Historical Saison Band 19

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WEIHNACHTSWUNDER FÜR MISS SOPHIE von ELIZABTETH BEACON
Ist das nicht die süße Miss Sophie? Lord Sylbourne traut seinen Augen kaum. Keine Frau hat er so geliebt - und keine hat ihm so wehgetan. Jetzt sind sie gemeinsam eingeschneit, ausgerechnet an Heiligabend! Und ihm wird erstaunlich warm ums Herz...

FEURIGE KÜSSE ZUM FEST DER LIEBE von JOANNA FULFORD
Aufgeregt nimmt Vivian die Einladung nach Oakhurst Manor an. Dass auch der attraktive Max dort ist, verdirbt ihr jedoch die Festtagsstimmung. Der unwiderstehliche Charmeur hat sie einst bitter enttäuscht - und jetzt will er sie doch tatsächlich unterm Mistelzweig küssen!

EIN EARL UNTERM MISTELZWEIG vonLOUISE ALLEN
Diese Frau muss ein Weihnachtsengel sein! Davon ist der Earl of Burnham überzeugt, als er die bezaubernde Wirtin Emilia kennenlernt - und sich Hals über Kopf in sie verliebt. Mutig hält er um ihre Hand an. Aber statt sich zu freuen, bricht Emilia in Tränen aus.


  • Erscheinungstag 05.11.2013
  • Bandnummer 0019
  • ISBN / Artikelnummer 9783733762988
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Elizabeth Beacon, Joanna Fulford, Louise Allen

HISTORICAL SAISON BAND 19

ELIZABETH BEACON

Weihnachtswunder für Miss Sophie

Acht lange Jahre hat Sophie Lord Sylbourne nicht gesehen, nun treffen sie sich zufällig bei einer Weihnachtsgesellschaft. Wie gern würde sie sich wieder in seine starken Arme schmiegen! Aber wird er ihr je verzeihen, dass sie ihn damals verließ? Wird er ihr glauben, dass es nur aus Liebe geschah?

JOANNA FULFORD

Feurige Küsse zum Fest der Liebe

Was für ein himmlisches Geschenk! Max erscheint es wie ein Wink des Schicksals, dass er die Feiertage mit seiner Jugendliebe Vivien verbringen darf. Wie wütend sie ihn anfunkelt, und dabei ist sie schöner denn je ... Sofort lodert die alte Leidenschaft wieder auf. Aber kann er sie davon überzeugen, ihm eine zweite Chance zu geben?

LOUISE ALLEN

Ein Earl unterm Mistelzweig

Ein durchgefrorener Fremder, der plötzlich vor der Tür ihres Wirtshauses steht, wirbelt Emilias Festtagspläne gehörig durcheinander. Vor allem als sie spürt, wieviel Feuer sich hinter der kühlen Fassade ihres attraktiven Gastes verbirgt – und sich bei dem Wunsch ertappt, dass es draußen nie wieder tauen möge ...

1. KAPITEL

Peter Vane, Lord Sylbourne, blinzelte die Schneeflocken von den Wimpern und verfluchte den eisigen Wind und die dunklen Wolken, die den Himmel immer stärker verfinsterten. Sie befanden sich in einer verlassenen Gegend inmitten eines tobenden Schneesturms, der mehr an die plötzlichen Wetterumschwünge in den Alpen als an das vermeintlich gemäßigte Klima Englands erinnerte.

Er versuchte, seinen Unmut zu zügeln und nicht an das seltsame Unbehagen zu denken, das ihn bereits seit Beginn der Reise verfolgte. Trotz des schlechten Wetters hatte er es vorgezogen, neben der Chaise zu reiten. Durch den immer dichter werdenden Schleier aus Schnee spähte er zu seinem Kutscher. Dick eingehüllt gegen die Kälte, wirkte Merryweather wie eine gespenstische Statue aus einer eisigen Unterwelt. Dem armen Mann blieb auf dem Bock der schwankenden Kutsche nichts anderes übrig, als die Flockenwirbel zu ertragen, derweil er die Pferde mit seinen lauten Befehlen zwang, nicht zu scheuen, sondern weiterzulaufen.

Die Straße führte nun steil den Hügel hinab, und an Merryweathers Verstummen erkannte Peter, dass es unter diesen Bedingungen ein Verbrechen wäre, die Tiere weiter anzutreiben und Hals- und Beinbrüche zu riskieren. Dennoch verspürte er ein unerklärliches Verlangen, die Reise fortzusetzen, als ob sie ausgehungerte Wölfe wären, die ohne Furcht und Gnade eine Spur verfolgten. Allerdings gab es schon seit einigen Jahren keine Wölfe mehr in England, und nur die Wärme, die vom Körper seines Pferdes ausging, bewahrte ihn davor, im Sattel festzufrieren. Umso schuldiger fühlte er sich beim Anblick des Kutschers und des Reitknechts, die oben auf dem Kutschbock am schlimmsten unter dem fürchterlichen Wetter zu leiden hatten.

Jeder halbwegs vernünftige Mann hätte die Reise bereits am letzten Postgasthof abgebrochen und es sich dort gemütlich gemacht, bis der Sturm sich legte, der sich durch bedrohlich-gelbe Wolken und eine unheilvolle Stille angekündigt hatte. Wenn er doch nur auf die üblen Vorzeichen geachtet hätte …

„Merryweather!“, schrie er, um sich inmitten des aufbegehrenden Wieherns der Pferde und der beschwichtigenden Rufe des Kutschers Gehör zu verschaffen. „Bringen Sie die Kutsche dort drüben in den Schutz der Bäume, wenn es Ihnen irgend möglich ist! Ich werde Hilfe suchen, denn die armen Tiere und wir können nicht weiter!“

„Klar, aber wenn wir zu dem Wäldchen hinunterfahren, kommen wir bei dem Schnee nicht wieder hoch. Sie werden sich beeilen, nicht wahr, Mylord?“

„Selbstverständlich, Merryweather! Und natürlich will ich nicht, dass Lady Edwina etwas zustößt. Der Verlobte meiner Schwester wird mich eigenhändig erwürgen, wenn wir es nicht schaffen, diesem verfluchten Schneesturm zu entrinnen, bevor sie sich eine Erkältung zuzieht! Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob es Captain Wroxley etwas ausmachen würde, wenn wir seinen Bruder kopfüber in der nächsten Schneeverwehung zurückließen“, fügte er leiser hinzu, als die gut gefederte und vormals glänzende Kutsche zum Stehen kam und rasch ganz von einer Schneeschicht bedeckt war.

Merryweather fluchte vor sich hin, was in den aufrichtigen Wunsch mündete, Mr Cedric Wroxley möge im nächsten Graben landen. Behutsam lenkte er das erschöpfte Gespann durch ein offenes Gatter und den Hang hinab auf das Wäldchen zu, das ein wenig Schutz versprach.

„Da kann ich Ihnen nur beipflichten, Merryweather!“, rief Peter und verzog das Gesicht, als das Kutschenfenster hinuntergelassen wurde, und besagter Mr Wroxley sich lauthals beschwerte.

„Anscheinend fahren wir über einen Acker!“, schimpfte Cedric Wroxley gereizt, als ob er als Einziger Einblick in die Lage hätte.

„Ach nein, tun wir das?“, erwiderte Peter lakonisch.

„Das ist nicht der rechte Zeitpunkt für unangebrachte Scherze, Sylbourne“, entgegnete Wroxley frostig.

„Auf jeden Fall ist es nicht der richtige Zeitpunkt, um das Fenster zu öffnen und die letzte Wärme aus der Kutsche entweichen zu lassen. Nehmen Sie wenigstens ein bisschen Rücksicht auf meine Schwester und meine Tante, und verhalten Sie sich ausnahmsweise einmal wie ein Gentleman“, befahl Peter dem unerträglichen Mitreisenden.

„Suchst du für uns nach einem Zufluchtsort, Peter?“, erkundigte sich Lady Edwina Vane, die Wroxley beiseite geschoben hatte. „Kann ich dich begleiten?“, bot sie ohne große Hoffnung auf seine Zustimmung an.

Peter beneidete seine Schwester wahrhaftig nicht um die Gesellschaft von Cedric Wroxley im Inneren der Kutsche. Sogar ein Schneesturm wie dieser musste ihr vergleichsweise verlockend erscheinen, wenn die Alternative darin bestand, mit diesem selbstmitleidigen Wurm, der sich ohne Unterlass über alles beschwerte, auf Hilfe zu warten.

„Nein, ich muss erst einen sicheren und warmen Ort finden, bevor ich es riskiere, dich und Tante Hester durch das Schneetreiben irren zu lassen, Dina. Im Augenblick bleibst du besser in der Kutsche – auch wenn es kein idealer Ort ist, um einen Sturm auszusitzen. Am besten kauert ihr euch unter den Decken dicht aneinander, um euch warm zu halten, und wenn die Ziegelsteine noch nicht erkaltet sind, behaltet sie zwischen euch.“

Er schenkte seiner Schwester ein aufmunterndes Lächeln und wandte sich an den Mann, der den Damen gegenübersaß. Dabei wich jede Milde aus dem Blick seiner grauen Augen.

„Cedric, denken Sie daran, dass Giles Sie umbringen wird, wenn seiner Verlobten auch nur ein Haar gekrümmt wird – vorausgesetzt, dass ich mich selbst zurückhalten kann, Sie vor ihm ins Jenseits zu befördern, versteht sich. Begehen Sie also nicht den Fehler, alle Wärme für sich zu beanspruchen, wenn Sie das neue Jahr mit heiler Haut erleben wollen!“, warnte er ihn und hoffte, noch bedrohlicher zu wirken, als er es angesichts der Sorge um Dina und seine Tante war. Die beiden Frauen bei diesem selbstsüchtigen Taugenichts zurückzulassen, bereitete ihm großes Unbehagen.

Cedric Wroxley ist es durchaus zuzutrauen, dass er Dina und Tante Hester frieren lässt, nur um selbst keine Entbehrungen erdulden zu müssen, dachte Peter grimmig. Jetzt wünschte er, er hätte dem flehendlichen Blick von Cedrics Schwester, Lady Leticia Durronde, widerstanden, als sie ihn darum gebeten hatte, ihren jüngsten Bruder mitzunehmen. Die Kutsche der Durrondes war mit ihrem Gatten, drei Kindern und dem Kindermädchen bereits voll besetzt. Lady Leticias Zofe und der Butler hatten gedroht, zu kündigen und in Bath zu bleiben, wenn sie Cedric Wroxley auch nur noch eine einzige Meile zu ertragen hätten. Nach der Reise von London nach Bath in der vorangegangenen Woche, bei der er ohne Unterlass geschimpft und gejammert hatte, lagen die Nerven blank.

„Wenn Sie uns nicht in die Irre geführt hätten, müsste niemand frieren!“, rief Cedric und schob das Fenster mit einem Krachen nach oben.

„Verfluchter …“

„Nein, Merryweather, Sie mögen in Ihrer Beurteilung jenes sogenannten Gentleman vollkommen richtig liegen, aber jetzt ist es wichtiger, alle in den Schutz der Bäume zu bringen. Ich wünschte, ich könnte Ihnen einen angenehmeren Ort zum Warten zuweisen. Bitte bleiben Sie in unmittelbarer Nähe der Kutsche, für den Fall, dass Lady Edwina oder Miss Willis Ihre Hilfe benötigen. Und die armen Pferde verdienen so viel Fürsorge wie irgend möglich, nachdem ich sie gezwungen habe, eine solche Höllenfahrt anzutreten.“

„Es wird schon gehen. Wir kauern uns mit den Tieren dort hinten zusammen, Mylord. Suchen Sie einen Ort, wo wir ohne Erfrierungen die Nacht verbringen können, und machen Sie sich keine Gedanken um uns.“

„Jawohl, Merryweather, ganz wie Sie befehlen“, erwiderte Peter spöttisch salutierend und ritt los, um nachzusehen, ob das schwache Licht, das er von der Straße aus entdeckt hatte, ihn zu einem Zufluchtsort führen würde.

