Im Bann grüner Augen

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Seit sechs Monaten teilt Joel sein Büro und Bett mit der hübschen Sekretärin Lauren. Doch weil er sich nicht binden möchte, macht sie Schluss. Mit wilden Küssen versucht er, sie zu halten, aber Lauren möchte mehr! Und wie es scheint, hat Joel bereits einen Rivalen!


  • Erscheinungstag 24.05.2017
  • ISBN / Artikelnummer 9783733777999
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Lauren? Lauren, verdammt noch mal, mach die Tür auf!“

Sie war weder erschrocken noch schockiert über die Wut in Joels Stimme, als er gegen die Tür ihrer Wohnung hämmerte, sie hatte ihn erwartet und mit dieser Reaktion gerechnet. Sie hatte keine Ahnung gehabt, um welche Uhrzeit oder an welchem Tag es passieren würde, aber sie hatte gewusst, dass er sofort nach der Rückkehr von seiner Geschäftsreise herkommen würde. Maybury hatte es ihm natürlich erzählt. Und Joel war nicht im Mindesten erfreut – auch das hatte sie gewusst.

„Lauren …“ Seine Stimme klang nun leiser, fast schmeichelnd. „Lass mich rein, damit wir reden können.“

Reden. Das hatte in der Vergangenheit nicht viel gebracht, und sie bezweifelte, dass es ihnen im Moment helfen würde.

„Lauren, bitte!“

Dieses „Bitte“ war ihr Untergang. Joel Sutherland bat nie um irgendetwas, und schon gar nicht, dass eine Frau mit ihm redete – schließlich gab es genug andere, die mit Freuden mehr als das tun würden! Die Tatsache, dass er sie jetzt bat, bewies, wie verzweifelt er sich zumindest ein Gespräch wünschte.

Mit anmutigen Bewegungen ging sie zur Tür. Das goldblonde, kinnlange Haar umrahmte ihr schönes Gesicht, das noch vor wenigen Minuten Zweifel und Unschlüssigkeit widergespiegelt hatte. Nichts von alledem war ihr jetzt noch anzusehen: mandelförmige grüne Augen und ein perfekt geformter Mund, der durch dunkelroten Lippenstift noch provozierender wirkte. Sie besaß zwar das Gesicht und den Körper eines Models, aber zu viel Verstand, um in einem so gefährlichen und kurzlebigen Job zu arbeiten. Die Lachfältchen an ihren Augen verrieten, dass sie mit dem zufrieden war, was sie aus ihrem Leben gemacht hatte, und dass das Leben es gut mit ihr gemeint hatte.

Als sie Joel die Tür öffnete, genoss sie ihr Leben allerdings nicht. Sie wusste aus Erfahrung, dass die nächste halbe Stunde keineswegs angenehm verlaufen würde. In dem Jahr, seit sie als Sekretärin für ihn arbeitete, hatte sie gelernt, dass Joel der charmanteste Mann der Welt sein konnte – sofern alles nach seinen Wünschen verlief. Aber wehe, wenn irgendetwas schiefging … Bei solchen Gelegenheiten konnte es durchaus passieren, dass Gegenstände durch die Luft flogen. Lauren hatte das dunkle Gefühl, dass heute eine dieser Gelegenheiten war!

Kaum hatte sie den Riegel zurückgeschoben, stieß Joel die Tür auch schon energisch auf, stürmte ins Zimmer und blickte sich argwöhnisch um, als hätte er nicht damit gerechnet, dass sie allein war. Dann drehte er sich um und sah zu, wie sie die Tür schloss. „Wo ist er?“

Lauren hatte nicht die leiseste Ahnung, wovon er sprach. „Wer?“

„Roger Hillier“, rief Joel ungeduldig. „Oder komme ich zu früh?“ Er warf einen Blick auf die goldene Armbanduhr. „Wahrscheinlich. Er bleibt ja immer bis zum frühen Abend im Bett“, fügte er verächtlich hinzu.

