Im Bett mit 00Sexy

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"Lassen Sie mich los!" Gerade bricht Iona bei ihrem Ex ein, um die 25 000 Dollar zurückzuholen, die er gestohlen - da packt sie ein Fremder. Und was für einer! Privatdetektiv Zane Montoya hat die strahlendsten blauen Augen, die sie je gesehen hat … und auch sein Körper stellt selbst 007 in den Schatten. Wie sie jagt er ihrem Ex hinterher - und als dieser dank Zanes Hilfe gefasst ist, möchte die zierliche Schöne nur zu gerne bei dem aufregenden Ermittler bleiben. Doch trotz der erotischen Anziehung zwischen ihnen hält er sie auf Distanz. Verbirgt 00Sexy etwa ein Geheimnis?


  • Erscheinungstag 21.01.2014
  • Bandnummer 022014
  • ISBN / Artikelnummer 9783733700263
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Hey, Mitch, steht in den Unterlagen zu Demarest irgendetwas von einem Teenager? So um die eins sechzig groß, etwa fünfzig Kilo?“

Da der Parkplatz des Motels größtenteils unbeleuchtet war, konnte Zane Montoya die dort herumschleichende Person nur schemenhaft erkennen. Nachdem Mitch sich wegen einer Grippe krankgemeldet hatte, war er vor fünf Stunden hergekommen, um Brad Demarests Motelzimmer zu observieren. Montoya Investigations war seit einem halben Jahr an dem Typen dran. Ein paar Wochen lang hatten sie ihn aus den Augen verloren, bis man ihnen den heißen Tipp gegeben hatte, dass Demarest sich in diesem Motel am Rand von Morro Bay versteckte. Und das Letzte, was Zane gebrauchen konnte, war ein Störenfried, der Demarest in Alarmbereitschaft versetzte, sobald er hier auftauchte – oder, schlimmer noch, ihn verscheuchte, bevor er ihn festsetzen konnte.

„Junge oder Mädchen?“, wollte Mitch wissen.

„Meinst du, ich würde fragen, wenn ich …“, flüsterte Zane und hielt inne, als der Teenie einen Schritt rückwärts machte und im Licht der Straßenlaterne rotblonde Locken, die unter einer tief ins Gesicht gezogenen Baseballkappe hervorquollen, sichtbar wurden – und die Umrisse einer weiblichen Brust unter einem hautengen schwarzen Shirt, das die Unbekannte zu Tarnhosen und Stiefeln trug. „Mädchen.“

Ein Mädchen, das nichts Gutes im Schilde führte – warum sonst diese Kampfmontur? „Oder sagen wir lieber eine junge Frau. So zwischen 18 und 25, hellhäutig, mit rotem, schulterlangem Haar.“

Die Frau verschwand wieder in der Dunkelheit. „Sie kommt mir nicht bekannt vor“, sagte Zane mehr zu sich als zu Mitch. Sie sah keiner der bekannten Freunde von Demarest ähnlich.

Mitch seufzte. „Wenn sie in der Nähe seines Motelzimmers rumhängt, ist sie wahrscheinlich eines seiner Opfer.“

„Glaube ich nicht. Sie ist viel zu jung“, antwortete Zane. Und viel zu süß. Jemand, der mit Demarest zu tun hatte, konnte nicht so süß sein. Als ehemaliger Produzent von zweitklassigen Filmen hatte Demarest sich nach einem kurzen Abstecher in die Pornoindustrie darauf verlegt, reiche Frauen auszunehmen, indem er ihnen versprach, Filmstars aus ihnen zu machen. Und diese Kleine hier passte absolut nicht in sein Beuteschema.

„Sei dir da mal nicht zu sicher“, erwiderte Mitch. „Der Typ streckt seine Fühler in alle Richtungen aus. Und er ist nicht gerade wählerisch.“

„Oh, nein!“, stöhnte Zane, als das Mädchen sich dem Eingang von Demarests Zimmer näherte. „Schick mir Jim zur Verstärkung her. Schnell“, befahl er.

„Ist Demarest aufgetaucht?“, fragte Mitch aufgeregt.

