Hochzeit mit einem spanischen Milliardär

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Die schöne Elena hat keine Wahl: Um ihre Familie vor dem Ruin zu bewahren, muss sie schnellstens heiraten. Ausgerechnet den arroganten spanischen Milliardär Vidal Marquez, der statt einer Ehe auf dem Papier feurige Nächte voller Leidenschaft erwartet …


  • Erscheinungstag 28.05.2022
  • ISBN / Artikelnummer 9783751514484
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

„Ihr erwartet von mir, dass ich Vidal Marquez heirate?“

Elena sah ihre Eltern an, als hätten die beiden den Verstand verloren. Das war wirklich das Letzte, womit sie gerechnet hätte, als man sie gebeten hatte, nach Hause zurückzukehren. Was sie erwartet hatte, wusste sie nicht zu sagen, aber so etwas wäre ihr niemals in den Sinn gekommen.

Ihre großen gold-braunen Augen weiteten sich vor Schreck, ihr Herz begann heftig zu pochen. Das war völlig verrückt! Wie konnten sie das ernsthaft von ihr verlangen?

Schließlich hatte Vidal ihre Schwester heiraten sollen. Vor Monaten hatten die beiden sich verlobt. Doch jetzt war ihre Schwester davongerannt, keiner wusste, wo sie sich aufhielt. Was also war passiert? Und wieso sollte sie jetzt an den Platz der Schwester rücken? Wieso war es so wichtig?

Es ergab überhaupt keinen Sinn.

Die strahlende Nachmittagssonne fiel durchs Fenster und ließ Elenas schwarzes Haar schimmern. Draußen war ein wunderbarer Tag, und hier drinnen im Haus der Eltern ging die Welt unter.

„Das ist ja lächerlich.“ Elena stand zu ihrer vollen Größe aufgerichtet stolz da, ihre Augen funkelten vor Empörung. Das seidige Haar, zu einem klassischen Bob geschnitten, schwang lebendig mit, jedes Mal, wenn sie den Kopf bewegte. „Ich habe nicht vor, in nächster Zeit zu heiraten, noch lange nicht. Ich habe schließlich ein Geschäft zu führen. Es hat mich Jahre gekostet, um dahin zu gelangen, wo ich jetzt bin. Das werde ich nicht aufgeben, um …“, sie holte tief Luft, „… den Exverlobten meiner Schwester zu heiraten.“ Das „Ex“ betonte sie besonders scharf.

Elena liebte ihre Eltern von ganzem Herzen, aber sie konnte beim besten Willen nicht verstehen, was die beiden zu einer solchen Idee bewogen hatte. Viele Paare trennten sich, ohne dass man von den Geschwistern verlangte, als Ersatz herzuhalten. Völlig abwegig kam ihr das vor.

So oder so war es unverständlich, dass Reina einfach davongelaufen sein sollte. Elenas ältere Schwester tat nie etwas Unerwartetes. Elena war immer der Wildfang gewesen, der die Eltern manchmal zu Verzweiflung getrieben hatte. Als sie damals nach Los Angeles gegangen war, hatten sie sich ernsthaft Sorgen um die Tochter gemacht. Heute war Elena erfolgreich als Hochzeitsplanerin tätig, während die ältere Schwester vor der Hochzeit davongerannt war.

Sie konnte sich vorstellen, welcher Schock das für die beiden Familien gewesen sein musste. Alles für die Hochzeit stand bereits fest, jeder, der in Spanien Rang und Namen besaß, war eingeladen.

„Es tut mir leid, dass Reina euch das angetan hat“, sagte Elena laut, während sie still bei sich dachte, dass es so besser war, als wenn Reina sich erst nach der Hochzeit eingestanden hätte, dass sie Vidal nicht liebte. „Geht es hier darum, nicht das Gesicht zu verlieren? Kann die Firmenfusion nicht trotzdem realisiert werden?“

„Eben nicht“, antwortete ihr Vater leise. „Davon haben wir dir nichts gesagt, aber … es war eine arrangierte Heirat, aus geschäftlichen Gründen. Wir alle dachten, Reina sei glücklich mit dem Arrangement. Wir glaubten, sie würde Vidal lieben. Aber …“ Er hob bedrückt die Schultern, ließ sie wieder sinken.