Er musste Edwina und seine Tante davor bewahren, eine schrecklich unbequeme Nacht in der engen, kalten Kutsche zu verbringen, noch dazu in der erbärmlichen Gesellschaft des künftigen Schwagers seiner Schwester, der sich endlos über das Wetter und die Kälte beklagte, als ob Edwina die Schuld daran trüge. Keiner verstand, weshalb er nicht einfach in seiner komfortablen Londoner Unterkunft geblieben war. Offenkundig empfand er für seinen älteren Bruder keinerlei Zuneigung. Daher hätte es niemanden sonderlich überrascht, wenn er der Heirat von Captain Giles Wroxley mit Lady Edwina Vane ferngeblieben wäre.

Peter gab es auf, Cedrics undurchsichtige Motive zu ergründen, und konzentrierte sich auf das schwache Licht, das ab und an in der Ferne vor ihm aufleuchtete, wenn der Schnee für einige Momente in eine andere Richtung gewirbelt wurde. Er hoffte inständig, dass er einen Zufluchtsort fand, bevor er sich unrettbar im Sturm und der immer tiefer werdenden Dunkelheit verlor.

Sophie Rose unterdrückte ein Stöhnen, als ihr ältester Schützling den Stickrahmen mit Abscheu zu Boden warf. Sie kam zu dem weisen Schluss, dass es dem feinen Batist, der in den Rahmen gespannt war, auf dem Boden nicht übler erging als in den ungeschickten Händen der ehemaligen Schülerin.

„Es nützt nichts, Miss Rose. Ich kann nun einmal nicht sticken“, gestand Imogen Frayne ihrer Gouvernante und machte ihrer Unzufriedenheit mit einem tiefen Seufzer Luft.

„Ich weiß, meine Liebe. Als du sagtest, du wolltest ein Taschentuch für deinen Bruder Lysander besticken, habe ich es abgelehnt, mit Viola zu wetten, dass du es nicht einmal zur Hälfte schaffen würdest. Ich wette nie gegen Gewissheiten“, sagte Sophie mit einem betrübten Lächeln.

„Lysander ist so perfekt geworden, seit er die geistlichen Weihen empfangen hat. Daher wage ich es nicht, ihm zum Dreikönigsfest etwas Neues zum Anziehen zu kaufen. Ich fürchte, er wirft mir sonst vor, ihn mit verschwenderischem Luxus in Versuchung führen zu wollen oder einen ähnlichen Unsinn. Aber wie dem auch sei, wenn ich diese weiblichen Fertigkeiten nicht beherrsche, werde ich nie einen Ehemann finden“, stellte Imogen bedrückt fest.

Sophie sah die ehemalige Schülerin nachdenklich an. „Meinst du, dein Bruder merkt, wenn ich es für dich zu Ende sticke?“, fragte sie. Und als Imogen nur mit den Schultern zuckte und schmunzelte, hob sie den Rahmen auf, angesichts ihrer Ruhelosigkeit froh, sich mit etwas beschäftigen zu können. „Ich glaube übrigens nicht, dass du Gefahr läufst, keinen Gatten zu finden, wenn die jungen Gentlemen, denen du nach deinem offiziellen Debüt begegnen wirst, nicht völlig blind sind“, erklärte sie und warf einen belustigten Blick auf das blonde Mädchen, das einem Engel sehr ähnlich sah.

„Sie haben ein Recht auf Ihre eigene Meinung“, erwiderte Imogen skeptisch. „Doch was die Stickerei betrifft, die Ihnen ärgerlicherweise so leicht fällt, meine liebe Rosie, bezweifle ich, ob mein mittlerer Bruder überhaupt von dem Geschenk Notiz nimmt. Er ist derzeit so vollauf damit beschäftigt, ein vollendeter Vikar zu sein, dass er bald genauso langweilig sein wird wie der arme Dr. Tombs unten im Dorf. Warum sollte ich im Übrigen eine Heirat in Betracht ziehen, wenn Sie mir ein so schlechtes Beispiel geben?“, verlangte die Achtzehnjährige zu wissen.

Da sie selbst mit ihren fünfundzwanzig Jahren eindeutig unverheiratet war, gab sie in dieser Hinsicht tatsächlich kein gutes Vorbild für ein derartig entzückendes und lebhaftes Mädchen ab. Sophie legte die Stirn in Falten.

„Mein Beispiel sollte dich ermuntern, jeden umgänglichen und gutmütigen Gentleman zu akzeptieren, der um deine Hand anhält. Denn ich führe dir vor Augen, was mit jungen Damen passiert, die sich zu wählerisch verhalten“, antwortete sie halbwegs gelassen, obgleich das Thema bei ihr einen ausgesprochen wunden Punkt berührte.

Glücklicherweise wusste ihr Schützling nichts von dem, was ihr unablässig Kopfzerbrechen bereitete, seit sie vor acht Jahren nach Heartsease Hall gekommen war.

„Mein Bruder Timon ist für mich auch ein schlechtes Vorbild, dem ich nicht zu folgen gedenke. Wie konnte er nur Miss Garret-Lowden bitten, seine Frau zu werden? Sie wird uns alle unglücklich machen!“

„Miss Garret-Lowden ist eine sehr hübsche junge Dame. Stell dir doch einmal vor, wie befremdlich es für sie gewesen sein muss, mitten in ein Familiendrama zu geraten, als sie mit ihrer Mutter hier ankam, um die Weihnachtszeit mit uns zu verbringen.“

„Die arme Tante Helen hätte in der Tat kaum zu einem ungünstigeren Zeitpunkt sterben können, nicht wahr?“, ahmte Imogen die Reaktion von Miss Livia Garret-Lowden nach, nachdem sie erfahren hatte, dass der Hausherr an selbigem Morgen Nachricht vom plötzlichen Tod seiner jüngsten Schwester erhalten hatte und eiligst in Begleitung der anderen Schwester nach Irland aufgebrochen war. Sie hofften, rechtzeitig zum Begräbnis dort zu sein oder falls nicht, wenigstens dem trauernden Witwer und seinen zahlreichen Kindern Trost zu spenden. „Es sah beinahe so aus, als ob Miss Garret-Lowden und ihre Mutter der armen Frau vorwerfen würden, ihnen absichtlich Unannehmlichkeiten zu bereiten. Die Reaktion war vollkommen herzlos.“

„Das war bestimmt nicht so gemeint – im Zweifel für den Angeklagten“, sagte Sophie lächelnd, in dem Versuch ihre ehemalige Schülerin aufzuheitern, deren sanfte Züge sich verfinstert hatten. „Insbesondere da ich meine Stellung behalten möchte, und Miss Garret-Lowden eines Tages Mrs Timon Frayne sein wird.“

„Papa wird niemals zulassen, dass sie Sie entlässt, Rosie. Wie können Sie ihn für so rückgratlos halten, selbst wenn Timon ihr williger Sklave geworden ist und alles tut, was sie ihm befiehlt?“

Sophie war froh, dass Imogen keine Ahnung hatte, welche Aufregung die ganze Angelegenheit für ihre Gouvernante mit sich brachte. Sie wünschte sich aufrichtig, ihr beteuern zu können, dass sie sich in ihrer zukünftigen Schwägerin irrte. Bedauerlicherweise war Miss Garret-Lowden allem Anschein nach oberflächlich und dumm, und ihre mit Rüschen überfrachtete Mutter verhielt sich hinterhältig und schien von Ehrgeiz zerfressen. Offenkundig schätzte Imogens Vater, Sir Gyffard Frayne, die beiden ähnlich ein, denn er hatte Sophie vor seiner Abreise nach Irland in die Bibliothek gebeten und ihr aus rein pragmatischen Erwägungen heraus einen Heiratsantrag gemacht.

„Diese Frau und ihre Tochter sind eindeutig zu dem Schluss gekommen, dass mein Sohn eine gute Partie darstellt, die ihnen ein komfortables Leben ermöglicht. Da er bereits den Anteil am mütterlichen Vermögen sein Eigen nennt und der Titel und der Besitz eines Tages auf ihn übergehen werden, haben die Damen durchaus recht. Vielleicht entwickelt sich Miss Garret-Lowden für den Jungen sogar zu einer annehmbaren Ehefrau, aber ich sorge mich um die Zukunft meiner Töchter. Ich möchte nicht, dass ihr Schicksal allein von Miss Garret-Lowdens Wohlwollen und dem ihrer Mutter abhängt, falls mir etwas zustoßen sollte. Ich bitte Sie daher, während meiner Abwesenheit gründlich über eine rein formale Heirat mit mir nachzudenken, Miss Rose. Sie besitzen die nötige Charakterstärke, um diese Hyäne davon abzuhalten, das Leben meiner Töchter zu zerstören, falls ich sterbe, bevor sie mündig sind. Geben Sie mir nicht sofort eine Antwort, denn ich weiß, dass die Vorstellung, einen derartig alten Mann zu heiraten, Ihnen widerstreben muss. Aller Voraussicht nach bin ich nicht vor Beginn des Frühlings wieder hier. Insofern werden Sie genügend Zeit haben, sich mein Angebot durch den Kopf gehen zu lassen. Wägen Sie den Nachteil gegen die Liebe ab, die sie so offenkundig für meine Mädchen empfinden. Außerdem hätten Sie wieder einen festen Platz in der Gesellschaft.“

„Ich bin überwältigt, Sir Gyffard“, hatte sie gesagt. „Dieser Vorschlag kommt für mich gelinde gesagt unerwartet.“

„Ist das nicht ein Grund mehr, ihn in Betracht zu ziehen?“, fragte er in seiner typisch ironischen Art. „Sie scheinen nicht zu den üblichen Mädchenträumen von einer Hochzeit aus Liebe zu neigen, da ich Sie in all den Jahren, die Sie bei uns sind, nie dabei beobachtet habe, mit einem meiner Nachbarn zu flirten. Vielleicht können Sie sich also damit abfinden, an einen älteren Mann gebunden zu sein, wenn Sie dadurch dem wenig beneidenswerten Los einer Gouvernante für den Rest Ihres Lebens entgehen können?“

„Sie sind weit davon entfernt, unter Altersschwäche zu leiden, Sir“, hatte sie widersprochen, doch er hatte nur den Kopf geschüttelte und ihr geraten, sich nichts schönzureden.

„Ich bin fast dreißig Jahre zu alt für Sie. Wenn Sie zustimmen, mich zu heiraten, wird es viel boshaftes Gerede geben. Aber ich kann mir niemanden vorstellen, der sich aufopfernder um meine Töchter kümmern würde. Das haben Sie mehr als bewiesen, seit Sie zu uns gekommen sind. Erst dachte ich, meine geliebte Frau wäre verrückt geworden, als sie vor acht Jahren ein halbes Kind einstellte. Aber sie riet mir, Geduld zu haben und mich nicht einzumischen, und die Zeit hat ihr – wie immer – recht gegeben.“

„Ich kann Ihnen beiden niemals dankbar genug dafür sein, dass Sie mir eine Chance gegeben haben, obwohl ich noch sehr jung war und für die Stelle ungeeignet schien“, hatte sie entgegnet, doch er hatte den Dank mit einem bescheidenen Lächeln von sich gewiesen.

„Nehmen Sie meinen Antrag bitte nicht aus unangebrachter Dankbarkeit an, junge Dame, denn Sie haben uns alles längst mehr als zurückgezahlt. Denken Sie einfach an die Sicherheit, die Sie als meine Frau und eines Tages als meine Witwe genießen würden, in der Gewissheit, von Stieftöchtern umgeben zu sein, die Sie bis zum Ende Ihres Lebens lieben werden. Aber sagen Sie bloß nicht aus Pflichtbewusstsein Ja, meine Liebe. Das würde sich für uns beide als unerträglich erweisen.“

„Ich habe immer Kinder gewollt“, hatte sie unvorsichtigerweise geantwortet.