„Nein. Aber Jim wird für mich übernehmen müssen. Denn dieses Mädchen ist gerade in Demarests Zimmer eingebrochen.“

Er steckte das Handy in die Hosentasche, verließ lautlos den Wagen und überquerte den Parkplatz.

Das hatte ihm gerade noch gefehlt, dass irgendein Mädchen ihm die Arbeit von sechs Monaten kaputt machte.

Zitternd umklammerte Iona MacCabe den Generalschlüssel – es hatte sie eine Woche Drecksarbeit gekostet, ihn zu ergattern – und öffnete die Tür. Da es so dunkel war, konnte sie nichts in dem Raum erkennen. Als sie hinter sich Schritte hörte, wandte sie sich zur Tür, um sie zuzuschlagen, doch eine hochgewachsene Gestalt blockierte den Türrahmen.

„Brad!“

Ihr Herz klopfte bis zum Hals.

„Wohl eher nicht“, ertönte eine verärgerte Stimme.

Das war nicht Brad.

Doch ihre Erleichterung darüber war auf der Stelle verflogen, als der Fremde sie von hinten packte, hochhob und aus dem Zimmer zog.

„Lassen Sie mich los! Was soll das?“, schrie sie, als er die Tür des Motels mit dem Fuß zustieß und sie quer über den Parkplatz schleppte.

Der Griff seines muskulösen Arms verstärkte sich, und ihr wurde klar, dass entführt zu werden möglicherweise noch schlimmer war, als von Brad erwischt zu werden.

„Ich bin dabei, ein Verbrechen zu verhindern“, brummte der Mann. „Und jetzt halt den Mund, denn wenn uns jemand bemerkt, wird das Ganze wesentlich unangenehmer für dich.“

Sie packte seinen Arm und versuchte, sich zu befreien, doch sein Griff war zu fest, was ihre Panik verstärkte. Als sie hörte, wie eine Autotür geöffnet wurde, versuchte sie noch heftiger, sich zu wehren. Der Typ wollte sie wirklich entführen.

Aber das würde ihm nicht gelingen.

Dafür hatte sie nicht die Reise von achttausend Kilometern auf sich genommen und sich hier vierzehn Tage lang durchgeschlagen. Sie hatte nicht eine Woche lang in diesem heruntergekommenen Motel die Klos geputzt, nur um so kurz vor dem Ziel von irgendeinem Irren auf einem Parkplatz umgebracht zu werden.

Nun wurde sie wütend. „Wenn Sie mich nicht sofort runterlassen, schreie ich!“, flüsterte sie. Und dann fragte sie sich, wieso sie flüsterte und ihn warnte.

Sie holte tief Luft – und er hielt ihr den Mund zu. Statt eines gellenden Schreis bekam sie nur ein ersticktes Krächzen zustande.

Wütend trat sie um sich, als sie plötzlich den sauberen, sehr männlichen Duft bemerkte, der sich deutlich von dem Gestank nach verfaulendem Abfall, der die Nacht erfüllte, abhob.

Er riecht nicht nach Abschaum.

Und während sie noch darüber nachdachte, hatte er sie auch schon auf den Beifahrersitz des Wagens verfrachtet.

Sie atmete tief durch – und sofort hielt er ihr wieder den Mund zu und hielt sie fest, indem er ihr den Unterarm vor den Oberkörper legte.

Ihr Versuch, ihn zu beißen, scheiterte, und sie bekam den Mund nicht auf. Sie sah zu dem Fremden auf, doch es war noch immer zu dunkel, um sein Gesicht genauer zu sehen. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen.

Sein betörender Duft umwehte sie, als er ihr etwas ins Ohr zischte. „Wenn du auch nur einen Ton von dir gibst, werde ich dich auf der Stelle festnehmen.“

Festnehmen. Er ist Polizist. Er wird mich nicht umbringen.

Obwohl sich ihr Puls beruhigte, verschwand ihre Panik nicht gänzlich.

