Im Bett des Milliardärs

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Im Halbschlaf spürt Savannah eine warme, starke Hand auf ihrem Körper, räkelt sich wohlig - und ist plötzlich hellwach! Wer ist der Fremde in ihrem Hotelbett? Es ist unerhört - wenn es sich nicht so verteufelt gut anfühlen würde, was er da gerade macht …


  • Erscheinungstag 05.12.2019
  • ISBN / Artikelnummer 9783733729189
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Chase Barron brauchte eine Frau ebenso nötig wie die Nachwirkungen einer durchzechten Nacht. Aus dem Fenster seines Privatjets betrachtete er seine Welt. Las Vegas. Bunte, wie Juwelen funkelnde Neonlichter. Die Scheinwerfer der Autos reihten sich wie an einer Perlenkette aneinander. Las Vegas schlief nie. Das war seine Stadt.

Seine letzten Eskapaden hatten ihn wieder auf die Titelseite der Klatschpresse katapultiert – sehr zum Ärger seines alten Herrn. Chase war kein schlechter Mensch. Doch als Chef von Barron Entertainment war er von schönen Frauen umgeben. Und er war ein Mann, der sich gern mit schönen Frauen amüsierte. Wie hätte er wissen sollen, dass die hinreißende Schauspielerin – sie hatte ihm gesagt, sie wäre Single – noch mit einem mächtigen Studioleiter verheiratet war? Oder, dass sie die Paparazzi zu ihrem Rendezvous mit Chase gelockt hatte, um … Schon bei dem Gedanken daran bekam er Kopfschmerzen.

Von Los Angeles aus war er dann nach Nashville gereist, um für Barron Entertainment ein paar Probleme bei der Gründung eines neuen Country- und Westernmusik-Labels zu lösen. Und da waren diese zwei süßen, jungen Sängerinnen gewesen, die ihren Vorteil suchten. Mit dem Geschäftsführer von Barron Entertainment in eindeutiger Pose gesichtet zu werden, war ihr Ticket zum Ruhm. Wer hatte wissen können, dass sich die Selfies, die sie schossen, wie Lauffeuer verbreiten würden? Ja, im Nachhinein wusste er, dass er ihre Handys hätte konfiszieren sollen. Schnee von gestern. Lektion gelernt.

Trotz des Sturms in den sozialen Medien, war seine Reise nach Nashville von Erfolg gekrönt. Das neue Unternehmen, Bent Star Records, war gegründet und erzeugte Schlagzeilen mit einer ersten Verpflichtung von Deacon Tate und dessen Band, den Sons of Nashville. Dass Deke Chases Cousin war, war dabei unerheblich. Die Familie machte untereinander Geschäfte. Was ihn zurück zu der gegenwärtigen Situation brachte.

Als er am Morgen mit vorhersehbarem Kater erwacht war und von seinem Vater die Anordnung erhalten hatte, die unsympathische Tochter eines Geschäftspartners zu heiraten, stand für Chase fest, dass es nur einen Ausweg gab: schnellstens zurück nach Las Vegas zu reisen und den Befehl seines Vaters zu ignorieren. Schließlich hatte der alte Herr nicht seine Brüder eingeschaltet, damit sie intervenierten. Vielleicht hatte er aber auch endlich die Botschaft verstanden, nachdem Chance, Cord und Clay sich dem alten Trottel widersetzt und ohne dessen Einwilligung die Frauen geheiratet hatten, die sie liebten.

Nur sein Zwillingsbruder bereitete Chase Kopfzerbrechen. Cash war seit einiger Zeit unberechenbar, eine Schlange, bereit, zuzubeißen. Früher hatten sie sich so nah gestanden, dass sie wussten, was der andere dachte. Jetzt nicht mehr.

Chase wollte dem Rätsel auf den Grund gehen, warum sein Zwillingsbruder sich ihm stets in den Weg stellte, doch das musste warten. Er hatte eigene Probleme – hauptsächlich, wie er die Verlobung mit Janiece Carroll verhindern sollte. Dank eines Personal Trainers und eines geschickten Schönheitschirurgen war sie zwar ziemlich hübsch, doch extrem anstrengend. Sie hatte eine Stimme wie quietschende Kreide auf einer Tafel und das Benehmen eines verwöhnten Kleinkindes. Ja, er musste irgendwie aus dieser Sache herauskommen.

