Historical Saison Band 36

– oder –

Im Abonnement bestellen
 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

SKANDALÖSE FRÜHLINGSKÜSSE von ALLEN, LOUISE
In glühender Umarmung mit einem Wildfremden - inmitten des Londoner Hafens: Was für ein Skandal, wenn jemand Phyllida so sehen würde! Aber es kommt noch schlimmer. Auf dem nächsten Ball steht sie dem schönen Fremden unvermittelt gegenüber. Und seine sehnsuchtsvollen Blicke erwecken ein verbotenes Verlangen in ihr …

MEIN VERFÜHRERISCHER LORD von MARTIN, LAURA
Elegante Bälle statt enger Gefängniszelle: Seit Lord Fleetwood sie aus ihrem unverschuldeten Elend befreit hat, wendet sich Louisas Leben zum Guten! Prunkvolle Empfänge, Gentlemen, die sie umschwärmen - dennoch gehört ihr Herz nur Lord Fleetwood. Doch warum bleibt ihr heißgeliebter Retter bloß so unerklärlich kühl?


  • Erscheinungstag 19.04.2016
  • Bandnummer 0036
  • ISBN / Artikelnummer 9783733765644
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Louise Allen, Laura Martin

HISTORICAL SAISON BAND 36

LOUISE ALLEN

Skandalöse Frühlingsküsse

„Was haben Sie vor?“ – „Ich will Sie küssen!“ Eine unbekannte Schönheit hat sich in Viscount Ashe Herriards Arme geflüchtet – und der Zauber des Moments verleitet ihn dazu, seine Lippen auf ihre zu pressen. Ein Fauxpas! Denn zuerst genießt die entzückende Dame seine Liebkosungen – doch dann reißt sie sich empört von ihm los und entschwindet im Gewimmel der Londoner Docks … ohne ihm ihren Namen zu verraten!

LAURA MARTIN

Mein verführerischer Lord

Entsetzt betrachtet Lord Fleetwood die blasse Louisa. Sein grausamer Onkel hat die junge Frau hinter Gitter gebracht, um an ihr Erbe zu kommen. Doch nun ist Lord Fleetwood ihr neuer Vormund – und staunt, als sich Louisa nach ihrer Befreiung in eine atemberaubende Ballkönigin verwandelt! Auch wenn es ihm schwerfällt, muss er trotzdem einen Mann für sie finden – denn der Liebe hat er selbst schon lange abgeschworen …

1. KAPITEL

3. März 1816 – im Hafen von London

Das Wasser ist grau, wie alle sagten.“ Ashe Herriard lehnte sich über die Reling und betrachtete das breite Band der Themse aus zusammengekniffenen Augen. Winzige Boote und riesige Schoner, neben denen selbst ihr Viermaster klein wirkte, drängten sich dicht an dicht auf dem Fluss. „Ich wusste gar nicht, dass es so viele Grautöne gibt. Und Braun, Beige und Grün. Aber das Grau überwiegt.“

Er hatte erwartet, London abscheulich und fremdartig zu finden, aber nun kam es ihm alt, wohlhabend und seltsam vertraut vor, obwohl er aus tiefstem Herzen der Stadt und all dem, was sie repräsentierte, zu grollen versuchte.

„Allerdings regnet es nicht, obwohl Mrs. Mackenzie behauptet hat, dass es hier immerzu regnet.“ Sara stellte sich, eingewickelt in einen dicken Umhang, neben ihn. Ihre Zähne klapperten vor Kälte, trotzdem klang sie fröhlich und aufgeregt. Sie deutete nach vorn. „Schau, es gibt sogar eine Festung.“

„Das ist der Tower of London“, erklärte Ashe. „Wie du siehst, sind mir unsere Lektionen im Gedächtnis geblieben.“

„Ich bin beeindruckt, Bruderherz.“ Sie zwinkerte ihm zu, doch als sie den Blick nach rechts schweifen ließ, trübte sich ihre Miene. „Mata hält sich tapfer.“

Ashe folgte ihrem Blick. „Weil sie lächelt, meinst du? Wie es scheint, geben sie sich beide tapfer.“ Ihr Vater hielt ihre Mutter im Arm, was nicht ungewöhnlich war. Sie stellten ihre Zuneigung, selbst nach den Maßstäben der etwas unkonventionelleren Gesellschaft in Kalkutta, oft unverhohlen offen zur Schau. Allerdings kannte er seinen Vater gut und wusste, was die gelassene Miene und die fest zusammengepressten Lippen bedeuteten: Der Marquess of Eldonstone wappnete sich für einen Kampf.

Auch wenn der Kampf bloß in seinem Kopf stattfand – gegen die Erinnerungen an ein Land, das er vor über vierzig Jahren verlassen hatte –, war er durchaus real. Mit seinem Vater zerstritten und verheiratet mit einer Halbinderin, die entsetzt war, als sie herausfand, dass ihr Mann einen englischen Adelstitel erben würde und eines Tages nach England zurückkehren musste, hatte Colonel Nicholas Herriard seine Rückkehr bis zum letzten Moment hinausgezögert. Nun, als Marquess, konnte er jedoch keinen diplomatischen Dienst in der East India Company mehr leisten, und er hatte nach England zurückkehren müssen, um dort seine Pflicht zu erfüllen.

Ebenso wie ich, dachte Ashe, während er zu seinem Vater schlenderte. Er würde alles tun, um seinen Eltern die Bürde ein wenig zu erleichtern, selbst wenn er sich dazu in diese fremdartige Spezies – einen perfekten englischen Gentleman – verwandeln musste. „Ich gehe mit Perrott von Bord und sehe nach, ob Tompkins schon hier ist.“

„Danke. Ich möchte nicht, dass deine Mutter und Schwester am Kai warten müssen.“ Sein Vater deutete zum Kai. „Gib mir von dort ein Zeichen, sobald die Kutsche angekommen ist.“

„Gut.“ Ashe machte sich auf die Suche nach einem Matrosen, der ihn an Land hinüberruderte. Ein neues Land, ein neues Schicksal, eine neue Welt, sagte er sich. Und ein neuer Kampf. Immerhin wollten neue Welten erst erobert werden. Die Erinnerung an die Hitze und das bunte, quirlige Leben im Palast von Kalatwah erschien ihm bereits wie ein ferner Traum, der sich ihm immer mehr entzog; sogar sein Kummer und die Schuldgefühle verblassten bereits. Reshmi, dachte er und verbannte ihr Bild mit beinah körperlicher Anstrengung in den hintersten Winkel seines Gedächtnisses. Nichts, nicht einmal Liebe, konnte die Toten zurückbringen.

Es muss doch auch vertrauenswürdige, verlässliche und rücksichtsvolle Männer geben, dachte Phyllida, als sie aus der engen Gasse trat und den Blick über den geschäftigen Kai schweifen ließ. Leider gehört mein lieber Bruder nicht dazu. Was keine Überraschung war, da auch ihr Vater kein zuverlässiger Mann gewesen war und außer Kartenspiel, Frauen und Alkohol kaum etwas anderes im Kopf gehabt hatte.

Gregory war nun schon seit vierundzwanzig Stunden mit dem Geld für die Miete verschwunden. Von seinen Freunden hatte sie erfahren, dass ihr Bruder irgendwo zwischen dem Tower und der London Bridge eine neue Spielhölle entdeckt hatte.

Ein Zupfen an ihren Schnürsenkeln weckte ihre Aufmerksamkeit. In Erwartung einer Katze blickte Phyllida nach unten – direkt in die schwarzen Knopfaugen einer der größten Krähen, die sie je gesehen hatte. Es könnte auch ein Rabe aus dem Tower sein, überlegte sie. Nein, der Kopf des Vogels war grau und sein Schnabel riesig. Das war ganz bestimmt kein Rabe. Das Tier warf ihr einen beleidigten Blick zu und zupfte erneut an ihren Schnürsenkeln.

„Geh weg!“ Phyllida zog den Fuß zurück. Der Vogel wich zurück und wandte sich ihrem anderen Fuß zu.

„Luzifer, lass die Dame in Ruhe.“ Der Vogel krächzte unwirsch, flatterte auf und setzte sich auf die Schulter eines großen Mannes, der wie aus dem Nichts vor ihr aufgetaucht war. „Bitte entschuldigen Sie. Er ist fasziniert von Schnürsenkeln, Seilen … eben allem, was lang und schmal ist. Nur bei Schlangen führt er sich leider wie ein Angsthase auf.“

Phyllida fand ihre Stimme wieder. „Die kommen in London zum Glück eher selten vor.“ Wo war dieser attraktive, exotisch wirkende Mann mit dem umwerfenden Lächeln plötzlich hergekommen? Sie ließ den Blick über sein dichtes braunes Haar und die gerade Nase zu den grünen Augen schweifen, mit denen er sie aufmerksam musterte. Seine Haut war golden gebräunt – und das im März? Nein, es schien seine natürliche Hautfarbe zu sein. Es hätte sie nicht überrascht, wenn sie Schwefelgeruch wahrgenommen hätte.

„So sagte man mir.“ Er hob den Arm, und der Vogel schwang sich in die Luft. „Mach dich auf die Suche nach Sara, du gefiederte Plage. Er flucht, wenn er in einen Käfig gesteckt wird“, fügte er hinzu, während der Vogel zu den Schiffen im Hafen hinüberflog. „Vermutlich bleibt mir aber keine andere Wahl, sonst wird er noch die Raben im Tower zu allerlei Unheil anstiften. Es sei denn, sie sind nur eine Legende?“

„Nein, es gibt sie wirklich.“ Der Mann war gut gekleidet, und zwar in einer höchst unenglischen Weise. Er trug einen schweren schwarzen Mantel mit grünen Aufschlägen, zwei Nuancen dunkler als seine Augen, eine reich bestickte Brokatweste und ein schneeweißes Seidenhemd. „Ich muss doch sehr bitten, Sir!“, rief sie empört.

Ungeachtet des schmutzigen Bodens war er auf ein Knie gesunken und band ihr die Schnürsenkel, sodass sie sehen konnte, dass seine unmodisch schulterlangen Haare im Nacken von einem Band zusammengehalten wurden. „Was ist?“ Fragend sah er zu ihr auf, ein belustigtes Funkeln in den grünen Augen. Er wusste ganz genau, was sie störte.

„Sie berühren meinen Fuß, Sir!“

Der Gentleman band rasch eine Schleife und erhob sich. „Es ist schwierig, einen Schnürsenkel zu binden, ohne den Schuh zu berühren, fürchte ich. Warum weichen Sie zurück? Keine Angst. Ich versichere Ihnen, dass Luzifer und ich Ihr Schuhwerk zukünftig in Ruhe lassen werden.“ Sein Lächeln deutete jedoch an, dass er es auf etwas anderes abgesehen haben könnte.

Phyllida wich einen weiteren Schritt zurück, aber nicht, weil er ihren Knöchel berührt oder sie aus der Fassung gebracht hatte, sondern weil Harry Buck, Wappingtons berüchtigtster Schurke, auf sie zu schlenderte. Einer seiner Schläger folgte ihm. Mit flauem Gefühl im Magen sah sie sich nach einem Versteck um. Zwar lag ihre letzte Begegnung schon einige Zeit zurück, aber falls er sich an sie erinnerte …

„Ich bin nicht wegen Ihnen, sondern wegen ihm zurückgewichen.“ Sie deutete mit dem Kopf zu Buck. „Ich möchte diesem Mann lieber nicht begegnen.“ Der Atem stockte ihr in der Kehle. „Aber er kommt in unsere Richtung.“ Davonlaufen kam nicht infrage. Das wäre so, als würde sie einer Katze ein Wollknäuel zuwerfen. Buck würde ihr aus reiner Neugier hinterherlaufen. Unglücklicherweise trug sie nicht einmal einen breitkrempigen Hut, unter dem sie ihr Gesicht verbergen konnte. Wie dumm, einfach so in sein Revier zu laufen, ohne Verkleidung und unvorbereitet.