Natürlich war sie froh darüber, dass sie nicht ermordet werden würde, Tausende Kilometer von zu Hause entfernt. Aber von einem Polizisten bei einem Einbruch erwischt zu werden, war alles andere als gut. Man würde ihr das mühselig erkämpfte Arbeitsvisum entziehen. Und falls man sie auswies, hätte sie keine Chance mehr, auch nur einen Bruchteil der fünfundzwanzigtausend Pfund ihres Vaters zurückzubekommen, mit denen Brad sich davongemacht hatte.

„Nick mit dem Kopf, wenn du mich verstanden hast“, befahl er leise.

Sie nickte und schob den Schlüssel, mit dem sie die Tür zu Brads Zimmer geöffnet hatte, unter ihren Po.

Der Mann nahm seine Hand von ihrem Mund und sie holte tief Luft.

„Warum haben Sie sich nicht früher als Polizist zu erkennen gegeben?“, flüsterte sie wütend. Angriff war die beste Verteidigung – und eine gute Methode, ihn abzulenken, bis sie ihm entkommen könnte. „Sie haben mich zu Tode erschreckt.“

„Ich bin kein Polizist, ich bin Privatdetektiv.“ Er holte etwas aus der Hosentasche und klappte es auf, und Iona nahm an, dass es irgendein Ausweis war. Allerdings konnte sie den in der Dunkelheit ebenso wenig erkennen wie das Gesicht seines Besitzers.

„Schnall dich an, wir fahren.“

Während er die Beifahrertür schloss, den Wagen umrundete und auf der Fahrerseite einstieg, wurde Iona wütend.

Er ist nicht einmal ein richtiger Polizist.

Was das bedeutete, wurde ihr erst klar, als er rückwärts aus der Parklücke fuhr. „Moment mal – wo wollen Sie mit mir hin?“ Vielleicht war ihr Schluss, dass er sie nicht entführen wollte, etwas voreilig gewesen.

„Schnall dich an, sonst tue ich das“, sagte er, fuhr ans Ende des Gebäudes und bremste vor dem Rezeptionshäuschen.

„Nein, ich schnalle mich nicht an“, erwiderte sie. „Ich habe hier ein Zimmer und einen Job. Ich fahre nirgendwohin. Und wenn Sie kein echter Polizist sind, können Sie mich auch nicht dazu zwingen.“

Sie streckte die Hand nach dem Türgriff aus, doch der Fremde beugte sich herüber und hielt ihre Hand fest, wobei sein muskulöser Arm ihre Brust streifte.

„Ich kann dich zwingen, glaub mir.“ Er klang so verärgert, dass sie zusammenzuckte.

Als sie versuchte, ihre Finger zu bewegen, wurde sein Griff um ihre Hand noch fester.

„Jetzt lass los“, zischte er, wobei sein Atem ihr Ohrläppchen streifte und sich ihre Nackenhaare aufstellten. „Ansonsten muss ich das Ganze hier abblasen und alle meine Nachforschungen waren umsonst.“

„Ich kann nicht“, zischte sie. „Sie halten meine Hand fest.“

Nachdem er ihre Hand und sie den Türgriff losgelassen hatte, schüttelte sie ihre Finger, die sich ganz taub anfühlten. „Das tat weh. Womöglich haben Sie mir einen Finger gebrochen.“

Doch er schnaubte nur, als sei ihm das egal, und hielt ihr seine große Hand vor die Nase. „Her mit dem Schlüssel.“

„Welcher Schlüssel?“, fragte sie, um einen unschuldigen Tonfall bemüht.

„Der, auf dem du sitzt.“ Er schnippte mit den Fingern. „Du hast zehn Sekunden, ihn mir zu geben, ansonsten hole ich ihn mir.“

Er begann zu zählen, und ihre Brustknospen begannen zu kribbeln, als sie daran dachte, wie er sie vorhin festgehalten hatte.

In Anbetracht der unangenehmen Vorstellung, dass dieser Mann ihr mit seiner großen, starken Hand unter den Po fasste, gab sie auf; sie zog den Schlüssel hervor und reichte ihn dem Fremden.

