Historical Saison Band 57

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EIN MARQUESS ZUM VERLIEBEN! von ALLEN, LOUISE
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  • Erscheinungstag 21.08.2018
  • Bandnummer 0057
  • ISBN / Artikelnummer 9783733734244
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Louise Allen, Julia Justiss

Historical Saison BAND 57

1. KAPITEL

September 1818, Sandbay in Dorset

Die meergrüne Ladenfassade mit dem Hauch von Gold und den strahlend sauberen Fensterscheiben war ausgesprochen elegant. Aphrodites Muschel. Eine sehr pikante Namensgebung, fand Lucian, wenn man bedachte, dass Aphrodite die griechische Göttin der Liebe war und aus dem Schaum geboren wurde, der entstand als Kronos beschloss, Uranos um seine männlichsten Attribute zu erleichtern und sie kurzerhand in den Ozean zu werfen. Abgesehen davon sah das Geschäft feminin und leicht frivol aus, wie es sich für seinen Zweck und seine Lage ziemte. Es war kein Ort, an den er normalerweise den Fuß setzen würde, wäre er nicht vollkommen verzweifelt gewesen.

Doch Mr. L. J. Dunton, in der feinen Gesellschaft auch bekannt als Lucian John Dunton Avery, Marquess of Cannock, war in der Tat verzweifelt. Sonst hätte er sich nicht einmal auf hundert Meilen einem unbedeutenden Kurort wie diesem genähert, noch dazu im September. Doch besagte Verzweiflung hatte ihn dazu getrieben, um Rat zu fragen, und der Gastwirt des respektablen Royal Promenade Hotels hatte ihm dieses Geschäft empfohlen. Also öffnete Lucian die Tür und wurde von einem süßen Glockenklang begrüßt, als er eintrat.

Sara zupfte ein letztes Mal am Vorhangstoff und machte einen Schritt zurück, um die Zeichenutensilien zu bewundern, die sie gerade geschickt neben dem Ladentisch arrangiert hatte – Staffelei, Paletten, eine Schachtel Aquarellfarben, die Anfänge einer Skizze von der Bucht auf einer Leinwand –, alles geschmackvoll zu einem Stillleben zusammengestellt, dazu ein Sonnenschirm inmitten großer Muscheln und farbfroher Strandkiesel.

So, dachte sie zufrieden. Das sollte so manche Kundin dazu inspirieren, Pinsel und Farben zu kaufen und an den nächsten malerischen Aussichtspunkt zu eilen, um ein Meisterwerk zu kreieren.

Sie stellte die Gläser mit den Muscheln, die sie benutzt hatte, wieder zurück auf das Regal mit den übrigen Gläsern, die mit buntem Sand gefüllt waren, und den anderen geheimnisvollen Schachteln und Büchsen, die die Neugier der stöbernden Kundin wecken sollten. Ein Blick nach links zeigte Sara, dass die Regale mit den Büchern und Bilderrahmen und der Tisch mit den darauf verteilten Broschüren und Zeitschriften einen einladend ungezwungenen Eindruck machten.

Hinter ihr ertönte die Türglocke. Sara wandte sich um, und ihr herzliches Lächeln wurde unwillkürlich zurückhaltender. Es handelte sich nicht um eine ihrer üblichen Kundinnen. Tatsächlich war es nicht einmal eine Dame. Ihr Besucher war nicht nur ungewöhnlich, es war ein Mann – sogar ausgesprochen männlich und ganz offensichtlich ein besonders überragendes Exemplar seines Geschlechts. Saras Lächeln blieb ein wenig kühl. Sie war eine Frau und gewiss jung genug, um seine Vorzüge zu schätzen zu wissen, doch zu stolz, um es sich anmerken zu lassen.

„Guten Morgen, Sir. Ich glaube, Sie haben sich womöglich verlaufen. Leihbibliothek und Lesesaal befinden sich zwei Gebäude weiter auf dieser Seite der Straße.“

Er musterte das Innere des Geschäfts, drehte sich jetzt aber zu ihr um, als sie sprach, und nahm den Hut ab. „Ich war auf der Suche nach Aphrodites Muschel, nicht nach der Leihbibliothek.“

„Dann sind Sie hier richtig. Willkommen. Kann ich Ihnen behilflich sein, Sir?“

Aphrodite, nehme ich an? Die Frage lag ihm offensichtlich auf den Lippen, aber er hielt sie mit einem kaum merklichen Lächeln um die Mundwinkel zurück und antwortete lediglich: „Das hoffe ich.“ Er blickte flüchtig auf ihre Hand und bemerkte den Ehering. „Mrs. …?“ Seine Stimme klang reserviert, gebildet und sehr selbstbewusst.

Sara kannte diese Sorte Mann. Ihr Vater gehörte dazu und ihr Bruder genauso, beide Vollblüter allererster Güte, Aristokraten, die sich auszeichneten durch ein blindes Selbstvertrauen, das ihnen Generationen nie angezweifelter Vorrechte geschenkt hatten. Aber sie waren auch harte Männer, die alles taten für ihre körperliche Ertüchtigung, denn so konnten sie bei allen sportlichen Freizeitbeschäftigungen, derer man in ihrer Klasse gemeinhin frönte, brillieren – im Reiten, Wagenlenken, Boxen und Krieg führen.

Ob diese Gentlemen jedoch über Geld verfügten oder nicht, konnte man fast unmöglich sofort erkennen, weil sie eher hungern würden als sich weniger als makellos herausgeputzt den Blicken der Gesellschaft zu zeigen. Ihre Manieren waren vorzüglich und ihr Benehmen Frauen gegenüber – den Frauen ihrer eigenen Klasse – nachsichtig und fürsorglich. Nichts war ihnen wichtiger als ihre Ehre, die sie hauptsächlich mit jenen Frauen verbanden, in deren Namen sie sich duellierten, um selbst die geringste Beleidigung zu rächen.

Sara konnte dieser Art von Benehmen nichts abgewinnen. Sie fürchtete sie sogar. Ebenso wenig billigte sie ihr Benehmen den übrigen Frauen gegenüber, mit denen sie in Kontakt kamen. Achtbare Damen jeder Klasse wurden von ihnen mit Höflichkeit und Respekt behandelt – mit einer Ausnahme. Attraktiven Witwen begegneten sie zwar mit Höflichkeit, aber nicht unbedingt mit Respekt, und Sara wusste, dass sie eine attraktive Witwe war.

Sie beschwor im Geiste das Bild eines sehr großen, besitzergreifenden Gatten herauf. „Mrs. Harcourt.“

Die Herzlichkeit in seinem Blick, die kaum merklichen, unbestreitbar attraktiven Lachfältchen in den Augenwinkeln, die auf ein unterdrücktes Lächeln hinwiesen, waren der einzige Anhaltspunkt auf das, was er Saras Vermutung nach dachte.

Er war wirklich ein sehr ansehnlicher Mann, wie sie zugeben musste, und sie brachte es zu ihrem Ärger nur mit Mühe fertig, gelassen zu bleiben. Er war hochgewachsen, wohlproportioniert und hatte dichtes mittelbraunes Haar und haselnussbraune Augen. Seine Nase war leicht gebogen, das Kinn entschlossen und der Mund … sündhaft. Zwar konnte Sara nicht sagen, warum ihr das so erschien, aber sie wusste, dass es entschieden unklug von ihr gewesen wäre, ihm auf den Mund zu starren.

„Sir?“, ermunterte sie ihn.

„Ich habe eine Schwester. Sie ist achtzehn, und ihre Gesundheit ist ein wenig angeschlagen. Sie ist gedrückter Stimmung und alles andere als glücklich darüber, hier in Sandbay zu sein.“

„Vielleicht ist ihr langweilig?“

„Sehr“, gab er zu. Und als Sara nichts daraufhin sagte, ließ er sich dazu herab, die Lage genauer zu erklären. „Es geht ihr nicht gut genug, als dass sie im Meer baden könnte, und in jedem Fall ist sie nicht an den Ozean gewöhnt. Deswegen fühlt sie sich auch nicht wohl genug, um am Strand spazieren zu gehen. Sie hat hier keine Freunde, und es wohnen nicht viele junge Damen hier, soweit ich sehen kann. Zu Hause – wenn es ihr besser ginge – würde sie zu Gesellschaften und Picknicks gehen, zum Theater oder Tanzveranstaltungen oder zum Einkaufen in den Geschäften. Zumindest wären ihre Freundinnen zur Stelle. Hier fühlt sie sich nicht kräftig genug für Abendveranstaltungen.“

„Sie möchten also eine Beschäftigung für sie finden. Etwas, das ihr helfen wird, sich die Zeit zu vertreiben. Kann sie zeichnen?“

„Ihre Gouvernante hat es ihr beigebracht, aber ich glaube nicht, dass sie sich je bemüht hat, ihre Kunst zu vervollkommnen. Marguerite war stets zu rastlos für so etwas.“

Wenn die junge Frau von Natur aus lebhaft war, dann mussten die Genesungszeit und deren Einschränkungen besonders unangenehm für sie sein. „Kann sie sich wenigstens ein bisschen draußen an der frischen Luft bewegen?“

„Einige hundert Meter an der Promenade entlang scheinen ihr zu gelingen. Dann macht sie schlapp. Ich weiß nicht, ob ihre Erschöpfung mit Schwäche zu tun hat oder mit ihrer Niedergeschlagenheit.“

„Würde sie ins Geschäft kommen und sich das Angebot ansehen wollen?“

„Das weiß ich nicht. Wohl nicht, wenn ich es ihr vorschlage.“ Er presste die Lippen zusammen, was bewies, dass er mehr von seiner Verärgerung offenbart hatte, als ihm lieb war.

Die junge Dame war also unzufrieden mit ihrem Bruder. Wahrscheinlich wollte sie mit ihren Freunden in London sein, so ungesund diese rußverschmutzte Stadt auch für sie war. „Soll ich dann zu ihr kommen? Ich könnte ihr Dinge zeigen, die sie vielleicht gerne ausprobieren würde, zum Beispiel Zeichenmaterialien.“ Während sie sprach, deutete Sara auf die Fülle von Gegenständen in ihrem Geschäft. „Etwas von alldem könnte sie verlocken.“

„Verlocken?“ So wie er das Wort aussprach mit seiner warmen, tiefen Stimme, war es wie eine Berührung. Er stand ungewöhnlich ruhig da für einen Mann seiner Größe. Aus irgendeinem Grund machte es Sara unruhig, obwohl ihre engsten männlichen Verwandten die gleiche Unerschütterlichkeit an den Tag zu legen pflegten. Sie rührte von ihrer körperlichen Kraft her und von dem Wissen, dass sie nichts zu tun brauchten, um sich bemerkbar zu machen. Aber jetzt handelte es sich weder um ihren Vater noch ihren Bruder. „Das wäre äußerst freundlich, Mrs. Harcourt. Aber wer achtet dann für Sie auf Ihr Geschäft? Vielleicht Ihr Gatte?“

Das war sehr ungeschickt von ihm, die erste taktlose Geste, die er sich erlaubte, und der klägliche Zug um jene aufregenden Lippen wies darauf hin, dass er sich dessen wohl bewusst war.

„Ich bin verwitwet, Mr. …?“ Keinen Moment kam ihr der Gedanke, sie würde weniger als einen Titel zu hören bekommen oder zumindest einen Familiennamen, der ihr bekannt sein würde. Sie erkannte ihn zwar nicht, aber sie war ja auch nur eine Saison in London gewesen, bevor sie Michael geheiratet hatte und mit ihm nach Cambridge gezogen war. Also war es gut möglich, dass sie dem Gentleman nicht begegnet war.