Wieder auf dem Boden tauschte er den Jet gegen seinen Jaguar. Er öffnete das Verdeck, schaltete die Anlage ein, und zu den Klängen von Deacons neuestem Hit „Heading Home“ verließ er das Flughafengelände und steuerte Las Vegas an. Die grellen Lichter und Menschenmassen auf dem Strip gaben ihm das Gefühl von Heimat.

Er hielt vor einer Ampel. Zwei Frauen in Kleidern, die kaum über den Po reichten, bummelten vor ihm über den Zebrastreifen. Sie musterten ihn, die Einladung stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Einerseits war er versucht, sie anzunehmen. Andererseits wollte er nur noch in sein Penthouse im Barron Crown Hotel and Casino und ins Bett fallen. Die Ampel schaltete auf Grün, und die Gelegenheit war vertan. Besser so.

Chase überlegte, ob er vor dem Haupteingang des Hotels vorfahren oder um das Gebäude herum zum Parkhaus der Angestellten fahren sollte. Da er immer noch Kopfschmerzen hatte, entschied er, einen Bogen um den Lärm im Casino zu machen. Der Parkwächter nickte ihm zu und öffnete das Tor mit einem ruhigen: „Schön, dass Sie wieder da sind, Sir.“

Nachdem er den Wagen in der Nähe seines privaten Fahrstuhls geparkt hatte, schnappte er sich seine Reisetasche und Aktenmappe. Da er in Los Angeles und in Nashville Wohnungen besaß, konnte er mit leichtem Gepäck reisen. Er fuhr mit dem Fahrstuhl nach oben.

Aus Sicherheitsgründen war für die oberen Etagen, einschließlich der, in der Chase residierte, sein Daumenabdruck nötig. Den Kartenschlüssel in der Hand betrat er das wunderschöne Foyer. Sein Apartment nahm ein Drittel der Etage ein. Den Rest teilten sich drei Suiten – die kleinste und billigste war für zehn Riesen pro Nacht zu haben.

Alles am Crown erfüllte die Anforderungen eines Fünf-Sterne-Hotels, auch sein eigenes Apartment. Er öffnete die Tür und trat ein, sanftes Licht breitete sich aus. Dank der Bewegungsmelder kam er nie in einen dunklen Raum, mit Ausnahme seines Schlafzimmers. Dort gab es noch einen altmodischen Lichtschalter.

Er ging direkt an die Bar in dem offenen Wohnbereich und nahm sich ein Bier aus dem Kühlschrank. Auf dem Schreibtisch lag seine Post. Gelangweilt sah er sie durch. Sein Stellvertreter für das operative Geschäft, Tucker, hatte sich mit Sicherheit bereits um alles Wichtige gekümmert. Tucker war sein Cousin, und er vertraute ihm blind.

Nach einem kleinen Snack – sein Pilot hatte Tuck über die bevorstehende Ankunft informiert, und dieser hatte sich wie immer um Chases leibliches Wohl gekümmert und etwas für ihn im Kühlschrank hinterlassen, bevor er Feierabend machte – begab er sich ins Schlafzimmer. Er ließ seine Aktentasche auf dem Schreibtisch und seine Reisetasche im Flur stehen. Jemand würde sich morgen darum kümmern, sobald er in seinem Büro in der dritten Etage war.

Die Schlafzimmertür schwang geräuschlos auf, und er machte sich nicht die Mühe, das Licht anzuschalten. Er fand sich dort auch so zurecht. Nachdem er sich ausgezogen hatte, schlüpfte er unter die Decke und rollte sich in die Mitte des Bettes.

Wo er auf einen warmen Körper traf.

Er streckte die Hand aus und erspürte ein weiches T-Shirt. Kurz fragte er sich, ob es eins von seinen war. Er ließ die Hand tiefer wandern, über eine Hüfte bis zu der nackten Haut eines muskulösen Schenkels. Tucker musste sich beeilt haben, um ihm dieses Willkommen-daheim-Geschenk zu machen. Er senkte den Kopf und knabberte an dem süßen Punkt hinter dem Ohr der Frau, während er seine Hand an ihre volle Brust legte.

Ehe er sich’s versah, kratzte die Frau mit ihren Nägeln über seinen Arm, rollte sich herum und trat nach ihm. Chase flog aus dem Bett und landete mit einem sanften Aufprall auf dem weichen Teppich.

