Jede Nacht ein Fest der Liebe

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Eigentlich ist Feuerwehrmann Jason Single aus Überzeugung. Aber seit er mit Kristen Lovejoy zusammen die Weihnachtsgala plant, sprühen die Funken. Und dann brennt die Lust lichterloh! Da hilft kein Wasser. Sondern nur jede Menge Liebe in heißen Dezembernächten …


  • Erscheinungstag 24.10.2018
  • ISBN / Artikelnummer 9783733759667
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Stellvertretender Brandmeister begeht Massenmord bei Ausschusssitzung für Weihnachtsgala!

Jason malte sich noch weitere Schlagzeilen aus. Keine Minute länger würde er es ertragen, hier mit den streitsüchtigsten Menschen des gesamten Planeten zusammenzusitzen!

Streitsüchtig und verrückt!

Die ehrenwerten Bürgerinnen von Pine Crest hörten sich allesamt am liebsten selbst reden. Ihre Stimmen hallten von den Ziegelwänden des Konferenzraums im Gerichtsgebäude wider. Es klang wie ein Haufen aufgebrachter kreischender Vögel.

Bitte töte mich! flehte Jason das Universum an.

Du bist ein Weihnachtshasser!

Genau. Aus gutem Grund.

Zu dieser Jahreszeit wurde er immer nervös. Bei jedem Anruf und jedem seltsamen Blick eines Fremden fürchtete Jason, dass ihn wieder der Weihnachtsfluch traf. Die schlimmsten Familienkatastrophen gab es bei ihm immer zur Weihnachtszeit.

Vor vierzig Jahren hatte sein Großvater am Heiligabend beim Pokern die Familienfarm verloren. Erst vor zwei Jahren war seine Großmutter zu Weihnachten gestorben, und als Feuerwehrmann kannte er die Feiertage ohnehin von ihrer schrecklichsten Seite. Hausbrände, ausgelöst von Lichterketten, Kerzen oder Strümpfen, die am Kamin zu dicht ans Feuer gehängt worden waren.

Diese Versammlungen mussten auch Teil des Fluchs sein. Alleine fand Jason jede dieser Frauen liebenswert, aber alle zusammen in einem Raum waren die reinste Hölle.

Selbstdarstellerinnen und Mütter und Großmütter, die ihre hübschen oder auch nicht so hübschen Töchter, En­kelinnen oder Nichten verkuppeln wollten. Mit Frauen, die gerne Probleme lösten, konnte man gut reden. Vorausgesetzt, sie traten nicht in Rudeln auf.

Im Moment ging es bei der Diskussion um Details für die Tombola zugunsten von Price Mansion, des Anwesens der Prices, das erst vor kurzem bei einem Brand stark beschädigt worden war.

In jener Nacht hatte Jason ein Leben gerettet, doch das Feuer verfolgte ihn immer noch. Das taten sie alle. Immerzu fragte er sich, ob er und sein Team nicht noch mehr hätten tun können.

Er rieb sich die Schläfen.

Schon zum dritten Mal rempelte die alte Mrs Rudolph ihn jetzt unter dem Tisch an. Und jedes Mal tätschelte sie ihm anschließend das Knie. Wenn sie nicht schon fast neunzig wäre, hätte Jason sich gefragt, ob sie mit ihm flirtete.

Der Chief muss mich wirklich hassen.

Ursprünglich hatte sich das Komitee für den alljährlichen Weihnachtsball der Feuerwehr natürlich an den Chief gewandt. Doch der hatte nur gesagt, er sei „zu beschäftigt“ und Jason würde liebend gern seinen Platz einnehmen.

Zu beschäftigt. Schon klar.

Zu beschäftigt damit, online Poker zu spielen und dabei die Kekse zu verdrücken, die ihm die Witwen des Orts gebacken hatten. Selbst mit dem Rettungsreifen, wie er den Ring um seinen Bauch nannte, sah der Chief auf seine alten Tage noch gut aus, zumindest fanden das die Witwen. Doch das hatte nicht viel zu sagen, denn in Pine Crest gab es nur sehr wenige Junggesellen.

„Assistant Chief Turner. Was denken Sie über die Tombola auf der Gala?“

Die hübsche Kristen Lovejoy riss ihn mit ihrer süßen Stimme aus seinen Gedanken. Die Partyplanerin war in seinen Augen in fast jeder Hinsicht perfekt mit ihren blonden Locken, den üppigen Kurven und den himmelblauen Augen, die ein bisschen so wirkten, als hätte sie für eine Frau ihres Alters schon viel zu viel gesehen. Sie war perfekt, abgesehen von ihrer Begeisterung für die Weihnachtszeit.

Jedes Mal brachte sie Weihnachtsgebäck und kleine Geschenke zu den Sitzungen mit. Was hatten Geschenke bei diesen Sitzungen zu suchen? Das hier war doch keine Party. Außerdem war sie immer gut gelaunt. Jason hatte sie noch nie ohne ein Lächeln erlebt.

Alle sahen ihn an.