Lauren konnte sich nicht sattsehen an dem Mann, dem ihr Herz gehörte. Er beeindruckte sie noch genauso wie am ersten Tag. Mit vierunddreißig war er zwölf Jahre älter als sie, aber in seinem dichten schwarzen Haar zeigte sich nicht der geringste Anflug von Grau. Am faszinierendsten waren jedoch seine Augen. Sie leuchteten wie Bernstein, wenn er sich freute oder glücklich war. Ärgerte er sich, funkelten sie dunkelbraun. Es stand außer Frage, welche Farbe sie momentan aufwiesen! Eine lange schmale Nase ragte über den sinnlichen Mund, das Kinn war fest und markant. Es war kein gut aussehendes Gesicht im landläufigen Sinn, doch es spiegelte den Zauber wider, den Joel tagtäglich hinter der Kamera ausübte.

Im Gegensatz zu seinen Kollegen weigerte er sich, in Jeans und T-Shirt im Studio zu erscheinen. Er behauptete, die Klienten würden eher einem Mann in konventioneller, seriöser Kleidung vertrauen. Der Erfolg seiner Fotoagentur schien diese Theorie zu bestätigen. Auch heute trug er einen maßgeschneiderten, dreiteiligen Anzug. Das Jackett betonte seine breiten Schultern, die Weste war über dem flachen Bauch zugeknöpft, und die Hose saß dank Joels schmalen Hüften und langen, muskulösen Beinen perfekt.

Er verkörperte exakt das, was er war: ein kraftvoller, erfolgreicher, dynamischer Mann – und nach sechs Monaten des Zusammenlebens mit ihm war es Lauren noch immer nicht gelungen, seinen vielschichtigen Charakter zu kennen, geschweige denn, ihn zu verstehen!

„Wann wird Hillier eintreffen?“ Ein geringschätziges Lächeln umspielte seine Lippen.

„Warum fragst du?“

„Damit ich das Vergnügen habe, ihm den Hals umzudrehen, sobald er hier auftaucht.“

Lauren setzte sich. Der Kontakt mit einem Mann wie Joel hatte sie gelehrt, dass unerschütterliche Gelassenheit unverzichtbar war. In Situationen wie dieser, wenn er auf Streit aus war, halfen weder gutes Zureden noch flammender Protest.

Das zartgrüne Seidenkleid raschelte leise, als sie Platz nahm. Der schlichte, taillierte Schnitt schmeichelte ihrer schlanken Figur und wirkte durch den tiefen Rückenausschnitt keineswegs langweilig. Joel liebte es, wenn sie Sachen trug, die nicht zu verspielt oder streng waren, und im Lauf der Monate hatte sie ihre Garderobe nach seinem Geschmack gekauft.

„Wieso bildest du dir ein, dass Roger herkommen würde?“

„Weil er dich schon seit Monaten drängt, zu kündigen und für ihn zu arbeiten.“ Joel ging rastlos im Zimmer auf und ab.

„Hast du mich deshalb überredet, zu dir zu ziehen?“, erkundigte sie sich bitter.

„So verzweifelt bin ich nun auch wieder nicht darauf angewiesen, eine Sekretärin zu halten“, konterte er.

„Und ich bin nicht auf der verzweifelten Suche nach einem neuen Job!“ In ihren grünen Augen funkelte es gefährlich.

Stirnrunzelnd blieb Joel stehen. „Heißt das, du hast mich nicht verlassen?“

„Das heißt, ich bin nach wie vor deine Sekretärin“, erwiderte sie nachdrücklich. „Solange du mich willst.“

„Und der Umzug in dieses Apartment? Gütiger Himmel, ich wusste nicht einmal, dass du den Mietvertrag verlängert hast.“

Lauren zuckte die Schultern. „Du hast mich nie danach gefragt.“

„Ich habe angenommen … Aber bei dir darf man eben nichts annehmen, oder?“, meinte er vorwurfsvoll. „Ich habe angenommen, du würdest in meiner Wohnung auf mich warten, wenn ich zurückkomme. Nun, in diesem Punkt habe ich mich offenbar geirrt.“

Es kostete sie große Anstrengung, ruhig zu bleiben, doch das konnte sich mit jeder Sekunde ändern. Joel schaffte es wie kein anderer, sie bis aufs Blut zu reizen. „Vielleicht ist es deiner Aufmerksamkeit entgangen, aber die sechs Monate endeten während deiner Abwesenheit.“

„Es ist keineswegs meiner ‚Aufmerksamkeit entgangen‘“, entgegnete er wütend. „Es ist mir nur nie in den Sinn gekommen, dass du gehen würdest.“

„Als ich bei dir einzog, hatten wir uns darauf geeinigt“, erinnerte sie ihn.