„In diesem Fall sollten wir nähere Bekanntschaft schließen.“ Der exotische Fremde trat einen Schritt vor, drückte sie an die Wand und hob einen Arm, um sie vor Blicken vom Kai zu schützen. Dann beugte er den Kopf.

„Was haben Sie vor?“

„Ich will Sie küssen“, sagte er. Und das tat er auch. Mit der freien Hand drückte er sie gegen seinen breiten, gestählten Körper, während er sie mit seinen grünen Augen frech anfunkelte und mit dem Mund ihren entrüsteten Aufschrei erstickte.

Hinter ihnen näherten sich schwere Schritte, gleich darauf blendeten große Gestalten die Sonne aus und versperrten den Eingang zu der schmalen Gasse. Eine raue Stimme rief: „Das ist mein Revier, Kumpel, also ist das wohl eins meiner Mädchen, und du schuldest mir was.“ Eins meiner Mädchen. Oh Gott. Ich darf nicht ohnmächtig werden, nicht jetzt.

Der Mann hob den Kopf und drückte ihren gleichzeitig an sein weiches Hemd, um ihr Gesicht zu verbergen. „Ich habe sie mir mitgebracht, und ich teile nicht. Außerdem habe ich nicht vor, für ein bisschen Spaß im Bett zu bezahlen.“ Phyllida hörte, wie Bucks Schläger auflachte. Ihr Beschützer klang selbstbewusst, amüsiert und ungefähr so sanftmütig wie ein Pitbull.

Einen Moment lang herrschte Schweigen, dann lachte Buck, das grässliche heisere Lachen, das sie auch jetzt noch in ihren schlimmsten Albträumen heimsuchte. „Du gefällst mir. Komm zu mir, wenn du Lust auf ein Spielchen mit hohem Einsatz hast. Oder auf ein williges Weibsbild. Frag einfach nach Harry Buck.“ Die Schritte der Männer verklangen in der Gasse.

Phyllida wand sich frei und ließ ihre Wut an dem Mann aus, der noch vor ihr stand. „Lassen Sie mich los!“

„Hmm?“ Er hatte die Nase an ihren Hals gedrückt und schnupperte. Es kitzelte. Ebenso wie seine Lippen einen Moment später, eine behutsame, fast zärtliche Liebkosung. „Jasmin. Reizvoll.“ Er gab sie frei und trat zurück, doch er stand immer noch beunruhigend nahe vor ihr.

Bisher hatte sie Küsse abstoßend gefunden, weil sie gewöhnlich zu weitaus schlimmeren Dingen führten. Dieser Kuss jedoch war überraschend angenehm gewesen. Ganz und gar nicht abstoßend. Vermutlich kam es tatsächlich darauf an, von wem man geküsst wurde, auch wenn man in den Mann nicht verliebt war, was nach ihrer Auffassung das Einzige war, was derlei Annäherungen überhaupt erträglich machen konnte.

Sie atmete tief ein und stellte fest, dass er keineswegs – wie der Teufel – nach Schwefel roch, sondern einen sehr wohlriechenden Duft verströmte. „Sandelholz“, sagte sie laut, statt die anderen Dinge zu äußern, die ihr durch den Kopf schossen wie Unverschämter Wüstling, wie können Sie es wagen, meine Lage auszunutzen. Wer sind Sie überhaupt? Selbst Worte, von denen sie glaubte, dass sie ihr nie in den Sinn kommen würden, lagen ihr auf den Lippen wie: Küss mich noch mal.

„Ja, das stimmt. Sie kennen sich mit Düften aus?“ Er hatte die Arme gegen die Mauer gestützt, wodurch er sie gefangen hielt.

„Ich möchte nicht mit Ihnen über Parfüm diskutieren, schon gar nicht in dieser Umgebung! Vielen Dank, dass Sie mich vor Buck versteckt haben, aber ich wünschte, Sie würden jetzt gehen. Wirklich, Sir, Sie können nicht einfach wildfremde Frauen nach Gutdünken küssen.“ Sie duckte sich unter seinem Arm durch und lief zum Kai.

Er folgte ihr lächelnd, und sie spürte ein Flattern im Magen. Er hatte keine Anstalten gemacht, sie zurückzuhalten, und dennoch hatte sie das Gefühl, als ob seine Hand auf ihr ruhte. Niemand würde sie je wieder gegen ihren Willen festhalten, das hatte sie sich geschworen, aber vor diesem Mann verspürte sie keine Angst. Was dumm war. Nur weil er Charme besaß, hieß das nicht, dass er ungefährlich war.

„Sind Sie denn wild oder fremd?“, fragte er amüsiert.

Eine Reihe möglicher Antworten schoss ihr durch den Kopf, keine davon geziemte sich für eine Dame. „Wild ist lediglich meine Wut auf Sie und befremdlich, dass ich Ihnen keine Ohrfeige gegeben habe“, erwiderte Phyllida. Warum sie das nach Bucks Verschwinden nicht getan hatte, war ihr ein Rätsel. „Guten Tag, Sir.“ Mit raschen Schritten eilte sie davon, jedoch nicht ohne einen letzten Blick über die Schulter zu werfen. Er lächelte, ein sinnliches, verführerisches Lächeln. Nur mit Mühe widerstand Phyllida dem Drang, so schnell davonzulaufen, wie ihre Beine sie trugen.

Sie hatte nach Vanille geschmeckt und geduftet wie ein Sommerabend im Park des Maharadschas. Ashe fuhr sich versonnen mit der Zunge über die Lippen, während er nach dem Anwalt seines Vaters Ausschau hielt.

Ich werde die Familienkutsche zum Hafen schicken, Mylord, hatte Tompkins in seinem Brief geschrieben, der zusammen mit einer Zofe für Mata und Sara und einem Kammerdiener für seinen Vater und ihn angekommen war. Der nützlichste Neuankömmling war jedoch Perrott gewesen, ein vertrauenswürdiger Sekretär, der sich mit Zahlen, Fakten und Einzelheiten über die geschäftlichen Angelegenheiten, Vermögenswerte und Gebäude von Eldonstone bis ins kleinste Detail auskannte.

Aufgrund der überraschend schnell fortgeschrittenen Krankheit und dem plötzlichen Tod Ihres Vaters hielt ich es für ratsam, keine Zeit mit weiterem Briefwechsel zu vergeuden und Ihnen, Mylord, gleich englisches Personal und meinen fähigsten Assistenten zu schicken.

Sein Vater hatte nach der unerfreulichen Nachricht rasch reagiert und ihn aus Kalatwah zurückbeordert, wo er sich als Adjutant seines Großonkels, des Maharadschas Kirat Jaswan, aufhielt. Der Besitz wurde verkauft, verschenkt oder verpackt, und die Familie reiste mitsamt Gefolge und der verbliebenen Habe mit dem nächsten Schiff nach England.

„Mylord, die Kutsche ist hier. Ich habe Seiner Lordschaft bereits signalisiert und das Ruderboot zurückgeschickt.“

„Damit sind Ihre Pflichten erfüllt, Perrott“, sagte Ashe lachend, während er neben dem ernsten rothaarigen Sekretär über den Kai schlenderte. „Nachdem Sie uns in den siebzehn Wochen an Bord alles über Pachtrecht bis hin zu Erbschaftsangelegenheiten und die dunkleren Seitentriebe des Familienstammbaums erklärt haben, muss es Ihnen doch eine Freude sein, endlich nach Hause zu zurückzukehren.“

„Ja, natürlich. Es ist schön, wieder in England zu sein, Mylord. Meine Mutter wird sich auch freuen. Es war mir jedoch eine Ehre und ein Vergnügen, dem Marquess und Ihnen zu Diensten zu sein.“

Außerdem schwärmte der Mann hoffnungslos für Sara, daher würde es für beide wohl eine Erleichterung sein, etwas Abstand zueinander zu gewinnen. Nur in dieser Hinsicht war ihm der kluge Thomas Perrott dumm erschienen. Die Liebe war etwas für Dienstboten, Romantiker, Poeten und Frauen. Und für Narren, aber er war kein Narr. Jedenfalls nicht mehr.

Sein Vater hatte aus Liebe geheiratet, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen, allerdings war er damals auch ein Glücksritter gewesen, der tun und lassen konnte, was er wollte. Sein Sohn – besser gesagt der Viscount Clere, wie mein Name nun lautet, dachte Ashe schaudernd –, muss eine Ehe aus gänzlich anderen Gründen eingehen.

„Für das Personal und das kleine Gepäck, Mylord.“ Perrott deutete auf zwei schlichtere Kutschen, die hinter einer eleganten schwarzen Chaise standen. Bedienstete in Livree warteten davor auf Anweisungen. „Das größere Gepäck wird mit dem Pferdewagen gebracht, sobald es ausgeladen ist. Ich hoffe, das ist in Ihrem Sinne?“

„Keine Ochsengespanne und keine Elefanten“, stellte Ashe schmunzelnd fest. „Wir sollten ungewohnt schnell vorankommen.“

„Und die Futterrechnung fällt sicherlich auch geringer aus“, ergänzte Perrott mit ungerührter Miene.

„Da bist du ja!“ Phyllida legte Hut und Retikül auf den Tisch und baute sich vor ihrem Bruder auf, der schlaff wie eine Marionette mit durchgeschnittenen Fäden auf dem Sofa lag.

„Hier bin ich.“ Gregory öffnete träge ein Auge. „Und ich habe schreckliche Kopfschmerzen, Schwesterherz, also nörgele bitte nicht an mir herum.“

„Ich werde mehr tun als nur nörgeln“, versprach sie und warf die Pelisse auf einen Stuhl. „Wo ist das Geld für die Miete?“

„Ah. Du hast es also vermisst.“ Er hievte sich hoch und leerte seine Taschen. Zerknitterte Scheine fielen zu Boden. „Hier bitte.“

„Gregory, wo kommt das ganze Geld her?“ Phyllida fiel auf die Knie, sammelte die Banknoten ein und strich glättend darüber. „Das sind ja mehr als dreihundert Pfund.“

„Hazard“, erklärte er und sank in die Polster.

„Dabei verlierst du doch sonst immer.“

„Ich weiß. Aber du hast so lange auf mich eingeredet, dass ich vorsichtiger und sparsamer sein muss, und ich habe mir deine Worte zu Herzen genommen. Du hattest recht, Phyllida, ich war dir bisher keine große Hilfe. Ich nenne deinen gesunden Menschenverstand sogar Genörgel. Aber ich war listig und bin in eine neue Spielhölle gegangen. Am Anfang wollen sie immer, dass man gewinnt.“

„Das habe ich auch gehört.“ Sie hatte nur nicht daran geglaubt, dass ihm das eines Tages klar werden würde.

„Sie haben mich also gewinnen lassen, und als sie ganz harmlos ein Doppelt-oder-Nichts-Spiel anboten, beschloss ich, den Abend zu beenden.“ Er sah sehr selbstzufrieden aus.

„Und man hat dich einfach so gehen lassen?“ Unwillkürlich dachte sie an Harry Buck, und ein Schauer jagte ihr über den Rücken. Ein Mann, der beim Spiel so viel gewonnen hatte, würde niemals eine seiner Spielhöllen unbehelligt verlassen können. Ebenso wenig wie eine Frau. Schnell blendete sie den Gedanken aus.