Sich räuspernd suchte er nach einer Antwort. „Wenn Sie wollen, dass auch Männer mitsteigern, muss es auch Kram geben, der Männer interessiert“, sagte er schnell, als habe er sich das schon die ganze Zeit überlegt.

„Was denn für Kram?“

Sie lächelte zwar weiter reizend, aber dabei zog sie die Brauen hoch, als wisse sie genau, dass sie ihn beim Tagträumen erwischt hatte.

„Autogrammkarten von Sportlern oder irgendwelche Sammlerstücke. Ein Freund von mir könnte uns da was geben, und der Chief hat auch eine Riesensammlung. Vielleicht spendet er davon etwas für den guten Zweck.“ Das würde dem alten Kerl eine Lehre sein, ihn zu diesen grauenhaften Sitzungen zu verdonnern!

„Außerdem könnten Sie Lana drüben im Reisebüro fragen, ob sie nicht eine kleine Kreuzfahrt beisteuert. Das würde bestimmt eine Menge einbringen.“ Allmählich kam Jason in Fahrt.

Beim Blick in die Runde fiel ihm auf, dass die meisten der Frauen ihn mit offenem Mund ansahen.

„Was denn? Habe ich was Falsches gesagt?“ Er richtete sich auf. Wieso sahen die ihn so an?

Kristen räusperte sich. „Äh, nein. Das war … ich wollte sagen, das sind wundervolle Vorschläge. Würden Sie gern mit dem Chief über die Spenden sprechen?“

„Oh, nein, das ist keine so gute Idee. Ich will kein Macho sein, aber ein hübsches Gesicht bringt ihn bestimmt eher dazu, sich von einigen Stücken aus seiner Sammlung zu trennen.“

„Also gut“, stellte Mrs Peterson fest. Die Bibliothekarin sah mit ihrer schnabelähnlichen Nase und den dunklen Augen aus wie ein Rabe.

Es gab nicht viel, wovor Jason sich fürchtete, aber bei der alten Frau bekam er immer eine Gänsehaut.

„Kristen, dann sprechen Sie am besten mit dem Chief. Vielen Dank für Ihren Beitrag, Mr Turner.“

Er verkniff sich ein Lächeln. Im Grunde hatte er während der bisherigen Sitzungen immer nur dagesessen und Kristen angestarrt. Sie war für diese Stadt wie ein Geschenk, und bestimmt standen die Männer Schlange, um mit ihr auszugehen. Und welche Chance habe ich bei ihr? Er würde gern auch seinen Hut in den Ring werfen, aber dann müsste er sich dem Gerede der ganzen Stadt stellen. Alle würden haargenau beobachten, was er tat.

„Nächsten Freitagnachmittag um drei treffen wir uns wieder“, erklärte die Frau mit dem Rabengesicht. „Die Sitzung ist beendet.“

Erst als er die Luft ausstieß, wurde ihm bewusst, dass er sie angehalten hatte. Endlich! Jetzt blieb ihm gerade noch genug Zeit, nach Hause zu fahren und sich die Uniform auszuziehen, um zum Pokerabend mit den Jungs zu kommen. Diese Woche würde Mike Reynolds nichts von Jasons Gehaltsscheck bekommen. Heute hatte Jason einen Plan, zu dem gehörte, dass er Mike betrunken machte und ihn im Taxi nach Hause schickte.

Niemand hatte behauptet, dass es beim Pokern fair zuging, und Jason konnte jede Hilfe gebrauchen. Sein Bruder Jeb nannte ihn den schlechtesten Pokerspieler aller Zeiten, und leider stimmte das. Trotzdem liebte Jason dieses Spiel.

„Mr Turner?“

Wieder diese Stimme! Während die anderen Frauen wie krächzende Geier klangen, wirkte Kristens Stimme wie eine weiche weiße Wolke, die sich sanft um ihn legte.

Was hatte sie bloß an sich? Im Lauf der letzten Woche hatten sie ein paar mitfühlende Blicke gewechselt, und Jason war neugierig auf sie, seit sie das erste Mal ins Komitee eingeführt worden war. Es war bewundernswert, mit welcher Engelsgeduld sie diese Frauen behandelte. Trotzdem schaffte sie es irgendwie immer, alle Punkte, die ihr wichtig waren, durchzubekommen.

Viel wusste er nicht über sie, abgesehen davon, dass sie vor einem halben Jahr ihren Job als Partyplanerin in Manhattan gekündigt hatte und nach Pine Crest gezogen war. Es hieß, ihrer Mutter würde hier ein Haus gehören, das schon seit Jahren leer stand. Jason gab zwar nicht viel auf Tratsch, aber es half, wenn man etwas über schöne Frauen erfahren wollte, die noch neu in der Stadt waren.

Schon mehr als einmal hatte er sie um ein Date bitten wollen, aber irgendetwas an ihr ließ ihn vermuten, dass sie sich nach etwas Dauerhaftem sehnte.

Vielleicht bekommst du sie deshalb nicht aus dem Kopf. Weil sie tabu ist.

Er schob seinen Stuhl an den Tisch. „Nennen Sie mich bitte Jason.“ Er wollte seinen Namen aus ihrem Mund hören.