„Dunton.“ Er holte sein Kartenetui hervor und legte eine Visitenkarte auf den Tresen. „Wir wohnen im Royal Promenade Hotel.“

„Wo sonst?“, murmelte Sara. Für einen Mann mit einer so akkurat geschneiderten Jacke und diesen Manieren waren selbst die besten Privatunterkünfte in Sandbay nicht gut genug. Sie nahm die Karte, spürte die teure Gravierung unter ihrem Daumen, warf einen Blick darauf und war überrascht. Ein schlichter Mister? Nicht einmal mit dem Zusatz eines Honourable vor seinem Namen? Sara war nicht sicher, ob sie das glauben konnte, allerdings konnte sie seine Behauptung nicht infrage stellen. Und solange er in keine kriminellen Aktivitäten verwickelt war, konnte er sich nennen, wie es ihm beliebte.

Leise Geräusche waren hinter dem Vorhang zu hören, der die Tür zum Hinterzimmer verbarg. „Entschuldigen Sie, Sir. Mrs. Farwell, hätten Sie einen Moment Zeit?“

So viel musste man ihm lassen, Mr. Dunton zuckte nicht mit der Wimper, als Dot mit dem Nudelholz in der Hand erschien. Sie war eine große Frau, wie die meisten Frauen, die die Badekarren hier bedienten. Finster blickte Dot ihn an, wie sie es immer tat, wenn ein Mann in Saras Nähe kam. Und er erwiderte ihren Blick gleichmütig. Dot grunzte leise, als hätte er eine Art Test bestanden.

„Ich werde diesen Gentleman ins Hotel zu seiner Schwester begleiten. Macht es Ihnen etwas aus, eine Stunde allein zurechtzukommen? Ich erwarte zum heutigen Nachmittagstee nicht mehr Leute als gewöhnlich, und alles ist schon fertig.“ Sara reichte ihrer Hausangestellten die Karte. Dot konnte nicht gut lesen, aber es schadete nicht, Mr. Dunton sehen zu lassen, dass jemand wusste, mit wem sie unterwegs war. Sie mochte ja unabhängig sein – mehr als gut für sie war, wie ihr Bruder Ashe fand –, aber sie war nicht so leichtsinnig, mit einem fremden Mann mitzugehen, ohne Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Ganz besonders mit diesem Mann, der nicht war, wer er vorgab zu sein, wovon sie überzeugt war.

„Ja, alles ist vorbereitet. Ich muss nur noch den Tee aufgießen. Sandwiches sind geschmiert, Früchtekuchen und einfache Brötchen mit Erdbeermarmelade müssen nur noch hingestellt werden. Und der Junge hat einen ordentlichen Brocken Eis gebracht, sodass die Sahne und die Butter schön kalt liegen. Ich nehme einfach mal meine Schürze ab und komm nach vorn.“ Dots Akzent mochte ja der reinste Dorset-Akzent sein, doch keiner von Saras Kundinnen hatte je Probleme, Dot zu verstehen. Hätte das Schicksal entschieden, sie irgendwo anders als in einem Fischerdorf zur Welt kommen zu lassen, hätte Dot sehr viel mehr aus sich gemacht, als es sowieso schon der Fall war.

„Ihr Geschäft ist auch ein Teeladen?“, fragte Mr. Dunton, während Sara nach einem Korb griff und begann, verschiedene Dinge hineinzulegen, mit denen sie versuchen wollte, das Interesse seiner Schwester zu erregen. Es war schwierig zu entscheiden, was sie auswählen sollte, da Miss Dunton entweder krank und zerbrechlich war oder lediglich ein eigenwilliges, verzogenes Kind. Man würde sehen.

„Wir bieten zweimal in der Woche Tee und Erfrischungen an. Die Kundinnen arbeiten an ihren jeweiligen Projekten oder ihren Schreibversuchen. Sie tauschen Ideen aus und trinken dabei ihren Tee. Hier finden die Damen einen angenehmen Ort, an dem sie sich versammeln können und man nicht von ihnen erwartet, sich auf müßiges Geplauder zu beschränken oder lediglich dekorativ herumzusitzen.“

„Und es ermutigt sie, ihre Materialien aufzustocken, wenn sie schon einmal hier sind.“

„Genau. Schließlich handelt es sich um ein Geschäft, Mr. Dunton. Die Damen beratschlagen sich untereinander, lernen neue Fertigkeiten kennen, nachdem sie sie bei den anderen beobachten konnten, und verbringen einige unterhaltsame Stunden miteinander. Sind Sie so weit?“

Sie warf sich eine leichte Pelisse über, setzte sich ihren neuen, erfreulich schicken Hut auf, und legte ihr Retikül zu den Materialien in ihrem Korb. Mr. Dunton streckte die Hand nach dem Korb aus, doch Sara ließ nicht los. „Es ist jemand da, der ihn für mich tragen wird, vielen Dank, Sir. Ich bin bald wieder zurück, Dot.“

Er hielt die Tür für sie auf und wollte schon wieder einen höflichen Kampf um ihren Korb beginnen, da trottete Tim Liddle aus der Gasse neben der Modistin auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Er war acht Jahre alt und die wichtigste Unterstützung für seine verwitwete Mutter, also übertrug Sara ihm jede kleinere Arbeit, die sie finden konnte, und manche, die sie selbst erfinden musste. Er war sauber, aber sehr dünn, trotz ihrer Bemühungen, ihn aufzupäppeln, und er trug Sachen, die abgenutzt und oft zu groß für ihn waren. Doch sein Lächeln, mit denen er seine niedlichen Zahnlücken zur Schau stellte, war fröhlich.

„Da bist du ja, Tim. Bring das hier bitte zum Hotel für mich, sei so lieb.“ Sara reichte ihm den vollen Korb, nahm den Arm, den Mr. Dunton ihr bot, und warf ihm unter ihrer Hutkrempe einen Seitenblick zu, während sie den Hügel zur Promenade hinuntergingen. „Sie glaubten doch nicht allen Ernstes, ich würde mit einem mir unbekannten Gentleman in ein Hotel gehen? Einfach so, ohne Begleitung?“

„Dieser Junge stellt wohl keinen besonderen Schutz dar, wenn Sie es mit einem skrupellosen Mann zu tun hätten, würde ich sagen.“

„Nein? Wenn ich nicht wieder zur angegebenen Zeit erscheine, wird Tim das gesamte Hotelpersonal zusammentrommeln, dann Dot holen und danach den Konstabler, der ein Cousin zweiten Grades ist.“

„Ah, die beeindruckende Dot. Sie würde gewiss jeden übel gesinnten Mann in Angst und Schrecken versetzen. Sehr gut möglich, dass sie Kronos in seinem Angriff auf Uranos hätte beistehen können, wenn man ihre kräftigen Arme in Betracht zieht und den Blick, mit dem sie mich bedachte. Missfällt ihr mein Gesicht im Besonderen, oder hat sie grundsätzlich etwas gegen das gesamte männliche Geschlecht?“

Sara ließ sich nicht davon provozieren, dass er die Geburt der Aphrodite erwähnte. „Dot war Bademeisterin. Und jene Frauen müssen sehr stark sein, um mit den aufgeregten Kunden fertigwerden zu können, die noch nie zuvor im Meer geschwommen sind. Einige von ihnen fallen hinein und müssen aus den Wellen herausgezogen werden, andere werden wieder sehr aufgeregt, wenn sie ins Wasser eingetaucht werden sollen, und müssen sehr energisch angepackt werden. Dot verletzte sich den Rücken, sodass sie nicht mehr in der Lage war, die schwere Arbeit zu verrichten, also hilft sie mir jetzt im Geschäft. Sie war dankbar für die Gelegenheit und hat es sich völlig unnötigerweise zur Aufgabe gemacht, mich vor … Aufdringlichkeit zu beschützen.“

Das sollte jede Neigung, die Mr. Dunton verspüren sollte, mit ihr zu flirten, im Keim ersticken. Sara, die nichts dagegen hatte, die Begleitung eines großen, eleganten Gentlemans zu genießen, ebenso wenig wie das Gefühl eines muskulösen Arms unter ihrer Hand, ließ die fünf Minuten, die sie bis zum Royal Promenade Hotel brauchten, schweigend verstreichen.

Das Hotel war ein weitläufiges Bauwerk, das aus einer Reihe nebeneinander liegender Gebäude bestand, alle durch Verbindungstüren und Gänge miteinander verbunden. Alles schien gut zusammenzupassen durch die einheitlich helle Farbe, mit der die gesamte Fassade gestrichen worden war, von der die königsblaue Verkleidung sich elegant abhob. Der Name des Hotels wurde in großen Goldbuchstaben verkündet.

Mr. Dunton nahm Tim den Korb ab und blieb vor dem Empfang stehen, wo der Besitzer mit dem Rezeptionisten sprach. „Mr. Winstanley, würden Sie bitte Mrs. Harcourt zu unserem Privatsalon führen, während ich meine Schwester hole?“

Sehr geschickt, Sir, dachte Sara, während man sie zusammen mit ihrem Korb nach oben führte und weiter zu einem angenehmen Raum mit großem Erkerfenster, das den Blick auf die Promenade freigab. Alles einwandfrei, und Mr. Winstanley soll beweisen, was für ein respektabler Mann Sie sind, der sich tatsächlich mit seiner Schwester hier aufhält. Und doch stimmt da etwas nicht mit Ihnen, Mr. Dunton.

Doch was es auch sein mochte, es änderte nichts an der männlichen Anziehungskraft des Mannes, selbst wenn Saras Bauchgefühl sie vor ihm warnte. Er war sich ihrer Weiblichkeit sehr bewusst, das spürte sie – so wie auch sie sich seiner Gegenwart nur allzu sehr bewusst war. Sie musste nur darauf achten, es sich nicht anmerken zu lassen.

Sara setzte sich an den Tisch, nahm einen Zeichenblock und einen Bleistift aus dem Korb und fing an, die Szene zu malen, die sich ihr vom Fenster aus bot. Sie konzentrierte sich darauf, schnell eine amüsante Skizze zweier Damen zu erstellen, die neben dem Fahnenmast standen und sich unterhielten. Eine war groß, die andere dünn, und beide hielten zwei lächerlich kleine Schoßhunde an der Leine. Als die Tür geöffnet wurde, erhob Sara sich und legte den Zeichenblock scheinbar beiläufig mit der Zeichnung nach oben auf den Tisch.

Die junge Frau, die den Raum mit Mr. Dunton betrat, war ganz offenkundig seine Schwester. Sie hatte das gleiche braune Haar und die haselnussbraunen Augen, doch ihre Nase war gerader und ihr Kinn nicht so fest. Außerdem war sie sehr jung, augenscheinlich unpässlich und schmollte.

„Marg… Mrs. Harcourt, darf ich Ihnen meine Schwester Marguerite vorstellen.“ Mr. Dunton schien sich über seinen Schnitzer zu ärgern, und das Mädchen warf ihm einen alarmierten Blick zu. „Marguerite, dies ist Mrs. Harcourt, deren Geschäft ich heute zufällig entdeckte. Sie war so freundlich, einige Dinge mitzubringen, die dich interessieren könnten.“

Miss Dunton knickste sehr knapp und setzte sich auf die andere Seite des kleinen, runden Tisches im Erkerfenster.

Wie äußerst interessant. Dunton hatte begonnen, sie seiner Schwester vorzustellen, was korrekt gewesen wäre, wenn das Mädchen einen höheren Rang bekleidet hätte. Dann hatte er sich aber unterbrochen und das Mädchen ihr, der älteren verheirateten Frau vorgestellt. Das bedeutete zwei Dinge. Zunächst einmal, dass er sie wie eine Dame behandelte und nicht wie eine Geschäftsinhaberin, und dann, dass er und seine Schwester im Rang über einer respektablen verheirateten Dame standen, obwohl er nicht wissen konnte, mit wem sie verheiratet gewesen war.

Wenn Sie keinen Titel besitzen, mein lieber Gentleman, fresse ich meinen teuren neuen Hut, Federn eingeschlossen.