„Arrangiert?“ Elena konnte es nicht fassen. Das wurde ja immer bizarrer. „Kein Wunder, dass Reina weggelaufen ist! Und jetzt soll ich ihren Platz einnehmen?! Kommt ja gar nicht infrage! Niemals! Ich finde Vidal unsympathisch. Er ist ein aufgeblasener, arroganter …“

Ihr fielen genügend Ausdrücke ein, die sie im Hause der Eltern jedoch nicht benutzen würde. Sie schäumte vor Wut. Nicht nur brachte sie kein Verständnis für die Forderung der Eltern auf, sie hatte auch nie verstanden, warum man die beiden Banken unbedingt zusammenschließen wollte. Sie hatte nie den Ehrgeiz gehabt, in der Familienbank zu arbeiten, sie hatte sich für Freiheit und Unabhängigkeit entschieden. Die liebevolle Zuneigung der Eltern konnte manchmal erdrückend sein.

„Es gibt noch einen anderen Grund“, hob ihr Vater leise an und legte den Arm um die Schultern seiner Frau. „Ich sage es nicht gern, aber …“ Er atmete bebend durch. „Die Bank hat Probleme. Ich fürchte, wir sind ruiniert, wenn Vidal uns nicht übernimmt.“

Die Sorgenfalten auf seiner Miene hatte Elena bisher mit Reinas Flucht begründet, doch jetzt wurde ihr klar, dass etwas viel Ernsteres ihn beschäftigte. Auch die Augen der Mutter blickten trostloser, als Elena es je gesehen hatte.

Impulsiv ging sie zu ihr und schloss sie in ihre Arme. Ihre Mutter war immer eine starke Frau gewesen, sie so hoffnungslos zu sehen, tat weh.

Die Privatbank der Eltern wäre nicht die erste, die Vidal in sein Unternehmen eingliederte. Offiziell wurde immer von einer Fusion gesprochen, doch Elena wusste sehr gut, dass der Familie die Führung aus der Hand genommen wurde, sobald Vidal sich die Bank einverleibte. Sie konnte nur hoffen, dass er den Eltern einen fairen Deal vorgeschlagen hatte. Warum sie allerdings Teil davon sein sollte, war ihr völlig unklar.

„Also“, ihr Vater hatte sich gefasst, seine Stimme klang fest, „wirst du es tun? Es geht schließlich nicht nur um uns, sondern auch um die Angestellten. Manche von ihnen sind schon sehr lange bei uns. Wir schulden es ihnen, dass wir alles tun, was in unserer Macht steht.“

Elena schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, aber ich kann nicht“, sagte sie entschieden. „Ihr verlangt das Unmögliche von mir.“ Die beiden mussten doch einsehen, wie absurd das Ganze war. Sie liebte diesen Mann nicht. Er bedeutete ihr überhaupt nichts.

Seit Jahren hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Sie erinnerte sich nur, dass Vidal Marquez sich immer für etwas Besseres gehalten hatte, schon als Kind. Mit ihm zu leben musste unerträglich sein. Kein Wunder, dass Reina im letzten Moment die Beine in die Hand genommen hatte.

Das Herz lag ihr schwer wie ein Stein in der Brust, als sie sah, wie ihr Vater ihre Mutter, die im Sitzen schwankte, stützen musste. Nichts lag ihr ferner, als den Eltern wehzutun, aber einen Mann zu heiraten, den sie nicht einmal mochte, war einfach zu viel verlangt.

Ihrem Vater, ein immer so starker, energischer Mann, standen Tränen in den Augen. „Gibt es denn keine andere Lösung, um die Bank zu retten?“, fragte Elena leise.

Ihr Vater schüttelte den Kopf. „Nein, keine.“

Elena schloss die Augen und stieß einen langen Seufzer aus. „Ich will das wirklich nicht tun“, sagte sie. „Aber ich ertrage es auch nicht, euch beide so verzweifelt zu sehen. Ich werde darüber nachdenken. Aber versprechen kann ich euch nichts.“

Ein wenig Hoffnung spiegelte sich auf den Gesichtern der Eltern wider, alle drei umarmten sich.

Elena allerdings konnte sich nicht vorstellen, den Wunsch der Eltern zu erfüllen. Das hieße, sie müsste ihr ganzes Leben vorerst aufgeben, wenn nicht sogar für immer. Sie liebte ihre Arbeit, und als ihre Mutter angerufen und ihr gesagt hatte, sie werde zu Hause gebraucht, hatte Elena geglaubt, sie solle die Hochzeit der Schwester ausrichten, nicht ihre eigene.