„Da haben Sie ihn. Zufrieden?“, fragte sie und war ebenso wütend auf sich wie auf ihn. „Ich musste fünfzig Toiletten putzen, um ihn zu bekommen. Und das war weiß Gott kein Spaß.“

Der spöttische Laut, den der Mann von sich gab, jagte ihr einen Schauer der Erregung über den Rücken, eine Reaktion, die sie als reichlich unangebracht empfand.

Was war nur mit ihr los? Dieser Typ war alles andere als sexy. Offenbar hatte ihr Gehirn in den zwei Wochen, in denen sie hier in diesem fremden, unwirtlichen Land Drecksarbeit verrichtet hatte, Schaden genommen.

„Bleib, wo du bist“, sagte er und stieg aus dem Wagen. „Du willst mich nicht kennenlernen, wenn ich dich einfangen muss.“

Entrüstet verschränkte sie die Arme vor der Brust. „Ich will Sie auch so nicht kennenlernen.“

Er lachte trocken.

Als er auf die Rezeption zuging, starrte Iona ihm wütend hinterher und überlegte einen Moment lang, ob sie abhauen sollte. Doch als er den grell beleuchteten Raum betrat und sie sah, dass sich unter dem beigefarbenen Poloshirt und den dunklen Hosen ein durchtrainierter Körper verbarg, verwarf sie den Gedanken.

Nachdem er zehn Minuten mit Greg, der Nachtdienst schob, geredet hatte, kam er wieder zurück. Als er sich ihr im Licht des Mondes näherte, sah sie seine breiten Schultern, seine schmalen Hüften, seine langen Beine und seinen raubtierhaften Gang bedrückend deutlich.

Wer auch immer dieser Typ war – auf jeden Fall war er wesentlich größer und stärker als sie. Und sie wusste bereits, dass er seine körperliche Überlegenheit ohne Skrupel ausnutzte. Und das bedeutete, dass sie sich noch ein bisschen gedulden musste, bis sie hier wegkonnte.

Als er neben dem Wagen stehen blieb, um sein Handy aus der Hosentasche zu ziehen und zu telefonieren, erhellte das bläuliche Licht des Motel-Leuchtschildes sein Gesicht.

Iona schnappte nach Luft. Ihr Entführer hätte als männliches Top-Model durchgehen können. Wie gebannt starrte sie die sinnlichen Lippen, die markante Nase, die hervortretenden Wangenknochen, die sonnengebräunte Haut und den Bartschatten an. Als der Fremde zu ihr hinübersah, bemerkte sie das Saphirblau seiner Augen, das zum Rand hin dunkler wurde. Nicht einmal Daniel Craig hatte so blaue Augen.

Er beendete das Gespräch, steckte das Handy ein und setzte sich wieder in den Wagen – wo die Dunkelheit sein atemberaubendes Gesicht zum Glück wieder verbarg.

Iona bemühte sich, ruhig zu atmen. Und selbst wenn er besser aussah als James Bond oder Adonis höchstpersönlich – er blieb ein Idiot.

Als er vom Motelgelände herunterfuhr, fragte sie: „Wo wollen Sie eigentlich mit mir hin? Es ist nämlich so, dass meine Handtasche, mein Pass und meine anderen Habseligkeiten in Zimmer 108 liegen. Und ich möchte nicht, dass sie geklaut werden.“

Nicht, dass sie besonders viel Geld im Portemonnaie gehabt hätte, aber ihre Kreditkarte würde sie noch brauchen. Und ihren Pass, wenn sie je aus diesem gottverlassenen Land wieder herauskommen wollte.

„Süß, das ausgerechnet von dir!“, bemerkte er, blinkte und bog auf die Hauptstraße ab.

„Ich bin keine Diebin, falls Sie das damit sagen wollen“, erwiderte sie empört.

„So, so. Und was wolltest du in Demarests Zimmer? Seine Toilette putzen?“

Er kannte Demarest? Oder wusste zumindest, dass es ihn gab? Sie überlegte, ob das gut oder schlecht war.

„Also, ich sage dir jetzt, wie es läuft“, sagte er in herrischem, ruhigem Ton. „Entweder du sagst mir alles, was du über Demarest weißt, oder ich liefere dich bei der Polizei ab und sie buchten dich ein, damit du mir nicht noch einmal in die Quere kommst.“

Er trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad, während er aus der Stadt hinausfuhr, wodurch sie sich noch weiter von Ionas eigentlichem Ziel und ihrem Pass entfernten.

