder Einwände erheben konnte, begann die Feder erneut mit ihrem verruchten Spiel, strich über ihre weichen Schenkel, bis sie sich wand und die Finger in die Laken krallte. Der sanfte Strich der Feder wurde fester, kräftiger, fordernder, bis ihre Spitze den Mittelpunkt ihrer Lust erreicht hatte und all das angestaute Begehren in ihr sich zum ersten Mal in ihrem Leben mit atemberaubender Intensität entlud. Sie bäumte sich auf, und sofort drückte Alex ihre Hüften nieder und setzte mit Lippen und Zunge fort, was die Feder begonnen hatte, bis die heiße Süße sie ein weiteres Mal überkam und ihr jeden vernünftigen Gedanken raubte. Dann lag sie still, erschöpft und wie betäubt auf dem Bett.

Sie fühlte sich schon jetzt so erfüllt und glaubte nicht, dass eine Steigerung noch möglich wäre, doch im nächsten Moment nahm er sie in Besitz und bewirkte mit seiner stürmischen Eroberung, dass schon bald erneut die Wellen der Ekstase in ihr heranrollten.

„Noch nicht.“ Er hatte es auch gespürt. Er zog sich fast ganz aus ihr zurück, lockend, aufreizend. „Du bist mir ein bisschen mehr als das schuldig.“

Melicent wusste nicht, was er meinte, und es war ihr auch egal. Als er aufreizend ihre Brüste streichelte, drängte sie sich unwillkürlich an ihn, damit er sie wieder ganz ausfüllte, sie wollte ihn tief in sich spüren. Sie fühlte seine Zurückhaltung und seinen verzweifelten Wunsch, sie zu besitzen, aber er hielt sich zurück, reizte sie nur mit schnellen, kleinen Bewegungen, die sie lediglich begierig auf mehr machten. Sie hob ihm die Hüften entgegen, forderte ihn auf, ihr Erfüllung zu schenken. Doch vergebens.

„Noch nicht“, wiederholte Alex, der sich noch immer zurückhielt.

„Ich kann nicht mehr“, wimmerte Melicent, und schon brachen die Wogen der Ekstase über sie herein. Sie bäumte sich auf und fiel dann zurück aufs Bett. Alex ließ sich auf sie sinken, immer noch in ihr, und so lagen sie da, während sie allmählich zitternd und keuchend wieder zur Ruhe kam.

Melicent konnte nicht verstehen, was mit ihr passiert war. So lange schon hatte sie auf körperliche Freuden verzichten müssen, dass sie Alex jetzt hilflos ausgeliefert schien. Zu begehren und begehrt zu werden war eine wahrhaft berauschende Erfahrung. Ebenso die Entdeckung, dass sie diese wilde, zügellose Leidenschaft in sich trug, die alle anderen Gedanken und Bedürfnisse vertrieb.

Sie war sich nicht sicher, wie lange sie so dalagen, sie immer noch zuckend von den Nachwirkungen ihrer Leidenschaft, er immer noch in ihr, ohne die ersehnte Erfüllung gefunden zu haben. Lustvoll schrie sie auf, als er sie noch einmal nahm. Diesmal war sein Rhythmus hart und fordernd, seine Stöße weckten Gefühle in ihr, die Melicent so kurz nach dem eben genossenen Entzücken für unmöglich gehalten hätte.

„Ich kann nicht“, bettelte sie, doch tief im Inneren reagierte sie bereits zitternd auf die Forderungen seines Körpers.

„Doch, du kannst.“

„O ja …“ Ihr Wort endete mit einem Wimmern reiner Lust, als Alex ihre Lippen leckte, ihre Unterlippe zwischen die Zähne nahm und sanft zubiss.

„Ich möchte dich mit nach Beaumont nehmen“, flüsterte er, bevor seine Zunge von ihrem Mund Besitz ergriff, „und dich von früh bis spät lieben, Melicent. Vor dem Frühstück, wenn du noch warm und rosig vom Schlaf bist, und nachdem du dich angezogen hast, damit ich dich wieder ausziehen kann, und wenn du dich zum Dinner umkleidest und nichts trägst außer den Juwelen, die ich dir noch schenken werde …“

Seine zügellosen Worte waren zu viel. Melicent kam schnell und hart zum Höhepunkt, und er drängte tiefer in sie hinein, bis sie beide gemeinsam in Ekstase versanken und endlich Erlösung fanden.

