Inselnächte voller Liebe

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Auf der romantischen Trauminsel Meridia küsst Max sie zärtlich. Nun ist es endgültig um Louises Herz geschehen. Schon so lange sehnt sie sich nach dem charmanten Topmanager. Sagt er ihr am Valentinstag endlich die entscheidenden Worte?


  • Erscheinungstag 20.08.2022
  • ISBN / Artikelnummer 9783751519946
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

„Ich habe Ihnen den PR-Plan für den Countdown bis zur Eröffnung ausgedruckt. Das City Lights …“ Louise Valentine brach ab, als ihr Handy klingelte. „Das muss ich annehmen“, entschuldigte sie sich bei den Geschäftsführern der Nash Group, die am runden Verhandlungstisch die letzten Details besprachen. „Ich erwarte einen Anruf vom Herausgeber …“

Doch das Display zeigte nicht die erwartete Nummer des größten Szenemagazins an.

Nein. Es war Max.

Einen Moment konnte sie keinen klaren Gedanken fassen, doch das war ja nichts Neues. Diese Wirkung hatte Max schon immer auf sie gehabt. Und nie war sie sich sicher, ob er sie lieber erwürgen oder küssen wollte. Aber da Küssen nicht zur Debatte stand, blieb sie ihm – abgesehen von Familienfesten – lieber fern. Und selbst zu diesen Anlässen hielten sie sich wie in stillem Einvernehmen in verschiedenen Ecken des Raums auf.

Unglücklicherweise ging das nun nicht mehr, und Louise war sich nur zu bewusst, dass Max diese Tatsache ebenso lästig fand wie sie selbst. Sicher fiel es ihm nicht leicht, in seinem vollen Terminkalender einen Augenblick freizuschaufeln, um mit ihr über die Öffentlichkeitsarbeit für die Bella Lucia-Restaurantgruppe zu sprechen, für die er nun die volle Verantwortung trug.

Zu schade. Denn auch Louise war sehr beschäftigt, und sie saß bestimmt nicht herum und wartete auf Max Valentines Anruf. Schließlich führte sie ihr eigenes Unternehmen mit allen dazugehörigen Verpflichtungen, und ihr Telefon klingelte eigentlich unablässig.

Zugegeben: Nachdem sie erfahren hatte, dass sie die Öffentlichkeitsarbeit für das Bella Lucia übernehmen sollte, hatte sie sich mehr als einmal Träumereien hingegeben. Eine solche Aufgabe bedeutete einfach eine echte Herausforderung, und ihr Geist lief sofort auf Hochtouren. Der einzige Haken war, dass sie mit Max zusammenarbeiten müsste. So schnell konnte ein Traum zu einem Albtraum werden.

Und jetzt rief er sie doch nur an, weil ihm die Hände gebunden waren. Käme der Vorschlag, sie für die PR der Restaurants einzustellen, nicht von Max’ Halbbruder Jack, hätte Max ohne mit der Wimper zu zucken abgelehnt. Jack Valentine hatte es vorgezogen, die Leitung der Restaurants nicht selbst zu übernehmen, sondern sich mit der Finanzierung zu begnügen und wieder nach New York zurückzukehren. Als wichtigster Investor der maroden Restaurants wog sein Wort allerdings sehr schwer. Das konnte selbst Max nicht ignorieren.

Bisher hatte Max sich offenbar noch nicht in der Lage gesehen, zum Telefon zu greifen und Louise zu fragen, ob sie den Job annehmen wollte. Überhaupt hatte er nichts getan, um ihr das Gefühl zu geben, dass sie wichtig und ihre Vorschläge willkommen oder gar erwünscht waren. Wieso sollte er auch? Sie war ja nicht einmal eine echte Valentine …

„Louise?“

Sie sah auf und blickte in erwartungsvolle Gesichter. Schnell schob sie das Handy in die Tasche zurück und ging zur Tagesordnung über.