„Was zum Teufel!“ Die Frau rutschte auf der anderen Seite aus dem Bett und schaltete die Nachttischlampe ein. „Wer sind Sie?“

Er stand auf, nackt und ungeniert. Sie lag in seinem Bett, in seinem Apartment, in seinem Hotel. Ihm musste nichts peinlich sein. „Dasselbe könnte ich auch Sie fragen, Sie Wildkatze.“

„Oh mein Gott. Sie sind ja nackt. Raus hier!“

Bevor er sich bewegen konnte, schleuderte sie ihm einen Stiefel an die Brust. Einen Westernstiefel. Schlammbedeckt und … Er schnüffelte, bückte sich nach dem Stiefel und starrte ihn an. Ein zweiter Stiefel kam geflogen, er konnte sich gerade noch rechtzeitig ducken.

„Verschwinden Sie von hier, Sie Perversling.“ Sie schnappte sich das Telefon und wählte. „Ich rufe den Sicherheitsdienst.“

„Gute Idee, denn ich werfe Sie raus.“

„Was? Das können Sie nicht.“

„Doch, das kann ich. Das hier ist mein Apartment.“

Die Kinnlade fiel ihr hinunter, und dann formten ihre vollen Lippen ein perfektes O. Chase gefiel der Anblick.

Sie war nicht besonders groß – vielleicht einen Meter siebzig. Das sackartige T-Shirt bedeckte zwar den größten Teil ihrer aufregend weiblichen Attribute, doch er konnte ihre Beine sehen – lang und muskulös. Ihr Gesicht wurde von schwarzem Haar eingerahmt. Vom Schlaf zerzaust, lockte es einen Mann, seine Hand darin zu vergraben. Ihre braunen Augen waren von langen, dichten Wimpern umgeben, die bei jedem Wimpernschlag die hohen Wangenknochen streiften.

„Sie sind einer der Barrons“, murmelte sie, den Blick auf sein Gesicht gerichtet. Ihre Zungenspitze schoss hervor, und sie befeuchtete ihre Lippen. Er musste sich beherrschen, um nicht laut zu stöhnen. „Könnten Sie sich bitte eine Hose oder irgendetwas anziehen?“

Er ging zu dem Stuhl, auf den er seine Jeans geworfen hatte. Beim Reinschlüpfen warf er einen Blick über die Schulter und sah, dass sie auf seinen Hintern starrte. Seine Libido flüsterte sofort süße Worte in sein Ort, aber er hatte sich bereits zweimal im letzten Monat die Finger verbrannt. Das half, seine Libido zur Ruhe zu bringen.

„Würden Sie mir bitte erklären, warum Sie in meinem Bett liegen?“

„Ich bin Savannah Wolfe.“

Sie sagte es, als müsste er den Namen kennen. Was nicht der Fall war. „Ja, und?“

„Ich … ich habe die Erlaubnis, hier zu sein. Kade …“

„Niemand hat die Erlaubnis.“

„Aber …“ Sie wurde rot. Chase stellte fest, dass es ihm gefiel, diese Farbe auf ihre Wangen zu zaubern.

„Niemand, Wildkatze, und Sie schon gar nicht.“

„Hören Sie auf, mich so zu nennen!“

Er zeigte ihr die roten Kratzer auf der Innenseite seines Arms. „Ich finde, es passt. Egal, so sehr ich es liebe, eine Frau in meinem Bett zu haben, Sie bleiben nicht. Sammeln Sie Ihr Zeug zusammen und verschwinden Sie.“

„Aber …“

„Wir können uns wie zivilisierte Menschen benehmen, oder ich kann auch den Sicherheitsdienst holen und Sie wegen Hausfriedensbruch verhaften lassen.“

„Aber …“

Er zog sein Handy aus der Hosentasche. „Genug aber, Wildkatze.“

„Ich …“

Er drückte eine Taste, und sie senkte den Blick.

„Okay. Gehen Sie raus, damit ich mich anziehen kann.“

„Ich bleibe.“

„Schön. Wenn Sie einen Kick vom Zusehen bekommen, dann sind Sie wirklich ein Perversling.“ Sie schnappte sich ihre Jeans und ein schlichtes Shirt. Ein alter Matchbeutel lag neben dem Stuhl.

Sie hatte die Bluse angezogen, aber noch nicht zugeknöpft, und war mit einem Bein in ihren Jeans, als der Sicherheitsdienst auftauchte.