„Dann muss ich alles zurücknehmen, Miss Rose. Vergessen Sie, dass ich Sie je gefragt habe. Eines Tages werden Sie einen Ehemann finden, der sie Ihnen schenkt und Sie obendrein glücklich macht“, hatte er großmütig erwidert.

„Ich habe einmal einen Mann geliebt, Sir Gyffard. Nein, er war genau genommen damals noch fast ein Junge. Unglücklicherweise kann ich mir nicht vorstellen, jemals einen anderen zu lieben, so sehr ich mich auch bemüht habe, ihn im Laufe der Jahre zu vergessen. Ihr Angebot würde mir die einzige Familie geben, die ich haben kann, da mir kein Mann mehr so viel bedeuten wird, wie der, den ich geheiratet hätte, wenn das Leben ein bisschen weniger grausam und die Umstände nicht so entsetzlich gewesen wären.“

„Dann sollten wir beide ernsthaft über eine engere Verbindung nachdenken, während ich in Irland bin. Immerhin bin ich noch nicht zu alt, um Ihnen die Kinder zu schenken, nach denen Sie sich sehnen – sofern Sie sich mit dem Gedanken anfreunden können, nach Ihrer Jugendliebe einen so schwerfälligen und müden alten Mann zu ertragen“, hatte er mit diesem freundlichen Lächeln gesagt, das sie gewiss würde lieben lernen, wenn sie nur hart genug daran arbeitete.

Ihr Innerstes sträubte sich dagegen, den Antrag überhaupt in Betracht zu ziehen, doch sie wünschte sich so sehr ein Kind, dass die vage Aussicht darauf sie einen Moment aus der Fassung brachte. „Lassen Sie es uns von beiden Seiten als eine Idee – und nicht mehr – betrachten, Sir Gyffard. Denn Sie könnten in Irland durchaus einer geeigneten Dame begegnen, die eine bei Weitem idealere Gattin darstellt als eine schlichte Gouvernante ohne Verbindungen oder Familie.“

„Wir beide wissen genau, dass an Ihnen wenig Schlichtes ist, Miss Rose. Meine Marianne hat mir erzählt, dass eine unglückliche Liebesgeschichte hinter Ihrer Entscheidung stand, sich hier bei uns am Ende der Welt zu verstecken.“

„Falls ich Ihren Vorschlag näher in Erwägung ziehe, werde ich Ihnen alles berichten, was es darüber zu wissen gibt, Sir Gyffard. Andernfalls würde ich zu diesem Thema lieber schweigen.“

„Selbstverständlich, das bleibt ganz Ihnen überlassen“, hatte er das Gespräch ruhig beendet.

Allein der Gedanke an die Unterredung in dem behaglichen altmodisch eingerichteten Zimmer ließ sie erschauern. Sie schob die Entscheidung vor sich her und konzentrierte sich ganz auf das Hier und Jetzt.

„Ich bin mit meinem Los sehr zufrieden“, sagte sie zu Imogen. „Ich eigne mich nicht gut für die Ehe. Zu dir würde ein Leben als alleinstehende Frau hingegen gar nicht passen.“

„Wenn ich ein besseres und freundlicheres Wesen hätte, würde ich es wahrscheinlich als meine Lebensaufgabe ansehen, die Kinder anderer Leute zu unterrichten, so wie Sie es tun.“

„Aber nicht, wenn sie Näharbeiten erlernen wollen“, zog Sophie sie lächelnd auf.

„Nein, eher Aquarellmalerei und die französische Sprache und natürlich den Gebrauch des Globus. Es gibt nichts Herrlicheres, als die Fahrten von Ferdys Schiff durch die Weltmeere zu verfolgen, und ich könnte die meisten Orte aufzählen, an denen er gewesen ist“, ereiferte sich Imogen fröhlich.

„Auch wenn du dich für die unglaublichen Reisen deines jüngsten Bruders begeisterst, besteht wirklich keinerlei Notwendigkeit für dich, Gouvernante zu werden“, widersprach Sophie, die sich ganz sicher war, dass Imogen bald vor den Altar treten würde, und ihre Schwestern Viola und Audrey ihrem Beispiel folgen würden.

Wenn sie Sir Gyffards Antrag ablehnte, würde sie früher oder später eine neue Stelle finden müssen. Und gewiss würde sie es nicht mehr so angenehm antreffen wie hier, wo ihre Schülerinnen sie liebten und sie von der Familie und den Bediensteten mit ungewöhnlicher Herzlichkeit aufgenommen worden war.

„Timons Verlobte wartet bestimmt nur darauf, meine Schwestern und mich aus dem Haus zu werfen. Wenn sie erst einmal unter unserem Dach lebt, werden wir uns ewig anhören müssen, dass Mama nichts als eine gewöhnliche Schauspielerin gewesen sei – wenigstens behauptet Mrs Garret-Lowden das. Und das, obwohl über ihre eigene Herkunft ganz andere Gerüchte in Umlauf sind! Ich vermute, dass einige Damen der Gesellschaft der Ansicht sind, Papa habe das edle Blut seiner Vorfahren verraten, indem er Mama geheiratet hat, aber sie besaß viel mehr von einer Lady als eine von ihnen.“

„Ich glaube nicht, dass jemand aus den feinen Kreisen so etwas behauptet – und schon gar nicht, wenn dein Vater in der Nähe ist“, wandte Sophie ein.

Mit Wehmut dachte sie an die entschlossene, jedoch sichtlich kranke Dame, die sie als Gouvernante eingestellt hatte, obgleich sie erst siebzehn Jahre alt gewesen war. Offenbar war sie zu der Auffassung gelangt, Sophie würde die Mädchen eher wie eine ältere Schwester unterrichten und umsorgen, anstatt ihnen bestimmte Leistungen abzuverlangen und sich nicht darum zu scheren, ob sie glücklich waren. Lady Frayne war drei Jahre später gestorben, und Sophie hatte sich in der Tat fürsorglich um ihre Töchter gekümmert. Doch jetzt hatte Miss Garret-Lowden den ältesten Sohn des Hauses fest im Griff. Vielleicht wird es Zeit für mich, dieser Tatsache ins Auge zu blicken und Sir Gyffards Antrag anzunehmen, überlegte Sophie. Das würde die Zukunft der Mädchen und ihre eigene sicherer machen.

„Du solltest nicht vorgeben, milde und bescheiden zu sein. Schließlich wissen wir alle, dass du es nicht bist.“

„Sie haben vermutlich recht, Rosie“, gab Imogen mit verdächtiger Fügsamkeit nach. „Aber was soll ich auf diese ungerechte Anschuldigung entgegnen? Schweige ich, verstelle ich mich. Wenn ich aber zu streiten beginne, tadeln Sie mich hinterher.“

„Es ist nicht immer leicht, das Richtige zu tun“, antwortete Sophie und schenkte ihr ein liebevolles Lächeln.

„Soll ich Ihnen mit Lavendelwasser die Schläfen massieren und Ihnen ein Glas von Papas bestem Cognac bringen lassen, um Ihre viel geprüften Nerven zu stärken? Das tut zumindest die pflichtbewusste Livia Garret-Lowden für ihre geliebte Mama, wenn sie deren pausenloses Geschwätz zum Schweigen bringen will.“

„Nicht, wenn dir dein Kleid lieb ist. Außerdem sollte der Brandy besser deinem Vater vorbehalten bleiben.“

„Dann müssen Sie mir meine Fehler verzeihen und sich mit der Tatsache abfinden, dass Ihre älteste Schülerin Ihnen niemals Ehre machen wird, Miss Rose.“

„Das werde ich keinesfalls. Du besitzt eine rasche Auffassungsgabe und einen entschlossenen Charakter, Imogen. Wenn dir danach zumute ist, bist du eine vorbildliche junge Dame von Stand und Bildung. Auch wenn einige von uns sich wünschten, du würdest dich etwas häufiger so benehmen.“

„Sich die ganze Zeit über damenhaft und schicklich zu betragen ist so langweilig – das müssen Sie schon zugeben. Aber Mama hat sich stets wie eine Lady verhalten, nicht wahr? Auch wenn sie als Mädchen in Dublin bei ein paar streng privaten Aufführungen der angesehensten Stücke Shakespeares mitgewirkt hat, macht das aus ihr noch lange keine Schauspielerin.“

„Natürlich nicht, und Mrs Garret-Lowden ist dumm, wenn sie anderes behauptet. Dein Vater wird seine Einwilligung zu der Hochzeit zurückziehen, wenn sie nicht vorsichtig ist. Wir alle wissen, wie sehr er deine Mutter geliebt hat. Er wird nicht zulassen, dass über sie ein derartig gehässiger Unsinn verbreitet wird.“

„Ich wünschte, er würde sich dazu durchringen, die Verbindung zu verbieten.“

Da Imogen aus dem Alter heraus war, in dem man ihr das Recht auf eine eigene Meinung verwehren konnte, suchte Sophie nach einem Gesprächsthema, das die ehemalige Schülerin an einem so düsteren Winterabend auf andere Gedanken brachte.

„Wir sprachen eigentlich über deine Zukunft und nicht über die deines Bruders, nicht wahr? Ich wäre sehr traurig, wenn es auch nur die geringste Wahrscheinlichkeit gäbe, dass du in meine Fußstapfen trittst, meine liebe Imogen. In den meisten Haushalten führt die Gouvernante ein sehr eingeschränktes Leben. Sie ist sozusagen nicht Fisch noch Fleisch und passt weder in die Welt der Herrschaften noch in die der Bediensteten. Ein solches Leben würde sogar deine fröhliche Natur innerhalb eines Monats ersticken. Ich hatte das große Glück, von deiner Mutter eingestellt zu werden. Mir schaudert bei dem Gedanken, was ich sonst hätte ertragen müssen, um mir mein tägliches Brot zu verdienen.“

„Ich gebe zu, dass es großes Glück war – wenn auch eher für uns Fraynes als für Sie, Rosie. Aber meine zwei jüngeren Schwestern warten auf ihr Debüt, und es kann sein, dass ich in ein paar Jahren beiseitetreten muss, damit sie ihre Chance erhalten, einen passenden Ehemann zu finden. Es ist doch gut möglich, dass mich keiner heiraten will, auch wenn Sie das Gegenteil behaupten“, erklärte Imogen ernst, und Sophie überlegte, ob es richtig gewesen war, die Töchter von Lady Frayne zu Bescheidenheit zu erziehen und sie zu lehren, sich nichts auf ihr Äußeres, ihren natürlichen Charme und ihre beträchtliche Intelligenz einzubilden.

„Es hat nie eine verwöhntere Gouvernante als mich gegeben. Und ich kann mich glücklich schätzen, meine Schülerinnen sehr zu lieben. Aber ich bin mir gewiss, dass du dir besser andere Ziele setzen solltest.“

„In jedem Fall sind Sie ein Vorbild für mich, Rosie. Obwohl es vermutlich etwas anderes ist, die Herrin des Hauses zu sein und eigene Töchter großzuziehen, nicht wahr? Dennoch sehe ich nicht ein, weshalb Sie von mir erwarten, widerspruchslos zu heiraten, während Sie es entschieden ablehnen, eine Ehe einzugehen. Das erscheint mir höchst unlogisch“, argumentierte Imogen listig.

