Historical Saison Band 68

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EIN FEST DER LIEBE FÜR DEN CAPTAIN von CARLA KELLY
Nie hat Captain James Grey die betörende Theodora vergessen, die ihn nach einem Malaria-Anfall gesundgepflegt hat. Jahre später findet er sie zur Weihnachtszeit und schöpft Hoffnung. Aber warum behauptet Theodora, dass sie niemals seine Braut werden könne?

EIN HERZENSBRECHER UNTERM MISTELZWEIG von CHRISTINE MERRILL
Auf einer Weihnachtsgesellschaft trifft Faith den teuflisch charmanten James Leggett. Im Schein der Kerzen kommen sie sich näher. Doch Faith darf sich auf keinen Fall auf ihn einlassen - denn sie hat gerade einer Zweckehe mit einem anderen Mann zugestimmt!

EINE WEIHNACHTSBRAUT FÜR DEN LORD von HELEN DICKSON
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  • Erscheinungstag 29.10.2019
  • Bandnummer 68
  • ISBN / Artikelnummer 9783733737429
  • Seitenanzahl 448
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Carla Kelly, Christine Merrill, Helen Dickson

HISTORICAL SAISON BAND 68

1. KAPITEL

Plymouth, England, 1. Oktober 1802

Captain Grey, bitte entschuldigen Sie … Dies hier fand ich unter einer Schachtel in dem Lagerraum, den ich den Offizieren zur Verfügung stelle.“

Mrs. Fillion hielt ihm mit zitternder Hand einen arg ramponierten Brief hin. James legte seinen Suppenlöffel beiseite und nahm ihn entgegen. Eifrig suchte er nach dem Absender. Er mochte ein stoisches Naturell haben, doch unwillkürlich sog er scharf den Atem ein, als er ein einziges Wort sah: Winnings.

„Was? Wie?“ Mehr brachte er nicht heraus. Er hielt den brüchigen Umschlag so vorsichtig, als wäre er ein Relikt aus einer antiken Grabstätte. Seit Napoleon den Krieg begonnen hatte, war Mrs. Fillion, die Besitzerin des „Drake“, so freundlich, ihr Hotel in Plymouth als inoffizielle Post- und Sammelstation zur Verfügung zu stellen. Wenn sie doch nun nur nicht so außer Fassung wäre! Er bedeutete ihr, sich zu setzen.

„Es kam nämlich so“, erzählte sie bedauernd. „Ich hatte eine Schachtel mit den persönlichen Sachen eines armen toten Offiziers auf den Brief gestellt, den ich für Sie verwahrte. Unglücklicherweise habe ich Sie dann jahrelang nicht mehr gesehen.“

„Weil mich diverse Reisen auf die andere Seite der Welt führten“, erklärte er. „Machen Sie sich nur keine Gedanken.“ Er starrte den Umschlag an. „Wissen Sie ungefähr, wie lange der schon da lag?“ Fast fürchtete er sich, ein so morsches Dokument zu öffnen.

Er konnte nicht verhindern, dass er zusammenzuckte, als sie antwortete: „Seit 1791. Auf der Schachtel, die ich daraufstellte, steht seitlich 1792 geschrieben.“ Sie seufzte. „Elf Jahre, Captain. Ich hoffe, es war nichts schrecklich Wichtiges.“

Vermutlich nicht. Als James nach seinem Heiratsantrag, den er Theodora Winnings per Brief gemacht hatte, nichts mehr von ihr hörte, war ihm natürlich klar gewesen, was das bedeutete. Zu jenem Zeitpunkt war er Erster Leutnant gewesen, und da seine berufliche Laufbahn ihn während des überwiegenden Teils des folgenden Jahrzehnts auf der anderen Seite der Welt festhalten würde, war er sich sowieso ein wenig töricht vorgekommen, die süße Teddy Winnings um ihre Hand zu bitten. Danach schlug er sich die Sache aus dem Kopf, außer wenn er zur Wache eingeteilt war, wo er dann genug Zeit hatte, sich über so viel Charme, Wohlwollen und Nächstenliebe in einer so reizenden Gestalt Gedanken zu machen. Und er schob oftmals Wache. Jetzt jedoch musste er Mrs. Fillion aufheitern.

„Quälen Sie sich nicht, Mrs. Fillion“, sagte er, „Ich war frischgebackener Erster Leutnant und machte einer einnehmenden jungen Person in Charleston – das ist in Süd-Carolina – einen Antrag. Per Brief, woran Sie sehen, wie grün ich war.“ Er lachte und hoffte, es klänge echt.

Mrs. Fillion lächelte, was ihn erleichterte. „Captain, wenn die einnehmende junge Person nun zufällig erschiene, wären Sie denn dann kühn genug, sie persönlich um ihre Hand zu bitten?“

„Unwahrscheinlich. Ich bin reife siebenunddreißig Jahre und diene in einem gefährlichen Beruf. Warum das einer Frau aufbürden?“

„Sie unterschätzen die Frauen, Captain.“

„Ich habe schon zu lange Glück gehabt.“ Er griff wieder zu seinem Löffel, woraus Mrs. Fillion schließen durfte, dass sie ihren Rundgang zwischen den anderen Gästen fortsetzen konnte.

Im Speiseraum herrschte weniger Betrieb als sonst. Das lag an dem Friedensvertrag von Amiens, weswegen die meisten Kriegsschiffe in ihren Häfen ankerten und die Offiziere ungemütlich auf Halbsold gesetzt waren, sodass sie knausern mussten, während die Mannschaften, ohne Löhnung einfach an Land entlassen, sogar hungerten. So gut wie sicher würde der Krieg wieder ausbrechen, doch bis dahin bedeutete das, in Häfen wie Plymouth und Portsmouth gab es knappe Zeiten.

James wartete, bis die Wirtin in ein Gespräch mit einem anderen Offizier verwickelt war, ehe er den altersschwachen Brief aufnahm. Elf Jahre – eine zu lange Zeit, um noch zu hoffen, dass der Inhalt zu seinen Gunsten sprach. Welche Glut auch dereinst loderte, sie war längst erloschen, ob Theodoras Antwort nun ja oder nein gelautet hatte.

Seine Zeitung hatte er inzwischen gelesen, doch seine Suppe noch nicht aufgegessen. Er konnte genauso gut schauen, was Teddy vor all diesen Jahren geschrieben hatte. Vorsichtig schnitt er den Umschlag auf und sah missmutig, dass das Papier voller Wasserflecken war.

Ja. Das Wort sprang ihn förmlich an. Mein Gott, sie hat mich geliebt, dachte James. Der Rest des Briefs bestand fast nur aus zerlaufenen Tintenklecksen und war kaum lesbar. Er mühte sich, etwas zu erkennen, und glaubte die Worte … du musst erfahren … lesen zu können und weiter unten auf der Seite … ich hätte … sollen … Die Schachtel, die Mrs. Fillion auf den Brief gestellt hatte, war wohl feucht gewesen. Die Buchstaben waren einfach nicht mehr zu entziffern.

Die Suppe war vergessen; James lehnte sich auf dem Stuhl zurück und starrte aus dem Fenster, wo Herbstregen die Scheiben hinabrann. Einen ersten Blick auf Theodora Winnings hatte er durch die Dunstschleier eines Fiebers erhascht, so als schaute man vom Grund eines Sees hinauf. Es war sein zweiter Rückfall nach der Ansteckung mit Malaria. Da die Fregatte „Bold“ friedlich im Hafen von Charleston ankerte, hatte der Schiffsarzt ihn an Land geschafft und ihn der gütigen Pflege der Barmherzigen Schwestern überlassen.

An die erste Woche hatte er keinerlei Erinnerung außer der an seinen stinkenden Schweiß und seinen Wunsch zu sterben. Gegen Ende der Woche erinnerte er sich vage an einen Besuch seines Kapitäns, der erklärte, die „Bold“ werde nach Jamaika segeln, jedoch in zwei Monaten zurückkehren. Man hoffe, ihn dann lebend vorzufinden. Der Tod wäre ihm damals lieber gewesen. Selbst in seinem verwirrten Geist wusste er jedoch, dass er vor seinem Kommandeur Derartiges ganz bestimmt nicht äußern durfte.

In der zweiten Woche konnte er sich zumindest aus dem Bett erheben und dem Ruf der Natur folgen – sofern ihn jemand mit festem Griff um die Taille aufrecht hielt. Die Barmherzigen Schwestern waren robuste Frauen, die so zweckmäßig und geschickt mit ihm umgingen, dass sich bald jede Peinlichkeit legte.

In der dritten Woche verspürte er langsam wieder den Reiz zu leben, besonders, wenn Miss Theodora Winnings an seinem Bett saß, ihm die Stirn abtupfte und ihm vorlas. Er war noch zu schlapp, um auf die Worte zu achten, doch er genoss Miss Winnings weichen Südstaatentonfall.

In der Woche darauf brachte er wieder zusammenhängende Sätze zustande und bewunderte heimlich Miss Winnings zarten Teint, ihre dunklen Haare und Augen und ihre vollen Lippen, nicht zu vergessen ihren verlockenden Busen.

„Captain, Ihre Suppe ist bestimmt kalt. Möchten Sie einen Nachschlag?“

„Ah, nein, danke, ich bin satt.“ Er schaute auf den Brief mit den sieben leserlichen Worten. „Mrs. Fillion, sie hat damals Ja gesagt … vor elf Jahren …“

Er hätte es ihr nicht erzählen sollen, ihr, die nun einmal die Schachtel auf seinen Brief gestellt hatte. Wie er wusste, hatte Mrs. Fillion vieles erlebt – mit eigenen Kindern, die zur See fuhren, und schlechten Nachrichten, wenn Logiergäste im Dienste von König und Vaterland starben. Nun schwammen ihre Augen in Tränen.

„Hören Sie, Ma’am, weinen Sie nicht meinetwegen“, fügte er hastig hinzu. „Wie es sich ergab, verließen wir Charleston, nachdem mich die ‚Bold‘, die sich mit frischem Proviant versehen hatte, wieder aufsammelte, und kehrten nie zurück. Ich war ein törichter junger Leutnant. Es war uns nicht bestimmt, dass unsere Pfade sich noch einmal kreuzen.“

Das kaufte Mrs. Fillion ihm nicht ab. „So geht es mit der Liebe nicht zu“, behauptete sie. Ärgerlich tupfte sie sich die Tränen fort. „Wenn Sie ihre Antwort gekannt hätten, hätten Sie einen Weg gefunden.“

„Quatsch und Unsinn, Mrs. Fillion“, sagte er entschieden.

Da kannte er die respektheischende Besitzerin des „Drake“ nicht. „Nun hören Sie zu, Captain Grey!“, verlangte sie.

Nicht an Widerworte gewöhnt, gehorchte er.

Mit gedämpfter Stimme, damit die anderen Gäste nichts mitbekamen, sagte sie: „Ich meine, Sie sollten in die Vereinigten Staaten fahren und Miss Winnings suchen.“

„Wozu soll das gut sein, Ma’am?“, fragte er aufgebracht – eher über sich selbst als über sie.

„Sie hat vor elf Jahren Ja gesagt“, erwiderte Mrs. Fillion.