„Gibt es ein Problem, Mr. Barron?“

„Nicht mehr. Bitte begleiten Sie diese Frau aus dem Gebäude.“

Der Wachmann ließ Savannah keine Zeit, sich fertig anzuziehen. Er nahm ihren Matchbeutel, legte ihn über ihre Schulter, griff nach ihren Stiefeln und schleuderte sie gegen ihre Brust, schnappte nach ihrem Arm und führte sie im Polizeigriff ab. Fluchend versuchte die junge Frau, ihre Jeans richtig anzuziehen. Chase folgte ihnen zur Tür und hinaus ins Foyer. Ein Grinsen zog über sein Gesicht, als sich die Tür des Fahrstuhls schloss. Pink gepunkteter Slip. Ein Anblick, den er so schnell nicht vergessen würde.

2. KAPITEL

Savannah hatte sich in ihrem ganzen Leben noch nicht so geschämt. Sie würde Kaden Waite umbringen, wenn sie ihn das nächste Mal sah.

„Chase ist bis nach dem Rodeo in Nashville“, hatte Kade ihr gesagt, wissend, dass das Geld knapp war und sie vermutlich in ihrem Pick-up oder in Indigos Stall schlafen würde. „Niemand wird dort sein. Ich rufe im Hotel an und arrangiere alles.“

Was er tatsächlich getan hatte. Problemlos konnte sie am Abend einchecken. Die Rezeptionistin hatte sie kaum angesehen. Vermutlich fragten ständig fremde Frauen nach Chase Barrons Schlüsselkarte. Vor ihrem schmachvollen Abgang war alles großartig gewesen. Sie hatte Indigo in seinen Stall auf den Clark County Fairgrounds gebracht und noch genug Heu gehabt, um ihn zu füttern. Sie hatte den Pferdeanhänger abgehängt und in dem vorgesehenen Bereich in der Nähe des Stalls geparkt, bevor sie zum Las Vegas Strip gefahren war.

Auf dem Hotelparkplatz stellte sie ihren alten Pick-up ab und verschloss ihn. Nicht, dass es schwierig wäre, ihn mit einem Stück Draht zu öffnen. Doch auch wenn er schon mehr als zweihunderttausend Meilen gefahren war, brachte der alte Ford sie immer noch von einem Rodeo zum nächsten. Sogar der Tank war noch halbvoll – was hoffentlich reichte, bis sie das Barrel Race an diesem Wochenende gewonnen hatte. Und sie musste gewinnen. Sie hatte noch einhundertfünfundsiebzig Dollar auf dem Konto und zwanzig Dollar bar in der Tasche.

Und dann war sie neben einem fremden Mann im Bett aufgewacht. Dem Mann, dem das luxuriöse Apartment gehörte. Chase Barron. Ein großer Mann mit tollem, durchtrainiertem Körper, seidigem, dunklem Haar und kaffeebraunen Augen. Sehr sexy. Sie schweifte in Gedanken zurück und erinnerte sich, wie sie ihm ihren Stiefel gegen die Brust geworfen hatte. Er hatte es verdient. Er war der größte Mistkerl auf Erden.

Der Sicherheitsmann ignorierte sie mehr oder weniger, doch die Wände im Fahrstuhl waren so poliert, dass sie Spiegel sein könnten. Mühsam kämpfte sie sich in ihre Jeans und schloss sie. Er ließ ihr nicht die Zeit, sich Socken aus ihrem Matchbeutel zu holen, und so marschierte sie barfuß durch die Lobby, sehr zum Vergnügen derer, denen sie begegneten.

Ein grinsender Türsteher hielt die Eingangstür auf. Savannah stolperte, fand die Balance wieder und lief zu einem Blumenkübel im Eingangsbereich. Sie setzte sich auf die Kante und starrte den Mann an, der sie hochziehen und zum Weitergehen bewegen wollte. „Jetzt machen Sie mal langsam, verdammt noch mal. Ich ziehe mir nur eben Socken und Stiefel an.“

Es dauerte nur eine Minute, dann richtete sie sich zu voller Größe auf, reckte das Kinn nach oben und bedachte ihn mit einem stechenden Blick. „Ich finde allein hinaus.“

Hocherhobenen Kopfes drehte sie sich auf dem Absatz herum und marschierte in Richtung Parkplatz. Ihr Pick-up parkte am anderen Ende. Sie lief unbeirrt weiter, bis ihre Begleitung schließlich stehen blieb. Sie duckte sich hinter ein Wohnmobil, und als sie um den Wagen herumlugte, kehrte der Sicherheitsmann gerade zum Hotel zurück.