„Ach, ich habe doch gar keine Aussichten und besitze auch keine liebende Familie, die sich eifrig bemüht, mich mit geeigneten Gentlemen bekannt zu machen. Was allerdings nicht weiter zu beklagen ist, denn ich bin bereits fünfundzwanzig und stelle außerdem keine gute Partie dar. Daher sollten wir aufhören, über meine Zukunft zu reden und uns lieber wieder deiner zuwenden, meine Liebe. Und ich würde dir raten, einen netten Gentleman zu heiraten, der über einträglichen Grundbesitz in einem schönen Teil des Landes verfügt. Dort kannst du dann deine eigenen Kinder, anstatt die anderer Leute großziehen. Sobald deine Schwestern dem Schulzimmer entwachsen und ebenfalls alt genug sind, einen attraktiven und stattlichen Ehemann zu finden, werde ich mir ein hübsches Cottage in eurer Nähe suchen und eine Schule für eure Töchter und ein paar sorgfältig ausgesuchte Mädchen von guter Herkunft eröffnen, die eine anständige Ausbildung anstreben. Dann habe ich es bis zum Lebensende gut und unterrichte lauter liebenswerte und bescheidene junge Damen.“

„Sie versuchen ja nur abzulenken, Miss Rose“, tadelte Imogen sie streng. „Ich werde für Sie einen Gentleman finden, dem Sie nicht widerstehen können – und wenn ich Sie mit nach London zerren muss, um ihn aufzuspüren.“

„Keine zehn Pferde brächten mich dazu, dich zu begleiten! Ich bin viel zu sehr damit beschäftigt, deine Schwestern zu unterrichten und kann mich nicht in der Stadt vergnügen.“

Sophie hielt inne und wünschte, dem unliebsamen Gesprächsthema ihrer Verheiratung, beziehungsweise Nichtverheiratung zu entrinnen. In diesem Moment vernahm sie einen schwachen Laut, der von draußen aus dem unwirtlichen Halbdunkel kam, das der Schneesturm mit sich gebracht hatte.

„Sei bitte einen Moment still, Imogen. Hast du das gerade gehört? Ich glaube, ich habe ein Wiehern vernommen. Aber es wird doch heute keiner wagen, sich draußen aufzuhalten …“

„Ein Reiter hätte es jetzt freilich schwer, denn er könnte vor lauter Schneetreiben kaum die Hand vor Augen sehen. Außerdem wäre es eine verrückte Idee, inmitten des Sturms unserem einsamen Haus auf der Anhöhe einen Besuch abzustatten – Meilen vom nächsten Dorf entfernt.“

„Dann habe ich es mir wahrscheinlich nur eingebildet. Ich hatte die stille Hoffnung, dein Bruder Lysander würde die Zeit finden, zu uns zu reiten und uns den Weihnachtssegen zu erteilen, jetzt, da er die geistlichen Weihen empfangen hat. Aber bei dem Wetter ist es natürlich völlig unmöglich“, stellte Sophie nachdenklich fest.

Sie entfernte sich vom Kaminfeuer, trat an das Fenster und spähte so gut sie konnte hinaus in das Schneegestöber.

„Nein, jetzt bin ich mir ganz sicher, dass ich da draußen gerade eine Bewegung gesehen habe. Ob Cordage wohl hinausgegangen ist, um etwas zu erledigen, das er plötzlich für dringend erachtete, und sich im Schneetreiben verirrt hat?“

„Nein, nicht einmal er übertreibt es so mit seinen Pflichten. Bei diesem Wetter würde er nur hinausgehen, wenn es um Leben und Tod ginge. Sie haben wahrscheinlich nur ein vorbeihuschendes Reh gesehen, das unten in den Wäldern Zuflucht sucht. Das erinnert mich daran, dass ich Cordage bitten muss, Brennholz schlagen zu lassen, sobald man sich wieder vor die Tür wagen kann. Bestimmt vergisst er es, weil es ihn so verdrießt, dass Livia und ihre Mutter darauf bestanden haben, über Weihnachten hier zu bleiben. Jeder Mensch mit ein bisschen Anstand im Leibe hätte sofort nach seiner Kutsche rufen lassen, als die Nachricht von Onkel Porthdown kam, die uns den Tod der armen Helen verkündete.“

Sophie begann daran zu zweifeln, dass Imogen und die Garret-Lowdens die kommenden Feiertage ohne Auseinandersetzungen überstehen würden. Dennoch gab sie die Hoffnung noch nicht ganz auf, die festliche Stimmung der Weihnachtszeit würde obsiegen, schob den schweren Vorhang zu, um die Spiegelungen des Kerzenlichts und der Flammen im Kamin abzuschirmen, kniete sich auf die breite Fensterbank und versuchte erneut, durch das Schneetreiben zu spähen.

„Du lieber Himmel!“, rief sie aus, kletterte von der Fensterbank und eilte zur Tür.

„Was haben Sie gesehen, Rosie?“, wollte Imogen wissen.

„Einen Reiter, der kaum mehr wie ein sterblicher Mann, sondern eher wie Hannibal bei seinem Ritt über die Alpen aussah“, murmelte Sophie halblaut, während sie bereits in die Halle lief und nach Cordage und allen anderen rief, die sich in Hörweite befanden. „Imogen, bitte gehe zu deinen Schwestern ins Schulzimmer. Sie sollen dort bleiben und ihre Briefe an euren Vater zu Ende schreiben. Auf keinen Fall darf einer von euch uns hinaus in den Schneesturm folgen“, sagte sie streng.

„Aber Miss Rose, da draußen erfriert vielleicht gerade jemand!“

„Dann gibt es keinen vernünftigen Grund, weshalb du es ihm gleichtun solltest. Bitte kümmere dich um deine Schwestern, wie ich dich gebeten habe. Ich werde dir rechtzeitig Bescheid geben, was zu tun ist, sobald ich es selbst weiß.“

Unter missmutigem Brummen befolgte Imogen die Anweisung. Sophie kannte sie gut genug und wusste, dass auf sie Verlass war. Sie würde ihre jüngeren Schwestern beaufsichtigen, obwohl sie es eindeutig bevorzugt hätte, mitten im Geschehen zu sein.

2. KAPITEL

Angesichts der unablässigen Schneewehen kniff Peter erschöpft die Augen zusammen, ohne sie ganz zu schließen, damit er nicht gegen den nächsten Baum ritt. Ihm kam es vor, als ob er zu allem Übel auch noch halluzinierte. Missmutig wischte er sich im schneetrüben Zwielicht mit einer Hand über das Gesicht und öffnete die Augen etwas weiter, um klarer zu sehen. Aber die Gestalt an dem erleuchteten Fenster, das er in einiger Entfernung ausmachen konnte, war verschwunden. Also hatte er vielleicht doch noch nicht den Verstand verloren.

Müde und erleichtert seufzte er auf. Er war nicht mehr als hundert Meter von der Zufluchtsstätte entfernt, auch wenn sich die Distanz aufgrund des Schneetreibens, das ständig die Richtung wechselte, schlecht einschätzen ließ. Mal tanzten die kalten Flocken wie wilde Derwische um ihn herum, mal legten sie sich sanft und einschläfernd wie der Tod auf ihn. Er schüttelte den Kopf und murmelte Hannibal, seinem reinrassigen Jagdpferd, etwas Aufmunterndes in die angelegten Ohren. Das arme Tier trug ihn tapfer wie ein fügsames Zugpferd durch diesen winterlichen Albtraum.

Warum verfolgten ihn in dieser verzweifelten Situation ausgerechnet die Erinnerungen an Sophie Bonet? Er hatte gedacht, ein Mann würde Engel sehen, wenn der Tod kurz bevorstand, und keinen hartherzigen, egoistischen kleinen Teufel, als der sie sich erwiesen hatte. Natürlich hatte er einmal geglaubt, sie zu lieben. Doch er war ein junger Narr gewesen, der so wenig Ahnung von der Welt gehabt hatte, dass er nur mit Mitleid auf sein früheres Selbst zurückblicken konnte. Zu seinem eigenen Schutz hätte man ihn einsperren sollen, bis er genug gesunden Menschenverstand erworben hatte, um die hinterhältige Abenteurerin zu durchschauen. Es musste acht Jahre her sein, dass er sie das letzte Mal gesehen hatte, und seit sie Holm Park den Rücken zugewandt hatte, waren wilde Gerüchte über ihr weiteres Schicksal in Umlauf.

Am besten gefiel ihm die Version, wonach sie sich als Piratenkönigin in der Karibik etabliert hatte und die Gesetzlosen dazu brachte, ihren Befehlen zu gehorchen. Einst war Sophie Bonet beinahe wie eine Verwandte für ihn gewesen und dazu eine unerschrockene Spielkameradin. Sophie hatte eine Abenteuerlust verströmt, bei der er fast vergessen hatte, dass sie ein Mädchen war. Dann war sie zu seiner großen Liebe geworden. Beim Gedanken an die wilde junge Sophie Bonet musste er lächeln. Nun überlegte er, weshalb er sich ihrer jetzt so deutlich erinnerte, als ob er ihre Stimme in den ausgekühlten Ohren hörte.

„Ich verirre mich in mehr als einer Hinsicht, Hannibal, alter Junge“, murmelte er. Leise fluchte er, weil er Edwinas Bitten nachgegeben hatte, sie schnellstmöglich zu ihrer Trauung zu bringen, obgleich es bei diesem Wetter der helle Wahnsinn war.

Da war es wieder – er erhaschte ein paar Wortfetzen, die vom Wind zu ihm getragen wurden. Er hatte davon gehört, dass man kurz vor dem Tod durch Erfrieren Wahnvorstellungen bekam, und kämpfte gegen ein lähmendes Frösteln an.

„Dorthin, Cordage!“

Die Stimme, die der von Sophie ähnelte, wurde lauter. Der trügerische Ruf einer Sirene!

„In einer solchen Nacht ist gewiss keiner hier draußen, Miss! Sie sollten wirklich lieber wieder ins Haus gehen, bevor Sie sich erkälten.“

Der männliche Part des Stimmenduetts sprach mit starkem ländlichen Dialekt, und Peter fragte sich, ob nicht doch Hilfe nahte. Außerdem kam die Männerstimme ihm nicht bekannt vor. Befände er sich in der Vergangenheit mit Sophie, hätte die Stimme eigentlich zu seinem Vater oder Brimble, dem Butler von Holm Park, gehören müssen. Das unwirsche Gerede eines Mannes vom Lande, der verständlicherweise verärgert war, sich in einer solchen Nacht draußen aufhalten zu müssen, passte nicht in diese Vorstellungswelt.

„Nein, ich bin mir ganz sicher, dass ich jemanden gesehen habe“, beteuerte die Stimme von Sophie beharrlich. Peter hielt sie schon beinahe für real und erschauderte bei dem schrecklichen Gedanken, ihr nach all den Jahren ausgerechnet in diesem erschöpften und verwundbaren Zustand zu begegnen. „Dort drüben, hören Sie! Da ist jemand direkt in den Graben geritten, Cordage!“

Ob sie nun echt war oder nicht, Peter brachte das Pferd zum Stehen. Mit letzter Kraft hievte er sich aus dem Sattel und sank bis zur Hüfte in den Schnee ein.

Also gut, der Graben existiert tatsächlich, stellte Peter fest. Daher muss auch die Stimme real sein, die von dem Graben gesprochen hat.

Es blieb ihm kein anderer Ausweg, als zu hoffen, dass die Frau mit der Sirenenstimme einen Weg ersinnen würde, ihn zu retten, bevor Kälte und Erschöpfung ihm und seinem Pferd ein Ende bereiteten. Edwina, Tante Hester und Merryweather würde sonst nichts anderes übrig bleiben, als den nörgelnden Cedric umzubringen, der wahrscheinlich unerträglichste Mann von ganz England. Außerdem würden sie die Kutsche in ein Signalfeuer verwandeln müssen, um nicht zu erfrieren und auf ihre Notlage aufmerksam zu machen.

„Hierher!“, brüllte er so laut er konnte gegen das Heulen des Windes an.

In der trüben Dunkelheit flackerten Lichter auf.