Während der nächsten Tage war die Stimmung im Valero-Haushalt äußerst angespannt. Elena verabscheute es, ihre Eltern so besorgt zu sehen, aber noch mehr hasste sie den Gedanken, einen Mann zu heiraten, den sie nicht liebte. Es musste einfach eine andere Lösung geben, die Bank zu retten.

Vidal hatte sie immer hochmütig ignoriert. Er war acht Jahre älter als sie, für ihn hatte sie gar nicht existiert. Sein jüngerer Bruder Fernan stand ihr altersmäßig näher, sie und Fernan hatten als Kinder immer zusammen gespielt, während Vidal und Reina Freunde gewesen waren. So war die Bekanntgabe der Verlobung von Vidal und Reina nicht als Überraschung gekommen, und Elena hätte nie vermutet, die geplante Hochzeit könnte etwas anderes als eine Liebesheirat sein.

„Kommst du heute Abend mit?“, fragte ihr Vater am Samstagmorgen beim Frühstück.

„Zu der Wohltätigkeitsgala?“

Er nickte. „Deine Mutter und ich halten es für wichtig, dass wir uns dort sehen lassen. Um mögliche Spekulationen zu vermeiden.“

„Natürlich komme ich mit“, sicherte sie spontan zu. „Kommen die Marquez auch?“

„Das nehme ich an.“

Ihr Herz stockte. Das hieß, Vidal würde auch anwesend sein. Wusste er, dass ihre Eltern sie mit ihm verkuppeln wollten? Falls ja … wie dachte er darüber? Er musste ebenso entsetzt sein wie sie. Es sei denn natürlich, die Bank in seine Finger zu bekommen, war ihm wichtiger als eine Heirat aus Liebe. So wie sie gehört hatte, war er sehr erfolgreich. Sein Bankenimperium war das größte in ganz Spanien. Und in wenigen Stunden würde sie dem Mann selbst gegenüberstehen.

Vidal konnte den Blick nicht von der atemberaubenden Schönheit reißen, die soeben den Saal betreten hatte. Er wollte diese junge Frau kennenlernen, unbedingt. Sie war groß und schlank und extrem elegant, strahlte das Selbstbewusstsein einer Frau aus, die wusste, dass sie gut aussah. Das kurze schwarze Haar gab den Blick ungehindert auf einen langen schlanken Hals frei, um den sich ein Collier mit schwarzen Edelsteinen schmiegte. Ihre Haut schimmerte in der Farbe von goldenem Honig, und er wusste, er musste sie halten, berühren … genießen!

Zwei schmale Träger hielten das kleine Schwarze. Der eng anliegende Stoff schmiegte sich um ihre Figur, betonte mit jeder ihrer Bewegungen die sanfte Rundung ihrer Brust, das feste Hinterteil …

Sein Körper reagierte prompt in eindeutiger Weise. Diese Frau musste er sich auf jeden Fall näher ansehen.

Sie schlenderte jetzt durch die Menge, grüßte und lachte mit Leuten, die sie offensichtlich kannte, und wurde jenen vorgestellt, die sie noch nicht kannte. Sie war aufregend und voller Leben, fühlte sich wohl in ihrer Haut und bewegte sich mit der Geschmeidigkeit einer Raubkatze. Vidal fragte sich, ob sie wohl auch die entsprechenden Krallen besaß. Sie kam ihm seltsam bekannt vor, doch er erinnerte sich nicht, sie schon einmal getroffen zu haben.

„Sie hat sich zu einer Schönheit gemausert, nicht wahr?“

Vidal hatte nicht gemerkt, dass sein Vater die Frau ebenfalls beobachtete. „Wer ist sie?“

„Was denn, du hast Elena nicht wiedererkannt? Das überrascht mich.“

Elena Valero? War das möglich? „Ich dachte, sie lebt in Amerika.“

Sein Vater nickte. „Stimmt. Aber sie ist zu Besuch nach Hause gekommen.“

Jetzt, da er wusste, wer sie war, konnte Vidal auch das kleine Mädchen von einst in ihr erkennen. Was für eine Verwandlung! Von schlaksig zu graziös. Von unscheinbar zu überwältigend. Von spindeldürr zu perfekt proportioniert. Reina hatte nur selten von ihrer Schwester gesprochen, also hatte er sie völlig vergessen. Jetzt allerdings beherrschte sie sofort alle seine Gedanken. Er konnte es kaum abwarten, bis sie ihre Runde durch den Saal beenden und schließlich vor ihm stehen würde.