„Wenn man sich etwas zurückholt, das einem gestohlen wurde, dann ist das kein Diebstahl.“ Sie wollte diesem arroganten Fremden nichts sagen, aber sie hatte auch keine Lust, ins Gefängnis zu kommen.

„Falsch. Rein technisch gesehen ist es auch dann Diebstahl.“

Na toll. Dieser Mann war nicht einfach nur ein herrischer Idiot, er war ein selbstgerechter herrischer Idiot. Mit Augen, die blauer waren als die von Daniel Craig. Ionas Puls beschleunigte sich.

Hör auf, an diese Augen zu denken. Das Äußere kann täuschen – das weißt du genau.

„Wie viel?“

„Wie viel was?“

„Wie viel hat Demarest dir abgenommen?“

Seine Befragung ließ all die Erniedrigung und den Schmerz wieder in ihr hochsteigen. Sie schluckte. Sie hatte einen Fehler gemacht. Hatte einem Typen geglaubt, der nicht derjenige gewesen war, für den sie ihn gehalten hatte. Aber seit zwei Wochen tat sie alles, um diesen Fehler wiedergutzumachen.

„Nicht mir. Meinem Vater.“ Sie sah in die Dunkelheit hinaus. Sie hatten die Steilküste erreicht.

Plötzlich verspürte sie das Bedürfnis nach frischer Luft und drückte auf den Knopf, um das Fenster zu öffnen. Ihr stieg ein Kloß in die Kehle, als der Geruch von Erde, Meer und Pflanzen hereindrang und sie an Kelross Glen denken musste. Die Kleinstadt in den Schottischen Highlands, in der sie die ersten 24 Jahre ihres Lebens verbracht hatte und der sie immer hatte entkommen wollen.

Und seit zwei Wochen wünschte sie sich ununterbrochen dorthin zurück.

Sie schloss das Fenster, da die Seeluft schmerzvolle Erinnerungen in ihr heraufbeschwor. Sie konnte nicht zurück. Nicht, bevor sie die Folgen ihres kindischen Fernwehs, das in erster Linie für ihre Bekanntschaft mit Brad verantwortlich gewesen war, wiedergutgemacht hatte. Zumindest musste sie einen Teil des Geldes ihres Vaters zurückbekommen. Selbst wenn sie Brad, diesem Schuft, in die allerletzten Absteigen Kaliforniens folgen und diesen arroganten Kerl neben sich ertragen musste – sie würde es schaffen.

„Wie viel hat er deinem Vater abgeknöpft?“ Die Frage riss Iona aus den Gedanken.

„Fünfundzwanzigtausend.“ All sein Erspartes. Peter MacCabe hatte geglaubt, Iona bei der Verwirklichung eines Traums zu helfen – doch Brads Versprechen, sie in Los Angeles als Naturmalerin groß rauszubringen, waren genauso falsch und leer gewesen wie er selbst.

Zitternd atmete sie aus.

Stell dich nicht so an.

Sobald sie diesem Null Null Sexy entwischen konnte, würde sie zum Motel zurückkehren und nach dem Geld ihres Vaters suchen.

„Du glaubst doch nicht wirklich, dass Demarest fünfundzwanzig Riesen in irischen Banknoten in seinem Motelzimmer rumliegen hat.“

Sie wandte sich ihm zu und kniff die Augen zusammen. „Ich bin keine Irin, ich bin Schottin“, sagte sie entrüstet. Wieso konnte kein Mensch in Kalifornien einen schottischen von einem irischen Dialekt unterscheiden? Hatte denn hier keiner Braveheart gesehen? „Und ich wüsste nicht, wo er das Geld sonst haben sollte. Denn es ist nicht anzunehmen, dass er es auf die Bank gebracht hat, oder?“

„Wann ist er denn mit dem Geld abgehauen?“

„Im Dezember.“ Am dreiundzwanzigsten Dezember, um genau zu sein. Das war eine schöne Bescherung gewesen! Und sie hatte ihm auch noch geglaubt, dass er nur kurz nach Inverness fahren wollte, um Weihnachtsgeschenke für sie und ihren Vater zu kaufen. Bis ihr Vater ihr erzählt hatte, dass er Brad den Erlös all seiner Wertpapiere ausgehändigt hatte, damit ‚ihr euer Glück versuchen könnt‘. Und sie hatte es nicht übers Herz gebracht, ihrem Vater zu sagen, dass sie nicht aus Liebe mit Brad zusammen war.