„Rufen Sie die Stallknechte, Miss Imogen!“, brüllte der Mann. „Wir brauchen Hilfe, um ihn hineinzutragen, wenn er schon lange dort draußen ist!“

„Imogen, tu, was Cordage gesagt hat, und kümmere dich dann endlich um deine Schwestern, wie ich es dir aufgetragen habe!“ Die energische Stimme, die der von Sophie so ähnelte, erteilte diesen barschen Befehl einer bedauerlichen Person, die Peter nicht sehen konnte.

„Und Sie sollten auch besser reingehen und sich aufwärmen, Miss!“, rief der Mann, der Cordage genannt worden war, verzweifelt.

„Machen Sie sich nicht lächerlich!“, rief die sture Person ihrem Begleiter zu.

Als der Klang ihrer Stimme immer näher an seine Ohren drang, beschloss Peter, der dazugehörigen Frau dankbar zu sein, dass sie ähnlich eigensinnig zu sein schien wie das unbeugsamste weibliche Wesen, dem er je begegnet war. Denn sie war es zweifellos gewesen, die ihn vom Fenster aus erblickt und Anweisung gegeben hatte, ihn zu retten.

„Fangen Sie das auf!“, befahl ihm die Frau, und er streckte ohne nachzudenken eine Hand aus und bekam das Ende eines Lederriemens zu fassen, den sie in seine Richtung geschleudert hatte. „Nun ziehen Sie sich schon daran hoch!“, kommandierte sie, als ob sie ein ganzes Bataillon ziemlich begriffsstutziger Männer, die sich im Schnee verirrt hatten, auf den rechten Weg zu bringen hätte. Um ein Gegengewicht zu bilden, lehnte sie den Oberkörper zurück.

„Mit einer Hand?“, fragte er missmutig und hatte den Eindruck, dass sie nach Luft rang, als sie seine heisere Stimme vernahm – als ob der Klang ihr jemanden ins Gedächtnis riefe, an den sie ebenfalls nicht erinnert werden wollte.

„Lassen Sie Ihr Pferd los! Es wird uns gewiss folgen. Zweifellos besitzt es mehr Verstand als Sie“, sagte sie schroff, und ihm kam der schreckliche Verdacht, dass es sich nicht um eine Frau handelte, die sich nur wie Sophie Bonet anhörte, sondern dass eben jene höchstpersönlich vor ihm stand.

„Warum sollte ich darauf vertrauen, dass Sie mich aus dem Graben ziehen?“, rief er.

„Bleibt Ihnen im Moment eine andere Wahl? Oder fühlen Sie sich da unten wohl?“, erkundigte sie sich mit einem Unterton in der Stimme, der verriet, dass sie wusste, wen sie rettete, ebenso wie er wusste, wer sie war.

„Ich habe also die Wahl zwischen Hölle und Fegefeuer?“, fragte er ironisch.

„Geographie ist nicht Ihre Stärke, oder?“, antwortete sie spöttisch.

„Dann muss ich wohl nach dem letzten Strohhalm greifen“, murmelte er, während sie ihn trotz ihrer zierlichen Gestalt mit erstaunlicher Zähigkeit nach oben zog.

Er fühlte sich wie ein Fisch an der Angel, als er über den Rand des Grabens stolperte und es nur mit größter Willensanstrengung schaffte, sich aufzurichten und nicht auf sie zu fallen.

„Haben Sie ihn schon allein herausgezogen, Miss Rose?“, rief die Stimme von vorhin aus dem Halbdunkel, und der Mann, der Cordage gerufen wurde, watete so schnell er konnte durch den hohen Schnee auf sie zu.

Peter erhaschte einen Blick auf in dicke Mäntel gehüllte Männer, die sich hinter dem Mann durch das Schneegestöber kämpften.

„Bitten Sie Thomas, er soll das arme Tier in die Stallungen bringen und es mit allem versorgen. Außerdem sollten wir Mrs Elkerley anweisen, warme Ziegel und einen heißen Grog vorzubereiten, während die Dienstmädchen Wolldecken holen und Wasser für ein Bad erhitzen sollen.“

„Ja“, erwiderte Cordage, ergriff Peters rechten Arm und legte ihn sich um die Schulter, während Sophie sich bemühte, ihn von der anderen Seite zu stützen.

Sie war so klein und zierlich wie eh und je, und er musste gegen einen ganzen Schwall von Erinnerungen ankämpfen, bevor er die Kraft aufbrachte, dem verwirrten Hannibal zu befehlen, dem fremden Stallknecht in die Stallungen zu folgen. Hannibal ließ einen fassungslosen Herrn zurück, der ungläubig den Kopf schüttelte, während er sich zwischen dem ungleichen Paar seiner Retter durch den kniehohen Schnee kämpfte. Wie zum Teufel war er in diesen schrecklichen Albtraum geraten?

„Vielleicht wache ich jeden Moment in einem verschneiten Graben auf und finde heraus, dass alles nur eine grässliche Wahnvorstellung ist“, murmelte er, derweil er zwischen einer zierlichen, aber sehr entschlossenen Stütze und dem großen und korpulenten Mann hin und her taumelte.

„Wenn es eine ist, hoffe ich, sie zu teilen. Was um alles in der Welt tust du hier draußen inmitten des schlimmsten Schneesturms, den wir seit Jahren hatten?“, flüsterte Sophie ihm ins Ohr.

„Ich suchte nach einem Zufluchtsort“, antwortete er trocken und wünschte, ihm wäre ein schlagfertiger Spruch eingefallen, um ihr zu zeigen, dass sie ihm nie wieder etwas anhaben konnte.

Hoffentlich wusste nur er, wie gut es sich anfühlte, ihren warmen Arm im Rücken zu spüren. Und obgleich sein Körper vor Kälte schon fast taub war, fühlte es sich an, als ob da, wo sie ihn berührte, ein Feuer aufloderte, das die schmerzhafte Kälte ihrer achtjährigen Abwesenheit vergessen machte. Es musste wohl doch eine letzte Verbindung zwischen ihnen geben, die ihr gesagt hatte, dass seine Kräfte schwanden und ihm der Tod durch Erfrieren drohte. Er merkte, wie intensiv sein zitternder Körper auf das einzige weibliche Wesen reagierte, das er jemals leidenschaftlich geliebt hatte, und er verfluchte sich dafür.

„Ich auch“, glaubte er sie murmeln zu hören, ganz als spräche sie mit sich selbst. Und mit einem Mal traf ihn die Erkenntnis, dass sie sich hier – keine zwanzig Meilen von Holm Park entfernt – aufhielt wie ein Blitz. Wieso hatte er nicht geahnt, dass sie so nah gewesen war? Und da sie eben von Jahren gesprochen hatte, lebte sie wahrscheinlich schon die ganze Zeit hier, seit sie ihn mit dem Gefühl zurücklassen hatte, sein Herz und seine Seele wären leer und ausgehöhlt. Ihm kam es vor, als hätte sie alles, was ihn erfüllt und ausgemacht hatte, mit sich genommen und ihn als sprechenden Automaten zurückgelassen.

„Wie lange?“, fragte er in dieser stichwortartigen Redeweise, mit der sie sich verständigt hatten, als sie jung gewesen waren und jeder sofort gewusst hatte, was der andere meinte.

„Acht Jahre“, antwortete sie, und er hörte den Trotz heraus, obgleich sie ihn nicht ansah, sondern stur geradeaus auf das altehrwürdige Herrenhaus blickte, dem sie zum Glück immer näher kamen.

„Wie hinterhältig von dir, dich beinahe in Sichtweite zu verstecken, Prinzessin“, bemerkte er leise, als sie endlich die Stufen erreichten, die zu einer robusten Seitentür aus Eichenholz führten.

Doch das ehrwürdige alte Haus, das Miss Sophie Bonet unter seinem Dach beherbergte, empfand Peter nicht als Zufluchtsort, sondern als feindliches Terrain. Sie hatte sich die ganze Zeit über in der Nähe befunden und ihn dennoch niemals besucht – und gewiss auch nie daran gedacht, wie es ihm allein ohne sie erging. Dass sie nur wenige Meilen von ihm entfernt gewesen war, schmerzte mehr, als wenn sie Tausende von Meilen entfernt unter Piraten gelebt hätte.

Peter wagte kaum, die Frau anzusehen, die einmal im Zentrum seiner Träume gestanden hatte. Er fühlte sich schwach, durchgefroren und aufgewühlt. Aber draußen im Schnee gab es zwei viel wertvollere Frauen, um die er sich Sorgen machen musste.

„Es bot sich mir kein anderer Ausweg“, murmelte Sophie leise, als ob seine spitze Bemerkung erst jetzt durch eine Panzerung zu ihr vorgedrungen wäre und sie tatsächlich verletzt hätte.

Kurz fragte er sich, weshalb sie ihn nicht einfach hatte erfrieren lassen. Doch die Unterstellung, sie würde wegsehen, wenn sich jemand in Gefahr befand und sie es verhindern konnte, tat ihm sofort leid. Auch nach den acht Jahren, die vergangen waren, besaß sie gewiss nicht die Hartherzigkeit, selbst ihren schlimmsten Feind im Straßengraben verenden zu lassen.

Sophie biss die Zähne zusammen und ermahnte sich, nicht die Fassung zu verlieren, nachdem sie den Verfrorenen ins Warme geschafft und sichergestellt hatten, dass er den unverantwortlichen Ritt durch den Schneesturm überleben würde.

„Dummkopf“, schimpfte sie noch ganz außer Atem, und es kam ihr vor, als ob sie das vertraute jungenhafte Lächeln von damals im flackernden Licht der Kerzen erblickte.

In diesem Moment sah er genauso aus, wie er immer ausgesehen hatte, wenn er sich mit einem Lachen über irgendeinen waghalsigen Unfug hinweggesetzt hatte, als sie noch angeheiratete Familie, dann Freunde und schließlich – so furchtbar kurz – so viel mehr füreinander gewesen waren. All das ist aus und vorbei, dachte sie. Sie musste die Erinnerungen an ihn aus früheren Tagen in sich auslöschen, die sie gehegt hatte, weil das Leben ohne ihn für sie fast unerträglich gewesen war.

Manchmal war es ihr vorgekommen, als stünde er leibhaftig vor ihr, weil sich seine Berührungen, seine Stimme und sein Bild so tief in ihre Sinne eingebrannt hatten. Dann hatte sie jemanden kommen hören oder bemerkt, dass eine ihrer Schülerinnen von der Arbeit hochsah und die verträumte Gouvernante neugierig betrachtete. In diesen Momenten war sie auf den harten Boden der Tatsachen zurückgefallen, und die Realität hatte ihre Erinnerungen erbarmungslos mit Füßen getreten, so wie sie es auch jetzt tat, als er sie feindselig mit seinen grauen Augen anstarrte.

„Zumindest bin ich nicht mehr so dumm, wie ich einmal war“, sagte er und runzelte die Stirn.

Sophie betrachtete die schneeüberkrustete Gestalt des Earl of Sylbourne und ermahnte sich, keine Vergleiche zu ziehen und nicht darauf zu achten, dass sein Körper jetzt sogar noch stärker und männlicher wirkte als früher. Sie schuldete ihm nicht mehr Aufmerksamkeit als jedem Fremden, der kurz vor Weihnachten in ein solches Unwetter geraten war.

Später, wenn sie allein war, würde sie näher ergründen, warum Peter Adam George Fitzroy Vane inmitten eines Schneesturms allein über einen abgelegenen Hügel von Worcestershire geirrt war. Es gab keinen einleuchtenden Grund, weshalb sie sich erstmals in acht Jahren richtig warm und lebendig fühlte, obgleich ihre Hände vor Kälte stachen, und die eiskalten Füße diesem Eindruck völlig widersprachen. Auch gab es keinen Anlass anzunehmen, ihre Welt würde wieder ins Lot geraten, nur weil der Gerettete niemand anderes als Peter war. Sie durfte sich nicht der falschen Illusion hingeben, er wäre ihretwegen gekommen. Dies war nicht das Märchenland, und er war gewiss nicht aufgebrochen, um sie zu finden. Sie hatte seine erschrockene Reaktion sofort bemerkt, als er sie erkannte.