Was hatte er also hier in Sandbay zu suchen, und was stimmte nicht mit seiner Schwester?

Sara setzte ihr professionelles Lächeln auf und sprach knapp, doch freundlich. „Guten Morgen, Miss Dunton. Mein Geschäft stellt alles für die sinnvolle Unterhaltung einer Dame zur Verfügung.“ Das brachte ihr nur einen ausdruckslosen Blick ein, woraufhin sie etwas deutlicher wurde. „Mein Angebot umfasst alles, was Sie sich vorstellen können – von einem Hammer zum Herausschlagen von Fossilien aus dem Felsen bis zu Netzen, mit denen man Felstümpel erforschen kann.“

Endlich war es ihr gelungen, einen Hauch von Neugier in dem Mädchen zu wecken. „Hammer?“

„Und Zeichenutensilien, schlichte Holzkästchen und Spiegelrahmen und so weiter, die man mit Farbe oder Muscheln oder sonstigen Verzierungen dekorieren kann. Stoffe und Stickgarn, Strickwolle, Wassertröge für Seetangbilder, Schablonen, Bücher und Zeitschriften.“ Sie wies mit einer Kopfbewegung auf den Korb. „Vielleicht möchten Sie es sich ansehen. Entschuldigen Sie mich, während ich versuche meine Zeichnung von den zwei Damen da draußen zu beenden. Sie ergeben ein so lustiges Bild.“

Hinter ihrem Sessel wedelte sie mit der Hand in Richtung Tür und hoffte, dass Mr. Dunton ihren Wink verstehen würde. Kurz darauf, während sie Zeichenblock und Bleistift aufnahm, hörte sie, wie die Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde, und beugte den Kopf über ihre Zeichnung. Jetzt, da der Mann nicht mehr im Zimmer war, kam es ihr vor, als könnte sie aufhören, die Luft anzuhalten, und wieder frei atmen. Irgendwie schien er den gesamten Raum einzunehmen, selbst wenn sie ihn nicht ansah.

Sara wartete einen Moment, bis sich ihr Atem wieder beruhigt hatte und ihre Hand nicht mehr zitterte. Sie war schließlich nicht wegen Mr. Dunton hier.

2. KAPITEL

Aus dem Augenwinkel sah Sara, wie Marguerite zögerte und sich dann daran machte, den Inhalt des Korbes zu erforschen. „Warum sollte man auf Felsen einschlagen wollen?“ Sie öffnete ein Glas mit kleinen Muscheln und ließ sie in ihre Handfläche rieseln. „Und was ist ein Fossil?“

Sara hörte nicht auf zu zeichnen, während sie es Marguerite erklärte, und erwähnte dann ganz nebenbei, wie befreiend es sich anfühlte, am Fuße der Klippen entlangzuklettern und hart auf Dinge einzuschlagen. „Ich finde wirklich nicht, dass junge Damen oft genug die Möglichkeit haben, auf Dinge einzuschlagen, meinen Sie nicht auch?“

„Ich möchte es jedenfalls oft.“ Marguerite ergriff den Hammer und wiegte ihn in der Hand, als stellte sie sich bereits ein passendes Ziel vor. Trotz ihrer offensichtlichen Zerbrechlichkeit gelang ihr das ohne besondere Mühe. „Sind Felstümpel nicht voller schleimiger Dinge?“

„Sie sind voller wunderschöner Dinge, von denen einige ein wenig schleimig sind. Doch die Freude daran, Schuhe und Strümpfe auszuziehen und im Wasser zu planschen, übertrifft ein gelegentliches glitschiges Gefühl.“

„Keine Strümpfe? In der Öffentlichkeit?“ Endlich ein wenig Lebhaftigkeit.

„Selbstverständlich nur am Strand. Hier, was halten Sie davon?“ Sie drehte den Block herum, damit Marguerite die Zeichnung sehen konnte.

„Oh, das ist wirklich lustig! Die dicke Dame mit dem kleinen Hund und die dünne Dame mit dem fetten Mops. Wie geschickt von Ihnen. Ich könnte niemals so gut zeichnen.“

„Die Technik ist gar nicht so gut. Ich zeichne nur zu meinem eigenen Vergnügen und zeige meine Zeichnungen nur selten jemandem.“

„Ich weiß nicht, was ich tun möchte.“ Wieder ließ das Mädchen die Schultern sinken, der kurze Moment der Lebhaftigkeit war vorüber. Es war nicht Langeweile oder Launenhaftigkeit, vielmehr schien ihr Blick ins Leere zu gehen, fand Sara. Das Problem reichte tiefer als eine schlichte Niedergeschlagenheit oder ein Anfall schlechter Laune, weil sie von ihrem Bruder ans Meer geschleppt worden war. „Ich kann nicht so gut zeichnen wie Sie. Ich sticke nicht gern …“

„Ich auch nicht. Hat Ihre Gouvernante darauf bestanden, langweilige Muster zu nähen?“ Marguerite nickte, also fuhr Sara ermutigt fort. „Ich halte in meinem Geschäft Nachmittagstees ab, zu denen die Damen ihre Arbeit oder ihre Schreibversuche mitbringen, miteinander plaudern, neue Projekte planen und sündhaft leckeren Kuchen essen. Es ist nicht nötig, dass Sie sich unterhalten, wenn Sie nicht möchten. Einige Damen lesen ganz einfach nur oder blättern in den Zeitschriften.“

„Ich nehme an, sie erzählen sich Geschichten von ihren Bewunderern.“ Der hübsche Mund wurde zu einer dünnen Linie zusammengepresst.

„Ganz und gar nicht.“ Interessant. Hat sie vielleicht eine Enttäuschung in der Liebe hinter sich? „Wir treffen uns nicht, um über Männer zu sprechen, sondern über Dinge, die uns amüsieren. Und Männer sind so oft alles andere als amüsant, nicht wahr?“

„Ja, das stimmt.“ Marguerite warf einen flüchtigen Blick zur Tür. „Was hat Lucian Ihnen über mich erzählt?“, fragte sie plötzlich.

Jeden Moment wird sie in Tränen ausbrechen, armes Kind. Was ist nur geschehen? Ich darf sie nicht anlügen. Sie würde es merken. Sie ist nicht dumm.

„Dass Sie krank gewesen sind, dass Sie hier sind, um zu genesen, sich aber sehr langweilen. Und er hofft, ich könnte etwas finden, womit Sie sich beschäftigen mögen. Wünschen Sie, wieder in London zu sein? Wenn Sie dort leben, meine ich.“

„Nein … Ja, dort steht unser Stadthaus, und dort wohnt mein Bruder. Ich wünschte, ich wäre in Frankreich.“ Die haselnussbraunen Augen mit den Lidern, die vom Weinen geschwollen zu sein schienen, blickten auf das Meer hinaus. „Ich wünschte, ich wäre tot“, flüsterte Marguerite so leise, dass Sara sich entschied, so zu tun, als hätte sie es nicht gehört. Was in aller Welt hätte sie zu dem armen Kind sagen können, das keine hohle Phrase gewesen wäre?

„Ich war noch nie in Frankreich. Ich wurde in Indien aufgezogen.“

„Ist Ihre Haut deswegen so goldbraun? Oh, verzeihen Sie. Es war ungezogen von mir, eine so persönliche Frage zu stellen. Aber Sie sind so beeindruckend.“

„Schon gut. Ich bin mütterlicherseits zu einem Viertel Inderin. Meine Großmutter war eine Radschput-Prinzessin.“

Plötzlich waren die Tränen in Marguerites Augen verschwunden. „Eine Prinzessin? Und Sie besitzen einen Laden?“

„Weil es mir Spaß bringt. Als mein Mann starb, wollte ich für eine Weile etwas Praktisches tun, um von allem fortzukommen, das bis dahin mein Leben ausgemacht hatte. Ich habe festgestellt, dass es hilft.“ Ein wenig. Meistens hält es sogar die Albträume in Schach.

Das würde wahrscheinlich alles bald an Mr. Duntons Ohren geraten oder wie er auch hieß, aber ihre wahre Identität war in Sandbay kein Geheimnis. In jedem Fall würde es den Mann verwirren. Würde er auch mit einer teils indischen Nachfahrin königlichen Geblüts flirten wollen?

Sie blickte zur Uhr auf dem Kaminsims. „Ich muss jetzt gehen. Kann ich heute Nachmittag mit Ihnen rechnen?“ Sara fragte fast schon gleichgültig, als wäre es ihr vollkommen egal, wie Marguerite sich entscheiden würde. Die junge Frau wurde viel zu sehr gedrängt, Dinge zu tun, die gut für sie waren, da war es nur natürlich, dass sie sich wehrte, weil es ihr das Gefühl gab, noch ein wenig die Kontrolle über ihr Leben zu behalten. Sara kannte diese Reaktion selbst sehr gut. Ohne Eile sammelte sie die Gegenstände ein, die Marguerite aus dem Korb genommen hatte, und schüttete die Muscheln wieder in das Glas zurück.

„Ja, das können Sie, vielen Dank. Muss mein Bruder auch kommen?“

„Oh, nein. Wir erlauben den Gentlemen nicht teilzunehmen. Er kann Sie selbstverständlich bringen und wieder abholen.“

Und endlich lächelte das Mädchen. Ein kleines, flüchtiges, aber immerhin ein Lächeln. Was in aller Welt mochte dem Kind nur zugestoßen sein? Und warum war die Beziehung zu ihrem Bruder so angespannt?

Sie verabschiedeten sich, Sara tief in Gedanken. Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, wurde ihr der Korb aus der Hand genommen.

„Was für eine Reaktion haben Sie erhalten?“

„Mr. Dunton, ich schlage vor, dass Sie Ihre Schwester fragen. Ich bin kein Vermittler zwischen Ihnen und ihr und werde sie ganz gewiss nicht für Sie ausspionieren.“ Dann sah sie die fest zusammengepressten Lippen und die Sorge in seinen Augen und gab nach. „Miss Dunton möchte heute Nachmittag zu unserem Tee kommen. Drei Uhr, nur für Damen.“

„Es sind alles auch respektable Damen …“, begann er.

„Entweder Sie vertrauen mir, Mr. Dunton, oder Sie tun es nicht. Einen guten Tag. Ich hoffe, Ihre Schwester nachher begrüßen zu dürfen.“ Sie hielt nicht inne, um zu sehen, ob ihm die Betonung seines Namens aufgefallen war. „Tim! Trag bitte meinen Korb, sei so lieb.“

Respektable Damen, also wirklich! Wofür hält er mich eigentlich?

Eine wilde kleine Schönheit. Lucian war versucht, ihrem Gassenjungen den Korb abzunehmen und Mrs. Harcourt wieder den Hügel hinaufzubegleiten. Dann erinnerte er sich, weswegen er hier war, und zwar nicht weil er mit Ladenbesitzerinnen flirten wollte, so redegewandt sie auch sein mochten. Oder wie schön. Mrs. Harcourt war schlank, hatte aber einen üppigen Busen, und sie war blond, grauäugig und hatte eine goldbraune Haut. Vielleicht floss in ihr italienisches Blut. Sehr schön, sehr selbstbeherrscht und schlicht, wenn auch teuer gekleidet. Das hatte er nicht erwartet vorzufinden, als er sich auf den Weg gemacht hatte, mit einer Ladenbesitzerin zu reden.

Er nickte dem Pförtner zu, der die Vordertür für ihn aufhielt, und schlenderte über die Straße, wo er sich an das Geländer lehnte, das den Weg vom Strand trennte. Von hier konnte er Mrs. Harcourt beobachten, die den Hügel hinaufging, ohne den Eindruck zu vermitteln, er starre ihr nach. Selbst in Bewegung strahlte sie eine Gefasstheit aus, die auf eine strenge Erziehung hinwies. Und wenn er dicht neben ihr stand, hing ein Hauch von Parfum in der Luft, ein aufwühlend exotischer Duft, der einen starken Kontrast zu der salzhaltigen Brise in dieser kleinen Stadt in Dorset bildete. Sandelholz und noch etwas anderes, etwas Würziges. Wahrlich eine Versuchung. Sein Körper reagierte heftig.