Er wusste, er sah höchst skeptisch drein, doch sanft legte sie ihm eine Hand auf den Arm. „Haben Sie ein wenig Gottvertrauen, Captain.“

Er musste lachen. „Madam, wie die meisten meiner Kollegen bin ich ein so weltlicher Captain, wie Sie ihn in der Flotte nur finden werden. Wir bauen auf die Zeit und die Gezeiten, nicht auf Gottvertrauen.“

„Das glaube ich Ihnen nicht.“ Sie schaute im Raum umher. „Ich bezweifle, dass hier auch nur ein Kapitän oder Leutnant ist, der sich nicht auch auf Gottvertrauen stützt; da können Sie sagen, was Sie wollen.“

Was konnte er dem hinzufügen? Er fühlte sich einem theologischen Streitgespräch mit einer Frau, die sich mit harter Arbeit allein durchs Leben schlug und die er deswegen immer schon bewundert hatte, nicht gewachsen. „Ich werde drüber nachdenken“, brummelte er, dann beugte er sich vor und drückte Mrs. Fillion einen dicken Kuss auf die Wange. Ihnen beiden zuliebe unterließ er es, ihr mehr zu erzählen. Er konnte sich vormachen, es wäre es ihm gelungen, sie zu beruhigen, und sie war freundlich genug, vorzugeben, dass er es geschafft hatte. So funktionierte höfliches Miteinander.

Bestimmt war es klug, nun den Speiseraum zu verlassen und Mrs. Fillion weiteres Unbehagen zu ersparen. Er begab sich zum Spielzimmer und warf einen Blick hinein. Es überraschte ihn nicht, das „Unendliche Whistspiel“ im Gange zu finden. Wer es so benannt hatte, wusste er nicht, doch während der gesamten Kriegszeit hatten sich immer ein paar Männer hier am Kartentisch zu dem Spiel zusammengefunden, wenn ihre Schiffe im Hafen vor Anker lagen. Einige Offiziere zogen Backgammon vor, und auch dafür stand ein Tisch bereit.

Gegenüber von Leutnant Chardon, dem Sohn französischer Emigranten, war ein Stuhl frei. Der junge Mann suchte noch nach einem Partner. Die Partner der Gegenpartei, beide gute Whistspieler, hatten ihre Plätze schon eingenommen.

„Captain Grey, wollen Sie zusammen mit mir spielen?“, fragte der Leutnant.

James bedachte ihre Chancen gegen das geübte Paar, das ihn abschätzend musterte. Er wusste, wie es um die Börse Chardons aussah – seine Eltern gestorben und er selbst dank des Vertrags von Amiens auf Halbsold und von der Hand in den Mund lebend. Bestimmt würden sie die Gegner schlagen können, beide Kapitäne, die wie er selbst mit reichlich Prisengeldern ausgestattet, die misslichen Friedenszeiten gut durchzustehen vermochten. Chardon brauchte einen großen Gewinn, um sich weiterhin regelmäßige Mahlzeiten und ein Dach über dem Kopf leisten zu können.

„Aber gerne“, antwortet er und setzte sich.

„Unser Yankee-Captain“, sagte einer der anderen beiden, und das nicht unbedingt freundschaftlich.

Wie stets ließ James das von sich abprallen. Es gab üblere Bezeichnungen. War es seinem älteren Freund Captain Benjamin Hallowell, ebenfalls ein Yankee aus Massachusetts, nach der Schlacht am Nil nicht gelungen, ein Mitglied von Sir Horatio Nelsons legendärer „Bruderschaft“ zu werden?

„Aye, Sir“, sagte er und verstärkte seinen sonst kaum merkbaren amerikanischen Akzent.

James bedeutet Leutnant Chardon, er möge die Karten mischen. Nach einer kurzen Nachricht an Mrs. Fillion wurden sie mit belegten Broten und Bier versorgt. James war nicht hungrig, anders als vermutlich Chardon. Erfreut nahm er zur Kenntnis, wie der junge Mann sich während des Spiels sättigte. Neunzig Minuten später hatte James die Befriedigung, zu sehen, wie die beiden anderen Kapitäne eine beträchtliche Summe Geldes zu Chardon hinüberschoben.

Nachdem ihre Gegner murrend gegangen waren, wollte Chardon den Gewinn teilen, doch James schüttelte den Kopf und hob abwehrend eine Hand, als der Leutnant protestieren wollte.

„Wo Sie gerade sind, war ich auch schon einmal“, sagte er schlicht. „Keine Widerrede, Leutnant Chardon.“

Und die kam auch nicht. Mit der Zeit würde Chardon sich, sofern er überlebte und der Krieg erneut ausbrach, sein eigenes Prisengeld verdient haben, das ihm zusätzliche Einkünfte einbringen würde.

„Sie mögen es nicht hören wollen, Captain Grey“, sagte Chardon zu ihm, als sie sich verabschiedeten, „aber Sie sind ein Mann von Ehre.“

James Grey erwiderte die leichte Verneigung, und der junge Mann verabschiedete sich, um sich in sein bescheidenes Quartier zu begeben. James ging hinauf in sein warmes, gemütliches Zimmer. Er knöpfte seine Breeches auf, zog die Stiefel aus und legte sich auf sein Bett, das nicht vom Wellengang schwankte, und grübelte über seine nächsten Schritte nach, nun, da er wusste, dass Theodora Winnings ihn vor elf Jahren geliebt hatte.

2. KAPITEL

Nach einer abscheulichen Nacht voller quälender Überlegungen, wie lange Teddy Winnings wohl auf eine Antwort auf ihren Brief gewartet hatte, schabte James sich die Stoppeln von den Wangen, strich sich über den schmerzenden Kiefer und ging die Treppe hinunter zum Speiseraum. Er begnügte sich mit Kaffee und einem Brötchen, was Mrs. Fillion nicht gefiel.

„Ich hoffe wirklich, Sie sind nicht immer noch wegen dieses unglückseligen Briefs bekümmert“, sagte sie, während sie ihm seine Tasse vollschenkte. „Ich quäle mich schon genug für uns beide.“

„Nein, nein“, log er, lenkte aber gleich ein, weil er wusste, dass Mrs. Fillion nicht dumm war. „Aye, es hat mich schon bekümmert.“

„Was wollen Sie nun deswegen unternehmen?“

Er schaute im Speiseraum umher und wünschte, es gab hier jemanden, der im Umgang mit Mrs. Fillion mehr Mumm hätte, fand aber niemanden. Männer konnten solche Feiglinge sein.

„Ich weiß es nicht“, erklärte er unumwunden.

Anscheinend war Ehrlichkeit bei Mrs. Fillion die beste Strategie. Zu seiner Erleichterung enthielt sie sich weiterer Kommentare und wechselte, die Kaffeekanne in der Hand, zum nächsten Gast.

Er hatte den Kopf voller Dinge, die er erledigen musste, doch während der schlaflosen Nacht voller Grübeleien war ein Thema aus dem wirren Haufen seiner Gedanken ganz nach oben befördert worden. Erneut strich er sich über den schmerzenden Kiefer. Ein Mann, der sich so erbärmlich fühlte wie er gerade, konnte nur einen nächsten Schritt tun. Also wickelte er sich in seinen Uniformumhang und marschierte zum Marinehospital.

Da er nicht den lärmenden Schreiberlingen in der Verwaltung begegnen wollte, ging er direkt zu Haus Zwei, wo eine Ordonnanz ihn an der Tür empfing.

„Wohin des Wegs, Captain?“, fragte der Mann.

„Zu Stabsarzt Owen Brackett. Sagen Sie ihm, James Grey spräche gern ein Wort mit ihm, wenn es genehm ist.“

Der Mann salutierte und wies zu einem Warteraum. Es schien nicht genehm zu sein, denn er saß dort mindestens dreißig Minuten. Immer noch in düsterer Stimmung las James die Liste der Gefallenen im „Chronicle“ der Marine, wobei ihm einfiel, dass er dort auch einmal aufgeführt worden war. Damals hatte man angenommen, dass seine Fregatte im Pazifik bei einem Taifun untergegangen war. Als die „Nautilus“ endlich ein Jahr später in den Hafen von Plymouth einlief, hatte der Hafenmeister sehr überrascht geschaut. In Erinnerung daran musste er lächeln.

„James, was führt dich her?“, klang es von der Tür.

Wenn er, als er sich heute Morgen beim Rasieren im Spiegel sah, geglaubt hatte, er sehe müde aus, wirkte er nun, verglichen mit Owen Brackett, wie eine frische Brise.

„Ich dachte, dieser verfluchte Friedensvertrag würde dich arbeitslos machen“, meinte er zu Owen, während sie sich die Hände schüttelten.

„Kaum. Wieso habt ihr Seefahrer so häufig Ohrenentzündungen?“, fragte Owen.

„Zu viele Bordwachen bei Sturm“, antwortete James prompt. „Also, wenn du keine Zeit hast …“

„Doch, doch. Was ist mit dir?“

Alles Mögliche. Mein Heiratsantrag von vor elf Jahren wurde angenommen, und ich erfuhr es nie. „Mein Kiefer schmerzt“, sagte er stattdessen.

Owen bedeutet ihm, ihm den Gang entlang zu seinem Sprechzimmer zu folgen. „Setz dich, und leg den Kopf zurück“, befahl er, tastete und fühlte dann mit geschickten Fingern und stellte ein paar Fragen.

„Nur ein verspannter Kiefer. Du knirschst seit Jahren mit den Zähnen“, verkündete der Arzt. „Recht häufiges Leiden in der Marine.“

„Sicher nicht! Ich knirsche nicht mit den Zähnen.“

„Doch, vermutlich vor, während und nach einer Schlacht“, widersprach Owen.

James wollte es schon erneut abstreiten, klappte den Mund dann aber wieder zu. Der Arzt hatte womöglich recht. „Und wie kuriert man das?“

„Durch Friedenszeiten. Vielleicht durch Heirat, eine Ehefrau“, antwortete Owen lächelnd. Dann sah er auf seinen Zeitmesser. „Heute gibt’s Hackauflauf in der Kantine. Du nimmst den Lunch mit mir? Das Ale ist hier erstaunlich gut.“

Gemeinsam gingen sie hinunter. Unterwegs redete der Arzt mit einer Ordonnanz, die ihn auf der Treppe mit einer Frage aufhielt, über einen Fall von Syphilis. Es war mehr, als James erfahren wollte oder musste, doch er konnte nicht einen Freund unterbrechen, der, ob in Krieg oder Frieden, zu wenig Zeit hatte. Gut, dass Owen schon ein geduldiges Eheweib sein eigen nannte.

Wie versprochen war der Auflauf gut und hatte zwei Eigenschaften, er füllte nicht nur den Magen, sondern löste ihm auch die Zunge – obwohl das vielleicht auch am Ale lag. Nachdem er seinen Teller geleert hatte – er war aus jahrelanger Notwendigkeit ein schneller Esser –, beschloss James, Owen wegen des Briefes um Rat zu fragen, während der sich eine zweite Portion auffüllte.

„Hier bin ich, der stolze Besitzer eines Briefes, in dem eine junge Frau, die ich liebe, oder zumindest geliebt habe, meinen Antrag annimmt“, schloss er seinen Bericht. „Ich bin neugierig, wie es ihr wohl während der Jahre ergangen ist.“

„Du sagst, sie ist hübsch.“

„Sehr, aber das ist nicht alles. Sie war damals so gut und freundlich zu mir.“

Selbst jetzt erinnerte James sich noch an Theodora Winnings’ zarten Teint und an das tiefe Mitgefühl in ihren dunklen Augen, dem ein paar Wochen später lebhaftes Interesse folgte, als er wieder flüssige Sätze formulieren konnte und – hoffentlich – charmant war. Jung mochte er gewesen sein, doch er war ein Gentleman. Er hatte gewusst, dass er sich der Gesellschaft einer jungen Dame aus anständigem Haus erfreute, und betrug sich dementsprechend manierlich.

„Ihr Vater war ein reicher Kaufmann und hatte ein Kontor ein paar Häuser von dem Hospital und dem Kloster entfernt“, erzählte er seinem Freund. „Seine Geschäfte liefen ausgezeichnet, und ich stelle mir vor, es gab eine Menge junger Männer, die an ihr interessiert waren.“

„Vermutlich ist sie längst verheiratet“, meinte Owen.

„Aye …“ James zögerte, sich weiter zu äußern, also sprach sein Freund für ihn.