Sie ermahnte sich, der Realität ins Auge zu sehen und nicht auf das pulsierend heiße Blut zu achten, das in ihre verfrorenen Glieder strömte. So ungerührt wie möglich betrachtete sie Peters beeindruckende, wenngleich sichtlich fröstelnde Gestalt, von der die Schneekruste taute, sodass sich um ihn herum Pfützen bildeten.

„Am besten gehen wir rasch in die Küche, ansonsten schickt Mrs Elkerley uns alle wieder hinaus in den Schneesturm, sobald sie sieht, dass wir gerade die Böden ruinieren“, schlug sie sachlich vor.

„Nein“, widersprach Peter.

„Wollen Sie dem Personal mehr Arbeit als nötig machen, Mylord?“, fragte sie stirnrunzelnd. Als sie Cordages aufmerksame Blicke bemerkte, die von der schneeverkrusteten Gestalt zu ihr wanderten, ärgerte sie sich über ihre Worte, die verrieten, dass sie den Mann kannte.

„Nein, aber ich möchte nicht den Tod meiner Schwester, meiner Tante, meines Kutschers und des Reitknechts auf dem Gewissen haben, die noch immer in der Kälte ausharren“, erklärte Peter in frostigem Tonfall.

Sophie war froh, dass Mrs und Miss Garret-Lowden sich gerade nicht blicken ließen.

„Wo haben Sie denn leichtsinnigerweise so viele Leute zurückgelassen?“, erkundigte sie sich vorwurfsvoll.

„Woher soll ich das wissen? Ich kenne mich in dieser finsteren Gegend nicht aus“, erwiderte er unfreundlich, als ob Heartsease Hall in der arktischen Einöde und nicht in einer fruchtbaren ländlichen Gegend läge, die nicht allzu weit von seinem eigenen Anwesen entfernt war.

„Wie sollen wir sie dann bitte finden?“

„Indem Sie mir aus dem Weg gehen, sodass ich jemanden mit genügend gesundem Menschenverstand und Ortskenntnis suchen kann, der mich begleitet, damit wir sie ins Warme bringen können, bevor sie alle erfrieren.“

„Und natürlich sind Sie so gottgleich, dass Ihnen die Elemente nichts anhaben können, nicht wahr?“, bemerkte sie sarkastisch.

Sophie musterte den schneebedeckten Mann, der nach wie vor stur blieb und sich nicht rührte. Sie war sich sicher, dass niemand ihn überreden würde, im Warmen zu bleiben, während sie ohne ihn hinausgingen, um im weißen Nichts der stürmischen Dezembernacht nach seinen Mitreisenden zu suchen.

Sie seufzte angesichts der Feindseligkeit, die sich zwischen ihnen auftat, und straffte die Schultern, wodurch eine Lage Schnee zu Boden rieselte. Es durfte keine Rolle spielen, dass er sie jetzt eindeutig hasste und sich als ein sehr unbequemer Gast erweisen würde. Es war nur wichtig, seine Familienangehörigen und die Bediensteten lebend nach Heartsease Hall zu bringen, ohne dass der Earl of Sylbourne bei der Rettungsaktion selbst auf der Strecke blieb.

„Warum kommen Sie nicht erst einmal mit in die warme Küche, trinken etwas Heißes und lassen sich den Schnee abbürsten, während wir überlegen, wie wir Ihre Mitreisenden am besten retten können?“, schlug sie pragmatisch vor.

„Ja, von mir aus“, gab er zögerlich nach.

Sophie ergriff seine rechte Hand, ignorierte sein Schnaufen, das vielleicht seine Abscheu vor ihrer Berührung bekunden sollte, und zog ihn in die Küche. Dabei musste sie sich immer wieder gut zureden, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt war, um Peter Vanes Gesicht zu betrachten und die Veränderungen der letzten acht Jahre zu ergründen. Die Dienstmädchen starrten wie gebannt auf die Gestalt, die einem wandelnden Schneemann glich, und die Köchin hielt in ihrer Schimpftirade auf den Küchenjungen inne, der den Bratspieß nicht ordnungsgemäß gedreht hatte.

„Der Himmel steh uns bei!“, rief die Köchin, als sie das ungleiche Trio vor sich erblickte.

„Das wird vielleicht von Nöten sein, wenn Sie das Abendessen anbrennen lassen, weil Sie zu sehr damit beschäftigt sind, uns anzuglotzen, Nan Burton“, warnte Cordage, der den beiden gefolgt war, sie grob.

„Stehen Sie nicht einfach so herum, und beschmutzen Sie nicht meinen sauberen Boden, Cordage! Nehmen Sie Miss Rose und dem Gentleman die nassen Sachen ab und geben Sie die Mäntel den Mädchen. Die haben offenkundig nichts Besseres zu tun, als Maulaffen feilzuhalten!“, schimpfte die Köchin.

Sophie ließ sich nicht von Peters grimmiger Miene und seinen leisen Flüchen einschüchtern, und half ihm den Biberpelz auszuziehen, dessen Knöpfe er mit seinen eiskalten Händen nicht öffnen konnte. Die Finger waren so steif, dass er sich nicht einmal allein seiner Handschuhe entledigen konnte.

Es musste ihn eine immense Entschlossenheit gekostet haben, sich im Schneetreiben einen Weg bis hierher zu bahnen. Ihr war, als spürte sie die Gefahr, in der er sich befunden hatte, am eigenen Leib – als ob noch immer eine enge Verbindung zwischen ihnen bestünde. Doch das war nicht möglich. Dieser Mann hatte nichts mehr von dem jungen und unbeschwerten Peter Vane, in den sie sich einst Hals über Kopf verliebt hatte.

Sie wollte nicht länger von einer Zeit träumen, die niemals wiederkehren würde. Allerdings kam sie nicht umhin, Notiz von der beeindruckenden Breite seiner Schultern zu nehmen, die unter dem schneebedeckten Mantel zum Vorschein kamen, als Cordage ihm aus den Ärmeln half. Die perfekt geschnittene Reitjacke darunter verbarg nicht, wie muskulös und stark Lord Sylbourne in den letzten acht Jahren geworden war, und seine kontrollierte und ernste Miene ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass sich auch seine geistigen Kräfte verstärkt hatten. Sie hatte es jetzt mit einem respekteinflößenden Aristokraten zu tun.

„Oh, Sie Armer!“, rief die Köchin und mischte sich in den Zuständigkeitsbereich des Butlers ein, indem sie Peter den letzten Schnee von der Kleidung klopfte.

„Es reicht, Nan Burton!“, warnte Cordage die Köchin, und wie immer beachtete sie ihn gar nicht.

„Warum haben Sie dem Gentleman nicht den Mantel und die Pelzmütze abgenommen, sobald Sie ihn ins Haus geschafft hatten? Jawohl, und natürlich auch seine Stiefel, die gewiss vollkommen durchnässt sind, Joseph Cordage?“, fragte Nan Burton den erbosten Butler.

Sophie beschloss, einzuschreiten, bevor die beiden eines ihrer endlosen Streitgespräche begannen.

„Sukey, bitte hole den zweiten Wintermantel von Sir Gyffard und eine Pelzmütze und Winterstiefel aus Mr Timons Zimmer. Da Seine Lordschaft entschlossen ist, erneut nach draußen zu gehen, werden wir alle unser Bestes geben, um seine Mitreisenden in Sicherheit zu bringen. Lucy, bitte schauen Sie nach, ob Sie ein Paar Handschuhe finden, die unserem Gast passen könnten, und Beth, bitte bringen Sie Seiner Lordschaft den heißen Grog, den Sie vorbereiten sollten. Ich schlage vor, dass die Knechte die kräftigen Ackergäule vor einen robusten Wagen spannen, mit dem man bei diesem Schneetreiben fahren kann.“

„Da würde wohl nur ein sibirischer Schlitten helfen“, wandte der Earl of Sylbourne ein, während der Küchenjunge ihm half, die ruinierten Reitstiefel auszuziehen. Er wirkte provozierend gelassen und sogar noch elegant in seinen nassen Socken, als er den schüchtern gereichten Grog entgegennahm. Er schenkte Beth ein dankbares Lächeln, die von dem eindrucksvollen Gentleman ganz verzaubert schien. Dann trank er den Grog in hastigen Schlucken.

„Sie vergessen, dass wir auf einer Anhöhe leben, die im Winter häufig eingeschneit oder von Eis umgeben ist“, bemerkte Sophie. „In dieser Jahreszeit sind wir auf ein solches Wetter nicht ganz unvorbereitet, obgleich es selbst für unsere Verhältnisse extrem ist.“

„Sehr lobenswert“, erwiderte er trocken. Dann nahm er lächelnd das Handtuch entgegen, das Lucy ihm reichte, und rieb sich ungeduldig das nasse Haar trocken. Anschließend waren seine dunkelblonden Locken so zerzaust wie vermutlich seit Jahren nicht mehr.

„Kümmern Sie sich darum, dass alles vorbereitet wird, während ich mich umziehe, Cordage?“, fragte Sophie.

„Seien Sie nicht albern!“, fuhr Peter sie an. „Sie gehen auf keinen Fall mit hinaus! Sie würden uns nur behindern und die ganze Rettungsaktion gefährden. Nein, Sie werden zu Hause bleiben und auf die jungen Damen aufpassen, die anscheinend unter Ihrer Fuchtel stehen – wenn ich ihre Furcht, aus dem Versteck hervorzukommen als Hinweis auf die Tyrannei deuten darf, unter der sie in Ihrer Obhut zu leiden haben.“

Sophie kochte vor Zorn über seine böswillige Unterstellung. Dann hörte sie ein unterdrücktes Kichern und sah Audrey, die jüngste Tochter des Hauses, die neugierig durch den Türspalt spähte. Wie immer konnte Sophie ihrem Charme nicht widerstehen, und es war ihr egal, was Peter Vane dachte, der sie noch immer scharf ansah.

„Schon gut, Mädchen. Kommt nur herein in die Küche und begrüßt unseren Gast, der hoffentlich bald mit seinen Begleitern weiterreisen kann, sobald das Wetter es zulässt“, sagte sie ein wenig unhöflich.

„Meine Damen“, begrüßte Peter die drei Töchter des Hauses und machte eine elegante Verbeugung. Sophie kam es wie der reinste Hohn vor, deshalb war sie überrascht, wie sehr sich Audrey, Viola und Imogen von diesem schmeichelnden Getue blenden ließen. „Da niemand uns einander vorgestellt hat, muss ich das wohl selbst übernehmen. Ich bin Peter Vane. Ein ausgesprochen törichter Earl, der seine Schwester, seine Tante und einen Gen­tleman, den wir uns unterwegs wie eine Plage zugezogen haben, ebenso wie einen Kutscher, einen Reitknecht und ein erstklassiges Gespann in das schlimmste Wetter geführt hat, an das er sich auf dieser Seite des Atlantischen Ozeans erinnern kann. Meine Mitreisenden warten jetzt inmitten des Schneesturms auf Rettung, und ich erbitte Ihre Unterstützung.“

„Ja, aber welcher Earl sind Sie denn?“, fragte Audrey, als ob alles andere klar wäre.

„Ich bin der Earl of Sylbourne, Madam. Und mit welcher bedeutsamen Lady habe ich die Ehre, wenn mir eine so anmaßende Frage erlaubt ist?“

„Natürlich dürfen Sie das fragen, Mylord. Ich bin Audrey Frayne. Die größere Dünne, die sich vergeblich hinter mir zu verstecken sucht, ist meine Schwester Viola Frayne und dies ist Imogen, die Älteste von uns Mädchen. Sie hat behauptet, man müsse sie jetzt als Miss Frayne anreden. Wenn sie sich aber noch weiter im Schatten des Türrahmens versteckt, kann sie auch gleich auf dem Gang bleiben, und niemand muss darauf achten, wie sie angesprochen werden will.