„Die Vereinbarung lautete, dass wir nach Ablauf der sechs Monate die Situation neu überdenken.“ Seine Stimme klang gefährlich sanft.

„Da du nicht hier warst, habe ich es allein getan.“

„Und bist ausgezogen.“

„Ja.“

„Warum?“, wollte er wissen. „Ich begreife es einfach nicht.“

„Es war besser so.“

„Für wen?“

„Für mich“, erwiderte sie schlicht.

Er schien eine Spur blasser zu werden, so als hätte sie ihn tief verletzt. Lauren wusste jedoch, dass dies nicht zutraf. Joel besaß kein Herz, das Schmerz empfinden konnte.

„Und was ist mit mir?“, fragte er. „Ich wollte jedenfalls nicht, dass du ausziehst.“

„Das weiß ich.“

„Warum hast du es dann getan?“ Er ballte die Hände zu Fäusten. „Die vergangenen sechs Monate mit dir waren die schönste Zeit meines Lebens. Ich dachte, du würdest das Gleiche fühlen – darauf hätte ich jede Wette abgeschlossen.“

Nervös biss sie sich auf die Lippe. Joel hatte mit seiner Vermutung recht. Tag und Nacht mit ihm zusammen zu sein, war traumhaft gewesen – und traumatisch. Sie liebte einen Mann, der es schlichtweg leugnete, dass es dieses Gefühl überhaupt gab, der Menschen verspottete, die an Liebe glaubten. Wie sollte sie je wahres Glück mit ihm kennenlernen?

Gewiss, sie hatte all das schon vor sechs Monaten gewusst, war jedoch sicher gewesen, sie könnte ihn umstimmen und das schaffen, was unzähligen anderen nicht gelungen war. Sie war zu ihm gezogen, weil sie fest daran geglaubt hatte. Oberflächlich betrachtet waren sie glücklich gewesen. Joel war damit zufrieden gewesen, sie tagsüber in seinem Büro und nachts in seinem Bett zu haben. Er hatte sie nie einschlafen lassen, ohne ihr zuvor sehr überzeugend zu beweisen, wie leidenschaftlich er sie begehrte. Und eine Zeit lang hatte sie sich auch damit begnügt, bis allmählich deutlich wurde, dass er sich nie ändern würde, dass Joel in ihr stets nur die Geliebte sehen würde und nicht mehr.

Das Einzige, das er je mit ihr geteilt hatte, war die Arbeit gewesen. Seine Familie und sein früheres Leben waren für sie ein Buch mit sieben Siegeln. Es war nicht schwer gewesen, Details über seine Vergangenheit herauszufinden, schließlich war Joel ein weltberühmter Fotograf, und die Presse hatte in den letzten fünf oder sechs Jahren ausführlich über seine wechselnden Affären berichtet. Von seiner Familie wusste Lauren nur, dass seine Eltern im Süden Englands wohnten und er sie nie besucht hatte, seit sie mit ihm liiert war. Das waren ziemlich spärliche Informationen über den Mann, mit dem sie so intim zusammenwohnte, und selbst diese wenigen Einzelheiten hatte sie nicht von ihm persönlich. Joel war ein überaus verschlossener Mensch, so verschlossen, dass er nicht einmal diejenigen, die ihn liebten, an sich heranließ.

Sie liebte ihn, daran würde sich nie etwas ändern, aber sie wollte mehr von ihm, brauchte mehr. Und er konnte es ihr nicht geben. So ungern sie es auch zugab, sie war gescheitert. Ihre Mutter würde sich freuen, denn sie hatte die Beziehung nie gebilligt. Nur ihre ältere Schwester hatte sie verstanden und unterstützt, Judi war immer da gewesen, wenn Lauren jemanden zum Reden gebraucht hatte. Und das war oft der Fall gewesen, seit sie Joel kannte. Aus der anfänglichen Euphorie waren rasch bohrende Zweifel geworden und schließlich Furcht, eine Furcht, die sich als berechtigt erwiesen hatte, als klar wurde, dass er sie nicht lieben konnte.