„Das ist drei Monate her.“ Der mitleidige Unterton des Detektivs ärgerte sie. „Das Geld ist längst weg.“

Es konnte nicht weg sein. Nicht die ganzen Fünfundzwanzigtausend. „Wie das? In die Unterkunft scheint er es ja nicht zu stecken.“

„Er kokst. Fünfundzwanzig Riesen zieht der locker an einem Wochenende durch die Nase.“

„Aber …“ Er kokst? Hatte er deswegen so erschöpft gewirkt, als er das Souvenirgeschäft in Kelross betreten hatte?

„Ich nehme an, er hat es bleiben lassen, während er in … Wo kommst du genau her?“

„Aus dem Schottischen Hochland“, antwortete sie abwesend.

„Deswegen haben wir ihn aus den Augen verloren“, murmelte er. „Ich hatte angenommen, dass er vielleicht in eine andere Stadt gezogen ist, um seinen bisherigen Opfern aus dem Weg zu gehen, aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass er sich gleich nach Europa verdrückt.“

„Wie – es gibt andere Opfer?“

„Süße, er ist ein Ganove der Extraklasse und kokst wie ein Weltmeister. Und was, meinst du, habe ich damit zu tun?“

„Ich weiß es nicht. Sagen Sie es mir?“

Warum musste dieser Typ so übertrieben herablassend sein?

„Mein Name ist Zane Montoya. Ich betreibe eine Detektei in Carmel. Wir stellen seit einem halben Jahr Nachforschungen über Demarest an – im Auftrag einer Versicherungsgesellschaft, die den Fehler gemacht hat, ein paar seiner Opfer versichert zu haben.“

Also war ihr Vater nicht der Einzige, der auf Brads clevere Lügen hereingefallen war? Brad war nicht einfach nur irgendein dahergelaufener geldgieriger Gauner gewesen. Und sie hatte gedacht, es könne nicht noch schlimmer werden!

Der abwegige Traum, dass Brad Demarest sich tatsächlich etwas aus ihr machte und ihre Arbeit bewunderte – so sehr, dass er ihr helfen würde, aus Kelross Glen wegzukommen –, war lange ausgeträumt. Doch Montoyas Enthüllungen setzten ihrem Stolz und ihrem Selbstwertgefühl ziemlich zu.

„Unsere Nachforschungen sind komplex und gut durchgeplant“, fuhr Montoya fort, „und deine dumme Aktion heute hätte fast alles vermasselt.“

Seine Verärgerung beeindruckte sie nicht. Er und seine durchdachten Nachforschungen und irgendeine Versicherungsgesellschaft waren ihr so etwas von egal!

Das Einzige, was sie interessierte, war ihr Vater.

Peter MacCabe war ein guter Mensch und hatte ihr die Verwirklichung ihrer Träume ermöglichen wollen. Und sie hatte alles kaputt gemacht, indem sie auf einen professionellen Betrüger hereingefallen war.

Schweigend fuhren sie weiter. Iona starrte in die Dunkelheit hinaus und überlegte, was sie tun sollte. Sie hatte zwei Wochen gebraucht, um Brad ausfindig zu machen – in der Hoffnung, dass sie das Geld zumindest teilweise zurückbekommen würde. Doch was brachte es, ihn auch nur zur Rede zu stellen, wenn das Geld nicht mehr da war? Die aussichtslose Lage der Dinge lähmte Iona.