„Wie Sie wissen, hat City Lights eine begrenzte Anzahl von Einladungen zur Eröffnung Ihres ersten Londoner Restaurants in der aktuellen Ausgabe von heute angeboten. Freies Essen, Livemusik und die Gelegenheit, Promis zu treffen. Damit haben Leser die Möglichkeit, einen Abend unter Stars zu verbringen.“ Louise blickte in die Runde. „Ich darf Ihnen mitteilen, dass der Anklang bei der Zeitschrift überwältigend war. Damit sind uns große Storys in verschiedenen Magazinen und ein paar Zeilen in den Tageszeitungen sicher.“

„Großartig, Louise“, applaudierte Oliver Nash. „Mit ein bisschen Glück werden diese Tickets bald gegen gutes Geld Besitzer finden.“

„Wenn dem so ist, haben wir das am allerwenigsten dem Glück zuzuschreiben“, gab Louise nüchtern zurück.

Max hörte die Ansage der Mailbox und schaltete fluchend sein Handy aus. Jedes Mal schlug ihm Louise’ kühle Stimme vor, eine Nachricht zu hinterlassen, damit sie ihn später zurückrufen könnte.

Warum sollte Louise ihn zurückrufen? Weshalb sollte sie auch nur einen Augenblick ihrer Zeit dafür verschwenden, zu tun, was er von ihr verlangte? Seit er sie vor einigen Jahren aus dem Bella Lucia entlassen hatte, trug sie ihm das nach.

Als ob er eine andere Chance gehabt hätte!

Einer von ihnen musste gehen, und das Bella Lucia war Max’ Zukunft, der einzige Fixstern in seinem Leben. Da sein Vater die Frauen wie Hemden wechselte und seine Mutter sich in ihre eigene Karriere stürzte, war ihm nur das Bella Lucia geblieben.

Louise dagegen vertrieb sich im Bella Lucia Chelsea nur die Zeit, bis sie dem Wunsch ihrer Mutter nachkam, einen Mann mit Adelstitel zu ehelichen und den Rest ihres Lebens durch die Weltgeschichte zu reisen, während ein Kindermädchen ihre Kinder erzog …

Wenn Max ganz ehrlich war, lag das Problem jedoch deutlich anders. In Louise’ Nähe konnte er nicht klar denken, und dieses Phänomen hatte sich noch verstärkt, seit sie aus Italien zurückgekehrt war, mit langen blonden Locken, weiblichen Kurven und einem Blick, aus dem Max nur Spott las.

Wäre sie nicht seine Cousine …

Aber sie gehörte nun einmal zur Familie. Und deshalb war es selbstverständlich, dass sie nach dem Studium im Familienunternehmen anfing – ausgerechnet in seinem Restaurant. Von da an kam er sich vor, als liefe er auf einem Minenfeld. Jeden Moment konnte etwas passieren.

Diese Spannung zwischen ihnen hatte verheerende Auswirkungen auf das Personal, und als wäre das nicht schlimm genug, bekam sie auch noch einen ihrer berühmten Temperamentsausbrüche direkt vor wichtigen Gästen. Max blieb gar keine andere Wahl, als sie auf der Stelle zu entlassen.

Und jetzt täte er nichts lieber, als Jack Valentine eigenhändig zu erwürgen, weil er auf die grandiose Idee gekommen war, dass Max und Louise gemeinsam die Zukunft des Bella Lucia gestalten sollten. Während seines gesamten Aufenthalts in Qu’Arim, wo er das erste ausländische Bella Lucia-Restaurant plante, hatte Max versucht sich einzureden, dass Jack nicht wusste, was er tat.

Natürlich stimmte es, dass das Unternehmen eine starke PR brauchte. Die Restaurantgruppe war längst nicht mehr das kleine Familienunternehmen, das sein Großvater William Valentine am Ende des Zweiten Weltkrieges eröffnet hatte. Unter der Führung von Max’ Vater und Onkel hatte sich das italienische Ambiente der Nachkriegszeit reichlich abgenutzt. Die Zeit war reif für eine innovative Veränderung, um dem Bella Lucia den Weg in die Zukunft zu ebnen. Die Umsätze stagnierten, und das Restaurant in Qu’Arim sollte der erste Schritt in die Expansion sein. Doch damit das funktionierte, mussten sie eine offensive Öffentlichkeitsarbeit leisten. Sie brauchten ein neues Image, um wieder ins Gespräch zu kommen, ein neues und internationales Gewand.