Alex erwachte, als sich das winterliche Dämmerlicht ins Zimmer stahl. Melicent lag an ihn gekuschelt, ihr Kopf an seiner Schulter. Er bewegte sich sacht, und sie schmiegte sich noch dichter an ihn. Ihr Haar lag über seine Brust gebreitet, genau wie er es sich vorgestellt hatte. Sie war köstlich warm und weich und roch leicht nach Äpfeln und Honig. Ihr Gesicht strahlte im Schlaf heitere Gelassenheit aus.

So war er noch nie aufgewacht. Als sie frisch verheiratet gewesen waren, hatte er Melicents Zimmer immer gleich nach dem Liebesakt verlassen und sich nach nebenan in seine eigene Suite verzogen. Damals hatte er allein geschlafen und war allein erwacht. Er hatte geglaubt, dass ihm das gefalle; schließlich war er immer gern mit sich allein gewesen.

Nun sah er auf Melicent, die so verletzlich und vertrauensvoll neben ihm lag, und empfand ein Gefühl tiefen Friedens und warmer Fürsorge, so stark, dass es ihn bis ins Innerste erschütterte. Am Abend davor war er getrieben gewesen von Zorn, Lust und Besitzgier, und es wäre ein Leichtes gewesen, Melicents Reaktion auf ihn als das schamlose Benehmen einer erfahrenen Frau vom Schlage einer Lady Loveless zu interpretieren – genau so würde er sich eine Schriftstellerin erotischer Romane vorstellen. Aber er konnte einfach nicht glauben, dass Melicent ihm untreu geworden sein könnte. Auch wenn sie voller Leidenschaft auf all seine sinnlichen Forderungen eingegangen war, hatte er keinerlei Falsch, keinerlei Berechnung an ihr entdecken können. Ihre Reaktion hatte auf ihn erfrischend ehrlich gewirkt und ihn sehr berührt. Sie war bei der Liebe ebenso offen und großzügig gewesen, wie sie das wohl auch in allem anderen war. Sie war einfach ein sehr aufrichtiger und weitherziger Mensch.

Plötzlich empfand er einen Stich des Bedauerns, dass er sich nie die Mühe gemacht hatte, seine Frau richtig kennenzulernen. Als sein Vater ihn zu dieser Ehe zwang, hatte er gedacht, er sei das Opfer. Aber auch Melicent hatte etwas Besseres verdient. Jetzt jedoch konnte er wiedergutmachen, dass er sie so vernachlässigt und ihr wehgetan hatte. Er würde sie umwerben, sie auf Händen tragen und ihr zeigen, wie wichtig sie für ihn war. Diese Vorstellung fand er höchst erbaulich. Er würde sogar – ganz großzügig – über ihre literarischen Unternehmungen hinwegsehen. Natürlich war ihre Arbeit als Lady Loveless äußerst unkonventionell, aber sie hatte es ja aus den richtigen Gründen getan. Mrs. Durham war habgierig und verschwenderisch. Man konnte gleich sehen, woher Aloysius’ verderbte Neigungen stammten.

Alex wandte den Kopf und sah, dass Melicent wach war. Sie hatte die Decke bis zum Kinn hochgezogen und betrachtete ihn mit einer Mischung aus Schüchternheit und Misstrauen. Es drehte ihm schier das Herz um. Er drückte ihr einen Kuss auf das weiche, seidige Haar.

„Guten Morgen, Liebling.“

„Alex“, begann Melicent. Ihre Augen wurden noch größer, als sie sah, wie viel Platz er in ihrem keuschen weißen Einzelbett einnahm. „Hab ich das geträumt, oder haben wir wirklich …?“

„Wir haben wirklich“, erwiderte Alex und lächelte, als sich ihre Wangen rot färbten.

„Oh!“ Sie rückte von ihm ab, als wäre sie verbrannt worden, und kletterte auf der anderen Seite aus dem Bett. Die Decken nahm sie größtenteils mit. Es war eiskalt im Zimmer. Alex spürte, wie bei der Erinnerung an die vorige Nacht und weil Melicent sich dicht an ihn geschmiegt hatte, schon wieder lustvolle Erregung in ihm aufstieg, die von der Kälte jedoch vertrieben wurde.