„Ich komme ja schon hinein … Und benimm dich nicht weiter wie ein kleines Ungeheuer“, schimpfte Imogen aufgebracht und trat aus dem Schatten, wobei sie reizend errötete.

Sophie wusste sofort, dass sie die hervorragenden Aussichten ihrer ehemaligen Schülerin in den feinen Kreisen richtig eingeschätzt hatte, als sie Peters sprachlose Bewunderung beim Anblick solch unbefangener Schönheit bemerkte. Dann riss er sich zusammen und versuchte, das offensichtlich schüchterne Mädchen aus seiner Verlegenheit zu befreien.

„Miss Frayne, ich fühle mich geehrt, Ihre Bekanntschaft zu machen“, sagte er, während er der ältesten Tochter des Hauses ein bewunderndes Lächeln schenkte, das Sophie einen wehmütigen Stich versetzte. „Wenn Sie bereits Ihr offizielles Debüt gehabt hätten, wäre mir sicher etwas über Tumulte in Mayfair zu Ohren gekommen, weil die jungen Männer sich um ein Lächeln von Ihnen geprügelt hätten.“

„Das ist sehr freundlich von Ihnen, Mylord“, entgegnete Imogen, die angesichts seiner charmanten Komplimente ihre Scheu ablegte. „Ich glaube kein Wort von dem, was Sie sagen, aber es ist dennoch sehr nett von Ihnen.“

„Meine Worte sind nichts als zutreffend. Doch nun müssen Sie mich entschuldigen, denn auch ich habe eine Schwester, die ich sehr gern habe, obgleich sie mich regelmäßig in Schwierigkeiten bringt, ganz ähnlich wie es bei Ihren Schwestern der Fall zu sein scheint. Ich muss zurück in den Schnee und sie finden, bevor sie hinter meinem Rücken irgendeinen Unfug anrichtet oder mit einem Wegelagerer durchbrennt.“

„Oh ja, Sie müssen sie unbedingt ins Warme bringen. Die arme Frau muss ganz durchgefroren und verängstigt sein, da draußen in dieser Kälte und Dunkelheit“, pflichtete Imogen ihm bei.

„Meine Schwester Edwina wird das alles wahrscheinlich für ein großes Abenteuer halten, das sie ausgezeichnet auf ihr neues Leben mit ihrem zukünftigen Gatten vorbereitet, den sie auf seinen Feldeinsätzen begleiten will. Doch meine Tante wird wütend werden, wenn ich mich nicht beeile und sie zurück in die Zivilisation bringe.“

„Dann sollten wir besser gleich aufbrechen“, drängte Sophie, womit sie sich lediglich einen strengen Blick von Lord Sylbourne einhandelte und die beleidigende Aufforderung, Vernunft anzunehmen. „Warum?“, fragte sie leise und sah ihn an, bis sich ihre Augen mit Tränen füllten. Glücklicherweise blickte er zur Seite, bevor sie die Fassung verlor.

„Trauen Sie den Männern dieses Haushalts nicht zu, mir und den meinen zu helfen?“, erwiderte er frostig.

„Natürlich traue ich ihnen das zu. Aber glauben Sie nicht, dass Ihre Schwester und Ihre Tante sich erleichtert fühlen, wenn ihnen auf dem Rückweg eine Frau Gesellschaft leistet?“, versuchte sie ihn zu überreden.

„Sie werden wohl eher denken, ich sei wahnsinnig geworden, einer Dame zu erlauben, sich in Gefahr zu bringen, nur weil sie sich in den Kopf gesetzt hat, so viel Aufmerksamkeit wie möglich auf sich zu lenken“, fuhr er sie barsch an.

„Sie kennen Miss Rose nicht gut, wenn Sie so über sie denken, Mylord“, verteidigte Viola ihre Gouvernante.

Seine Worte hatten Sophie schwer verletzt. Jetzt hätte sie ihre mutige kleine Verteidigerin am liebsten in die Arme geschlossen.

„Sie haben wohl recht, Miss Viola“, sagte Peter mit einem seltsam traurigen Lächeln. „Ich kenne Ihre Miss Rose sehr schlecht.“

„Dann sollten Sie keine vorschnellen Urteile über jemanden fällen, den wir alle so schätzen, Mylord“, ergriff Audrey das Wort. Dabei nickte sie entschieden, um ihm zu verdeutlichen, dass er Gefahr lief, in ihrer Achtung zu sinken.

„So unerschütterliche Verteidiger hätte ich auch gern“, entgegnete er aufrichtig. „Aber egal wie wunderbar Ihre Miss Rose ist, sie würde bei der Rettung meiner Mitreisenden nur im Wege sein.“

„Sie kennen mich wirklich überhaupt nicht, Lord Sylbourne!“ Sophie warf ihm einen Blick zu, der ihn daran erinnern sollte, wie wenig sie ihn und seine Freunde aufgehalten hatte, als sie noch jung und unbesonnen gewesen waren, und sie bei jedem abenteuerlichen Unfug dabei gewesen war.

Endlich kamen die Dienstmädchen mit den Kleidungsstücken zurück, und Cordage führte Peter in ein Zimmer, in dem er sich vor einem Kamin, in dem ein einladendes Feuer flackerte, die trockene Kleidung anziehen konnte, bevor er seinen unterkühlten Körper erneut der beißenden Kälte aussetzte.

3. KAPITEL

Der Anblick des Schneetreibens hatte etwas Trostloses und ließ Sophie frösteln. Sie war hin- und hergerissen zwischen der Angst um Peter und der Wut über seine verletzenden Äußerungen.

Er glaubte also, nach einer solchen Zeitspanne, die zwischen der Sophie Bonet, die er gekannt hatte, und der ruhigen und angesehenen Miss Rose lag, ein Urteil über sie fällen zu dürfen. Seine Meinung von ihr stand offenkundig ein für allemal fest, und es würde wenig nützen, sie ändern zu wollen. Nein, es bringt nichts, dachte sie leise seufzend.

Von einem Seitenfenster aus beobachtete sie, wie die Männer aufbrachen. Es widerstrebte ihr, zurückzubleiben, während Peter erneut sein Leben aufs Spiel setzte. Doch sie rief sich in Erinnerung, dass Sir Gyffard Frayne ihr seine Töchter anvertraut hatte. Das hartnäckige Gefühl, an Peters Seite zu gehören, schien sich trotz der frostigen Begrüßung noch aus alten Tagen erhalten zu haben. Auch wenn sich nicht leugnen ließ, dass er sie nicht mehr an seiner Seite haben wollte. Vor acht Jahren waren sie ein unbekümmertes und schwer verliebtes Paar gewesen. Jetzt lagen eisige Welten zwischen dem Earl of Sylbourne und der Gouvernante Miss Rose, als ob eine arktische Einöde mit furchteinflößenden Gletschern und driftendem Treibeis sie trennen würde. Der reife und unnahbare Peter Vane verspürte offensichtlich keine Verbindung zu der Gouvernante der Fraynes. Dennoch zerrte die Sorge um ihn an ihren Nerven, und sie war froh, sich an den hastigen Vorbereitungen für die Ankunft der durchfrorenen Reisenden beteiligen zu können.

Geschäftig eilte Sophie mit ihren drei Schützlingen durch das ehrwürdige alte Haus und half Mrs Elkerley und den Dienstmädchen, während sie die ganze Zeit über das unglaubliche Gefühl nachsann, den eindrucksvoll muskulösen Peter Vane, der sich durch den kniehohen Schnee kämpfte, neben sich zu spüren. In dieser kurzen Zeit hatte er sie gebraucht – ob es ihm gefiel oder nicht. Etwas in ihr hatte bei jedem Schritt, den sie Seite an Seite gingen, frohlockt. Aber sie wollte nicht auf die innere Stimme hören, die ihr lächerlicherweise einredete, das Schicksal habe Peter in einer solchen Nacht vor ihre Tür getrieben, sodass er für viele Tage festsaß, bis der Schnee zurückging.

Die Schicksalsgöttin besitzt eine seltsame Herangehensweise, wenn sie acht Jahre braucht, um ihn nach Heartsease Hall zu führen, damit ich ihn im Schneetreiben finde, dachte Sophie sarkastisch. Einer so launischen Gottheit hätte sie deutlich die Meinung gesagt, sofern sie an deren Existenz geglaubt hätte. Wenn es nur einen einzigen richtigen Mann für jede Frau gab, dann hatte das Schicksal deutlich gemacht, dass sie ihn nicht haben konnte. Nein, sie musste vernünftig sein und auf die Rückkehr der milderen Südwestwinde hoffen. Auch wenn es unwahrscheinlich war, dass die Schneeschmelze rechtzeitig einsetzte, damit Lord Sylbourne das Weihnachtsfest vor seinem eigenen Kamin verbringen konnte.

Peter war froh, wieder etwas Wärme im Körper zu spüren und durch die trockene Kleidung geschützt zu sein, die ihm erstaunlich gut passte. Er musste die Reisekutsche so schnell wie möglich finden und seine Schwester und seine Tante nach Heartsease Hall bringen. Seit er die verzweifelte Suche nach einem Zufluchtsort begonnen hatte, fühlte er sich, als ob seine Welt aus den Fugen geraten wäre. Wahrscheinlich standen ihm Tage bevor, bis die Straßen wieder befahrbar waren, und in dieser Zeit würde er gezwungen sein, mit dem letzten Menschen, den er hatte wiedersehen wollen, ein Dach über dem Kopf zu teilen.

So war es nicht weiter verwunderlich, dass er ein wenig abseits ritt und nicht den Versuch unternahm, die anderen Teilnehmer der Rettungsaktion vergessen zu lassen, dass er im Unterschied zu ihnen ein Earl war. Er war für diese Männer ein Fremder, und sie riskierten mindestens erfrorene Zehen und Frostbeulen, um ein paar Leichtsinnige ins Warme zu bringen. Außerdem plagten ihn Gewissensbisse, weil er Sophie Bonet mit solcher Härte begegnet war. Es fühlte sich an, als ob ein frostiger Wind ihn packte, der noch beißender war als die Böen, die ihm bei diesem Ritt durch die Landschaft den Schnee ins Gesicht peitschten. Sophie hatte ihn vor dem langsamen Tod durch Erfrieren gerettet, und dennoch war er nicht in der Lage gewesen, ihr zu danken. Er runzelte die Stirn, als er darüber nachsann, was für einen Griesgram sie aus ihm gemacht hatte.

Er musste sich darauf einstellen, mit Miss Bonet-Rose eine Weile unter einem Dach zu wohnen. Es blieb ihm also nichts anderes übrig, als sich innerlich gegen die hinterlistige kleine Abenteurerin zu rüsten. Die Bediensteten von Heartsease Hall hielten ihn gewiss für arrogant, während er doch nur seinen dunklen Gedanken nachhing. Sie würden noch viel schlechter über ihn denken, wenn er gegen die Gouvernante der Familie wetterte, weil sie vor gut acht Jahren wie ein Sommersturm mit seinem jugendlichen Herzen in ihren gierigen kleinen Händen verschwunden war. Es war nur eine kindische Liebesaffäre! ermahnte er sich selbst. Wenn er niemals eine solche Freude und ein solches Glück wie damals in diesen berauschenden Hochsommertagen erfahren hätte, wären ihm die Qualen der letzten Jahre erspart geblieben. Sie konnte ihn nicht geliebt haben. Wahrscheinlich hatte sie sich nur geschmeichelt gefühlt, weil ein schneidiger junger Lord so unsterblich in sie verliebt gewesen war, dass er sie ohne Rücksicht auf die Konsequenzen zu seiner Countess hatte machen wollen.