Ob sie ihn überhaupt erkannte? Wie lange war es jetzt her, seit sie sich zuletzt gesehen hatten? Vor sechs Jahren war sie nach Amerika gegangen, aber selbst davor war er zu beschäftigt mit seinem Leben gewesen, um ein Auge für sie zu haben. Seiner Meinung nach war sie ein Wildfang, verwöhnt, eingebildet und nur an sich selbst interessiert.

Er konnte den Blick nicht von ihr wenden. Irgendwann drehte sie sich um, ihre Blicke trafen sich. Hatte sie ihn erkannt? Nichts in ihrer Miene ließ das vermuten. Wahrscheinlich hatte sie einfach nur seinen Blick auf sich gespürt. Und es schien ihm eine Ewigkeit zu dauern, bevor sie bei ihm ankam. Eine Ewigkeit, in der er sich vorstellte, wie er sie langsam auszog und jeden Zentimeter an ihr erkundete, um sie dann leidenschaftlich zu lieben. Nur gut, dass sie seinen wilden Herzschlag nicht hören konnte, als sie endlich vor ihm stand.

„Vidal.“ Sie bot ihm ihre Hand.

Also hatte sie ihn doch erkannt! Und der Blick, den sie in seine Richtung geschickt hatte, war kritisch, nicht neugierig gewesen. Der Gedanke ärgerte ihn. „Sieh einer an. Das kleine Mädchen ist erwachsen geworden.“

Sobald die Worte heraus waren, wusste er, dass er einen Fehler begangen hatte. Er wollte sie in seinem Bett haben, nicht beleidigen. Aber er hatte sich überrumpelt gefühlt, und daran war er nicht gewöhnt.

Elena hob leicht ihr Kinn und schaute ihn mit golden blitzenden Augen an. „Wie viele Jahre haben wir uns nicht gesehen?“

„Ziemlich viele“, gab er zu, während sich eine unkontrollierbare Hitze durch seinen Körper stahl, die er so seit seiner Teenagerzeit nicht mehr gespürt hatte.

„Richtig“, gab sie scharf zurück. „Du hast dich verändert, ich habe mich verändert. Ist das so ungewöhnlich?“

„Fast hätte ich dich nicht erkannt.“ Dass er sie tatsächlich nicht erkannt hatte, würde er nicht zugeben. „Darf ich mir erlauben zu bemerken, dass deine Veränderung sensationell ist?“

„Das ist wirklich zu großzügig von dir, danke.“

Der Spott war nicht zu überhören, und es ärgerte ihn. „Wie ich höre, machst du einen deiner seltenen Besuche bei deiner Familie.“

„Selten?“ Sie richtete sich steif auf. „Nur weil wir uns nicht über den Weg gelaufen sind, heißt das nicht, dass ich nicht nach Hause gekommen bin.“

„Aber nicht so oft, wie du solltest.“ Kalte graue Augen musterten sie. „Warum bist du überhaupt nach Amerika gegangen? Es hat deinen Eltern das Herz gebrochen, so wie deine Schwester sagte. Dich haben sie es vermutlich nie wissen lassen. Für dich war es ein großes Abenteuer, aber sie hatten das Gefühl, dass du ihnen den Rücken gekehrt hast.“

Ihre Augen glühten. „Mit welchem Recht kritisierst du mich? Es geht dich überhaupt nichts an. Ich würde ja gerne sagen, war nett, dich wiedergesehen zu haben, aber das war es nicht.“

Als sie sich abwandte und gehen wollte, fasste er nach ihrem Arm. „Elena, wir haben einander viel zu erzählen.“ Sein Körper stand in Flammen, als er sie an sich zog und ihre weichen Brüste sich an ihn pressten.

„So?“, fragte sie kalt. „Ich kann es meiner Schwester nicht verübeln, dass sie dich verlassen hat. Du bist arrogant wie eh und je.“ Sie riss sich aus seinem Griff los und ließ ihn stehen.

Wollte er keine Szene machen, musste er sie gehen lassen. Doch seine Augen folgten ihr, hafteten an ihren schwingenden Hüften, an den langen Beinen, und halb erwartete er, dass sie noch einmal über die Schulter zu ihm zurücksehen würde.

Er irrte sich nicht. Solch umwerfend schöne Augen. In ihnen lag eine seltsame Mischung aus Neugier und Überheblichkeit, und er erlaubte sich ein schmales Lächeln. Keine Angst, Elena Benitez Valero. Das nächste Mal kommst du mir nicht so leicht davon.