„Melicent“, bat er, „komm doch bitte wieder ins Bett.“ Aber sie schüttelte den Kopf. Sie wich vor ihm zurück, und ihre Miene zeigte so etwas wie Entsetzen. Plötzlich fror er nicht nur wegen der Temperatur im Zimmer.

„Ich weiß nicht, wie ich das tun konnte“, begann sie leise und hastig. „Ich muss verrückt gewesen sein, wo du dir doch gar nichts aus mir machst, dir nie etwas aus mir gemacht hast! Wie konnte ich mich nur so erniedrigen, mich so schamlos benehmen …“

Alex packte sie an den Handgelenken, um zu verhindern, dass sie aus dem Zimmer rannte. Die Decken rutschten zu Boden, und sie stand nackt vor ihm. Sie schrie auf und versuchte, ihre Blöße zu bedecken, aber er war zu schnell für sie und zog sie zurück ins Bett.

„Melicent“, sagte er. Er war sich nicht sicher, was ihn mehr beunruhigte – ihre Worte oder der Ausdruck blanken Elends in ihrem Gesicht. „Ich verstehe dich nicht. Du hast dich letzte Nacht nicht erniedrigt. Es war wunderbar, vollkommen …“ Er suchte nach den richtigen Worten, hielt aber bestürzt inne, als ihr aus dem Augenwinkel eine Träne tropfte und über die Wange ins Haar lief. Sie lag ganz still da, unternahm keinen Versuch, sich zuzudecken. Ihr Anblick war unglaublich reizvoll, nichts als wohlgerundete Kurven und cremeweiße Haut – doch ihre Miene zeigte gequälte Pein. Alex nahm sie in die Arme, um sie zu trösten.

„Sag mir doch, was los ist“, sagte er und hauchte ihr einen Kuss aufs Haar.

Ein Schluchzen erschütterte sie, doch sie versuchte es zu unterdrücken. „Ich bin so wütend auf mich, weil ich mit dir geschlafen habe“, sagte sie. „Ich wollte dich nicht begehren, aber es war schon so lang her, und ich … ich bin mir nicht sicher, was mit mir geschehen ist.“

Sie klang so verloren und bekümmert, dass er sich beeilte, sie zu beruhigen. „Meine Süße“, sagte er, „du brauchst dich deswegen nicht zu schämen. Es war wunderbar. Und wir sind doch verheiratet …“

Abrupt befreite sie sich aus seiner Umarmung und funkelte ihn zornig an. „Ja, wir sind verheiratet, Alex, aber du hast mir seit der Hochzeit keinerlei Beachtung geschenkt! Genauso gut hättest du Junggeselle bleiben können, für dich hätte sich nichts geändert!“ Sie zog die Decken über sich und sah ihn mit einer gewissen trotzigen, zerzausten Würde an. Am liebsten hätte er sie geküsst, kam dann aber doch zu dem Schluss, dass dies vielleicht nicht der geeignete Moment sei.

„Oh, ich habe immer gewusst, dass dein Vater diese Ehe wollte, nicht du“, erklärte Melicent bitter. „Ich wusste, dass dir mehr an Beaumont als an mir lag! Wenn du dann zu mir ins Bett gekommen bist, hast du mich berührt, als würdest du mich hassen! Und als ich weggegangen bin, hast du dir nicht die Mühe gemacht, mir nachzureisen. Du hast mir ja nicht einmal geschrieben! Da hatte ich ja noch mit deinem Verwalter mehr Briefkontakt als mit dir! Für einen einzigen Brief von dir hätte ich alles gegeben!“ Sie schluckte hart. „Ich war so wütend. Aber letzte Nacht habe ich das alles vergessen und war so schamlos und so … so dreist!“ Sie stieß ein kleines, zorniges Fauchen aus. „Ich kann mir das nicht verzeihen!“, schloss sie ein wenig verloren. „Nicht da ich weiß, dass du dir nie etwas aus mir gemacht hast und dir auch nie etwas aus mir machen wirst!“

Alex starrte sie an, als hätte sie ihm eine Pfanne auf den Kopf geschlagen. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar, bis es völlig zerzaust war. Er sah verwirrt und verstört und dabei so verdammt attraktiv aus, dass Melicent sich auf der Stelle schwor, dass sie ihm nicht – wirklich und wahrhaftig nicht – vergeben und sich wieder auf dieselbe dumme, unreife und sinnlose Weise in ihn verlieben würde wie damals als neunzehnjährige Braut.