Sie nickte kurz. „Jason, ich würde Ihnen gern noch ein paar Fragen zu diesen Sammlerstücken stellen. Vielleicht bei einem Kaffee?“

Ihr vielsagender Blick warf ihn völlig aus der Bahn, doch sein Körper begriff sofort und reagierte entsprechend.

Wollte sie mit ihm ausgehen? Konnte er das riskieren? Vielleicht war es nicht das Klügste, Zeit mit ihr zu verbringen.

Andererseits wäre es nur ein gemeinsames Kaffeetrinken.

Ihr Lächeln reichte, und er war zu allem bereit, was sie sich wünschte. Dieser Frau konnte er überhaupt nichts abschlagen, und das machte ihm Angst.

„Wenn Sie keine Zeit haben, dann vielleicht ein andermal“, sagte sie rasch.

Er hielt ihr die Tür auf. „Nein. Das heißt, ich meine, ich habe Zeit.“ Die Jungs konnten ruhig ein bisschen auf ihn warten, und Jeb hatte schließlich selbst einen Schlüssel zur Wohnung. „Heute Abend habe ich etwas vor, aber jetzt gleich hätte ich Zeit. Gehen wir doch ins Java Express.“

„Klingt gut.“

Im Java Express war viel los, doch Carrie, die mit einem der Kollegen von der Freiwilligen Feuerwehr zusammen war, stand hinter dem Tresen und winkte Jason vor.

Das Murren der Leute in der Schlange verstummte, als die Kunden sahen, dass es Jason war. Freundlich lächelnd nickten und winkten sie ihm zu.

„Die Leute scheinen Sie wirklich zu mögen“, stellte Kristen fest, als sie ihre Bestellung aufgegeben hatten.

Er deutete auf einen der Tische. „Übertriebene Heldenverehrung. Sie begreifen einfach nicht, dass es schlichtweg mein Job ist, die Leute aus brennenden Häusern zu schleppen.“

„Ah! Das Mädchen aus Price Mansion. Stimmt, das war sehr heldenhaft. Wie ich höre, geht’s ihr mittlerweile wieder gut.“

„Alles bestens.“ So etwas machte ihn verlegen. Es gefiel ihm nicht, wenn die Leute ihn auf seinen Job ansprachen, denn mehr war es für ihn nicht. Er half gern. Manche Menschen arbeiteten in Unterkünften für Obdachlose, und er lief eben in brennende Gebäude. Wieso machten alle so eine große Sache daraus?

„Worüber wollten Sie jetzt mit mir sprechen?“ Er trank einen Schluck von seinem Kaffee. Schwarz mit einem Stück Zucker, genau so schmeckte er ihm.

Kristen hatte sich für eines der Weihnachtsangebote entschieden und trank einen Mokka mit Pfefferminzlikör. Fast hätte Jason die Stirn gerunzelt, als sie sich das bestellt hatte. Wieso gingen die Leute Kaffee trinken und bestellten sich dann etwas, das wie flüssige Bonbons schmeckte?

„Die Tombola.“ Sie lächelte. „Gibt es ein bestimmtes Vorgehen, mit dem ich bei Ihrem Chef am besten weiterkomme? Außerdem brauche ich noch die Nummer von Ihrem Freund, damit ich mit ihm über eine Spende sprechen kann.“

Jason lachte leise. „Lächeln Sie.“

„Wie bitte?“ Verständnislos zog sie die Brauen zusammen.

„Wenn Sie mit meinem Chef sprechen, dann bringt ein Lächeln Sie bestimmt weiter.“

„Aha. Verstehe.“ Sie lächelte.

Sofort rutschte er unruhig auf dem Stuhl hin und her. Mit einer Erektion im Java Express zu sitzen wäre sicher ungünstig. Hastig senkte er den Blick auf seine Tasse und versuchte, Kristens hübsches Gesicht mit den hohen Wangenknochen und den zum Kuss einladenden Lippen zu verdrängen.

„Und bei Ihrem Freund? Bei dem mit der Sammlung?“

„Marcus.“ Er gehörte zu seinen besten Freunden, aber Jason wollte nicht, dass er in Kristens Nähe kam.

Abrupt schrak er aus seinen Überlegungen hoch.

Wieso sollte es ihn eifersüchtig machen, wenn Marcus an Kristen Interesse fand?

Die Antwort darauf war leicht. Wer könnte schon sagen, wozu dieser redegewandte Kerl Kristen überredete? Jason wollte sie vor ihm beschützen. „Darum kümmere ich mich.“

Sie schrieb etwas auf einen Notizblock. „Können Sie mich bis Freitag wissen lassen, was er beisteuern kann? Vielleicht könnten wir einiges davon auf unsere Website stellen, um schon mal Interesse zu wecken.“

„Natürlich, kein Problem. Ich spreche ihn gleich heute Abend darauf an.“

War das ihr Duft? Diese Mischung aus Zimt und Vanille? Ob ihre Haut auch danach schmeckte? Am liebsten hätte er das gleich hier und jetzt im Café herausgefunden.

Autor

Candace Havens
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