Ihre Stimme war nicht nur vornehm und wohlklingend, sie gehörte eindeutig einer Dame der feinen Gesellschaft. Was in aller Welt brachte eine Dame, eine anständige junge Witwe, dazu, sich in einem Badeort als Ladenbesitzerin auszugeben? Noch dazu nur unter dem Schutz ihres Miniaturpolizisten und ihrer Respekt einflößenden Hausgehilfin? Lucian wurde sich bewusst, dass das Rätsel nicht dazu beitrug, seine nicht zu leugnende Erregung zu dämpfen.

Wie lange war es her, seit er eine Frau genommen hatte? Seit der Albtraum mit Marguerite angefangen hatte. Vor fast sechs Monaten – eine sehr lange Zeit für ihn. Seit er erwachsen war, hatte er sich stets in einer diskreten Beziehung befunden. Manchmal waren es lediglich Affären gewesen, doch in letzter Zeit auch länger anhaltende Arrangements mit einer festen Geliebten. Es war ihm immer darum gegangen, weder seine Partnerinnen zu kompromittieren, noch sich selbst gefühlsmäßig zu sehr mit einer Frau zu verstricken. Niemals vergaß er, was er seinem Namen und seiner Stellung schuldig war. Der Ruf eines Frauenhelden, den sein Vater sich erworben hatte, hatte Lucian den Wunsch nach einem ausschweifenden Leben ein für alle Mal ausgetrieben. Dass er auch für seine Schwester Verantwortung trug, war ein weiterer Grund für ihn, diskret zu sein. Außerdem wollte er in der nächsten Saison einer passenden jungen Dame den Hof machen und sie heiraten – auch deshalb hatte er beschlossen, keine neue Geliebte zu suchen. Es war nicht seine Absicht, ein untreuer Ehemann zu sein.

Aber sechs Monate … Kein Wunder, dass der Gedanke an eine Geliebte ihm verlockend erschien. Und hübsche Witwen waren oft gern bereit zu einer kurzen Liaison. Was könnte also idealer sein, da sein Aufenthalt hier notgedrungen nur von kurzer Dauer sein würde? Für diese Witwe galt das aber wohl nicht, da sie ihm das beunruhigende Gefühl verlieh, Gedanken lesen zu können, und nicht die Absicht zu haben schien, ihm in dieser Hinsicht entgegenzukommen.

Mrs. Harcourt war inzwischen fast außer Sicht, ging noch immer langsam und sprach mit dem Jungen an ihrer Seite, der ihr den Kopf zugewandt hatte. Aus irgendeinem Grund erschien ihm das langsame Tempo nicht zu ihr zu passen – er konnte sie sich vielmehr in schneller Bewegung vorstellen, flink, wirbelnd, gefährlich.

Gefährlich? Er musste seine Fantasie wirklich ein wenig zügeln.

Er war aus dem Hotel gekommen und beobachtete sie, das spürte Sara, obwohl sie natürlich nicht den Fehler beging, sich nach ihm umzusehen. Sie beschleunigte ihre Schritte jedoch nicht – sollte er doch schauen. Sie würde gewiss nicht davonhuschen wie eine verschüchterte Jungfrau und preisgeben, wie sehr er sie verunsicherte.

„Gib das im Geschäft ab und bitte Dot um zwei Pennys“, sagte sie zu Tim. Sie selbst ging an Aphrodites Muschel vorbei und in das dritte Gebäude neben ihrem – Makepeaces Leihbibliothek und Warenhaus.

„Guten Morgen, Mr. Makepeace.“

James Makepeace saß hinter der Buchausgabe und stellte eine Bestellung für einen der Gäste des Hotels zusammen, während ein Page, der das Gewünschte überbringen sollte, darauf wartete. Er erhob sich, neigte den Kopf und setzte sich wieder. „Wie kann ich Ihnen behilflich sein, Mrs. Harcourt?“ Er wusste sehr wohl, wer sie wirklich war, so wie auch der Rest der Stadt, aber er hielt ihre beiden Identitäten, das Geschäft und ihr gesellschaftliches Leben, penibel getrennt voneinander, genau wie alle anderen.

„Ich würde gerne etwas im Adelsverzeichnis nachschlagen, wenn es verfügbar ist, Mr. Makepeace.“

Wenn die Bibliothek leer gewesen wäre, was nur selten vorkam, hätte er sie zurückhaltend mit Sara angesprochen, und sie hätte ihn James genannt, woraufhin er erröten und ihr eine Tasse Tee anbieten würde. Doch seine Werbung ging nie weiter als das.

Sara ermutigte ihn nicht, da es nicht fair gewesen wäre. Zwar mochte sie ihn sehr gern, aber nicht in romantischer Hinsicht. Außerdem hatte sie bereits eine Ehe mit einem süßen, weltfremden Mann hinter sich und wusste, dass sie einen ganz besonderen Gentleman brauchte, der sich nicht von ihrer direkten Art dominieren lassen würde. Der Bibliothekar war ein Freund, mehr nicht.

„Es steht auf dem üblichen Regal oben, Mrs. Harcourt. Bitte lassen Sie mich wissen, ob ich noch etwas für Sie tun kann.“

Sie bedankte sich und stieg die kurze Treppe zum Leseraum hinauf, von dem aus man einen Panoramablick auf die Bucht hatte. Einige Leute befanden sich im Sonnenschein auf dem Balkon und benutzten das Teleskop, zwei ältliche Gentlemen stritten sich erbittert darum, wer als Erstes die Times lesen durfte, und zwei junge Damen kamen aus der Leihabteilung heraus, in den Händen einen ganzen Stapel von Schauerromanen.

Sara fand den vertrauten, dicken roten Band von Debrett’s Peerage und legte ihn auf einen Tisch. Sie war kaum ein Jahr in die Gesellschaft eingeführt gewesen, als sie und Michael heirateten und sofort nach Cambridge umzogen, wo er seinen Posten an einem der Colleges antrat. Es war sehr gut möglich, dass sie einer ganzen Reihe von Mitgliedern des ton, einschließlich Mr. Dunton, nicht begegnet war, besonders da ihre Familie erst kurz vor Beginn der Saison von Indien nach England gekommen war.

Wenn ich mir einen falschen Namen zulegen wollte, würde ich einen nehmen, der meinem echten ähnlich ist, um ohne zu zögern darauf zu reagieren, wenn man mich damit anspricht, dachte sie. Mr. Dunton war ungefähr acht- oder neunundzwanzig Jahre alt, schätzte sie. Auf seiner Karte standen nur die Initialen L. J., allerdings hatte Marguerite ihn Lucian genannt. Das war also ein Anfang. Sara wollte mit den Marquesses anfangen und sich die Hierarchie hinunterarbeiten, weil sie glaubte, die Dukes zumindest zu kennen, wenn auch nur vom Sehen.

Es bestand die Möglichkeit, dass er der Erbe eines Titels war, was die Suche erschweren würde, aber sie ging eigentlich davon aus, dass er kein jüngerer Sohn war. Dieser Gentleman war mit dem sprichwörtlichen silbernen Löffel im Mund geboren worden, wenn nicht gar mit einem ganzen Besteck. Zwei Seiten brachten kein Ergebnis, auf der dritten fand sie, was sie suchte.

Lucian John Dunton Avery, dritter Marquess of Cannock, geb. 1790. Einzige Schwester Marguerite Antonia, geb. 1800. Landsitz Cullington Park, Hampshire.

Sara schloss das Buch mit einem zufriedenen Knall, worauf die älteren Gentlemen aufsahen und sie finster anfunkelten. Doch sie lächelte ihnen nur süß zu, und sie beugten sich wieder über ihre Zeitungen.

Warum nur hielt sich der Marquess inkognito im Hotel auf? Es war weder unmodern noch skandalträchtig, im Sommer seinen Urlaub in einem Badeort zu verbringen. Ungefähr die Hälfte des ton tat nichts anderes, auch wenn es sich hier um einen sehr ruhigen Badeort handelte und keinen Magneten für die Überflieger der feinen Gesellschaft wie zum Beispiel Brighton oder Weymouth.

Er floh gewiss nicht vor irgendwelchen Gläubigern, und wenn es einen Skandal um ihn gegeben hätte, wäre ihr das gewiss in den Zeitungen aufgefallen. Oder ihre Mutter hätte es ihr in ihren langen wöchentlichen Briefen erwähnt, in denen sie sich mit allem beschäftigte – von dem jüngsten Ehebruch bis zu den Vorlesungen in der Royal Society.

Also musste die Notwendigkeit für Anonymität mit seiner Schwester zusammenhängen, und da es keine Schande war, krank zu sein, ging es wohl um einen Skandal, der verborgen werden musste. Das arme Mädchen. Sara würde sie mit noch größerem Feingefühl behandeln müssen, wenn ihre Vermutung zutraf.

Sara stellte das Adelsverzeichnis wieder zurück auf seinen Platz im Regal und ging die Treppe hinunter.

„Haben Sie gefunden, was Sie suchten, Mrs. Harcourt?“

Sie war so in Gedanken versunken, dass James’ Frage sie zusammenfahren ließ. „Hm? Oh, ja, vielen Dank.“

„Werden Sie heute Abend im Gemeindesaal sein? Heute findet ein Ball statt.“ Obwohl James Makepeace schüchtern war, tanzte er doch sehr gerne, und das Programm im Gemeindesaal wies jede Woche während der Sommersaison an zwei Abenden einen Ball auf. Als Sara nickte, fragte er: „Werden Sie einen Tanz für mich reservieren, Mrs. Harcourt?“

„Selbstverständlich. Gleich den ersten.“ Sie ließ sich dieses Vergnügen nur selten entgehen. Während des Trauerjahrs hatte sie das Tanzen fast mehr als alles andere vermisst. Es war wohl sehr unwahrscheinlich, dass dem so ernsten, geheimnistuerischen Marquess mit seiner ausdruckslosen Miene etwas so Frivoles wie ein schlichter Ball in einem unbedeutenden Badeort zusprechen würde.

Lucian war versucht, Marguerite eine Sänfte zu rufen, die sie den Hügel hinauf zu Aphrodites Muschel bringen sollte, insgeheim amüsiert, dass es so etwas noch immer gab. Doch als er es vorschlug, lachte sie – sie lachte! – und er war so entzückt darüber, dass er es nicht ertragen hätte, sie wieder zu enttäuschen, indem er darauf bestand.

Sie war so verbittert, traurig und böse gewesen, und das natürlich seinetwegen. Alles war seine Schuld, wenn man Marguerite glauben wollte. Nicht die dieses Schurken. Die lebhafte, rastlose, begeisterungsfähige Marguerite war verschwunden und an ihre Stelle ein Mädchen voller Teilnahmslosigkeit getreten, an das er nicht mehr herankam. Selbst die Wut war erblasst, und das machte ihm am meisten Angst.

Marguerite war seine einzige Schwester, und Lucian war bewusst, dass der Altersunterschied und die Tatsache, dass er ein Mann war, sie beide auf Distanz gehalten hatte. Seine Kindheit war von sehr viel strengerem Regiment gewesen als ihre – Hauslehrer, Reit- und Fechtmeister und sorgfältig ausgewählte Spielgefährten aus angemessenen Familien der Umgebung hatten seine Tage angefüllt und ihm Gesellschaft geleistet. Lucian hatte niemals vergessen dürfen, dass er der Erbe eines uralten Titels war, der mit großer Verantwortung und einer Pflicht der Vergangenheit und der Zukunft gegenüber verbunden war. Marguerite war verwöhnt worden und eher ziellos von einer sie vergötternden Gouvernante erzogen worden. Kein Wunder, dass es sie so hart getroffen hatte, was geschehen war.