„Ich habe es genauso empfunden“, begann sie. „Ich …“

„Du hast?“, unterbrach er sie. „Was soll das heißen? Entweder hat dir das Leben mit mir gefallen oder nicht.“

„Es hat mir gefallen. Aber …“

„Und du kannst nicht abstreiten, dass wir sexuell perfekt zusammenpassen“, fuhr er unerbittlich fort.

Lauren errötete unter seinem prüfenden Blick. Wie sollte sie etwas leugnen, das bereits in der ersten Nacht überdeutlich geworden war? Sie war noch Jungfrau gewesen und hatte sich vor dem „ersten Mal“ gefürchtet, aber Joel hatte ihr ein Reich der Sinnlichkeit eröffnet, wie sie es sich nie hätte träumen lassen. Der Gedanke, ihr erster Liebhaber zu sein, hatte ihn begeistert. Geduldig und zärtlich hatte er sie in die körperliche Seite der Liebe eingeführt. Dieser Aspekt ihrer Beziehung war mit jedem Mal erfüllender geworden und hatte sich auch nicht durch Laurens wachsende Zweifel an einer gemeinsamen Zukunft beeinflussen lassen.

„Das weißt du doch“, flüsterte sie. „Aber …“

„Was tust du dann hier?“, rief Joel. „Und warum hast du nie etwas davon erwähnt, wenn ich mit dir telefoniert habe? Maybury sagte, du seist ein paar Tage nach meiner Abreise nach Amerika ausgezogen.“

„Das stimmt. Und hättest du nicht immer nur im Büro angerufen, sondern auch einmal abends im Apartment, hätte dir Maybury auch viel früher davon berichtet.“ Der Butler hatte sogar die Anweisung gehabt, Joel zu informieren. Allerdings war Joel sich ihrer so sicher gewesen, dass er nie abends angerufen hatte. Deshalb hatte er erst bei seiner Ankunft erfahren, dass sie aus ihrem Liebesnest geflohen war.

Liebesnest! Allein die Formulierung war eine Lüge. Lauren liebte, während Joel nur begehrte. Leider war sie zu verliebt gewesen, um die Wahrheit zu erkennen. Joel hatte sie, um den Bürobetrieb zu organisieren, und Maybury, damit das Apartment sauber und behaglich war und die Mahlzeiten pünktlich serviert wurden. Für die Frau in Joels Leben blieb nichts weiter zu tun übrig, als das Bett mit ihm zu teilen. Nach einer Weile konnte diese Aufgabe ziemlich herabwürdigend werden.

Sie teilten weder ihre Gedanken noch ihre Träume. Selbst die sonst so freimütige Lauren hatte es gelernt, vorsichtig zu sein, nachdem Joel ein paarmal recht abweisend auf die Erwähnung ihrer Familie und Freunde reagiert hatte. Er hatte ihre Angehörigen und Bekannten nicht treffen wollen. Seiner Meinung nach wäre es pure Heuchelei gewesen, da die meisten ihre Beziehung missbilligten. Vielleicht hatte er mit dieser Einschätzung recht, aber trotzdem hätte er Lauren durch ein bisschen Toleranz unbeschreiblich glücklich machen können!

Die meisten ihrer Verwandten und Freunde würden sie vermutlich eine Närrin schelten und ihr vorhalten, dass Joel sich in den vergangenen sechs Monaten nicht verändert habe. Seine Abneigung gegen jegliche emotionale Bindung, seine Arroganz, wenn er das Gefühl hatte, unterschätzt zu werden, seine kaltblütige Missachtung aller Gefühle, außer seinen eigenen – all das hätte sie erkennen müssen, bevor sie bei ihm eingezogen war.