Und jetzt lag die Zukunft der Restaurantgruppe ganz allein in Max’ Händen. Er brauchte jemanden, der die PR-Arbeit übernahm. Und sein Bruder hatte ihm klar und deutlich gesagt, dass er nicht irgendjemanden brauchte, sondern Louise’ Talent nutzen sollte.

Natürlich war Jack, nachdem er diese Bombe gezündet hatte, ganz gemütlich wieder nach Amerika abgereist und überließ nun Max die ehrenwerte Aufgabe, Louise davon zu überzeugen, ihr eigenes Unternehmen aufzugeben und für ihn zu arbeiten.

Brillant. Nachdem er sie damals entlassen hatte, musste er sie nun wieder ins Boot holen. Ganz gleich, was es kostete. Max machte sich keine Illusionen, es würde nicht leicht sein, sie zu überzeugen. Louise mochte damals im Restaurant versagt haben, doch sie hatte eine 1a-Karriere im Marketing- und PR-Bereich hingelegt. Zu ihrer Klientel zählten die bekanntesten Restaurants des Landes. Sie kannte jeden im Business, jeden in den Medien, und da ihre Mutter zur High Society gehörte, verkehrte sie auch noch mit der gesellschaftlichen Elite. Keine Frage: Louise war allererste Wahl.

Doch auch clever genug, um zu erkennen, dass das Bella Lucia sie mehr brauchte als sie das Bella Lucia.

Dass er sie mehr brauchte als sie ihn.

Er an ihrer Stelle würde keine Sekunde zuhören. Würde sie auf Knien rutschen lassen, betteln …

Hoffentlich dachte sie nicht genauso.

Max sah auf die Uhr. Wenn er sich beeilte, könnte er sie vor dem Büro abfangen.

„Du bist wirklich unschlagbar, Louise.“ Oliver Nash hatte im Foyer auf sie gewartet und geleitete sie nun hinaus. Dabei hielt er ihre Hand viel länger als notwendig. „Darf ich dich zum Abendessen einladen, um mich richtig bei dir zu bedanken?“

„Ende des Monats bekommst du meine Rechnung. Wenn du die begleichst, ist das Dank genug.“

„Irgendwann sagst du doch mal Ja, und das wird dann mein Glückstag sein.“

Louise lachte. „Irgendwann sage ich doch mal Ja und jage dir damit einen Riesenschrecken ein. Geh nach Hause zu deiner lieben Frau, Oliver.“

„Du kennst mich einfach zu gut“, sagte er seufzend und küsste sie auf die Wange. Just in diesem Moment sah sie Max, der an seinem Wagen lehnte und sie beobachtete. „Hast du deinen Lustknaben gegen einen Mann in den besten Jahren eingetauscht?“, fragte er sarkastisch.

Zu Louise’ Erleichterung dämmerte es bereits, sodass niemand ihr zartes Erröten bemerkte. Schon Max’ Gegenwart jagte ihr das Blut durch die Adern und erschütterte ihr inneres Gleichgewicht.

Oliver dagegen ließ nicht einmal ihre Hand los.

„Oliver, ich glaube, du kennst Max Valentine noch nicht. Max, Oliver Nash ist ein sehr geschätzter Kunde von mir, der Vorsitzende der Nash Group.“

„Fast Food?“, fragte Max.

„Schnelles Essen, schneller Profit“, lachte Oliver gutmütig. Offenbar beeindruckte ihn die Feindseligkeit des jüngeren Mannes nicht. „Und was macht der Slow-Food-Sektor?“

Ihr kurzes Wortgeplänkel gab Louise die Gelegenheit, sich zu entspannen.

„Wir sehen uns dann morgen, Oliver.“

„Kommst du klar?“ Er sah in die Wolken, aus denen sich gerade die ersten Tropfen lösten, und dann zu Max. „Ich kann dich nach Hause fahren.“

„Louise und ich haben noch etwas Geschäftliches zu besprechen“, erklärte Max und legte die Hand an Louise’ Ellbogen.