„Als ob ich durch die Straßen gekarrt werden wollte wie eine alte Witwe“, sagte sie und hakte sich bei ihm ein, wie sie es immer getan hatte, bevor sie davongelaufen war.

„Na ja, geh es aber langsam an“, tadelte er, um sich seine Freude nicht anmerken zu lassen. „Es ist ein Hügel.“

„Irgendwann muss ich wieder lernen, einen Hügel zu erklimmen, sonst würde ja alles fürchterlich platt sein“, erwiderte sie und öffnete ihren Sonnenschirm.

War das etwa ein Scherz gewesen oder gar ein Wortspiel? Vielleicht war die Flucht in diesen Badeort doch keine so schlechte Idee gewesen, und er war einfach nur zu ungeduldig, die Ergebnisse abzuwarten. Marguerite brachte den Anstieg ganz gut hinter sich, und ohne stehen bleiben zu müssen, um wieder zu Atem zu gelangen. Und sie betrachtete die Fensterauslagen, an denen sie vorbeikamen, sogar mit einem Ausdruck, der an Interesse grenzte.

Lucian brachte sie zu Aphrodites Muschel und ließ den Blick scheinbar beiläufig über die Frauen wandern, die sich bereits an dem langen Tisch versammelt hatten. Einige beschäftigten sich mit einer Handarbeit, andere plauderten miteinander. Alle sahen auf, als er und Marguerite eintraten, und danach wandten sich die Damen wieder ihrer Tätigkeit zu, ohne vulgär zu starren. Es schienen respektable, gut gekleidete Damen zu sein, die sich auf gebildete Weise ausdrückten und zwischen zwanzig und sechzig Jahre alt waren, wie Lucian schätzte.

Mrs. Harcourt stand an den Regalen, einige Bücher in den Händen, und sprach mit einer hochgewachsenen, ernst dreinblickenden Frau. „Sie könnten Ihre Erinnerungen entweder direkt in ein bereits gebundenes Buch schreiben und Ihre Zeichnungen auf die leeren Seiten verteilen, oder Sie arbeiten mit losen Blättern und binden es danach. Was vielleicht sicherer wäre, denn wenn Sie auf einer Seite etwas korrigieren wollten, könnten Sie die entsprechende Seite einfach ersetzen. Doch sehen Sie sich in jedem Fall an, was Sie von diesen Beispielen halten, Mrs. Prentice.“

Mrs. Harcourt entschuldigte sich und kam herüber, um die Neuankömmlinge zu begrüßen. „Miss Dunton, Mr. Dunton.“ Sie sah ihn an, und Lucian stellte fest, dass ihre intelligenten grauen Augen schalkhaft aufblitzten. Was konnte es sein, das sie so amüsierte? Allerdings schien sie nicht boshaft zu sein, vielmehr war es, als ginge es um ein Geheimnis, das nur sie beide kannten. Und wieder war da diese Anziehungskraft, die sie auf ihn ausübte und die ihn in völlig unangebrachten Situationen in Erregung versetzte. Andererseits hätte es ihn nicht wundern dürfen. Sie war eine hinreißende Frau, eine faszinierende Mischung aus Erfahrenheit und Jugend.

Er sehnte sich danach, sie zu berühren, mehr als ihm lieb war, und das ließ ihn schroff werden. „Bekommen Sie eine kleine Gebühr für die Erfrischungen?“

„Sixpence, wenn Sie so freundlich wären, Mr. Dunton.“

Lucian zog einen Handschuh aus, um das Kleingeld aus seiner Börse zu nehmen, und streckte Sara die kleine Münze entgegen, statt sie auf den Tresen zu legen. Sara hielt die offene Handfläche hin, und seine nackten Fingerspitzen streiften ihre Haut, als er das Silber hineinlegte. Zwar war ihm klar, dass sie wahrscheinlich genau wusste, was er tat, aber sie blieb vollkommen gelassen. Ihre Hand hatte sich warm und weich angefühlt, und das Bild ihrer goldbraunen Haut auf seiner erschien wieder vor seinem inneren Auge.

„Vielen Dank, Sir. Wann kommen Sie Ihre Schwester abholen? Es gibt eine ausgezeichnete Bibliothek nur wenige Meter weiter, wenn Sie es vorziehen zu warten.“

Also durfte er nicht im Laden bleiben und die Vorgänge beobachten. „Danke, ich werde mir in der Bibliothek die Zeit vertreiben“, sagte er mit einem absichtlich fröhlichen Lächeln, da er vermutete, dass sie mit einer vielsagenderen Antwort von ihm gerechnet hatte, vielleicht sogar mit einer Einladung zum Flirt. „Um halb fünf, Marguerite?“

„Hm? Oh … ja, danke.“ Seine Schwester war schon dabei, die Bücher und Broschüren zu studieren. Eine ältere Dame lächelte sie an und deutete mit einer leisen Bemerkung auf ein bestimmtes Buch. Marguerite nahm es aus dem Regal. Lucian nickte Mrs. Harcourt zu, setzte seinen Hut auf und verließ den Laden.

Draußen machte er sich auf die Suche nach der Bibliothek. Es war ein gutes Gefühl, Marguerite wieder so selbstbewusst zu erleben. Da ärgerte ihn nicht einmal die Tatsache, dass Mrs. Harcourt seinen diskreten Hinweisen so gut widerstand. Sie war immerhin eine respektable Dame mit einer gewissen Stellung in der Stadt, die sie verteidigen musste, und als Gentleman hatte er nicht die Absicht, ihren Ruf zu gefährden, wenn sie ihn nicht deutlich dazu aufforderte. Dennoch war es ein Jammer, denn er genoss die unterschwellig stattfindende Unterhaltung, die sie zu führen schienen. Oder vielleicht war es auch eher ein Duell.

3. KAPITEL

Zwei Stunden später sah Sara, wie Mr. Dunton – der geheimnisvolle Marquess, wie sie ihn insgeheim nannte – seine Schwester schließlich abholte, die Arme voller Päckchen. Sie hatte vorgeschlagen, Marguerite könne ihre Einkäufe und das Muschelprojekt, an dem sie angefangen hatte zu arbeiten, erst einmal hierlassen, und Tim würde ihnen dann alles ins Hotel bringen. Aber Marguerite war nur zufrieden, als sie ihrem Bruder die Arme damit füllte – trotz der Tatsache, dass kein Gentleman, geschweige denn ein Marquess, schwerbeladen in der Stadt herumlaufen sollte wie ein Lakai.

Doch seiner Miene nach zu urteilen, machte es ihm nichts aus, selbst einen Berg von Päckchen zu tragen, solange der Gesichtsausdruck seiner Schwester so begeistert war und ihre Wangen so rot waren. Sara wusste, dass er ihr eigentlich hätte unsympathisch sein oder sie ihm wenigstens gleichgültig gegenüberstehen sollen, denn er war genau die Art Mann, der sie aus dem Weg ging. Dennoch bewunderte sie seine Fürsorglichkeit für Marguerite.

Noch immer dachte sie an die Geschwister – vielmehr an den Bruder, wenn sie ehrlich sein wollte –, als sie die Tür verschloss und das Geld in der Kasse zu zählen begann, während Dot das Teegeschirr abräumte und abwusch. Die heutigen Einnahmen waren gut gewesen, wie Sara zufrieden feststellte. Sie trug die Summe in ein Kontobuch ein, bevor sie den Geldbeutel in den Safe schloss. Morgen würde sie zur Bank gehen müssen, was hocherfreulich war. Zwar brauchte sie das Geld eigentlich nicht, aber die Fähigkeit, Profit zu erwirtschaften, war der Hauptmaßstab für geschäftlichen Erfolg, und Sara versagte nicht gern.

„Da sind Sie ja, meine Liebe.“ Dot kam aus der Spülküche und hängte ein Tuch über einen Haken. „Alles fertig. Heute war viel los, was? Mir hat die Neue, dieses kleine Ding, sehr gut gefallen. Angenehme Manieren und kein bisschen selbstgefällig. Sieht aber so aus, als hätte sie eine schwierige Zeit hinter sich, die Arme. Es ist sehr hart, ein Baby zu verlieren.“

„Was?“ Sara stand so abrupt auf, dass sie sich den Kopf am Regal stieß. „Au! Was meinen Sie damit?“

„Sie trauert und ist traurig, und sie ist dünn, aber ihre Brüste nicht. Und Mrs. Pike stieß gegen sie, als sie die Brötchen weiterreichte, und das Mädchen zuckte zusammen und machte ein Geräusch, als würde es wehtun. Ich nehme an, ihre Brüste sind noch etwas empfindlich, das arme kleine Lämmchen. So wie bei mir, als ich unser zweites Baby verlor.“

„Aber sie ist doch so jung, gerade erst achtzehn, glaube ich. Oh, Dot, wie fürchterlich.“ Kein Wunder, dass ihr Bruder so ängstlich und fürsorglich war und sie einen falschen Namen angaben. „Wir müssen uns um sie kümmern, weil ich nicht glaube, dass sie eine Mutter oder eine Gesellschafterin bei sich hat. Keine Frau, mit der sie sprechen könnte. Nur ihren Bruder und ihre Zofe, nehme ich an. Ich würde mein Geschäft verwetten, dass er die meiste Zeit daran denkt, wie er den Mann umbringen kann, der seine Schwester verführt hat, und nicht daran, was es für sie bedeutet hat.“

Denn so verhielten sich Männer von Stand. Sie schützten die Ehre ihrer Frauen, ob die Frauen es nun wollten oder nicht. Was zur Folge hatte, dass Menschen starben, und die Frauen, um die es ging, mit eben jenen Regeln und Einschränkungen gefesselt wurden, die ihren Männern so wichtig waren. Ehre war alles für sie. Ihre Ehre, dachte Sara zornig.

Die Ansprüche männlichen Ehrgefühls hatten ihren Mann das Leben gekostet, dem Mann, von dem Sara geglaubt hatte, dass er über solchen antiquierten Ansichten stand. Und sie hatten sie hierher getrieben, in sichere Entfernung von der liebevollen Tyrannei ihres Vaters und Bruders. Sie konnte sich unmöglich von Marguerite abwenden.

„Wir werden unser Bestes für sie tun, so viel ist sicher.“ Dot warf sich ein Tuch über die Schultern und nahm ihren Korb in die Hand. „Ich mache mich schon mal auf den Weg nach Hause, um das Abendessen zu kochen. Danach gehen wir zum Dog and Mackerel, Farwell und ich. Was werden Sie tun, Schätzchen?“

„Zum Ball im Gemeindesaal gehen. Ich habe Mr. Makepeace einen Tanz versprochen.“

„Er ist vernarrt in Sie, wissen Sie, was er natürlich niemals zugeben wird, weil Sie doch sind, wer Sie sind.“

„Ich weiß. Ich ermutige ihn auch nicht, Dot. Ich möchte einfach nur befreundet sein mit ihm. Und nicht weil ich bin, die ich bin, sondern weil ich in ihm nicht mehr als einen Freund sehen kann.“

„Ja, natürlich, armer Kerl. Das weiß er, also brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, dass Sie ihm das Herz brechen. Er wäre sowieso nicht der Richtige für Sie, und es würde ihm wohl auch schwerfallen, es mit dem anderen aufzunehmen, der jetzt aufgetaucht ist.“

„Welcher andere?“ Als ob ich es nicht wüsste. „Wirklich, Dot, sollten Sie sich nicht auf den Weg nach Hause machen?“

Doch ihre Gehilfin, die für einen sanften Wink nicht besonders zugänglich war, machte es sich bequemer, indem sie die breite Hüfte an den Türrahmen lehnte. „Dieser Mr. Dunton. Aber wenn der ein schlichter Mister ist, bin ich die Duchess of Devonshire. Und Sie gefallen ihm. Nicht auf anständige Weise, das ist wahr, aber was würde ein bisschen Spaß im Bett schon schaden, da Sie doch ungebunden sind und keine Jungfrau, sozusagen?“

„Dot, hören Sie sofort auf damit. Ein bisschen Spaß im Bett, also wirklich! Ich würde niemals an so etwas denken.“

Was natürlich eine unverschämte Lüge ist. Ich habe kaum an etwas anderes gedacht, seit ich ihn das erste Mal gesehen habe. Der geheimnisvolle Marquess. Nur dass seine Anwesenheit hier kein so großes Geheimnis mehr war, nun da sie über seine Schwester Bescheid wusste.