„Aber du wirst den Atlantik überqueren und es herausfinden, nicht wahr?“, fragte er.

Owen weiß, was ich tun will, dachte James. Gerade hatte er es klar und deutlich ausgesprochen.

„Dann geh besser gleich zum Schneider, und lass dir eine Zivilgarderobe anmessen“, sagte er und stand auf.

James ergriff die Hand, die sein Freund ihm hinhielt, und schüttelte sie. „Erzähl es nicht weiter. Ich bin an Land, auf Halbsold, trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob die Admiralität erfreut wäre.“

„Warum nicht?“, wollte Owen wissen, als sie sich wieder nach oben begaben. „Wir haben Frieden, und jene Unannehmlichkeiten mit den Kolonien sind längst Vergangenheit.“ Er musterte James eindringlich. „Du willst zurückkehren, nicht wahr? Und nicht nur wegen Miss Winnings.“ Es war eine Feststellung, keine Frage.

„Ich weiß nicht, was ich will“, antwortete James offen. „Es gefiel mir damals in Massachusetts, aber wenn man zehn Jahre alt ist und die Eltern haben zu bestimmen …“ Er zuckte die Achseln. „Sag nichts!“

„Ich bin so stumm wie ein Trappistenmönch“, versicherte Owen. „Gute Reise, mein Freund. Lass mich wissen, bei welchem Längengrad dein Kiefer aufhört zu schmerzen.“

James begab sich zu seinem Schneider in der Barbican Road, der seine Kladde aufschlug und ihm dazu gratulierte, dass er eine beneidenswert schlanke Figur behalten hatte, nachdem er seine früheren Maße betrachtet hatte.

„In südlichen Breiten ist das leicht, weil man sich jede Unze Fett wegschwitzt“, erklärte James.

Nachthemden und Unterbekleidung besaß er in genügender Zahl, auch Schuhwerk. Er versicherte seinem Schneider, dass er mit drei Anzügen auskommen werde und keinen Mantel benötige, da er seinen Marineumhang benutzen werde. Dann bedachte er das noch einmal. Sosehr er das Ding liebte, ein Blick darauf würde ihn sofort als Mitglied der Royal Navy verraten, was nicht so klug wäre. Er konnte seine Uniformen bei Mrs. Fillion einlagern.

Als seine Bestellung aufgegeben und ihm Fertigstellung in zwei Wochen versprochen worden war, ging James in den Laden nebenan, wo er einen Biberhut mit flacher Krone erstand, der ihm ein klein wenig albern vorkam, obwohl der Ladenbesitzer ihm versicherte, nun sei er auf dem neuesten Stand der Mode. Bestimmt würde er die einschüchternde Wirkung seines hohen Dreispitzes vermissen, doch wie Teddy Winnings ihm einst gesagt hatte – wie kam es, dass ihm nach und nach ihre Gespräche wieder einfielen? –, war er sowieso schon groß genug.

Er stattete dem Hafenmeister einen Besuch ab, um sich vorsichtig nach Schiffen zu erkundigen, die demnächst in die Vereinigten Staaten segeln würden. George Headley hatte den Ruf, redselig zu sein. Als James erwähnte, dass er eine Überfahrt in früheres Feindesland suchte, blinzelte der Mann nicht einmal, was überraschend war.

Headley beugte sich näher. „Es geht um eine besondere Mission, nicht wahr?“, flüsterte er. „Natürlich sind meine Lippen versiegelt.“

„Sehr gut!“, antwortete James in ebenso verschwörerischem Ton, wobei er hoffte, der Allmächtige werde ihn nicht umgehend dafür strafen, dass er einen guten, wenn auch geschwätzigen Mann täuschte. „Je weniger Gerede, desto besser stehen meine Chancen, dass Boneys Agenten nichts hören.“

Der Hafenmeister nickte ernsten Blickes und wies auf ein recht geräumiges Schiff, das im Hafen vor Anker lag. „Captain, die ‚Marie Elise‘ wird Baltimore ansteuern, glaube ich. Soll ich Ihnen einen Ruderer besorgen, der Sie rüberbringt?“

Kaum eine halbe Stunde später saß James in der Kabine des Kapitäns, trank Madeira und zückte schließlich sein Geld für Zahlung der Überfahrt.

„Mitte Oktober werden wir nach Baltimore ablegen“, sagte Captain Monroe. „Wir gehen von einer siebenwöchigen Reise aus, mehr oder weniger.“ Der Yankee sah James scharf an. „Sie sind selbst Seemann.“

„Ja“, gab James zu. „Royal Navy. Aber das hier ist eine private Angelegenheit.“

Der Kapitän nickte, glaubte offensichtlich kein Wort und klang bemerkenswert wie der Hafenmeister. „Meine Lippen sind versiegelt. Sie werden nicht weit von Washington. D.C. sein. Wie kommt’s, dass Sie ein wenig amerikanisch klingen?“

„An der Küste von Devonshire haben viele Leute einen ähnlichen Akzent“, wich James aus, gab dann jedoch zu: „Aber Sie haben recht. Ich wurde in Massachusetts geboren.“

„Unsere beiden Länder müssen sehen, dass sie miteinander zurechtkommen, was?“

„In der Tat. Ich wohne im ‚Drake‘. Schicken Sie einen Schiffsjungen vorbei, wenn Sie bereit sind, die Anker zu lichten.“

„Sind Sie schon lange fort von Massachusetts?“, fragte Captain Monroe, als er ihn höflich an Deck begleitete.

„Siebenundzwanzig Jahre“, erwiderte James und nahm auf dem Bootsmannsitz Platz, der ihn über die Reling in die wartende Schaluppe hieven würde. Es hätte ihm nichts ausgemacht, die Kette hinabzuklettern, doch er durfte die Freundlichkeit des amerikanischen Kapitäns nicht einfach übergehen.

„Es hat sich viel verändert, Captain“, erklärte Monroe, als er der Mannschaft bedeutete, die Seile in Bewegung zu setzen.

Hoffentlich nicht alles, dachte James, seinem Kollegen zuwinkend, oder ist es zu viel verlangt zu hoffen, dass Theodora Winnings die Gleiche geblieben ist?

3. KAPITEL

Genau achtunddreißig Grad vier Minuten nördlicher Breite und achtundvierzig Grad sechsundvierzig Minuten westlicher Länge, also ungefähr in der Mitte des stürmischen Atlantiks, ließen seine Kieferschmerzen nach, woraufhin James in seinem Logbuch – ein persönliches Logbuch zu führen war eine Gewohnheit, die man nur schwer ablegte –, vermerkte, dass er das Owen Brackett, wenn sie sich das nächste Mal sahen, unbedingt mitteilen musste.

Die Passagiere auf der „Marie Elise“ waren ein ziemlich zusammengewürfelter Haufen: ein paar Amerikaner auf dem Heimweg, einige französische Auswanderer sowie Engländer, die sich nicht offener bezüglich ihrer Gründe zu reisen äußerten als er selbst. Natürlich amüsierte er sich im Stillen darüber, dass einige von denen möglicherweise das waren, was der Hafenmeister ihm zugeschrieben hatte – Spione oder Emissäre der Regierung.

Die Überfahrt war stürmisch genug, um die meisten Passagiere während der ersten Tage unter Deck festzuhalten. James hatte weder Schwierigkeiten, seine Mahlzeiten bei sich zu behalten, noch vom Deck aus die wie Öl wogenden Wasser, Vorboten von Orkanen, zu betrachten.

Mittschiffs verbrachte er nur zwei Tage, dann lud Captain Monroe ihn zu sich auf das Quarterdeck ein. James nahm an, peinlich darauf bedacht, Captain Monroes Freundlichkeit nicht auszunutzen. Aus dessen Verhalten schloss James, dass der Yankee die guten Manieren schätzte, wie sie auf dem Kommandodeck gepflegt wurden.

Der Kapitän entschuldigte sich schon vorab für einige seiner Passagiere. „Hoffen wir, sie bleiben eine Weile seekrank, und ärgern uns nicht mit Spott über Engländer, die nicht gut genug kämpfen konnten, um sich die Kolonien zu erhalten.“ Er lachte. „Und da stehe ich und mache die gleichen Bemerkungen.“

„Ich werde es überleben“, meinte James und ließ sich die Sache nicht nahegehen. „Wir müssen Freundschaft zwischen unseren Ländern halten.“

„So, wie Sie sich äußerten, könnten die Vereinigten Staaten auch Ihr Land sein“, meinte Captain Monroe. „Haben Sie vor, während Ihres Aufenthalts auch nach Massachusetts zu reisen?“

„Vielleicht. Man wird sehen.“

Meistens schaute James auf das Meer hinaus, genoss die Muße, da die Sorgen um Winde und Wellengang jemand anderem oblagen, besonders, nachdem er merkte, dass Captain Monroe sein Metier beherrschte, und fühlte sich nicht wenig geschmeichelt, als Lucius – denn bald sprachen sie sich mit Vornamen an – seine Meinung bezüglich der Handhabung der Segel hören wollte.

Dass sein Kiefer nicht mehr schmerzte, war gut, noch besser jedoch war, sich in aller Ruhe an eine frühere Überfahrt in die andere Richtung zu erinnern. Den Blick unverwandt aufs Meer geheftet, rief James sich die Reise ins Gedächtnis, die er mit zehn Jahren gemacht hatte. Damals war er sehr verstört gewesen, weil sogenannte Patrioten das komfortable Bostoner Heim seiner Familie angezündet hatten. Selbst da, fiel ihm ein, hatte er nicht aus der Kolonie fortgewollt, in der er geboren und herangewachsen war und nun grausame Zeiten zu erwarten hatte.

Am schmerzlichsten war ihm der Abschied von seinem großen schwarzen Hund geworden, ein gutmütiges Tier mit geduldigen, traurigen Augen, das immerzu mit seiner wuscheligen Rute wedelte, weil es alle Menschen als Freunde ansah. „Einen Hund wie dich, Mercury, hätte ich gern wieder“, vertraute James still dem Meer an.

Sein Vater hatte den jungen Hund so genannt, ein anhängliches und gutmütiges Geschöpf, das ein schreckliches Ende gefunden hatte. Abschaum, der sich „Söhne der Freiheit“ nannte, hatte es eingefangen und geteert und gefedert. Wenn James’ Tränen den Teer hätten abwaschen können, hätte Mercury es überlebt. Er fragte seinen Vater nie, wie er ihn erlöst hatte, doch wenigstens hatte sein Liebling nicht lange leiden müssen.

Da stand er nun, ein erwachsener Mann mit einigen Fähigkeiten und einem guten Ruf unter seinesgleichen, trübsinnig wegen eines Hundes, der lange schon dahin war.

Wie er so während vieler Tage der Reise nachdenklich ins Wasser starrte, konnte er doch nicht anders, als sich zu fragen, warum er so impulsiv entschieden hatte, sofort in die Vereinigten Staaten aufzubrechen. Immerhin hatte er nicht mehr als einen Schnipsel eines fast elf Jahre alte Briefes gelesen! Er kannte sich als vorsichtigen Mann, weil ihm die ungeheure Gefährlichkeit seines Berufes ebenso bewusst war wie auch sein alles überschattendes Verlangen, alle seine Seeleute und Offiziere, die ihm untergeben waren, heil und gesund zu erhalten. Schlachten forderten rasche Entscheidungen, doch diese überhastet angetretene Reise hing ja in keiner Weise mit dem Krieg zusammen.

Im kalten Licht dieser Atlantiküberquerung rechtfertigte er sich vor sich selbst, überzeugt, dass der Frieden von Amiens, wenn auch ein zerbrechliches Vertragswerk, lange genug halten würde, um sich zu vergewissern, dass es Theodora Winnings gut ging, und doch rechtzeitig zurückzukehren, ohne dass die Admiralität etwas davon erfuhr.

