Julia Best of Band 199

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VERFÜHRT IN ALLER UNSCHULD von KENDRICK, SHARON
Der milliardenschwere Unternehmer Gianluca Palladio findet Eileen als Geschäftsfrau großartig. Aber sonst? Nein. Zu kühl, zu streng. Bis er sie zu einer Party auf sein Weingut in Umbrien einlädt: sexy Jeans, das lange Haar offen! Er entführt sie in sein Bett - mit Folgen …

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  • Erscheinungstag 13.04.2018
  • Bandnummer 199
  • ISBN / Artikelnummer 9783733710668
  • Seitenanzahl 400
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Sharon Kendrick

JULIA BEST OF BAND 199

1. KAPITEL

Eileen wäre gerne woanders. Überall. Nur nicht hier.

Trotz des eiskalten Luftzugs der Klimaanlage spürte sie, wie sich Schweißperlen zwischen ihren Brüsten sammelten. Aber das lag einfach an ihm. Diesen Einfluss hatte er auf alle Frauen. Manche nannten es Charme, andere Manipulation – wie auch immer, die Wirkung, die er auf sie hatte, war auf jeden Fall wahnsinnig stark.

„Eileen?“ Gianluca Palladios tiefe Stimme mit dem deutlichen Akzent drang direkt zu ihr durch.

Sie versuchte, sich zu sammeln, während sie sich vom Fenster mit der wunderbar entspannenden Aussicht auf Rom ab- und dem beunruhigenden Anblick des Mannes hinter dem Schreibtisch zuwandte. Sie nannten ihn il Tigre, weil er wild, unberechenbar und stark war, und weil er allein jagte …

Heute hatte er seine sprichwörtlichen Krallen eingefahren und wirkte eher wie ein Salonlöwe – in seinem dunklen Anzug, der die breiten Schultern und den schlanken, durchtrainierten Körper noch betonte. Dazu trug er ein himmelblaues Hemd und eine goldfarbene Seidenkrawatte, die seinen olivfarbenen Teint hervorragend zur Geltung brachte.

Egal, wie oft Eileen bei der Arbeit Kontakt mit ihm hatte, immer war da dieses herrliche Kribbeln. Aber es war gefährlich, sich zu ihm hingezogen zu fühlen. Deshalb hatte sie gelernt, diese Regung zu unterdrücken. Inzwischen konnte sie ihm meist mit einem völlig unbeteiligten Gesichtsausdruck gegenübertreten, so wie ihre Stellung es verlangte. Das gelang ihr auch jetzt wieder, und sie fügte noch ein kühles Lächeln hinzu.

„Ja, Gianluca?“

„Sie waren ganz in Gedanken verloren“, stellte er fest, wobei es in seinen dunklen Augen gefährlich blitzte.

„Ich … ich habe nur die Aussicht bewundert.“

Das hatte er auch getan … Beim Vorbeugen hatte sich ihr Po unter dem reichlich uninteressanten Rock abgezeichnet und erahnen lassen, wie herrlich weiblich ihr Körper war, den sie immer sorgfältig bedeckt hielt. Für einen Moment war sie ihm richtig feminin und weich erschienen. Doch dieser Eindruck verflüchtigte sich rasch, als sie sich jetzt mit gestrengem Blick zu ihm umdrehte. Aber schließlich beschäftigte er sie nicht wegen ihres Äußeren, oder?

„Ist das nicht eine herrliche Aussicht?“, fragte Gianluca. „Meines Erachtens die schönste der Welt.“ Er lächelte das Lächeln eines Mannes, der gewohnt war, sich nur mit dem Besten zufriedenzugeben, und der sein Leben damit verbrachte, es auch zu bekommen. Deshalb war ihm durchaus klar, dass man nicht wertschätzte, was einem in den Schoß fiel.

Er ließ den Blick über das kunstvolle weiße Bauwerk direkt hinter Eileen gleiten, bei dem sich eine Marmorsäule an die andere reihte, und das mit zahlreichen Statuen verziert war. Dann zog er fragend eine Augenbraue hoch. „Wahrscheinlich gefällt Ihnen das Bauwerk von Vittorio Emanuele am besten. Wir Römer machen uns gern darüber lustig und nennen es abfällig den Hochzeitskuchen.“

War da ein schelmisches Funkeln in seinen dunklen Augen?, überlegte Eileen. Und hatte er das letzte Wort mit seinen sinnlichen Lippen besonders hingebungsvoll von sich gegeben, als äße er gerade ein Stück von eben diesem Kuchen? Oder war sie, was dieses Thema betraf, einfach nur ein wenig empfindlich? Nach den drei Hochzeiten von Freundinnen im vergangenen Sommer herrschte bei Eileen das Gefühl vor, einen Bus verpasst zu haben, auf den sie zuvor gar nicht gewartet hatte.

Sie erwiderte Gianlucas Blick und überlegte dabei, wie es ihm gelang, gleichzeitig vertrauenerweckend und gefährlich zu gucken … und hätte sich am liebsten geohrfeigt. Aufhören! Sofort aufhören!, dachte sie beinah verzweifelt. Natürlich waren seine Augen umwerfend, genauso wie sein Gesicht und sein Körper, und wie dieses seltene und interessante Lächeln. Alles an ihm – selbst die lässige Arroganz, die er immer zur Schau trug – war umwerfend. Aber er war auch ein Playboy mit Milliarden auf dem Konto und spielte in einer ganz anderen Liga als sie. Werd vernünftig, Eileen!, ermahnte sie sich streng und erwiderte dann lässig: „Ich dachte, die meisten Römer würden das Gebäude mit einem Gebiss vergleichen.“

Gianluca lehnte sich lachend in seinem Stuhl zurück und bedeutete ihr, vor seinem Schreibtisch Platz zu nehmen. Er bewunderte ihre Arbeit und ihre Wortgewandtheit – wenn auch mit gemischten Gefühlen. Nie hätte er gedacht, dass er einmal eine Frau als Headhunter für den Hotelbereich seines großen Unternehmens beschäftigen würde. Aber sie war eindeutig die beste Kandidatin gewesen. Trotzdem hatte Eileen Armstrong nichts von dem, was er sonst bei Frauen mochte.

Mit ihren stets zusammengepressten Lippen und dem durchdringenden Blick ihrer stahlblauen Augen wirkte sie so … streng. Ja, sie hatte beeindruckend lange Wimpern, aber ein bisschen Mascara könnte nicht schaden. Selbst schöne Frauen benutzten Make-up, auch wenn die unterkühlte Ms. Armstrong bestimmt nicht zu dieser Kategorie gehörte. Oft fragte er sich, warum sie eigentlich das Haar immer so zurücknahm, dass es wie ein Helm wirkte. Ob eine solche Frau wohl manchmal auch ihre weiblichen Reize zeigte?

„Sie vergleichen dieses schöne Bauwerk mit einem Gebiss?“, fragte er dann und schüttelte gespielt empört den Kopf. „Nun ja, aber als Italiener bevorzuge ich den viel romantischeren Vergleich mit einem Hochzeitskuchen. Sie nicht?“

Eileen antwortete nicht sofort. Soweit sie Signor Palladio kannte, war er imstande und verwechselte Romantik mit Sex. „Ich habe noch nie darüber nachgedacht, wie ein Hochzeitskuchen aussehen sollte“, sagte sie schließlich.

„Tatsächlich nicht? Stellt sich nicht jede Frau vor, wie ihr Hochzeitskuchen einmal sein soll, genauso wie sie schon als kleines Mädchen von ihrem Hochzeitskleid träumt?“

Bestimmt taten das alle Frauen, die mit ihm zu tun hatten. Und trug nicht genau das in großen Teilen dazu bei, dass sie sich in seiner Gesellschaft immer so unwohl fühlte – weil sie, die vorsichtige Eileen Armstrong, Angst hatte, seinem Charme zu erliegen? Was musste er auch so gut aussehen?

„Moderne Frauen denken nicht mehr beständig an ihre Hochzeit“, antwortete sie nun betont gelassen. „Im Gegenteil, viele wären gekränkt, wenn man ihnen das unterstellte.“

„Aha, und Sie sind wohl so eine Frau, hm? Habe ich Sie beleidigt, Eileen?“

Sie schüttelte den Kopf. „Keineswegs. Äußern Sie nur Ihre Meinung – wie unsinnig sie auch sein mag. Mit altmodischen Ansichten kann ich sehr gut umgehen, das sollten Sie inzwischen wissen.“

Trotz oder vielleicht gerade wegen ihrer spitzen Bemerkung lachte Gianluca wieder. Er hatte sich gelangweilt, und ein Wortgefecht mit dieser Frau, die immer aussah wie eine Bibliothekarin, reizte ihn. „Sie setzen sich jetzt und trinken einen Espresso mit mir.“ Er deutete auf das Tablett mit dem herrlich duftenden Kaffee, das eine seiner Sekretärinnen ihm gerade auf den Schreibtisch gestellt hatte.

„Gern“, sagte Eileen und wünschte, sie hätte ihrem jungen Assistenten nicht den Tag freigegeben und könnte sich irgendwie aus der Affäre ziehen. Aber wenn Signor Palladio mit ihr Kaffee trinken wollte, musste sie sich fügen.