Joel sah wütender aus denn je. „Willst du etwa behaupten, du hättest mich verlassen, weil ich nicht die Zeit gefunden habe, dich abends anzurufen?“

„Du solltest mich eigentlich besser kennen“, entgegnete sie empört.

„Allmählich glaube ich, dass ich dich überhaupt nicht kenne.“

„Ich habe dich verlassen, weil es Zeit dazu war.“ Auf gar keinen Fall durfte sie jetzt die Fassung verlieren. „Wir wollen unterschiedliche Dinge vom Leben.“

„Ich will dich.“

„Aber du liebst mich nicht.“

Er kniff die Augen zusammen. „Das wusstest du von Anfang an. Ich habe dir gesagt, wie es sein würde.“

Sie verdiente die Antwort, obwohl sie nicht erwartet hatte, dass Joel sich mit diesem Argument verteidigen würde. „Ja.“ Sie seufzte. Was seine Gefühle betraf, war er immer ehrlich gewesen.

„Trotzdem hast du mehr erwartet“, stellte er verächtlich fest.

Sein ironischer Tonfall ließ sie zusammenzucken. Sie hatte weder eine verspätete Liebeserklärung von ihm erhofft noch die Bitte, zu ihm zurückzukehren, aber sie hatte auch nicht damit gerechnet, dass er ihr Bedürfnis, ihre Sehnsucht nach Zuneigung verhöhnen würde. Er hatte sie noch nie verspottet, und es schmerzte.

„Ich habe es nicht erwartet“, erwiderte Lauren ruhig. „Andererseits hätte ich es nicht zurückgewiesen“, fügte sie leise hinzu.

„Lauren?“

Ungeduldig stand sie auf. „Wir haben beschlossen zusammenzuleben, um herauszufinden, ob es mit uns klappt. Was mich betrifft, hat es nicht funktioniert. Also lassen wir es dabei bewenden.“

Joel packte sie bei den Schultern und zwang sie so, ihn anzusehen. „Liebst du mich, Lauren?“

Tränen schimmerten in ihren Augen. „Und wenn ich es tue?“

Seine Miene wurde undurchdringlich, sein Blick war ausdruckslos, als er die Hände sinken ließ und einen Schritt zurücktrat. „Liebe war nie Bestandteil unserer Abmachung.“

„Dann ist es ja gut, dass ich dich nicht liebe, oder?“ Sein zweifelnder Blick verriet, dass er nicht sicher war, ob er ihr glauben solle oder nicht. „Es war eine rein theoretische Frage, Joel. Ich liebe weder dich noch einen anderen Mann. Allerdings will ich von einer Beziehung mehr, als du mir geben kannst.“

Er presste die Lippen zusammen. „Zum Beispiel?“

Sie schob die Hände in die Taschen ihres Kleides, um das Zittern ihrer Finger zu verbergen. „Zum Beispiel Gemeinsamkeit, gegenseitiges Geben und Nehmen und vielleicht ein bisschen Spaß. Du bist so darauf bedacht, deine Gefühle zu kontrollieren, dass du sogar vergessen hast, wie man sich amüsiert! Ist dir eigentlich klar, dass du mich immer nur in respektable Restaurants und ebenso respektable Clubs ausgeführt hast?“

„Wäre es dir lieber, wenn ich dich in unrespektable gebracht hätte?“

„Du begreifst es einfach nicht, Joel.“

„Ich bezweifle, dass du es begreifst!“

Lauren wusste, dass er nie verstehen würde, was sie ihm zu sagen versuchte. Er beherrschte seine Emotionen so meisterlich, dass ihm jeglicher Sinn für ihr Bedürfnis fehlte, Freud und Leid mit ihm zu teilen. „Mag sein, dass die beiden Beispiele nicht besonders gut gewählt waren“, räumte sie ein. „Ich wollte dir lediglich erklären, dass du nie etwas wirklich mit mir geteilt hast. Du hast mich von allem ausgeschlossen, außer aus deinem Bett. Manchen Frauen mag das genügen, aber mir nicht.“

„Ach ja?“

Sie schluckte trocken. Der trügerisch sanfte Unterton in seiner Stimme versetzte sie in Panik. Und Joel bestätigte ihren Verdacht, indem er sie an sich zog und die Lippen auf ihren Hals presste.