Jedenfalls hoffte er das. Nun, da sein Kiefer nicht mehr ständig schmerzte und er, anstatt der üblichen vier Stunden, acht am Stück schlief, schien ihm alles möglich. Bis zu dieser Reise hatte er vergessen, wie schön es war, einfach in seiner Hängematte zu schaukeln und zu lesen.

Als die Reise sich ihrem Ende näherte, verbrachte er bei einem edlen Madeira einen angenehmen Abend in Lucius Monroes Kabine. Vielleicht trank er zu viel. Jedenfalls kam es dazu, dass er dem Yankee-Seemann von Theodora Winnings und dem so sehr verspäteten Brief erzählte.

„Bin ich ein Narr, mich auf diese Expedition zu begeben?“, fragte er.

„Möglich“, antwortete Lucius. „Sie half durch ihre Pflege, dich nach einem Rückfall der Malaria wieder ins Leben zurückzuholen?“

„Aye. Ich war ein stinkender, schwitzender, kotzender, ekliger Haufen Dreck.“

„Dann muss es Liebe sein“, scherzte Lucius. „Noch einen Schluck?“

James hielt ihm sein Glas hin. „Hab nie den Mut gehabt, sie zu fragen, warum sie überhaupt dort arbeitete. Außer den Nonnen gab es auch noch andere Pflegerinnen, doch das waren alles Sklavinnen.“

„Wer versteht schon die feinen Damen?“, meinte Lucius. Er lehnte sich zurück und rülpste gedämpft, wofür er sich vor ein paar Wochen vermutlich entschuldigt hätte, als sie noch nicht beim Vornamen angekommen waren.

Lucius brach das kameradschaftliche Schweigen. „Seit du an Bord bist, interessiert mich das schon, James: Du hast erzählt, dass du in der Kolonie Massachusetts geboren wurdest und die ersten zehn Lebensjahre in meinem Land verbrachtest. Wie stehst du heute dazu?“

„Mir gefiel es dort“, antwortete James schließlich. „Ich mochte die Leute an den Docks, die mein Geplapper nicht störte, und ich mochte meine Freunde, die mit mir fischen gingen. Mein Vater war der Stellvertreter von Benjamin Hallowell senior, der damals als Hochkommissar der Admiralität eingesetzt war. Papa ließ mich auf den Docks herumstromern.“

Er sah an der Art, wie der andere nickte, dass der wohl eine ziemlich ähnliche Kindheit gehabt hatte. „Du verstehst, Lucius, nicht wahr? Es herrscht hier eine Freiheit, die ich nicht erklären oder verstehen kann.“

„Willst du hin, um davon noch einmal zu kosten, oder ist es wegen Miss Winnings?“

„Wenn ich das nur wüsste.“

Nachdem die „Marie Elise“ in Baltimore angelegt hatte, marschierte James die Gangway hinab, sog tief die Luft ein, merkte, dass sie nicht anders roch als in Plymouth, und lachte, amüsiert über sich selbst. Dank der hilfreichen Instruktionen von Captain Monroe buchte er eine Fahrt auf einem Küstenschiff nach Charleston in Süd-Carolina.

Nach einem guten Abendessen mit Lucius in einem Gasthaus und einer Nacht in der Herberge direkt nebenan begab James sich an Bord der „Annie“, die ihn wiederum eineinhalb Tage später wohlbehalten in Charleston absetzte – obwohl das Schiff weniger solide war, als ihm zusagte, und die Mannschaft aus recht zwielichtigen Gestalten bestand.

Er hatte seine Sachen in seinen alten Seesack gestopft, der sich immer noch ganz natürlich seiner Schulter anpasste. Nach einem kurzen Spaziergang, bei dem er sich mühte, den wiegenden Gang des Seefahrers abzulegen, stand er vor der „Magnolia Tavern and Inn“, atmete einmal tief ein und fragte sich erneut, was er hier eigentlich machte.

Den Lunch ließ er aus. Nachdem er sein Gepäck in seinem Zimmer, das einen Blick auf eine Allee aus prächtigen Magnolienbäumen bot, abgestellt hatte, marschierte er zu dem Gebäude, in dem sich Mr. Winnings Geschäft befand. Zumindest ging er dahin, wo es hätte sein müssen, und starrte hinauf zu dem im Wind schaukelnden Schild, auf dem „Süd-Carolina Warenhaus“ stand. Er rief sich ins Gedächtnis, dass elf Jahren zwangsläufig viele Veränderungen brachten, und öffnete die Tür.

Die Gerüche waren geblieben – Stockfisch, würziger Tabak, Terpentin. James bildete sich ein, dass er sogar den Verkäufer hinter dem Tresen erkannte, ein Mann mit altmodischer Perücke und riesiger Nase.

„Kann ich Ihnen helfen, Sir?“

James genoss den weichen Tonfall der Aussprache und staunte, wieso englischsprachige Menschen, die die britischen Inseln vor noch nicht gar so langer Zeit verlassen hatten, so anders klingen konnten. Das hatte er damals auch Theodora Winnings gefragt, als er endlich wieder zu vernünftigen Äußerungen imstande war. Sie hatte ihn daran erinnert, dass die aus Afrika stammenden Sklaven die Sprechweise in den Südstaaten stark beeinflusst hatten.

„Ja, vielleicht können Sie mir helfen“, begann er. „Als ich vor etwa elf Jahren hier in den Hafen kam, gehörte dieser Laden einem Mr. Winnings. Was ist geschehen?“

„Mr. Winnings starb am Gelbfieber, und seine Witwe verkaufte das Geschäft an den jetzigen Besitzer.“

Na, das war ja ein guter Anfang. Was nun?

„Wo lebt die Witwe mit ihrer Familie jetzt?“, erkundigte er sich.

Der Mann zuckte die Achseln. „Sie hatte keine Familie. Weiß nicht, wo sie jetzt ist.“

„Keine Familie? Ich erinnere mich genau an eine Tochter“, wandte James ein. Wer könnte Theodora Winnings und ihren ruhigen, unauffälligen Liebreiz vergessen? Er offensichtlich nicht.

„Nein, da war keine Tochter.“ Und nach einer Pause. „Woher kommen Sie, Sir?“

„Von nirgendwo, scheint mir.“ James staunte über sich selbst. „Ich bin ein Schiffskapitän.“

„Irgendwo aus dem Norden?“

„Zeitweise. Keine Ahnung, wo die Witwe ist?“

Die Türglocke läutete, und drei Männer traten ein. Der Mann hinter dem Tresen nickte James höflich zu und verabschiedete ihn damit sozusagen. „Gentlemen, kann ich irgendwie helfen?“

James verstand den Wink und verließ das Geschäft. Einen Moment verharrte er auf dem Gehweg, dann wandte er sich südwärts, zuversichtlich, dass die Barmherzigen Schwestern ihr Kloster nicht verlassen hatten.

Da war es und sah ziemlich genauso aus wie früher. Er erinnerte sich an den Efeubewuchs der Mauern, doch ein Großteil der Ranken war vor Jahren bei einem Hurrikan abgerissen worden, hatte er jemanden erzählen hören. Die Heilige Jungfrau lächelte von ihrem hohen Piedestal auf ihn herab und rief ihm in den Sinn, wie es war, als er das Standbild zum ersten Mal erblickte – er hatte rücklings auf eine Trage hingestreckt gelegen, und es schien direkt auf ihn niederzufallen. Er hatte gekreischt wie ein albernes Mädchen. Ach, jene Fieberfantasien!

Er zog die Glocke und wartete auf leise huschende Schritte von drinnen. Er betete selten, wenn überhaupt, doch nun betete er, dass jemand wissen möge, wo Theodora Winnings lebte. Resolut straffte er die Schultern, um sich den Tatsachen zu stellen: Wenn der Verkäufer sagte, die Witwe Winnings habe keine Kinder, könnte Teddy Winnings ebenfalls gestorben sein.

„Enttäusche mich nicht“, sagte er laut, unsicher, ob er versuchte, seinen nicht existierenden Einfluss auszuüben – auf Gott oder die Welt allgemein, die beide in letzter Zeit mit ihren Wohltaten gegeizt hatten. Er riss sich zusammen und fügte in Gedanken hinzu: Bitte, Sir.

Ehe er noch einmal läuten konnte, öffnete sich die Tür, er sah ein junges Gesicht, eine Novizin. Auf ihre ruhige, aber praktische Art hatte Teddy ihm erzählt, dass jede Gelbfieber-Epidemie dem Kloster neue junge Mädchen zuführte, weil sie nach dem Verlust der Angehörigen nicht wussten, wohin sie sich sonst wenden sollten.

„Sir?“, fragte die Novizin.

Er nahm seinen Hut ab. „Ich suche nach Miss Theodora Winnings, die hier früher geholfen hat. Ihr Vater war Besitzer des Ladens, der nun ‚Süd-Carolina Warenhaus‘ heißt. Können Sie mir weiterhelfen?“

Sie öffnete ihm die Tür, und er trat in die vertraute Kühle ein, die damals sein Fieber ebenso gedämpft hatte wie die bloße Anwesenheit Theodoras an seinem Bett, selbst wenn sie nichts tat, als seine Hand zu halten.

„Ich bringe Sie zur Äbtissin. Folgen Sie mir bitte.“

Neben ihr schritt er den langen Korridor entlang, nahm das vage Aroma von Weihrauch wahr und etwas Schärferem, das nach Krankheit und Ansteckung roch, und da war etwas, das ihm immer noch im Gedächtnis haftete, unterschwellig ein leicht modriger Geruch nach Verfall, bedingt durch das schwülwarme südliche Klima.

Die Novizin klopfte an eine mit Schnitzwerk versehene Tür, lauschte mit dem Ohr am Türblatt, dann öffnete sie sie und trat ein, wobei sie ihm bedeutete zu warten.

Während des leisen Gesprächs drinnen blieb er im Gang, dann trat er in den Raum, da die Nonne hinter dem Schreibtisch ihm winkte. Die Novizin glitt auf leisen Sohlen hinaus.

Die Ordensschwester deutet auf einen Stuhl und faltete ihre Hände auf dem Tisch. Ohne einen Augenblick auf eine Einleitung zu verschwenden, sagte sie: „Ich habe seit Jahren nicht an Theodora Winnings gedacht. Sie offensichtlich schon.“

Er hätte es errötend leugnen können, doch über das Stadium des Errötens war er schon längst hinaus. „Ja, in der Tat, Schwester … Schwester …?“

„Mutter Oberin“, korrigierte sie. „Und Sie sind …?“

„Captain James Grey von Seiner Majestät Royal Navy.“

Nach dieser Aussage schaute sie ihn lange an, mit einem Blick, der ihn bis aufs Unterhemd, ja bis hinab zu den Strümpfen, in denen er steckte, abzuschätzen schien. „Ich erinnere mich an Sie, Sir. Einige Wochen hatten wir kaum Hoffnung, dass Sie überleben würden.“ Sie gestattete sich ein Lächeln. „Ihr Schiff segelte sogar ohne Sie ab.“

„Mit dem Versprechen zurückzukommen“, erinnerte er sie. „Aye, aber Sie haben recht. Ich dachte oftmals selbst, es nicht zu schaffen. Manchmal schien mir der Tod fast willkommen.“

Sie schmunzelte, möglicherweise alles an Gefühlsäußerung, das ihr Orden zuließ. „Als wir alles, was in unserer Macht stand, getan hatten, hielt Teddy Ihre Hand.“

Nun war er an der Reihe, und er folgte ihrem Beispiel – sprach offen und unmissverständlich. „Ich hege Zweifel, ob Sie es wissen, doch an jenem Morgen, als ich mit eigener Kraft, auf eigenen Beinen, von hier fortging, um auf meine Fregatte zurückzukehren, ließ ich ihr einen Brief hier. Darin machte ich ihr einen Heiratsantrag, aber ich hörte nie mehr von ihr. Ich möchte wissen, wie es ihr geht. Das ist alles. Der Mann in dem Warenhaus sagte mir, die Witwe Winnings habe keine Kinder, doch das kann nicht stimmen. Wo ist Theodora?“

Nur ein Idiot hätte nicht bemerkt, dass er hier den Frieden einer Frau störte, die womöglich gelobt hatte, in jeder Angelegenheit Ruhe zu wahren. Hastig stand sie auf, wandte ihm den Rücken zu und sah starr aus dem Fenster.