Alex ergriff ihre Hände. Sie überließ sie ihm, denn es fühlte sich richtig an, obwohl das doch eigentlich falsch war.

„Melicent.“ Er klang elend. „Liebling. Ich hatte ja keine Ahnung. Ich dachte, dir sei nicht bewusst …“ Er hielt inne.

Melicent sank das Herz.

Ich dachte, dir sei nicht bewusst …

Obwohl sie gewusst hatte, dass er sich rein gar nichts aus ihr machte, war es doch schrecklich, es so bestätigt zu bekommen. Sie senkte den Kopf und starrte auf ihre Hand, die immer noch in seiner lag.

„Ich wusste es von Anfang an“, sagte sie. „Dein Vater hat dich gezwungen, mich zu heiraten, nicht wahr? Ich weiß nicht wie oder warum, aber ich weiß, dass er das gemacht hat.“

„Er hat gedroht, mir Beaumont zu entziehen“, erklärte Alex schlicht. „Er hat mir erklärt, ich hätte keinerlei Anrecht darauf, die Güter zu verwalten, und damit hatte er natürlich vollkommen recht. Die Güter waren sein Eigentum, und danach würden sie auf meinen älteren Bruder Henry übergehen. Ich hatte überhaupt keine Ansprüche.“

„Aber du liebst Beaumont von Herzen“, sagte Melicent. Ihr war kalt vor Entsetzen. Das also war die Drohung, mit der der Duke seinen Sohn zur Heirat gezwungen hatte – ihm das Einzige zu nehmen, das seinem Leben einen Sinn gab. „Außer dir hat sich doch nie jemand um das Land oder die Leute gekümmert“, meinte sie. „Ohne dich wären die Güter schon vor Langem verwahrlost.“

Alex sah sie an. Seine dunklen Augen wirkten müde. „Papa wollte dafür sorgen, dass der Titel erhalten bleibt. Er wusste, dass Henry niemals heiraten würde. Geradeheraus gesagt, kann Henry sich nicht für das weibliche Geschlecht erwärmen. Daher hat mein Vater beschlossen, mich unter Druck zu setzen, obwohl ich noch so jung und nicht bereit für die Ehe war.“ Reuig sah er sie an. „Ich war so mit meinen Büchern und Beaumont beschäftigt, dass ich einfach keinen Platz hatte für irgendetwas anderes oder irgendjemand anderen. Es tut mir leid, Melicent.“

„Du warst zornig“, flüsterte Melicent, „und jetzt verstehe ich auch, warum.“

„Ich habe versucht, es dir gegenüber nicht allzu deutlich zu zeigen“, erklärte Alex. „Ich wusste ja, dass du nichts dafür konntest.“ Er schüttelte den Kopf. „Aber du hast recht – immer wenn ich dich gesehen habe, wenn ich dich berührt habe, habe ich so großen Zorn empfunden wegen der Erpressung. Es war wohl unvermeidlich, dass du es auch gespürt hast.“ Sein Griff wurde fester. „Ich habe dir sehr wehgetan. Es tut mir so furchtbar leid, Melicent.“

Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sie würde nicht sagen, dass es nichts ausmache, denn es machte etwas aus. Es machte ihr sogar eine ganze Menge aus. Aber jetzt, wo sie erkannte, in welche unmögliche Lage er als junger Mann gebracht worden war, konnte sie seinen Zorn und seine Verzweiflung verstehen, und mit dem Verstehen kam das Verzeihen.

„Bist du noch zornig auf deinen Vater?“, fragte sie.

Alex schüttelte den Kopf. „Als er starb, ist mein Zorn mit ihm gestorben. Mir ist klar geworden, dass ich mich von dieser vollkommen sinnlosen Wut förmlich auffressen ließ.“ Er hob ihre Hand an die Lippen. „Nach seinem Tod wollte ich dich aufsuchen, Melicent – ich wollte dir alles erzählen und vorschlagen, dass wir noch einmal von vorn anfangen, aber du hattest mir gerade gesagt, dass du fortgehen wolltest, und ich dachte, es sei zu spät. Und aus Stolz und Elend habe ich dich gehen lassen.“