Max berührte sie nie, wenn es sich vermeiden ließ. Zumindest nicht mehr seit jenem Sommer, als sie aus Italien zurückkam und alles anders gewesen war.

Aus den Kindern waren halbe Erwachsene geworden, und sie hatten einander angesehen, wie sich Cousin und Cousine nicht ansehen sollten …

Damals wussten sie noch nicht, was sie heute wussten: Dass sie gar nicht Cousin und Cousine waren, weil Louise als Baby adoptiert worden war.

Mit einem kühlen Lächeln entwand sie sich ihm. „Bürozeiten sind von zehn bis sechs, Max.“

„Es ist fast acht.“

Das bemerkte er, ohne auf die Uhr zu sehen, und Louise fragte sich, wie lange er wohl schon hier wartete. Sein Pech. Sie war schließlich niemandem Rechenschaft schuldig.

„Für geschätzte Kunden macht man auch mal eine Ausnahme“, gab sie huldvoll zurück.

„Dann bist du grenzenlos verfügbar?“

Louise ignorierte die zweideutige Betonung. „Wenn du etwas Geschäftliches mit mir zu besprechen hast, mach bitte morgen einen Termin mit meiner Sekretärin. Vielleicht kann ich mich nächste Woche ein Stündchen frei machen.“

Dann wandte sie sich an Oliver. „Danke für das Angebot, aber ich möchte dich nicht aufhalten. Wir sehen uns dann morgen beim Fotoshooting.“

Weder sie noch Max verloren ein Wort, als der Rolls-Royce den Parkplatz verließ.

Erst danach fragte Louise: „Fehlt dir nicht etwas, Max?“

„Ein PR-Profi?“, schlug er vor.

Sie schüttelte den Kopf. „Ich meinte eigentlich deine obligatorische, stets wechselnde Blondine. Ich schätze, jede von ihnen hat auch einen Namen, aber es ist so anstrengend, sie sich zu merken.“

Sie sah sich um. „Bei dieser Witterung halten sich so zarte Geschöpfe wahrscheinlich nicht gern im Freien auf.“ Das war die wohlverdiente Rache für den Lustknaben und den Mann im besten Alter. „Ach nein, jetzt erinnere ich mich. Weihnachten hast du mit Maddie geflirtet, doch dann ist sie mit Jack abgezogen, nicht wahr? Mit dem Bruder, der die guten Eigenschaften eures Vaters geerbt hat.“

„Wenn es nach Jack ginge, bist du die einzige Blondine, die ich brauche.“

„Ach wirklich?“, säuselte sie. „Dann wirst du dich aber mächtig ins Zeug legen müssen, nicht wahr?“

Damit hob sie eine Hand und winkte sich ein Taxi heran. Kaum hielt der Wagen, da stieg Louise auch schon ein, und Max schob sich neben sie auf die Rückbank.

„Verzeih, aber das ist mein Taxi. Dein Wagen steht da drüben.“

„Wir müssen sprechen.“

„Du willst sprechen, aber ich muss dir nicht zuhören.“

Ohne darauf zu reagieren, gab Max dem Fahrer ihre Adresse.

„Indem du mein Taxi entführst, setzt du deinen Willen bestimmt nicht durch.“

„Wie dann?“, fragte er und rückte von ihr ab.

Das gefiel ihr auch nicht.