„Aber ja. Ich habe gesagt, dass ich morgen mit Freunden zurückkommen will, um meine Glückssträhne auszunutzen.“

„Beim zweiten Mal wird man dich ausnehmen.“

Gregory schloss die Augen und stieß einen Seufzer aus, der mehr Überdruss und Erschöpfung ausdrückte, als ein Kater durch zu viel Alkohol je verursachen konnte. „Ich habe sie angelogen. Ich habe dir doch gesagt, dass ich ein neues Kapitel in meinem Leben aufschlagen will. Ich habe mich gestern lange im Spiegel betrachtet, und ich werde nicht jünger. Ich habe über all das nachgedacht, was du zu mir gesagt hast, und du hast recht. Ich bin es leid, jeden Penny zwei Mal umzudrehen, und ich will nicht, dass du noch länger so hart arbeiten musst. Ich muss mir eine reiche Frau suchen, und die finde ich in keiner Spielhölle.“

„Du bist ein Heiliger.“ Was eine unverhohlene Lüge war, und sie konnte auch nicht so recht daran glauben, dass dieser Anfall von Tugendhaftigkeit lange anhielt. Aber sie liebte ihn dafür, dass er Besserung gelobte. Vielleicht war er wirklich erwachsen geworden. „Übrigens hast du mir versprochen, mich morgen zum Ball der Richmonds zu begleiten, vergiss das nicht.“

„Kein sehr exklusiver Anlass“, stellte Gregory fest.

„Das würde auch kaum unseren Zwecken dienen“, gab Phyllida zurück. „Fenella Richmond lässt sich gern umschwärmen, deshalb lädt sie die ein, die dazu bereit sind, aber auch die feine Gesellschaft wird zugegen sein. Ihr Ballsaal ist sicher reich gefüllt mit wohlhabenden Eltern, die nach einem Ehemann mit Titel für ihre Töchter Ausschau halten.“

„Kaufleute. Mühlenbesitzer. Fabrikanten.“ Er klang nachdenklich, nicht ablehnend, dennoch fühlte sie sich zu einer Rechtfertigung gedrängt.

„Ich bin ebenfalls Ladenbesitzerin, auch wenn der ton zum Glück nichts davon ahnt. Aber ja, all diese Kaufleute und Fabrikanten sind darauf bedacht, in der Gesellschaft aufzusteigen. Stell dir nur vor, wie begeistert sie von einem attraktiven ledigen Earl mit Landsitz und großem Anwesen sein werden. Also zeig dich von deiner charmanten Seite, liebster Bruder.“

Gregory schnaubte. „Ich bin immer charmant. Damit habe ich keine Schwierigkeiten. Ein guter, verantwortungsbewusster Mensch zu sein, das ist die wahre Herausforderung. Wo warst du übrigens den ganzen Tag, Phyllida?“

Am besten verschwieg sie ihm, dass sie ihn gesucht hatte. „Ich war in Wapping, um Fächer von einem chinesischen Händler zu kaufen.“ Und wurde von einer seltsamen Krähe attackiert und von einem attraktiven Mann geküsst. Tapfer widerstand sie dem Drang, bei der Erinnerung daran ihren Mund zu berühren. „Ich lege das Geld in den Stahlschrank und sage Peggy Bescheid, dass wir beide zum Dinner anwesend sein werden.“

Phyllida nahm ihre Sachen und lief nach unten. „Peggy?“

„Aye, Miss Phyllida?“ Peggy, die Köchin und Haushälterin in einer Person war, kam aus der Küche und wischte sich die Hände an der Schürze ab. „Seine Lordschaft ist zu Hause, mitsamt Kater. Er ist dem Teufel Alkohol einmal mehr in die Falle gegangen.“

„Wir werden beide zum Dinner hier sein.“ Phyllida war an Peggys düstere Bemerkungen über beinahe jede Art von Vergnügen gewohnt. „Gregory hat übrigens das Geld für die Miete und den Lohn mitgebracht.“ Sie zählte Münzen auf den geschrubbten Holztisch. „Hier bitte. Das ist dein und Janes Lohn für den vergangenen und diesen Monat. Anna zahle ich selbst.“ Jane war ihr Mädchen für alles, und Anna ihre Zofe.

„Danke, Miss Phyllida“, sagte Peggy, während sie die Münzen in Stapel aufteilte. „Und den Rest verstauen Sie hoffentlich an einem sicheren Ort.“

„Das werde ich. Ich gehe noch mal kurz in den Laden. In einer halben Stunde bin ich zurück.“

„Es gibt Wildeintopf“, rief Peggy ihr nach. „Und Käsekuchen.“

Der Tag hat schlecht angefangen, doch er entwickelt sich überraschend gut, stellte Phyllida fest, als sie die Hintertür zu ihrem Laden aufschloss. Die Rollläden waren geschlossen, und das Innere des Raumes lag im Schatten, aber sie konnte das Rollen der Kutschen und das Hufklappern der Pferde auf der Jermyn Street hören. Sie kniete vor einem Schrank nieder, schob einen Stapel Einpackpapier zur Seite und hob den falschen Boden an. Darunter verbarg sich, geschützt vor Eindringlingen und ihrem Bruder, der Stahlschrank.

Nachdem sie das Geld verstaut hatte, öffnete sie aus einem Impuls heraus eine Schublade und nahm ein Päckchen mit Räucherstäbchen heraus.

Sie zog ein Sandelholzstäbchen aus dem Bündel, hielt es sich vor die Nase und atmete den Duft tief ein. Es roch sauber, holzig und exotisch, so wie er. Gefährlich und geheimnisvoll aufregend.

Was natürlich Unsinn war. Er hatte sie geküsst, um sie zu beschützen, während er sich gleichzeitig einen Spaß aus der Situation machte. Und das konnte jeden aufregen. Daran war nichts Geheimnisvolles.

Phyllida schloss den Laden ab und lief nach Hause.

Erst als sie sich in ihrem Zimmer für die Nacht umzog, bemerkte sie, dass sie das Räucherstäbchen eingesteckt hatte. Sie beschloss, die Qualität zu testen, und zündete es an.

Energisch jeden Gedanken an belustigt funkelnde grüne Augen zur Seite schiebend setzte sie sich und ließ sich von Anna das Haar bürsten.

Morgen würde sie vormittags wieder Ladenbesitzerin sein und am Abend auf Lady Richmonds Ball ein paar Stunden lang zu einem völlig anderen Menschen werden. Sie freute sich darauf, auch wenn sie die Zeit nur damit verbringen würde, wohlhabende Debütantinnen zu begutachten. Das Tanzen musste sie sich ebenso versagen wie den Gedanken an einen grünäugigen Mann und den Traum von einer Hochzeit. Eine nach Sandelholz duftende Rauchfahne schwebte zur Decke und nahm ihre Träume mit sich.

2. KAPITEL

Darf ich einkaufen gehen, Mata? Ich würde mir gern den Basar anschauen.“

„Hier gibt es keine Basare, Sara. Nur Läden und einige Märkte.“

„Darf ich trotzdem gehen?“

„Ich habe zu viel zu tun, um dich zu begleiten.“ Lady Eldonstone warf einen vielsagenden Blick durch das riesige, düstere Zimmer, das sich Kleiner Frühstückssalon schimpfte, und Ashe bekam eine Ahnung davon, wie sie den Tag verbringen wollte. Unwillkürlich kam ihm der Gedanke an ein Lagerfeuer im Garten in den Sinn.

„Fünfzig Rupien, dass Mata das Personal bis morgen um den kleinen Finger gewickelt hat, und einhundert, dass sie noch innerhalb dieser Woche mit der Renovierung anfängt“, flüsterte er seinem Vater zu.

„Ich wette nicht auf Ereignisse, die mit Gewissheit eintreffen werden. Und ich wäre nur zu froh, wenn sie diese scheußlichen Vorhänge austauschen würde. Ich kann dich leider auch nicht begleiten, Sara“, sagte der Marquess, als seine Tochter den Blick flehentlich zu ihm und Ashe richtete.

„Ich komme mit“, bot Ashe an. Sara wollte sich zwar nichts anmerken lassen, aber ihm war nicht entgangen, dass seine Schwester von dieser fremden neuen Welt gleichermaßen fasziniert wie eingeschüchtert war. „Ein Spaziergang wird mir guttun. Doch wir machen bloß einen Schaufensterbummel. Ich lasse mich nicht durch die Läden schleifen, um dir dabei zuzusehen, wie du eine Ewigkeit damit verbringst, irgendwelchen Firlefanz auszuwählen. In der Jermyn Street soll es ein paar nette Läden geben, hat Bates erwähnt, und ich brauche ohnehin noch Rasierseife.“

Eine Stunde später beklagte sich Sara: „Aha, ich muss mich also von dir durch die Läden schleifen lassen, um dir zuzuschauen, wie du eine Ewigkeit damit verbringst, Rasierseife auszuwählen.“

„Du hast doch auch Seife gekauft. Drei Sorten sogar“, gab Ashe zurück, und ihm wurde wieder einmal bewusst, warum er normalerweise vor einem Einkauf mit seiner Schwester oder Mutter zurückschreckte wie der Teufel vor Weihwasser.

„Riecht London nicht seltsam“, bemerkte Sara. „Keine Gewürze, kein Blumenduft. Nichts Totes, keine Straßenverkäufer.“

„Jedenfalls nicht hier in dieser vornehmen Gegend“, stimmte er zu. „Es gibt aber auch hier Kanäle und Pferdeäpfel, falls du den aromatischen Duft der Straße vermisst. Oh, diese Jadefigur ist wirklich schön.“ Er blieb vor dem Schaufenster eines kleinen Ladens stehen.

„Da sind noch andere hübsche Sachen.“ Sara ließ den Blick bewundernd über die ausgestellten Objekte im Schaufenster gleiten. Auf dunklem Samt waren geschnitzte Figuren und Schmuck in Szene gesetzt, und zwischen antiken Terrakottastatuen und japanischem Porzellan fanden sich hübsche Miniaturgemälde.

Ashe trat einen Schritt zurück, um das Schild über der Tür zu lesen. „‚Das Kabinett der Kuriosität‘. Ein passender Name. Schau dir diesen hinreißenden Mondsteinanhänger an. Er schimmert so blau wie deine Augen. Sollen wir hineingehen und einen näheren Blick darauf werfen?“

Sara drückte erfreut seinen Arm, und er hielt die Tür für sie auf. Eine Glocke klingelte über ihren Köpfen, gleich darauf teilte sich der Vorhang zum hinteren Teil des Ladens.

„Guten Morgen, Monsieur, Madame.“ Offensichtlich war die Ladenbesitzerin Französin. Sie blieb einen Moment zögernd stehen, als sei sie überrascht, sie zu sehen, ehe sie näher kam.

Sie war mittelgroß, trug ein hochgeschlossenes braunes Kleid und hatte das Haar unter einer Haube versteckt. Auf ihrer Nase thronte eine Brille mit gefärbten Gläsern.

„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte sie.

„Wir würden uns gern den Mondsteinanhänger im Fenster ansehen.“

„Natürlich. Nehmen Sie doch bitte Platz, Madame.“ Sie deutete auf einen Stuhl, ging zum Schaufenster, nahm den Schmuck heraus und präsentierte ihn Sara auf einem Samtkissen.

Ashe beobachtete, wie seine Schwester den Anhänger kritisch in Augenschein nahm, so, wie ihre Mutter es sie gelehrt hatte. Gleich, wie hübsch der Stein auch war, hätte er einen Makel, würde sie ihn nicht kaufen.

Seine Aufmerksamkeit schweifte jedoch ab, denn irgendetwas hatte seinen Jagdinstinkt geweckt. Unvermittelt überflog ihn das Gefühl, dass er beobachtet wurde. Unauffällig ließ er den Blick durch den Laden gleiten. Nein, es schien sich niemand hinter dem Vorhang zu verstecken.