„Wenn ich mich recht erinnere, nehmen Sie weder Milch noch Zucker, ?“

Eileen zog überrascht die Augenbrauen hoch. „Dass Sie das noch wissen!“

„Ah, ich erinnere mich an Vieles“, murmelte er, „besonders bei Frauen, die so ein Geheimnis um sich machen.“

„Ich versichere Ihnen, dass ich kein bisschen geheimniskrämerisch bin, Gianluca“, antwortete sie gelassen. „Meines Erachtens ist mein Privatleben nur nicht von Interesse, das ist alles.“

Er rührte in seinem Kaffee. „Wissen Sie nicht, dass rätselhafte Frauen Männer ganz verrückt machen?“

„Nein, das wusste ich nicht.“ Sie nahm ihre Tasse und hoffte, ihre Hand würde nicht zittern. Dabei sagte sie sich, dass Signor Palladio nur versuchte, sie aufzuziehen. Sie nippte an dem Espresso. Small Talk war der Teil ihres Berufes, der ihr gar nicht lag. Alles andere machte sie mit links. Sie zog im Hintergrund die Fäden, wie das der Beruf eines Headhunters so mit sich brachte. Sie suchte unauffällig nach geeigneten, vielversprechenden Mitarbeitern. Sie streckte im Vorfeld ihre Fühler aus und führte dann Gespräche, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Aber jetzt und hier beinah gemütlich mit einem Mann zusammenzusitzen, mit dem sie im normalen Leben niemals Umgang pflegen würde und den sie so furchtbar attraktiv fand … Nun, das war auf jeden Fall viel schwieriger.

Gestern Abend bei der rauschenden Party, die er gegeben hatte, um die Einweihung seines frisch renovierten kleinen, aber feinen Luxushotels in Rom zu feiern, war es einfach gewesen, ihm nicht zu nahe zu kommen. Beständig war er von einflussreichen Persönlichkeiten und Politikern umringt worden, die sich überschlugen, um ein paar Worte mit dem italienischen Milliardär zu wechseln. Als hofften sie, dabei würde auch ein wenig des Sternenstaubs, der ihn zu umwehen schien, auf sie abfallen. Und vielleicht auch eine der zahlreichen wunderschönen Frauen, die um seine Aufmerksamkeit buhlten und ihn zweifellos die ganze Nacht auf Trab gehalten hatten.

Eileen war den ganzen Abend damit beschäftigt gewesen, all den Menschen zu danken, die wie verrückt gearbeitet hatten, um die Einweihung termingerecht möglich zu machen, und die so oft vergessen wurden. Sie selbst hatte auch einmal so angefangen und konnte sich deshalb noch gut mit ihnen identifizieren. Aber es war auch eine Investition in ihre berufliche Zukunft. Wenn einer von diesen Angestellten jemals einen Job in England suchen sollte, wäre sie seine erste Anlaufstelle …

Auf der Party hatte sie Gianluca also aus dem Weg gehen können, aber heute entkam sie ihm nicht. Sie musste in das markante Gesicht und die tiefschwarzen Augen sehen, mit denen er sie leicht amüsiert zu mustern schien. Kerzengerade saß sie ihm gegenüber, trank noch ein Schlückchen Espresso und erinnerte sich an den Tag, als sie Gianluca ihr kleines Headhunter-Büro vorstellen durfte.

Das lag jetzt beinah zwei Jahre zurück. Die Zeit raste! Es war ihr achtundzwanzigster Geburtstag gewesen. Und blickte man an Geburtstagen nicht in die Vergangenheit und dachte an verpasste Gelegenheiten und Türen, die sich für immer geschlossen hatten?

Nun, an diesem Geburtstag – zwei Jahre vor dem dreißigsten – hatte sie vergeblich versucht, nicht daran zu denken, dass sie dieses Ereignis nur mit Leuten feiern würde, die alle in irgendeiner Form liiert waren. Schockiert wurde ihr bewusst, dass es niemanden gab, der ihr wirklich wichtig war. Für ein Liebesleben hatte sie sich zu sehr mit ihrer Karriere beschäftigt. Natürlich gab es viele Freunde und Kollegen und auch einige Nachbarn, die sie gerne mochte. Aber das war es dann auch. Da war niemand, der ihr wirklich etwas bedeutete.

Sie wusste noch, wie sie ihr Gesicht im Spiegel betrachtet hatte, auf der Suche nach den ersten Fältchen. Dabei fragte sie sich, ob sie wohl als alleinstehende Karrierefrau enden würde – und ob das nicht sowieso das Beste wäre. Es gab Schlimmeres: Ehe und Familie zum Beispiel. Die Frauen, die sie kannte, und die sich von ihren Ehemännern und Babys überfordert fühlten, waren durchaus ernst zu nehmende Charaktere.

Dann war sie ins Büro zurückgekehrt, und da war dieser Anruf von Gianlucas Sekretärin gewesen. Einer ihrer Kunden musste sie dem italienischen Milliardär empfohlen haben, und dieser hatte ihr jetzt ein Angebot zu machen – wenn auch nicht in ihrem üblichen Berufsfeld. Ob sie wohl Lust hätte, einen Geschäftsführer für sein brandneues Hotel in London zu suchen?

Zunächst hielt sie es für einen Scherz, denn von einem solchen Auftrag hatte sie immer geträumt und hart dafür gearbeitet. Wenn sie ihn bekam, würde ihre Konkurrenz grün vor Neid.

Sie erhielt den Zuschlag und war der glücklichste Mensch der Welt. Aber als sie Gianluca traf, geschah etwas Unerklärliches und Unerwünschtes. Ihr Herz schlug Purzelbäume, und ihre Knie wurden weich. Zeichen der Liebe oder der Lust, von denen sie schon gehört hatte, die sie aber noch nie am eigenen Leib erfahren durfte, weil ihr die Arbeit kaum Zeit ließ, mal mit jemandem auszugehen.

Gleichzeitig sagte ihr der Instinkt, sich zurückzuhalten, weil eine nähere Beziehung zu Gianluca Palladio Ärger bedeutete. Nicht nur, weil er unglaublich reich war, unerhört gut aussah und erschreckend weitreichende Verbindungen hatte, sondern auch weil kein vernünftiger Mensch Berufs- und Privatleben mischte. Doch da war noch etwas, das Eileen beinah Angst machte. Oder war diese Formulierung zu stark?

Es war die Art, wie er sie ansah, mit diesem arroganten Schlafzimmerblick, mit dem er einen zu scannen schien, als hätte er das Recht dazu. Dabei spürte sie – damals wie heute – eine Sinnlichkeit, die sie eigentlich immer unterdrückte, weil sie nur zu gut wusste, welche Risiken sexuelles Verlangen barg. Hatte sie nicht bei ihrer Mutter miterlebt, dass Hörigkeit einen kaputt machen konnte?

Eileen war bewusst, dass italienische Männer dazu erzogen wurden, ihr Gefallen am anderen Geschlecht zu zeigen. Aber Gianluca war darüber hinaus auch noch gefährlich sexy. Er sammelte Frauen wie Jagdtrophäen, gab gerne mit ihnen an, und wenn sie nur ein wenig den Reiz des Neuen verloren hatten, tauschte er sie einfach gegen eine neue aus. Bei ihm handelte es sich um eine reichere Ausgabe des Männertyps, zu dem sich schon ihre Mutter hingezogen gefühlt hatte, und von dem sie immer wieder enttäuscht worden war.

Aber wieso sollte er sich überhaupt für dich interessieren, Eileen?, fragte da eine innere Stimme. Schließlich war er nicht dafür bekannt, Umgang mit Frauen zu pflegen, deren Erfahrung mit dem anderen Geschlecht gegen null ging.

Eileen setzte ein höfliches Lächeln auf und versuchte jetzt, nicht auf Gianlucas musternden Blick zu reagieren.

„Nun, Eileen“, sagte er und formte ihren Namen, als bewegte er eine Kirsche im Mund, bevor er darauf beißen wollte, „ich bin sehr zufrieden. Mehr als das. Wieder einmal ist es Ihnen gelungen, genau den Bewerber für mich zu finden, nach dem ich gesucht habe.“

„Das ist das Ziel meiner Arbeit.“

„Ihre Kandidatenauswahl war zunächst für mich eine Überraschung“, gestand er und fuhr sich lässig mit den Fingern durch das pechschwarze Haar. „Aber, wie gewöhnlich, war Ihr Wunschkandidat perfetto.“

Sie neigte den Kopf. „Danke.“

Er runzelte die Stirn. Selbst ihr Dankeschön kam nur lauwarm rüber! „Hat Ihnen die Party gestern Abend gefallen?“

„Sehr sogar. Vielen Dank für die Einladung.“

„Sie haben sich gar nicht von mir verabschiedet.“

„Sie schienen alle Hände voll zu tun zu haben, und ich habe mich irgendwann einfach davongeschlichen.“

„Sie hätten noch bleiben sollen. Da gab es einige Leute, die ich Ihnen gern vorgestellt hätte. Wir sind danach noch zum Dinner gegangen. Sie hätten sich uns anschließen können.“

„Das ist lieb von Ihnen, Gianluca, aber ich musste noch Schreibkram erledigen.“

Gianluca zog die Augenbrauen zusammen. Es gefiel ihm nicht, wenn man ihn lieb nannte. Dieser Begriff passte zu Männern, die sich die Fingernägel maniküren ließen und in der Lage waren, ihre Gefühle in Worte zu fassen. Wieder einmal dachte er, dass man eigentlich nie wusste, was in Eileen vorging – zumindest konnte man es nicht an diesem unbeteiligten Gesichtsausdruck ablesen, den sie immer zur Schau trug. Ob sie sich wohl absichtlich so geheimnisvoll gab? Oder war das einfach nur eine Maske, die sie bei der Arbeit trug? Und was passierte, wenn man diese Maske abnahm?, überlegte er und fragte dann freundlich: „Wie läuft das Geschäft?“

Sollte sie ihm sagen, dass es geradezu boomte? Dass sein Name ihr einen ganz neuen Kundenkreis beschert hatte? „Oh, ich kann nicht klagen. Ich habe gut zu tun“, erklärte sie schließlich und zog unwillkürlich am Saum ihres Kostümrockes.