Immer noch innerlich kochend fand sie ihren Pick-up und musste feststellen, dass ein Vorderrad platt war. Das machte ihr die Entscheidung leichter. Statt zum Festplatz zurückzufahren und in Indys Box zu schlafen, würde sie im Pick-up übernachten. Sie war zu müde, um heute Nacht noch den Reifen zu wechseln. Sie krabbelte hinein und wischte sich über die Wangen.

Sie hatte weder die Zeit noch die Energie für Tränen. Sie wollte unbedingt im Dezember wieder in Las Vegas sein und am Wrangler National Finals Rodeo teilnehmen, und das bedeutete, dass sie für das Qualifikations-Rodeo in dieser Woche in Bestform sein musste.

Sie drückte den Matchbeutel gegen die Tür, streckte sich auf der Sitzbank aus und zog eine Decke vom Rücksitz, um sich damit zuzudecken. Morgen würde sie sich um alles kümmern – vor allem einen gewissen Kaden Waite anrufen und ihm sagen, dass sie in Zukunft auf seine „Gefallen“ verzichten würde.

Savannah richtete sich fluchend auf. Sie konnte Kade nicht anrufen. Sie konnte niemanden anrufen. Ihr Handy lag auf dem Nachttisch neben dem Bett dieses Mistkerls, der in der fünfzigsten Etage dieses Monsterhotels lebte, das sich direkt vor ihrer Windschutzscheibe auftürmte. Verdammt. Sie würde dem Mann morgen früh wieder gegenübertreten müssen. Bei ihrem Glück musste sie fürchten, dass der Kerl ihr Handy einfach wegwarf, und das wäre mehr als ärgerlich, denn sie hatte kein Geld, sich ein neues zu kaufen.

Sie nahm ihre Baseballkappe, setzte sie auf und zog sie tief über die Augen. Sie musste schlafen, sonst wäre sie morgen zu schlapp, um mit Indy das notwendige Training zu absolvieren, um eine gute Zeit in der ersten Runde zu erzielen. Wenn sie nicht schnell genug war, würde es keine zweite Runde geben, und sie hätte ein finanzielles Problem. Ihrem Punktekonto fehlten bereits zwei Rodeos.

Savvie suchte eine bequemere Position und schlief schließlich ein.

Kurz vor Morgengrauen fand Chase das Handy der Frau. Es vibrierte auf seinem Nachttisch. Gereizt rollte er sich herum und schnappte es sich mit der Absicht, es gegen die Wand zu werfen, als er sah, dass Kaden der Anrufer war. Kaden leitete die Crown B Ranch. Neugierig nahm er den Anruf entgegen.

„Ja?“

„Oh … ist Savannah in der Nähe?“

„Nein.“

„Wo ist sie?“

„Warum wollen Sie das wissen?“

„Mit wem spreche ich?“

„Chase Barron.“

Schweigen breitete sich aus, bevor Kaden antwortete. „Chase? Hier ist Kaden Waite. Ich dachte, Sie sind in Nashville.“

„Das war ich auch bis gestern Abend. Jemand lag in meinem Bett, Kade.“

„Verdammt. Tut mir leid. Chance und Cord meinten, es wäre in Ordnung, wenn Savvie bei Ihnen übernachtet, solange Sie weg sind. Sie gingen davon aus, dass Sie noch mindestens zwei Wochen in Nashville sein würden. Das Rodeo ist Samstagnacht zu Ende, und Sonntag wollte Sav sich wieder auf den Weg machen.“

„Ist sie Ihre Freundin?“

Der Mann am anderen Ende der Leitung brach in Lachen aus. „Sie zu küssen wäre, als würde ich meine Schwester küssen. Unsere Mütter standen sich sehr nah, und wir sind praktisch Tür an Tür aufgewachsen.“

„Dann ist sie eine Chickasaw?“ Das würde das glatte schwarze Haar erklären, die hohen Wangenknochen und die dunklen, stechenden Augen.