Mit einem Mal wurde ihm klar, was nicht stimmte. Die Verkäuferin hielt den Blick nicht auf Sara gerichtet, um die Reaktion einer möglichen Kundin abzuschätzen, sondern schaute immer wieder verstohlen zu ihm herüber. Interessant. Er drehte sich um, bis er sie in dem Spiegel eines venezianischen Schrankes heimlich mustern konnte. Sie war jünger, als er angenommen hatte. Ihre Haut zeigte keine Falten, ihre Wangenknochen waren hoch, ihre Augen konnte er hinter der Brille zwar nicht erkennen, aber sie hatte ein schmales Kinn. Immer wieder nagte sie an der Unterlippe und strich sich mit den Händen über den Rock, als müsse sie sich davon abhalten, sie zur Faust zu ballen. Rätselhafterweise kam sie ihm bekannt vor.

„Wie viel kostet er?“, fragte Sara, und die Frau beugte sich zu ihr. Auch ihre Bewegungen schienen ihm seltsam vertraut, und ein Verdacht regte sich in ihm. Konnte es wirklich möglich sein?

Ashe schlenderte zu ihr hinüber und gab vor, sich für ihre Antwort zu interessieren. Offensichtlich nervös, machte sie einen Schritt zur Seite.

Sie nannte einen Preis, worauf Sara automatisch mit der Zunge schnalzte, bereit zu feilschen. Er beugte sich näher und spürte, wie die Französin erstarrte wie ein erschrecktes Tier. Sie hatte braunes Haar, nach den Strähnen zu urteilen, die der hässlichen Haube entwichen waren und einen verführerischen Schleier über ihrem zarten Nacken bildeten.

„Dafür muss die Kette aber im Preis enthalten sein“, sagte Sara.

Er atmete tief ein. „Jasmin“, murmelte er nahe am Ohr der Verkäuferin. Sie verharrte reglos. Oh ja, sein Jagdfieber war geweckt, und er hatte seine Beute gewittert. „Sie kommen weit herum, Madame.“

„Sie meinen gewiss meine Ware, Monsieur?“ Ihre Stimme klang fest, kein Zittern. Offenbar besaß sie starke Nerven. „Ja, sie kommt tatsächlich aus aller Welt. Und der Anhänger würde Ihre Gemahlin ausnehmend gut kleiden, daher gebe ich die Kette gern dazu.“

„Aber …“, fing Sara an.

„Möchtest du ihn, Liebes?“, unterbrach Ashe sie. „Dann kaufen wir ihn.“ Interessant und auch ein wenig beleidigend, dass seine Bekannte vom Kai annahm, er sei vermählt. Allerdings bereitete es ihm ein fast diebisches Vergnügen, sie in dem Glauben zu lassen, und ganz sicher würde er sie nicht auf ihre gestrige Begegnung ansprechen, solange Sara in der Nähe war.

Sie hatte wohl keine allzu gute Meinung von ihm, wenn sie ihm zutraute, dass er eine Frau, die ihm zufällig über den Weg gelaufen war, küsste, obwohl zu Hause eine Gemahlin auf ihn wartete. Ashe hielt sich weiß Gott nicht für einen Heiligen, aber untreue Ehemänner waren ihm zuwider.

Deshalb wollte er seine Gattin auch mit größter Sorgfalt wählen. Immerhin war er nun in England, nicht in Indien, und die Missachtung der ungeschriebenen Gesetze der feinen Gesellschaft würden unangenehme Folgen haben. Seine Familie wurde ohnehin bereits mit Argwohn betrachtet, weil seine Mutter Inderin war, sein Großvater mütterlicherseits Händler und sein Großvater väterlicherseits als Tunichtgut gegolten hatte.

Er blickte auf seine Schwester, deren Hoffnungen auf eine passende Partie von einem untadeligen Ruf abhingen. Daher sah es Ashe auch als seine Pflicht an, eine passende Partie zu machen, um eine standesgemäße Ehe mit einer wohlhabenden, adligen Gattin einzugehen, die über einflussreiche Beziehungen verfügte. Da er ein Leben lang an diese Frau gebunden sein würde, legte er großen Wert auf gegenseitigen Respekt, ansonsten wäre eine Ehe unerträglich. Liebe erwartete er jedoch nicht.

„Ist das Ihr Laden?“, fragte er, während er die Handschuhe auszog, um das Bündel Geldscheine hervorzuholen, das Perrott ihm gegeben hatte.

„Ja, Monsieur.“ Sie spielte stur weiter die Französin.

„Beeindruckend. Es verwundert mich jedoch, dass der Name Kabinett der Kuriosität und nicht der Kuriositäten lautet.“ Der zarte Duft von Jasmin füllte seine Sinne, und sein Körper schickte ihm unmissverständliche Signale.

„Ich will auch den Intellekt stimulieren“, sagte sie und gab ihm das Wechselgeld. Ihre Finger streiften über seine Hand, und er hielt sie fest.

„Ebenso wie die Sinne?“, fragte er. Sie rührte sich nicht. Warm und schlank lagen ihre Finger in seiner Hand, und unter seinem Daumen spürte er das rasende Pochen ihres Herzschlags. Das Interesse beruhte also auf Gegenseitigkeit. Stimulation der Sinne, wie wahr.

„Um die Schätze hier zu entdecken, braucht man Kuriosität, also Neugier“, erklärte sie mit atemloser Stimme. Ihr aufgesetzter Akzent war nicht mehr ganz so deutlich wahrnehmbar.

„Meine haben Sie ganz sicher geweckt“, murmelte er. „Und alle meine Sinne obendrein. Ich werde ganz sicher wiederkommen, ob nun mit oder ohne meine … Schwester.“

Ihre Hand verkrampfte sich und lockerte sich gleich darauf wieder. Oh ja, sie fand seine Nähe ebenso erregend wie er die ihre, und die Neuigkeit, dass er nicht verheiratet war, hatte sie wie ein Blitz getroffen.

„Ich werde Ihnen den Anhänger einwickeln, Monsieur.“ Sie versuchte, ihre Hand zu befreien, und er ließ sie los, wobei er feststellte, dass sie keinen Ehering trug. Sein Jagdfieber regte sich erneut und mit ihm gewisse Teile seines Körpers, die ein Verlangen weckten, das auf einem harmlosen Einkaufsbummel mit seiner Schwester höchst unangebracht war und besser gezügelt werden sollte.

Ashe steckte die flache Schachtel in seine Brusttasche und zog die Handschuhe an. „Öffnen Sie Ihren Laden jeden Tag?“

„Non“, antwortete sie ein wenig schroff. Er hatte sie aus der Fassung gebracht, und offensichtlich verzieh sie ihm das nicht so schnell. „Wenn ich unterwegs bin, um Ware zu kaufen, bleibt er gewöhnlich geschlossen.“

„Kaufen Sie Ihre Ware im Hafen von London?“

Sie zuckte mit den Schultern. „Überall dort, wo ich Schätze für meine Kunden finden kann. Guten Tag, Monsieur, Mademoiselle.“

„Au revoir“, erwiderte Ashe und bemerkte amüsiert, wie sie die Lippen zusammenkniff. Sie vermutete ganz richtig, dass er sie necken wollte.

Phyllida verschloss die Tür und zog sich ins Hinterzimmer zurück. Er. Hier. Als ob sie nicht schon genug Mühe hätte, ihn aus ihrem Kopf zu verbannen. Sie spreizte die Finger der rechten Hand, die er in seiner großen gehalten hatte. Sie hatte sich völlig überwältigt gefühlt, ein unerwartetes Gefühl. Beunruhigender war allerdings, dass es ihr nicht unangenehm gewesen war. Und das war gefährlich. Sie mahnte sich, dass er trotz seines unwiderstehlichen Charmes immer noch ein Mann war, der vermutlich keine Hemmungen hatte, sich das zu nehmen, was er wollte.

Dieses Mal hatte ihn nicht sein teuflischer Vogel begleitet, sondern seine bezaubernde Schwester, die ebenso klug wie hübsch erschien. Dieser Schuft – wie konnte er sie nur zunächst in dem Glauben lassen, dass sie seine Gemahlin war –, noch dazu, nachdem er sie am Kai geküsst hatte! Das hieß natürlich nicht, dass nicht trotzdem eine Gattin zu Hause auf ihn wartete.

Wer war er bloß? Er hatte bar bezahlt, was bedeutete, dass er vermutlich kein Mitglied des ton war. In diesem Fall hätte er ihr einfach seine Karte ausgehändigt und erwartet, dass sie ihm eine Rechnung schickte. Eines stand jedoch fest, er schien wohlhabend zu sein. Seine Kleidung war elegant und teuer, und auch seine Schwester war modisch gekleidet gewesen und ihr Perlenschmuck von erlesener Qualität.

Womöglich war er ein erfolgreicher Kaufmann? Das würde auch seine Anwesenheit im Hafen erklären. Vielleicht aber auch ein Schiffseigner.

Phyllida stellte fest, dass sie ihre Schlüsselkette verknotete, und ließ sie ungeduldig los. Er war der Erste, der sie trotz ihrer Verkleidung erkannt hatte. Aber solange er Mrs. Drummond, die Händlerin, die im East End und im Hafen nach Schätzen jagte, und Madame Deaucourt, die Inhaberin des Kabinetts der Kuriosität, nicht mit Phyllida Hurst, der unehelichen Schwester des Earl of Fransham in Verbindung brachte, drohte ihr keine Gefahr.

Es sei denn, du verlierst dich in albernen Träumereien, mahnte sie sich. Seinem Kuss im Hafen hatte sie angemerkt, dass er sehr erfahren war. Außerdem war er ein Charmeur der übelsten Sorte, der ganz offensichtlich jedem Rock nachstellte. Er kann wohl kaum vorgeben, dass meine Schönheit ihn gefesselt hatte, stellte sie nach einem Blick in den Spiegel fest. Adrett gekleidet und frisiert, war sie zwar keine graue Maus, aber in dem braunen Kleid, das Haar unter der Haube versteckt, schenkte man ihr normalerweise keinen zweiten Blick. Und so sollte es auch sein.

Dummerweise wünschte sie sich jedoch, dass der Unbekannte ihr tatsächlich mehr als nur einen Blick schenkte. Und dieser alberne Wunsch konnte ihren ganzen Plan, den sie mit siebzehn in die Wege geleitet und der sie so viel gekostet hatte, zunichtemachen. Du dumme Gans, schimpfte sie sich. Wenn er überhaupt Interesse an dir haben sollte, wird er in dir höchstens eine Mätresse sehen, eine Trophäe, keinesfalls eine mögliche Gemahlin. Außerdem kam eine Heirat für sie ohnehin nicht infrage, sie lag nicht einmal im Bereich des Möglichen.

Ihr Streben galt einzig dem Ziel, genügend Geld zu verdienen, um sie vor dem drohenden Ruin zu bewahren, und Gregory wieder ein respektables Ansehen zu verschaffen. Und dieses Ziel durfte sie durch nichts gefährden.

„Danke für das Geschenk, Ashe.“ Sara hakte sich bei ihm unter, während sie vom St. James’s Square zur Pall Mall schlenderten. „Warum hast du die Ladenbesitzerin glauben lassen, wir seien vermählt?“

„Ich habe den Irrtum doch gleich wieder richtiggestellt. Außerdem geht es sie nichts an.“ Wenngleich die Information sie durchaus interessiert hatte.

„Du hast mit ihr geflirtet.“

„Und was weißt du darüber? Du bist doch noch gar nicht in die Gesellschaft eingeführt worden.“ Eines der Probleme, ein Junggeselle zu sein, bestand darin, dass Ashe die Gedanken und Schwächen der anderen Männer, denen seine hübsche, freundliche und unerfahrene Schwester begegnete, nur zu gut kannte. Am liebsten hätte er sie eingesperrt und den Schlüssel noch mindestens fünf Jahre versteckt.