Gianluca registrierte die unnötige Geste. Ihr Rock war wohl kaum unanständig kurz zu nennen, und jetzt bedeckte er wieder das Stückchen Knie, das er zuvor freigegeben hatte. Wusste Eileen denn nicht, dass Männer gern Frauenbeine betrachteten? Sie war immer so bieder, dachte er ungeduldig. Selbst am vergangenen Abend hatte sie ein Kleid getragen, in dem sie steif wirkte – ja, es war der Veranstaltung angemessen gewesen, hatte aber trotzdem langweilig ausgesehen.

Gianluca war noch nie einer Frau wie Eileen Armstrong begegnet. Faszinierte sie ihn deshalb so?

Frauen überraschten ihn nur selten. Normalerweise war ihre Reaktion auf ihn vorhersehbar: Sie wollten ihn. Sie wollten sein Geld, seine Lippen und seinen durchtrainierten Körper. Sie wollten seinen Ehering am Finger und seine Babys. Wenn er in ihre Nähe kam, zogen sie alle Register, um ihn auf sich aufmerksam zu machen, mit eng anliegenden Röcken, tief ausgeschnittenen Oberteilen und offenen Haaren, die sie über bloße Schultern fallen ließen. Alle Frauen taten das, nur Eileen nicht.

„Und das gefällt Ihnen, dass Sie immer zu tun haben?“, meinte er jetzt und sah sie fragend an. „Hm, wie sagt man noch auf Englisch, wie ein Hamster im Rad?“

Ob er wohl wusste, dass sie sich unter seinem Blick eher wie eine Maus in der Falle fühlte? Eileen deutete ein Lächeln an. „Es muss einfach sein. Bestimmt wissen Sie am besten, Gianluca, dass Erfolg ohne harte Arbeit nicht möglich ist.“

„Ah, aber man muss auch wissen, wann es an der Zeit ist, ein bisschen zu entspannen“, erklärte er mit seinem italienischen Akzent und zog wieder die Augenbrauen zusammen. „Wann haben Sie sich das letzte Mal ein paar Tage freigenommen?“

„Ich glaube nicht, dass …“

„Wann?“, beharrte er.

„Ich kann mich nicht mehr erinnern.“

„Wie bitte? Dann ist es schon zu lange her.“ Gianluca wandte den Kopf, um aus den riesigen Fenstern des Bürogebäudes zu sehen. „Heute ist so ein schöner Tag“, sagte er und deutete stolz hinaus. „Sehen Sie nur, wie herrlich die Stadt im Sonnenlicht aussieht. So lebendig und sorglos wie … wie ein junges, verliebtes Mädchen.“

Eileen verzog keine Miene. „Ja“, meinte sie dann, „so kann man das wohl auch beschreiben.“

Gianluca zog die dunklen Brauen hoch. „Bleiben Sie noch ein bisschen in Rom?“

„Nein, nur bis morgen. Wir fliegen mit der ersten Maschine zurück“, antwortete Eileen und wünschte, er würde sie nicht mehr so ansehen – so als sei sie irgendeine neue Lebensform unterm Mikroskop, die es zu untersuchen galt.

„Tatsächlich? Wie schade!“ Nachdenklich fuhr er sich mit dem Finger übers Kinn, wo sich bereits wieder ein dunkler Schatten zeigte. Dabei sah er beinah frustriert in ihr blasses Gesicht mit dem reglosen Ausdruck. „Reizt Sie Italien denn gar nicht? Ist Ihnen nach einem so erfolgreichen Vertragsabschluss nicht danach, einmal eine Auszeit zu nehmen – alle Fünfe gerade sein zu lassen und einfach nur die Schönheit dieses Landes zu genießen? Zu feiern?“

„Aber ich habe noch zu tun. Da sind anderen Kunden, Gianluca, so wie Sie, die meine Aufmerksamkeit fordern.“

„Bestimmt ist darunter niemand, der mit mir zu vergleichen wäre, cara“, erklärte er neckend, und zu ihrem äußersten Missfallen gelang es ihm damit, ihre Fassade zu durchdringen, sodass sie ein wenig errötete.

Als er es bemerkte, wirkte er einen Moment nachdenklich, sagte aber nichts.

Die Rebellin in ihr wollte aufstehen und rufen: Sehen Sie, jetzt ist es passiert, ich erröte wie ein Schulmädchen! Sind Sie nun zufrieden? Nur wusste sie genau, dass sie mit seiner Antwort darauf nicht hätte umgehen können.

Dabei dachte Gianluca, sie ist also doch in der Lage, auf meine Flirtversuche zu reagieren. Vielleicht war die aufrechte Eileen Armstrong gar nicht das roboterhafte Arbeitstier, als das sie sich immer gab. „Nun?“

„Ja, da haben Sie recht, keiner ist wie Sie.“

„Soll ich das jetzt als Kompliment verstehen?“

Sie zuckte die Schultern. „Ich weiß doch, wie gern sie Probleme lösen, Gianluca, deshalb müssen Sie das schon selbst herausfinden.“

Er lächelte, aber dabei glitzerte es wieder gefährlich in seinen Augen. Ah, , sie war clever, deshalb beschäftigte er sie ja auch, und deshalb florierte ihr Unternehmen. Aber war ihr denn nicht klar, dass ihre frostige, zugeknöpfte Art eine ungeheure Herausforderung darstellte und dass ein erfolgsverwöhnter Mann eine derartige Herausforderung unwiderstehlich fand? Als er ihr eine Schale mit Amarettokeksen hinschob, die sie dankend ablehnte, fühlte er, wie sich sein Kampfgeist und seine Libido regte. „Was haben Sie später vor?“

Eileen erstarrte mit der Kaffeetasse in der Hand. „Später?“

„Ja, heute Abend, wenn Sie sich mit Ihrer vielen Arbeit fertig sind“, fügte er ein wenig spöttisch hinzu.

„Ich bin mit Jason zum Essen verabredet.“

Jason? Unwillkürlich runzelte Gianluca die Stirn. Aber dann fiel ihm ein, dass Jason der junge Assistent war, den sie mitgebracht hatte, und tat ihre Antwort mit einer Handbewegung ab. „Warum vergnügen Sie nicht stattdessen mit mir?“

Jetzt runzelte Eileen die Stirn. „Aber wir sind doch erst gestern Abend auf einer Party gewesen!“, rief sie.

Es war ihm gelungen, sie aus der Ruhe zu bringen, das sollte ihn freuen. Aber das entsetzte Gesicht, das sie dabei machte, war geradezu beleidigend. „Das war doch Arbeit“, murmelte er. „Heute Abend können wir ganz zwanglos feiern.“ Unwillkürlich ließ er dabei den Blick über ihre streng zurückgekämmte Frisur gleiten. Vielleicht würde er ihr Haar dann ja mal offen sehen.

Für Eileen kam die Einladung völlig unerwartet. Einen Moment lang malte sie sich aus, wohin er sie wohl entführen würde und was aus einem solchen Abend alles werden konnte. Doch dann traf die Realität sie wie eine kalte Dusche, und mit lautem Klappern stellte sie die kostspielige Kaffeetasse ab. „Ich kann nicht“, erklärte sie wenig überzeugend. „Das ist Jasons erster Job im Ausland, da darf ich ihn nicht allein lassen.“

„Aber Jason ist doch schon ein großer Junge, cara“, spottete Gianluca und kniff die Augen zusammen wie eine Raubkatze vor dem Sprung. „Sie können ihn doch nicht ewig an der Hand halten.“

„Ich lasse meine Angestellten nicht hängen, schon gar nicht, wenn sie das erste Mal in einer fremden Stadt sind.“

„Dann bringen sie ihn eben mit. Kommen Sie zu meinem Weingut.“ Sein Lächeln erreichte seine Augen nicht. Damit bedeutete er ihr, dass er es nicht gewohnt war, Leute überreden zu müssen. „Wir wollen die beste Lese seit zehn Jahren feiern.“

Einen Augenblick wusste Eileen nicht, was er damit sagen wollte. Natürlich war ihr bekannt, dass er ein Weingut besaß – sogar zwei. Aber Weingüter lagen üblicherweise auf dem Land, und sie befanden sich hier mitten in der Stadt. „Ich glaube nicht …“

„Es wird Ihnen guttun, einmal aus der Stadt herauszukommen“, unterbrach er sie ungeduldig, „und mein Anwesen liegt nur anderthalb Autostunden von Rom entfernt.“ Genug war genug! Er zahlte ihr ein königliches Honorar, dafür konnte sie ihm diesen Wunsch erfüllen, verdammt noch mal! Er löste seine Krawatte und ließ sie auf den Schreibtisch fallen. Dann sah er Eileen mit kaltem, durchdringendem Blick an. „Ich schicke einen meiner Fahrer zum Hotel. Ich würde Sie gern selbst mitnehmen, aber ich habe vorher noch etwas in Perugia zu tun.“

„Ich habe nichts anzuziehen“, sagte sie nun wie zu sich selbst. „Nichts, was für die Gelegenheit angemessen wäre, meine ich. Immerhin bin ich hier auf einer Geschäftsreise.“

Wieder ließ er den Blick über sie gleiten. Sì. Das konnte er sehen. Plötzlich wollte er einfach wissen, wie sie aussah, wenn sie nicht fürs Büro zurechtgemacht war, um festzustellen, ob hinter dieser kühlen Roboterfassade eine echte Frau steckte. „Haben Sie denn keine Jeans mitgenommen?“

Auf eine Geschäftsreise? War er denn verrückt geworden? Außerdem erinnerten Eileen Jeans zu sehr an ihre Kindheit. Sie waren für sie der Inbegriff von billiger, unordentlicher Kleidung, der jede Formalität fehlte, nach der sie sich als kleines Mädchen so gesehnt hatte. „Nein, ich habe keine mitgebracht.“

„Dann gehen Sie eine kaufen! Einige der besten Läden der Welt liegen direkt vor unserer Haustür. Kaufen Sie sich eine Jeans! Madonna mia, Eileen – warum zögern Sie denn noch? Die meisten Frauen wären für eine solche Gelegenheit mehr als dankbar.“

Sie öffnete den Mund, um zu sagen, dass sie eben gerade versuchte, sich nicht wie die Masse der Frauen zu benehmen – besonders in seiner Gegenwart –, und dass sie am allerwenigsten mit auf sein Weingut kommen wollte. Und doch …

Warum klopfte ihr Herz bereits vor Vorfreude schneller? Weil diese Einladung ihren geheimsten Fantasien entsprach, die sie nur in schlaflosen Nächten zuließ. Während sie nickte, sagte sie sich: Es ist ja nur eine Party, und stand auf. Sein Blick schien sie zu durchbohren. Aber dann wandte sich Gianluca ab, tippte eine Nummer in sein Telefon, begann schnell Italienisch zu sprechen und war mit seinen Gedanken längst ganz woanders.