Melicent beugte sich vor und küsste ihn sanft. „Und ich bin damals weggegangen, weil ich unsere Entfremdung einfach nicht mehr ertragen konnte. Ich wusste beinahe vom ersten Moment an, dass es ein Fehler gewesen war, nach Peacock Oak zu kommen, aber das konnte ich aus Stolz nicht zugeben.“ Sie seufzte. „Wir waren beide ziemlich dumm, aber vielleicht ist es doch noch nicht zu spät. Ich würde sehr gern noch einmal von vorn anfangen.“

„Ich glaube“, erklärte Alex und grinste vielsagend, „das haben wir schon getan.“

„Wir haben die Sache aber falsch aufgezäumt“, wandte Melicent ein, bemüht, einen strengen Ton anzuschlagen. „Wir sollten uns besser kennenlernen, bevor …“

Alex nahm sie in die Arme. „Bevor wir uns lieben?“

„Genau“, flüsterte Melicent, während sich ihre Lippen zum Kuss fanden.

4. KAPITEL

Heiligabend

Für Melicent war es eine wunderbare Erfahrung, ihren Ehemann besser kennenzulernen. Dieses Jahr übertraf Weihnachten ihre Erwartungen bei Weitem. Zusammen hatten sie und Alex Stechpalmen und Mistelzweige gesammelt, um Peacock Oak zu schmücken. Sie waren im nahen Dorf Fortune’s Folly gewesen, um dort Brennstoff und Kerzen und einen Truthahn zu kaufen (was weitaus reizvoller war als das gepökelte Hammelfleisch, das Mrs. Lubbock als Festtagsbraten vorgesehen hatte), hatten lange Spaziergänge über das verschneite Land gemacht und waren zusammen zur Kirche gegangen, wo so laut über die Ankunft von Lady Melicents attraktivem Ehemann und seine offenkundige Hingabe getuschelt wurde, dass der Pfarrer kaum in der Lage war, seine Predigt zu halten. Sie hatten mit der Duchess of Cole und dem Major und Mrs. Falconer zu Abend gespeist und hatten sich dabei so prächtig amüsiert, dass Mrs. Durham wie durch ein Wunder genesen war und sich sogar zu einer Runde Scharaden hatte animieren lassen. Als Alex Melicents abgearbeitete Hände sah, hatte er ihr eine nach Rosen duftende Creme und ein Paar besonders weiche Glacéhandschuhe gekauft und angeboten, ihr im Haushalt zu helfen, was Melicent als Zeichen wahrer Ergebenheit wertete.

Alex hatte bereits an seinen Verwalter geschrieben, um Mrs. Durhams Umzug nach Bath zu arrangieren und dafür zu sorgen, dass für sie eine Gesellschafterin angestellt wurde. Bleibt nur noch Aloysius, dachte Melicent, als sie an Heiligabend das Feuer im Salon schürte. Sie fragte sich, was sie mit ihm anstellen sollten. Er hatte keine besonderen Begabungen, höchstens ein Talent zur Geldverschwendung, er eignete sich nicht zum Studium und war zu faul, um zur Armee zu gehen. Sie trat zum Schreibtisch, um die Kerzen dort anzuzünden, und erinnerte sich mit leisem Lächeln daran, wie Alex ihren Bruder an seinem ersten Morgen hier in Peacock Oak aus dem Bett gescheucht hatte – mit einer Kanne heißen Wassers und den Worten: „Wie ich höre, bist du zu faul, deiner Schwester im Haushalt zu helfen, Durham. Nun, wenn du dein Schlafzimmer weiterhin geheizt haben möchtest, musst du das Feuer selbst schüren.“

Aloysius hatte Alex beschimpft, aber er stand trotzdem rechtzeitig zum Frühstück auf, zog sich an und rasierte sich, was an sich schon so etwas wie ein Wunder war, und später half er den Tisch abräumen, wenn auch unwillig. Ihr jüngerer Bruder war hoffnungslos verzogen, jedoch auch irgendwie enttäuscht und zornig. Alex, der auf diesem Gebiet ja eigene Erfahrungen gesammelt hatte, schien das zu verstehen, und seine harte, aber gerechte Herangehensweise zeigte bereits erste Erfolge.

Die Kerzen waren von guter Qualität: Alex hatte welche aus Bienenwachs gekauft, nicht die Talglichter, die sie vor seiner Ankunft verwendet hatten. In ihrem goldenen Licht entdeckte Melicent unter dem Schreibtisch auf dem Teppich ein paar Seiten Papier. Alex hatte Briefe geschrieben, und so nahm sie an, dass ihm die Seiten dabei heruntergefallen waren. Sie hob sie auf und überflog das Geschriebene.