„Ich hatte mein Debüt bereits in Kalkutta. Dort habe ich an Gesellschaften, Picknicks und Tanzabenden teilgenommen.“ Sie zwinkerte ihm zu. „Du weißt nur nichts davon, weil du in Kalatwah warst.“

„Die Gesellschaft hier ist jedoch viel formeller. All diese Regeln und ungeschriebenen Gesetze. Sobald wir nur eines davon verletzen, wird die Gesellschaft uns dafür strafen. Vor allem für dich lauert an jeder Ecke ein rufschädigender Skandal.“

„Ich weiß. Junge Damen müssen sich tadellos benehmen und so unschuldig sein wie Neugeborene.“ Sara seufzte theatralisch. „Zu schade, dass ich nicht mehr unschuldig bin.“

„Was?“ Ashe blieb abrupt stehen, bereit jeden zur Rechenschaft zu ziehen, der Hand an seine kleine Schwester gelegt hatte, selbst wenn er dazu ein Schiff zurück nach Indien nehmen musste. „Sarisa Melissa Herriard, wer ist dir zu nahe getreten?“, knurrte er.

„Niemand. Ich meinte das doch rein theoretisch. Du denkst doch nicht etwa, dass Mata zu diesen dummen Frauen gehört, die ihren Töchtern verschweigen, was sie in der Hochzeitsnacht erwartet, oder sie nicht aufklären, sodass sie in Schwierigkeiten geraten, weil sie keine Ahnung haben, worauf Männer aus sind?“

Ashe stöhnte leise. Nein, natürlich nicht. Ihre Mutter war als indische Prinzessin erzogen worden und vermutlich in die Theorie der uralten erotischen Texte eingeweiht worden. Selbstverständlich hatte sie dieses Wissen an ihre Tochter weitergegeben, sobald sie alt genug dafür war.

Ich bin zu lange von zu Hause fortgewesen und Sara ist zu schnell erwachsen geworden, wurde ihm unvermittelt klar. Ashe sah sie immer noch als das siebzehnjährige Mädchen, das er vor drei Jahren zurückgelassen hatte, als man ihn an den Hof seines Großonkels berufen hatte. Aber sie war inzwischen zwanzig Jahre alt. Eine Frau.

„Dann tu wenigstens so, als hättest du keine Ahnung“, sagte er.

„Natürlich“, meinte seine ach-so-sittsame Schwester. „Und? Hast du nun geflirtet?“

„Nein. Ich flirte nicht mit unscheinbaren französischen Verkäuferinnen.“

„Hm. So unscheinbar ist sie vermutlich gar nicht, auch wenn sie so wirken will. Vielleicht kleidet sie sich absichtlich so unvorteilhaft, um nicht von Schwerenötern wie dir belästigt zu werden. Also, suchst du dir nun eine Mätresse oder nicht?“, fragte sie, als sie durch den Green Park spazierten.

„Nein!“ Ja. Aber das würde er ganz sicher nicht mit seiner kleinen Schwester besprechen. Nach Reshmi hatte es durchaus andere Frauen gegeben, er war schließlich kein Mönch, doch die Überfahrt nach England hatte Monate gedauert, und das Schiff war ihm wie ein Kloster vorgekommen.

„Eine Gemahlin wirst du dir allerdings suchen müssen. Wenigstens gibt es in der Londoner Gesellschaft sehr viel mehr Frauen, in die du dich verlieben kannst, als in der Gesellschaft von Kalkutta.“

„Ich habe nicht vor, mich zu verlieben. Ich brauche lediglich eine Gemahlin, die eine passende Partie für einen Viscount ist.“

„Vater und Mata haben aus Liebe geheiratet.“

„Unsere Eltern haben sich verliebt, bevor sie wussten, dass Vaters Onkel gestorben war, sodass unser Großvater den Titel erben würde,“, erinnerte er sie. „Mata hat sich gequält, als sie erfuhr, dass Vater der Erbe eines Marquess ist, weil sie fürchtete, ihm keine gute Marchioness sein zu können.“

„Ich weiß und das ist lächerlich! Sie ist klug, schön und mutig“, sagte Sara nachdrücklich. „Was mehr braucht es schon dazu?“

„Sie ist die uneheliche Tochter eines Kaufmanns der East India Company und einer indischen Prinzessin – also keine typische englische Lady. Und sie hat letztendlich nur in die Ehe mit Vater eingewilligt, weil sie ihn von ganzem Herzen liebt. Warum glaubst du wohl, ist er bis zum letzten Moment in Indien geblieben?“

„Ich dachte, weil er sich mit seinem Vater zerstritten hat.“

Das war milde ausgedrückt. In Wahrheit hatte ein verbitterter Lebemann seinen siebzehnjährigen Sohn gegen seinen Willen nach Indien verschifft.

„Vater war seines eigenen Glückes Schmied. Er hatte nicht vor, je nach England zurückzukehren, weil er Matas Ängste kannte. Aber sie wissen beide, dass es ihre Pflicht ist, sich um das Erbe zu kümmern.“ Er zuckte mit den Schultern. „Und irgendwann, hoffentlich nicht allzu bald, wird es meine Pflicht sein, den Titel zu tragen. Und ich werde meine Gemahlin ganz bestimmt nicht dem aussetzen, was unsere Mutter erdulden muss. Sie muss noch so viel lernen und weiß, dass die Leute hinter ihrem Rücken tuscheln werden und wie Geier darüber wachen, ob sie ihrer Stellung gewachsen ist und über die nötigen Manieren verfügt. Sie werden regelrecht darauf lauern, dass sie auch nur den kleinsten Fehler begeht.“

„So schlimm hatte ich es mir nicht vorgestellt. Vielleicht bin ich doch noch ziemlich unerfahren“, sagte Sara seufzend. „Ich werde mein Bestes tun, damit sie sich nicht auch noch um mich sorgen muss.“ Sie schenkte ihm ein Lächeln. „Und wenn du die richtige Frau findest, kann sie Mata unterstützen.“

„Ja“, stimmte Ashe zu und wünschte, er käme sich nicht vor wie beim Kauf eines Pferdes. „Sie kann nach unserer Heirat gelegentlich für dich die Anstandsdame spielen. Außerdem wird eine passende Partie uns die nötigen gesellschaftlichen und politischen Verbindungen verschaffen.“

„Ich hoffe, ich werde auch einmal aus Liebe heiraten, so wie Mata und Vater. Armer Ashe.“ Sara drückte ihm mitfühlend den Arm. „Für dich ist eine Liebesheirat wohl ausgeschlossen.“

Er hätte schneller antworten oder einen Scherz machen sollen, denn Sara kannte ihn zu gut. „Oh, gab es da jemanden?“, fragte sie sofort.

„Ja. Vielleicht. Ich weiß es nicht“, murmelte er. Er murmelte. Dabei murmelte er sonst nie. Reiß dich zusammen. „So weit ist es nie gekommen.“

„Wer war sie?“ Als er nicht antwortete, fragte sie: „In Kalatwah?“

Reshmi. Die Seidene. Große dunkle Augen, ein sündig sinnlicher Mund, ein Herz voller Freude und Lachen. „Ja.“

„Du hast sie verlassen?“

„Sie ist gestorben.“ Das war nun zwei Jahre her. Von Anfang an hatte er gewusst, dass ihre Beziehung keine Zukunft hatte, und es ihr schließlich auch gesagt. Viel zu plötzlich und schroff, weil er es ihr eigentlich gar nicht hatte sagen wollen. Angeblich war es ein Unfall, dass sie auf die Krait getreten war, die sich im Gras verborgen hatte. Er versuchte, sich weiszumachen, dass es ein Zufall war, dass sie niemals beschlossen hatte, sich durch einen tödlichen und schmerzhaften Schlangenbiss umzubringen. Sein Gewissen sagte ihm jedoch, dass sie aus Kummer unachtsamer gewesen war als sonst.

Ihn traf die Schuld an ihrem Tod, und seitdem war er bei seinen Affären vorsichtiger vorgegangen. Er hatte sich zwar stets großzügig gezeigt, aber von Anfang an klargestellt, dass es auf beiden Seiten keine Bindungen und Verpflichtungen gab, um jedes Missverständnis von vornherein auszuschließen.

„Es ist lange her, ich denke kaum noch an sie.“ Er versuchte zumindest, sie aus seinen Gedanken zu verbannen, denn wenn er an sie dachte, spürte er noch immer den schmerzlichen Verlust, die quälende Erinnerung an ihre süßen Lippen auf seinen. Die Schuldgefühle, dass er so viel Macht über das Glück eines anderen Menschen besessen und die Frau seines Herzens bitter enttäuscht hatte.

Seine erste Liebe hatte ein jähes Ende genommen, was ihm das Gefühl gab, als hätte man ihm ein Bein amputiert. Vermutlich verspürte er auch deshalb immer noch solch großen Schmerz, und auch seine Schuldgefühle ließen ihm keine Ruhe. Nie wieder würde er so dumm sein, sich zu verlieben, was ein Segen war, denn die Liebe schien immer nur Kummer zu bereiten. Er mochte sich gar nicht vorstellen, wie quälend die Trauer seiner Mutter oder seines Vaters sein würde, wenn der Tod einen von ihnen ereilte.

Sara war zu einfühlsam, um ihm weitere Fragen zu stellen. Nach einer Weile meinte sie: „Schau mal, da drüben werden Kühe gemolken. Ist das nicht unglaublich? Direkt neben dem St James Palast!“ Sie ließ ihn los und lief lachend über den Rasen. Er folgte ihr und schüttelte dabei die Erinnerungen an die Hitze und die Farben von Indien ab. Das war Vergangenheit.

3. KAPITEL

Wie elegant Ihre Tochter tanzt, Mrs. Fogerty.“ Nach der teuren Robe und den perfekten Manieren von Miss Fogerty zu urteilen, war „elegant“ wohl ein akzeptables Kompliment für ihre Mutter.

„Oh, danke.“ Die Matrone rutschte auf der Bank zur Seite, um Phyllida Platz zu machen. Man sah ihr deutlich an, dass sie sich an ihren Namen zu erinnern versuchte, aber Phyllida machte keine Anstalten, ihr auf die Sprünge zu helfen. „Ihr Partner ist ein ausgezeichneter Tänzer.“ Mrs. Fogerty beobachtete Gregory aufmerksam.

„Der Earl of Fransham? Ja, in der Tat. Eine sehr alte Familie.“ Phyllida wedelte mit ihrem Fächer und gewährte Mrs. Fogerty einen Blick auf die antike Kamee, die sie trug. „Zu seinem Besitz gehören ein großes Anwesen und ein prächtiges Landhaus.“ In dem Dutzende Eimer herumstanden, um den Regen aufzufangen und sich Holzwürmer durch die Dachbalken fraßen. Sie senkte die Stimme. „Aber Sie wissen ja, wie bei vielen alten adeligen Familien, fehlt es auch hier ein wenig an den nötigen Mitteln.“

„Ach ja?“ Mrs. Fogerty kniff die Augen zusammen und musterte Gregorys attraktive Gestalt im perfekt geschnittenen maßgeschneiderten Frack. Phyllida freute sich, dass die Dame auf die Andeutung, dass der Earl auf der Suche nach einer vermögenden Gemahlin war und es sich nicht leisten konnte, auf den Stammbaum zu achten, angesprungen war.

Mr. Fogerty, ein Fabrikant aus Lancashire, stand weit oben auf ihrer Liste reicher Eltern auf der Suche nach einem aristokratischen Schwiegersohn, und Emily Fogerty wirkte klug und nett. Vielleicht war sie jedoch nicht willensstark genug, um mit Gregory zurechtzukommen. Sie war allerdings nicht die Einzige, die als Gattin für ihn infrage kam, und auch nicht ihre Favoritin. Nach einigen Minuten entschuldigte sich Phyllida und machte sich auf die Suche nach Miss Millington, der einzigen Tochter des Bankiers Sir Ralph Millington.

„Phyllida Hurst!“ Die Dowager Countess of Malling winkte sie von ihrem Platz nahe des Eingangs zum Ballsaal zu sich.