Eileens Finger bebten, als sie die Bürotür öffnete und sich fragte, wieso er gerade ihr eine so unerwartete Einladung gemacht hatte – eine Einladung, die sie nicht ablehnen konnte.

2. KAPITEL

„Sie sehen toll aus!“

Eileen rang sich ein Lächeln ab. „Das müssen Sie nicht sagen, Jason.“

„Ich weiß, aber es stimmt. Sie sehen … ganz anders aus!“

Das ist wohl die Untertreibung des Jahrhunderts, dachte Eileen, während sie kerzengerade auf der lederbezogenen Rückbank der Limousine saß und die Landschaft an sich vorbeirauschen sah. Sie fühlte sich auch anders – und das lag nicht nur daran, dass sie die Haare ausnahmsweise offen trug, oder an den großen silbernen Creolen oder dem Hauch von Mascara, der ihre blauen Augen so groß wirken ließ. Wo war die kühle und ruhige Eileen geblieben, die sie der Welt sonst so gern präsentierte? Weg war sie, verschwunden. Sie hatte sie in der kleinen Boutique in der „Via del Corso“ zurückgelassen.

„Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, dass ich Sie mit aufs Land schleppe, Jason. Ich weiß, dass wir eigentlich in Rom essen gehen wollten.“

„Ob mir das was ausmacht?“ Jason schnitt ein Gesicht und deutete auf die herrliche Landschaft. „Machen Sie Witze? Ich habe Freunde, die ihr Leben geben würden, um auf die Einladung eines so berühmten Mannes hin einmal nach Umbrien zu kommen und dort ein echtes Weingut zu besuchen!“

Trotz ihrer Bedenken, was den weiteren Verlauf des Abends betraf, lachte Eileen. „Aber man muss ganz schön weit fahren“, meinte sie dann.

„Mit Klimaanlage und Chauffeur kann man es gut aushalten. Wir sind ja auch gerade von der autostrada abgefahren. Wir müssten bald da sein.“

„Sieht so aus.“ Eileen blickte wieder aus dem Fenster, und ihr Herz begann wie wild zu schlagen. Der Wagen holperte über einen geschotterten Weg, der einen Hügel hinaufführte, auf dem sich eine Weinstockreihe an die nächste reihte. Ganz oben ging hinter dem alten Gutshof gerade die Sonne unter, und es wirkte, als stünde er in Flammen.

„Sieht das toll aus!“, stieß Jason hervor.

Wie ein Mahnmal!, dachte Eileen und fühlte sich plötzlich so verletzlich wie ein kleines Mädchen, das aus Versehen auf der falschen Party landete und nicht wusste, wie es sich verhalten sollte. In der relativ sicheren Arbeitsumgebung konnte sie mit Gianluca umgehen. Aber wie sicher wäre sie hier – auf seinem herrlichen Anwesen – vor ihrem eigenen hoffnungslosen Verlangen?

Als sie sich dem ehrwürdigen Gebäude näherten, ließ Jason das elektrische Fenster herunter, und Musik, das Klingen von Gläsern, Lachen und Stimmengewirr drang an Eileens Ohr. Sie fuhren durch ein beeindruckendes schmiedeeisernes Tor, das sich automatisch öffnete, und kamen auf einem großen Innenhof zum Stehen. Ein Springbrunnen plätscherte, und ein Hund sprang auf, um sie zu begrüßen.

Eileen stieg aus und streichelte das Tier. Dabei rieb sie seine seidenweichen Ohren zwischen Daumen und Zeigefinger und überlegte gerade, um wie viel Uhr sie wohl unauffällig verschwinden könnte, als sie das Dröhnen eines Motors hörte. Sie richtete sich auf und sah einen offenen Sportwagen den Hügel hinaufbrausen und eine riesige Staubwolke hinter sich herziehen. Eileen brauchte den Fahrer nicht zu erkennen, um zu wissen, wer es war.

Im Innenhof des Palazzos angekommen, parkte Gianluca den Wagen und nahm seine dunkle Sonnenbrille ab. „Eileen?“, rief er dann fragend. „Eileen Armstrong?“

„Ja, ich bin’s.“ Eileen fühlte sich geschmeichelt. Aber seine freudige Überraschung hatte auch eine negative Seite. Wirkte sie denn sonst so unattraktiv? „Hallo, Gianluca.“

Ganz langsam stieg er aus, als fürchtete er, sonst die Erscheinung zu vertreiben – wie einen Schmetterling, der bei einer plötzlichen Bewegung die Flucht ergreift. Er hatte ihr gesagt, sie solle sich ein Paar Jeans kaufen, , aber dass dabei eine derartige Verwandlung herauskommen würde, hatte er nicht gedacht.

Das langweilige Kostüm war verschwunden. Stattdessen trug sie Jeans, die einen bemerkenswert süßen Po betonten und Beine machten, als würden sie gar nicht mehr enden … Er schluckte.

Dazu hatte sie eine Neckholder-Bluse aus hellbuntem Seidenorganza kombiniert, die ein Paar wundervolle Brüste erahnen ließ. Und ihr Haar trug sie offen – das hatte er bei ihr noch nie gesehen und hätte auch nicht gedacht, dass es so dick sein und ihr bis zu der erstaunlich schmalen Taille reichen würde. „Madonna mia“, murmelte er beinah verwirrt – eine für ihn völlig ungewöhnliche Gemütsregung. Eileen sah nicht überirdisch schön aus, aber doch wie jemand, dessen Körper man mit seinen Lippen und Händen erkunden wollte.

Obwohl der Instinkt ihr sagte, sie sollte es nicht tun, reagierte Eileen auf seine Bewunderung, und ihr wurde ganz warm ums Herz. Dafür sorgte auch der unerwartet feurige Blick, mit dem er sie nun bedachte.

„Sieht sie nicht gut aus?“, meinte da Jason im Plauderton, der auch ausgestiegen war, und Eileen stellte entsetzt fest, dass sie ihren Mitarbeiter ganz vergessen hatte.

Nur gut?, dachte Gianluca und sah mit zusammengekniffenen Augen zu Jason. „Ihr Engländer müsst aber auch immer untertreiben! Eileen sieht heute Abend einfach großartig aus. So, und jetzt kommt mit rein. Wir wollen etwas trinken.“

Eileen war ganz durcheinander – als sei sie gerade von einem langen Schlaf erwacht –, und das hatte nichts mit der Autofahrt oder dem lauen Spätsommerabend zu tun. Denn ihr Gastgeber schien sich auch einer Verwandlung unterzogen zu haben. Gianluca sah viel zugänglicher aus als sonst. Auch er trug Jeans – ganz ausgewaschene –, die seine herrlich muskulösen Beine umspannten, wie es bei den Anzughosen niemals der Fall war. Sein Hemd bestand aus einem feinen, seidig schimmernden Material, und einige Knöpfe standen offen. Aus dem abgeklärten Geschäftsmann war ein lässiger Italiener geworden, und daran musste sie sich erst einmal gewöhnen.

Auch die Art, wie er sie ansah, hatte sich verändert, zudem verhielt er sich ganz anders als im Büro. Heute Morgen noch schien es ihr, als wollte er irgendeine Reaktion bei ihr provozieren. Aber heute Abend hatte sie das Gefühl, er wollte …

Was?

Was glaubst du wohl, was er von dir will, Eileen? Was glaubst du wohl, was ein Vollblutitaliener von einer altmodischen Frau wie dir will? Wie naiv und verletzlich sie doch war, und allzu sehr geneigt, etwas in sein Verhalten hineinzuinterpretieren, oder?

In der warmen italienischen Abendluft schüttelte sie unwillkürlich den Kopf und spürte, wie ihr das offene Haar über die bloßen Schultern glitt. Du hörst jetzt sofort mit diesem Blödsinn auf! Du wirst dich und deine Gefühle jetzt wieder unter Kontrolle bringen, so wie immer. Einen gemütlichen Abend mit seinem Auftraggeber zu verbringen, war schließlich kein so großes Ding. Es sei denn, man ließ es dazu werden.

„Bitte folgen Sie mir, Sie müssen unbedingt meinen Wein probieren“, sagte Gianluca jetzt mit einem vielsagenden Lächeln, und Eileen dachte verzweifelt: Klingt diese Einladung jetzt eindeutig erotisch, oder geht mit mir gerade die Fantasie durch, weil der Abend so herrlich lau ist und alles so wunderbar duftet?