Sich vorzustellen, dass er fast Reina geheiratet hätte! Der Gedanke erschlug ihn schier, als Vidal an diesem Abend im Bett lag. Er hatte zugestimmt, weil die Bankenfusion bevorstand. Für ihn wäre es eine günstige Verbindung gewesen, eine Vernunftehe, und Reina hatte zugestimmt. Niemand außer ihnen beiden, seinem Bruder und seinen Eltern hatte gewusst, dass es sich hier nicht um eine Liebesheirat handelte.

Doch letztlich waren Reina Zweifel gekommen. Sie wünsche sich eine echte Ehe, hatte sie gesagt. Sie wolle sich verlieben und ein Märchen leben. Also hatte er das Anständige getan und sie freigegeben. Und er hatte keinen Grund gesehen, warum er ihren Eltern nicht trotzdem helfen sollte.

Um genau zu sein, er hatte demnächst alles in die Wege leiten wollen. Bis er heute Abend Elena getroffen hatte. Da hatte er seine Meinung abrupt geändert. Elena wäre genau die richtige Ehefrau für ihn. Er brauchte nur an ihren wundervollen Körper zu denken, und er wusste, dass er sie in seinem Bett haben musste.

Also: Keine Elena, keine Fusion.

Er konnte sich vorstellen, wie besorgt ihre Eltern sein mussten. Sie konnten ja nicht wissen, dass er der Fusion auch ohne Heirat mit Reina zugestimmt hätte. Vielleicht war Elena ja deshalb hier. Weil ihre Eltern sie davon zu überzeugen versuchten, den Platz der Schwester einzunehmen!

Bei dem Gedanken musste er lächeln. Dann konnte er sich entspannt zurücklehnen und brauchte nur abzuwarten.

Natürlich könnte er die Sache auch ein wenig beschleunigen. Elena würde bestimmt nicht sofort zustimmen. Wahrscheinlich kümmerte es sie nicht einmal, ob die Bank ihrer Eltern unterging. Sie hatte ihnen ja den Rücken gekehrt, und der Himmel allein wusste, was sie in Amerika so alles trieb.

Nun, das sollte ihm gleich sein. Sie war eine faszinierende Frau, und er wollte sie in seinem Bett. Jede Nacht.

Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief Vidal ein.

Nachdem sie Vidal getroffen hatte, war Elena noch überzeugter, dass eine Heirat mit ihm völlig außer Frage stand. Den jungen Mann, an den sie sich erinnerte, gab es nicht mehr, stattdessen troff ihm jetzt Weltgewandtheit und Selbstsicherheit aus jeder Pore wie eine zerstörerische Droge.

Sein dichtes schwarzes Haar, das sich früher immer geweigert hatte, sich zähmen zu lassen, lag jetzt perfekt geschnitten um seinen Kopf, seine muskulöse Gestalt verriet die Stunden, die er im Fitnessstudio zubrachte. Seine Augen hatten sich nicht verändert, das Grau war noch immer erstaunlich attraktiv. Doch seine Arroganz ärgerte sie maßlos. Er mochte der Präsident von El Banco de Marquez sein, aber sein Benehmen ihr gegenüber hatte sich um keinen Deut verbessert.

Ihr vorzuhalten, sie hätte die Eltern im Stich gelassen! Sie rief jeden Tag zu Hause an und besuchte die beiden, so oft es ihr möglich war! Ihre Eltern hatten nie ein Wort des Vorwurfs verlauten lassen, im Gegenteil. Immer wieder beteuerten sie, wie stolz sie auf die Tochter seien, die aus eigener Kraft etwas aus ihrem Leben gemacht hatte.

Und genau deshalb verstand Elena nicht, wieso die beiden wollten, dass sie dieses Leben aufgab, um Vidal zu heiraten.

Was für eine Ehe könnte das schon werden, wenn er in ihr noch immer nur Reinas kleine Schwester sah? Er würde nie akzeptieren, dass sie erwachsen und eine erfolgreiche Geschäftsfrau geworden war.

Sie konnte sich nichts Schlimmeres vorstellen als eine Ehe mit ihm. Er mochte umwerfend gut aussehen, und er mochte auch einer der reichsten Männer Spaniens sein, doch was den Rest anging …

2. KAPITEL

„Ich fürchte, ich verschwende nur deine Zeit – und meine.“

Elena hielt das Kinn hoch erhoben, ihre Augen blitzten. Vidal hatte heute früh am Morgen angerufen. Sie müssten miteinander reden, hatte er gesagt.