„Nun ja, das sagen Sie so. Amüsieren Sie sich schön, und wenn es im Gemeindesaal zu langweilig wird, kommen Sie zum Dog und singen Sie ein Liedchen mit uns.“ Dot wandte sich lauthals lachend ab bei dem absurden Gedanken. Sara schüttelte, hin- und hergerissen zwischen Belustigung und Ärger, den Kopf.

Und jetzt nach Hause mit dir, mein Mädchen. Ein nettes Bad, ein paar Briefe beantworten, und dann zieh dich um und geh zum Gemeindesaal und seinen wilden Ausschweifungen – zumindest, was in Sandbay als solche gilt.

Sandbays Gemeindesaal war erst vor einem Jahr erbaut worden und war das Werk einer Vereinigung aller führenden Geschäftsmänner der Stadt. Es gab einen Ballsaal, ein Kartenzimmer, eine Teestube und die dazugehörigen Ruheräume, Garderoben und natürlich eine Eingangshalle.

Das Gebäude war heute festlich geschmückt, roch noch immer leicht nach Farbe und die darin stattfindenden Veranstaltungen erfreuten sich von Anfang an sowohl bei den Besuchern als auch beim hiesigen Landadel größter Beliebtheit. Sara bezahlte ihre Sänfte, gab ihren Umhang an der Garderobe ab und betrat die Teestube, die am Abend als eine Art Foyer diente. Eine kleine Gruppe neuer Besucher scharte sich um Mr. Flyte, den Zeremonienmeister, der sie sofort einfach stehen ließ, um sich auf Sara zu stürzen.

„Liebe Lady Sarisa, willkommen, willkommen.“ Sie war rangmäßig sein bedeutendster Gast, und ihr zu schmeicheln, war sehr viel wichtiger für den Zeremonienmeister als jedweder neu hinzugekommener niedriger Adelssprössling.

„Mr. Flyte, bitte lassen Sie sich nicht von mir unterbrechen. Sie sprachen gerade mit jenen Damen und Gentlemen.“ Sie verbeugte sich leicht vor den wartenden Besuchern, verärgert über Mr. Flytes Verhalten, und ging zum Ballsaal weiter.

Obwohl die Musik noch nicht begonnen hatte, füllte der Saal sich bereits. James Makepeace erschien an Saras Seite, mit leicht geröteten Wangen, aber elegant anzusehen in seinem besten Abendanzug. „Lady Sarisa, guten Abend. Sie haben doch nicht vergessen, dass Sie mir den ersten Tanz versprochen haben, hoffe ich?“

„Nein, natürlich nicht.“ Sie legte ihm die Hand auf den Arm, und gemeinsam schlenderten sie durch den Raum, begrüßten alte Freunde und blieben kurz stehen, um mit Sir Humphrey Janes, dem hiesigen Squire, zu plaudern, dessen Großvater die ersten Herbergen hatte erbauen lassen und damit überhaupt den Grundstein für einen Badeort gelegt hatte. Sein Sohn hatte in das Hotel und die Strandeinrichtungen investiert, und der jetzige Baronet sah es als seine Familienehre an, das gesellschaftliche Treiben in Sandbay zu beleben.

„Sie sehen heute ausgesprochen hinreißend aus, Mylady.“ Er beugte sich über ihre Hand, zog den Bibliothekar sanft auf wegen dessen Mut, die schönste aller Schönen zum Tanz zu führen, und warnte Sara vor dem Besuch, den seine Schwester ihr abzustatten beabsichtigte. „Sie plant einen Wohltätigkeitsbasar und durchkämmt die Stadt nach möglichen Komiteemitgliedern. Sie täten gut daran, nach Brighton zu fliehen, wenn nicht gar Scarborough, um in sicherer Entfernung zu sein.“

Es war das musikalische, satte Lachen, das Lucians Aufmerksamkeit erregte, sobald er den Ballsaal betrat, Mr. Flyte an seiner Seite. Unwillkürlich überlief ihn ein erwartungsvoller Schauer.

„Mr. Dunton, Sie dürfen nicht zögern, mich um meine Hilfe zu bitten, wann immer Sie etwas brauchen, solange Sie Gast in unserer kleinen Stadt …“

„Wer ist jene Dame? Im bernsteinfarbenen Kleid und den Smaragden. Die eben gelacht hat.“

Das konnte doch nicht sein, oder? Eine Ladeninhaberin in Seide und Edelsteinen? Vielleicht waren sie unecht, aber das bezweifelte er. Das Grün leuchtete im Kerzenlicht auf mit dem authentischen Feuer der Augen eines schwarzen Panthers.

„Das, Mr. Dunton, ist unsere angesehenste Bewohnerin, Lady Sarisa Harcourt, geborene Lady Sarisa Herriard, die einzige Tochter des Marquess of Eldonstone.“ Der Zeremonienmeister strahlte so stolz, als wäre er persönlich für das Erscheinen einer so erhabenen Persönlichkeit verantwortlich. „Eine Witwe, Sie verstehen“, murmelte er. „Wir schätzen uns glücklich, dass sie sich bei uns von ihrem Verlust erholt.“

„Mr. Flyte, heute Morgen brachte ich meine Schwester zu einem Geschäft namens Aphrodites Muschel und begegnete einer Mrs. Harcourt, die eine frappierende Ähnlichkeit zu dieser Dame aufwies.“ Hier spielte jemand Spielchen mit ihm, und es gefiel ihm ganz und gar nicht.

„Oh, still, Sir, ich bitte Sie.“ Flyte geriet in ziemliche Aufregung wegen dieser Indiskretion. „Ein wenig Exzentrizität darf man einer Dame doch wohl gestatten, nicht wahr?“

„Ach ja?“ Exzentrische, alte Witwen waren eine Sache, schöne junge Witwen eine ganz andere.

„Oh, gewiss. Lady Sarisa verleiht allen gesellschaftlichen und wohltätigen Anlässen in der Stadt ihren Glanz und amüsiert sich außerdem ganz harmlos damit, Damen jeden Alters kultivierte und einwandfreie Unterhaltung zu bieten.“ Er räusperte sich und senkte die Stimme. „Wir unterstützen sie darin, die zwei, sagen wir mal, Existenzen Ihrer Ladyschaft voneinander getrennt zu halten.“

Was zur Hölle hielt ihr Vater, der Marquess, bloß davon? Lucian konnte es sich nicht vorstellen. Er war dem Mann bereits vor zwei Jahren begegnet, ebenso wie seiner außergewöhnlichen Marchioness. Damals waren sie gerade aus Indien gekommen, weil Eldonstone den Titel geerbt hatte. Der Soldat der East India Company und seine exotische halb-indische Frau hatten einen ziemlichen Wirbel im ton verursacht, und dass sie auch einen Sohn und eine Tochter hatten, daran erinnerte er sich jetzt. Allerdings hatte er sie nicht kennengelernt, weil er an das Todesbett seines Vaters gerufen worden war und den Rest der Saison mit ihm verbracht hatte.

Lady Sarisa hatte das Aussehen ihrer Mutter geerbt, aber das blonde Haar und die grauen Augen ihres Vaters, die einen auffallenden Kontrast zu ihrer honigbraunen Haut bildeten. Einen Moment überlegte er, ob ihre Ehe ein Zerwürfnis mit ihrer Familie zur Folge gehabt hatte, aber wenn ja, dann hatte man sie jedenfalls nicht ohne einen Penny davongejagt, denn dieses Kleid und vor allem die Edelsteine hatte sie nicht mit ihrem Gewinn vom Geschäft gekauft.

Das kleine Streichorchester spielte schwungvoll zum ersten Tanz auf, und schon begaben sich die ersten Paare auf die Tanzfläche. Lady Sarisa wurde von jemandem begleitet, den Lucian ebenfalls erkannte, vom schlaksigen hiesigen Bibliothekar.

„Ich möchte Sie bitten, mich der Dame am Ende dieses Tanzes vorzustellen, Mr. Flyte.“

„Selbstverständlich, Sir. Es wäre mir ein Vergnügen.“

Lucian befand sich zwar inkognito hier, doch er wusste, dass Flyte insgeheim den hervorragenden Sitz seines teuren Frackrocks, seine Sprache und seine Manieren bemerkt hatte, die deutlich zeigten, dass er es durchaus würdig war, Sandbays wichtigster Einwohnerin vorgestellt zu werden. Er wunderte sich ein wenig über sich selbst. Zum ersten Mal gab er sich als ein schlichter Gentleman aus, und es entsetzte ihn ein wenig zu erkennen, wie verärgert er gewesen wäre, wenn man ihn ignoriert hätte.

Jetzt begab er sich erst einmal in das Kartenzimmer, da es ihm gegen den Strich gegangen wäre, hätte Lady Sara bemerkt, wie er ungeduldig auf sie wartete. Wenn sie Spielchen spielen wollte, würde er nicht daran teilhaben – zumindest nicht allzu offensichtlich. Wie sollte er sie jedoch behandeln? Gewiss konnte er mit ihr flirten, aber alles, was darüber hinausginge, wäre unangebracht gewesen. Bei dieser Frau handelte es sich nicht um eine hinreißende, aber unbedeutende Witwe am Rande der Gesellschaft.

Als der Tanz endlich zu Ende ging, fand Lucian sich wieder im Ballsaal ein, Mr. Flyte an seiner Seite.

„Lady Sarisa.“

Sie drehte sich um, und die Bewegung ließ ihren Duft zu Lucian hinüberschweben. Eindeutig Sandelholz mit einer zitrusartigen Kopfnote und einem erregenden Hauch von warmer weiblicher Haut – wenngleich auch Letzteres vielleicht eher seiner allzu lebhaften Fantasie zuzuschreiben sein mochte.

„Mr. Flyte.“ Ihre Lippen verzogen sich zu einem verführerischen Lächeln, und ihre grauen Augen schienen ein wenig von dem grünen Glühen der Smaragde an ihren Ohren und ihrem Hals aufzunehmen.

„Dürfte ich die Ehre haben, Eurer Ladyschaft Mr. Dunton aus Hampshire vorzustellen? Mr. Dunton, Lady Sarisa Harcourt.“

Lucian verbeugte sich, sie knickste. Mr. Flyte zog sich, offensichtlich zufrieden mit sich, zurück.

„Lady Sarisa.“

„Mylord.“

Einen Moment dachte er, er hätte sich verhört, doch dann sah er den Schalk in ihren Augen. „Für wen genau halten Sie mich, Madam? Sie müssen mich mit jemandem verwechseln.“

„Ich weiß genau, wer Sie sind. Der Marquess of Cannock. Beabsichtigen Sie, mich um einen Tanz zu bitten, Mylord? Ich bin noch nicht vergeben.“

„Ich wäre entzückt“, meinte er grimmig und bot ihr die Hand, als die Musiker aufspielten. „Wir müssen uns unterhalten, Lady Sarisa, aber nicht hier.“

„Nein, in der Tat. Ich werde Ihnen nach dem Tanz unsere Terrasse mit Meeresblick zeigen. Dort ist es wundervoll an einem so warmen Abend wie dem heutigen.“

„Davon bin ich überzeugt.“ Lucian zwang sich, sich auf den Tanz zu konzentrieren, einem komplizierten Ländler, dessen Schritte nicht so leicht zu bewältigen waren und der ihm wenig Gelegenheit gab, über die Art von Spielchen nachzudenken, die exzentrische junge Damen auf mondbeschienenen Terrassen spielen mochten.