„Gern“, sagte sie dann einfach, als hätte er sie aufgefordert, einen Vertragstext gegenzulesen.

„Und, Jason … Sie heißen doch Jason?“, fuhr Gianluca mit leichtem Stirnrunzeln fort. „Ich möchte Ihnen ein paar Leute vorstellen.“

Sie gingen auf eine große alte Scheune zu, die offenbar voller Gäste war. Es handelte sich dabei um ein sehr hohes Gebäude mit einem eingezogenen Boden zum Strohlagern. An den gekalkten Wänden hingen Futterkörbe, und die Tische und Bänke standen auf einem Steinfußboden. Als die drei im Innern erschienen, kehrte für einen Augenblick Ruhe ein. Die kleine Band hörte auf zu spielen, und dann begannen alle zu klatschen und Gianlucas Namen zu rufen. Eileen hörte auch immer wieder grazie, grazie, grazie.

„Danke schön“, übersetzte sie fragend, „wofür?“

„Sie danken mir für die gute Ernte!“, antwortete er lachend. „Als sei es mein Verdienst, dass wir keinen Frost hatten, es genug Regen gab und der Sommer lang und heiß war, wodurch unsere Trauben so saftig-süß werden konnten.“

Wie entspannt er wirkt, dachte Eileen, als hätte er seine weltmännische Hülle abgestreift, um voll und ganz dem Bild eines echten Winzers zu entsprechen.

Auf ihrem Weg zwischen den Tischen und Bänken machte Gianluca Jason mit einer Gruppe junger Leute bekannt. Eileen gab er ein Glas Wein und stellte sie so vielen Menschen vor, dass ihr der Kopf schwirrte – darunter der Gutsverwalter, Gianlucas ehemaliges Kindermädchen, zwei seiner Patensöhne und der Ortsbürgermeister.

Eileen trank einen großen Schluck Wein. So schön hatte sie sich das Fest nicht vorgestellt. Auch die Umgebung und der herrliche Abend vernebelten ihr mehr als nur ein bisschen die Sinne. Die Herzlichkeit, mit der Gianluca hier von seinen Mitarbeitern begrüßt wurde, passte so gar nicht zu dem harten, umtriebigen Geschäftsmann aus der Stadt, als den sie ihn kennengelernt hatte.

Als jemand kam, um Gianluca mitzunehmen, zuckte der entschuldigend die Schultern und überließ Eileen seinem Anwalt Fedele, einem charmanten Mittfünfziger.

Sie war erleichtert. Noch mehr begeisterte Begrüßungen, und sie wäre Gianlucas Fanclub beigetreten.

„Nun, ich bin nur hier draußen für ihn tätig“, nahm der Mann in perfektem Englisch, wenn auch mit starkem italienischem Akzent, das Gespräch auf. „In der Stadt bedient er sich der Dienste eines anderen. Il Tigre hat einen Spezialisten für jeden Bereich und braucht nur mit den Fingern zu schnippen“, fügte er noch hinzu und sah Eileen dann neugierig an. „Und Sie? Sind Sie seine neueste Eroberung?“

„Du liebes bisschen, nein – ganz und gar nicht!“ Eileen merkte, wie sie errötete.

Fedele lachte. „Die meisten Frauen fänden diese Vorstellung nicht so entsetzlich.“

„Ich arbeite für ihn, das ist alles.“

„Ah, und was tun Sie?“

„Ich bin Headhunterin.“

„Cacciatore di teste?“, übersetzte Fedele.

Eileen hatte die Formulierung schon mehrfach gehört und nickte. „Genau, aber irgendwie klingt es auf Italienisch besser.“

„Das liegt daran, dass auf Italienisch alles besser klingt“, hörten sie da jemanden leise hinter sich. Als sich Eileen umdrehte, sah sie in Gianlucas belustigt blickende dunkle Augen. „Und wissen Sie auch, warum, cara?“

Wie eine Schlange vor der Pfeife des Beschwörers schüttelte Eileen den Kopf. „Nein. Wieso?“

„Weil wir Italiener in allem besser sind.“

„Das ist ja … ganz schön eingebildet“, widersprach sie.

„Vielleicht …“, er zuckte die Schultern, „… aber es ist wahr!“

Doch Eileen lächelte, und so sehr sie es auch versuchte, es gelang ihr nicht, das Lächeln abzustellen oder zu verhindern, dass sich Verlangen in ihr ausbreitete. Plötzlich fühlte sie das Kribbeln einer Schwimmschülerin, die das erste Mal vor tiefem Wasser stand: Durfte sie sich schon hineinwagen? Wollte sie es? Würde sie oben bleiben?

„Ihr Glas ist leer“, stellte er fest. „Kommen Sie, wir wollen es auffüllen.“

Hatte sie wirklich schon ein ganzes Glas Wein getrunken?

Gianluca führte sie zum anderen Ende der Scheune, wo Getränke serviert wurden und ein köstliches Buffet aufgebaut war. Er schenkte ihnen beiden ein frisches Glas ein und beobachtete Eileen über den Rand hinweg, als er seins zum Salut hob. Heute Morgen hatte er sich nur gefragt, ob unter ihrem Kostüm, das sie wie einen Panzer trug, wohl eine normale Frau steckte. Doch der Unterschied der Eileen Armstrong von heute Abend zu der von heute Morgen war einfach unglaublich. Sie erregte ihn nicht nur, sondern sprach all seine Sinne an, und er wollte sie – und zwar sofort.

„Salute“, sagte er mit rauer Stimme, als sie anstießen.

„Salute“, echote Eileen und führte ihr Glas zum Mund.

„Schmeckt der Wein nicht herrlich?“

„Ja … einfach wundervoll.“

„Ah, Eileen … dass Sie mal etwas wundervoll finden“, meinte Gianluca neckend.

„Wäre Ihnen lieber, ich würde Ihnen widersprechen?“

Er lächelte. „Nun, das klingt doch schon viel mehr nach der alten Eileen.“

„Ach, und was soll das jetzt wieder heißen?“

Hatte er da womöglich einen wunden Punkt getroffen? Suchte die eiserne Jungfrau seine Zustimmung? „Einer der Gründe, weshalb Sie so gut in Ihrem Job sind, ist Ihre Fähigkeit, alles zu hinterfragen. Aber heute Abend scheint es nicht so zu sein, und das ist gut so, cara.“ Er lächelte. „Gucken Sie doch nicht so streng, entspannen Sie sich. Erzählen Sie mir lieber, was Sie über Wein wissen.“

„Nun, eigentlich nichts“, erwiderte sie schnell, „außer dass man ihn trinken kann.“

„Dann sollte ich Sie vielleicht darin unterrichten. Wollen Sie, dass ich Ihnen alles beibringe, was ich weiß?“

Eileen biss sich auf die Unterlippe. Sprachen sie noch über Wein? Als sie ihm jetzt in die Augen sah, spürte sie, dass sie mehr von ihm wollte. Während sie seinen durchtrainierten Körper betrachtete, überlegte sie unwillkürlich, wie es wohl wäre, mit Gianluca zu schlafen. Hatte er das beabsichtigt? Du arbeitest für ihn, vergiss das nicht!, schoss es ihr durch den Kopf. Aber das änderte auch nichts an ihrem Gefühlswirrwarr.

„Bildung kann nie schaden“, sagte sie schließlich.

Gianluca lachte. Ihm war klar, dass sie mit dieser steifen Antwort nur ihre Unentschlossenheit überspielte. Ah, sì, das war mal etwas Neues – eine Frau, die nicht wusste, ob sie nun mit ihm schlafen wollte oder nicht. Er spürte, wie seine Libido mehr und mehr von ihm Besitz ergriff, und raunte Eileen zu: „Dann lassen Sie mich Ihr Lehrer sein.“

Sie wollte schon etwas Schnippisches erwidern! Aber was, wenn sie sich das alles nur einbildete? Wenn er nur den freundlichen Gastgeber mimte, der ihr einen schönen Abend bereiten wollte, weil sie ihren letzten Job so gut gemacht hatte? Wäre sie ein Mann, würde er sich vielleicht genauso verhalten.

Aber dann würde er bestimmt nicht so nahe kommen, dass sie sein dezentes Aftershave riechen konnte – das an Sandelholz, Zitrusfrüchte und noch etwas erinnerte. Etwas, das der Inbegriff von Männlichkeit zu sein schien. Gianluca stand so nah bei ihr, dass sie sogar seine Körperwärme spürte und sich unwillkürlich vorstellte, wie sie den Finger über seine olivfarbene Haut am Hemdausschnitt gleiten ließ.

„Wissen Sie denn, wie man Wein trinken muss, um ihn richtig zu schmecken?“, fragte er nun. „Nein? Dann zeige ich es Ihnen. Zuerst prüft man ihn mit den Augen.“ Gianluca hielt sein Glas hoch und drehte es, sodass dessen tiefroter Inhalt feine Schlieren an der Glasinnenwand hinterließ. „Sehen Sie, wie schön er ist, wie ein kostbarer Rubin, ?“

„Ja…a.“

Er warf ihr einen Blick zu, bevor er rasch den Kopf senkte, um das Bouquet des Weines zu atmen. Dabei schloss er absichtlich die Lider, damit man das dunkle Feuer in seinen Augen nicht sah. „Und dann riechen wir an ihm. Wir lassen all unsere Sinne daran teilhaben, um den Wein zu verkosten, erst dann können wir ihn richtig genießen.“ Über den Rand des Glases hinweg suchte er ihren Blick, trank einen kleinen Schluck und bewegte ihn in seinem Mund – ein wahnsinnig erotischer Akt!