In der Ferne sah sie die Lichter eines Einkaufszentrums; sie näherten sich einer anderen Küstenstadt. Iona war zu erschöpft, um einen klaren Gedanken zu fassen. Sie war ununterbrochen auf Hochtouren gelaufen, seit sie in Kalifornien angekommen war. Während sie in dem Motel darauf gewartet hatte, dass Brad auftauchen würde, hatte sie von so gut wie nichts gelebt. Vor lauter Enttäuschung und Erschöpfung stiegen ihr die Tränen in die Augen, doch sie hielt sie zurück. Weinen war keine Lösung.

Als sie am Straßenrand das gelbe Schild einer Fast-Food-Kette sah, knurrte ihr Magen. Iona lief rot an und hoffte, dass Montoya es nicht gehört hatte.

Aber Pech.

Er fuhr auf das Gelände des Fast-Food-Restaurants hinauf und hielt vor dem Autoschalter.

Dann warf er einen Blick auf ihren Bauch. „Was möchtest du?“

„Nichts, danke.“ Sie hatte zwar seit dem Donut und dem Kaffee heute Morgen nichts mehr zu sich genommen, aber sie wollte lieber verhungern, als etwas von diesem Idioten anzunehmen.

„Was soll es sein, Sir?“, fragte das junge Mädchen hinter dem Schalter errötend und sah verlegen beiseite. Offenbar ging es ihr genauso, wie es Iona ergangen war, als sie Null Null Sexy zum ersten Mal bei Licht gesehen hatte.

Er warf ihr über die Schulter hinweg einen Blick zu, und so sah sie sein atemberaubendes Gesicht noch einmal. In Ionas Körper begann es beunruhigend zu kribbeln.

„Sicher?“, fragte er.

„Ja.“

Montoya verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln und auf seiner Wange zeigte sich ein Grübchen. Das Kribbeln wurde stärker und konzentrierte sich an allen möglichen unangebrachten Stellen.

Sein Lächeln war eher mitleidig als belustigt, doch das änderte nichts daran, dass Ionas Herz schneller schlug. Und ihr Magen noch einmal vernehmlich knurrte.

„Wie du willst.“ Er wandte sich wieder der erröteten Angestellten zu, besah ihr Namensschild und schnurrte: „Zwei doppelte Cheeseburger, einmal große Pommes und einen Schokoladenmilchshake bitte, Serena.“

„Gern, Sir, einen Moment, bitte. Das macht dann sechs Dollar fünfzig, Sir.“

Iona rollte mit den Augen. Merkte diese Serena denn nicht, dass der Kerl schon ein übersteigertes Ego hatte, oder warum nannte sie ihn ständig Sir?

Er zahlte, bedankte sich und fuhr zum Ausgabeschalter.

„Halt mal“, sagte er und drückte Iona die zwei Papiertüten mit dem Essen in die Hand.

Während er milchshakeschlürfend das Auto mit einer Hand auf den Parkplatz lenkte, stieg Iona der köstliche Duft von gegrilltem Fleisch und frischen Pommes frites in die Nase.

In ihrem Bauch tat sich ein Abgrund auf, und sobald der Wagen stand, gab sie Montoya die Tüten zurück. „Warum haben Sie zwei gekauft?“, fragte sie, während ihr das Wasser im Munde zusammenlief. „Ich habe doch gesagt, dass ich keinen Hunger habe.“

Wollte er sie quälen?

„Sie sind beide für mich.“ Er strich sich über seinen mutmaßlichen Waschbrettbauch und lächelte wieder sein atemberaubendes Lächeln. „Beschattungen machen hungrig, und seit dem Mittagessen habe ich erst zehn Twinkies gegessen.“

„Ooch, Sie Armer!“ Sie warf ihm einen finsteren Blick zu.

Schlimm genug, dass er von Süßigkeiten reden musste, aber nun packte er auch noch einen der Cheeseburger aus.

Als der herzhafte Duft den Wagen erfüllte und Iona zusah, wie Montoya erst den Burger verschlang und sich dann über die Pommes hermachte, wurde das Loch in Ionas Bauch noch größer.

Er zerknüllte die leere Tüte und warf sie durch das offene Fenster in eine Mülltonne. Iona leckte sich die Lippen.

Einer ist noch da.