„Gar nicht. Ich habe ein florierendes Unternehmen und mehr Klienten, als ich annehmen kann. Weshalb sollte ich das alles fallen lassen, nur um im Bella Lucia zu arbeiten? Und warum sollte ich mir auch nur eine einzige Minute anhören, was du zu sagen hast?“

„Weil das Bella Lucia ein Familienunternehmen ist. Das Unternehmen deiner Familie, Lou.“

„Familie? Wo warst du denn in den letzten Wochen, Max? Meine Familie war eine hübsche kleine Erfindung der Valentines. Eine Erfindung deiner Eltern und der Leute, die vorgaben, meine Eltern zu sein. Wenn du an meinen Familiensinn appellieren willst, kannst du dir die Mühe sparen.“

„Mach dich nicht lächerlich. Natürlich gehörst du zur Familie …“

Louise hob eine Braue. „Wenn ich mich recht erinnere, war es dir bei unserer letzten Auseinandersetzung vollkommen egal, dass ich zur Familie gehöre. Es hat mir nicht die demütigende Erfahrung erspart, vor allen Leuten rausgeschmissen zu werden. Es tut mir leid, Max, aber in meinen Augen ist es alles andere als reizvoll, für dich zu arbeiten. Ich bin vielleicht blond, aber nicht blöd.“

„Das ist doch alles lange her, Lou.“

„Richtig. Und was hat sich seitdem geändert? Du behandelst mich immer noch wie ein dummes kleines Mädchen, beleidigst mich vor einem wichtigen Kunden, ignorierst meine Wünsche. Aber ich habe Neuigkeiten für dich: Ich bin kein kleines Mädchen mehr, sondern eine erwachsene Frau, und ganz nebenbei gehört mir eine erfolgreiche PR-Agentur, die ich selbst aufgebaut habe, genau wie William Valentine es mit seinem Bella Lucia gemacht hat. Mach mir das erst mal nach, das wird dich vielleicht ein bisschen Respekt lehren.“

Louise schluckte. Das hatte sie nicht sagen wollen. Denn das Bella Lucia war Max’ Leben. Er arbeitete härter als irgendwer sonst, um es zum Erfolg zu führen. Niemanden hatte die finanzielle Krise, in der die Restaurantgruppe steckte, härter getroffen als ihn, und niemand hatte sie weniger verdient.

Es war immer dasselbe. Kaum waren sie zusammen, verlor sie den Kopf. Kurzerhand lehnte sie sich vor. „Bitte fahren Sie ran“, bat sie den Fahrer.

Das Taxi hielt in der Parkbucht, aber Max rührte sich nicht. „Du kannst nicht davor weglaufen, Lou.“

Wahrscheinlich nicht, aber sie war müde, morgen stand ihr ein harter Tag bevor, und obwohl Diskussionen mit Max sie normalerweise anregten, wirkte diese hier leider kein bisschen stimulierend.

„Willst du, dass ich auf Knien vor dir liege und bettele? Ist es das?“

Mochte die Vorstellung auch verlockend sein, so würde sie doch nichts ändern.

„Alles, was ich will“, sagte sie langsam und deutlich, „ist, dass du mir einmal zuhörst. Ich wünsche dir eine gute Nacht, Max.“

Einen Moment glaubte sie, er wolle protestieren. Doch dann öffnete er wortlos die Tür, reichte dem Fahrer eine Banknote und stieg aus. Louise sah, wie er durch den Regen zurück zu seinem Wagen ging.

Sie hasste Max dafür, dass er sich wieder in ihr Leben stahl.

„War es das?“, fragte der Fahrer. „Oder ändern Sie gleich Ihre Meinung, und dann soll ich ihm nachfahren? Wenn ich hier abbiege, kommen erst mal nur Einbahnstraßen.“

Max blieb nichts anderes übrig, als zu gehen und anzuerkennen, dass er sich wie ein Trottel benommen hatte. Er hatte ihre Abfuhr mehr als verdient. Am schlimmsten war, dass er sich sonst nie so respektlos verhielt, eigentlich war er ein freundlicher offener Mensch, nur Louise holte immer das Schlechteste aus ihm heraus.

Allein wenn er sie ansah, verwandelte er sich von einem zivilisierten Menschen in einen Neandertaler.

Vielleicht hatte sie recht. Nichts hatte sich geändert. Sie konnten damals nicht zusammenarbeiten, und sie könnten es heute genauso wenig. Max zog die Schultern hoch, um sich gegen den Regen zu schützen.

Er hatte ihr ein Angebot gemacht, aber sie war nicht interessiert.