„Sehen Sie, die Vorfreude steigert das Vergnügen, und das trifft nicht nur auf das Weintrinken zu“, fügte er hinzu und wartete auf ihre – ganz Engländerin – spitze Bemerkung, um ihm zu verstehen zu geben, dass sie nicht seiner Meinung war. Doch zu seiner großen Überraschung tat sie nichts dergleichen.

„Ich verstehe“, hauchte sie, gefangen genommen vom seidenweichen Timbre seiner Stimme. Welchen Zauber er wohl über sie gelegt hatte, damit sie bei ihm stehen blieb und nur noch wünschte, ewig in dieses schöne, markante Gesicht sehen zu dürfen, es mit den Fingerspitzen zu streicheln und die Linie seiner perfekten Lippen nachzuziehen?

Oh, Eileen, Eileen, du begehst gerade den Fehler vieler alleinstehender Frauen, die immer noch an Märchen glauben.

„Mögen Sie den Wein?“, wollte er jetzt noch einmal wissen.

„Ja … sehr sogar.“

„Perfetto.“ Er trank noch einen Schluck und spürte, dass sein Herz ungewöhnlich langsam und kräftig schlug. Er sah die Wölbung ihrer Brüste unter dem feinen Stoff des Oberteils und wie sich deren Knospen trotz des lauen Abends abzeichneten. Er spürte den süßen Schmerz seiner Lust und wurde sich plötzlich bewusst, dass ihn dieser Abend in eine Rolle gedrängt hatte, die ihm absolut fremd war – wie ein Schuljunge, der ein Spiel spielt, dessen Regeln er nicht kennt und dessen Ausgang fraglich ist. Wenn er sonst eine Frau begehrte, brauchte er sich nicht einmal anzustrengen. Ein Blick, ein Kompliment, der Anflug eines Versprechens auf eine heiße Nacht in den Augen, und er machte Beute.

Doch bei Eileen war diese Vorgehensweise undenkbar, weil er einfach nicht wusste, ob sie verführt werden wollte. Und sollte er wirklich seine goldene Regel brechen, und mit einer Frau schlafen, mit der er beruflich zu tun hatte? Der du Aufträge vermittelst!

Doch Gianluca ignorierte die Stimme seines Gewissens, da er von etwas viel Drängenderem getrieben wurde. Er wollte Eileen, und er würde sie bekommen. „Wir sollten etwas essen“, sagte er plötzlich.

Eileen sah zu den über und über mit Speisen bedeckten Tischen in der Nähe. Mehrere Servierplatten mit gebratenem Mittelmeerfisch, Spanferkel und Wildschweinbraten machten die Entscheidung schwer. Als Beilage gab es Pasta mit Trüffelsoße und wunderbar bunte Salate. Dann war da noch ein Tisch mit verschiedenen Käsen und Früchten, darunter Feigen, reife Pfirsiche und Trauben, die über die Etageren hingen wie in einem Stillleben.

Das alles war wundervoll anzusehen, und doch stand es mehr als alles andere für die Unterschiede zwischen ihnen beiden. Das hier war die Welt, die Gianluca schon als Kind genießen durfte – reich an Kultur, Tradition und herrlich frischem Essen.

Ihre eigenen Mahlzeiten hatten aus Toastbroten und irgendetwas darauf bestanden, die sie sich abends nach der Schule selbst gemacht hatte, während sie beim Essen immer darauf lauschte, ob die Tür ging und ihre Mutter diesmal zum Schlafen nach Hause kommen würde. Die Erinnerung daran verschlug ihr den Appetit.

„Ich bin nicht hungrig“, sagte Eileen und fügte entschuldigend hinzu: „Es ist einfach zu warm.“

„Ja, nicht wahr?“ Auch ihm war viel zu heiß, denn er hatte bemerkt, wie sie ihn beobachtete, und er wollte sie küssen. Instinktiv wusste Gianluca, dass er jetzt handeln musste, jetzt, da ihre Lippen halb geöffnet und ihre Schutzschilde unten waren. Ihm pochten die Schläfen, und er fühlte den langsamen, unwiderstehlichen Pulsschlag des Verlangens.

„Warum gehen wir nicht ein wenig spazieren? In den Weinbergen wird es kühler sein, und wir können nach Sternschnuppen Ausschau halten. Haben Sie schon einmal eine gesehen?“

Eileen schüttelte den Kopf.

„Nein? Aber das ist ja beinah ein Verbrechen!“ Er lächelte. „Der italienische Himmel ist voll davon.“

„Ach, tatsächlich?“ Trotz der knisternden Atmosphäre lachte Eileen.

„Glauben Sie mir etwa nicht? Dann kommen Sie mit, und sehen Sie selbst.“

Damit stellte er Eileen vor eine schwere Entscheidung. Sollte sie auf Nummer sicher gehen, so wie immer, oder sollte sie einmal etwas wagen?

Nur dieses eine Mal, dachte sie, nur ein Mal. „Warum nicht?“, meinte sie dann leichthin, als wäre es ohne Bedeutung. Und das war es ja auch, zumindest für ihn.

Und für sie?

Sie wusste es nicht. Ihr bisheriges Leben hatte aus harter Arbeit und Verzicht bestanden. Aber das alles war wie weggewischt von dem großen, starken Mann neben ihr und dem herrlichen italienischen Abend. Eileen wurde von etwas ganz Ungewohntem angetrieben, einem Urinstinkt, den sie nicht bekämpfen wollte. Oder konnte sie es nicht? War sie zu schwach, um gegen das Verlangen anzukämpfen – speziell bei diesem Mann, den sie il Tigre nannten?

Wie zwei Verschwörer stahlen sie sich aus der Scheune, ließen den Partylärm hinter sich und genossen die Abendluft mit ihren Wohlgerüchen. Es war Vollmond und der Himmel sternenübersät, aber es war keine Sternschnuppe zu sehen. Eileen blickte demonstrativ nach oben, als wollte sie damit noch einmal deutlich machen, wieso sie hier draußen waren. Dabei fürchtete sie einerseits, ihre geheimen Fantasien könnten sich erfüllen, andererseits schlug ihr Herz wie wild, weil sie es kaum noch erwarten konnte, bis es so weit war.

„Eileen?“, hörte sie Gianluca da leise fragen und wandte sich ihm zu.

„Was ist denn?“, fragte sie mit bebender Stimme.

„Weißt du, was ich mir bei einer Sternschnuppe wünschen würde?“

Sie schüttelte den Kopf, und ihr Haar schwang wie ein Samtvorhang mit. „Nein.“

„Natürlich weißt du es.“ Er lächelte und neigte dann den Kopf, ehe er sie im Schatten der mächtigen Erle sanft in die Arme schloss.

3. KAPITEL

Als er sie an sich zog, spürte sie seine Stärke und Wärme und konnte kaum atmen, weil all das Sehnen der vergangenen zwei Jahre in diesem Moment zusammenzukommen schien. „Gianluca!“, stieß sie schließlich halb flehentlich, halb aufbegehrend hervor.

Mia bella! Küss mich, küss mich endlich!“

„Aber was wir hier tun, ist falsch!“

„Wie kann das denn falsch sein?“

Eileen versuchte, eine Antwort darauf zu finden. Aber in ihrem Kopf war nur noch Watte, und das Gleiche galt für ihre Knie. Lag es an der Dringlichkeit in seiner Stimme oder an ihrem eigenen überwältigenden Verlangen, dass sie seine Umarmung akzeptierte? Vielleicht war es aber nur das Gefühl, es für den Rest ihres Lebens zu bereuen, wenn sie diese Gelegenheit nicht wahrnahm. Sie wollte nicht als alte, verbitterte Frau enden, die einen Ausflug ins Paradies abgelehnt hatte, als er ihr auf einem silbernen Tablett an einem herrlich lauen Abend in Umbrien angeboten wurde.

„Du willst mich doch auch!“, hörte sie da seine raue Stimme und antwortete atemlos: „Ja!“ Und mit einem kleinen Seufzer legte sie ihm die Arme um den Nacken und bot ihm ihren Mund dar.

Als sie ihm ihre Lippen öffnete, berauschte es ihn wie eine Flasche Prosecco. Er konnte nicht genug bekommen von ihrem Geschmack, ihrem Duft und dem unerwarteten Umstand, sie so anschmiegsam und willig zu finden. Die Eislady küsste ihn!

Eileen erwiderte seinen Kuss mit einer Leidenschaft, die ihr alle Kräfte und auch die Vernunft zu rauben schien. Jetzt berührte Gianluca ihre Brüste, und – um Himmels willen! – sie ließ es geschehen. Seine Hände glitten über ihren Körper, als wollte er sie nur durch den Tastsinn erfahren. Einen Augenblick lang umschloss er ihre schmale Taille, fuhr dann die Rundungen ihrer Hüften nach, ehe er ihren Po umfasste und sie schließlich an sich drückte.

„Oh!“, stieß sie hervor, als sie seine Erregung spürte.

„Gefällt dir das?“

„Ja!“

„Und das?“

„Oh ja.“ Sie atmete in kurzen Stößen. „Ja!“

„Soll ich weitermachen?“

„Ja!“

Er ließ die Zunge über ihre heißen, trockenen Lippen gleiten. Sie war wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch und reagierte auf jede seiner Berührungen, was gar nicht zu ihrem sonst so kühlen Auftreten passte.