„Nein. Choctaw. Ist das ein Problem?“ Kade klang plötzlich nervös. „Chase, ich wollte ihr nur helfen. Sie hat kaum Geld und den großen Traum, das nächste All-Around Cowgirl zu werden. Sie wollte in ihrem Pick-up oder im Stall schlafen, deshalb dachte ich, da Sie weg sind und Ihre Brüder sagten …“

„Ja, ja. Ich habe den Plan durchkreuzt, indem ich früher nach Hause gekommen bin. Kein Problem, Kade. Sie ist draußen. Hat ihr Handy vergessen. Ich sage ihr, dass sie Sie anrufen soll“, log Chase. Er würde Kade ganz sicher nicht auf die Nase binden, dass er sie vergangene Nacht hinausgeworfen hatte.

„Ist okay. Sie wird sauer sein, dass ich ihr hinterhertelefoniere. Aber ich habe mir Sorgen gemacht.“

„Verstehe. Sonst noch etwas? Ich muss los.“ Ja, er musste sie finden, bevor Kade herausfand, was wirklich geschehen war.

„Danke, Chase.“

„Immer gern.“ Chase legte auf. Er musste unbedingt die Frau finden, die er gestern rausgeworfen hatte. Zu spät erkannte er, dass sie versucht hatte, ihre Anwesenheit zu erklären. Doch statt ihr zuzuhören, hatte er sie vom Sicherheitsdienst abführen lassen. Der Weg durch die Lobby musste der reinste Spießrutenlauf gewesen sein. Was war er manchmal doch für ein Mistkerl. Er rief Tucker an und bat ihn, jemanden zum Festplatz zu schicken, damit er Savannah suchte, und ein Gratiszimmer für das Mädchen zu reservieren.

Nach dem Duschen und einer Tasse Kaffee zog Chase einen schicken Anzug und handgefertigte schwarze Stiefel an. Er trat ans Fenster und schaute hinaus. Ungewohnte Betriebsamkeit auf dem Hotelparkplatz erregte seine Aufmerksamkeit. Blaulicht. Polizei. Mitarbeiter der Security des Hotels. Und ein alter Pick-up. Er stürmte hinaus.

Als er sich den Polizisten und den Sicherheitsmitarbeitern näherte, hörte er die indignierte Stimme der Frau.

„Ich habe den Kerl nicht angebaggert. Er hat mich angemacht!“ Sie ließ die zu Fäusten geballten Hände seitlich vom Körper hängen. Über ihre Wange zog sich ein Streifen Schmiere. „Ich bin keine Prostituierte! Ich wollte nur den Reifen wechseln.“

Chase sah den Kerl, den platten Reifen und den insgesamt erbärmlichen Zustand des alten Ford. Kade hatte nicht gelogen, was Savannahs wirtschaftliche Verhältnisse betraf. Und jetzt, da er nicht mehr sauer war oder fürchten musste, wieder hereingelegt zu werden, bemerkte Chase auch, wie fantastisch sie aussah. Selbst in den verblichenen Jeans, dem karierten Hemd und den alten Stiefeln und mit schmutzigem Gesicht. Sie konnte ihr Temperament kaum zügeln, und Chase verspürte das unsinnige Verlangen, herauszufinden, was passierte, wenn ihr der Geduldsfaden riss.

„Ich sehe, Sie sind immer noch da, Miss Wolfe.“

Sie starrte ihn an, und er musste ein Lächeln unterdrücken.

„Sie kennen sie, Chef?“ Bart Stevens, Security-Chef des Hotels, trat zu ihm.

„Kade hat heute Morgen angerufen“, sagte Chase zu ihr, ohne die Frage seines Sicherheitschefs zu beantworten. Er reichte ihr das Handy. „Das haben Sie gestern vergessen.“

Savannah starrte ihn an, griff aber nicht nach dem Telefon. Er trat näher und steckte das Handy in die Hemdtasche über ihrer linken Brust. Er drehte sich zu Stevens. „Rufen Sie die Werkstatt an und lassen Sie jemanden schicken, der den Reifen wechselt und den Pick-up wegfährt.“

„Ich kann den Reifen selbst wechseln“, fauchte sie, was ihn wieder an eine Wildkatze erinnerte.