„Ich hoffe, sie ist nicht verstorben“, sagte er. „Sie soll wissen, dass ich Himmel und Erde in Bewegung gesetzt hätte, um ihr zu antworten, wenn ich von ihrem Schreiben gewusst hätte. Aber ihr Brief wurde verlegt, und ich erhielt ihn erst dieses Jahr im September. Zugegeben, elf Jahre sind eine lange Zeit …“ Er verstummte.

Obwohl die Mutter Oberin ihm den Rücken zukehrte, reichte seine Menschenkenntnis aus, um zu sehen, wie aufgewühlt die Frau war. „Ich hatte gute Absichten“, betonte er. „Schließlich machte ich ihr einen Antrag.“

Sie drehte sich um. „Sie verstehen nicht.“

„Was verstehe ich nicht?“, fragte er und rüstete sich innerlich, wenn er auch keine Vorstellung hatte, wogegen. „Mrs. Winnings muss Kinder gehabt haben. Und eines war Teddy.“

„Teddy ist eine Sklavin.“

4. KAPITEL

Sie sollte sich schämen, dass sie es Ihnen verschwieg“, sagte die Äbtissin, als sie ihren Platz wieder einnahm.

James war so verblüfft, dass er kein Wort herausbrachte. Er zog Theodoras zerdrückten Brief aus der Innentasche seines Rocks und breitete das unansehnliche Ding auf dem Schreibtisch aus. Nun betrachtet er die wenigen leserlichen Worte mit ganz anderen Augen. „Aber du musst unbedingt erfahren …“ ergab plötzlich Sinn. Und auch „ich hätte … sollen …“ weiter unten auf der Seite.

„Sie war nicht aus eigenem Antrieb hier, aus reiner Güte?“, fragte er, absolut willens, den offensichtlichen Beweis zu ignorieren, obwohl er den ein wenig wirren Inhalt des Briefs nun verstand. Trotzdem will ich sie wiedersehen, kreiste es unaufhörlich in seinem Kopf. „Oder vielleicht doch?“, ergänzte er seine Frage.

„Nein, Sir. Wenn das Fieber umgeht und wenn wir darum bitten, schicken uns einige der besser gestellten Damen ihre Sklaven, um uns zu unterstützen.“ Sie machte eine abfällige Geste. „Sie sind nur Sklaven. Wenn ihnen etwas zustößt … nun, Sie verstehen.“

„Nein, das verstehe ich nicht“, antwortete er, schwankend, ob er eher wütend oder eher entrüstet über ihre Worte war. Er schloss die Augen, denn nur so konnte er Theodora Winnings’ zarten Teint vor sich sehen. Gewiss, ihr Haar war lockig, und sie hatte volle Lippen, doch, Gott im Himmel, auch er hatte lockiges Haar. „Sie hat so helle Haut.“

„Wie auch ihre Mutter“, sagte die Äbtissin. „Roxie war eine Haussklavin und sehr schön. Wenn ich mich recht erinnere, war sie die Tochter eines Plantagenbesitzers und einer Sklavin. Ich nehme an, sie gefiel Mr. Winnings, und er kaufte sie für sich. Theodora war das Kind der beiden, ein Viertelblut, und daher war die afrikanische Abstammung nicht so offensichtlich. Das ist nichts Ungewöhnliches.“

Das gefühllose Urteil der Äbtissin vertiefte die Kluft zwischen ihnen zusehends. Sie saßen in demselben kleinen Zimmer und waren doch Welten voneinander entfernt. James mühte sich, so gut er konnte, die komplizierten Empfindungen zu kontrollieren, die seiner Seele heftig zusetzten. In einem spanischen Kloster hatte er ein Gemälde gesehen, auf dem Teufel einen Heiligen mit spitzen dreizackigen Instrumenten folterten. Genau so fühlte es sich an.

„Ich liebe die Seefahrt, die Reisen auf dem Ozean. Doch was ich dabei am meisten hasse, sind Patrouillenfahrten auf der Route, auf der wir manchmal Sklavenschiffen begegnen.“

Er beobachtet ihren Augenausdruck und freute sich zu sehen, dass ihr die Selbstgefälligkeit ein wenig verging. „Nie im Leben sah ich elendere Geschöpfe; sie leiden Durst und Hunger und sind unter Deck in stinkenden Löchern angekettet. Sie streckten mir ihre sterbenden Säuglinge entgegen, als ob ich ihnen helfen könnte. Mein Gott, es zerriss mir das Herz.“

Ihre Miene war immer noch gelassen, doch sie ließ die Perlen des Rosenkranzes, der ihr um die Taille hing, in rasender Geschwindigkeit klappernd durch ihre Finger gleiten. „Warum erzählen Sie mir das?“, fragte sie.

„Ich weiß es nicht … Hätte Teddy sich früher äußern sollen? Ich meine, bevor ich mich in sie verliebte? Denn das geschah – ich verliebte mich in sie.“

„Gewiss hätte sie es Ihnen sagen müssen“, betonte die Nonne sehr nachdrücklich. „Schande über sie! Gut, dass Sie sie los sind.“

„Wenn Sie eine Sklavin wären und sähen einen Ausweg aus diesem … diesem … ich weiß nicht, was … Hätten Sie denn etwas gesagt?“, fragte er, irritiert, dass er unwillkürlich die Stimme erhoben hatte.

Schweigen. Die Perlen klapperten lauter.

James ging zur Tür, wild bestrebt, das plötzlich so erstickende Zimmer zu verlassen. „Können Sie … oder wollen Sie … mir wenigstens sagen, wohin Mrs. Winnings ihren Haushalt verlegt hat, nachdem ihr Ehemann gestorben war und sie das Geschäft verkauft hatte?“

Vielleicht merkte die Mutter Oberin, dass er es vollkommen ernst meinte. Sie trat zu ihm an die Tür. „Einige Sklaven wurden bei einer Auktion verkauft. Andere nahm Mrs. Winnings mit nach Savannah, von wo sie stammte. Es ist Jahre her. Ich bezweifele, dass es noch Papiere zu dem Vorgang gibt. Lassen Sie die Sache ruhen.“

„Ich habe Zeit genug“, hörte er sich sagen. „Und ich habe die Mittel und bin dazu geneigt. Guten Tag. Meinen Dank für den Beistand, den Sie mir vor elf Jahren leisteten. Denn den schulde ich Ihnen wahrhaftig.“

Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch James wollte kein Wort weiter hören. Er eilte der Novizin voraus, die draußen im Gang auf ihn gewartet hatte, und knallte mit tiefer innerer Befriedigung das Portal hinter sich zu.

Jenseits der Tür schüttelte er den Kopf über sein kindisches Betragen und sog tief die Luft ein, die nach Meer roch, nach Hafen, dazu den süßen Duft der Gardenien mit sich führte, die hier im Dezember kurz vor Weihnachten blühten.

Da stand er vor dem Kloster, zürnte sich selbst und fragte sich, ob er absichtlich die Zeichen von Teddys Abstammung übersehen hatte. In Italien und Griechenland hatte er schöne Frauen mit solch zarter Haut wie Teddys gestehen. Hatte er angenommen, dass sie aus dem Mittelmeerraum stammte? Bekümmert ließ er den Kopf hängen. Was machte es überhaupt aus? Er liebte Theodora Winnings.

Und jetzt, du Idiot? fragte er sich. So unsicher hatte er sich noch nie im Leben gefühlt. Auf der anderen Straßenseite schrubbte ein Mann die Treppe, die in ein bescheidenes Haus führte, und daneben hüpften Kinder mit einem Springseil. James hatte das deutliche Gefühl, dass er beobachtet wurde, also drehte er sich sehr langsam um – und lachte dann über seine Narrheit. Es war die Statue der Heiligen Jungfrau, deren Blick über ihn hinwegging.

„Bin ich ein Idiot?“, fragte er laut und kam sich sofort noch dümmer vor, weil er mit einem Standbild sprach.

Er ärgerte sich über sich selbst, weil er Zeit und Geld verschwendet hatte – für eine lange Reise in die Vereinigten Staaten auf die höchst unwahrscheinliche Chance hin, dass sich, seit er damals fortgesegelt war, nichts geändert hätte. Gott im Himmel, für solch unlogisches Denken hatte er schon Kadetten gründlich gezüchtigt, und nun hatte er viel törichter gehandelt als jene.

Umso törichter, dass er sich während der Atlantiküberquerung einen kurzen Augenblick lang ein glückliches Leben mit Theodora Winnings ausgemalt hatte, die, selbst nach elf Jahren noch, mit liebendem Herzen in Charleston auf ihn warten würde. Was für eine Verrücktheit! Er hatte keine Ahnung, wo sie war.

Er betrachtete die Statue mit ihren demütig niedergeschlagenen Augen. „Was schlägst du mir vor?“, fragte er, nachdem er umhergeschaut hatte, um sich zu versichern, dass niemand ihn hören konnte. „Bitte, bedenke doch, welche Jahreszeit wir haben. Meine Mutter sagte mir immer, dass zu Weihnachten wundersame Dinge geschehen.“

Nichts geschah. Was nun, du brillanter Kopf? fragte er sich stumm. Er könnte nach Savannah reisen und Nachforschungen anstellen, die wahrscheinlich im Sande verlaufen würden. Oder er könnte in den Norden nach Boston fahren, das er gerne wiedersehen wollte. Die Admiralität hatte keine Ahnung, wo er war, und er besaß genügend Mittel, um allen möglichen Phantomen hinterherzujagen.

Nach Norden oder Süden? fragte er sich, unsicher, perplex, irritiert und vor allem traurig.

Wie er da stand, atmete er einmal tief ein und dann noch einmal. Mit jedem Atemzug sog er den Duft von Gardenien, Magnolien und anderen Blüten ein. Kardinalvögel huschten in den Bäumen umher. Er wusste, Savannah versprach mehr von alldem. Seine Chance, Theodora Winnings aufzuspüren, war winzig bis nicht existent, doch wenigstens könnte er das Weihnachtsfest in einem warmen Klima verbringen, was sein Elend vielleicht ein wenig linderte. Er erinnerte sich an die Weihnachtszeit in Boston und entschied, dass er nicht frieren und obendrein betrübt sein wollte. Warm und traurig lockte eher. Unwillkürlich lächelte er.

Er wartete einen Moment. Klang die Vorstellung lächerlich? Nein. „Savannah soll es sein!“, sagte er zu der Statue. „Was habe ich zu verlieren?“

So ging er also wieder zu der Schiffsagentur, wo der Mann hinter dem Tresen ihm für sein Geld ein Ticket ausfertigte. Etwas im gedehnten Südstaaten-Slang murmelnd händigte er ihm das überzählige Geld aus.

„Verzeihung?“

Wieder dieses Wort, nur mit einem „Sir“ dahinter.

„Ich weiß nicht, was Sie meinen.“ James sprach sehr deutlich und wünschte, der Mann würde es ihm nachmachen.

Mürrisch wies der auf die Uhr an der Wand und zeigte die Spanne von zwei bis vier.

Das war die Lösung des Rätsels! „Zwei Stunden“, sagte James, uneins mit sich, ob er lachen oder sich vor die Stirn schlagen sollte. Er unterließ beides. Ein Kapitän der Royal Navy hatte schließlich seinen Stolz.