Lauren stöhnte lustvoll auf, als die wohlbekannte köstliche Schwäche sich in ihr ausbreitete. Sie erbebte vor Wonne, als er ihre Brüste umfasste und die rosigen Knospen sich sogleich unter der Liebkosung aufrichteten, die sie seit Wochen hatten entbehren müssen. Er kannte sie so gut, wusste, dass die Brüste der empfindsamste Teil ihres Körpers waren … Sanft massierte er die festen Spitzen, bis ihr die Knie zu zittern begannen.

Nur zu willig schmiegte sie sich in seine Arme, sehnte sich danach, seine Lippen auf ihren zu spüren, wollte viel mehr, als er ihr gab.

„Siehst du, Lauren?“ Triumphierend blickte er sie an. „Nur das zählt.“

Sie war viel zu erregt, um seine zufriedene Miene zu bemerken. In ihrer Fantasie sah sie sich bereits eng umschlungen mit ihm, nackt in leidenschaftlicher Umarmung, die ihnen beiden unbeschreibliche Erfüllung schenkte.

All ihre Vorsätze, ihm zu widerstehen, waren vergessen, als er ihren Mund eroberte und die Knöpfe an der Vorderseite ihres Kleides öffnete, bis ihr das seidige Material von den Schultern glitt. Er bedeckte ihre entblößten Brüste mit den Händen, heiße Schauer durchrannen sie, während seine Zunge ein sinnliches Spiel begann.

Als Joel den Kopf senkte, um erst eine und dann die andere Knospe zwischen die Lippen zu nehmen, schob Lauren die Finger in sein dichtes Haar und zog ihn enger an sich, wie benommen von der süßen Qual, die ihr seine erfahrenen Zärtlichkeiten bereiteten. Erst als er sie erneut leidenschaftlich auf den Mund küsste und sie seinen nackten Oberkörper auf ihrer erhitzten Haut fühlte, bemerkte sie, dass er sich irgendwann ebenfalls seiner Kleidung entledigt hatte.

„Berühre mich, Lauren“, bat er sie rau. „Berühre mich so, wie ich es mir in den vergangenen vier Wochen, als ich von dir getrennt war, erträumt habe.“ Seine Augen schimmerten verdächtig, ein Beweis dafür, wie erregt er war.

Es war für sie beide eine lange Zeit gewesen, und sie ahnte, dass Joel bald den Punkt erreicht hatte, an dem es kein Zurück mehr geben würde.

Plötzlich erkannte sie voller Entsetzen, dass sie im Begriff waren, miteinander zu schlafen. Sie wusste, dann würde er sie mühelos überreden können, zu ihm zurückzukehren – und zwar zu seinen Bedingungen. Egal, wie viel Überwindung es sie kostete, und so schmerzlich es auch war, sie musste ihn aufhalten, bevor es zu spät war.

Sie hob die Hände und stemmte sie gegen seine Schultern – ein sinnloses Unterfangen in Anbetracht seiner körperlichen Überlegenheit. Obwohl seine Augen gefährlich funkelten, als er ihre innere Abkehr spürte, vertiefte er seinen Kuss. Da es ihm nicht gelungen war, sie umzustimmen, wollte er ihr auf diese Weise seinen Willen aufzwingen.

Abrupt hob er den Kopf, als er ihre Tränen schmeckte. Mit undurchdringlicher Miene musterte er ihr kummervolles Gesicht. „Warum weinst du? Du hast früher nie geweint.“

Es war unverkennbar, dass er sie für diese Schwäche verachtete und sein Leben durch solche Emotionen nicht beeinflussen lassen wollte. Wortlos zog sie das Kleid wieder über die Schultern und bedeckte ihre Blößen, dabei war sie sich überdeutlich der steil aufgerichteten Brustspitzen bewusst – unmissverständliche Zeichen ihrer Erregung.

„Warum erzählst du mir nicht, warum du weinst, Lauren?“, fragte er, während er die Knöpfe für sie schloss.

„Es ist vorbei zwischen uns, begreifst du das nicht?“, schluchzte sie.