Gianluca überlegte: Wenn die Scheune nicht voller Dorfbewohner und örtlicher Honoratioren gewesen wäre, hätte er sich nichts dabei gedacht, Eileen gleich hier und jetzt unter dem Baum zu nehmen. Er hätte ihr einfach Jeans und Slip über die Hüften gezogen und sie kurz und heftig geliebt. Danach wären sie zur Party zurückgekehrt, als sei nichts geschehen.

Nachdenklich runzelte er die Stirn. Wenn er sie dabei intensiv küssen und ihre Lustschreie mit seinen Lippen ersticken würde, wäre es vielleicht doch möglich. Trotzdem war er immer noch nicht sicher, ob sie das auch wollte. Manche Frauen konnten furchtbar sentimental sein, wenn sie das erste Mal mit einem neuen Liebhaber Sex hatten. Sie wollten ein Bett anstelle eines verborgenen Platzes im Obstgarten. Gehörte Eileen auch dazu?

Dann wurde ihm klar, dass es Wahnsinn war, ausgerechnet mit seiner besten Headhunterin zu schlafen. So eine Affäre konnte sich ganz schlecht auf ihre Zusammenarbeit auswirken. Doch dieses eine Mal wollte er unvernünftig sein. Es verlangte ihn so sehr nach dieser Frau, dass er ganz überrascht war. Dann fiel ihm etwas ein, und unwillkürlich lächelte er beim Küssen. Er wollte sie und wusste jetzt, wie er es anstellen musste, um sich ihrer sicher zu sein.

Eileen spürte seine Hand auf ihrem Schenkel und erschauerte, obwohl sie der Jeansstoff von einer unmittelbaren Berührung trennte.

„Gianluca?“

Ihr Mund war ganz nah an seinem, sie klang atemlos und unsicher. Entschlossen schob er die Hand höher und strich dann immer wieder mit erfahrenen Bewegungen über ihren Venushügel, bis Eileen zu stöhnen begann.

„Ich glaube, das gefällt dir auch, hm, cara“, raunte er ihr ins Ohr. „Nicht wahr?“

Sie konnte nicht antworten, denn jetzt begann er, seine Streicheleinheiten noch gezielter fortzusetzen, in dem Bewusstsein, dass der Jeansstoff, der die direkte Berührung verhinderte, ihr Verlangen noch steigerte.

Eileen war kurz davor, den Boden unter den Füßen zu verlieren, als sie für einen Moment glaubte, tatsächlich hier und jetzt zum Höhepunkt zu kommen.

Genau in diesem Moment hielt Gianluca inne. „Nicht wahr?“, beharrte er dann mit rauer Stimme.

Sie nickte nur. Ihr Verlangen verschlug ihr die Sprache. Außerdem hatte sie schon so lange keinen Sex mehr gehabt, dass sie gar nicht mehr wusste, wie sie sich dabei verhalten sollte. Aber das war nicht der einzige Grund, oder? Es lag daran, dass es sich dabei um ihn drehte, dass Sex mit ihm die Erfüllung des Traumes ihrer schlaflosen Nächte wäre. „Gianluca“, hauchte sie träumerisch.

„Hier können wir nicht bleiben“, stieß er hervor. „Wir gehen woanders hin.“

Er fragte sie nicht einmal, setzte einfach ihr Einverständnis voraus. Und Eileen musste sich eingestehen, dass sie auch gar nicht um Erlaubnis gebeten werden wollte. Il Tigre sollte die Führung übernehmen, auf die ihm eigene selbstherrliche Art.

Weil du dann nachher einen Teil der Schuld von dir weisen kannst, oder?, ließ sich da ihre innere Stimme hören. Doch Eileen brachte sie zum Schweigen, flüsterte: „Ja“, und machte sich damit zu seiner Komplizin.

Ja – mehr brauchte Gianluca nicht und atmete erleichtert auf. Sie hatte sich nicht von ihm losgerissen, um die Vernunft siegen zu lassen! Wie sehr er eine ablehnende Haltung gefürchtet hatte, begriff er erst jetzt, und die Vorfreude wurde geradezu übermächtig. Dann tat Gianluca etwas, was er noch nie getan hatte: Er hob Eileen hoch und trug sie zum Gutshof, als gehörte es dazu.

„Lass mich herunter“, flüsterte sie.

„Nein.“

„Ich bin viel zu schwer!“

Nein, du bist genau richtig.“

Eileen fühlte sich wie im Traum, als hätte sie ihr ganzes Leben nur für diesen Augenblick gelebt: auf seinen starken Armen, den Kopf an seine Brust gelehnt, bei Mondschein durch die laue Spätsommernacht getragen zu werden.

Sie bemerkte kaum, als sie die ausgetretenen Stufen zum kühlen, schwach erleuchteten Gebäude mit den alten Terrakottaböden und den schönen antiken Möbeln hinaufstiegen. Sie spürte nur das Klopfen seines Herzens. Auch im Innern des Palazzos ließ Gianluca sie nicht herunter, sondern trug sie noch eine Treppe hinauf.

Wie stark er war!, dachte Eileen bewundernd und auch ein wenig benommen.

Aber als er mit dem Fuß eine Tür aufstieß, die den Blick auf ein großes Bett freigab, begann ihr Herz vor Aufregung wild zu schlagen. Der Bettrücken und die Kissen waren mit einem dunklen, seidigen Stoff bezogen – ein richtiges Männerbett, das nach Verführung aussah. Eileen fragte sich plötzlich, was Gianluca wohl als Gegenleistung von ihr erwartete. Sie war relativ unerfahren und täte sich womöglich keinen Gefallen. Unwillkürlich befeuchtete sie sich die trockenen Lippen. „Vielleicht ist das doch keine so gute Idee“, flüsterte sie dann.

Diese Reaktion hatte er erwartet, aber das hielt ihn nicht davon ab, Eileen vorsichtig aufs Bett zu legen. Dann strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht und sah sie mit seinen dunklen Augen ernst an. „Oh doch, das ist es. Es ist die beste Idee, die ich jemals hatte.“ Er beugte sich über sie, um sie zu küssen, aber auf eine ganz andere Art als draußen unter dem Sternenhimmel. Es war ein zärtlicher Kuss, der so ein wohliges Gefühl im Bauch verursachte – ein Kuss, der sagte: Vertrau mir!

Konnte sie das? Und was noch wichtiger war, konnte sie darauf vertrauen, dass sie nicht mehr in die Sache hineinlas, als da wirklich war? Wenn sie der Realität ins Auge sah, wäre sie auf der sicheren Seite.

Als Eileen Gianluca die Arme um den Nacken legte und ihn mit leicht geöffneten Lippen einladend ansah, fühlte er sich nicht nur beflügelt, weiterzumachen, sondern spürte auch, wie ihn pure Lust durchströmte. Ihr dunkles Haar war auf den Kissen ausgebreitet, gegen den zarten Stoff der Bluse zeichneten sich ihre beiden herrlichen Brüste ab, und die Beine hatte sie leicht geöffnet.

Er küsste ihre Lider. „Weißt du eigentlich, wie schön du heute Abend aussiehst, cara?“

„Das ist doch nicht dein Ernst?“ Das sagte er bestimmt zu jeder Frau, die er mit ins Bett nahm. Sie mochte sich zurechtgemacht haben, aber mit Sicherheit sah sie nicht schön aus.

„Oh doch.“ Er spürte, wie sie erstarrte, weil sie ihm nicht glaubte, und legte ihr eine Hand auf die Brust, bis sich die Knospe an seiner Handfläche aufrichtete. Am liebsten hätte er gesagt: Warum ziehst du dich nicht auch im Büro so an? Doch damit hätte er an ihre Geschäftsverbindung erinnert und den Zauber dieses Abends zerstört.

Deshalb flüsterte er ihr auf Italienisch zu, dass sie viel zu schön sei, um ihr Haar und ihren Körper zu verstecken. Dabei wusste er natürlich genau, dass sie kein Wort verstand, aber genauso wenig konnte sie ihn missverstehen. Sie bekam nur seinen Tonfall und die zärtliche Grundstimmung mit.

Gianluca erklärte ihr, dass ihr Haar dunkel sei wie die Nacht und sie aussehe wie eine Zauberin, verführte sie mit seinen Worten und seinen Gesten. Und dann bemerkte er, dass sich ihre Anspannung legte.

Langsam öffnete er ihre Jeans und zog sie über ihre Hüften. Madonna mia, Eileen war eine richtige Venus! Gut, ihre Unterwäsche hätte raffinierter ausfallen können, aber die sollte sie ja auch nicht anbehalten.

„Gianluca“, hauchte sie jetzt mit bebender Stimme, während er ihr den Slip abstreifte und ihn zu den anderen Kleidungsstücken auf den Boden warf. Er spürte ihre Unsicherheit und begann, sie zu streicheln, wobei er ihr weiter auf Italienisch Komplimente machte.

Er war einfach toll und gab ihr das Gefühl, es auch zu sein. Hatte dieser Mann nicht vom ersten Moment an ihre Fantasie beflügelt? Sie schob ihm die Hände unters Hemd und spürte seinen durchtrainierten Bauch und die Brustmuskulatur.

, berühr mich“, drängte er.

Sie begann, ihm den Gürtel zu öffnen. Er hatte gehofft, dass sie das tun würde, und schloss die Augen.

Als Eileen erneut spürte, wie erregt er war, hielt sie unwillkürlich inne.

„Sei nicht schüchtern, cara, fass mich an. Ah, , genau da.“

Sobald sie Gianluca unter ihrer Berührung stöhnen hörte, verflog ihre Scheu. Jetzt fühlte sie sich mächtig und auf Augenhöhe mit ihm, weil sie merkte, dass sein Verlangen genauso groß war wie ihres. Darüber vergaß sie ihre Vorbehalte und zog ihm die Jeans und alles andere aus. Endlich waren beide nackt.