Abrupt blieb er stehen und sah seinem Atem in der kalten Luft nach. Wäre ihm auf diese Weise ein Angebot unterbreitet worden, hätte er dasselbe getan.

Verdammt, was für eine vertane Chance! Ursprünglich hatte er sie zum Essen einladen wollen. Als er um sechs vor dem Bürogebäude vorfuhr, hielt er seine Zeitplanung noch für perfekt. Von dem Moment an, in dem ihm Louise’ Assistentin mitgeteilt hatte, dass Louise noch in einem Meeting steckte, lief alles schief.

Mit zwei Stunden Wartezeit im Auto hatte er nicht gerechnet. Doch anstatt nach Hause zu fahren, blieb er sitzen und ärgerte sich mit jeder Viertelstunde mehr. Und fand ausreichend Zeit, um sich an die Weihnachtsfeier zu erinnern. Er ahnte, wie niedergeschmettert Louise sich fühlen musste. Gerade erst hatte sie von ihrer Adoption erfahren. Diese Information musste ihr den Boden unter den Füßen weggezogen haben.

Max wollte ihr sein Verständnis signalisieren, ihr seine Hilfe anbieten. Doch dann tauchte sie Heiligabend mit einem muskelbepackten Hünen auf.

Auf der einen Seite wusste er natürlich, dass sie damit und mit ihrer ungewohnt freizügigen Aufmachung an jenem Abend ihren Eltern nur eins auswischen wollte, weil sie sie ihr Leben lang belogen hatten.

Auf einer viel primitiveren Ebene allerdings …

Er schüttelte den Kopf. Er hätte sich mehr Mühe machen sollen, sie anrufen und ihr zuhören sollen. Sie waren beide sehr beschäftigt, doch wie lange dauerte schon ein Anruf?

Andererseits hatte sie ihn da wahrscheinlich gar nicht nötig. Auch wenn der australische Hüne noch arg jung gewesen war, eigneten sich seine imposanten Schultern sicher sehr gut zum Anlehnen und Ausweinen.

Und gerade als er darüber nachdachte, trat Louise mit diesem Oliver Nash aus dem Büro, und Max’ gute Vorsätze waren vergessen.

Wenn er doch nur aufhören könnte, Louise als lästigen Störenfried seiner Seelenruhe zu betrachten und sie stattdessen als die begnadete PR-Fachfrau sähe, die sie war. Wieder nahm er das Handy in die Hand.

Diesmal wartete er ihren Anrufbeantworterspruch geduldig ab. „Louise, ich weiß, dass du beschäftigt bist.“ Er zögerte. Aber es ging um das Bella Lucia. „Wenn du irgendwann ein Stündchen erübrigen könntest, wäre ich dir dankbar …“

„Max …“ Louise fiel ihm ins Wort. Stirnrunzelnd starrte er das Handy an.

„Max!“

Er fuhr herum.

Im Licht der Schaufenster stand Louise, die Regentropfen funkelten in ihrem Haar, und ihr schwarzer Mantel war durchnässt.

Sie hatte das Taxi fortgeschickt und war ihm nachgelaufen. Einen Moment fehlten ihm die Worte.

„Louise … ich wollte dir gerade eine Nachricht hinterlassen.“

„Das habe ich gehört.“ War sie drauf und dran zu lächeln, oder bildete er sich das ein? „Du warst sehr höflich, also musst du ziemlich verzweifelt sein.“ Als er sich nicht rührte, sah sie in den verregneten Himmel hinauf. „Bleiben wir hier stehen, oder hast du einen Plan?“

„Gehen wir was trinken? Oder essen?“, schlug Max vor. Er konnte sein Glück immer noch nicht fassen. „Ich kenne da ein richtig gutes Restaurant in der Kings Road.“

„Abendessen“, entschied sie. „Aber nicht im Bella Lucia.“

„Such du dir etwas aus.“

Das Restaurant lag in der Nähe ihres Büros, und Louise wurde herzlich vom Personal begrüßt. Offenbar traf sie hier ihre Klienten.