„Es gibt aber keinen Grund, uns nicht über allgemeine Themen zu unterhalten“, meinte Lady Sarisa, als der Tanz sie nach einer Weile wieder zusammenführte. „Es sei denn, Sie sind ein unsicherer Tänzer. Dann werde ich selbstverständlich absolute Stille walten lassen. Sie brauchen mir nur ein Zeichen zu geben. Beabsichtigen Sie, lange in Sandbay zu bleiben, Mr. Dunton?“

„Ich fühle mich durchaus einer kleinen Unterhaltung gewachsen, danke. Ich dachte an einen Aufenthalt von einigen Wochen, Mrs. Harcourt.“

Sie lachte leise, als sie wieder voneinander getrennt wurden, und plötzlich wurde ihm klar, dass es sich nicht um ein Spielchen zwischen ihnen beiden handelte, sondern um etwas sehr viel Ernsteres. Sie wusste, dass er seine Schwester von der feinen Gesellschaft fernhielt und irgendetwas nicht stimmte. Und er hatte nicht die geringste Ahnung, ob er ihr vertrauen konnte, ob sie den Mund halten würde. Wen kannte sie, und sehr viel wichtiger noch, wem gegenüber könnte sie etwas ausplaudern? Wenn er Marguerites Ruf retten wollte, dann musste sie gesund und in guter Stimmung sein, damit sie in der nächsten Saison in die Gesellschaft eingeführt werden konnte, ohne dass auch nur der Hauch eines Verdachts aufkam, irgendetwas ginge nicht mit rechten Dingen zu. Und selbst dann würde es schwierig genug sein, einen Bewerber um ihre Hand zu finden, der bereit wäre, über alles hinwegzusehen, was geschehen war. Falls es überhaupt jemals zu einem Heiratsantrag kam.

Doch dieses Problem würde er angehen, wenn es so weit war. Jetzt musste er mit dieser Frau fertigwerden. Mit dieser aufreizenden, neckischen, wunderschönen Frau.

Als der Tanz endete, war Lucian kurz davor, Lady Sarisa hochzuheben und sie drohend über dem Meer baumeln zu lassen, wenn es das war, was er tun musste, um sie zum Schweigen zu verpflichten. Irgendwie gelang es ihm aber doch zu warten, bis sie die Tanzfläche verlassen hatten, und seine Worte dann wie einen Vorschlag klingen zu lassen und nicht wie einen Befehl. „Madam. Würden Sie vielleicht gern ein wenig an die frische Luft gehen?“

„Das wäre entzückend. Die Terrasse befindet sich in dieser Richtung.“

Der Gemeindesaal befand sich an dem einen Ende der Promenade, mit dem Rücken zum Meer, und zwar an der Stelle, wo der Strand sich zuspitzte und den niedrigen Klippen Platz machte. Bei Flut, wie in diesem Augenblick, schlugen die Wellen gegen die Klippen und die Mauer, die sich genau unter der Terrasse befand. Bei stärkerem Wind wären sie von der Gischt durchnässt worden. Doch im Moment herrschte lediglich eine sanfte Brise, und mit dem Mondlicht, das die Laternen entlang der Brüstung unterstützte, war die frische Luft eine willkommene Abwechslung von der Hitze und dem Lärm im Ballsaal.

Lucian fiel auf, dass mindestens ein halbes Dutzend Paare über die Terrasse schlenderten. „Wir werden angemessen beaufsichtigt, wie ich sehe.“

„Bald werden wir allein sein, aber ich bin nicht so unvorsichtig, was meinen Ruf angeht, um auf die Terrasse zu kommen, wenn sie bereits leer ist, My… Mr. Dunton.“

„Wenn Ihr Ruf es überlebt, dass Sie die Hälfte Ihrer Zeit damit zubringen, ein Geschäft zu führen, Lady Sarisa, würde ich meinen, dass er so ziemlich alles überleben kann.“

„Sara, bitte. Nirgendwo sonst wäre das der Fall, aber Sandbay ist kein Badeort, an dem sich der ton aufhält. Eines Tages, wohl schon bald, wird Sandbay in Mode kommen, und dann werde ich plötzlich respektabler werden oder von hier fortgehen müssen.“ Sie nahm die Hand von seinem Arm und ging auf die Brüstung zu.

Lucian kam es vor, als wäre es plötzlich viel kühler geworden. „Sie fürchten nicht, dass Ihre Maskerade als Ladeninhaberin Ihrem Ruf bereits bleibenden Schaden zugefügt hat?“

Mit rauschenden Röcken drehte Lady Sara sich um und lehnte sich mit beiden Ellbogen auf die Steinbrüstung. Die bernsteinfarbene Seide schmiegte sich an ihren Körper und betonte ihre schlanken Beine und die verführerischen Rundungen darunter. Lucian bemühte sich, den Blick auf ihrem Gesicht verweilen zu lassen, wenn er auch fürchtete, dass ihm die Mühe anzusehen war.

„Es ist keine Maskerade. Ich bin eine Ladeninhaberin, nur eben nicht die ganze Zeit über.“ Sie seufzte. „Wie ich sehe, hatte ich recht, Mr. Dunton. Sie gehören zu jenen Männern, die glauben, das Wichtigste im Leben einer Frau sei ihr Ruf, und was einen guten oder schlechten Ruf ausmacht, wird von den Launen der guten Gesellschaft diktiert.“

„Das sind ja wohl kaum Launen. Die Konventionen erhalten unsere moralischen Maßstäbe und beschützen besagte Dame vor Beleidigungen.“ Lieber Himmel, ich klinge wie eine verkrustete alte Matrone.

„Sie finden, das Führen eines Geschäfts wie dem meinen mindere in irgendeiner Weise meine Moral?“ Sie schien auf diese herausfordernde Frage wirklich eine Antwort zu erwarten. „Wenn ich meine Kundinnen ausnehmen oder betrügen würde, dann wäre ich Ihrer Meinung. Aber mir scheint, dass die Gesellschaft zu träge ist, im Einzelfall genauer hinzuschauen, und generell alles ohne Sinn und Verstand verurteilt. Was nur zur Folge hat, dass Frauen eingesperrt werden.“

„Die Regeln sind dazu da, Frauen zu schützen, nicht sie einzusperren.“

„Jedenfalls unternehmen sie nicht viel für Frauen, die weder über Geld noch Einfluss verfügen und für ihren Lebensunterhalt arbeiten müssen. Und sie schränken Damen in allem ein.“ Ihre Stimme zitterte leicht vor Leidenschaft.

Er hätte sie schütteln können, weil sie sich so sehr irrte. „Es ist die Pflicht eines Gentlemans, eine Dame zu beschützen. Es ist Ehrensache. Sie wissen genau, dass Ihr Vater und Bruder dasselbe sagen würden, und auch Ihr Gatte hätte mir zugestimmt.“

„Oh ja, er stimmte ihnen allen zu. Am Ende.“ Wieder bebte ihre Stimme, und einen Moment lang war ihm, als versuchte sie, ihre Tränen zurückzuhalten. Doch dann ging sie wieder zum Angriff über. „Worauf es doch im Grunde nur hinausläuft, ist das männliche Ehrgefühl, weil wir euer Besitz sind.“

„Eine Dame muss beschützt werden.“ Lucian ging energisch auf sie zu, blieb aber in sicherer Entfernung von der Brüstung stehen. Das aufreizende Geschöpf zu schütteln, würde seine Argumente nicht gerade unterstützen, und sie zu küssen, wäre sogar noch verheerender gewesen. „Wie sind Sie zum Beispiel heute Abend hergekommen? Diese Straßen und Gassen sind dunkel, und alle möglichen Verbrecher könnten darin lauern.“

„Mit einer Sänfte und denselben zwei vertrauenswürdigen, kräftigen Sänftenträgern, die ich immer engagiere. Und sollten verzweifelte Straßenräuber hervorspringen und es fertigbringen, beide zu überwältigen, kann ich mich auch allein verteidigen.“

„Wie denn? Mit scharfen Worten?“, entgegnete er bissig, machte zwei lange Schritte auf sie zu und blieb vor ihr stehen, die Hände zu beiden Seiten von ihr, sodass Sara gegen die Brüstung gedrückt wurde. „Männer sind stärker und bösartiger, als Sie sich vorstellen können.“

„Und auch verletzlicher“, meinte sie leise. „Sehen Sie nach unten, Mylord. Nicht nur meine Worte können scharf sein.“

Er blickte nach unten, als er einen Druck gegen den Vorderteil seiner Kniehose spürte. Etwas blitzte im Mondlicht auf, scharfer Stahl, den Sara mit sicherer Hand hielt. Lucian erstarrte. „Wo kommt das her?“

4. KAPITEL

Sara lächelte zufrieden, während sie die Miene des Marquess betrachtete. „Aus meinem Ärmel. Die jetzige Mode für lange Ärmel macht einem das Leben so viel einfacher. Ich trage zwei Messer und drei Haarnadeln bei mir, die in Wahrheit keine Haarnadeln sind. Und die Kordel, die durch den Rand meines Retiküls gezogen ist, hat genau die richtige Länge für eine Schlinge. Ich habe noch mehr Dinge in meinem Repertoire, aber die behalte ich lieber für mich für den Fall, dass ich sie einsetzen muss.“

„Wer zur Hölle hat Ihnen beigebracht, ein Messer zu benutzen?“ Und eine Schlinge? Der gefährlich intime Druck ließ nach, und als er wieder einen Blick wagte, war die Klinge verschwunden.

„Meine Mutter. Am Hof ihres Onkels lernten sie und die anderen Damen zu kämpfen. Wäre je ein Feind ins Fort eingedrungen, hätten sie sich verteidigt oder wären lieber gestorben, als gefangen genommen und entehrt zu werden. Ihre Ehre lag in ihren eigenen Händen, verstehen Sie.“ Sie lächelte. „Mein Vater und mein Bruder haben zwar dafür gesorgt, dass ich eine gewisse Bildung erhalten habe, sind aber leider beide zu sehr Europäer, um mich selbst Duelle austragen zu lassen.“

„Das will ich doch hoffen.“

„Seien Sie nicht so bieder, Mylord.“

Bieder! Die Affären seines Vaters hatten seine Mutter tief verletzt, wenn sie sich auch nicht hatte anmerken lassen, dass sie von ihnen wusste. Als Jüngling hatte Lucian alles beobachtet und gelauscht und am Ende seinen Vater verurteilt. Ein Gentleman verhielt sich auf eine gewisse Weise, oder zumindest musste er nach außen hin den Anschein erwecken, sich so zu verhalten. Der äußere Schein war alles. Doch für Lucian war es nicht mehr gewesen als Heuchelei, und er hatte sich geschworen, nie so zu werden. Ein Gentleman durfte keiner Dame wehtun, er musste sie beschützen – mit seinem Leben, wenn nötig.

Dass er deswegen allerdings bieder genannt wurde, war mehr, als er ertragen konnte. Die Musik hatte wieder eingesetzt. Lucian sah die übrigen Paare in den Saal zurückkehren und stellte schließlich fest, dass Sara und er allein waren. „Sie halten mich also für bieder?“, fragte er finster.

Sie nickte. So dicht standen sie voreinander, dass ihr Haar fast sein Gesicht berührte. Sandelholz und aufregende Frau …

Lucian beugte sich vor und küsste sie. Er nahm die Hände von der Brüstung, sodass Sara seitlich hätte vorbeischlüpfen können, wenn sie gewollt hätte, dann schloss er die Augen und kostete von ihrer sinnlichen, gefährlichen Note. Die Hände, jetzt ohne jede Waffe, legte sie ihm auf die Schultern, und Lucian schlang ihr die Arme um die Taille, spürte die aufregende Rundung ihrer Hüften und widerstand dem Drang, die Hände auf ihre Brüste zu legen.