„Mylady.“ Phyllida ging zu ihr und knickste lächelnd. Der alte Drache verschreckte die halbe Gesellschaft, aber Phyllida fand Lady Malling amüsant, denn sie wusste, dass unter der rauen Schale ein großmütiges Herz schlug. „Darf ich Ihnen ein Kompliment zu Ihrem attraktiven Kopfschmuck machen?“

„Ich sehe lächerlich damit aus.“ Die alte Dame tätschelte den hohen Federkranz auf ihrem Kopf und lächelte amüsiert. „Aber ich finde es lustig. Und wie geht es Ihnen dieser Tage, Kindchen?“

Die Countess war mit ihrer Mutter bekannt gewesen und hatte sich große Mühe gegeben, dass Phyllida und ihr Bruder trotz der skandalösen Ehe ihrer Eltern von der Gesellschaft akzeptiert wurden. Daher nahm sich Phyllida immer gern Zeit für einen Plausch mit ihr.

„Sollen wir uns setzen, Mylady?“

„Und all die Neuankömmlinge verpassen? Kommt nicht infrage.“ Lady Malling gab Phyllida mit ihrem Fächer einen schmerzhaften Schlag auf das Handgelenk. „Reiche mir deinen Arm, Kind. Nun, wer ist das? Oh, nur Georgina Farraday, und sie ist noch mehr aufgeputzt als üblich. Wem will sie denn damit etwas vormachen?“ Die Musik war verklungen, und Lady Mallings Stimme übertönte deutlich hörbar das Stimmengewirr.

Phyllida unterdrückte ein Lachen. „Dazu wage ich keine Äußerung, Mylady“, murmelte sie.

„Pah! Ah, da schau her. Was für ein stattlicher Mann.“

Insgeheim stimmte Phyllida ihr zu. Der Gentleman, der soeben den Ballsaal betrat, war sicherlich bereits Ende Fünfzig, aber sie bezweifelte, dass es auch nur ein Gramm Fett an seinem schlanken, breitschultrigen Körper gab. Sein Haar war silbrig und sein Frack von exzellentem Schnitt, der seine athletische Figur gut zur Geltung brachte. Begleitet wurde er von einer atemberaubend schönen Frau mit goldbraunem Teint und einer üppigen braunen Haarmähne, die zu einer komplizierten Frisur aufgetürmt war.

„Er ist wirklich sehr gut aussehend. Ebenso wie seine Begleiterin. Sehen Sie nur, wie anmutig sie sich bewegt. Ihrem Teint nach zu urteilen, ist sie vielleicht Italienerin, was denken Sie?“ Tatsächlich stellte die attraktive Frau in bernsteinfarbener Seide jede andere Frau im Saal in den Schatten. Ein leichtes Lächeln lag auf ihren Lippen, und sie trug den Kopf hoch erhoben.

„Oh nein, Kindchen“, sagte Lady Malling. „Sie ist keine Italienerin, sondern Inderin. Das sind Lord Eldonstone und seine Gemahlin. Er hat vierzig Jahre im Ausland verbracht, wie ich höre, weil er sich mit seinem Vater zerstritten hat, was ihm niemand verdenken kann. Jetzt ist der alte Wüstling tot, und sie sind nach Hause gekommen. Seine Gemahlin ist die Tochter einer indischen Prinzessin und eines englischen Kaufmanns. Es wird gewiss interessant zu beobachten sein, was die Gesellschaft aus ihr macht.“

„Oder sie aus der Gesellschaft.“ Lady Eldonstone wirkte wie ein Panther in einem Raum voller Hauskatzen. Ein manierlicher Panther und eine Ansammlung von Rassekatzen natürlich, aber sicher werden die Fetzen fliegen, wenn ihr jemand auf die Pfoten tritt, dachte Phyllida bewundernd.

Das Paar schlenderte weiter, und sie rang unwillkürlich nach Luft. Hinter den beiden betrat der Mann vom Hafen mit seiner Schwester den Saal, deren Dekolleté von dem bei ihr gekauften Mondstein geschmückt wurde.

Offensichtlich war er Lord und Lady Eldonstones Sohn, es konnte gar nicht anders sein. Er war ebenso groß und breitschultrig wie sein Vater und hatte die gleichen dunkelbraunen Haare und einen goldbraunen Teint wie seine Mutter.

Ihr Entsetzen musste hörbar gewesen sein, denn Lady Malling lachte neben ihr auf. „Das ist Viscount Clere. Der Erbe des Marquess of Eldonstone, und zu seinem Titel bringt er auch noch gutes Aussehen mit. Dieser junge Mann wird für reichlich Wirbel im Taubenschlag sorgen!“

„In der Tat“, stimmte Phyllida zu. „Die Tochter ist aber auch wunderschön, finden Sie nicht?“ Sie fühlte sich wie betäubt. Sie hatte von diesem Mann geträumt, und nun war er hier in all seinem gefährlichen Charme.

„Hübsches Mädchen. Hat Stil. Wie der Rest der Familie. Ich werde mich bekannt machen. Kommen Sie, Kindchen?“

„Ich denke nicht. Bitte entschuldigen Sie mich, Mylady.“ Phyllida verschwand rückwärts in der Menge, die so tat, als würde sie die Neuankömmlinge nicht bemerken, sie insgeheim jedoch anstarrte.

Oh, du lieber Himmel. Phyllida sank auf den nächsten freien Stuhl, der sich in einer Nische befand, und fächelte sich Luft zu. Er war also doch ein Mitglied des ton, und wie es aussah, sollte seine Schwester in die Gesellschaft eingeführt werden. Daher würde die Familie wohl die gesamte Saison über in London bleiben, und es stand zu befürchten, dass er dieselben gesellschaftlichen Veranstaltungen besuchen würde wie sie.

Bestand die Hoffnung, dass er sie nicht erkannte? Sie versuchte, sich zu sammeln und nachzudenken. Die Leute sahen nur, was sie erwarteten, das hatte sie immer wieder erlebt, wenn sie die feinen Damen im Kabinett der Kuriosität bediente. Er kannte sie nur in tristen, hochgeschlossenen Kleidern und hatte ihr Haar nie unverhüllt gesehen.

Nein, es gab nichts, was die elegant gekleidete junge Dame, die sich sicher in der vornehmen Gesellschaft bewegte, mit der ängstlichen Frau, die er im Hafen geküsst hatte, oder der französischen Ladenbesitzerin in Verbindung brachte.

Außerdem konnte sie sich nicht die restliche Saison verstecken, wenn sie ihrem Bruder den Weg zu einer Hochzeit ebnen wollte. Entschlossen schlug Phyllida ihren Fächer auf und machte sich auf die Suche nach Miss Millington.

Sie beschloss, der Familie Eldonstone aus dem Weg zu gehen, was bei dem Gedränge einfach zu bewerkstelligen sein sollte.

„Wie es scheint, wird es nicht schwierig werden, die jungen Damen auf dich aufmerksam zu machen, Ashe“, sagte seine Mutter und lächelte amüsiert.

„Ich fürchte, dass mir nur die übrig bleiben, die Vater zurückweist“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Du musst bald etwas dagegen unternehmen, sonst wird er noch von kessen Witwen und amourös gesinnten Matronen weggeschleift.“

„Unsinn, Nicholas kann ganz gut allein auf sich aufpassen.“ Anusha Herriard legte ihrem Sohn die Hand auf den Arm und nickte zu Sara, die in der Mitte einer Gruppe aufgeregt plappernder junger Damen stand, um die sich ein Kreis hoffnungsvoller junger Männer geschart hatte. „So wie deine Schwester, denke ich.“

„So ein Trubel“, grummelte Ashe. „In Kalatwah hatte ich es nur mit dem gelegentlichen Attentat und spionierenden französischen Diplomaten zu tun.“

„Geh und bezaubere ein paar junge Damen, Liebling“, sagte seine Mutter. „Das wird dich aufheitern. Ich werde derweil deinen Vater retten und Sara im Auge behalten.“

Ashe schenkte ihr ein Lächeln und schlenderte an der Wand des Ballsaals entlang. Als Gentleman ohne Begleitung durfte er sich einer Dame nicht nähern, der er nicht vorgestellt war, was ihm seltsamerweise ein Gefühl der Erleichterung verschaffte. Auf dem Schiff hatte es nur wenige Damen gegeben, und aus Kalatwah war er so kurzfristig abgereist, dass er keine Gelegenheit mehr gehabt hatte, wieder an den Festen der europäischen Gesellschaft in Kalkutta teilzunehmen, weshalb ihm der Anblick so vieler eleganter Damen etwas befremdlich vorkam.

Angenehm befremdlich, dachte er, während sein Blick über bleiche Dekolletés in tief ausgeschnittenen Roben, unverhüllte Gesichter und junge Mädchen glitt, die sich ungehemmt mit Männern unterhielten. Daran werde ich mich sicher bald gewöhnen, dachte er, während er Blickkontakt mit einer atemberaubenden blonden Frau aufnahm, die seinen Blick eine gewagte Sekunde zu lang festhielt, ehe sie sittsam die Lider niederschlug.

Ein Aufblitzen von hellem Grün, wie Blätter einer Seerose, zog seine Aufmerksamkeit an. Die ledigen Damen trugen allesamt pastellfarbene Roben, die Matronen zum größten Teil solche in gedeckten Farben. Die grüne Robe bot daher einen ungewöhnlich erfrischender Anblick. Ashe lehnte sich an eine Säule und beobachtete die Dame darin, die sich mit einer anderen unterhielt.

Von hinten sind die Roben beinahe ebenso faszinierend wie von vorne, fand er. Die kunstvoll aufgetürmten Haare gaben den Blick auf einen zarten weißen Schwanenhals frei; verführerisch fielen einzelne Locken in den Nacken und strahlten einen subtilen erotischen Zauber aus.

Die Dame in Grün hatte schimmernde braune Haare, die in einem Knoten zusammengefasst waren. Eine einzelne Locke fiel ihr auf die Schulter. Er stellte sich vor, wie er sie um den Finger wickelte und die seidene Weichheit wie eine Liebkosung spürte.

Ein großer junger Mann gesellte sich zu den Damen, und Ashe erkannte eine Ähnlichkeit zwischen ihm und der atemberaubenden Brünetten. Hohe Wangenknochen, gerade Nasen, dunkles Haar. Sie stellte den Gentleman ihrer Gesprächspartnerin vor, und nach einer Weile gingen die beiden zur Tanzfläche. Die Brünette schaute ihnen nach, bis die Musik erklang, und schlenderte dann weiter.

Ashe ließ sie nicht aus den Augen, während sie am Rand der Tanzfläche entlangspazierte und gelegentlich stehen blieb, um mit einer Bekannten zu plaudern. Drei Jahre hatte er in einer Umgebung verbracht, in der die Frauen ihre Gesichter verschleierten, weshalb sein Auge darauf geschult war, Menschen aufgrund ihres Ganges, ihrer Haltung und Gesten wiederzuerkennen. Und er kam zu dem Schluss, dass er der Frau schon einmal begegnet war.

Nur wo? Fasziniert folgte er ihr auf der anderen Seite des Ballsaals. Obwohl sie, wie es sich gehörte, langsam durch die Menge schlenderte, strahlte sie eine unterdrückte Energie aus, als ob sie lieber schneller laufen würde und der Tag nicht genug Stunden hatte, um all das zu tun, was sie tun wollte. Ihre ausdrucksstarken Gesten, wenn sie zum Plaudern stehen blieb, und die Entschlossenheit, mit der sie danach ihren Weg wieder aufnahm, zogen ihn in ihren Bann. Er hatte ein Faible für Energie und Zielstrebigkeit.