Ohne Wartezeit bekamen sie einen Tisch, wurden zügig bedient, und das Essen schmeckte vortrefflich. Ansonsten ließ man sie in Ruhe. Max musste zugeben, dass sie eine gute Wahl getroffen hatte. Im Bella Lucia hätte er doch immer mit einem Auge die Vorgänge im Restaurant überwacht, anstatt sich auf ihr Gespräch zu konzentrieren.

Dieses Verhalten hatte er oft genug bei seinem Vater beobachten können. Für Robert Valentine besaß das Geschäft Vorrang vor allem – schon immer. Doch Max wollte nicht wie sein Vater sein. Vor allem heute Abend durfte er sich von nichts ablenken lassen. Sein wichtigstes Ziel war jetzt, Louise zu überzeugen.

Nur sie anzusehen fiel ihm jedoch nicht schwer. Mit siebzehn aus Italien zurückgekehrt, zur Frau gereift, war sie in den vergangenen Jahren noch weiblicher und erwachsener geworden. Bestimmt lagen ihr die Männer zu Füßen, und Max konnte es sich nicht leisten, ihnen Gesellschaft zu leisten.

„Wie war deine Australienreise?“, fragte er. „Melbourne, oder? War es schön?“

„Willst du damit herausfinden, ob es sich als Standort für ein Bella Lucia eignet?“

Was für ein Schuss vor den Bug. Damit machte sie ihm unmissverständlich klar, dass ihn ihre neue Familie nichts anging. Doch er sah das anders. Sie war eine Valentine, und ihre ganze Familie, leiblich oder adoptiert, war wichtig.

„Unterstellst du mir so einspuriges Denken?“

Wortlos nippte sie an ihrem Mineralwasser.

„Also?“ Er musste die Unterhaltung zu seinem Vorteil wenden. „Was sagst du zu Melbourne?“

„Ich sage, dass du immer noch glaubst, ich hätte auch nur das geringste Interesse am Bella Lucia.“

„Immerhin hast du dein Leben lang davon profitiert. Dank der Restaurants hattest du ein Dach über dem Kopf, etwas zu essen, teure Klamotten …“, erinnerte er sie. „Von dem Geld hat Onkel John das Apartment bezahlt, als du von zu Hause ausgezogen bist. Ja, ich gehe davon aus, dass du wenigstens ein bisschen Interesse am Fortbestand des Bella Lucia hast.“

Louise errötete. Damit hatte er sie. Sie mochte wütend sein, verbittert, doch sie wusste, was sie John und Ivy Valentine verdankte. Selbst wenn sie nicht gut auf sie zu sprechen war.

„Wie planst du eine Marketingkampagne?“, sprach er die Fachfrau in ihr an.

„Zuerst kreieren wir eine Marke“, erklärte sie nach einem kurzen Zögern.

„Eine Marke?“ Er runzelte die Stirn. „Wir sind kein Fast-Food-Restaurant wie der Laden von Oliver Nash.“

Ungeduldig wischte Louise seine Bemerkung fort. „Denk nicht in so engen Bahnen. Was glaubst du, aus welchen Gründen jemand ein Bella Lucia betritt?“

„Das hängt von der Person ab. Und davon, welches Bella Lucia er oder sie betritt. Alle drei sind ja grundverschieden. Ein Geschäftsmann, der mit seinen Kollegen im Mayfair speist, führt seine Gattin ins Knightsbridge und geht wahrscheinlich mit seinen Kindern ins Chelsea.“

„Und mit wem würde er im Bella Lucia Qu’Arim essen?“

Max kamen Bilder von Louise in den Sinn, Louise und er in Qu’Arim.

„Mit der Frau, die er liebt“, sagte er dann. „Die Anlage dort ist ein romantisches Kleinod.“

Autor

Liz Fielding
<p>In einer absolut malerischen Gegend voller Burgen und Schlösser, die von Geschichten durchdrungen sind, lebt Liz Fielding in Wales. Sie ist seit fast 30 Jahren glücklich mit ihrem Mann John verheiratet. Kennengelernt hatten die beiden sich in Afrika, wo sie beide eine Zeitlang arbeiteten. Sie bekamen zwei Kinder, die inzwischen...
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