Montoya spähte in die zweite Tüte, holte den anderen Cheeseburger heraus und führte ihn in Zeitlupe zum Mund.

„Warten Sie.“ Iona packte sein Handgelenk.

„Möchtest du irgendetwas?“ Seine Stimme klang sonderbar verführerisch, sein Blick war neckisch.

„Ja, ich … Bitte.“

„Bitte was?“

Der gemeine Kerl wollte, dass sie ihn anbettelte.

„Dürfte ich einen kleinen Happs abhaben?“ Mittlerweile war sie bereit, ihren Stolz, ihre Selbstachtung und alles andere, was er verlangt hätte, für einen winzigen Bissen herzugeben.

Als sie sich auf die Unterlippe biss, senkte er den Blick seiner leuchtend blauen Augen auf ihren Mund. Das Kribbeln breitete sich wieder in Ionas ganzem Körper aus, doch sie schob es auf den Hunger.

In der Annahme, dass er sie noch ein wenig hinhalten würde, wartete sie, doch sein Mundwinkel bewegte sich nach oben und erzeugte wieder dieses verfluchte Grübchen – und er reichte ihr den Burger. „Hau rein.“

Nach kurzem Zögern nahm sie das weiche Brötchen und biss hinein.

Als das saftige Fleisch, die würzige Soße und der cremige Käse ihre Zunge berührten, jubelten ihre Geschmacksnerven, und seufzte Iona zufrieden auf.

Während sie den Rest des Burgers vertilgte, spürte Iona Montoyas intensiven Blick, doch sie ließ sich nicht davon stören.

Sollte er doch entsetzt von ihren Tischmanieren sein. Sie hatte seit Tagen nichts Vernünftiges gegessen. Und es war nicht ihre Idee gewesen, gekidnappt zu werden.

Warum sieht das nur so furchtbar sexy aus?

Er betrachte Ionas glänzende Lippen und spürte, wie die Glut ihm zwischen die Beine fuhr. „Langsam! Sonst wird dir noch schlecht“, murmelte er.

Nach einem skeptischen Seitenblick auf Zane machte sie sich wieder wie ein hungriger Wolf über den Burger her. Zane unterdrückte den Drang, die Soße abzulecken, die Iona die Lippe hinunterlief. Sie wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, doch er konnte seinen Blick nicht losreißen.

Offenbar war ich zu lange nicht mehr mit einer Frau im Bett.

Wie lange war seine Affäre mit Elena, der Strafverteidigerin, jetzt her? Sechs Monate? Ein halbes Jahr lang hielt er es normalerweise locker ohne aus – aber dieses Mal hatte ihm die Enthaltsamkeit wohl nicht gut getan.

Dieses Mädchen war süß, keine Frage. Mit den hellbraunen Katzenaugen, dem dichten rotblonden Haar, den vollen Lippen und der sommersprossigen Haut war sie ziemlich schnuckelig – aber süß war eher nicht sein Fall. Und, was ihn vor allem abschreckte: Er hatte beruflich mit ihr zu tun. Auf alle Fälle war sie eine Zeugin, vielleicht sogar eine Täterin. Und auf so etwas ließ er sich nicht ein. Nie.

Wie alt sie wohl sein mochte? Mit ihrer blütenzarten Haut konnte sie durchaus unter zwanzig sein.

Er riss seinen Blick von ihrem Mund los und reichte ihr die Tüte mit den Pommes. „Wann hast du das letzte Mal etwas Vernünftiges gegessen?“

„Vor Kurzem“, antwortete sie, griff aber zu.

Von wegen.

Während sie die Pommes aß, sah sie ihn unentwegt an, als befürchtete sie, er könne ihr die Tüte wieder wegnehmen.

Autor

Heidi Rice
<p>Heidi Rice wurde in London geboren, wo sie auch heute lebt – mit ihren beiden Söhnen, die sich gern mal streiten, und ihrem glücklicherweise sehr geduldigen Ehemann, der sie unterstützt, wo er kann. Heidi liebt zwar England, verbringt aber auch alle zwei Jahre ein paar Wochen in den Staaten: Sie...
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