Er verzog den Mund zu einem grimmigen Lächeln und merkte, dass der Stallmeister ihn aufmerksam ansah, als ob ihm die Gedanken ins Gesicht geschrieben stünden. Nein, er war inzwischen zu gut darin, seine Emotionen zu verbergen, auch wenn der Mann einen scharfsinnigen Eindruck machte. Überhaupt war Peter beeindruckt, welche Leute der abwesende Herr von Heartsease Hall eingestellt hatte. Nur zu gut wusste er, dass dies das wahre Geheimnis eines gut organisierten und zufriedenen Haushalts war. Möglicherweise hat der Mann die Einstellung einer Gouvernante für die Töchter seiner Frau überlassen, folgerte Peter. Wobei er zugeben musste, dass die drei Mädchen einen erfrischend natürlichen und unverdorbenen Eindruck machten, der nichts mit dem üblichen gezierten Getue gemein hatte, das unter jungen Damen weit verbreitet war.

Die Selbstverständlichkeit, mit der Sophie Bonet im Haus agierte, ließ darauf schließen, dass sie dort beinahe die Stellung der Hausherrin innehatte. Erneut legte er die Stirn in Falten, als er darüber nachsann, wie wenig diese Sophie in das Bild der sorglosen und vergnügungssüchtigen Abenteurerin passte, das er sich in all den Jahren von ihr gemacht hatte. Mit einem Seufzer stimmte er in das Heulen des unangenehmen Windes ein, der die abgelegene Gegend der Cotswold Hills in das unwirtliche Reich von Väterchen Frost verwandelte. Morgen würde eine Eiskruste die Schneedecke überziehen, und der Bach würde ganz zum Erstarren kommen. Sie würden hier festsitzen, als ob ein böser Zauber sie in Bann geschlagen hätte. Ohne einen russischen Schlitten und entsprechend beschlagenen Pferden, die über den gefrorenen Schnee laufen konnten, würde es so bald kein Entkommen geben. Peter hätte nicht sagen können, wer von den Reisenden am nächsten Tag am unglücklichsten aufwachen würde. Seine Schwester würde ihren geliebten Verlobten nicht am ersten Weihnachtstag heiraten, wie sie es geplant hatten, seit Giles Wroxley einen Tag vor Beginn der Adventszeit heimgekehrt war. Seine kühne Tante würde nicht wie verabredet mit einer Gruppe von Gleichgesinnten am zweiten Weihnachtstag auf die Jagd gehen. Und Cedric Wroxley würde sich nicht in London befinden, was ihn erklärtermaßen unglücklich machte. Peter scherte es keinen Deut, ob Cedric zufrieden oder zutiefst unzufrieden war, aber sie würden alle sein fürchterliches Jammern ertragen müssen.

Er hätte viel darum gegeben, in irgendeinem beliebigen anderen Haus Englands zu übernachten, in dem keine Sophie Bonet lebte. Und wenn er an ihr blasses Gesicht und die erschrockenen Blicke dachte, die sie ihm in der Küche von Heartsease Hall zugeworfen hatte, sehnte sich Sophie gewiss nicht nach seiner Gesellschaft. Gut! Er war froh, dass sie sich wenigstens nicht wohl in ihrer Haut fühlte. Ihm selbst war der Gedanke, Tage mit einer Frau zu verbringen, die ihn verraten und verlassen hatte, nahezu unerträglich.

Eigentlich hätte er sich schämen müssen, eine einsame Frau zu hassen. Wenigstens hatte das Nachdenken über Sophie ihn daran gehindert, zu sehr auf die beißende Kälte zu achten, die an den Fingern und Zehen nagte. Jetzt nahm er die Welt um sich herum wieder wahr, und es fühlte sich an, als ob der dicke Wintermantel und der schwere Wollschal aus dünnem Papier und nicht aus bester britischer Wolle wären. Den Schal verdankte er dem abwesenden Ferdinand Frayne, jedenfalls hatte das Küchenmädchen davon gesprochen, das ihm schüchtern das Kleidungsstück gereicht hatte. Allem Anschein nach war Master Ferdy, ein Fähnrich zur See, in Java stationiert. „Er braucht ihn nich’, weil es dort so heiß wie in der Hölle is’, Mylord“, hatte das Mädchen erklärt. Gewiss wird der junge Mann die Kälte seines Vaterlandes nicht vermissen, sagte sich Peter.

Immerhin war es ihm beinahe eine Minute lang gelungen, nicht sklavisch an Sophie Bonet zu denken, und dank der Laternen und des aufklarenden Himmels konnte er nun einen Teil des Abhangs überschauen. Der Schnee reflektierte das Licht des Mondes, und die ganze Natur schien stillzustehen, jetzt, da der Wind endlich nachließ, und die dunklen Wolken abgezogen waren. Nun würde es leichter werden, die eingeschneite Kutsche zu finden. Dennoch graute ihm schon bei dem Gedanken, dass seine Schwester und seine Tante den ganzen Weg durch die eisige Kälte bis nach Heartsease Hall überstehen mussten. Erst dort würden sie endlich in Sicherheit sein, auch wenn sie an diesem Ort kaum Ruhe finden würden, da auch ihnen Sophie Bonet einmal viel bedeutet hatte.

Diese verfluchte Frau! Da hatte sie sich wieder in seine Gedanken geschlichen! Er zwang sich, stattdessen an seine ebenso reizende wie einfältige Mätresse Kitty zu denken. Doch sehr zu seinem Verdruss konnte er sich die blonde Schönheit nicht einmal genau vorstellen, weil sich ihm ständig das Bild einer zierlichen Person aufdrängte, die kaum bis an sein Kinn reichte, wenn sie sich auf die Zehenspitzen stellte. Ärgerlich dachte er daran, dass Sophies weibliche Kurven sich seit ihrem siebzehnten Lebensjahr noch deutlich entwickelt hatten, was ihm sofort aufgefallen war, als sie ihm im Schneetreiben ins Haus geholfen hatte.

Dies versprachen die schlimmsten Weihnachtsfeiertage zu werden, die er je erlebt hatte!

Die Garret-Lowdens glänzten während des hektischen Treibens, das im Haus herrschte, um Heartsease Hall auf den Zustrom unerwarteter Besucher vorzubereiten, durch Abwesenheit. Sophie schloss daraus, dass die beiden Damen annahmen, es habe sich lediglich ein Händler in diesem Wetter hierher verirrt.

Sie half gerade dabei, das Feuer in den Kaminen der Gästezimmer zu schüren und die Betten zu machen. Sie hoffte, die heißen Bettpfannen und die in Tücher gewickelten Ziegelsteine würden die Kälte rechtzeitig aus den frischen Laken vertreiben. Die Wäschemagd kümmerte sich darum, genügend Wasser zu erhitzen, um mehrere Zuber zu füllen, denn es war anzunehmen, dass sich die Reisenden nichts sehnlicher wünschten, als in einem heißen Bad aufzutauen.

„Cordage meinte, die Männer würden das Gepäck erst am Morgen aus Lord Sylbournes Kutsche holen. Glauben Sie, die Damen werden Reisetaschen mit sich führen, Rosie?“, fragte Imogen.

„Ich bezweifle, dass sie die Pferde mit mehr als unbedingt nötig belasten werden“, antwortete sie. „Je größer das Gewicht, desto tiefer sinken die Tiere in den Schnee ein“, fügte sie hinzu, während sie ohne zu zögern duftende Seifen, Lavendelwasser und Gesichtsbalsam aus der Vorratskammer der Haushälterin holte, für den Fall, dass sich Edwina und ihre Tante nach dem bitteren Frost und dem schweren Schneefall um ihren Teint sorgten.

„Tante Matilda wird furchtbar wütend darüber sein, dass wir von ihrer teuren Creme nehmen“, bemerkte Imogen fröhlich.

„Deine Tante wird unseren Gästen diesen Komfort gewiss nicht missgönnen, wenn es ihnen die Situation erträglicher macht, zumal Lady Edwina immerhin die Tochter eines Earls ist.“

„Oh, unsere Tante würde sich sogar beschweren, wenn die Königin höchstpersönlich hier übernachten und etwas von dem Balsam benötigen würde“, sagte Imogen spitz.

„Wir sollten auch ein paar Unterkleider und Nachtgewänder für die Damen herauslegen“, mischte sich Viola in das Gespräch, die mit Vorfreude darauf wartete, dass die Ankunft der Fremden etwas Abwechslung in die bevorstehenden Feiertage brachte. Bis jetzt waren die Aussichten auf das diesjährige Weihnachtsfest wegen der Trauer um die lebhafte und heitere Lady Helen Porth­down, die gemeinsam mit dem siebten Kind im Kindbett gestorben war, wenig vielversprechend gewesen. „Niemand von uns hat auch nur halb so schöne Unterkleider und Nachtgewänder wie Tante Matilda“, fügte sie hinzu.

„Ich prophezeie euch, dass die Damen überglücklich sein werden, nicht hinter einer Hecke schlafen zu müssen. Es wird ihnen daher wenig ausmachen, sich mit einigen unserer einfachen Sachen zu begnügen, meine Liebe. Deine Tante wird uns gewiss irgendwann vergeben, dass wir unseren Gästen ihren Hautbalsam und ihr Duftwasser angeboten haben, aber sie wird den Gedanken sicherlich nicht ertragen können, dass eine andere Frau ihre Unterkleider oder Nachtgewänder getragen hat.“

„Dann können wir nur hoffen, dass die beiden Damen nicht groß sind, da wir alle zu klein sind, um eine hoch gewachsene Juno auszustaffieren. Sogar Audrey ist größer als Sie, Rosie“, sagte Viola.

„Und wie ist es mit den Kleidern? Wenn es den Damen gut genug geht, um mit uns zu speisen, wollen sie bestimmt nicht auf ihren Zimmern bleiben, weil sie nichts Passendes zum Anziehen haben. Und wir können ihnen nichts geben, da wir nichts Angemessenes besitzen“, erklärte Audrey, als ob die Bekleidung an diesem Abend das wichtigste Problem wäre.

„Das stimmt, also solltet ihr auf den Dachboden gehen und nachsehen, ob ihr etwas Geeignetes für unsere Gäste unter den Sachen eurer verstorbenen Mutter findet. Meine eigenen Kleider werden den Damen viel zu kurz und zu schlicht sein, und Lady Frayne wäre gewiss die Erste gewesen, die ihnen in dieser Situation alles geliehen hätte, was sie benötigen“, schlug sie den Mädchen vor.

Nachdem die ärgste Trauer über den Tod der geliebten Mutter nachgelassen hatte, gab es für Viola und Audrey nichts Schöneres, als in den duftend parfümierten Kleidertruhen zu stöbern, die auf dem Dachboden verwahrt wurden, damit ihr Vater nicht ständig an den Verlust erinnert wurde. Glücklicherweise hatte Imogen die pragmatische Herangehensweise ihrer Mutter geerbt und gab den jüngeren Schwestern genaue Anweisungen, wonach sie unter den Dingen zu suchen hatten, die sorgfältig mit Tüchern und Lavendelsäckchen vor Motten geschützt wurden.

Autor

Elizabeth Beacon
<p>Das ganze Leben lang war Elizabeth Beacon auf der Suche nach einer Tätigkeit, in der sie ihre Leidenschaft für Geschichte und Romane vereinbaren konnte. Letztendlich wurde sie fündig. Doch zunächst entwickelte sie eine verbotenen Liebe zu Georgette Heyer`s wundervollen Regency Liebesromanen, welche sie während der naturwissenschaftlichen Schulstunden heimlich las. Dies...
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<p>Louise Allen lebt mit ihrem Mann – für sie das perfekte Vorbild für einen romantischen Helden – in einem Cottage im englischen Norfolk. Sie hat Geografie und Archäologie studiert, was ihr beim Schreiben ihrer historischen Liebesromane durchaus nützlich ist.</p>
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