Er nahm sein Ticket und hörte im Hinausgehen, dass da auf seine Kosten gelacht wurde. Um seine Laune zu bessern, ließ er im Geiste ein paar heftige Bosheiten vom Stapel. Dann entschied er sich, im Geiste der Weihnacht nicht so kleinlich zu sein.

Dazu half, dass das Wirtshaus nebenan Krabbenkuchen anbot und etwas, das sich Okra nannte und zum Glück besser schmeckte, als es aussah, dazu einen ausgezeichneten Rum. Der Haussklave, der als Bedienung fungierte, servierte ihm einen Auflauf, den er von früher in guter Erinnerung hatte und den er ebenso genüsslich vertilgte. Gekrönt wurde das Mahl durch Brotpudding mit Whiskeysoße, dann schlenderte James zurück zu dem Gasthof, um sein Gepäck zu holen, mit dem er zurück zum Kai ging, um Savannah anzusteuern.

Wie er wusste, war die Entfernung zwischen den beiden Städten nicht groß. Er sicherte sich einen Deckstuhl, stemmte seine Füße gegen die Reling und schlief ein.

5. KAPITEL

Ein scharfer Wind vom Festland brachte das kleine Küstenschiff um Mitternacht herum nach Savannah. So lasch die Disziplin an Bord zu sein schien, musste James dem Mann am Ruder doch gebührende Anerkennung zollen. Er wusste, wie schwierig es war, im Dunkeln bei solchen Windverhältnissen nahe der Küste zu segeln, doch der Kapitän, mit Jahren der Übung, seinem ergraute Haar nach zu schließen, hatte die Aufgabe bewältigt.

James ging zur Reling und sah zu, wie das Schiff in die Flussmündung einfuhr und dann flussaufwärts bis zur Stadt segelte, an den vier kleinen Inseln vorbei, die sich wie eine Barriere davor hinzogen. Sogar die Namen fielen ihm noch ein aus der Zeit, als er über Karten der Kolonien gebrütet hatte. Erstaunlich, an was man sich erinnerte! Signalfeuer brannten entlang der Route, wo das Meerwasser sich langsam mit dem Fluss Savannah mischte.

Was nun? fragte er sich, als das Schiff am Ufer anlegte und sicher vertäut wurde. Er ging an Land, schaute sich auf dem Kai um, überwand die ihm eigene Zurückhaltung und fragte einen Mitpassagier, wo man einen Gasthof finden könne.

Der Reisende schenkte ihm einen trägen Blick – meine Güte, kannte man hier im Süden eigentlich überhaupt keine Eile? – und äußerte sich dann.

„Sir, Sie scheinen ein wohlhabender Mann zu sein.“ Der Mann zeigte die Straße entlang. „Da hinauf, dann rechts, und da sehen Sie das ‚Arundel‘.“ Damit tippte er sich an die Hutkrempe und verschwand in der Dunkelheit.

Also ging James die Straße hinauf und nach rechts. Das Gasthaus war ein zweistöckiger Bau mit einer der breiten, mit Blumen geschmückten Veranden, wie sie in den Südstaaten üblich waren. Um diese mitternächtliche Stunde war die Eingangshalle verlassen, doch durch das Öffnen der Tür musste irgendwo eine Glocke angeschlagen haben, denn ein Mann in Nachthemd und Hausmantel tauchte, sich die Augen reibend, auf. Kurz darauf betrat James ein Zimmer im zweiten Stock, kleidete sich aus und begab sich zu Bett. Er war in ein paar Minuten eingeschlafen.

Er schlief in den Morgen hinein, genoss die Stille, bis nach einem sachten Tappen an der Tür und einem gedämpften „Sir?“ ein Kind mit Wasser, Handtuch und Seife hereinkam. James nahm sich bei seiner Toiletten Zeit, dankbar für die Wärme, die, typisch für den Süden, schon am frühen Vormittag herrschte. Angekleidet und hungrig, öffnete er die Glastür zum Balkon und betrachtete die sich vor ihm ausbreitende Stadt.

Auf dem Wasser beförderten Küstenschiffe und kleinere Boote diverse Waren. Ein Meer von Häusern erstreckte sich vor seinen Augen. James fragte sich, wie in aller Welt er eine Frau namens Theodora Winnings finden sollte, die vermutlich inzwischen verheiratet war und einen andern Namen trug. Das hieß, wenn sie nicht zur Arbeit auf den Baumwollfeldern verkauft worden war oder schon vor Jahren bei einer der traurigen Gelbfieberepidemien gestorben, die dieses Küstengebiet heimsuchten. Wie eine der Möwen, die sich auf der Suche nach Beute in die Wellen stürzten, so stürzte die Torheit seines Unterfangens jäh auf ihn ein und krallte sich in seinem Geist fest. Er kannte sich in Savannah nicht aus, hatte keinen Schimmer, was er tun sollte. Wie fand man eine Sklavin, oder überhaupt irgendjemanden, in einer Stadt, in der man keine Bekannten hatte? Er hatte schon wegen seines britischen Akzents argwöhnische Blicke geerntet. Wie sollte er überhaupt wissen, ob jemand ihm bereitwillig helfen würde? So lange war der Unabhängigkeitskrieg nun auch wieder nicht vorbei.

Stirnrunzelnd musterte er die Bay Street mit ihren aneinandergereihten Läden, manche boten Schifffahrtszubehör feil, andere Lebensmittel. Ein im Wind schaukelndes Schild verkündete, dass Jephtha Moorton Fachmann im Zahnziehen war.

James schüttelte sich und wandte seine Aufmerksamkeit einem größeren, gepflegteren Schild direkt neben dem des Zahnreißers zu, Anpreisung für ein Speiselokal. Er könnte etwas essen und dann einen Rundgang machen, was auch immer er damit erreichen würde. Savannah war zu groß, als dass man von Tür zu Tür hätte gehen können. Falls er das versuchte, konnte er sich nachgerade selbst sehen, wie er als verdächtiges Subjekt aus der Stadt vertrieben wurde.

Neben dem Schild mit dem blutigen Zahn entdeckte er etwas, und ihm kam eine Idee, die sich wahrscheinlich als seine einzige gute in dieser Stadt erweisen würde. Er kniff die Augen zusammen, denn die Farbe an dem Gebäude, an dem der Zahn der Zeit genagt hatte, war verblichen, doch man konnte so eben noch lesen: „Savannah Times and Tides“, und darunter in kleineren Buchstaben „Wöchentlicher Anzeiger“.

James zog seinen zivilen Mantel an, kontrollierte, ob er Geld in seiner Brieftasche hatte, und stieg die Treppe hinab. Beinahe wäre er vom Duft nach gebratenem Speck und frischem Brot, der aus der offenen Tür des Speiseraums strömte, zurückgehalten worden wie einst Odysseus vom Gesang der Sirenen, aber er schritt hinaus auf die Straße, vorbei an dem Zahnreißer, wo drinnen schon jemand schmerzgepeinigt schrie, und zu dem Gebäude, in dem sich die Büros der Zeitung befanden.

Aus der Nähe betrachtet, schien das Haus noch maroder zu sein, daher betrat er es nur mit Vorsicht. „Hallo? Hallo?“, rief er und klopfte an eine geschlossene Tür.

Keine Antwort. James nieste, gereizt von den unzähligen Staubflocken, die durch die Luft schwebten, und nieste dann noch einmal.

Bei dem Geräusch öffnete sich die Tür, und ein Mann erschien im Rahmen, der so breit wie hoch war, mit einem langen Bart, der wirkte, als ob Raubvögel darin nach Futter gepickt hätten. Auf der Nasenspitze des Individuums saß ein Kneifer, dem von Newton kürzlich erst ausformulierten Gesetz der Schwerkraft trotzend.

„Wie kann ich Ihnen helfen?“, vernahm James und jubelte innerlich, da jede Silbe deutlich ausgesprochen wurde. Der Mann stammte nicht aus dem Süden.

„Veröffentlichen Sie tatsächlich ein Anzeigenblatt?“, fragte James. „Ich muss ein Inserat aufgeben.“

Der Mann verbeugte sich, so tief er konnte, was aufgrund seines Umfangs nicht sehr tief war. „Dann sind Sie seit geraumer Zeit mein erster Kunde, Sir.“ Mit den Worten streckte er seine Hand aus, zog sie wieder zurück, säuberte sie von ein paar Tintenklecksen und streckte sie erneut aus. „Osgood N. Hollinsworth, Verleger, Herausgeber und Chefkorrespondent der ‚Times and Tides‘.“

„Captain James Grey von der Royal Navy“, stellte James sich vor, während sie sich die Hände schüttelten.

Osgood N. Hollinsworth riss verdutzt die Augen auf. „Was? Wir sind doch bestimmt nicht wieder im Krieg, und Savannah hat sich schon ergeben?“

Noch nicht, dachte James. Aber nun fragte er sich, wie lange es wohl dabei bleiben würde. Außenminister Madison hatte die britische Admiralität schon in einem diplomatisch abgefassten Schreiben gewarnt, wie die Vereinigten Staaten darüber dachten, dass ihre Schiffe angehalten und britische Besatzungsmitglieder requiriert wurden.

„Nein, Sir, kein Krieg“, antwortet James. „Ich muss einfach nur ein Inserat aufgeben.“

„Gut, dass Sie diese Woche kommen, Captain.“ Hollinsworth schüttelte den Kopf. „Ich bereite gerade die letzte Ausgabe vor. Kein Mensch in dieser gottvergessenen Stadt liest.“

„Wirklich? Es scheint mir ein florierender Ort zu sein.“

„Vielleicht bin ich voreilig. Der Handel spielt sich hier an den Kais ab, an der Baumwollbörse, auf Sklavenauktionen und in den Wirtshäusern, ohne dass Zeitungen davon profitieren. Ich liege nicht falsch, wenn ich argwöhne, dass diese … diese … nennen wir sie Südstaatler … keinem vertrauen, der nicht von hier ist.“

„Woher sind Sie?“, fragte James.

„Irgendwo weiter westlich von hier.“ Hollinsworth machte eine unbestimmte Handbewegung.

„Ich hörte, Südstaatler duellieren sich wegen der geringsten Kleinigkeit“, meinte James halb scherzhaft.

Der andere schüttelte einen dicken Zeigefinger vor James’ Nase. „Sie haben nie schießfreudigere Männer gesehen, die noch dazu schwer auf ihre Ehre bedacht sind. Kommen Sie ihnen bloß nicht falsch.“

„Werde ich nicht, Sir“, erklärte James, im Stillen amüsiert. „Also, wegen des Inserats …“

„Das kann ich machen“, sagte der Drucker oder Herausgeber oder Redakteur oder was er nun war. „Aber bald schon werde ich den Staub Savannahs von meinen Schuhen schütteln. Setzen Sie sich doch. Ich bin so überwältigt von der Vorstellung, dass jemand ein Inserat aufgeben will, dass ich mich auch setzen muss.“

„Sie erwähnten Sklavenauktionen“, sagte James, wobei ihm beinahe schlecht wurde. Erstaunlich, wo er jahrelang Krieg und Taifune hinter sich gebracht hatte, ohne dass sein Magen sich auch nur meldete. Seine Matrosen sprachen von ihm als „Eisenbauch“. Gott sei Dank wussten sie nicht, wie er sich gerade fühlte, da er an Sklaven und Höchstbietende dachte und Teddy wahrscheinlich auf dem Auktionspodest.