„Clere.“

Vertieft in seine Beobachtung dauerte es einen Moment, bis ihm bewusst wurde, dass ihn jemand angesprochen hatte. Ashe blieb stehen und nickte dem Mann zu. Sie waren einander vorgestellt worden. Er suchte in seinem Gedächtnis nach dem Namen. Ein Baron … Lord Hardinge, jetzt wusste er es wieder. „Hardinge.“

„Amüsieren Sie sich?“

„Wenn ich ehrlich bin, versuche ich die meiste Zeit mich angestrengt an Namen zu erinnern“, schob Ashe als Ausrede für sein Zögern vor. Er mochte den Baron, der klug und aufmerksam wirkte, und entdeckte ein amüsiertes Funkeln in dessen Augen.

„Kann ich Ihnen weiterhelfen?“

„Ich habe mich gefragt“, fing Ashe an, „wer die Dame im grünen Kleid ist. Sie kommt mir bekannt vor, aber ich kann sie nicht zuordnen.“

„Soll ich Sie vorstellen?“ Lord Hardinge lief bereits in die angegebene Richtung. „Sie ist Franshams Schwester.“

Und wer war Fransham noch gleich? Vermutlich der große Mann, den er kurz zuvor bei ihr gesehen hatte.

„Miss Hurst?“, grüßte Hardinge, als sie bei ihr angekommen waren. Noch während Ashe diese Information verarbeitete, drehte sie sich um. Miss, das bedeutete, dass ihr Bruder einen Adelstitel besaß, der nicht über den Rang eines Viscounts hinausging, was das Feld nicht sonderlich eingrenzte.

„Lord Hardinge.“ Ein strahlendes Lächeln erhellte ihr Gesicht. Ashe nahm ihre schönen braunen Augen wahr und die leichte Röte, die ihre Wangen färbte. Dann wandte sie sich ihm zu und erbleichte.

„Miss Hurst? Fühlen Sie sich nicht wohl?“ Hardinge streckte eine Hand aus, aber sie schlug den Fächer auf und wedelte rasch damit vor ihrem Gesicht herum.

„Es tut mir leid, nur ein kleiner Schwächeanfall. Die Hitze.“ Ihre Stimme klang leise und samtig. Ashe fühlte sich sofort von ihr angezogen, während seine Sinne noch zu verstehen versuchten, was er sah. Der Fächer wedelte den süßen Duft von Jasmin zu ihm herüber und erst gestern hatten diese braunen Augen, die nun von gesenkten Lidern und einem flatternden Fächer verborgen waren, ihn empört angeschaut, als er den Mund von ihren Lippen nahm. Diesen verführerischen Lippen.

„Darf ich Sie zu einem Stuhl geleiten, Miss Hurst?“ Ohne auf ihre Antwort zu warten, nahm er ihr sanft den Fächer ab und wedelte ihn für sie, während er sich bei ihr unterhakte. „Da sind wir schon.“ Vor ihnen befand sich ein offenes Fenster, vor dem eine Bank stand, die gerade groß genug für zwei war und von mehreren großen Topfpflanzen vor neugierigen Blicken verdeckt wurde. „Vielleicht könnten Sie Miss Hurst ein Glas Limonade besorgen, Hardinge?“ Damit wäre er ihn ein paar Minuten los.

Miss Hurst leistete keinen Widerstand, als er sie zu der Bank hinter den Palmwedeln führte. Einen Moment lang glaubte er wirklich, dass ihr schwindelig war, doch als er sich neben sie setzte, blitzten ihre Augen und verrieten ihm, dass sie sich ebenso sehr einen ungestörten Moment wünschte wie er.

„Sie!“, zischte sie empört. „Was glauben Sie, was Sie da tun?“

Ashe hob herausfordernd eine Augenbraue. Je wütender sie war, desto unachtsamer würde sie sein. „Was ich getan habe, seit wir uns zum ersten Mal begegnet sind?“ Er zählte an seinen Fingern ab. „Ich bin von Bord eines Schiffes gegangen, war mit meiner Schwester einkaufen und nehme mit meiner Familie an einem Ball teil. Alles recht normale Tätigkeiten, Miss Hurst, oder wie auch immer Sie wirklich heißen mögen. Was haben Sie dagegen einzuwenden?“

„Sie verfolgen mich. Nein, wohl nicht, oder? Es ist nur ein schrecklicher Zufall.“ Sie seufzte und ließ sich kraftlos in die Polster sinken.

„Ich wurde schon vieles genannt, aber noch nie ein schrecklicher Zufall“, sagte Ashe. „Ah, hier kommt Hardinge mit der Limonade. Vielen Dank. Miss Hurst fühlt sich schon ein wenig besser, wie ich glaube. Ich werde eine Weile bei ihr bleiben, damit sie nicht gestört wird, solange sie sich ausruht.“ Er schenkte dem Mann das offene Lächeln, mit dem er die meisten Menschen um den Finger wickeln konnte.

In der Nische war definitiv kein Platz für drei. Hardinge überreichte das Glas würdevoll. „Clere, Miss Hurst.“ Dann ging er davon und ließ sie allein.

„Danke, Lord Clere.“ Miss Hurst nahm das Glas, trank es aus und stellte es auf das Fenstersims. „Wenn Sie mir nicht begegnet wären, hätte ich diese belebende Erfrischung erst gar nicht gebraucht.“

Ashe lag auf der Zunge, dass er diese Wirkung auf alle Damen hatte, aber ein Blick auf ihre Miene verriet ihm, dass wohl nicht der rechte Augenblick für Scherze war. „Hardinge konnte mich gar nicht vorstellen. Woher wissen Sie, wer ich bin?“ Hatte sie sich etwa nach ihm erkundigt?

„Ich habe Sie bei Ihrer Ankunft mit Ihrer Familie gesehen, und Lady Malling hat mir gegenüber geäußert, dass Sie einen Titel tragen. Und Lord Hardinge hat Sie eben Clere genannt. Ich habe mich bemüht, Ihnen aus dem Weg zu gehen“, sagte sie schroff, offensichtlich in der Absicht, ihm den selbstgefälligen Gedanken, dass sie an ihm interessiert sein könnte, auszutreiben.

„Mein Name ist Ashe Herriard, Miss Hurst. Ist es möglich, dass ich Ihnen noch in weiteren Verkleidungen begegnen werde?“

„Nein, Sie kennen inzwischen alle.“ Sie musterte ihn mit schräg gelegtem Kopf, so wie Luzifer, wenn er überlegte, ob er ein unbekanntes Objekt fressen oder damit spielen konnte. „Ashe. Ist das ein indischer Name? Ich kenne einen Händler im Hafen namens Ashok. Er lebt seit Jahren hier, und seine Geschäfte gehen gut.“ Sie lächelte. „Er ist mit allen Wassern gewaschen, hat aber ein Herz aus Gold.“

„Nein, dieser Teil meines Namens stammt aus der Familie meiner Großmutter väterlicherseits. In voller Länge lautet er George Ashbourne Talish Herriard.“

„Und Talish bedeutet?“

„Herr der Erde.“

„Wie passend“, bemerkte Miss Hurst sarkastisch. Sie lehnte gelassen auf der Bank und wedelte sich anmutig Luft zu, aber er spürte ihre Anspannung.

„Ein wenig hochtrabend“, sagte er. „Dieser Teil meines Namens geht auf meinen Urgroßvater zurück, den Maharadscha von Kalatwah.“ Er konnte es auch gleich aussprechen, dann hatte er es hinter sich.

„Wirklich?“ Miss Hurst setzte sich auf und hob die Augenbrauen. „Das macht Sie wohl zu einem Prinzen, oder? Muss ich vor Ihnen einen Hofknicks machen?“ Die letzte Frage war eindeutig ironisch gemeint.

„Der Titel hat meine Großmutter zu einer Prinzessin gemacht und bei meiner Mutter, die einen englischen Vater hatte, Verwirrung gestiftet“, erklärte er und entlockte ihr damit ein Lachen. „Ich bin lediglich ein Viscount.“

„Ihre Mutter ist eine Schönheit.“ Er nickte zustimmend. „Auch Ihr Vater ist sehr attraktiv. Ich kann mir vorstellen, dass die meisten Frauen im Saal für ihn schwärmen.“

„Sie müssen erst an meiner Mutter vorbei, und sie ist keineswegs so sanftmütig und zurückhaltend, wie es scheinen mag.“ Er streckte die langen Beine aus. Auf der anderen Seite der Blätterwand war der Ball in vollem, lärmendem Gange. Kühle Luft strömte durch das Fenster herein und wehte den sinnlichen Jasminduft zu ihm herüber. Es gab schlimmere Orte, an denen er sich zu diesem Zeitpunkt hätte aufhalten können.

„Sanftmütig? Sie erinnert mich an einen Panther“, stellte Miss Hurst fest.

„Ein treffender Vergleich“, stimmte er zu. „Wie lautet Ihr Vorname? Nachdem ich Ihnen meinen vollen Namen verraten habe, erscheint es mir nur gerecht, wenn Sie mir auch den Ihren nennen.“

Sie musterte ihn argwöhnisch. „Indische Zwanglosigkeit, Lord Clere?“

„Unverhohlene Neugier, Miss Hurst.“

Das entlockte ihr ein weiteres Lachen, das sie jedoch sofort unterdrückte. „Phyllida.“

„Ein schöner Name. Und bin ich Phyllida Hurst am Kai, im Laden und in diesem Ballsaal begegnet? Oder gibt es noch zwei weitere Namen, die Sie mir verschweigen?“

„Mehr gebe ich nicht preis, Lord Clere.“

„Nicht?“ Er schaute ihr tief in die Augen, ehe er seinen Blick langsam über sie wandern ließ, von der modischen Frisur hinunter zu der hübschen Kamee, die ihr Dekolleté schmückte, über ihre weiblich gerundete Figur in der grünen Seide, bis hinunter zu den Schuhen, deren Spitzen unter dem Saum ihres Kleides hervorlugten. „Das ist zu schade.“

4. KAPITEL

Eine zarte Röte kroch über Miss Hursts Dekolleté hinauf zu ihrem Hals und bis in ihre Wangen. Reizend, dachte Ashe, wie ein Spritzer Granatapfelsaft auf einem eisgekühlten Sorbet an einem Sommertag. Sie war keine naive Unschuld, wenn sie die Zweideutigkeit seiner Bemerkung und seinen Blick so rasch verstand. Allerdings war sie anscheinend auch keine wohlbehütete junge Dame der Gesellschaft.

Wie alt war sie? Fünfundzwanzig, sechsundzwanzig? Attraktiv, klug, elegant, aber nicht verheiratet. Warum nicht? fragte er sich. Vermutlich hatte es etwas mit ihrem Doppelleben zu tun.

„Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie nicht erwähnen würden, dass wir uns vor heute Abend schon einmal begegnet sind, Mylord.“ Sie hatte gelassen gesprochen, aber Ashe vermutete, dass es für sie weitaus wichtiger war, als sie sich anmerken lassen wollte, und dass es ihr unangenehm war, ihn darum zu bitten.

„Mitglieder des ton sollten wohl keine Ladenbesitzer sein, nehme ich an.“

„Richtig.“

„Hm. Wie bedauerlich, denn mein Großvater mütterlicherseits war Kaufmann.“ Ihm war es gleichgültig, was die Leute über seine Herkunft dachten, aber es interessierte ihn, wie sie darauf reagierte.