„Ich bin sicher, dass Sie das können, Savannah. Aber ich habe Leute für solche Arbeiten, die bezahlt werden, ob sie nun Reifen wechseln oder faul auf dem Hintern sitzen. Nehmen Sie Ihre Sachen und kommen Sie mit.“

„Nein.“ Sie hatte die Hände jetzt in die Seiten gestemmt und funkelte ihn wütend an. „Sie müssen mir keinen Gefallen tun, Mr. Barron.“

Oh, das würde lustig werden. „Wollen wir das wirklich vor Publikum ausdiskutieren?“ Er deutete auf die drei uniformierten Sicherheitsmitarbeiter, seinen Sicherheitschef und die vier Polizisten.

„Nein, ich will einfach den Reifen wechseln und zum Festplatz fahren, damit ich mit meinem Pferd trainieren kann.“

„Während sich die Hotelwerkstatt um Ihren Pick-up kümmert, fahre ich Sie zum Festplatz.“

Savannah blickte sich um, bevor sie näher trat und ihm ins Ohr zischte: „Warum sind Sie plötzlich so nett? Heute Nacht haben Sie mich noch rausgeworfen.“

„Ich entschuldige mich dafür.“ Er sprach leise, sein Blick ruhte auf den anderen Männern. „Lange Geschichte. Erzähle ich später.“ Er trat zurück und sagte etwas lauter: „Kommen Sie, Savannah, ich lade Sie zum Frühstück ein, und dann fahren wir zum Festplatz.“

Er schenkte ihr sein charmantestes Lächeln. Die meisten Frauen bettelten darum. Diese verdrehte nur die Augen, drehte sich um und holte ihren Matchbeutel aus dem Pick-up. Sie holte die Schlüssel aus der Tasche und ließ sie am Finger baumeln. Chase gab einem der Sicherheitsleute ein Zeichen, die Schlüssel zu nehmen. Ein zweiter griff nach dem Matchbeutel. Savannah ließ ihn nach kurzem Kampf los.

„Ich kann meine Sachen selbst tragen“, murrte sie.

„Ja, aber dies ist mein Hotel und meine Gäste tragen ihr Gepäck nicht selbst.“

Sie zog eine Augenbraue hoch. „Gast?“

„Lassen Sie uns in meinem Apartment frühstücken, und dann reden wir.“

Sie musterte ihn von oben bis unten. „Sie sehen nicht aus wie ein Mann, der viel spricht, außer Sie teilen Befehle aus.“

Chase warf den Kopf zurück und lachte. Dann legte er den Arm um ihre Schulter und zog sie mit sich. „Durchschaut, Wildkatze. Kommen Sie.“ Nachdem sie sich ein paar Schritte entfernt hatten, brachte er seinen Kopf näher an ihren. „Sie können heiß duschen und frische Sachen anziehen, während wir auf den Zimmerservice warten.“

„Ihr Bad kann hoffentlich abgeschlossen werden.“

Er musste wieder lachen. „Ich verspreche, mich von meiner besten Seite zu zeigen. Außerdem bekäme ich vermutlich mit Kade Ärger, wenn ich es nicht täte.“

„Sie haben also wirklich mit ihm gesprochen?“

„Ja.“ Er sagte nichts weiter, als sie die Lobby durchquerten und in den Fahrstuhl traten. Chase nahm den Matchbeutel von dem Sicherheitsmann, und die Tür schloss sich hinter ihnen. „Tut mir leid, dass ich Sie gestern Abend nicht habe erklären lassen. Ich war gerade einer Geschichte entkommen, die mit zwei Frauen zu tun hatte und einigen Selfies, die in sozialen Netzwerken gepostet und anschließend von der Presse aufgegriffen wurden. Darum bin ich auch früher als geplant nach Las Vegas zurückgekehrt. Ich war nicht an der Rezeption, deshalb hatte die Rezeptionistin keine Chance, mir von meinem Gast zu erzählen.“

Sie drehte den Kopf und ihre Lippen zuckten. Ihm wurde heiß, als er ihren Mund betrachtete. Sie verkrampfte neben ihm, fast als hätte sie seine Gedanken gelesen. Er musste an seinem Pokerface arbeiten. Chase blinzelte. Sie war eine wunderschöne Frau, auf natürliche Weise sexy und ganz anders als seine üblichen Eroberungen. Dennoch, die Anziehungskraft blieb – eine Anziehungskraft, die er erkunden wollte. Savannah würde eine Woche in der Stadt bleiben. Das war mehr als genug Zeit.

Autor

Silver James
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