Als sie sich umarmten und einander spürten, lachte er leise, und Eileen stieß einen entzückten Schrei aus. Gianluca küsste und streichelte sie, bis sie rief, er solle sie endlich nehmen, und dann lachte und küsste er sie noch ein bisschen mehr.

„Soll ich dich noch länger zappeln lassen?“, neckte er sie gleich darauf.

„Wage es bloß nicht, sonst …!“

„Sonst … was?“

„Sonst … das!“

Sie ließ ihn los, und er seufzte enttäuscht, obwohl er sich insgeheim freute. Die kühle und zurückhaltende Lady spielte mit. In Wirklichkeit war sie genauso heiß und sexy wie jede andere Frau, mit der er bisher geschlafen hatte. Jetzt beugte er sich über sie, strich ihr einige Haarsträhnen aus dem Gesicht, küsste ihre Nasenspitze und verspürte plötzlich das Bedürfnis, sofort mit ihr eins zu werden.

„Eileen“, fragte er mit bebender Stimme, „verhütest du?“

Sie schüttelte den Kopf, und er griff in die Nachttischschublade, ehe er sich ungeduldig ein Kondom überstreifte und sich wieder über sie schob.

In diesem winzigen Augenblick, bevor Gianluca zu ihr kam, empfand Eileen eine ungeheure Nähe und Verbundenheit mit ihm. Sie wollte ihm sagen, dass sie so etwas normalerweise nicht tat und dass es für sie etwas ganz Besonderes war. Aber sie spürte, dass es unpassend gewesen wäre. Als erwartete sie zu viel …

Abgesehen davon war Gianluca viel zu erregt, um zuzuhören, und so zog sie ihn einfach zu sich und legte ihm besitz ergreifend die Arme um den Rücken, weil sie ihn ganz nah spüren wollte, auf sich … in sich …

„Das ist …“

„Ich weiß“, sagte er, während er sich noch eine herrlich quälende Sekunde zurückhielt, „il settimo cielo.“

„Was bedeutet das?“

„Dass man das Gefühl hat, im siebten Himmel zu sein. Dass du dich einfach göttlich anfühlst.“ Und dann drang er in sie ein – langsam, hart und tief – und genoss ihren entzückten Aufschrei, als sie in den Rhythmus einfielen, der der Ursprung jeden Lebens ist.

Wieder und wieder brachte er sie so weit, dass sie kurz davor war, zu kommen – und genoss es, wie sie sich dann unter ihm wand, bis er plötzlich wusste, dass er sich nicht länger zurückhalten konnte. Mit den Lippen umschloss er eine ihrer Brustknospen und rieb ganz sacht die Zähne daran. Als sie schließlich zum Höhepunkt kam und seine Schultern umfasste, sodass er ihre Nägel spürte, stöhnte er auf, getrieben von Lust und süßem Schmerz, ehe er sich selbst der Erfüllung hingab.

Danach lagen sie eng umschlungen da – die Körper feucht vom Liebesschweiß –, während sich ihre Atmung und ihr Herzschlag allmählich wieder normalisierten. Als Gianluca spürte, wie ihn herrlich entspannte Müdigkeit beschlich, sah er auf die Uhr und fluchte leise.

Schläfrig hob Eileen den Kopf. „Stimmt irgendetwas nicht?“

Gähnend zuckte er die Schultern und murmelte: „Ich benehme mich nicht gerade wie ein vorbildlicher Gastgeber. Wir bleiben noch ein bisschen hier, aber dann sollten wir wirklich zur Party zurückkehren, cara.“ Doch die Versuchung, die von den weichen Kissen und dem warmen, nackten Körper neben ihm ausging, war zu groß. Gianluca schlief ein – einen Schenkel auf ihrer Hüfte, eine Hand auf ihrem Bauch.

Eileen musste auch geschlafen haben, denn im nächsten Augenblick wusste sie nicht, wo sie sich befand. Doch ihr war sehr behaglich zumute, und sie fühlte sich rundum zufrieden, trotz der Schwere ihrer Glieder, der besonders sensiblen Haut, als ob … als hätte sie … Sie riss die Augen auf und geriet in Panik, als sie begriff, was passiert war.

Und mit wem!

Sie schluckte. Das konnte doch nicht sein. Bestimmt hatte sie nur geträumt.

Doch dann hörte sie einen leisen Seufzer und spürte eine Bewegung neben sich und wusste, dass es kein Traum gewesen war. Sie wagte kaum zu atmen und wandte der Gestalt neben sich langsam den Kopf zu, als müsste sie sich erst noch einmal davon überzeugen, dass sie gerade mit ihrem wichtigsten Kunden Sex gehabt hatte.

Im Schlaf wirkte Gianlucas Gesicht viel zugänglicher. Das zerwühlte Haar und der dunkle Schwung seiner Wimpern schien so gar nicht zu dem seriösen Manager zu passen, der sonst mit entschlossenem Zug um den Mund von Termin zu Termin hastete. Einen verrückten Moment lang hätte sie beinah der Versuchung nachgegeben, den Kopf zu neigen und mit den Lippen seine olivfarbene Schulter zu liebkosen, um sich dann noch einmal zu ihm zu legen. Doch dann erfasste sie eine Welle der Vernunft. Ein eisiger Schauer lief ihr über den Rücken.

Im Haus und draußen war es absolut ruhig. Es musste wohl mitten in der Nacht sein. Eileens Gewissen quälte nicht nur, was sie getan hatte, sondern auch, was sie unterlassen hatte: sich um Jason zu kümmern!

Sie erstarrte. Sie war mit ihrem jungen Assistenten zu einer Party irgendwo im Nirgendwo gefahren und dann einfach verschwunden, um mit ihrem Gastgeber zu schlafen.

Unwillkürlich stieß sie einen kleinen Seufzer aus, und die Gestalt neben ihr bewegte sich. Eileen presste sich eine Hand auf den Mund. Sie musste nachdenken und einen Aktionsplan entwerfen – oder wenigstens einen Schadenbegrenzungsplan.

Das Ganze hätte nie passieren dürfen – und ob sie die Schuld nun dem Wein, dem Mondschein oder ihrer seit langem genährten Sehnsucht gab, es war nicht von Belang. Was sie getan hatte, war unverzeihlich. Und jetzt musste sie hier schleunigst weg. Doch welche Möglichkeiten hatte sie?

Wenn sie bis zum Morgen wartete, gäbe es nicht nur die peinliche Gegenüberstellung mit Gianluca, sondern auch mit seinen womöglich zahlreichen Hausangestellten. Wie würde denn das aussehen? Sie biss sich auf die Lippe, während sie daran dachte, wie er sie am Abend zuvor seinem ehemaligen Kindermädchen vorgestellt hatte und seinem netten Anwalt. Es würde genau nach dem aussehen, was es gewesen war – ein One-Night-Stand! Und dann erinnerte sie sich daran, wie Gianluca nach dem Sex auf die Uhr gesehen und gesagt hatte, dass sie nun aber wirklich zu Party zurückkehren müssten.

Nun, das klang doch nicht nach einem Mann, der bis zur letzten Minute neben ihr liegen, ihr übers Gesicht streichen und sagen wollte, wie wundervoll es mit ihr gewesen sei, oder? Nein, das klang so, als hätte sie es darauf angelegt, von ihm verführt zu werden, und als habe er lediglich die Gelegenheit beim Schopf ergriffen …

Aber was sollte sie jetzt tun? Und wo, zum Teufel, war Jason? Hatte er sich vom Chauffeur nach Rom zurückbringen lassen, oder schlief er jetzt auch irgendwo hier in diesem großen Palazzo?

Mit dem Geschick eines Entfesselungskünstlers entwand sich Eileen Gianlucas muskulöser Umarmung. Aber er schlief so tief, dass er auch nicht mitbekam, wie sie ihre Kleidung, die Handtasche und den Slip zusammensuchte und das Zimmer verließ. Am Ende des Flurs entdeckte sie ein Badezimmer und schlüpfte dort so leise wie möglich in ihre Sachen. Dann zog sie das Handy aus der Gesäßtasche und fand zwei Mitteilungen von Jason.

Wo bist du?,

lautete die erste,

Bin nach Rom zurück. Fliegst du morgen mit?,

die zweite.

Eileen atmete erleichtert auf. Wenigstens saß Jason nicht auch hier irgendwo fest. Die Frage war nun, wie sie noch heute Nacht nach Rom zurückkam, um ihren Flug am Morgen zu bekommen und so viel Distanz wie möglich zwischen sich und Gianluca zu bringen. Das war bestimmt das Beste: so zu tun, als wäre nichts geschehen. Wenn sie hier bloß nicht festsäße …

Aber dann erinnerte sie sich, dass Gianluca mit seinem eindrucksvollen Sportwagen hergekommen war, und hatte eine Idee. Vielleicht war es total verrückt, aber wenn schon. Was hatte sie jetzt noch zu verlieren? Nach dieser Nacht wäre ihr Vertrag mit seiner Firma sowieso hinfällig. Oje, sie durfte gar nicht daran denken, was ihre Geschäftspartnerin Suzy dazu sagen würde.

Autor

Sharon Kendrick
<p>Fast ihr ganzes Leben lang hat sich Sharon Kendrick Geschichten ausgedacht. Ihr erstes Buch, das von eineiigen Zwillingen handelte, die böse Mächte in ihrem Internat bekämpften, schrieb sie mit elf Jahren! Allerdings wurde der Roman nie veröffentlicht, und das Manuskript existiert leider nicht mehr. Sharon träumte davon, Journalistin zu werden,...
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