„Ein Hohn, diese Auktionen“, meinte Hollinsworth kopfschüttelnd. „Stellen Sie sich vor – ein Yankee namens Eli Whitney hat eine Maschine zum Baumwollpflücken erfunden. Nun sind alle bestrebt, um noch mehr anzupflanzen, was den Markt für Sklaven anheizt.“ Er schaute düster drein. „Aber Ihre Anwesenheit hier hat nichts mit Sklavenhandel zu tun, nicht wahr?“

„Nein“, erwiderte James einsilbig. „Vor vielen Jahren war ich ein paar Monate in Charleston, halbtot von der Malaria. Eine junge Dame pflegte mich gesund. Ich hörte, sie lebt nun in Savannah, und ich möchte sie finden.“

Mehr Informationen muss ein kleiner dicker Redakteur mit tintenbeklecksten Händen nicht bekommen, fand James. Außerdem stimmte ja fast alles. Er konnte Hollinsworth durchaus offen in die Augen schauen.

Was er in den Augen las, die seinem Blick lächelnd begegnete, war schwer zu ergründen. Hätte er ihn besser gekannt, hätte er vermutet, dass dieser Mann seine behutsam gewählten Worte glatt durchschaute und ihm bis ins Herz sah, jenes Organ, von dem seine Kadetten geschworen hätten, dass es ihm fehlte. Was ist das bloß? fragte sich James, dann verwarf er das jähe Gefühl der Verwundbarkeit, so schwach es auch war. Er verschränkte die Arme vor der Brust und hielt dem Blick stand. „Ich zahle gut.“

„So viel, wie es Sie kostet, nach Boston zu fahren?“, fragte der Mann und kniff ihm ein Auge zu.

Weißt du etwas über mich? fragte James sich, abermals verblüfft. „Das scheint mir ein bisschen viel. Wenn Sie vernünftig sind, bin ich freigebig.“

Hollinsworth schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, dass eine Staubwolke aufflog. James musste schon wieder niesen. „Yep! Ich kann einsichtig sein.“

Er nannte eine kleine Summe, die James bestätigte, dass Mr. Hollinsworth ein recht lustiger Bursche war, der seine potenziellen Kunden gern neckte.

„In Ordnung.“ James fischte die paar Münzen aus der Kleingeldtasche seines Rocks.

Wie aus dem Nichts erschien ein Stück Papier samt Bleistift vor Mr. Hollinsworth, während James noch die Augen wegen des Staubs zusammenkniff und nach einem Taschentuch angelte.

„Was soll ich schreiben?“, fragte der Herausgeber. „Vielleicht etwas wie ‚Wo sind Sie … Name der Person? Captain Grey sucht Sie. Rückfragen bei der Times an Tides, Bay Street‘. Wie ist der Name?“

„Theodora Winnings“, sagte James und steckte sein Schnupftuch ein. „Können Sie das in Großbuchstaben machen?“

„Kann ich und werde ich“, antwortete Hollinsworth prompt. „Diese Woche gibt es kaum neue Nachrichten, abgesehen von einer Warnung des Bürgermeisters wegen ein paar ausgerissener Mastschweine und einer kurzen Notiz wegen zwei entlaufener Sklaven.“

„Der Text genügt mir, denke ich“, sagte James, während er sich erhob, weil er das staubige Redaktionsbüro endlich verlassen wollte, ehe er erneut niesen musste. „Und jetzt auf zum Frühstück.“

„Und an die Arbeit“, sagte Hollinsworth. „Die Zeitung wird morgen erscheinen. Vielleicht spazieren Sie durch Savannah und bewundern, wie es so ist, wenn eine Stadt ordentlich wie auf dem Reißbrett entsteht. Ganz anders als Ihre Hafenstadt Plymouth.“

„Wieso wissen Sie, woher ich …“

Der Mann zuckte die Achseln und sah James mit seinem so durchdringenden, doch gütigen Blick an. „Einfach gut geraten, Captain Grey. Nebenan in dem Lokal sind Schinkenbraten, Brötchen und Soße ganz köstlich, und vielleicht entdecken Sie Ihre Vorliebe für Maismehlwaffeln. Guten Tag.“

6. KAPITEL

Osgood N. Hollinsworth hatte mit dem Braten, den Brötchen und der Soße absolut recht. So vollgestopft, dass er schon mit Magendrücken rechnete, stieß James seinen Stuhl vom Tisch zurück und zahlte seine Rechnung.

Während seiner Rundgänge stellte er fest, dass Hollinsworth auch bezüglich Savannah recht behielt – eine hübsche kleine Stadt am Fluss, die in mit Bäumen gesäumten Quadraten angelegt war. Mit der Zeit gefielen ihm auch die überdachten Vorbauten, und er erkannte den Zweck: die Sommer hier waren vermutlich glühend heiß und schwül. In den schattigen Tiefen dieser Veranden sah er große Fächer, Die wohl Sklavenkinder auf den entsprechenden Befehl hin in Bewegung setzen mussten. Er fragte sich unwillkürlich, ob auch Teddy diese Fächer schon hatte bedienen müssen. Nun aber, zur Winterzeit, kurz vor Weihnachten, wurden die Fächer nicht benötigt.

James spazierte umher, bewunderte die Häuser und sog tief den Duft der Kränze aus Magnolienblüten ein, die an vielen Haus- und Ladentüren hingen. Das war etwas ganz anderes als der Weihnachtschmuck, wie er ihn aus Boston in Erinnerung hatte mit den Kränzen aus Stechpalme und Wachsmyrthe, die der scharfen Kälte gewachsen waren. Ihm schien, der schwere Duft der Magnolien greife wie mit Fingern nach ihm und überrumpele ihn geradezu.

Er musterte die Gesichter der Passanten und überlegte, ob er Theodora Winnings erkennen würde, wenn er sie sah. Würde sie ihn erkennen? Man konnte einen Mann verstehen, wenn er, da er sich jeden Morgen beim Rasieren im Spiegel sah, glaubte, er habe sich nicht sehr verändert. Eins allerdings wusste er – er sah eindeutig gesünder aus als das bleiche, zitternde, mit Malaria geschlagene Exemplar Mann, das Theodora gepflegt hatte. Er hatte an Gewicht und Kraft gewonnen und strahlte Autorität aus. Das brachten elf Jahre in der Royal Navy so mit sich.

Sein Haar, das sich lockte, war unter dem Hut kaum zu sehen, weil er es so kurz trug. Er war ein erwachsener, erprobter, erfahrener Mann, nicht mehr der Leutnant, der eben erst eine Ahnung von Sterblichkeit und den vor ihm liegenden Gefahren bekam. Auch das brachten das höhere Alter wie auch die Kriegszeiten mit sich.

Als das Anzeigenblatt am Tag, nachdem er das Inserat aufgegeben hatte, erschien, war James von Hollinsworths Bemühungen entsprechend beeindruckt. Die zwanzig Worte des Aufrufs erstreckten sich in kühnen Lettern, die unmöglich zu übersehen waren, über den unteren Rand der Seite. Die Frage war, ob jemand ihn lesen würde.

Da er nicht wusste, wie er Theodora finden sollte, begann er in seiner Sorge, täglich einige Worte an den Allmächtigen zu richten, jener unbekannten Wesenheit, die er seit Jahren mit Sir titulierte. Dass das absurd war, gestand er sich ein, doch er empfand es als passend.

Mehrere Tage vergingen. Im Schaufenster der Druckerei, in die nie jemand kam, legte Mr. Hollinsworth aus, was, wie er immer noch behauptete, die letzte Ausgabe des Blattes war, die er in Savannah zu veröffentlichen gedachte. James beobachtete den kleinen Stapel Zeitungen, ob er wohl langsam dahinschmölze, aber zu seiner Qual blieb der Packen unverändert hoch. So würde er Theodora Winnings nicht finden, und das sagte er Mr. Hollinsworth auch, der jedoch seine scharfe Bemerkung gleichmütig hinnahm.

„Ich habe die Zeitung auch auf den Plätzen verteilt“, erklärte der kleine Mann seelenruhig. „Seien Sie geduldig.“

Geduldig zu sein, mühte James sich wirklich, und er ging sogar so weit, sich regelmäßig in die letzte Bankreihe der Christuskirche zu setzen. Das Gotteshaus lag am Johnson Square, dem ältesten Platz der Stadt, wie ihm der Schuhputzjunge erzählte, bei dem er sich täglich die Stiefel blank wienern ließ. Dort probte des Abends ein Chor für den nahenden Weihnachtsgottesdienst – das schloss James zumindest aus dessen Repertoire – und spazierte jeweils nach seinem Nachtmahl im ‚Marlborough Dining Room‘ die kurze Strecke zum Johnson Square, um dem Gesang zu lauschen.

Abend für Abend saß er da, lange genug, um bald von den Sängern gegrüßt und schließlich gar gebeten zu werden, sich ihnen anzuschließen. Anfangs weigerte er sich, denn er kannte seine Stimme. In ihrer höflichen Südstaatler-Manier, die ihm nach und nach angenehm zu werden begann, wiederholten sie die Bitte jeden Abend aufs Neue, bis er endlich einwilligte. Nach etwa zehn Tagen in Savannah nahm er mehrmals wöchentlich an ihren Proben teil.

Am Ende jener Woche dann wusste er auch, dass sein kümmerliches kleines Unterfangen gescheitert war. Voller Zweifel fragte er sich, wie viel länger er an diesem betörenden Ort bleiben könnte. Sein Budget reichte für einen Aufenthalt von Monaten, nicht aber seine Neigung dazu. Ein seltsames Heimweh zog ihn nordwärts nach Massachusetts. Er wünschte sich nichts mehr, als durch jene vertrauten Straßen zu wandern und darüber nachzudenken, welchen Kurs sein Leben nehmen sollte. Was jahrelang für ihn keine Frage gewesen war, kreiste nun vage in seinem unruhigen Hirn.

Er gestand sich illoyale Empfindungen ein, falls es denn solche waren. Warum zog ein geachteter Kapitän der Royal Navy auch nur für einen winzigen Augenblick eine dauerhaftere Bindung an die Vereinigten Staaten in Betracht? Er sollte es besser wissen! Allerdings gefiel es ihm hier, und Amerika nötigte ihn geradezu zum Bleiben. Es ist kompliziert, dachte er, während er den weihnachtlichen Melodien lauschte, über die Straßen und Plätze einer reizvollen Stadt wanderte und sich Gedanken über Theodora Winnings machte.

Dann kam der Tag, an dem ihm endgültig klar wurde, dass es zwecklos war, noch länger in Savannah zu bleiben. Er saß auf der Bettkante und informierte Sir in seinen nun täglichen Ansprachen, dass es Zeit sei, weiterzuziehen.

Ich trage es Dir bestimmt nicht nach, Sir, dachte oder betete er – was es nun war, konnte er einfach nicht entscheiden. Es war eine unwahrscheinliche Chance, und ich weiß, wie beschäftigt Du um diese Jahreszeit bist, wenn vermutlich ganz viele Leute, die öfter beten als ich, etwas von Dir wollen. Ich wünschte, es hätte funktioniert. Danke, dass Du mir zugehört hast … falls Du überhaupt hinhörtest.

Es war ein warmer, sonniger Tag, wie fast alle Tage vorher und wie auch der nächste werden würde. Gemächlich schlenderte James hinab zum Kai mit den Lagerhäusern, atmete den vertrauten Geruch nach geteerten Tauen und Ölfarbe ein. Er stellte sich in die Schlange am Schalter der Schifffahrtsagentur, sich bewusst, dass er zwischen diesen trägen, angenehmen Leuten mit dem weichen Tonfall als fremd hervorstach.

Er erkundigte sich nach einem Schiff Richtung Norden und erfuhr, dass er am gleichen Nachmittag das Küstenschiff nach Charleston nehmen konnte oder bis zum Ende der Woche warten, um mit einem größeren Schiff zu reisen, das gerade eine Ladung Baumwolle aufnahm und Baltimore anlaufen würde. Von da aus könnte er per Postkutsche oder per Mietdroschke nach Boston gelangen.