„Er nahm die Feder und strich damit über ihren Venushügel. Der sanfte Strich der Feder wurde fester, kräftiger, fordernder, bis sie um Erlösung flehte …“

Schockiert stieß Melicent einen spitzen Schrei aus und sank rückwärts auf den Stuhl, während sie die Vorlage zu ihrer Verführung las.

Alex freute sich schon den ganzen Tag auf diesen Augenblick. In seiner Tasche lag die Perlenkette, die er als Weihnachtsgeschenk für seine Frau mitgebracht hatte. Er wusste, dass es eigentlich Brauch war, sich an Dreikönig zu beschenken, aber er konnte einfach nicht länger warten. Mit jedem Tag, der verstrich, lernten sie einander besser kennen, und Melicent blühte regelrecht auf. Sie redeten den ganzen Tag, und nachts lagen sie in ihrem schmalen Bett und liebten sich leidenschaftlich. Er wollte ihr die Perlen als Zeichen seiner Achtung schenken. Himmel, wem versuchte er da, Sand in die Augen zu streuen? Er hatte sich Hals über Kopf in seine Frau verliebt und wollte ihr die Perlen als Zeichen seiner Liebe geben. Und das würde er ihr auch sagen.

Er öffnete die Tür zum Salon … und sah sich einer wütenden Furie gegenüber, die ihm mit irgendwelchen Papieren vor der Nase herumfuchtelte.

Melicent war kreidebleich, ihre Augen glühten vor Zorn. „Gehört das dir?“, rief sie. „Hast du diese … diese Schmierereien mitgebracht als eine Art Plan zur Verführung?“ Die Blätter zitterten in ihren Händen, als sie anfing vorzulesen: „‚Die Feder zog eine verruchte Spur über die Innenseite ihrer Schenkel und kitzelte sie an ihrer geheimsten Stelle …‘“

Ach herrje. Alex verzog das Gesicht. Lady Loveless hatte er ganz vergessen; er war zu sehr mit der angenehmen Aufgabe beschäftigt gewesen, seine Frau endlich kennenzulernen. Jetzt allerdings sah er ein paar unangenehme Fragen auf sich zukommen, und er war sich ziemlich sicher, dass er sie nicht beantworten wollte. Er sah sein neues, schönes häusliches Glück rascher dahinschwinden als Aloysius’ Geld in einer Spielhölle.

Melicent sah ihn mit wildem Blick an. „Alex, hast du das etwa geschrieben?“

„Natürlich nicht“, versetzte Alex. Er hatte das Gefühl, als ginge alles fürchterlich schief. „Natürlich hab ich das nicht geschrieben. Du warst das doch.“

„Was?“ Wieder schwenkte Melicent die Blätter vor ihm herum, dass ihm die Worte vor den Augen tanzten. Liebkosen … Brüste … vorwitzig und rund … rosige Brustspitzen … Alex schluckte und versuchte sich zu konzentrieren.

„Du glaubst, ich hätte diesen Schund geschrieben?“, fragte Melicent.

Autor

Carole Mortimer
<p>Zu den produktivsten und bekanntesten Autoren von Romanzen zählt die Britin Carole Mortimer. Im Alter von 18 Jahren veröffentlichte sie ihren ersten Liebesroman, inzwischen gibt es über 150 Romane von der Autorin. Der Stil der Autorin ist unverkennbar, er zeichnet sich durch brillante Charaktere sowie romantisch verwobene Geschichten aus. Weltweit...
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<p>Louise Allen lebt mit ihrem Mann – für sie das perfekte Vorbild für einen romantischen Helden – in einem Cottage im englischen Norfolk. Sie hat Geografie und Archäologie studiert, was ihr beim Schreiben ihrer historischen Liebesromane durchaus nützlich ist.</p>
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Nicola Cornick
<p>Nicola Cornick liebt viele Dinge: Ihr Cottage und ihren Garten, ihre zwei kleinen Katzen, ihren Ehemann und das Schreiben. Schon während ihres Studiums hat Geschichte sie interessiert, weshalb sie sich auch in ihren Romanen historischen Themen widmet. Wenn Nicola gerade nicht an einer neuen Buchidee arbeitet, genießt sie es, durch...
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