Sie war eine verheiratete Frau gewesen, also kannte sie die sinnlichen Freuden des Ehebetts – und das war nur allzu deutlich an der offenen Art zu erkennen, mit der sie seinen Kuss erwiderte, an der Zungenspitze, die geschickt die seine suchte, und der schamlosen Art, wie sie ihren Körper fest an seinen schmiegte. Sie zu küssen, zu halten, war genauso aufregend, wie er es sich ausgemalt hatte, seit er sie das erste Mal gesehen hatte. Und jetzt wollte er mehr. Er wollte sie ganz – nackt, in seinen Armen, in seinem Bett.

Lucians Kuss war genauso hinreißend, wie sie es sich erträumt hatte, seine Hände auf ihrem Körper genauso stark. Die Anspannung seiner Muskeln zeigte ihr, wie mühsam er sich zurückhielt, und das war sehr beruhigend. Sie hatte diesen Mann also nicht falsch eingeschätzt. Er begehrte sie, aber würde sie bitten, bevor er sie nahm, und er würde aufhören, wenn sie es von ihm verlangte.

Doch es war eine Sache, in einem Kuss zu schwelgen, und etwas ganz anderes, ihn womöglich glauben zu lassen, ihre Absichten gingen noch weiter – so weit wie ihre Begierde. Zu ihrem Erstaunen kostete es sie viel Kraft, Lucian von sich zu schieben. Einen letzten Moment erlaubte sie sich jedoch noch, seine Lippen zu schmecken.

Er nahm die Hände von ihrer Taille und trat zurück. Seine Miene war unmöglich zu deuten im schwachen Licht. „Ich muss mich entschuldigen.“

„Warum?“ Sie war ehrlich überrascht. „Wenn ich hätte protestieren wollen, wäre Ihnen das nicht entgangen. Ich wollte, dass Sie mich küssen.“

„Warum?“, fragte er und stand regungslos vor ihr. Sara wurde klar, dass das Licht einer Lampe ihr Gesicht erhellte, und er ihren Ausdruck aufmerksam studierte.

„Weil Sie ein attraktiver Mann sind, weil mir das Küssen fehlt, und weil ich neugierig war.“

„Und ist Ihre Neugier befriedigt worden?“, fragte er trocken.

„Vollkommen, vielen Dank.“

Er rührte sich leicht, und das Licht ließ den unteren Teil seines Gesichts sehen. Ein Hauch von einem Lächeln umspielte jene Lippen, die sie gerade so herrlich geküsst hatte. „Und?“

„Nichts weiter. Ich weiß, warum Sie sich unter falschem Namen hier aufhalten, und ich weiß, wie es ist, Sie zu küssen.“

„Sie wissen, warum? Wie könnten Sie das?“ Jeder Hauch von Sinnlichkeit war aus seiner Stimme verschwunden. Sara war plötzlich froh, die Stütze der kühlen Steinbrüstung hinter sich zu spüren.

„Weil Dot weiß, wie es ist, ein Baby zu verlieren.“

Dass er scharf einatmete, war trotz der Wellen zu hören, die unten am Strand anbrandeten.

„Keine von uns würde auch nur im Traum daran denken, ihr Geheimnis zu verraten, und ich denke nicht, dass es außer uns irgendjemandem auffallen wird, es sei denn, sie wüssten, wie traurig und zerbrechlich sie ist.“ Als Lucian nichts sagte, wagte sie es, ihm die Hand auf den Arm zu legen. „Marguerite kann froh sein, Ihre Unterstützung zu haben.“

Er zuckte mit den Schultern. „Ich komme mir so hilflos vor. Ich weiß nicht, wie ich ihr helfen soll, wie ich sie erreichen kann. Sie weist alles zurück, was ich auch versuche.“

„Sie müssen ihr Zeit lassen. Sie trauert.“ Im Ballsaal war Applaus zu hören, da ein weiterer Tanz zu seinem Ende gekommen war. „Wir können uns hier nicht sehr viel länger unterhalten, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Morgen früh ist das Geschäft geschlossen. Kommen Sie dann. Ich würde Marguerite gerne helfen, wenn ich kann. Ein liebevoller Bruder ist eine wundervolle Sache, aber ich vermute, sie hat das Bedürfnis, mit einer Frau zu reden.“

Lucian legte die Hand auf ihre. „Was eben geschehen ist …“

„Ist ein Moment, der sich nicht wiederholen darf? Selbstverständlich wird er das nicht. Ich habe Ihnen gesagt, ich war nur neugierig, und nicht, dass ich eine Affäre erwarte. Und außerdem möchten Sie doch sicher nicht, dass eine Frau, mit der Sie eine unrechtmäßige Beziehung unterhalten, sich in der Nähe Ihrer Schwester aufhält, oder?“

Sein kühles Schweigen sagte alles. Wohin war nur die prickelnde Wärme von eben verschwunden? Sara nahm ihre Hand von seinem Arm, hob den Saum ihres Kleides an und ging auf eine Seitentür zu. „Ich begebe mich zum Erfrischungsraum. Es wäre besser, wenn wir nicht gemeinsam wieder hineingehen.“

So viel zu deiner Annahme, du seist erfahren genug, um mit jedem Gentleman fertigzuwerden, der deinen Weg kreuzt, tadelte sie sich im Stillen. Kein Wunder, dass er ganz kühl geworden war. Sie hatte ihm zu verstehen gegeben, sie sei verfügbar, und er hatte sich dann zurückgezogen. Er musste ja denken, dass sie vollkommen schamlos sei oder es ihr Spaß machte, Männer abblitzen zu lassen. Beide Möglichkeiten versetzten sie in so tiefe Verlegenheit, wie sie sie seit Jahren nicht mehr empfunden hatte.

Der Raum, in dem die Damen sich frischmachen konnten, war zu ihrer Erleichterung leer bis auf das Dienstmädchen, das aufstand, als Sara eintrat, knickste und im Hintergrund wartete.

Sara setzte sich an die Frisierkommode und gab vor, sich mit ihrer Frisur zu beschäftigen. Was hast du denn erwartet? schimpfte sie stumm mit sich. Was sie gewollt hatte, war ein Moment der Tollheit, die Berührung eines männlichen Mundes, die Bestätigung, dass sie sich nicht mit einem Leben ohne Leidenschaft zufriedengab. Und Lucian hatte selbstverständlich angenommen, dass sie mehr wollte, vielleicht sogar eine ausgewachsene Affäre.

Vielleicht will ich das ja wirklich. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass das eheliche Liebesspiel ihr fehlen würde. Es war natürlich sehr schön gewesen mit Michael. Sie hatte ihn geliebt, und er war zärtlich und behutsam gewesen. Wenn sie es sich recht überlegte, vielleicht ein wenig zu respektvoll. Das Geflüster, der Klatsch aus dem Mund anderer Frauen beschrieben die Leidenschaft zwischen Mann und Frau als aufregend, mitreißend, unvergleichlich. Saras Erfahrung hatte ihr gezeigt, dass es angenehm sein konnte, gelegentlich aufregend. Und die Intimität und das Vertrauen ineinander hatten sie und Michael gewiss nähergebracht. Aber mitreißend und unvergleichlich? Der Kuss eben war mitreißend gewesen. Sara hatte am ganzen Leib gezittert. Aber das lag vielleicht nur daran, dass es kein erlaubter Kuss zwischen einem verheirateten Paar gewesen war, sondern ein verbotener.

Der Marquess of Cannock war ein sehr anziehender Mann, der sie offenbar ebenfalls attraktiv fand. Und das an sich war schon erregend. Andererseits war er genau die Sorte Mann, die sie niemals heiraten würde, die Sorte, die ihre Frauen mit ihrer Ehre ersticken, sie kontrollieren wollten – selbst wenn es in bester Absicht geschah. Tagträume und erotische Nachtträume waren kein Grund für sie, sich mit einem Mann einzulassen, den sie nicht die Absicht hatte zu heiraten.

Sara betrachtete stirnrunzelnd ihr Spiegelbild. Es hatte lange gedauert, bis sie sich von Michaels Tod erholt hatte. Sie wäre verrückt, ihr Herz für einen so grundverschiedenen, so gefährlichen Mann zu riskieren. Entschlossen schüttelte sie den Kopf. Wichtig war in diesem Fall nur Marguerite, und Sara würde vor morgen nichts für das Mädchen tun können. Jetzt würde sie erst einmal in den Ballsaal zurückgehen und tanzen und sich amüsieren. Und sollte Mr. Dunton sich mit den anderen Damen amüsieren wollen … umso besser.

Lucian erklomm am nächsten Morgen den Hügel zu Aphrodites Muschel hinauf. Er hatte sich nicht mehr so unsicher einer Frau gegenüber gefühlt, seit er achtzehn gewesen war. Lady Sara oder vielmehr Mrs. Harcourt, da es Tag war und sie sich erst abends in ein so viel bezaubernderes Geschöpf verwandelte, war weder indiskret noch mutwillig oder gefühllos. Was sie nach dem Kuss auch von ihm halten mochte, sie würde seiner Schwester nicht schaden. Aber was hatte das zu bedeuten gehabt? Sie war nicht unerfahren, und doch hatte sie den Kuss als eine flüchtige Zerstreuung abgetan. Es war also keine Einladung zu einer Affäre gewesen, wie er vermutet hatte.

War sie wirklich so sinnlich, so schön, so frei und doch so unschuldig? Er erreichte die Tür, deren Vorhang vorgezogen war und an der ein Schild verkündete, dass das Geschäft geschlossen war, und klopfte.

Als die Tür geöffnet wurde, war es die Ehrfurcht erregende Mrs. Farwell, die vor Lucian stand. Sie trat auf die Straße hinaus, bevor sie ihn einließ, und Lucian erkannte, sie wollte jedem zufälligen Beobachter zu verstehen geben, dass Mrs. Harcourt diesen Gentleman nicht ohne Anstandsdame empfing.

Lucian gestand sich ein, dass trotz seiner Welterfahrenheit dieser Besuch Unruhe in ihm auslöste. Von Anfang an hatte Sara ihn auf dem falschen Fuß erwischt. Wenn er allerdings ehrlich war, musste er zugeben, dass sie nichts getan hatte, damit er wieder und wieder falsche Schlüsse zog – über ihre Identität, ihre Moral und ihre Verfügbarkeit. Und auf nichts von allem war er besonders stolz, erkannte er, während er darauf wartete, dass Mrs. Farwell die Tür abschloss.

„Lady Sara ist auf dem Balkon“, verkündete sie mit einer weit ausholenden Geste ihrer Hand zu einer Tür an der gegenüberliegenden Wand. „Ich bereite den Tee. Wahrscheinlich wollen Sie Kuchen. Das wollen die meisten Männer.“ Nachdem sie also einen Marquess zu einem kleinen Jungen degradiert hatte, der gierig nach Süßigkeiten verlangte, stapfte sie davon.

Autor

Louise Allen
<p>Louise Allen lebt mit ihrem Mann – für sie das perfekte Vorbild für einen romantischen Helden – in einem Cottage im englischen Norfolk. Sie hat Geografie und Archäologie studiert, was ihr beim Schreiben ihrer historischen Liebesromane durchaus nützlich ist.</p>
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Julia Justiss
<p>Julia Justiss wuchs in der Nähe der in der Kolonialzeit gegründeten Stadt Annapolis im US-Bundesstaat Maryland auf. Das geschichtliche Flair und die Nähe des Meeres waren verantwortlich für zwei ihrer lebenslangen Leidenschaften: Seeleute und Geschichte! Bereits im Alter von zwölf Jahren zeigte sie interessierten Touristen das historische Annapolis, das für...
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