Unzufrieden und unglücklich spazierte er an jenem Tag umher und lag anschließend die ganze Nacht wach und starrte an die Decke.

Seiner selbst müde und mit dem Wunsch, er hätte nicht aus Gleichgültigkeit auf eine ausgedehntere morgendliche Körperpflege verzichtet, stand er auf der Veranda des „Arundel“, schaute zu der Druckerei und sah sie.

Er musste sich irren! Er kniff die Augen zu und rieb sie sich heftig. Beinahe zu ängstlich, noch einmal hinzusehen, öffnete er die Lider und wusste, die Frau auf der anderen Straßenseite, die da mit der Zeitung in der Hand stand, war Theodora Winnings.

Wie angewurzelt verharrte er an seinem Platz. Bestimmt würde sie verschwinden, wenn er auch nur einen Schritt näher machte! Sie trug ein tristes Kleid, ganz anders als die hübschen Musselinkleider, an die er sich erinnerte. Ihr Haar steckte unter einem blauen Tuch, das sie um den Kopf geschlungen und oberhalb der Stirn verknotet trug. Er hatte diese Art Kopfbedeckung bei den Sklaven in Charleston und Savannah gesehen. Theodora war dünner als in seiner Erinnerung, was ihm alles über ihr hartes Lebens verriet, das er wissen musste. Mit angehaltenem Atem betrachtete er sie. Ihre Füße waren bloß.

„Guter Gott, Teddy“, flüsterte er, dann richtete er sich an seinen stummen Gesprächspartner. „Sir, warum hat niemand für sie gesorgt?“

Es wäre meine Aufgabe gewesen, sagte er sich. Er stieg die Stufen der Veranda hinab, ging auf die Frau zu, die er – und das wusste er nun genau – immer noch liebte, trotz aller Umstände wie Hautfarbe, Familienstand, was auch immer.

„Theodora“, sagte er, als er die Straße halb überquert hatte.

Die Frau hatte zuerst das Zeitungsblatt fixiert und dann die heruntergekommene Druckerei gemustert, als fragte sie sich, was sie hier tue.

Vielleicht irre ich mich. Vielleicht ist es nicht Teddy. Er räusperte sich und sprach lauter. „Theodora Winnings.“

Er wollte schwören, dass sein Herz laut wie eine Trommel hämmerte, als sie ihn ansah. Starr blieb er mitten auf der Straße stehen, merkte kaum, dass der Kutscher eines Lastkarrens ihn fluchend aufforderte, weiterzugehen. Abwehrend wedelte er mit der Hand, bewegte sich aber dann unbewusst vorwärts.

Die Frau starrte ihn an, hielt die Zeitung vor sich wie zum Schutz. Dann hob sie sie langsam und verbarg ihr Gesicht dahinter, was ihm das Herz brach.

Nun stand er direkt vor ihr. Stumm griff er nach dem Blatt und zog es fort. „Teddy“, sagte er. „Teddy, ich muss Sie so sehr um Verzeihung bitten!“

Nun, da er sie anschaute, richtig und ehrlich anschaute, ganz frei von den Fieberträumen seiner Krankheit, konnte er eine winzige Spur der afrikanischen Abstammung erkennen. Während der Wochen hier in Savannah waren ihm die hübschen Abstufungen von ganz dunkelbraunem, sehr hellbraunem und gar cremefarbenem Teint dieser freundlichen Menschen vertraut geworden, die ihn bei Tisch bedienten, seine Laken wechselten und seine Hemden bügelten. Theodora gehörte zu den sehr hellhäutigen.

„Leutnant Grey?“, fragte sie, ihre Stimme genauso melodisch wie damals.

Er lächelte. „Eigentlich Captain Grey, Miss Winnings, wie es in der Anzeige steht. Ich bin ein bisschen gescheiter geworden und habe einen höheren Dienstgrad erlangt.“

Er wollte sie zum Lächeln bringen, denn sie sah so ernst und so schrecklich kummervoll aus, was natürlich seine Schuld war, weil er sie im Stich gelassen hatte.

Zu seiner Bestürzung lächelte sie nicht. Sie ließ die Schultern hängen. „Ich hätte es Ihnen sagen müssen“, sagte sie schlicht und wandte sich zum Gehen.

Er wollte sie am Arm zurückhalten, doch sie war schneller.

„Sie wollen doch keine Szene machen!“, sagte sie mit unterdrückter Stimme. „Ganz bestimmt nicht, glauben Sie mir!“

Unsicher ließ er die Hand sinken. „Warum sind Sie dann hergekommen?“

„Ich musste Sie sehen, Captain Grey“, erklärte sie und atmete tief ein. „Nun habe ich Sie ja gesehen.“

„Aber ich …“ Er sah, dass ihr die Tränen über die Wangen rannen, während sie vor ihm zurückwich.

„Nein“, sagte sie. „Nein.“

Sir, das ist ungerecht“, rief er laut. „Ganz ungerecht!“

Sie schaute umher, schien sich zu wundern, mit wem er wohl sprach, als in diesem Moment die Tür der Druckerei aufflog und Osgood N. Hollinsworth im Rahmen stand und wütenden Blickes sagte: „Komm sofort ins Haus, Teddy! Deine Herrin versprach mir, dass du einen ganzen Tag für mich arbeitest!“

7. KAPITEL

Sie lief in den Laden, während Hollinsworth sie anfunkelte, als wäre sie tatsächlich seine ungehorsame Dienerin. James stand vor der offenen Tür und fragte sich erstaunt, mit welcher Befugnis der Mann eine Person herumkommandierte, die er wahrscheinlich nie zuvor gesehen hatte. James strauchelte beinahe unter der Last dieser ganzen fürchterlichen Angelegenheit, als ihm klar wurde, dass Theodora in den elf Jahren seit ihrem ersten Zusammentreffen so unterwürfig geworden war und genau wusste, wann sie einem Weißen gehorchen musste. Entweder das, oder sie erkannte die offensichtliche List. Er wusste ja, wie klug sie war.

„Sir“, wisperte er unhörbar zum Herrgott im Himmel, „Hilf mir, damit ich weiß, was ich tun muss.“

Kaum war Theodora im Haus verschwunden, zeigte Hollinsworths Miene wieder ihre übliche gemütliche Heiterkeit. Nun verstand James. „Wir lassen hier noch sämtliches fliegendes Geviech in den Laden, Captain Grey! Rasch, kommen Sie herein.“

James beeilte sich und zog die Tür hinter sich zu. Theodora hatte sich hinter den Schreibtisch geflüchtet, als fürchte sie sich vor ihnen beiden. Weit aufgerissen dominierten die Augen das schmale Gesicht, bis Hollinsworth eine kleine Verbeugung vor ihr machte und sich vorstellte. Erleichtert sah James, dass sie lächelte.

„Miss Winnings, ich musste einfach handeln, um diesen lahmen Captain von der Straße zu holen. Er kennt Savannah nicht so wie wir, nicht wahr? Setzen Sie sich doch bitte. Hier wird Ihnen niemand etwas tun.“ Er wies auf den Hocker vor dem Tisch und lehnte einen Besen dagegen. „Wenn jemand die Türglocke in Bewegung setzt, beginnen Sie zu fegen.“

Teddy nickte und setzte sich. James gab es einen Stich, als er sah, wie sie den groben Stoff ihres formlosen Kleids über den Knien glatt strich. Ihm war die Geste noch vertraut, die sie so oft gemacht hatte, während sie damals im Hospital, so viel besser gekleidet, an seinem Bett gesessen hatte. Es wurde ihm leichter ums Herz, denn er sah, dass Teddy immer noch Teddy war.

Zugegeben, Osgood N. Hollinsworth besaß einen gewissen Charme, der ihm bei ihren vorherigen Begegnungen nicht aufgefallen war. Theodora schien gelöster zu werden, die Spannung wich aus ihrem Blick. „Ja, Sir“, sagte sie. „Fegen kann ich.“ In ihren Wangen erschienen Grübchen, und als er das sah, entspannte auch James sich. „Niemand wird merken, dass ich nicht hierhergehöre.“

Wo war der tüchtige, selbstsichere, zuversichtliche Kapitän, als den er, James, sich kannte? Er stand da wie ein Klotz, linkisch, als ob seine Hände und Füße fünfmal größer wären als gewöhnlich. Wenigstens kam es ihm so vor, bis Hollinsworth ihn erstaunlich sanft beim Arm nahm und ihn zu dem anderen Stuhl neben dem Zeichentisch schob.

Dann betrachtete er sie beide mit einem Blick, der fast schon beseligtes Wohlwollen gegenüber der Menschheit ausdrückte. „Ich gehe jetzt ins ‚Marlborough‘, etwas zu essen holen. Captain, haben Sie ein wenig Geld? Sie wissen, ich bin arm wie eine Kirchenmaus. Wieso können Schreiberlinge sich nicht ein paar ehrliche Münzen verdienen?“

Wortlos holte James ein paar Scheine aus seiner Rocktasche. „Was mögen Sie gern, Teddy? Ich erinnere mich an Makronen und etwas mit Pekannüssen.“

Zum ersten Mal lächelte sie richtig, und James schmolz dahin. „Sie erinnern sich richtig … Jem?“

„So heiße ich immer noch“, sagte er, obwohl er doch seit vielen Jahren stets nur „Captain Grey“ gehört hatte oder nicht ganz so förmlich „James“. „Meine Männer nennen mich ‚Eisenbauch‘, aber nur wenn ich außer Hörweite bin.“

Sie lächelte noch breiter. „Ich erinnere mich an Zeiten, wo Ihnen alles hochkam.“

Hollinsworth verdrehte die Augen. „Meine Güte! Elf Jahre, und besser kriegt ihr es nicht hin? Ich gehe, ehe ich euch beiden eins versetze.“

James lachte, und Teddy drückte sich eine Hand auf den Mund, eine Geste, an die er sich erinnerte, als ob die Zeit im Hospital erst ein paar Tagen her wäre – als sie scheinbar noch eine junge Dame war und zu höflich, um laut herauszulachen.

„Brathühnchen und Gemüse? Maisbrot?“, fragte Hollinsworth. „Krabbensandwich?“

„Ach, das klingt alles wunderbar, Sir“, sagte Teddy. „Hühnchen habe ich seit Ewigkeiten nicht gehabt.“

Die Tür schloss sich hinter dem Mann, und James sog den Anblick Theodora Winnings in sich auf, die immer noch die schönste Frau war, die er je gesehen hatte. Dabei war er seit dem Brief mit dem Heiratsantrag in vielen fremden Häfen gewesen und hatte viele schöne Frauen gesehen. Er wünschte, er könnte ihr sagen, dass er keusch und abstinent gelebt hatte, doch das wäre gelogen. Er wünschte, er hätte ihren Brief schon vor vielen Jahren bekommen.

All das hätte er ihr sagen können; stattdessen streckte er ihr seine Hand hin und hätte vor Wonne sterben mögen, als sie sie fasste und mit festem Griff umfing. Ihre Hände waren rau und kräftig, beinahe wie seine eigenen. Er erinnerte sich, wie zart sie einst waren und wie weich, doch viel Zeit und der Lauf des Geschicks waren über sie beide hingegangen, seit er jenen Brief geschrieben und sie darauf geantwortet hatte.

Sie setzte zum Sprechen an, doch er hob, Höflichkeit außer Acht lassend, abwehrend seine freie Hand.

Autor

Christine Merrill
<p>Christine Merril lebt zusammen mit ihrer High School-Liebe, zwei Söhnen, einem großen Golden Retriever und zwei Katzen im ländlichen Wisconsin. Häufig spricht sie davon, sich ein paar Schafe oder auch ein Lama anzuschaffen. Jeder seufzt vor Erleichterung, wenn sie aufhört davon zu reden. Seit sie sich erinnern kann, wollte sie...
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