„Wenn er unanständig reich war und jetzt tot ist, müssen Sie sich gewiss keine Sorgen machen. Die Gesellschaft ist ausgesprochen anpassungsfähig in ihren Vorurteilen.“ Ihre Miene war verschlossen. „Zumindest, was Gentlemen anbelangt. Bei Damen liegt die Sache etwas anders.“

„Ich könnte Sie also mit dieser Geschichte ruinieren?“

„Ja, und das wissen Sie auch ganz genau. Damen dürfen keinen Laden besitzen, und sie dürfen erst recht nicht unbegleitet ausgehen, schon gar nicht zum Hafen. Haben Sie in Ihrer Kindheit eigentlich viel Zeit damit verbracht, Fliegen die Flügel auszureißen, Lord Clere?“

Merkwürdigerweise verspürte Ashe Gewissensbisse. Miss Hurst nahm die Angelegenheit eindeutig todernst. Dennoch war es ihm ein Rätsel, warum eine Dame überhaupt ein Geschäft betrieb. Wollte sie ihr Nadelgeld aufbessern? „Es tut mir leid, ich wollte Sie nicht quälen. Sie haben mein Wort, dass meine Lippen versiegelt bleiben.“

Die Musik verklang, und die Tanzpaare verließen das Parkett. Unvermittelt wurde ihm bewusst, dass er nicht noch mehr Zeit mit Phyllida Hurst hinter dem Blätterversteck verbringen sollte. Es könnte jemanden auffallen und zu der Annahme verleiten, dass sie ein Techtelmechtel hatten. Damit wäre ihr Ruf ruiniert. „Darf ich Sie um einen Tanz bitten, Miss Hurst?“

Er konnte nur hoffen, dass das Orchester einen Tanz spielte, zu dem er die Schritte kannte. Der Walzer war bis zu ihrer Abreise noch nicht in Kalkutta angekommen. Er würde wohl sicherheitshalber an Saras Tanzstunden teilnehmen müssen.

„Ich tanze nicht“, antwortete sie. „Bitte lassen Sie sich von mir nicht aufhalten.“

„Ich wollte ohnehin gehen. So wäre es diskreter gewesen. Tanzen Sie wirklich niemals?“

„Es macht mir keinen Spaß“, behauptete sie.

Lügnerin. Seit sie zusammen auf der Bank saßen, wippte sie mit dem Fuß im Takt der Musik. Es gab also einen Grund für ihre Ablehnung. Interessant. Ashe erhob sich. „In diesem Fall wünsche ich Ihnen einen angenehmen Abend, Miss Hurst. Vielleicht begegnen wir uns ja eines Tages beim Schaufensterbummel in der Jermyn Street.“

„Wohl eher nicht. Die Preise dort kann ich mir nicht leisten. Guten Abend, Lord Clere.“

Er verbeugte sich und entfernte sich weit genug von ihrem Versteck. Eine Weile schaute er den Paaren auf der Tanzfläche zu und beobachtete schließlich, wie Miss Hurst die Nische verließ und in der entgegengesetzten Richtung davonschlenderte.

Ashe fragte sich, ob es noch mehr ledige Damen im Saal gab, die ihr in Aussehen, Stil, Klugheit und Humor das Wasser reichen konnten. Vielleicht würde sich die Suche nach einer Gemahlin spannender gestalten, als er gedacht hatte. Miss Hurst hatte zwar ihre skandalösen Geheimnisse und war ein wenig älter als die meisten unverheirateten Frauen, aber sie war immer noch jung genug, um ihrem Gatten einen Erben zu schenken. Und ein Laden ließ sich leicht veräußern.

Er entdeckte seine Eltern und ging zu ihnen hinüber. „Da bist du ja.“ Seine Mutter legte ihm die Hand auf den Arm. „Lady Malling, darf ich Ihnen meinen Sohn vorstellen, Viscount Clere. Ashe, das ist die Dowager Countess of Malling.“

In der Erinnerung, dass dies die Dame war, die Miss Hurst erwähnt hatte, verbeugte er sich und tauschte ein paar Höflichkeiten aus. Gleich darauf entdeckte er auch Miss Hurst wieder in der Menge. Sie unterhielt sich mit dem jungen Mann, den er für ihren Bruder hielt.

„Vielleicht können Sie mir ja sagen, wer dieser braunhaarige Mann dort drüben neben dem Lilienarrangement ist, Mylady?“, fragte er.

„Gregory Hurst, Earl of Fransham“, antwortete die Countess prompt. „Ein gut aussehender Schwerenöter.“

„Sie sehen mich verwirrt. Ich dachte, die Dame bei ihm ist seine Schwester, aber sie wurde mir als Miss Hurst vorgestellt, und wenn er ein Earl ist, müsste sie Lady Phyllida angesprochen werden …“

„Ah.“ Lady Malling senkte die Stimme. „Es stimmt schon, sie ist seine ältere Schwester. Bedauerlicherweise haben ihre Eltern es jedoch versäumt, vor ihrer Geburt in den Stand der Ehe zu treten. Das war ein Skandal damals, sage ich Ihnen! Aus diesem Grund ist sie leider nicht von Adel.“

„Aber der ton empfängt sie?“

„Oh ja, fast überall, außer bei Hof, natürlich. Oder bei Almack’s. Ein bezauberndes Mädchen. Allerdings wird sie wird wohl keine gute Partie machen können, wenn sie überhaupt einen Ehemann findet. Selbst wenn man außer Acht lässt, dass ihre Eltern … Sie wissen schon. Sie besitzt keine Mitgift. Der Himmel weiß, wie es ihr gelingt, sich so gut zu kleiden, oder wo sie diese Kamee her hat. Und Fransham ist weiß Gott kein guter Fang als Schwiegersohn, wenn man mal von seinem Titel absieht. Damit kann er sicherlich die Tochter eines reichen Kaufmanns oder Fabrikanten locken.“

Zum Teufel. Exzentrizität war eine Sache, aber unehelich geboren, keine Mitgift und dazu noch ein geheimes Doppelleben als Ladenbesitzerin – das alles stand im krassen Gegensatz zu den notwendigen Qualitäten, die seine Gattin besitzen musste. Plötzlich erschien es ihm viel weniger reizvoll, seine Pflicht zu tun.

Noch während er darüber nachsann, fing Phyllida seinen Blick auf. Sie lächelte und legte die Hand auf den Arm ihres Bruders, wie um ihn auf ihn aufmerksam zu machen.

Immer noch wie betäubt von Lady Mallings Enthüllung, neigte Ashe lediglich gedankenverloren leicht den Kopf. Miss Hursts Lächeln verblasste, als sie von ihm zu Lady Malling blickte, dann reckte sie das Kinn und wandte sich ab. Selbst auf die Entfernung konnte er sehen, wie rote Wutflecken ihre Wangen färbten.

Du Tölpel, schimpfte er sich stumm. Das war nicht sehr galant gewesen, auch wenn die Kränkung nicht beabsichtigt gewesen war. Er war zu überrascht und enttäuscht gewesen und … Schluss mit den Ausreden. Du hast dich wie ein verdammter Idiot benommen. Und jetzt? Er konnte wohl kaum zu ihr hinübergehen und sich entschuldigen. Was könnte er schon sagen? Tut mir leid, ich habe gerade erfahren, dass Sie ein uneheliches Kind sind und arm wie eine Kirchenmaus, weshalb Sie für mich als Gemahlin absolut nicht infrage kommen, aber ich wollte Sie gewiss nicht brüskieren.

Er schaute hinüber zu seiner Mutter, die Tochter einer indischen Prinzessin und eines Kaufmanns, der von seiner englischen Frau getrennt lebte.

„Unehelichkeit ist also nicht unbedingt ein Hindernis, um in die Gesellschaft aufgenommen zu werden“, stellte sie fest, als hätte sie seine Gedanken gelesen.

Ein Blick auf Lady Malling verriet ihm, dass sie genau über die Herkunft seiner Mutter Bescheid wusste. „Liebe Güte nein“, sagte die Countess. „Natürlich spielt die Herkunft der Eltern eine Rolle, aber auch das Benehmen der betreffenden Person. Und ihr Rang.“

„Und ihr Vermögen“, fügte seine Mutter gelassen hinzu.

„Oh, in der Tat.“ Die Countess lachte. „Die Gesellschaft biegt die Regeln immer gern nach Gutdünken. An welchen Tagen empfangen Sie Besuch, Lady Eldonstone?“

„Dienstag, Mittwoch und Freitag“, antwortete seine Mutter. Nur seine Familie wusste, dass sie das gerade spontan beschlossen hatte. „Ich hoffe sehr, Sie bei uns am Berkeley Square zu begrüßen, Lady Malling.“

„Seien Sie sich gewiss, dass ich Ihrer Einladung nachkommen werde.“

Ashe ließ den Blick wieder durch den Saal schweifen, doch Phyllida Hurst war verschwunden.

Dieser verfluchte Heuchler. Phyllida bahnte sich ihren Weg durch die Menge zum Erfrischungsraum der Damen, um sich daran zu hindern, geradewegs zu Ashe Herriard zu stolzieren und seinem attraktiven Gesicht eine schallende Ohrfeige zu verpassen. Dadurch würde sie ihm nur verraten, wie sehr er sie gekränkt hatte.

Er hatte mit ihr geflirtet und gescherzt, ihr versprochen, ihr Geheimnis zu bewahren, und kaum erfuhr er, wer sie war, brüskierte er sie in aller Öffentlichkeit.

Sie ließ sich auf einen Stuhl fallen und betrachtete ihr erhitztes Gesicht im Spiegel. Wie dumm von mir, davon zu träumen, dass ein Mann ernsthaft Interesse an mir hegen könnte. Was war nur über sie gekommen? Sie hatte sich doch längst mit der Tatsache abgefunden, dass sie niemals heiraten würde. Eine Träne rollte über ihre Wange. Ich werde nicht weinen.

„Geht es Ihnen nicht gut?“ Ihr war gar nicht aufgefallen, dass Miss Millington auf dem Stuhl neben ihr saß.

„Männer“, erwiderte Phyllida sarkastisch und steckte energisch eine Haarnadel wieder fest in ihre Frisur.

„Oh je. Denken Sie da an jemand Bestimmten? Ihr Bruder war mir nämlich sehr sympathisch, Miss Hurst. Er ist ein guter Tänzer und sehr amüsant. Ich hoffe, dass nicht er Sie verärgert hat?“

„Gregory? Nein.“ Gregory benahm sich an diesem Abend vorbildlich. „Nein, nur ein taktloser, herablassender Geck. Ich hoffe, dass seine zu engen Seidenhosen reißen“, fügte sie rachsüchtig hinzu.

Miss Millington brach in Gelächter aus. „Das wäre ein Anblick. Ich glaube, die Gentlemen tragen nichts darunter, weil die Seide so dünn ist. Was wäre das für ein schockierender Anblick!“

Phyllida versuchte sich, Lord Clere halb nackt vorzustellen, die langen Beine, die wohlgeformte Kehrseite, dann fing sie Miss Millingtons Blick auf und lachte ebenfalls. „Oh je. Er ist attraktiv und stattlich, aber ich denke, man sollte sich nicht zu viel erhoffen.“

Miss Millington zögerte kurz. „Ich habe mich gefragt, ob Sie meiner Mutter wohl einen Besuch abstatten würden, Miss Hurst. Vielleicht bin ich zu direkt, aber ich denke, wir könnten gute Freundinnen werden.“

Phyllida warf einen hastigen Blick durch den Raum, aber sie waren allein. „Weil wir die gleiche Vorliebe für klassische Bildhauerkunst und Anatomie haben?“, scherzte sie lachend. „Ich würde mich freuen. Ich heiße Phyllida.“

„Und ich Harriet.“ Miss Millington kramte in ihrem Retikül. „Hier ist Mamas Karte. Sie empfängt dienstags und donnerstags.“

„Vielen Dank, die Einladung nehme ich gern an.“ Nachdem sich ihr Gemüt wieder beruhigt hatte, bestäubte Phyllida ihre erhitzten Wangen leicht mit Reispuder und machte sich anschließend auf die Suche nach Gregory. Sie fand ihn im Foyer.

Autor

Louise Allen
<p>Louise Allen lebt mit ihrem Mann – für sie das perfekte Vorbild für einen romantischen Helden – in einem Cottage im englischen Norfolk. Sie hat Geografie und Archäologie studiert, was ihr beim Schreiben ihrer historischen Liebesromane durchaus nützlich ist.</p>
Mehr erfahren
Laura Martin
Mehr erfahren