„Noch vor wenigen Sekunden hast du ganz eindeutig auf mich reagiert.“

„Ich sagte dir bereits, das genügt nicht!“

„Warum verlangen Frauen immer noch mehr?“, rief er. „Ich habe dir meine ganze Zeit und Loyalität geschenkt. Seit du bei mir eingezogen bist, hat es keine andere für mich gegeben, und ich hatte reichlich Gelegenheit!“

Lauren wusste das. Ein so attraktiver Mann wie Joel, der tagtäglich von schönen, begehrenswerten Frauen umgeben war, erhielt wahrscheinlich viele Angebote. „Das war nie das Problem, und das weißt du genau.“

Sie hatte nie Grund gehabt, an seiner Treue zu zweifeln. Wenn er den Wunsch gehabt hätte, sie zu betrügen, dann hätte er ihr das rundheraus gesagt. Das Einzige, worauf sie sich bei ihm immer verlassen konnte, war seine absolute Wahrheitsliebe. Nein, es hatte keine andere gegeben, vielleicht war das Bindung genug für einen Mann, der zuvor noch nie mit einer Frau zusammengelebt, aber mit so vielen geschlafen hatte. Leider war das für Lauren nicht genug.

„Tut mir leid“, flüsterte sie.

„Es tut dir leid?“, spottete er. „Warum? Weil du dich von mir getrennt hast? Oder weil du zu einem Zeitpunkt ausgezogen bist, als ich dich nicht daran hindern konnte? Du weißt nämlich verdammt genau, dass ich das getan hätte!“

Joel hatte recht. Sie hatte nur während seiner Abwesenheit die Kraft aufgebracht, ihren Plan in die Tat umzusetzen. Ihr fehlte einfach der Mut für eine offene Konfrontation. „All das ist jetzt völlig unwichtig, Joel“, entgegnete sie. „Ich habe dich verlassen und nicht die Absicht, je zu dir zurückzukehren.“

„Und wie soll es nun weitergehen?“

„Das liegt ganz bei dir“, erwiderte Lauren ruhig.

Er schob die Hände in die Hosentaschen. Sein Hemd und die Weste waren noch immer aufgeknöpft. „Du hast nichts mit Hillier?“

Die Hartnäckigkeit, mit der er dieses Thema verfolgte, erstaunte sie. „Ich habe ihn nur bei seinen wenigen Besuchen im Studio gesehen.“

„Bei denen er dir jedes Mal deutlich gezeigt hat, wie sehr du ihm gefällst“, erinnerte er sie bitter.

Jedem anderen Mann hätte Lauren Eifersucht unterstellt, doch bei Joel war dieser Verdacht unbegründet. Er war niemals eifersüchtig oder besitzergreifend, er war ein glühender Verfechter der persönlichen Freiheit. Nein, ihn ärgerte lediglich die Vorstellung, möglicherweise seine Sekretärin zu verlieren.

„Roger benimmt sich bei allen Frauen so“, wehrte sie ab.

Lächelnd dachte sie an den jungen Fotografen, der Joel in der Vergangenheit gelegentlich assistiert hatte. Roger Hillier flirtete mit jedem weiblichen Wesen, das ihm begegnete – ungeachtet des Alters oder Aussehens.

„Seit er sich selbstständig gemacht hat, sucht er eine Sekretärin.“ Joel schien noch immer nicht überzeugt.

„Mir gegenüber hat er nie etwas davon erwähnt.“

„Aber mir hat er es erzählt“, erklärte er. „Und ich habe ihm gesagt, er solle dich in Ruhe lassen. Schließlich habe ich lange genug gebraucht, um dich zu finden.“

Damit hatte er bestätigt, was sie schon lange vermutet hatte: Die Sekretärin war ihm wichtiger als die Frau, mit der er zusammenlebte! „Ich sagte dir bereits, ich bin noch deine Sekretärin“, erinnerte sie ihn kühl.