Und so saßen sie nun in einem kleinen Restaurant in einer der vielen engen Gassen Sevillas beim Frühstück zusammen, und Elena war über ihre unerwartete und vor allem unerwünschte Reaktion auf diesen Mann entsetzt.

Er sah frisch und ausgeruht aus, als hätte er acht Stunden geschlafen, dabei konnte seine Nacht nicht mehr als vier Stunden gedauert haben. Das Galadinner hatte sich endlos in die Länge gezogen, es war noch bis frühmorgens getanzt worden, und Vidal war als einer der Letzten gegangen. Sie hatte auch dazugehört. Weil so viele Leute unter den Gästen gewesen waren, die sie schon seit Jahren nicht mehr gesehen hatte.

Und während sie mit allen lachte und redete, hatte Vidal sie keine Minute aus den Augen gelassen. Natürlich hatte sie so getan, als bemerke sie es nicht. Sie hatte ihn ignoriert und war gegangen, ohne sich von ihm zu verabschieden.

Doch aus einem unerfindlichen Grund schwelte seit dem Moment, als sie ihn heute Morgen erblickt hatte, ein völlig irrationales, gefährliches Feuer in ihr, das sie fast in Panik versetzte.

Sie versuchte sich damit zu beruhigen, dass es Ärger und Abneigung war, was sie verspürte, und fragte sich, warum sie die Einladung zum Frühstück überhaupt angenommen hatte.

„Wie kommst du darauf, dass du meine Zeit verschwendest?“ Seine Stimme klang wie ein tiefes Knurren, und er blickte sie an, als wolle er sie mit seinen grauen Augen hypnotisieren. „Ich kann mir keine bessere Art vorstellen, den neuen Tag zu beginnen. Wie ich schon gestern sagte, Elena, du bist zu einer außergewöhnlich schönen Frau herangewachsen.“

„Die du fast nicht erkannt hättest“, ergänzte sie kühl. „Ich hatte keinerlei Schwierigkeiten, dich wiederzuerkennen.“

„Ich fühle mich geschmeichelt.“ Doch der Ausdruck in seinen Augen besagte das genaue Gegenteil.

„Das hat mit Schmeichelei nichts zu tun“, gab sie zurück. „Ich hätte blind sein müssen, damit mir nicht auffällt, wie du mich den ganzen Abend anstarrst. Hast du dir überlegt, ob ich eine bessere Alternative bin als meine Schwester?“ Als er die Stirn runzelte, beeilte sie sich, hinzuzufügen: „Meine Eltern haben mich über die Situation aufgeklärt. Ich vermute, deshalb sitze ich auch jetzt hier, oder?“

Vidal spreizte die Finger vor sich. „Schuldig im Sinne der Anklage.“

„Gehst du etwa davon aus, ich würde zustimmen?“ Dann konnte er nicht bei Verstand sein. Nicht in einer Million Jahre würde sie diesen Mann heiraten.

In Los Angeles war sie mit Männern ausgegangen, aber es war nie etwas Ernstes gewesen. Sie hatte gar keine Zeit für eine ernste Beziehung. Der Ausbau ihres Geschäfts beanspruchte ihre volle Aufmerksamkeit, und sie würde sich von nichts und niemandem ablenken lassen.

„Nein“, antwortete er zu ihrer Verwunderung. „Ich kann mir keine Frau vorstellen, die auf so etwas eingehen würde.“

Erleichtert atmete sie auf. Er verstand sie also! Sie hatte ihm Unrecht getan. Das Lächeln kam ganz von allein, und sie wollte ihm gerade sagen, wie froh sie sei, dass er es ebenso sah wie sie, als seine nächsten Worte sie schockierten.

„Es sei denn natürlich, eine Frau verspräche sich eigene Vorteile.“

Ihre Augen sprühten Funken. „Ich brauche nichts von dir, von keinem Mann. Ich bin durchaus in der Lage, für mich selbst zu sorgen.“ Am liebsten hätte sie ihn für die Unterstellung, sie sei derart berechnend, geohrfeigt.

„Oder es handelt sich um eine pflichtbewusste Tochter, die ihren Eltern helfen will und deshalb einer Heirat zustimmt? Und ich denke, das bist du.“

Autor

Margaret Mayo
Margaret Mary Mayo wurde am 7. Februar 1935 in der Grafschaft Staffordshire, England, geboren und hat diese Region noch nie verlassen. Sie hatte nie vor Autorin zu werden, obwohl sie das Lesen liebte. Nachdem ihre beiden Kinder, Adrian und Tina, geboren waren und schließlich zur Schule gingen, nahm sie ihre...
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