„Solange ich dich haben will.“

„Ja.“

„Ich will dich dort haben, wo du hingehörst“, verlangte er. „Im Apartment.“

„Ich gehöre hierher, dies ist mein Heim.“

„Dein Heim ist bei mir.“

Sie befeuchtete die plötzlich trockenen Lippen mit der Zungenspitze. „Joel, ich …“

„Ich werde nicht betteln“, unterbrach er sie wütend. „Wenn ich jetzt ohne dich gehe, werde ich dich nie wieder fragen.“

Lauren wusste, er meinte es ernst. Er besaß einen unbeschreiblichen Dickkopf, und sein Stolz verbot es ihm, irgendjemanden um etwas zu bitten. „Ich sehe dich Montag früh um neun Uhr“, sagte sie sanft. An dem zornigen Aufflackern in seinen Augen erkannte sie, dass er bis zum letzten Moment nicht geglaubt hatte, ohne sie in seine Wohnung zurückkehren zu müssen.

„Zur Hölle mit dir, Lauren Pope“, rief er und wandte sich zur Tür. „Ich frage eine Frau nie ein zweites Mal.“

Ruhig begegnete sie seinem Blick. „Ich verlasse mich darauf.“

Das Apartment schien zu beben, als er die Tür hinter sich zuschmetterte. Zitternd sank Lauren in einen Sessel. Wie auch immer Joel ihre letzte Bemerkung deuten mochte, sie wusste, dass sie irgendwann schwach geworden wäre, wenn er sie weiter bedrängt hätte. Und damit hätte sie sich erneut in die Lage begeben, der sie soeben erst entronnen war.

Es war ihr nicht leichtgefallen, ihn zurückzuweisen. Der Wunsch, ihm nachzulaufen und ihm zu sagen, alles sei nur ein Irrtum gewesen, war schier übermächtig. Lediglich die Vernunft hielt sie zurück – und die Überzeugung, keine weiteren sechs Monate in der Gewissheit zu überstehen, dass sie ihm nichts bedeutete. Eines Tages würde er sie bitten auszuziehen, weil er ihrer überdrüssig war.

„In Ordnung, Lauren“, sagte ihre zwei Jahre ältere Schwester Judi. „Mike ist fort, und nun kannst du mir endlich erzählen, was dich bedrückt.“

Lauren war nach Cambridgeshire gefahren, um den Tag mit ihrer Familie zu verbringen. Bei ihrer Ankunft hatte sie jedoch feststellen müssen, dass ihre Mutter in der Kirche war und ihr nervender jüngerer Bruder Mike sich standhaft weigerte, das Haus zu verlassen, aus Angst, etwas von der Unterhaltung zu verpassen. Erst ein paar zufällig vorbeigekommene Freunde hatten ihn zu einem Ausflug überreden können.

Lauren seufzte. „Ich habe Joel verlassen.“

Judi runzelte die Stirn. Sie war genauso blond und hübsch wie ihre Schwester, aber in ihren braunen Augen lag meist ein kummervoller Ausdruck. „Ich dachte, ihr beide wärt glücklich miteinander.“

„Joel war glücklich“, korrigierte Lauren, „solange ich keine gefühlsmäßigen Ansprüche an ihn gestellt habe.“

„Und das hast du, oder?“

„Nein, dazu war ich zu klug. Es hat einfach nicht funktioniert, Judi“, erklärte sie. „Ich dachte, ich wäre diejenige, die seine Meinung über Liebe und Ehe ändern könnte. Das ist die größte Selbsttäuschung, der eine Frau nachhängen kann“, fügte sie bitter hinzu.

„Es war einen Versuch wert, wenn du ihn so sehr liebst“, erwiderte ihre Schwester tröstend.

Ein trauriges Lächeln umspielte Laurens Lippen. „Ich bin sicher, Mutter denkt darüber anders.“

Autor

Carole Mortimer
<p>Zu den produktivsten und bekanntesten Autoren von Romanzen zählt die Britin Carole Mortimer. Im Alter von 18 Jahren veröffentlichte sie ihren ersten Liebesroman, inzwischen gibt es über 150 Romane von der Autorin. Der Stil der Autorin ist unverkennbar, er zeichnet sich durch brillante Charaktere sowie romantisch verwobene Geschichten aus. Weltweit...
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